Die fehlgeleitete Geschlechterdebatte und der männliche Minderwertigkeitskomplex

Seit Jahrzehnten gilt es als en vogue, die angeblichen Benachteiligungen von Frauen im öffentlichen, beruflichen wie privaten Leben zu ins Zentrum gesellschaftlicher Diskussionen zu rücken. In der Folge wurden zahlreiche gesetzliche Regulierungen geschaffen mit dem einzigen Ziel, den gesetzlichen Salomon zu Lasten der Männer zu beeinflussen, geschlechtsspezifischer Lobbyismus camoufliert sich als Frauenförderung. Die Schlagseite des Diskurses geht längst weiblichen Kombattanten so gegen den Strich, dass sie in ihrer Parteinahme die Sachlage ein Stück geraderücken. Und aus der privaten Perspektive wirken die Argumente der Vorkämpfer für die weibliche Sache stark verfälschend.

Lesedauer: 5 Minuten

Es ist ein bemerkenswertes Phänomen: Kinder werden, heute mehr als früher, fast ausschließlich von Frauen erzogen. Bis zu 40% des Nachwuchses landet bereits im Säuglingsalter in staatlichen Horten, wo zu 90% weibliches Personal die Schreihälse unter die Fittiche nimmt. Einige Jahre später geht es weiter in der Schule, wo der hohe Überschuss von Lehrerinnen für eine inzwischen messbare Benachteiligung von Jungen sorgt. Längst erzielen Mädchen bessere Bildungsabschlüsse als ihre männlichen Pendanten. Und der Unterschied vergrößert sich. Und dennoch machen die Vorkämpfer der Frauenförderung Geschlechterstereotypen für die Benachteiligung der einen verantwortlich.

Benachteiligung ist da schon eine arg einseitige Betrachtung. Denn bisher stört sich niemand im Bildungsbereich daran, dass Jungen bei den Bildungsabschlüssen immer mehr ins Hintertreffen geraten. (Zu) viele Lehrerinnen und Erzieherinnen wollen aus Jungen Mädchen zweiter Wahl machen – und scheitern, naturgemäß muss hier hinzugefügt werden.

Dennoch werden Studien nicht müde, aufzulisten, wo Frauen abgehängt sind.

Erwerbsbeteiligung. Die Erwerbstätigkeit von Frauen liegt 7 Prozentpunkte unter der von Männern.

Toppositionen.

So waren 2020 elf Prozent aller Vorstandsposten der 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen mit Frauen besetzt. Anders sieht es der WSI-Analyse zufolge auf der zweiten Führungsebene aus, wo der Frauenanteil mit 40 Prozent nur etwas niedriger als der Anteil an allen Beschäftigten (44 Prozent) war.

Verdienst. Der Gender Pay Gap liegt laut Statistischem Bundesamt bei 18%.

Gleichstellung. Noch immer übernehmen Frauen in Paarbeziehungen den Großteil der Hausarbeit.

Bemerkenswerterweise werden Menschen dabei geschlechterunabhängig die gleichen Interessen und Neigungen unterstellt. Biologie und Genetik als Erklärungsmuster haben längst ausgedient. Dass die Gehirne von Frauen und Männern unterschiedlich strukturiert sind, darf ebenso wenig eine Rolle spielen wie der Einfluss von Hormonen auf unsere Verhaltensweisen unter Interessen. So sind weibliche Hirne enger vernetzt als männliche, die wiederum eine bessere Vernetzung innerhalb einer Hemisphäre besitzen. Mit solchen Erkenntnissen ließen sich „geschlechtsspezifische Stereotype“ erklären – wenn es gewollt wäre. Stattdessen nehmen Gender Streamer lieber zum Hokuspokus Zuflucht.

Testosteron ist ein zentrales Hormon für die körperliche Leistungsfähigkeit, zu dessen Nebenwirkungen ein gesteigertes Aggressionsverhalten zählt. Aggression ist wiederum mit Gewalt konjungiert. Bei Männern liegt der Testosteronspiegel zwischen 2,41 bis 8,27 µg/l, bei Frauen dagegen lediglich bei 0,14 bis 0,76 µg/l, also bis zu 17mal höher. Der Verzicht auf aggressives Verhalten und Gewalt als Konfliktlösung verlangt von Männern eine weit höhere zivilisatorische Leistung ab als von Frauen.

Wir leben in Zeiten, die maßgeblich von den männlichen Stärken profitieren, aber die Überlegenheit der Weiblichkeit feiern. Erfindungsgeist, Risikobereitschaft und Wettbewerb machen den Westen allen anderen Weltregionen überlegen. Es verwundert andererseits nicht, dass ängstliche Naturen mit ausgeprägtem Sicherheitsbedürfnis trotzdem nur mit Verachtung auf diese Bausteine unseres Wohlstandes schauen, wo das Männliche nur ein Synonym ist.

Nur Anhänger der Gender Studies können unter Ausblendung der Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften zu der Erkenntnis gelangen, dass Interessen und Vermögen zwischen den Geschlechtern grundsätzlich gleichverteilt und Abweichungen daher gesellschaftlich konditioniert wären. Mit solchen Scheuklappen ist es eben nur eine Verirrung, wenn Sendungen wie „Germanys Next Top Model“ (GNTM) und „Der Bachelor“ im wesentlichen von Frauen gesehen werden, der Sport1-Doppelpass jedoch von Männern.

Die Jahre lassen sich kaum noch zählen, in denen der Gender Pay Gap als Zeichen der Ungleichbehandlung der Geschlechter angeführt wird. Die Zahl allein erscheint monströs, errechnet nach einfachen statistischen Methoden ohne feine stochastische Ziselierungen. Tatsächlich ist sie eins: Ausdruck der unterschiedlichen Prioritäten und Sichtweisen von XX und XY-Kombinationen. Ob jemand lieber Teilzeit arbeitet, eher technisch versiert ist oder Menschen Hilfestellung gibt, ob jemand sich einordnet oder führt, all das ist wichtig für die Person selbst. Der Lohn ist Ausdruck dessen, wie es entgolten werden kann. Und wer nicht verhandeln will, wird auch im Schmuckladen einen höheren Preis zahlen als jener, der die Liste nur als eine erste Offerte ansieht.

In den skandinavischen Ländern hat es angefangen: der Gesetzgeber verordnet Unternehmen, wie sie ihre Führungspositionen zu besetzen haben. Das nominelle Ergebnis ist überall überschaubar: zwar stieg der Anteil von weiblichen Managern in Aufsichtsräten und Vorständen, aber stets weit weniger, als es die politischen Zielvorgaben vorsahen. Dafür gibt es ein anderes Phänomen: Die wenigen Vorstandsdamen verdienen nicht nur in DAX-Unternehmen im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen, was wenig mit ihrem Verhandlungsgeschick zu tun hat als mit der vom Gesetzgeber erzeugten Knappheit. In Aufsichtsräten führt das zu Multifunktionsträgerinnen, eine Eigenart, die vor 20 Jahren mit Compliance-Regeln eigentlich überwunden werden sollte. So sieht Geschlechterlobbyismus aus.

In der Politik ist es das gleiche Spiel: Seit den Achtzigerjahren gibt es bei den linken Parteien eine systemische Bevorzugung von weiblichen Kandidaten. Vorgebliches Ziel: mehr Frauen für die Politik zu begeistern durch gleichgeschlechtliche Vorbilder. Nach 40 Jahren Quotenexperiment, also fast zwei Generationen, ist eigentlich unzweifelhaft, was niemand eingestehen will: das Ziel konnte weder erreicht noch teilerfüllt werden. Selbst bei den Grünen sind bis heute nur rund 40% der Mitglieder weiblich, dennoch liegt ihr Anteil unter den Fraktionsmitgliedern bei 56%. Dafür werden die linken Parteien SPD, Grüne und LINKE von einer Anzahl von ungeeigneten Politikerinnen geflutet, die nirgends sonst Erfolg hätten. Die Männer geben den Ton an, während die Frauen ob Überforderung die Sache an die Wand fahren. So zuletzt geschehen bei den Grünen, die mit ihrer Quotierung den falschen Kandidaten aufstellten, und der Linkspartei, die gleich ob Unfähigkeit in der Führung kollabierte.

Auch schon länger währt die Gender-Debatte über die Ungleichverteilung der Hausarbeit. Kein Mann kann es sich heute gesellschaftspolitisch leisten, nicht das vermeintliche Drückebergertum der Y-Chromosomträger anzuprangern. Die eigenen Verdienste um die Hausarbeit werden dabei kleingerechnet, der Minderwertigkeitskomplex gegenüber der Frau liebevoll gepflegt. Auch wenn es dem Leser anekdotenhaft erscheinen mag, aber die bessere Hälfte der Menschheit weiß solche Selbstkasteiung auszunutzen. Der Autor kennt zahlreiche Beziehungen, in denen die Frau die wesentlichen Determinanten der Beziehung diktiert – Heirat, Kinder, Sex, Arbeit -, sich aus dem Erwerbsleben zurückzieht und gleichzeitig den vollbeschäftigten Partner zu gleichgewichtiger Haus- und Betreuungszeit verpflichtet. Der Devotismus von Männern im Alter zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Vierzig ist da beeindruckend und spiegelt die Kehrseite der weiblichen Erziehung wieder.

Doch lassen sich solche Behauptungen, die das Blut so manchen Lesers sicher kochen lassen, auch irgendwie unterlegen? Wir werden sehen. Eine ziemlich junge Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass Männer neun Stunden mehr arbeiten als Frauen, gegen halb-harte Euros versteht sich. Ursächlich ist der hohe Anteil von weiblichen Teilzeitarbeitern, ein Ideal der Zeitplaner seit den Neunzigerjahren. Männer ließen sich lange nicht dafür gewinnen, den Tag mit reduzierter Erwerbsarbeit zu füllen. Denn es besteht ein unglücklicher Zusammenhang: wer weniger arbeitet, hat auch weniger Geld, um damit das Leben zu genießen.

Auf der anderen Seite arbeiten Frauen weit mehr im Haushalt, nach internationalen Studien sind es meist rund 4,5 Stunden am Tag. Und so kommt es, dass Frauen einfach das fleißigere Geschlecht sind. Sechs Wochenstunden arbeiten sie mehr als ihre überstundenschiebenden Pendants. Die Welt ist ungerecht.

An der Stelle bin ich erstaunt, wie ungefragt und unbedarft solche „Erkenntnisse“ übernommen werden. Plausibilität wird total überschätzt. So warnen Mediziner davor, sich größerem Stress auszusetzen, weil dies die Lebenserwartung verkürzen würde. Auch ein hoher Anteil körperlicher Arbeit im Leben verkürzt eben dieses. Frauen sind da offensichtlich ein Phänomen: Obwohl sie ihr Leben lang mehr arbeiten als Männer, obwohl sie sich um die nachweislich gefährliche Hausarbeit kümmern, leben sie viel länger. Und der Abstand in der Lebenserwartung ist über die Jahrzehnte noch gewachsen.

Wenn ich solche Zahlen lese, bin ich bass erstaunt. Bin nur ich so eine faule Haut? Selbst meine Geschlechtsgenossen arbeiten innerfamiliär mit fast 2 Stunden am Tag viel mehr. Wie schaffen die das, nach einem 40-Stunden-Tag nebst An- und Abreise sich noch so in die Hausarbeit reinzuknien? Frauen ohnehin: mehr als einen halben Arbeitstag verbringen sie neben so mancher Vollzeitbeschäftigung noch mit Bügeln, Kochen, Wäschewaschen. Erstaunlich.

Und da ist noch die Sache mit den Kindern. Angeblich beansprucht der Nachwuchs ja wahnsinnig viel Aufmerksamkeit. Kinder können diese Einschätzung übrigens nicht bestätigen. In den WorldVision-Studien zu ihren Lebensbedingungen befragt, reklamierten die Kleinen regelmäßig die geringe Zeit, die ihre Eltern erübrigen würden. Je mehr Zeit die Eltern haben, desto weniger verbringen sie sie mit ihren Kindern. Das alles passt nicht zusammen.

Die Erwerbszeit ist ein harter Fakt, gemessen durch Verträge und Stechuhren. Die mögen nicht immer produktiv sein, aber sie sind zumindest ehrlich. Es gibt einen guten Grund, warum Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Überstunden untersagen, wenn sie im Home Office arbeiten: die Unehrlichkeit. Wir Menschen neigen nämlich dazu, unseren eigenen Beitrag zu Arbeit zu überschätzen und dazu noch über den Aufwand zu schummeln.

Wenn die Freundin die Buntwäsche mit 60°C wäscht, steht niemand mit der Stoppuhr daneben. Wenn die Kinder bespaßt werden – was an sich schon erziehungstechnisch eine fragwürdige Angelegenheit ist -, wird dies in keinem Kataster festgehalten. Folglich gründen solche Studien auf den Befragungen der Betroffenen. Menschen haben eine starke Neigung, sich in strahlendem Licht darzustellen. Folglich sind solche Daten nicht zum Nennwert zu nehmen.

Sind Frauen Lügnerinnen? Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Frauenzeitschriften sind voll von Erfahrungsberichten von Leserinnen, die ihre Tricksereien schildern, um etwas vorzuspiegeln, was nicht ist oder war. In dem Film „Mission Impossible 2“ (MI2) soll der Agent Ethan Hunt eine Juwelendiebin anwerben. Nach einer kleinen Liebesaffäre eröffnet ihm sein Chef:

Eine Frau muss mit einem Mann ins Bett gehen und ihn belügen. Dafür braucht sie doch kein Training.

Der ganze Kinosaal fand die Bemerkung brüllend komisch. Na ja, nicht der ganze, vielleicht die Hälfte.

Es gibt zahlreiche Studien, unter welcher Arbeitsbelastung Studenten während ihres Studiums stehen. Angesichts der dort ermittelten Ergebnisse wundert es, wie wenig Studenten Burnouts erleiden. Ich muss auch hier gestehen: Nicht meine Erfahrung. Meine Studentenzeit gehört zu den schönsten Erfahrungen meines Lebens und das nicht, weil ich abends vor Erschöpfung ins Bett gefallen wäre. Jedenfalls, auch diese Studien leiden unter dem Makel, dass sie allein auf Befragungen resultieren. Und da kommen dann schon Ergebnisse von 31-40 Stunden Zeitaufwand für ein Vollzeitstudium heraus.

Vor zehn Jahren wollten es Forscher genau wissen und begleiteten Studenten in ihrem Alltag. Jede Minute wurde in Tabellen eingetragen. Am Ende war klar: die jungen Akademiker überschätzen ihren Zeitaufwand völlig. Nach der Langzeitstudie „ZeitLast“ kamen deutsche Studenten lediglich auf einen wöchentlichen Aufwand zwischen 19 und 22 Stunden. Arbeitsüberlastung schreibt sich anders. Bereits in den 1930er Jahren untersuchte der Wissenschaftler Lazarsfeld das Phänomen anhand von Arbeitslosen, dass Menschen ihren Zeitaufwand für gesellschaftlich geachtete Tätigkeiten fundamental überschätzen.

Entweder mit diesem Wissen oder alternativ mit der erworbenen Lebenserfahrung erscheint es undenkbar, dass eine teilzeitbeschäftigte Mitdreißigerin auf die Frage von Forschern antwortet, sie treffe sich hauptsächlich mit Freundinnen zum Kaffee.

Sind Frauen bessere Menschen? Der ein oder andere mag das glauben, erstaunlich viele Männer vom Typ wie Stefan Sasse sind darunter. Der Glaube an die Überlegenheit der Frau entspringt einem Minderwertigkeitskomplex vieler Männer. In diesem gesellschaftlichen Bild sind Männer dysfunktionale Frauen. Nehmen wir aber an, dem Studentenleben entwachsene Frauen und Männer würden ähnlich wie die Studiosi ihre Zeitbilanz frisieren, dann sinkt die vermutete Hausarbeit von Frauen auf vielleicht 2 ¼ Stunden und die von Männern auf 1 Stunde. Gefühlt immer noch viel, aber weit weniger dramatisch.

Stellen wir das der umfangreicheren Erwerbsarbeit von Männern gegenüber, kommen beide Geschlechter auf annähernd gleiche Zeiten, in denen sie sich nicht dem Müßiggang widmen. Und der gesellschaftliche Skandal schrumpft zu einer Petitesse, was es wohl immer war. Die Gesellschaft ist noch auf einem anderen Trip, den Männer stärker in die Hausarbeit zu ziehen. Kein Wunder sind heute mehr Männer unzufrieden mit ihrer Vollzeitstelle und wollen ihre Arbeitszeit reduzieren, während Teilzeitbeschäftigte sich seltener nach Mehrarbeit sehnen.

Das verspricht spannende innerfamiliäre Diskussionen. Denn wenn die Arbeitszeit des Haupternährers sinkt ohne dass die Partnerin ihre ausweiten will, steht am Ende des Monats weniger Geld zur Verfügung. Aber das wird dann sicher auch partnerschaftlich aufgefangen.

{ 88 comments… add one }
  • Jens Happel 6. Mai 2022, 17:02

    Einige Jahre später geht es weiter in der Schule, wo der hohe Überschuss von Lehrerinnen für eine inzwischen messbare Benachteiligung von Jungen sorgt.

    Hi Stefan,
    hast du für diese geschilderte Kausalität eine Studie? Das Mädchen im Schnitt besser sind als die Jungen ist mir bekannt. Das es mit der Zahl der weiblichen Lehrer korreliert allerdings nicht.

    Die Genderdebatte dürfte nur der Anfang sein. Demnächst müssen Stellen auch noch nach Ausländeranteil, evt. sogar nach zugewanderten Nationaltäten vergeben werden. Anschließend darf man die Homosexuellen (mannlich, weiblich) und Tra-, Trans- und was weiß ich-vetiten/sexuellen nicht vergessen.

    Von einer Leistungsgesellschaft degenrieren wir zu einer Verteilungsgesllschaft.

    Besonders deutlich, wird das gerade im Frauensport wo gerade transsexuelle Männer den Frauensport ad absurdum führen. Da sollten wir im Zuge der Gleichberechtigung doch den Frauensport gleich ganz auflösen. Die Goldmedallie im 100 Meterlauf kriegt dann nicht mehr der schnellste sondern derjenige der bei der Anreise am wenigsten CO2 verbraucht hat oder in der Schule am häufigsten gehänselt wurde.

    Gerechtigkeit muss schließlich sein.

    Viele Grüße
    Jens

    • Stefan Pietsch 6. Mai 2022, 18:39

      Das ist keine wissenschaftliche Kausalität. Den Anspruch habe ich an der Stelle nicht. Aber es fängt ja bereits in den Kindergärten an: Jungs wird das Toben und Balgen verboten, von den vielen weiblichen Erzieherinnen, die mit den unbekannten Wesen nichts anfangen können. Jungs sind in deren Augen einfach missratene Mädchen.

      Frauensport ist ein gutes Beispiel: Die Betroffenen sind sich absolut einig, dass Transfrauen den Wettbewerb ad absurdum führen. Es sind die Theoretiker(innen), die hier ein Frausein gegen die Natur durchdrücken wollen.

      • derwaechter 8. Mai 2022, 00:12

        „Frauen in Machtpositionen kann es kaum sein, die haben noch in keinem Land die 20%-Marke geknackt. “

        Also in Skandinavien auf jeden Fall, und das schon ziemlich lange.

        Wir in Norwegen hatten in der letzten (konservativen) Regierung Frauen als Premier, Vize, Finanz, Verteidigung und als Vorsitzende aller (bis auf eine glaube ich) Regierungsparteien. Ging übrigens einher mit Verschärfungen der Abtreibungsgesetze. Aber das nur am Rande.

        Die Regierungen sind seit Mitte der 80ger immer mit mindestens 40% Frauenanteil gewesen. Im Moment sogar (wieder) über 50%.
        Die Abgeordnetenquote hat die 20% bereits in den 70gern durbrochen und liegt mittlerweile bei rund 45%.

        You get my point.

        • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:48

          In der Politik ja, in der Wirtschaft ist es bei denen auch noch katastrophal.

          • derwaechter 8. Mai 2022, 13:32

            Dann hättest Du Macht Mal definieren müssen 🙂

            Macht ist ja nicht nur in der Wirtschaft. Und selbst da liegt der Anteil im Management der größten Firmen bei ca 25%.

            Es ist ja ein Paradox, dass sich hier in den wohl gleichberechtigtsten Gesellschaften der Welt eine ziemliche Schieflage in vielen Teilen des Berufslebens hält. Andere traditionelle eher männliche Bereiche haben sich da sehr verschoben aber die Privatwirtschaft eher weniger.
            Ich würde sagen, dass das teilweise durchaus mit Vernunft bei Frauen zu tun haben könnte. Top-Mangement ist abgesehen von hohen Gehältern, nicht unbedingt ein erstrebenswerter Lebensentwurf. Und das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen gilt beim Gehalt ja auch.

            • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 16:10

              @ derwaechter 8. Mai 2022, 13:32Top-Mangement ist

              Top-Mangement ist abgesehen von hohen Gehältern, nicht unbedingt ein erstrebenswerter Lebensentwurf. Und das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen gilt beim Gehalt ja auch.

              Sehe ich auch so. Man muss schon sehr einseitig interessiert sein, um das zu wollen.

            • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 17:11

              Es ist nicht meine Schuld, dass du einen extrem verengten Begriff absolut setzt, sorry.

              Die Privatwirtschaft hat, anders als der öffentliche Dienst, viel weniger Familienfreundlichkeit, und weil Familienarbeit hauptsächlich Frauenarbeit ist…

              • derwaechter 8. Mai 2022, 18:39

                Wenn du von weniger als 20% Frauen in Machtpositionen sprichst, damit aber offenbar nicht auch die mächtigsten politischen Ämter meinst, weiss ich nicht wer hier verengt.

                Wir habe übrigens eine Zentralbankchefin. Quasi die perfekte Vereinigung von wirtschaftlicher und politischer Macht

                • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 18:45

                  Laut Erwin völlig machtlos 😛

                  Aber ernsthaft: ich habe von Machtpositionen gesprochen, und direkt davor ging es um Wirtschaft und Juristerei.

                  Aber Hupe. Streiten wir nicht schon wieder sinnlos über Semantik, jetzt ist das ja geklärt.

                  • derwaechter 8. Mai 2022, 20:31

                    Ist geklärt.
                    Dass es direkt davor um Wirtschaft und Juristerei ging
                    war mir entgangen.

                    Lese ich jetzt aber nicht noch Mal nach 😉

    • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 09:44

      Korrelation. Und „messbare Benachteiligung“ gibt es bisher auch nicht, was es gibt ist eine messbare schlechtere Performance der Jungen. Da muss man auseinanderhalten, statt die eigenen Vorurteile herumgaloppieren zu lassen.

      • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 10:17

        Interessant: Als Mädchen noch schlechtere Abschlüsse erzielten, war es Benachteiligung. Jetzt, wo sich das umgedreht hat, haben die Jungs einfach eine schlechtere Performance.

        • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 10:52

          Oh, die sind definitiv benachteiligt. Nur halt nicht deswegen, weil es viele Lehrer*innen gibt.

          • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 11:28

            Nee, is‘ klar. Frauen können sich natürlich wunderbar in den Drang des Raufens bei Jungen einfühlen, es akzeptieren und fördern.

            • schejtan 7. Mai 2022, 12:03

              Aehm…sollte der, falls es ihn so allgemein ueberhaupt gibt, gefoerdert werden? Oder in ihrem Bilde zu bleiben: sollte der weiblich drang zu zickenkriegen auch gefoerdert werden?

              • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 14:47

                @ schejtan 7. Mai 2022, 12:03

                Ich glaube nicht, das „nicht fördern“ das Problem ist, sondern „unterdrücken“. Es liegt bei den meisten höheren Spezies in der Natur, dass die männlichen Tiere schon von Klein auf miteinander auskaspern, wer der Stärkere ist.

                • schejtan 7. Mai 2022, 18:08

                  Ich sehe es halt schon Problem an, wenn aggressives Verhalten mit einem „so sind Jungs/Maenner halt“ abgetan wird, wenn es nicht sogar als besonders maennlich gefeiert wird. Besonders wenn auf der anderen Seite Frauen dafuer kritisiert werden, wenn sie ihre Emotionen „nicht unter Kontrolle haben“.

                  • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 22:04

                    @ schejtan 7. Mai 2022, 18:08

                    Ich sehe es halt schon Problem an, wenn aggressives Verhalten mit einem „so sind Jungs/Maenner halt“ abgetan wird, wenn es nicht sogar als besonders maennlich gefeiert wird.

                    Ich denke, dass es falsch ist, das schwarzweiß zu sehen. Zum einen ist Aggressivität nicht per se schlecht, zum anderen gibt es zwischen „ich schlage jedem die Zähne ein, der mich schief anguckt“ und „den ganzen Tag im Garten sitzen und Blümchen anschauen“ einen Haufen Zwischentöne. Eine planlose Unterdrückung jeglicher Art und Ausprägung von Aggressivität führt dann fast automatisch zu psychischen Beeinträchtigungen.

              • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 18:53

                Es gehört zum Erlernen von Sozialverhalten und Behauptungswillen. Viele Erzieherinnen kommen damit nicht klar, sie kennen nur die weibliche Version.

      • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 15:44

        @ Stefan Sasse 7. Mai 2022, 09:44

        Und „messbare Benachteiligung“ gibt es bisher auch nicht, was es gibt ist eine messbare schlechtere Performance der Jungen.

        Also misst man nicht richtig …

        • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:43

          Ziemlich sicher, ja. Die Forschung ist hier a) viel zu unterentwickelt generell und b) auf dem Auge völlig blind.

  • Thorsten Haupts 6. Mai 2022, 17:12

    Ich bin mit vielen pauschalierenden Einstufungen des Rantes NICHT einverstanden. Aber er stimmt in seiner Kernthese – die westliche Gesellschaft versucht, aus Männern Frauen zu machen. Und das kann nicht funktionieren (und funktioniert sichtbar nicht – sucht jemand eigentlich noch nach Bausteinen für die Zunahme des Rechtspopulismus in den letzten 20 Jahren? Gefunden!). Deshalb meinen Dank für diese Intervention.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Pietsch 6. Mai 2022, 18:34

      Unsere Zivilgesellschaft wird allein auf das Weibliche ausgerichtet. Die Reform des Sexualstrafrechts, die gesetzlichen Quotierungen im Privaten, das AGG, und inzwischen der Versuch, das Demokratiegebot der Verfassung mit Paritätsgesetzen zu schleifen, sind Ausdruck dieses Veränderungswillens. Die Irritation sehe ich bei Männern jungen und mittleren Alters, die versuchen, sowohl den Gleichbehandlungserfordernissen zu genügen als auch die Erwartungen ihrer jeweiligen Partnerin an Einkommen und Karriere zu erfüllen. Sie scheitern an allem und lassen sich dann noch dominieren. Sad.

    • Kning4711 7. Mai 2022, 07:50

      Die westliche Gesellschaft versucht nicht aus Männern Frauen zu machen, sie möchte lediglich die tradierten Rollenbilder aufbrechen und den Anspruch in den Verfassungen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt seien, verwirklichen.

      Ob da immer die richtigen Mittel eingesetzt werden, darüber kann man sicherlich diskutieren, das Ziel ist aber unstrittig. Eine Gesellschaft soll gleichermaßen von Frauen und Männern getragen und gestaltet werden. Und es gibt nach wie vor Aufgaben in dieser Gesellschaft, aus denen sich Männer lieber heraushalten, statt ihrer Verantwortung nachzukommen. Ich verfechte aber die These, dass dies nicht mit genetischer Disposition, sondern mit schnöden Dingen wie Entlohnung und Rahmenbedingungen zu tun hat.

      Väter haben ebenso eine Verantwortung für Ihre Kinder, wie Mütter. Warum sollen diese auf die Kindererziehung „verhaftet“ werden. Die Ausführungen des Autors könnten so gelesen werden, dass es eine „Strafe“ sei, Zeit mit den Kindern zu bringen. Wenn ich das Vater tue, dann nicht um einem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen, oder meiner Frau zu gefallen, sondern weil ich es wichtig finde und ich feststelle, dass es meinen Kindern gut tut, wenn der Papa präsent ist.

      In meinen Augen ist das ohnehin ein Grundübel unserer Gesellschaft: Care Arbeit, sei es die Arbeit mit Kindern, Kranken oder Alten ist dieser Gesellschaft nichts wert. Wir Männer gefallen uns darin diese Aufgabe einseitig zu delegieren und übernehmen nicht die notwendige Entlastung. Dieser vermeintliche „Wettbewerbsvorteil“ unserer Hochleistungsgesellschaft droht uns dank Demographischen Wandels nun um die Ohren zu fliegen, da wir im Sandwich zwischen Kümmern um Kinder, Kümmern um die Eltern und Kümmern um die Karriere zerquetscht werden. Schöne neue Welt.

      • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 08:14

        Das ist ziemlich idealisiert.

        Zum einen: die zentrale These ist, die Gesellschaft soll (und wird) am weiblichen Ideal ausgerichtet werden. Da Männer keine Frauen sind, haben sie allein die Umstellungslast zu tragen. Frauen versagen selbst. Wenn es so richtig wäre, wie Sie euphemistisch behaupten – eine Gesellschaft wird gleichmäßig von den Geschlechtern getragen – wo verändern sich Frauen? Und was heißt das überhaupt? Wurde die Gesellschaft bisher nicht gleichmäßig getragen?

        Ich sehe nur, dass Frauen die Vorteile der Transformation nehmen:
        – Sie werden bei der Hausarbeit entlastet, sind aber (wie im Artikel angeführt) nicht bereit, ihrerseits ihre Erwerbsarbeit nennenswert auszudehnen.
        – Sie nehmen die neuen Privilegien in Führungspositionen der Politik, sind aber nicht bereit, mehr zeitliche Opfer dafür zu erbringen.
        – Sie stellen neue Anforderungen an Männer, schrauben ihre eigene Partnerarbeit aber zurück.
        – Sie suchen sich weiterhin Partner nach oben und auf gleicher Ebene, aber nicht „nach unten“.
        – Obwohl ihnen Gesetzgeber und Gesellschaft in den Jahrzehnten beim Vorankommen im Berufsleben immer mehr Vorteile zugegeben haben, führen sie ihr Scheitern hauptsächlich auf geschlechtliche Diskriminierung zurück. Bestes Beispiel das Scheitern von Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin und Anne Spiegel als Gesundheitsministerin.

        Wer soll „Care Arbeit“ bitte bezahlen? Schauen Sie, der Hauptteil des Artikel legt ja gerade nahe, dass die Leute sehr großzügig ihren Zeitaufwand berechnen. Da wird das stundenlange Gespräch mit der Freundin über Jungs und Familie schon mal zur wichtigen Familienarbeit. Vielleicht rechnen wir einfach mal den Kneipenbesuch und das Fangehabe bei Fußballspielen auch dazu?

      • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 09:24

        @ Kning4711 7. Mai 2022, 07:50

        Die westliche Gesellschaft versucht nicht aus Männern Frauen zu machen, sie möchte lediglich die tradierten Rollenbilder aufbrechen und den Anspruch in den Verfassungen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt seien, verwirklichen.

        Das „Aufbrechen tradierter Rollenbilder“ bedeutet doch, dass man diese Rollenbilder erst mal definieren muss, bzw., provokativ formuliert, dass man bestimmte Verhaltensmuster als tradiert bezeichnet und dann bekämpft. Und das zielt bei Frauen in die Richtung „entwickelt Euch in diese Richtung hin“ und für Männer „entwickelt Euch von dieser Richtung weg„.

        Keine Ahnung, wo ich diese Diskussion verfolgt habe, die sinngemäß so lief:
        Sie: „Frauen haben Hindernisse, wenn sie Karriere machen wollen.“
        Er: „Ja, Männer. Die stehen, nur weil eine Frau kommt, nicht gleich auf und bieten denen ihren Platz an. Aber andere Männer haben die gleichen Männer als Hindernisse vor der Nase.“

        Mich stört da schon ein wenig die einseitige Betrachtung und Schuldzuweisung.

    • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 09:44

      Genau diese Kernthese ist Quatsch.

  • Ariane 6. Mai 2022, 22:50

    Bis zu 40% des Nachwuchses landet bereits im Säuglingsalter in staatlichen Horten, wo zu 90% weibliches Personal die Schreihälse unter die Fittiche nimmt.

    Genau, denn wie wir alle wissen, war die Kindererziehung vor Erfindung der Kindergärten Aufgabe von Männern. Also sorry, aber das ist so blödsinnig, dass ich laut lachen musste. Bei allem, was wir an moderner Welt interpretieren, sind wir gerade in einer Phase, in der Männer vermutlich mehr als irgendwann sonst mit in die Erziehung eingreifen. Ähnliches gilt übrigens auch noch für die Schullaufbahn, denn seit Mädchen (annähernd) gleichen Zugang zu Bildung haben, ist auch der Anteil der LehrerInnen gewachsen, von daher scheinen mir direkte Vergleiche hier schwierig – gelinde gesagt. Höhere Schulbildung für alle Schichten und alle Geschlechter ist generell noch nicht sehr alt und generationenübergreifende Vergleiche daher wenig ergiebig.

    Sind Frauen bessere Menschen? Der ein oder andere mag das glauben, erstaunlich viele Männer vom Typ wie Stefan Sasse sind darunter.

    Immer nett, wie beiläufig du solche Lügen in deine sehr langen Essays einbaust. Das ist schäbig. Gut, dass du dafür laut überlegst, ob Frauen Lügnerinnen sind oder zumindest gerne tricksen, dann wissen wir ja, dass dir das sehr fern liegt.

    • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 08:34

      Eltern haben die Erziehungsarbeit gerade in besseren Kreisen heute an die Horte ausgelagert. Erschreckend ist da immer wieder, wie lieblos solche auf Erfolg getrimmte Eltern mit ihren Kindern umgehen. Das war in den Siebziger-/ Achtzigerjahren tatsächlich anders. Der Slogan „Samstag gehört Vati mir“ hatte einen wahren Kern. Die Väter unternahmen etwas mit ihren Kindern.

      Bei allem, was wir an moderner Welt interpretieren, sind wir gerade in einer Phase, in der Männer vermutlich mehr als irgendwann sonst mit in die Erziehung eingreifen.

      Nicht das, was ich sehe. Du betest eine gesellschaftliche Vorstellung nach. Das heißt nicht, dass es so ist. Tatsächlich verweigern sich Eltern heute der Erziehung, sie wollen lieber der wichtigste Freund ihrer Kinder sein oder behandeln sie gleich als Souvenieur. Beides hat mit Erziehung im klassischen Sinne nichts zu tun.

      Ähnliches gilt übrigens auch noch für die Schullaufbahn, denn seit Mädchen (annähernd) gleichen Zugang zu Bildung haben, ist auch der Anteil der LehrerInnen gewachsen, von daher scheinen mir direkte Vergleiche hier schwierig – gelinde gesagt.

      Auch falsch. Gleichen Zugang zur Bildung gab es schon in den Siebzigern. Das weiß ich ziemlich gut als jemand mit zwei Schwestern und jemand, der auf dem Gymnasium geschlechtlich ausgeglichene Klassen besucht hat. Herrje, was hast Du für ein verschrobenes Bild von den letzten 50 Jahren!?! Damals war der Anteil der Lehrerinnen ungefähr pari. Aber schon in meinen Klassen wollten Mädchen weit häufiger Lehrerinnen werden.

      Und weißt Du, was Du nie thematisierst: Das Bild, das Du heute hast von der Ungleichbehandlung der Mädchen, das haben wir immer noch extrem ausgeprägt in muslimischen Familien. Da mögt Ihr das aber nie besprochen haben. Da sind es lieber „die“ Männer.

      Höhere Schulbildung für alle Schichten und alle Geschlechter ist generell noch nicht sehr alt und generationenübergreifende Vergleiche daher wenig ergiebig.

      50 Jahre, Ariane. 50 Jahre. Wer Anfang der Siebziger eingeschult wurde, ist heute Mitte 50. Da ergibt sich schon ein Bild.

      Ich habe nirgends gesagt, dass Frauen lügen. Ich habe geschrieben, dass Menschen lügen und ich rechne Frauen immer noch zu einem Teil dieser Spezies. Aber Du wirst als Frau das besser wissen. 😉 Und es ist so, dass Menschen in der Richtung lügen, was gesellschaftlich akzeptiert ist. Als Burnout als ernstzunehmende Erkrankung ins öffentlche Bewusstsein rückte, hatten plötzlich sehr viele Menschen Burnout-Syndrome, auch solche, die vor allem faul sind. Und Du glaubst nicht, wie viele Eltern heute ihren Kindern „Hyperaktivität“ bescheinigen, wo sie einfach nur schlecht erzogen sind.

      Ich kenne Stefan in diesem Blog nun seit 8 Jahren. In dieser Zeit hat er unzählige Artikel und Einsprengsel über die Geschlechterungerechtigkeit verfasst. Sein Tenor ist die Benachteiligung der Frau, die Überlegenheit des Weiblichen und ihre Vorteile und das Rückständige des Mannes. Nie, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, hat er je Vorteile männlicher Verhaltensweisen angerissen. Das könnte den Schluss nahelegen, Stefan verachte das Männliche und glorifiziere das Weibliche.

      Aber das wäre in Deinen Augen ja eine Lüge, nicht wahr?

      • Ariane 7. Mai 2022, 10:42

        Tatsächlich verweigern sich Eltern heute der Erziehung, sie wollen lieber der wichtigste Freund ihrer Kinder sein oder behandeln sie gleich als Souvenieur.

        Aso^^

        Sein Tenor ist die Benachteiligung der Frau, die Überlegenheit des Weiblichen und ihre Vorteile und das Rückständige des Mannes.
        Das ist einfach Quatsch.

        • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 11:31

          Ich glaube, da habe ich einen Wissensvorsprung zu Dir.

          Ich harre des Artikels, wo Stefan die Überlegenheit männlicher Eigenschaften lobt. Vor ein paar Monaten war es ihm jedenfalls wichtig zu betonen, dass für ihn die ideale Führungskraft „… und weiblich“ sei. Ich konnte meine Augen kaum vor Rollen einkriegen.

          • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:33

            Auf den Artikel kannst du lange warten, weil „männliche“ Eigenschaften genauso wenig existieren wie „weibliche“. Aber in dein ideologiezerfressenes Weltbild will das einfach nicht rein.

            • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 19:51

              Ist mir klar. In Deinem letzten Artikel warst Du aber diesbezüglich wieder präziser. Deswegen überhaupt erst dieser Artikel.

            • Thorsten Haupts 7. Mai 2022, 23:12

              Quatsch mit Sosse. Auf der Ebene eines Individuums existieren natürlich nicht automatisch männliche oder weibliche Eigenschaften. Auf der Ebene aggregierten Durchschnittes dagegen sehr klar erkennbar.

              Jeden Menschen für ein weisses Blatt zu halten, das von der Gesellschaft bzw. von dessen Bezugspersonen zu 100% beschrieben werden kann, ist auch eine Form von vorsätzlicher Dummheit. Und ungefähr so wissenschaftlich wie der Messianismus.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 09:56

                @ Thorsten Haupts 7. Mai 2022, 23:12

                Auf der Ebene eines Individuums existieren natürlich nicht automatisch männliche oder weibliche Eigenschaften. Auf der Ebene aggregierten Durchschnittes dagegen sehr klar erkennbar.

                Volle Zustimmung.

                Jeden Menschen für ein weisses Blatt zu halten, das von der Gesellschaft bzw. von dessen Bezugspersonen zu 100% beschrieben werden kann, ist auch eine Form von vorsätzlicher Dummheit.

                Auch hier: absolut zutreffend.

    • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 08:41

      @ Ariane 6. Mai 2022, 22:50

      Vorab: Ich bin da in etwa bei Thorsten. Stefan formuliert auch mir an dieser Stelle etwas extrem, aber ich teile die grundsätzliche Richtung seines Kommentars.

      Mich irritiert, dass die Rufe nach „Gleichberechtigung“ lauter zu werden scheinen, je mehr wir uns diesem unerreichbaren Ziel nähern (in dem Sinne unerreichbar, dass Frauen offenbar abweichende Vorstellungen davon haben als Männer). Und ich stimme Stefan Pietsch in seiner Beobachtung zu, dass auch in meinem Umfeld viel mehr Beziehungen zu sehen sind, in denen (welch verräterische Formulierung, ich weiß) Frauen „die Hosen anhaben“.

      Das Gros meines Umfeldes wird von Paaren bestimmt, die klar abgegrenzte Bereiche als ihr „Reich“ beanspruchen; daheim ist IMMER das Reich der Frau. Einrichtung, Möbel, Bilder an der Wand, Blumen, Geschirr etc. bestimmt grundsätzlich Frau, Mann sucht vielleicht den Fernseher aus und den Rasenmäher. Aber während ich in meinem Bekanntenkreis keinen Mann kenne, der es wagen würde, seiner Frau in ihrem Reich Vorgaben zu machen (z.B. „Die Fenster sind dreckig, kannst Du mal putzen?“) oder sie um Unterstützung in seinem Reich zu bitten, sieht es andersrum anders aus: Vorgaben (z.B. „Räum mal den Schuppen auf“ oder „Ich habe eine neue Lampe gekauft, bring die bitte an“) und Einbinden in das eigene Reich (z.B. „Der Flur muss gesaugt werden“, „Bring den Müll raus“) sind dagegen häufiger.

      Nun mag man mit einer gewissen Berechtigung einwenden, dass es da um Versorgungs- und Hausarbeit geht, an der der Mann seinen Teil beizutragen hat (meiner Erfahrung nach durchaus losgelöst von der Situation, ob er den Haushalt finanziell alleine versorgt oder nicht).

      Aber der Punkt, auf den ich hier abzielen möchte, ist die selbstgewählte Einflussspähre. Meine Frau hat genauso wenig wie ich Probleme damit, die gesamte Hausarbeit dem bzw. der Partnerin aufzuhalsen; wir beide finden auch andere, spannendere Dinge, mit denen wir uns beschäftigen können, wenn sich der jeweils andere um Dreck, Wäsche, Kochen und Putzen kümmert. Aber sie wäre nicht bereit, den Preis zu zahlen, den ich zahle:

      • Wenn ICH entscheiden würde, wie die Wohnung eingerichtet ist (Tapeten, Fliesen, Möbel, Farbe der Handtücher im Bad, Stil der Bilder an der Wand, Auswahl von Geschirr, Besteck, Gläsern – halt alles, was sie jetzt entscheidet), würde sie schlichtweg durchdrehen.
      • Wenn ICH entscheiden würde, welches Level von Sauberkeit ausreichend ist, würde sie schlichtweg durchdrehen.
      • Und wenn Sie mich bittet (mir fällt das richtige Wort nicht ein, aber „Bitte“ kommt nicht darin vor 🙂 ), etwas im Haus zu machen, sagt sie mir auch, WIE ich es machen soll, WO und WANN ich das machen soll, und schaut mir ständig über die Schulter, ob es auch ja „richtig“ gemacht wird; würde ich das ansatzweise bei ihr versuchen, würde sie schlichtweg durchdrehen.
      • Wenn ICH versuchen würde, mich derart in Einkäufe ihrer Kleidung einzumischen, würde sie schlichtweg durchdrehen.

      Und mit „durchdrehen“ meine ich eine aggressives Verhalten inkludierende, stark ablehnende Reaktion auf ein absolut unvorstellbares, absolut unerwünschtes Verhalten.

      Wie gesagt, bezieht sich das nur auf (wie Stefan Sasse immer so schön sagt) „anekdotische Evidenz“ in MEINEM Umfeld, dass hauptsächlich „weiß“ (hoffentlich ist das nicht rassistisch), über 40 und darüber hinaus halbwegs ländlich (Speckgürtel von Hamburg) geprägt ist.

      Bei allem, was wir an moderner Welt interpretieren, sind wir gerade in einer Phase, in der Männer vermutlich mehr als irgendwann sonst mit in die Erziehung eingreifen.

      Mit viel Neugier und nur einem kleinen Schuss Provokation gefragt: Derzeit wird nach meinen Eindrücken auf der einen Seite die ja auch von Dir postulierte „toxische Männlichkeit“ erziehungstechnisch zurückgefahren – stimmt das? Gleichzeitig / parallel greifen, wie Du schreibst, derzeit Männer stärker als je zuvor in die Erziehung ein. Ist das Kausalität, Korrelation oder etwas Drittes? Und was würde die eine oder andere Antwort bedeuten?

      Ähnliches gilt übrigens auch noch für die Schullaufbahn, denn seit Mädchen (annähernd) gleichen Zugang zu Bildung haben, ist auch der Anteil der LehrerInnen gewachsen, von daher scheinen mir direkte Vergleiche hier schwierig – gelinde gesagt.

      Deutlich mehr Lehrerinnen, deutlich größere Lernerfolge bei Mädchen – Kausalität? Korrelation? Da die Ausprägung von Intelligenz (anders als etwa Aggression) nicht zu den genetisch bedingten Unterschieden zwischen Mann und Frau gehört, bleiben mir nicht viele Erklärungen. Sind Lehrerinnen offener für Verhaltensmuster für Mädchen? Wird der Unterricht stärker auf die Anforderungen von Mädchen als von Jungen zugeschnitten? Gibt es andere Gründe?

      Mir ist klar, das das wieder recht pauschal gefragt ist; selbst wenn ich hier Fragen habe und mich das Thema interessiert, ist es doch kein Fachgebiet, bei dem ich mich über besagte „anekdotische Evidenz“ hinaus gut auskenne.

      • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 09:56

        Um deine Irritation aufzulösen: Das ist immer so und völlig normal. Erst, wenn Fortschritte gemacht wurden, können die Forderungen überhaupt erhoben werden. Aladin el-Mafaalani hat das als „Integrationsparadox“ bezeichnet.

        • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 15:03

          @ Stefan Sasse 7. Mai 2022, 09:56

          Um deine Irritation aufzulösen: Das ist immer so und völlig normal. Erst, wenn Fortschritte gemacht wurden, können die Forderungen überhaupt erhoben werden.

          Das löst bestenfalls neue Irritationen aus. Und zwar an der Stelle, wie sich das Argumentationsschema verändert, wenn nicht mehr die Mädchen, sondern die Jungen benachteiligt sind.

          Würde ich das gleiche Argumentationsschema anwenden, dass zu früheren Zeiten angewendet wurde, unterdrückt unsere Gesellschaft klar die die nachwachsenden Männer. Hat man sich früher darüber beschwert, dass Frauen sich anpassen müssen, sehe ich jetzt deutlich häufiger einen auf Männer gerichteten Anpassungsdruck, der aber als vollkommen „normal“ und „richtig“ dargestellt wird.

          Wie gesagt, dass ist weit entfernt von allem, was ich je als Fachgebiet deklarieren würde, aber ich gewinne schon den Eindruck, dass etwas schiefläuft; ehemals männliche Dominanz, männliche Wertvorstellungen sollen bzw. werden – da bin ich durchaus bei Stefan Pietsch – so langsam aber sicher durch die weiblichen Äquivalente ersetzt. Und so, wie mir vor einigen Jahrzehnten nicht bewusst war, dass unsere Gesellschaft eine männlich domininierte war (hat sich halt normal und richtig angefühlt), scheint mir jetzt so, dass sich das dreht, ohne dass der weibliche Teil das für problematisch hält.

          Ich bin da bei Stefan P. (und seiner Einschätzung auch zu Dir), dass die in weiten Bereichen der Gesellschaft gewünschte Welt eine weiblich dominierte ist. Zur Verdeutlichung: Das Problemwort hier ist nicht „weiblich“, sondern „dominiert“.

          • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:39

            Ich sehe das überhaupt nicht. Wie gesagt, ich wüsste nicht einmal, was „weiblich“ hier überhaupt heißen soll. Frauen in Machtpositionen kann es kaum sein, die haben noch in keinem Land die 20%-Marke geknackt. Was also ist gemeint?

            • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 20:01

              In Deutschland haben die Grünen und die Linkspartei eine echte Historie. Es ist keine des Glanz und Gloria. Es gibt ja einige Großkonzerne, die zeitweise von Frauen geführt wurden. So z.B SAP, was mit der Doppelspitze nur eine kurze Episode blieb. Auch die Geschichte von Cara Fiorina bei HP ist nicht als erfolgreiche Phase in die Firmengeschichte eingegangen.

              Das Problem von Frauen in absoluten Toppositionen ist das der fehlenden Vernetzung. Das ist ein Stück erstaunlich, gelten Frauen doch als die besseren Netzwerker. Thatcher wie Merkel waren daher immer misstrauische Einzelgänger, so politisch erfolgreich sie waren. Übrigens interessant, dass sich Männer wie Frauen in der Spitze hauptsächlich mit Vertrauten und Spindoktoren des eigenen Geschlechts umgeben. Da scheinen sich Frauen auch nicht anders wie Männer zu verhalten.

              • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:30

                Wirklich merkwürdig, warum Frauen keine Top-Netzwerke haben, wo *checks notes* praktisch kaum Frauen in Führungspositionen existieren und sie von Männern aktiv niedergehalten werden. Ein Mysterium! Warum nur hat Merkel nicht am Anden-Pakt teilgenommen? Fragen über Fragen!

                • Stefan Pietsch 8. Mai 2022, 11:17

                  Du bist vorurteilsbeladen, ohne Erfahrung und gegen Informationen restistent. Eine echt toxische Mischung.

                  Führungskräfte für die absoluten Top-Positionen sind rar gesät und ungefähr so selten wie weltoffene Lehrer. Würdest Du Dich mit Headhuntern unterhalten oder zumindest die Interviews mit ihnen lesen, wüsstest Du, dass Frauen für die Besetzung gerade händeringend gesucht werden. In meinem Artikel findest Du einen Hinweis darauf: Frauen für Top-Positionen sind so selten, dass die wenigen extrem hohe Gehälter erzielen. In Aufsichtsräten sieht es so aus, dass die weiblichen Funktionsträger zahlreiche Mandate besetzen. Informationen, mit denen man etwas anfangen könnte – wäre man nicht so vorurteilsbeladen.

                  Im Artikel findest Du auch den Hinweis und Link, dass im mittleren Management ähnlich viele Frauen vertreten sind wie es ihrem Anteil in der Erwerbsbevölkerung entspricht (40%:44%). Da gibt es also genug zum netzwerken, denn aus dieser Schicht rekrutiert sich immer wieder die Beletage. Und wieder: hättest Du Ahnung oder würdest zumindest Leuten (auch Frauen) zuhören, die davon Ahnung haben, würdest Du erfahren, dass weibliche Managerinnen hier tatsächlich noch persönliche und geschlechtliche Defizite haben (Stichwort, das hier schon gefallen ist: Zickengehabe).

                  In der Leitungsebene bekommt man nichts geschenkt. Das ist anders als bei den Grünen.

                • Erwin Gabriel 9. Mai 2022, 02:01

                  @ Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:30

                  Wirklich merkwürdig, warum Frauen keine Top-Netzwerke haben, …
                  …selbst schuld .

                  wo praktisch kaum Frauen in Führungspositionen existieren und sie von Männern aktiv niedergehalten werden.

                  Belege für großflächiges Niederhalten?

                  Warum nur hat Merkel nicht am Anden-Pakt teilgenommen?

                  Warum wurde sie Kanzlerin, blieb es 16 Jahre lang, und alle Anden-Paktler loosten ab? Fragen über Fragen

            • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 22:11

              @ Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:39

              Ich sehe das überhaupt nicht.

              Auf dem Auge blind ? 🙂

              Wie gesagt, ich wüsste nicht einmal, was „weiblich“ hier überhaupt heißen soll.

              Hm, wer von uns beiden hat nochmal den Artikel über männliche Toxischkeit geschrieben?

              Frauen in Machtpositionen kann es kaum sein, die haben noch in keinem Land die 20%-Marke geknackt.

              Oh, Du scheiterst an der Wahrnehmung von Machtpositionen. Frag mal Deine Frau, ob sie in Eurer Beziehung eine Machtposition hat, oder frag Dich selbst, welche Position Deine Frau in der Beziehung hat. Bestimmst Du eher ihren Alltag, oder sie eher Deinen?

              Wer bestimmt den Kühlschrank-Inhalt? Wer hält abends die Fernbedienung in der Hand? Wer entscheidet, wohin es in Urlaub geht, oder welche Möbel gekauft werden?

              Ich denke, dass meine Frau mein Leben stärker bestimmt, als es Frau Merkel je tat.

              Was also ist gemeint?

              • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:45

                Das bedeutet, noch einmal, Rollenzuschreibungen. Was als männlich kodiert wird. Das ist toxisch. Das ist NICHT genetisch, sondern gesellschaftlich zugeschrieben.

                Jetzt kann mal einen auf Waechter machen und fragen, was für eine Beziehung du führst 😀 Meine Frau sitzt gerade neben mir und stellte genau die Frage. Tatsächlich, wenn einer von uns beiden den Alltag des anderen bestimmt, bin eher ich das, aber insgesamt bestimmen wir jeweils unseren eigenen Alltag. Der Kühlschrank wird von uns beiden befüllt, weil wir beide einkaufen gehen (ich sogar mehr als sie). Die Fernbedienung halte meistens ich in der Hand. Wohin es in den Urlaub geht, entscheiden wir gemeinsam. Möbel kaufen wir gemeinsam. Noch nie hat meine Frau Möbel gekauft, ohne dass wir das vorher ausgemacht hätten.

                Dass Ehepartner ihr Leben stärker beeinflussen als Bundeskanzler – duh.

                • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 16:30

                  @ Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:45

                  Das bedeutet, noch einmal, Rollenzuschreibungen. Was als männlich kodiert wird. Das ist toxisch. Das ist NICHT genetisch, sondern gesellschaftlich zugeschrieben.

                  ^^
                  Ich wundere mich manchmal, warum wir ständig aneinander vorbeireden. Die Rolle Hausfrau vs. Verdiener mag sozial vorgeprägt sein; dass meine Frau bestimmen will, was wir mit unserem Geld machen (bzw. bevorzugt, was nicht), ist aber nicht durch die Gesellschaft aufoktroyiert.

                  Das meine Frau der Meinung ist, dass sie mir in bestimmten Bereichen „helfen“ muss, während sie sich in anderen Bereichen dagegen wehrt „belehrt“ zu werden, ist auch keine soziale Prägung.

                  Macht ist den Männern nicht institutionell zugeordnet, und genug Frauen (eigentlich alle, die ich kenne) haben ein gewisses, grundsätzliches Machtstreben; ist innerhalb meines Bekanntenumfelds (anekdotisch, ist mir klar) dort weiterverbreitet als unter Männern, die sich dafür im Schnitt deutlich heftiger einem besonderen Thema widmen. Und (sorry für die ständigen Verallgemeinerungen) Frauen feilschen: Du willst am Samstag Motorrad fahren? Dann muss aber vorher der Schuppen / Garten / Müll etc. erledigt werden. Sehe ich in die andere Richtung fast nie.

                  Noch nie hat meine Frau Möbel gekauft, ohne dass wir das vorher ausgemacht hätten.

                  Tyrann 🙂

                  Meine Frau fragt mich stets um meine Meinung, und meist sage ich dann „jaja, OK.“ Einmal war etwas dabei, was ich nicht mochte (ein Geschirr?), was sie aber nicht vom Kaufen abhielt. „Wirst Dich dran gewöhnen“, war ihr Spruch (ein Zitat aus „Die Smiths“ mit Angela Jolie und Brett Pitt). Mich ärgert heute noch, dass sie Recht hatte.

                  Klappt andersherum leider nicht.

                  • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 17:14

                    Du wirfst in meinen Augen zwei Dinge durcheinander, nämlich einerseits das Streben, eigenen Präferenzen Durchsetzung zu verschaffen (which, duh) und andererseits strukturelle, institutionalisierte Macht. Und zu deinen konkreten Beispielen: der Grund dafür, dass manche Männer von ihren Frauen Bedingungen diktiert bekommen, selbst aber nie Bedingungen diktieren, ist einfach: die Frauen in diesen Beziehungen machen praktisch sämtliche Hausarbeit und müssen alle Mithilfe erzwingen; von einer irgendwie gleichen Verteilung einmal ganz abgesehen. Warum ist der Müll nicht erledigt? Warum will der Mann auf Kosten der Frau (jemand muss es ja machen) Freizeit erzwingen? Dein Irrtum ist zu glauben, dass dieser Zwang nur einseitig von Frau zu Mann verliefe, weil sie ihn ausspricht; diese Männer leben in so privilegierten Verhältnissen, dass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht aussprechen müssen. Ihre Erfüllung ist der Normalfall.

                    • Erwin Gabriel 12. Mai 2022, 20:55

                      @ Stefan Sasse 8. Mai 2022, 17:14

                      Du wirfst in meinen Augen zwei Dinge durcheinander, nämlich einerseits das Streben, eigenen Präferenzen Durchsetzung zu verschaffen (which, duh) und andererseits strukturelle, institutionalisierte Macht.

                      Den Unterschied verstehe ich schon. Nur: Wenn meine „männliche“ strukturelle institutionalisierte Macht vorhanden wäre, hätte meine Frau keine Möglichkeit, nach Durchsetzung eigener Präferenzen zu streben.

                      Und zu deinen konkreten Beispielen: der Grund dafür, dass manche Männer von ihren Frauen Bedingungen diktiert bekommen, selbst aber nie Bedingungen diktieren, ist einfach: die Frauen in diesen Beziehungen machen praktisch sämtliche Hausarbeit und müssen alle Mithilfe erzwingen; von einer irgendwie gleichen Verteilung einmal ganz abgesehen.

                      Ich staune immer wieder: Egal, welche Situation ich beschreibe, es läuft stets darauf hinaus, dass der Mann schuld hat. Diese Schwarz-Weiß-Zeichnerei ist mir viel zu schlicht. Es gibt „männliche“ Verhaltensmuster, die dazu führen, dass mehr Männer als Frauen bereit sind, den Preis für absolute Machtpositionen in der Wirtschaft oder der Politik zu bezahlen; Deine Erklärung ist, dass Männer Frauen unterdrücken, und die Jobs so ausgestalten, dass aggressiv-männliches Verhalten erwartet wird. Deine Forderung war schon mal, die Anforderungen zu verändern (war vielleicht auch nur ein Zitat, dem Du Dich zugeneigt gefühlt hast).
                      Du behauptest, dass der größte Teil dieser männlichen Top-Führungskräfte Psychopaten sind. Was ist mit den Frauen in Top-Positionen? So wenige sind das dann doch nicht mehr. Auch alles Psychopaten?
                      Es gibt „männliche“ Verhaltensmuster, die dafür sorgen, dass mehr Männer als Frauen auf Bohrinseln, auf Schiffen, auf Baustellen, Stahlwerken etc. arbeiten. Deine Begründung: Männer sind stärker, muss so sein.
                      Es gibt gesellschaftliche Bereiche, in den Frauen eindeutig das Sagen haben; z.B. von der Kindergärtnerin bis zu den zuständigen Richterinnen oder Ministerinnen ist europaweit alles in weiblichen Händen, mit psychisch und finanziell oft harschen Folgen für Väter aus zerbrochenen Beziehungen. Da ist kein Wort von Unterdrückung zu hören, oder von einer gläsernen Decke o.ä.; ist halt so.
                      Und wenn das Ergebnis ist, dass Jungen in der Schule gegenüber Mädchen benachteiligt sind, liegt das an vielem, aber nicht an einem System, dass sich offenbar an Mädchen orientiert. Die frühere Situation, dass Mädchen schlechter abschneiden, wurde von Dir aber schon klar auf männliche Dominanz bzw. männliche Erwartungshaltungen begründet.

                      Egal, worum es im Verhältnis zwischen Mann und Frau geht; sind Frauen benachteiligt, haben Männer Schuld, sind Männer benachteiligt, ist die Gesellschaft Schuld, die aber von Männern geprägt ist.

                      Kannst Du Dir vorstellen, dass ich diese einseitigen Standpunkte nicht sooo überzeugend finde?

                      @ Stefan Sasse 8. Mai 2022, 17:14

                      Du wirfst in meinen Augen zwei Dinge durcheinander, nämlich einerseits das Streben, eigenen Präferenzen Durchsetzung zu verschaffen (which, duh) und andererseits strukturelle, institutionalisierte Macht.

                      Den Unterschied verstehe ich schon. Nur: Wenn meine „männliche“ strukturelle institutionalisierte Macht vorhanden wäre, hätte meine Frau keine Möglichkeit, nach Durchsetzung eigener Präferenzen zu streben.

                      Und zu deinen konkreten Beispielen: der Grund dafür, dass manche Männer von ihren Frauen Bedingungen diktiert bekommen, selbst aber nie Bedingungen diktieren, ist einfach: die Frauen in diesen Beziehungen machen praktisch sämtliche Hausarbeit und müssen alle Mithilfe erzwingen; von einer irgendwie gleichen Verteilung einmal ganz abgesehen.

                      Ich staune immer wieder: Egal, welche Situation ich beschreibe, es läuft stets darauf hinaus, dass der Mann schuld hat. Diese Schwarz-Weiß-Zeichnerei ist mir viel zu schlicht. Es gibt „männliche“ Verhaltensmuster, die dazu führen, dass mehr Männer als Frauen bereit sind, den Preis für absolute Machtpositionen in der Wirtschaft oder der Politik zu bezahlen; Deine Erklärung ist, dass Männer Frauen unterdrücken, und die Jobs so ausgestalten, dass aggressiv-männliches Verhalten erwartet wird. Deine Forderung war schon mal, die Anforderungen zu verändern (war vielleicht auch nur ein Zitat, dem Du Dich zugeneigt gefühlt hast).
                      Du behauptest, dass der größte Teil dieser männlichen Top-Führungskräfte Psychopaten sind. Was ist mit den Frauen in Top-Positionen? So wenige sind das dann doch nicht mehr. Auch alles Psychopaten?
                      Es gibt „männliche“ Verhaltensmuster, die dafür sorgen, dass mehr Männer als Frauen auf Bohrinseln, auf Schiffen, auf Baustellen, Stahlwerken etc. arbeiten. Deine Begründung: Männer sind stärker, muss so sein.
                      Es gibt gesellschaftliche Bereiche, in den Frauen eindeutig das Sagen haben; z.B. von der Kindergärtnerin bis zu den zuständigen Richterinnen oder Ministerinnen ist europaweit alles in weiblichen Händen, mit psychisch und finanziell oft harschen Folgen für Väter aus zerbrochenen Beziehungen. Da ist kein Wort von Unterdrückung zu hören, oder von einer gläsernen Decke o.ä.; ist halt so.
                      Und wenn das Ergebnis ist, dass Jungen in der Schule gegenüber Mädchen benachteiligt sind, liegt das an vielem, aber nicht an einem System, dass sich offenbar an Mädchen orientiert. Die frühere Situation, dass Mädchen schlechter abschneiden, wurde von Dir aber schon klar auf männliche Dominanz bzw. männliche Erwartungshaltungen begründet.

                      Egal, worum es im Verhältnis zwischen Mann und Frau geht; sind Frauen benachteiligt, haben Männer Schuld, sind Männer benachteiligt, ist die Gesellschaft Schuld, die aber von Männern geprägt ist.

                      Kannst Du Dir vorstellen, dass ich diese einseitigen Standpunkte nicht sooo überzeugend finde?

                      <i<Warum ist der Müll nicht erledigt? Warum will der Mann auf Kosten der Frau (jemand muss es ja machen) Freizeit erzwingen? Dein Irrtum ist zu glauben, dass dieser Zwang nur einseitig von Frau zu Mann verliefe, weil sie ihn ausspricht; diese Männer leben in so privilegierten Verhältnissen, dass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht aussprechen müssen. Ihre Erfüllung ist der Normalfall.

                      Ich bin fasziniert. Ich möchte auch in einer Welt leben, in der meine Wünsche als Normalfall erfüllt werden, ohne dass ich sie aussprechen muss. Habe ich weder im Büro noch daheim. Fast könnte ich den Eindruck gewinnen, dass es umgekehrt ist.

                    • Stefan Sasse 13. Mai 2022, 08:18

                      Den Unterschied verstehe ich schon. Nur: Wenn meine „männliche“ strukturelle institutionalisierte Macht vorhanden wäre, hätte meine Frau keine Möglichkeit, nach Durchsetzung eigener Präferenzen zu streben.

                      Doch, schon. Es ist ja 2022, nicht 1022. Wenn deine Präferenz Hausfrau ist, dann ist das auch kein Problem (und nie gewesen). Das Problem ist, wenn deine Präferenzen in bisher klassisch männlichen Bereichen liegen, da wirst du ständig gegen Widerstände laufen.

                      Deine Forderung war schon mal, die Anforderungen zu verändern (war vielleicht auch nur ein Zitat, dem Du Dich zugeneigt gefühlt hast).

                      Korrekt. Das schadet allen. Das ist ja genau mein Thema: Die Anforderungen müssen so sein, dass alle alles machen können.

                      Es gibt „männliche“ Verhaltensmuster, die dafür sorgen, dass mehr Männer als Frauen auf Bohrinseln, auf Schiffen, auf Baustellen, Stahlwerken etc. arbeiten. Deine Begründung: Männer sind stärker, muss so sein.

                      Wie kommst du denn darauf?! Gerade so etwas behaupte ich eben NICHT, sondern kritisiere es harsch. Der Grund, warum Männer mehr auf Bohrinseln arbeiten, ist einerseits das technische Anforderungsprofil (männlich dominiert) und die Unvereinbarkeit mit Familie. Schau dir mal Bohrinselfilme an, da hast du kernige Männer, die ihre Hausfrauen mit Kindern für einige Wochen harter Arbeit zurücklassen. Das sind halt harte Geschlechterrollen; wie viele Männer bleiben denn mit den Kindern zuhause, während Mama arbeiten geht? Und das ist eben genau das, wo ich ansetzen will: das soll genderneutral für beide möglich sein.

                      Es gibt gesellschaftliche Bereiche, in den Frauen eindeutig das Sagen haben; z.B. von der Kindergärtnerin bis zu den zuständigen Richterinnen oder Ministerinnen ist europaweit alles in weiblichen Händen, mit psychisch und finanziell oft harschen Folgen für Väter aus zerbrochenen Beziehungen.

                      Eben, auch hier das Thema: Da muss Parität her!

                      Da ist kein Wort von Unterdrückung zu hören, oder von einer gläsernen Decke o.ä.; ist halt so.

                      Weil da keine gläserne Decke existiert. Männer könnten ja jederzeit in Kitas arbeiten, es sind ja die gesellschaftlichen Erwartungen und Zwänge, warum sie da nicht hingehen – und die miese Bezahlung.

                      Und wenn das Ergebnis ist, dass Jungen in der Schule gegenüber Mädchen benachteiligt sind, liegt das an vielem, aber nicht an einem System, dass sich offenbar an Mädchen orientiert. Die frühere Situation, dass Mädchen schlechter abschneiden, wurde von Dir aber schon klar auf männliche Dominanz bzw. männliche Erwartungshaltungen begründet.

                      Das System ist in meinen Augen aus zwei Gründen „auf Mädchen ausgerichtet“: weil einerseits die früheren Benachteiligungen weitgehend abgebaut wurden, so dass das playing field level ist, und zum anderen, weil weiblich kodifizierte Eigenschaften – Unterordnung, Fleiß, etc. – leider ausschlaggebend sind. Das ist aber ein Problem sowohl des Systems Schule (das zu viel Gewicht darauf legt) und andererseits einmal mehr auf Geschlechterrollenperformanz, bei denen Jungs ständig glauben, too cool for school sein zu müssen.

                      Egal, worum es im Verhältnis zwischen Mann und Frau geht; sind Frauen benachteiligt, haben Männer Schuld, sind Männer benachteiligt, ist die Gesellschaft Schuld, die aber von Männern geprägt ist. Kannst Du Dir vorstellen, dass ich diese einseitigen Standpunkte nicht sooo überzeugend finde?

                      Ja klar, aber diesen Standpunkt vertrete ich ja gar nicht. Das ist eine Zerrversion dessen, was ich vertrete.

                      Dein Irrtum ist zu glauben, dass dieser Zwang nur einseitig von Frau zu Mann verliefe, weil sie ihn ausspricht; diese Männer leben in so privilegierten Verhältnissen, dass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht aussprechen müssen. Ihre Erfüllung ist der Normalfall. Ich bin fasziniert. Ich möchte auch in einer Welt leben, in der meine Wünsche als Normalfall erfüllt werden, ohne dass ich sie aussprechen muss. Habe ich weder im Büro noch daheim. Fast könnte ich den Eindruck gewinnen, dass es umgekehrt ist.

                      Das glaube ich überhaupt nicht! Ich weiß gar nicht, wie oft ich das noch schreiben soll (und ich hab unter „Toxische Maskulinität“ einen ganzen Artikel darüber geschrieben), diese Scheiß Geschlechterstereotype schaden ALLEN. Das ist ja genau mein Punkt!

      • Ariane 7. Mai 2022, 10:40

        Hallo Erwin,

        danke für den ausführlichen Kommentar und die vielen Fragen!

        Aber der Punkt, auf den ich hier abzielen möchte, ist die selbstgewählte Einflussspähre.

        Klar, Stefan hatte im Podcast ja auch angesprochen, dass die Frau auch bereit sein muss, etwas „abzugeben“, wenn das wirklich gleichberechtigt ablaufen soll. Wenn die Frau Chefin für das Haus ist, gibt sie natürlich auch Anweisungen, was und wie gemacht werden soll.

        Und es muss ja auch zum Alltag passen, bin auch keine Freundin von „jeder macht alles“, sondern ich mach gerne die Wäsche, wenn der Mann das Auto wäscht und kocht. Man sollte aber schon gucken, ob das für alle passt. Das ist auch oft eine bequeme Ignoranz, bzw Cimo hat im anderen Artikel von „erlernter Hilflosigkeit“ geschrieben. Da ging es darum, dass Frauen den Kontakt zu Freunden und Familie halten. Auf mich träfe das zb auf Autodinge zu. Mir egal, wie Öl gewechselt wird, hauptsache das macht jemand^^

        Mit viel Neugier und nur einem kleinen Schuss Provokation gefragt: Derzeit wird nach meinen Eindrücken auf der einen Seite die ja auch von Dir postulierte „toxische Männlichkeit“ erziehungstechnisch zurückgefahren – stimmt das?

        Das hat nicht zwingend miteinander zu tun. Zurückfahren der „toxischen Maskulinität“ wäre zb einem Jungen nicht mehr zu erzählen, dass er nicht weinen darf. (was Männer UND Frauen sagen können). Und nur weil Männer mehr in die Erziehung eingreifen, heißt es nicht, dass es mehr toxische Maskulinität gibt. Eher im Gegenteil, wenn Männer mehr Care-Arbeit übernehmen.

        Und um auch auf Pietsch Argument einzugehen: ich fände es durchaus gut, wenn mehr Männer sowohl privat als auch in Erziehungsberufen mehr vorkämen, weil das wichtig ist. Gibt auch Studien, dass es gerade für Jungen wichtig ist, männliche Bezugspersonen zu haben. Also hier gar kein Widerspruch. Nur ist das ja ein Teufelskreis, denn dafür müssen die Männer aus ihrem Rollenverhalten ausbrechen und mehr mit Kindern machen und auch arbeiten.

        Deutlich mehr Lehrerinnen, deutlich größere Lernerfolge bei Mädchen – Kausalität? Korrelation?

        Ich glaube, es ist komplizierter. Wie erwähnt, fände ich mehr Männer in Erziehungs/Lehrberufen ohnehin gut. Dazu kommt, dass das Schulsystem vermutlich einfacher für Mädchen ist, weil die eben mehr in Richtung brav, ruhig sitzen, zuhören etc. erzogen werden. Und Mädchen auch mehr lesen. Und das ist alles in der Schule gefragt. Eventuell könnte hier auch tatsächlich die Biologie insofern eine Rolle spielen, weil Mädchen frühreifer sind.

        Also es ist zu einfach zu sagen, dass die vielen Lehrerinnen Mädchen einfach bevorzugen, aber es gibt tatsächlich auch für Jungen Schwierigkeiten und wir brauchen mehr Studien und Anpassungen dafür.

        • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 10:53

          Zustimmung zu allem.

        • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 15:43

          Ariane 7. Mai 2022, 10:40

          Wenn die Frau Chefin für das Haus ist, gibt sie natürlich auch Anweisungen, was und wie gemacht werden soll.

          Natürlich … 🙂

          Ich vertrete die Meinung, dass, wenn ich Hausarbeiten übernehme, die nach meinem Gusto durchführe. Wenn ich staubsauge, brauche ich zwar deutlich länger als meine Frau, aber danach ist der Staub auch wirklich weg. Ich lege Wäsche nach meinem Schema zusammen; will sie das anders, muss sie es selbst machen.

          Wenn Frau versucht, den Mann zum Dienstboten zu machen, so er „helfen“ soll, erzieht sie ihn dazu, nur das widerwillig zu tun, was er gesagt bekommt. Ich kenne nun mal KEINE Frau, die es anders probiert, aber JEDE schimpft darüber, dass der Mann nicht spurt.

          Und ich koche auch ganz gerne, tue es aber nur selten, weil mir von meiner Frau und meinen Töchtern gerne ungebetene Ratschläge zu allen Aspekten der aktuell ablaufenden Nahrungszubereitung vermittelt werden. Und ich sehe das mit den unerbetenen Ratschlägen überall dort, wo eine Frau neben einem Mann steht, der irgendetwas tut. Ich sehe es andersrum deutlich seltener.

          Und um auch auf Pietsch Argument einzugehen: ich fände es durchaus gut, wenn mehr Männer sowohl privat als auch in Erziehungsberufen mehr vorkämen, weil das wichtig ist. Gibt auch Studien, dass es gerade für Jungen wichtig ist, männliche Bezugspersonen zu haben.

          Mich erinnert das Thema an einen Wettbewerb zwischen einem Affen, einem Elefanten und einem Krokodil, die aus Gleichheitsgründen die gleiche Aufgabe kriegen: „Klettere auf einen Baum“. Um als Betreuer im Kindergarten anheuern zu können, muss „weibliches“ bzw. „weiches“ Verhalten angeboten werden.

          Und männliche Bezugspersonen sehe ich durchaus oft, aber eben eher im Sport oder in der beruflichen Ausbildung, und das ist fast schon wieder „pfui ba“.

          Nur ist das ja ein Teufelskreis, denn dafür müssen die Männer aus ihrem Rollenverhalten ausbrechen …

          Das reizt mich zum Widerspruch. Ich lebe natürlich auch in Rollen, die sich je nach Situation – Umgang mit Kunden, MitarbeiterInnen, Ehefrau, Töchtern, Nachbarn, Freunden etc. – unterscheiden. Dass ich an irgendeiner Stelle in einer speziell „männlichen“ Rolle stecke, sehe ich nicht (was daran liegen mag, dass ich diese Rolle nicht spiele, aber auch, dass ich sie nicht wahrnehme). Was mich stört, ist, dass „die andere Seite“ mir erklärt, wann ich welche Rolle spiele und dass ich das zu lassen habe (Du erinnerst Dich vielleicht noch an meine Abneigung gegen Schubladen … ).

          Ich glaube, es ist komplizierter …
          … aber es gibt tatsächlich auch für Jungen Schwierigkeiten und wir brauchen mehr Studien und Anpassungen dafür.

          Hmm, ich glaube, dass man schnellere und klarere Erklärungen gefunden hat, als es sich noch andersherum verhielt. Nur ein Bauchgefühl …

          Also es ist zu einfach zu sagen, dass die vielen Lehrerinnen Mädchen einfach bevorzugen, …

          Wie beim Gender Pay Gap, dass über ein Dutzend Gründe als Ursache hat (Frauendiskriminierung ist nur einer davon), bin ich bei Dir, dass diese Erklärung ALS EINZIGE bei weitem nicht reicht.

          In jedem Fall ist die Kompatibilität zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen ein extrem wichtiger Faktor für den Lernerfolg. Und wenn Jungen so deutlich schlechter abschneiden als Mädchen, wird das halt auch eine Rolle spielen.

          Eventuell könnte hier auch tatsächlich die Biologie insofern eine Rolle spielen, weil Mädchen frühreifer sind.

          Fortschritt an unerwarteter Stelle: Ja, Biologie macht auch einen Unterschied. 🙂

          „Früher reif“ ist einer von vielen kleinen biologisch verursachten Unterschieden, die erst bei der Betrachtung der Gesamtheit so richtig auffallen. Eine etwas stärker ausgeprägte Aggression bei männlichen Exemplaren ist ein weiterer. Und ja, ich denke, dass auch solche Faktoren einen Unterschied machen.

          • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 19:14

            Und ich sehe das mit den unerbetenen Ratschlägen überall dort, wo eine Frau neben einem Mann steht, der irgendetwas tut. Ich sehe es andersrum deutlich seltener.

            Guter Punkt. Obwohl meine Frau ganz anders ist als die hier skizzierten Strukturen, so ist sie doch unfähig, meine Art der Hausarbeit zu akzeptieren. Das scheint Frauen immanent.

            Und männliche Bezugspersonen sehe ich durchaus oft, aber eben eher im Sport oder in der beruflichen Ausbildung, und das ist fast schon wieder „pfui ba“.

            Exakt. Dann heißt es aber, Jungs sollten auch mal zum Ballett und da sind dann halt wieder die weiblichen Anweiser in der Überzahl. Also, die meisten Frauen wollen keineswegs die Erziehung der Kinder aus der Hand geben.

            Ein wesentlicher Dissens ist, dass Leute wie Stefan glauben, jedes soziale Verhalten wäre antrainiert, während die Naturwisssenschaften von der Biologie bis zur Neurologie diese Ansicht falsifizieren. Deren Erkenntnisse ignoriert Stefan schlichtweg, statt sie einordnen zu können.

            In jedem Fall ist die Kompatibilität zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen ein extrem wichtiger Faktor für den Lernerfolg. Und wenn Jungen so deutlich schlechter abschneiden als Mädchen, wird das halt auch eine Rolle spielen.

            Warum kommen wir an dieser Stelle eigentlich nicht mit Maßnahmen um die Ecke, mit denen wir jahrzehntelang die Mädchen auf Vordermann (pardon!) gebracht haben? Gezielte Förderung und Bevorzugung z.B.

          • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:43

            Wenn Frau versucht, den Mann zum Dienstboten zu machen, so er „helfen“ soll, erzieht sie ihn dazu, nur das widerwillig zu tun, was er gesagt bekommt.

            100% genau das. Deswegen kann es auch nicht das Ziel sein, im Haushalt zu „helfen“, sondern man macht den gemeinsam.

            Bezüglich „männlichen“ Verhaltensweisen: der Irrtum ist anzunehmen, dass hier ein Set übertriebener möglicher Verhaltensweisen durch ein anderes ersetzt werden soll. In der Extremversion schreibst dann solche Artikel wie Stefan. Die Forderung, die Ariane und ich (und viele andere) erheben ist, dass unterschiedliche Verhaltensweisen, Vorbilder etc. zur Verfügung stehen, und dass jede*r frei ist, sich der eigenen Natur nach zu entwickeln – und nicht dem zu gehorchen hat, was ein Stefan Pietsch als männlich oder weiblich vordefiniert. Und dazu gehört es, die jeweiligen toxischen Varianten zu kritisieren – wie Ariane und ich das hier im Blog auch schon gemacht haben, für beide Geschlechter.

            • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 20:02

              Was sagst Du eigentlich zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, Stichwort Gehirnstrukturen und Wirkung von Hormonen?

            • Erwin Gabriel 7. Mai 2022, 22:23

              @ Stefan Sasse 7. Mai 2022, 19:43

              Der Irrtum ist anzunehmen, dass hier ein Set übertriebener möglicher Verhaltensweisen durch ein anderes ersetzt werden soll.

              Ich sehe Dich im Vergleich zu meinen praktischen Erfahrungen eher auf der Seite der Theorie …

              Die Forderung, die Ariane und ich (und viele andere) erheben ist, dass unterschiedliche Verhaltensweisen, Vorbilder etc. zur Verfügung stehen, und dass jede*r frei ist, sich der eigenen Natur nach zu entwickeln – und nicht dem zu gehorchen hat, was ein Stefan Pietsch als männlich oder weiblich vordefiniert.

              Ganz offensichtlich ist es Stefan Pietschs Natur, so zu ticken, wie er das tut. Und ganz offensichtlich tut man sich durchaus schwer damit, das zu akzeptieren.

              Und dazu gehört es, die jeweiligen toxischen Varianten zu kritisieren – wie Ariane und ich das hier im Blog auch schon gemacht haben, für beide Geschlechter.

              Spätestens jetzt kommt bei mir der Lehrer an. Du hast sicherlich schon mal darauf hingewiesen, dass es toxische Feminität gibt, aber Deine Definition dafür ist deutlich enger gefasst als in die andere Richtung. Ich will nicht soweit gehen zu sagen, dass Du solche Sachen nur aus Alibi-Gründen schreibst, aber wenn Stefan P. ein gestörtes Verhältnis zur Männlichkeit hat, hast Du es auch, halt nur in die entgegengesetzte Richtung.

              • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:46

                Ganz offensichtlich ist es Stefan Pietschs Natur, so zu ticken, wie er das tut. Und ganz offensichtlich tut man sich durchaus schwer damit, das zu akzeptieren.

                Was genau ist hier der Vorwurf? Stefan kann ticken wir er will. Wenn er seine Ticks hier in Beiträgen zum Maßstab für alle machen will, muss er mit Kritik rechnen. Dazu ist das Blog da…?

                Den Vorwurf kannst du natürlich machen, aber er ist falsch.

          • Ariane 8. Mai 2022, 11:33

            Wenn Frau versucht, den Mann zum Dienstboten zu machen, so er „helfen“ soll, erzieht sie ihn dazu,

            Ja gut, das ist dann aber eben auch keine gemeinsame Haushaltsführung. Wäre umgekehrt auch die Frage, warum der Mann sich zum Dienstboten degradieren lässt, wenn er das nicht möchte? Es geht ja darum, wie es für beide am besten nicht, nicht um Vorschriften, „wie“ es am besten laufen soll.

            Und ich sehe das mit den unerbetenen Ratschlägen überall dort, wo eine Frau neben einem Mann steht, der irgendetwas tut. Ich sehe es andersrum deutlich seltener.

            Och wenn Frau einfach nur mit einem Hammer oder gar mit einem Akkuschrauber durch die Gegend läuft, hat man das auch ganz schnell. 😉

            Im Podcast hab ich das „die Frau muss dann weggehen“ genannt. (gilt auch umgekehrt) Klar kann der eine das schneller und besser, wenn er es schon zig mal gemacht hat, deswegen ist „jeder macht alles“ auch so anstrengend, wird dabei beobachtet erst recht. (auch weil der Laie dann mehr fragen kann).

            Was mich stört, ist, dass „die andere Seite“ mir erklärt, wann ich welche Rolle spiele und dass ich das zu lassen habe

            Ein Mann bist du ja immer und weder ich noch sonst jemand erzählt dir, wie du das machen sollst oder nicht. Ihr missinterpretiert das gerne. Wie Stefan schon schrieb, ging es uns um die großtmögliche Freiheit, sich unabhängig von Rollenerwartungen zu entwickeln. Ein Junge soll also nicht zum Ballett gehen, sondern er soll es können, ohne blöde Kommentare zu hören oder gar für schwul gehalten zu werden.
            Dinge, die Männer nicht tun, weil sie irgendwie als schwul gebrandmarkt werden könnten, wäre hier zb so ein typisches Feld.

            Wäre übrigens ein typisches Feld, bei dem ich sofort sagen würde, dass die Nachteile für Männer hier aktuell größer sind als für Frauen. Ist aber leider ein Argumentationsfeld, das hier nicht besonders aus dem Quark kommt.

            In jedem Fall ist die Kompatibilität zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen ein extrem wichtiger Faktor für den Lernerfolg.

            Klar, das hängt meiner Erfahrung aber nicht mit dem Geschlecht zusammen, egal ob auf Lehrer/Schülerseite. Da kennt Stefan sich genauer aus, aber man muss eben bedenken, dass erst seit den 70ern höhere Schulbildung für alle „normaler“ war und in der Erziehung die schnellsten und größten Veränderungen gemacht wurden. Und wie scheytan oben schon anmerkte, Fördern vom Raufen gehört eher nicht so dazu, weil wir Gewalt als Mittel nicht mehr so toll finden^^

            Es gibt da glaub ich schon Entwicklungen, da bin ich aber nicht so ganz im Thema.

            • Stefan Pietsch 8. Mai 2022, 11:40

              Merkst Du etwas? Du und Stefan stellt Männer hier immer als defekte Wesen dar. Selbst bei konkreten Beispielen beschreibt ihr die Anpassung bei Frauen nur dahingehend, sie müssten – wie Erziehungsberechtigte – die „Kinder“ einfach etwas laufen lassen.

              Ein Junge soll also nicht zum Ballett gehen, sondern er soll es können, ohne blöde Kommentare zu hören oder gar für schwul gehalten zu werden.

              Echt, irgendwie seid Ihr im 19. Jahrhundert stecken geblieben. Vor ein paar Tagen haben wir eine aufgezeichnete Folge der alten Serie „Hart aber herzlich“ gesehen. Die Folge hieß „Russisches Ballett“ und stammt von Anfang der Achtzigerjahre. Darin geht es um hauptsächlich balletttanzende Männer.

              Manchmal kann selbst altes Fernsehen lehrreich sein – wenn man denn open mind ist.

            • Erwin Gabriel 12. Mai 2022, 21:23

              @ Ariane 8. Mai 2022, 11:33

              Wäre umgekehrt auch die Frage, warum der Mann sich zum Dienstboten degradieren lässt, wenn er das nicht möchte?

              Mag komisch klingen: Wenn ich nach einer anstrengenden Woche aus dem Büro nach Hause komme, muss ich mich erholen. Manchmal ist nachgeben einfach der bessere Weg. Meine Frau hatte ihre Erholung, und schläft außerdem auf dem Reset-Knopf.

              Im Podcast hab ich das „die Frau muss dann weggehen“ genannt.

              Das halte ich für eine ausgezeichnete Lösung. Klappt bei uns aber nur, wenn meine Frau in den Garten will.

              Ein Junge soll also nicht zum Ballett gehen, sondern er soll es können, ohne blöde Kommentare zu hören oder gar für schwul gehalten zu werden.

              Da bin ich ja bei Dir (kann ich leicht sagen, ich habe ausschließlich Töchter. Aber ich sehe eben auch, dass die Eltern von Jungs, die (übertrieben formuliert) NICHT ins Ballett, sondern kicken wollen, von einigen weiblichen Wesen fast schon komisch angeschaut werden.

              Ich denke, im (gibt es das überhaupt noch?) „Bildungsbürgertum“ in Städten geht so etwas ganz gut. Mein Eindruck ist, das mit dem Bildungsniveau auch die Bereitschaft sinkt, Kinder neben oder gegen den Strom schwimmen zu lassen. Ich mag mich aber täuschen.

              Wäre übrigens ein typisches Feld, bei dem ich sofort sagen würde, dass die Nachteile für Männer hier aktuell größer sind als für Frauen. Ist aber leider ein Argumentationsfeld, das hier nicht besonders aus dem Quark kommt.

              Zustimmung

              Das hängt meiner Erfahrung aber nicht mit dem Geschlecht zusammen, egal ob auf Lehrer/Schülerseite.

              Ich rede nicht von Schwarz-Weiß, aber an dem punkt hat Stefan P schon Recht, früher hat man balgende Jungs akzeptiert, heute nicht mehr.

              Fördern vom Raufen gehört eher nicht so dazu, weil wir Gewalt als Mittel nicht mehr so toll finden^^

              Sagen wir mal so: Man kapriziert sich schon sehr auf physische Auswüchse, und die nicht minder wüsten Zickenkriege der Mädchen sind auch nicht ohne. Eine meiner Töchter wurde in ihrer Teenager-Zeit von ihrer vermuteten „besten Freundin“ derart durch den Wolf gedreht, dass sie noch heute, zwanzig Jahre später, darunter leidet. Damals haben uns die besorgten Lehrer, die das bösartige Gerede glaubten, beiseite genommen, um uns zu warnen, dass unsere Tochter am Busbahnhof ständig mit anderen Typen übel rummachen würde. Von „die kann sich alles mögliche fangen“, „ihre Tochter nimmt vielleicht Drogen“ bis „haben Sie ihr erklärt, wie sie richtig verhütet?“ war alles dabei.

              Unsere Einwände, dass das nicht stimmen konnte, wurden abgetan mit „die armen Eltern wissen nicht, wie schlimm es um ihre Tochter steht“. Aber unsere Tochter stand nicht am Busbahnhof, sie saß mit einer Flasche Vodka vor ihrem Notebook. Mit 18 zog sie aus, hat ihr Abi an einer anderen Schule gemacht, hat studiert, trinkt nicht mehr, hat einen guten Job. Aber unser Kaff hasst sie noch immer.

              Ansonsten ging es mir ja nicht ums Fördern, sondern nur darum, dass „normale“ Verhaltensmuster unterdrückt werden.

              • Stefan Sasse 13. Mai 2022, 09:56

                Da bin ich ja bei Dir (kann ich leicht sagen, ich habe ausschließlich Töchter. Aber ich sehe eben auch, dass die Eltern von Jungs, die (übertrieben formuliert) NICHT ins Ballett, sondern kicken wollen, von einigen weiblichen Wesen fast schon komisch angeschaut werden.

                Hab ich noch nie erlebt. Bei uns hier auf dem Dorf ist alles sehr klassisch.

                Ich rede nicht von Schwarz-Weiß, aber an dem punkt hat Stefan P schon Recht, früher hat man balgende Jungs akzeptiert, heute nicht mehr.

                In meinen Augen auch gut so, dass diese Normalisierung von Gewalt aufhört.

                Ich rede nicht von Schwarz-Weiß, aber an dem punkt hat Stefan P schon Recht, früher hat man balgende Jungs akzeptiert, heute nicht mehr.

                Dörfer können echt furchtbar sein.

                Ansonsten ging es mir ja nicht ums Fördern, sondern nur darum, dass „normale“ Verhaltensmuster unterdrückt werden.

                Definiere „normal“.

                • Erwin Gabriel 18. Mai 2022, 17:52

                  @ Stefan Sasse 13. Mai 2022, 09:56

                  Definiere „normal“.

                  Das, was rauskommt, wenn man die Kinder nicht zu irgendwas drängt.

                  • Stefan Sasse 18. Mai 2022, 18:45

                    Das ist eine Illusion. Kinder wachsen in einem sozialen Kontext auf, die werden IMMER zu irgendwas gedrängt. Durch Eltern, durch Institutionen, durch Verwandte, Bekannte und, vor allem, durch ihre Peers. Du fasst unter „normal“ letztlich nur deine eigene Präferenz, mehr nicht.

        • Stefan Pietsch 7. Mai 2022, 19:23

          Das hat nicht zwingend miteinander zu tun. Zurückfahren der „toxischen Maskulinität“ wäre zb einem Jungen nicht mehr zu erzählen, dass er nicht weinen darf.

          Da bist Du wieder bei den muslimischen Familien. Schon in den Siebzigerjahren wurde so etwas nur noch selten vermittelt. Dennoch: Jungs weinen viel weniger. Das setzt allerdings erst ab dem 13. Lebensjahr ein. Jemand wie Du wird an dieser Stelle sagen: Weil dann erst die Erziehung wirkt. Merkst Du, wie altertümlich Deine Erziehungsvorstellungen daherkommen?

          Ich konnte bei den schlimmsten Ereignissen meines Lebens nicht weinen: Beim Tod meiner Oma, beim Tod meines Vaters. (Beim Tod meines Bruders war ich gerade 6 Jahre und habe das nicht verstanden). Das heißt aber nicht, dass ich nicht weinen könnte, vor Rührung, vor emotionaler Ergriffenheit sind Tränen nicht unüblich. Aber: viele Frauen heulen auch im professionellen Umfeld. Ich habe es leider einige Male im Job erleben müssen, dass Frauen ob des Drucks losgeheult haben. Bei Männern habe ich das nie erlebt. Und solches Heulen ist vor allem für alle anderen Beteiligten schlicht unangenehm.

          • Ariane 8. Mai 2022, 11:34

            Der Islam hat das Patriarchat und Machotum nicht erfunden^^

            Und du willst mir doch jetzt bitte nicht erzählen, dass Jungen und Männer biologisch bedingt über weniger Tränen verfügen, während Frauen das (biologisch bedingt) zu manipulativen Zwecken einsetzen?

            • Stefan Pietsch 8. Mai 2022, 11:44

              Der Islam ist aber besonders rückständig und viele Muslime stehen dort, wo Christen vor 500 Jahren waren. Die Fakten sind aber klar – Fakten, Ariane, ist das, was belegt ist. Die Erwerbstätigkeit von Musliminnen liegt weit unter der der Mehrheitsgesellschaft in der Europäischen Union, der Bildungsstand ist niedriger als der von Männern.

              Du antwortest mit einer Gegenfrage auf einen Fakt. So geht das nicht.

              • derwaechter 8. Mai 2022, 13:17

                Das ist wirklich ein ziemlich blinder, bzw naiver Fleck bei Linken. Da ist viel weil nicht sein kann was nicht sein darf Denken. Ging mir zu meiner Zeit bei den Grünen schon auf die Nerven und es scheint mir noch mehr geworden zu sein. Man denke nur wie sich die Kopftuch-Debatte verschoben hat.

            • Thorsten Haupts 8. Mai 2022, 13:13

              … dass Jungen und Männer biologisch bedingt über weniger Tränen verfügen …

              Nur möglicherweise über das nicht über das Bedürfnis, sie so häufig einzusetzen wie im Schnitt Frauen? Inwieweit das biologisch oder sozial bedingt ist, darüber kann man streiten. Was Sie und Stefan Sasse aber gar nicht tun – Biologie existiert für Sie nicht?

              Gruss,
              Thorsten Haupts

  • Stefan Sasse 7. Mai 2022, 10:16

    Statt dem reaktionär-sexistischen Bild hätte ich als Artikelbebilderung das hier anzubieten:
    https://i.kym-cdn.com/photos/images/newsfeed/001/044/247/297.png
    Wesentlich passender. Und fasst es schön zusammen.

  • CitizenK 8. Mai 2022, 08:39

    Noch zwei Aspekte: Einer für Stefan P….
    „Im Rollenverhältnis von Mann und Frau hat sich nach Ansicht des Soziologen Michael Meuser viel verändert. Dennoch werde in der Wirtschaft noch davon ausgegangen, dass Männer keine familiären Verpflichtungen hätten, sagte er im Dlf“
    https://www.deutschlandfunk.de/maenner-in-neuen-rollen-in-das-geschlechterverhaeltnis-ist-100.html

    … und einer für Stefan S.:
    „Frauen wünschen sich oft starke Männer, die sich im Job durchsetzen, zu Hause aber einfühlsam sind. Keine leichte Voraussetzung, um als Mann eine klare Position zu entwickeln.“
    https://www.stern.de/neon/herz/liebe-sex/rollenverstaendis–warum-immer-mehr-maenner-verunsichert-sind-8778462.html

    • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 09:53

      @ CitizenK 8. Mai 2022, 08:39

      Ja, genau das sind die Konfliktlinien, aber bei zu vielen habe ich das Gefühl, dass man auf all diese unterschiedlichen Situationen nur eine einzige Antwort will. Dass es diese gibt, kann ich mir nicht vorstellen.

      Ich kann beide Anforderungen sehr gut nachvollziehen:

      Vorgesetzte erwarten ab einer gewissen Ebene, das ihre Mitarbeiter:innen den Job zu den vereinbarten Konditionen (einerseits Gehalt, andererseits Leistung) wie besprochen abliefern. Im Sinne des Unternehmens (was immer auch ein Stück weit bedeutet: im Sinne der anderen Angestellten) besetzt man dann entscheidende Stellen mit Personen, bei denen z.B. das Risiko „Kinder“ entsprechend klein ist, um das eigene operative und finanzielle Risiko zu minimieren. Das halte ich für nachvollziehbar.

      Auch: Jeder Mann, jede Frau möchte einen Partner, der Stärke zeigt – aber bitte nicht mir gegenüber. Ich kenne halt viele starke Frauen und Männer, die aber ihre Persönlichkeit nicht ändern können, nur weil sie durch eine bestimmte Tür laufen.

      Ich habe bei diesem Thema deutlich mehr Unsicherheiten und Fragen als Sicherheiten Antworten, da ich nur wenige Männer und Frauen kenne, die den gezeichneten Klischees entsprechen, und so viele, die das nicht tun. Und immer wieder Frauen und Männer, die „Unterstützung“ fordern und ein Stück weit „Unterwerfung“ meinen.

      Darüber hinaus kenne ich keine Person, die die Anforderungen durch Familie, Beruf und Partner sauber unter einen Hut kriegt, und keine Lösung, die für mehr als zwei Paare passt.

      Die Diskussion wird entweder theoretisch oder über eigenes Erleben geführt, und mir fällt immer wieder auf, dass moralische Aspekte (auf der einen Seite Ideale, auf der anderen Seite Schuld) mit ins Spiel gebracht wird. Und das halte ich überhaupt nicht für zielführend.

      ratlose Grüße
      E.G.

      • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:50

        Mir geht es nicht um Schuldfragen, aber wenn du eine Situation analysierst, kommst du zwangsläufig zu der Frage, warum sie so ist, wie sie ist. Wie willst du das vermeiden? Ratlose Grüße zurück.

        • Erwin Gabriel 8. Mai 2022, 16:40

          @ Stefan Sasse 8. Mai 2022, 10:50

          Mir geht es nicht um Schuldfragen, aber wenn du eine Situation analysierst, kommst du zwangsläufig zu der Frage, warum sie so ist, wie sie ist. Wie willst du das vermeiden?

          Kann man nicht, schon klar. Aber die Sicherheit, mit der Du von mir als individuell wahrgenommene Situationen als institutionell bzw. soziologisch geprägt einordnest, würde ich mir nicht zutrauen.

          Ich treffe viele Menschen, die halt sind, wie sie sind. Eine Mischung aus Persönlichkeit (aktiv/passiv z.B.) und sozialer Prägung. Bei Deiner Argumentation habe ich immer das Gefühl, dass Du, (ähnlich wie der andere Stefan, nur andersherum) Dich bevorzugt mit den Argumenten und Fakten beschäftigst, die Deine (aus meiner Wahrnehmung „vorgefasste“) Meinung bestätigen.

          In meinem Umfeld gibt es viele „klassisch“ verteilte Rollen, aber meist sind die Leute zufrieden. Ob eine genetische Prägung nun Frauen näher an den Nachwuchs bringt als Sozialisierung, vermag ich nicht zu sagen. Aber mir widerstreben alle einfachen, einseitigen Erklärungen.

          • Stefan Sasse 8. Mai 2022, 17:16

            Naja, entweder ist das Zeug genetisch oder halt nicht. Bitte verwechsle das nicht mit Päferenzen. Ich will niemandem wegnehmen, gegebenenfalls eine Hausfrauenexistenz zu führen oder so was. Die Aufteilung können alle so machen, wie sie wollen. Nur, damit dieses „wollen“ überhaupt eine Rolle spielen kann, müssen die Zuschreibungen beendet werden. Ansonsten ist nämlich keine freie Wahl möglich, denn ein Leben, das permanent gegen den Druck der Gesellschaft erkämpft werden muss, erschöpft. Womit wir wieder beim Thema der „Erschöpfung der Frauen“ wären.

            • Thorsten Haupts 8. Mai 2022, 21:16

              Aber Ihnen ist schon klar, dass sie immer dort, wo es eine Mehrheitsposition zum Thema X gibt, einen automatischen Gruppendruck haben, der völlig unvermeidbar ist?

              • Dennis 9. Mai 2022, 07:50

                Ja klar, ist mir, obwohl hier nicht direkt angesprochen, auch klar; aber für angeblich Liberale sollte das eigentlich kein Kriterium sein 🙂 Die würden sich ggf. diesem Druck entgegen stellen, falls die tatsächlich liberal sind.

              • Stefan Sasse 9. Mai 2022, 09:59

                Es ist so weird wenn du mich aus heiterem Himmel siezt 😀

                Ja, ist mir klar. Aber es gibt eine „die Mehrheit macht das“, so wie die Mehrheit zum Beispiel Alokohol konsumiert und ich nicht. Das nervt manchmal, aber beschränkt mich nicht übermäßig. Hier geht es aber um Identitäten und Lebensentwürfe, das ist halt ein anderes Kaliber. Wenn permanent deine Existenz delegitimiert wird, ist das schon etwas aufreibender.

                • Thorsten Haupts 9. Mai 2022, 11:17

                  Meine Existenz und Identität als Büchernerd, Militarist und Reaktionär wurde nicht dadurch „delegitimiert“, dass ich damit zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr in der kleinen Minderheit war (in meinem Lebensumfeld)?

                  • Stefan Sasse 9. Mai 2022, 11:33

                    Weil dir halt auch nicht alle Welt gesagt hat, dass du kein Büchernerd sein darst. Und solange du mit Leuten nicht aktiv über deine politischen Vorlieben redest, weiß das nicht mal wer. Das ist in dem Fall unmöglich.

                    • Thorsten Haupts 9. Mai 2022, 15:52

                      Es gibt heute ausserhalb von Sekten noch eine Umgebung, in der einem „alle Welt“ sagt, wie man (nicht) zu leben hat? Staun.

                    • Erwin Gabriel 12. Mai 2022, 21:33

                      @ Stefan Sasse 9. Mai 2022, 11:33

                      Weil dir halt auch nicht alle Welt gesagt hat, dass du kein Büchernerd sein darfst.

                      Ich war auch ein Büchernerd. und mir hat alle Welt gesagt, dass ich rausgehen soll, mehr Fussballspielen, geh an die frische Luft, das ist gesünder, weg mit den blöden Büchern – meine Eltern, meine Schulkameraden, meine Geschwister, später meine Frau.

                      Nun, hat mich nicht gejuckt; ich kann heute noch besser Lesen als Fußballspielen. Und meine Kinder nennen heute noch als großen Unterschied zwischen unserer Familie und denen ihrer Schulkameradinnen, dass bei uns viel gelesen wurde („Mama, Du nicht, Du bist die Ausnahme“).

                      Druck hast jeder, an vielen Stellen, aber Du scheinst nur eine bestimmte Art von Druck sehen zu wollen.

                    • Stefan Sasse 13. Mai 2022, 09:57

                      Ja, das hab ich auch ständig gehört. Aber manches ist eben doch wesentlich einschränkender als anderes.

                    • Thorsten Haupts 13. Mai 2022, 17:57

                      Aha.

            • Dennis 9. Mai 2022, 08:28

              Kenne meinerseits übrigens auch häusliche Vorlieben versus Lieber-draußen-Jagen-gehen bei schwulen und lesbischen Paaren.

              Es scheint evident, dass manfrau zwischen häuslichen Typen und Typinnen einerseits und Betriebsnudeln (generisches Femininum), die es zu Hause nicht aushalten, andererseits unterscheiden kann; grob unterscheiden, sag ich mal^. Von ’ner Art Phänotyp oder -typin kann evtl. gesprochen werden.

              Die gute Nachricht – oder für manche womöglich auch die schlechte^: Das ist durchaus NICHT geschlechtspezífisch verteilt. Unnötig zu erwähnen, dass es wohl die bessere „Lösung“ ist, wenn bei Paaren aller Art die Temperamente/Typen nicht so stark übereinstimmen^.

              Von den im Beitrag komischerweise angesprochenen Sexualhormonen (Testosteron) zu erwarten, dass die jede Facette des Alltags erklären, dürfte etwas schräg gedacht sein – falls jemand so denke sollte, wäre das wohl überzogener Szientismus. Ferner erklären „Gehirnstrukturen“ natürlich alles, was ich gerne so erklärt hätte^. Alles Gegenläufige ist eine Kriegserklärung an Gehirnstrukturen, kann es also gar nicht geben.

              Manfrau kann übrigens nicht gleichzeitig an die Freiheit und angebliche Notwendigkeiten glauben, bevorzugt in der Weise, dass immer dann, wenn die Freiheit zu unerwünschten Ergebnissen zu führen droht, angeblich „natürliche“ Notwendigkeiten dagegen stehen; Das wiederum muss man immer so dirigieren, dass es rein zufällig zum eh schon bestehenden Weltbild passt. Liberal gedacht wäre das allerdings nicht unbedingt^.

    • Stefan Pietsch 8. Mai 2022, 11:29

      Die Menschen haben wenig Verständnis, wenn der Rettungswagen mit ein paar Tagen Verspätung kommt, weil der Fahrer einen wichtigen Zahnarzt-Termin hat, den er leider nur während der Arbeitszeit wahrnehmen kann. Es gibt ja Leute, die nicht verstehen, dass Unternehmen nicht für alle denkbaren Eventualitäten Vorkehrungen treffen.

      Das Anspruchsdenken hat schon sehr Überhand genommen. Manche sollten mal in ihren Arbeitsvertrag schauen. Die wichtigere Information neben der Arbeitszeit ist, was für Aufgaben man zu erfüllen hat. Dafür wird das Gehalt gezahlt. Wer mehr Zeit für die Familie will, kann mit großzügiger Unterstützung des Gesetzgebers und Fiskus seine Arbeitszeit reduzieren (und wieder erhöhen, ein richtig „atmendes“ Arbeitsverhältnis). Dazu braucht niemand das Verständnis seines Arbeitgebers.

      Aber es ist eben auch ein Problem für Unternehmen: Fast jeder Teilzeitbeschäftigte möchte seine Arbeitszeit morgens abreißen. Würden alle teilzeitarbeiten, könnten wir im 13 Uhr den Wirtschaftsbetrieb in Deutschland einstellen. Die Welt wollen sich die nicht einmal vorstellen, die dauernd nach „Arbeitszeitverkürzung“ schreien. Mit teilzeitbeschäftigten Leuten kann man nicht einmal interkontinentale Konferenzen machen, weil die Damen und Herren ja Freizeit haben, wenn in Nordamerika die Sonne aufgeht.

      Ganz ehrlich: für erfolgreiches Arbeiten ist solches Gehabe und Anspruchsdenken absolut kontraproduktiv.

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