Die Corona-Zeitschleife

Das Jahr 2021 geht in seine finale Phase und alles scheint, wie es vor zwölf Monaten war. Die Inzidenzen der an Covid-19 Infizierten steigen dramatisch, die Politik ist vom Warnmodus in den Panikmodus gewechselt, Krankenhäuser, Mediziner und Virologen senden SOS. Deutschland erlebt die vierte Welle der Corona-Pandemie. Die Versprechen der Politik wanken nicht nur, sie stehen vor dem Einsturz. Kein Lockdown mehr, so hieß es noch vor wenigen Wochen, keine Ausgangsbeschränkungen, keine Impfpflicht. Die neue Ampelregierung, noch nicht ausverhandelt und noch nicht im Amt, beschloss als erste spektakuläre Maßnahme das Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Für das Team Vorsicht, deren Kapitänin mit Angela Merkel demnächst von Bord geht, ist es das falsche Zeichen, für die Befürworter das Signal, der Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit. Alles widerspricht sich und das noch besonders laut. Strategie und Fakten spielen keine Rolle.

Die Fußball-Bundesliga und die europäischen Clubwettbewerbe nehmen richtig Fahrt auf. Die Fans kehren langsam in die Stadien zurück, nachdem schon die sommerliche Europameisterschaft ein kontinentales Fest für bierselige Anhänger des runden Leders war. Inzwischen laufen manche Arenen wieder unter Vollauslastung. Der 11. November ist weniger der Tag des Heiligen Sankt Martin, sondern der Jecken am Rhein, die damit den Beginn der karnevalesken fünften Jahreszeit feiern, selbstverständlich mit unzähligen, alkoholgeschwängerten Massenansammlungen, in denen körperliche Nähe zum Spaß dazugehört.

Währenddessen ächzen manche Kliniken in Bayern und Sachsen unter Überlastung ihres Personals, schnellen die Sieben-Tages-Inzidenzen, seit fast zwei Jahren so etwas wie der Temperaturanzeiger der Republik, auf nie gekannte Rekordhöhen von 300, 500, 1000. Die Lage ist ernst, es sei fünf nach zwölf, so wird von Experten gefunkt, die längst einen höheren Bekanntheitsgrad besitzen als einige der gewählten Spitzenpolitiker. Wer sich jedoch umhört, muss feststellen: Viele erreichen die Kassandra-Rufe nicht mehr. Sie haben sich verabschiedet von den alarmistischen Medien, holen sich ihre Informationshäppchen von Facebook und aus der Twitter-Timeline.

Frontverläufe in der Pandemie

Zwei Jahre im Ausnahmezustand haben tiefe Spuren hinterlassen. Die Gräben sind längst unüberwindbar. Viele sorgen sich um ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen. Jeder Kontakt, erst recht mit wenig Bekannten, stellt eine Gefahr da, möglicherweise sogar eine tödliche. Für sie kann die Welt erst wieder in Ordnung sein, wenn dieses mutationswillige Virus ausgerottet ist. Andere haben es sich bequem gemacht, genießen heue Freiheiten im Home Office mit freien Arbeitszeiten, ohne sich um ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen sorgen zu müssen. Für sie bedeuten die Pandemieeinschränkungen ein Gewinn an persönlicher Freiheit. Diese beiden Fraktionen finden sich aus ihren gleichgerichteten Interessen zu einer Koalition gegen die Aufhebung der Pandemiebeschränkungen zusammen.

Auf der anderen Seite stehen jene, die immer drängender ein Zurück zur Normalität, so wie wir sie vor 2020 kannten, einfordern. Ihr politischer Arm ist die FDP, ihr Fundament die jüngeren und mittelalten Teile der Gesellschaft, ihr radikaler Flügel hat sich zu den Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern abgespalten.

Eine Kompromisslösung zwischen beiden Lagern ist unmöglich, denn es geht um Grundsätzliches. Die gegensätzlichen Forderungen und Erwartungen berühren den Kern unserer Werte und staatlichen Verfasstheit. Jede Lösung bedeutet die Niederlage für einen. Für die Vorsichtigen ist die Pandemie erst beendet, wenn das Virus ausgerottet ist. Bis dahin müssen Schutzmaßnahmen in Kraft bleiben, zu denen Maskenpflicht und die Begrenzung öffentlicher Zusammenkünfte zwingend gehören. Eine Impfpflicht, immer vehementer gefordert, dient der Beruhigung, nicht der Lösung. Dieses Versprechen wurde einkassiert. Selbst wer sich heute boostern lässt, kann Normalität nicht erwarten.

Dem Lebensschutz der Vorsichtigen steht das Bestehen auf die Widerherstellung aller Grundrechte der Freiheitlichen entgegen. Aus ihrer Sicht gibt es kein den anderen Prinzipien übergeordnetes Lebensrecht. Damit wissen sie die große Mehrheit der deutschen Richter und Grundgesetzkommentatoren auf ihrer Seite, nicht aber das Volksempfinden.

Ohne Kompromiss verbleiben nur zwei Lösungswege. Der eine ist der politische. Mit der Bundestagswahl haben die freiheitlich Gesinnten eine Blockademacht in die Ampelkoalition entsandt. Die FDP stellte in den Monaten mehrfach geradezu ultimativ klar, dass es ein Maßnahmenregiment wie bisher nicht geben wird. Der erste Schritt dazu ist die Wiedereinsetzung des Parlamentsvorbehalts vor Exekutiventscheidungen gegenüber jedweden Einschränkungen. Die zukünftigen Regierungspartner der Grünen und der Sozialdemokraten verhalten sich ambivalent, der Kanzler in spe Olaf Scholz scheint jedoch klar für Liberalisierung zu stehen.

Bei tiefen gesellschaftlichen Streitereien war oft das Bundesverfassungsgericht der Anker, das mit seinen Urteilen befriedend wirkte. Durch die jahrelange Apartheit in einer Phase elementarer Grundrechtsbeschränkungen hat Karlsruhe diese Rolle längst verspielt. Kein Urteil wird die salomonische Funktion noch spielen können. Sanktioniert der 2. Senat die Wege der Merkel-Regierung, wird der Weg zur Aufhebung von Bundesnotbremse bis Maskenzwang sehr lang. Gibt das Gericht den Klägern Recht, delegitimieren die Verfassungshüter eine ganze Generation von Regierungspolitikern und eine Politik, die das Land verändert hat. Das lange Zögern der Roten Roben war politisch einfach töricht.

Ohne Strategie und Vertrauen

Mit jeder Welle wurden die Inzidenzen höher, nahm die Zahl der Infizierten zu. Allerdings gingen die Kurven danach in ein Plateau über und sanken dabei langsam. Heute stehen wir bei weit über 40.000 und mehr Meldefällen, während es im Frühjahr 2020 nur ein Achtel davon war. Selbst in der dritten Welle im Frühjahr waren es in der Spitze nur gut 30.000 pro Tag. Erklärungen für die Entwicklung fallen schwer und wirken hilflos. Die derzeit dominierende sogenannte Delta-Variante galt schon bei ihrem Auftauchen in Indien als hoch infektiös, das war vor einem Jahr. Politik und Gesundheitswesen hatten damit viele Monate Zeit, sich auf die Auswirkungen für die nationale Lage einzustellen.

Ebenfalls im Herbst 2020, die ersten Impfstoffe waren noch nicht auf dem Markt, wurde ersichtlich, dass die vor der Zulassung stehende Vakzine nur eine begrenzte Wirkdauer haben würden, die Schätzungen reichten von bestenfalls 12 bis 18 Monaten. Planungen und Kommunikation der für die Impfkampagne zuständigen Politik dagegen richteten die Bevölkerung nur auf eine einmalige Verabreichung aus. Umso perplexer sind in diesen Tagen viele, dass ihr Impfschutz mit einem „Booster“ aufgefrischt werden soll. Aktuell ist der Andrang nach neuem Schutz gewaltig, die Arztpraxen sind überfordert, während die staatlichen Impfzentren vor wenigen Wochen geschlossen wurden.

Der Wirkungsgrad von BioNTech und Moderna ist überragend. Aber kein Impfstoff der Welt kann vollständig vor Infektionen und der Weiterverbreitung von Viren sorgen. Doch das Gegenteil vermittelte die Bundesregierung in den ersten Monaten. Unter dem Druck der Forderungen nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen und steigenden Inzidenzen auf der anderen Seite steht die verantwortliche Polit-Kaste unter Rechtfertigungszwang. Plötzlich werden über hundert Jahre alte Erkenntnis als revolutionär neu ausgegeben. Die Politik flüchtet sich in Schutzbehauptungen, weil ihr zu jedem Zeitpunkt ein Plan fehlt. Kommunikation wird nach Tagesform entschieden.

Die Lage bleibt so absurd, wie sie in den zwei Pandemiejahren unter der Chaotin der Macht immer war. Obwohl 85% der erwachsenen Bevölkerung ihren Piks erhalten haben, verkämpfen sich Politik und Gesellschaft im sinnfreien Anpragern der wenigen Ungeimpften. Man will nicht akzeptieren, dass die Ablehnung der Vakzine die schwarze Ernte jahrzehntelang genährter Ablehnung der Pharmaindustrie und Gentechnik sowie der wohlverdienten Skepsis gegenüber eine sich allmächtig und paternalistisch gebenden Politik ist. Ein Teil der Bürger vertraut staatlichen Bekundungen nicht. Die Verweigerungshaltung ist dort stark ausgeprägt, wo Teile oder gleich die ganze Gesellschaft schlechte Erfahrungen mit Versprechungen von Politikern und Behörden gemacht haben.

Der Politik, aber auch den in der Pandemie führenden Protagonisten fehlt es weithin an Konsequenz und Nachvollziehbarkeit. Dabei meint die noch amtierende Regierung der Wissenschaft zu folgen, wenn sie sich von selektiv ausgewählten Forschern beraten lässt. Und dann unterliegen die Spitzen des Staates dem Irrtum, der Wissenschaft bei jeder vermeintlichen Erkenntnis folgen zu müssen. Doch die Wissenschaft funktioniert nach den Trial & Error-Prinzip, vor und zurück. Eine Politik, die sich diesen Schwingungen ausliefert, macht sich unglaubwürdig bei den Regierten und verliert das Vertrauen.

Die Zusagen der Regierung sind in dieser Pandemie kaum einen Cent wert. Allein in Deutschland wurden Millionen mit einem Vakzin behandelt, das nach wenigen Wochen praktisch vom Markt genommen werden musste. Über die teils heftigen Körperreaktionen wie hohes Fieber und Übelkeit schweigen sich jene aus, die am lautesten nach einer Impfpflicht rufen. Das schafft kein Vertrauen, sondern Misstrauen. Die Bürger werden wie kleine Kinder behandelt und einige sind halt ungezogen. Dagegen fehlt jede klare Message, wofür die Zweifelnden sich impfen lassen sollen und was die Ziele der Politik sind.

Im Frühsommer bestritten regierungsamtliche Stellen, dass die Zahl der Intensivbettenkapazitäten von einer Reihe Krankenhäuser manipulativ angegeben und im Saldo deutlich reduziert wurde. Mitten in einer vom Staat ausgerufenen pandemischen Lage nationaler Tragweite und angesichts der Umstände, dass mit den Zahlen gravierende Grundrechtseingriffe begründet worden waren, wäre das ein Akt aus dem Tollhaus gewesen. Es war eine Aufführung aus dem Tollhaus. Der Bund zahlte 11,5 Milliarden Euro, damit Betten für Corona-Patienten freigehalten und weitere Kapazitäten aufgebaut wurden.

Verschwenderisch ins Chaos

Und das, obwohl Deutschland ohnehin üppig ausgestattet ist. Hierzulande werden auf 100.000 Einwohner 30 solcher teuren Intensivbetten vorgehalten, in Norwegen sind es dagegen nur 8, in Dänemark 7 und in den Niederlanden 6 Intensivbetten. Weder an Intensivbetten noch Pflegepersonal mangelt es also. Während fleißig die Milliarden an die Krankenhäuser flossen, bauten diese in großer Zahl den Bestand zurück und fuhren die Auslastung mit anderen Patienten hoch. Allerdings sind die offiziellen Zahlen, wie kann es im Deutschland des Jahres 2021 auch anders sein, mit Vorsicht zu genießen. Nach Expertenschätzungen melden Krankenhäuser oft nicht ihre echten Zahlen an das Divi-Register aus Angst vor Überforderung.

Von März bis November 2021 wurden die Kapazitäten von 32.000 auf aktuell 25.000 herabgesenkt. Zeitweise lag diese sogar noch darunter. Diese sind derzeit zu 87% ausgelastet, die Alarmmeldungen vom Gesundheitssystem am Anschlag sind also nicht aus der Luft gegriffen. Aber die sehr hohe Auslastung ist nicht durch Corona-Patienten verursacht. Gerade 23% der Intensiv-Patienten sind wegen einer Covid-19-Erkrankung eingeliefert. Im März lag die Zahl der intensivmedizinisch und invasiv behandelten Corona-Patienten deutlich niedriger.

Wie gehen die Zahlen zusammen? Zum einen hat sich die Verweildauer der schwer an Covid-19 Erkrankten deutlich erhöht. Die Altersgruppen der 15-59jährigen bilden nun das Gros der Infizierten und wahrscheinlich auch Erkrankten. Sie überleben mit weit größerer Wahrscheinlichkeit die Infektion, brauchen dafür aber einige Zeit. Parallel versterben weiterhin fast ausschließlich über 60jährige. Ihre Zahl geht inzwischen wieder deutlich nach oben und liegt über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Andererseits ist Deutschland Weltmeister bei einer Reihe lukrativer, aber nicht zwingend notwendiger Eingriffe wie Hüft- und Knie-Operationen oder auch solchen an den medizinisch umstrittenen Bandscheiben. Solche OPs wurden in den Hochphasen der Pandemie immer wieder verschoben, in späteren Monaten jedoch nachgeholt. So auch derzeit, wo die Krankenhäuser offensichtlich wegen zuvor ausgefallener Operationen besonders viele Patienten auf den Intensivstationen haben. Neuere statistische Zahlen sind jedoch noch nicht verfügbar.

Wir brauchen einen Plan statt unwirksamer Beschränkungen

Politik und die Befürworter von weiteren Lockdown-Maßnahmen sind dabei, alles zu dementieren, wofür sie in der Pandemie bisher gestritten haben. Impfungen sind nicht Wohlfühlpillen gleich, die verabreicht werden, danach ist alles gut. Die Immunisierung einer ganzen Gesellschaft gegen ein Virus setzt Strategie und Planung voraus. Eine Regierung, die bei allen Weltkrisen nur auf Sicht fahren kann, hat hinlänglich ihre Inkompetenz bewiesen. Die Suche nach Sündenböcken behindert die Entwicklung von langfristigen Strategien. Impfverweigerer jedenfalls sind der falsche Sack, zumal die Gräben wie das gegenseitige Misstrauen nur vertieft werden.

Vor allem sind sei Ausdruck völliger Hilflosigkeit. Die Impfskepsis wie die Ablehnung der „Schulmedizin“ sind tief verwurzelt in der DNA dieses Landes und die ein oder andere Partei hat damit gespielt um Wähler zu gewinnen. Demokratische Regierungen müssen Politik mit dem Volk machen, das sie gewählt hat statt sich ein neues zu wünschen. Die deutsche Regierung hat zwei Jahre lang tief in die Kiste mit dem Vertrauensvorrat gegriffen. Doch die Kiste ist längst leer und so meinen manche, der Knüppel müsse her.

Es ist an der neuen Regierung der so unterschiedlichen Partner, endlich einen Weg aus der Krise zu entwerfen, der den Namen „Strategie“ verdient. Sie beginnt beim Schutz derjeniger, die bei einer Erkrankung um ihr Leben fürchten müssen. Nicht nur NoCovid, sondern auch die fehlende Konzentration von Schutzmaßnahmen auf besonders gefährdete Gruppen haben sich als verhängnisvoller Irrtum erwiesen. Jetzt dagegen noch Impfskeptiker überzeugen zu wollen, bedeutet eine Verschwendung von Ressourcen. Stattdessen gilt es, schnellstens die Kampagne für die Boosterimpfung auf den Weg zu bringen, die staatlichen Impfzentren wieder anzufahren, das Monitoring der Krankenkassen zu verbessern.

Die meisten Grundrechtsbeschränkungen haben sich als weitgehend unwirksam erwiesen. Obwohl Maskenpflicht, Abstandsregeln, Testnachweise seit über einem Jahr in Kraft sind, ließen sich damit die statistischen Wellenbewegungen nicht spürbar beeinflussen. Der Grund ist einfach. Es waren immer Taktiken zur schnellen Eindämmung der Pandemie. Sie sind keine langfristigen Mittel, das Infektionsgeschehen in Grenzen zu halten, wenn der Glaube an die Wirksamkeit verloren gegangen ist. Ihre Handhabung im öffentlichen Raum ist oft lächerlich und im privaten praktisch nicht gegeben. Eine Maßnahme wirkt aber nur so lange, wie die Protagonisten von dem Nutzen überzeugt sind.

Das Anreizsystem im Gesundheitssystem muss dringend reformiert werden. Die in Deutschland irrwitzig hohe Anzahl an Intensivbetten sollte auf Dauer zurückgefahren werden, vor allem aber die Flut an Operationen auf ein international vergleichbares Maß reduziert werden. Hier zeigt sich die Verschwendungssucht eines Sozialsystems, das gewohnt ist, im Überfluss zu leben. Gleichzeitig werden engagierte Menschen und die Finanzen ausgebeutet.

Deutschland muss aus dem Panikmodus. Ein Anfang ist mit dem Auslaufen der Notfallregelungen im Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemacht. Auch wenn wir im Frühjahr und dann wieder im Herbst 2022 weitere Wellen erleben werden, so müssen auch die Ängstlichen wieder Vertrauen fassen können, dass das Leben weitergeht. Masken und andere Beschränkungen sind das sichtbare Zeichen, dass Mitmenschen ein Gefahrenfaktor sind. Und nicht Freund, Kollege, Flirtpartner. Oder einfach: ein Mensch.

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  • Marc 17. November 2021, 07:24

    Ich glaube an die intellektuelle Überlegenheit von Corona. Daher setze 100 € auf die Wette, dass totz „Strategie“ und Teilimpfschutz die 4. Welle in den Corona-Todeszahlen die schlimmste wird.

    • Stefan Sasse 17. November 2021, 07:51

      Sieht aktuell sehr danach aus.

    • Stefan Pietsch 17. November 2021, 10:20

      Die größte Dummheit in dieser Pandemie war, die Menschen wie Kinder anzusprechen und ein Verhalten wie bei Molekülen zu unterstellen.

      • Marc 17. November 2021, 10:43

        Natürlich liegt es an der Kommunikation. Corona kann einfach besser spanisch und portugiesisch, deshalb werden sie keine 4. Welle haben.

        • Stefan Pietsch 17. November 2021, 11:08

          Sie haben doch keine Ahnung von der Situation in Spanien. Einfach in eine Tagesstatistik reinschauen, ist nicht sonderlich clever. Danach könnte auch der 1. FC Köln Deutscher Meister werden. Im August.

        • CitizenK 17. November 2021, 14:56

          Oder Iwrit?

          In Israel liegt die aktuelle 7-Tage-Inzidenz (17.11.21) bei 32,8.

    • cimourdain 17. November 2021, 17:30

      Die Wette halte ich. Da aber sogar mir zu zynisch ist, einfach auf Tote zu wetten, in folgender Variante:
      Sollten sie recht behalten, spende ich 100 € an eine (medizinisch) gemeinnützige Organisation Ihrer Wahl, wenn Sie irren, suche ich aus (Ärzte ohne Grenzen) und Sie spenden.
      Zur Klarheit: Referenzrahmen ist Deutschland und die zweite Welle von November 2020 bis Januar 2021.

      • Marc 18. November 2021, 08:46

        Machen wir es Rund und sagen 90.000 Tote.

        Wieso zynisch? Wie ich hier gelernt habe, sind die ja alle schon tod. Das sind ja nur Zombies, die hier unter uns herum laufen, Nachbarn sind oder vielleicht zur Familie gehören. Das ist also kein opfern, wie ich fälschlich dachte, sondern ein Naturgesetz. Die Leute müssen sterben, weil sie sowieso sterben müssen. Selbst wenn das Quatsch wäre, was es ja ist, gibt es einen noch besseren Grund: Sie haben es sich verdient! Das ist ja das Schöne an der Eigenverantwortung. Warum muss er auf die Intensivstation, wenn sie überlastet ist? Hätte er sich den Termin auf einen anderen Zeitpunkt gelegt. Im Frühjahr ist es doch schöner als im kalten Winter. Wenn er eine schlechte Sekretärin einstellt, die nur abseits der Arbeit ihre Vorzüge hat und organisatorisch versagt, muss mit den Konsequenzen leben.
        Okay, im Ernst. Es trifft doch nur die Leute, die ohnehin nur Müll ins Internet kippen. Also ensteht wirklich kein Schaden. Alles ist gut, nirgends ein Funke Zynismus oder Sarkasmus.

        Mir ging es ja nicht um die Wette. Ich wollte nur die Bestätigung, dass ich mit meiner Unterstellung von beginn an Recht hatte. Mit dem Verweis auf Eigenverantwortung sollen die Leute, die jetzt sinnlos sterben, für eine dumme Ideologie geopfert werden. Ich habe in dieser Diskussion mehr als genügend Bestätigungen erhalten und dies ist mir die 100 € mehr als Wert. Ich hoffe daher aus tiefsten Herzen, dass ich verliere.

        • Stefan Pietsch 18. November 2021, 10:06

          Ihr Zynismus, getarnt als Sarkasmus, ist nur abstoßend. Da nehmen Sie sich nichts zu sofisticaded alias popper als Antagonisten. Sie sind aus einem Stall.

        • Marc 22. November 2021, 10:37

          Seriöse Modellierungen schätzen für das schlimmste Szenario 300.000 Tote für die 4. Welle.

          https://www.mdr.de/wissen/covid-vierte-welle-modellsimulation-szenarien-tote-100.html

          Läuft für mich, würde ich sagen.

          • Stefan Pietsch 22. November 2021, 13:41

            Ich habe mir mal rausgesucht, was Sie zur 3. Welle, aufgrund der Modellierungen, die Sie ebenfalls eingestellt haben, gesagt haben: Corona, die Intelligenzbestie

            Die dritte Welle hat das Potential, die intensivmedizinische Versorgung kollabieren zu lassen. Dieses katastrophale Ereignis würde nicht nur Corona-Patienten betreffen, sondern jeden, der operiert werden muss oder einen Notfall hat. Die Sterblichkeit in der Bevölkerung würde enorm steigen. Der Schutz der Risikogruppen ist daher nicht ausreichend, um die Schäden der Pandemie zu stoppen.

            Wieso können wir die Gefahren der Pandemie nicht sehen? Ein Problem ist unser mangelndes Zahlenverständnis.

            Im Vergleich zu dem, was kurz danach an Entwicklung eintrat, schien das Virus nun doch nicht so intelligent, waren Ihre Modellierer schnell weg und mit Ihrem Zahlenverständis war es nicht weit her. Nun gut, fairerweise haben Sie ja von „unser“ gesprochen. Allerdings hätten Sie eher schreiben müssen, „mein Zahlenverständnis“, dann hätt’s gepasst.

            Der deutschsprachige Raum entwickelte sich in der Pandemie immer gleichlaufend, derzeit ja auch. Doch im März entschied sich Bern zu der völlig gegensätzlichen Strategie wie Deutschland. Wir waren plötzlich die einzigen, die an Verschärfungen glaubten, nicht die Niederländer, nicht die Österreicher usw. Obwohl Deutschland die Bundesnotbremse reinhaute, änderte sich an dem Befund nicht das Geringste – obwohl es das nach Ihrer Erklärung im April eigentlich hätte. Deswegen fanden Sie ja dann auch – abweichend von den Fakten – eine andere Erklärung für das, was nach Ihren Modellen eigentlich nicht hätte sein können:

            Die Schweiz hat die Lockerungen nach dem Brechen der Welle eingeführt. Dass sie bereits gebrochen war, konnte man an dem damaligen Zeitüunkt noch nicht eindeutig sagen, da um Ostern die Datenlage aufgrund der zurückgefahrenen Tests unklar war. Die Schwei hatte Glück gehabt. Man sieht auch sehr schön, dass in der Schweiz nach einem wirklich sehr gleichförmigen Verlauf plötzlich langsamer sinken. Das ist exakt genau, was man erwarten durfte.

            Puh, Glück gehabt und irgendwie schneller in der Welle gewesen. Klar, anders kann es ja gar nicht sein, sonst hätte Marc zugestehen müssen, dass die Maßnahmen so gar nichts gebracht haben. Deutschland im Lockdown, Schweiz, Österreich, Niederlande offen und dennoch gleiche Entwicklung. Geht gar nicht!

            Aber Sie hatten ja noch etwas im Köcher. Den Intensivbettenschwund, den Professor Schrappe frühzeitig erkannte, gab es für Sie nicht. Das war alles aufgebauscht, falsch gerechnet. Dumm nur, dass danach der Bundesrechnungshof zum gleichlautenden Befund kam und das Divi-Register diesen Schwund ganz offen zeigt. Inzwischen sind wir übrigens bei 25.000 Intensivbetten angelangt und nicht wie im Frühjahr bei über 30.000. Leider hat uns dieser Schwund noch die schöne Summe von 11,5 Milliarden Euro gekostet, mit denen eigentlich Betten auf- und nicht abgebaut werden sollten. Aber hey, da hat jemand wohl Buchstabenvertauschen gespielt, nicht wahr, Marc?

            Bisher gab es zwei Varianten von Ihnen: Malen nach Zahlen, in dem Sie die Modellrechnungen eines beliebigen Modellierers hergenommen haben und eigene Kalkulationen, was im Ansatz absolut und ohne jede Ironie lobens- und beachtenswert ist. Nur sollte man die eigene Prognose ab und zu am späteren Ergebnis messen und auch mal eingestehen können, dass man (ziemlich deutlich) daneben lag.

            • Marc 23. November 2021, 10:27

              Nur sollte man die eigene Prognose ab und zu am späteren Ergebnis messen und auch mal eingestehen können, dass man (ziemlich deutlich) daneben lag.

              Das habe ich und ich habe dazu einen Artikel geschrieben:

              Die Pandemie-Modelle zur 3. Welle haben den Kipppunkt nicht richtig prognostiziert und mit ihren Horror-Szenarien einen Fehlalarm ausgelöst, der letztendlich zu der viel kritisierten Bundesnotbremse geführt hat Das ist nicht gut, klar.

              Quelle: http://www.deliberationdaily.de/2021/07/schwanenhafte-saisonalitaet/

              Die Logik daraus haben sie aber nicht verstanden, da sie keine Ahnung von Modellierungen haben. Da die Saisonalität unterschätzt wurde, war jedem Experten klar, dass im kommenden – also diesen – Herbst / Winter ein erhebliches Problem auf uns zukommen wird. Der höhere Saionailitätsfaktor prognostizierte die pandemische Welle, die wir jetzt sehen. Diesen logischen Zusammenhang verstehen sie nicht. Sie wollen auch nicht akzeptieren, dass die bisherigen Modelle zwar nicht perfekt, aber schon gut waren und immer genauer werden. Und ob sie es wahr haben wollen oder nicht. Es ist kein Widerspruch wenn bei einer beginnenden Saisonalität geöffnet wird und die Inzidenzen sinken. Das ist im Rahmen der Modelle möglich. Sie verstehen einfach nicht, dass die Modelle komplex sind und daher auch anscheinend paradoxe Szenarien beschreiben können. Und die Modelle sagen auch sehr klar, dass Impfungen nur noch wenig ändern werden. Helfen können nur noch Kontaktbeschränkungen. Eine ungebremste Durchseuchung, wie sie jetzt statt findet, wird zu bis zu 300.000 Toten führen.

              • Stefan Pietsch 23. November 2021, 10:45

                Die Modellierungen kranken an zwei Problemen, die zusammenhängen. Zum Einen wurde immer nur exponential gerechnet und ab einem Peak ein starker Abfall. Das ist einfache Mathematik. Tatsächlich bildeten sich nach kurzen, expotentiellen Anstiegen Sattelpunkte und damit Plateaus, wonach die Infektionen langsam sanken. Verursacht werden diese mathematisch seltenen Verläufe durch die Änderung menschlicher Verhaltensweisen. Zu Deutsch: die Leute reagieren. Die Befürworter harter staatlicher Maßnahmen schreiben dies dann den Eingriffen zu. Tatsächlich zeigen sich solche Verläufe jedoch auch in liberalen Ländern wie Dänemark und Schweden. Das genau dementiert die Politik staatlicher Härte. Mit Saisonalität hat das nichts zu tun, es ist die pseudowissenschaftliche Erklärung von Naturwissenschaftlern, die das Menschliche nicht zu erklären vermögen.

                Wir haben bisher rund 100.000 Corona-Tote, weitgehend in einer Phase ohne Impfschutz. Nun, bei noch 10 Millionen Ungeimpften, soll es in weniger als der Hälfte der Zeit, soll es die dreifache Anzahl sein. Das entbehrt jeder Logik, treibt die Annahme der Mortalität in absurde Höhen und dementiert das Plädoyer für den Nutzen von Impfungen. Kurz: es ist die Fortsetzung der Panikmache-Strategie. Jeder, der nur einmal Menschen geführt hat, kann das nur als Dummheit hoch 1000 bezeichnen.

                Unsere Politiker, Wissenschaftler und viele politisch Interessierte verstehen ganz offensichtlich nichts von Menschenführung.

                • Marc 23. November 2021, 11:03

                  Zeigen sie mir bitte diese Sattelpunkte in der 4. Welle. Ich sehe sie nicht. Sie gab es übrigens auch nicht beim Ausbruch in Großbritannien oder Indien. Also überall, wo die Delta-Variante dominierend war. Verstehen sie jetzt?

                  • Stefan Pietsch 23. November 2021, 19:46

                    Okay, dann halten wir mal fest, was Sie offensichtlich widerspruchslos akzeptieren. Modellierer scheinen nur mathematisch idealtypische Kurven rechnen zu können, die aber nur in einer ersten Phase etwas mit der Realität zu tun haben. Menschliche Verhaltensweisen können anscheinend in mathematischen Modellen nicht berücksichtigt werden.

                    Ihnen fällt auch keine Erklärung ein, warum wir innerhalb wesentlich kürzerer Zeit dreimal so viele Corona-Tote erleben sollten als in den ersten beiden Jahren. Dem Vorwurf, Horrorgemälde zu zeichnen, haben Sie nicht widersprochen, da Sie die Logik hinter Ihrer Behauptung nicht aufzeichnen können. Kenntnisse in Menschenführung scheinen auch für Sie überschätzt. Schade.

                    Nun zu Ihren weiteren Punkten: Ich habe an keiner Stelle behauptet, wir wären nun in einer Phase der nachlassenden Infektionen. Ich bestreite keineswegs, dass wir anscheinend in der ersten Phase sind, wo sich Infektionen resant schnell aufbauen. Nur, das hatten wir schon dreimal. Eigentlich hätten Sie an der Stelle einfügen sollen, warum bei der Delta-Variante diesmal aus Ihrer Sicht alles anders sein soll (siehe oben, Anpassung der Bürger). Logik ist kompliziert, es beginnt mit einer logischen Kette, zu der sich allerdings eine Beweisführung anhand Empirie (Stefan weiß hoffentlich, wovon ich spreche) gesellen muss.

                    Sie müssen argumentativ ziemlich verzweifelt sein, dass Sie nun ein Schwellenland mit den westlichen Industriestaaten vergleichen. Sie unterstellen damit vergleichbares Bildungsniveau, Schnelligkeit in der Informationsvermittlung, hervorragende, vertrauenswürdige Erfassung der Infektionen, ein Gesundheitssystem auf Westniveau. Vielleicht sollten Sie mal nach Indien reisen, am besten abseits der größten Metropolen, um sich ein reelles Bild zu machen über Ihre Maßstäbe.

                    In ganz Europa dominiert die Delta-Variante bei den Infektionen, das sollte (und ist) Ihnen bekannt. Alle mir diesbezüglich bekannten Länder befinden sich aktuell in der ersten Phase einer neuen Infektionswelle, was ja nicht so verwunderlich ist bei einem Virus, das offensichtlich seinen Schrecken in den Wintermonaten entfaltet. Was übrigens zu der auf der Hand liegenden Frage führt, warum wir in den Sommermonaten so Panik verbreiten. Aber möglicherweise überfordert diese Frage.

                    • Marc 23. November 2021, 22:04

                      Im Spätsommer hat sich die 4. Welle aufgebaut. Sie hätte mit wenig Aufwand und geringen Eingriffen kontrolliert werden können – ohne Panik. Die Panik habe ich jetzt.

                    • Stefan Pietsch 23. November 2021, 22:22

                      Panik hatten Sie auch in der 1., 2. und 3. Welle, wenn ich mich richtig erinnere. Wo liegt der Unterschied?

                    • Stefan Sasse 24. November 2021, 07:49

                      So langsam kommt noch die Resinaggression dazu. Eine Mischung aus Resignation und Aggression.

                    • Marc 24. November 2021, 10:08

                      @Pietsch

                      Der Winter ist gekommen und lang. Es ist erst November und das Virus steht bereits vor der letzten Verteidigungslinie:

                      https://www.tagesschau.de/inland/corona-intensivbetten-111.html

                      Und das Virus wird alle zwei Wochen doppelt so stark.

                      @Sasse

                      Und da ist noch diese Fassungslosigkeit, weil es weder menschlich, noch gesellschaftlich oder wirtschaftlich irgendeinen Sinn ergibt. Es ist ein pures Lose-Lose-Lose Game. Die wirtschaftlichen Schäden der Durchseuchung werden die einer Niedrig-Inzidenz-Strategie weit übertreffen.

                    • Stefan Sasse 24. November 2021, 15:04

                      Ja, aber die sind nicht offensichtlich, und es meckert keiner drüber. Die POLITISCHEN Kosten der Strategie sind wesentlich niedriger als die einer Hoch-Inzidenz-Strategie.

  • Martin 17. November 2021, 07:50

    Leider sind hier doch ein paar Ungenauigkeiten drin. Die Angabe 85% der Bevölkerung seien geimpft ist zwar nicht falsch, aber etwas irreführend. Offiziell sind es 67,5%, die vollständig (d.h. 2x ) geimpft sind. Da in den meisten (oder allen?) offiziellen Statistiken zur Anzahl Infizierter/Todesraten etc. einfach Geimpfte und Personen, deren Impfstatus unbekannt ist, den Ungeimpften zugerechnet werden, wäre es sinnvoll, diese hier nicht als Geimpfte zu rechnen.

    Die „überragende Wirksamkeit“ von Moderna und BionTech halte ich für arg zweifelhaft. Zumindest vor Infektion und Weitergabe der Infektion scheinen sie nicht oder fast nicht zu schützen.

    Nachdem Politiker im Anfangsstadium der Krise durch hektisches, inkompetentes und unkoordiniertes Vorgehen massiven Schaden angerichtet haben, wurde von ihnen die Impfung als Rettung herbeigehofft.
    Die hat aber nun nicht das erreicht, was erhofft und vielfach versprochen wurde, konnte sie auch gar nicht. Bei immer noch unklaren Langzeitfolgen.
    Da muss dann nun eben in schlechter alter Tradition ein Sündenbock her: Die Ungeimpften sind unser Unglück.
    Wenn aber in Bayern, mit ca. 2/3 durchgeimpfter Bevölkerung, knapp 1/3 der „Covid-Toten“ im Oktober doppelt geimpft war, dann stellt sich schon die Frage, wie sehr die Impfstoffe eigentlich schützen. Zumindest vor Infektion und Weitergabe sicher nicht.
    Detaillierter ausgeführt findet sich das hier: https://zettelsraum.blogspot.com/2021/11/pandemie-der-geimpften.html

    Ob die Maßnahmen, wie Isolierung, Lockdowns und dann auch noch die Impfung eher zu schwereren Folgeschäden, z.B. durch inzwischen „untrainierte“ Immunsysteme, führen wird sich wohl erst noch zeigen.

    • Stefan Pietsch 17. November 2021, 10:19

      Ich schrieb: Obwohl 85% der erwachsenen Bevölkerung ihren Piks erhalten haben (..).

      Auf die Gesamtbevölkerung bezogen sind es nur gut 70%.

      Die „überragende Wirksamkeit“ von Moderna und BionTech halte ich für arg zweifelhaft.

      Gemessen an der bisher bekannten Wirksamkeit von Impfstoffen sind sie überragend.

      Bei immer noch unklaren Langzeitfolgen.

      Dieses Geraune von den Langzeitfolgen halte ich für totalen Unsinn. Die sogenannten Langzeitfolgen treten typischerweise innerhalb eines halben Jahres auf. Nur wegen der erst später erkennbaren Auswirkungen nennt man sie „Langzeitfolgen“. Wir erleben einen einmaligen Laborversuch, in dem ziemlich zeitgleich Milliarden Menschen ein Vakzin verabreicht und dieser Vorgang mit nicht gekannten Datenerhebungen und Beobachtungen überwacht wird. Wer da glaubt, „Langzeitfolgen“ blieben lange unentdeckt, glaubt auch an die Ankunft von Marsianern in den nächsten 12 Monaten.

      Richtig ist, dass zwischen Impfquoten und Inzidenzen in Europa kaum noch ein Zusammenhang besteht.

      • Stefan Sasse 17. November 2021, 12:26

        „Langzeitfolgen“ von Impfungen sind nur Schwurblerjargon. Die gleichen Leute haben überhaupt kein Problem mit den wesentlich verbreiteteren und wohldokumentierten Langezeitfolgen einer Covid-Erkrankung.

        • sofisticaded 17. November 2021, 14:43

          Das ist zutreffend, nur sollte man den gleichen Maßstab auch bei Long- Covid anlegen, denn das Krankheitsbild ist unspezifisch und trifft auf andere schwere Verläufe von Erkältungskrankheiten zu. Schaut man beim RKI auf den ARE Wochenbericht ist die Kurve seit der 41. KW absteigend. Bei den Sentinelpraxen melden ab der 40. KW folgende Viren: RSV 325, PIV 68, Rhinoviren 242, hCoV 102 und SARS-CoV-2 lediglich 30. Schon daran ist zu erkennen, dass andere Viren in viel größerem Maße am Infeektionsgeschen beteiligt sind. Übrigen Niedersachsen schaft den Leitindikator „Hospitalisierung“ ab, er brachte es nicht – PCR rules!

  • Thorsten Haupts 17. November 2021, 09:13

    Moin Herr Pietsch, Ihr Beitrag hat jetzt locker Beraterniveau erreicht :-). Eine flockig oberflächliche Analyse dessen, was schief lief, ist ja noch okay. Aber danach nach einem Plan zu rufen und dabei gleich drei Massnahmen auszuschliessen, die man bisher – nach Auffassung der grossen Mehrheit der Fachwissenschaftler erfolgreich – eingesetzt hat, ist einfach albern.

    Masken, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen gehen also gar nicht, aber es muss pronto eine Strategie ohne diese Massnahmen her, die trotzdem Erfolg verspricht? Was soll das sein, Feenstaub? Weiss ja nicht, wie das bei Ihnen im Fach ist, aber wenn man im Projektmanagement alle best practices ausschliesst, aber trotzdem Ablieferung in Zeit, Budget und Qualität fordert, macht man sich bei den Praktikern schlicht lächerlich.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 17. November 2021, 09:41

      Ich lese Stefan so, dass diese Maßnahmen durchaus wirkungsvoll sind, aber nicht dauerhaft aufrechterhalten werden können und er den Mangel an einer permanenten Lösung beklagt. Andernfalls würde ich mich deiner Kritik anschließen.

      • Stefan Pietsch 17. November 2021, 09:55

        Exakt.

        • Thorsten Haupts 17. November 2021, 10:27

          In Ordnung, das ist eine wohlwollende interpretation des Geschriebenen. Hätte deutlich klarer herausgearbeitet werden können, was Stefan P in seiner Reaktion auf meinen Kommentar nachgeholt hat.

          Was mir fehlt – kein Vorwurf an Herrn Pietsch – ist eine Idee für eine alternative Strategie. Das scheint der Politik genauso zu gehen. Wenn es aber keine gibt, hat der alte Frank Lübberding von der FAZ am Ende mit seiner seit März 2020 mantraartig vorgetragenene Kritik völlig Recht – die Politik hat die Illusion geschürt, man könnte die Pandemie beherrschen und scheitert jetzt an genau diesem Anspruch.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Marc 17. November 2021, 10:33

            Das ist keine Illusion. Es gibt genügend Länder, die mit unterschiedlichen Strategien die Pandemie beherrschen.

            • Thorsten Haupts 17. November 2021, 12:27

              Ohne Maskenpflicht, Lockdown, Kontaktbeschränkung und die geschlossenen Grenzen eines Inselstaates? Wüsste ich jetzt nicht und wäre für Aufklärung dankbar.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

            • sofistocaded 17. November 2021, 16:32

              Keiner beherrscht da tatsächlich was. Wir haben ein Virus, das vorwiegend Menschen in hohem Alter mit Vorerkrankungen umbringt, dem aber seit 21 Monaten eine weltweite Bedeutung zukommt, die es nicht verdient. Was wir sehen sind Blindflüge auf verschiedenen Niveaus. Man hat immer wieder ausprobiert und unterschiedlichsten Maßnahmen favorisiert, keine hat wirklich geholfen. Warum? Weil die Denkansätze unzureichend sind. Die Evolution ist vielschichtiger, als Menschen sich Strategien ausdenken können. Einige glauben, man könnte alles über Algorithmen lösen. Leben mit seiner mikrobiologischen Komplexität entzieht sich den Formatierungen unserer Computer. Das sollten insbesondere Virologen verstehen lernen und die Menschheit nicht auf einen Nukleinsäuren-Pfad locken und von dort aus die Welt erklären wollen.

    • Stefan Pietsch 17. November 2021, 10:11

      Hauptsache gefällt. 😉

      Ich habe mich ziemlich wenig damit aufgehalten, was schief lief. Der Anfang beschäfigt sich damit, wie die Fraktionen der Gesellschaft sich verkantet haben.

      Das Problem ist: Da urteilen Naturwissenschaftler über Menschen, von denen sie offensichtlich nichts verstehen. Ich kann als Manager eine kleine Einheit länger auf ein Ziel mit erheblichen Entbehrungen einschwören. Ich kann auch ein großes Team für eine kurze Zeit auf ein ehrgeiziges Ziel verpflichten. Aber ich kann nicht einem großen Team für einen längeren Zeitraum große persönliche Einschränkungen aufbürden. Comprende?

      Noch eins: Ich kann meiner Mannschaft eine umfangreiche Restrukturierung als zwingend notwendig zum Arbeitsplatzerhalt der übrigen verkaufen. Wenn ich das aber dreimal tue, habe ich jede Glaubwürdigkeit und auch das Vertrauen meiner Mitarbeiter verloren und muss gehen.

      Gute Manager wissen um diese Weisheiten. Was bedeutet, an der Spitze unseres Staates stehen die schlechtesten Manager, die man sich denken kann. Schlimmer noch: da stehen Anführer, die ein taktisches Verständnis zur Wahrheit pflegen. Heute wird Boostern empfohlen und der Eindruck vermittelt, damit wäre die Sache erledigt. Doch der Sinn ist lediglich, die Bürger zu motivieren, in möglichst hoher Zahl geimpft durch den Winter zu kommen. Tatsächlich wird nach weiteren 6-12 Monaten eine Auffrischungsimpfung erforderlich. Aber dann denkt man sich eben ein neues Argument aus. Ich kann es auch anders ausdrücken: Wer sich heute der Boosterimpfung verweigert, holt den Schutz halt im Frühjahr nächsten Jahres nach und ist dann wieder auf dem Status, dem jene unterliegen, die dann bereits ihre vierte und fünfte Impfung geholt haben.

      Masken wie Abstandsregeln schützen nur so weit, wie die Menschen sich konsequent daran halten. Die Fakten zeigen, dass sie auf Dauer kein wirksames Mittel sind, die Infektionen in Grenzen zu halten. Darüber kann man sich aufregen, aber es ist einfach dumm, die Realität nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es ist weit sinnvoller, die Maskenpflicht im März vollumfänglich fallen zu lassen und sie im Oktober / November 2022 bei dramatisch steigenden Zahlen für zwei Monate wieder aufleben zu lassen.

  • Stefan Sasse 17. November 2021, 09:40

    Ich stimme deiner Analyse in weiten Teilen zu. Und genauso wie du sehe ich auch keine Lösung für dieses Dilemma. Da würde von Beginn an zu viel verkackt, aufs falsche Pferd gesetzt, wird hin und her laviert.

    • Marc 17. November 2021, 10:11

      Und was ist jetzt? Durchseuchung einfach laufen lassen?

      • sofisticaded 17. November 2021, 11:56

        Die hat doch längst stattgefunden…

      • Stefan Sasse 17. November 2021, 12:25

        Nicht die geringste Ahnung. Ich fürchte die bisherige Politik hat sich fein säuberlich eh alle anderen Optionen verschlossen. Wie viel davon Absicht und wie viel Inkompetenz war, keine Ahnung.

        • Marc 17. November 2021, 13:10

          Wir haben uns dem europäischen Pandemie-Bekämpfung durch harte und teure Maßnahmen sehr mühsam einen Mittelplatz erkämpft. Jetzt in der 4. Welle schmeißen wir hin, Durchseuchen ungebremst und werden exakt dort landen, wo alle Länder mit schlechter Pandemie-Bekämpfung landen werden? Und das soll eine Strategie sein? Sorry, für mich ist das Schwachsinn hoch drei.

          • Thorsten Haupts 17. November 2021, 13:23

            Und das soll eine Strategie sein?

            Äh, nein. Aber der Zustand der deutschen Politik. Leider flächendeckend über alle Parteien hinweg und deshalb alternativlos (TM Merkel).

            Gruss,
            Thorsten Haupts

      • Erwin Gabriel 17. November 2021, 12:36

        @ Marc 17. November 2021, 10:11

        Und was ist jetzt? Durchseuchung einfach laufen lassen?

        Was sonst? Ist unvermeidbar.

        Ziel der Impfungen ist nur, die Wirkung der Krankheit auf den Einzelnen zu reduzieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

        • Marc 17. November 2021, 13:06

          Nein, ist es nicht.

          • Erwin Gabriel 17. November 2021, 16:58

            @ Marc 17. November 2021, 13:06

            Nein, ist es nicht.

            Kann man mit einer Impfung zuverlässig die Corona-Infektion oder die Corona-Erkrankung verhindern?

            Nein.

    • sofisticaded 17. November 2021, 12:43

      Ich kann diesen Blödsinn nicht mehr hören. Verkackt, aufs falsche Pferd gesetzt oder laviert wurde hier nicht eine Sekunde. Es wurde politisch gezielt das anvisiert, was man vorhatte (s. Papier des Innenministeriums): Die Mehrheit der Bürger in einen Angstrausch versetzen, um dann mit deren Billigung all das ins Werk setzen zu können, was wir heute erleben. Aus einer Pandemie eine P(l)andemie zu machen. Und jetzt wundern sich alle, wie doll das funktioniert hat und retten sich, weil ihr gesunder Menschenverstand es nicht mehr auf die Reihe kriegt, in Abstossreaktionen und Schuldzuweisungen. Das heißt der gesellschaftliche Zusammenhalt implodiert. Damit haben die politischen Akteure das divide et impera perfektioniert. Sie haben den größten Teil der Menschen in einen Zustand manövriert, der es unmöglich macht, daraus noch zu entkommen. Denn wer will sein Handeln noch sinnhaft infrage stellen, dem er im Glauben auf Erlösung zugestimmt hat. Man stellte den Menschen nur noch geschlossene Fragen, die sie mit Ja oder Nein beantworten durften. Dafür oder dagegen. Daraus folgen nun Handlungsketten, die von den Handelnden nicht mehr unterbrochen werden können, ohne den erreichten Status zu verlieren. Das perfekte Perpetuum Mobile!

      • Stefan Sasse 17. November 2021, 14:18

        Du darfst gerne Verschwörungsmythen in die Welt setzen, aber was ich in den letzten zwei Jahren von unseren Regierenden gesehen habe lässt mich ernsthaft an deren Fähigkeit zur Verschwörung zweifeln.

        • sofisticaded 17. November 2021, 14:54

          Wieso, Du unterstellst doch: zu viel verkackt, aufs falsche Pferd gesetzt, wird hin und her laviert. Wie passt das zu Verschwörung? Anstatt immer nur rudimentäre Blaffer einzustellen, solltest Du mal dein Wissen mit uns teilen, anstatt dieses lanweilige „Ping-Pong“ zu spielen.

          • Stefan Sasse 17. November 2021, 18:01

            Gar nicht, das ist ja mein Punkt?

            • sofisticadad 17. November 2021, 19:40

              Der Punkt ist der, dass Du mit deinem vor bereits über einem Jahr geäußerten: ich hab eine Scheissangst… genau die Wirkung bestätigt hast, die Du mir jetzt als Verschwörungsmythos anhängen willst. Du bist weder in einem Alter noch hast Du vermutlich (?!) gesundheitliche Dispositionen, die es sehr wahrscheinlich machen, dass Du an COVID-19 schwer erkranken könntest.

              • Stefan Sasse 18. November 2021, 07:38

                Von der Wahrscheinlichkeit kann ich mir nichts kaufen, wenn’s mich erwischt.

        • Erwin Gabriel 17. November 2021, 16:59

          @ Stefan Sasse 17. November 2021, 14:18

          … was ich in den letzten zwei Jahren von unseren Regierenden gesehen habe, lässt mich ernsthaft an deren Fähigkeit zur Verschwörung zweifeln.

          Deutlich länger als zwei Jahre, aber ja. Zustimmung!

          • Stefan Sasse 17. November 2021, 18:03

            Schon, aber da besonders 🙂

            • Erwin Gabriel 18. November 2021, 09:11

              @ Stefan Sasse 17. November 2021, 18:03

              Schon, aber da besonders 🙂

              Ja, da besonders.

  • sofisticaded 17. November 2021, 11:53

    @Marc
    [] Wir haben Stand 17.11.2021 seit dem 01. März 2021, also nach 626 Tagen: 96.817 PCR-basierte Corona-Tote, das sind im Mittel 155 Tote pro Tag. Von diesen 96.817 sind 82.967 (86%) über 70 Jahre alt. Davon 62.904 (76%) älter als 80. Die restlichen 13.850 sind von 0-69 Jahre alt.

    Statistisch aufs Jahr gerechnet ergibt das: 96.817/626*365= 56.450 Tote. Legt man hier den infektiologisch bekannten Sachverhalt zugrunde, dass 7,5-10% der Menschen an Atemwegserkrankungen jährlich versterben und jährlich demographisch betrachtet in Deutschland knapp 1 Mio. Menschensterben, dann ergibt das 100/11.000.000*56.450= 5,6%. Das sind um fast um ein Drittel bzw. Hälfte weniger.

    Das ist keine Leugnung von Corona, aber allein an diesen Zahlenverhältnissen ist eindeutig zu erkennen, wie völlig überzeichnet die ganze Debatte ist. Ein totales Zerrbild der Wirklichkeit, die jetzt wieder auf den zweifelhaften Parametern: Inzidenz und Fallzahl beruht. Zusammen mit einer völlig irrationalen Debatte und Angstmache hinsichtlich der Intensivstationen, die seit Jahren im Winterhalbjahr das gleiche Bild der Überforderung abgeben und seit Jahren propagandistisch von Medien und in den vergangenen 21 Monaten politisch benutzt werden, um die Maßnahmen zu begründen.

    Wie man anhand solcher Zahlen zu der Aussage kommen kann: Daher setze 100 € auf die Wette, dass totz „Strategie“ und Teilimpfschutz die 4. Welle in den Corona-Todeszahlen die schlimmste wird. ist mir schleierhaft. Das ist unverantwortliche Panikmache, ohne jeden sachlichen Hintergrund. Diese geradezu morbide Erwartungshaltung einer seit fast 2 Jahren herbeigeredeten katastrophalen Todesspirale, die mit immer neuen Skandalisierungen lebendig erhalten wird, ist in seiner Brutalität und Irrationalität nur noch abstoßend.

  • schejtan 17. November 2021, 13:19

    Ich hab ja quasi die ganze Coronazeit damit verbracht, zwischen „Ich waer ja schon lieber in Deutschland“ und „Bin doch lieber in England“ hin- und herzuschwanken. Mittlerweile muss ich sagen, dass ich zwar mit BoJo’s „Wir machen quasi gar keine Regeln mehr und fuehren nie wieder welche ein“ nicht komplett uebereinstimme, es mir aber trotzdem lieber ist als staendige Hin und Her, dass ich aus Germanien so mitbekomme.

    • Thorsten Haupts 17. November 2021, 13:21

      Und das geht nicht nur Ihnen so.

    • Stefan Sasse 17. November 2021, 14:18

      Ich bin während der Pandemie nicht ein einziges Mal zu „bin doch lieber in England“ geschwankt.

      • schejtan 17. November 2021, 15:33

        Na gut, wenn ich nicht in London leben wuerde, haette ich mir die Frage vermutlich gar nicht gestellt 😉 Die Antwort darauf hing auch meistens davon ab, wessen Politiker sich gerade dilettantischer und chaotischer angestellt haben. Und da seh ich schon, dass die deutschen Spitzenpolitiker BoJo und Konsorten mit Hinsicht auf Corona mittlerweile ueberholt haben. Weniger im Bezug darauf, was im Konkreten getan wird, sondern wie es umgesetzt und vermittelt wird.

    • sofisticaded 17. November 2021, 14:58

      Dem kann ich nur zustimmen. Meine Freunde in England sagen mir das Gleiche. Sie fragen ständig, ob wir und warum die Deutschen so Gefallen am Masochismus hätten…

      • Erwin Gabriel 18. November 2021, 09:17

        @ sofisticaded 17. November 2021, 14:58

        Sie fragen ständig, ob wir und warum die Deutschen so Gefallen am Masochismus hätten…

        Vermutlich die Hoffnung, dass der Schmerz schon bald nachlassen wird

  • CitizenK 17. November 2021, 15:17

    „Weder an Intensivbetten noch Pflegepersonal mangelt es also.“

    Das ist eine originelle Feststellung.

    Während Patienten nach Südtirol (ehemals Hotspot) verlegt werden müssen. Während massenhaft Pflegekräfte den Job aufgeben wegen unzumutbarer Arbeitsbedingungen und Stationen geschlossen werden müssen, teure technische Ausrüstung ungenutzt bleibt .

    Überlastung wegen unnötiger Knie- und Hüft-OPs? Könnte auch am falschen (marktwirtschaftlichen!) Anreizsystem liegen.

    • Stefan Pietsch 17. November 2021, 16:09

      Lesen Sie noch einmal den gesamten Passus.

      Die Festlegung von Vergütungen durch para-staatliche Stellen entspricht der Preisbildung am Markt? Eines der Beispiele, die mich bestätigen: um die wirtschaftstheoretische Bildung ist es in diesem Land schlecht bestellt.

      • CitizenK 17. November 2021, 18:18

        Festpreise für bestimmte Dienstleistungen gibt es auch am Markt. Mit den Fallpauschalen sollten marktwirtschaftliche Elemente im Gesundheitswesen Einzug halten. Nicht meine Wortwahl. Hätte Anführungszeichen verwenden sollen.

        Ergebnis: Leitung fordert von den Ärzten mehr lukrative OPs. Eine Erklärung. Nicht aus der Luft gegriffen.

        • Stefan Pietsch 17. November 2021, 18:30

          Einzelne Unternehmen mögen Festpreise verlangen. Generell widerspricht so etwas aber dem Wettbewerbsrecht, d.h. in Branchen lässt sich nicht verabreden, für bestimmte Dienstleistungen bestimmte Preise zu nehmen (Kartellbildung).

          Legt der Staat Preise fest, muss er regelmäßig in kurzen Abständen die Auswirkungen überprüfen. Das geschieht in Deutschland nicht. Dort, wo der Staat Preise setzt – Gesundheit, Rechtsanwälte, Apotheken – haben wir vermachtete Märkte. Größe entscheidet über die Profitabilität. Marktwirtschaft und Wettbewerb lassen sich nicht simulieren.

          Dass in Deutschland viel zu viele OPs vorgenommen werden, die Verweildauer in Krankenhäusern zu hoch ist, überproportional viele Medikamente verabreicht werden, sind keine neuen Erscheinungen. Doch aufgrund der Vermachtung und der verwinkelten Interessen erscheint es unmöglich, das zu ändern.

          Schaun‘ Sie, das hätten Sie doch selbst überschlagen können: Unsere EU-Partner und Nachbarländer kommen mit weit geringeren Kapazitäten durch die Krise, obwohl sie nicht weniger Covid-Patienten zu versorgen haben. Wir haben die dreifache Kapazität und reden hier von Triagen. Das Problem kann nicht die zu versorgende Anzahl an Corona-Erkrankten sein.

  • Thorsten Haupts 17. November 2021, 16:39

    … entspricht der Preisbildung am Markt?

    Möchte ich mit einem Seitenblick in die Vereinigten Staaten auch wirklich nicht :-). Im konkreten Fall haben Sie natürlich Recht.

    Habe mich vor vielen Jahren für eine Freundin im Medizinbereich mal ausführlich mit Krankenversicherungssystemen beschäftigt. Vergleich von Kosten, Ärztedichte, Krankenhäusern, Beiträgen der Bürger und/oder Versicherten etc. Mein damaliges Fazit halte ich noch immer für richtig:

    Vermutlich am effizientesten wäre eine komplette Freigabe des Systems (keine allgemeine Versicherungspflicht, keine Krankenkassen, keine Verrechnungssätze für Ärzte, freie Honoraraushandlung etc. pp) mit einer Pflichtabsicherung über eine einzige deutschlandweite Globalversicherung, die nur Kosten ab der jährlichen Höhe von X bzw. Ausfälle durch längere Krankenhausaufenthalte oder Invalidität ersetzt. Alles andere zahlt und verhandelt der Patient selbst.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Pietsch 17. November 2021, 18:36

      Ich würde nie dafür plädieren, das amerikanische Gesundheitssystem nach Deutschland zu importieren.

      Ich bin von der allgemeinen Versicherungspflicht überzeugt. Anders als in jungen Jahren halte ich auch nichts davon, dass die Patienten elementare Leistungen selbst verhandeln.

  • sofisticaded 17. November 2021, 22:38

    Wie viele Ungeimpfte liegen auf deutschen Intensivstationen?

    Die Befragung erfolgte bei einer Anhörung zum Gesetzentwurf von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes, die am 15. November 2021 im Deutschen Bundestag. Prof. Dr. Gernot Marx, der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) im Bundestag sagte wörtlich:

    „Die Frage kann ich leider nicht beantworten, weil wir bisher noch nicht erfasst haben, welche Patienten auf den Intensivstationen geimpft und nicht geimpft sind.“

    Aber seit Wochen wird in den Medien und von Politikern wahrheitswidrig behauptet, wir haben eine ‚Pandemie der Ungeimpften‘.

    • Stefan Sasse 18. November 2021, 07:39

      Selektives Zitateraussuchen: check.

      • sofisticaded 18. November 2021, 09:26

        Wenn dir nichts mehr einfällt, dann kommst Du mit dieser Rabulistik. Ich fass es nicht. Tatsache ist, an dem Zitat ist nichts selektiv. Die Aussage steht für sich. Deren Richtigkeit zeigt sich auch darin, dass die Ampelkoalition auf die Anhörung hin beschlossen hat, den Impfstatus von Patienten auf Intensivstationen melden zu lassen und zu veröffentlichen.

        Was wirkt wie eine positive Neuerung in Richtung auf stärker evidenzbasierte Politik, könnte dann in Wahrheit dazu dienen, das geplante Verfallsdatum der Privilegien für Geimpfte argumentativ zu unterfüttern. Man muss den Geimpften einerseits Angst machen, dass ihr Impfschutz nach sechs Monaten nicht mehr ausreicht, um sich eine dritte Dosis verpassen lassen. Zahlen aus den Intensivstationen von immer mehr geimpften Patienten, wie nun von der Ampelkoalition bestellt, können da Wunder wirken. Auch wenn die Daten nicht sagen, wie lange die Impfung jeweils zurückliegt.

        Aber der Mangel an Daten war bisher auch keine Hindernis zu behaupten, es seien alles Ungeimpfte auf den Intensivstationen. Man kann künftig dann Mediziner ausgewählter Intensivstationen mit der Aussage durch die Medien tingeln lassen, die wieder bestätigen, die vielen geimpften Intensivpatienten seien zu 90% schon vor mehr als sechs Monaten geimpft worden. Man hat eine Rechtfertigung, um diejenigen, die sich nicht aus Angst boostern lassen, in den Status der ausgegrenzten, entrechteten, weil assozialen Impfgegner absinken zu lassen, die an allem schuld sind. Dann kann man sie so einschränken und drangsalieren, bis sie freiwillig boostern lassen, um ja wieder ein normales Leben führen zu können. Das wäre dann Selektion, die Du anprangern müsstest, nur, da hört man von dir sicher nichts.

  • CitizenK 19. November 2021, 20:55

    In der ersten Welle wurden die verlacht, die eine zweite auch nur für möglich hielten. In der zweiten und dritten Welle wurden die „Modellierer“ verhöhnt, auch hier im Blog.

    Und jetzt? Die Projektionen sind erschreckend genau eingetreten. Mit Freedomday-Phantasien wurden die Politiker unter Druck gesetzt – und haben entsprechend – nicht – reagiert. Was ist jetzt mit der „Freiheit“?

    • Stefan Pietsch 20. November 2021, 10:36

      Zu Recht, weil sie nur einfache Kurvendiskussion können und damit immer dramatisch falsch lagen. Wir hatten die Debatte. Die Rechtfertigung: berechtigte Pannikmache. Den Punkt hatte ich im Matheunterricht verpasst.

      • CitizenK 22. November 2021, 08:13

        Christian Drosten am 5. August 2021:

        „Die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren wird in diesem Herbst so hoch sein wie nie zuvor in dieser Pandemie“.

      • Marc 22. November 2021, 10:17

        Tja, eine einfache Kurvendiskussion hatte Jens Happel mit seiner kruden Theorie gemacht, das ist richtig. Ich habe mich immer explizit auf Modellierungen bezogen, auf diese stets verlinkt und einen eigenen Artikel über die Korrektur eines Modellparameters der Saisonalität geschrieben. Dass sie nicht über die Kompetenz verfügen, zwischen Gelaber und wissenschaftlichem Vorgehen unterscheiden zu können, war meinerseits berücksichtigt. Meine Versuche, die Grundlagen hierfür zu erklären, richteten sich an andere. Falls sie vielleicht jetzt Interesse haben, können sie hier einsteigen:

        https://de.wikipedia.org/wiki/SEIR-Modell

        Das SEIR-Modell existierte vor Corona und dient als Grundlage wissenschaftlicher Modellierungen zu Pandemien.

        Das RKI hat am 08.07 wissenschaftliche Modellierungen zur Delta-Variante für den Herbst 2021 unter Berücksichtigung unterschiedlicher Impferfolge veröffentlicht. Sie waren erstaunlich exakt.

        https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/27_21.pdf?__blob=publicationFile

        Hatte ich bereits in meinem Artikel verlinkt.

  • Thorsten Haupts 20. November 2021, 13:32

    Ich lass den Artikel mal hier, weil er re Corona exakt meine Maxime „Klotzen, nicht kleckern“ argumentativ zusammenfasst:

    ht tps://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-11/impfpflicht-corona-liberalismus-plaedoyer-staat/komplettansicht

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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