Vielleicht wird es im Herbst als der größte Fehler der Grünen gelten, erstmals in ihrer Geschichte eine/n Kanzlerkandidat:in aufgestellt zu haben. Das grelle Scheinwerferlicht bekommt einer Partei nicht, die seit Jahrzehnten ihre große Popularität daraus zieht, dass bei ihnen nicht so genau hingesehen wird. Nur wer sich nicht vorstellen kann, von Moralisten regiert zu werden, erträgt deren Doppelmoral mit Umkleide ins Büßerhemd, wenn die Verstöße zu offensichtlich werden. Die Grünen sind seit den Neunzigerjahren zur Projektionsfläche für all das Gute geworden. Aber Projektionsflächen, die Flecken haben, werden schnell ausgemustert. Als Mitte April Annalena Baerbock von ihrem Rivalen Robert Habeck für das höchste Regierungsamt im Staate nominiert wurde, brach ein Hype in den Medien aus. Jung, Mutter zweier kleiner Kinder, mal etwas ganz anderes. Sich als Journalisten verkleidete Aktivisten brachen ob der Interviewantworten in stehende Ovationen aus, die Tagesthemen hätten die 40jährige höchst selbst ins Kanzleramt getragen. Und wen interessieren schon Programme? Oder Erfahrung?
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Am Beginn dieses Artikels muss ein Schuldbekenntnis stehen. Ich habe mich hinreißen lassen. In jenen Apriltagen des Jahres 2021 war ich angetan von der Frische, welche die Nominierung Baerbocks ausstrahlte und noch immer zeigt. Die CDU hatte gerade das heftige Werben des Publikumslieblings Markus Söder in den Wind geschlagen und stattdessen das Graugesicht Laschet mit der Kanzlerkandidatur beauftragt. Und dagegen steht die Grüne in luftigem Kleid. Es wäre zu viel gesagt, dass mich Baerbock begeistert hätte, dazu vertritt sie doch eine Haltung, die mir fremd ist. Aber ich war bereit, das Ganze positiv anzugehen.
Leider tat ich das, was Profis nicht passieren sollte. Um Baerbock positiv zu finden, hatte ich sämtliche Maßstäbe mal eben über Bord geworfen. Ich bin in einem Metier, wo die Auswahl von Personal zum regelmäßigen Geschäft gehört. Menschen werden gewichtet und auch ich werde immer wieder, mehrmals im Jahr bewertet, kritisiert, beurteilt. Zu Beginn des allen steht der Lebenslauf. Was jemand getan, was er gelernt, wie er seine Karriere organisiert hat, sagt sehr viel darüber aus, was für ein Mensch vor mir sitzt. Der Curriculum Vitae, kurz „CiVi“ gesprochen, ist die Visitenkarte desjenigen, der sich um eine Position bewirbt. Nicht Noten und Zeugnisse, sondern die Richtungen, die jemand wo eingeschlagen hat, geben Auskunft über Potentiale und mögliches Können des Bewerbers.
Bei Annalena Baerbock reichte mir dazu ein kurzer Blick auf den Wikipedia-Eintrag. Studium und Abschluss. Okay. Nicht überragend, aber schließlich bewirbt sich die selbstbewusste Mutter ja nicht um eine akademische Assistentenstelle. Dass ihre beruflichen Erfahrungen außerhalb der Politik mit einer Anstellung bei einer regionalen Tageszeitung überschaubar sind, war frühzeitig erörtert worden. Angesichts des Permanentversagens der amtierenden Regierung bei allen Aspekten der Pandemiebekämpfung wird Erfahrung ohnehin überschätzt. Oder um es mit Kurt Tucholsky zu sagen, Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.
Ihr Aufstieg an die Parteispitze bis hin zur Kanzlerkandidatin war rasant und von einem gehörigen Maß an Chuzpe und Machtkälte geprägt. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, ein Land zu führen. Der Brandenburgerin wurde darüber hinaus nachgesagt, fleißig und akribisch zu arbeiten. Passt. Leider dann doch nicht.
Baerbock verkauft sich auf der großen Bühne als Völkerrechtlerin, was Gravität verleiht. Nicht irgendein Schmalspurstudium der Politologie oder Sozialwissenschaften, nach 10 Jahren ohne Abschluss. Im Ausland war sie auch, immerhin zwei Semester in London studiert. Es war Journalisten der Verlage Springer und Burda vorbehalten, den Werdegang der Annalena Baerbock genauer unter die Lupe zu nehmen. Fünf Jahre weitgehend erfolgloses Studium der Politologie endeten mit einem Vordiplom, mit dem sie 2004 / 2005 in London zwei Semester an der renommierten London School of Economics and Political Science. Der dortige erreichte Abschluss Master in „Public International Law“ (LL.M.) steht aber singulär neben dem Studium der Politologie.
Nach deutschen Begriffen ist sie damit eher eine Schmalspurstudentin. Die Frage, warum sie fünf Jahre ohne echten Abschluss blieb, aber sich anschließend für ein Jahr Schnellstudium in London entschied, blieb bis heute unbeantwortet. Es gibt meist triftige Gründe, warum jemand eine solche Variante wählt. Von honorig bis charakterliche Schwächen offenbarend ist alles darunter zu finden. Einen schlechten Beigeschmack bekommt ihr Studium jedoch durch die Eigendarstellung der mehrmals abgebrochenen Annalena B., denn auch ihre Promotion hat sie begonnen, aber nicht zu Ende geführt.
In einem gemeinsamen NDR-Interview stellte sie ihren Partner in Leadership vor einem breiten Fernsehpublikum bloß, während sie ja „vom Völkerrecht“ komme, habe Robert Habeck mit „Hühner, Schweine, Kühe melken“ zu tun. Dass seine Vita mit einem abgeschlossenen Philosophiestudium, Doktortitel und späterem Bücherschreiben da doch deutlich imposanter daherkommt, hat sie mal so eben ins Gegenteil verkehrt.
Solche Geschichten verfestigen das Bild, es bei Baerbock mit einer Aufschneiderin zu tun zu haben. Denn betrachtet man etwas distanziert ihren Werdegang, bleibt bei einer immerhin 40jährigen Frau nicht mehr viel von Substanz. Viele junge Menschen studieren ein paar Jahre vor sich hin. Eine Auslese ist, ob jemand etwas zu Ende bringt oder nicht. Wer fünf Jahre seines Lebens in eine Sache investiert, aber dann vor dem Ziel die Fahne hisst, offenbart damit vor allem fehlende Selbstdisziplin. So hat Baerbock in ihrer Studienzeit nicht einmal eine Diplomarbeit geschrieben, die beim klassischen Aufbau nach sechs bis sieben Semestern erfolgte (4 Semester Vordiplom, 2-3 Semester Hauptstudium).
Nach dem Studium hat sie nur noch parteiintern Karriere gemacht, seit 2017 sehr rasch. Warum, erschließt sich bis heute nicht wirklich. Wie aus dem Nichts kandidierte sie für den Parteivorsitz und avancierte zur politischen Partnerin des schon länger bundesweit bekannten Habeck. Der überließ ihr durchaus auch Platz auf der Bühne und sie profitierte von seiner Ausstrahlung. Doch als der Kinderbuchautor mehrmals öffentlich patzte, sprang sie ihm nicht zur Seite. Baerbock pflegte währenddessen ihr Bild als sorgsame Arbeiterin.
Dass dies mit der Realität, mit der Person der Annalena in Einklang zu bringen ist, daran mehren sich die Zweifel. Die angeblich studierte Völkerrechtlerin ordnete die Erfindung der sozialen Marktwirtschaft der Sozialdemokratie zu oder sah in der UN-Menschenrechtscharta eines der wichtigsten Gremien der Welt. Nun ja. Solche Wissenslücken mögen in ihrer Generation normal sein, auf internationalem Parkett können sie das Land blamieren.
Und dann ist noch diese „blöde“ Geschichte mit den vergessenen Zuwendungen. Rund 25.000 Euro hat die Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin in den drei Jahren von 2018 bis 2020 zusätzlich von ihrer Partei erhalten. Eigentlich sind solche Zahlungen im Rahmen der Transparenzvorschriften an die Bundestagsverwaltung meldepflichtig. Wusste Frau Baerbock nicht oder sie wollte tricksen. Sie selbst behauptet natürlich anderes. Laut eigener Auskunft erhält die akribische Aktenleserin nur ihre Diäten als Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Für Reden und öffentliche Auftritte nimmt sie kein Geld. Ihre Einkommensteuererklärung fällt damit auf der Einnahmenseite sehr überschaubar aus.
Erst ein deutlicher Hinweis der Parteiverwaltung wies Baerbock auf die Meldepflicht hin. Das war im März diesen Jahres, als die Union mit der Maskenaffäre gepeinigt wurde. Damals hieb die Parteivorsitzende heftig auf die Union ein, deren Vertreter „kein Unrechtsbewusstsein“ hätten. Dabei wusste sie selbst zu jenem Zeitpunkt, mit ihrer Triade ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen zu können. Weder die parteiinternen Vorgänge noch die Offenlegung der Vorsitzenden erfolgten zu dieser Zeit ansatzlos als Folge funktionierender Kontrolle und Transparenzregeln. Und als die Grüne ihre Einnahmen nachmeldete, tat sie das keineswegs entsprechend den eigenen Vorstellungen von Transparenz, sondern nur im Rahmen der Offenlegungsregeln des Deutschen Bundestages. Während die Grünen seit Jahren dafür kämpfen, dass „jeder Cent“ zu deklarieren sei, benannte Frau Baerbock nur die Betragskategorie.
Politisch heikel ist zudem, wofür die Zahlungen geleistet wurden. Zum einen wurden den Parteivorsitzenden „Erfolgsprämien“ zuteil, welche ansonsten von Grünen in der Privatwirtschaft abgelehnt werden. Zum anderen wurde im Dezember 2020 eine Corona-Sonderzahlung steuerfrei ausgezahlt. Das ist zwar steuerrechtlich, wohl aber politisch anrüchig. Denn im Frühjahr letzten Jahres beschloss der Deutsche Bundestag, dass gerade einfache Angestellte aufgrund der hohen Pandemiebelastungen als Anerkennungsprämie 1.500 Euro steuerfrei kassieren dürften. Der Adressat der Begünstigung war vom Steuergesetzgeber klar benannt – und es waren nicht Parteivorsitzende gemeint.
Auch das Problem Palmer fliegt ihr zielsicher um die Ohren. Baerbock ließ es sich nicht nehmen, das Parteiausschlussverfahren gegen den renitenten, die grüne Seele provozierenden Tübinger Oberbürgermeister zur Chefsache zu erklären. Bisherige CDU-Wähler, die erwogen haben, im September den Grünen ihre Stimme zu geben, halten das Vorgehen jedoch für deutlich übertrieben. Auch so lassen sich wichtige Prozente bei Wahlen verlieren.
Die Wähler jedenfalls sind sensibilisiert. Binnen zwei Wochen stürzte Baerbocks Popularität regelrecht ab. Im ZDF-Politbarometer der zehn wichtigsten Politiker ging es von 1.0 auf 0.5 runter, bei INSA flog sie aus dem Ranking der 10 beliebtesten Politiker und muss sich hinter Christian Lindner, Wolfgang Kubicki und Sahra Wagenknecht einreihen.
Die Bürger haben die gelbe Karte gezückt. Allzu viele Fehler darf sich die Kanzlerkandidatin nicht mehr erlauben, soll es nicht wieder am Wahlabend lange Gesichter für die Grünen geben. Immerhin arbeiten sie daran. Wer mit Moral Politik betreibt, für den ist die Fallhöhe besonders groß. Das zeigte sich auch an der Parteifreundin Luisa Neubauer, die erst die CDU haltlos im Allgemeinen des Antisemitismus beschuldigte, bevor ihr der eigene Laden in der Frage um die Ohren flog.
Immer weniger kann die Partei verdecken, was sie im Kern zusammenhält. Ihrer Spitzenkandidatin fehlt es nicht nur an Takt und Timing. So brauchte sie auf dem eigenen Kompetenzfeld („Ich komme ja vom Völkerrecht!“) etwas, bevor sie zu den Angriffen auf Israel die richtigen Worte fand. Auch zuvor leistete sie sich ein paar Patzer, so als sie Batterien ohne Kobolde forderte.
Baerbock ist dabei, mit ihrem Hintern einzureißen, was ihr Kompagnon versuchte aufzubauen. Früh hatte Habeck dafür geworben, in der Politik klar verständlich für den Bürger zu sprechen und den Parteienstreit nicht einfach mehr wegen des Streits inszenieren zu wollen. Baerbock lässt die alten Verhaltensmuster aufleben, Doppelmoral inklusive. Das Parteiausschlussverfahren gegen Palmer ist nach innen gerichtet, es signalisiert eben nicht die Offenheit und Liberalität, die die Grünen doch so gerne verkörpern würden.
Wenn der Moralismus der Partei längst schon Sympathisanten auf den Wecker geht, die den Grünen zugeneigt sind, ist das letzte Alarmzeichen gesetzt. So meinte die frühere taz-Journalistin Bettina Gaus in ihrer wöchentlichen Kolumne:
Die Grünen gelten im Wahlkampf schon wieder als Verbotspartei. Daran sind sie auch selbst schuld. Ihre Selbstgerechtigkeit macht es Gegnern leicht. Und nervt.
Wenn das Wort Verbot auf dem parteiinternen Index steht, dann lavieren die Grünen halt um das Gemeinte herum. Das führt zu manch seltsamer Dialektik. Erst wollte der Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter Einfamilienhäuser zwar nicht verbieten, fand es aber richtig, sie nicht zu genehmigen. Baerbock selbst möchte zwar die Kurzstreckenflüge abschaffen, verbieten will aber auch sie sie nicht. Dass sie zudem in der Frage fachlich ungenau blieb, sei hier geschenkt. Auf einem Kurzstreckenflug wird eine Distanz zurückgelegt, die nicht länger als 1.500 Kilometer ist und sich zumeist innerhalb eines Landes erstreckt. Dies wurde in der Fluggastrechteverordnung der EU als Klassifizierungsmerkmal festgelegt. Habeck ordnete den Popanz um die Kurzstrecke als das ein, was es ist: eines der vielen Symbole.
Mit Symbolen beschäftigen sich die Grünen nämlich am liebsten, Wirksamkeit second. Oder wie meinte Frau Baerbock vor anderthalb Jahren, wie sich das Klima am besten schützen ließe?
„Ja, für mich ist das Ordnungsrecht, man kann es auch Verbot nennen, das zentrale Element, weil es auch das sozial gerechteste ist. Das ist auch das Instrument in der Umweltpolitik, was uns immer geholfen hat“
Die Konzepte für die Besteuerung von Kohlendioxid sind da Camouflage. Die Absichten der Grünen sind andere. Die Ideen sind davon getragen, den Wohlstand des Landes zurückzufahren. Weil ihre Klientel es sich leisten kann. Und wenn ein paar im Prekariät darben, dann werden halt die Hartz-IV-Sätze und der Mindestlohn erhöht. Für die meisten Bürger sind solche Lösungen jedoch keine. Ob der Benzinpreis innerhalb von 12 Monaten um 22 Cent steigt, kann ihnen durchaus Probleme verursachen. Ob das Flugticket nach Mallorca 100 Euro oder 150 Euro kostet, macht für den Urlaub einer vierköpfigen Familie oft sehr wohl einen Unterschied.
Wie in den Wahlkämpfen zuvor merken die Wähler in den Sommermonaten, was sie ein Kreuz für die Grünen kosten würde. Denn die Parteivertreter suchen nicht nach den günstigsten, sondern nach den aus ihrer Sicht moralisch einwandfreisten Lösungen. Und die sind, wie Frau Baerbock in angenehmer Offenheit bekannte, eben Verbote von allem, was nicht gefällt.
Den Grünen bleiben nur noch wenige Wochen, gegen ihre Reflexe als Verbotspartei und der Doppelmoralisten anzugehen. Daran entscheidet sich, ob sie es tatsächlich schaffen, eine Frau ohne nennenswerte Erfahrung und mit fragwürdigem Ausbildungsweg zur Kanzlerin zu machen.
Dieser Kommentar liegt grundsaetzlich auf meiner Linie der Gruenen Partei im Allgemeinen und der Frau Baerbock im Besonderen hoechst skeptisch gegenueber zu stehen.
Batterien ohne Kobalt, soll es vermutlich heißen.
Vermutlich. Also für diejenigen, die etwas Ahnung haben. Nur hat Baerbock das nicht gesagt. Und ein Versprecher schien es auch nicht zu sein. Dazu lieferte sie zu oft solche „Versprecher“. Wer an Versprecher glaubt, muss wiederum die Einschätzung verwerfen, Frau Baerbock ginge mit Akribie vor. Das sollte sie ja zu Habeck unterscheiden , der ja tatsächlich bei einigen Themen nicht trittfest agiert.
Ich arbeite professionell in dem Bereich und mir passiert das ständig. Das liegt dran, dass es auf Englisch tatsächlich wie Kobolt ausgesprochen wird und man nun mal sehr viel zum Thema auf Englisch liest und hört.
Kommt übrigens sprachlich wirklich von den Kobolden und wird in allen Nordischen Sprachen auch immer noch genauso geschrieben, nämlich Kobolt.
Die Frage ist: wusste Baerbock das und meinte sie das? Aus dem Interview geht das nicht hervor, es wäre auch überraschend, wenn sie es wüsste, im Interview aber nicht erklärt hätte.
Im Interview sagt sie Kobolt (nicht Kobolde, wie sie schreiben) und natürlich meint sie Kobalt, das wird aus dem Kontext deutlich, den sie ja korrekt beschreibt.
Das der Versprecher gleich zwei mal hintereinander passiert und dem Interviewer glaube ich auch nicht auffällt macht die Sache natürlich ganz witzig. Mehr aber auch nicht.
Wie gesagt, geschenkt. Einmal verwendet sich den Singular, einmal Plural. Relevanter waren für mich die anderen Punkte, die eben nicht passieren dürfen.
Ja. Ich kann ihre Kompetenz nicht gut beurteilen. Aber sie kommt nicht kompetent rüber. Und das dürfte ihr, gerechtfertigt oder nicht, schon schaden
Es ist schon erstaunlich daß man mit so viel Ahnungslosigkeit so weit kommen kann.
Zu den genannten Punkten kämen ja noch Sachen wie „der Strom wird im Netz gespeichert“ oder „Deutschland als größte Volkswirtschaft der Welt“.
An diesen ganzen Beispielen merkt man, daß sie letztlich gar nichts wirklich weiß oder kann, sondern im wesentlichen unverstanden nachplappert, was sie irgendwo gelesen hat.
Was aber ihre Fans in den deutschen Medien nicht stört. Man kann inzwischen schon von einem weitgehendem Versagen des deutschen Journalismus sprechen. Recherche oder kritisches Nachfragen in Interviews gibt es nicht mehr, die Hauptstadtredaktionen verstehen sich als Unterabteilungen der grünen Wahlkampfzentrale.
Eben. Was mich nachhaltig irritiert und zugegeben von Baerbock abgestoßen hat (remember: ich bin durchaus aufgeschlossen an sie rangegangen), ist die Geschichte mit ihrem Studium. Es ist das Eine, bei einer wissenschaftlichen Arbeit nicht mit letzter Genauigkeit gearbeitet zu haben. Wer werfe den ersten Stein? Es ist etwas anderes, eine Sache, die für einen selbst in der Leidenschaft, als auch für die eigene Zukunft eminent von Bedeutung treiben zu lassen, ja sich um jeden Nachweis der Ernsthaftigkeit zu drücken.
Tatsächlich hat Frau Baerbock in ihrem Leben nur drei Prüfungen absolviert. Neben dem Führerschein (hat sie?) Abitur und die Schnellprüfung in London. Prüfungen bedeuten Stress, sie trainieren eben auch. Das ist ihr eigentlicher, tieferer Sinn.
Mir ist meine akademische Ausbildung zu wichtig, die Zeit und den Aufwand, den ich investiert habe, als dass ich Studienabbrechern und Schmalspurstudenten ihr Laisser-faire durchgehen ließe. Wie meinten ein paar übereifrige Twitterer (Journalisten geht wohl nicht?): Was für eine Bildung! Nur das Satzzeichen war falsch gesetzt: Was für eine Bildung??
Ein Vordiplom hat sie wohl auch. Obwohl ihr Referent das (wie auch den Schein aus London) nur mit einem kleinen Ausschnitt veröffentlichte. Völlig unnötig und läßt natürlich auch wieder Raum für Verdacht.
Das dünne akademische Brett bohren ist eine Sache, aber sich dann mit großer Geste als „Völkerrechtlerin“ zu präsentieren und den eigenen Lebenslauf so aufzuplustern – das ist doch schon fast Guttenberg.
Das Vordiplom ist ihr angabegemäß nachträglich ausgestellt worden, weil sie in London studieren wollte und dafür eine Grundlage benötigte. Ich habe in den Achtzigerjahren noch ein echtes Vordiplom gemacht und die Urkunde wurde zeitgerecht ausgestellt. Auf den veröffentlichen Dokumenten ist das Ausstellungsdatum nicht ersichtlich.
„der Strom wird im Netz gespeichert“
Das ist, so ähnlich wie das Kobolt Beispiel weiter oben, gar nicht so bescheuert. Wenn diese alte Geschichte einer ihrer schlimmsten Versprecher war, hat sie sich nicht viel zu Schulden kommen lassen.
Man spricht tatsächlich z.B. von Grid Storage und da ist der Weg zum „im“ Netz speichern natürlich nicht weit.
Auch inhaltlich ist das so falsch nicht, physikalisch natürlich genau genommen schon, aber das ist m.E. Korinthnekackerei.
Sie hat das selbst ganz gut beschrieben:
„Die vielen, dezentralen Anlagen werden über ein leistungsfähiges Stromnetz miteinander verbunden, das den Strom schnell und effizient vom Erzeugungs- zum Verbrauchsort transportiert. Strombedarf und Stromerzeugung werden so über eine intelligente Steuerung jederzeit und an jedem Ort zielsicher aufeinander abgestimmt. So wird die Stromversorgung der Zukunft aussehen. Speicher und Netze wirken darin funktional sehr ähnlich, auch wenn sie physikalisch völlig verschieden sind. Denn beide tragen dazu bei, kurzzeitig auftretende Überschüsse und Engpässe auszugleichen.“
Angesichts dee Umfragewerte hätten sich die Grünen blöde Fragen gefallen lassen müssen keinen Kandidaten für das Kanzleramt zu nominieren. Ich wette man hätte dann gesagt, dass sie zu vorsichtig seien und die notwendigen Cojones für das Kanzleramt vermissen lassen würden.
Ich finde es noch zu früh für Häme – in der Causa Palme gebe ich Ihnen recht – da wäre mehr Gelassenheit richtig gewesen, ist aber mit der Grünen-Basis, die sich eben auch über die moralisch richtige Politik definiert, nichts zu machen. Herr Palmer hat damit seiner eigenen Partei einen Bärendienst erwiesen.
Die Nachmeldung der Zuwendungen in Höhe von 25 TEUR sind eigentlich nur eine Lappalie – insbesondere wenn man sich das Gebaren einiger Damen und Herren aus der Union anschaut. Da hat man wohl beim Kandidaten-Vetting gepennt, ist ärgerlich, weil es dem Gegner so leicht fällt sich zu relativieren. Die Union ist in Sachen Transparenzgesetz schon wieder auf dem Rückzug. Da hilft nur die Flucht nach vorne, wenn auch kommunikativ unglücklich angegangen.
Die Posse um das Studium habe ich überhaupt nicht verstanden. Das ist elitäres Bla Bla von gestern. Messt die Menschen an Ihren Taten und nicht an Ihren Abschlüsssen. Ich bin selber mit Personalauswahl befasst und nach meiner Erfahrung können Abschlüsse oder Zertifikate gute Kompetenzen im Zwischenmenschlichen nicht aufwiegen. Ich kenne Frau Baerbock zu wenig um Sie in dieser Richtung zu beurteilen, aber sie hat, wie man liest und hört über die Fraktionsgrenzen hinaus einen guten Leumund. Friedrich Merz schmückt sich auch immer als Wirtschafts- und Finanzexperte. Politisch steht der Beweis nach wie vor aus.
Warum sind die Grünen aktuell so attraktiv? Weil Ihr Personal eben nicht so entleert und verbraucht wirkt wie eben jenes von Union und Sozialdemokratie. Ich habe ebenfalls massive Zweifel ob eine Grün-geführte Regierung wirklich die richtigen Reformen anpacken wird, jedoch hat die CDU fast 16 Jahre regiert und das Land steht bei wichtigen Reformthemen nicht wirklich weiter wie noch vor 10 Jahren. Ob Rente, Klimaschutz, Verkehrswende, Immigrationspolitik, Bundeswehrumbau oder öffentliche Infrastruktur – die Handschrift der Union hat Stilstand hinterlassen. Insofern nehme ich Herrn Laschet sein Geschwätz vom Modernisierungsjahrzent nicht ab bin auch bereit den Sprung ins dunkel, äh grüne zu riskieren 😉
@ Kning4711 23. Mai 2021, 18:20
Ich bin selber mit Personalauswahl befasst und nach meiner Erfahrung können Abschlüsse oder Zertifikate gute Kompetenzen im Zwischenmenschlichen nicht aufwiegen.
Ich schließe mich an. Ich habe in meinen Jobs immer nach zwei Kriterien geschaut: Passt jemand ins Team? Ist ein gewisses Leben bzw. Wachheit zu spüren? Wissen und Arbeitsabläufe kann man vermitteln, aber aus einem Arschloch kriegt man nie und nimmer einen guten Mitarbeiter gebacken.
Zeugnisse und Abschlüsse sind vielleicht dahingehend interessant, dass man nachvollziehen kann, wie welcher Lebens- oder Berufsweg zustande gekommen ist, wann und warum jemand wohin abbog.
Insofern nehme ich Herrn Laschet sein Geschwätz vom Modernisierungsjahrzent nicht ab bin auch bereit, den Sprung ins Dunkel, äh, Grüne zu riskieren.
D’accord, ich auch. Ich möchte meine
ErfahrungVorurteile gerne mal auf die Probe stellen …Neben der LINKEN können sich die Grünen am wenigsten leisten, genauer ausgeleuchtet zu werden. Ich würde die Grünen so gerne mögen. Immerhin habe ich sie mal vor über 25 Jahren gewählt. Denke ich an die Grünen, denke ich an Politiker wie Winfried Kretschmann (Platz 2 im ZDF-Politbarometer), Cem Özdemir (in den Top Ten), Boris Palmer, Tarek Al-Wazir und Robert Habeck. Ich denke an Umwelt- und Klimaschutz, an junge engagierte Menschen. Dann schaue ich genauer hin und sehe Anton Hofreiter, Katrin Göring-Eckardt, Britta
Haßelmann. Ich höre Verbote, Verbote, Verbote und wir müssen alles teurer machen. Ich werde erinnert, dass es nach Meinung der Grünen den Impfstoff von BioNTech nie hätte geben dürfen. Ich schaue, auf welchen Demos Grüne ihre Fahnen schwenken und sage: och, nö, dann bloß doch nicht.
Ich habe mir Häme verkniffen, das werden Sie zugestehen müssen. Ich habe mich eines Werturteils enthalten, warum Baerbock eigentlich ihr Studium nicht beendet hat. Ich erwarte aber Antworten.
In Bezug auf mein Einkommen sind 25.000 Euro eine Lapallie. Andererseits ist das ein Durchschnittseinkommen, das die Grüne mal so „vergessen“ hat. Und es gilt in Bezug zu setzen, was sie über sich selbst behauptet: sehr ordentlich zu sein. Das wäre so als hätte ich mal vergessen, eine Rückstellung in Höhe von 25% des Jahresergebnisses buchen zu lassen. Ein Fehler, den man andernorts nicht einfach verzeiht. Und dann ist da ja noch die Geschichte, dass sie sich überhaupt einen Bonus von gerade 1.500 Euro auszahlen lassen, egal ob steuerfrei oder nicht. In meinem Bereich kämen solche Zahlungen gar nicht vor. Sie sind für Tarifbeschäftigte, nicht für Führungskräfte und nicht für Selbständige. Shame on you!
Zum Studium, siehe meine Antwort an Erwin Gabriel. Baerbock hat nicht wirklich viel vorzuweisen, was als Qualifikation für den Job als Bundeskanzlerin durchgehen kann. Da gilt es bei dem wenigen schon genauer hinzuschauen. Wenn sie schon so studiert hat als wüsste sie ein halbes Jahrzehnt nicht, wohin sie wolle, Prüfungsstress vermieden hat und am Ende ihren Abschluss zu einer heroischen Tat aufblustert, dann sagt das eben auch viel über sie aus. Falls Sie das anders sehen, dann versuchen Sie doch mal zu dokumentieren, was Annalena Baerbock gemessen an früheren Kanzlern und ihrem parteiinternen Rivalen Habeck dafür qualifiziert, den Job der Bundeskanzlerin kompetent ausüben zu können.
Wieso sprechen Sie Friedrich Merz Kompetenz ab? Er hat gezeigt, dass er sowohl in der Welt der Politik als auch außerhalb in Führungspositionen überleben kann. Nichts davon hat Baerbock bisher bewiesen, kein Standvermögen, nichts. Bisher ist sie noch nie wirklich unter essentiellen Stress gesetzt worden. Falls Sie sich mit Personalführung auskennen – solche Fähigkeiten sind bei Führungskräften unverzichtbar.
Dass Union und SPD inhaltlich entleert sind, ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, den Grünen die Führung des Landes anzuvertrauen.
Ich spreche Merz die Kompetenz nicht ab, jedoch hat er seine Wirtschafts- und Finanzkompetenz als politischer Entscheider nie beweisen müssen. Insofern ist er da auch ein Stück weit Wild Card.
In Summe bin ich aber bei Ihnen, dass die Grünen erfahrenere Leute gehabt hätten, um vom Handwerkszeug den Kanzler zu machen. Baerbock ist aber wahrscheinlich die Person, die die größte Sympathie einwerben kann. Ansonsten wächst Sie hoffentlich im Amt, so wie jeder Ihrer Vorgänger auch oder aber es wird eine kurze Regierungszeit für Baerbock.
Was die Verbote angeht – genau da baue ich ja auf den Koalitionspartner. Es wird kein 100% grünes Programm geben. Vielleicht wird sogar eine Grün geführte Bundesregierung wieder Atomkraftwerke einschalten müssen, wenn es bedeuten würde, rascher aus der Kohle aussteigen zu müssen. Wer hätte der Union zugetraut die Partei zu sein, die die Wehrpflicht abschaffen würde. Anything goes.
In Sachen Außenpolitik halte ich die Grünen inzwischen für verlässlicher wie die Union. Jedoch könnte es zu erheblichen Konflikten mit der linken Basis kommen, wenn die Friedenspartei durch das immer rauer werdende weltpolitische Klima herausgefordert wird.
Es wird spannend sein, wenn in den nächsten Wochen die großen Fragen von den Parteien durchdekliniert werden. Dann wird sich zeigen wie robust der Mehrheitstrend für die Grünen wirklich ist…
Zitat: „Was die Verbote angeht – genau da baue ich ja auf den Koalitionspartner. Es wird kein 100% grünes Programm geben. Vielleicht wird sogar eine Grün geführte Bundesregierung wieder Atomkraftwerke einschalten müssen, wenn es bedeuten würde, rascher aus der Kohle aussteigen zu müssen“ Zitat Ende Warum kompliziert wenn es auch einfacher geht ?? Dann wählt doch gleich die FDP. Dann habe ihr einen vernünftigen, unverbrauchten und frischen Geist in der Regierung. Der Lindner/Kubicki koennen das was Baerbock und Genossen bringen allemal und Dreifach besser…
Merz hat federführend ein Steuerkonzept entworfen. Das ist nicht ohne. Das ist etwas mehr als für ein Wahlprogramm ein paar Eckwerte aufschreiben. Darüber hinaus hat Merz mit seiner Frau eine gemeinnützige Stiftung gegründet und führt sie. Außerdem gehört er zu den Herausgebern der Fachzeitschrift „Der Betrieb“ (Sie kennen die sicherlich). Ohne Frage besitzt der Mann mehr Organisationstalent als die meisten Abgeordneten. Und Organisation hat etwas mit Wirtschaftskompetenz zu tun.
Und gerade in dem Vergleich wirkt eine Annalena Baerbock mehr noch wie … ein Leichtgewicht.
Ein nicht genannter Spitzengrüner bekannte kurz vor der Bekanntgabe der Kandidatur, Baerbock garantiere 18%, während Habeck für einen Korridor von 15 – 25 Prozent stehe. Es könne gut oder schlecht mit ihm laufen. Die Grünen entschieden sich für die Sicherheitsvariante. Mir kommt das in diesen Tagen in den Sinn, wo der Hype abflaut und die Kandidatin schwächelt. Ich sehe nicht, wo Baerbock in ihrem Leben Krisen meistern musste, sie ist mit der Stressbewältigung auf hohem Niveau völlig unerfahren. Unerfahrene machen die meisten Fehler. Als Anhänger der Grünen würde ich mir Sorgen machen. Denn die Spitzenkandidatin und ihre Partei haben bereits im Vorwahlkampf alle Trümpfe verfeuert, die sie hatten. Die Jugendlichkeit verbraucht sich unheimlich schnell und kann das Bild einer Unbedarften entstehen lassen.
Mit dem Wahlprogramm und dessen positiven Aspekten lässt sich auch nicht mehr punkten, zumal die Grünen enormen Balast reingepackt haben: Die meisten Vorhaben lassen sich nur verwirklichen, wenn die anderen Parteien (samt Opposition) mitspielen, da alles unter großem Finanzierungsvorbehalt steht. Und sie haben an prominente Stelle Forderungen nach ultraliberaler Migrationspolitik gestellt, für die ein nur sehr geringer Wähleranteil ansprechbar ist. Und dann noch der Mühlstein Palmer. Es braucht enormes strategisches Geschick, aus der Situation eine Erfolgsstory zu machen. Denn jetzt sind die Union und die FDP am Zug.
Es wird in Deutschland keine Atomkraftwerke mehr geben. Die Entscheidung ist getroffen. Und das ist auch Ballast, den wir den Grünen zu verdanken haben. Neben Angela Merkel.
Nach meiner Schätzung benötigen die Grünen mindestens 20% um eine Chance zu haben, mittels Ampel eine Koalition führen zu können. 2013 rangierten die Grünen zum gleichen Zeitpunkt um 13 Prozent in den Umfragen. Am Ende fuhren sie gut 8% ein. Daran gemessen dürften 18 Prozent im Herbst realistischer sein als die heute gemessenen 24 – 25 Prozent. Das wiederum würde bedeuten, mit Baerbock hätten die Grünen die Chance aufs Kanzleramt verspielt. Eine Chance, die nie so groß war wie dieses Jahr und die so schnell nicht wiederkommen dürfte.
Lt. Söder wird die Union im Fall einer grünen Mehrheit nicht als Juniorpartner zur Verfügung stehen und in die Opposition gehen. Bliebe nur ein Dreier oder gar Vierer-Bündnis. Bei den Aussichten wird manch Abtrünniger wieder schwarz wählen.
Ich hatte darauf gehofft. Und es ist gut für die Demokratie. Überhaupt sehe ich keinen Vorteil darin, wenn nach dem 26. September sich wieder die beiden stärksten Parteien zusammentun würden. Das hatten wir jetzt mit einer kurzen Unterbrechung 16 Jahre und es ist dem Land nicht bekommen.
Überhaupt sehe ich keinen Vorteil darin, wenn nach dem 26. September sich wieder die beiden stärksten Parteien zusammentun würden.
Stimmt 1000 %…
Das wäre dann aber auch bei Schwarz-Grün der Fall, und das ist die wahrscheinlichste Variante. Die Alternative wäre Grün-Gelb-Rosa? Ein ziemlich fragiles Gebilde.
@ CitizenK 24. Mai 2021, 06:05
Das wäre dann aber auch bei Schwarz-Grün der Fall, und das ist die wahrscheinlichste Variante.
Zustimmung – vermute ich auch.
Schwarz-rot nochmal vier Jahre? Kann und will ich mir nicht vorstellen.
Das ist richtig und als Regel sicher nicht gut formuliert. Worum es mir geht, ist etwas anderes. Bei mehreren kleinen bis mittelgroßen Fraktionen wird es sich möglicherweise nicht verhindern lassen, wenn zumindest die beiden größten Fraktionen zusammen koalieren. Höchst problematisch fand ich in dieser Legislatur jedoch den Fakt, dass die Opposition nur dann die vollen Rechte nutzen konnte, wenn sich die so gegensätzlichen Fraktionen von FDP, Grünen und LINKEN (oder AfD) einig waren. Es wurde also mittigen Parteien zugemutet, mit extremistischen Parteien gemeinsame Sache zu machen, um verbriefte Rechte nutzen zu können.
Wenn dann einer nicht mitspielte, reichte es nicht einmal dafür. So blockierten die Grünen im April eine Normenkontrollklage vor dem Bundesverfassungsgericht über das hoch umstrittene Infektionsschutzgesetz, das möglicherweise verfassungswidrige Teile beinhaltet. So zumindest der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages. Das ist für mich ein Skandal und zeigt die Schwäche „großer“ Koalitionen. Denn nebenbei werden Demokratierechte ausgehebelt.
Lasst mal die Wahl im September kommen; dann sehen wir weiter. In der Zwischenzeit gilt es die FDP- die wirklich einzige ordentliche Option zu unterstuetzen- damit da wieder einigermassen Ordnung in den Agias Stall kommt..
„Die Nachmeldung der Zuwendungen in Höhe von 25 TEUR sind eigentlich nur eine Lappalie“
– Die Grünen zahlen als einzige Partei ihren Führungsleuten „Erfolgsprämien“ (soll angeblich laut Parteistatut verboten sein und bei Erfolgsprämien in der Wirtschaft sind die Grünen sehr kritisch).
– Sie zahlen außerdem eine Corona-Prämie, die laut Gesetz nur für Angestellte gedacht ist, nicht für Führungskräfte.
– Baerbock kassiert beide Zahlungen ohne sie bei der Bundestagsverwaltung zu melden.
– Sie versucht die Corona-Prämie steuerfrei zu kassieren, obwohl ihr das nach Gesetz nicht zusteht.
Das ist insgesamt schon sehr heftig, wird durch die nachträgliche Meldung und Steuerzahlung nicht ausgeglichen – und würde für ziemlich jeden Politiker einer anderen Partei das Karriereende bedeuten.
Lappalie geht anders.
„das Gebaren einiger Damen und Herren aus der Union“
Welches konkret? Falls die Masken-Affären gemeint sind: Da war es vorbei mit der politischen Karriere der Betroffenen.
„Messt die Menschen an Ihren Taten und nicht an Ihren Abschlüsssen.“
Kann man so sehen. Nur: Taten gibt es halt bei Baerbock nicht.
Und Abschlüsse werden dann zum Meßpunkt, wenn man sie behauptet, ohne sie zu haben.
Es wäre ja gar nichts dagegen zu sagen, wenn Baerbock anstelle ihrer angeblichen neun Jahre akademischen Ausbildung eine Lehre mit anschließender Berufstätigkeit gemacht hätte. Oder gar keinen Abschluß und dafür halt irgendetwas mit Taten gemacht.
Hätte sie nur offen darstellen müssen.
Aber jahrelang dünnste Bretter bohren und sich hinterher als die große Völkerrechtlerin präsentieren – das disqualifiziert.
Zwei Korrekturen:
1) Die Parteivorsitzenden werden in der Lohnbuchhaltung zwar als „Arbeitnehmer“ geführt, sind es aber formaljuristisch nicht. Die Lohnbuchhaltung kann jedoch keinen Unterschied zwischen Arbeitnehmern und Selbständigen machen. Ggf. hätten sie als Sachleistungen geführt werden müssen, da die Vorsitzenden jedoch üblicherweise keine Rechnungen für Leistungen stellen, kam das auch nicht in Frage. Folglich war die steuerfreie Auszahlung korrekt. Die Parteivorsitzenden müssen ihre Steuererklärung erst zum 31. Juli 2021 einreichen. Soweit sie einen Steuerberater in Anspruch nehmen, verlängert sich die Frist um drei Monate zum 31. Oktober 2021. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich also kein Urteil treffen, ob Frau Baerbock korrekt den Empfang der Geldleistung versteuert hat.
2) Frau Baerbock hat kein richtiges Vordiplom absolviert. Auf Antrag wurden in den ersten Semestern erworbene Scheine als Vordiplom gewertet. Eine Diplomarbeit scheint sie trotz der langen Studiendauer nicht begonnen zu haben. Ebenso basiert die Angabe im Nebenfach Völkerrecht studiert zu haben, allein auf ihrer Behauptung. Belege gibt es dafür nicht, einen qualifizierten Abschluss ohnehin nicht. Damit gründet ihr Anspruch „vom Völkerrecht“ zu kommen, allein auf zwei Auslandssemestern mit Abschluss. Das ist Schmalspur.
Und das mit dem Studium kapiere ich nicht. Die LSE ist keine Bauern-Uni und ein LL.M.-Studium kann man schon gar nicht beginnen, wenn man nicht zuvor ein grundständiges Studium abgeschlossen hat. Kann sein, dass damals ein Vordiplom mit entsprechender Fächerwahl und Nöte genügte, dann müsste das aber ungefähr dem Studiumumfang eines LL.B. entsprechen.
@ Stefan Pietsch 23. Mai 2021, 17:01
Was mich nachhaltig irritiert und zugegeben von Baerbock abgestoßen hat (remember: ich bin durchaus aufgeschlossen an sie rangegangen), ist die Geschichte mit ihrem Studium.
Vorab: Ich bin nicht „0ffen“ an Frau Baerbock herangegangen, weil sie Grüne ist – eine maßgebliche Vertreterin der „Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass“-Partei, Vertreterin einer Partei, die mit moralischem Anspruch einen Lebensstil fordert, den sich nur Betuchte leisten können.
Dennoch teile ich hier Deine Meinung nicht. Das mit dem Studium ist mir beispielsweise vollkommen egal. Mit Angela Merkel haben wir immerhin eine Doktorandin in Physik an den Schalthebeln der Macht. Und was hat es gebracht? Sie hat ihr Studium durchgezogen, sich in den Wende-Wirren nach und nach ins Scheinwerferlicht gerückt, ihren Mentor Helmut Kohl ähnlich kalt abserviert, und das war’s. Nichts wirklich angepackt, sich von Problemen überrollen lassen, die Lösungen waren der abgewarteten Alternativlosigkeit geschuldet.
Auch die Nummer mit dem Kobold lasse ich ihr durchgehen. Von Politiker*innen in hervorgehobenen Positionen wird von ihr zu jedem möglichen und unmöglichen Thema eine zu 100 % zutreffende Antwort aus dem Stegreif erwartet. Kann man nicht leisten, und jeder hat seine Aussetzer an anderer Stelle (Helmut Kohls Spruch zur „Datenautobahn“ sei hier als Beispiel genannt).
Ich würde mir wünschen, dass sie das Rennen macht. Die CDU sollte sich mal neu sortieren. Ansonsten schließe ich mich da meiner Frau an: Die Grünen sollen nicht nur reden, sondern endlich mal zeigen, dass sie es können. Wenn sie es hinkriegen, ist das eine gute Nachricht. Wenn nicht, dann auch.
Der Punkt, Erwin, ist: wenn man die Ausbildung abzieht, was bleibt von der Kandidatin Baerbock, das sich bewerten ließe, wonach man sie einschätzen könnte? Berufserfahrung und damit Leistungsnachweise hat sie nicht. Die Leistungsbilanz bei den Grünen teilt sie sich mit Robert Habeck. Dann gibt es noch ein paar eher wohlwollende Interview und das war’s. Sorry, das ist weit zu wenig, um über eine herausgehobene Führungsposition zu entscheiden. Das heißt, eine solche Person bekommt den Job nicht.
Deswegen ist die Debatte um ihr Studium durchaus von herausragender Bedeutung, eben weil es sonst so wenig gibt. Dann sind da ihre offensichtlichen charakterlichen Schwächen wie sie sich im Verhalten gegenüber Habeck und ihr Umgang mit den Bonuszahlungen zeigen. Ihre Hybris, wer Kinder erziehen und eine Partei wie die Grünen führen könne, sei automatisch für das Amt des Bundeskanzlers geeignet.
Und dann gibt es eben noch die fachlichen Patzer. Meinetwegen, das mit den Kobolden geschenkt. Aber als „fertige“ Völkerrechtlerin in einem lockeren Gespräch mit geringem Stresspegel davon zu reden, die UN-Charta sei ein Gremium, die SPD habe die soziale Marktwirtschaft erfunden, in Israel fände ein Gewaltspirale statt und es sei Zeit für ein Waffenembargo gegenüber dem Judenstaat zeigt große Schwächen auf Feldern, auf denen sie sich etwas auskennen sollte. Zum Vergleich: als ich im ersten Semester in einer schlagenden Burschenschaft wohnte, wurde jemand abgelehnt, weil er behauptet hatte, Deutschland hätte in Vietnam gekämpft. Sind heute die Anforderungen an das Allgemeinwissen von Kanzlerkandidaten deutlich niedriger als die von Wohnungsbewerbern in einer Burschenschaft im Jahr 1987?
Ohne Zweifel, es gibt drei schwache Kandidaten. Scholz ist ein Ankündiger, der weder Zusagen einhalten kann noch sein Handwerk versteht. Laschet hat immerhin das, was die anderen nicht haben: eine Erfolgsbilanz. Der Fairness halber musst Du auch zugestehen: er war nie Teil der Regierung Merkel. 16 Jahre hielt er sich politisch wie geographisch auf Distanz. Ich halte weder von den Konzepten der SPD noch der Grünen viel. Aber auch wenig von denen der Union, wenn sie denn mal formuliert würden. Folglich habe ich großes Interesse, dass die beiden linken Parteien so klein wie möglich bleiben. Wer dann unter einer sehr starken FDP Kanzler wird, ist ein Stück weit zweitrangig. 😉
Wer dann unter einer sehr starken FDP Kanzler wird, ist ein Stück weit zweitrangig.
Aber nur wenn FDPler wie Konstantin Kuhle oder Johannes Vogel ans Ruder kommen. Eine Wiederbelebung der Mövenpickpartei braucht das Land nicht mehr.
Ah, Sie kennen sich aus. Aber jede erfolgreiche Organisation lebt von der Vielfalt, nicht der Einfalt. Was die Grünen nicht verstanden haben, ist Common Sense in der FDP.
Die Liberalen müssen bei einem Wahlerfolg vor allem ein paar Zusagen einhalten. Das war das zentrale Problem 2009.
Ach ja, die FDP.
Das „zentrale Problem“ wird sich ggf. wiederholen, garantiert.
Beispiel in „meiner“ Stadt Frankfurt. Dieser Tage faktisch unter grüner Führung und mit einem knall-grünen Programm in den Magistrat eingetreten, dabei zwei Dezernenten gefordert, weswegen der hauptamtliche Magistrat von bisher 10 auf 11 Mitglieder erweitert wurde.
In den letzen Jahren permanent gemosert, dass 10 zehn Dezernenten zu viele seien und – vor ein paar Jahren – in einem offiziellen Antrag (erfolglos) die Herabsetzung auf neun gefordert. Jetzt haben sie ihren Erfolg, nur halt andersrum.
That’s FDP. Umfallerpartei (Zitat von Herbert Wehner aus 1961)
Is doch gut, dass es noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann.
Die Grünen waren 2017 um der Macht Willen bereit, für den Familiennachzug eine Obergrenze zu akzeptieren. Verrat der Kernprinzipien der Partei und Doppelmoral. Manche Dinge ändern sich halt nie.
Richtig. Unter Einschluss der FDP ergibt das dann Vierfachmoral oder ggf. mehr. Es wird in diesem Fall addiert und nicht subtrahiert.
Am besten mal gaaaaanz ruhig zurücklehnen und damit rechnen, dass eine gewisse Frau Baerbock mit den Stimmen der FDP – falls grün/gelb/rot die Kanzlermehrheit haben sollte – zur Bundeskanzlerin gewählt werden wird.
Lindner und Habeck sind ja schon per Du; im Übrigen beackert man dasselbe sozio-ökonomische Milieu. Da lässt sich viel machen.
Und übrigens: Baerbock bezeichnet sich offiziell als „Völkerrechtlerin LL.M“. Das ist völlig korrekt. Ob man in Gesprächen das „LL.M.“ (Legum Magistra) immer hinzufügen sollte, ist her eine Geschmacksfrage. „Völkerrechtler/in“ ist im Übrigen KEINE geschützte Berufsbezeichnung. Es handelt sich nicht m einen reglementierten juristischen Beruf, wie z.B. Rechtsanwalt.
Okay, sie rechnet wohl damit, dass solche Feinheiten nicht bekannt sind und dass das Völkerrechtler-Ding sich so anhört, als wäre das was ganz was Dolles. Politik-übliches Aufplustern.
FDP-Mensch Alexander Lambsdorff hat in dieser Sache übrigens pro-Baerbock so getwittert:
„So bescheuert, zu kritisieren, dass @ABaerbock im Ausland studiert hat. Ich hab’s exakt wie sie gemacht: mit Bacheloräquivalent an die @Georgetown Uni, zwei Master-Abschlüsse in #USA gemacht – und bin stolz darauf! #studierenwieBaerbock = #studierenwieLambsdorff. “
Lambsdorff und Baerbock im selben Boot. Das ist doch was.
Keine andere Partei argumentiert derart mit moralischer Überhöhung wie die Grünen. Wenn die das lassen könnten, wären sie ein ganzes Stück symphathischer.
Der Preis für eine Ampel ist sehr hoch – für die Grünen wie für die SPD. Mal schauen, ob die beiden linken Parteien gewillt sind, den Preis zu bezahlen. Lindner kann weder hinter „keine Steuererhöhungen“ noch keine weitere Aussetzung der Schuldenbremse zurück. Dummerweise bauen darauf Grüne wie Linke ihre Wahlkampfhäuschen.
Baerbock ergänzt erst seit einer Woche das LL.M. Zuvor hat sie gegenüber Habeck und in der Öffentlichkeit aufgetrumpft: sie die Völkerrechtlerin, er der Kühemelker. Selten, das ein Politiker je so seine Bildung herausgestellt und damit angegeben hat. Und die ARD muss peinlich berührt ob des inzwischen gelöschten Tweets sein: „Schauen Sie sich die Ausbildung der Frau an. Wenn das keine Bildung ist…“
Zumindest zu meiner Zeit war es nicht unüblich, ein bis zwei Semester im Ausland zu studieren. Die Fragen, die ich aufgeworfen habe, sind aber mehr als legitim: Warum ohne jeden Abschluss? Warum keine Diplomarbeit in 5 Jahren? Wieso gab es eine Zulassung zum Promotionsverfahren?
Die Liberalen müssen bei einem Wahlerfolg vor allem ein paar Zusagen einhalten. Das war das zentrale Problem 2009.
Die Liberalen müssten vor allem endlich mal bereit sein zu regieren.
Denn ein zweites Mal steht keine SPD bereit, die der Diva Lindner das Regieren abnimmt.
@ Hias 24. Mai 2021, 14:53
<i<Die Liberalen müssten vor allem endlich mal bereit sein zu regieren.
Das waren sie auch vor vier Jahren. Aber wenn man viel mehr Kröten schlucken muss, als selbst relevante Eckpunkte umsetzen zu können, käme man nur für die Macht und die Ministerposten.
In den Fall hättest Du sicherlich auch gemosert.
Kann man so sehen.
Man kann es aber auch so sehen, dass Lindner für seine Liberalen schlecht verhandelt hat und anstatt zu versuchen, die jeweiligen Eckpunkte im Laufe der Zeit umgesetzt zu bekommen, hat er mit großer Geste kapituliert.
Kann man machen, aber ging halt auch nur, weil die GroKo noch als Notfalllösung da war. Sry, das war in meinen Augen nur ein PR-Stunt auf Kosten einer kaputten SPD.
Und die interessante Frage ist ja, was bedeutet das für die nächsten Wahlen?
Jetzt verkündet er großartig, dass es mit ihm keine Steuererhöhungen geben wird. Und wenn es dann für Schwarz-Grün wieder nicht reicht, dann geht das Spiel wieder von vorne los und Lindner macht sich dann zum zweiten Mal nen schlanken Fuss?
@Hias: Zitat : “ das Lindner schlecht verhandelt hat..“ Zitat Ende. Historisch vollkommen falsch. Lindner wurde von den Grünen immer mehr mit schon unverschämten Forderungen in die Enge gedrueckt. Merkel schaute sich das an ; wissend das die SPD trotz hochheiliger Beteuerungen ( NIE MEHR GroKO ) doch umkippen wuerde; die Fleischtopfe der Macht waren eben zu voll und zu verlockend. Lindner hat Cojones gezeigt und der Farce ein Ende bereitet mit seinem :“ Lieber Opposition als schlecht regieren.“ Die Gruenen haben dann aber ganz raffiniert das Scheitern der Verhandlungen der FDP zugeschoben; obwohl sie es ja waren die arrogant und übermütig den Macht Poker verloren haben…
Sehe ich genauso. Merkel wollte mit Grün, hat alleine nicht gereicht, also sollte die FDP herhalten.
Ich fand‘s gut von Lindner, sich nicht an die Wand drücken zu lassen.
1.) Gut, wegen mir. Dann halten wir also fest, dass Lindner und die FDP nicht in der Lage war, sich in Verhandlungen durchzusetzen und das, obwohl er mit der Union sozusagen den natürlichen Verbündeten mit am Tisch hatte. Ich weiß, jetzt kommt wieder, dass sich Merkel quergestellt hat. Dennoch, in keiner anderen Partei hat die FDP wohl so viele Sympathisanten (alleine dem mit der FDP sympathisierenden Parlamentskreis Mittelstand der Union gehören fast 2/3 der Unions-MdB an) und dann soll den Liberalen nichts anderes übrig bleiben als aufzugeben?
Ich sehe nicht, wie das ein besseres Licht auf die FDP werfen soll. Oder anders gefragt, mit wem traut Ihr denn dann Linder zu, zu verhandeln und ein gutes Ergebnis zu erzielen? Mit der KITA-Gruppe des Bundestages?
2.) Jo, die SPD hätte auch die „Fleischtöpfe der Macht“ verschmähen sollen. Sie hätte genauso heroisch wie die FDP sagen sollen, dass sie lieber in die Opposition geht und stattdessen hätten wir Neuwahlen machen sollen. Und wenn es dann immer noch nicht für Schwarz-grün, Schwarz-gelb oder Rot-Grün gereicht hätte, dann hätten wir nochmal Neuwahlen machen sollen, solange bis wir endgültig wieder in Weimar angekommen wären. Wäre bestimmt viel besser geworden.
Natürlich haben die Sozis auch mitgemacht, weil es Ministerposten gab und Merkel aufgrund der gescheiterten Option mit Schwarz-Grün deutlich kompromissbereiter war. Aber anders als zuvor gab es halt auch keine weitere Option mehr, sondern nur noch die Frage „GroKo oder Neuwahlen“.
Ich bin kein großer Freund der Grünen und erst Recht kein großer Freund der GroKo. Die GroKo sollte in meinen Augen nur ein Notbehelf sein. Dass sie jetzt schon seit acht Jahren Standard ist, ist ein großer Fehler und wird uns noch massive Probleme bereiten. Und einen Teil der Schuld trägt da neben Merkel in meinen Augen auch Lindner.
Lesen Sie bitte mal nach, wie das 2017 so war. Es hilft, das eigene Legendenbild zu korrigieren.
Kleine Nachfrage: meinen Sie ernsthaft, die SPD habe besser für die Soli-Abschaffung verhandelt als die FDP?
@ Hias 26. Mai 2021, 17:31
Dann halten wir also fest, dass Lindner und die FDP nicht in der Lage war, sich in Verhandlungen durchzusetzen …
Da gehören zwar immer zwei (bzw. hier drei) dazu, aber JA.
… und das, obwohl er mit der Union sozusagen den natürlichen Verbündeten mit am Tisch hatte.
Er hatte nicht „die Union“ am Tisch, sondern Frau Merkel, die damals nicht die FDP, sondern die Grünen als „natürlichen“ Partner ansah.
Ich weiß, jetzt kommt wieder, dass sich Merkel quergestellt hat.
Sic!
Dennoch, in keiner anderen Partei hat die FDP wohl so viele Sympathisanten (alleine dem mit der FDP sympathisierenden Parlamentskreis Mittelstand der Union gehören fast 2/3 der Unions-MdB an) und dann soll den Liberalen nichts anderes übrig bleiben als aufzugeben?
Mal andersrum gefragt: 2013 flog die FDP aus dem Bundestag. 2017 kommt sie wieder rein mit über 10 % der Wählerstimmen. Welchen Grund mochte es gegeben haben, diesen Erfolg nicht mit einer Regierungsbeteiligung zu krönen?
Nur das Wissen, dass ohne entsprechende Handschrift der FDP in der Regierung diese Partei das nächste Mal wieder aus dem Bundestag fliegen wird.
2.) Jo, die SPD hätte auch die „Fleischtöpfe der Macht“ verschmähen sollen.
Zustimmung!
… dann hätten wir nochmal Neuwahlen machen sollen, solange bis wir endgültig wieder in Weimar angekommen wären. Wäre bestimmt viel besser geworden.
Sie wissen selbst, dass das dummes Zeug ist. 🙂
Natürlich haben die Sozis auch mitgemacht, weil es Ministerposten gab und Merkel aufgrund der gescheiterten Option mit Schwarz-Grün deutlich kompromissbereiter war. Aber anders als zuvor gab es halt auch keine weitere Option mehr, sondern nur noch die Frage „GroKo oder Neuwahlen“.
Zustimmung. Aber wenn Frau Merkel bei der SPD offensichtlich so viel kompromissbereiter war, kann doch das Ausscheiden der FDP aus den Verhandlungen nicht nur an der FDP liegen. Hier hat sich Frau Merkel verzockt, nicht Herr Lindner.
Das stimmt weder mit der Geschichte der Beteiligten überein noch mit dem, was der interessierte Zuschauer am 19. November 2017 von morgens an beobachten konnte. Es begann mit dem Interview von Jürgen Trittin und endete mit dem Ausstieg der Liberalen. Dazwischen gab die Union den Grünen bis hin zur staatsmännischen Unverantwortlichkeit nach (z.B. beim Kohleausstieg), während die FDP weder beim Digitalministerium noch bei der Soli-Abschaffung Zugeständnisse bekam. Der Treppenwitz ist ja, dass die Union später in den Verhandlungen mit der SPD den Solidaritätszuschlag umfangreicher abschaffen wollte, als es je der FDP zugebilligt worden war.
Die Wahrheit ist: Merkel und ihre Clique wollten Jamaika nicht, insbesondere weil sie eine tiefe Abneigung gegen die FDP hegt. Oder um es mit einem Spitzengrünen zu sagen: die göhnten der FDP nicht das Gelbe unter dem Nagel.
Lindner hat zwar einen hohen Preis bezahlt, aber auch Unabhängigkeit gewonnen. Kauder und Altmaier hatten in jenen Novembertagen die Zustimmung der FDP längst eingepreist. Das kann sich nun kein Verhandlungspartner leisten. Die Liberalen haben den Mindestpreis für eine Ampel längst angesetzt: keine Steuererhöhungen, Wiedereinsetzung der Schuldenbremse. Das sollte die grüne Kanzlerkandidatin in jedem Fall ins Kalkül ziehen. Laschet und Lindner sind Duzfreunde. Sie schätzen sich, vor allem kennen sie sich. Laschet wird nicht so dumm sein zu glauben, die FDP schon im Sack zu haben.
Lindner hat zwar einen hohen Preis bezahlt, aber auch Unabhängigkeit gewonnen. Kauder und Altmaier hatten in jenen Novembertagen die Zustimmung der FDP längst eingepreist. Das kann sich nun kein Verhandlungspartner leisten. Die Liberalen haben den Mindestpreis für eine Ampel längst angesetzt: keine Steuererhöhungen, Wiedereinsetzung der Schuldenbremse. Das sollte die grüne Kanzlerkandidatin in jedem Fall ins Kalkül ziehen. Laschet und Lindner sind Duzfreunde. Sie schätzen sich, vor allem kennen sie sich. Laschet wird nicht so dumm sein zu glauben, die FDP schon im Sack zu haben.
Das ist ja schön für den Hr. Laschet, wenn er auf die FDP zugeht und keine Steuererhöhungen und die Schuldenbremse zugestehen will. Nur sind dann halt auch noch die Grünen und zwar relativ sicher deutlich stärker als vor vier Jahren. Und angesichts der Rekordschulden der letzten Zeit keine Steuererhöhungen zu versprechen, das ist gewagt.
Ne, dieser Mindestpreis war mE das dämlichste was er machen konnte. Erstens ist es mE der falsche Mindestpreis. Warum nicht Entbürokratisierung oder ein umfassendes Digitalisierungs-/Modernisierungsprogramm? Mit diesen Themen könnte er landen und insbesondere mit dem Thema Digitalisierung hat die FDP schon Punkte gemacht.
Und zweitens ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zur selben Situation kommt wie vor vier Jahren. Und dann lässt er die Jamaika-Verhandlungen platzen, weil z.B. eine höhere CO2-Steuer droht? Mit dem Effekt, dass es dann zu Schwarz-Grün-Rot und einer höheren CO2-Steuer kommt und zu dutzenden weiteren Initiativen, die alle den FDP-Wählern nicht gefallen werden. Tolles Ergebnis.
Und mal im Ernst, wer wählt jemanden, der zweimal kalte Füsse bekommen hat? Ist ja schön, wenn der ideologisch treu bleibt, aber wenn dann daraus die Daueropposition folgt, warum sollte ich auf den setzen?
Finden Sie es dämlich, wenn die Grünen in Koalitionsverhandlungen versuchen würden, eine stärkere Subventionierung von Windkraftanlagen durchzusetzen und den Mindestabstand verkürzen zu wollen? Oder wenn sie auf eine Novellierung des Zuwanderungsrechts verzichten würden?
FDP-Wähler erwarten vor allem eins: keine neuen Steuern. Dafür sind sie bereit, die Liberalen mit Rekordergebnissen auszustatten. Viele Wähler sind bereit die Grünen mit einem Rekordergebnis auszustatten, weil sie mehr Engagement gegen den Klimawandel wünschen. Warum ist das eine klug und das andere dämlich?
Die Schuldenbremse ist Verfassungsrecht. Ihre Abschaffung geht nur unter Einbezug der dann oppositionellen Union. Warum sollte diese dem Kernanliegen der Grünen zustimmen? Diese Annahme ist doch vielleicht eher dämlich.
Deutschland hat die höchste Einkommensbelastung der OECD. Die Belastung der Einkommen entscheidet mit darüber, wohin Investitionen wandern und wo die besten Leute ihr Geld verdienen wollen. Gerade bestens ausgebildete Menschen haben ungeahnte Möglichkeiten, durch Verlagerung ihres Wohnsitzes oder auch nur ihrer Einkommensquellen Spitzenbelastungen zu entgehen. Leidtragende sind gering- und mittelbezahlte Einkommensbezieher wie die Allgemeinheit durch geringeres Wachstum. Hört sich nicht nach einem klugen Plan an, als Spitzenreiter die Steuerschraube noch ein Stück anzuziehen.
Lindner hat Drohpotential. Sollten Sie mal verhandelt haben, wissen Sie, dass ihre Verhandlungsposition von ihren Optionen abhängt. Und dass Ihre Androhungen, Sie können ja auch anders, glaubwürdig sind. 2017 glaubte die Union nicht, dass die FDP abspringen würde. Den Fehler ein zweites Mal zu begehen, wäre ernsthaft dämlich.
Die FDP kann jedenfalls nicht vor ihre Wähler treten, sorry, Steuern erhöht. Dann fliegt sie garantiert 2025 wieder aus dem Bundestag. Was ja dem Wunsch vieler Linker entspricht. Doch auf die muss man ja nicht hören.
@ Hias 26. Mai 2021, 17:52
… angesichts der Rekordschulden der letzten Zeit keine Steuererhöhungen zu versprechen, das ist gewagt.
Das halte ich (sorry) für eine naive Argumentation. Ich kann nicht hingehen, durch allerlei maßlose Ausgaben die Schuldenquote hochtreiben, und dann mit eben dieser Begründung Steuererhöhungen verlangen.
Die Regierung treibt den Staat durch unterlassene und falsche Entscheidungen in maßlos hohe Schulden, oft genug, um unsinnige Wahlversprechen zu finanzieren. Und wenn wir dann wie jetzt mit Corona mal wirklich eine schlimme Situation haben, wird mit einem Höchstmaß an Geld ein Minimum an Wirkung erzielt. Anschließend geht man zu den Leuten, die es mühsam genug geschafft haben, in diesen Zeiten die Nase über Wasser zu halten, und will sie abzocken?
Das ist krank.
Bis zur Wahl sind es nur noch 4 Monate.
Die Pandemie-Folgen zu stemmen ohne Steuern und Schulden, heißt: Ausgaben-Kürzungen. Die FDP muss also jetzt den Wählern sagen, wo sie wieviel kürzen wird.
Entschuldigung, dämlich war etwas zu hart.
Ich bin ja kein FDP-Wähler, also können Sie mir ja alles erzählen. Ich habe nur in letzter Zeit bei einigen Gelegenheiten FDP-/PKM (Parlamentskreis Mittelstand)-nahen Leuten zugehört und mein Eindruck war eher, dass weniger das Thema Steuern als das vordringlichste Problem gesehen wird, sondern eher die schwache Leistung des Staates in den letzten Monaten sowie die mangelnde Digitalisierung und dass dringend eine Entbürokratisierung stattfinden sollte.
Und ich habe nicht gesagt, dass die FDP das Thema nicht verfolgen soll, sondern dass es in meinen Augen das falsche Thema als Prüfstein für Koalitionsverhandlungen ist.
Aber ist auch prinzipiell egal, weil Koalitionsverhandlungen erneut abzubrechen traut sich die FDP eh nicht und wenn sie es macht, ist Lindner erledigt.
Schon gut, wir sind nicht so empfindlich. 😉
2009 gaben ein Drittel der FDP-Anhänger nach der Stimmabgabe an, dass Steuersenkungen für sie das entscheidende Kriterium war, ihr Kreuz bei den Gelben zu machen. Diese waren sofort nach den Koalitionsverhandlungen verloren. Nach einer neuen Umfrage verläuft die Grenzlinie gegen / für Steuererhöhungen direkt zwischen „rechts“ und „links“: Unions-, FDP- und AfD-Wähler lehnen diese ab, Grüne-, SPD- und LINKE-Wähler befürworten sie mehrheitlich. Es lässt sich also leicht vorstellen, zu was für Problemen mit der Wählerbasis als auch im eigenen Lager es führen würde, blieben die Liberalen in der Frage nicht standhaft. Es ist also nicht schwer vorherzusagen: eine Ampel kann es nur unter Verzicht auf Steuererhöhungen geben. Nebenbei: Die Summe aus Unions-, FDP- und AfD-Anhängern bilden in Deutschland die Mehrheit.
Es ist richtig, dass FDP-Anhänger heute von mehr umtrieben werden als der Sehnsucht nach Steuersenkungen. Das traditionelle Thema der FDP wird angesichts der Haushaltslage weiter aufgeschoben werden müssen. Allein das ist ja auch ein Zugeständnis.
Grundsätzlich steht Christian Lindner enorm unter Druck. Die FDP als auch ihre Anhänger wollen regieren. Da gibt es keinen Zweifel, auch das treibt derzeit die Umfragen für die Partei. Ein erneutes Nein wäre hochriskant und müsste weit besser begründet sein als 2017. Es müsste nicht nur für das eigene Lager, sondern auch für neutrale Wähler verständlich sein. Das wäre beispielsweise bei deutlicher Erhöhung der Einkommensteuersätze bis in den Mittelbau hinein der Fall, noch gepaart mit der Ausweitung der Staatsverschuldung, wie sie im Grünen- als auch SPD-Programm steht. Das wird von einer breiten Mehrheit abgelehnt, die FDP hätte sehr klar die allgemeine Stimmung auf ihrer Seite.
Ich denke, es wird das Motto des Paten gelten: Macht ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. Sie dürfen auch nicht vergessen: nach dem aktuellen Stand der Umfragen ist sowohl Jamaika als auch eine Ampel machbar. Die FDP wäre nach jetzigem Stand die Königsmacherin. Diese kann hohe Preise verlangen. Übrigens stehen auch die Grünen unter enormen Druck, auch sie (und ihre Anhänger) wollen endlich regieren. Wenn nur Jamaika ging, weil die FDP hier die Richtung vorgeben würde, werden die Grünen es machen müssen.
@hias; Wieder historisch falsch „Gelesen“ Die FDP hatte eben nicht mit der CDU/Merkel einen natürlichen Verbündeten am Tisch. Merkel hat das eigentlich traditionelle Band auf dem Altar ihrer persoenlichen Politik geopfert. Die relativ kleine FDP hatte zwei Chancen: 1. Einknicken und sich von den arroganten Grünen ueberrollen lassen und eigene Prinzipien begraben oder 2, Rückgrat zeigen, liberale Prinzipien hochhalten; sich nicht von den Macht Postechen blenden lassen und solide Politik in der Opposition zu arranagieren. Dafuer gilt Lindner und Team eigentlich Anerkennung und Hochachtung. Leider haben die Gruenen diesen ( ihnen wohl eher fremden ) Charakterzug dann pervertiert und die Liberalen als Koalition Brecher angeprangert…Das sind die Fakten…
Hanni Hartmann 26. Mai 2021, 17:56
Die FDP hatte eben nicht mit der CDU/Merkel einen natürlichen Verbündeten am Tisch. …
Die relativ kleine FDP hatte zwei Chancen: 1. Einknicken und sich von den arroganten Grünen überrollen lassen und eigene Prinzipien begraben oder 2, Rückgrat zeigen, liberale Prinzipien hochhalten; sich nicht von den Machtpöstchen blenden lassen und solide Politik in der Opposition zu arrangieren. Dafür gilt Lindner und Team eigentlich Anerkennung und Hochachtung.
Volle Zustimmung
@ Stefan Pietsch 23. Mai 2021, 19:01
Der Punkt, Erwin, ist: wenn man die Ausbildung abzieht, was bleibt von der Kandidatin Baerbock, das sich bewerten ließe, wonach man sie einschätzen könnte? Berufserfahrung und damit Leistungsnachweise hat sie nicht.
Vorab: Ich halte Annalena Baerbock nicht über die Maße zur Kanzler*in befähigt; das gilt aber genauso für Angela Merkel, Armin Laschet, Markus Söder, Olaf Scholz, Christian Lindner.
Wenn ich die möglichen Konstellationen durchgehe, halte ich Olaf Scholz für den geeignetsten Politiker, aber er hat mit CumEx und Wirecard für meinen Geschmack viel zu viel vom falschen Dreck am Stecken, und außerdem noch die SPD an der Hacke.
Direkt danach käme Markus Söder, der wirklich viel von dem hat, was man gerade braucht – außer der Rückendeckung durch die Union.
Armin Laschet war nie stark genug, einen eigenen Weg zu gehen, er beugte sich stets Merkel, und ging jeden Umweg mit. Erfolg in NRW? nach der kraftlosen Vorgängerin sieht er natürlich gut aus, und „Landesfürst“ passt von der Kragenweite. Aber kanzler?
Christian Lindner: ein Rohr im Wind, wankt, aber bricht nicht, hochintelligent und wichtig für einige Themen, aber er orientiert seine Politik zu sehr an den anderen (bzw. am Anderssein).
So ist weit und breit kein überzeugendes Angebot für mich in Sicht.
Was Frau Baerbock angeht, hat sie einen ähnlichen Zug zum Tor wie Söder – das ist gut. Sie ist durchsetzungs- und entscheidungsstark, was sie gegen Robert Habeck bewiesen hat. Sie ist machtbewusst genug, um sich – mit entsprechendem Koalitionspartner im Nacken – gegen allzu viel „Wünsch Dir was“ aus den Fundi-Reihen durchzusetzen (hoffe ich).
Mehr gibt es zur Politikerin bislang nicht zu sagen. Studium? Kappes; genauso so wenig sollte man einen Christian Lindner nach seinen gescheiterten geschäftlichen Aktivitäten beurteilen. Auch Karl-Theodor zu Guttenberg wäre keine andere Politiker-Persönlichkeit geworden, hätte er den Doktor-Titel rechtmäßig geholt oder gleich ganz weggelassen.
Ihrer Tauglichkeit als zukünftige Kanzlerin wird nicht durch die Fachrichtung, Art oder Ablauf ihres Studiums bestimmt. Bis ich 30 war, sind zwei meiner Anläufe in die Selbstständigkeit gescheitert. Ich habe erst mit Anfang 30 verstanden, wo meine Stärken und Schwächen liegen, und wie ich die nutze. Seitdem habe ich Spaß im Job. Seitdem ich Spaß habe, habe ich Erfolg.
Annalena Baerbock scheint irgendwann ihren Weg gefunden zu haben, und seitdem hat sie diesen Zug zum Tor. Sie hat ganz offensichtlich Spaß an der Herausforderung. Viel mehr kann man meiner Meinung nach zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Sie reiht sich in der Summe ihrer Eigenschaften in die nicht besonders glänzende Konkurrenz ein, ohne herauszuragen oder unterzugehen.
Mag also durchaus sein, dass Du Recht mit deinem Urteil hast, da will ich garnicht widersprechen. Aber bei meinem eigenen Lebensweg mag ich ihr Verhalten während des Studiums aber nicht als entscheidendes Kriterium akzeptieren, bestenfalls als Indiz am Rande.
Sie wird es nicht. Das Verhältnis von Grün und Schwarz wird sich bis zur Wahl umkehren, sobald die konkreten Auswirkungen der Grünen- Ziele einer hinreichenden Zahl von Wählern klar wird. Sie kriegt ein erweitertes Umwelt-Ressort in einer von Laschet (oder doch noch Söder?) geführten Regierung.
P.S. Gilt Dein Urteil bezügl. Dissertation/Politikerpersönlichkeit auch für Giffey? Die wird ja gerade deshalb heftig heruntergeschrieben.
Das Problem war, dass man mit der Jagd auf zu Guttenberg einen Maßstab gesetzt hat, von dem die Öffentlichkeit aus Politik und Medien nicht mehr wegkommen. Mehrmals erwischte es Unions- und FDP-Politiker durch die Aufdeckungen von VroniPlag und der Vorwurf nahm zu einseitig nach politischer Opportunität die Sache anzugehen.
Mehreres wird übersehen: zum einen lässt sich die Öffentlichkeit von Leuten das Agenda-Setting vorgeben, die selbst das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Zum anderen lassen wir uns politische Talente auf der Basis von Formalien kaputtmachen. Das gilt ausdrücklich für Giffey wie zu Guttenberg (auch wenn der CSU-Politiker offensichtlicher betrügen wollte). Wer eine wissenschaftliche Arbeit unter Druck und mit einer klaren persönlichen Zielsetzung geschrieben hat, der weiß, dass die Grenzen zwischen Huddeln und Betrügen durchaus fließend sein kann. Ich lege z.B. nicht dafür meine Hand ins Feuer, dass ich in meiner, innerhalb von 3 Monaten geschriebenen Diplomarbeit mit durchgearbeiteten Nächten und mehrmals abtippen jeden Gedanken richtig in der Quelle eingeordnet habe. Ich weiß es schlicht nicht.
Ich denke, Giffey ist die Rache für die Jagd auf konservative und liberale Ex-Doktoranden. Ab jetzt sollte der Maßstab überdacht werden.
@Hias: Zitat: „Und ich habe nicht gesagt, dass die FDP das Thema nicht verfolgen soll, sondern dass es in meinen Augen das falsche Thema als Prüfstein für Koalitionsverhandlungen ist.
Aber ist auch prinzipiell egal, weil Koalitionsverhandlungen erneut abzubrechen traut sich die FDP eh nicht und wenn sie es macht, ist Lindner erledigt.“ Zitat Ende……..Es ist sehr bedauerlich das sie der FDP und den Liberalen einfach nicht zutrauen das die tatsaechlich Prinzipien und Rückgrat haben. Au contraire, mon ami. Wenn die wieder Standhaft bleiben sollen ( bei Koalition Verhandlungen muss es immer ein „Geben und Nehmen sein) und sich eben nicht überfahren lassen; dann gilt der FDP noch mehr Respekt und Unterstützung. Auch damit unterscheiden sich die Liberalen von den Apparatschiks und Karrieristen der andern Parteien…
@ CitizenK 24. Mai 2021, 09:11
P.S. Gilt Dein Urteil bezügl. Dissertation/Politikerpersönlichkeit auch für Giffey? Die wird ja gerade deshalb heftig heruntergeschrieben.
Die Sache hat unterschiedliche Aspekte:
• Hat man einen akademischen Titel oder nicht?
• Trägt man seinen akademischen Titel zu Recht, oder hat man „geschummelt“?
Titel ja oder nein ist mir fast egal; in der Regel sind mir andere Aspekte wichtiger. Schummeln ist für mich eine Enttäuschung, weil dann einfach das Vertrauen weg ist.
Grundsätzlich denke ich, dass es schon schlechtere Leute auf dem Sessel gegeben hat als sie. Und selbst wenn ich Franziska Giffey nicht als sonderlich stark einschätze und sie die entscheidenden Probleme entweder nicht angepackt oder nicht gelöst hat, gibt es in der Regierung doch (angefangen mit der Kanzlerin) viele, die schwächer performen. Stärker als ihre drei Vorgängerinnen, aber nicht so stark wie Ursula von der Leyen. Dieses subjektive Urteil bitte unter Vorbehalt betrachten; es gibt Themen, in denen ich besser drin bin und kompetenter urteilen kann als zur Familienpolitik.
Aber grundsätzlich ist dieses Möchtegern-rechtschaffene Aufhypen von solchen Themen und diese Vorverurteilung überhaupt nicht mein Ding. Es gibt kaum eine andere Berufsgruppe, die ich so verachte, wie der Journalisten, die sich in moralischer Empörung und Arroganz über andere erheben und das für eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe halten, jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, während sie nicht in der Lage oder Willens sind, einen neutralen und kompetenten Artikel zu verfassen; ist einfach nur jämmerlich.
Markus Söder steht nicht zur Wahl.
Du kennst sicher Christian Sewing. Der Banker hatte zuvor mehrere Führungspositionen inne, bevor er zum Vorstandsvorsitzenden aufstieg. So recht traute man ihm den Turnaround aber nicht zu. Zu große war die Skepsis, dass ihm das Potential fehlen würde. Die Kritiker sind nach drei Jahren widerlegt.
Vielleicht gilt das auch für Laschet. Seine Bilanz in NRW ist nicht so schlecht, jedenfalls besser als die seiner Vorgängerin und die anderer Ministerpräsidenten. Laschet setzt nicht auf Showeffekte, deswegen könnte man ihn unterschätzen. Die Grünen tun das im Extent, wie die aktuelle Debatte um angeblich 4 Milliarden Euro für die Modernisierung der Justiz zeigt.
Olaf Scholz konnte in den letzten 5 Jahren keine wesentliche Zusage einhalten, die er gegeben hat. Der Gipfel war als er sich im Frühjahr brüstete, er persönlich habe dafür gesorgt, dass im April täglich 1 Millionen Impfdosen zur Verfügung ständen. An ihren Taten sollt ihr sie messen.
Da ist es bei Baerbock nicht weit her. Entscheidungsfreudig und durchsetzungsfähig bin ich auch. Nur zeige ich das in einem Umfeld, das mir nicht nur freundlich gesinnt ist. Bei ihrer Nomminierung hat Baerbock allein ihre Geschlechterkarte gespielt, aber sonst will man ja nicht Fragen nach dem Geschlecht gestellt bekommen. Kann Baerbock überhaupt nur ein Team von 4 Leuten führen, von einer Administration ganz zu schweigen? Das hat sie weder üben noch belegen müssen. Da ist nichts außer einem weißen Blatt Papier. Würdest Du mich also zum Kanzler wählen?
Doch, bei Christian Lindner darf durchaus sein unternehmerisches Wirken mit ins Kalkül bezogen werden. Ein Unternehmen hat er zum Erfolg gebracht, ein anderes scheiterte. Der Mann hat also eine ausgeprägte unternehmerische Ader, der sich nicht erst nach allen Seiten absichert, bevor er handelt. Er hat ein Gespür für Erfolg wie Scheitern. Beides geht Baerbock völlig ab, sie hat so etwas in ihrer bisherigen Karriere nicht durchleben müssen. Mir macht das Sorge und ist eigentlich ein Knock-out. Denn erst an den Höhen, vor allem Tiefen wachsen wir. Soll sie das erst im Amt erleben? Zurück zu Lindner: Er hat zweimal nun gerade spektakulär eine Linie gehalten – gestanden, wie man so sagt. Mit Konsequenz und höchstem persönlichen Einsatz baute er die FDP nach 2013 wieder auf und führte sie zweistellig zurück in den Bundestag. Und vor einem Jahr entschied er sich für eine klare, konstruktive Oppositionslinie gegenüber der Bundesregierung und einer breiten Öffentlichkeit zu den Grundrechtseinschränkungen. Deswegen wurden er und die FDP lange angefeindet, was nunmal die Voraussetzung dafür ist, später gut darstehen zu können. Monatelang wurde den Liberalen vorgeworfen, auf AfD light zu machen um sie damit mundtot zu machen.
Nun fährt die FDP die Ernte ein, die Leute honorieren die Standfestigkeit ohne dass es spektakulärer Aktionen bedarf. Und die Kurse steigen. So geht erfolgreiche Politik. All das kann Annalena B. nicht in die Waagschale werfen. Sie bläst eins nach dem anderen raus und hofft, dass es sich zu einem Bild addiert. Sie verzettelt sich in Einzelaktionen wie aktuell bei der Debatte um Kurzstreckenflüge, wo jeder weiß: das ist reine Symbolik. Das tut nichts fürs große Thema Klima. Und dass sie das Parteiausschlussverfahren Boris Palmer zur Chefsache gemacht hat, wird sie politisch über Monate blockieren und möglicherweise schaden. Willst Du ernsthaft, dass eine Führungskraft, die auch über Dein Leben mitbestimmt, so Zettelwirtschaft arbeitet?
Mal diese Baerbock Maläse von eienm andern Blickwinkel betrachtet: Kann sich Jemand hier vorstellen das Bayern Muenchen oder der BVB 09 oder ein andere Spitzenclub der BL sich einen jungen und erfolgsversprechende Nachwuchs Trainer ( zwar mit ein paar persoenlcihen ?? in der Vita aber wer ist schon perfekt) vom FK Pirmasens oder auch von VfL Osnabrück holt um den neuen Cheftrainer abzugeben? In diesem knallharten und knüppeldicken Geschaeft ( Fussball wie auch Politik) zählen doch Kriterien die ein bisschen Mehr erfordern
Mal diese Baerbock Maläse von eienm andern Blickwinkel betrachtet: Kann sich Jemand hier vorstellen das Bayern Muenchen oder der BVB 09 oder ein andere Spitzenclub der BL sich einen jungen und erfolgsversprechende Nachwuchs Trainer ( zwar mit ein paar persoenlcihen ?? in der Vita aber wer ist schon perfekt) vom FK Pirmasens oder auch von VfL Osnabrück holt um den neuen Cheftrainer abzugeben?
Der FC Barcelona stellte 2008 einen Trainer ein, der zuvor nur die B-Mannschaft des eigenen Stalls trainierte. Der AC Mailand holte 1987 einen Drittligisten, der nie professionell Fussball spielte und keine Serie A-Erfahrung als Coach hatte. Beide waren, nun ja, nicht gerade erfolglos…
Ein alberner Versuch mein grundsätzliches Argument zu widerlegen: 1. Die Ausnahmen bestaetigen die Regeln. 2. Bei Barca handelte es sich ja um einen Mann der im engsten Kreis des Clubs „lebte und lernte“. Uebrigens war das bei Zidane bei Real sehr vergleichbar. Ein Trainer muss nicht selbst gut gespielt haben; dafuer gibt es Dutzende von Beispielen. Aber; wichtiger; meine Intention hier total verkannt….Das passiert eben wenn man von der grüne Ideologie infiziert ist. Das ist dann das „gruene Studienrat “ Symptom…
@Hanni Hartmann:
Ihre Intention war, auf die mangelnde Erfahrung hinzuweisen. Das ist unterm Strich aber relativ egal, solange am Ende gute Politik rauskommt. Ihre Kommentare hören sich an, als sei ein Regierungschef sowas wie ein Alleinherrscher. Dabei muss ein Kanzler oder eine Kanzlerin in erster Linie eine gute Regierungsmannschaft zusammenstellen und. Ich sehe nicht, warum Baerbock dies schlechter können sollte als z.B. ein Friedrich Merz.
Auch Obama hat man 2008 eine Unerfahrenheit vorgeworfen und dann hat er mit seiner Administration eine solide Gesundheitsreform vorgelegt. Dazu kommt, dass ein Generationenwechsel in der bundesdeutschen Politik tatsächlich mal überfällig ist.
Ich bin mit Sicherheit nicht ideologischer als Sie – in einem anderen Kommentar beschrieben Sie die FDP als „einzig wahre Option“, das macht Sie vermutlich parteipolitisch zum größeren „Fanboy“ als mich (ich neige zu einem grün-rot-rotem Bündnis, aber wer diesem als Kanzler oder Kanzlerin vorsteht, ist dabei für mich zweitrangig.
@Bevanite
Ihre Intention war, auf die mangelnde Erfahrung hinzuweisen. Das ist unterm Strich aber relativ egal, solange am Ende gute Politik rauskommt.
Warum schon mal mit einem Handicap beginnen – mangelnde Erfahrung und dann hoffen, dass es doch klappt.
Ihre Kommentare hören sich an, als sei ein Regierungschef sowas wie ein Alleinherrscher. Dabei muss ein Kanzler oder eine Kanzlerin in erster Linie eine gute Regierungsmannschaft zusammenstellen und ich sehe nicht, warum Baerbock dies schlechter können sollte als z.B. ein Friedrich Merz.
Die Anfängerin Baerbock mit einem er- und bewiesenem Könner wie Merz (Politik und Wirtschaft) zu vergleichen ist ja schon Blasphemie.
Auch Obama hat man 2008 eine Unerfahrenheit vorgeworfen und dann hat er mit seiner Administration eine solide Gesundheitsreform vorgelegt.
Erstens wurde Obama von einer riesigen Maschinerie inszeniert und gesteuert. Zweitens war diese Gesundheitsreform (Obamacare) alles andere als der Erfolg als der er verkauft wurde.
Dazu kommt, dass ein Generationenwechsel in der bundesdeutschen Politik tatsächlich mal überfällig ist.
Das sehe ich allerdings ebenso.
Ich bin mit Sicherheit nicht ideologischer als Sie – in einem anderen Kommentar beschrieben Sie die FDP als „einzig wahre Option“, das macht Sie vermutlich parteipolitisch zum größeren „Fanboy“ als mich (ich neige zu einem grün-rot-rotem Bündnis, aber wer diesem als Kanzler oder Kanzlerin vorsteht, ist dabei für mich zweitrangig.
Rot-Rot-Grün (siehe Berlin) ist eine Katastrophe.
Anmerkung für Hanni: Wir schreien uns hier im Forum nicht an. Schreibeiträge fliegen gewöhnlich raus. Dazu sind Abgrenzungen zwingend, was ist ein Zitat, was Dein Kommentar. Und bei handfesten Vorwürfen (Obama) erwarten wir Argumente und Quellen.
An die Redakteure: ich hate keinerlei Absicht zu Schrein. Ich habe lediglich in CAP Letters geschrieben um meine Bemerkungen erkennbarer zu machen. Den Hinweis aber verstanden. Werde da sorgfaeltiger; auch wenn es aufwendiger ist- agieren… Sorry.
@ bevanite 24. Mai 2021, 23:46
Dazu kommt, dass ein Generationenwechsel in der bundesdeutschen Politik tatsächlich mal überfällig ist.
So etwas von richtig!
Ich finde die Standpunkte der Grünen (oder auch der Linken) wichtig, um deren Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren. Aber ich denke, man nur mit den Ansätzen der Grünen unser Land nicht führen kann. Entscheidend wird auf der einen Seite sein, ob sie andere Kräfte, Ideen und Sichtweisen zu einem gemeinsamen Regierungsprogramm binden können, und auf der anderen Seite, ob in diesem Fall die Basis das Ergebnis mitträgt. Ich habe da meine Zweifel.
Ansonsten denke ich inzwischen, dass die Grünen ruhig mal an die Macht sollen. Wenn sie sich gut schlagen, haben alle gewonnen; versagen sie, ist zumindest dieser Punkt mal für eine Weile geklärt.
Und in vier Jahren haben wir eine andere (hoffentlich erneuerte) Union als heute, die dann auch wieder gestaltungsfähig ist. Aktuell sehe ich das nicht.
@ERwin Gabriel; Das kann man unterschreiben. CDU/SPD sind derart verbraucht und abgebrannt, AfD und Linke grundsaetzlich indiskutable. Wir werden die bittere Pille mit den Grünen in Regierungs Verantwortung wohl schlucken muessen. Es muss wohl nicht Schlimmer werden bevor es wieder besser wird. Hoffe nur das die FDP da als Korrektiv der Vernunft und der Partei des gesunden Menschen Verstandes eine massgebliche Rolle spielen wird …
@ Hanni Hartmann 25. Mai 2021, 13:52
Das kann man unterschreiben.
Danke …
CDU/SPD sind derart verbraucht und abgebrannt, AfD und Linke grundsaetzlich indiskutable. Wir werden die bittere Pille mit den Grünen in Regierungs-Verantwortung wohl schlucken müssen. Es muss wohl nicht Schlimmer werden bevor es wieder besser wird. Hoffe nur das die FDP da als Korrektiv der Vernunft und der Partei des gesunden Menschen Verstandes eine maßgebliche Rolle spielen wird …
… und Zustimmung!
… und welche Erfolge hatte dieser junge Trainer nachzuweisen? Er war ein Weltklassespieler mit den besten Trainern wie Johan Cruyff. Die B-Mannschaft des FC Barcelona hatte er auf Anhieb zum Aufstieg geführt.
So, jetzt kommen wir zu den Erfolgen und Meriten von Annalena Baerbock. Hätten Sie da etwas dazu beizutragen?
Eine fundierte Analyse, der ich nur zustimmen kann, vielen Dank. Das ist bei Herrn Pietsch übrigens nicht immer der Fall bei mir. 😉 Also Ehre, wem Ehre gebührt.
Dann Danke dafür! 🙂 Sag‘ ich an dieser Stelle auch selten um mich nicht in Lob zu sonnen.
ein wenig historischer Hintergrund zu der Kobalt-Geschichte (der überhaupt nix mit den Grünen zu tun hat, aber interessant ist): Das Element Kobalt leitet seinen Namen tatsächlich von Kobold ab: Das Mineral Kobaltglanz ähnelt stark Silbererzen. Wird es jedoch verhüttet, gibt es giftige Dämpfe ab (und kein SIlber). Deshalb glaubten mittelalterliche Bergleute, dass es von Kobolden verhext war und nannten es ‚Koboldglanz‘ oder ‚Speiskobold‘.
Der historische Hintergrund der Kobold-Geschichte ist der, dass Annalena im ZDF-Sommerinterview wie eine 18-jährige dahingelabert hat. Das Problem: Frau Baerbock ist keine 18-jährige in beruflicher Orientierungsphase, sondern möchte Regierungschefin dieses Landes werden. Und da braucht sie möglicherweise als erstes einen Schnellkurs in „Nicht-so-einfach-dahinlabern“.
@ cimourdain 23. Mai 2021, 23:51
Das Element Kobalt leitet seinen Namen tatsächlich von Kobold ab: Das Mineral Kobaltglanz ähnelt stark Silbererzen. Wird es jedoch verhüttet, gibt es giftige Dämpfe ab (und kein Silber). Deshalb glaubten mittelalterliche Bergleute, dass es von Kobolden verhext war und nannten es ‚Koboldglanz‘ oder ‚Speiskobold‘.
Wieder was gelernt …
Vielen Dank!
Wenn Sie schon Baerbock im Titel mit Ikarus vergleichen, (es hat einen Moment gedauert, bis ich die weibliche Form verstanden habe) wäre es schön gewesen, auch zu benennen, welcher Daidalos ihr die medialen Flügel gegeben hat, die sie in die Popularitätshöhen aufsteigen lassen. Dieser Techniker der Macht ist kein geringerer als Klaus Schwab und das WEF, zu dessen ‚Young Global Leaders‘ Baerbock gehört.
Uff, was Sie für Anforderungen stellen. So Titel zu kreieren, ist gar nicht so einfach. In diesem Fall habe ich mich gegen Click-bait entschieden und eine etwas hintergründige Formulierung gewählt. Promt meckert halt jemand, nicht die volle Breite der Geschichte in Symbolik getauft zu haben.
@ Stefan Pietsch 24. Mai 2021, 08:15
Prompt meckert halt jemand, nicht die volle Breite der Geschichte in Symbolik getauft zu haben.
Bitte ankreuzen:
⃝⃝ Geschieht Dir recht
⃝ Der Fluch der guten Tat
Beste Grüße 🙂
Mir ging es eigentlich um die Frage, warum eine Politikerin, bei der ich (wenn auch aus anderen Gründen) genauso wenig Substanz sehe wie Sie, so einen Höhenflug hinlegen konnte. Da spielen in meinen Augen Elitennetzwerke eine wichtige Rolle. Deswegen ist dieser Hintergrund auch Teil des politischen Charakters – in meinen Augen mehr als die Bildungsbiographie.
Und ja, ein langweiliger Titel hätte keinen Anknüpfungspunkt geliefert. Also durchaus anerkennenswert, dass Sie einen Titel geliefert haben, den man auch in andere Richtung weiterentwickeln kann.
Baerbock hat eine positive Ausstrahlung. Aber das reicht nicht für einen Wahlkampf. Jede Führungskraft muss Höhen und Tiefen durchlebt haben, um gut zu werden. Prüfungen setzen Menschen unter Stress und zwingen ihn, unter enormen Zeitdruck Entscheidungen treffen zu müssen. Wer das alles ausspart, hat keine Reife. Kann sie nicht haben.
@ Stefan Pietsch 24. Mai 2021, 22:16
Baerbock hat eine positive Ausstrahlung. Aber das reicht nicht für einen Wahlkampf.
Das ist doch bei weitem nicht alles. Sie hat sich nicht nur in kurzer Zeit innerhalb ihrer Partei durchgesetzt, sich zur Parteiführerin gemausert und sich geräuscharm am Medien-Liebling Robert Habeck vorbeigeschoben (sie hat klar die stärkere Persönlichkeit als dieser)– sie hält die Partei auch bislang auch ruhig.
Schau im Vergleich dazu auf die CDU …
Ich habe keinerlei Probleme mit einem Kampf um die Kandidatur, aber dann bitte über Persönlichkeit, Politik und Argumente. Bei Söder vs. Laschet ging es nicht um die Persönlichkeit, nicht um Argumente, nicht um Politik, nicht um den Willen der Basis oder der Bevölkerung, sondern nur um die Macht. Ich habe bis jetzt Dutzende CDU-Wähler gesprochen, die für Söder waren, und nur einen, der sich für Laschet aussprach (und der ist auf kommunaler Ebene in die Partei-Hierarchie eingebunden).
Aber wie Du immer so schön sagst: Der Wähler entscheidet. Lass uns einfach abwarten 🙂
Du übersiehst, dass Baerbock sich in einem Umfeld durchgesetzt hat, das ihr immer mehr zugeneigt war als Habeck. Eben, weil sie eine Frau ist. Und sie hat sich ja nicht wirklich durchgesetzt. Baerbock hat gesagt, „ich bin die Frau, also habe ich qua Satzung den Vortritt“. Das war’s. In der öffentlichen Meinung sind die Verhältnisse weiterhin klar: Baerbock liegt in Bekanntheit und Beliebtheit deutlich hinter ihrem parteiinternen Rivalen und dass, obwohl sie nun das Scheinwerferlicht anzieht und gute Presse bekommt.
Wenn ich meine Frau fragen würde, findest Du mich oder unseren Nachbarn attraktiver, bekäme ich auch ein eindeutiges Votum. Nur reicht das kaum zu sagen, ich bin der eindeutig attraktivere Mann (bin ich, das nur nebenbei 🙂 ).
@ Stefan Pietsch 25. Mai 2021, 16:53
Du übersiehst, dass Baerbock sich in einem Umfeld durchgesetzt hat, das ihr immer mehr zugeneigt war als Habeck.
Das sehe ich nicht so. Habeck war bereits der strahlende Held, als Baerbock fast unbekannt war. Sie hat sich das erarbeitet.
Eben, weil sie eine Frau ist.
Mag sein, dass das ein Kriterium bei der Wahl zwischen Habeck und Baerbock war. Aber sie hat sich erstmal in eine Position bringen müssen, dass sie die direkte Konkurrentin von Habeck wird. Politisch keine kleine Leistung.
Wie schon mal gesagt, mag Dein Urteil über Baerbock absolut zutreffend sein. Aber das erschließt sich bislang nicht aus Deinen Argumenten, die ich eher für Korrelation als für Kausalität halte.
Das sehe ich nicht so. Habeck war bereits der strahlende Held
Wie ist er denn zum strahlenden Helden geworden? Und as noch aus der Position der Nummer 2 in Kiel?
Annalena Baerbock hat qua Amt die Hälfte der öffentlichen Auftritte. Dazu sind die beiden in den letzten 3 Jahren regelmäßig im Duo aufgetreten, Habeck hat ihr mit seiner Erfahrung praktisch das Händchen gehalten. Ich gehe davon aus, dass Du ein großer Fan von Armin Laschet bist, mit welcher Beharlichkeit und Standvermögen er sich gegen den Volkstribun Söder durchgesetzt hat.
Aber sie hat sich erstmal in eine Position bringen müssen, dass sie die direkte Konkurrentin von Habeck wird.
War sie nicht und ist sie nicht. Es haben zwei Personen entschieden. Und Baerbock war bereits vor 2 Jahren innerparteilich die Favoritin. Habeck war der Außenseiter. Dazu komt die Konstellation mit Laschet und Scholz als Konkurrenten, für die sie auch nichts kann, aber ihr in die Karten spielt.
@ Stefan Pietsch 26. Mai 2021, 19:59
Wie ist er denn zum strahlenden Helden geworden? Und das noch aus der Position der Nummer 2 in Kiel?
Vermutlich durch sanftes Auftreten, verbunden mit gutem Aussehen. Er ist medientauglich und hat es bis dato nicht wirklich vergeigt.
Annalena Baerbock hat qua Amt die Hälfte der öffentlichen Auftritte.
Du weichst meinem Punkt aus. Auch baerbocks Anfänge sind klein, ihr Weg war nicht ohne Konkurrenz. Auch wenn sie an die Parteispitze gewählt wurde und dort von Habeck profitiert, wird nicht jede junge Grüne leistungslos Kandidatin für den Vorsitz.
Ich gehe davon aus, dass Du ein großer Fan von Armin Laschet bist, mit welcher Beharlichkeit und Standvermögen er sich gegen den Volkstribun Söder durchgesetzt hat.
Gar nicht lustig … 🙂
Ja, Baerbock spielt vieles in die Karten. Passiert anderen auch immer wieder. Chancen muss man aber auch nutzen können (Helmut Kohl hat die Einheit hinbekommen, Oskar Lafontaine oder Rudolf Scharping hätten versagt).
Baerbock hat sich innerparteilich durchgesetzt, die haben nicht alle auf sie gewartet. Das ist schon mal eine politische Leistung.
Das besagt nicht, dass sie eine gute Kanzlerin abgäbe, aber Deiner Wahrnehmung, sie sei schon allein aufgrund des ungewöhnlichen Studienwegs nicht geeignet, teile ich nicht.
Vermutlich durch sanftes Auftreten, verbunden mit gutem Aussehen.
Jau. Vielleicht auch mit dem Gefühl für die richtige Ansprache. Wenn ich gestern Annalena Baerbock bei Sandra Maischberger gesehen habe, denke ich, sie könnte da was lernen. Die Moralistin im Relativierungsmodus: aber die anderen. So ungefähr steht’s ja schon in der Bergpredigt: Aber die anderen!
Du weichst meinem Punkt aus. Auch baerbocks Anfänge sind klein, ihr Weg war nicht ohne Konkurrenz.
Öh, öh, öh. Baerbock trat tatsächlich in Konkurrenz an, nominiert hatte sie sich selber. Sie trat gegen Anja Piel an und machte das Rennen mit knapp 65%. Sie war nicht Favoritin, aber auch nicht aussichtslos. Da hatten es ein Markus Söder (Seehofer hat jahrelang versucht ihn zu verhindern) und Armin Laschet doch Gegner von anderem Kaliber. Innerparteilich.
Auch wenn sie an die Parteispitze gewählt wurde und dort von Habeck profitiert, wird nicht jede junge Grüne leistungslos Kandidatin für den Vorsitz.
Das gilt selbst für Christian Lindner und Olaf Scholz. Oder, provokanter, für Alice Weidel. Allerdings hypen wir diese Politiker nicht, „oh, wie toll die sich durchgesetzt haben! Macht sie zum Kanzler:in!“
Ob Baerbock ihre Chance noch nutzt, wird sich noch erweisen müssen. Wenn die Grünen unter 23 Prozent bleiben (dort stand die Partei zum Zeitpunkt der Nominierung), wird es vor allem ihre Niederlage sein.
Ich hatte den Artikel eingeleitet: Der CV gibt durchaus Auskunft, mit was für einem Menschen ich es beruflich und karrieretechnisch zu tun habe. Das ist weit interessanter als die Lyrik von Anschreiben. Ich sehe es grundsätzlich kritisch, wenn ein junger Mensch ein halbes Jahrzehnt vor sich hinstudiert, aber um alle Prüfungen einen großen Bogen macht. Und er nach so langer Zeit und einem solchen Investment die Sache nicht zu Ende bringt. Auch ich hatte Bammel vor Diplomarbeit und Examen, übrigens auch vor den Vorträgen. Aber da muss man durch. Einfach durch. Stresspegel und Leistungsdruck sind in solchen Zeiten am Anschlag. Man schläft schlecht oder auch gar nicht.
Ich suche noch die Stelle, wo Baerbock wirklich gepowert hat, sich unter Druck gesetzt oder unter Druck gesetzt wurde, wo sie Teams mit Erfolg geleitet hat. Also all das, was ein Bundeskanzler im Großen leisten muss. Ihr bisheriges Auftreten, wenn ihr nicht gerade wohlgesonnene Journalisten gegenübersitzen, finde ich bisher nicht überzeugend: Patzig, aggressiv, an einer Stelle gestern auch weinerlich, mit dem Finger auf andere deutend. Sie meint, mit der einzigen Selbstbezichtigung „tierisch geärgert“ alles vom Tisch wischen zu können.
Schau‘ Dir mal das Interview bei Markus Lanz von 2019 an. Der Moderator musste, und das habe ich in seinen Sendungen sonst nie erlebt – nicht bei Lindner, nicht bei Wagenknecht, nicht bei Söder oder Laschet – darum bitten, die Schärfe rauszunehmen, er wolle ihnen ja nichts (Minute 30:25). Die beiden hatten in der Sendung mehrere Privilegien – zu zweit, wohlgesonnener Moderator – und reagieren bei jeder kritischen Nachfrage höchst aggressiv. Gerade Baerbock ist es nicht gewöhnt, wenn sie nicht in Watte gepackt wird. Doch als Bundeskanzlerin muss sie mit Schärfe und harten Auseinandersetzungen leben, da sind nicht nur Kuschel-Journalisten, die bei jedem ihrer Worte vor Begeisterung fast in Ohnmacht fallen.
Das bewerte ich. Nicht, welches Fach jemand studiert hat oder ob er sich auch mal ein paar miese Noten abgeholt hat. Sondern wie ist jemand bisher die großen Herausforderungen seines Lebens angegangen – wenn er / sie schon nicht mehr vorzuweisen hat als ein Studium und eine kurze Parteikarriere.
@Gabriel: “ Zitat: Vermutlich durch sanftes Auftreten, verbunden mit gutem Aussehen. Er ist medientauglich und hat es bis dato nicht wirklich vergeigt.“ Ende Zitat…….Dazu sehr passend die Begründung einer durchaus „educated“ Bekannten warum sie Gruen wählt: „Wegen Habeck; der kann gut reden und sieht auch noch gut aus“. Auf Nachfrage wegen Programm und Inhalten kam nur noch verlegene Stottern…Voila…
Welche Relevanz sollte das denn haben? Zu den „Young Global Leaders“ gehören auch Sebastian Kurz und Emanuel Macron. Damit haben wir also drei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die alle für sehr verschiedene Politikrichtungen stehen. Glauben Sie nicht, dass dies ebenso wie die Person Klaus Schwab und der Unsinn vom „großen Reset“ ein kleines bisschen überschätzt wird?
Also, in meinen Augen ist es durchaus relevant, welche Förderer und Netzwerke hinter Politikern stehen. Immerhin versprechen sich diese von den Politikern einen Vorteil für die eigene Agenda.
Interessant ist, dass Sie Macron und Kurz erwähnen. Beide teilen mit Baerbock einen selbst für diese Branche hohen Ehrgeiz, starken Opportunismus, wenig starke politische Prinzipien und Teflonqualitäten. Ob Baerbock die leicht undemokratischen Ansätze dieser beiden auch teilt, weiss ich noch nicht, aber die Persönlichkeiten sind nich so grundverschieden.
Und was den ‚great reset‘ betrifft. Dieser ‚Unsinn‘ wird von WEF offen und öffentlich kommuniziert:
https://www.weforum.org/agenda/2020/06/now-is-the-time-for-a-great-reset/
Dieser wird nur gerne falsch verstanden. Er betrifft erst einmal vor allem das Wirtschaftsystem, das zu einer nachhaltigen Marktwirtschaft umgebaut werden soll.
Ach herrje… Immer dieser Blödsinn mit der „Verbotspartei“. Welche Partei ist denn keine Verbotspartei? Die AfD will etwa den Islam oder Abtreibung verbieten und Jugendliche wieder zur Wehrpflicht schicken. Die FDP war gegen den Mindestlohn und gegen erneuerbare Energiequellen, ist das nicht auch eine Form Verbot? CDU/CSU und SPD sperren sich gegen die Legalisierung von Marihuana. Da finden wir bei jeder Partei irgendwas, was sie zur Verbotspartei qualifiziert. (Immerhin haben Sie den „Veggie Day“ ausgelassen, der bekanntlich nie im Grünen-Parteiprogramm auftauchte und nie ernsthaft zur Debatte stand).
Warum Sie jetzt auf dem Studium so herumhacken, erschließt sich mir auch nicht. Waren Sie nicht mal Fan des österreichischen Studienabbrechers und jetzigen Kanzlers Sebastian Kurz? Außerdem ist die London School of Economics nicht einfach irgendeine Uni, sondern in Politikwissenschaft wahrscheinlich sogar die innovativste.
In den Umfragen jedenfalls scheint sich nichts geändert zu haben, dort liegen die Grünen weiterhin zwischen 23 und 25 Prozent. Wenn sie im September zwischen 15 und 20 Prozent holen, wäre das immer noch mit Abstand ihr bestes Ergebnis bei Bundestagswahlen. Baerbocks größte Schwäche ist möglicherweise ihr Alter. In einer alternden Gesellschaft könnte ihr das zum größten Verhängnis werden, zumal man sich in Deutschland generell schwer damit tat, jüngere Leute ins Kanzleramt zu hieven.
Und ich bleibe dabei: Luisa Neubauers Einwurf gegen Maaßen war richtig und wichtig. Dasss die CDU einen Kandidaten aufstellt, unter dessen Aegide der NSU-Prozess verschleppt wurde und der Mord am Parteimitglied Walther Lübcke stattfand, ist ein Skandal, der mal häufiger thematisiert werden sollte. Da derzeit viele Medien über mögliche schwarz-grüne Bündnisse schreiben, ist es auch wichtig für die Grünen, sich davon etwas abzusetzen.
@ Bevanite: Dein Kommentar reflektiert derart die berechtigten Gruende meiner Bedenken und die Nöte, die Ich fuer die Zukunft fuer Deutschland haben. Er zeigt den direkten Weg ins schwarze Loch….
Jetzt wird’s echt irre. Die Aufforderung, wer ein Eis möchte, ist ein Verbot. Niemand verbietet, dass jemand für seine Arbeit auch einen Lohn möchte und auch erhält. Wenn eine Bettina Gaus, seit Jahrzehnten den Grünen zugewandt, sagt, die Grünen trügen zu Recht das Image der Verbotspartei, wenn die Parteivorsitzende selbst davon spricht, im Mittelpunkt ihrer Politik stände das Verbot, dann ist das natürlich auch Blödsinn. Sonst noch was?
Und wo nochmal war die FDP gegen erneuerbare Energien? Bitte mal so etwas wie Quellen und Zitate. Möglichst von Leuten, die in der Partei etwas zu sagen haben und nicht vom Ortsverein Waldegerodde.
Der Trend ist ablesbar: die Grünen haben in den letzten Wochen zwischen 2 und 3 Prozentpunkten verloren. Baerbocks Popularität selbst hat drastisch gelitten. Und ihr Problem ist, dass sie trotz ihrer 40 Jahre noch nicht nachgewiesen hat, überhaupt etwas zu können. Schon gar nicht außerhalb ihrer Partei. Oder dass sie eine Partei ziehen kann. Das alles hat der gerade einmal 2 Jahre ältere Christian Lindner schon zur Genüge nachgewiesen. Aber den mögen Sie ja nicht.
Luise Neubauer ist vor allem Mitglied eines antisemitischen Sauhaufens. Das zumindest ist sicher. Mit Greta Thunberg will sich momentan auch kein namenhafter Politiker sehen lassen. Das wird irgendwann auch schon noch bei Ihnen ankommen.
Mann kann dies gesamte aufgeplustert Euphorie fuer Gruen doch mit einem einzigen Kriterium entlarven und „die Luft rauslassen“ Energie. Gruen will Kohle und Oil reduzieren und hat ja schon wesentlich dazu beigetragen, das Nuklear ein Popanz wurde, Dabei ist es bekannt, das wir in ca 20 Jahren etwa doppelt so viel Energie benötigen wie heute. Die soll von Erneuerbaren herkommen ?? (Uebrigens bin ich ein grosser Fan von Erneuerbaren; habe das auch seit 2006 vorgelebt und exerziert ) Das diese „Gleichung“ nicht aufgeht hat schon mein 6 Jahre alter Enkel kapiert…
@ Hanni Hartmann 24. Mai 2021, 17:52
Man kann dies gesamte aufgeplustert Euphorie fuer Gruen doch mit einem einzigen Kriterium entlarven und „die Luft rauslassen“ Energie.
Zustimmung. Mit den wirklich umweltbewegten Grünen der 80er Jahre hat die Partei nicht mehr viel zu tun, ist heute nur noch ein Etikett. Und bislang ist diese Partei sehr gut darin, auf Probleme hinzuweisen, aber ihre Lösungen sind keine Lösungen. Öl, Kohle, Gas und Atomkraft verbieten, ohne Deutschland mit Windrädern und Solarflächen zuzustellen geht nicht. Wählt man aber diesen Weg, zerstört man die Umwelt auch. Diesen Konflikt wollen die Grünen momentan offenbar mit dem Aspekt „Hoffnung“ bewältigen – wird irgendwie schon werden, wenn man mal dabei ist. Ein guter Plan sieht anders aus.
Andererseits denke ich, dass die Grünen irgend wann mal an die Macht kommen werden (müssen) – zwangsläufig? Warum also nicht jetzt, nach Merkel? Die Union hat eine Pause dringend nötig und benötigt unbedingt eine personelle und ideologische Auffrischung.
Dann denke ich, dass kaum einer in Deutschland erkennt, auf welch abschüssiger Bahn wir gerade unterwegs sind (das sieht man eher an Vergleichen mit dem außereuropäischen Ausland). Der katastrophale Umgang mit der Corona-Krise ist ja nur das augenfälligste Indiz für den inneren Verfall, es sieht ja in allen wesentlichen Bereichen genauso aus wie im Gesundheitswesen. Eine Regierungsperiode unter einer grünen Kanzlerin könnte das vielleicht noch stärker offenbaren.
Vielleicht merkt man dann in vier Jahren besser, wie „heruntergekommen“ wir sind, und ist dann eher bereit, in die erforderlichen Anstrengungen und Änderungen zu investieren.
Vielleicht sollte sich ihr Enkel mal bei der notorisch Grünen (das ist Ironie!) melden. Er scheint da etwa zu Wissen, dass die Experten dort offenbar nicht wissen.
https://www.upstreamonline.com/energy-transition/net-zero-iea-calls-for-an-immediate-halt-to-new-oil-and-gas-developments/2-1-1011584
@ der waechter………dieser link bestaetigt doch auch mein Aussage…
Dann muss ich ihre Aussage missverstanden haben
Mit anderen Worten: dem bürgerlichen Lager ist der Arsch auf Grundeis gegangen, als man erkannt hat, dass die Wahl im Herbst möglicherweise das Kanzleramt kostet. Als ob man sich dieses Amt nach der Bilanz der letzten 16 Jahre in irgendeiner Form verdient hätte …
Die Entscheidung trifft ja wohl der Wähler. Und mit Zuspruch gerade mal bei jedem fünften Wähler lässt sich auch schlecht anstinken.
@ Stefan Pietsch 24. Mai 2021, 17:33
Die Entscheidung trifft ja wohl der Wähler. Und mit Zuspruch gerade mal bei jedem fünften Wähler lässt sich auch schlecht anstinken.
Der Punkt von Kirkd „Als ob man sich dieses Amt nach der Bilanz der letzten 16 Jahre in irgendeiner Form verdient hätte …“ bleibt dadurch unwiderlegt. Aber Dein Punkt, dass sich auch die Grünen noch nichts verdient haben, stimmt natürlich auch.
Wie Du so schön sagst: Der Wähler wird entscheiden.
Im Augenblick hoffen viele, aber gerade Linke. Sie hoffen, dass sich ihr überbordender Moralismus nicht noch mehr gegen sie wendet, sie hoffen, dass die Absichten der Partei nicht noch stärker öffentlich diskutiert werden, sie hoffen, dass die Quartalsirren unter Kontrolle bleiben.
Was sie nicht sehen: die Grünen haben ihr Potential mit 23-25 Prozent weit ausgereizt, da ist alles drin. Die Union hat am Boden gekratzt. Und die FDP fliegt mit dem Trend. Doch die Grünen haben ihr Pulver weitgehend verschossen. Die erstmalige Nominierung des Kanzlerkandidaten, die Vorstellung eines vor Optimismus sprühenden Wahlprogramms, gute Wahlergebnisse in den Ländern.
Nun wird die Kandidatin beleuchtet. Und war vorher schon wenig Substanz da, so fällt die mit solchen Aufdeckungen wie der über ihr Schmalspurstudium und ihre Doppelmoral bei Transparenzregeln noch weiter ab. Baerbocks Werte (geeignet als Kanzlerin) weisen sie nicht als Zugpferd aus. Wechselstimmung gibt es nur höchst bedingt, eine Mehrheit bevorzugt eine Unionsgeführte Regierung. Das zentrale Thema der Grünen, die Klimakrise, droht in den Sommermonaten nach hinten zu rücken. Dazu werden die Grünen die für sie negative Debatten um die Kosten ihrer Ideen wie das Parteiausschlussverfahren gegen Boris Palmer, einem in bürgerlichen Kreisen sehr beliebten Politiker, nicht los.
Umgekehrt hat die CDU noch einiges im Köcher. Das Wahlprogramm kann ihr einen Push geben, es wird Versprechen auf Entlastungen mittelprächtig verdienender Bürger enthalten. Die Aufstellung eines Kompetenzteams wird für Schlagzeilen in den nachrichtenarmen Sommermonaten sorgen.
Also, die Grünen werden anfangen müssen zu arbeiten und zu kämpfen. Dummerweise hat Baerbock damit so überhaupt keine Erfahrung.
@ Kirkd 24. Mai 2021, 16:41
Als ob man sich dieses Amt nach der Bilanz der letzten 16 Jahre in irgendeiner Form verdient hätte …
🙂
Zustimmung
Entscheidend ist das Team hinter ihr. Baerbocks Fähigkeit die richtigen Leute auszuwählen und die dann auch motiviert bei der Stange zu halten. Zur richtigen Zeit Führungsstärke zeigen, d.h. Akzente setzen. Wobei das in unserer immer unstrukturierteren Medienwelt vielleicht sowieso eine übertriebene Erwartung ist. Die fehlende Erfahrung sehe ich allerdings auch als Problem an. Auf der anderen Seite halte sind die Grünen für mich die Partei mit der noch größten Energie.
Bummelstudententum unter Politikers ist halt auch dem Fakt geschuldet, dass die wohl „nebenbei“ eine Menge Energie in ihre Parteiarbeit investieren. Allwissende Macho-Typen a la Helmut Schmidt passen nicht mehr in diese Welt.
Söder hätte ich eventuell gewählt. Das bisserl andere Bundesland hat es mal verdient, den Kanzler zu stellen. Laschet sähe ich als eine Fehlbesetzung. Der taugt nur als Übergangskanzler wie Ehrhard oder Kiesinger. Die Grünen habe ich zum letzten Mal 1990 gewählt. Hätte ich nicht geglaubt, dass die noch einmal meine Stimme bekommen.
Wenn ich mich als ehemaliger Neoliberaler sehr darüber freue, dass in Chile eine ehemalige Schulbusfahrerin (nicht zu verwechseln mit einem gewissen Busfahrer mit Schnaubart) in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt wird, erscheint mir das Baerbock Risiko als nicht übermässig für diese meine Nation.
Baerbock hat noch nie ein Team geführt. Sie steht einer kleinen Parteizentrale vor, die sie zusammen mit Robert Habeck führt. All das, was Du schreibst, konnte sie noch gar nicht nachweisen. Wohlwollend vermutet man es. Nur: bisher gab es für sie nur Kuschelkurs ohne Stress und Druck.
Der Punkt beim Bummelstudium ist nicht, dass die Leute sich lange Zeit lassen. Der Punkt ist, dass sie um Prüfungen, Tests und Arbeiten einen Bogen machen. Mit anderen Worten: sie täuschen vor zu studieren. So scheint es weitgehend auch bei Baerbock gewesen zu sein. Nur haben solche Tests und Prüfungen nicht den Zweck, Studenten zu quälen, sondern sie auf die Herausforderungen anspruchsvoller Aufgaben vorzubereiten.
Kann auch sein, dass Laschet unterschätzt wird. Wäre ja nicht das erste Mal. Ja, ich mag ihn nicht, weil ich ihn für einen schwarz-grünen Apparatschik halte. Nur: das gilt für Baerbock auch, mit ihrer gestelzten Sprache.
Ich habe die Grünen einmal gewählt, 1994 mit der starken Persönlichkeit Joschka Fischer an der Spitze. 1990 die Grünen gewählt zu haben, ist ja heute noch ein Kapitalverbrechen. 🙂
Ich bin seit ich wählen darf grüner Stammwähler, war lange Parteimitglied und habe sogar als junger Erwachsener lokal kandidiert. Ich beobachte die deutsche Politik allerdings seit über einem Jahrzehnt aus dem Ausland und längst nicht mehr so intensiv wie früher. Baerbock ist mir daher eigentlich erst so richtig bewusst geworden seit sie Kanzlerkandidatin wurde.
Aus dieser Sicht eines wohlwollenden, aber nur mittelprächtig informierten, Beobachters bin ich leider auch nicht sonderlich beeindruckt.
Ich befürchte hier hat man sich tatsächlich für Geschlecht vor Erfolgsaussichten entschieden und könnte sich damit eines besseren Wahlergebnisses und der (kleinen) Chance aufs Kanzleramt beraubt haben.
Aus Sicht einer Partei die wie keine andere für Gleichberechtigung steht und stand (einer der Gründe warum ich ihr immer treu geblieben bin), eigentlich ein unnötiger Fehler.
Ich hoffe sehr eines Besseren belehrt zu werden.
Man kann die Geschichte mit den Kobolden entschuldigen mit Versprechern. Oder das mit dem Strom im Netz. Geschenkt, dass man da nicht so hart urteilen sollte. Sehe ich genauso. Doch wie hat man über Angela Merkel hergezogen, weil sie von der „marktkonformen Demokratie“ gesprochen hat? Dabei hatte sie das nicht, sie hatte beide Worte nicht einmal in einem Satz verwandt.
Aber welche Entschuldigung gibt es für ihren Patzer, die soziale Marktwirtschaft der SPD zugeschlagen zu haben? Welche, zur Einordnung der Verteidigungssituation Israels ein paar Tage Überlegung zu benötigen? Was mit ihrer Behauptung, die UN-Charta sei ein wichtiges Gremium? Das sind Themen aus ihrem unmittelbaren Beritt. Und es sind Patzer, mit denen man sich auf der Weltbühne Trumpmäßig blamieren kann.
Ich denke die Kobolde und dem im Netz gespeicherten Strom haben unterschiedliche Ursachen. Letzteres ist sicher auf Unwissenheit zurückzuführen, so etwas lässt sich ausbügeln. Im ZDF-Interview stand sie enorm unter Stress, da gehen Begrifflichkeiten schon mal durcheinander. Es ist aber ein Beleg für meine Behauptung, Baerbock fehle es an Stressprüfungen um den Job der Kanzlerin vom Start weg zu machen. Merkel leitete ein Ministerium, musste Mut beweisen um CDU-Chefin werden zu können, legte sich dafür mit der Parteiikone an und hielt Wolfgang Schäuble in Schach. Sie erlebte die Demütigung, Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur antragen zu müssen. Trotz der Erfahrung, die sie hatte, führte sie anschließend einen desaströsen Wahlkampf. Noch am Wahlabend wurde sie vom abgewählten Kanzler in einen Zustand gebracht, den Tränen nahe. Nach dem Fernsehauftritt verbarrikadierte sie sich für Stunden und ward nicht zu sprechen. Enge Beobachter erzählten den Medien die Geschichte mit den Tränen.
Und ja, dann war sie reif das wichtigste Regierungsamt zu übernehmen. Ich sehe bei Annalena Baerbock nichts, keine Narben, kein Stress, keine Demütigung, die zu verarbeiten war. Kurz: keine Lebenserfahrung. Sie wissen doch auch: Führung muss man lernen, die wenigsten sind Naturtalente. Und es hat seinen Grund, warum in der Wirtschaft Menschen erst mit Anfang 40 im Schnitt nennenswerte Führungsaufgaben übernehmen. D.h. in einem Alter, wo die Grüne nach der Kanzlerschaft strebt, stehen die meisten im Berufsleben an der Stelle, überhaupt erst das Führen von Organisationen und Menschen zu trainieren.
Ich bin an dem Punkt, dass ich ein sehr ungutes Gefühl habe, einem so unerfahrenen Menschen das Land anzuvertrauen. Und das sage ich nicht, weil ich den Grünen nicht zugeneigt bin. Aber müsste ich unter den dreien eine Führungskraft auswählen, fiele meine Wahl inzwischen klar auf Laschet. Aber Baerbock hat ja noch ein paar Monate Zeit, mich zu überzeugen.
Quoten benachteiligen pauschal Männer und fördern talentierte Frauen nicht. Es ist kaum ein Zufall, dass Frauen mit Profil und Können sich frühzeitig dort durchsetzten, wo es vermutet am schwersten war: Margaret Thatcher bei den Tories, Tansu Chiller in der Türkei, Benazir Bhutto in Indien, Marie LePen beim Front National, Christine Lagarde bei der UMP und nicht zuletzt Angela Merkel. Was haben dagegen die Parteien mit Quote hervorgebracht? Oft Politikerinnen, die dann doch im Schatten ihrer männlichen Parteifreunde standen. Am eklatantesten war das sicher bei Joschka Fischer und Kerstin Müller (ein Name, den die meisten längst vergessen haben).
Die Quote verschafft Posten, aber nicht wirklich Einfluss. Dazu gehören Fähigkeiten, die nicht quotierbar sind.
Ich bin wie gesagt auch nicht überzeugt, auch wenn es mehr auf Gefühl und Eindruck als auf Inhalten basiert.
Mir ist nur aufgefallen, dass sich viele immer wieder über diese Kobolt und Netzspeicher Sachen lustig machen.
Ich bin kein Freund der Quote. Aber sie kann durchaus wirken. Thatcher war ja ein klares Beispiel für Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
Frauen in solchen Settings, müssen halt extrem gut sein, um sich gegen alle Widerstände durchzusetzen und das schaffen nur die allerwenigsten. Männer im gleichen System mussten/müssen das nicht.
Die Grünen haben über die Jahre m.E. eine beachtliche Zahl guter Politikerinnen hervorgebracht. Und gegen einen Jahrhundertpolitker wie Fischer sahen alle alt aus, Männer und Frauen. Es gibt auch mehr als genug männliche grüne Spitzenpolitiker aus der Zeit an die sich kaum noch einer erinnert.
Mir ist nur aufgefallen, dass sich viele immer wieder über diese Kobolt und Netzspeicher Sachen lustig machen.
Ich steh‘ nicht so auf Schenkelklopferhumor. Ich kenne die Situation nur zu gut, nach den richtigen Begriffen (oder Namen) zu suchen. Ich kann mich halt nur wiederholen, mein Problem mit ihr ist die Stressunerfahrenheit und die Erfahrung mit Drucksituationen, denen sie in ihrem Leben ja auch ein Stück aus dem Weg gegangen ist.
Wer ganz an die Spitze will, muss sich meist gegen enorme Widerstände durchsetzen. Unter diesem Aspekt war Baerbocks Aufstieg eher eine Kaffeefahrt. Schröder musste alle Finessen aufwenden, um Kanzlerkandidat werden zu können. Das ist keine männliche Regel, sondern bedingt sich dadurch, dass die Plätze an der Sonne rar sind.
Gerade die Grünen sind das Beispiel überhaupt gegen die Quote. Wo sonst können so Wählerschrecke und Politikerinnen ohne Gefühl für Stimmungslagen so ungehindert gedeien? Renate Künast, Claudia Roth, Katrin Göring-Eckardt. Oder zuletzt der Auftritt von Britta Haßelmann in der Berliner Runde (!). Wer nicht eingefleischter Grün-Anhänger ist, läuft da schreiend davon. Dagegen wurden eine ganze Menge Frauen, die etwas drauf haben und auch vor der Kamera etwas hermachen, Bürger ansprechen können, in die Privatwirtschaft abgedrängt. Quoten fördern offensichtlich das Mittelmaß, sie sind keine Elitenbildung.
Noch ein Beispiel: Seit den Neunzigerjahren haben die männlichen Partner ihre weiblichen Ko-Vorsitzenden meist dominiert. So war das bei Cem Özdemir gegenüber Simone Peter (erinnert sich jemand noch an die?), Reinhard Bütikofer gegenüber Angelika Beer, Fritz Kuhn gegenüber Renate Künast oder Jürgen Trittin gegenüber Gunda Röstel. Die meisten ehemaligen Parteiführerinnen kennt heute kaum noch jemand, im Gegensatz zu ihren Co-Vorsitzenden. Auf der anderen Seite hat die Frauenquote gute Männer verdrängt, wie zuletzt Cem Özdemir. Die Grünen leisten sich den Luxus, mit ihrer Parität eher auf Talente zu verzichten. Denn bis heute ist es selbst ihnen nicht gelungen, ähnlich viele Frauen wie Männer als Parteimitglieder zu werben. D.h. dass eine Menge talentloser Frauen in Spitzenfunktionen der Partei und Fraktion gelangen, ist ungleich höher. Die Grünen bleiben damit weit unter ihren Möglichkeiten.
@DerWaechter: Zitat: „Aus Sicht einer Partei die wie keine andere für Gleichberechtigung steht und stand“ Ich bin ebenso ein VOLLER Verfechter fuer Gleich Berechtigung. Fuer mich zählt aber ausschliesslich Qualifikation. Ich habe in meiner Karriere oft mit Frauen gearbeitet; manche waren meine Fach Vorgesetzten. Null Problemo; da die Ladies einfach qualifiziert waren. Was die Grünen ( auch ein paar andere Mitläufer) nun mit Quoten etc gemacht haben; ist nur noch tumber Schwachsinn
Das ist nicht so schwarz-weiß.
Ich bin meist auch gegen starre Quoten (v.a. 50/50), und damit unter Grünen wahrscheinlich in der Minderheit.
Allerdings sind sie durchaus ein geeignetes Mittel, gerade am Anfang, wenn Frauen trotz Qualifikation systematisch oder systemisch benachteiligt werden. Und genau das war (und ist es vielleicht immer noch ein wenig) in der Politik der Fall als die Grünen entstanden und daher war die Quote ein gutes Werkzeug, um das zu ändern.
Mittlerweile bin ich der Meinung, das die Grünen auch ohne Quoten auskämen. Wenn ich mir allerdings die Fraktionen von CDU, FDP oder noch krasser AfD so angucke, sollten die vielleicht mal über Quoten nachdenken. Wenn der Frauenanteil auch im Jahre 2021 noch dermaßen gering ist, ist u.U. die Zeit für die Brechstange gekommen.
Zitat: „Wenn der Frauenanteil auch im Jahre 2021 noch dermaßen gering ist, ist u.U. die Zeit für die Brechstange gekommen.“ Zitat Ende……Sehe ich Anders. Brechstange ist in der Regel nicht das Geeignete Mittel . Mittlerweile kann jeder „Quote“ basiert auf Qualifikation. Ebenso wie seinerzeit die Gruenen -auch von mir- mit dem Umwelt Gedanken als ein frischer Wind begrüsst wurden; kann heute Jede Partei „Gruen“ Die Quoten Regelung ist mittlerweile eine Fessel und „counter productive..“ Das Pendel ist übers Ziel hinausgeschossen. Zurueck zum gesunden Menschen Verstand; zurueck zur FDP…
Ich erwarte überhaupt nicht einen Frauenanteil von 50%. Das ist m.E. Quatsch.
Wenn er aber so gering wie in der FDP, oder noch krasser in der AfD, ist, dann deutet das auf systemische Probleme hin. Selbst wenn es nur um Qualifikation und gar nicht um Diskriminierung ginge, müsste man sich ja schon fragen, warum man als Partei sonwenig qualifizierte Frauen anzieht.
@Derwaechter: Fuer mich ist lediglich relevant das qualifizierte Frauen verfügbare sind. Dann werden die auch ihren Weg machen. Der FDP kann man sicherlich -heute- kaum vorwerfen das sie da Defizite zu bearbeiten hat. Bei den einzig wahren und verbliebenen Liberalen In der deutschen Polit Landschaft haben alle Frauen, die sich engagieren wollen bei der FDP gute Chancen..
Die Frauen die Wollen, Werden dann auch….
Passt hier in den Themenbereich wegen der Gruenen: Als moralisierender Gruener hat man die perfekte Tarnung als Faschist zu agieren, ohne Gefahr zu laufen, als Nazi diskreditiert zu werden..
Der Frauenanteil unter den FDP-Mitgliedern beträgt 23%. Damit sind die Liberalen fraglos eine „Männerpartei“. Allerdings spricht ihr Programm vor allem Unternehmer, Selbständige, Leistungsorientierte und risikoaffine Menschen an. Unter den Start-up-Gründern beispielsweise finden sich nicht einmal 10% Frauen. Unter den Selbständigen in Deutschland finden sich 33% Frauen, was sicher den Ärzten zu verdanken ist, da ein hoher Anteil der Medizinstudenten weiblich ist. Es verwundert also kaum, dass eine Partei mit einer derartigen Ausrichtung nicht auf einen Frauenanteil kommt wie die Grünen, die ihre Mitglieder weit überproportional aus dem Öffentlichen Dienst akquiriert.
In der Bundestagsfraktion sind 24% der liberalen Abgeordneten Frauen, im Präsidium sitzen ein Drittel Frauen. Man kann also nicht sagen, dass Frauen in der Partei tatsächlich diskriminiert würden, liegt ihr Anteil doch bei den herausgehobenen Positionen über ihrem Anteil in der Mitgliederbasis. Ich fürchte, die FDP müsste eine andere Partei mit einer anderen Programmatik werden, um weit mehr Frauen anzuziehen. Oder die Frauen müssten sich ändern, risikoorientierter werden, sich häufiger selbständig machen.
Die FDP wurde übrigens von 11,5% der Männer, aber auch 9% der Frauen gewählt. Für weibliche Wähler ist die Partei also mit ihrer Haltung durchaus attraktiv, zumindest nicht viel weniger als für Männer.
Überzeugt mich jetzt nicht 100%.
Ich Stimme aber völlig zu, dass z.B. die Geschlechterquote bei den Mitgliedern (oder bei einem Betrieb der Mitarbeiter usw.) nicht ausser acht gelassen werden sollte. Daher schrieb ich weiter oben, dass ich 50/50 Quoten i.d.R. falsch finde.
Oder wenn schon, dann richtig 🙂
Total Equality!
https://youtu.be/MzpMRCeTHYE
Wird langsam zu Gewonheit; weitestgehende Zustimmung.
Vorneweg, bis vor 2 oder 3 Jahren war ich Mitglied bei den Grünen.
Viel Moral wenig konkrete Lösungsansätze, gepaart damit in der Opposition Dinge zu fordern oder abzulehnen, die dann bei Regierungsbeteiligung ins Gegenteil verkehrt werden, zu sehen z.B. bei Ceta.
Masslos entäuscht haben mich die fehlenden Lösungsansätze auf ihrem Kerngebiet, dem Klimawandel. Klar ist nur das Ziel ist eine CO2 freie Volkswirtschaft, wie der Weg dahin gehen soll ist umschrieben mit vielen Worthülsen und einer CO2 Steuer die gerade mal 5 Euro über dem Vorschlag der CDU liegt.
Bei wichtigen Fragen lieben die Grünen die Enthaltung. Das Sie zudem als Oppositionspartei so wirken als ob sie Merkel mehr lieben als viele in der CDU finde ich befremdlich.
Im Freundes- und Familienkreis hatte ich nach der Wahl von Baerbock geäußert, dass bis zur Wahl von dem Umfrage Hoch nicht viel übrig bleiben wird.
Wenn diese Partei hochmütig wird sorgt sie selbst dafür, dass es in den Umfragen wieder runter geht. Sie waren schon mal gefühlt auf dem Weg zur Volkspartei, dann kam Veggie Day, SUV-Verbot und jede Menge Kleingeisterei.
In die gleiche Kerbe gehen die aktuellen Vorschläge, Verbot von Steinvorgärten und Eigenheimen.
Ich bin gespannt ob sie bei der Wahl die 20% schaffen werden.
Ich tippe immer noch auf einen CDU Kanzler oder Kanzlerin. Laschet könnte die bessere Wahl sein. Er hat zwar nicht so viele Fans, dafür aber auch nicht so viele Gegner wie Merz oder Söder. Laschet ist ein bisschen wie die Grünen, inhaltlich unbestimmt und bietet sich an für alle, denen die Grünen zu viel verbieten wollen. Dabei kommt er nicht so marktradikal rüber wie Merz oder so populistisch wie Söder.
https://www.youtube.com/watch?v=bPK5vNlr4-o
Gruß Jens
P.S. Die FDP hat so ziemlich den klarsten Vorschlag geäußert wie der Weg zu CO2 Neutralität bis 2050 regulatorisch auszusehen hat, was ich ausdrücklich begrüße. Ob damit der Spritpreis nicht sogar um mehr als 22 Cent steigt und das Flugticket nach Mallorca sogar um als 50 Euro teuerer wird ist allerdings offen. Da kommen Aufgaben auf uns zu, die sich die meisten nicht vorstellen können.
Ich empfehle den folgenden Link, der zeigt, wieviel Windräder wir noch brauchen allein um die Stahlproduktion umzustellen.
https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wenn-die-lichter-ausgehen-werden-alle-schuld-sein-nur-nicht-die-schuldigen/
Ich kann die Faszination für eine CO2-Steuer nicht nachvollziehen. Das Instrument wurde mal geschaffen, um die externen Effekte von Umweltverschmutzung zu internalisieren, d.h. die imanenten Kosten, welche der Verschmutzer der Allgemeinheit verursacht, durch eine Steuer zurückzugeben.
Das Ziel beim Klimaschutz ist jedoch nicht, den Emittenten „echte“ Kosten aufzuhalsen. Aufgrund unserer Konventionen sollen Emittenten dazu gebracht werden, überhaupt kein CO2 mehr zu produzieren. Folglich ist die Umweltsteuer das falsche Instrument. Mit der Zahlung der Steuer können sich Emittenten freikaufen, sie verringern ihren Verbrauch nicht, so sie es sich finanziell leisten können.
Es gibt also wirklich nur zwei Instrumente, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Das Eine ist das Ordnungsrecht, für das die Grünen par excellence stehen, das Verbot. Was nicht gewünscht ist („CO2-Ausstoß“), wird verboten. Dem gegenüber steht der Lösungsansatz der FDP und der Kyotovereinbarung, der Zertifikatehandel. Danach werden nur so viele „Verschmutzungsrechte“ gehandelt, wie als CO2-Ausstoß erlaubt sein soll.
Verbote sind mit enormen Kontrollkosten verbunden, das wissen wir seit unserer Kindheit. Und mit permanenten Verhandlungen. Wie oft wie lange haben wir mit unseren Eltern verhandelt, Süßigkeiten wann naschen zu dürfen. Und dann sind wir doch heimlich an die Kiste. Bei der Klimapolitik heißt es in Deutschland tatsächlich: Grüne gegen FDP.
@StefanP. „Bei der Klimapolitik heißt es in Deutschland tatsächlich: Grüne gegen FDP.“Zitat Ende …Nicht nur bei bei Klima Politik. Fuer mich komt das mittlerweile auf den Nenner:
Emotionen gegen Sach Verstand; Phantastereien gegen Realitaetsinn. Mehr Buerokratie gegen straffere Verwaltung. Mehr Staat gegen weniger Staat und letztlich Mehr Sozialisierung gegen individuelle Freiheit…
Sehr einverstanden mit Ihrer Theorie Freikaufen versus Ordnungspolitik. Freikaufen war mal rechtlicher Standard – allerdings im Feudalismus. Der liberale Grundsatz Gleichheit vor dem Gesetz wird damit faktisch ausgehebelt.
Zitat Stefan Pietsch:
„Danach werden nur so viele „Verschmutzungsrechte“ gehandelt, wie als CO2-Ausstoß erlaubt sein soll.“
Mit dem letzten Satzteil bestätigen Sie doch die Existenz eines VERBOTES m Sinne eines Deckels („bis hierher und nicht weiter“), auch wenn das schreckliche V-Wort nicht ausgesprochen wird. Eine Erlaubnis setzt ein Verbot voraus – mindestens implizit.
Man kann auch so sagen: Sündensteuern, die tatsächlich vereinnahmt werden, beweisen durch die tatsächlichen Einnahmen, dass die angeblich erwünschte prohibitive Wirkung nicht eintritt. Die damalige rot-grüne „Ökosteuer“ (rasen für die Rente) erfüllte diesen Tatbestand sehr trefflich wie „Ökosteuern“ überhaupt, die der Finanzminister verplant.
Ein sinnvoller Emissionshandel setzt also einen ordnungspolitischen Deckel voraus. Okay, bei der FDP ist der Begriff „Verbot“ verboten; der zu unterbindende Fall „oberhalb des Deckels“ (diesen nicht eintreten zu lassen ist er Sinn der Sache) darf also so nicht heißen, obwohl der Begriff erfüllt wird. Je flexibler der Deckel ist, desto verlogener ist im Übrigen das System. Man muss also primär vom Deckel her denken und nicht vom Preis. Im Übrigen handelt es sich um eine Kompromisslösung, die in einem politisch gesetzten ordnungspolitischen Rahmen Marktwirtschaft zulässt.
Übertragen auf die erwähnten Kinder: Sie bekommen ein Kontingent von Süssigkeiten per Zeiteinheit, an dem nicht gerüttelt wird, nach dem Motto: Eigentlich schädlich aber bis zu einem gewissen Grad hinnehmbar.
Die Bezugsrechte kosten nichts und sind auf die bezugsberechtigten Personen à priori gleich verteilt. Bezugsrechte gegen andere Vergünstigungen, insbesondere gegen Geld oder z.B. gegen Hausaufgaben-abschreiben-lassen, abzutreten, ist erlaubt. Die Preise bilden sich marktwirtschaftlich. Ergänzende soziale Komponenten kann man sich auch noch vorstellen^, die das Kontingent insgesamt aber nicht berühren. Außer diesem verbraucherorientierten System könnte man natürlich auch bei den In-den-Verkehr-Bringern von Süssigkeiten ansetzen. Beim CO2 (zuzüglich Äquivalente) empfiehlt sich eher letzteres.
Sie zeigen, dass Sie das System nicht verstanden haben. Gehen Sie auf einen Wochenmarkt. Die kaufbare Menge an Erdbeeren ist begrenzt. Irgendwann am Nachmittag gibt es kaum noch Erdbeeren zu kaufen, der Preis steigt. Irgendwann gibt es keine mehr, alle weggekauft, wer noch kommt und welche kaufen will, bekommt sie dennoch nicht. Rien ne va plus. Für Sie ist das ein Verbot Erdbeeren zu kaufen, linke Dialektik eben.
Ein Verbot heißt, etwas ist nicht erlaubt. So wie ein Stoppschild überfahren. Wenn wir der Ansicht sind, Kohlendioxid emittieren ist nicht zulässig, müssen wir es verbieten. Da Rinder Methan ausstoßen, müssen alle Rindviecher der auf der Welt geschlachtet werden. Einmal und Ende. Das in etwas gemäßigt er Form schwebt den Grünen vor: Nach 2030 darf es keine Verbrennungsmotoren mehr geben, aus und Ende. Selbst wenn die dann mit synthetischen Kraftstoffen fahren, ist das nicht akzeptabel. Es sei denn die Verbotsbehörde überlegt sich die Sache anders.
Verbote dort einzusetzen, wo ein gewisser Grad an Umweltverschmutzung akzeptabel erscheint, ist ökonomischer Unsinn und aufklärerisch eine Gängelung selbständiger Bürger. Und das dann noch mit einem Ablasshandel zu kombinieren, passt zu einer quasi-religiösen Sekte.
P.S.: Zum Nachdenken. Warum heißt Cap (Deckel) & Trade (Handeln) eigentlich so? Weil der Deckel flexibel und deswegen gar kein Deckel ist?
PP.S.: Prohibitive Steuern sind verfassungswidrig und darüber hinaus ökonomischer Unfug.
PPP.S.: Interessant und relevant ist nicht die Erlaubnis an die Kinder, in einem bestimmten Zeitraum Süßigkeiten zu naschen. Sondern die Möglichkeit, die eigene Erlaubnis zu naschen an andere zu verkaufen. Weil man selbst sich das Nachen abgewöhnen will oder einfach die Möglichkeit, mit dem erhandelten Geld etwas anderes zu kaufen für sinnvoller erachtet. Cap & Trade
Die Paradoxie einer CO2-Steuer leuchtet mir ein. Wenn sie ihr Ziel erreicht, bringt sie nichts mehr ein.
Nicht so die Analogie mit dem Erdbeermarkt. Diese gilt doch nur bei kurzfristiger Betrachtung. Mittelfristig werden die Anbieter bei hoher/steigender Nachfrage mehr anbauen oder importieren.
Überhaupt frage ich mich, warum die Handelbarkeit sozialschädlicher Handlungsweisen nur für das CO2-Problem als Alternative zum Verbot vorgeschlagen wird. Warum kein Kontingent für Trunkenheitsfahrten zum Beispiel?
Sowohl Umweltsteuern als auch Umweltzertifikate sind die richtigen Instrumente, wenn wir ein gewisses Maß an Verschmutzung / Verbrauch akzeptieren. Schließlich hat die Umwelt Mechanismen, sich selbst zuerholen, wir können sie also zur Wohlstandssteigerung nutzen. Während aber Steuern darauf gerichtet sind, dem Verschmutzer richtige Preissignale über die wahren Kosten seines Handelns zu geben, ist das bei Zertifikaten anders. Sie signalisieren die Knappheit, die dauerhaft zu steigenen Preisen führen muss und ggf. irgendwann zum Ende.
Verbote dagegen sind nur ein geeignetes Instrument, wenn ein Verhalten grundsätzlich unerwünscht ist und nicht geduldet werden kann, weil sonst alle Schaden nehmen. Deswegen sind Handlungen wie Mord, Diebstahl, Betrug oder generell das Überschreiten von Grenzen verboten. Oder eben Trunkenheitsfahrten. Da kann es auch keinen Preis geben, mit dem man sich freikaufen kann, sondern nur eine Strafe.
Die Frage ist also, welche Situation haben wir, damit das richtige Instrument gewählt werden kann. Ein Instrument, um die Wirkung nicht zu verwässern.
Da wir in einigen Jahren klimaneutral sein wollen, ist auch die Situation bei der Emission von CO2 befristet. Und statt anzubauen, steigt das wirtschaftliche Interesse, nach Alternativen zu suchen, alternative Handlungsweisen zu entwickeln. Wer da schnell ist, erlangt wirtschaftliche Vorteile.
Okay, aber woher kommt denn der Cap und warum gibt es den? Jemand muss den Cap definieren. Wer und warum ?
Zitat:
„Verbote dort einzusetzen, wo ein gewisser Grad an Umweltverschmutzung akzeptabel erscheint, ist ökonomischer Unsinn.“
Dann müssen caps verschwinden, denn genau das machen die: Ab dem „gewissen Grad“ schlägt das Verbot zu, unter der Schwelle nicht. Nochmal: Der CAP kommt einem Verbot gleich, kein Totalverbot, aber eines im Sinne einer Obergrenze der Erlaubten.
Zitat:
„Zum Nachdenken. Warum heißt Cap (Deckel) & Trade (Handeln) eigentlich so? Weil der Deckel flexibel und deswegen gar kein Deckel ist?“
Richtig, ich sehe, Sie haben es verstanden und stimmen mit mir in diesem Punkt überein. Der Markt soll den politischen Deckel nicht verschieben, habe ich auch im Kommentar sinngemäß geschrieben. Blöd nur, dass Ihre Argumentation insgesamt nicht kohärent ist. Das verhindert wahrscheinlich die Ideologie
Das knappe Gut in diesem Fall ist nicht die Kontamination der Atmosphäre, sondern die nicht oder nur im akzeptablen Maß kontaminierte Atmosphäre . Verwechseln Sie das womöglich? Marktwirtschaftlich müsste man das Angebot an brauchbarer Atmosphäre erhöhen. Das wird nicht funktionieren. Die Schädlichkeit des Angebotes wiederum (hier: z.B. fossile Brennstoffe zum Verfeuern) zeigt der Markt selbst nicht an. Aus diesem Grund gibt’s z.B. auch beim Aldi kein Heroin, obwohl marktwirtschaftlich nichts dagegen spräche. „Alles Marktwirtschaft“ funktioniert nicht.
Nein, das Verbot schlägt nicht ab einem gewissen Grad zu. Das hieße ja, ab der 901 Millionsten Tonne dürft ihr nichts mehr verschmutzen. Heiko, Dir ist es verboten!
So ist es nicht. Ob Heiko oder Marion, alle dürfen. Und wer noch ein bisschen mehr will, fragt den Philipp, ob er eine Tonne abtritt. Da verbietet niemand, Kohlendioxid auszustoßen. Nur sind halt eben nur für 900 Millionen Tonnen Rechte im Umlauf. Die können übrigens auch einfach an einer zentralen Stelle erworben werden statt sie einfach zuzuteilen. So wie Sie „Verbot“ definieren, ist alles ein Verbot. Und damit würde das Wort nichts mehr aussagen. So lange jemand etwas prinzipiell tun kann, ohne dass ihm ein anderer an entscheidender Stelle das untersagt, können wir doch unmöglich von einem Verbot sprechen.
Übrigens ist auch der Kauf eines iPhones limitiert. Es wird nie genügend Produktionskapazitäten für 8 Milliarden Menschen geben. Und leisten kann es sich auch nicht jeder. Auch dort gibt es ein Cap.
Der Markt soll den politischen Deckel nicht verschieben
Der Markt kann ihn nicht verschieben, denn er ist nicht Regelsetzer. Das wäre so als könnten Sie beschließen, dass Ihnen morgen mehr Geldscheine zugeteilt werden.
Marktwirtschaftlich müsste man das Angebot an brauchbarer Atmosphäre erhöhen. Das wird nicht funktionieren.
Es gibt eine Reihe von limitierten Gütern. Rohstoffe. Land. Selbst der Genuss von Naturparks ist limitiert. und dennoch sprechen wir von Märkten und nicht verboten. Denn es ist grundsätzlich nicht verboten, Öl oder Land zu erwerben oder in Naturparks frische Luft zu schnappen. Nur ist alles irgendwo knapp. Übrigens das Wesen von Märkten: die Organisation von Knappheiten.
„Jemand muss den Cap definieren“
Ja, wer macht das eigentlich?
Wie werden die in den Statistiken erscheinenden Emissionen berechnet?
Sind die Zahlen rechtlich verbindlich?
Welche (internationalen) Gerichte sind zuständig?
Gibt es diese Institutionen bereits oder müssen die erst noch in langen Verhandlungen geschaffen werden?
Cap & Trade ist ein System. Es kann privatwirtschaftlich organisiert sein, durch Konventionen (Kyoto-Protokoll) oder staatlicherseits wie in den USA. Eine Gerichtsbarkeit ist nicht notwendig. Entscheidend ist allein, dass alle Marktteilnehmer die Bedingungen akzeptieren.
Ich meinte was anderes: Wer legt die Grundlagen für die Käufe und Verkäufe von Emissions-„Rechten“ fest. Da geht es ja um sehr viel Geld. Geeichte Zähler an Schornsteinen oder Kühen wird es ja nicht geben können. Wenn z. B. Heidelberger Zement behauptet, der Ausstoß sei viel geringer als von der Behörde (welcher?) zugrundegelegt, weil man die Produktion umgestellt habe?
Das geht nicht. Heidelberger Zement ermitteln entweder exakt ihren Verbrauch wie Stromerzeuger oder er ist normiert. In einer Studie wurde ermittelt, dass nur einige hundert Unternehmen Quelle von Emissionen sind. Woher kommt das CO2 aus dem Auto? Von dem Benzin, das getankt wird. Es gibt eine lineare Beziehung zwischen Ölmenge und Kohlendioxiderzeugung. Folglich müssen Shell und Aral die Zertifikate vorhalten, nicht der Autofahrer. Bei Kühen könnten das die Großhändler sein usw. Schließlich wissen wir ja auch genau, wie viele CO2-Moleküle emittiert werden. Also können wir die Emissionen auch leicht mit einer Berechtigungspflicht belegen.
Beim Europäischen System funktioniert das bisher völlig problemlos. Und das deckt bereits jetzt über 40 Prozent der deutschlandweiten Emissionen ab.
Auch wenn ich immer weiter vom Thema abschweife, der Titel lässt mir keine Ruhe. Deswegen eine Frage an die anderen Hobbylinguisten ( Spezialisierung Sprache und Geschlecht) hier: Wie geht man bei einer mythologischen Personenmetapher mit Geschlechtsunterschieden um ?
Ignorieren : „Karl Lauterbach, die Kassandra der SPD“
Anpassen (wie hier): „Sie war stets eine Mentorin für mich“
Hilfskonstruktion : „Sie ist narzisstisch veranlagt“
Analogiebildung : „Er/Sie hat einen Oedipus/Elektrakomplex“
Bin neugierig auf eure Meinung .
Hmm, gar nich so einfach. Immerhin habe ich hier gelernt, dass gegen lateinisches Gendern offenbar keine Einwendungen bestehen. Das generische Maskulinum („Arzt“ inkludiert auch Ärztinnen) – ansonsten von liberal-konservativer Seite vehement verteidigt^ – ist ikarisch anscheinend nicht anzuwenden. Man spricht ja auch von Ikariern und Ikarierinnen 🙂
Dementsprechend schlage für Herrn Lauterbach und andere warnende binäre Nichtfrauen „der Kassandro“ vor. Ersatzweise kann die Kassandra als generisches Femininum – im Gegensatz zum maskulinen – erlaubt werden (gezielte feminine Vorteilsgewährung /affirmative action); Letzteres ist natürlich umstritten 🙁
Indem tragende Eigenschaften oder typische Merkmale von Personen tatsächlicher oder mythologischer Art einen metaphorisch sich verselbständigt habenden Begriff bilden, die Person selbst also nicht mehr gemeint ist, geht die Personalität und damit die Geschlechtlichkeit verloren. Anlässlich der Rückübertragung der Metaphorik auf bestimmte Personen ist jedoch deren geschlechtliche Eigenschaft sprachlich zu berücksichtigen, auch „Gendern“ genannt, also zum Beispiel „Ikara“. Gegen „Mentorin“ ist auch nichts einzuwenden. Wo das herkommt, weiß eh kein Mensch^. „Gigantin“ geht ja auch. Deutsche Endungen anstelle der originalsprachlichen sind gestattet.
Oder so ähnlich. Vielleicht gibt’s da draußen auch noch andere Theorien.
Für das Verständnis historischer Texte tut sich noch ein anderes Problem auf:
„Wenn jetzt im DUDEN steht, das Wort „Schüler“ bezeichne einen männlichen Schüler, wenn im Öffentlichen Rundfunk jetzt grundsätzlich „Politiker(-Pause-)Innen“ gesagt wird, dann wird sich das
nicht zurückdrehen lassen. Die neue Sprechweise wird zur Normalität werden und zukünftige Generationen werden glauben, es seien damals wirklich nur Männer gemeint gewesen.
Natürlich wird ein aufgeklärter Leser ältere Texte noch verstehen können, wird wissen, dass das in diesem Zusammenhang irgendwie auch Frauen betreffen konnte. Aber für einen Menschen, der mit Gendersprache aufgewachsen ist, wird sich ein alter Text, in dem es „die Schüler“ heißt, völlig falsch anfühlen. Es wird der Eindruck entstehen, wir hätten in
einer Zeit gelebt, in der Frauen gesellschaftlich nahezu ausgeschlossen waren. Das ist eine rückwirkende Verzerrung. Es ist auch entwürdigend gegenüber all den Frauen in der bisherigen Geschichte, die sehr wohl gemeint waren; die bald rückwirkend in Texten nicht mehr in Erscheinung treten, weil man die Sätze dann anders interpretiert. “
https://www.ruhrbarone.de/?s=Farewell
Danke für den Link. das ist echt ein sehr guter Text zum ganzen Thema gendergerechte Sprache. Deckt so ziemlich alles, und noch mehr, ab, das ich hier auch oft versucht habe anzubringen. Nur halt viel besser formuliert als ich das kann. Vielleicht bin ich deshalb bei Stefan Sasse nie durchgedrungen 🙂
Besonders gefallen hat mir dieser Abschnitt:
„Daher ist es lustig, dass gerade die Verfechter der Gendersprache den Konservativen vorwerfen, sie verstünden eben nicht “dass sich Sprache nun mal verändert”. Was die Konservativen nicht akzeptieren, ist, dass Sprache durch systematische Propaganda von Leuten verändert wird, denen sie nicht den Auftrag dazu gegeben haben. Es gibt starke Bemühungen von bestimmten Interessengruppen, die Sprache zu beeinflussen. Das muss nicht illegitim sein, aber es ist nicht so, dass Sprache “sich verändert” und keiner was dazu könnte. Wenn eine Partei sagt, man solle jetzt bitte zukünftig so sprechen, die andere das aber nicht will, dann hat sich die Sprache eben noch nicht allgemein verändert, sondern nur in einem bestimmten Milieu.
In Wirklichkeit verleugnen aber die anderen den Sprachwandel, weil sie die Möglichkeit leugnen, einen Begriff mit neuen Bildern zu füllen. Dass eine veränderte Realität auch den Inhalt eines Begriffes verändern könnte, wird nicht akzeptiert. Es ist ein konkretistisches, wortwörtliches Denken und es offenbart sich eben auch in der Vorstellung, man könnte die Realität verwandeln, in dem man die Sachen nur anders bezeichnet.“
Amen!
@Cimourdain; Eine faszinierende Frage hier in die Runde; Wenn es um Lauterbach geht; kann ich nur zum Schluss kommen das der/die/das Wesen eine Nörgelnde und irritierende Erscheinung ist; die mir schon seit Monaten entsetzlich auf den Wecker geht..
Sorry, aber dieses blame game (War Merkel schuld am Scheitern von Jamaika oder Lindner?) ist sehr deutsch und nicht produktiv.
Mich interessiert mehr, wie man die Folgen der Pandemie bewältigen will ohne Steuern und Kredite.
Welche Folgen meinen Sie genau?
Zum Beispiel an
– den Schuldendienst für die Corona-Hilfen
– Steuerausfälle durch Insolvenzen und Verlust-Rückträge
– Hilfsprogramme für Schüler mit pandemiebedingten Lücken
– Therapien für psychische Schäden durch die Pandemie
– Vorsorge für zukünftige Pandemien durch gefährlichere Viren
Ich bin ja nicht allein damit: Der IWF empfiehlt grüne Investitionen und höhere Steuern:
https://www.nzz.ch/wirtschaft/imf-zu-corona-mehr-schulden-gruene-investitionen-und-steuern-ld.1610421?reduced=true
(Der IMF bringt nebst höheren Mehrwertsteuern eine temporäre Covid-19-Wiederaufbausteuer ins Spiel, die nur auf hohen Einkommen oder Vermögen zu erheben wäre.)
Schuldendienst für Corona-Hilfen
Echt? Das ist das erste Mal – ich streiche es mir im Kalender an – dass ein Linker sich für die Kosten der Schuldenaufnahme interessiert. Interessanterweise beenden Sie ja Ihre Auflistung mit dem Hinweis auf den IWF, der übrigens Deutschland seit Jahren auffordert, sich stärker zu verschulden. Da haben Sie die Kosten aber nicht interessiert. Außerdem: wir haben eine Ära der Nullzinsen. Wie sagten Sie da immer: die Schulden kosten uns ja nichts. Plötzlich doch?
Deutschlands Verschuldungsquote wird nach Corona irgendwo bei 85% liegen, wobei der Finanzminister kräftig gebunkert hat. Olaf Scholz hat sich sowohl 2020 als auch dieses Jahr eine Kreditaufnahme genehmigen lassen, die weit über den tatsächlichen Bedarf hinausgehen dürfte. Diese zusätzlichen Anleihen belasten die Schuldenquote, sind aber freie Mittel.
Auch nach Corona wird Deutschland eines der Länder sein mit der niedrigsten Schuldenstände. Nicht schön, aber auch kein Drama. Dafür bestehen Regelungen im Grundgesetz, wie die während der Krise aufgenommenen Kredite wieder zurückzuführen sind. Der dafür vorgesehene niedrige zweistellige Milliardenbetrag sollte sich durch steigende Steuereinnahmen bedienen lassen. In spätestens einem Jahrzehnt sollten wir auch ohne erhöhte Sparanstrengungen wieder in Richtung 60% pendeln können, so nicht weitere Ausgabenwünsche dazukommen – Stichwort Klima und Rente. Nur sind dafür die Ausnahmeregeln des Grundgesetzes weder gemacht noch entspräche es dem Mehrheitswillen der Gesellschaft.
Steuerausfälle durch Insolvenzen und Verlust-Rückträge
Insolvenzen sind ebenso nicht schön, aber sie gehören zu einer Marktwirtschaft zwingend dazu. Sie vergessen außerdem, dass alte, insolvente Unternehmen durch neue, liquide Unternehmen ersetzt werden. Auf der Makroebene sorgen ja die Notenbanken dafür, dass es in der Wirtschaft an Liquidität nicht mangelt.
Schönes Thema Verlustrückträge: Sie stellen da fest, dass Unternehmen in der Krise enorm finanziell gelitten haben. Das Ergebnis solchen Leidens ist, dass die Eigenkapitalbasis stark angegriffen ist. Das Eigenkapital, lieber CitizenK, wird durch Gewinne in der Zukunft aufgefüllt. Wenn die Steuerlast niedrig ist, fällt dies leichter, ist sie hoch, dauert es entsprechend länger. Nun verfallen Sie auf den genialen Gedanken, es den Unternehmen möglichst schwer zu machen, in dem sie einen höheren Steueranteil fordern. Irgendwo beißt sich der Hund da in den Schwanz, oder?
Der IWF erwartet, dass Deutschland bereits 2022 wieder Vorkrisenniveau erreichen wird. Bei unseren wichtigsten Handelspartnern USA, China und Großbritannien wird das schon vorher der Fall sein. Damit lässt sich aber erwarten, dass schon im nächsten Jahr die Steuereinnahmen wieder auf dem Rekordniveau von 2019 liegen werden. Schon Ende des Jahrzehnts waren die meisten Ökonomen der Ansicht, dass der Staat mit seiner Steuerpolitik eher zu viel abzweigt und Wachstum wie Prosperität lähmt. Es ist völlig unsinnig, da noch draufzupacken.
Hilfsprogramme für Schüler mit pandemiebedingten Lücken
Jetzt wird’s aber kleinteilig, oder? Wenn für ein Drittel aller Schüler einmal 1.000 Euro bereitgestellt würden, so wären das gerade mal 3,3 Milliarden Euro. Dafür die Steuern zu erhöhen, ist ja wohl ein Treppenwitz. Auch ansonsten führen Sie nur Punkte auf, die ein Staat durch seine allgemeinen Einnahmen decken können muss. Das gilt erst recht für einen so finanzkräftigen Staat wie den deutschen.
In den letzten 1 1/2 Jahren sind keine Gebäude eingestürzt oder die Infrastruktur des Landes zertrümmert worden. Der Staat hat wirtschaftlichen Aktivitäten ein Stoppschild gesetzt oder zumindest Fußfesseln angelegt. Alles steht in den Startlöchern, dass endlich diese bescheuerten Beschränkungen aufgehoben werden, auf die zahlreiche Staaten schon länger verzichten. Der Staat hat für möglichst hohe Pandemiekosten bei den Bürgern gesorgt – und nun sollen diese ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden? Really?!
Ach, Herr Pietsch. Schauen Sie doch einfach mal über den gelb-blauen Tellerrand hinaus. Zitat:
„Auch nach Corona wird Deutschland eines der Länder sein mit der niedrigsten Schuldenstände. Nicht schön, aber auch kein Drama.“ Really? Vor Tische las man’s anders, nämlich dass ein ruchloser Sozi im Finanzministerium hemmungslos Schulden macht.
Und was „diese bescheuerten Beschränkungen“ betrifft, einfach mal nach GB gucken und nach Argentinien.
Und 2 Milliarden sind plötzlich peanuts? Die Schüler-Hilfen der Niederlande wären (über die Bevölkerungszahl)bei uns mal eben 40 Mrd. Sind „die jungen Leute nicht unsere Zukunft“, ist „Bildung nicht unser einziger Rohstoff“? Da kann man über „bescheuerte Beschränkungen“ reden.
Hatte ich erwähnt Ökonom zu sein? Und ja, wenn man Unternehmen aufbaut, gehört etwas Über-den-Tellerrand-schauen schon dazu.
Olaf Scholz wird binnen 18 Monaten die Staatsverschuldung um so 25 Prozentpunkte nach oben getrieben haben. Mit dieser besonderen Leistung wird er sicher in die Geschichte dieses Landes eingehen, das ist wahr. Aber nur zum Vergleich: die USA, einstmals in der Verschuldung mit Deutschland durchaus auf Augenhöhe, ist in 2020 auf über 130% des BIP geklettert. Die Schuldenbremse, die Sie ja nicht so sehr schätzen, hat uns deutlichen Spielraum verschafft, auch mal einen Olaf Scholz für einige Zeit aushalten zu können.
Sagen Sie mal, es gibt 196 UN-Staaten. Suchen Sie sich einfach situationsbedingt die aus, die Ihren Argumenten dann immer am nächsten kommen? So sehr ich das Land mag, mit Argentinien möchte ich Deutschland auf den meisten Feldern nicht vergleichen. Und das betrifft nicht nur den Fußball. Jedenfalls zeigen unsere Nachbarn Schweiz und Österreich, die über ein Jahr parallel gelaufen sind, wie es anders geht. Während alle anderen um uns die Rückkehr zur Normalität längst eingeleitet haben, halten wir noch Restaurants, Geschäfte und teils Schulen geschlossen. Irre dieses Land.
Warum packen Sie eigentlich immer die Kinder dann aus, wenn es mehr Geld für die Alten zu akquirieren gilt? Wir haben gerade Meldungen, wie wenig infektiös Kinder sind (deswegen müssen ja Schulen geschlossen bleiben) und auf der anderen Seite wie sehr sie unter dem Horror des Lockdowns physisch und psychisch gelitten haben. Darüberüber könnten Sie ja mal was sagen. Und über Relationen. In den letzten Jahren über 50 Milliarden mehr für Soziales, aber nur 3 Milliarden für Investitionen. Halten Sie mich doch nicht für so einfältig, in meinem Alter und mit meiner Erfahrung nicht zu wissen, wie das immer so läuft mit der Begründung höherer Schulden.
Sie sind nicht originell, sondern argumentieren wie man halt seit 50 Jahren argumentiert. Widerspiegelung von Erfahrungswerten? Lieber nicht.
„Wir haben gerade Meldungen, wie wenig infektiös Kinder sind“
Ihr Umgang mit Fakten ist wirklich „originell“:
Höchste Inzidenzwerte bei Schülerinnen und Schülern:
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/corona-hoechste-inzidenzwerte-bei-schuelerinnen-und-schuelern-a-8f50e6fe-6461-4b29-b9e2-9ac9be2dc521
Lt. Drosten sind „Kinder so ansteckend wie Erwachsene“
Sie lesen auch nur, was Ihnen gefällt, oder?
Wie die „Science“-Studie zunächst ergab, scheiden Kinder von null bis fünf Jahren weniger Viren aus als Erwachsene, bei älteren Kindern ist der Unterschied nicht mehr signifikant. Während die Forscher bei den Erwachsenen im Durchschnitt 2,5 Millionen Kopien Virus-RNA im Abstrichtupfer fanden, waren es bei den jungen Kindern nur 800.000.
Allerdings kann man von der Zahl der Viruspartikel nicht direkt auf eine Infektiosität schließen, wie Drosten betont. Denn jede Zelle, in der sich Viren vermehren, stößt auch große Mengen „verunglückter“ Viruspartikel aus, die sich nicht vermehren können. Und auch die vermehrungsfähigen Viren können durch Antikörper verklebt und inaktiviert werden. Je nach Immunstatus kann der Anteil der vermehrungsfähigen Viren stark schwanken.
Durch die Untersuchung in Zellkulturen korrigierte das Team daher den Wert: Demnach betrug die Infektiosität im Laborversuch für die jüngsten Kinder etwa 80 Prozent des Wertes von Erwachsenen, jeweils bezogen auf den Spitzenwert im Viruslastverlauf. Den verbleibenden Unterschied hält Drosten für kaum relevant, er könne schon allein aus den kleineren Abstrichtupfern bei Kindern herrühren.
Aber auch wenn in der begleitenden Pressemitteilung mehrfach von Infektiosität die Rede ist: Aus den Labordaten lässt sich eigentlich nicht schließen, wie ansteckend Kinder im Alltag wirklich sind. Das verdeutlicht eine weitere Arbeit, die ebenfalls von Forschern der Charité durchgeführt und gerade als Preprint veröffentlicht wurde.
Forscher um Dirk Mürbe, Leiter der Klinik für Audiologie und Phoniatrie, untersuchten, wie viele Aerosolpartikel Grundschulkinder im Vergleich zu Erwachsenen ausstoßen. Die Forscher ließen Mädchen und Jungen zwischen acht und zehn Jahren in einem Reinraum am Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universität Berlin atmen, sprechen und singen. Mit einem Laserpartikelzähler zählten sie die ausgestoßenen Aerosolpartikel – man geht davon aus, dass diese Partikel Coronaviren transportieren und sich das Virus so maßgeblich verbreitet. Zum Vergleich traten Erwachsene im Alter von 23 bis 64 Jahren an; alle Probanden waren Mitglieder semiprofessioneller Chöre.
Die Forscher fanden bei dieser Untersuchung signifikant geringere Emissionsraten bei Kindern. In Ruheatmung stießen die erwachsenen Probanden 2,5-mal mehr Partikel aus als die Kinder; beim Sprechen betrug der Faktor 5,7, beim Singen 13,4. Bei der Studie wurden nur jeweils 15 Probanden untersucht; sie ist noch in keinem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht, nicht begutachtet, das Ergebnis muss also mit Vorsicht bewertet werden.
Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, hält das Ergebnis allerdings für plausibel. „Dass Kinder viel weniger Aerosole ausstoßen als Erwachsene ist logisch, da Kinder ein kleineres Atem-Minuten-Volumen haben und auch eine sicher deutlich geringere innere Oberfläche an den Schleimhäuten des Atemtrakts. Außerdem entwickeln sie beim Atmen oder Husten nicht die Geschwindigkeiten im Atemtrakt wie Erwachsene, und dementsprechend werden von der Oberfläche weniger Tröpfchen oder Aerosole abgerissen.“
Sind Kinder also doch weit weniger ansteckend als Erwachsene? Das können im Grunde beide Arbeiten nicht befriedigend klären. Denn keine der beiden Studien, sagt Berner, beantworte die wirklich interessante Frage – wie viele Viren beim Empfänger ankommen, wenn Kinder oder Erwachsene sie weiterverbreiten.
Der Kindermediziner sagt: „Es gibt eine Reihe von Untersuchungen auch aus deutschen Gesundheitsämtern und Kontaktuntersuchungen in Schulklassen und Kitas, die zeigen, dass Kinder faktisch weniger infektiös sind.“ Das, so Berner, sei in der Medizin auch nichts Neues: Schon seit Jahrzehnten sei etwa bekannt, dass Kinder Lungentuberkulose nicht weiterverbreiten.
Ob dieser Vergleich stichhaltig ist, darüber dürfte es wiederum unterschiedliche Auffassungen geben. Denn von Grippe-Epidemien wiederum weiß man, dass Kinder erheblich zum Infektionsgeschehen beitragen. Wie so oft in der Wissenschaft wird man eine Frage nicht nur durch ein oder zwei Studien oder Expertenmeinungen klären können – sondern erst durch eine Vielzahl von Forschungsarbeiten und einen längeren Diskurs. Sofern eine sachliche Diskussion inmitten einer aufgeheizten Stimmung überhaupt noch möglich ist.
https://www.welt.de/gesundheit/plus231390627/Nach-Drosten-Studie-Neue-Widersprueche-um-Infektiositaet-der-Kinder.html
Sie arbeiten doch mit Kindern. Dann sollte man doch zu einigen Plausibilitätsüberlegungen in der Lage sein. Haben Sie auch mal wissenschaftlich gearbeitet? In der Wissenschaft versucht man, Theorien zu falsifizieren. Wenn zwei Studien sich widersprechen, sucht man die Gründe und sagt nicht, ich glaube was mir gefällt. Das muss anscheinend noch gelernt werden. Nicht nur von den Aktivisten von Fridays for Future.
Es „gefällt“ mir nicht – als würde ich mich darüber freuen. Wie abwegig ist das denn.
Im übrigen haben Sie mit diesem (dankenswert informativem) Beitrag selbst die „Theorie“ widerlegt, dass Kinder „wenig infektiös“ sind. Denn es ging im Schüler, und in dieser Altersgruppe (über 5 Jahre) „ist der Unterschied nicht mehr signifikant“.
@CitizenK
Warum hast Du die Zeit nicht genutzt, um deinen Horizont zu erweitern, das konnte doch nicht so schwer sein…
Die Adressierung dieser Studie geht an den relevanten epidemiologischen und infektiologischen Fragen, wie so vieles in der Debatte, schlicht vorbei. Herr Dorsten muss man inzwischen als unseriös bezeichnen. Seine Expertisen sind interessengenkt. Bis heute ist sein PCR-Test nicht peer reviewt. Für den Sommer hat er aufgrund von Mutationen 100.000 Infizierte täglich prophezeit und im Frühjahr behauptete er: 60-70 Prozent der Deutschen würden erkranken und über 150.000 daran sterben. Wenn sein Podcast lange genug ist widerspricht er sich darin mehrmals.
Bei SARS-CoV-2 und anderen Erregern grippaler Infekte sind Antikörper kein idealer Indikator für das Krankheitsgeschehen, weil sie leicht verzögert auftreten und auch nur relativ kurze Zeit gut nachweisbar sind. Das liegt daran, dass die T-Zell-vermittelte Immunität (zelluläre Immunität) bei grippalen Infekten und vielen anderen viralen Erkrankungen sehr wichtig ist. Denn virale Atemwegsinfektionen erreichen den Körper über die Atemwege und verbreiten sich dort, wenn sie nicht vom Immunsystem gestoppt werden, zunächst auch kontinuierlich und über das lymphatische System nach unten zur Lunge. Aber erst beim schweren Krankheitsverlauf kommt es zu einer massiven Virämie, bei der Viren sich stark über den Blutkreislauf ausbreiten. Die humorale Immunität wehrt diese Ausbreitung der Viren ab und wirkt auch im lymphatischen System mit seinen Organen und Bahnen, die strukturell zum Immunsystem gehören.
Es hat sich aufgrund neuer Arbeiten und Studien gezeigt, dass COVID in erster Linie eine natürliche Todesursache ist, an der Menschen versterben, deren Immunsystem sozusagen am Ende ist. Diesen kann man dann auch durch eine Impfung nicht helfen. Insgesamt wird immer deutlicher, dass die zelluläre Immunität (T-Zell-Konversion) bei COVID sehr wichtig ist und idealerweise gemessen werden sollte, um den Immunstatus festzustellen und den Krankheitsverlauf abzuschätzen. Täte man das, käme man auf eine Case Fatality Rate noch unter 1 Promille als heute, denn man würde dann ca. 20 bis 30 Prozent mehr asymptomatische Infektionen nachweisen und dadurch das Verhältnis von Toten zu Infizierten weiter (realistisch) verkleinern.
Bereits im Laufe des Aprils 2020 hatte sich in Deutschland bereits Herdenimmunität gebildet. Das Virus ist seitdem endemisch. Und unsere ahnungslosen, aber zu allem bereiten Politiker wollen die Herdenimmunität “herbeiimpfen”? Die meisten SARS-CoV-2-Infektionen verkaufen asymptomatisch, und warum ist die Krankheit so selten tödlich? Das belegt eine wissenschaftlich solide Arbeit der Uni Tübingen, die 81 Prozent einer Reihe von Blutproben, die im ersten Halbjahr 2019 (mehr als einem halben Jahr vor Beginn der “Pandemie”) von Probanden gesammelt hat und eine deutliche zelluläre Kreuzimmunität gegen SARS-CoV-2 aufwiesen. Was bedeutet, dass diese Probanden über eine gute Basisimmunität gegen das Virus verfügen.
Deswegen war deren erste Welle auch so milde: Die meisten Menschen waren schon immun, es mussten sich nur noch 20 Prozent der Bevölkerung durchseuchen, was einige Wochen gedauert hat, dann war die Welle vorbei, weil die Immunität der Population so hoch war, dass die Chance eines Infizierten, einen anderen Menschen anzustecken, unter eins fiel (das ist die Definition von Herdenimmunität).Diese ist entstanden, weil die Eiweiße von SARS-CoV-2 denjenigen seiner engen Verwandten, den Coronaviren HCoV-OC43, HCoV-229E, HCoV-NL63 und HCoV-HKU1 sehr ähnlich sind. Ergo haben sich 81 Prozent der Probanden sich durch eine Infektion mit einem dieser Viren lange vor Beginn der “Pandemie” teilweise gegen SARS-CoV-2 immunisiert.
Doch wenn, wie wir oben gesehen haben, im letzten Mai bereits Herdenimmunität gegen SARS-CoV-2 bestand, warum gab es dann eine zweite Welle? Denn laut RKI sind in der zweiten Welle von Oktober 2020 bis Ende April 2021 etwa 74.000 Menschen an COVID gestorben. Na deshalb, weil es wohl eher 15 bis 20 Tausend waren. Wie kann man die zweite Welle und die Diskrepanz dieser Angaben erklären? Erstens mutierte das Virus zwischen Mai und November, zweitens wurden die diagnostischen Kriterien für COVID massiv aufgeweicht, und drittens wurden Anreize zur Diagnose von COVID geschaffen. Die “zweite Welle” war eine ganz normale zyklische Welle endemischer viraler Pneumonie. Es gab in Wirklichkeit keine zweite Pandemiewelle. Es gab keine Übersterblichkeit, es gab keinen Bettennotstand in den Krankenhäusern, und das alles hat nichts mit den politischen Maßnahmen wie „AHA“, Distanz, Masken, Lockdown oder Impfung zu tun, wie John Ioannidis und Pfizer/BioNTech (im Rahmen der Zulassungs (-mega-) studie für BNT162b) bewiesen haben.
Es hat nie eine dritte Welle gegeben. Sie war eine Erfindung des RKI, einiger hysterischer Politiker, zahlreicher Hochschulmediziner, die seit März 2020 plötzlich sehr wichtig waren und vor lauter Popularität ihr Berufsethos vergessen haben, und der Medien – denn mit dem Ende der zweiten Welle gab es keinen Anstieg der Todesfälle mehr, sondern nur noch das PCR-Artefakt, welches das RKI “Inzidenz” nennt, obwohl es nur eine kumulative, arbiträre Punktprävalenz ohne Bezug zur Erkrankung misst, weil die meisten Getesteten symptomfrei sind. Die Welle fand nur auf dem Papier, auf den Webseiten des RKI und bei den Qualitätsmedien statt.