Polnische Islamisten diskutieren wissenschaftliche Prophezeiungen am Klavierspiel der Bundesärztekammer – Vermischtes 02.11.2020


Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Ein Bildungsminister mit gepflegten Feindbildern

Der neue Minister, 42 Jahre jung und habilitierter Juradozent, hat keinerlei Ausbildung oder Erfahrung in Bildungsbereich – aber dafür feste moralische Ansichten. Frauen hätten „die Funktion der Schaffung des heimischen Kaminfeuers“ und die Aufgabe, viele Kinder zu gebären. Neomarxisten und Feministen versuchten polnischen Frauen zu erzählen, dass sie arbeiten und studieren und erst später Kinder bekommen könnten. Die würden dann das erste Kind, wenn überhaupt, nicht mit 20, sondern erst mit 30 gebären. „Das sind die Konsequenzen, wenn der Frau erklärt wird, dass sie nicht das tun muss, wozu sie der Herrgott bestimmt hat“, klagte Czarnek in der Katholischen Universität Lublin. Zehntausende jetzt gegen das Abtreibungsverbot protestierende Polinnen tat der Minister als „linksradikale Revolutionärinnen“ ab, für die es in Polen „keinen Platz geben kann“. Auch von der Aufnahme muslimischer Flüchtlinge in Europa, von Rechten Schwuler und Lesben oder Diskussionen über dunkle Kapitel der polnischen Geschichte hält Czarnek nichts, wie er regelmäßig verlautbaren lässt: Moslems wollten die „Dechristianisierung Europas“ betreiben. Bürgermeistern der Region Lublin, die ihre Städte zur LGBT-freien Zone erklärten, gratulierte er ausdrücklich. Im Fernsehen TVP Info erklärte Czarnek Mitte Juni, Polen müsse sich „vor der Ideologie LGBT verteidigen und aufhören, diesen Idiotien über gewisse Menschenrechte oder Gleichheiten zuzuhören. Diese Leute sind nicht gleichrangig mit normalen Menschen“. […] Den Kampf soll nun Czarnek führen. Nötig sei, auch mithilfe neuer Gesetze, ein Abschied von der „Diktatur linksliberaler Inhalte“ und von politischer Korrektheit, die Polens Schülern und Studenten schadeten, sagte der neue Minister. Stattdessen sollen junge Polen lernen, „was die Polen sind, und worauf sie stolz sein können“. Als Erstes sollen „alle Lehrbücher, vor allem in Polnisch, Geschichte und Gesellschaftskunde“ geprüft und notfalls polnisch-patriotisch umgeschrieben werden. (Florian Hassel, Süddeutsche Zeitung)

Es ist so unglaublich beschämend, dass die EU im Umgang mit Polens zunehmend extremistischer Regierung nicht zu Potte kommt. Dass Leute wie Czarnek eine Regierung ein einer Föderation liberaldemokratischer Staaten mit leiten können, ohne dass das ein offizieller Widerspruch gegen die Verfassung jener Föderation ist, ist grotesk. Mir sind natürlich die politischen Hürden hier ebenso geläufig wie den meisten anderen, aber die Kommission ist derart zögerlich, gerade im Vergleich mit dem einmal mehr als Leuchtfeuer von Liberalismus und Demokratie erscheinenden Parlament, dass man echt weinen möchte.

Übrigens, als Wort an meine eher liberalkonservativen Freunde, was wir hier in Polen sehen können, das ist Cancel Culture. Hier werden Inhalte zensiert, werden Existenzen aus politisch-ideologischen Gründen von Staats wegen vernichtet. Nicht, weil mal wieder ein Shitstorm durch Twitter fegt. This is the real deal. Aber stattdessen werden offene Briefe unterzeichnet, weil jemand einen transphoben Kommentar kritisiert hat.

2) Der Islamismus hasst alles, was Linken heilig ist

Hat Kevin Kühnert recht? Ist der Islamismus der blinde Fleck der Linken? Gibt es „in linken Weltbildern ‚richtige‘ und ‚falsche‘ Opfer und Täter“, wie er nach dem islamistischen Mord an Samuel Paty schrieb? Viele Linke würden diese Unterstellung empört von sich weisen. Gerade deshalb ist es dem Juso-Chef hoch anzurechnen, dass er dieses unpopuläre Thema anreißt. Nach dem islamistischen Terroranschlag von Nizza gewinnt sein Text noch mal an Aktualität. Und damit es klar ist: Nicht nur Linke haben mit dem Islamismus ein Problem. Sondern auch Liberale wie ich: Globalisten, die Einwanderung und Multikulturalismus befürworten, Nationalismus und Rassismus ablehnen. Internationalistische Linke und Liberale sind natürliche Verbündete, wenn es um die Abwehr nativistischer oder identitärer Positionen geht. Und beide haben ein Problem, weil der Islamismus – eine ebenfalls globalistische, aber reaktionäre Ideologie – den Nativisten und Identitären scheinbar recht gibt. Um es auf die emotionale Ebene herunterzubrechen: Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle atmete ich auf, als klar wurde, dass der Täter ein Rechtsextremer war und kein Moslem. Eine beschämende Reaktion, aber ich müsste mich sehr irren, stünde ich mit dieser Erleichterung allein da. […] Die europäische Linke muss ihren naiven Antiimperialismus ebenso ablegen wie den naiven Glauben, der benachteiligte sei automatisch der bessere Mensch. Beide Haltungen wurzeln übrigens in einem romantischen Paternalismus, der mit dem europäischen Kolonialismus mehr gemein hat als Linken – und Liberalen – lieb sein dürfte. (Alan Posener, ZEIT)

Gut, dass sich auch Liberale zu Wort melden. Nachdem ich meine eigene Reflexion zu Kühnert und Lobo gegeben habe, ist es schön zu sehen dass nicht nur lauter Zustimmung zu dieser Selbstkritik kommt – leider allzu oft mit sehr viel Häme und dem Versuch, politisches Heu damit zu dreschen – sondern diese Kritik auch als Anlass genommen wird, selbst zu reflektieren, auch wenn man weder links noch Islamist ist. Und hier hat Alan Posener als Welt-Kolumnist (der bezeichnenderweise das hier in der ZEIT veröffentlicht) eine Schlüsselrolle inne.

Seine Feststellung, dass in dieser Frage Liberale und Linke Seite an Seite stehen und Grundwerte teilen, die es zu verteidigen gilt, ist nämlich absolut korrekt. Ohne gleich den nächsten selbstgeißelnden Kommentar zu schreiben, aber ein weiterer blinder Fleck vieler Linker ist es, über all die Konflikte, die wir mit den Liberalen über ihre Haltungen zu vielen bestimmenden Themen unserer Zeit – Stichworte Soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, etc. – haben, die Gemeinsamkeiten zu vergessen. Ein Bekenntnis zu Pluralismus, zu Offenheit, zu Demokratie und Internationalismus verbindet diese beiden Richtungen eigentlich. Leider gerät das allzu oft in Vergessenheit, was in den Strukturen der parlamentarischen Vertretungen beider Richtungen begründet sein dürfte.

3) Democracy Is Alive and Well in America—Without Court Packing or New States

{ 36 comments… add one }
  • Marc 2. November 2020, 09:52

    9) Der Präsident der Bundesärztekammer fragt sich im Zusammenhang mit Corona „ob wir uns wirklich an ein Vermummungsgebot gewöhnen sollten“ und ich frag mich: Wie ist der an seinen Posten gekommen?

    Ich frage mich auch, sind das alles Einsiedler? Während der ersten Welle waren die Einschläge um drei Ecken. Jetzt, während der zweiten Welle, sind sie familiär und beruflich in der Nachbarschaft. Zum Glück sind keine schweren Verläufe dabei. Auch die Covid-App zeigt jetzt Risikobegegnungen an – zum Glück noch grün. Überall Alarmzeichen, das kann doch nicht nur bei mir so sein!

    Ich bin daher schon früher in einen privaten Lockdown und habe einige Treffen abgesagt. Leute wie Drosten und Lauterbach haben vor dem Herbst gewarnt, jetzt tritt der Ernstfall ein. Ich habe keine Ahnung, wie man das noch kognitiv weggeräumt bekommt. Wie vermurkst muss das Leben solchen von CovIdioten sein? Und ja, leider sind solche Idioten auch an den falschen Stellen zu finden.

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 10:34

      Ich sehe mich genauso ratlos.

    • Marc 2. November 2020, 11:05

      Gerade diese tolle Studie zur Wirkung von Stoffmasken gefunden:

      https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/04/20201026_aeromask.html

      Kurz: Die Aerosole passieren nahezu ungehindert eine Stoffmaske, aber der Luftstrom wird umgeleitet und verteilt sich mehr, dadurch wird die Aerosolkonzentration in der ausgeatmeten Luft verringert!

    • Erwin Gabriel 2. November 2020, 11:35

      @ Marc 2. November 2020, 09:52

      Wie vermurkst muss das Leben solchen von CovIdioten sein? Und ja, leider sind solche Idioten auch an den falschen Stellen zu finden.

      Wenn diese Leute eine andere Meinung als Du (oder Merkel / Drosten etc) haben, liegt da nicht an mangelnder Intelligenz, sondern an einer unterschiedlichen (nicht grundsätzlich falschen oder grundsätzlich richtigen, sondern einfach an einer grundsätzlich anderen) Bewertung. Und in der aktuellen Krise (ist nur meine unmaßgebliche Meinung) gibt es kein 100prozentiges „richtig“ oder „falsch“.

      Der eine will sich schützen, der nächste die anderen, wieder ein anderer die Wirtschaft vor Unheil bewahren oder einfach nur sein altes Leben zurück, weil ihn die aktuelle Situation psychisch extrem belastet – was auch immer.

      Du kriegst niemanden in eine Diskussion, Du überzeugst niemanden von Deiner Meinung, wenn Du ihnen die Intelligenz und das Denkvermögen absprichst und sie als „Idioten“ bezeichnest (Du würdest Deine Überzeugungen in der Sache auch nicht aufgeben, erst recht nicht, wenn man Dich einen „Idioten“ schimpft.

      Ich komme mit Home Office, reduzierten Kontakten, Maskenpflicht gut klar, und halte das Virus für ein heimtückisches Mistding, dass mit seinen sich abzeichnenden Spätfolgen deutlich schlimmer ist als jede anderer „Erkältungskrankheit“, von der ich Kenntnis habe. Ich bin da inhaltlich vermutlich ziemlich auf Deiner Wellenlänge.

      Aber diese Beleidigungen von Andersdenkenden sind mir grundsätzlich zuwider. Solche Begriffe sagen NIE etwas über den Beleidigten aus, sondern nur über den Beleidiger.

      • Marc 2. November 2020, 11:59

        Wenn es nur um Meinung und Bewertung gehen würde, bin ich ja tolerant. Es geht aber hier um Gefährdung. Und daher, wie gesagt, nach monatelanger Aufklärung und Diskussionen mit der postulierten anekdotischen Evidenz, sollte doch langsam ein Erkenntnisprozess reifen. Wir haben eine Notlage!

        Wenn ein Haus brennt, setze ich mich auch nicht erst mit allen zusammen und diskutiere das für und wider einer schnellen Flucht. Wir müssen die Kontakte zur Infektionskettenunterbrechung reduzieren. Punkt. Wer diesen Punkt nicht akzeptieren kann, hat bei mir sämtliches Verständnis verspielt.

        Ich selbst bin in höchster Alarmstimmung. In meinem Haus wohnen kleine Kinder und Risikogruppen. Ich bin dringendst auf Entlastung angewiesen.

        • Erwin Gabriel 3. November 2020, 16:42

          @ Marc 2. November 2020, 11:59

          Wenn es nur um Meinung und Bewertung gehen würde, bin ich ja tolerant. Es geht aber hier um Gefährdung.

          Ich glaube, dass es kein anderes Thema gibt, wo wir so auf der gleichen Wellenlänge unterwegs sind wie bei Covid-19. Das vorweg. Ich bestreite nicht Deine Sicht, Deine Argumente, Deine Meinungen – ich halte nur den Stil, anderer als Idioten abzutun, nicht für hilfreich.

          Ich habe noch keinen Menschen gesehen, der seine Meinung nur deswegen geändert hat, weil man ihn für blöd erklärt. Hat man bei Dir oder bei mir schon gemacht, hat bei uns beiden auch nicht funktioniert 🙂

  • derwaechter 2. November 2020, 09:54

    1) „Übrigens, als Wort an meine eher liberalkonservativen Freunde, was wir hier in Polen sehen können, das ist Cancel Culture. Hier werden Inhalte zensiert, werden Existenzen aus politisch-ideologischen Gründen von Staats wegen vernichtet. Nicht, weil mal wieder ein Shitstorm durch Twitter fegt. This is the real deal. Aber stattdessen werden offene Briefe unterzeichnet, weil jemand einen transphoben Kommentar kritisiert hat.“

    Wir hatten das ja jetzt schon ein paar mal, daher nur kurz.

    1. Das eine schließt das andere nicht aus!

    2. „Stattdessen“ ist schlicht falsch. Die Unterzeichner begrüssen den Widerstand gegen Kräfte wie die in Polen, sehen aber (ideologische Nachbarschaft?) auch Gefahren, wenn der Widerstand über das Ziel hinausschießt.

    Aus dem Brief: „The forces of illiberalism are gaining strength throughout the world and have a powerful ally in Donald Trump, who represents a real threat to democracy. But resistance must not be allowed to harden into its own brand of dogma or coercion—which right-wing demagogues are already exploiting.“

    3. Der Brief hat mit trans überhaupt nichts zu tun. Nur weil JK Rowling etwas mitunterzeichnet wir es nicht transphob.

    4. Wenn Du schon von Unterzeichnern auf den Brief schließen willst, wird dein „stattdessen“ noch absurder. Mit Anne Applebaum hat jemand prominent unterschrieben der in Polen eindeutig auf der liberalen Seite steht und seit Jahren vor der Entwicklung warnt, die Dir auch Bauchschmerzen bereitet.
    https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2018/10/poland-polarization/568324/
    „A Warning From Europe: The Worst Is Yet to Come“

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 10:36

      1) Nein, aber ich sehe deutlich weniger Aufregung hier als bei Kritik an „woke lefties“. Das kritisiere ich.
      2) Ja, das ist eine schlechte Wortwahl, sorry.
      3) Unzulässig durcheinander gebracht, ja. Ich bezog mich auf die Debatte um Rowlings Kommentare, und die entzündete sich an der Kritik ihrer Unterschrift.
      4) Danke für die Ergänzung.

      • derwaechter 2. November 2020, 13:08

        1)Du siehst wenig Aufregung über illiberale Entwicklungen in der Welt? Trump/USA dominiert zwar alles aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Entwicklungen in Polen, Ungarn, Brasilien etc. nicht beachtet oder kritisiert werden.
        3) Es ist doch schon verrückt, dass ein offener Brief der sich relativ generisch mit Meinungsfreiheit beschäftigt im Unterbewusstsein vieler zu einem Anti-Transpersonen Pamphlet mutiert ist, nur weil JK Rowling mitunterzeichnet hat.
        4)Applebaum lese und höre ich gern. Eine vernünftige, konservative Stimme. Man vergisst ja durchaus manchmal, dass es so etwas gibt 🙂

        • Stefan Sasse 2. November 2020, 13:19

          1) Nicht nicht beachtet, es gibt ja offensichtlich Artikel, die ich kommentieren kann ^^ Nur recht wenig.

          3) Ja.

    • Erwin Gabriel 2. November 2020, 11:37

      @ derwaechter 2. November 2020, 09:54

      Danke für den Kommentar, und danke für den Link!

  • Erwin Gabriel 2. November 2020, 11:20

    @ Stefan Sasse

    Zu 1) Ein Bildungsminister mit gepflegten Feindbildern

    …dass man echt weinen möchte.

    Ja

    … was wir hier in Polen sehen können, das ist Cancel Culture.

    Nein, das geht weit darüber hinaus. Das ist staatliche Repression.

    Zu 2) Der Islamismus hasst alles, was Linken heilig ist

    Der Grundthese kann ich zustimmen; letztendlich ist der Islamismus (wie auch jede andere extremistische Spielart der Politik, ob politisch rechts, politisch links, religiös oder ökologisch begründet) eine Ideologie, eine Art identitätsstiftender und gemeinschaftsbildender Glauben, der keinen konkurrierenden anderen „Glauben“ neben sich duldet.

    … aber ein weiterer blinder Fleck vieler Linker ist es, über all die Konflikte, die wir mit den Liberalen über ihre Haltungen zu vielen bestimmenden Themen unserer Zeit – Stichworte Soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, etc. – haben, die Gemeinsamkeiten zu vergessen.

    Das kannst Du getrost auch für die konservative / liberale / rechte Ecke annehmen. Man steht sich so häufig in kleinen, aber aufgeblähten Themen frontal gegenüber, dass man vergisst, dass man auf gleichem Grund steht.

    Zu 10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!

    Ich glaube, dass sich am Uhrknall der EU zeigt, woran sie im Großen leidet: an Selbstlähmung, Bürgerferne und der Arroganz von Sozialingenieuren, die nicht einsehen, wann ihre Menschenversuche gescheitert sind.

    Ich weiß nicht, ob ich den Begriff „Sozialingenieure“ gewählt hätte, aber ja: Aus meiner Wahrnehmung ist die große Schwäche unseres Systems die Abgehobenheit und Bürgerferne. Und ja, ich sehe immer wieder Leute am Werk, die Theorien entwickeln und ausprobieren und der Gesellschaft aufzwingen wollen. Wenn es mal wieder nicht klappt, haben „die Wähler das nicht verstanden“ – als gäbe es eine armseligere Reaktion als eine derartige Selbsttäuschung darauf, dass man selbst den Wähler oder die Bürger nicht verstanden hat.

    Eine hohe Intelligenz ist für mich wie ein hochwertiger, gut sortierter Werkzeugkasten – nützt nichts, wenn man dann zwei linke Hände mit je sechs Daumen dran hat.

    Der natürliche Zustand jedes politischen Systems ist die Stasis. Jede Veränderung innerhalb eines politischen Systems ist anstrengend. Wer auch immer den Status Quo behalten will hat es immer leichter als der, der ihn ändern möchte.

    Da stimme ich Dir zu, selbst wenn Du unterschwellig Veränderung mit Verbesserung gleichsetzt, was weiß Gott nicht immer der Fall ist.

    Dazu brauche ich keine hinter den Kulissen Einfluss ausübenden „Sozialingenieure“.

    Wie gesagt, ich hadere mit dem Begriff, und nehme die gemeinte Funktion: Für die Zeitumstellung brauchst Du die natürlich nicht. Aber (nur eines von vielen Beispielen) bei der Gestaltung der Energiewende kann man deren Wirken (als eine von mehreren Komponenten) erkennen.

    Zu 11) Wer radikalisiert, verliert

    Fridays For Future kann mit seinen Anliegen nur mit, nicht gegen die Grünen erfolgreich sein.

    Wenden sich die KlimaaktivistInnen vorrangig gegen die Grünen, werden Parteien siegen, deren Politik mit Sicherheit noch schlimmer ist als die grüne Konsenssoße.

    Zustimmung!

    PS: Rate, welches Wort mir am besten gefallen hat? 🙂

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:46

      1) Ja, es geht deutlich darüber hinaus, keine Frage. Aber da werden wirklich Leute gecancelt. Deswegen sage ich ja, dass der Begriff so blödsinnig ist.

      2) Sicherlich, aber ich denke es gibt mehr Überlappungen zwischen liberal und progressiv als konservativ und progressiv, deswegen habe ich es hervorgehoben. Hätte ich das nicht, hätte mir zu Recht jemand vorgeworfen, es wäre zu Wischi-Waschi und alles in einen Topf geworfen.

      10) Ich kritisiere gar nicht die Idee, dass oft BürgerInnenferne regieren würde, sondern dass die „Sozialingenieure“ der Machtfaktor sind, der eine spätere Revision verhindert.

      Völlig korrekt, Veränderung =/ Verbesserung. Wollte ich tatsächlich so auch nicht sagen. Die AfD will das System ja auch verändern. Oder Trump. Das Scheitern der Populisten belegt ja gerade die These: Änderung ist schwer.

      Was meinst du bei der Klimawende genau?

      11) KlimaaktivistInnen?

      • Erwin Gabriel 3. November 2020, 16:56

        @ Stefan Sasse 2. November 2020, 12:46

        zu 10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!

        … sondern dass die „Sozialingenieure“ der Machtfaktor sind, der eine spätere Revision verhindert.

        das sind für mich zwei paar Schuhe. Ja, ich glaube, dass es so etwas wie „Sozialingenieure“ gibt (hat man die vielleicht früher ThinkTank genannt), die sich in großem Stil Konzepte ausdenken, die nicht gut bis überhaupt nicht funktionieren. Für solch eine Kopfgeburt halte ich das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz).

        Das ist für mich nicht automatisch identisch mit irreversibel; die Unumkehrbarkeit kommt in der Regel daher, dass man nicht vernünftig neu machen möchte (vermutlich, um das Gesicht nicht zu verlieren), sondern herumdoktert, um zu retten, was nicht zu retten ist. Man schraubt hier eine Ergänzung und da eine Einschränkung an, um es in Richtung der einst geplanten Intention zu modifizieren, dann kommen Lobbyisten und Interessengruppen, also modifiziert man weiter, und irgendwann traut sich da so richtig keiner mehr ran.

        zu 11) Wer radikalisiert, verliert

        KlimaaktivistInnen?

        Nur so. Ein offenbar missglückter Versuch von Humor.

        • Stefan Sasse 3. November 2020, 18:53

          Für PolitikerInnen würde ich diese Motivation sofort unterschreiben, aber die sind ja mit „Sozialingenieure“ nicht gemeint gewesen. Aber macht nichts, ich glaube wir hängen uns eh zu sehr an dem Wort auf.

  • Stefan Pietsch 2. November 2020, 11:42

    Nach einer Woche, die vom islamistischen Terror geprägt war, mehrere Fundstücke zum Rechtsextremismus zu diskutieren – Kompliment. Ansonsten halte ich von Selbstgeißelungen nichts. Selbstkritik, Selbstreflektion und Positionsanpassungen sind eine persönliche Sache und vor allem keine für Häme.

    2)
    (..) aber ein weiterer blinder Fleck vieler Linker ist es, über all die Konflikte, die wir mit den Liberalen über ihre Haltungen zu vielen bestimmenden Themen unserer Zeit – Stichworte Soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, etc. – haben, die Gemeinsamkeiten zu vergessen.

    Liberale wie ich ignorieren keineswegs die Probleme soziale Gerechtigkeit (wenn dieser Begriff schon sein muss) und Klimawandel. Nur streiten sie für andere Lösungswege, welche die Freiheit und das Individuum in den Mittelpunkt aller Betrachtungen rückt. Das ist der fundamentale Dissens.

    4) Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen

    Die Rechtspopulisten in Ungarn wie Polen haben deutlich die Mehrheit ihrer Bürger auf ihrer Seite. Mit dieser Mehrheit schränken sie die einem Rechtsstaat immanente Rechte von Minderheiten ein und verletzen damit eben diese rechtsstaatlichen Grundsätze.

    Linkspopulisten wie in Berlin tun genau das Gleiche. Mit dem Mehrheitswillen im Rücken brechen sie verfassungsrechtliche Normen. Das ist keine Grenzwanderung, die Berliner rot-rot-grüne Regierung weiß um die Prinzipienbrüche, sieht aber ein größeres Ziel.

    Es ist das Prinzip, das zu schützen ist. Überall und gegen jedermann. Dies gilt übrigens auch in Zeiten der Corona-Pandemie.

    7) „Ich sehe partielle Blindheit bis hin zu Staatsversagen“ (Interview mit Wilhelm Heitmeyer)

    Frühere Studien (z.B. in NRW) haben gezeigt, dass junge Menschen, wenn sie den Polizeidienst aufnehmen, nicht rassistischer oder extremistischer eingestellt sind als die Bevölkerung, aus der sie kommen. Wenn Leute wie Du zu der Ansicht kommen, rechtsextremistische Umtriebe seien bei den Sicherheitsbehörden weiter verbreitet, dann ist es nur logisch, die Arbeitsbedingungen zu untersuchen, die eventuell zu rechtsextremistischen Ansichten führen.

    Mit Deinen hier präsentieren Ansichten zu Genderstreaming, geschlechtlicher Gleichberechtigung bis hin zur Sprache und Rassismus bildest Du mit Sicherheit auch nicht den Querschnitt der Bevölkerung. Es sind Positionen, die anscheinend von Deinem Lehrerberuf geprägt sind. Eine ganzheitliche Analyse würde naheliegender Weise verlangen zu untersuchen, warum in Deinem Milieu solche Minderheitenpositionen verbreitet sind. Fair ist fair.

    10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!

    Die Zeitumstellung hat eindeutig Vorteile. Genau deswegen tut man sich so schwer, sie wieder abzuschaffen.

    11) Wer radikalisiert, verliert

    Bei den (illegalen) Protesten ist ein Mensch ums Leben gekommen. Ob Fridays For Future dies bedauert hat, ist mir unbekannt.

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:50

      Und Häme liegt dir ja fern.

      2) Was genau meine Aussage ist, aber du bist viel zu sehr in deinem ideologischen Käfig gefangen, um das zu sehen.

      4) Du hast echt den Schuss nicht gehört, R2G in Berlin mit Orban und Kaczinsky gleichzusetzen, oder?

      7) Ich will ja auch gar keinen Querschnitt der Bevölkerung vertreten. Und ich habe hier schon öfter geschrieben, dass LehrerInnen mit Sicherheit im Schnitt deutlich linker sind als die Bevölkerung. Aber auch das überliest du halt in deinem ideologischen Furor gerne.

      10) Wenn du meinst.

      • Stefan Pietsch 2. November 2020, 13:09

        Vor Jahren habe ich hier einen Kommentator gefragt, ob er seine Position in einer Sache geändert habe. Er bejahte das mit einigen Worten. Genauso wie bei der Geschichte kann ich mich nicht erinnern, je Honig aus Positionsveränderung gezogen zu haben. Ich diskutiere allein über den politischen Standpunkt, den jemand heute aufgrund welcher Argumente hat, nicht, was jemand im Babyalter vertreten hat.

        2) Danke der Klarstellung

        4) Ich habe die Verhaltensstrukturen beschrieben. Wenn Rote und Grüne in Berlin sagen, die Verfassungslage sei ihnen egal – wo ist dann eigentlich der materielle Unterschied?

        10) Ist es nicht das, was man in einer solchen Situation als erstes erwarten müsste? Jemand tut etwas Unerlaubtes, wodurch ein Mensch zu Tode kommt. Ist Bedauern nicht die erste und übergeordnete Reaktion?

        • Stefan Sasse 2. November 2020, 13:21

          Hab ich dir doch auch nicht vorgeworfen?!

          4) Wo der materielle Unterschied ist? In Polen und Ungarn ist der Rechtsstaat abgeschafft worden. Gerichte sind mit Parteigängern besetzt. Das Bildungssystem wird umgestellt, um Propaganda zu lehren. Politisch missliebige Personen werden wirtschaftlich vernichtet. Wenn das kein materieller Unterschied ist, dann kann ich dir echt nicht helfen.

          10) Die Zeitumstellung hat jemanden umgebracht?

          • Stefan Pietsch 2. November 2020, 13:30

            Ich bezog mich auf die Häme.

            4) Der Unterschied liegt in den Auswirkungen, nicht im Ansatz und nicht in den Prinzipien. Und nur diesbezüglich habe ich kommentiert.

            10) Oh, ich meinte die FFF-Reaktion oder Nicht-Reaktion. Sorry.

            • Stefan Sasse 2. November 2020, 18:16

              Ich hab keine Ahnung worum es da geht, deswegen kann ich dazu nichts sagen.

  • Dennis 2. November 2020, 13:13

    zu 9)
    Na ja, das Kammerwesen; übrigens ein Dauerbrenner bei so genannten Liberalen, die sind mal dafür sind und mal dagegen, je nachdem wie’s passt.

    Bei den einschlägigen Funktionären der Ärztekammern handelt es sich i.d.R. um Feld- ,Wald- und Wiesen-Ärzte, die Funktionärstätigkeiten interessanter finden als die ärztliche Berufsausübung, unter Ärzten vielfach auch „Fachärzte für Schriftverkehr“ genannt.

    Ein ähnlicher Onkel Doktor ist auch einer von Reinhardts Vorgängern, Montgomery, der auch ständig den Medien rumtalkt, gerne mit politischen Einschlag (diesbezüglich aber eher links) und der sich in dieser Frage einst ähnlich geäußert hat um später zurückzurudern.

    Montgomery in einem Interview mit dem Deutschlandfunk:
    „Ich habe hier auch einen Irrtum selber, einen wissenschaftlichen Irrtum in der Vergangenheit begangen, indem ich gesagt habe, Masken sind Unsinn. Wir wissen heute wissenschaftlich, dass Masken jeder Form von einfachem Schutz hilft, zwar nicht zu 100 Prozent, aber doch eine ganze Menge hilft.“

    zu 10)

    Wie gut, dass es noch echte Aufreger gibt, wir würden sonst vor Langeweile sterben.

    Zitat Stefan Sasse:
    „Die leben auch alle nicht mehr; der Mist wurde als Kriegsmaßnahme 1916 eingeführt! “

    Ich verwahre mich gegen MIST 👿 Ich liebe die Sommerzeit, Jawoll.

    Da sieht man übrigens en passant mal wieder, wie gut wir Teutschen doch so sind. Unverzüglich danach wurde das allenthalben, namentlich bei den unmittelbaren Kriegsgegnern, also „Feinden“, übernommen , was sich allerdings nur auf die „flächendeckende“ Anwendung bezieht. Nachgedacht wurde darüber schon seit Menschengedenken.

    Bei den exzentrischen Briten sah der ursprüngliche Vorschlag vor, um 80 Minuten zu „schieben“, und zwar mit dynamisch-gleitenden Übergang, an jedem Sonntag im April um je 20 Minuten vor und an vier Sonntagen am Ende (September) wieder entsprechend zurück; genial ! ; indes wurde diese etwas komplexe Idee dann leider doch vereinfacht 🙁

    https://en.wikipedia.org/wiki/William_Willett

    Der Typ war von diesem Thema geradezu besessen und wollte ausgerechnet haben, was man da so an Beleuchtung ganz genau einspart. Solche leidenschaftlichen, einsamen Kämpfer vermisst man in den heutigen post-heroischen Zeiten. Wie so viele große Geister hat er indes die Verwirklichung seiner Idee nicht mehr erlebt; tragisch.

    Früher gab’s überhaupt keine Standard-Zeit. Erst das individualfeindlich-sozialistische Massenverkehrsmittel Eisenbahn hat das erzwungen. Ich fordere freie Zeit für freie Bürger und auch in dieser Sache die Befreiung von der Merkel-Diktatur. Ich würde das so machen wie im alten Rom, wo die (zugegeben: äußerst groben und mehr oder weniger falsch anzeigenden) Wasseruhren auf einen 12-Stunden-Rhythmus in Abhängigkeit von der Länge der Helligkeitsphase eingestellt wurden, also kontinuierlich-dynamisch.

    https://www.jstor.org/stable/3288163?eq=1#metadata_info_tab_contents

    Man sieht, die ganz großen Fragen der Menschheit sind sehr, sehr alt und werden NIE so gelöst , dass alle ein für alle Male zufrieden sind.

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 13:22

      Und soll ich deswegen die Hände in die Luft werfen und sagen „Bleibt halt alles beim Alten!“?

      • Dennis 2. November 2020, 13:56

        Die Sommerzeit is ja nicht alt. Die Nichtsommerzeit (gültig beim Adenauer, Erhard und Kiesinger^) ist relativ zur Sommerzeit älter, die Sommerzeit (angedacht von der Regierung Brandt, eingeführt beim Schmidt, gemeinsam mit der DDR) also progressiv, die Nichtsommerzeit reaktionär, oder ?

        Es ist einfach angenehm, wenn die noch noch hellen Abende scheinbar länger sind. Wer steht schon morgens um vier auf und merkt, dass es noch dunkel ist? Über die Sommerzeit als ständige Standard-Zeit würde ich auch mit mir reden lassen^.

        • derwaechter 2. November 2020, 16:01

          „Über die Sommerzeit als ständige Standard-Zeit würde ich auch mit mir reden lassen“

          Dann bliebe es im Winter morgens sehr lange dunkel. Das ist wirklich kein Spaß.
          Kann man hier in Skandinavien gut erleben. Da leiden viele drunter.
          Oder etwas abgemildert auch im Winter im Osten Frankreichs.

  • Floor Acita 2. November 2020, 16:12

    2) Ganz ehrlich, ich habe immer noch nicht ganz verstanden, worin die fallacy hier eigentlich besteht und halte das deswegen nachwie vor hauptsächlich für eine Strohmann-Debatte. Der Islamismus ist auch keine „globalistische (???) Idee die Nativisten und Identitären Recht gibt“, sondern selbst faschistoid, nativistisch und vor allem identitär..?

    Gibt es tatsächlich linke oder links-liberale die mit ISIS oder al-Qaida Flaggen durch die Gegend laufen oder einen Personenkult um Osama bin-Laden aufbauen? Um was genau geht es?

    Ichhabe eher den Eindruck, dass es sogar z.B. am ehesten linke sind, die beispielweise den Krieg im Jemen als Terror der islamistischen al-Saud Clique qualifizieren.

    Führt denn das rechte Lager einen Kampf gegen Islamismus..? Oder gegen „den Islam“ bis sogar gegen Muslime? Ist es nicht das, was wir normalerweise diskutieren?

    „Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle atmete ich auf, als klar wurde, dass der Täter ein Rechtsextremer war und kein Moslem“

    Ja, und so werde ich auch weiter reagieren, zusätzlich zum Schock und entsetzen über die anti-semitische Tat! Warum? Wer ist denn selbst völlig unschuldig, muss aber nach einem Attentat eines Rechtsradikalen um Leib und Leben fürchten? Nach einem Attentat eines Muslimen bekommen jedesmal Klassenkameraden, ehemalige Auszubildende und Arbeitskollegen Drohungen, werden schief angeschaut, müssen mit Übergriffen sogar Morddrohungen richten – kopftuchtragende Frauen sogar mit Vergewaltigungsdrohungen, von Leuten die angeblich zu deren Schutz den Islam ablehnen…

    Um diese Menschen geht es. Und die von Dir im letzten Artikel genannrten Probleme wären allesamt miterschlagen, würdenwir als Gesellschaft tatsächlich mal den Kampf gegen Sexismus, patriarchale Strukturen, toxische Maskulinität, LGBTQIA Feindlichkeit etc. ernst nehmen und konsequent bekämpfen. Und türkischer Nationalismus ist natürlich auch ein Problem, wie jeder Nationalismus. Aber auch hier, welchrr linke ist denn ein Freund von Erdogan oder schwänkt die türkische Flagge oder träumt von Grossanatolien? Das hatte Louis Gohmert wortwörtlich Obama vorgeworfen! Tatsächlich wares dann die Trump Regierung / Michael Flinn, der Fehtullah Gülen entführen und andie Türkei ausliefern wollte. Gut, Gülen ist selbst Islamist, wurde aber auch nicht von einer linken Regierung hoffiert… Die CIA als Keimzelle der linken..?

    Hier ist es auch wieder eher die linke die Erdogan nicht nur als Faschist bezeichnet, sondern ihm konkret auch die Unterstützung von ISIS vorwirft – ISIS eine faschistische Bande, im Gegensatz zur nun zerstörten kurdischen Demokratie in Nord-Syrien…

  • Kning4711 2. November 2020, 17:15

    zu 11
    Lässt sich ja in Baden Württemberg beobachten wo ja mit der „Klimaliste“ eine Art „the real Greens“ Bewegung entstanden ist und natürlich bei den Grünen Besorgnis wecken. Das wäre ja schon eine echte Lachnummer, wenn radikale Grüne, die einzig Grün-geführte Landesregierung stürzen würden.

    Ich halte Aktivisten wie Fridays for Future für die Durchsetzung der Klimaziele für wichtig. Die Politik braucht diese Aktivisten als ständigen Stachel im Fleisch um beim Thema Klimawandel voranzukommen. In diesem Sinne sollte sich FFF begreifen – als Antreiber, Mahner, Trommler. Die Frage ist immer, wie Radikal ist die Führung der Aktivisten – kann man Kompromisse zulassen, ohne das eigene Gesicht zu verlieren. Leider erweckt die FFF Bewegung häufig eine Kompromisslosigkeit und überzieht – die Politik sollte sich aber auch anstrengen FFF einige Teilerfolge zu gönnen, ansonsten zerplittert die Klima-Freund Front und am Ende lachen die Bewahrer…

    • TBeermann 2. November 2020, 17:33

      Hm…ist das nicht eines der Kernprobleme, dass die Politik so tut, als wären Naturgesetze nur ein weiterer Faktor ist, bei dem man Kompromisse finden kann, quasi Verhandlungsmasse.

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 18:22

      Exakt.

    • cimourdain 2. November 2020, 22:40

      11) Die Grünen sind halt derart arriviert, dass sie einen Antreiber von außen brauchen, der sie zum jagen trägt. [bereits in den 90ern kursierte das böse Wort, dass sie eher 10 Atomkraftwerke bauen und in Russland einmarschieren würden als ihre Dienstwagen aufzugeben] Ein Positivbeispiel wäre die ÖDP, die z.B. das bayrische Volksbegehren Artenvielfalt angeleiert hat.

  • Floor Acita 2. November 2020, 18:16

    zu 11)
    Aber würden nach der Logik die Grünen gar nicht existieren – die Aktivisten haben ja nur die CDU stark gemacht anstatt die SPD zu stärken? Die FDP auch nicht, das macht ja nur die Sozen stark, statt die CDU zu stärken? Die LINKE sowieso nicht usw.

    Heutebsind die Grünen dabei die zweitstärkste Partei zu werden. Die Republicans haben sich sogar von linksradikal / anti-Establishment zu ernstzunehmender mitte-links Partei, zu mitte-rechts zu rechtsradikal entwickelt. Die „ernstzunehmenden“ Whigs sind von der Landkarte verschwunden…

  • cimourdain 2. November 2020, 18:30

    2) Wermutstropfen in dieser Einigkeit: „Die europäische Linke muss ihren naiven Antiimperialismus ebenso ablegen[…]“ verkennt, dass es genau die Imperialismen (Kolonialismus, Sowjetimperialismus und Neokolonialismus) waren, die den modernen Islamismus befördert haben und immer noch befördern.

    7) Der Designfehler der Seehofer-Studie ist, dass sie von Sicherheitsbehörden selbst durchgeführt wird. Da ist a-priori gesichert, dass ein hohes Maß an Selbst-Opferinszenierung stattfinden wird ( ähnlich wie beim G20-Gipfel) und das wichtige Thema Polizeigewalt und Vertuschung unter ferner liefen laufen wird.

    9) Meinst du mit Trennlinie zur Politik sowas : „Christian Drosten Virologe erklärt Corona-Maßnahmen mit Vermeiden der Triage“ oder sowas: „Drosten im Corona-Podcast: Ein kurzer „Lockdown“ wäre eine gute Idee“ ? Der Mann betreibt genauso seine (regierungsnahe) Politik wie andere die ihre.

    10) Die Verbindung Zeitumstellung zur Kriegswirtschaft ist tatsächlich interessant: Diese wurde nicht nur 1916 eingeführt, sondern auch später wieder 1940. UK hatte im 2. Weltkrieg sogar eine doppelte Sommerzeit (mit 2 Stunden Unterschied zwischen Juli und Dezember)

    unrelated) Kluger Artikel, der mir aus der Seele spricht:
    https://www.rnd.de/wissen/nazi-oder-gutmensch-und-nichts-dazwischen-warum-das-schwarz-weiss-denken-zunimmt-5ARQ63PGNVDHDN3B3EPKUNEF5E.html

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 18:34

      2) Den naiven Anti-Imperialismus sollte sie trotzdem ablegen.

      7) Ah, das ging mir bisher raus. Ist das sicher?

      • cimourdain 2. November 2020, 22:47

        7) Mein Stand ist 20.10. : https://www.merkur.de/politik/seehofer-gibt-widerstand-gegen-polizeistudie-auf-zr-90074698.html
        Wichtiger Abschnitt: „Die Gewerkschaft hatte für eine «Untersuchung des Polizeialltags» plädiert – um Belastungen zu dokumentieren. Aber auch um herausfinden, warum sich mitunter «Vorurteile gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen» bei einzelnen Beamten verfestigten, und was man dagegen tun kann. Seehofer hat jetzt angekündigt, GdP-Vize Jörg Radek werde einem Beirat angehören, der die nun geplante Untersuchung begleiten solle.“

        • Stefan Sasse 3. November 2020, 11:25

          Ach fuck man, den Typ kannste echt nicht mal zehn Sekunden lang dein Eis halten lassen…

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