Wie hat sich ein Künstler in der deutschen Gesellschaft zu benehmen?
Czollek: Ganz offensichtlich nimmt man dem Künstler übel, dass er sich nicht nur zur Kunst äußert. Man muss allerdings im Falle Levit zwei Dinge unterscheiden. Der eine Aspekt ist die sehr deutsche, Post-1945er-Erfindung einer Kultur, die frei ist von jeglicher Bezugnahme auf die Gesellschaft und die auf diese Weise freigehalten werden soll von Gesellschaftskritik. So etwas finde ich hochgradig irreal: die Erfindung einer „guten Kultur“ als Orientierungsmaßstab für eine deutsche Gesellschaft als Gegensatz zur „bösen Politik“, die man für überwunden hält. Und darum gilt ein politisch engagierter Künstler wie Levit als verdächtig. […]
Die Vokabel „Opferanspruchsideologie“ in der „Süddeutschen Zeitung“ oder einige Wochen zuvor die Klage im „Mannheimer Morgen“, man dürfe nicht mal mehr einen „Judenwitz“ machen und davon nicht „jüdische Witze“ unterschied: Sind das Äußerungen, die den Autoren passieren? Ein Versehen? Oder wie bewusst ist dies?
Czollek: Das Interessante ist doch, dass man in Deutschland nach 1945 einen Konsens gefunden hat, dem alle zustimmen können: Wir sind keine Nazis mehr! Dieser Konsens ist so sehr zum Teil des eigenen Selbstbildes geworden, dass selbst die Antisemiten glauben, dass sie mit dem Nazitum nichts mehr zu tun haben. In so einer Situation ist die ritualhafte Versicherung, man habe es doch nicht so gemeint wie von der „SZ“-Redaktion im Falle Levit, nicht hilfreich. Niemand hat es je so gemeint – was soll dann also die Entschuldigung, wenn sie nicht bedeutet, dass man endlich an die Strukturen geht, die dahinter liegen und so ein Denken überhaupt erst möglich machen? (Markus Thiel, Merkur)
Ich würde am liebsten das gesamte Interview zitieren, so gut und lesenswert ist es. Daher die dringende Bitte, dem Link zu folgen und es in Gänze zu lesen. Ich will hier vor allem auf Czolleks These eingehen, dass gerade der Konsens, die Nazis überwunden zu haben, zu deren Renaissance führt, oder wenigstens zu einer solchen von Teilen ihres Gedankenguts. Es ist ein bisschen wie beim Rassismus; da wir alle den Konsens haben, dass Rassismus schlecht ist (da stimmt ja selbst die AfD zu!), kann auch nichts rassistisch sein. Schließlich ist es für niemanden möglich, dieses Label jemals zu akzeptieren. Daher dreht sich die Debatte dann ständig so fruchtlos um nervige Definitonsfragen, während der Rassismus sich tiefer in der Gesellschaft verankert, aber als solcher nicht benannt werden darf. Das Wort erstarrt und wird unbenutzbar, weswegen es dann Alternativen braucht – die zuverlässig als „politisch korrekte Sprachpanscherei“ oder was der Invektiven nicht mehr sind bezeichnet werden.
7) „Ich sehe partielle Blindheit bis hin zu Staatsversagen“ (Interview mit Wilhelm Heitmeyer)
Herr Heitmeyer, nach Krach in der Großen Koalition hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) diese Woche noch einmal klargestellt, dass es „keine Rassismusstudie in der Polizei“ geben wird, wohl aber eine Untersuchung des Polizeialltags. Was halten Sie davon?
Entscheidend wird sein, ob ein seriöses Forschungsdesign allein nach wissenschaftlichen Standards entwickelt und extern begutachtet wird. […]
Wie schlägt sich der Rechtsstaat im Kampf gegen Rechtsextremismus außerhalb der eigenen Reihen?
Ich sehe dort partielle Blindheit bis hin zu Staatsversagen. Letzteres betrifft etwa den Verfassungsschutz, jedenfalls bis zur Ablösung von Hans-Georg Maaßen. […]
Der Fokus Ihrer Arbeit liegt seit vielen Jahren auf der Beschäftigung mit Rechtsextremismus. Was ist denn bitte mit dem Linksextremismus?
Die sogenannte Hufeisentheorie, wonach sich Links- und Rechtsextremismus im Grunde nicht unterscheiden, teile ich überhaupt nicht. Gewalt bleibt natürlich Gewalt, sie ist immer zerstörerisch. Aber sowohl die Ziele als auch die Quantität von Links- und Rechtsextremismus haben ganz andere Dimensionen, auch was das Eindringen in die Sicherheitsinstitutionen angeht. Ich habe noch nie davon gehört, dass es linksextreme Kameradschaften oder Chatgruppen bei Polizei und Bundeswehr gibt. Das sind dramatische Unterschiede. (Sebastian Leber, Tagesspiegel)
Machen wir uns mal eines klar: Man wird keine Lehrerchatgruppen finden, in denen zur Unterstützung der Antifa aufgerufen wird. Es wird auch keine Linksextremistenchatgruppen bei Polizei oder Bundeswehr geben. Das liegt nicht daran, dass Linksextremismus nicht existiert oder harmlos wäre (far from it), sondern daran, dass er institutionell nicht verankert ist. Das ist es, was den Rechtsextremismus gefährlicher macht (im Moment), und was ihn besonders gefährlich macht, wenn er in Polizei und Bundeswehr auftritt, völlig unabhängig davon, ob er das in gesellschaftlich repräsentativem Umfang tut.
Ich habe aber kein grundsätzliches Problem damit, wenn jetzt eine grundlegende Studie zum „Polizeialltag“ kommt, gerne auch mit Gewalt gegen PolizistInnen. Es sollte schließlich unzweifelhaft sein, dass die BeamtInnen gerade von LinksextremistInnen durchaus angegriffen werden. Wenn das der Kuhhandel ist, der Seehofer die Gesichtswahrung erlaubt, von mir aus. Ich verstehe zwar diesen bürgerlichen Impuls nicht, Nazis schützen zu wollen, aber man muss wohl damit leben. Die LINKE schützt ja auch ständig die LinksextremistInnen im Autonomen Block. Also Augen zu und durch, gescheite Studie gemacht, ein paar mal rituell „beide Seiten“ gesagt und hoffentlich um einige Erkenntnisse reicher.
8) Republicans are thrilled to lose
As far as I can tell the mood is more or less the same this year. Faced with the possibility of losing both the White House and possibly even the Senate in a year in which Democrats are also expected to consolidate control of the House as well, Republicans have resigned themselves to a half decade or so of opposition. Many of them are relieved at the thought of not even having to pretend to govern as members of a minority party — better yet, in the case of those who expect to lose their seats, at the not very remote possibility of a well-remunerated position with a lobbying or consulting firm. This seems to me the only possible explanation for the GOP’s refusal to pass a second relief bill before the election. Some refreshingly honest liberal observers have called Nancy Pelosi a fool for even entertaining the possibility of such a deal. But she is a wily old fox. She understands that even at the best of times the GOP is reluctant to allow such uninviting prospects as winning elections to interfere with their libertarian economic principles. When things look hopeless and it appears that they have nothing to gain except the gratitude of millions of Americans, they will shrug, like that guy in the Ayn Rand book. You have to admire their dedication here. Giving people four-figure checks on the eve of an election? This is a wheeze so obviously beneficial to the candidate who is able to take credit for it that I find myself wondering why every incumbent president in modern American history has not attempted something like it. The fact that Republicans would rather sit back under the pretense that they are holding out for — let me check my notes — COVID liability protection for businesses, tells you everything you need to know. They want to lose. (Matthew Walter, The Week)
Nein, sie wollen nicht verlieren, die These ist Quatsch. „Opposition ist Mist“, der wohl berühmteste Satz von Franz Müntefering, hat auch die für die Neo-Faschisten in der GOP Gültigkeit. Es ist nur, dass ihnen bestimmte Dinge wichtiger sind als zu gewinnen, und dazu gehört die Umsetzung ihrer unglaublich unpopulären Politik – denn die ist es, die den wahren Preis öffnet, die einträchtigen Jobs nach der eigenen Karriere.
Ebenfalls noch einmal unterstreichen sei Walters Lob von Nancy Pelosi. Man kann über diese Grande Dame der Demokratischen Politik sagen was man will, aber sie ist unbestreitbar extrem kompetent in dem, was sie tut. Ist sie eine moderate Verhinderin allzu progressiven Wandels? Sicherlich. Ist sie in der Wählerschaft ungefähr so beliebt wie der Fußpilz von Hillary Clinton? Unzweifelhaft. Aber dasselbe gilt für Mitch McConnell, und dessen Effektivität sollte auch außer Zweifel stehen. KritikerInnen des demokratischen Establishments sollten sich lieber an Chuck Schumer abarbeiten als an Nancy Pelosi. Die Frau hat’s drauf.
9) Tweet
Mir ist unbegreiflich, wie studierte und offensichtlich intelligente Menschen es regelmäßig schaffen, sich selbst zu radikalisieren und solchen kompletten Bockmist von sich zu geben. Politische Äußerungen von WissenschaftlerInnen sind immer problematisch, weil sie qua Fach – mit Ausnahme einiger Geisteswissenschaften – praktisch keine Kenntnis von den Mechanismen von Politik mitbringen. Ich bewundere deshalb Christian Drosten auch so sehr; er weiß um seine Grenzen und zieht eine klare Trennlinie zur Politik, in die er sich nicht einmischt. Es wäre wünschenswert, wenn andere dieselbe Selbsterkenntnis und Selbstbescheidung besäßen wie er.
10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!
„Die Menschen wollen das – wir machen das“, kommentierte der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Er kündigte an, dass im Jahr 2019 die Uhren letztmalig umgestellt würden; es blieb ein Wunschtraum. Nun gibt es gewiss wichtigere Themen, um die sich die EU kümmern soll, von der Corona-Abwehr über den Klimaschutz bis zur europäischen Marsmission. Doch wo soll die Kraft für solche Jahrhundertaufgaben herkommen, wenn es nicht mal fürs Verlegen der Uhrzeit reicht? […] Wer in Brüssel danach fragt, woran es scheitert, bekommt im Prinzip dieselbe Antwort wie in der Flüchtlings-, Agrar- oder Außenpolitik: Alle Staaten müssten mitmachen, sonst gehe nichts. Man müsse „Zeitinseln und Friktionen im Binnenmarkt vermeiden“, schrieb die Bundesregierung, was schon insofern Quatsch ist, als es in der EU von den Azoren bis Estland vier Zeitzonen gibt, ohne dass der Binnenmarkt zusammengebrochen wäre. Ich glaube, dass sich am Uhrknall der EU zeigt, woran sie im Großen leidet: an Selbstlähmung, Bürgerferne und der Arroganz von Sozialingenieuren, die nicht einsehen, wann ihre Menschenversuche gescheitert sind. (Alexander Neubacher, SpiegelOnline)
Wo wir, siehe Fundstück 9, gerade beim Nicht-Verstehen von politischen Mechanismen sind: Nein, „Sozialingenieure“ sind nicht das Problem. Das Problem sind schlicht politische Mechanismen. Es sind ja nicht die Erfinder der Sommerzeit, die unbedingt ihre Beibehaltung fordern. Die leben auch alle nicht mehr; der Mist wurde als Kriegsmaßnahme 1916 eingeführt! Nein, es ist schlichtweg der natürliche Konservatismus aller Politik. Wie ich nicht müde werde, meinen SchülerInnen zu erklären: Der natürliche Zustand jedes politischen Systems ist die Stasis. Jede Veränderung innerhalb eines politischen Systems ist anstrengend. Wer auch immer den Status Quo behalten will hat es immer leichter als der, der ihn ändern möchte. Und die Zeitumstellung ist einfach kein Thema, das Leute dazu bringt, politisches Kapital zu investieren. Das ist das Ganze Hexenwerk. Dazu brauche ich keine hinter den Kulissen Einfluss ausübenden „Sozialingenieure“.
11) Wer radikalisiert, verliert
Die Grünen sind auf dem Weg, mit der Bundestagswahl 2021 offiziell eine von zwei führenden politischen Kräften der liberaldemokratischen Mitte in Deutschland zu werden. […] Was uns zu den 31 Kilometern der Autobahn 49 im schwarz-grün regierten Hessen bringt, die eine Bundesregierung vor Jahren beschlossen hat. Es ist der Job von Aktivistinnen, symbolpolitisch zu dramatisieren. Es ist auch richtig, dass diese Transformation von wertvollem Mischwald in Straße symbolisch dafür steht, dass wir im Moment alles tun, um das Pariser Klimaabkommen auf keinen Fall einzuhalten. Es ist nicht richtig, dass sich hier die Mobilitätswende entscheidet oder gar die Zukunft. Strategisch gesehen besteht die Idee von Fridays for Future und ihren Spindoktoren darin, die Grünen für den Straßenbau verantwortlich zu machen und dadurch zu „radikalerer“ Klimapolitik zu bringen. Das gipfelt häufig in dem 08/15-Ressentiment, es sei inhaltlich egal, ob die CDU oder die Grünen regierten. Siehe Hessen. Siehe Kretschmann. […] Mir erschließt sich die Logik nicht, durch exklusiven Druck auf die klimapolitisch noch ambitionierteste Partei alle dazu zu bringen, 1,5 Grad-Politik anzubieten, wie es ja das Ziel von Fridays ist. Warum sollte das Vorführen der Grünen die CDU oder SPD läutern oder deren Wähler umdenken lassen? Wie sollten sich verlorene Stimmen für „Klimalisten“ nach der Wahl positiv auf einen ökologisch geprägten Koalitionsvertrag auswirken? […] Falls die Klimapolitikbewegung aber nur sich selbst radikalisiert, wird auch sie im elitären Nirvana routinierter Berufsbesserwisser enden. Dann verlieren alle. (Peter Unfried, taz)
Einmal mehr im Interesse der ideologischen Nachbarschaft: Ja, Unfried hat völlig Recht. Radikalisierung ist, trotz der Dringlichkeit der Lage, nicht hilfreich. Fridays For Future kann mit seinen Anliegen nur mit, nicht gegen die Grünen erfolgreich sein. Noch jede Aktivistenbewegung war mit der Zögerlichkeit und Moderierung des ihr nächstliegenden parlamentarischen Arms frustriert, ob das die BürgerrechtlerInnen der 1960er Jahre mit den progressiven Parteien waren oder die Reaktionären mit den konservativen Parteien. Jedes Mal, wenn sie diese als ihre Hauptgegner ausmachen, verlieren sie. Es profitiert IMMER der jeweilige Gegner. Wenden sich die KlimaaktivistInnen vorrangig gegen die Grünen, werden Parteien siegen, deren Politik mit Sicherheit noch schlimmer ist als die grüne Konsenssoße.
9) Der Präsident der Bundesärztekammer fragt sich im Zusammenhang mit Corona „ob wir uns wirklich an ein Vermummungsgebot gewöhnen sollten“ und ich frag mich: Wie ist der an seinen Posten gekommen?
Ich frage mich auch, sind das alles Einsiedler? Während der ersten Welle waren die Einschläge um drei Ecken. Jetzt, während der zweiten Welle, sind sie familiär und beruflich in der Nachbarschaft. Zum Glück sind keine schweren Verläufe dabei. Auch die Covid-App zeigt jetzt Risikobegegnungen an – zum Glück noch grün. Überall Alarmzeichen, das kann doch nicht nur bei mir so sein!
Ich bin daher schon früher in einen privaten Lockdown und habe einige Treffen abgesagt. Leute wie Drosten und Lauterbach haben vor dem Herbst gewarnt, jetzt tritt der Ernstfall ein. Ich habe keine Ahnung, wie man das noch kognitiv weggeräumt bekommt. Wie vermurkst muss das Leben solchen von CovIdioten sein? Und ja, leider sind solche Idioten auch an den falschen Stellen zu finden.
Ich sehe mich genauso ratlos.
Gerade diese tolle Studie zur Wirkung von Stoffmasken gefunden:
https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/04/20201026_aeromask.html
Kurz: Die Aerosole passieren nahezu ungehindert eine Stoffmaske, aber der Luftstrom wird umgeleitet und verteilt sich mehr, dadurch wird die Aerosolkonzentration in der ausgeatmeten Luft verringert!
@ Marc 2. November 2020, 09:52
Wie vermurkst muss das Leben solchen von CovIdioten sein? Und ja, leider sind solche Idioten auch an den falschen Stellen zu finden.
Wenn diese Leute eine andere Meinung als Du (oder Merkel / Drosten etc) haben, liegt da nicht an mangelnder Intelligenz, sondern an einer unterschiedlichen (nicht grundsätzlich falschen oder grundsätzlich richtigen, sondern einfach an einer grundsätzlich anderen) Bewertung. Und in der aktuellen Krise (ist nur meine unmaßgebliche Meinung) gibt es kein 100prozentiges „richtig“ oder „falsch“.
Der eine will sich schützen, der nächste die anderen, wieder ein anderer die Wirtschaft vor Unheil bewahren oder einfach nur sein altes Leben zurück, weil ihn die aktuelle Situation psychisch extrem belastet – was auch immer.
Du kriegst niemanden in eine Diskussion, Du überzeugst niemanden von Deiner Meinung, wenn Du ihnen die Intelligenz und das Denkvermögen absprichst und sie als „Idioten“ bezeichnest (Du würdest Deine Überzeugungen in der Sache auch nicht aufgeben, erst recht nicht, wenn man Dich einen „Idioten“ schimpft.
Ich komme mit Home Office, reduzierten Kontakten, Maskenpflicht gut klar, und halte das Virus für ein heimtückisches Mistding, dass mit seinen sich abzeichnenden Spätfolgen deutlich schlimmer ist als jede anderer „Erkältungskrankheit“, von der ich Kenntnis habe. Ich bin da inhaltlich vermutlich ziemlich auf Deiner Wellenlänge.
Aber diese Beleidigungen von Andersdenkenden sind mir grundsätzlich zuwider. Solche Begriffe sagen NIE etwas über den Beleidigten aus, sondern nur über den Beleidiger.
Wenn es nur um Meinung und Bewertung gehen würde, bin ich ja tolerant. Es geht aber hier um Gefährdung. Und daher, wie gesagt, nach monatelanger Aufklärung und Diskussionen mit der postulierten anekdotischen Evidenz, sollte doch langsam ein Erkenntnisprozess reifen. Wir haben eine Notlage!
Wenn ein Haus brennt, setze ich mich auch nicht erst mit allen zusammen und diskutiere das für und wider einer schnellen Flucht. Wir müssen die Kontakte zur Infektionskettenunterbrechung reduzieren. Punkt. Wer diesen Punkt nicht akzeptieren kann, hat bei mir sämtliches Verständnis verspielt.
Ich selbst bin in höchster Alarmstimmung. In meinem Haus wohnen kleine Kinder und Risikogruppen. Ich bin dringendst auf Entlastung angewiesen.
@ Marc 2. November 2020, 11:59
Wenn es nur um Meinung und Bewertung gehen würde, bin ich ja tolerant. Es geht aber hier um Gefährdung.
Ich glaube, dass es kein anderes Thema gibt, wo wir so auf der gleichen Wellenlänge unterwegs sind wie bei Covid-19. Das vorweg. Ich bestreite nicht Deine Sicht, Deine Argumente, Deine Meinungen – ich halte nur den Stil, anderer als Idioten abzutun, nicht für hilfreich.
Ich habe noch keinen Menschen gesehen, der seine Meinung nur deswegen geändert hat, weil man ihn für blöd erklärt. Hat man bei Dir oder bei mir schon gemacht, hat bei uns beiden auch nicht funktioniert 🙂
1) „Übrigens, als Wort an meine eher liberalkonservativen Freunde, was wir hier in Polen sehen können, das ist Cancel Culture. Hier werden Inhalte zensiert, werden Existenzen aus politisch-ideologischen Gründen von Staats wegen vernichtet. Nicht, weil mal wieder ein Shitstorm durch Twitter fegt. This is the real deal. Aber stattdessen werden offene Briefe unterzeichnet, weil jemand einen transphoben Kommentar kritisiert hat.“
Wir hatten das ja jetzt schon ein paar mal, daher nur kurz.
1. Das eine schließt das andere nicht aus!
2. „Stattdessen“ ist schlicht falsch. Die Unterzeichner begrüssen den Widerstand gegen Kräfte wie die in Polen, sehen aber (ideologische Nachbarschaft?) auch Gefahren, wenn der Widerstand über das Ziel hinausschießt.
Aus dem Brief: „The forces of illiberalism are gaining strength throughout the world and have a powerful ally in Donald Trump, who represents a real threat to democracy. But resistance must not be allowed to harden into its own brand of dogma or coercion—which right-wing demagogues are already exploiting.“
3. Der Brief hat mit trans überhaupt nichts zu tun. Nur weil JK Rowling etwas mitunterzeichnet wir es nicht transphob.
4. Wenn Du schon von Unterzeichnern auf den Brief schließen willst, wird dein „stattdessen“ noch absurder. Mit Anne Applebaum hat jemand prominent unterschrieben der in Polen eindeutig auf der liberalen Seite steht und seit Jahren vor der Entwicklung warnt, die Dir auch Bauchschmerzen bereitet.
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2018/10/poland-polarization/568324/
„A Warning From Europe: The Worst Is Yet to Come“
1) Nein, aber ich sehe deutlich weniger Aufregung hier als bei Kritik an „woke lefties“. Das kritisiere ich.
2) Ja, das ist eine schlechte Wortwahl, sorry.
3) Unzulässig durcheinander gebracht, ja. Ich bezog mich auf die Debatte um Rowlings Kommentare, und die entzündete sich an der Kritik ihrer Unterschrift.
4) Danke für die Ergänzung.
1)Du siehst wenig Aufregung über illiberale Entwicklungen in der Welt? Trump/USA dominiert zwar alles aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Entwicklungen in Polen, Ungarn, Brasilien etc. nicht beachtet oder kritisiert werden.
3) Es ist doch schon verrückt, dass ein offener Brief der sich relativ generisch mit Meinungsfreiheit beschäftigt im Unterbewusstsein vieler zu einem Anti-Transpersonen Pamphlet mutiert ist, nur weil JK Rowling mitunterzeichnet hat.
4)Applebaum lese und höre ich gern. Eine vernünftige, konservative Stimme. Man vergisst ja durchaus manchmal, dass es so etwas gibt 🙂
1) Nicht nicht beachtet, es gibt ja offensichtlich Artikel, die ich kommentieren kann ^^ Nur recht wenig.
3) Ja.
@ derwaechter 2. November 2020, 09:54
Danke für den Kommentar, und danke für den Link!
@ Stefan Sasse
Zu 1) Ein Bildungsminister mit gepflegten Feindbildern
…dass man echt weinen möchte.
Ja
… was wir hier in Polen sehen können, das ist Cancel Culture.
Nein, das geht weit darüber hinaus. Das ist staatliche Repression.
Zu 2) Der Islamismus hasst alles, was Linken heilig ist
Der Grundthese kann ich zustimmen; letztendlich ist der Islamismus (wie auch jede andere extremistische Spielart der Politik, ob politisch rechts, politisch links, religiös oder ökologisch begründet) eine Ideologie, eine Art identitätsstiftender und gemeinschaftsbildender Glauben, der keinen konkurrierenden anderen „Glauben“ neben sich duldet.
… aber ein weiterer blinder Fleck vieler Linker ist es, über all die Konflikte, die wir mit den Liberalen über ihre Haltungen zu vielen bestimmenden Themen unserer Zeit – Stichworte Soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, etc. – haben, die Gemeinsamkeiten zu vergessen.
Das kannst Du getrost auch für die konservative / liberale / rechte Ecke annehmen. Man steht sich so häufig in kleinen, aber aufgeblähten Themen frontal gegenüber, dass man vergisst, dass man auf gleichem Grund steht.
Zu 10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!
Ich glaube, dass sich am Uhrknall der EU zeigt, woran sie im Großen leidet: an Selbstlähmung, Bürgerferne und der Arroganz von Sozialingenieuren, die nicht einsehen, wann ihre Menschenversuche gescheitert sind.
Ich weiß nicht, ob ich den Begriff „Sozialingenieure“ gewählt hätte, aber ja: Aus meiner Wahrnehmung ist die große Schwäche unseres Systems die Abgehobenheit und Bürgerferne. Und ja, ich sehe immer wieder Leute am Werk, die Theorien entwickeln und ausprobieren und der Gesellschaft aufzwingen wollen. Wenn es mal wieder nicht klappt, haben „die Wähler das nicht verstanden“ – als gäbe es eine armseligere Reaktion als eine derartige Selbsttäuschung darauf, dass man selbst den Wähler oder die Bürger nicht verstanden hat.
Eine hohe Intelligenz ist für mich wie ein hochwertiger, gut sortierter Werkzeugkasten – nützt nichts, wenn man dann zwei linke Hände mit je sechs Daumen dran hat.
Der natürliche Zustand jedes politischen Systems ist die Stasis. Jede Veränderung innerhalb eines politischen Systems ist anstrengend. Wer auch immer den Status Quo behalten will hat es immer leichter als der, der ihn ändern möchte.
Da stimme ich Dir zu, selbst wenn Du unterschwellig Veränderung mit Verbesserung gleichsetzt, was weiß Gott nicht immer der Fall ist.
Dazu brauche ich keine hinter den Kulissen Einfluss ausübenden „Sozialingenieure“.
Wie gesagt, ich hadere mit dem Begriff, und nehme die gemeinte Funktion: Für die Zeitumstellung brauchst Du die natürlich nicht. Aber (nur eines von vielen Beispielen) bei der Gestaltung der Energiewende kann man deren Wirken (als eine von mehreren Komponenten) erkennen.
Zu 11) Wer radikalisiert, verliert
Fridays For Future kann mit seinen Anliegen nur mit, nicht gegen die Grünen erfolgreich sein.
…
Wenden sich die KlimaaktivistInnen vorrangig gegen die Grünen, werden Parteien siegen, deren Politik mit Sicherheit noch schlimmer ist als die grüne Konsenssoße.
Zustimmung!
PS: Rate, welches Wort mir am besten gefallen hat? 🙂
1) Ja, es geht deutlich darüber hinaus, keine Frage. Aber da werden wirklich Leute gecancelt. Deswegen sage ich ja, dass der Begriff so blödsinnig ist.
2) Sicherlich, aber ich denke es gibt mehr Überlappungen zwischen liberal und progressiv als konservativ und progressiv, deswegen habe ich es hervorgehoben. Hätte ich das nicht, hätte mir zu Recht jemand vorgeworfen, es wäre zu Wischi-Waschi und alles in einen Topf geworfen.
10) Ich kritisiere gar nicht die Idee, dass oft BürgerInnenferne regieren würde, sondern dass die „Sozialingenieure“ der Machtfaktor sind, der eine spätere Revision verhindert.
Völlig korrekt, Veränderung =/ Verbesserung. Wollte ich tatsächlich so auch nicht sagen. Die AfD will das System ja auch verändern. Oder Trump. Das Scheitern der Populisten belegt ja gerade die These: Änderung ist schwer.
Was meinst du bei der Klimawende genau?
11) KlimaaktivistInnen?
@ Stefan Sasse 2. November 2020, 12:46
zu 10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!
… sondern dass die „Sozialingenieure“ der Machtfaktor sind, der eine spätere Revision verhindert.
das sind für mich zwei paar Schuhe. Ja, ich glaube, dass es so etwas wie „Sozialingenieure“ gibt (hat man die vielleicht früher ThinkTank genannt), die sich in großem Stil Konzepte ausdenken, die nicht gut bis überhaupt nicht funktionieren. Für solch eine Kopfgeburt halte ich das EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz).
Das ist für mich nicht automatisch identisch mit irreversibel; die Unumkehrbarkeit kommt in der Regel daher, dass man nicht vernünftig neu machen möchte (vermutlich, um das Gesicht nicht zu verlieren), sondern herumdoktert, um zu retten, was nicht zu retten ist. Man schraubt hier eine Ergänzung und da eine Einschränkung an, um es in Richtung der einst geplanten Intention zu modifizieren, dann kommen Lobbyisten und Interessengruppen, also modifiziert man weiter, und irgendwann traut sich da so richtig keiner mehr ran.
zu 11) Wer radikalisiert, verliert
KlimaaktivistInnen?
Nur so. Ein offenbar missglückter Versuch von Humor.
Für PolitikerInnen würde ich diese Motivation sofort unterschreiben, aber die sind ja mit „Sozialingenieure“ nicht gemeint gewesen. Aber macht nichts, ich glaube wir hängen uns eh zu sehr an dem Wort auf.
Nach einer Woche, die vom islamistischen Terror geprägt war, mehrere Fundstücke zum Rechtsextremismus zu diskutieren – Kompliment. Ansonsten halte ich von Selbstgeißelungen nichts. Selbstkritik, Selbstreflektion und Positionsanpassungen sind eine persönliche Sache und vor allem keine für Häme.
2)
(..) aber ein weiterer blinder Fleck vieler Linker ist es, über all die Konflikte, die wir mit den Liberalen über ihre Haltungen zu vielen bestimmenden Themen unserer Zeit – Stichworte Soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, etc. – haben, die Gemeinsamkeiten zu vergessen.
Liberale wie ich ignorieren keineswegs die Probleme soziale Gerechtigkeit (wenn dieser Begriff schon sein muss) und Klimawandel. Nur streiten sie für andere Lösungswege, welche die Freiheit und das Individuum in den Mittelpunkt aller Betrachtungen rückt. Das ist der fundamentale Dissens.
4) Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen
Die Rechtspopulisten in Ungarn wie Polen haben deutlich die Mehrheit ihrer Bürger auf ihrer Seite. Mit dieser Mehrheit schränken sie die einem Rechtsstaat immanente Rechte von Minderheiten ein und verletzen damit eben diese rechtsstaatlichen Grundsätze.
Linkspopulisten wie in Berlin tun genau das Gleiche. Mit dem Mehrheitswillen im Rücken brechen sie verfassungsrechtliche Normen. Das ist keine Grenzwanderung, die Berliner rot-rot-grüne Regierung weiß um die Prinzipienbrüche, sieht aber ein größeres Ziel.
Es ist das Prinzip, das zu schützen ist. Überall und gegen jedermann. Dies gilt übrigens auch in Zeiten der Corona-Pandemie.
7) „Ich sehe partielle Blindheit bis hin zu Staatsversagen“ (Interview mit Wilhelm Heitmeyer)
Frühere Studien (z.B. in NRW) haben gezeigt, dass junge Menschen, wenn sie den Polizeidienst aufnehmen, nicht rassistischer oder extremistischer eingestellt sind als die Bevölkerung, aus der sie kommen. Wenn Leute wie Du zu der Ansicht kommen, rechtsextremistische Umtriebe seien bei den Sicherheitsbehörden weiter verbreitet, dann ist es nur logisch, die Arbeitsbedingungen zu untersuchen, die eventuell zu rechtsextremistischen Ansichten führen.
Mit Deinen hier präsentieren Ansichten zu Genderstreaming, geschlechtlicher Gleichberechtigung bis hin zur Sprache und Rassismus bildest Du mit Sicherheit auch nicht den Querschnitt der Bevölkerung. Es sind Positionen, die anscheinend von Deinem Lehrerberuf geprägt sind. Eine ganzheitliche Analyse würde naheliegender Weise verlangen zu untersuchen, warum in Deinem Milieu solche Minderheitenpositionen verbreitet sind. Fair ist fair.
10) Macht Schluss mit dem Menschenversuch!
Die Zeitumstellung hat eindeutig Vorteile. Genau deswegen tut man sich so schwer, sie wieder abzuschaffen.
11) Wer radikalisiert, verliert
Bei den (illegalen) Protesten ist ein Mensch ums Leben gekommen. Ob Fridays For Future dies bedauert hat, ist mir unbekannt.
Und Häme liegt dir ja fern.
2) Was genau meine Aussage ist, aber du bist viel zu sehr in deinem ideologischen Käfig gefangen, um das zu sehen.
4) Du hast echt den Schuss nicht gehört, R2G in Berlin mit Orban und Kaczinsky gleichzusetzen, oder?
7) Ich will ja auch gar keinen Querschnitt der Bevölkerung vertreten. Und ich habe hier schon öfter geschrieben, dass LehrerInnen mit Sicherheit im Schnitt deutlich linker sind als die Bevölkerung. Aber auch das überliest du halt in deinem ideologischen Furor gerne.
10) Wenn du meinst.
Vor Jahren habe ich hier einen Kommentator gefragt, ob er seine Position in einer Sache geändert habe. Er bejahte das mit einigen Worten. Genauso wie bei der Geschichte kann ich mich nicht erinnern, je Honig aus Positionsveränderung gezogen zu haben. Ich diskutiere allein über den politischen Standpunkt, den jemand heute aufgrund welcher Argumente hat, nicht, was jemand im Babyalter vertreten hat.
2) Danke der Klarstellung
4) Ich habe die Verhaltensstrukturen beschrieben. Wenn Rote und Grüne in Berlin sagen, die Verfassungslage sei ihnen egal – wo ist dann eigentlich der materielle Unterschied?
10) Ist es nicht das, was man in einer solchen Situation als erstes erwarten müsste? Jemand tut etwas Unerlaubtes, wodurch ein Mensch zu Tode kommt. Ist Bedauern nicht die erste und übergeordnete Reaktion?
Hab ich dir doch auch nicht vorgeworfen?!
4) Wo der materielle Unterschied ist? In Polen und Ungarn ist der Rechtsstaat abgeschafft worden. Gerichte sind mit Parteigängern besetzt. Das Bildungssystem wird umgestellt, um Propaganda zu lehren. Politisch missliebige Personen werden wirtschaftlich vernichtet. Wenn das kein materieller Unterschied ist, dann kann ich dir echt nicht helfen.
10) Die Zeitumstellung hat jemanden umgebracht?
Ich bezog mich auf die Häme.
4) Der Unterschied liegt in den Auswirkungen, nicht im Ansatz und nicht in den Prinzipien. Und nur diesbezüglich habe ich kommentiert.
10) Oh, ich meinte die FFF-Reaktion oder Nicht-Reaktion. Sorry.
Ich hab keine Ahnung worum es da geht, deswegen kann ich dazu nichts sagen.
zu 9)
Na ja, das Kammerwesen; übrigens ein Dauerbrenner bei so genannten Liberalen, die sind mal dafür sind und mal dagegen, je nachdem wie’s passt.
Bei den einschlägigen Funktionären der Ärztekammern handelt es sich i.d.R. um Feld- ,Wald- und Wiesen-Ärzte, die Funktionärstätigkeiten interessanter finden als die ärztliche Berufsausübung, unter Ärzten vielfach auch „Fachärzte für Schriftverkehr“ genannt.
Ein ähnlicher Onkel Doktor ist auch einer von Reinhardts Vorgängern, Montgomery, der auch ständig den Medien rumtalkt, gerne mit politischen Einschlag (diesbezüglich aber eher links) und der sich in dieser Frage einst ähnlich geäußert hat um später zurückzurudern.
Montgomery in einem Interview mit dem Deutschlandfunk:
„Ich habe hier auch einen Irrtum selber, einen wissenschaftlichen Irrtum in der Vergangenheit begangen, indem ich gesagt habe, Masken sind Unsinn. Wir wissen heute wissenschaftlich, dass Masken jeder Form von einfachem Schutz hilft, zwar nicht zu 100 Prozent, aber doch eine ganze Menge hilft.“
zu 10)
Wie gut, dass es noch echte Aufreger gibt, wir würden sonst vor Langeweile sterben.
Zitat Stefan Sasse:
„Die leben auch alle nicht mehr; der Mist wurde als Kriegsmaßnahme 1916 eingeführt! “
Ich verwahre mich gegen MIST 👿 Ich liebe die Sommerzeit, Jawoll.
Da sieht man übrigens en passant mal wieder, wie gut wir Teutschen doch so sind. Unverzüglich danach wurde das allenthalben, namentlich bei den unmittelbaren Kriegsgegnern, also „Feinden“, übernommen , was sich allerdings nur auf die „flächendeckende“ Anwendung bezieht. Nachgedacht wurde darüber schon seit Menschengedenken.
Bei den exzentrischen Briten sah der ursprüngliche Vorschlag vor, um 80 Minuten zu „schieben“, und zwar mit dynamisch-gleitenden Übergang, an jedem Sonntag im April um je 20 Minuten vor und an vier Sonntagen am Ende (September) wieder entsprechend zurück; genial ! ; indes wurde diese etwas komplexe Idee dann leider doch vereinfacht 🙁
https://en.wikipedia.org/wiki/William_Willett
Der Typ war von diesem Thema geradezu besessen und wollte ausgerechnet haben, was man da so an Beleuchtung ganz genau einspart. Solche leidenschaftlichen, einsamen Kämpfer vermisst man in den heutigen post-heroischen Zeiten. Wie so viele große Geister hat er indes die Verwirklichung seiner Idee nicht mehr erlebt; tragisch.
Früher gab’s überhaupt keine Standard-Zeit. Erst das individualfeindlich-sozialistische Massenverkehrsmittel Eisenbahn hat das erzwungen. Ich fordere freie Zeit für freie Bürger und auch in dieser Sache die Befreiung von der Merkel-Diktatur. Ich würde das so machen wie im alten Rom, wo die (zugegeben: äußerst groben und mehr oder weniger falsch anzeigenden) Wasseruhren auf einen 12-Stunden-Rhythmus in Abhängigkeit von der Länge der Helligkeitsphase eingestellt wurden, also kontinuierlich-dynamisch.
https://www.jstor.org/stable/3288163?eq=1#metadata_info_tab_contents
Man sieht, die ganz großen Fragen der Menschheit sind sehr, sehr alt und werden NIE so gelöst , dass alle ein für alle Male zufrieden sind.
Und soll ich deswegen die Hände in die Luft werfen und sagen „Bleibt halt alles beim Alten!“?
Die Sommerzeit is ja nicht alt. Die Nichtsommerzeit (gültig beim Adenauer, Erhard und Kiesinger^) ist relativ zur Sommerzeit älter, die Sommerzeit (angedacht von der Regierung Brandt, eingeführt beim Schmidt, gemeinsam mit der DDR) also progressiv, die Nichtsommerzeit reaktionär, oder ?
Es ist einfach angenehm, wenn die noch noch hellen Abende scheinbar länger sind. Wer steht schon morgens um vier auf und merkt, dass es noch dunkel ist? Über die Sommerzeit als ständige Standard-Zeit würde ich auch mit mir reden lassen^.
„Über die Sommerzeit als ständige Standard-Zeit würde ich auch mit mir reden lassen“
Dann bliebe es im Winter morgens sehr lange dunkel. Das ist wirklich kein Spaß.
Kann man hier in Skandinavien gut erleben. Da leiden viele drunter.
Oder etwas abgemildert auch im Winter im Osten Frankreichs.
2) Ganz ehrlich, ich habe immer noch nicht ganz verstanden, worin die fallacy hier eigentlich besteht und halte das deswegen nachwie vor hauptsächlich für eine Strohmann-Debatte. Der Islamismus ist auch keine „globalistische (???) Idee die Nativisten und Identitären Recht gibt“, sondern selbst faschistoid, nativistisch und vor allem identitär..?
Gibt es tatsächlich linke oder links-liberale die mit ISIS oder al-Qaida Flaggen durch die Gegend laufen oder einen Personenkult um Osama bin-Laden aufbauen? Um was genau geht es?
Ichhabe eher den Eindruck, dass es sogar z.B. am ehesten linke sind, die beispielweise den Krieg im Jemen als Terror der islamistischen al-Saud Clique qualifizieren.
Führt denn das rechte Lager einen Kampf gegen Islamismus..? Oder gegen „den Islam“ bis sogar gegen Muslime? Ist es nicht das, was wir normalerweise diskutieren?
„Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle atmete ich auf, als klar wurde, dass der Täter ein Rechtsextremer war und kein Moslem“
Ja, und so werde ich auch weiter reagieren, zusätzlich zum Schock und entsetzen über die anti-semitische Tat! Warum? Wer ist denn selbst völlig unschuldig, muss aber nach einem Attentat eines Rechtsradikalen um Leib und Leben fürchten? Nach einem Attentat eines Muslimen bekommen jedesmal Klassenkameraden, ehemalige Auszubildende und Arbeitskollegen Drohungen, werden schief angeschaut, müssen mit Übergriffen sogar Morddrohungen richten – kopftuchtragende Frauen sogar mit Vergewaltigungsdrohungen, von Leuten die angeblich zu deren Schutz den Islam ablehnen…
Um diese Menschen geht es. Und die von Dir im letzten Artikel genannrten Probleme wären allesamt miterschlagen, würdenwir als Gesellschaft tatsächlich mal den Kampf gegen Sexismus, patriarchale Strukturen, toxische Maskulinität, LGBTQIA Feindlichkeit etc. ernst nehmen und konsequent bekämpfen. Und türkischer Nationalismus ist natürlich auch ein Problem, wie jeder Nationalismus. Aber auch hier, welchrr linke ist denn ein Freund von Erdogan oder schwänkt die türkische Flagge oder träumt von Grossanatolien? Das hatte Louis Gohmert wortwörtlich Obama vorgeworfen! Tatsächlich wares dann die Trump Regierung / Michael Flinn, der Fehtullah Gülen entführen und andie Türkei ausliefern wollte. Gut, Gülen ist selbst Islamist, wurde aber auch nicht von einer linken Regierung hoffiert… Die CIA als Keimzelle der linken..?
Hier ist es auch wieder eher die linke die Erdogan nicht nur als Faschist bezeichnet, sondern ihm konkret auch die Unterstützung von ISIS vorwirft – ISIS eine faschistische Bande, im Gegensatz zur nun zerstörten kurdischen Demokratie in Nord-Syrien…
zu 11
Lässt sich ja in Baden Württemberg beobachten wo ja mit der „Klimaliste“ eine Art „the real Greens“ Bewegung entstanden ist und natürlich bei den Grünen Besorgnis wecken. Das wäre ja schon eine echte Lachnummer, wenn radikale Grüne, die einzig Grün-geführte Landesregierung stürzen würden.
Ich halte Aktivisten wie Fridays for Future für die Durchsetzung der Klimaziele für wichtig. Die Politik braucht diese Aktivisten als ständigen Stachel im Fleisch um beim Thema Klimawandel voranzukommen. In diesem Sinne sollte sich FFF begreifen – als Antreiber, Mahner, Trommler. Die Frage ist immer, wie Radikal ist die Führung der Aktivisten – kann man Kompromisse zulassen, ohne das eigene Gesicht zu verlieren. Leider erweckt die FFF Bewegung häufig eine Kompromisslosigkeit und überzieht – die Politik sollte sich aber auch anstrengen FFF einige Teilerfolge zu gönnen, ansonsten zerplittert die Klima-Freund Front und am Ende lachen die Bewahrer…
Hm…ist das nicht eines der Kernprobleme, dass die Politik so tut, als wären Naturgesetze nur ein weiterer Faktor ist, bei dem man Kompromisse finden kann, quasi Verhandlungsmasse.
Exakt.
11) Die Grünen sind halt derart arriviert, dass sie einen Antreiber von außen brauchen, der sie zum jagen trägt. [bereits in den 90ern kursierte das böse Wort, dass sie eher 10 Atomkraftwerke bauen und in Russland einmarschieren würden als ihre Dienstwagen aufzugeben] Ein Positivbeispiel wäre die ÖDP, die z.B. das bayrische Volksbegehren Artenvielfalt angeleiert hat.
zu 11)
Aber würden nach der Logik die Grünen gar nicht existieren – die Aktivisten haben ja nur die CDU stark gemacht anstatt die SPD zu stärken? Die FDP auch nicht, das macht ja nur die Sozen stark, statt die CDU zu stärken? Die LINKE sowieso nicht usw.
Heutebsind die Grünen dabei die zweitstärkste Partei zu werden. Die Republicans haben sich sogar von linksradikal / anti-Establishment zu ernstzunehmender mitte-links Partei, zu mitte-rechts zu rechtsradikal entwickelt. Die „ernstzunehmenden“ Whigs sind von der Landkarte verschwunden…
2) Wermutstropfen in dieser Einigkeit: „Die europäische Linke muss ihren naiven Antiimperialismus ebenso ablegen[…]“ verkennt, dass es genau die Imperialismen (Kolonialismus, Sowjetimperialismus und Neokolonialismus) waren, die den modernen Islamismus befördert haben und immer noch befördern.
7) Der Designfehler der Seehofer-Studie ist, dass sie von Sicherheitsbehörden selbst durchgeführt wird. Da ist a-priori gesichert, dass ein hohes Maß an Selbst-Opferinszenierung stattfinden wird ( ähnlich wie beim G20-Gipfel) und das wichtige Thema Polizeigewalt und Vertuschung unter ferner liefen laufen wird.
9) Meinst du mit Trennlinie zur Politik sowas : „Christian Drosten Virologe erklärt Corona-Maßnahmen mit Vermeiden der Triage“ oder sowas: „Drosten im Corona-Podcast: Ein kurzer „Lockdown“ wäre eine gute Idee“ ? Der Mann betreibt genauso seine (regierungsnahe) Politik wie andere die ihre.
10) Die Verbindung Zeitumstellung zur Kriegswirtschaft ist tatsächlich interessant: Diese wurde nicht nur 1916 eingeführt, sondern auch später wieder 1940. UK hatte im 2. Weltkrieg sogar eine doppelte Sommerzeit (mit 2 Stunden Unterschied zwischen Juli und Dezember)
unrelated) Kluger Artikel, der mir aus der Seele spricht:
https://www.rnd.de/wissen/nazi-oder-gutmensch-und-nichts-dazwischen-warum-das-schwarz-weiss-denken-zunimmt-5ARQ63PGNVDHDN3B3EPKUNEF5E.html
2) Den naiven Anti-Imperialismus sollte sie trotzdem ablegen.
7) Ah, das ging mir bisher raus. Ist das sicher?
7) Mein Stand ist 20.10. : https://www.merkur.de/politik/seehofer-gibt-widerstand-gegen-polizeistudie-auf-zr-90074698.html
Wichtiger Abschnitt: „Die Gewerkschaft hatte für eine «Untersuchung des Polizeialltags» plädiert – um Belastungen zu dokumentieren. Aber auch um herausfinden, warum sich mitunter «Vorurteile gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen» bei einzelnen Beamten verfestigten, und was man dagegen tun kann. Seehofer hat jetzt angekündigt, GdP-Vize Jörg Radek werde einem Beirat angehören, der die nun geplante Untersuchung begleiten solle.“
Ach fuck man, den Typ kannste echt nicht mal zehn Sekunden lang dein Eis halten lassen…