Dies ist eine Serie über die Geschichte der Europäischen Union, ihr politisches System und die Frage, wie demokratisch sie eigentlich ist. Teil 1 befindet sich hier.
Nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft verlegten sich die westeuropäischen Länder darauf, erst einmal bei der wirtschaftlichen Einigung weiter voranzuschreiten – ein Projekt, das sich mit der EGKS bereits äußerst erfolgreich angelassen hatte. Die EGKS hatte zwar als deutsch-französisches Programm begonnen, aber immer die Beitrittsperspektive der anderen europäischen Marktwirtschaften und Demokratien im Auge gehabt.
Die waren damals überschaubar: die drei Benelux-Staaten, Italien und Großbritannien sowie den skandinavischen Ländern. Spanien, Portugal und Griechenland waren brutale Militärdiktaturen, mit denen man zwar militärisch in der NATO kooperierte und von denen man Gastarbeiter anwarb, die aber sonst für das Projekt keine Rolle spielten. Dänemark, Großbritannien und Norwegen hatten ihre eigenen Vorbehalte gegen eine Mitgliedschaft in der neuen Wirtschaftsgemeinschaft und assoziierten sich lieber im Rahmen des Freihandels. Und Schweden und Finnland hatten, wie auch Österreich, eine Neutralitätsverpflichtung gegenüber der Sowjetunion und blieben daher bündnisfrei, während die Schweiz traditionell ihre Neutralität wahrte.
Recht schnell fand sich daher in Vorgesprächen 1955 eine Einigung der sechs Gründungsmitglieder EWG, eine solche zu schaffen. Bereits damals war der weitere Weg der europäischen Integration umstritten. In Deutschland etwa teilte sich die Regierung in das Lager der Institutionalisten, die eine Hohe Behörde zur zentralen Regelung des Handels einrichten wollten (quasi eine Art Super-EGKS) und die Funktionalisten, die eher der freien Macht des Marktes vertrauten, wenn man sie nur von ihren staatlichen Fesseln löse. Am Ende stand, wie so häufig, ein Kompromiss.
Die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1957 in Rom sah vor, Kontingentbeschränkungen – also Höchstmengen handelbarer Güter – zwischen den EWG-Mitgliedstaaten abzuschaffen, interne Zollschranken zu beseitigen und eine gemeinsame Außenhandelspolitik zu fahren, indem ein einheitlicher Außenzoll erhoben wurde. Zudem wurde die Freiheit von Menschen, Waren und Kapital gewährleistet – die grundsätzlichen Freiheiten, die die europäische Integration ausmachen und die vor allem mit Gründung der Europäischen Union zentral in den Fokus rücken sollten.
Doch die EWG war nicht die einzige Gemeinschaft, die 1957 in Rom gegründet wurde. Gleichzeitig gründete man auch die europäische Atombehörde, EURATOM, in der Erwartung, dass die Nuklearenergie die Schlüsseltechnologie des 20. Jahrhunderts werden würde. Unter Aufsicht der EURATOM fand in den kommenden Jahrzehnten ein beispielloser, von gigantischen Subventionen betriebener Ausbau der Nuklearenergie statt – eine technologische Sackgasse, an der noch viele Nachfolgegenerationen zu knapsen haben werden.
Am bedeutendsten für den weiteren Fortgang der europäischen Integration aber ist das dritte große Abkommen der römischen Verträge, das „Abkommen über gemeinsame Organe der europäischen Gemeinschaften“. Denn aktuell existierten nun mit EWG, EGKS und EURATOM bereits drei voneinander reichlich unabhängige Verbünde, die jeweils offen für Beitritte anderer europäischer Nationen und Assoziierungen derselben waren (Griechenland etwa assoziierte sich 1961 mit der Europäischen Gemeinschaft).
Das Abkommen über gemeinsame Organe sah daher vor, die einzelnen Verbünde zusammenzuschließen und eine „Europäische Gemeinschaft“ zu gründen und dadurch den Plural der „Gemeinschaften“ quasi überflüssig zu machen. Hierzu waren ein gemeinsames Parlament, ein Gerichtshof und ein Wirtschafts- und Sozialausschuss einzurichten.
Aufmerksame LeserInnen dürften sich jetzt am Kopf kratzen. Wurde ein europäischer Gerichtshof nicht bereits 1947 eingerichtet? Aber ja. Aber dabei handelt es sich um den Gerichtshof des Europäischen Rats, der 1946 gegründet worden war, mit dem Ziel, die Werte Europas zu verteidigen. Wir kennen diesen Gerichtshof als den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), während die neu gegründete Institution der Europäische Gerichtshof (EuGH) ist, der zuletzt mit dem „ultra vires“-Urteil zur EZB für Aufregung sorgte.
Verwirrt? Das ist noch nichts gegen das, was folgen wird. Daher noch einmal zur Klarstellung. Es existiert der Europäische Rat, eine lose Ansammlung europäischer Staaten zur Garantie der Menschenrechte. Dann existiert die Westeuropäische Union, ein ursprünglich gegen Deutschland, nun gegen die Sowjetunion gerichtetes Militärbündnis der westeuropäischen Staaten, dem auch Deutschland beitreten würde und das 2011 abgewickelt wurde. Die römischen Verträge gründeten die zudem die Europäischen Gemeinschaften (man beachte den Plural), in denen die EGKS, die EWG und die EURATOM sowie der EuGH und der gemeinsame Ausschuss sowie das zu gründende Parlament vertreten waren.
Kenner der Materie werden jetzt darauf verweisen, dass ein europäisches Parlament ja bereits seit 1952 existierte. Als „Gemeinsame Versammlung“ nahm es Kontrollfunktionen innerhalb der EGKS wahr, ohne aber allzuviele Merkmale eines Parlaments zu besitzen. Man orientierte sich dabei an der 1949 gegründeten Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Die Gemeinsame Versammlung, deren Mitgliederzahl angesichts der Römischen Verträge vervielfacht wurde und die nun für alle Europäischen Gemeinschaften (Plural) zuständig war, gab sich den Namen „Europäisches Parlament“, was die Mitgliedsstaaten als Anmaßung empfanden und erst 1986 (!) offiziell anerkannten. Von Beginn an musste das EP sich also seine Mitwirkungsrechte hart erkämpfen und eigene Präzedenzfälle schaffen.
Wenn also jemand hofft, in eine frühere, unkompliziertere Zeit der Europäischen Gemeinschaft zurückgehen zu können, sollte diese Person spätestens jetzt enttäuscht sein. Oh, übrigens, im englischen und skandinavischen Sprachraum werden die Europäischen Gemeinschaften (Plural) als „common market“ bezeichnet, weil warum auch eine einheitliche Terminologie verwenden. Nur falls sich jemand fragt, was es damit auf sich hat.
Vive la France
1958 war jedoch nicht nur wegen der Selbsternennung der Gemeinsamen Versammlung in „Europäisches Parlament“ ein wichtiges Datum, sondern wegen der schweren Krise der Vierten Republik in Frankreich. Diese zerbrach 1958 an allerlei innen- und außenpolitischen Gründen (unter anderem die Entwicklungen in Vietnam und Algerien, aber sicherlich nicht nur), und die fünfte Republik wurde von und unter ihrem ersten Präsidenten Charles de Gaulles aus der Traufe gehoben.
Damit begann ein fundamentaler Kurswechsel in den Europäischen Gemeinschaften (Plural). Der eigentliche Auftrag, sich binnen kurzer Frist in eine Europäische Gemeinschaft (EG) zu verwandeln, war plötzlich hinfällig. Die Franzosen stellten sich quer. Es sollte daher bis 1993 (!) dauern, ehe die Europäischen Gemeinschaften offiziell zur Europäischen Gemeinschaft verschmolzen, was angesichts der Gründung der Europäischen Union 1995 eigentlich nur noch als Schildbürgerstreich gesehen werden kann. Glücklicherweise focht die französische Haltung weder PolitikerInnen noch JournalistInnen noch BürgerInnen an, die munter den Singular zu verwenden begannen. Wir werden es im Folgenden gleich halten und von der Europäischen Gemeinschaft (EG) reden, und nur in Ausnahmefällen die Einzel-Gemeinschaften benennen.
Noch 1957 konnte Frankreich in den Verhandlungen der Römischen Verträge einen Triumph feiern: Als Preis für die weitgehende Aufhebung von Zöllen und Kontingentbegrenzungen, die die aufstrebende Exportnation Deutschland begünstigen würden, handelte Frankreich die praktisch nur es bevorzugunde Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) aus. Diese gigantische Umverteilungsmaschine beschäftigt die EU mit wahnwitzigen Folgen bis heute.
Doch zu Beginn der 1960er Jahre begann eine scharfe Kehrtwende in Frankreich. Noch 1961 machte das Land Vorschläge zu einer Europäischen Politischen Union (EPU), die eine Wiederbelebung der 1952-1954 gescheiterten EVP sowie eine vertiefte Integration auf allen Ebenen mit sich gebracht hätte – quasi das politische Gegenstück zur EWG. Doch bevor die Deutschen es ablehnen konnten – und gerade Ludwig Erhard wehrte sich verbissen, während Adenauer etwas aufgeschlossener war – schob de Gaulle 1962 eine überarbeitete Version nach, die praktisch nichts mehr mit dem ersten Entwurf gemein hatte und mit einer Art Rückabwicklung der Gemeinschaften hausierte; gleichzeitig sollten bilaterale Abkommen gestärkt werden. Ein Artefakt dieser Zeit ist denn auch der 1963 geschlossene und eher irrelevant gebliebene Elysée-Vertrag.
Gleichzeitig stand zu dieser Zeit die bereits seit der Genese in den frühen 1950er Jahren geplante Erweiterung der EG in Richtung Großbritannien, Irland und Skandinavien an. Mit allen Kandidaten wurden Beitrittsgespräche geführt, der Beitritt schien 1963 nur noch eine Formsache zu sein. Da platzte Charles de Gaulle mit einem Veto Frankreichs die Party: Großbritannien durfte nach dem Willen Paris‘ nicht der EG beitreten. Ohne den Inselstaat allerdings wollten auch Dänemark und Irland nicht mitmachen, fürchteten sie doch, zwischen den mächtigen Interessen Deutschlands und Frankreichs zerrieben zu werden. Auch Norwegen hielt sich zurück.
Doch die größte Krise erlebte die junge EG zwischen 1965 und 1966 über die „Politik des leeren Stuhls“ über, wie sollte es anders sein, die gemeinsame Agrarpolitik. Diese war erst einige Jahre alt, aber die gewaltigen Kosten sorgten bereits für Verstimmungen. Deswegen sollte, beginnend 1966, ein geändertes System eingeführt werden. Zum einen würden die Außenzölle voll zur Finanzierung herangezogen werden, zum anderen aber das Europäische Parlament Mitbestimmungsrechte im EU-Haushalt (und damit der GAP) erhalten und, das war entscheidend, die Konsensfindung im Ministerrat vom Einstimmigkeitsprinzip auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit umgestellt. Da Frankreich aber nicht über ein Drittel der Stimmen verfügte, würde es Beschlüsse der anderen fünf Länder nicht wie bisher blockieren können. De Gaulle zog daher die französischen Vertreter aus den EG-Institutionen ab, die immer noch nach dem Einstimmigkeitsprinzip funktionierten. Damit war die EG de facto gelähmt und handlungsunfähig.
Die Krise wurde zwar 1966 im Luxemburger Kompromiss beigelegt. Jedoch setzte dieser einen folgenschweren Präzedenzfall. Zwar wurde die Mehrheit für Beschlüsse nicht angetastet und die EG entsprechend reformiert. Aber gleichzeitig wurde ein Beschluss hinzugefügt, dass in Kernfragen nationalen Interesses ein Staat „nicht ohne Weiteres“ überstimmt werden dürfe und mit dem Ziel der Einstimmigkeit weiter verhandelt werden müsse. Diese Entscheidungsstruktur würde die EG und später EU, gerade aufgrund der wachsenden Mitgliederzahl, immer wieder lähmen und bestimmte auch alle weiteren Vertragsreformen, wie wir noch sehen werden.
Der Luxemburger Kompromiss änderte gleichwohl wenig an de Gaulles ablehnender Haltung zu Großbritanniens Beitritt; auch ein weiteres Eintrittsgesuch des Inselstaats wurde 1968 mit einem Veto verhindert. Erst de Gaulles Rücktritt 1968 – zufälligerweise auch das Jahr der Vollendung des Binnenmarktes und der Europäischen Gemeinschaften – machte den Weg in diese Richtung frei.
Zwar waren auf dem Weg dorthin noch diverse Hindernisse auszuräumen. So mussten die Tories in Großbritannien den Widerstand Labours (!) zum Eintritt überwinden; auch in Dänemark und Norwegen gab es erbitterte innenpolitische Streitigkeiten über die Frage des Beitritts. Norwegen griff zum Instrument des Referendums, um den Konflikt aufzulösen; wie in einem weiteren Anlauf 1994 beschied eine knappe Mehrheit der Norweger aber abschlägig. Bis heute ist das Land daher nicht Mitglied. Dänemark, Großbritannien und Irland traten daher in einer ersten Erweiterungsrunde 1973 der EG bei, die damit neun Mitglieder hatte – und mit Irland auch zum ersten Mal ein Land, das nach den Standards der anderen Mitglieder als deutlich unterentwickelt gelten musste.
Für Jüngere sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass das Europäische „Parlament“ zu dieser Zeit noch nicht gewählt wurde, sondern aus Abgesandten der nationalen Parlamente bestand.
Bemerkenswert die Haltung De Gaulles, wenn man bedenkt, was er und Frankreich den Briten verdankt. Stammt eigentlich sein „Europa der Vaterländer noch aus der Zeit oder war das später?
In den Brexit-Debatten im britischen Unterhaus fiel oft der Begriff „Single Market“. Damit ist aber wahrscheinlich der EU-Binnenmarkt gemeint, nicht der von Dir erwähnte „Common Market“?
Ich hab das in Teil 3 explizit erwähnt, wenn es zur ersten Direktwahl kommt.
De Gaulle ist ein bisschen wie Churchill. Völlig aus der Zeit gefallen. Das Zitat – keine Ahnung, aber ich glaube, das stammt aus der Zeit.
Ich nehme an, aber die britische Terminologie ist sehr merkwürdig. Vielleicht stoße ich ja bei späteren Recherchen noch drauf.
@ Stefan Sasse
’n bisschen speziell, aber in diesem Zusammenhang (Churchill/De Gaulle) vielleicht doch nicht ganz unwichtig: Lt. dem Doku-Spielilm, das gestern bei phoenix (?) lief, hat Churchill die militärische Lage nach dem Einfall der Deutschen völlig falsch eingeschätzt. Ist das historisch gesichert?
De facto hat JEDER die militärische Lage falsch eingeschätzt, inklusive und ganz besonders der Deutschen ^^
Also so ein militärisches Genie war Churchill nun auch nicht, hat er nicht hauptsächlich das Gallipoli-Desaster des 1. Weltkriegs verursacht? Ich meine, da waren die militärischen Einschätzungen auch nicht besser von allen Seiten^^
@Citizen
Es gibt von Sebastian Haffner eine großartige Churchill-Biographie. Die ist schon älter, war glaube ich eines von Haffners früheren Werken, sollte also nicht kritiklos gelesen werden, aber es macht unheimlich Spaß sie zu lesen 😉
Danke für den Tip.
Um Gottes Willen nein, und wie alle „großen Staatsmänner“ meinte er oft genug (mit desaströsen Folgen) den Militärs reinpfuschen zu müssen.
Ja, ich würde bei Haffner, so sehr ich ihn liebe, vorsichtig sein.
„Datum der Erstveröffentlichung: 1967“
Ja. Etwas angestaubt. So ein bisschen. *lol*
Es ist trotzdem ein grandioses Buch, aber die Interpretation sollte man nicht 1:1 übernehmen. 🙂
Zitat CitizenK:
„Bemerkenswert die Haltung De Gaulles, wenn man bedenkt, was er und Frankreich den Briten verdankt.“
Nun ja, er bekam da nichts geschenkt, wurde von Churchill eher als Störfaktor empfunden, obwohl das Verhältnis zwar wechselhaft, aber noch einigermaßen gesittet war, anders als bezüglich Roosevelt, der nach der Landung in Nordafrika mit “ Vichy“, bzw. mit dem, was in Nordafrika davon noch übrig war, zusammenzuarbeiten beliebte. Das hat De Gaulle nicht unbedingt begeistert, das Verhältnis war dementsprechend zerrüttet.
Dass Frankreich in der Nachkriegszeit nicht so behandelt wurde wie Deutschland, also keinen alliierten Kontrollrat oder dergleichen bekam, sondern dass vielmehr Frankreich sich sogar selbst in den Kreis der alliierten Siegermächte hereinmogeln konnte, ist De Gaulles Verdienst. Das erklärt natürlich viel bezüglich seiner Positionen im weiteren Verlauf der Nachkriegszeit. Gedankt wird in politicis eh nicht, in der Regel gibt’s dafür auch keinen Grund.
Ja, ich denke das kommt hin. Davon abgesehen war Dünkirchen bei den Franzosen nicht eben als Triumph in Erinnerung. Und der Flottenvertrag von 1935 nicht als Sternstunde der Diplomatie, genausowenig wie München 1938.
Dünkirchen war ja nun auch eher ein Triumph der improvisierten Notevakuierung. Die war großartig, aber besonders triumphal war da natürlich eher nichts dran.
Ansonsten gebe ich Dennis insofern recht, de Gaulle hat für Frankreich schon eine extrem gute Position herausgeschlagen. Die waren in einer sehr merkwürdigen Halb-Position zwischen besetztem Land und mit Vichy Nazi-Verbündeter. De Gaulle und Churchill als Verhandlungspartner stelle ich mir auch eher schwierig vor. Und das waren ja nicht mal die einzigen.
Klar, aber aus Sicht der Franzosen war es ein Im-Stich-Lassen.
Weißt du, ob das heute noch eine Rolle spielt bzw auch in der späteren Nachkriegszeit?
Für UK ist das ja die totale Heldengeschichte und es war ja auch großartig improvisiert. Aber es war natürlich trotz allem eine Niederlage. Sie konnten ihre Armee retten und es gab auch keine andere Möglichkeit, aber so als Heldengeschichte ist es schon ungewöhnlich. Kann ich verstehen, dass die Franzosen davon nicht begeistert waren.
Ich erinnere daran, dass 2017 ein Nolan-Film darüber in die Kinos kam und in der britischen Innenpolitik permanent auf Dünkirchen verwiesen wird. ^^
Ihr meint – glaube ich – zwei unterschiedliche Filme :
Ariane – ‚In dunkelster Stunde‘ hervorragend gespielt (Gary Oldman als Churchill) aber massiver Personenkult
Stefan Sasse – ‚Dunkirk‘ imho. einer der besten „neuen“ Filme über WW2 (nimm ‚Saving Prvate Ryan‘ ohne das drübergekleisterte Pathos)
Der Film heißt „Die dunkelste Stunde“.
Saving Private Ryan hat einen ernsten Hintergrund und beruht auf Tatsachen, auch wenn die Figuren fiktiv sind. Wenn die Realität Pathos besitzt, nun gut.
Braucht’s manchmal auch.
Dunkelste Stunde fand ich fürchterliche Propaganda.
Und Dunkirk ist, höflich gesagt, auch nicht ohne Probleme in der Kategorie, aber der deutlich überlegene Film.
Beide waren klasse und nicht umsonst oskarnominiert.
Nun, ich mochte Darkest Hour ganz und gar nicht.
Davon abgesehen: Man muss auf die Kategorien schauen. War Oldmans Darstellung von Churchill gut? Sicherlich. War das Ding Propaganda? Sicherlich. Beide Faktoren können unabhängig voneinander wahr sein. Riefenstahl war ja auch visionäre Regisseurin.
Propaganda? Ist der Film historisch falsch? Ich denke nein. Er ist so, wie ich Geschichte gelernt habe.
Dass Du Churchill nicht als historische Figur schätzt, hast Du ja oft zum Ausdruck gebracht.
Was heißt „historisch falsch“?
Meine Haltung zu Churchill ist deutlich komplexer als du es hier darstellst. Als historische Figur schätzen…was heißt das? Churchill war ein brillanter Staatenlenker im Krieg. Er hielt die Nation und das Empire zusammen und ordnete alles dem Ziel unter, den Krieg zu gewinnen. Dazu arbeitete er mit innenpolitischen Gegnern zusammen und schloss Kompromisse mit einer furchtbaren Diktatur. Das Land blieb eine Demokratie. All das allein macht ihn zu einer der herausragendsten Figuren der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Aber er war eben auch ein Imperialist, Kriegstreiber und, vor allem, Kriegsverbrecher, der zehntausende, wenn nicht hunderttausende oder gar Millionen Zivilisten auf dem Gewissen hat – und ich rede von den Einwohnern des Empire, nicht von den Bombardierungen Deutschlands…
Leni Riefenstahls Arbeiten zu Olympia waren ja auch nicht faktisch falsch. Propaganda war es trotzdem.
Und visionär und talentiert war sie auch. Vermutlich bis heute die berühmteste weibliche Regisseurin überhaupt 🙁
Vermutlich. Wenngleich ihre Bedeutung überzeichnet wird und selbst schon wieder Propaganda ist. Da gibt’s ein brillantes Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=jJ1Qm1Z_D7w
Ich finde Deinen Artikel über Churchill nicht mehr. Meiner Erinnerung nach hast Du wenig Gewichtung vorgenommen und, wie jetzt in der Wiederholung, einige geschichtliche Übertreibungen.
Aber vielleicht gibst Du mir den Link nochmal bei.
Kann mich leider an keinen Artikel über Churchill erinnern. 🙁 Da müsstest selbst googeln.
Okay, wenn Du es nicht weißt. 🙂 Dann war ist doch in Deiner Serie „Vermischtes“. Sorry.
Vermutlich war es eine Seitendiskussion wie die jetzt auch 😀
@Sassestefan
Cool, danke für den Link. Ich hab mich in der Oberstufe ne Weile in Kunst mit der Nazi-Ästhetik beschäftigt. War ja plötzlich spannend, wenn man nicht mehr selber malen musste^^
Ist halt das Problem, dass es sonst keine bekannte Regisseurin gibt, die außerhalb von Insidern bekannt sind (wenn die nicht auch schauspielern wie Jolie)
Jane Fonda?
Ähm, bist du sicher, dass Fonda auch mal Regie geführt hat?
Sie ist Aktivistin und hat einen Bestseller und natürlich Schauspielerin. Aber ich meinte Regisseurinnen.
Ich weiß, dass The Hurt Locker von einer Frau kam, aber den Namen weiß ich nicht mehr. War imo der erste und einzige Regie-Oskar für eine Frau.
@Stefan Sasse:
Hier war deine Churchill-Einschätzung:
http://www.deliberationdaily.de/2019/03/churchill-wirbt-in-sachsen-um-die-stimmen-der-latinos-und-kritisiert-das-deutsche-exportmodell-mit-akk-und-yuval-harari-vermischtes-03-03-2019/
und hier deine Meinung zu deutschen Geschichtsfilm:
http://geschichts-blog.blogspot.com/2011/10/zum-elend-des-deutschen.html
@Ariane: Ich biete dir zumindest noch Sophia Coppola als Regisseurin, die einem spontan einfallen kann, an.
Danke!
Und wupps, ich meinte Coppola, nicht Fonda.
Ihr meint – glaube ich – zwei unterschiedliche Filme :
Ariane – ‚In dunkelster Stunde‘ hervorragend gespielt (Gary Oldman als Churchill) aber massiver Personenkult
Stefan Sasse – ‚Dunkirk‘ imho. einer der besten „neuen“ Filme über WW2 (nimm ‚Saving Prvate Ryan‘ ohne das drübergekleisterte Pathos)
Ähm, ich meinte überhaupt keinen Film. Ich erinnere daran, dass Teile der britischen Presse den Vulkanausbruch in Island und das folgende Flugverbot / improvisierte Evakuierung mit dem Heldenmythos Dünkirchen vermischten. Ähnliches hab ich mal in einer Dokumentation über englische Schlösser gehört.
Darkest Hour kenne ich gar nicht. Dunkirk fand ich als Film beeindruckend. Und Soldat James Ryan fängt mit dem D-Day an.
Die Evakuierung war gute Improvisation. Aber das war für die Briten UND Frankreich eine schmähliche Niederlage meine ich. Hätte die Wehrmacht gewollt, hätte sie Dünkirchen dem Erdboden gleichmachen können.
Aber „Hitler“ wollte einen Sonderfrieden nicht gefährden – eignet sich nun mal so gar nicht als Heldengeschichte.
Gerade die britische Boulevardpresse ist ja Meisterin des Revisionismus und abgedrehter Kriegsvergleiche.
Meine eigentliche Frage war indes eine ganz andere:
Nämlich ob jemand weiß, wie das in der französischen Öffentlichkeit bewertet wird und ob es da immer noch Probleme mit den Briten aufgrund des WKII gibt. Die Befreiung Frankreichs war ja hauptsächlich von den USA geschultert, die waren an Dünkirchen und der frz Niederlage ja unschuldig.
Bzw: ich finde die Engländer konnten für die französische Niederlage auch nichts. Die hatten einfach Glück. Aber Dünkirchen als Heldengeschichte ist ziemlich revisionistisch meiner Meinung nach.
Mindestens eine Szene in „Darkest Hour“ ist frei erfunden:
https://www.thewrap.com/darkest-hour-winston-churchill-sneak-off-london-underground-subway/
Propaganda, sag ich ja ^^
Ah danke. Hat der Sassestefan nicht irgendwann mal eine Rezension darüber verfasst? Oder war das was anderes mit Churchill?
Ich hab über die deutschen Geschichtsfilme geschrieben. Die ganzen Artikel+Substantiv-Filme.
„Gedankt wird in politicis eh nicht“
Übel genommen aber schon, wie wir zuletzt in der Corona-Krise erfahren haben. Dass „Staaten keine Freunde, sondern Interessen“ haben, scheint mir zu kurz gegriffen.
Ja, das ist nicht ganz falsch. Grundsätzliche Dankbarkeit kann man schon erwarten und üblicherweise wird ja rezipodiziert.
Vielen Dank für den spannenden Artikel. Ich weiß viel zu wenig über die Frühgeschichte der EU, wie ich gerade feststelle …
Danke!
Danke für den Artikel. Ich denke, ohne den völligen Zusammenbruch 1945 wären wir in Europa überhaupt nicht soweit gekommen.
Deutschland hatte natürlich sowieso eine Sonderrolle, denn sonst wäre es nie soweit gekommen. Aber Deutschland ist historisch gesehen ein „Emporkömmling“ Bzw die BRD so wie sie jetzt ist, ist ja auch wieder ein Neugeboreness als Staat.
Und England und Frankreich vor allem, das sind historische Weltmächte. Spanien und die Niederlande waren ja schon ziemlich raus, die USA selbst noch relativ neu dabei. Russland eh nur so halb europäisch und vor allem groß und wenig entwickelt im Vergleich.
Deutschland als Großmacht genau in der Mitte hat das Machtgefüge erst recht aus der Balance gebracht (war ja mit Preußen früher schon ähnlich). Ich meine Haffner hatte in seinem Nachwort zu „Bismarck bis Hitler“ kurz nach der Wende mal die Frage aufgeworfen, ob Deutschland als großer Nationalstaat vielleicht einfach nicht gut funktioniert. Ist schade, dass er nicht mehr da ist, um die Entwicklung weiter zu begleiten, hab mich oft bei dem Gedanken zwischendurch ertappt, ob das vielleicht kurz vor seinem Tod eine prophetische Aussage war.
Denn historisch gesehen waren Frankreich und England die einzigen verbliebenen alten Weltmächte, für die war der Abstieg den sie hinnehmen mussten ja eigentlich am schlimmsten. Die Briten sind heute noch furchtbar nostalgisch, was das große Empire angeht. In Frankreichs öffentlicher Meinung kenne ich mich nicht so gut aus (vermutlich weiß Korrespondent Dennis näheres^^), aber die leiden ja immer noch fürchterlich von den Ausläufern ihres kolonialen Erbes.
Wenn man versucht, sich Deutschland als Nationalgebilde mal wegzudenken kontrafaktisch hätte der Weltkrieg vermutlich eher zwischen Großbritannien und Frankreich stattgefunden und die Rivalität der Länder ist ja immer noch groß. Und wenn wir uns auf die alte BRD beschränken gibt es kein anderes Land, das der EU soviel zu verdanken hat und so von ihr profitiert wie Deutschland.
Die Nachkriegsordnungen und diese seeeeeeehr lange historischen Probleme in Europa sind meiner Meinung auch der Grund dafür, dass es von Anfang an soviele parallele Strukturen gab und die nie richtig zusammenzuführen waren. Die USA hatten zumindest noch den Vorteil, dass das ein ganz „neuer“ Kontinent war und da quasi jeder ganz von vorne mit dem Nationbuildung anfangen konnte. Das hat Europa halt nicht, wir schleppen die komplette Menschheitsgeschichte mit uns herum, egal ob man das weiß oder nicht. (den fruchtbaren Halbmond mal außen vor gelassen)
Dass das bis jetzt so großartig funktioniert hat, ist ja ein Wunder. Und hat meiner Meinung nach damit zu tun, dass die Weltmächte nicht mehr in Europa zu finden sind. Dadurch dass das jetzt wieder zerstückelter zugeht ohne diese Dualität des Kalten Krieges ist man da meiner Meinung nach schon etwas blauäugig herangegangen. Das funktioniert auf wirtschaftlicher Ebene sicherlich am besten (gab ja durchaus insgesamt gesehen mehr volkswirtschaftlichen Wohlstand für alle bis zur Finanzkrise und selbst danach noch). Aber jetzt hat man noch hundert Rivalitäten mehr und Länder, die es noch gar nicht solange gibt (Kroatien!)
Das war vielleicht nicht die beste Zeit, um endlich mal ein ganzheitliches Gebilde zu basteln. So etwas muss wachsen, das kann man nicht verordnen. Sassestefan hatte jal mal einen schönen Artikel zu Grenzen, der ein ähnliches Thema hatte.
Pfadabhängigkeit. Pfadabhängigkeit. Pfadabhängigkeit.
phhhhhhhhhh. Das ist ähnlich erkenntnisfördernd wie „Alles ist relativ“ 😛
Nichtsdestotrotz wahr.
Jep 🙂
@ Aeiane
Klar doch, stimmet, unterschreibe alles ^
Dunkerque ist in Frankreich natürlich kein Mythos, es gibt keine Filme oder sonstige populäre „Bearbeitungen“. Die Mythologie dort beginnt am 18. Juni (das wird man in wenigen Tagen zum 80. kommemorieren), also mit der ersten BBC-Ansprache De Gaulles, die damals in F so gut wie niemand gehört hat, weil nur ’ne kleine Minderheit überhaupt wusste, wer dieser De Gaulle eigentlich ist. Viele haben dann später behauptet, dass sie andächtig am Radio zugehört hätten, wie z.B. der zum Zeitpunkt des Ereignisses 14 jährige Giscard d’Estaing. So geht das mit Mythen. Alle französischen Operationen bis zum Waffenstillstand und natürlich insbesondere dieser selbst eignen sich ja ganz schlecht zur Mythenbildung, eher zum Vergessen^.
Bekannt wurde De Gaulle dann durch seine ca. 70 weiteren Ansprachen im Laufe der Jahre und mit Entstehen der Résistance dann natürlich auch und ganz zu Anfang nicht zuletzt auch durch das Todesurteil in Abwesenheit durch Vichy im August ’40 und die vorausgehende Degradierung. Dafür wesentlich verantwortlich war General Weygand, der in Dunkerque die französischen Operationen geleitet hat, später den Waffenstillstand befürwortete und von Vichy zum Minister gemacht wurde. Das Verhältnis zu De Gaulle kann man sich leicht ausmalen. Auch dieser pikante personelle Zusammenhang macht Dunkerque etwas heikel^.
Generell ist die Geschichtsschreibung immer sehr mythenumrankt. Da macht der Zweite Weltkrieg auf keiner Seite eine Ausnahme, und alle reagieren immer sehr wütend, wenn man ihre Mythen dekonstruiert. Von Churchill zu de Gaulle, von der sauberen Wehrmacht zum D-Day.
Naja, den Franzosen bleibt ja noch die Résistance für die Legendenbildung.
Das Verhältnis zu De Gaulle kann man sich leicht ausmalen. Auch dieser pikante personelle Zusammenhang macht Dunkerque etwas heikel^
Ach herrje, musste natürlich gleich googlen, wie es weiterging:
Nach einer Untersuchungshaft im Krankenhaus Val-de-Grâce wurde er im Mai 1946 freigelassen. 1948 wurde die Anklage gegen ihn als Kollaborateur vom französischen Obergericht eingestellt.
In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Weygand aus der Politik heraus. Dafür war er umfangreich publizistisch tätig und schrieb unter anderem auch über Charles de Gaulle, der vom Kollaborationsregime seinerzeit in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war.
Eine wichtige Straße in Beiruts Wirtschaftsviertel trägt den Namen Rue Weygand.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maxime_Weygand
Deswegen ist es so wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten und Mythen zu dekonstruieren. Waren bestimmt tolle Publikationen. *augenroll*
@ Stefan Sasse
Zustimmung zu Churchill. Deshalb fasziniert der Kerl ja auch so.
Gruselig, hätte Halifax sich durchgesetzt. Ob das Zitat „Hakenkreuzfahnen über Westminster“ authentisch ist oder nicht – es wäre so gekommen.
Ich halte das ehrlich gesagt für übertrieben. Churchill war nicht alleine in seiner Opposition zu Deutschland; nicht ohne Grund diente Halifax ja weiter im Kabinett!
Aber einen „Verständigungsfrieden“ wollte er schon? Und es gab ja auch in GB, vor allem bei Adel, Sympathien für Hitlerdeutschland. Die Details kennst Du sicher besser.
Wie hätte das gehen sollen: Ein „Deutsches Reich“ neben dem British Empire – bei aller Arierduselei.
Ja, mein Argument ist auch mehr dass die erfolgreiche Evakuierung von Dünkirchen Halifax vermutlich ebenfalls hätte weiterkämpfen lassen; zieht man da noch die wenig chancenreiche Strategie des italienischen Vermittelns dazu, die nicht zu den Ergebnissen geführt hätten, die sich Halifax vorstellte, wäre er nach einer peinlichen Episode wahrscheinlich am selben Ende rausgekommen.
Da war auch nicht viel Zeit zwischen Dünkirchen und dem Blitz oder? War vermutlich nicht mal ein Jahr.
Würde hier übrigens auch Ken Folletts Trilogie (Untergang der Titanen, Kinder der Freiheit und den dritten Titel weiß ich nicht mehr). Thema ist ja ziemlich ausgelutscht, aber bot doch ein paar (fiktive) Einblicke in Details.
Ich glaube nämlich, es war schon vorher entschieden, dafür war Großbritannien damals zu demokratisiert. Die Faschistenpartei hatte versucht Fuß zu fassen, aber nach 1936 und einer Straßenschlacht im Londoner East End war sie ziemlich erledigt: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_in_der_Cable_Street
Von daher glaube ich nicht, dass es im Wahlvolk damals große Unterstützung für einen Sonderfrieden gegeben hätte, diese komische Angewohnheit der Deutschen, die Briten immer für schweigende Verbündete zu halten war im 1. WK falsch und noch mehr im 2. WK.
Der Blitz sind ja die Bombenangriffe auf London. Da lagen vier Monate dazwischen.
Sassestefan, kannst du bitte berühmt und reich werden, damit ich irgendwo als Sasse-Kennerin auftreten kann? 😀
Ich wusste, ich hab was von dir zu Churchill und Darkest hour gelesen:
http://thenerdstreamera.blogspot.com/2018/07/the-problem-with-biopics.html
Hah! Danke. Hier ist meine Kritik, Stefan (Pietsch)! 🙂
Das war’s nicht. Ich denke, ich hab’s gefunden. War allerdings tatsächlich kein Artikel:
http://www.deliberationdaily.de/2019/03/churchill-wirbt-in-sachsen-um-die-stimmen-der-latinos-und-kritisiert-das-deutsche-exportmodell-mit-akk-und-yuval-harari-vermischtes-03-03-2019/
Ich gehe mit Deiner Beschreibung von Churchill als Rassisten nicht konform. Du vergisst allzu oft, dass Menschen Kinder ihrer Zeit sind. Was wir heute mit negativen Adjektiven besehen, wurde von Zeitzeugen völlig anders gesehen. So verwendest Du heute den Begriff des „weißen alten Mannes“, ohne Dir anscheinend bewusst zu sein, dass dies genauso rassistisch ist wie „Neger“ in früheren Zeiten, sexistisch und diskriminierend ohnehin. Aber Du bist ein Kind Deiner Zeit mit dem Recht, die Dinge anders zu sehen. Nur solltest Du Dich zumindest an den eigenen Maßstäben messen.
Dazu wurde Churchill in seinen Einstellungen immer sozialer und arbeitnehmerfreundlich. Er bot zu dem Hitler nicht erst 1940 nicht Stirn. All das fällt bei Deinen plakativen Bewertungen unter den Tisch. Du siehst ausgerechnet Churchill als Massenmörder. Darauf muss man auch erstmal kommen.
Zum Einen: Nein, es gab auch damals Menschen, die es besser wussten. Churchill war ein Rassist. Dass er sich damit in bester Gesellschaft befand, ändert an dem Fakt nichts.
Zum Anderen: Die Behauptung, alter weißer Mann sei vergleichbar mit Neger, ist absurd. Du verstehst überhaupt nicht wo das Problem struktureller Diskriminierung liegt und willst es auch nicht verstehen.
Ja, wurde er. Aber er blieb trotz allem ein Konservativer. Und ich habe nie bezweifelt, dass Churchill von Anfang an richtig lag was Hitler betraf, das habe ich ja auch explizit beschrieben. Aber Churchill ist eben AUCH ein Massenmörder. Seine Politik gerade gegenüber Indien kann man überhaupt nicht anders beschreiben. Die fällt nur in den von Weißen geschriebenen Geschichtsbüchern gerne unter den Tisch. Darauf kann man schon kommen. Man muss aber die ideologischen Scheuklappen absetzen, das eigene Privileg erkennen und einen Blick über den Tellerrand werfen.
Diese Kritik trifft es richtig gut (hab den Film erst jetzt gesehen). Folge der Empfehlung für Dunkirk, bin gespannt.
Danke!