Die große Podcast-Liste


Ich wurde schon vor einer Weile mal gebeten, eine Liste der Podcasts aufzuschreiben, die ich höre. Es gibt – seit Corona sowieso – eine solche Menge qualitativ hochwertiger Podcasts, dass es schwer ist, da die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher will ich hier eine Auflistung und kurze Einordnung der Podcasts machen, die ich höre oder mal gehört habe. Die Idee hinter der Liste ist, dass sie permanent aktualisiert wird, ähnlich meiner Liste zu den TV-Serien, die ich gesehen habe (oder an irgendeiner Stelle abgebrochen). Die Auflistung innerhalb der folgenden Kategorien ist alphabetisch und stellt keine Präferenz dar. Und bevor die Frage kommt: Ich höre alle der aufgelisteten Podcasts. Woher nehme ich die Zeit? Ich höre Podcasts beim Pendeln zur Arbeit, beim Sport und bei der Hausarbeit, und auch sonst immer wenn ich etwas tue, bei dem man nebenher etwas hören kann.

The Boiled Leather Audio Hour (Englisch, ca. 2-3 Folgen pro Monat, ca. 50-60 Minuten pro Folge)

Sorry, ich muss gleich am Anfang ein wenig betrügen. Die Boiled Leather Audio Hour ist der Podcast, den ich zusammen mit Sean T. Collins seit 2011 betreibe. Unser Hauptthema ist die Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ (warum sollte ich das lesen?), die mittlerweile durch „Game of Thrones“ weltberühmt geworden ist. Wir haben einen Patreon mit zahlreichen interessanten Bonus-Angeboten für Unterstützer des Podcasts und freuen uns natürlich über jeden Dollar, der in unsere Richtung fließt. 🙂 Wenn ihr mit dem Thema oder Popkultur generell (wir sprechen auch über Dinge abseits des ASOIAF-Universums) etwas anfangen könnt, checkt den Podcast. 🙂 Selbst wenn ihr den Podcast nicht anhört, würde ich mich immer freuen wenn ihr in verbreitet und auf Apple Podcasts die Bestwertung hinterlasst 😛

Bohrleute (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 60 Minuten pro Folge)

Da ich inzwischen zusammen mit Ariane einen zweiten Podcast betreibe, muss ich gleich nochmal ein wenig betrügen und Eigenwerbung machen. Ich habe den Podcast anlässlich der Bundestagswahl 2021 mit Marcel Weiss aufgesetzt (der sich inzwischen zurückgezogen hat) Ich sende mit prominenten Gäst*innen und Ariane im Wechsel. Die Folgen werden auch direkt hier im Blog verlinkt.

NERDSTREAM

Was Nerdstream ist, habe ich hier erklärt. Ich denke, es ist ein ziemlich nachvollziehbares Konzept. Die Themen sind hier sind teilweise reichlich speziell, was die Interessenlage angeht, aber das werdet ihr gleich selbst sehen… 🙂

Cut to Black (Englisch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 60 Minuten pro Folge)

Dieser brillante Podcast meines Co-Hosts Sean T. Collins und der Autorin Gretchen Felkner-Martin befasst sich unter dem Untertitel „How we experience Television“ mit TV-Serien. Die beiden profilierten Kritiker*innen nehmen sich dabei jede Folge einen Moment in einer Serie vor und analysieren diesen auf seine Bedeutung für die Gattung. Sowohl Collins als auch Felkner-Martin gehören zu den besten Anaylsierenden des noch jungen Mediums und seien daher jedem und jeder ans Herz gelegt. Derzeit liegt der Podcast still.

Netzlehrer (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Bob Blume spricht in diesem Podcast, meist allein, gelegentlich aber mit Gästen, über Themen aus Schule und Bildung. Das Spektrum ist dabei bunt gemischt. Manche Folgen richten sich vor allem an Studierende oder Referendar*innen, andere an die interessierte Laienöffentlichkeit, wenige eher an das Fachpublikum.

Not A Podcast (Englisch, ca. 4-5 Folgen pro Monat, ca. 100 Minuten pro Folge)

Emmet Booth, mit dem ich 2016 einen Podcast zur amerikanischen Präsidentschaftswahl gemacht habe, der auch mehrmals bei meinem Podcast zu Gast war (hier, hier) und der einen großartigen Blog unterhalten hat, und BryndenBFish, ein bekannter Reddit-Moderator und Blogautor, haben sich zusammengetan um dieses monumentale Podcast-Projekt auf die Beine zu stellen. Pro Woche besprechen die beiden in chronologischer Reihenfolge ein Kapitel aus dem „Lied von Eis und Feuer“, was nicht selten mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Lektüre des Kapitels. Der Podcast ist innerhalb kürzester Zeit zum mit Abstand größten und bedeutendsten ASOIAF-Podcast geworden und ermöglicht den beiden mittlerweile ein sehr komfortables hauptberufliches Auskommen. Die Qualität des Inhalts ist gigantisch, beide machen den Job hervorragend. Kann nur empfohlen werden.

Pop Culture Detective (Englisch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 80 Minuten pro Folge)

Ich bin schon seit Längerem begeisterter Abonnent der Video-Essays des Popculture Detective; jetzt hat er auch einen Podcast. Ich bevorzuge ehrlich gesagt seine Videos, aber auch seine Podcasts sind super. Er beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen und politischen Kontexten von Popkultur, von Kolonialismus in Indiana Jones bis hin zu Vergewaltigungsfantasien in Gefängnisfilmen. Unbedingt empfehlenswert.

Psychologie fürs Klassenzimmer (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 25 Minuten pro Folge)

Der Psychologe Benedikt Wisniewski stellt in jeder Folge eine psychologische Studie vor, „die jeder Lehrer kennen sollte“ und bereitet diese auf ihren Nutzen im täglichen Unterrichtsgeschäft auf. Für Lehrkräfte super spannend, schon alleine dann, wenn man, wie die meisten, von Pädagogik und Psychologie aus Studium und Referendariat geschädigt ist und sich seither kaum mehr mit der Forschung befasst hat.

Space Cats Peace Turtles (Englisch, ca. 3 Folgen pro Monat, ca. 90 Minuten pro Folge)

Ich habe immer wenig Geheimnis darum gemacht, dass ich Twilight Imperium für das beste Brettspiel aller Zeiten halte. Matt Martens und Hunter Donaldson stimmen mir da zu. Allein die 2017 erschienene vierte Edition des Spiels, der dieser Podcast gewidmet ist, hat es (Stand Mai 2020) auf 138 Episoden dieses anderthalb- bis zweistündigen Podcasts gebracht. Wer sich jetzt am Kopf kratzt und fragt, wie man so viel und so lange über ein einziges Brettspiel reden kann, hatte noch nie das Vergnügen, eine Runde Twilight Imperium zu spielen. Wer es sich kaufen will, darf dazu gerne den Amazon-Affiliate-Link hier verwenden.

POLITIK/ZEITGESCHEHEN

Hier fasse ich Podcasts über alles, was aktuell so in der Welt vor sich geht. Üblicherweise sind das politische Themen, aber nicht ausschließlich. Ich höre eigentlich keine Nachrichtenpodcasts, in denen einfach nur die Geschehnisse des Tages kommentiert werden (die gibt es aber tausendfach), sondern eher solche, die bestimmte Themen beleuchten. Interessant für mich sind vor allem die Podcasts, die Hintergründe liefern oder neue Themen beleuchten.

EU to go (Deutsch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 30 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast der Jacques-Delors-Stiftung befasst sich mit allerlei europolitischen Themen.

FAZ Podcast für Deutschland (Deutsch, ca. 4 Folgen pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Die FAZ hat mittlerweile diesen sehr professionellen Podcast mit hochkarätigen Interviewpartner*innen und sehr guter Produktion (Bearbeitung, Schnitt etc.), die aktuelle Themen behandeln, ohne zu sehr in Präsentismus zu verfallen. Wie bei der FAZ üblich besteht eine gewisse konservative Schlagseite, aber alles deutlich im seriösen Spektrum.

Feel the News (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 1 Stunde pro Folge)

Das neueste Podcast-Projekt von Sascha Lobo, das er mit seiner Frau Jule betreibt, schaut aus emotionaler Perspektive auf aktuelle Themen. Der Aufhänger ist stets die Frage, wie die beiden Macher*innen bezüglich aktueller Streitthemen fühlen, was ihre Wahrnehmung der gesellschaftlichen Gefühle ist und eine Diskussion, warum sie glauben, dass diese Gefühle existieren. So ausgeschrieben klingt das wesentlich banaler und unspannender, als es ist.

Foreign Times (Deutsch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 45 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast von Marco Herack kümmert sich, wenig überraschend, um Außenpolitik. Oft hat er dabei kundige Gäste in der Sendung, die sich mit dem jeweiligen Thema gut auskennen. Positiv ist auch, dass es nicht nur die aktuellen Brenner sind, sondern dass Herack auch gerne am Ball bleibt und immer wieder den aktuellen Entwicklungen eines aus den Schlagzeilen längst verschwundenen Themas nachspürt.

Hintergrund (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 5 Folgen pro Woche, ca. 18 Minuten pro Folge)

In einem weiteren täglichen Podcast geht der Deutschlandfunk auf die Hintergründe aktueller Themen ein. Was auch immer die Politik aktuell beschäftigt, wird hier näher erklärt. Wurde an einem Tag über eine Steuerrechtsreform im Agrarsektor diskutiert, erfahren wir die Hintergründe für die Agrarbetriebe. Wurde über außenpolitische Themen gesprochen, erfahren wir hier – na? – den Hintergrund. Sehr informativer, ausgewogener und empfehlenswerter Podcast.

NDR-Info: Streitkräfte und Strategien (Deutsch, ca. 2 Folgen pro Monat, ca. 24 Minuten pro Folge)

Thematisch sehr speziell ist dieser NDR-Podcast, der Nachrichten aus der Welt der Sicherheitspolitik liefert. Üblicherweise werden pro Folge drei Themen behandelt, die in den letzten zwei Wochen aufgekommen sind. Nur selten sind das Themen, die es auf die Titelseiten der Zeitungen geschafft haben. Es geht etwa um aktuelle Beschaffungsprojekte der Bundeswehr, laufende Manöver, neue Entwicklungen in der Bündnispolitik und Ähnliches. Sehr informativ und für alle, die hier mitreden wollen, ein absolutes Muss, wenngleich es häufig recht technisch zugeht.

Ostausschuss der Salonkolumnisten (Deutsch, ca. 1 Folge pro zwei Wochen, ca. eine Stunde pro Folge)

Anlässlich des Ukrainekrieges haben die Salonkolumnisten diesen hochkarätig besetzten (u.a. Franziska Davies und Jan C. Behrends) Podcast gegründet, indem sie nicht nur die aktuelle Entwicklung analysieren und den „Bahr der Woche“ kühren, sondern auch die Geschichte Russlands und der Ukraine wie auch Osteuropas generell in den Blick nehmen. Sehr empfehlenswert!

Sicherheitshalber (Deutsch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 60-90 Minuten pro Folge)

Ich kann mich mit Fug und Recht als Sicherheitshalber-Hipster bezeichnen, ich höre den Podcast seit der zweiten Folge und damit bevor er cool war. Nur wenige Podcasts sind innerhalb kürzester Zeit so bekannt geworden wie Sicherheitshalber. Die vier Macher – Thomas Wiegold, Carlo Masala, Frank Sauer und Rike Franke – haben eine klare Lücke entdeckt (sicherheitspolitische Informationen und Diskussionen in deutscher Sprache) und sich entschlossen, sie zu füllen. Und das machen sie brillant. Nicht nur haben die vier einen wunderbaren Rapport und schaffen es, disziplinierte und informative Diskussionen zu sicherheitspolitischen Themen durchzuführen, die sowohl kontrovers als auch gewinnbringend sind; sie schaffen es auch, diese so zu strukturieren, dass man zuerst informiert wird und dann aus der Kontroverse Gewinn ziehen kann. Absolute Hörempfehlung!

Systemrelevant (Deutsch, ca. 1 Folge pro zwei Wochen, ca. 30 Minuten pro Folge)

Marco Herack bespricht in diesem Podcast aktuelle wirtschaftliche Themen mit Wirtschaftsexpert*innen. Er arbeitet für die Hans-Böckler-Stiftung, kommt also grundsätzlich aus dem eher linksliberalen Spektrum, aber er vertritt wahrlich nicht grüne Parteipositionen. Grundsätzlich ist der Podcast interessant, für meinen Wissensstand allerdings gelegentlich zu anspruchsvoll.

Verfassungsblog – Corona Constitutional (Deutsch, Sendung in Staffeln, ca. 18 Minuten pro Folge)

Ein weiteres Kind der Corona-Krise ist der Podcast des Verfassungsblogs, in dem die Autoren des Blogs (meist Max Steinbeis, gelegentlich aber auch andere) mit Experten aus der Welt des Verfassungsrechts aktuelle verfassungsrechtliche Fragen behandeln. Davon gibt es im Zusammenhang mit Corona eine ganze Menge, aber man sollte vom etwas unglücklich gewählten Titel des Podcasts nicht annehmen, dass Corona das einzige Thema wäre. Gerade die umstrittene EZB-Entscheidung „ultra vires“ etwa hat nichts mit Corona zu tun, beschäftigte den Podcast aber über viele Folgen. Sehr informativ, gutes Format, empfehlenswert! Liegt derzeit still.

DELIBERATION

Freiheit in stürmischer Zeit (Deutsch, sehr unregelmäßige, seltene Folgen, ca. 30 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast des liberalen Thinktanks „Zentrum für die liberale Moderne“ paart dessen Vorsitzenden Ralf Fücks mit Gästen aus allen möglichen Bereichen, die aber überlicherweise an der Schnittstelle grüner und liberaler Themen liegen. So geht es etwa um liberale Zugänge zu Klimakrise und Migration.

If books could kill (Englisch, ca. 1 Folge alle zwei Wochen, ca. 50 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast nehmen die zwei Hosts jede Folge ein populärwissenschaftliches Buch auseinander, dessen Thesen ziemlicher Quatsch sind und das (zumindest in ihren Augen) aktiv Schaden anrichtet. Einige der Titel haben es wahrlich mehr als verdient, andere sind vielleicht auf den ersten Blick eher überraschend, aber die meisten davon kennt man zumindest dem Ruf nach.

SWR2 Wissen (Deutsch, ca. 5 Folgen pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Ein weiteres hervorragend produziertes Format ist SWR2 Wissen, wo aktuelle Themen aus allen möglichen Wissensbereichen besprochen werden. Allein in der Woche, in der ich begonnen habe ihn zu hören, wurde die Wiederaufforstung der schottischen Highlands, die Geschmacksforschung als Spezialbereich der Lebensmittelforschung, die Kulturgeschichte der Rache, die Macht Brüssels und das Altern als Krankheit besprochen.

Quoted – Der Medienpodcast (Deutsch, ca. 1 Folge alle zwei Wochen, ca. 30 Minuten pro Folge)

Der SZ-Journalist Nils Minkmar und die Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura diskutieren in diesem Podcast aktuelle mediale Phänomene auf eine ziemlich tiefgehende Art.

Über den Tag hinaus (Deutsch, ca. 1 Folge pro Quartal, ca. 30min pro Folge)

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat diesen Podcast aufgelegt, der semi-philosophisch große Themen der Zeit im großen Rahmen besprechen will.

GESCHICHTE

Anno Punkt Punkt Punkt (Deutsch, ca. 1-2 Folgen pro Monat, ca. 30-60 Minuten pro Folge)

Wer sich auf einem ernsthaften Niveau für Geschichte studiert, kommt um Anno Punkt Punkt Punkt in meinen Augen nicht herum. Es ist der beste deutschsprachige, geschichtswissenschaftliche Podcast den ich kenne. In jeder Folge interviewt Philipp Janßen eineN GesprächspartnerIn über deren aktuelle Forschungen. Auf diese Art scheint er ein Schlaglicht auf zahlreiche DoktorantInnen und Habil-SchreiberInnen, die einem breiteren Publikum sonst verborgen bleiben würden. Die Themen sind, wie üblich in der Zunft, sehr speziell. Aber gerade darin besteht der eine große Reiz des Podcasts. Der andere liegt darin, dass Janßen und seine Gesprächspartner geschichtswissenschaftlich miteinander diskutieren. Der aktuelle Forschungsstand, die jeweilige Methodik und die Quellenlage bekommen daher gebührenden Raum. Absolut empfehlenswert.

Dan Carlin’s Hardcore History (Englisch, ca. 1-2 Folgen pro Jahr, ca. 5-6 Stunden pro Folge

Der wohl berühmteste Geschichtspodcast überhaupt ist Hardcore History von Dan Carlin. Der ehemalige Radiomoderator ist ein grandioser Geschichtenerzähler; seine wohl recherchierten Podcast-Serien haben den Umfang von Hörbüchern und erscheinen entsprechend selten. Man muss sich klar machen, dass es sich um populärwissenschaftliche Unterhaltungssendungen handelt, aber die Narrative haben eine gewaltige Kraft, und Carlin setzt auch ausführlich und mit großem Effekt Quellen ein. Der Name der Show kommt von der Herangehensweise Carlins, den „the extremes of the human experience“ interessieren – weswegen grausamer Tod eine hervorgehobene Rolle in all seinen Episoden spielt. Das sollten zartbesaitetere Gemüter vorher wissen.

Dan Carlin’s Hardcore History Addendum (Englisch, ca. 4-5 Folgen pro Jahr, ca. 60-90 Minuten pro Folge)

Der größte Kritikpunkt aller Carlin-Fans war schon immer, dass zu wenig neue Folgen erscheinen. Seit Kurzem veröffentlicht Carlin daher „Addendum“, eine deutlich weniger ambitionierte Show, die kleinere Bereiche (etwa den Untergang der U.S.S. Indiana 1944) beleuchtet oder Interview mit Historikern führt. Die Show ist natürlich auch gut gemacht und unterhaltsam, aber kommt an den „großen Bruder“ Hardcore History nicht heran.

Der Rest ist Geschichte (Deutsch, ca. 1 Folge alle zwei Wochen, ca. 45 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast des Deutschlandfunks wird jede Folge ein aktuelles Thema aufgegriffen und auf seine historischen Wurzeln untersucht. Von früherer Impfskepsis zur NATO-Osterweiterung über den Schwarz-Rot-Gold-Patriotismus ist alles dabei.

Eine Stunde History (Deutsch, ca. 2 Folgen pro Monat, ca. 45-60 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast ist eine Mischung aus typischen kurzen Feautures, Expert*inneninterviews und Erklärungen. Sehr ansprechend, auch von der Themenwahl her, und unbedingt empfehlenswert.

Geschichte ist Gegenwart (Körber-Stiftung) (Deutsch, ca. 1 Folge pro Quartal, ca. 30 Minuten pro Folge)

Die Körber-Stiftung lädt für diesen Podcast Forscher*innen ein, die jeweils über aktuelle Themen sprechen und/oder ihre eigenen Forschungsprojekte vorstellen. Das Ganze erreicht nicht die Tiefe von Anno Punkt Punkt Punkt, aber es ist trotzdem immer wieder interessant.

Kaptorga Geschichtsnerdismus (Deutsch, ca. 1 Folge pro Quartal, ca. 90 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast sprechen zwei Historiker über allerlei historische Themen, gerne auch an der Schnittstelle zur Nerdkultur (etwa über historische Anleihen bei Tolkien).

NDR-Info: Zeitgeschichte (Deutsch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 25-30 Minuten pro Folge)

Ähnlich dem „Streitkräfte und Strategien“-Podcast wird in diesem NDR-Format in jeder Folge ein größeres Thema verhandelt, aber auch kleineren Themen ihr Raum gegeben. Häufig, wenngleich nicht immer, gibt es irgendwelche konkreten Anlässe, sich eines Themas anzunehmen, etwa in Jubiläum oder eine neu entbrannte Debatte. Dabei fließen auch Quellen und Zeitzeugenberichte stark ein, ohne dass eine geschichtswissenschaftliche Einordnung erfolgen würde, weswegen dieses journalistische Format eher in den Bereich der Unterhaltung denn der wissenschaftlichen Debatte einzuordnen ist; Erkenntnisgewinn kann man natürlich trotzdem daraus ziehen.

RBB Info Geschichte (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 15 Minuten pro Folge)

Ein weiterer öffentlich-rechtlicher Geschichtspodcast mit sehr wechselnden Themen und guter Aufmachung. Das Ding ist nicht sonderlich spektakulär, aber angenehm kurz, bündig und gut recherchiert. Kann man nur empfehlen.

ABGESCHLOSSEN

Chernobyl (Englisch, 5 Folgen, ca. 50 Minuten pro Folge)

Die beeindruckende HBO-Serie wurde bei ihrer Ausstrahlung 2019 von diesem Podcast der Macher begleitet, in denen einige historische Hintergründe genauer erklärt und Eigenheiten des Produktionsablaufs genauer erklärt werden. Das Format nimmt die Struktur eines Interviews mit dem Serienproduzenten Craig Mazin an (der Podcast nennt es eine Diskussion), aber da das Format von HBO selbst stammt, wird man mit Sicherheit keine kritische Auseinandersetzung erwarten dürfen. Für Interessierte aber ist der Podcast rundum zu empfehlen, vor allem, wenn man die Serie noch nicht kennt oder noch einmal ansehen will.

Deine Geschichte, unsere Geschichte (Deutsch, drei Staffeln, ca. eine halbe Stunde pro Folge)

Dieser Podcast des NDR befasst sich in 12 Folgen mit den 1950er Jahren. Das Format ist ziemlich spannend: eine der beiden Autorinnen hat Zeitzeug*innen zum jeweiligen Thema befragt, die andere hat die Archive nach Originaltonmaterial durchsucht. Beides wird zu packenden Folgen zusammengeschnitten. 2021 wurden drei Folgen zu 9/11 veröffentlicht, die nach einem ähnlichen Schema funktionieren. Die dritte Staffel (2022) befasst sich mit den 1960er Jahren.

Der Fall Christian Wulff (Deutsch, 7 Folgen, ca. 30 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast des SWR3 hat den Anspruch, die Wulff-Affäre aufzubereiten. Das Format leidet aber sehr stark an seiner Verengung auf die eigentliche Affäre ab der Mailbox-Nachricht; der eigentliche Wahlprozess und die Rolle der Medien darin werden völlig ausgeklammert. Auch im Podcast selbst kommt Medienkritik zwar vor, aber reichlich verhalten.

Der Kanzlercast (Deutsch, 9 Folgen, ca. 40 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast des BR werden die Kanzler*innen der BRD vorgestellt. Anhand einer Richtungsentscheidung oder eines wichtigen Ereignisses werden sie in den Kontext ihrer Zeit gebettet. Sehr schöner Hintergrundpodcast, auch für „Anfänger*innen“.

Netz aus Lügen (Deutsch, 8 Folgen, ca. 1 Stunde pro Folge)

Dieser von der BpB gesponsorte Podcast (unsere Steuergelder bei der Arbeit!) mit einem Allstar-Cast von Journalist*innen beschäftigt sich mit Fake News. Der Podcast ist als abgeschlossene, aufeinander aufbauende Reihe konzipiert; einzelne Folgen anzuhören macht daher nur wenig Sinn. Die Autor*innen erklären, was Fake News genau sind und gehen in jeder Folge auf einen anderen Aspekt ein. Das Niveau ist gleichzeitig hoch und gut verständlich, genau wie es sein sollte.

Odyssey – The Podcast (Englisch, 14 Folgen, ca. 90 Minuten pro Folge)

Jeffrey Wright ist ein kanadischer Geschichtenerzähler, der seinen Lebensunterhalt mit dem Erzählen der großen Sagen verdient. In Podcast-Form gibt er nicht nur die grandios erzählte Langform der Odyssee zum Besten, sondern ergänzt jede Episode auch noch um Hintergrundinformationen der Geschichte der Bronzezeit, die die Vorgänge verständlich machen – vor allem im Bereich der Alltagsgeschichte. Das macht die scheinbar erratische Verhaltensweise vieler Hauptpersonen überhaupt erst nachvollziehbar und eröffnet faszinierende Einblicke in die homerische Welt.

Realitätsschock (Deutsch, 3 Folgen, ca. 60 Minuten pro Folge)

Ende 2019 begann Sascha Lobo als Begleitung zu seinem brillanten Buch „Realitätsschock“, das ich hier rezensiert habe, einen Podcast zu veröffentlichen, in dem für jedes Kapitel seines Buches einE passendeR GesprächspartnerIn erscheinen sollte. Den Anfang machte Jan Böhmermann, eine weitere Episode hatte Luisa Neubauer zu Gast. Ich mochte den Podcast genug, um auch die restlichen Episoden anzuhören, aber aus mir unbekannten Gründen hat Lobo die Produktion eingestellt, weswegen nur diese drei Episoden verfügbar sind.

Sascha Lobo – Der Debattenpodcast (Deutsch, etwa 170 Folgen, ca. 50 Minuten pro Folge)

Ein sehr spannendes Konzept verfolgt Sascha Lobo mit seinem Podcast. Er lässt von der Spiegel-Redaktion Kommentare aus dem Spiegel-Forum zu seiner Spiegel-Kolumne heraussuchen und kommentiert diese dann im Podcast. Dabei nimmt er sehr differenziert Stellung, expandiert seine eigenen Gedanken und erklärt, warum er die Kommentare für gewinnbringend und/oder problematisch hält. Üblicherweise nimmt er Kommentare, die entweder seiner Meinung widersprechen (und erklärt, warum er sie für falsch hält) oder er nimmt solche, die ihm zustimmen, aber auf eine Art und Weise, die ihm nicht behagt. Das schafft eine sehr ehrliche und offene Debatte. Sehr zu empfehlen. Leider hat Lobo den Podcast im Dezember 2020 nach dreieinhalb Jahren beendet.

The History of Rome (Englisch, 179 Episoden, ca. 30 Minuten pro Folge)

In seiner langen Serie zur römischen Geschichte verfolgt Mike Duncan dieselbige von der Gründung Roms und der Königszeit bis zum Untergang im 5. Jahrhundert nach. Sehr gut recherchiert und voller Sachverstand gibt es vor allem zwei Kritikpunkte zu bemängeln. Der erste wurde Duncan selbst zurückgespiegelt, weswegen er ab ungefähr Folge 100 wenigstens teilweise dagegen anzugehen versucht: Eine starke Konzentration auf die in den Hauptquellen prominent vertretenen „Großen Männer“ der Geschichte und eine weitgehende Vernachlässigung der Alltags-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte zugunsten politischer Entscheidungen und Feldzüge. Der zweite ist derselbe wie bei Revolutions: Für einen Nicht-Muttersprachler ist die englische Aussprache des Lateinischen extrem gewöhnungsbedürftig, aber dafür kann natürlich Duncan nichts.

The Revolution (Englisch, 6 Episoden, ca. 50 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast befasst sich mit der „Revolution“ von Newt Gingrich 1994, als die Republicans zum ersten Mal seit 40 Jahren das Repräsentantenhaus zurückeroberten und eine neue Ära in der amerikanischen Politik einläuteten. Dabei werden sowohl die Strukturen der US-Politik in den 1970er Jahren, als Gingrich seine Karriere begann, als auch die Änderungen über die folgenden Jahrzehnte nachverfolgt, bevor die Wahlen 1994 in größerem Detail untersucht werden. Ein Ausblick auf die GOP und Newt Gingrich runden das Ganze ab. Es werden zahlreiche Zeitzeug*innen interviewt und Archivmaterialien verwendet. Unbedingt lohnenswert!

Trojan War – The Podcast (Englisch, 20 Folgen, ca. 90 Minuten pro Folge)

In Jeffrey Wrights erstem Projekt, der Nacherzählung des trojanischen Krieges, zeigen sich dieselben Qualitäten wie bereits bei der Odyssee. Besonders hervorzuheben ist Wrights große Transparenz bei der Auswahl des Stoffes; wie vielleicht bekannt deckt Homers „Ilias“ nur einen kleinen Ausschnitt des eigentlichen Kriegsgeschehens ab, während große Teile der Geschichte aus zahllosen anderen Quellen zusammengepuzzelt werden müssen – und wie bei Superhelden heute gibt es viele verschiedene Quellen und Kontinuitäten.

Verfassungsgeschichte der Neuzeit (Deutsch, 14 Folgen, ca. 80 Minuten pro Folge)

Der Verfassungshistoriker Alexander Thiele hat im Sommersemester 2020 angesichts des wegen Corona ausfallenden Lehrbetriebs diesen Podcast aufgenommen, in dem er – wenig überraschend – die Verfassungsgeschichte der Neuzeit erklärt. Es ist nicht ganz eine Vorlesung, aber auch nicht ganz ein Podcast; der Mann kann nicht wirklich aus seiner Hut. Der glühende Göttingen-Fan beschreibt allerdings sehr anschaulich, wie sich Verfassungen vor allem in Deutschland entwickelten, und räumt nebenbei auch gleich mit einigen Mythen zur deutschen Demokratiegeschichte auf. Sehr lehrreich sind auch seine Vergleiche zur parallelen Entwicklung in anderen europäischen Staaten und den USA.

AUFGEHÖRT

All Fighters Follow Me (Englisch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 20 Minuten pro Folge)

Wie der weiter unten aufgeführte Steel Squadron Podcast befasst sich AFFM mit dem Miniaturenspiel „Star Wars Armada“. Die MacherInnen haben jede Folge entweder einen Gast, mit dem/der die liebsten Schiffe und Upgrades besprochen werden oder berichten von irgendwelchen Turnieren. Ich finde erstere wesentlich interessanter, weil die Interviews mein eigenes Verständnis des Spiels vertiefen und mir neue Ideen geben, wogegen letztere vor allem für nordamerikanische Turnierspieler interessant sein dürften – und zu denen gehöre ich nicht.

Behind the Bastards (Englisch, ca. 1 Folge alle zwei Wochen, ca. 60 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast behandelt verschiedene Mistkerle und Mistfrauen aus der Geschichte (meistens aber Kerle). Vom Gründer des Ku-Klux-Klan zu Stalin ist alles dabei, wobei der Fokus dieser Tage mehr auf den Kräften hinter der katastrophalen Lage bezüglich des US-Polizeisystems liegt. Die Episoden sind spannend, aber man muss den Stil des Produzenten mögen, der das Ganze sehr ironisch nimmt und aus dem eher linksradikalen Spektrum kommt, allerdings aus dem linksautonomen. Er hat, sagen wir, ein eher entspanntes Verhältnis zu Gewalt und Umsturz. Ich höre bei weitem nicht alle Folgen, aber gelegentlich sind sehr spannende Themen dabei.

Build for Tomorrow (Englisch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 40-50 Minuten pro Folge)

Dieser Podcast hat es sich zum Ziel gesetzt, Fortschrittsskeptizismus zu erkunden. Die Produktionswerte sind extrem hoch; das Format ist sehr professionell. Leider schlägt sich das auch in einem recht großen Werbeanteil zubuche. Der Unterhaltungswert macht dies aber allemal wett. Inhaltlich behandelt Jason Feifer alle möglichen Neuigkeiten über die letzten zwei Jahrhunderte, von der Margarine über das Fahrrad und den Aufzug bis hin zum Spiegel, und zeigt uns, warum die Gesellschaft in ihnen den Untergang des Abendlandes erblickte. Während die spezifischen Hintergründe, hervorragend recherchiert, in jedem Falle andere sind, ist der eigentliche Effekt der, zu erkennen, dass die Gesellschaft sich IMMER gegen neue Dinge wehrt und diese mit denselben Argumenten verteufelt. Aktuell sind das halt Smartphones. Aber wir können sicher sein, dass es bald etwas anderes sein wird.

Common Ground Berlin (Englisch, ca. 2 Folgen pro Monat, ca. 35 Minuten pro Folge)

Dieser Off-Shoot des englischsprachigen Radiosender KCFR wird von Soraya Sarhaddi Nelson betrieben, die in jeder Folge einen oder mehrere Gäste zu einem aktuellen Thema einlädt. Der Podcast ist englischsprachig, aber Nelson ist Deutschlandkorrespondentin und sitzt in Berlin, ihre Gäste sind oftmals Deutsche und die Themen betrachten häufig internationale Themen aus der Perspektive „was macht Deutschland“ oder erklären deutsche Themen einem internationalen Publikum (meist aber ersteres).

Culturally Relevant (Englisch, ca. 1-2 Folgen pro Monat, ca. 60 Minuten pro Folge)

David Chen redet in diesem Podcast hauptsächlich über Filme. Meistens hat er einen Gast und diskutiert über relevante Neuerscheinungen. Dabei konzentriert er sich nicht auf die Blockbuster, die gerade im Kino laufen, sondern, wie der Name des Podcasts bereits andeutet, kulturell relevante Filme. Das können sowohl eher unbekannte Dramen sein als auch die von Disney veröffentliche Making-Of-Doku für „The Rise of Skywalker“, die dann Anlass ist, eine generelle Analyse dieses Films sowie des Genres der Making-Of-Dokus zu starten. Insgesamt waren mir die Themen aber zu speziell.

Dan Carlin’s Common Sense (Englisch, 316 Folgen, ca. 45-90 Minuten pro Folge)

Dan Carlin’s erster Podcast war Common Sense. Anders als seine Geschichts-Podcasts hat mich sein Politik-Podcast nie begeistern können. Carlins Positionen sind zu uninteressant, als dass sie mich die 316 Folgen getragen hätten, und ich finde allein das Branding vom gesunden Menschenverstand bereits als anmaßend. Letztlich ist Carlin damit auch aus der Zeit gefallen; als Libertärer mit seiner immer gleichen Forderung nach einer grundlegenden, aber merkwürdig unbestimmt bleibenden Reform des amerikanischen Politiksystems hin zu Third-Party-Candidates ist er in Zeiten der heutigen Polarisierung kaum mehr satisfaktionsfähig – mit Sicherheit einer der Gründe, warum er den Podcast de facto aufgegeben hat.

Das Corona-Virus Update mit Christian Drosten (Deutsch, ca. 2 Folgen pro Woche, ca. 30-40 Minuten pro Folge)

Kein Podcast ist in Deutschland so schnell so berühmt geworden wie das NDR-Feature, das anlässlich der Corona-Pandemie 2020 ins Leben gerufen wurde. Christian Drosten, der Leiter der Virologie der Berliner Charitée, erwies sich – manchmal zu seinem Leidwesen – als krasser Glücksgriff für den Sender. Mit hoher wissenschaftlicher Integrität und persönlichem Charisma erklärte er mehrmals pro Woche die aktuellen Entwicklungen um die Covid-19-Pandemie. Drosten wie auch das Journalistenteam widerstanden standhaft der Versuchung zur Sensationalisierung oder Polarisierung und verweigerten sich auch mit Drostens zunehmendem Bekanntheitsgrad, das hohe Niveau der Sendung zu vernachlässigen, die so für hunderttausende von Hörern ein Stabilitätsanker einer sich rapide wandelnden, chaotischen Umwelt wurde. Der Podcast ist Journalismus, wie er sein sollte, eine Sternstunde für die Zunft. Mir wurden die Podcasts am Ende aber schlicht zu speziell und lang, und es setzte eine gewisse Ermüdung ein, weswegen ich um Folge 60 aufgehört habe.

Der Politik-Podcast (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 25 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast der Deutschlandfunk-Redaktion werden aktuelle Themen genauer beleuchtet und die Hintergründe erklärt. Das kann der Streit um die nukleare Teilhabe sein, das EZB-Urteil des BVerfG oder was auch immer sonst die Republik beschäftigt und nicht unbedingt sofort jedem Laien überhaupt verständlich ist. Der Podcast ist klassische journalistische Arbeit; so werden eigentlich immer Experten unterschiedlicher Richtung interviewt und mehrere Standpunkte deutlich gemacht, ohne zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Stattdessen ist das Podcast-Team sehr gut darin, die Hintergründe einer Kontroverse deutlich zu machen, so dass klar ist, um was es eigentlich geht – und man sich von dort aus ein eigenes Urteil bilden kann. Mir ist das aber zu sehr Politik-Klatsch.

Die Schule brennt (Deutsch, ca. 1 Folge pro zwei Wochen, ca. 45 Minuten pro Folge)

Bob Blume hat mittlerweile seinen eigenen Podcast beim SWR, in dem er mit verschiedenen Prominenten und Halb-Prominenten über deren Erfahrungen im Schulsystem spricht. Von Schwerverbrechern zu Sozialarbeitern über Journalistinnen und Staatsekretäre ist alles dabei, immer mit dem Fokus auf den Schwerpunkten der jeweiligen Person. Ich bin aber einfach nicht so sehr der Biografie-Mensch, deswegen hab ich aufgehört.

Eine Stunde History (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 40 Minuten pro Folge)

Diese Sendung des Deutschlandfunks richtet sich theoretisch an ein interessiertes, junges Laienpublikum, aber ich bezweifle, dass allzu viele Jugendliche diese Sendung abonniert haben. Das macht aber nichts, denn interessant aufgemacht ist sie auch für ältere Semester und selbst für Experten auf dem jeweiligen Gebiet, wenngleich die didaktische und eher populärwissenschaftliche Zielrichtung kaum zu übersehen ist. Das zu flache Niveau (für mich als Historiker) hat mich dann auch zum Abbruch gebracht.

Essay und Diskurs (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Ein stark feuilletonistisch geprägter Podcast ist „Essay und Diskurs“, in dem im Umfang einer halben Stunde eher philophischere Themen verhandelt werden. Damit meine ich nicht direkt philosophisch im Sinne der Disziplin, sondern Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus einer philosophischen Blickrichtung – weniger auf die aktuelle Debatte oder konkrete Politiken bezogen, sondern die theoretische Unterfütterung dahinter. Das ist nicht 100% mein Ding, weswegen ich am Ende auch aufgehört habe.

Europa Heute (Deutsch, ca. 5 Folgen pro Woche, ca. 6 Minuten pro Folge)

Jede Woche nimmt die Deutschlandfunk-Redaktion sich eines aktuellen europäischen Themas an und beleuchtet es in einer täglichen Folge unter verschiedenen Blickwinkeln. So wurde beispielsweise das Kriegsende 1945 aus Sicht der Niederlande reflektiert oder der Konflikt um das polnische Verfassungsgericht zum Anlass genommen, die Hintergründe in Polen genauer zu beleuchten. Immer kommen dabei auch „Menschen auf der Straße“ zu Wort, die von den Journalisten interviewt werden, wenngleich der größte Teil der Gesprächspartner natürlich Experten bleiben.

FAZ Essay (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 20-25 Minuten pro Folge)

Sehr ansprechend ist der Essay-Podcast der FAZ. Persönlichkeiten der intellektuellen Elite – meist ProfessorInnen – schreiben ein Essay zu einem bestimmten Thema, das dann hier vertont wird. In früheren Folgen griff die FAZ auch gerne auf ihr umfangreiches Feuilleton-Archiv zurück, aber inzwischen handelt es sich eigentlich immer um neue Texte. Die Themen sind sehr breit gestreut. Konservative und progressive Positionen kommen beide zu ihrem Recht, wenngleich wegen der konservativen Ausrichtung der Zeitung erstere überwiegen. An der Qualität des Materials ändert das wenig, stattdessen erweitert es den Horizont und schärft im Zweifel die eigenen Fakultäten im Widerspruch.

FiveThirtyEight Politics (Englisch, ca. 2-3 Folgen pro Woche, 40-60 Minuten pro Folge)

Der Podcast der wohl berühmt-berüchtigsten Umfragenaggregatswebsite holt sich auswärtige Experten für Diskussionen über allerlei Themen der Meinungsbildung und politischen Strategie. Die Gespräche sind sehr informativ, wenngleich gelegentliche Längen nicht ausbleiben. Zudem dürfte manchen Hörern der eher liberal-elitäre Duktus aufstoßen, vor allem, wenn man mal wieder betont unparteiisch sein will und dem Bothsiderismus fröhnt.

Galactic Conflict (Englisch, ca. 1 Folge pro Quartal, ca. 70 Minuten pro Folge)

Ein weiterer Star-Wars-Armada-Podcast. Besonders die aktuell laufende Serie, in der die Meta-Geschichte verschiedener Schiffe mit herausragenden Profi-Spielern diskutiert wird, finde ich ziemlich interessant. Zum Weiterhören gereicht hat es allerdings nicht.

Gegen jede Überzeugung (Deutsch, ca. 1 Folge alle zwei Wochen, 30 Minuten pro Folge)

Stephan Anpalagan und Nicole Diekmann greifen sich in jeder Folge ein Thema heraus, losen aus wer dafür und wer dagegen argumentiert und tun genau das dann für 30 Minuten, ungeachtet ihrer echten Meinungen. Ich war allerdings von der Künstlichkeit des Formats schnell ermüdet.

Hörsaal (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 50-60 Minuten pro Folge)

Das Podcast-Format „Hörsaal“ transportiert Vorträge von Wissenschaftlern und Fachleuten zu einem breiteren Publikum; die Redaktion übernimmt eigentlich nur kuratierende Funktion. Die Themenauswahl ist sehr breit. Naturwissenschaftliche Themen (angesichts von Corona etwa zur Impfstoffentwicklung) stehen neben historischen (auch aus verwandten Disziplinen wie Ur- und Frühgeschichte) und vielem mehr. Mir waren viele der Themen aber zu abwegig.

Kulturfragen (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 25 Minuten pro Folge)

In diesem Deutschlandfunk-Podcast werden im weitesten Sinne gesellschaftspolitische Themen besprochen. Vom Streit über das Humboldtforum zu Geschichtspolitik generell über Identitätspolitik oder schlichtweg Kunst ist alles dabei. Insgesamt musste ich aber feststellen dass mein Kunstinteresse zu gering ist.

Laberfach (Deutsch, ca. 1 Folge pro Monat, ca. 90-120 Minuten pro Folge)

Eine Gruppe Deutschlehrkräfte spricht über typische Schullektüren. Dabei gehen sie durch den Inhalt des jeweilige Werks, laden einige Trivia über den Autor oder die Autorin ab und sprechen darüber, ob sie es mögen und wie sinnvoll seine Behandlung im Unterricht ist. Für mich als Deutschlehrer ist das ganz unterhaltsam; wie viel andere da rausziehen, müsst ihr für euch selbst entscheiden 🙂 In meiner Sammlung fiel er vor allem anderen Prioritäten zum Opfer.

Learned Hands (Englisch, ca. 1-2 Folgen pro Monat, ca. 70-80 Minuten pro Folge)

Der kalifornische Staatsanwalt Clint Woods und die texanische Anwältin Merry Wan sind beide große ASOIAF-Fans und haben eigene Blogs, YouTube-Kanäle und empfehlenswerte TwitterAccounts, auf denen sie unter anderem aus ihrer besonderen Perspektive als Rechtsgelehrte über die Serie schreiben. In diesem Zusammenhang hatte ich Clint bereits in meinem eigenen Podcast mehrmals zu Gast (hier, hier). Die beiden haben ihren eigenen Podcast begonnen, in dem sie ihre Profession auf Themen aus Westeros anwenden. Hat Robb Starks Testament Gültigkeit? Ist der Eid der Nachtwache von Verfassungsrang? Brach Lord Manderly das Gastrecht? Der Podcast ist für Fans der Materie nur zu empfehlen. Insgesamt fiel der Podcast bei mir dann aber einfach anderen Prioritäten zum Opfer.

Ludology (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 45-60 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast wird über Spiele gesprochen, auf einer analytischen Ebene. Meistens werden anhand von Beispielen mit Interview-Gästen bestimmte Mechaniken untersucht und besprochen. Grundsätzlich ist das eigentlich voll mein Ding, aber ich bin nie mit den Moderatoren warm geworden und fand ihre langatmigen Erzählungen von früher, in die sie dann mit ihren Gästen gerne gingen, ziemlich ermüdend.

Mark Leonard’s World in 30 Minutes (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Der Direktor des European Council on Foreign Relations spricht in diesem Podcast zu Problemen der internationalen Beziehungen. Üblicherweise beschäftigen sich die Folgen mit aktuellen Ereignissen, etwa Sicherheits- oder Klimakonferenzen, dem Krieg in der Ukraine, irgendwelchen großen Wahlen und so weiter. Der Fokus liegt dabei klar, wenngleich nicht exklusiv, auf der englischsprachigen Welt und „dem Westen“. Mir war der Kram aber am Ende zu häufig und zu speziell, als dass ich dem folgen konnte.

Mikroökonomen (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 70 Minuten pro Folge)

Der Wirtschaftspodcast ist grundsätzlich gut gemacht; Marco Herack und sein Kollege diskutieren allerlei aktuelle Entwicklungen in der Wirtschaft; von den Aktienmärkten zu Elon Musks jeweils aktuellem Blödsinn zur Wirtschaftspolitik ist alles dabei. Mir fehlten aber die Vorkenntnisse, um bei vielen Themen profitieren zu können, und mein Interesse ist auch bei vielen der Themen nicht hoch genug, um dabeizubleiben. Da ich Podcasts meist höre, wenn ich die Hände nicht freihabe, kann ich auch nicht zu den Stellen spulen, die mich reizen, weswegen ich ihn all denjenigen empfehlen muss, die sich mehr für Wirtschaft interessieren und damit auskennen als ich.

Mynock Squadron Podcast (Englisch, ca. 2 Folgen pro Monat, ca. 120 Minuten pro Folge)

Analog zu „Star Wars Armada“ habe ich auch einen guten Podcast zum Miniaturenspiel „Star Wars X-Wing“ gesucht; der einzige, bei dem ich mehr als eine Folge geblieben bin, war der von Mynock Squadron. Halten konnten mich die Gastgebers des Programms aber nicht. Ich empfand die Produktionswerte einfach als zu schlecht; offensichtlich wurde die Unterhaltung nicht sonderlich stringent editiert, so dass lange Gesprächspausen, Stottern etc. nicht editiert wurden. Die Neigung der Gastgeber zum mäandernden Gelaber tat dann ihr Übriges. Zu viel Spreu im Weizen, gewissermaßen.

New Books Network (Englisch, viele Folgen pro Tag, ca. 1 Stunde pro Folge)

In diesem Podcast-Netzwerk werden neue Bücher vorgestellt und im Interview mit dem/der jeweiligen AutorIn besprochen. Grundsätzlich ein super spannendes Format mit vielen verschiedenen Themenschwerpunkten. In der Praxis machte mich die geringe Produktionsqualität ebenso wahnsinnig wie das mangelnde Editing und die oft amateurhafte Interviewführung.

Ones and Tooze (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 30 Minuten pro Folge)

Der profilierte Wirtschaftshistoriker Adam Tooze hat in Zusammenarbeit mit dem Magazin Foreign Policy einen eigenen Podcast gegründet, in dem er zu aktuellen Themen seine Analyse abgibt. Da ich Tooze sehr hoch schätze höre ich natürlich auch diesen Podcast. Die Idee ist, dass jede Folge anhand zweier Zahlen aus den aktuellen Nachrichten (der Preis von Öl, die Menge verkaufter Blumen am Valentinstag, alles Mögliche) irgendwelche wirtschaftlichen Zusammenhänge erläutert werden. Meist geht es auch um geopolitische Verwicklungen, aber nicht immer. Ich fand aber, dass es schnell „diminishing returns“ hatte und einen ziemlichen Klugscheißermodus und habe deswegen aufgehört.

Politisches Feuilleton (Deutschlandfunk) (Deutsch, ca. 5 Folgen pro Woche, ca. 3-4 Minuten pro Folge)

Ein merkwürdiger Eintrag ist dieser Podcast. Mit einer Länge von kaum vier Minuten pro Folge hat man immer das Gefühl, dass es den Download kaum lohnt (macht meine App zum Glück automatisch). Was das Format liefert sind klassische Meinungskommentare zum aktuellen Tagesgeschehen, wie die typische Kommentarspalte in Zeitungen, in denen der Chefredakteur seine Meinung zum Weltgeschehen kundtun darf, wo andernorts die Fiktion objektiver Unabhängigkeit aufrechterhalten wird. Ich empfand die meisten dieser Beiträge allerdings als Ausflüge nach Schwallhalla, schier unerträglich in blasiertem bildungsbürgerlichem Dünkel.

Presidential (Englisch, 45 Folgen, ca. 45 Minuten pro Folte)

In diesem Podcast wurden die Präsidenten zum Wahlkampf 2016 in jeweils eigenen journalistisch vorgestellten Beiträgen vorgestellt. Mir hat der Podcast trotz meines offensichtlichen Interesses am Thema aber nicht sonderlich gefallen, weil es mir zu sehr in der populärhistorischen, hagiographischen Tradition steht, in der das Thema viel zu oft verläuft.

Revolutions (Englisch, ca. 2 Folgen pro Monat, ca. 40 Minuten pro Folge)

Mike Duncan ist nach Dan Carlin der wohl berühmteste Geschichts-Podcast-Macher. Seinen Ruhm erwarb er mit der Serie zur römischen Geschichte (siehe unten), aber seither verfolgt er die Serie „Revolutions“, in der er, wenig überraschend, die großen Revolutionen der Weltgeschichte nacherzählt. Die Serie ist qualitativ hochwertig, gut recherchiert und ordentlich erzählt, wenngleich ihr die erzählerische Stärke eines Dan Carlin fehlt. Ich habe irgendwann in der bolivarischen Revolution aufgehört, sie zu hören, weil mein Interesse für das Thema nicht groß genug war, aber vor allem, weil die englische Sprache ein echtes Hindernis darstellt, wenn es um nicht-englische Sprachgruppen geht. Bereits in der französischen Revolution war die Aussprache der Akteure für mich problematisch, aber wenn man die Leute gar nicht erst kennt und sie dann auch nicht nachschauen kann, weil man keine Ahnung hat wie man sie schreibt, wird alles ein bisschen zu Hintergrundrauschen.

SpiegelLive (Deutsch, ca. 1 Folge pro 14 Tage, ca. 80 Minuten pro Folge)

Im SpiegelLive-Podcast werden Interviews mit Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und anderen relevanten und/oder interessanten Personen geführt. Ich höre beileibe nicht jede Folge, aber gerade wenn Wissenschaftler*innen zu den neuesten Forschungserkenntnissen sprechen ist das durchaus spannend.

Steel Strategy’s Unnamed Armada Podcast (Englisch, ca. 1-2 Folgen pro Monat, ca. 90 Minuten pro Folge)

Das Autorenteam um den Blog Steel Strategy beschäftigt sich mit dem Tabletop „Star Wars Armada„. Ich spiele es seit 2016, und ich will nicht behaupten, dass ich in dem Spiel sonderlich gut wäre, aber zumindest beherrsche ich  es soweit, dass ich den Themen in diesem Podcast folgen kann. Ich finde die Berichte von Turnieren weniger spannend, aber die Diskussionen über bestimmte Karten und Strategien sind ebenso erhellend wie die Meta-Analysen, die von den Autoren unternommen werden. Mittlerweile nur noch Berichte über Turniere und so Kram, habe deswegen abgebrochen.

Sternengeschichten (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 5-15 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast werden astronomische Phänomene erklärt, von der Erdachsenneigung zur dunklen Seite des Mondes, Supernovae und den Planeten des Sonnensystems. Er ist ein ganz heißer Kandidat, dass ich den ganzen Katalog herunterlade und höre. Vielleicht im Urlaub. Astronomie ist eh so etwas, das mich heiß interessiert, wo es aber schwer ist, für Amateure verständliches Material zu bekommen. Dieser Podcast scheint die Lücke zwischen anspruchsvollen Informationen und verständlicher Darstellung hervorragend zu füllen.

Talking Politics: HISTORY OF IDEAS (Englisch, ca. 2 Folgen pro Woche, ca. 45 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast werden die großen DenkerInnen vorgestellt und vom Autor sachkundig und diskursfreudig analysiert. Nicht nur erfährt man grundsätzliche Informationen über die jeweiligen DenkerInnen, sondern bekommt sie auch zueinander in Beziehung gesetzt und aus Perspektive sowohl des Autors als auch der aktuellen Forschung eingeordnet. Allein, mir fehlte irgendwie das ideengeschichtliche Interesse, um mich wirklich damit befassen zu wollen. Für alle diejenigen, die daran Freude haben, ist das Format aber zu empfehlen.

The Ezra Klein Show (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 60 Minuten pro Folge)

Der vox.com-Chefredakteur Ezra Klein nutzt seine Verbindungen, um Gäste aus dem intellektuellen Milieu für seinen Podcast zu gewinnen. Meistens wird das jeweils aktuelle Buch der Gäste besprochen, aber oft geht es auch um deren Meinung zu aktuellen Phänomen, zu denen sie aus Gründen ihrer Vita besonders kompetent sind. Ich finde viele der Themen zu philosophisch für meinen Geschmack, und Kleins Tendenz dazu sehr mainstreaming moderate Gesprächspartner zu nehmen hält den Neuigkeitswert oft in Grenzen, weswegen ich bei weitem nicht jede Folge höre. Aber immer mal wieder sind sehr spannende Themen dabei.

The West Wing Weekly (Englisch, 154 Folgen, ca. 60 Minuten pro Folge)

Ok, Ralf, du hast es geschafft. Ich habe angefangen West Wing Weekly zu hören. Zum Glück widerstand ich der Versuchung, auch noch die Serie wieder anzufangen. In dem Podcast reden Josh Molina und Hrishikesh Hirway über jede einzelne der 153 Folgen der Serie, von der Handlung über irgendwelche Trivia. Dabei kritisieren sie durchaus auch bestimmte Elemente, wenngleich angesichts des Fanboystatus‘ Hirways und der Verbindungen zum Team und Cast Molinas der positive Ton deutlich überwiegt. Ich konnte aber für mich für die Trivia den Zeitaufwand nicht rechtfertigen, auch wenn der „trip down memory lane“ natürlich schön war.

The Weeds (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 60 Minuten pro Folge)

Dieser vox.com-Podcast mit Matthew Yglesias sollte eigentlich meine Sensibilitäten voll bedienen, tut es aber aus mir nur eingeschränkt nachvollziehbaren Gründen nicht. Einerseits empfinde ich die Menge an Werbung abtörnend, andererseits aber auch die starke Parteinahme des Gastgebers und seiner Gäste, die Neigung zu leerem Reden und auch die zu tagesaktuelle Ausrichtung des Programms. Ich habe einfach kein großes Interesse an einem Podcast, in dem die politische Entwicklung der Woche noch einmal litigiert wird und in dem ich erfahre, was für schlechte Menschen die Republicans sind, das wusste ich bereits vorher. Dazu kommt die maßlose Überschätzung der tagesaktuellen Ereignisse, wie etwa während des Impeachment. Alle atemlos vorgetragenen wöchentlichen Enthüllungen waren letztlich bedeutungslos, und es war von Anfang an ersichtlich, weswegen ich – vielleicht zu Unrecht – die wochenlange Beschäftigung eher als zynische Klick-Generierung denn ernsthaften Erkenntnisgewinn ansah.

Unclear and Present Danger (Englisch, ca. 1-2 Folgen pro Monat, ca. 90 Minuten pro Folge)

Jamelle Bouie und John Gantz analysieren in diesem Podcast Kalter-Kriegs-Thriller der 1980er und 1990er Jahre, beispielsweise die Tom-Clancy-Adaptionen. Sie besprechen dabei exklusiv die Filme; die Buchvorlagen spielen allenfalls am Rand eine Rolle. Grundsätzlich ist es ein interessantes Thema, aber die beiden sind mir zu wenig Experten für Popkultur, was man in den eher belanglosen Teilen bemerkt, die sich mit dem Film als Medium beschäftigen, und ihre Teile zum Kontext der jeweiligen Werke haben nicht ausgereicht, um mich zu fesseln.

wbg Podcast (Deutsch, ca. 1 Folge pro zwei Wochen, ca. 30 Minuten pro Folge)

Die wbg hat mittlerweile einen Podcast, in dem pro Folge Autor*innen, Wissenschaftler*innen und andere Intellektuelle eingeladen und zu ihren Gedanken befragt werden. Das Format ist grundsätzlich schön gemacht, angenehm von seiner Länge her und hat hochkarätige Gäste. Was mich mit am meisten nervt ist das geringe Produktionsniveau; ständig hört man Windows-Nofication-Sounds im Hintergrund und das Lautstärkelevel unterscheidet sich teils drastisch von Folge zu Folge.

Why is this Happening, with Chris L. Hayes (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 50 Minuten pro Folge)

Chris Hayes ist der wohl beste (politische) Moderator, den ich kenne. Niemand ist so genuin an einer Konversation interessiert wie er, so begierig, etwas Neues zu lernen und sich mit den Thesen seiner Gesprächspartner ernsthaft auseinanderzusetzen. Seine tägliche Show „All In with Chris Hayes“ verfolge ich zwar nicht, weil ich generell wenig tagesaktuelle Nachrichten konsumiere, aber sein Podcast ist eine Offenbarung. Spannende Gesprächspartner, viele unterschiedliche Themen und neben Hayes‘ charakterlichen Vorzügen seine intellektuelle Brillanz sprechen für sich. Allerdings dreht der Podcast in letzter Zeit extrem ins woke Spektrum ab, weswegen er auf die Abschussliste kam.

Wohlstand für alle (Deutsch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 25 Minuten pro Folge)

In diesem Podcast werden allerlei wirtschaftliche Themen von den beiden Co-Produzenten Wolfgang M. Schmitt (bekannt aus der Filmanalyse) und Ole Nymoen besprochen. Dabei erklären sie ziemlich gut verständlich ihr jeweiliges Thema und ordnen dieses auch gleich ein. Sie sind meinungsstark (in dem Sinne, als dass sie eine eindeutige Meinung verfechten), so dass man es sicher nicht als neutrale Einstiegsquelle empfehlen kann, aber ihre vielen Querverweise und Erdungen in anderen philosophischen, soziologischen, literarischen oder historischen Werken macht es in jedem Falle hörenswert. Dazu haben sie immer wieder hochkarätige Gäste von Adam Tooze über Michael Hartmann.

World Review Podcast (Englisch, ca. 1 Folge pro Woche, ca. 45 Minuten pro Folge)

Die Auslandskorrespondent*innen des New Statesman legen diesen Podcast auf, der sich mit irgendwelchen aktuellen Geschehnissen weltweit beschäftigt. Die Themen sind ziemlich spezifisch und neigen zu einem hohen Detailgrad und Tiefe, die eher für Leute spannend ist, die sich sehr intensiv mit den jeweiligen Themen beschäftigen. Ich höre daher bei weitem nicht alle Folgen, aber wenn man Grundkenntnisse mitbringt, sind die Einordnungen interessant. Wie bei Mark Leonhardt gilt hier aber, dass es mir zu speziell und zu britisch war.

{ 38 comments… add one }
  • Ralf 17. Mai 2020, 16:53

    Da fehlen in Deiner Liste ganz offensichtlich mindestens:

    http://thewestwingweekly.com

    http://rationallyspeakingpodcast.org/about/

    Und wer Wissenschaft mag:

    https://www.quantamagazine.org/tag/podcast

    • Stefan Sasse 17. Mai 2020, 17:05

      Ich liebäugle genauso wie bei Battlestar Galactica permanent damit, mich wieder mit West Wing zu beschäftigen, aber ich fürchte, ich wäre zu enttäuscht.

      Ich fürchte, Psychologie und Wissenschaft reizen mich nicht genug, aber ich probier Rationally Speaking mal, danke!

      • Ralf 17. Mai 2020, 17:23

        Oh, ich hab noch den FiveThirtyEight Politics Podcast vergessen …

        https://fivethirtyeight.com/tag/politics-podcast/

        (Gib dem West Wing Weekly-Podcast eine Chance. Gerade Du würdest den unheimlich mögen. Ist einfach eine tolle Mischung aus nostalgischen Erinnerungen und vielen spannenden Hintergründen der Show mit tiefgründigen Diskussionen über die vielen politischen Felder, Aktivitäten und Anliegen, die das Bartlett-White House beschäftigten. Neben dem kompletten Cast der Serie reichen die Gäste von Ministern der Clinton-Administration über Al Gores Redenschreiber über Repräsentanten diverser Charities und Thinktanks bis hin zu Justin Trudeau und der gesamten Mannschaft des Politics-Podcasts von FiveThirtyEight.

        Was RationallySpeaking angeht, bin ich einfach ein großer Julia Galef-Fan. Die hatte früher, glaub ich, mal eine Doktorarbeit in Statistik angefangen. Und so fragt sie halt auch. Unheimlich an Zahlen, Daten und Fakten interessiert. Offen für alles, wofür sich rationale Argumente finden lassen. Sehr intelligent! Müsste eigentlich jedem gefallen, der die Art von FiveThirtyEight mag.)

        • Stefan Sasse 17. Mai 2020, 18:07

          Den hatte ich mal angestestet, aber ich schau nochmal rein.

          Hab mal die ersten zwei Folgen West-Wing-Weekly runtergeladen. 🙂

          • Ralf 17. Mai 2020, 18:15

            Dann sag mal Bescheid, was Du denkst, wenn Du reingehört hast. Würde mich interessieren … 😉

  • CitizenK 17. Mai 2020, 19:05

    *Staun*
    Wieviele Stunden hat euer Tag?

  • Marc 17. Mai 2020, 19:14

    Wer Physik und vor allem Astronomie genauso liebt wie ich, kann ich nur den Podcast Sternengeschichten von Florian Freistetter empfehlen

    http://feeds.feedburner.com/sternengeschichten

    • Ralf 17. Mai 2020, 19:16

      Danke für den Tipp! Muss ich mal reinhören …

    • Erwin Gabriel 18. Mai 2020, 18:17

      @ Marc 17. Mai 2020, 19:14

      Danke ! 🙂

  • Ariane 17. Mai 2020, 19:46

    Oh Gott, ich hasse Euch, wann soll ich das denn alles hören, vor allem, wenn hier ständig jemand anruft und hier nie länger Ruhe ist 😛

    Immerhin nicht soviele auf Englisch dabei, die kann ich nicht so gut nebenbei hören, irgendwie strengt das das Gehirn mehr an, aber Cairlin find ich total klasse.

    Und es gibt ein Apple Podcast-Ding? Ich hab mein Handy nur als Whatsapp Maschine^^
    Muss ich mal gucken, ich hab in deinen Podcast mal reingehört, aber da wurde ich ein bisschen von der Masse erschlagen, du lebst ja scheinbar auch auf der Venus. Und du klingst ein bisschen wie dieser Technik-Nerd Zero von GTA San Andreas falls du den kennst 😀

    Ansonsten finde ich hat SWR2 Wissen oft noch gute Themen:
    https://www.swr.de/swr2/programm/podcast-swr2-wissen-100.html

    Die Mikro-Ökonomen hab ich ja schon ein paar Mal empfohlen, ist so Wirtschaftserklärung für Laien wie mich, auch viel internationale Wirtschaft und Allgemeinwissen (und viel Elon Musk)^^
    https://mikrooekonomen.de/

    Und der Rasenfunk für Fußballnerds auch sehr schön
    https://rasenfunk.de/

    Und – leider länger nicht zu gekommen, aber ich als Sportnerd hab mich sehr gefreut auf Sportradio360 zu stoßen, die haben eigentlich so ziemlich jede Sportart und oft richtig starke Gäste aus dem Sport und das machen viele Sportreport/Kommentatoren
    https://sportradio360.de/

    • Erwin Gabriel 18. Mai 2020, 18:19

      @ Ariane 17. Mai 2020, 19:46

      Oh Gott, ich hasse Euch, wann soll ich das denn alles hören, vor allem, wenn hier ständig jemand anruft und hier nie länger Ruhe ist

      Mach Deinen eigenen Podcast oder eine eine Audio-Soap daraus 🙂

  • derwaechter 17. Mai 2020, 19:57

    Vielen dank!

    Deutschlandfunk höre ich auch sehr viel
    Ausserdem noch sehr gerne Zeitzeichen vom WDR. Jeden Tag 15 min zum aktuellem Datum. Geburtstag, Jahrestag. Mal eine Person, mal ein Ereignis, mal ernst mal heiter, mal Kultur mal Politik mal Geschichte… Immer sehr kurzweilig

    Empfehlen auf englisch würde ich Economist Radio, The Daily von der New York Times und unglaublich viel gutes bei NPR. Da lohnt es sich zu stöbern, von Unterhaltung bei Wait wait don’t tell me, zu Politik beim Politics Podcast, zu Zeitgeschichte bei Throughline und Embedded bis Wirtschaft bei Planet Money und The indicator.
    Oder abgeschlossene Serien wie White Lies. Letzteres war unglaublich stark. Mit das beste was ich je gehört habe. Wurde auch ausgezeichnet https://www.al.com/life/2020/05/npr-podcast-white-lies-named-pulitzer-prize-finalist.html

    • derwaechter 17. Mai 2020, 20:02

      Ach ja, ich hätte auch noch ein paar gute Podcasts zum Thema Sport, insbesondere Fussball. Ist das nicht genau dein Ding? 🙂

  • joha 17. Mai 2020, 20:17

    Freut mich sehr, dass der Politikpodcast und generell DLF/DLFKultur-Sachen dabei sind!
    Aber mich wundert, dass Talking Politics nicht auf Deiner Liste ist:
    https://www.talkingpoliticspodcast.com/
    Gerade History of Ideas, de facto Runciman-Vorlesungen zur politischen Ideengeschichte, fand ich sehr erfrischend, speziell zu Hobbes:
    https://www.talkingpoliticspodcast.com/history-of-ideas
    („Radio Open Source“ kann ich auch noch empfehlen, wenn auch nicht jede Folge. Als Ideengeschichte des Alltags auch den Klassiker Thinking Allowed. Und natürlich „On the Media“, da eigentlich kein Medien-, sondern Wahrnehmungsgeschichtspodcast)

    • Stefan Sasse 17. Mai 2020, 20:58

      Stimmt, Talking Politics hab ich auch mal reingehört, bin aber nie hängen geblieben. ich versuch’s nochmal 🙂

  • Kirkd 18. Mai 2020, 11:46

    Danke, werde ich mal ein paar ausprobieren:

    Was Dich interessieren könnte, sind:
    SRF News International – quasi der „Weltspiegel“ unter den Podcasts, jede Woche ein Land in gewohnter schweizer Qualität
    Denkangebot von Katharina Nocun – einmal monatlich zu Digitalpolitik

    Dachte mir, dass Du Hardcore History hörst. Das einzige was mich bei der King of kings Serie immer irritiert hat, war, dass er gelegentlich Hitler als Beispiel für einen Herrscher der in den Wahnsinn abglitt referierte.

    • Stefan Sasse 18. Mai 2020, 13:35

      Ja, Carlin lässt ungern Nuancen einer guten Analogie in den Weg geraten…

  • Saalberg 18. August 2020, 00:35

    Politische Texte aus Blogs im Podcast gibt es auch beim Tagescast: https://www.tagescast.de eher die liberal-konservative politische Richtung.

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