Ein (fast) familiäres Potpourri deutschen Irrsinns

Das Zusammentreffen eines Jubiläums mit den kalendarischen Feiertagen führte am Wochenende zu einem Clash of Cultures der besonderen Art. Da saß die Mitte der Gesellschaft zusammen, ein Manager eines mittelständischen Unternehmens, eine nach Spanien ausgewanderte Millionärin, Durchschnittsverdiener, Berufsanfänger, eine Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern und Rentner. Bekanntlich zähle ich Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger nicht zwingend zur Mitte der Gesellschaft, von daher fehlte nichts. Es bleibt in solchen Runden nicht aus, dass die wesentlichen Felder der aktuellen Politik gestreift werden und der Blick von außen führt manchmal zu der Frage, ob wir Deutschen nicht ein bisschen irre sind.

Eines vorweg: In den heutigen Tagen kommt man um einen Schuss Fremdenfeindlichkeit in keiner Diskussion umhin, es wäre weltfremd das zu negieren. Zarte Gemüter sollten also an dieser Stelle aufhören zu lesen. Die Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre schaffen einen neuen Begriff von Internationalität, die fast im Wochentag stattfindenden Terrorakte von Islamgläubigen haben längst das Sicherheitsempfinden der Menschen in den alten Industriestaaten beschädigt. Das Referendum zur Verfassungsreform in der Türkei, welches das Land zwischen Europa und Asien in eine Autokratie, manche meinen sogar Diktatur, überführen soll, hat jedermann in Westeuropa vor Augen geführt, dass die meisten unter uns lebenden Türken in der modernen westlichen Welt, deren Determinanten Demokratie und Rechtsstaat sind, nie angekommen sind. Die rechtliche Fiktion der Doppelstaatsbürgerschaft hat sich als Schimäre erwiesen, ein Instrument naiver Idealisten zur Protegierung von Hinterwäldlern. Die Mehrheit der hier lebenden Migranten mit türkischen Wurzeln möchten anscheinend aus der sicheren Entfernung eines gefestigten Rechtsstaates ihre Landsleute in ein Mega-Gefängnis schicken.

Brandaktuelle Studien von gewerkschaftsnahen bis arbeitgeberorientierten Forschungsinstituten ermitteln als Folgen der Armutsmigration der letzten Jahre, was für nüchtern denkende Zeitgenossen nie wirklich in Frage stand. Die von der Regierung ausgegebene Parole „Wir schaffen das“ ist nur eine Worthülse, getränkt mit dem Saft des Gutmenschentums, aber ohne jeden Realitätsbezug. Die Aufnahme von rund 3 Millionen Migranten seit 2011 führen die gesellschaftlichen Sicherungssysteme an die absolute Belastungsgrenze und darüber hinaus. Sie verschärfen die Spannungen im Land erheblich und schaffen ein neues, dauerhaftes Armutspotential, in dem sich Träumer von einer besseren Welt auf Jahre hinaus staatlich subventioniert austoben können. Hier decken sich wissenschaftliche Bewertung und die Einschätzung von ausländischen Beobachtern auf das Land, in dem es aus wettertechnischen Gründen so wenige freundliche Gesichter gibt.

Schlimme Folgen hat die Konzentration der staatlichen Stellen auf das Notfallmanagement vor allem für jene Bürger, welche sich in die Hände des Rechtsstaates begeben und auf die Fairness einer liberalen Gesellschaft vertrauen. So musste es der Manager erleben, dass die Jurisprudenz mancherorts vor dem Ansturm von Verfahren kapituliert hat. Gerichtstermine wurden in den letzten Monaten mit der Begründung abgesagt, aus Krankheits- wie Überlastungsgründen sehe sich das Gericht nicht in der Lage, Verfahrenstermine zu nennen und Urteile zu fällen. Unternehmen und Bürger werden der rechtlichen Willkür überlassen.

Schlimmer als bei unternehmerischen Forderungsausfällen ist diese Kapitulation des Rechts für in Bedrängnis geratene Familien und ihren Streitigkeiten. So scheiterte die Beziehung der Eltern der beiden Kinder, das Paar trennte sich, der Mann zog in die Nähe von Luxemburg und verdient dort überdurchschnittlich. Wie nicht wenige Väter entzieht er sich jedoch seiner Unterhaltspflicht und überlässt seine Kinder ihrem Schicksal. Der Fall wurde erst dem Jugendamt übergeben, wo sich jedoch die Beamten in Untätigkeit sonnten. Wo das Problem sei, schließlich wohne die Mutter im eigenen Haus, Unterhaltsvorschuss werde auch gewährt und ein kleines Vermögen von etwas über 10.000 EUR sei auch vorhanden. Mit der Bequemlichkeit der Staatsbediensteten verfielen Monat für Monat Unterhaltsansprüche, während die kleinen Kinder um den ihnen zustehenden Lebensstandard gebracht wurden.

Seit über einem halben Jahr liegt die Unterhaltsklage beim zuständigen Familiengericht, das trotz Zahlung der Gerichtsgebühr bisher keine Möglichkeit fand, einen Kammertermin festzusetzen. Die personellen Kapazitäten ließen dies nicht zu. Der Staat missachtet damit gleich mehrere Grundrechte eines jeden deutschen Bürgers und tritt den Schutz von Ehe und Familie mit Füßen. An dieser Stelle kündigt der Staat den Vertrag mit dem Bürger auf und verliert seinen moralischen Anspruch Steuern zu erheben.

Doch genau an dieser Stelle wissen Behörden und Parteien zu klotzen, gierig wie nie zuvor greift der Fiskus auf das zu, was des Bürgers ist. Die Abgabenlast für jene, die noch Lust auf Arbeit haben, setzt auch international neue Maßstäbe. 10% der Einkommensbezieher zahlen inzwischen den Spitzensteuersatz, der einstmals Millionären vorbehalten war und nun bereits über Facharbeitergehälter gezogen wird. Die neue, einfache Definition: reich ist, wer Geld hat. Von den Zugewanderten arbeitet erwartungsgemäß kaum jemand, 3 von 4 Syrier beispielsweise beziehen auch Jahre nach der Flucht Hartz-IV. Bei den übrigen Migranten, die nicht aus Europa stammen, sieht es nicht besser aus. Politischer Idealismus trifft auf harte Realität.

Trotz dieser skandalösen Zustände im Steuersystem denkt keine Partei daran, die Missstände anzugehen. Selbst die zu früheren Zeiten mit dem Steuersenkungsmantra angetretene FDP verspricht Entlastung bestenfalls in homöopathischen Dosen. Da sollten sich genügend potentielle Regierungspartner finden. Die Millionärin zahlt keine Einkommensteuer mehr, da sie bereits frühzeitig ihr Vermögen gemacht hat. Umso mehr wird sie von den Ideen einer Vermögensteuer bedroht. Erst Maximalsteuern zahlen, dann mit einer neuen Bestandssteuer abgezockt werden, das sieht nicht nach steuerlicher Gerechtigkeit aus. Merke: vermögend ist der, welcher eine schwarze Zahl auf dem Konto stehen hat, nicht derjenige, der in Millionenhöhe vom Staat alimentiert wird.

Theoretisch haben sogar Millionäre, selbst wenn sie – wie z.B. Flüchtlinge in Deutschland – keine Sozialbeiträge (mehr) zahlen, Anspruch auf die ortsüblichen Sozialleistungen. So sieht es EU-Recht vor. Doch Behörden tun sich stets schwer, wenn sie mit Arbeit und Forderungen nach Praktikabilität konfrontiert werden. Die Politik, insbesondere wenn sie mit besten Absichten überladen ist, hilft da nicht, Sprüche müssen da reichen. So verlangt die öffentliche Gesundheitskasse in Spanien einen Nachweis der staatlichen Kasse in Deutschland, dass hier kein paralleler Leistungsanspruch besteht. Der Verweis, dass es im Land der Erbsenzähler keine vergleichbare Kasse gibt, führt lediglich zu einem Achselzucken: „No es mi problema“. Den Anwalt für das diplomatische Vermittlungsverfahren muss der Bürger aus eigener Tasche bezahlen, das ist nicht im Preis der Steuern inbegriffen.

Man muss sich die Schockgeschichten vorzugsweise auf rechtsradikalen Seiten nicht zu Eigen machen. Aber es versteht sich von selbst, dass fast alle Migranten der letzten 3 Jahre die Leistungen des Gesundheitswesens ohne eigene Zuzahlung erhalten. Der Gegenwert hierfür dürfte mindestens auf dem gleichen Niveau wie dem deutschen Durchschnitt von 4.200 EUR per anno liegen. Viel Geld, das ein Arbeitnehmer nur aufbringt, wenn er monatlich 2.400 EUR nach Hause bringt. So zumindest der Satz pro Einwohner. Da jedoch nur rund jeder Zweite erwerbstätig ist und ein Teil nur geringfügig arbeitet, ist es eher der doppelte Betrag. Warum diese Auflistung? Die Alleinerziehende musste in den letzten Monaten mehrere hundert Euro für Vorsorge- und analytische Untersuchungen aufbringen, ohne dass sich hierfür eine gesetzliche Kasse für zuständig gesehen hätte. Schutz von Ehe und Familie?

Dem Durchschnittsverdiener am Tisch wird derweil jede Bezahlung nach Leistung verweigert („gleiches Geld für gleiche Leistung“) und mit absurd hohen Abgaben gequält, während die Vorgesetzen im sozialen Tuttifrutti-Land die Kollegen zum organisierten Krankfeiern auffordern. Den Rest gibt es, wenn morgens im üblicherweise verspäteten Zug in die Metropole ausschließlich Biodeutsche vor sich hinschnarchen. Frauen mit offen praktizierenden muslimischen Glauben finden sich dort jedenfalls nicht. Nur die Rentnerin äußert sich zufrieden, hat ihr doch die Regierung auf Witwenpension, Blümrente durch geringfügige Einmalzahlung und großzügige Krankenversicherung nach Beamtenrecht einen Lebensstandard, der deutlich über dem eines Durchschnittsverdieners liegt.

Es ist bei solchen Fakten und Vergleichen nicht einfach, die deutschen Verhältnisse zu verteidigen. Das System, und das ist nicht neu, belohnt denjenigen, der auf Kosten anderer lebt und bestraft denjenigen, der eigenverantwortlich handelt. Wir Deutschen sind ein genügsames Völkchen, das wenig murrt. Wir erklären uns mit vielen solidarisch und haben ein permanent schlechtes Gewissen, wenn es uns besser geht als anderen. Wir fühlen uns für jeden Missstand verantwortlich, weisen aber Verantwortung nie anderen zu. Doch wir leben in einer Nabelschau, wo wir den eigenen Irrsinn nicht mehr erkennen mögen. Wenn andere nationales Eigeninteresse reklamieren, wollen wir jedem mühseligem und Beladenem einen Schutzraum mit Vollversorgung bieten (Forderung der Grünen Jugend). Wir fordern von anderen nichts, beschimpfen uns aber immer selbst.

Leider merkt man es selbst als letztes, wenn man sich zum Affen macht.

{ 52 comments… add one }
  • bevanite 18. April 2017, 21:45

    Weiß nicht genau, an wen und über was konkret dieser etwas zusammenhanglose Rant gehen soll. Insgesamt klingt mir das aber zu sehr nach dem alten Mantra „Wer ist Schuld daran, dass es Euch so dreckig geht? Die Ausländer!“. Daher auf die Schnelle erstmal ein paar Anmerkungen:

    Das Referendum zur Verfassungsreform in der Türkei, welches das Land zwischen Europa und Asien in eine Autokratie, manche meinen sogar Diktatur, überführen soll, hat jedermann in Westeuropa vor Augen geführt, dass die meisten unter uns lebenden Türken in der modernen westlichen Welt, deren Determinanten Demokratie und Rechtsstaat sind, nie angekommen sind.

    Das Ergebnis ist zweifellos eine Katastrophe, war allerdings ebenso knapp wie die Entscheidung über den Brexit oder die österreichischen und amerikanischen Präsidentschaftswahlen. „Die meisten unter uns lebenden Türken“ haben sich an dieser Abstimmung übrigens nicht beteiligt: die Wahlbeteiligung der Deutsch-Türken lag unter 50 Prozent. Das kann man nun natürlich verschieden interpretieren. Möglicherweise ist einem Großteil der hier lebenden „Deutsch-Türken“ (faktisch sind es Deutsche mit einer türkischen Familiengeschichte) die Politik in der Türkei schlichtweg wumpe. Oder sie haben sich einfach der hiesigen Politikverdrossenheit angepasst. In beiden Fällen würde es aber eher für einen positiven Effekt der Integration sprechen.

    Was nun das Lager betrifft, das für die Verfassungsänderungen gestimmt hat, gäbe es auch einiges zu sagen. „Migranten“ sind eben keine homogene politische Wählergruppe, es finden sich dort auch wie in der alteingesessenen Bevölkerung Liberale, Konservative, Sozialisten, Nationalisten und Unpolitische. Für die Sympathisanten der AKP gilt nun das Gleiche, das auch für die hiesigen Identitären gilt: Man muss ihnen politisch entgegentreten.

    Die rechtliche Fiktion der Doppelstaatsbürgerschaft hat sich als Schimäre erwiesen, ein Instrument naiver Idealisten zur Protegierung von Hinterwäldlern.

    Wie kommen Sie auf die irrsinnige Idee, dass die doppelte Staatsbürgerschaft etwas damit zu tun hat? Hat Erdogan die eingeführt? Glauben Sie ernsthaft, das Ergebnis wäre ohne die Staatsbürgerschaftsreformen anders ausgefallen? Meine Vermutung ist, dass es dann im Gegenteil eher mehr als weniger AKP-Anhänger in Deutschland geben würde. Im übrigen beleidigen Sie mit den „Hinterwäldlern“ ganz dreist eine ganze Reihe von Menschen, die im Gegensatz zu Ihnen schon das bürokratische Vergnügen hatten, einen Antrag für die deutsche Staatsbürgerschaft zu stellen, vom bosnischen Kriegsflüchtling über die polnische Hochschulabsolventin/Putzfrau bis hin zu Ihrem möglichen Stamm-Dönerverkäufer um die Ecke. Aber das nur am Rande.

    Sie beklagen weiterhin den fehlenden Schutz von Familien, sind aber vermutlich gegen die Familienzusammenführung von Flüchtlingen oder regen sich darüber auf, wenn Sozialhilfeempfänger zu viele Kinder bekommen (in einem früheren Artikel hier). Da einfach auf die Kräfte des Marktes zu vertrauen, halte ich für weitaus naiver als die Forderung nach einer doppelten Staatsbürgerschaft. Viele Menschen würden ohne staatlichen Support noch tiefer abstürzen als sie es jetzt schon sind. Sie scheinen mir da sehr weit weg von den gesellschaftlichen Realitäten in jenen Schichten zu sein, mit denen Sie kein Kontakt haben. Mit Verlaub, aber da kommt mir doch immer wieder dieses Zitat vom ollem Marx in den Sinn: „Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältnis von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen … werden“.

    Ihren letzten Absatz haben Sie in der ersten Person Plural geschrieben, aber von wem reden Sie da eigentlich konkret? „Für jeden Missstand verantwortlich“ – wo hilft denn Deutschland konkret den Opfern des Bürgerkriegs im Jemen? Wie haben sich deutsche Regierungen zu den Boko Haram-Massakern in Nigeria oder dem Völkermord in Darfur verhalten?

    Soviel erstmal zum Anfang.

    • In Dubio 18. April 2017, 22:09

      Ich denke, diese von mir skizzierten Debatten haben an dem langen Wochenende so oder ähnlich hunderttausendfach stattgefunden. Interessant ist für mich in solchen Diskussionen auch, wie sich Menschen verändern, die ich sehr lange kenne. Die Millionärin z.B. stand zu Beginn ihrer beruflichen Karriere eher den Grünen nahe und hatte bezüglich Migration eine durchaus liberale Haltung. So wenig ich mit der AfD anzufangen weiß, sie ist Symptom für schwellende Brennpunkte in der Europa- wie Migrationspolitik. Leider bin ich Fatalist: die Verhältnisse gepaart mit unserer Mentalität und den enormen Beharrungskräften machen jede Veränderung praktisch unmöglich. Wir sind auf dem Weg zu einer immobilen Gesellschaft.

      Zum Referendum schreibe ich noch ausführlicher, wie gesagt ein Potpourri an Themen, die noch detaillierter abgearbeitet werden.

      Im übrigen beleidigen Sie mit den „Hinterwäldlern“ ganz dreist eine ganze Reihe von Menschen, die im Gegensatz zu Ihnen schon das bürokratische Vergnügen hatten, einen Antrag für die deutsche Staatsbürgerschaft zu stellen

      Wieso sollte gerade die Beantragung einer Staatsbürgerschaft einfach sein? Im Gegensatz zur Steuererklärung (Einwand von Ihnen?) oder einem Befreiungsantrag im Sozialrecht ist die Veränderung der Nationalität ein einmaliger und sehr schwerwiegender Akt.

      Sie beklagen weiterhin den fehlenden Schutz von Familien, sind aber vermutlich gegen die Familienzusammenführung von Flüchtlingen (..)

      Falsche Vermutung. Ich habe ganz zu Beginn der Flüchtlingskrise bereits kritisiert, dass Politik wie Anhänger offener Grenzen übersehen, dass nicht einfach Alleinstehende kommen, sondern am Ende ein Mehrfaches durch Familiennachzug steht. Die heutigen Einschränkungen sind Ergebnis und Folge völlig unbedachter Handlungsweisen, die nun wiederum zu weiteren enormen Rechtsverletzungen führen. Das ist, das sollte in der Vergangenheit überdeutlich geworden sein, nicht mein Verständnis eines ordentlichen Rechtsstaates und einer professionellen Politik, die ich bei einer Steuer- und Abgabenquote von über 50% einfordere – und verlangen kann.

      (..) oder regen sich darüber auf, wenn Sozialhilfeempfänger zu viele Kinder bekommen (in einem früheren Artikel hier).

      Das ist eine Legende, die nicht stimmt. Ich habe lediglich kritisiert, dass die Fertilisation asymmetrisch zum Einkommen verläuft.

      Ihren letzten Absatz haben Sie in der ersten Person Plural geschrieben, aber von wem reden Sie da eigentlich konkret?

      Die Ansichten der Mehrheit, die sich konkretisiert in Umfragen finden. Ich habe mich neulich bei einem solchen Online-Portal angemeldet und dabei (wenig überraschend) festgestellt, dass ich in den meisten gesellschaftlichen Fragen andere Antworten präferiere wie die Mehrheit. 😉

  • Kirkd 19. April 2017, 07:46

    Zu Deinen Befindlichkeitsexkursionen werde ich nicht Stellung nehmen. Letztlich kann man sich immer in seine eigene Subjektivität hineinsteigern und unterstellen, dass es sich bei Allen genauso anfühlt.

    Was die Effektivität der Justiz angeht, möchte ich deine Einzelfallbeobachtungen mal ein wenig einordnen. Ja, die Justiz hat seit den Tagen der „Schlanker Staat“ Reformen in den 90ern einen beachtlichen Verfahrensrückstand. Das betrifft nicht so sehr den Durchschnitt, aber den Rückstand an bestimmten Kammern mit Unterbesetzung/krankheitsbedingten Ausfällen, was dem Bürger in der Tat nicht zu vermitteln ist. Das Unvermögen, solche Ausfälle zu kompensieren, ist in der Tat skandalös, zumal in Zivilsachen ein erheblicher Teil der Kosten durch Gerichtsgebühren gedeckt werden kann. Im internationalen Vergleich sind die Verfahrensdauern in Zivilsachen durchschnittlich. Sie haben sich allerdings in den letzten Jahren wieder verbessert, was allerdings nicht auf eine verbesserte Ausstattung sondern auf sinkende Verfahrenszahlen in Zivilsachen zurückzuführen ist.
    Anders sieht die Lage in Sozial- und Verwaltungssachen aus. Die Sozialgerichtsbarkeit hat die stärkere Pauschalierung von Leistungen durch die Hartz-Reformen nie akzeptiert, weshalb hier seit 10 Jahren sehr hohe Fallzahlen bestehen. In Verwaltungssachen gibt es nun tatsächlich eine stärkere Auslastung durch die hohe Zahl an Asylverfahren. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Verwaltungsgerichtsbarkeit nicht sehr schnell, aber vergleichsweise bürger- und unternehmensfreundlich (was die Zahl der Verfahren natürlich nicht gerade senkt).

    • In Dubio 19. April 2017, 08:22

      Welcher „schlanke Staat“?!? Deutschland hat eine höchsten Abgabenlasten der entdeckten Welt. Der Staatsanteil ist in der OECD weit überdurchschnittlich. Welcher „schlanke Staat“?!?

      Es ist dem Bürger egal, aus welchen Gründen Verfahren hängen. Das ist auch nicht seine Sache. Der Staat erfüllt seine originären Aufgaben (innere und äußere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit) nicht, damit ist die Sache erledigt. Weder Sozialleistungen zu verteilen noch den Bedürftigen der Welt ein Heim zu bieten ist originäre Staatsaufgabe!

      Es ist richtig, dass Deutschland im internationalen Vergleich immer noch gut darstellt. Aber sind italienische oder gar indische (durchschnittlich 10 Jahre Verfahrensdauer in Zivilsachen!) Verhältnisse tatsächlich der Maßstab?

      • Kirkd 19. April 2017, 09:48

        Unter dem Motto „schlanker Staat“ wurden in den 90ern zahlreiche Stellen in Verwaltung und Justiz gestrichen. Deshalb hat Deutschland in diesen Bereichen heute eine im internationalen Vergleich niedrige Stellenzahl. Die Schweiz, bekanntlich ein Land mit niedrigerer „Staatsquote“ als Deutschland, hat in diesen Bereichen beispielsweise deutlich mehr Beschäftigte. Und ja, da stimme ich Dir zu, dass es ist nicht gut ist, dass der Staat seinen Aufgaben nur unzureichend nachkommt. Nur benenne ich hier auch den Reiter. Es waren nun einmal Vertreter eines „Schlanken Staates“, die gerne über die hohe „Staatsquote“ klagen, die diesen Rückbau der staatlichen Verwaltung propagiert und vorangetrieben haben.

        Die deutsche Staatsquote ist im internationalen Vergleich deshalb so hoch, weil der Staat im Bereich Gesundheit und Rente mehr staatliche Leistungen anbietet als andere Staaten, nicht aber wegen seiner teuren Verwaltung. Teilweise ist das schlicht eine Berechnungsfrage. Um beim Beispiel Schwiez zu bleiben: die betriebliche 2. Säule,, die in der Schwiez die Hauptalterssicherung garantiert, fällt nicht unter Staatsquote (obwohl sie für alle Arbeitnehmer verpflichtend ist).

        • In Dubio 19. April 2017, 10:33

          Tatsächlich wurde seit den 1990er Jahren Steuern und Abgaben verstärkt von Investitionen aus den Bereichen Sicherheit wie Rechtspflege in den sozialen Bereich umverteilt. Nachvollziehen können Sie das am Sinken der Investitionsquote und dem stetigen Anstieg der Sozialquote. Wählerbestechung funktioniert nunmal über Sozialversprechen und nicht durch die Zusage von Rechtssicherheit.

          Die Schweiz gibt bezogen auf das BIP mehr für Gesundheit aus als Deutschland. Die zweite Säule in der Schweiz fällt deswegen nicht in die Staatsquote, weil die Gelder der Verfügungsgewalt des Staates entzogen sind. Das ist bei der deutschen Rentenversicherung anders.

          Der deutsche Staat verteilt entsprechend der Ausgaben seine Bediensteten. So beklagen wir uns über den Kostendruck im Gesundheitswesen und in der Pflege, blenden aber völlig aus, dass Deutsche wesentlich länger im Krankenhaus sind als z.B. Skandinavier und dadurch der zeitliche Druck erzeugt wird. Wären Deutsche im Schnitt beispielsweise 5 Tage weniger in stationärer Behandlung, verbliebe mehr Zeit für die Patienten. Aber dazu müssten wir ja unser Verhalten ändern und das geht gar nicht.

          Ich weiß nicht, wie die Fehlzeiten in der Schweiz aussehen. Hier war es tatsächlich so, dass zwischen den Jahren (upps, was für eine Zeit…) die örtliche Arbeitsagentur außerplanmäßig schließen musste, weil so viele öffentlich Bedienstete erkrankt waren. Und da meine Schwägerin in der Rechtspflege arbeitet, habe ich unzählige, für private Unternehmen unglaubliche Geschichten behördlicher Arbeitsverweigerung. Und Faulheit. 😉

          • Stefan Sasse 19. April 2017, 12:43

            Wenn Personal fehlt, muss man das einstellen, und zwar rechtzeitig. Gibt ja nicht gerade ein Reserve-Arbeitslosenheer von Richtern, Lehrern und Polizisten. Und KirkD hat schon Recht, dass das mit der Ideologie einhergeht, der Staat dürfe ja nicht zu viele Leute beschäftigen. Mit der Staatsquote hat das ja per se erst mal wenig zu tun; die kommt ja noch von ganz anderen Faktoren her.

            • In Dubio 19. April 2017, 15:42

              Was kritisierst Du? Offensichtlich ist der Staat zu einer ordentlichen Personalplanung nicht fähig, überall wird über Personalmangel geklagt. Allerdings hat allein der Bund in den vergangenen 10 Jahren seinen Headcount um knapp 3.000 auf rund 16.000 erhöht, das ist ein Plus von über 20%. Das gilt nicht für jeden EU-Staat, Schweden hat in der Zeit sein Personal konstant gehalten, Großbritannien sogar deutlich reduziert. Und meine Kritik ist nicht der Personalstand als solcher, sondern dass der Staat seine eigentlichen Aufgaben vernachlässigt, um alles andere zu erledigen. Aber wenn mir der Staat keine Rechtssicherheit gewährt, regeln wir die Sachen bald wieder per Faustrecht. Und sparen dafür dann hoffentlich Steuern.

          • Kirkd 19. April 2017, 15:09

            „Tatsächlich wurde seit den 1990er Jahren Steuern und Abgaben verstärkt von Investitionen aus den Bereichen Sicherheit wie Rechtspflege in den sozialen Bereich umverteilt.“

            Das deckt sich im Ergebnis mit meinem Aussagen. Ich muss aber noch einmal der von Dir unterstellten Kausalität widersprechen. In Verwaltung und Rechtspflege wurde nicht gespart, um Mehrausgaben im Gesundheitskosten zu decken. Die Begründung des bürgerlichen Lagers war der „Schlanke Staat“ (denn es sollte ja auch im Gesundheitswesen eingespart werden, nur haben Seehofer und später Schmidt dort nicht so tatkräftig gekürzt wie in andere in Rechtspflege und Verwaltung).

            • In Dubio 19. April 2017, 15:30

              Gut, dann kritisieren wir möglicherweise das Gleiche: dass originäre Staatsaufgaben zu Lasten des Sozialen vernachlässigt werden.

              1991 lag die Abgabenquote bei 38,3%, heute bei 39,6%. Im Vergleich zu Kohls Zeiten zahlt also jeder Erwerbstätige (!) einen Tausender zuviel an den Staat. Irgendwie sieht ein schlanker Staat für mich anders aus.

              • Kning 19. April 2017, 16:20

                Den Personalmangel ist der Staat selbst Schuld. Noch immer zählt im öffentlichen Dienst noch immer der Höchste erreichte Hochschulabschluss. Für Bachelorabsolventen mit Berufserfahrung ist ein Wechsel in die Beamtenlaufbahn / öffentlichen Dienst gehaltlich derart uninteressant das die jeweiligen Behörden Kunstgriffe unternehmen, um irgendwie Fachkräfte zu gewinnen.
                Allein im Bauamtder Stadt Köln fehlen 50 Bauingenieure. Also geht die Stadt hin und gründet eine Gesellschaft außerhalb der Stadt, die die Ingenieure zu Marktpreisen beschäftigt. Natürlich ist die Stadt nur Teileigentümer und die Igenieuere werden dann an die Stadt verleast. So entstehen staatlich geförderte Leiharbeitsverhältnisse und der Bürger zahlt die Zeche.

                • In Dubio 19. April 2017, 16:34

                  Und? Was ist daran schuld? Sehen Sie, das Problem haben Sie in allen öffentlichen Bereichen. So hat der Staat beispielsweise in den letzten Jahren den Kita-Ausbau vorangetrieben. Natürlich wachsen Erzieherinnen nicht auf den Bäumen und warum sollten junge Menschen plötzlich überproportional den Beruf ergreifen? Zwar möchte man besser qualifiziertes Personal beschäftigen, aber Neueinstellungen dürfen nicht mehr verdienen als die Stammbelegschaft.

                  Für private Unternehmen ein Irrsinn. Nur weil ich plötzlich Bedarf an Informatikern mit Java-Kenntnissen habe, erhöhe ich deswegen doch nicht all meinen IT-Angestellten die Gehälter um 50%. Ich offeriere ein höchst attraktives Salary-Package in Anzeigen und werbe hochqualifizierte Java-Experten. Der Staat kann das nicht, da bricht sofort eine Gerechtigkeitsdebatte aus und der Personalrat legt sein Veto ein. Besser wäre doch, intern nach entsprechenden Experten zu fahnden.

  • CitizenK 19. April 2017, 08:37

    Von den in D lebenden Türkischstämmigen war nur etwa die Hälfte stimmberechtigt. Davon hat nur die Hälfte abgestimmt. Davon die – zugegebenermaßen schockierenden 63 Prozent – ergibt eine Zustimmung zu Erdogan von – grob gerechnet – 15 Prozent. So viele Feinde der Offenen Gesellschaft findet man auch unter Bio-Deutschen.

    Türkischer Nationalismus war und ist ein Problem. Wichtiger (und schwieriger) ist die Frage, wie die EU mit der Erdogan-Türkei umgehen soll.

    Ein Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft wäre ein Rohrkrepierer: Auch die Gutintegrierten fühlten sich als Bürger 2. Klasse und solidarisieren sich eher mit der Türkei als mit D.

    Wer Rationalität statt Emotionalität von der Politik fordert, sollte diesen Grundsatz auch bei seiner Argumentation beherzigen.

  • Jens 19. April 2017, 12:55

    Hallo Herr Pietsch,

    seit 1997 ist die Sozialleistungsquote nahezu konstant

    https://tinyurl.com/omhtmtn

    Ihre Ausführung, dass sie ständig steigt ist somit falsch.

    Das die Steuerlast für die Mittelschicht, bzw. dass was davon übrig geblieben ist, gestiegen ist steht außer Frage. Blöd halt, wenn die Mittelschicht immer neoliberale Parteien CDU/CSU/FDP/SPD/GRÜNE wählt, die kontinuierlich den Spitztensteuersatz senken und die Unternehmenssteueren senken.

    https://tinyurl.com/lq4v63k

    Dennoch ist der Steueranteil am BIP ist mit bummeligen ca. 22% nahezu konstant geblieben. Wenn der Steueranteil am BIP aber nahezu konstant ist, Reiche und Unternehmen aber weniger zahlen muss ja irgendwer mehr bezahlen oder?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Steueraufkommen_(Deutschland)

    Blöderweise wurde nicht nur die Steuern für Unternehmen und Reiche gesenkt parallel dazu wurden die Gewerkschaften entmachtet, Leiharbeit ohne equal pay eingeführt, Werksverträge ausgeweitet, KAPOVAZ eingeführt. Das ganze neoliberale Arsenal wurde auf Deutschland abgefeuert.

    Dies hat dazu geführt, dass die Reallöhne seit 1993 nicht mehr nenneswert gestiegen sind.

    https://tinyurl.com/lrb4nh8

    Merken Sie was? Die Reichen und Unternehmen werden steuerlich entlastet gleichzeitig werden die Reallöhne durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gedeckelt!

    Richtig, 10 Punkte. Das nennt sich Umverteilung von unten nach oben, bzw. von der Mitte nach Oben, weil unten ist ja nix mehr.

    Wieviel Steuern zahlt den „Ihre“ Millionärin prozentual auf ihr Einkommen und wieviel ein Facharbeiter, ebenfalls ledig? Hat ihre Millonärin, die Million selbst verdient oder leistungslos geerebt wie die meisten Millionäre in Deutschland, mit mickriksten Steuern.

    https://tinyurl.com/nfcjnvv

    Wie war der Slogan der FDP. Leistung muss sich lohnen? Derzeit wird leistungsloses „verdienen“ durch erben und zinserträge steuerlich massiv bevorzugt.

    Gleichzeitig ist die Schar derer in Deutschland, die durch die gennanten Maßnahmen weniger verdienen (besser wäre hier wohl bekommen ;-)) gewachsen. Das Median Einkommen ist in Deutschland von 2000 bis 2010 gesunken.

    https://tinyurl.com/z5adl8w

    Von 1324€/Monat auf 1294€/Monat. Was soll bei diesen micker Gehältern denn noch groß besteuert werden? Wenn unten nix zu holen ist und oben politisch gewollt weniger geholt wird, bleibt nur die Mittelschicht zum auspressen. Die haben das aber so gewollt, siehe die Wahlergebnisse seit 1990. Ist eben so eine Sache mit den Mehrheitsentscheidungen nicht nur in der Türkei.

    Die Kehrseite ist, dass unser Staat kaputgespart wird, bei den Polizisten, Lehrern, Staatsanwälten, Richtern, Krankenschwestern, Pflegepersonal und Infrastruktur.

    https://tinyurl.com/m4p3jhl
    (siehe Abbildung 6: Nettoanlageinvestitionen des Staates)

    Hinzu kommen Privatisierungen in Bereichen in denen es volkswirtschaftlich einfach unsinning ist, da es dort keinen Wettbewerb geben kann.

    So im Gesundheitssytem und bei Infrastrukrur (ganz aktuell Autobahn), demnächst wahrscheinlich Schulen und Gefängnisse. Wir machen ja allen Quatsch der USA nach.

    Kurz noch zu dem wahrscheinlichen Einwand, dass der fehlende Wettbewerb gerade das Problem im Gesundheitssytem ist. Das ist Quatsch. Das wesentliche marktwirtschaftliche Element funktioniert nicht im Gesundheitssystem, nämlich die Preisfindung. Es ist (noch) unser Anspruch, dass alle die bestmögliche (wirksame) Therapie bekommen. Es begnügt sich eben bei OPs und Medikamenten niemand mit dem Dacia, alle wollen (und IMHO sollen) den Mercedes kriegen.

    In der derzeitigen Situation picken die privaten Krankenhäuse die Rosinen heraus und bieten die Dinge an, bei denenen man bei den derzeitigen, willkürlich festgelegten Preisen, den meisten Profit machen kann. Die finanziell unantraktiven aber nötigen Dinge bleiben an den Uni-Kliniken hängen.

    https://tinyurl.com/k4cg2dc
    https://tinyurl.com/kvqb9ex

    Ihr Hinweis wir müßten nur weniger ins Krankenhaus gehen ist gelinde gesagt dämlich. Es sollte zunächst mal untersucht werden, wie lange es sinnvoll ist im Krankenhaus zu bleiben. In Skandinavien sind übrigens die Wartezeiten für bestimmte OPs sehr lang.

    Ich habe auch nur einen Wasserhanhn im Haus, wieso macht es da Sinn Wasserwerke zu privatisieren, man liefert Bürger nur einem Monpol aus. Bei Schienen und Autobahnen haben wir nicht genug Platz drei nebeneinander zu bauen und der Bürger wählt die günstigste. Genau so im öffentlichen Nahverkehr. Die ganzen Privatisierungen in diesen Bereichen, widersprechen einfach der Marktwirtschaft, da es dort keinen funktionierenden wettbewerb geben kann. Das ist nur Pfründe für Vermögende sichern sichern, indem für sie Monopole geschaffen werden. Die Privaten können es auch nicht besser. Sie können es nur billiger, indem sie Löhne senken und bei der Wartung sparen, siehe das desaströse Beispiel der Bahnprivatisierung in UK.

    Kurz, die von ihnen geannten Probleme sind politisch gewollt und die Folge von unsinnigen Privatisierungen und Steuer Geschenken an die Reichen. Sie sind somit die unmittelbarer Folge einer Umverteilungspolitik von unten/mitte nach oben. Die Probleme waren schon lange existent bevor die Flüchtlinge kamen, auch wenn diese nun die Probleme scheinbar so verschärfen, dass sie auch für neoliberale Anhänger offenbar werden.

    Das so eine massive Zuwanderung extrem problematisch ist und IMHO von einem vernünftig denkenden Menschen nicht gewollt werden kann, bestreite ich nicht. Die Verantwortung dafür tragen die Flüchtlinge aber sicher nicht. Wir haben die Kriege und Stellvertreterkriege in Afgahnistan, Lybien und Irak etc. angezettelt und die ganze Region destablisiert.

    Außerdem hat Frau Merkel die Hilfsgelder für die in türkischen Lagern sitzenden Flüchtlinge reduziert, so daß diese sich an die Quelle aufmachten.

    Das sie jetzt unsere Probleme auf die Flüchtlinge schieben ist billig.

    Mit freundlichen Grüßen

    Jens

    P.S. Diesmal ganz ohne Links zu Querschuesse.de ausgekommen 😉

    • In Dubio 19. April 2017, 14:50

      Dennoch ist der Steueranteil am BIP ist mit bummeligen ca. 22% nahezu konstant geblieben.

      Wo ist der Fehler? 😉 Sie kommen drauf.

    • In Dubio 19. April 2017, 14:56

      seit 1997 ist die Sozialleistungsquote nahezu konstant

      Sehen Sie den Trend bis zur Agenda 2010? Genau.

      Wieviel Steuern zahlt den „Ihre“ Millionärin prozentual auf ihr Einkommen und wieviel ein Facharbeiter, ebenfalls ledig? Hat ihre Millonärin, die Million selbst verdient oder leistungslos geerebt wie die meisten Millionäre in Deutschland, mit mickriksten Steuern.

      Ich glaube es geht aus dem Kontext hervor, dass es sich hierbei um meine Schwester handelt. Sie hat sich bis zu ihrem 40. Lebensjahr ein eigenes Vermögen aufgebaut und dafür in verschiedenen Ländern den Höchststeuersatz gezahlt. Heute unterliegt sie, auch das geht aus dem Zusammenhang hervor, der spanischen Steuerbarkeit. Jedenfalls hat sie soviel gezahlt, dass davon einige Harzer ein Leben lang unterhalten werden können – was häufig ja auch nötig ist. 😉

      By the way: Bezieher sehr hoher Einkommen zahlen auch noch „Reichensteuer“.

      Ich schiebe die Probleme nicht auf die Flüchtlinge. Nur haben wir etwas aus edlen Motiven getan, was wir nicht können. Naivlinge nennt man so etwas.

    • In Dubio 23. April 2017, 07:04

      Ich hoffe ich habe Sie nicht verschreckt oder beleidigt.

      Sie verweisen darauf, dass die Steuerquote mit 22% weitgehend konstant und niedrig sei. Dabei bedienen Sie sich eines beliebten methodischen Tricks, wenn man die Belastung der Bürger verschleiern möchte. Wir haben aber keine Wahl, ob wir Steuern oder Abgaben zahlen möchten.

      Mehr noch gilt jedoch ein anderes Fakt: Haben Sie sich eigentlich nie gefragt, wie die Zuschüsse der Finanzminister zu den Sozial-Parafisci gezählt werden? Allein der Bundesfinanzminister überweist jährlich mit 80 Milliarden Euro ein Drittel seines Etats an die Rentenkasse. Diese 80 Milliarden Euro resultieren im wesentlichen aus Steuereinnahmen, während der Bürger auf Seite der Sozialabgabenlast geschont wird. Statistisch werden diese 80 Milliarden Euro jedoch nicht zur Steuerquote gerechnet sondern als Abgabenlast. Wenn der Staat also zunehmend Sozialausgaben auf Kosten des Steueretats leistet und dies von den Sozialkassen bezahlen lässt, vermindert er rechnerisch die Steuerquote.

      Mit diesem Trick sind Sie ins Rennen gegangen.

      • Jens 24. April 2017, 17:41

        Hallo Herr Plietsch,

        nein, ich bin nicht beleidigt. Ich wüßte auch nicht warum. Soweit alles im grünen Breich.

        Das Problem mit den Zuschüssen zur Rentenkasse ist wie mit der Henne und dem Ei.

        Wenn die Löhne mit dem BIP und dem Produktivitätsfortschritt nicht mitwachsen und zudem die vielen neuen Jobs nur schlecht bezahlt sind, leiden auch die Einnahmen der Sozialkassen.

        Vom steigenden BIP profitieren prozentual nur noch wenige wohlhabende Einzelpersonen und die Unternehmen. Und denen wurde in den letzten 20 Jahren immer wieder die Steuer gesenkt. Der prozentual verbleibende Teil der Bevölkerung muss dann prozentual und absolut immer mehr schultern.

        Ich kann in Deutschland nicht erkennen, dass wir eine höchst bequeme soziale Hängematte haben. Versuchen sie mal von Hartz4 mit Kindern zu leben. Die meisten sind auch nicht faul. Das haben die 1 Euro Jobs gezeigt. Eingeführt mit dem Ziel die Faulen von den Fleißigen zu trennen, waren binnen kürzester Zeit viel mehr Freiwille da als 1€-Jobs.

        Das Problem ist einfach, dass wir zuviele Niedriglohnjobs schaffen und unter anderem wegen der relativ billigen Arbeitskäfte nicht mehr investiert wird in Deutschland. Die Produktivität steigt nur noch mikerig in Deutschland. Dass der Staat bei der Infrastruktur spart erhöht die Produktivität auch nicht.

        Wie mit diesen micker Löhnen und gleichzeitig niedrigen Steuern für Unternehmen und Reiche unser Staat finanziert werden soll, ist doch klar, von den Resten der Mittelschicht.

        Zur Abwechslung mal ein ganz aktueller Link von Querschuesse.de
        https://www.querschuesse.de/deutschland-einsam-aber-mit-ueberschuss/#comment-100225

        Kurz die deutschen Exporterfolge, die unsere Lei(d)medien immer abfeiern und die von ihnen beklagten Missstände sind die beiden Seiten der gleichen Münze.

        • In Dubio 24. April 2017, 22:57

          Das Problem mit den Zuschüssen zur Rentenkasse ist wie mit der Henne und dem Ei.
          Wenn die Löhne mit dem BIP und dem Produktivitätsfortschritt nicht mitwachsen und zudem die vielen neuen Jobs nur schlecht bezahlt sind, leiden auch die Einnahmen der Sozialkassen.

          Das hat damit gar nichts zu tun. Wir geben heute über 1% mehr an den Staat als vor 25 Jahren. In dieser Zeit ist der Bundeszuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung wie Rentenversicherung deutlich gestiegen. Der Grund hierfür ist allein politisch motiviert. So beschloss die rot-grüne Bundesregierung bei Amtsantritt, den Beitrag zur Rentenversicherung von damals über 20,3% bis auf 19,1% zu senken und die Mindereinnahmen der Rentenversicherung durch die Erhöhung des Steuerzuschusses wie der Steuern („Rasen für die Rente“) auszugleichen. Einfaches Spiel rechte Tasche, linke Tasche. In den Nullerjahren wurde dann die Tabaksteuer erhöht und die Familienversicherung in der GKV (Privatversicherte profitierten nicht) durch Steuermittel unterfüttert. An diesen Beispielen erkennt man: die Steuerquote sagt gar nichts über die steuerliche Belastung. Sozialleistungen werden mit Steuerleistungen verrechnet.

          Und denen wurde in den letzten 20 Jahren immer wieder die Steuer gesenkt.

          Ziemlich viele Behauptungen bringen Sie unter ohne dies zu belegen. Und mit Sicherheit haben Sie völlig die Streichung der ganzen Ausnahmetatbestände vergessen. Wissen Sie z.B., dass die noch unter Kohl geltende Steuerfreiheit für Spekulationsgewinne (§23 EStG) ersatzlos gestrichen wurde? Wussten Sie, dass in dem von Ihnen genannten Zeitraum die Eigenheimförderung (Kosten zuletzt 10 Mrd. EUR) vollständig gestrichen wurde? Wussten Sie, dass Anteilseigner mit einer nennenswerten Beteiligung (5%) gar nicht die Abgeltungssteuer zahlen, sondern gemäß ihrem persönlichen Steuersatz besteuert werden? Wussten Sie, dass der Solidaritätszuschlag fast ausschließlich von Besserverdienenden bezahlt wird?

          Ich kann in Deutschland nicht erkennen, dass wir eine höchst bequeme soziale Hängematte haben.

          In dieser Pauschalität behauptet das niemand. Aber Sie müssen schon erklären, wie es in Deutschland mit seinem zumindest im Vergleich zu seinen europäischen Partnern boomenden Arbeitsmarkt sein kann, dass mehr Menschen dauerhaft arbeitslos bleiben als in (fast) jedem anderen OECD-Land.

          Versuchen sie mal von Hartz4 mit Kindern zu leben.

          Wissen Sie, was jemand verdienen muss, um diesen Satz zu erreichen?

          Das haben die 1 Euro Jobs gezeigt. Eingeführt mit dem Ziel die Faulen von den Fleißigen zu trennen, waren binnen kürzester Zeit viel mehr Freiwille da als 1€-Jobs.

          Das ist falsch. Die Zahl der 1€-Jobs befindet sich derzeit auf einem Tiefststand mit 90.000. Gerade in den Ländern mit gutem sozialen Netz wie Dänemark wird auf Arbeitslose weit mehr Druck ausgeübt als hierzulande, werden von den Kommunen Beschäftigungen bereitgestellt, die zwingend anzunehmen sind. Es geht nicht beides – so zumindest die sozialgeschichtliche Erfahrung: hohes Versorgungsniveau und Verzicht auf Druck. Entweder sorgen die geringen (und zeitlich begrenzten) Transfers in den OECD-Ländern dafür, dass Menschen nicht langfristig arbeitslos sind oder die Sozialbehörden besorgen den Druck. Entscheiden Sie, was Sie vorziehen.

          Das Problem ist einfach, dass wir zuviele Niedriglohnjobs schaffen und unter anderem wegen der relativ billigen Arbeitskäfte nicht mehr investiert wird in Deutschland.

          Beleg?

          Die Produktivität steigt nur noch mikerig in Deutschland.

          Gibt es für Sie keine andere Erklärung? In den 1980er und 1990er Jahren wurde ein immer höherer Anteil der Erwerbsfähigen beschäftigungslos. Die Vermutung liegt nahe, dass dies regelmäßig die weniger Produktiven waren. Seit 2006 nimmt die Erwerbstätigkeit zu, ein nicht unwesentlicher Teil der vorher Arbeitslosen wird wieder gezählt. Wenn wir der These anhängen, dass Arbeitslosigkeit auch etwas mit Produktivität zu tun hat, dann führt der Abbau von Arbeitslosigkeit im Durchschnitt zu einem Rückgang der Produktivität pro Beschäftigten.

          Dass der Staat bei der Infrastruktur spart erhöht die Produktivität auch nicht.

          Der Staat verteilt um von den Investitionen zum Sozialetat. So hätten wir die Ausgaben für den verlängerten Rentenbezug (Rente mit 63) sowie die Mütterrente auch in Straßen und Gebäude oder die digitale Infrastruktur investieren können. Haben wir bekanntlich nicht getan. Statistisch jedenfalls können Sie leicht nachweisen, dass die Sozialausgaben am Bundesetat weit schneller gestiegen sind als Investitionen – bei vergleichsweise niedriger Arbeitslosigkeit. So etwas muss man wirtschaftspolitisch erst mal hinbekommen.

          Zum Exportüberschuss schreibe ich zu einer anderen Zeit etwas, wird wohl wieder mal Zeit. 😉

          • Rauschi 25. April 2017, 08:52

            Das Problem ist einfach, dass wir zuviele Niedriglohnjobs schaffen und unter anderem wegen der relativ billigen Arbeitskäfte nicht mehr investiert wird in Deutschland.

            Beleg?

            Da kann ich weiter helfen : „Mittlerweile verdient jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland weniger als zehn Euro in der Stunde. Neue Zahlen aus dem Arbeitsministerium zeigen einen klaren Trend. “
            Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-12/arbeitsmarkt-niedriglohn-anteil-beschaeftigte
            Noch Fragen?
            In den 1980er und 1990er Jahren wurde ein immer höherer Anteil der Erwerbsfähigen beschäftigungslos. Die Vermutung liegt nahe, dass dies regelmäßig die weniger Produktiven waren.
            Wieso liegt denn diese Vermutung nahe? Der Bergbau z.B. ist komplett weggefallen, da konnten Sie produktiv sein, wie sie wollten, das ändert Null. Auch andere Bereiche gibt es schlicht nicht mehr, das hat nichts damit zu tun, das dort nur unproduktive Menschen gearbeitet haben. Schon mal was von Strukturwandel gehört, ist das nicht eine viel näher liegende Erklärung? Was bei Ihnen da unterschwellig immer mitschwingt, die Arbeitslosen wollen nicht und die Arbeitgeber wollen diese Menschen zu Recht auch nicht.

            Wenn wir der These anhängen, dass Arbeitslosigkeit auch etwas mit Produktivität zu tun hat, dann führt der Abbau von Arbeitslosigkeit im Durchschnitt zu einem Rückgang der Produktivität pro Beschäftigten.
            Wieso sollte irgendjemand so einer verrückten These anhängen? Das würde bedeuten, je automatisierter und produktiver gearbeitet wird, desto mehr Menschen bleiben ohne Einkommen, die sollen aber gleichzeigt das mehr an Produktion aufkaufen? Irre, das ist das Modell der Zukunft.

            Entweder sorgen die geringen (und zeitlich begrenzten) Transfers in den OECD-Ländern dafür, dass Menschen nicht langfristig arbeitslos sind oder die Sozialbehörden besorgen den Druck. Entscheiden Sie, was Sie vorziehen.
            Wow, das nenn ich mal durchdachte Alternativen!
            Wenn ich verhungere, dann finde ich automatisch einen Job, weil die Befristung des Transfers dafür sorgt? Oder der geliebte Druck, darf ja nicht fehlen, die Abgehängten, die Arbeitslosen brauchen nur genügend Druck, dann wird das schon, weil die Wirtschaft ja wohl händeringend nach genau solchem Personal sucht.
            Ich finde ja auch, öffentliche Beschäftigung für 1Euro, die „normalen“ Unternehmen die Arbeit weg nimmt, sollte massiv gefördert werden, wo kämen wir denn hin, wenn die in Ihrer Hängematte bleiben? Oder kommen dann die Mitarbeiter der Unternehmen, die eben nicht mehr mit Aufträgen versorgt werden, noch dazu? Wer weiss, meine Glaskugel gibt da keine Auskunft.

            Zum Exportüberschuss schreibe ich zu einer anderen Zeit etwas, wird wohl wieder mal Zeit.
            Bitte ersparen Sie das dem Leser, das hat schon beim letzten Mal nicht überzeugt und ausserdem haben die „Experten“ der Finanzministers das schon erledigt:
            http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wolfgang-schaeuble-will-donald-trump-im-streit-um-ueberschuesse-beschwichtigen-a-1143778.html

            Dann noch am Rande, wenn Sich Ihre Schwester von einer Idee (Umso mehr wird sie von den Ideen einer Vermögensteuer bedroht.) bedroht fühlt, die nur noch in Erzählungen (es war einmal…) existiert, dann würde ich zu einem Besuch beim Therapeuten raten. Weder in Spanien noch in Deutschland besteht akut die Gefahr, das die Regierung so etwas bedrohliches einführt. 😉

            Gruss Rauschi

            • In Dubio 25. April 2017, 14:39

              Noch Fragen?

              Ja. Was bedeutet das? Ist das viel oder wenig (internationale Vergleiche in Ihrem speziellen Fall ausgeschlossen, da Sie selbst in Debatten diese zurückweisen)? Was wäre, wenn die Hälfte von den relativ gering Bezahlten (immerhin über Hartz-IV-Satz und Mindestlohn) stattdessen keine Beschäftigung hätte? Immerhin ist ein wesentlicher Teil der so Beschäftigten und von Zeitarbeitsfirmen engagierten zuvor arbeitslos gewesen. Was ist mit der regionalen Betrachtung, in Westdeutschland arbeitet fast niemand zu solchen Bedingungen, vor allem nicht in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen? In einem solchen Fall hatten die Sozialkassen nicht mehr Geld, sondern weniger. Ein starkes Indiz, dass der Anteil nicht zu hoch ist, sind die Überschüsse der Parafisci, die trotz demographischer Zusatzbelastungen sehr gut dastehen.

              Der Bergbau z.B. ist komplett weggefallen, da konnten Sie produktiv sein, wie sie wollten, das ändert Null. Auch andere Bereiche gibt es schlicht nicht mehr (..).

              Wir haben aber nicht vor allem ehemalige Bergbauer und Näherinnen in der Arbeitslosenstatistik, sondern überproportional Menschen ohne Berufsausbildung, häufig sogar ohne qualifizierten Schulabschluss. Ein relativ hoher Anteil der Hartz-IV-Empfänger hat entweder nie oder seit 10 Jahren und mehr nicht gearbeitet.

              Was bei Ihnen da unterschwellig immer mitschwingt, die Arbeitslosen wollen nicht und die Arbeitgeber wollen diese Menschen zu Recht auch nicht.

              Dann machen Sie das das nächste Mal an einem konkreten Beispiel fest, statt regelmäßig „Gefühle“ zu äußern. Das ist nämlich etwas, gegen das ich mich nicht verteidigen kann und daher latent unfair.

              Wieso sollte irgendjemand so einer verrückten These anhängen?

              Ein nicht geringer Anteil der Wissenschaft sowie die Praktiker der Bundesagentur und der Jobcenter. Also Leute, die mit der Materie so wenig zu tun haben. 😉

              Das würde bedeuten, je automatisierter und produktiver gearbeitet wird, desto mehr Menschen bleiben ohne Einkommen, die sollen aber gleichzeigt das mehr an Produktion aufkaufen? Irre, das ist das Modell der Zukunft.

              Haben Sie sich nie gefragt, warum eigentlich die Produktivität permanent steigt, obwohl kaum ein Mensch Jahr für Jahr mehr leistet? Und das alles bei steigender Erwerbstätigkeit oder – um Sie nicht zu reizen – ohne dass die geleisteten Arbeitsstunden zurückgehen würden?

              Wow, das nenn ich mal durchdachte Alternativen!

              Gut, beschleunigen wir das Ganze: nennen Sie einfach ein OECD-Land, das hohe Sozialleistungen zahlt und gleichzeitig keinen Druck auf Arbeitslose ausübt. Sollte Ihnen das nicht möglich sein, sollten Sie Ihre Annahmen hinterfragen.

              Bitte ersparen Sie das dem Leser, das hat schon beim letzten Mal nicht überzeugt und ausserdem haben die „Experten“ der Finanzministers das schon erledigt:

              A) Weiß ich. B) Ein bisschen Autonomie über die Themenauswahl habe ich schon – zumal Sie ja anscheinend nie über gesellschaftspolitische, sondern nur wirtschafts- und finanzwirtschaftliche Themen diskutieren möchten.

              Spanien erhebt eine Vermögensteuer. Diese hängt von den Regionen ab. Auch Nicht-Spanier sind zahlungsverpflichtet, wenn sie dort ihren Lebensmittelpunkt haben. Immobilien beispielsweise werden – anders als in anderen Ländern – nach dem höchsten festzustellenden Verkehrswert besteuert.

              • Rauschi 25. April 2017, 17:17

                Wir haben aber nicht vor allem ehemalige Bergbauer und Näherinnen in der Arbeitslosenstatistik, sondern überproportional Menschen ohne Berufsausbildung, häufig sogar ohne qualifizierten Schulabschluss. Ein relativ hoher Anteil der Hartz-IV-Empfänger hat entweder nie oder seit 10 Jahren und mehr nicht gearbeitet.
                Wenn die Menschen mit Ausbildung schon im Niedriglohnbereich arbeiten, dann wird es aber natürlich eng für die ohne Ausbildung.
                „Sie haben eine abgeschlossene Berufausbildung, können aber von ihrem Lohn kaum leben: Für mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland ist das Realität. Laut Bundesregierung bekommt jeder fünfte Beschäftigte mit Ausbildung weniger als 10 Euro in der Stunde. Besonders hoch ist der Anteil im Osten.“
                Quelle: http://www.dgb.de/themen/++co++6aa15e0c-d657-11e6-893a-525400e5a74a

                Das ist nämlich etwas, gegen das ich mich nicht verteidigen kann und daher latent unfair.
                Tja, das Leben ist nicht fair, aber ich werde es das nächste Mal an einem Beispiel fest machen.

                Haben Sie sich nie gefragt, warum eigentlich die Produktivität permanent steigt, obwohl kaum ein Mensch Jahr für Jahr mehr leistet? Und das alles bei steigender Erwerbstätigkeit oder – um Sie nicht zu reizen – ohne dass die geleisteten Arbeitsstunden zurückgehen würden?
                Sie haben aber gerade sich selbst widerlegt, denn laut Ihrer These müssen wir ja weniger Menschen in Arbeit haben, weil ja die unproduktiven raus fliegen. Was denn nun? Ich habe ja auch nicht die Produktivitätssteigerung bestritten, sondern nur Ihre Aussage dazu:
                Wenn wir der These anhängen, dass Arbeitslosigkeit auch etwas mit Produktivität zu tun hat, dann führt der Abbau von Arbeitslosigkeit im Durchschnitt zu einem Rückgang der Produktivität pro Beschäftigten.
                Wenn also beides steigt, die Beschäftigung und die Produktivität, was heisst das dann?

                Sollte Ihnen das nicht möglich sein, sollten Sie Ihre Annahmen hinterfragen.
                Dann widerlegen Sie doch einfach meine Aussage, das Druck eben nicht dazu führt, das die Arbeitgeber, die ja offensichtlich die Menchen ohne Ausbildung nicht wollen, diese dann auf einmal einstellen. Also, wie bitte schön soll der Mechanismus funktionieren?
                Weil alle das falsche tun, wird es deswegen nicht richtig.

                zumal Sie ja anscheinend nie über gesellschaftspolitische, sondern nur wirtschafts- und finanzwirtschaftliche Themen diskutieren möchten.
                Also ob die Wirtschaft nicht immer auch mit der Gesellschaft zu tun hätte. Ausserdem habe ich schon mehr als einmal bei anderen Themen geschrieben, oder ist z.B. Erziehung neuerdings ein Wirtschaftthema?
                Bei Themen mit Moralappellen fehlt mir schlicht die Lust, nochmal dagegen zu halten, dafür finden sich genug andere. Ausserdem lassen sich erfahrungsgemäss die Menschenbilder durch Debatten nicht verändern, sondern nur durch erleben.

                Spanien erhebt eine Vermögensteuer.
                Da Ihre Schwester noch die deutsche Staatsbürgeschaft hat, bleibt immer noch der Rückweg nach Deutschland, wenn das so bedrohlich sein sollte.

                Gruss Rauschi

                • In Dubio 25. April 2017, 18:57

                  Wenn die Menschen mit Ausbildung schon im Niedriglohnbereich arbeiten, dann wird es aber natürlich eng für die ohne Ausbildung.

                  Immerhin arbeiten 4 von 5 für mehr als einen Niedriglohn. Wie bei der Armutsdebatte sollte eins nicht vergessen werden: diese Kennzahl ist vor allem ein Maß für die Ungleichheit der Einkommen denn für das faktische individuelle Einkommen. Immerhin hat der deutsche Niedriglohn ein Niveau, das in vielen OECD-Ländern Hochlohn wäre.

                  Sie haben aber gerade sich selbst widerlegt, denn laut Ihrer These müssen wir ja weniger Menschen in Arbeit haben, weil ja die unproduktiven raus fliegen.

                  Das habe ich nicht gesagt. In den 1980er Jahren feierten sich die Industriegewerkschaften, allen voran die IG Metall, dass sie erstrittene Tariferhöhungen ungleich verteilten. Die unteren Tarifgruppen wurden deutlich stärker angehoben als die oberen. Den Arbeitgebern war’s recht, erhielten sie doch die produktiveren und besser qualifizierten Mitarbeiter zu relativ niedrigen Löhnen, während sie die einfachen Tätigkeiten sukzessive wegrationalisierten oder mit der Globalisierung in die neuen Billiglohnländer auslagerten. Linke behaupten, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Fakt ist jedoch, dass in den meisten Tarifen die unteren Gruppen längst nicht mehr besetzt werden. Im IG Metalltarif erhält ein gerade Ausgelernter Stufe 5, das sind derzeit 2.600 EUR und damit ein Durchschnittseinkommen. Zum Vergleich: eine Apothekenhelferin (PTA) mit ebenso langer Ausbildung, die selbst finanziert wird, bekommt zu Beginn über 20% weniger, obwohl die Tätigkeit ähnlich anspruchsvoll ist.

                  Ich komme ja etwas in der Welt herum. In Chile habe ich jetzt das Gleiche angetroffen, was ich bereits von den USA kenne: an Baustellen, selbst in der Wüste, wird der Baustellenverkehr von orangegekleideten Arbeitern geregelt, die den ganzen Tag nichts anderes tun als Schilder hochzuhalten. Es gibt wohl kaum eine weniger anspruchsvolle und weniger produktive Tätigkeit, dennoch werden dafür Menschen beschäftigt. In Deutschland gibt es solche Jobs schon seit Jahrzehnten nicht mehr, die Arbeit wird von Baustellenampeln geregelt, die einmal teuer angeschafft und regelmäßig durch qualifiziertes Personal eingerichtet werden. Auch diese Leute bekommen mit Sicherheit keinen Lohn, der zum Unterhalt einer Familie reicht. Bei uns sitzen im Zweifel die verhinderten Schilderhochhalter auf der Couch und erhalten monatlich 800 EUR von jenen überwiesen, die produktiver sind und einen Lohn beziehen, wo dieser zu ihrer Produktivität passt.

                  Wenn also beides steigt, die Beschäftigung und die Produktivität, was heisst das dann?

                  Nochmal: widmen Sie sich doch bitte zuerst der Frage, warum die Produktivität überhaupt steigt.

                  Dann widerlegen Sie doch einfach meine Aussage, das Druck eben nicht dazu führt, das die Arbeitgeber, die ja offensichtlich die Menschen ohne Ausbildung nicht wollen, diese dann auf einmal einstellen. Also, wie bitte schön soll der Mechanismus funktionieren?

                  Wieso soll ich Ihnen eine Theorie (!) widerlegen, die Sie aufgestellt haben? Die Empirie widerlegt Sie. Der Sozialismus ist nach Ansicht vieler auch heute noch eine wunderbare Idee. Wieso sollte ich das theoretisch widerlegen? Die Geschichte hat gezeigt, dass die Ideologie nicht praktikabel ist. Punkt aus. Okay, also kennen Sie kein Land, wo hohes Versorgungsniveau ohne Druck auf die Arbeitslosen gewährt wird. Na, worüber reden wir also?

                  Da Ihre Schwester noch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, bleibt immer noch der Rückweg nach Deutschland, wenn das so bedrohlich sein sollte.

                  Meine Schwester hat ihr Haus, ihr Auto und ihr Boot in Spanien, zumindest 2 dieser Werte lassen sich nicht einfach nach Deutschland transferieren. Und wie erwähnt hat sie in vielen Ländern Einkommensteuern bezahlt, unter anderem in Spanien. Naheliegenderweise wird dies nicht der Mindestsatz gewesen sein. Das war der Ausgangspunkt: wenn wir schon Einkommen sehr hoch, also nahe an prohibitiven Sätzen besteuern, mit welchem Recht greift der Staat dann nochmal auf das entstandene Vermögen zu? Okay, das war keine Frage gewesen.

                  • Rauschi 25. April 2017, 19:38

                    Immerhin hat der deutsche Niedriglohn ein Niveau, das in vielen OECD-Ländern Hochlohn wäre.
                    Dann viel Spass in Tschechien, da wäre 8,50 sicher ein super Lohn, allerdings sind dort auch die Preise andere als bei uns, also ist das nur sehr bedingt vergleichbar. In Irland, das ja immer als Vorbild erwähnt wird, liegt der allerdings einiges höher, wie kann das sein, das dort nicht alle auf der Strasse stehen?

                    Das habe ich nicht gesagt.
                    Doch das haben SIe muss ich das nochmal zitieren?
                    Wenn wir der These anhängen, dass Arbeitslosigkeit auch etwas mit Produktivität zu tun hat, dann führt der Abbau von Arbeitslosigkeit im Durchschnitt zu einem Rückgang der Produktivität pro Beschäftigten.
                    Ein Abbau der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität ist nach dieser These ausgeschlossen.
                    Woher die Steigerung kommt? Ich frage mal die Glaskugel. Die meint, es könnte am Einsatz von Maschinen und der Erführung des Computers liegen. Ist aber nicht immer zuverlässig, diese Kugel, aber die Schätzung ist zumindest einleuchtend.

                    Bei uns sitzen im Zweifel die verhinderten Schilderhochhalter auf der Couch und erhalten monatlich 800 EUR von jenen überwiesen, die produktiver sind und einen Lohn beziehen, wo dieser zu ihrer Produktivität passt.
                    Wie konnte ich das nur übersehen, bei uns ist alles genau so, wie es gehört. Jeder verdient, was er bekommt und die fauelen Säcke werden von den anderen ausgehalten (dabei werden doch Mitarbeiter ohne Ausbildung händeringend gesucht). Das ist übrigends ein Beispiel für das oben erwähnt, ist das konkret genug? Woher kommen die 800 Euro, der HartzIV Satz ist knapp über 400?

                    Okay, also kennen Sie kein Land, wo hohes Versorgungsniveau ohne Druck auf die Arbeitslosen gewährt wird.
                    Ich habe gar nicht gesucht, weil mir der Wirkzusammenhang immer noch nicht einleuchtet, egal, wer das macht.
                    Aber eine OECD Studie empfiehlt, keinen Druck auszuüben, was sagt Ihnen das?
                    „Sollte der Staat Druck auf Arbeitslose machen? Auf keinen Fall, sagt der Ökonom Daniel Oesch, Autor einer neuen Studie über die Zufriedenheit von Jobsuchenden. “
                    Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-09/arbeitslosigkeit-ungluecklich

                    wenn wir schon Einkommen sehr hoch, also nahe an prohibitiven Sätzen besteuern, mit welchem Recht greift der Staat dann nochmal auf das entstandene Vermögen zu?
                    Abgesehen von einer sinnvollen Freigrenze, die ja wohl vorgesehen ist, führt grosses Vermögen zu grosser Macht und vergrössert die Ungleichheit. Allein durch die Zinsen (wer erwirtschaftet die eigentlich?) wird das ständig mehr, auf Kosten der produktiven Arbeit von jemand anderem, aber diese Alimentierung ist in Ordnung? Nur Bedrohung sehe ich da nicht, die betrifft wohl eher die zukünftigen Rentner, denn die können nicht entkommen:
                    „Die Zahl der Menschen, die über 65 Jahre alt sind und Grundsicherung beziehen, hat sich seit 2003 von etwa 258.000 auf 536.000 mehr als verdoppelt. “
                    Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-05/altersarmut-deutschland-politik-medien-armut-panik
                    Ich will aber hier keine Debatte über eine Vermögenssteuer führen.

                    Gruss Rauschi

                    • In Dubio 25. April 2017, 20:38

                      Deutschland hat die niedrigsten Lebensmittelpreise der westeuropäischen Staaten, ebenso ist das Mietniveau vergleichsweise niedrig. Wieso sollte man dann den in Bautzen gezahlten „Niedriglohn“ mit den einer Mailänderin vergleichen? Oder warum sollten 900 EUR in Aue weniger wert sein als 1.700 Euro in München? Am Ende ist das verfügbare Einkommen das Gleiche, nur dass die Münchnerin als begütert zählt und die Dame aus Aue als armutsgefährdet.

                      Die meint, es könnte am Einsatz von Maschinen und der Einführung des Computers liegen. Ist aber nicht immer zuverlässig, diese Kugel, aber die Schätzung ist zumindest einleuchtend.

                      Oh, wir nähern uns dem Punkt! Wenn also die üblichen Produktivitätsgewinne durch die Erneuerung oder Erweiterung des Kapitalstocks (volkswirtschaftlich ausgedrückt) erzielt werden und diese Investitionen üblicherweise von Unternehmen getätigt werden – wieso rechnen Gewerkschaften und Linke diese eigentlich als Rendite des Arbeitnehmers zu? Produktivitätssteigerungen entstehen auch durch Akkumulation von Wissen: wenn ich auf eine Controller-Position einen 30-jährigen mit Masterabschluss setze, so wird mir dieser mehr bringen als die bisherige Amtsinhaberin, die mit ihrem Abschluss auf der Controller-Akademie mir zwar Routinereports nach Vorgaben erstellt, aber eben nicht mehr. Hier wird Arbeit nicht wegrationalisiert, sondern Produktivitätssteigerungen zur Qualitätsverbesserung genutzt. Das ist das Typische, nicht der Abbau von Arbeitsplätzen.

                      Doch das haben SIe muss ich das nochmal zitieren?
                      Wenn wir der These anhängen, dass Arbeitslosigkeit auch etwas mit Produktivität zu tun hat, dann führt der Abbau von Arbeitslosigkeit im Durchschnitt zu einem Rückgang der Produktivität pro Beschäftigten.

                      Das haben Sie falsch interpretiert. Simplifiziertes Beispiel: Techniker A erledigt 10 Aufträge (=Produktivität). Der Unternehmer stellt einen weiteren Techniker (B) ein, der bisher arbeitslos war. Aufgrund längerer Erwerbslosigkeit ist sein Wissen veraltet, er erledigt nur 8 Aufträge (Kriterium Qualität wird nicht beachtet). Die durchschnittliche Produktivität sinkt folglich auf 9 Aufträge pro Kopf. Durch den Einsatz schnellerer Autos oder einer verbesserten Auftragslogistik der Disposition steigt die Produktivität von Techniker A auf 12 Aufträge, die von Techniker B auf 9 Aufträge. In der Summe haben wir nun mit 10,5 Aufträgen pro Kopf eine höhere Produktivität als in der Ausgangssituation, obwohl der eingestellte Langzeitarbeitslose eine unterdurchschnittliche Produktivität aufweist. Das war gemeint.

                      dabei werden doch Mitarbeiter ohne Ausbildung händeringend gesucht

                      Eben nicht, nur hat Deutschland einen relativ hohen Anteil an Geringqualifizierten.

                      Woher kommen die 800 Euro, der HartzIV Satz ist knapp über 400?

                      Ja, für den Langzeitarbeitslosen, der gleichzeitig noch obdachlos und ohne Krankenversicherungsschutz ist. Also kaum jemand, denn Obdachlose erhalten selten ALG-2. Für alle anderen beträgt der Transferleistungssatz im Durchschnitt so 800 EUR, das ist somit der Betrag, den ein jemand verdienen müsste, zuzüglich der darauf lastenden Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Selbst Niedriglöhner sind damit lohnenswerter für Staat und Gesellschaft als Couchpotatos.

                      Ich habe gar nicht gesucht, weil mir der Wirkzusammenhang immer noch nicht einleuchtet, egal, wer das macht.

                      Dann suchen Sie bitte mal, dann hätten wir eine interessante Debatte. So eher nicht.

                      Sollte der Staat Druck auf Arbeitslose machen? Auf keinen Fall, sagt der Ökonom Daniel Oesch, Autor einer neuen Studie über die Zufriedenheit von Jobsuchenden.

                      Die Fragestellung haben Sie möglicherweise nicht so verstanden. Ich wäre auch zufriedener, hätte ich keinerlei Zeitdruck in meiner Arbeit. Ob ich deswegen schneller und besser arbeiten würde? Sehr fraglich.

                      Abgesehen von einer sinnvollen Freigrenze, die ja wohl vorgesehen ist, führt großes Vermögen zu großer Macht und vergrößert die Ungleichheit.

                      Ein Millionär besitzt ein großes Vermögen, große Macht und verursacht Ungleichheit? Echt? Das ist der Gegenwert, den ein Beamter als Pension vom Staat bekommt. Meine Schwester muss damit weitgehend ihren Lebensabend bestreiten, weil sie wenig Rentenansprüche hat.

                      Allein durch die Zinsen (wer erwirtschaftet die eigentlich?)

                      Offensichtlich das Kapital – siehe oben. 😉

                      Ich will aber hier keine Debatte über eine Vermögenssteuer führen.

                      Dito, dann sind wir uns ja einig. Falscher Ort.

                    • Rauschi 26. April 2017, 07:43

                      Selbst Niedriglöhner sind damit lohnenswerter für Staat und Gesellschaft als Couchpotatos.
                      Kinder sind auch erst mal nicht lohnenswert, so rein monetär gesehen, alte Menschen kosten auch Geld, was folgt aus dieser Logik? Echt, für die Gesellschaft sind alle Arbeitslosen nicht lohnenswert, was auch immer das bedeuten soll. Wir müssten also als Gesellschaft einen Arbeitszwang einführen, was Hartz IV ja ohne Zweifel ist, das ist Ihre Aussage? Auf die Idee, das die Löhne zu niedrig sind, kommen Sie nicht, es sind im Zweifel immer die Sozialleistungen zu hoch? Und wieder ein Beispiel für Ihre Einstellung zu Arbeitslosen, ich würde von Verachtung sprechen. Was ist jetzt Ihre Erwiderung darauf?

                      Ich wäre auch zufriedener, hätte ich keinerlei Zeitdruck in meiner Arbeit.
                      Wie war die Fragestellung? Ob Druck dazu führt, das die Arbeitslosen schneller eine Arbeit finden, oder war das nicht genau Ihre Aussage?
                      Sie haben mal wieder den Artikel nicht gelesen, der Autor will nicht, das die Unzufriedenheit der Arbeitslosen aufhört, das geht nämlich gar nicht, sondern nicht noch unnötig gesteigert wird.
                      „Unsere Studie bestätigt, was Untersuchungen von Ökonomen schon seit fast 15 Jahre nahelegen: Menschen, die ihre Arbeit verlieren, leiden sehr darunter, sie sind unzufrieden, oft auch depressiv.“
                      Aber sicher geschieht denen das Recht, was liegen die auch faul auf der Couch herum?

                      Ein Millionär besitzt ein großes Vermögen, große Macht und verursacht Ungleichheit?
                      Wo fängt denn bei Ihnen Vermögen an, wenn Sie 800 Euro schon zu viel für Arbeitslose halten?
                      Meine Schwester muss damit weitgehend ihren Lebensabend bestreiten, weil sie wenig Rentenansprüche hat.
                      Wie kann denn das passieren, es soll auch private Rentenkassen geben, so lauten die aktuellen Gerüchte. Dann hat Sie aber immer noch mehr, als die Menschen, die wie oben schon beschrieben, von Altersarmut wirklich bedroht sind. Haus und Boot lassen darauf schliessen, das der Lebensstandard nicht gerade niedrig ist und Miete fällt somit auch nicht mehr an, aber so ein Liegeplatz, der geht natürlich ins Geld, keine Frage.

                      Allein durch die Zinsen (wer erwirtschaftet die eigentlich?)
                      Offensichtlich das Kapital – siehe oben.

                      Um mit Volker Pispers zu sprechen: Haben Sie schon mal einem Geldschein eine Schippe in die Hand gedrückt? Es arbeiten immer Menschen, die eine Rendite erwirtschaften müssen, damit die Kapitaleigner sich ohne eigene Arbeit die Zinsen „verdienen“ dürfen.
                      Oder haben wir schon Menschenlose Fabriken oder Büros? Der Computer erleichtert die Arbeit, machen müssen die aber immer noch Menschen. Schon mal was von Lohnstückkosten gehört? Wenn die sinken, werden die Gewinne bei gleichem Verkaufspreis grösser, soweit die Logik.

                      Was ich nie begreifen werde, wie Sie immer wieder ernsthaft behaupten, es stünde alles in Deutschland zum besten, ausser den Steuern. Das gehört so, das ist der Tenor Ihrer Artikel. Ungleichheit? Soziale Spaltung? Rechtsruck? Alles Ausgeburten der Linken, nicht real, oder wie?

                      Gruss Rauschi

                    • In Dubio 26. April 2017, 10:41

                      Kinder sind auch erst mal nicht lohnenswert, so rein monetär gesehen, alte Menschen kosten auch Geld, was folgt aus dieser Logik?

                      Tja, was folgt aus dieser Logik? Offensichtlich sind Sie mit dem traditionellen Lebensmuster nicht vertraut. Kinder und Jugendliche sind in der Obhut von Erwachsenen und Erwerbsfähigen, damit sie ausgebildet werden und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden können – was sich tatsächlich in Wohlstandsmehrung bemisst. Das ist im Leben so, das gilt für Vereine wie Unternehmen. Menschen sind alt, wenn sie aus biologischen Gründen nicht mehr am Erwerbsleben teilhaben können, nicht, weil dies gesetzlich so vorgeschrieben ist. (Dauer–) Arbeitslose passen in dieses Schema nicht richtig rein, gell?

                      Auf die Idee, das die Löhne zu niedrig sind, kommen Sie nicht, es sind im Zweifel immer die Sozialleistungen zu hoch?

                      Nein. Solange der deutsche Arbeitsmarkt Menschen mit mittlerer und niedriger Qualifikation anzieht, sind die Löhne nicht zu niedrig. Analog gilt dies für Sozialleistungen.

                      Und wieder ein Beispiel für Ihre Einstellung zu Arbeitslosen, ich würde von Verachtung sprechen.

                      Sie haben augenscheinlich ein Problem mit Meinungen, die ihren Ansichten zuwiderlaufen. Das ist autoritär. Ich nehme lediglich die oppositionelle Position zu Ihrer ein. Das genügt Ihnen. Auf diesem Niveau können wir uns in jeder Debatte dutzendfach Verachtung und Respektlosigkeit an den Kopf werfen. Lassen Sie diese Spielchen. Ich habe in meiner Erwiderung nicht mal das Verhalten von (Dauer–) Arbeitslosen erwähnt.

                      Sie haben mal wieder den Artikel nicht gelesen

                      Wieso sollte ich? Geben Sie mir eine Motivation. Ich glaube Ihnen, dass Sie richtig zitieren können. Das genügt. Die Frage war, wo Ihr Wunschkonzert vorkommt. Bringen Sie ein Beispiel oder erklären Sie, warum es das nicht gibt. Dann können wir debattieren. In den 1980er Jahren hatten wir beides: hohes Versorgungsniveau und wenig Druck. Und eine stetig steigende Arbeitslosigkeit bei hohem Wirtschaftswachstum.

                      Unsere Studie bestätigt, was Untersuchungen von Ökonomen schon seit fast 15 Jahre nahelegen: Menschen, die ihre Arbeit verlieren, leiden sehr darunter, sie sind unzufrieden, oft auch depressiv

                      Das hat niemand in Zweifel gezogen.

                      Wo fängt denn bei Ihnen Vermögen an, wenn Sie 800 Euro schon zu viel für Arbeitslose halten?

                      Jedenfalls nicht bei 1 Million €. Zählt man alle Vermögenswerte und Ansprüche zusammen, dann haben sehr viele Durchschnittsbürger ein Vermögen von 1 Million € und mehr. Allein meine Ansprüche an die gesetzliche Rentenkasse werden sich zum Ende meines beruflichen Lebens auf 500-600.000 € belaufen.

                      Haus und Boot lassen darauf schließen, dass der Lebensstandard nicht gerade niedrig ist

                      In Spanien hat der Großteil der Bevölkerung ein Haus. Dennoch sehen vielen Linken hierzulande Spanier per se als schutzbedürftig an. Und den Skandinavier, der kein Boot besitzt, den müssen Sie mir noch zeigen.

                      Anscheinend besitzen sie kein Haus, sonst müssten Sie, dass für viele Immobilienbesitzer manchmal sehr hohe Erhaltungsinvestitionen anfallen. Übrigens reden wir nicht davon (hoffe ich), dass die Menschen generell an der Armutsschwelle leben sollen. Wir reden von Menschen, die mit ihrem Einkommen Vermögen gebildet haben, zuvor regelmäßig mit dem Spitzensteuersatz belastet worden und nun Vermögensteuer zahlen sollen, ohne über entsprechendes Einkommen zu verfügen.

                      Um mit Volker Pispers zu sprechen: Haben Sie schon mal einem Geldschein eine Schippe in die Hand gedrückt?

                      Dass Satiriker Ahnung von Arbeit hätten, wäre mir neu. Sie haben offensichtlich nie in einem Unternehmen gearbeitet, wo Anteilseigner Investitionen verweigert haben oder gar Kapital abgezogen wurde. Meine Erfahrung ist: in solchen Unternehmen ist schwer arbeiten. Und Fakt ist: Sie können heute sehr wohl in menschenlosen Fabriken und Büros produzieren.

                      Was ich nie begreifen werde, wie Sie immer wieder ernsthaft behaupten, es stünde alles in Deutschland zum besten, außer den Steuern.

                      Die Attraktivität Deutschlands auf Menschen aus West – und Südeuropa wie auch aus anderen Teilen der Welt zeigt, dass hier vieles gut läuft. Die Einkommensungleichheit ist im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich, die Beschäftigung hoch, genauso wie der sozialer Zusammenhalt. In Frankreich hat gerade die rechtsextreme Partei über 20 % der Stimmen erhalten, dass linksextreme Lager ebenfalls fast 20 % und der Kandidat der Sozialisten, Der mit einem eher extremistischen Programm angetreten war, weitere knapp 7 %. In Summe sind das fast 50 % die in unserem Nachbarland für extreme Ansichten gestimmt haben. In Deutschland sind das unter Einbezug der AfD und der Partei die LINKE nicht mal 20 %.

          • Jens 26. April 2017, 14:21

            Hallo,

            wir drehen uns im Kreis.

            Kurz zu den 1€ Jobbern, das was ich gesagt habe stimmt sehr wohl. Die 1 € Jobs wurden eingeführt um die Faulen von den Fleißigen zu trennen. Wer einen 1€ Job ablehnt sollte Sozialleistungen gekürzt bekommen. Der Staat hatte aber nach ganz kurzer Zeit so viele Freiwillige, dass die gar nicht genug 1€ Jobs hatten. Es geht mir nicht um die absolute Anzahl sondern die Tatsache, dass die meisten Menschen in Sozialhilfe sehr wohl arbeiten möchten.

            Man sollte die Probleme weder den Ausländern in die Schuhe schieben noch angeblich faulen Sozialhilfeempfängern! Das größte Problem ist nicht Faulheit sondern die Tatsache, dass es nicht genug gut bezahlte Jobs gibt.

            Das die Bildung und Qualifzierung vieler Arbeitsloser und Schulabgänger schlecht ist, ist in der Tat ein Trauerspiel. Hier spart der Staat eben auch an der falschen Stelle. Im OECD Durchschnitt gibt der Staat bezogen auf das BIP unterdurchschnittlich viel für Bildung aus.

            Behauptungen ohne Belege:
            Der Spitzensteuersatz ist mehrfach gesenkt worden. Die Steuer auf Zinsen wurde pauschalisert auf 25%, das ist noch deutlich niedriger als der gesenkte Spitzensteuersatz und somit eine weitere Senkung des Steuersatzes für Bezieher höherer Einkommen mit zusätzlichen Zinseinkünften. Die Unternehmenssteuer wurde ebenfalls mehrfach gesenkt. Durch die tolerierten Steuertricks können isb. größere Konzerne ihre Steuerlast noch deutlicher senken. Dafür wurde im Gegenzug die Mehrwertsteuer erhöht. Dies trifft naturgemäß Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen prozentual härter als Bezieher höherer Einkommen, die können nämlich sparen und zahlen wegen des gesenkten Steuer auf Kapitalerträge weniger Steuer. So geht Umverteilung von unten nach oben.

            Die nahezu konstante reale Lohnentwicklung seit den 1990er Jahren bei stets steigendem realen BIP und Produktivität zeigt, dass der deutsche Staat seit den 1990er Jahren konsequent von unten nach oben umverteilt.

            Da „muss“ die Mittelschicht natürlich prozentual mehr zahlen. Das ist mein Punkt. Oben werden die Steuern gesenkt und unten können die Leute von ihren Jobs nicht leben und beziehen zusätzlich zum Einkommen noch Stütze. Früher waren ca. 80% der Sozialhilfeempfänger (Alg 1und 2) auch ofiziell arbeitslos heute sind nur noch 50%. Das erklärt auch die ofizielle „sensationell“ niedrige Arbeitslosenstatistik.

            Wenn die Masse der Menschen vom steigenden BIP und steigender Produktivität der deutschen Volkswirtschaft abgekoppelt werden, ist es nur logisch, dass mehr Menschen aus Steuern und Abgaben alimentiert werden müssen! Was verstehen sie daran nicht?

            Zumal das in der Realität noch trauriger aussieht. Als Lohnempfänger gelten nämlich auch Menschen wie Herr Winterkorn. In der obersten Einkommensklasse hat es erhebliche Zuwächse gegeben, dass bedeutet für das Gros der arbeitenden Menschen sieht es noch schlechter aus, da deren Anteil an der Lohnsumme eher sinkt oder weiter stagniert.

            Das BIP ist die Summe der Löhne, Unternehmensgewinne und Zinserträge (+Mieten) es ist auf der Güterseite die Summe alle Waren und Diensleistungen.

            Wenn das BIP real steigt und die Löhne real stagnieren, bedeutet dies nichts anderes als, dass die Menschen in der BRD mehr produzieren, die Gehaltsempfänger aber prozentual immer weniger der Güter und Waren bekommen. Das ist Umverteilung von unten nach oben! Punkt, da kann es keine zwei Meinungen geben. Das Kapital (Unternehmen und Menschen mit Vermögen, das sie verleihen oder vermieten können) kriegt immer mehr ab vom Kuchen, das zeigt der Chart 3 und 4 hier eindeutig:

            https://www.querschuesse.de/deutschland-einsam-aber-mit-ueberschuss/

            Soviel dazu, dass ich hier nur Behauptungen aufstelle ohne Belege.

            Wenn sie wollen, dass der Staat weniger Sozialleistungen bezahlt, sollten sie sich überlegen wie die Menschen wieder mehr Geld verdienen können, bzw. mehr vom Kuchen abbekommen, den sie produzieren.

            Die Umverteilung von unten nach oben, kann übrigens nicht durch Lohnsteigerungen wieder gut gemacht werden, da Lohnsteigerungen oberhalb des Produktivitätszuwaches nur zu Inflation führen. Siehe unsere Diskussion aus dem anderen Thread.

            Die Umverteilung kann nur rückgänging gemacht werden indem der Staat die Vermögenden über höhere Steuern und Abgaben wieder stärker an den Kosten beteiligt, dann könnte er auch die Mittelschicht wieder entlasten, z.B. durch eine niedrigere Mehrwertsteuer, oder kostenfreie Kitas und Schulen, bei den das Kopiergeld und die diversen Fahrten- und Ausflüge ein erklekliches Sümmchen kosten.

            Mit freundlichen Grüßen

            Jens

            • In Dubio 26. April 2017, 17:17

              Sie bringen viele komplexe Themen. Aus Zeit- und Threadgründen widme ich mich nur wenigen Aspekten, im aufkommenden Bundestagswahlkampf werde ich einzelne Themen sicher näher beleuchten. Kurz: Sie liegen falsch, bringen die uralten, fragwürdigen Vorwürfe ohne Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Umstände. Aber das wissen Sie ja. 😉

              Die 1 € Jobs wurden eingeführt um die Faulen von den Fleißigen zu trennen.

              Vor den 1€-Jobs gab es die ABMs, sie haben diese ersetzt. Es ist ein Instrument der Arbeitsmarktpolitik und dabei nicht mal ein besonders Effektives. Mit faul / fleißig hat das nichts zu tun. In ausgebauten Sozialstaaten ist es gängige Praxis, dass Langzeitarbeitslose eben auch beschäftigt werden.

              Es geht mir nicht um die absolute Anzahl sondern die Tatsache, dass die meisten Menschen in Sozialhilfe sehr wohl arbeiten möchten.

              Das wird in der Tendenz gar nicht bestritten, mit Ausnahmen. So haben laut einer älteren DIW-Studie ältere Arbeitslose weit weniger Motivation, nochmals eine Tätigkeit aufzunehmen. Nur: was bringt’s? Langzeitarbeitslose unterscheiden sich gravierend von Kurzzeitarbeitslosen. Sie haben meist mehrere Handicaps, die einer Beschäftigung im Wege stehen, weshalb sie auch weit überproportional eine Stelle auch wieder verlieren. Dazu kommt, dass viele der Arbeit schlicht entwöhnt sind und mit einem regelmäßigen Tagesablauf Probleme haben. Diesen Menschen ist eben nicht geholfen, wenn man sie sich selbst überlässt und sie ohne Druck vor sich hinleben lässt. Ein Beispiel eines typischen Hartz-IV-Haushaltes findet sich hier. Spitze Bemerkung nebenbei: für ein Sky-Abo muss immer Geld da sein.
              http://www.spiegel.tv/filme/armut-halle-neustadt/

              Der Spitzensteuersatz ist mehrfach gesenkt worden.

              Der Spitzensteuersatz ist erst in den 1990er Jahren von 56% auf 53% gesenkt worden. Bis 2004 ging es runter auf 45% (das ist der Satz inklusive Solidaritätszuschlag), 2006 ging es hoch auf rund 48% (Reichensteuer inklusive Solidaritätszuschlag). Der Eingangssteuersatz sank in der gleichen Zeit weit gravierender und wurde auch nicht wieder erhöht. Der Unterschied zwischen 53% und 48% ist nun nicht sensationell, zumal als reich schon Einkommen zählen, die das 1,8fache des Durchschnitts ausmachen. Noch zu Kohls Zeiten war es das 2,8fache. Das bedeutet nichts anderes als dass der Tarif weiter aufgefächert wurde und die oberen Einkommen heute relativ mehr beitragen als die unteren.

              Daneben sagt der Grenzsteuersatz wenig über die tatsächliche Steuerbelastung aus. Tatsächlich ist hat die Belastung für Spitzeneinkommen seit den 1990er Jahren zugenommen, was ich vor einiger Zeit hier exerziert habe (Wiederhole ich sicher demnächst nochmal).

              Die Steuer auf Zinsen wurde pauschalisert auf 25%, das ist noch deutlich niedriger als der gesenkte Spitzensteuersatz

              Spitzeneinkommen beziehen selten Zinsen, diese sind seit langem auf sehr niedrigem Niveau. Wer bei einer Anlage 1,5% Zinsen erhält, muss hierauf knapp 25% Abgeltungsteuer und 3,5% Solidaritätszuschlag (bezogen auf die ESt) zahlen. Mit einer Nettorendite von 1,1% bleibt verbleibt damit netto zu wenig zum Erhalt des Kapitals.

              Die Unternehmenssteuer wurde ebenfalls mehrfach gesenkt.

              Die deutschen Unternehmenssteuern liegen mit rund 30% auf einem international absoluten Durchschnittsniveau.
              http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/70564/unternehmensbesteuerung

              Durch die tolerierten Steuertricks können isb. größere Konzerne ihre Steuerlast noch deutlicher senken.

              Haben Sie nicht etwas vergessen? Erstens die Steuertricks zu präzisieren, zweitens, dass die Abstimmung auf staatlicher Ebene sehr ausgebaut wurde und Schlupflöcher schwer zu finden sind. Die Erhöhungen der Umsatzsteuer Mitte der 1990er Jahre und 2006 standen nicht im Kontext von Steuersenkungen. Immerhin wurde bei der letzten Erhöhung auch die Reichensteuer eingeführt und weitere Ausnahmetatbestände im EStG gestrichen. Dies war notwendig, weil im Bundeshaushalt ein strukturelles Defizit von 50 Milliarden Euro bestand, das eben auch in konjunkturellen Hochphasen nicht ausgeglichen werden konnte.

              Machen wir die Probe aufs Exempel, ob Unternehmen weniger Steuern zahlen und Reiche durch die Abgeltungssteuer sparen. Betrachten wir uns dazu die Zeiträume direkt nach der Wiedervereinigung, wo wir eine boomende Konjunktur hatten (1990-1993) und heute (2013-2015). Wir ziehen hierzu die Steuereinnahmen aus nicht veranlagter ESt auf den Ertrag, Vermögensteuer, Abgeltungsteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer an. Auf die Betrachtung der selbst veranlagten Einkommensteuer verzichten wir, da der Posten nicht ganz sauber die Steuer auf Unternehmensgewinne wie selbständige Arbeit abbildet. Da jedoch die dies entsprechende Normen des EStG auch auf die der Körperschaftsteuer unterliegenden Unternehmen Anwendung findet (siehe §4 f. EStG) sind die Trends gleich. Im Zweifel machen wir die Übung halt auch unter Einbezug dieses Postens, it’s up to you! Die Zahlen kommen sauber vom Bundesfinanzministerium, das BIP vom Statistischen Bundesamt.

              Okay, genug der Vorrede. 1990 nahm Theo Waigel aus diesen Steuerarten 43,998 Mrd. EUR ein, 1991 waren es 46,591 Mrd. EUR, 1992 schon 48,089 Mrd. EUR und 1993 50,931 Mrd. EUR. Bezogen auf das gesamte Steueraufkommen waren dies 15,2%, 13,8%, 12,9% und 13,3%. Die Werte für den letzten greifbaren Zeitraum: 2013 Steuereinnahmen auf Kapital von 88,458 Mrd. EUR, 2014 von 89,035 Mrd. EUR und 2015 waren es 91,524 Mrd. EUR. Nun bezogen auf das Gesamtaufkommen an Steuern: 2013 14,3%, 2014 13,8% und 13,6%. Merken Sie was? Der Beitrag des Kapitals zum Steueraufkommen hat seit den Zeiten Kohls trotz der Steuersenkungen tendenziell zu- und nicht abgenommen.

              So nun beziehen wir das noch auf das jeweilige BIP. Die Werte
              1990 3,4%
              1991 3,3%
              1992 3,0%
              1993 3,0%

              2013 3,1%
              2014 3,0%
              2015 3,0%

              Auch hier ist eine Bevorzugung des Kapitals nicht zu erkennen. Okay, ich sehe, Sie sind noch nicht überzeugt. Nun beziehen wir das noch auf die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Die Werte hier:
              1990 13,4%
              1991 12,6%
              1992 12,7%
              1993 13,5%

              2013 13,1%
              2014 12,8%
              2015 12,7%

              Auch hier haben wir praktisch die gleiche Steuerbelastung wie vor über 2 Jahrzehnten. Merke: der Staat senkt keine Steuern, er zieht nur manchmal das Geld geschickter aus der Tasche.
              https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/lrvgr04.html
              http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Steuerschaetzungen_und_Steuereinnahmen/2-kassenmaessige-steuereinnahmen-nach-steuerarten-1950-bis-2015.html

              Eine Umverteilung, so wie Sie sie sehen, hat nicht stattgefunden, der Staat belastet Unternehmen und Gewinneinkünfte heute nicht weniger als früher.

              • Jens 27. April 2017, 09:49

                Nun, ein bisschen Mathematik kann ich auch.

                Also wenn eine Senkung des Spitzensteuersatzes von 53% auf 48% nicht sensationell ist, können wir ihn ja auch wieder auf 53% erhöhen. Auf das Geschrei freue ich mich jetzt schon.

                Nun zu ihren Zahlen.
                Nach meiner Rechnung, an Hand ihrer Zahlen ist das Steueraufkommen des Kapitals von 3,4% am BIP auf 3,0% gesunken, das sind 11,7% weniger. Wenn das nichts ist, können wir es ja wieder auf 3,4% erhöhen.

                Bezogen auf die Unternehmens und Vermögenseinkommen sank es von 13,4 auf 12,7, das ist eine Absenkung von 5,2%.

                Wenn 11,7% keine Umverteilung sind, können wir ja auf die alten Werte die 11,7% noch dazu tun, das wären dann z.B. 4% vom BIP und natürlich auch keine Umverteilung von oben nach unten. Nur mal zu den absoluten Zahlen. Diese läppischen 0,004% sind stolze 12,53 Mrd an Steuern, die jetzt ja von irgendjemand anderen bezahlt werden müssen, weil 100% sind ja immer noch 100%. Ihre Argumentation wird gelinde gesagt lächerlich.

                Sie haben irgendwo auch vergessen zu erwähnen, dass die Arbeitgeber nun anteilig weniger zur Krankenversicherung beitragen. 0,9% zur Krankenverischerung muss der Arbeitnehmer alleine bezahlen bei der Pflegeversicherung müssen kinderlose 0,25% allein wuppen. Kommen die Kassen mit dem Beitrag nicht aus muss der Arbeitnehmer alleine den Zusatzbeitrag bezahlen. Dafür werden sie wahrscheinlich kritisieren, dass nun der Staat ca. 15Mrd in den Gesundheitsfonds einzahlt. Aus Steuereinnahmen wird der gesundheitsfonds aufgestockt, das Kapital entlastet, und zusätzlich zahlt das Kapital noch 11,7% weniger auf BIP gerechnet Steuern. Merken Sie was. Beim Kapital wird gespaart und die Mittelschicht muss wieder dafür herhalten.

                Hier sollte noch erwähnt, werden dass mittlerweile viele Beschäftigte offiziell selbstständig sind. Und mit mickrigisten Werkverträgen abgespeist werden, bei denen der Arbeitgeber 0,0% Sozialabgaben bezahlt.

                Dito die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die die unteren und mittleren Einkommen besonders trifft.

                Es sind diese ganzen kleinen Tricks und Schiebereien, die dafür sorgen, dass von unten nach oben umverteilt wird. Dies sorgt dann in der Summe dafür, dass bei real steigendem BIP bei den realen Löhnen nix mehr vom Wachstum ankommt.

                Zitat aus Querschuesse:
                „Während das saisonbereinigte reale BIP seit Q1 1991 um +39,5% bis Q4 2016 stieg, stiegen die saisonbereinigten, durchschnittlichen, realen Nettolöhne nur um +3,5% im selben Zeitraum.“

                Hier könnten Sie mal sagen, warum, dass keine Umverteilung von unten nach oben ist? Sie können ihre Prozentspielchen bei so vielen Einzelposten machen wie sie wollen. Am Ende sagt die Diskrepanz zwischen real wachsendem BIP und real stagnierenden Löhnen (ok 3,4% Wachstum) alles aus. Wir verteilen um von unten nach oben. Bei den Lohnempfängern kommt prozentual weniger vom BIP an. Da ist nix komplex, das ist völlig selbsterklärend.

                Da die Unternehmen und Reichen immer mehr vom Kuchen abkriegen, muss die Mittelschicht für die sozial abgehängten immer mehr aufkommen.

                Das genau ist der Grund warum die Abgabenlast für die Mittelschicht steigt.

                Zitat Dubio:“Haben Sie nicht etwas vergessen? Erstens die Steuertricks zu präzisieren, zweitens, dass die Abstimmung auf staatlicher Ebene sehr ausgebaut wurde und Schlupflöcher schwer zu finden sind. “

                Zu Teil1 ihrer Frage, ich dachte sie kennen die und bräuchte sie nicht aufzuzählen. Nun es ist realtiv simpel und völlig legal.

                Es läuft häufig über, Leasing, Miete, Darlehn und Patent und Lizenzverträge.
                Beispiel 1:
                Die Firma gründet z.B. eine Firma in Holland. Diese kauft die Betriebsanlagen/Patente etc. in Deutschland und least/vergibt Lizenzrecht an das Unternehmen zurück. Bums, schon fallen die Steuern auf das Leasing in Holland an. In Deutschland ist die Leasinggebühr als Kosten abzugsfähig. In Holland sind die Steuern auf Leasingeinkommen relativ gering.

                http://www.etc-lowtax.net/ip_box_niederlande.htm

                Dann gibt es noch den double irish
                https://de.wikipedia.org/wiki/Double_Irish_With_a_Dutch_Sandwich

                Sehr beliebt ist es auch bei Unternehmenskäufe diese auf Pump zu kaufen, den dafür nötige Kredit kriegt dann das in Deutschland gekaufte Unternehmen an die Backe. Die Zinszahlungen sind dann abzugsfähig in Deutschland und im Ausland.. Dieser Quatsch wurde glaube ich von Rot-Grün erlaubt, kann mich aber irren.

                Kurz es gibt sehr viele völlig legale Steuersparmodelle, die die unterschiedlichen Steuersätze in der EU ausnutzen.

                weiteres Beispiel:
                https://www.welt.de/wirtschaft/article152207581/Mit-diesen-Tricks-reduziert-Ikea-seine-Steuerlast.html

                Wollen Sie mir ernsthaft sagen, davon haben sie noch nichts gehört?

                Kurz: Sie bemängeln die hohe Abgabenlast, sie stimmen aber zu, dass die meisten Sozialhilfeempfänger nicht faul sind. Sie finden, man kann nicht gut von Hartz4 leben, vor allem mit Kindern. Sie finden wahrschienlich auch die Grundsicherung im Alter nicht übertrieben hoch. Kurz sie nennen keine Sozialleitung die nicht angemessen ist finden sie aber irgendwie doch zu teuer. Das könnte daran liegen, weil die Menschen nicht mehr selbst genug verdienen. Mittlerweile ist Deutschland mit absolutem Abstand Spitzenreiter bei den prekär Beschäftigten. Hier liegt die Ursache.

                Schlechte Bildung ist bestimmt mitverantwortlich. Gute kostet aber Geld, und das steigert die Steuer und Abgabenlast.

                Ihr Vortrag zählt einzelne Erbsen, die in ihr Weltbild passen. Erbsen die nicht in ihr Weltbildpassen werden bagatellisiert (11,7%) und darüber übersehen sie das ganz große Bild, dass heißt reales BIP steigt, Produktivität steigt, Reallöhne stagnieren = Umverteilung von unten nach oben = Steuern und Abgaben für die Mittelschicht steigt!

                Das ist sehr simpel!

                • In Dubio 27. April 2017, 11:22

                  Nun, Sie drücken mir ja mit Ihrem wiederholten Rundumschlag gleich Ihr ganzes Weltbild auf. Das erleichtert nicht unbedingt Debatten, denn wenn Sie den Ehrgeiz haben, aus einem (Neo-) Liberalen eine Sozialisten zu machen, in dem Sie einige (gefärbte) Fakten („eigentlich brauchen Sie nur…“) um die Ohren schlagen, ist das schwierig. Wenn die Dinge so einfach wären, wie Sie nun mehrfach behaupten, wären wir alle Linkssozialisten. Sind wir aber nicht.

                  Sie können die von mir aufgeführten Zahlen binnen Minuten abgleichen, sind ja ganz einfache Relationen. Ansonsten kann ich Ihnen die Datei auch zukommen lassen. Aber Sie bezweifeln sie ja nicht. Allerdings gehen Sie sehr unprofessionell vor: was meinen Sie, warum ich Zeiträume genannt habe? Sie greifen sich die Periode mit dem Peak bzw. dem Minimum heraus und behaupten: voila, die Differenz ist aber groß! Gerade die Einnahmen aus Gewinneinkünften schwanken in kurzen Zeitabständen, das liegt in der Natur der Sache. Der Unternehmensgewinn lässt sich nicht so genau prognostizieren wie das Gehalt für das nächste Jahr. Zwischen 1990 und 1993 gab es ebenso wenig eine Veränderung der Gewinnbesteuerung wie zwischen 2013 und 2015. Folglich basieren die Schwanken auf dem Faktor Zufall und Konjunktur. So hatten die deutschen Unternehmen 1990 das beste Jahr ihrer Geschichte, während schon die zweite Hälfte der 1980er Jahre boomte. Die Weltwirtschaft dagegen ging 1990 zurück. Es liegt also nahe, dass die steuerlichen Erträge in diesem Jahr besonders hoch waren.

                  Profis vergleichen in solchen Fällen nicht einzelne Perioden, sondern Phasen. Bezogen auf die Gewinneinkünfte lag das Mittel Anfang der 1990er Jahre bei 13,1% und in den letzten Jahren bei 12,8%, das sind 0,3%-Punkte Differenz und absolut im statistischen Zufallsbereich. Bei rund 92 Milliarden Euro Steuereinnahmen auf Gewinne sind das gut 2 Milliarden Euro Schwankung. Das ist eine Grö0enordnung, welche in der Summe der öffentlichen Haushalte nicht spürbar und daher nicht kalkulierbar ist.

                  Während das saisonbereinigte reale BIP seit Q1 1991 um +39,5% bis Q4 2016 stieg, stiegen die saisonbereinigten, durchschnittlichen, realen Nettolöhne nur um +3,5% im selben Zeitraum.

                  Das ist eine Nullaussage. Ganz wesentlich für die Entwicklung der Nettolöhne ist die darauf liegende Abgabenbelastung, tatsächlich wäre der Vergleich mit den Bruttolöhnen angebracht, schließlich ist das der Betrag, den Unternehmen auszahlen. Die Querpässe haben in den Zahlen flugs die Progression des Einkommensteuertarifs eingerechnet und dabei auch berücksichtigt, dass heute schon mittlere Einkommen den Spitzensteuersatz zahlen. Die Besteuerung von Kapitalgesellschaften dagegen kennt keinen Grundfreibetrag wie auch Progression. Sie werden mit einer Flat Tax besteuert. Die Forderung, die Sie aus der Analyse ableiten können, wäre also bestenfalls die nach einer Indexierung des Einkommensteuertarifs.

                  Sie haben auch vergessen, dass der Finanzminister Anfang der Nullerjahre eine Mindestbesteuerung von Unternehmen einführte, der Steuerabzug zuvor entstandener Verluste ist seit dem nur noch bedingt möglich. Und genauso wurde eine Zinsschranke unter Peer Steinbrück ins Steuergesetz aufgenommen. Beide Maßnahmen wirkten nicht unwesentlich steuererhöhend.

                  Die Bürger – und das gilt eben auch für Unternehmen – sind und müssen in ihrer vertraglichen Gestaltung frei sein. Das ist nebenbei auch ein verfassungsrechtliches Erfordernis. Ich kann einem Konzern nicht vorwerfen, wenn es in Deutschland produziert, die Lizenzrechte aber in den Niederlanden verwaltet werden. Das sind verschiedene Gesellschaften und damit auch verschiedene Personen! Für die Bewertung gilt das Prinzip „Arm’s Length“ und die Prüfung durch die Steuerbehörden ist in diesem Bereich sehr intensiv. Meist legen Betriebsprüfer angemessene Verrechnungssätze wie Methoden fest. Und sie verändern ihre Meinung von Prüfungszyklus zu Prüfungszyklus. Fragen Sie mal Francisenehmer von MacDonalds oder Vapiano, was die an Francisegebühren zahlen. Das ist erheblich, schließlich hat in unserer Welt das Know-how den mit Abstand höchsten Wert.

                  By the Way: echte Wohlfahrtsstaaten wie Schweden besteuern Kapital weit niedriger als Deutschland.

                  Auch in Deutschland tragen Unternehmen mehr soziale Lasten als Arbeitnehmer. Sie sehen nur die Beiträge zu den 3 bzw. 4 Sozialkassen. Sie sind jedoch z.B. versichert, wenn Sie zur Arbeit fahren, der Unternehmer haftet für Schäden, die Sie im Rahmen ihrer Arbeit auch bei grober Fahrlässigkeit verursachen, Sie erhalten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Sie haben Anspruch auf eine Woche bezahlten Bildungsurlaub, darüber hinaus erhalten Sie bezahlten Erholungsurlaub von meist 1 1/2 Monaten, der Unternehmer übernimmt für Sie die Abführung von Steuern und Sozialabgaben usw. Das Sozialrecht bietet noch einige teils obskure Vergünstigungen, die alle vom Arbeitgeber zu zahlen sind. An all diesen sozialen Kosten beteiligen sich Arbeitnehmer nicht, weshalb es eben keine hälftige Teilung gibt.

                  Deutschlands soziale Finanzprobleme liegen im Gießkannenprinzip und in den hohen Verwaltungskosten. Wussten Sie z.B., dass nur etwas mehr als jeder vierte Euro des Sozialetats an die unteren 20% fließt? Wussten Sie wahrscheinlich nicht. Der wesentliche Teil der Sozialleistungen wird an Bürger ausgeschüttet, die dem nicht bedürfen. Mit anderen Worten: über 600 Milliarden Ausgaben im Jahr dürfen wir durchaus debattieren.

                  Bildung: das Fass mache ich jetzt nicht auf.

                  • Jens 28. April 2017, 14:58

                    Das mit dem Rundumschlag haben Sie falsch verstanden. Ich will überhaupt nichts aus ihnen machen, Gott behüte.

                    Sie haben festgestellt, dass die Abgaben und Steuern gestiegen sind. Außerdem entnehme ich ihren Äußerungen, dass sie die Meinung vertreten, dass der Staat a la Robin Hood den „Reichen“ nimmt und den „Armen“ gibt. In ihrer letzten Antwort schreiben sie noch zusätzlich, dass auch nicht bedürftige Leistungen bekommen, die sie eigentlich nicht brauchen. OK, dass nehme ich mal so hin, darum geht es mir in erster Linie auch gar nicht.

                    Meine These ist, dass der Staat nicht den Reichen nimmt, sondern der Mittelschicht. Die Reichen werden geschont.

                    Hierzu habe ich das BIP und das reale Lohneinkommen herangezogen. Ihre Ausführung, dass das am frühen einsetzen des Spitzensteuersatzes liegt ist da IMHO genau KEIN Widerspruch!
                    Zitat:“Das ist eine Nullaussage. Ganz wesentlich für die Entwicklung der Nettolöhne ist die darauf liegende Abgabenbelastung, tatsächlich wäre der Vergleich mit den Bruttolöhnen angebracht, schließlich ist das der Betrag, den Unternehmen auszahlen. Die Querpässe haben in den Zahlen flugs die Progression des Einkommensteuertarifs eingerechnet und dabei auch berücksichtigt, dass heute schon mittlere Einkommen den Spitzensteuersatz zahlen.“

                    Das ist aber doch genau, dass was ich sage. Die Mittelschicht wird durch Steuer und Abgaben belastet! Das ist doch letzlich auch das was sie im Zitat sagen, oder verstehe ich jetzt was falsch.

                    Die oberen 10% in Deutschland haben seit 1992/1993 jedenfalls nicht sonderlich unter der Steuer und Abgabenlast gelitten.

                    https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverteilung_in_Deutschland

                    Seit 1993 haben die oberen 10% ihren Vermögensanteil von 40,8% bis 2007 auf 61,1% gesteigert. Das zweitreichste Zehntel sank etwas, am meisten ging es für die Mittelschicht runter. Das oberste Zehntel KANN nicht überproportional geschröpft worden sein. Und das ist genau dass, was der Vergleich reales BIP mit realen Löhnen widerspiegelt. Von dem was die deutsche Volkswirtschaft seit 1993 ZUSÄTZLICH erwirtschaftet hat ist bei den allermeisten NICHTS (oder wenig ist wahrscheinlich korrkter) angekommen.

                    Es stimmt übrigens nicht, was sie gesagt haben, dass Reiche wenig an Krediten verdienen, da sie ihr Geld anders anlegen. Auch die Reichen halten den größten Teil an Staatsanleihen etc. Wenn auch vielleicht in Form von Fonds. Und dass die Renditen, da sehr gering sind gilt auch erst seit den tüdeligen QE Programmen.

                    Und da liege ich wahrscheinlich wieder über Kreuz mit ihnen, ich sage dies liegt an dem neoliberalen Kurs, denn die Volkswirtschaften alle fahren. Denn dies ist kein rein deutsches Phänomen.

                    Das sie Steuertricks rechtfertigen, überrascht mich dann doch etwas. Das Franchise ebenfalls ein schönes Modell ist Steuern zu umgehen bestreite ich auch nicht.

                    Das mit Arms Lenght ist einfach Blödsinn. Konzerne können so viele Töchter etc. gründen und Beteiligungen kaufen und Lizenzen hier hin und dorthin schieben, dass am Ende kaum noch Steuern irgendwo gezahlt werden. Genau, dass ist der Double Irish. Das der bilang legal war habe ich ausdrücklich gesagt. Ein kleiner Mittelständler hat diese Möglichkeiten jedenfalls nicht, ebenso die aller meisten Meisterbetriebe.

                    Bei den Betrieben ist es wie bei den Löhnen. Das Rückgrat unserer Wirtschaft muss verglichen mit den TOP Konzernen Steuern und Abgaben ohne Ende Zahlen.

                    Solange wir diese legalen Steuertricks nicht abschaffen, wird auch in Zukunft der Mittelstand und die Mittelschicht abgebürtstet. Weil irgendwo muss der Staat sein Geld ja her holen, oder für wie wahrschienlich halten Sie es, dass der Staat 600Mrd Zuwendungen egal welcher Art streicht?

                    Aber wir können gerne darüber dabatieren 😉

                    Auf uns hört ja eh keiner.

                    Ich wünsche Ihnen jedenfalls ein schönes langes WE

                    Gruß Jens

                    • In Dubio 28. April 2017, 17:34

                      Außerdem entnehme ich ihren Äußerungen, dass sie die Meinung vertreten, dass der Staat a la Robin Hood den „Reichen“ nimmt und den „Armen“ gibt.

                      So einfach sehe ich die Geschichte nicht. Allerdings sehen wir „Staat“ zunehmend als Umverteilungsmaschine, während originäre Aufgaben wie die Gewährung von innerer und äußerer Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, Bereitstellung einer zeitgemäßen Infrastruktur oder Bildung hinten runter fallen.

                      In ihrer letzten Antwort schreiben sie noch zusätzlich, dass auch nicht bedürftige Leistungen bekommen, die sie eigentlich nicht brauchen. OK, dass nehme ich mal so hin, darum geht es mir in erster Linie auch gar nicht.

                      Mir schon! Bevor man mich oder generell Neoliberale als sozial kalt geißelt, sollte man sich eins vor Augen halten: Ein Sozialstaat kümmert sich um die Bedürftigsten der Gesellschaft, das sind regelmäßig die untersten 10-20 Prozent der Einkommenspyramide einer Gesellschaft. Keine Gemeinschaft besteht vor allem aus Armen, in unseren Zeiten sind Armut und Reichtum absolut relative Begriffe. Ein Gemeinwesen, dass den wesentlichen Teil seiner Sozialleistungen an Bürger verteilt, die eben nicht zu den einkommens- und sozial Schwächsten gehören, ist kein Sozial-, sondern ein Wohlfahrtsstaat. Beides gilt es auseinanderzuhalten, wenn man soziale Debatten führt.

                      Das ist aber doch genau, dass was ich sage. Die Mittelschicht wird durch Steuer und Abgaben belastet! Das ist doch letztlich auch das was sie im Zitat sagen, oder verstehe ich jetzt was falsch.
                      In regelmäßigen Abständen führen wir seit Jahrzehnten einen Streit über den sogenannten Mittelstandsbauch. Bei den Steuerreformen 1989/1990 sowie 2001-2005 wurde dieser weitgehend geglättet. Er entsteht aber immer wieder neu, weil über die Jahre der Eingangsbereich nach oben verschoben wird, während die Bestimmung, was Spitzenverdiener sind, über sehr lange Perioden gleich bleibt. Wollte man das und damit die überproportionale Belastung der Mittelschicht vermeiden, müsste man in kurzen zeitlichen Abständen den Tarifverlauf immer an die Einkommensentwicklung anpassen. Dagegen wehren sich Konservative wie Linke und Sozialisten. Einzig die FDP bleibt hier konsequent.

                      Die oberen 10% in Deutschland haben seit 1992/1993 jedenfalls nicht sonderlich unter der Steuer und Abgabenlast gelitten.

                      Die Spitzenbelastung ist in Deutschland im internationalen Vergleich hoch wie auch im historischen Kontext. Allein nominale (!) Grenzsteuersätze und Einführung oder Abschaffung einzelner Steuerarten helfen zur Messung nur bedingt weiter. Ich bin ein Stück bei Ihnen wegen der Belastung der Mittelschicht, aber der Punkt trägt nur, weil der Finanzbedarf des (Sozial-) Staates außerordentlich hoch ist. Schauen Sie sich das Beispiel Schweden an: dort gibt es eine deutlich größere Diskrepanz zwischen der Besteuerung des Kapitals und von Arbeit. Der Hintergrund: während Kapital heute sehr schnell verschoben werden kann, sind die eigenen Bürger weit weniger mobil und deswegen leichter besteuerbar. Aus diesem Grund ist auch der Vergleich von Kapitalsteuern weit sensibler als der der Besteuerung von Arbeitnehmern. Dies ist vor allem eine Betrachtung unter Fairnessgesichtspunkten – aber der Fiskus ist nicht so sentimental.

                      Auch die Reichen halten den größten Teil an Staatsanleihen etc. Wenn auch vielleicht in Form von Fonds.

                      Staatsanleihen werden traditionell von Banken und Versicherungen gehalten. Die einen erleichtern damit ihre Refinanzierungsmöglichkeiten, die anderen sind dazu gesetzlich verpflichtet. Banken stehen im Besitz des Staates, in nationalem Streubesitz oder haben wenige strategische Investoren. Die Produkte von Versicherungen werden weitgehend von Kleinbürgern nachgefragt.

                      Das sie Steuertricks rechtfertigen, überrascht mich dann doch etwas. Das Franchise ebenfalls ein schönes Modell ist Steuern zu umgehen bestreite ich auch nicht.

                      Francise ist kein Steuertrick und kein typisches Modell zur Vermeidung von Steuern. Es ist ein Mittel zur Beschränkung des unternehmerischen Risikos und der Steigerung der eigenen Profitabilität. Beim Francise stehen sich meist zwei Unternehmer mit divergierenden Interessen, aber asymmetrischer Machtstruktur gegenüber. Sie können sich relativ leicht selbständig machen, in dem Sie Francisenehmer werden. Der Francisegeber unterstützt Sie dabei durch die Beigabe von Startkapital, Know-how und Zugang zu den Lieferantenstrukturen. Im Gegenzug müssen Sie an den Francisegeber hohe Gebühren zahlen. Steuervermeidung setzt gleichgerichtete Interessen voraus, dies ist beim Francise üblicherweise nicht gegeben. Zusatz: ich bin ein Gegner von Steuervergünstigungen mit 1-2 Ausnahmen (Familie & Bildung).

                      Das mit Arm’s Length ist einfach Blödsinn.

                      Sag ich das nächste Mal dem Betriebsprüfer. Was ist Ihr rechtlich zulässiger (!!!) Gegenvorschlag?

                      Solange wir diese legalen Steuertricks nicht abschaffen

                      Sie überschätzen das maßlos und ordnen es falsch ein. Ausnahmen und Lücken entstehen meist durch die Komplexität eines Systems. Fragen Sie mal bei Microsoft & Co. nach, die müssen dauernd ihre modernen Systeme nachbessern. Das Schließen einer Lücke reißt nicht selten eine neue auf. Zudem belegen die relativen Zahlen, dass Steuertricks einen geringeren Einfluss haben als Sie behaupten. In den 1990er Jahren haben wir über dieses Thema wesentlich intensiver diskutiert und die Steuerstaaten haben in den folgenden Jahrzehnten so viele Ausnahmetatbestände abgeschafft wie nie zuvor in der Finanzgeschichte. Gerade die internationalen Abstimmungs- und Verständigungsverfahren haben die Zahlungsströme sehr transparent gemacht. Inzwischen sehen selbst konservative und liberale Parteien keine grundsätzliche Notwendigkeit mehr zum Erhalt der Abgeltungssteuer, zumindest für das damals öffentlich plakatierte Motiv: 25% von X ist besser als nix.

                      Ebenfalls ein schönes Wochenende!

                    • Jens 29. April 2017, 14:55

                      Sehr geehrter Herr Plietsch,

                      sie machen es sich sehr leicht. Wenn die Entwicklung der Vermögensverteilung nicht in ihrer Welt passt, kommen sie mit einem internationalen Vergleich.

                      Kern ihrer These ist, dass der Staat immer mehr von oben nach unten umverteilt. Das ist falsch! Die Vermögensentwicklung und Verteilung von 1993 bis 2007 belegt dies eindeutig!

                      Das Reinvermögen der Deutschen betrug 1993 ca. 4.000 Mrd in 2007 betrug es etwa 7,5 Mrd.
                      In 1993 besaßen die reichsten 10% vom Reinvermögen 40,8% und die nächsten 10% besaßen 20,2%. In 1993 in absoluten Zahlen sind das ca. 2400 Mrd.
                      In 2007 besaßen die obersten 10% 61,1% und die nächsten 10 % besaßen 19,0%, damit besaßen die reichsten 20% in 2007 ca. 5700 Mrd.

                      Die übrigen 80% besaßen in absoluten Zahlen in 1993 ca. 1560 Mrd und in 2007 1440 Mrd.

                      https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B6gensverteilung_in_Deutschland

                      Da sind zugegebener Maßen Unsicherheiten dabei, da ich die Zahlen aus einem Diagramm abgelesen habe.

                      Aber auch ohne exakte Zahlen, kann man errechnen, dass wenn 1993 80% 39% besessen haben und in 2007 nur noch 19%, sich das Gesamtvermögen um den Faktor 2,05 vergrößert haben muss, wenn das absolute Vermögen der 80% nicht sinken soll!! (39/19=2,05).

                      Den Zeitreihen zum Reinvermögen der Deutschen, die mir vorliegen, die leider hinter einer Paywall sind und deswegen nicht verlinkt werden können, könnte der Faktor 2 bei der Vermögensentwicklung hinkommen.

                      Damit wäre das Vermögen der unteren 80% mit Ach und Krach stabil geblieben und alle Zuwächse seit 1993 gingen an die oberen 20%.

                      Ich muss sagen die oberen 20% haben wirklich gelitten unter wachsenden Abgaben und Steuerlast. (Ironie wieder aus)

                      Und dies ist was die stagnierenden Reallöhne seit 1993 bei wachsendem BIP zeigen! Umverteilung von unten nach oben, in dem Sinne, dass 80% der Bevölkerung nicht mehr am Wachstum unsrer Volkswirtschaft partizipieren. So einfach ist das. Ihr Hinweis mit dem Spitzensteuersatz ist einfach belanglos. Es interessiert hier auch nicht die Bohne was die Unternehmen Brutto bezahlt haben. Es interessiert nur wo das ZUSÄTZLICHE Vermögen akkumuliert wurde. Wie es akkumuliert wurde und wieviele einzelne Abgaben und Steuern bezahlt wurden ist ebenfalls belanglos, da es alles in der Vermögensentwicklung und Vermögensverteilung mit erfasst wurde!

                      Ob das im internationalen Vergleich viel oder wenig ist, ist für Ihre These ohne Belang. Es gibt schlicht keine Umverteilung von Oben nach Unten so wie von Ihnen dargestellt!

                      Alle ihre einzelnen Punkte mögen stimmen, aber sie übersehen ganz offenbar die vielen vielen Stellen an denen zu Gunsten der Reichen gedreht wurde.

                      Wie gesagt wenn sie Erbsen zählen müssen sie auch alle zählen. Die Vermögensentwicklung zeigt sie haben doch einige übersehen!

                      Ich habe übrigens noch eine gefunden. 1996 wurde die Vermögenssteuer abgeschafft! 😉

                      Und was Arms lenght angeht. Natürlich ist das ein Mittel der Steuerbehörden. Nur können sie das bei den Konzernen und ihrer total über alle Kontinente verschachtelten Firmenstruktur nicht mehr korrekt anwenden, beim Mittelstand und Meisterbetrieben hingegen schon.

                      http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/apples-steuertricks-in-der-uebersicht-a-901015.html

                      Wollen sie das nicht verstehen? Was bewerte ich da über? Das ist eine Riesensauerrei!

                    • In Dubio 29. April 2017, 19:00

                      Das Thema Vermögensverteilung ist zu komplex als dass ich sie in einem Kommentar abhandeln möchte. Zugegeben, hier stehe ich seit Monaten im Obligo und werde dem bis Sommer nachkommen. Jedenfalls begehen Sie eine wissenschaftliche Todsünde, wenn Sie Einkommen und Vermögen vermischen. Immerhin gehören 20% von den oberen Einkommensbeziehern eben nicht auch zu den Vermögensten und umgekehrt. Außerdem resultiert die von Ihnen angeprangerte Steigerung der Vermögen weitgehend nicht auf Geldakkumulation.

                      Der Staat verteilt im internationalen Vergleich sehr stark um, was sich im Unterschied der primären und sekundären Einkommensverteilung ablesen lässt. Und dran, dass in Deutschland Eingangs- und Spitzensteuersatz so weit auseinanderliegen wie in kaum einem anderen OECD-Land.

                      Ich habe übrigens noch eine gefunden. 1996 wurde die Vermögenssteuer abgeschafft!

                      Nein, sie ist ausgesetzt, weil der Steuergesetzgeber die große Ungleichbehandlung der verschiedenen Vermögensarten nicht in den Griff bekam. Und die Horde der deutschen Finanzbeamten keine Lust besitzt, sich an dieses Thema wieder heranzuwagen. Die Vermögensteuer ist in der Verwaltung verhasst, geliebt wird sie nur von einigen politischen Milieus. Jedenfalls hatte ich die Vermögensteuer bei unserem kleinen Vergleich mitgezählt (und dies erwähnt).

                      Und was Arms lenght angeht. Natürlich ist das ein Mittel der Steuerbehörden. Nur können sie das bei den Konzernen und ihrer total über alle Kontinente verschachtelten Firmenstruktur nicht mehr korrekt anwenden, beim Mittelstand und Meisterbetrieben hingegen schon.

                      Nochmal: was ist Ihr (verfassungskonformer) Vorschlag?

                      P.S.: Ich bin kein Freund von Ironie in schriftlichen Texten. Dieses Stilmittel zielt fast immer darauf ab, den anderen ein Stück lächerlich zu machen. Selbstironie verwendet kein Kommentator.

                    • Jens 30. April 2017, 17:06

                      Kurze Frage vorneweg. Wie kriegt man eigentlich die Zitate so schick kursiv da reingestellt?

                      Zitat: „Jedenfalls begehen Sie eine wissenschaftliche Todsünde, wenn Sie Einkommen und Vermögen vermischen. Immerhin gehören 20% von den oberen Einkommensbeziehern eben nicht auch zu den Vermögensten und umgekehrt.“

                      Ich vermische es nicht ich stelle aber fest, dass bei den 10% bis 20% der Vermögendensten das Vermögen seit 1993 sich extrem vermehrt hat und beim Rest nicht. Über ein paar Prozentpunkte kann man sicher streiten, aber das hier die Ungleichheit massiv zugenommen hat, bestreiten eigentlich auch Hardcore Neoliberale nicht.

                      Zitat:“Außerdem resultiert die von Ihnen angeprangerte Steigerung der Vermögen weitgehend nicht auf Geldakkumulation.“ Das ist korrekt aber ohne Belang. Wenn eine Firma im Wert wächst macht sie in der Regel Gewinne und an diesem wird (unter anderem) in der Regel auch der Wert einer Firma bemessen. Die Gewinne werden teilweise durch Steuern abgeschöpft. Die Gewinne werden zuvor i.d.R. durch die Abgaben der Firmen reduziert, das sie (völlig korrekt) Kosten für die Firmen darstellen. Daraus ist aber zu ersehen, dass der Wert einer Firma durch Steuern und Abgaben negativ beeinflusst wird. Kurz die Steuern und Abgaben schlagen auch auf das Nicht-Geldvermögen durch. Und ganz offenbar tun sie dies seit 1993 nicht mehr so wie in den Jahren vor 1993, da sank nämlich die Ungleichheit, (der Vermögen).

                      Wenn die Abgaben und Steuerlast wirklich gestiegen ist, wie sie sagen, muss es also noch andere neue Faktoren geben, die die Akkumulation von Vermögen nun für die oberen 10 oder 20% deutlich erleichtert.

                      Die obersten 20% (der Vermögenden) haben jedenfalls nicht unter der gestiegenen Steuer und Abgabenlast gelitten. (Subjektiv psychologisch mag das ja sein, wir Deutsche jammern ja angeblich gerne ;-), rein objektiv gehören die oberen 10% der Vermögenden zu den absoluten Gewinnern, da sie ihr Vermögen mehr als verdoppeln konnten (1993 bis 2007). Damit hat schon mal durch die Steuer und Abgaben KEINE Umverteilung der Vermögen von oben nach unten stattgefunden!

                      Zitat:“ Immerhin gehören 20% von den oberen Einkommensbeziehern eben nicht auch zu den Vermögensten und umgekehrt.“ Na ja, im Umkehrschluss bedeut dies aber auch, dass 80% der oberen Einkommensbeziehern zu den Vermögendsten gehören. Damit gilt hier der Satz 80% der oberen Einkommensbezieher haben NICHT unter der gestiegenen Steuer und Abgabenlast gelitten. Ansonsten gilt auch hier der Hinweis mit dem subjektiv und objektiv.

                      Es bleiben also noch 20% der oberen Einkommensbezieher übrig, hier mag es durchaus sein, dass der ein oder andere etwas gelitten hat, aber nach meiner Erfahrung konnten alle, die genug Geld verdient haben um etwas zurückzulegen, ebenfalls ihr Vermögen vergrößern.

                      Es bleiben auch noch 20% der Vermögenden die kein Einkommen beziehen. Wieso ausgerechnet diese Gruppe unter der Steuer und Abgabenlast gelitten haben soll ist mir schleierhaft, da ja fast alle Steuern und Abgaben an den Faktor Arbeit/Einkommen gekoppelt sind, und da die Vermögenssteuer ausgesetzt ist, kann ich überhaupt nicht erkennen, wie diese Schicht unter der Steuer und Abgabenlast gelitten hat.

                      Da diese Schicht, wohl überproportional in Aktien und Rentenpapiere investiert hat, dürfte sie zu den größten Nutznießern der ganzen staatlichen Bankerettungsorgie gehören. Zuggeben leiden die Rentenpapiere zur Zeit am QE der EZB.

                      Fazit 100% der Vermögendsten und 80% der oberen Einkommen haben nicht unter der Steuer und Abgabenlast gelitten, da sie ihr Vermögen deutlich mehren konnten, die 80% der unteren Vermögenden und Einkommen hingegen nicht. Somit hat es durch die Steuer und Abgabenlast keine Umverteilung von oben nach unten gegeben. Das ist auch nach ihren Erwiderungen eigentlich Fakt. Und eine Vermischung von Vermögen und Einkommen habe ich strikt getrennt.

                      Bei 20% der oberen Einkommenbeziehern konnte ich dies jetzt nicht nachweisen. Es ging denen aber mit Sicherheit besser als dem Heer der prekär Beschäftigten, ein Wert bei dem Deutschland in der EU Spitzenreiter ist.

                      Meine Frage wäre ob für sie die massive Ungleichheit, auch im internationalen Vergleich kein Problem ist? Falls sie eines für sie ist, wie soll sie wieder reduziert werden, wenn nicht über Steuern und Abgaben?

                      Mein Vorschlag für die Arms Lenghts Geschichte ist, eine Sondersteuer auf Leasing, Miete, Lizenzen und Franchisegebühren, die die zahlende Firma mit der Körperschaftsteuer verrechnen darf, damit sie nicht doppelt Steuern zahlt.

                      Ich bin weder Steuer noch VWL Experte, aber ich schätze dass solch eine Steuer wohlmöglich Verfassungskonform wäre aber an EU-Recht scheitert. Solange die EU aber das Race to the Bottom bei Löhnen und Unternehmenssteuern nicht beendet, wird sie sich damit bald selbst erledigen. Zuviele Menschen in der EU partizipieren nicht mehr am Erfolg der Volkswirtschaft. Sie werden auch als die Verlierer der Globalisierung bezeichnet. Für mich der Hauptgrund für die Wilders, LePens etc. Das ist aber ein anderes Thema.

                      Außerdem sollte der Steuersatz für Firmen wieder auf Kohlsche-Zeiten von 53% gehievt werden und den Firmen im Gegenzug bei der Dauer der Abschreibungen entgegen gekommen werden. Das würde die Investitionen anregen und die effektive Steuerlast wieder mindern. Abgesehen von der Ungleichheit sehe ich mit Sorge, dass die Produktivität in Deutschland verkümmert.

                      Sie sehen ein Sozialist wünscht sich Kohlsche Zeiten zurück 😉
                      Das ist doch mal ein Ding. Aber wenn man aktuelle Interviews von Geißler und Blüm liest, frage ich mich schon, warum ich mit denen plötzlich mehr Übereinstimmung habe als mit der gesamten SPD.

                      z.B. hier
                      http://www.zeit.de/2011/51/Streitgespraech-Wagenknecht-Geissler

                      Zitat Heiner Geißler aus dem Link:“Hartz IV ist sittenwidrig.“

                      Noch zu ihrem Hinweis, dass Armut ein relativer Begriff heutzutage sei. Armut war schon immer ein relativer Begriff. Alles andere ist schlicht falsch. Allein schon sprachlich, wenn alle gleichviel besäßen hätte wir weder das Wort Arm noch Reich in unserem Wortschatz! So zu tun als ob es früher zwar Arme gab aber heute geht es ja allen viel Besser ist schlicht Blödsinn. Armut ist der Gegensatz zu Reich. Und ja, wenn es keine Reichen mehr gibt, gibt es auch keine Armen mehr. Aber nein, das fordere ich ganz gewiß nicht!

                      Hunger und frühe Kindersterblichkeit waren Begriffe die früher mit Armut assoziiert wurden, aber sie sind kein Synonym für Armut.

                      Was aber früher und heute noch so ist, ist das Arme deutlich weniger soziale Teilhabe haben und mit Sicherheit keine Lobbyisten, beim König, Kaiser oder heute Politiker beschäftigen können.

                      Und das mit dem Hunger ist so eine Sache. Wir haben wider 1,5 Mio Menschen die in Suppenküchen gehen, davon 1/3 Kinder.

                      https://de.wikipedia.org/wiki/Tafel_%28Organisation%29

                      Irgendwas läuft schief mit den Steuern und Abgaben, aber bestimmt nicht, dass zu viel von oben nach unten verteilt wird.

                    • In Dubio 1. Mai 2017, 09:52

                      Kurze Frage vorneweg. Wie kriegt man eigentlich die Zitate so schick kursiv da reingestellt?

                      Websites werden in HTML geschrieben. Der Code für kursive Schrift lautet „em“, das am Beginn der kursiven Schrift in gesetzt wird. Abgeschlossen wird mit . Für Texte in fetter Unterlegung wird statt „em“ „strong“ oder „b“ für „bold“ verwandt. Die Schriftart wird mit „font“ bezeichnet.

                      (..) aber das hier die Ungleichheit massiv zugenommen hat, bestreiten eigentlich auch Hardcore Neoliberale nicht.

                      Welche? Wie gesagt, hierzu gehört die präzise Bezeichnung und Eingrenzung. Denn je nachdem, was Sie feststellen und kritisieren, sind andere politische Handlungen zu untersuchen. Kritisieren Sie Einkommensungleichheit, gilt zu untersuchen, inwieweit dies vom direkten Erwerbseinkommen und inwieweit auf persönliche Verhältnisse zurückzuführen ist. Beispiel: Die Einkommensunterschicht rekrutiert sich heute weit stärker als vor 20 Jahren aus Migranten (bitte schreiben Sie zukünftig dazu „und Deutschen mit Migrationshintergrund“) und Alleinerziehenden. Bei der ersten Gruppe haben wir ein konzentriertes Bildungsproblem, bei der zweiten steht der Fakt, dass Alleinerziehende gegenüber einem paar einen um 10.000 EUR höheren Einkommensbedarf haben. Gehen Sie auf Vermögen, müssen Sie sich stark damit beschäftigen, wie sich dieses zusammensetzt und wie es entsteht. Hier haben Sie ja schon einen nicht falschen Ansatz. Nur mit Mutmaßungen ist nicht gedient, zumal wenn so viele Daten und Informationen bereit stehen.

                      Das ist korrekt aber ohne Belang. Wenn eine Firma im Wert wächst macht sie in der Regel Gewinne und an diesem wird (unter anderem) in der Regel auch der Wert einer Firma bemessen.

                      Nicht auf den Aktienmärkten und nicht bei der Frage des Erwerbs. Der Wert wird sehr stark von Zukunftserwartungen bestimmt. So kann es sein, dass Unternehmen, die noch nie Gewinne erzielt haben, mit Milliardenwerten belegt werden. Hierzu bietet sich mein letzter Beitrag an, dort habe ich den Kardinalfehler von Politik und Gewerkschaften aus den 1970er Jahren aufgezeigt. Schließlich investieren die Deutschen trotz Nullzinsen immer noch lieber in vermeintlich sichere Anlagen mit Zinsrenditen als in Unternehmensanleihen. Das ist eine deutsche Besonderheit. Ansonsten, das habe ich bereits gesagt, habe ich nicht vor, an dieser Stelle meine ganzen Argumente und Informationen zu verbrennen, dafür wird es Gelegenheit geben. 🙂

                      Die Gewinne werden teilweise durch Steuern abgeschöpft. Die Gewinne werden zuvor i.d.R. durch die Abgaben der Firmen reduziert, das sie (völlig korrekt) Kosten für die Firmen darstellen. Daraus ist aber zu ersehen, dass der Wert einer Firma durch Steuern und Abgaben negativ beeinflusst wird. Kurz die Steuern und Abgaben schlagen auch auf das Nicht-Geldvermögen durch. Und ganz offenbar tun sie dies seit 1993 nicht mehr so wie in den Jahren vor 1993, da sank nämlich die Ungleichheit, (der Vermögen).

                      Machen Sie sich bitte mit der Besteuerung von Kapitalgesellschaften (sowie dem Anrechnungsverfahren beim Kapitaleigner) vertraut. Anstöße dazu finden Sie hier, genauere Vergleichsrechnungen im Internet.

                      Was hat der Staat mit einer Hausse zu tun? Meist nur das Schlechte, er erzeugt häufig aus politischen, populistischen oder ängstlichen Gründen Blasen an den Finanzmärkten. Wieso sollte jemand auf seine Wertpapiere, die durch erhöhte Nachfrage an der Börse (oder nur durch die Geldpolitik der Zentralbank) einen wertmäßigen Push erlebt hat, auf die „Wertsteigerung“ Steuern entrichten? Statistisch ist er vermögender geworden, ja. Aber nicht im Portemonnaie.

                      Meine Frage wäre ob für sie die massive Ungleichheit, auch im internationalen Vergleich kein Problem ist?

                      Nochmal die Frage: welche massive Ungleichheit? Von den Einkommen reden Sie möglicherweise nicht, weil es nicht stimmt. Also reden Sie von der Ungleichheit bei den Vermögen. Hier der obrige Verweis.

                      Mein Vorschlag für die Arm’s Length Geschichte ist, eine Sondersteuer auf Leasing, Miete, Lizenzen und Franchisegebühren, die die zahlende Firma mit der Körperschaftsteuer verrechnen darf, damit sie nicht doppelt Steuern zahlt.

                      In der Pauschalität kann ich nicht beurteilen, ob eine solche Steuer verfassungswidrig wäre. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, da Sie einzelne Einkommensquellen völlig unterschiedlich behandeln und diskriminieren. Dies ist nur bedingt zulässig und verlangt eine starke rechtliche Begründung. Beides lässt sich kaum herstellen, schließlich wollen Sie nur deswegen doppelt besteuern, weil Sie Vorteile vermuten. Das gilt schon gar nicht in dieser Pauschalität.

                      Steuern auf Einkommen und Ertrag beruhen auf dem Zuflussprinzip. Ihnen muss erst ein Ertrag oder Einkommen entstanden sein, bevor der Fiskus zuschlagen kann. Sie wollen dies schon im Vorgriff und auf Verdacht. Das ist wahrscheinlich eindeutig zu viel.

                      Außerdem sollte der Steuersatz für Firmen wieder auf Kohlsche-Zeiten von 53% gehievt werden (..).

                      Ab 1994 galt ein Steuersatz von 45%, auf ausgeschüttete Gewinne von 30%. Wo habe Sie die 53% her? Bis 1989 galten 56% für thesaurierte Gewinne. Es spricht nicht unbedingt für Sie, in Zeiten von vor 25-35 Jahren zu schwelgen, das sind immerhin 1-2 Generationen. Die Frage ist, warum die Linken damals Kohl massiv kritisiert haben, wenn sie heute dem Kanzler der Deutschen Einheit recht geben. Anscheinend meint man, in einer wichtigen Frage der Finanzpolitik damals falsch gelegen zu haben. Warum sollte die Position mit Jahrzehnten Verzögerung heute richtig sein?

                      Armut war schon immer ein relativer Begriff.

                      Warum reden wir dann von Armut? Schon als Kinder bekommen wir ein bestimmtes Bild zu dem Begriff in den Kopf – und das ist auch richtig. Denn es gibt auf der Welt sehr viel echte Armut, es gibt sie auch in den USA. Doch warum reden wir nicht davon, worum es wirklich geht: einige Schichten sind bei der Einkommensentwicklung deutlich zurückgeblieben, sie sind abgehängt ohne echte materielle Armut zu erleiden? Stattdessen weiten wir den Begriff immer weiter aus. Heute reden wir von „armutsgefährdete Schichten“, also Menschen, die nicht mal statistisch arm sind, aber es eventuell werden könnten, oder auch nicht.

                      Die Debatte über Tafeln bin ich langsam leid. Als in den 1990er Jahren die Billigangebote an Last-Minute-Reisen dramatisch zunahmen und die potentiellen Kunden dies sogar durch ihr verzögertes Buchungsverhalten zusätzlich anregten, kam niemand auf die Idee, dass die Ursache hierfür in einer Verarmung der Bevölkerung liege. Gleiches gilt für den Siegeszug der nur in Deutschland so erfolgreichen Discounter-Ketten. Die Nachfrage nach Tafeln übersteigt trotz stetig wachsendem Nachschub auf der Lieferantenseite deutlich die Nachfrage. Zunehmend wollen dort Menschen einkaufen, die selbst von den Sozialverbänden gar nicht gemeint sind. Mein Link belegt das. Erschreckender ist, dass immer mehr Biodeutsche die Fähigkeit verloren haben, selbst zu kochen und dabei günstige Lebensmittel wie Gemüse zu verwenden.

                    • Jens 5. Mai 2017, 11:31

                      Moin Herr Plietsch,

                      hier noch ein Link, der meine These untermauert, dass wir nicht von oben nach unten umverteilen sondern von unten nach oben.

                      Die Zeche bezahlt letztlich die Mittelschicht.

                      http://friedensblick.de/24129/superreiche-zahlen-kaum-steuern-erzwingen-arbeitslose-einkommen/

                      Im Link wird etwas besser aufegschlüsselt wieviel die einzelnen Steuern einbringen.

                      Zitat: Was hat der Staat mit einer Hausse zu tun? …Wieso sollte jemand auf seine Wertpapiere, die durch erhöhte Nachfrage an der Börse (oder nur durch die Geldpolitik der Zentralbank) einen wertmäßigen Push erlebt hat, auf die „Wertsteigerung“ Steuern entrichten? Statistisch ist er vermögender geworden, ja. Aber nicht im Portemonnaie.

                      Wenn er sie veräußert merkt er es im Portemonnaie. Dann wird nach meinem Wissen auch die Abgeltungssteuer fällig, die mit 25% deutlich niedriger ist als der Spitzensteuersatz der auf Arbeitseinkommen liegt.

                      Da Menschen mit hohem Vermögen überproportional viele Aktien und Wertpapiere besitzen, werden diese gegenüber den Teilen der Mittelschicht die mehr als 25% Steuern auf ihr Arbeitseinkommen besser gestellt. Klarer Fall von „die Zeche zahlt die Mittelschicht und die Reichen werden geschont“. Aber als Neoliberaler findet man vielleicht immer noch eine Erklärung, warum das „gut“ ist, für wen auch immer. 😉 Ich bin gespannt.

                      Bei den Betrieben ist es das gleiche. Überall Schlupflöcher für die Konzerne. Kleine Handswerksbetriebe gucken da meist in die Röhre. Zum Beispiel die share deals zur Vermeidung der Grunderwerbssteuervermeidung, sorry ich korrigiere mich, zur „Grunderwerbssteueroptimierung“

                      Zitat aus:
                      http://www.roedl.de/themen/immobilienwirtschaft/grunderwerbsteuer-reduzieren-trotz-rett-blocker-regelung

                      Glauben Sie ein Schreinermeister der sich eine kleine Halle kauft kann das machen oder ein Dax-Konzern? Wer wird wohl mit solchen Regelungen bevorzugt?

                      Gruß Jens

                    • In Dubio 6. Mai 2017, 12:00

                      Sie verfälschen meinen Standpunkt: Das deutsche Steuerrecht verteilt sehr stark um. Das ist das, was belegbar ist. Das bedeutet weder, dass es immer stärker umverteilt, also quasi ungleiche Einkommenszuwächse einebnet. Das wäre gesellschaftspolitisch nicht wünschenswert und verfassungswidrig. Noch bedeutet dies, das Ungleichheit verschwindet. Bitte nehmen Sie das als Grundlage.

                      Ich habe ein Problem mit Quellen, wo der Schreiber nicht mal Gesetze rezitieren kann und schon gar nicht, wenn er Statistiken inhaltlich nicht versteht. In Ihrem ersten Link beispielsweise wird ein Auszug des Bundesfinanzministeriums kopiert. Hierin ist korrekt von „Einkommensteuer“ die Rede. Der Autor wiederum schreibt beharrlich von der „Einkommenssteuer“, also mit Binde-„s“. Jedes Steuergesetz in Deutschland wird ohne dieses Binde-„s“ geschrieben, das weiß jeder Steuerfachmann. Laut meinem ehemaligen Prof könnte man allein anhand dessen die Kompetenz von jemanden in Frage stellen. Nun subsummiert Ihre Quelle die angeblichen Kapitaleinkünfte und kommt auf einen dramatisch niedrigen Wert von 30 Milliarden Einkommensteueraufkommen. An dieser Stelle wäre mir die eigene Quelle peinlich und ich hoffe, sie ist es Ihnen auch.

                      Warum? Dazu muss ich erstmal fragen, was will jemand überhaupt zeigen?
                      Auch bei der Einkommenssteuer tragen also Einkünfte aus Vermögen, Kapitalvermögen und Vermietung und Verpachtung nur gering zu den Staatseinnahmen bei, in Höhe von 30,7 Mrd. Euro. Das sind nur 2,5% aller versteuerten Einkünfte.

                      Das sollen Superreiche sein?! Ich lag bei diesem Satz vor Lachen in der Ecke, ungelogen! Will ich zeigen, wie weit Kapitaleinkünfte aus Kapitalgesellschaften zum Aufkommen aus Einkommen und Ertrag beitragen, muss ich zwingend auch die Erträge aus der Körperschaftsteuer wie Gewerbesteuer mit hinzuzählen, da sind wir jedoch schon bei 100 Milliarden EUR. Hört sich schon anders an. Und dann begeht der Blogger einen weiteren typischen Fehler von Laien. Er missachtet völlig den Posten „Sonstige Einkünfte“. Fachfremde meinen, darunter sei alles zu verstehen, was halt nicht zugeordnet werden könne, was wiederum bedeutet, das man keine Ahnung vom Steuerrecht hat. „Sonstige“ ist in diesem Fall kein Sammelposten, sondern erfasst die Einkünfte nach §§ 22, 23 EStG. Hierunter fallen vor allem Renten (geringes Aufkommen) und … tusch! Spekulationsgewinne!!! Wow, da hat man doch mal einen wesentlichen Posten vergessen.

                      Wie sieht es aber aus, wenn wir uns überhaupt der unternehmerischen Tätigkeit zuwenden? Gehen wir von unseren 100 Milliarden EUR aus plus der Großteil der Sonstigen Einkünfte, mithin weitere rund 50 Milliarden EUR (eventuell weniger, aber das lässt sich nun nicht so einfach feststellen). Tja, warum hat Ihre Quelle nicht auch die Einkünfte aus Gewerbebetrieb berücksichtigt? Darunter fallen nicht nur Gewinne aus einer Personengesellschaft, sondern auch die Erträge aus einer Kapitalgesellschaft. Beispielsweise. Nun muss man auch noch wissen (Ihre Quelle weiß das offensichtlich nicht), dass sich weit über 90% der unternehmerischen Tätigkeit in Deutschland in Personengesellschaften vollzieht. Das hätte man so z.B. anhand des Falles Schlecker wissen können. Es spricht also viel dafür, bei den Erträgen aus kapitalistischer Tätigkeit auch die 125 Milliarden EUR aus Gewerbebetrieb in die Rechnung einzubeziehen.

                      Tja, da sieht Ihre Rechnung schon ganz anders aus, oder? Und das alles, weil Sie unter den seriösen Quellen nicht das Passende für sich gefunden haben. Wissen Sie jetzt, warum ich Blogs als Quelle nicht akzeptiere? Weil man sich damit maßlos blamieren kann.

                      Wenn er sie veräußert merkt er es im Portemonnaie. Dann wird nach meinem Wissen auch die Abgeltungssteuer fällig, die mit 25% deutlich niedriger ist als der Spitzensteuersatz der auf Arbeitseinkommen liegt.

                      Das kommt auf §32d EStG an. Gerade für Superreiche – um die geht es Ihnen ja hauptsächlich – findet dieser Paragraf eher selten Anwendung. Warum, steht darin.

                      P.S.: Sie dürfen übrigens „Abgeltungssteuer“ schreiben. Die Abgeltungsteuer auf Kapitaleinkünfte ist nämlich kein eigenständiges Gesetz, sondern lediglich Teil eines Paragrafen des Einkommensteuergesetzes. Daher darf man im allgemeinen Sprachgebrauch das „s“ beliebig einsetzen. Oder ist es Teil des Dudens? 🙂

                    • Jens 6. Mai 2017, 17:13

                      Zitat:
                      Sie verfälschen meinen Standpunkt: Das deutsche Steuerrecht verteilt sehr stark um. Das ist das, was belegbar ist.

                      Nach ihren Ausführungen, kann ich allenfalls erkennen, dass das deutsche Steuerrecht dies versucht! Im Ergebnis aber kolossal scheitert!

                      Die 10% der größten Vermögensinhaber konnten ihr Vermögen prozentual stärker mehren können, als alle anderen! Das zweit vermögendste Zehntel konnte zwar prozentual seinen Anteil am Gesamtvermögen nicht vergrößern, aber nahezu halten.

                      Für die anderen Zehntel ging der prozentuale Anteile am Gesamtvermögen zurück und absolut gab für mache Zehntel allenfalls sehr geringe Zuwächse für viele ging es sogar absolut zurück.

                      Wo bitteschön hat hier das deutsche Steuerrecht dazu geführt, dass stark umverteilt wurde. Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer und in den letzten 30 Jahren ist die Mittelschicht geschrumpft. Auch bei den Einkommen stieg der Gini-Index.

                      Damit ist es unter dem Strich dem deutschen Steuerrecht mitnichten gelungen sehr stark umzuverteilen. Das ist es was sie beharrlich ignorieren.
                      Es gab nur eine Umverteilung von unten nach oben und zwar bei den Vermögen UND Einkommen, meinetwegen trotz des Versuches des deutschen Steuerrechts. Neben dem Steuerrecht gab es offenbar noch diverse andere Gesetzänderungen, die dies begünstigt haben.

                      „Trickle down“ gab es nicht, auch nicht durch das deutsche Steuerrecht.

                      Das bedeutet weder, dass es immer stärker umverteilt, also quasi ungleiche Einkommenszuwächse einebnet.

                      Hatten sie nicht geschrieben, dass die Steuer und Abgabenlast stets gestiegen ist? Das war doch ihr Standpunkt, dass immer stärker (von oben nach unten) umverteilt wird, oder nicht? Siehe hierzu die Ausführung oben.

                      Wo ist es dem deutschen Steuerrecht gelungen die Armen reicher zu machen. Jetzt sind viele arm trotz Arbeit. Ist das noch soziale Marktwirtschaft?

                      Das wäre gesellschaftspolitisch nicht wünschenswert und verfassungswidrig.

                      Eine komplette Einebnung ist sicherlich nicht wünschenswert, aber ein Änderung hin zu den Verhältnissen von 1993 halte ich schon für erstrebenswert, damit wieder der Grundsatz gilt:

                      „Leistung muss sich lohnen!“ Das tut es zur Zeit nämlich für Millionen Arbeitnehmer nicht mehr, sie können nicht sparen, viele sind arm trotz Arbeit und in der Rente geht es dann mit der Altersarmut munter weiter, die in den nächsten Jahren steigen wird.

                      Noch bedeutet dies, das Ungleichheit verschwindet. Bitte nehmen Sie das als Grundlage.

                      Das ist exakt die Grundlage von der aus ich argumentiere.

                      Sie ignorieren die seit 1993 zunehmende Ungleichheit bei den Vermögen und Einkommen. Seit Hartz4 profitieren auch die Unternehmen von der aktuellen Gesetzeslage, die ihnen stärker steigende Gewinne und eine stärker steigende Eigenkapitalquote beschert, was unter dem Strich wieder vermehrt den Reichen zu gute kommt.

                      Eigentlich stelle ich ständig die gleichen zwei Fragen.

                      1)
                      Wie kann es eine Umverteilung von oben nach unten gegeben haben, wenn die Oben prozentual ihr Vermögen wesentlich stärker mehren konnten als der Rest?

                      2)
                      Wenn das reale BIP und die Produktivität stärker steigt als die realen-Löhne, wo sind die Zuwächse hingegangen?

                      Mein Standpunkt ist, dass die Frage 2 eigentlich die Antwort auf Frage 1 ist. Lediglich die Mittelschicht leidet unter mehr Steuern und Abgaben, die oberen 20% jedenfalls nicht!

                      Und ehrlich gesagt bestätigen sie ja meinen Standpunkt wenn sie sagen, der Spitzensteuersatz greift zu früh und die Querschüsse hätten, dass mit eingerechnet. Das ist doch genau das Indiz, dass die Mittelschicht letztlich blutet und die Oberschicht nicht. (Bildlich gesprochen natürlich). Die Querschuesse betrachten nämlich damit das Einkommen der Lohnempfänger NACH Steuern und Abgaben!

                    • In Dubio 7. Mai 2017, 14:27

                      Nach ihren Ausführungen, kann ich allenfalls erkennen, dass das deutsche Steuerrecht dies versucht! Im Ergebnis aber kolossal scheitert!

                      Drei Anmerkungen:
                      (1) In der DIW-Studie sehen Sie auf Seite 577 Abbildung 5, dass in 2012 die Markteinkommen einen Gini von fast 0,49 aufwiesen. Die verfügbaren Haushaltseinkommen jedoch nur von 0,175 (Abbildung 6). Das ist eine Umverteilungswirkung von fast zwei Drittel des Markteinkommens!
                      (2) 50% der Einkommensbezieher tragen praktisch nichts zum Einkommensteueraufkommen bei, während der Anteil der oberen 10% in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen ist.
                      (3) Einkommensteuertabelle: Ein Lediger mit einem durchschnittlichen zu versteuernden Einkommen von 30.000 EUR zahlt hierauf 6.200 EUR Einkommensteuer (inklusive Solidaritätszuschlag). Ein Spitzenverdiener mit 150.000 EUR zahlt hierauf fast 57.000 EUR Einkommensteuer. Während also der Topverdiener im Markteinkommen fünfmal mehr verdient als der mit dem Durchschnittseinkommen, hat er nach Entrichtung der Steuern hierauf nur noch knapp das 4fache zur Verfügung. Die Steuer hat ein Fünftel oder 20% des Einkommensunterschiedes eingeebnet.

                      Ganz konkret: welche Werte hätten Sie hier gerne stehen?! Sie müssen hier Werte setzen um daraus Politik ableiten zu können. Ansonsten sind wir hier am Ende der Debatte.

                      Der Gini stieg weltweit. Ursache ist, dass Bildung heute mehr zählt als vor 30 Jahren.

                      Wo ist es dem deutschen Steuerrecht gelungen die Armen reicher zu machen.

                      Steuern machen Menschen ärmer, schließlich sind Abgaben eine Zahlungsverpflichtung und kein Gutschein.

                      Seit Hartz4 profitieren auch die Unternehmen von der aktuellen Gesetzeslage, die ihnen stärker steigende Gewinne und eine stärker steigende Eigenkapitalquote beschert, was unter dem Strich wieder vermehrt den Reichen zu gute kommt.

                      Die Eigenkapitalquote deutscher Unternehmen lag in den 1990er Jahren bei 15%. Durch die Verlagerung der Besteuerung weg von den thesaurierten Gewinnen hin zur Besteuerung beim Einkommensempfänger konnte diese auf rund 30% verdoppelt werden. Die Verschuldungsquote wurde damit deutlich zurückgedrängt, die Substanz von Unternehmen gestärkt. Heute haben wir eine im internationalen Vergleich durchschnittliche Eigenkapitalquote, also nix Überragendes. Oder wünschen Sie, dass Unternehmen auf der Passivseite vor allem Fremdkapital ausweisen? Eine konkrete Antwort bitte.

                      Eigentlich stelle ich ständig die gleichen zwei Fragen.

                      Das Erste ist im wesentlichen erstmal eine Behauptung. Die Vermögenszuwächse der letzten Jahrzehnte resultieren hauptsächlich aus der Höherbewertung von Unternehmenswerten. Wenn Sie sagen, der Staat müsse die Wertsteigerung der Anteile an einer börsennotierten AG, die in den letzten 5 Jahren eine Steigerung des Aktienkurses von sagen wir 50% erfahren hat, besteuern, dann muss dies auch für sämtliche anderen Wertsteigerungen gelten. Hat jemand z.B. damals ein einfaches Grundstück im Wert von 10.000 EUR erworben und wird dies Jahre später zu Bauland deklariert, führt dies zu einer dramatischen Wertsteigerung, sagen wir um den Faktor 5. Auch hier müsste besteuert werden. Wir müssen dann auch ran gehen und Spielgewinne besteuern, schließlich handelt es sich auch dabei um Vermögenszuwachs.

                      Erstens kann ich Ihnen sagen, dass Sie dafür niemals Mehrheiten bekommen würden. Damit wären wir schon am Ende. Zweitens hätten Sie nicht die Konsequenzen bedacht. Da die Teilnehmer am Aktienmarkt die Zugewinne einkalkulieren würden, würde die Entwicklung der Unternehmenswerte gedämpft. Doch das ist nur Statistik. Damit würden die Vermögenszuwächse deutlich gedämpft, ohne das irgendjemand tatsächlich ärmer oder reicher geworden wäre. Zudem würden deutsche Unternehmen für Anleger unattraktiver und mit Investitionszurückhaltung bestraft. Wer stellt schon Finanzkapital für neue Maschinen und eine moderne IT zur Verfügung, wenn die verursachte Wertsteigerung zu höheren Steuern führt? Der Anreiz steigt, Gewinne auszuschütten statt sie im Unternehmen zu belassen – Folge siehe oben.

                      Sie nehmen sich die Realeinkommen und stellen diese der Entwicklung von Zinsen und Gewinnen vor Steuern gegenüber. Sie lassen stets den Faktor Staat außer acht, obwohl dessen Anteil wesentlich ist. Das ist nicht konsistent. Aber ich nehme den Punkt auf und versuche das mal in einen Beitrag einzubauen.

                    • Jens 8. Mai 2017, 09:25

                      Ganz konkret: welche Werte hätten Sie hier gerne stehen?! Sie müssen hier Werte setzen um daraus Politik ableiten zu können. Ansonsten sind wir hier am Ende der Debatte.

                      Ich will hier keine konkreten Werte stehen haben, es gibt diverse andere Regelmöglicheiten. Fakt ist dennoch, dass die obersten 10% TROTZ der von ihnen genannten Zahlen ihren Anteil am Gesamtvermögen der BRD als einzige Vermögensgruppe erheblich steigern konnten.

                      50% der Einkommensbezieher tragen praktisch nichts zum Einkommensteueraufkommen bei, während der Anteil der oberen 10% in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen ist.

                      Ja komisch, ein großer Teil davon sind Geringverdiener. Die können von dem Geld nicht leben und bekommen sogar Zuschüsse vom Staat. Außerdem wurde die Mehrwertsteuer erhöht und im Gegenzug die Steuer für Unternehmen gesenkt, das trifft die unteren 50% deutlich härter als die oberen 50%.

                      Das ist die Folge, wenn man durch neoliberale Maßnahmen, die Löhne senkt, dann hat man mehr und mehr Niedriglöhner, sich dann noch zu beschweren, dass sie nichts zum Einkommensteueraufkommen beitragen ist geradezu grotesk!

                      Der Gini stieg weltweit. Ursache ist, dass Bildung heute mehr zählt als vor 30 Jahren.
                      Das der Gini weltweit steigt liegt mitnichten daran, dass heute Bildung mehr zählt. Das liegt daran, dass mittlerweile nahezu alle Regierungen neoliberale Maßnahmen durchführen, die die Löhne tendenziell senken (zumindest real), die Gewerkschaften entmachtet werden und die Globalisierung, bzw. so wie sie organisiert ist die arbeitenden Menschen benachteiligt.

                      Sehr schön am neoliberalen Vorturner USA zu erkennen. Ganz aktuell die Beschäftigungsquote (Civilian Participation Rate) liegt mit 62,9% auf dem läppischen Niveau der 70er. Die reichsten 20 Amerikaner (ich habe die Prozentzahl nicht vergessen) besitzen soviel wie die unteren 50% der ärmsten Amerikaner. Die 3215 best bezahlten US-Angestellten verdienen mit 75Mrd mehr als die 22 MIO Arbeitnehmer am untersten Ende der Einkommen, die gerade mal ca. 22Mio verdienen. Die USA sind das abschreckende Beispiel eines neoliberalen Staates im Endzustand. England ist Nr.2 Deutschland ist im Rest der EU Vorreiter. Bei uns ist das zur Zeit nur noch halbwegs erträglich, weil wir über 8% unseres BIP mittlerweile dem ExportÜBERSCHUSS verdanken. Die 8% zeigen auch nachdrücklich, dass das deutsche Modell NICHT als Vorbild für alle dienen kann. Irgendwer muss die Exporte ja absorbieren.

                      Der weltweit steigende Gini, sagt somit genau gar nichts aus. Überall profitieren die Reichen überproportional von der Globalisierung, das ist aber keine physikalische Gesetzmäßigkeit sondern politisch so gewollt.

                      Auf meine Frage: Wo ist es dem deutschen Steuerrecht gelungen die Armen reicher zu machen?

                      Antworten Sie Steuern machen Menschen ärmer, schließlich sind Abgaben eine Zahlungsverpflichtung und kein Gutschein.

                      Ich dachte unser Steuersystem beschenkt ihrer Ansicht nach die Armen, jetzt soll es sie ärmer machen? Was den nu?

                      Oder wünschen Sie, dass Unternehmen auf der Passivseite vor allem Fremdkapital ausweisen? Eine konkrete Antwort bitte.
                      Nein, ich wünsche nicht, das deutsche Firmen eine besonders niedrige Eigenkapitalquote ausweisen. Ich habe aber ausgeführt, dass die Reallöhne im Gegensatz zu den Unternehmensgewinnen nicht gewachsen sind, dass hatten Sie bestritten. Da die Gewinne ja theoretisch noch wegbesteuert hätten werden können habe ich die positive Entwicklung der Eigenkapitalquote angeführt, die zeigt, dass die Gewinne sehr wohl in den Unternehmen akkumuliert wurden. Durch diese Gewinne stieg das Vermögen der oberen 10% überproportional, da die Vermögenden nun mal überproportional Firmen besitzen (oder Anteile daran).

                      Die Regeln abseits des Steuerrechtes wurden so geändert, dass die Gewinne der Firmen stiegen, während zeitgleich die Realeinkomen stagnierten! Da auch der Gini der Lohneinkommen stieg, muss bei konstanten Reallohneinkommen die Löhne am unteren Ende real so gar gesunken sein.

                      Trotz des von ihnen angeführten Umverteilungsversuches konnten die obersten 10% ihren Anteil am Gesamtvermögen von 1993 bei ca. 40% auf etwas über 60% in 2007 steigern, siehe Link Wikipedia im vorletzten Post. Wenn jetzt die Umverteilung per Steuern und Abgaben eingestellt würde erlaube ich mir die Frage: Wie hoch soll den der Anteil der obersten 10% am Gesamtvermögen noch steigen? Ganz konkret bitte!

                      Das Erste ist im wesentlichen erstmal eine Behauptung.
                      Dann haben sie den Link zu Wikipedia und der Böcklerstiftung übersehen.

                      Hier nochmal ein andere:
                      http://www.bpb.de/apuz/155705/einkommens-und-vermoegensverteilung-in-deutschland?p=all
                      Zitat daraus:
                      Ausgangsgröße für die Einkommensverteilung sind die Markteinkommen der Haushalte, also die Erwerbs- und Vermögenseinkommen vor staatlichen Steuern und Transfers. Hier zeigt sich ein spürbarer Anstieg der Einkommensungleichheit von 1991 bis Mitte der 2000er Jahre, gemessen am Gini-Koeffizienten, dem Standardmaß für die Einkommensungleichheit

                      Detailliertere Untersuchungen unter Einbeziehung der Top-Einkommen aus der Einkommensteuerstatistik zeigen, dass von 1992 bis 2005 nennenswerte reale Einkommenszuwächse nur bei den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung angefallen sind.[4] Davon entfiel wiederum ein beachtlicher Teil auf das reichste ein Prozent.

                      Ich verschweige auch nicht
                      Seit 2005 ist der Trend zunehmender Ungleichheit der Markteinkommen gestoppt.
                      Aber ist deswegen schon wieder Friede Freude Eierkuchen, wie sieht es denn mit einer Umkehr aus?

                      Bei den verfügbaren Haushaltseinkommen, also den Nettoeinkommen nach der staatlichen Umverteilung durch Sozialtransfers (wie Renten, Arbeitslosengeld, Grundsicherung und andere staatliche Geldleistungen) sowie Steuern und Sozialabgaben, ist der Anstieg der Einkommensungleichheit bis 2005 weniger ausgeprägt, aber ebenfalls spürbar, vor allem im Zeitraum seit 1999 (vgl. Abbildung 2 in der PDF-Version). Die staatliche Umverteilung konnte also die zunehmende Einkommensungleichheit teilweise auffangen.

                      Durch ihre beklagte Umverteilung von oben nach unten konnte die Entwicklung NUR teilweise aufgefangen werden. Das ist exakt was ich gesagt habe. Es gab unter dem Strich (wenn man die Vermögensentwicklung bilanziert) keine Umverteilung von oben nach unten, nur von unten nach oben! Und dabei ist die Mittelschicht seit 1993 geschrumpft, siehe Link Böckler Stiftung.

                      Ich zitiere weiter:
                      Allerdings hat die Umverteilungswirkung des Steuer- und Transfersystems leicht abgenommen. Die Steuerreformen seit Mitte der 1990er Jahre haben hohe Einkommen und Vermögen entlastet. Die Vermögensteuer wird nicht mehr erhoben, die Einkommensteuerspitzensätze sowie die Unternehmensteuern wurden gesenkt und die Kapitalerträge werden seit 2009 nur noch mit pauschal 25 Prozent Abgeltungsteuer belastet.

                      Ferner wurden die indirekten Steuern mehrfach angehoben. Dies betrifft vor allem die Mehrwertsteuer, aber auch die Energiesteuern. Diese Steuern wirken „regressiv“ bezogen auf die verfügbaren Einkommen, das heißt, sie belasten die armen Haushalte in Relation zum Einkommen deutlich stärker als die wohlhabenden Haushalte, die einen größeren Teil ihres Einkommens sparen und einen geringeren Anteil für Energie ausgeben.
                      Fazit neben „ihrem“ Umverteilungsversuch durch höhere Steuern wurden noch andere Maßnahmen getroffen, die die Lohnbezieher insbesondere die unteren stärker belastet. Das war ebenfalls ein Argument von mir.

                      Es wurden die Sozial Ausgaben der Unternehmen zu Lasten der Arbeitnehmer reduziert, außerdem zahlen heute große Unternehmen weniger für ihren Strom, da sie an der Börse einkaufen können. Die Differenz zwischen Börsenpreis und garantiertem Grünstrompreis zahlen überwiegend die privaten Haushalte. Die Unternehmen wurden an zahlreichen Stellen entlastet und die Bürger belastet.

                      Auch sehr schön:
                      Allerdings sind die Steuerbelastungen der Topverdiener durch die Steuersenkungen bis 2005 spürbar gesunken. Die Einkommen- und Unternehmensteuern machen zudem nur die Hälfte des gesamten Steueraufkommens aus. Die andere Hälfte entfällt auf die indirekten Steuern, die in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Diese belasten die ärmeren Bevölkerungsschichten relativ gesehen stärker. Daher ist die gesamte Steuerlastverteilung nur moderat progressiv.

                      Ich möchte es nochmal zitieren moderat progressiv

                      Ich habe mir erlaubt sehr ausführlich zu zitieren, da ich den Eindruck habe sie lesen die Links nicht richtig die ich poste.

                      Ihre Frage ob ich will, dass der Wertzuwachs der Firmen besteuert wird, ist schlicht ignorant. Ich stelle fest, dass sich seit 1993 diverse Regeln auch abseits des Steuerrechts geändert haben, die in der Summe dazu führen, dass die Reichen Reicher und die Armen jetzt Arm trotz Arbeit sind.

                      Letzteres können sie daran erkennen, dass nur noch ca. 55% der Bezieher von Arbeitslosengeld auch noch als Arbeitslose geführt werden. Früher waren das mal ca. 80%. Die Differenz erklärt sich durch sogenannte Aufstocker. (Aufstocker = arbeitender Armer)

                      Ich bestreite die Umverteilungsbemühungen des Staates die sie anführen nicht. Ich behaupte, aber dass die Vermögens- und Einkommenungleicheit dennoch zugenommen hat. Sie hingegen betrachten die Steuern für die Reichen/Vermögenden völlig isoliert und nicht im Kontext der effektiven Vermögens- und Einkommensentwicklung.

                      Und nur durch mehr Bildung werden wir die Ungleichheit nicht in den Griff kriegen. Dann hätte Frankreich keine Probleme, die geben nämlich schon seit Jahren mehr für Bildung aus wie wir, zumindest bezogen auf das BIP.

                      Mit freundlichen Grüßen

                      Jens

                    • In Dubio 8. Mai 2017, 11:32

                      In jedem Kommentar tun Sie das, was ich nicht machen will: Sie vermischen Einkommens- und Vermögensentwicklung. Zum Vermögen schreibe ich zu gegebener Zeit. Weitere Anmerkung: Ich lese tatsächlich die verlinkten Quellen selten, schon aus Zeitgründen. Angelehnt an wissenschaftliche Vorgehensweisen habe ich mehrmals die hier geltenden Zitierregeln gepostet. Das Zitat muss die wesentlichen Informationen enthalten, auf die sich der Kommentierende bezieht. Die Quelle muss auch ohne deren lesen verständlich sein. Die Quelle (nur anerkannte Datensammelstellen wie OECD, Statistisches Bundesamt, SOEP, Eurostat und nach wissenschaftlichen Standards arbeitende Forschungseinrichtungen bis hin zu IWF und Weltbank werden von mir akzeptiert) sollte mitangegeben werden. Da wir hier keine wissenschaftlichen Arbeiten fabrizieren und das Bemühen um Seriosität bei jedem vorausgesetzt wird, akzeptiere ich auch regelmäßig, wenn jemand behauptet, in einer Studie etwas gelesen zu haben. Als Diskussionsgrundlage ungenügend sind für mich professionelle Kommentare jedweder Art, da sie allein Meinungen transportieren. Hier soll aber jeder seine eigene Meinung äußern, die auf Fakten gründet. Und ich akzeptiere Blogs nicht als Faktenquellen, warum, haben Sie erfahren.

                      Ich will hier keine konkreten Werte stehen haben, es gibt diverse andere Regelmöglicheiten.

                      Das müssen Sie aber. Wenn es um Politik geht, bedarf es der Konkretisierung von Maßnahmen und die Quantifizierung von Zielen. Unzureichend ist, zu sagen: gefällt mir nicht. Der Steuerstaat ebnet ein Fünftel des Unterschiedes zwischen einem Durchschnittsverdiener und einem absoluten Spitzenverdiener ein, gegenüber Geringverdienern noch weit mehr. Da ist die Frage berechtigt, wie viel es denn sein soll, schließlich müsste das genau so in den Steuertarif eingearbeitet werden. Wer keinen Maßstab hat, kann auch nicht beurteilen. Sie werfen Einkommen und Vermögen in einen Topf, gerne konzentriert auf die absolute Spitze des Eisbergs (obere 1% oder noch weniger) und sagen, das ist alles ungerecht. Das ist sehr unpräzise und ich hätte es gern genauer.

                      50% der Einkommensbezieher tragen praktisch nichts zum Einkommensteueraufkommen bei, während der Anteil der oberen 10% in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen ist.
                      Ja komisch, ein großer Teil davon sind Geringverdiener.

                      Wir haben 43 Millionen Erwerbstätige, von denen 28 Millionen überhaupt Einkommensteuer zahlen. Davon wiederum tragen nur 14 Millionen überhaupt relevant zum Steueraufkommen bei. Sie behaupten also, 29 Millionen Erwerbstätige seien Geringverdiener? Das sprengt jede bekannte Statistik und übersteigt selbst die Behauptungen der LINKEN wie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bei weitem. 🙂 Ich denke, Ihre Behauptung ist nicht richtig.

                      Das der Gini weltweit steigt liegt mitnichten daran, dass heute Bildung mehr zählt. Das liegt daran, dass mittlerweile nahezu alle Regierungen neoliberale Maßnahmen durchführen, die die Löhne tendenziell senken (zumindest real), die Gewerkschaften entmachtet werden und die Globalisierung, bzw. so wie sie organisiert ist die arbeitenden Menschen benachteiligt.

                      Ja, schlimme Welt. Selbst Staaten wie Norwegen, Schweden oder Dänemark akzeptieren Sie nicht, alles Horte des Neoliberalismus, auch wenn jeder überzeugte Neoliberale Staatsquoten von 40% Plus strikt ablehnen würde. Könnte es sein, dass Sie zu pauschal sind?

                      Ich dachte unser Steuersystem beschenkt ihrer Ansicht nach die Armen, jetzt soll es sie ärmer machen? Was den nu?

                      Nein, es ebnet Unterschiede ein, dass war immer die Aussage. Sie werden schwerlich etwas anderes finden.

                      Ich habe aber ausgeführt, dass die Reallöhne im Gegensatz zu den Unternehmensgewinnen nicht gewachsen sind, dass hatten Sie bestritten.

                      Wo?

                      Durch diese Gewinne stieg das Vermögen der oberen 10% überproportional, da die Vermögenden nun mal überproportional Firmen besitzen.

                      In Deutschland besitzen fast ausschließlich Vermögende Unternehmen (jedenfalls weit überproportional im internationalen Vergleich). Das ist kein Naturgesetz, sondern hat mit gesellschaftlichen und kulturellen Einstellungen sowie Politik zu tun. Außerhalb eines kleinen Kreises verweigern die Deutschen sich der Beteiligung am Unternehmenskapital.

                      Seit 2005 ist der Trend zunehmender Ungleichheit der Markteinkommen gestoppt.
                      Aber ist deswegen schon wieder Friede Freude Eierkuchen, wie sieht es denn mit einer Umkehr aus?

                      Wieso sollte es eine Umkehr geben?
                      Immerhin schön, dass Sie das anführen. Ich möchte nicht zum 30sten Mal schreiben, dass die Einkommensungleichheit zwischen der 2. Hälfte der 1990er Jahre und 2005 deutlich zugenommen hat. Das ist unstreitig.

                      Durch ihre beklagte Umverteilung von oben nach unten konnte die Entwicklung NUR teilweise aufgefangen werden.

                      Ich beklage die Umverteilung nicht. Aber alles hat auch Grenzen. Ich kann einem Bürger nicht jeden Zuwachs, den er erzielt, abnehmen mit dem Argument, das wäre sonst ungerecht gegenüber anderen.

                      Fazit neben „ihrem“ Umverteilungsversuch durch höhere Steuern wurden noch andere Maßnahmen getroffen, die die Lohnbezieher insbesondere die unteren stärker belastet.

                      Auch das hatte ich mehrfach gezeigt: bilden Sie mal für sich selber zwei Haushalte, ein Geringverdiener mit 12.000 EUR ohne Einkommensteuerbelastung, wo 50% des Budgets für Miete, 30% für Lebensmittel und die restlichen 20% für Sonstiges drauf geht und einen Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen von besagten 150.000 EUR brutto, einem Nettoeinkommen von 95.000 EUR, Wohnausgaben von 15%, Lebensmittel von 5%, sonstigen Ausgaben von 50% und einer Sparquote von 30%. Berechnen Sie hierauf die Gesamtsteuerbelastung und zeigen Sie die regressive Wirkung der Umsatzsteuer. Viel Spaß! Das ist mal keine Theorie.

                      Fazit neben „ihrem“ Umverteilungsversuch durch höhere Steuern wurden noch andere Maßnahmen getroffen, die die Lohnbezieher insbesondere die unteren stärker belastet.

                      Was Sie vergessen haben: Von Kohls Zeiten (die Sie ja mögen) bis heute wurde der Eingangssteuersatz von 25,9% auf 14% nahezu halbiert. Von einer solchen Entwicklung ist der Spitzensteuersatz meilenweit entfernt. Dazu wurde der Grundfreibetrag, der vor allem Geringverdiener begünstigt, von gut 6.300 EUR (umgerechnet) auf 8.652 EUR (36%) erhöht. Eine weitere Erhöhung scheiterte mehrfach an den im Bundestag vertretenen linken Parteien. Dazu schaffte der Kurzzeitfinanzminister Oskar Lafontaine 1999 den Haushaltsfreibetrag für Alleinerziehende weitgehend ab, ebenfalls eine Begünstigung von Geringverdienern. Es sind nicht Neoliberale, welche die Kleinen benachteiligen.

                      Es wurden die Sozial Ausgaben der Unternehmen zu Lasten der Arbeitnehmer reduziert, außerdem zahlen heute große Unternehmen weniger für ihren Strom, da sie an der Börse einkaufen können.

                      Unternehmen haben auch einen höherwertigen Fuhrpark und tendenziell geringere Kosten hierfür, da sie Einkaufsrabatte bekommen. Ich bekomme einige Güter wesentlich günstiger, weil ich gut verhandeln und mehr Quellen nutzen kann. Wollen wir auf der Ebene wirklich debattieren??

                      Ich stelle fest, dass sich seit 1993 diverse Regeln auch abseits des Steuerrechts geändert haben, die in der Summe dazu führen, dass die Reichen Reicher und die Armen jetzt Arm trotz Arbeit sind.

                      Sie kennen doch sehr viele Maßnahmen gar nicht – was auch sehr schwierig ist bei der Fülle von Gesetzesänderung in einer Legislaturperiode. Es bringt wenig, das zu vergleichen. Seit Ende der 1990er Jahr fährt auch die deutsche Fiskalpolitik eine Strategie der Verbreiterung der Bemessungsgrundlagen. Das trifft alle.

                      Sie vergessen wesentliches: in den letzten 20 Jahren wurde die Erwerbstätigkeit trotz Alterung der Bevölkerung deutlich erhöht und die Zahl der Bürger, die (nur) Arbeitslosenzahlungen erhalten, spürbar reduziert. Das führte zu einer Entlastung der Sozialkassen und progressiv steigenden Steuereinnahmen, die erst viele Ausgaben im Sozialen möglich gemacht haben. Hätten wir heute noch die Arbeitslosenzahlen und Erwerbstätigkeit von 1996, sähe die Geschichte ganz anders aus (was mich auf einen Gedanken bringt, allerdings weiß ich nicht, ob sich dieser verwirklichen lässt. 😉 ).

                      Letzteres können sie daran erkennen, dass nur noch ca. 55% der Bezieher von Arbeitslosengeld auch noch als Arbeitslose geführt werden. Früher waren das mal ca. 80%. Die Differenz erklärt sich durch sogenannte Aufstocker.

                      Auch hier vergessen Sie etwas: 2005 wechselte der Großteil der zuvor als Sozialempfänger geführten Mittellosen in die Klasse der Arbeitslosen. Das erklärt Ihren statistischen Effekt. Übrigens: Frankreich hat so eine halbe Million Aufstocker. Sie können in einem Sozialstaat dieses Phänomen nicht vermeiden, es sei denn, Sie wollen Familien dringend notwendige Unterstützung entziehen. Das würde in den oben skizzierten Wertekanon von Linken passen…. 🙂

                    • Jens 8. Mai 2017, 22:54

                      Wir haben 43 Millionen Erwerbstätige, von denen 28 Millionen überhaupt Einkommensteuer zahlen. Davon wiederum tragen nur 14 Millionen überhaupt relevant zum Steueraufkommen bei. Sie behaupten also, 29 Millionen Erwerbstätige seien Geringverdiener? Das sprengt jede bekannte Statistik und übersteigt selbst die Behauptungen der LINKEN wie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bei weitem. Ich denke, Ihre Behauptung ist nicht richtig.
                      Na, jetzt legen sie mir aber Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe.
                      Ich habe nicht gesagt, dass alle die keine Einkommensteuer zahlen Niedriglohnempfänger sind, ich habe auch nicht geschrieben, die meisten. Ich habe geschrieben ein „großer Teil“ konkret sind das 22,5% der Arbeitnehmer, also ca. 9 Millionen. Die Anzahl der Niedriglohnempfänger ist im Zuge der Hartz4 Reformen gestiegen. 9 Mio von 28 Mio darf man schon als großen Teil bezeichnen, sind immerhin 32%. Davon träumt die große Volkspartei SPD, ok gehört nicht hierher.

                      Ja, schlimme Welt. Selbst Staaten wie Norwegen, Schweden oder Dänemark akzeptieren Sie nicht, alles Horte des Neoliberalismus, auch wenn jeder überzeugte Neoliberale Staatsquoten von 40% Plus strikt ablehnen würde. Könnte es sein, dass Sie zu pauschal sind?
                      Jetzt habe ich Sie aber erwischt, beim übertreten eigener Regeln, sie wollten doch nicht ironisch sein. Tss tss, also wirklich 😉

                      Im Ernst, auch die Skandinavischen Staaten können sich der Globalisierung nicht entziehen, und haben einiges an ihrem Sozialstaat zurückschneiden müssen. Als Hort des Neoliberalismus würde ich sie deswegen aber nun wirklich nicht bezeichnen.

                      Nein, es ebnet Unterschiede ein, dass war immer die Aussage. Sie werden schwerlich etwas anderes finden.
                      Wenn sie meine Kommentare lesen, müssten Sie feststellen, dass ich dies nicht bestreite. Der Dissens besteht IMHO darin, dass sie die Einkommensentwicklung partout getrennt von der Vermögensentwicklung betrachten wollen. Das empfinde ich als unsinning, werde es aber nicht mehr weiter hier verfolgen.

                      Unternehmen haben auch einen höherwertigen Fuhrpark und tendenziell geringere Kosten hierfür, da sie Einkaufsrabatte bekommen. Ich bekomme einige Güter wesentlich günstiger, weil ich gut verhandeln und mehr Quellen nutzen kann. Wollen wir auf der Ebene wirklich debattieren??
                      Jetzt enttäuschen sie mich etwas. Es geht nicht darum, das man für große Mengen Rabatte bekommt. Das soll auch so sein. Es geht darum wie die Energiewende finanziert wird. Viele Betriebe sind von der EEG Umlage befreit. Durch den Zubau von grüner Energie sind die Strompreise für Großabnehmer gesunken, da mehr Angebot, das verstehen sie sicher, deshalb ohne Quelle (Mist, ich wollte nicht mehr ironisch sein). Für die Bürger ist sie aber gestiegen, dank EEG Umlage. Dies ist ein Beispiel wie Betriebe durch eine staatliche Regulierung zu Lasten der Bürger entlastet wurden. Mit den Rabatten an sich habe ich kein Problem.

                      Wieso sollte es eine Umkehr geben?
                      Ähm, bei so einer Frage darf man sich auch nicht wundern, wen einen der eine oder andere als sozial „kalt geißelt“.
                      Der Großteil der Vermögenszuwächse seit 1993 kam nur bei den oberen 20% der Vermögenden an. Das hängt wiederum mit der Einkommensentwicklung zusammen. Die unteren 80% können Vermögen nur akkumulieren durch Ersparnisse von ihren Einkommen, wenn die real stagnieren kann da nicht viel hinzukommen. Es war eigentlich das Grundverständnis unserer „sozialen“ Marktwirtschaft, dass alle Leistungserbringer von den Zuwächsen profitieren, für die größte Masse der Lohnempfänger war das nicht der Fall. Man kann natürlich sagen, die haben das nicht verdient, aber dann hat das „soziale“ in unserer sozialen Marktwirtschaft den gleichen Stellenwert wie das „demokratische“ in DDR. Ist zu mindestens meine Meinung.

                      Sie kennen doch sehr viele Maßnahmen gar nicht
                      Das ist korrekt, aber in der Vermögensentwicklung und wie sich das Vermögen verteilt, insbesondere in den Zuwächsen und wo sie her kommen, findet sich zwangsläufig alles wieder, deswegen finde ich es auch schlicht unsinnig die Diskussion getrennt zu führen.
                      Im übrigen bezweifele ich auch, dass sie alle Maßnahmen kennen und in ihrer Größe abschätzen können.

                      Sie vergessen wesentliches: in den letzten 20 Jahren wurde die Erwerbstätigkeit trotz Alterung der Bevölkerung deutlich erhöht und die Zahl der Bürger, die (nur) Arbeitslosenzahlungen erhalten, spürbar reduziert
                      Das gilt nur mit Einschränkungen. Die Summe der tatsächlich geleisteten Stunden ist lange Zeit stagniert. Sie steigt erst seit kurzem wieder, ich meine seit ca. 2013. Mit etwas gutem Willen seit 2010 ging aber zuvor runter. Das ist übrigens mit ein Grund warum wir so viele Niedriglöhner haben, die Arbeitszeiten sind zu kurz. Viele wünschen dies so, aber ebenfalls viele würden gerne mehr arbeiten, finden aber nicht den Job dafür.

                      Ich beende nun meine Kommentare und warte auf ihren Blog zu Vermögen und Außenhandel(bilanz).

                      Mit freundlichen Grüßen

                      Jens

  • Rauschi 26. April 2017, 16:35

    @In Dubio
    Offensichtlich sind Sie mit dem traditionellen Lebensmuster nicht vertraut.
    Was haben denn Ihre Ausführungen mit einem wie auch immer gearteten Lebensmuster zu tun? Wie sieht das denn aus, ich steh im Regen?
    Kinder und Jugendliche sind in der Obhut von Erwachsenen und Erwerbsfähigen, damit sie ausgebildet werden und wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden können – was sich tatsächlich in Wohlstandsmehrung bemisst.
    Nein, sowas und aus diesen Kindern sind dann tatsächlich auch Arbeitslosen geworden, obwohl ihr primärer Daseinszweck doch die Wohlstandmehrung hätte sein sollen? Hat denen das keiner gesagt?

    Das ist im Leben so, das gilt für Vereine wie Unternehmen.
    Da ist aber bei mir was schief gelaufen, ich wurde nicht gefragt, ob ich dem Ideal entsprechen will, vor meiner Geburt, aber bei Ihnen war das sicher anders. Ich bin auch nicht Mitglied in einem Verein geworden, ich habe durch keinerlei Entscheidung zu meiner Geburt begetragen, Sie etwa?

    Menschen sind alt, wenn sie aus biologischen Gründen nicht mehr am Erwerbsleben teilhaben können, nicht, weil dies gesetzlich so vorgeschrieben ist.
    Da wird aber doch wohl anders herum ein Schuh draus: Wenn Menschen alt sind, können Sie nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen, und die meisten wollen das auch nicht mehr, viele müssen aber trotzdem weiter malochen, soviel dazu.

    Es ist auch nicht vorgeschrieben, das Menschen Ihre Arbeit verlieren, das passiert aber trotzdem, mache Dinge können nicht mal per Gesetz verboten werden.

    Nein. Solange der deutsche Arbeitsmarkt Menschen mit mittlerer und niedriger Qualifikation anzieht, sind die Löhne nicht zu niedrig. Analog gilt dies für Sozialleistungen.
    Der zieht Menschen an, weil es hier überhaupt noch Arbeitsplätze gibt, im Gegensatz zu Griechenland oder Portugal oder auch Spanien. Die Sozialleistungen ziehen wen an? Worauf beruht denn diese Expertise, ich soll doch immer Quellen nennen, also her damit.

    Sie haben augenscheinlich ein Problem mit Meinungen, die ihren Ansichten zuwiderlaufen.
    Sie wissen sehr wohl, das dem nicht so ist, aber wie bitte kann ich diese Aussage denn sonst übersetzen: „Selbst Niedriglöhner sind damit lohnenswerter für Staat und Gesellschaft als Couchpotatos.“
    Nicht lohneswerte Menschen, das ist eine Meinung oder eine Wertung? Das ist ganz klar eine Wertung und zwar eine Abwertung, da sehe ich keine Grautöne.

    Ich habe in meiner Erwiderung nicht mal das Verhalten von (Dauer–) Arbeitslosen erwähnt.
    Sie kennen die alle und können mir deswegen Auskunft geben? Sie wissen aber schon, das so eine Allaussage den Haken hat, das ein Gegenbeispiel Ihre Aussage widerlegt? Mal wieder widersprechen Sie Sich in einer Antwort, denn Sie geben zu, das diese Aussage stimmt:“Unsere Studie bestätigt, was Untersuchungen von Ökonomen schon seit fast 15 Jahre nahelegen: Menschen, die ihre Arbeit verlieren, leiden sehr darunter, sie sind unzufrieden, oft auch depressiv“
    Sie schreiben:
    Das hat niemand in Zweifel gezogen.
    Wenn die freiwillig arbeitlos wären, warum sollten die dann mit dem gewählten Leben unzufrieden sein und sogar depressiv werden?

    Sie haben mal wieder den Artikel nicht gelesen

    Wieso sollte ich?
    Weil Sie das bei Ihren Links auch dauernd verlangen, obwohl das oft seitenlange Ausführungen und Tabellen sind. Oft mache ich das auch, so habe ich Ihren Fehler mit den Einkommen gefunden.

    Zählt man alle Vermögenswerte und Ansprüche zusammen, dann haben sehr viele Durchschnittsbürger ein Vermögen von 1 Million € und mehr. Allein meine Ansprüche an die gesetzliche Rentenkasse werden sich zum Ende meines beruflichen Lebens auf 500-600.000 € belaufen.
    Das nenn ich aber gekonnt, den ersten Satz mit dem zweiten widerlegt, sauber! Sie sind absolut kein Durchschnittsverdiener und kommen nur auf eine halbe Million?

    Sie haben offensichtlich nie in einem Unternehmen gearbeitet, wo Anteilseigner Investitionen verweigert haben oder gar Kapital abgezogen wurde. Meine Erfahrung ist: in solchen Unternehmen ist schwer arbeiten. Und Fakt ist: Sie können heute sehr wohl in menschenlosen Fabriken und Büros produzieren.
    Ging es den Unternehmen anschliessend denn noch gut, oder sind die Pleite gegangen (das wäre dann eine echt dumme Idee der Anteilseigner gewesen)? Wenn Sie Ihr Haus nicht in Schuss halten, wird das auch irgedwann baufällig, bei Unternehmen wird das nicht anders sein.
    Was produziert ein menschenlosen Büro? Ja, wie schon geschrieben, schöne neue Welt, die Maschinen machen die Arbeit und stellen die Produkte her, die nur leider keiner kaufen kann, weil es keine Kaufkraft gibt. Was wird dann mit der Rendite, stellen die Maschinen die dann auch her?

    Die Einkommensungleichheit ist im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich,
    Sie ist aber in Deutschland gestiegen, da nützt der internationale Vergleich nichts : „Die Einkommensungleichheit ist in Deutschland heute „weit höher“ als noch vor 20 Jahren“
    „In der Eurozone ist Deutschland das Land mit der zweithöchsten Vermögensungleichheit. “
    Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Die-Einkommensungleichheit-ist-in-Deutschland-heute-weit-hoeher-als-noch-vor-20-Jahren-3291482.html
    Aber ich habe keine Lust mehr, dauernd erneut diese Quellen zu nennen, denn Ihre Einstellung wird keine Studie der Welt ändern. Ich finde es erschreckend, wie sich unsere Gesellschaft unsozialer und kälter wird, das sind ohne Zweifel die Folgen der neoliberalen Politik. Die weltweite Entwicklung geht leider in diese Richtung, aber immer noch hängen zu viele dieser Ideologie an, tragisch.

    Gruss Rauschi

    • In Dubio 26. April 2017, 18:07

      Der zieht Menschen an, weil es hier überhaupt noch Arbeitsplätze gibt, im Gegensatz zu Griechenland oder Portugal oder auch Spanien.

      Deutschland ist auch attraktiv für Briten, Iren, Österreicher, Osteuropäer, Asiaten und noch ein paar andere. Wie gesagt, mittleres und unteres Einkommensniveau, selten Spitzenverdiener, die kommen höchstens von Frankreich rüber.

      Die Sozialleistungen ziehen wen an? Worauf beruht denn diese Expertise, ich soll doch immer Quellen nennen, also her damit.

      Och Rauschi, ich dachte es ist Allgemeinwissen, dass Sozialleistungen wegen Erwerbslosigkeit deutlich überproportional von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund bezogen werden. In Deutschland lebende Ausländer haben im vergangenen Jahr Hartz-IV-Leistungen in Höhe von rund 6,7 Milliarden Euro bezogen – etwa ein Fünftel des Gesamtvolumens. Das ist weit mehr als der Anteil an der Bevölkerung. Wenn die Kommentare nichts mit dem Oberthema zu tun haben, arbeite ich Quick & Dirty, Antworten wie die an Jens zuletzt sind die absolute Ausnahme. Sonst würde ich mich zeitlich kaputt machen.

      Nicht lohneswerte Menschen, das ist eine Meinung oder eine Wertung?

      Das ist eine volkswirtschaftliche, besser finanzwirtschaftliche Bewertung, keine sozialwissenschaftliche. Jede Familie weiß: arbeitet der Nachwuchs in den Semesterferien, entlastet dies das Budget und alle können sich mehr leisten. Nicht anders verhält es sich mit unseren Steuer- und Sozialsystemen. Jeder Euro, den ein Erwerbsloser, der kurzfristig keine Beschäftigungschancen hat, dazuverdient, entlastet die öffentlichen Haushalte.

      Das nenn ich aber gekonnt, den ersten Satz mit dem zweiten widerlegt, sauber! Sie sind absolut kein Durchschnittsverdiener und kommen nur auf eine halbe Million?

      Entweder sind Sie rechtlich oder mathematisch nicht bewandert. Das ist doch ein ziemlich einfacher Konter. Auch für mich gilt die Beitragsbemessungsgrenze, diese liegt für die Deutsche Rentenversicherung bei aktuell bei 76.200 EUR p.a. im Westen. Damit liegt man im Einkommen (im Westen) auf einem sehr durchschnittlichen Niveau. Und hierauf wird später die Rentenzahlung berechnet, höher als den von mir genannten Wert geht es nicht, selbst wenn ich 1 Million Euro im Jahr verdienen würde.

      Ging es den Unternehmen anschließend denn noch gut

      Das ist nicht die Frage. Auch Eigentümer investieren meist nur, wenn Aussicht auf Erfolg besteht. Sie merken ja damit selber: gibt es kein Kapital, kann es tatsächlich bergab gehen oder zumindest die Entwicklung stagnieren. Somit leistet Kapital einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg und das ohne Schippchen. Vor kurzem ist ein Kunde, ein inhabergeführtes Unternehmen, insolvent gegangen. Der Eigentümer hatte nochmal eine Kapitalspritze gegeben, womit der Betrieb immerhin zeitweise noch am Laufen gehalten werden konnte. Auch hier hatte das Kapital das Schippchen in der Hand.

      Sie ist aber in Deutschland gestiegen

      Das Fass machen wir an der Stelle nicht nochmal auf. Für die Dokumentation meiner Aussage reicht, dass die Einkommensungleichheit international gering ist. Das ist relevant für Migranten wie für junge Menschen (wozu wir beide ja nicht mehr gehören 😉 ).

      P.S.: Meine Zitierregeln sind doch eigentlich klar und sie entsprechen denen für wissenschaftliche Arbeiten. Die Aussage der Quelle darf in ihrem Gehalt nicht verfälscht werden. Das Zitat sollte das zuvor Behauptete klar belegen. Die Quelle sollte bei längeren Ausführungen unter Angabe der Seite oder des Diagramms benannt werden. Ich denke, ich halte mich üblicherweise an meine eigenen Regeln und erwarte nicht, dass meine Leser seitenlange Links studieren. So verschwenderisch sollten wir nicht mit der Zeit unserer Mitmenschen umgehen.

      Wenn wir etwas arg seltsam erscheint oder ich versuchen will, ein Argument anzugreifen, dann gehe ich auf den Link. Ich möchte dann nicht überrascht werden, dass insbesondere Aussagen der eigenen Quelle verfälscht wurden. Das empfinde ich als unehrlich. Aber das passiert in diesem Forum höchst selten. 🙂

      • Rauschi 27. April 2017, 10:48

        Och Rauschi, ich dachte es ist Allgemeinwissen, dass Sozialleistungen wegen Erwerbslosigkeit deutlich überproportional von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund bezogen werden.
        Das wird bezogen, aber sind die deswegen hierhergekommen, das war die Frage? Selbst EU Ausländern bekommen keine Sozialleistungen, nur weil Sie sich hier aufhalten, oder haben Sie die Urteile des EUGH nicht mitbekommen? „Deutschland darf zugewanderten EU-Bürgern auf Jobsuche Hartz IV verweigern. Das hat der EuGH entschieden.“ 15.09.2015
        Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/faq-hartzvier-auslaender-101.html
        Die Regierung hat auch die Begrenzung schon längst beschlossen:
        „Nur wer schon länger in Deutschland lebt oder hier gearbeitet hat, soll künftig Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II bekommen können. Das hat der Bundestag beschlossen. “ Da ist die Rede von 5 Jahren. Weiter:
        „Die entsprechende Gesetzesänderung wurde am Donnerstagabend vom Bundestag beschlossen. Damit soll verhindert werden, dass EU-Ausländer wegen hierzulande höherer Sozialleistungen nach Deutschland kommen oder diese bereits während der Arbeitssuche beanspruchen können. “
        Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-12/sozialhilfe-arbeitslosengeld-eu-auslaender-bundestag
        Also, was soll dann Ihre Aussage, die Leistungen würden Menschen anziehen? Die werden von etwas angezogen, was sie gar nicht bekommen? Höchst fragwürdig.

        Das ist eine volkswirtschaftliche, besser finanzwirtschaftliche Bewertung, keine sozialwissenschaftliche.
        Es bleibt eine Bewertung eines Menschen, und wenn Ihre Bewertungsgrundlage für Menschen nur darauf beruht, dann aber gute Nacht. Nutzloser Mensch, meinen Sie, die Betroffenen schert es, auf welcher Basis diese Aussage gefallen ist?

        Jede Familie weiß: arbeitet der Nachwuchs in den Semesterferien, entlastet dies das Budget und alle können sich mehr leisten.
        Ach so, in jeder Familie studiert jemand, das ist aber mal eine gute Nachricht. Nein, nicht mal so pauschal gilt das, denn wenn er sein Geld nur für sich ausgibt und nicht mehr zur Gemeinschaft beiträgt, dann haben eben nicht alle etwas davon, sondern nur der Ferienjobber.

        Jeder Euro, den ein Erwerbsloser, der kurzfristig keine Beschäftigungschancen hat, dazuverdient, entlastet die öffentlichen Haushalte.
        Wie denn das, es gibt eine Freigrenze von 200 Euro, die anrechnungsfrei dazu verdient werden kann, erst dann wird die Leistung entsprechend dem Verdienst gekürzt, was dann eine Entlastung bedeuten würde? Ich kann ja auch argumentieren: Jeder Euro, den ein Reicher mehr an Steuern zahlt, entlastet den Normalbürger. Lassen Sie das gelten?

        Auch für mich gilt die Beitragsbemessungsgrenze, diese liegt für die Deutsche Rentenversicherung bei aktuell bei 76.200 EUR p.a. im Westen. Damit liegt man im Einkommen (im Westen) auf einem sehr durchschnittlichen Niveau.
        Also sind 5442 Euro pro Monat (bei 14 Gehälter, die mittlerweile sehr selten gezahlt werden) oder 6350 bei 12 Gehältern ein sehr durchschnittliches Niveau????
        Also das statistische Bundesamt hat da aber andere Zahlen und wir schreiben hier vom Durchschnitt im Westen, wie gewünscht, nicht vom Median:
        Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste1 – Früheres Bundesgebiet2

        Jahr Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer
        Insgesamt Männer Frauen
        Euro
        1 Im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ohne Sonderzahlungen.
        2 Jeweiliger Gebietsstand: Bis März 1944 Deutsches Reich, 1946 bis 1949 Vereinigtes Wirtschaftsgebiet, 1950 bis 1959 ohne Saarland und Berlin, 1960 bis 1963 ohne Berlin, 1964 bis 2006 einschließlich Berlin-West (Gebietsstand bis zum 03.10.1990), ab 2007 einschließlich Berlin.
        . = Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten.
        2016 3 819 4 029 3 324
        2015 3 726 3 937 3 227

        Quelle: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/VerdiensteVerdienstunterschiede/Tabellen/Bruttomonatsverdienste.html
        Ist Ihre Aussage nun fake oder einfach herbei gesehnt? Wenn das der Durchschnitt wäre, dann würden die Linken sicher weniger zu meckern haben, die Fakten liefern aber ein anderes Bild.
        Selbst wenn ich dieses Einkommen zugrunde lege, weiss ich nicht, wie Sie auf 500-600000 Euro kommen, wissen Sie, wie lange Sie die Rente beziehen? Sie würden bei 43% vom letzten Brutto sage und schreibe 2730 pro Monat bekommen, um auf 500‘000 zu kommen, sollten Sie aber 82 werden. Wissen Sie das heute schon?

        Der Eigentümer hatte nochmal eine Kapitalspritze gegeben, womit der Betrieb immerhin zeitweise noch am Laufen gehalten werden konnte. Auch hier hatte das Kapital das Schippchen in der Hand.
        So so, das hat das Kapital ganz allein geschafft, so ganz ohne Mitarbeiter und Kunden? Sobald Maschinen anderen Maschinen irgendwas abkaufen und damit Rendite erwirtschaften, nehme ich alles zurück, solange braucht es für Rendite immer Menschen, als Mitarbeiter und/oder Kunden.
        Wenn ich also mit viel Kapital Maschinen kaufe, die tolle Dinge ohne Menschen produzieren, habe ich dann automatisch Rendite, ohne fehlt da noch etwas? Das blöde ist, das eben immer weniger Menschen in der Lage sind, die tollen Dinge auch zu kaufen, damit sich das ganze lohnt. Aber in Ihrer schönen Welt verkaufen sich einfach die Unternehmen untereinander Waren und schon brummt die Wirtschaft, klar.

        Zum Abschluss nochmal zu den Steuer, die ja angeblich gar nicht gesenkt wurden.
        Wie kommt dann diese Meldung zustande?:
        „In diesem Jahr 51 Milliarden Euro Mindereinnahmen durch Steuersenkungen“
        Quelle: https://www.boeckler.de/14_37820.htm
        ist von 2011, wird also für heute im Vergleich zu 1998 immer noch gelten.
        Die Ausgaben sind aber nicht gestiegen :
        „Die staatlichen Ausgaben sind hingegen in der vergangenen Dekade real kaum gestiegen.“
        Also keine Steigerung der Sozialausgaben und keine höheren Investitionen, was bedeutet, es muss entweder über Schulden finanziert werden oder an anderer Stelle gespart werden.
        Mich würde mal interessieren, welche Ausgaben denn wegfallen sollen, um die von Ihnen gewünschte Steuersenkung zu finanzieren?
        Wenn das Steueraufkommen aber gleich geblieben ist, trotz Senkung diverser Steuern, dann lässt das nur einen Schluss zu, die Bemessungsgrundlage wurde sehr stark erweitert. Deswegen zahlen auch Menschen ab 54057 Euro Jahresgehalt schon den Spitzensteuersatz, die Grenze war 1998 bei 61376 Euro, merken Sie was? Laut Ihrer Aussage zu den Renten sind das aber alles Einkommen unter dem Durchschnittsverdienst.

        Gruss Rauschi

        • In Dubio 27. April 2017, 12:03

          Ausländer haben sehr früh einen Anspruch auf Sozialleistungen.
          http://www.t-online.de/ratgeber/finanzen/recht-steuern/id_46270316/wann-haben-auslaender-ein-anrecht-auf-sozialhilfe-.html

          Letztes mir bekannte Urteil besagt, dass nach 6 Monaten Anspruch auf Hartz-IV besteht, soweit der Bürger ernsthaft eine Beschäftigung gesucht hat. Weisen Sie mal einem 20jährigen Rumänen mit einfachem Bildungsabschluss und ohne Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach, dass er eigentlich nicht hier arbeiten will. Die Statistik der Bundesagentur, welche die Ansprüche nach Herkunftsland aufschlüsselt, bietet hier eher Einblick.

          Es bleibt eine Bewertung eines Menschen

          Okay, schon gut. Setzen Sie zukünftig vor jede diesbezügliche Aussage von mir den Satz: „Prinzipiell ist jeder Mensch wertvoll“. Das beruhigt hoffentlich Ihr soziales Gewissen.

          Ich kann ja auch argumentieren: Jeder Euro, den ein Reicher mehr an Steuern zahlt, entlastet den Normalbürger.

          Nein, können Sie nicht. In diesem Fall wird ja jemand belastet, nämlich der Reiche. Wer wird aber belastet, wenn ein Langzeitarbeitsloser ohne unmittelbare Beschäftigungschance ein paar Euro dazuverdient?

          Also sind 5442 Euro pro Monat (bei 14 Gehälter, die mittlerweile sehr selten gezahlt werden) oder 6350 bei 12 Gehältern ein sehr durchschnittliches Niveau????

          Das habe ich nicht gesagt, schon gar nicht „sehr durchschnittlich“. 45% haben in Deutschland ein Haushaltsnettoeinkommen von über 2.500 EUR, 20% sogar von über 4.500 EUR. Geht man von einer Abgabenbelastung von 40% aus, so bedeutet dies ein Bruttoeinkommen von über 11.000 EUR. Bei 40 Millionen Haushalten sind das 8 Millionen Bundesbürger, die individuell sehr gut versorgt sind, nicht gerechnet die anhängenden Familienmitglieder. Insgesamt reden wir wohl so von 12-16 Millionen Einkommensbeziehern, die gut dastehen.

          Wer stets den Höchstsatz in der Rentenkasse gezahlt hat, bekommt eine Rente von so 2.300 EUR. Bei einer Lebenserwartung von Mitte 80 bedeutet dies den von mir genannten Wert, nicht abgezinst.

          So so, das hat das Kapital ganz allein geschafft, so ganz ohne Mitarbeiter und Kunden?

          Meines Wissen nach bekommen Mitarbeiter einen Lohn. Und was Kunden zum Unternehmenserfolg beitragen, ist mir schleierhaft. Aber Sie formulieren ja nun selbst: das Kapital leistet einen Beitrag, folglich muss es auch eine Vergütung bekommen. Das nennt man gemeinhin „Gewinn“ oder „Zins“. Damit hätten wir uns diesen Debattenausflug sparen können, denn – nur zur Erinnerung – Sie wollen zeigen, dass Kapital keinen Beitrag leistet.

          In der Regel frage ich in unternehmerischer Verantwortung, was für Bedürfnisse Kunden haben und wo der Marktpreis liegt, nicht, ob sie sich das leisten können. Können sie es nicht, bekommen sie keine Finanzierung.

          Wie kommt dann diese Meldung zustande?:
          „In diesem Jahr 51 Milliarden Euro Mindereinnahmen durch Steuersenkungen“

          Weil die Wissenschaftler als Basis nehmen, dass der Staat keine Anpassungen vornimmt. Da gehen selbst die eigenen Gewerkschaften nicht mehr mit und fordern eine deutliche Verschiebung des Spitzensteuersatzes. Dieses würde jedoch als „Mindereinnahme“ gezählt. Also am besten, wir zahlen alle in 10 Jahren den Spitzensteuersatz. Ich hab‘ damit kein Problem und das sollte Ihnen zu denken geben.

          • Rauschi 28. April 2017, 08:41

            Okay, schon gut. Setzen Sie zukünftig vor jede diesbezügliche Aussage von mir den Satz: „Prinzipiell ist jeder Mensch wertvoll“. Das beruhigt hoffentlich Ihr soziales Gewissen.
            Im Prinzip, das heisste dann es müsste heissen: „wertvoll ja, bis auf….“, das schwächt die Aussage massiv ab. Mein Gewissen wird doch von Ihren Aussagen nicht belastet, da brauche ich keine Beruhigung. Das dürfen Sie gerne mit Ihrem Gewissen abmachen.

            Nein, können Sie nicht. In diesem Fall wird ja jemand belastet, nämlich der Reiche. Wer wird aber belastet, wenn ein Langzeitarbeitsloser ohne unmittelbare Beschäftigungschance ein paar Euro dazuverdient?
            Haben Sie nicht gelesen, das gilt erst ab einer gewissen Grenze? Warum sollte überhaupt jemand arbeiten, der finanziell davon keinen Vorteil hat? Weil er damit die Gemeinschaft entlastet? Nach Ihrer Bewertung von Arbeitslosen sind da ja doch zum grossen Teil gewissenlose Abzocker, warum sollten die daran ein Interesse haben? Das bringt nichts ein, das wird dann unterlassen, das passt doch super in Ihre Logik der Wertigkeiten.

            Meines Wissen nach bekommen Mitarbeiter einen Lohn. Und was Kunden zum Unternehmenserfolg beitragen, ist mir schleierhaft.
            Es geht um den Beitrag der Mitarbeiter zu Gewinn, wie schwer ist denn die Analogie? Stimmt, ich habe ja schon geschrieben, das kaufen die Maschinen sich gegenseitig ab, daher kommt dann die „Kapitalredite“?Kein Unternehmen braucht Kunde, sie das erwerben, was dort hergestellt wird? Sie können total produktiv mit massiven Kapitalaufwand Dinge herstellen, wenn die aber keiner kauft, nutzt es zur Gewinnerzielung Null, klar soweit?

            Das habe ich nicht gesagt, schon gar nicht „sehr durchschnittlich“.
            Ist es so schwer, ein wenig nach oben zu scrollen, da haben Sie geschrieben:
            Auch für mich gilt die Beitragsbemessungsgrenze, diese liegt für die Deutsche Rentenversicherung bei aktuell bei 76.200 EUR p.a. im Westen. Damit liegt man im Einkommen (im Westen) auf einem sehr durchschnittlichen Niveau.
            Das war Ihre Aussage, nicht meine, Sie widerlegen Ihre Aussage gerade selbst, wie ernst soll ich dann den Rest nehmen?

            Also am besten, wir zahlen alle in 10 Jahren den Spitzensteuersatz. Ich hab‘ damit kein Problem und das sollte Ihnen zu denken geben.
            Alle sollen den Satz zahlen, den Sie als Spitzenverdiener zahlen? Ist das ernst gemeint? Was sollte denn dann damit geschehen, nachdem die Bedürfnisse der unteren 20% befriedigt sind? Das müsste ja im Ausgleich soziale Wohltaten für den Rest regnen, oder nicht? Das ist aber dann auch nur wieder linke Tasche, rechte Tasche, nur mit einem dazwischen geschalteten Staat, der die Wohltaten auch wieder abschaffen kann. Oder läuft das auf eine niedrige Flat-tax raus, wo dann gerade die oberen Einkommen weniger zahlen?

            Sie sehen nur die Beiträge zu den 3 bzw. 4 Sozialkassen. Sie sind jedoch z.B. versichert, wenn Sie zur Arbeit fahren, der Unternehmer haftet für Schäden, die Sie im Rahmen ihrer Arbeit auch bei grober Fahrlässigkeit verursachen, Sie erhalten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Sie haben Anspruch auf eine Woche bezahlten Bildungsurlaub, darüber hinaus erhalten Sie bezahlten Erholungsurlaub von meist 1 1/2 Monaten, der Unternehmer übernimmt für Sie die Abführung von Steuern und Sozialabgaben usw.
            Sind wir wieder bei dem leidigen Thema „Lohnnebenkosten“? Sie wissen sehr wohl, das der Unternehmer den Stundensatz mal 3 rechnet, als interne Kosten. Eingestellt wird aber nur jemand, der mehr einbringt, als er kostet. Also ist das doch keine selbstlose Leistung des AG, sondern eingepreist. Jeder nicht administrative Mitarbeiter muss diesen Ansatz einbringen, um auch noch den „Überbau“ zu bezahlen, oder bringen die Unternehmer neuerdings Geld mit, wenn das Unternehmen Gewinne macht? Dann wäre die Wirtschaft aber Morgen am Ende, das würde das Ende jeder unternehmerische Tätigkeit bedeuten.
            Die Umverteilung sieht man am besten am Rückgang der Lohnquote am BIP und das weltweit:
            Schon 2012 haben Georg Feigl und Sepp Zuckerstätter eine solche Untersuchung für verschiedene europäische Länder vorgelegt. Ihr Ergebnis: ein Preisanstieg trotz stagnierender Lohnstückkosten ist auf gestiegene „Gewinnstückkosten“ zurückzuführen: Mehr Profit statt Preissenkung!
            Quelle: https://media.arbeiterkammer.at/wien/MWUG_Ausgabe_117.pdf

            Gruss Rauschi

            • In Dubio 28. April 2017, 13:11

              Im Prinzip, das heisste dann es müsste heißen: „wertvoll ja, bis auf….“, das schwächt die Aussage massiv ab.

              Rauschi bitte! Die Aussage lautet: Jeder Mensch ist wertvoll. Unter finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten tragen Arbeitslose nichts zum Gemeinwesen bei. Das ist ein Fakt es sei denn, Sie belegen das Gegenteil. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

              Haben Sie nicht gelesen, das gilt erst ab einer gewissen Grenze?

              Eine Grenze ändert nichts an dem Fakt, dass jemand belastet wird. Es sei denn, Sie spielen sich zum Richter auf, was jemand besitzen darf und was nicht. In dem Moment schwinge ich mich zum Richter auf, was Sie sagen dürfen und was nicht. 🙂

              Warum sollte überhaupt jemand arbeiten, der finanziell davon keinen Vorteil hat?

              Weil es das Selbstverständlichste von der Welt ist, dass jemand zu erst versucht, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten oder zumindest einen Beitrag dazu leistet? Ich habe z.B. während meines Studiums immer gejobbt, allein schon um meine Eltern zu entlasten. Ich weiß, solche Ansichten sind Ihrer Gedankenwelt weitgehend fremd.

              Es geht um den Beitrag der Mitarbeiter zu Gewinn, wie schwer ist denn die Analogie?

              Ja, Sie unterstützen Abzocke. Vor die Wahl gestellt, ob Mitarbeiter eine variable Komponente zu ihrem Gehalt wollen oder eine sichere Zahlung wie Weihnachts- und Urlaubsgeld – raten Sie mal, wofür sich die meisten da entscheiden? Nein, nicht für die Gewinnbeteiligung. Wer am Gewinn beteiligt werden will, wird auch am Verlust beteiligt. Wenn Sie das wollen, haben Sie mich an Ihrer Seite. Ansonsten sind Sie Rousinenpicker und damit habe ich wie Sie wissen ein Problem.

              Sie können total produktiv mit massiven Kapitalaufwand Dinge herstellen, wenn die aber keiner kauft, nutzt es zur Gewinnerzielung Null

              Wie gesagt, dass ist üblicherweise nur dann ein Problem, wenn Sie über Marktpreis liegen. Und über Marktpreis liege ich üblicherweise dann, wenn meine Kosten zu hoch sind. Auch für einen Rolls Royce gibt es Preisobergrenzen. Außerdem hat es sich nicht als erfolgsversprechend erwiesen, Kunden zur Gewinnsteigerung zu bezahlen. Thema durch.

              Das war Ihre Aussage, nicht meine, Sie widerlegen Ihre Aussage gerade selbst, wie ernst soll ich dann den Rest nehmen?

              Wenn zwischen 20 und 40 Prozent einer Gruppe um einen gewissen Punkt oszilliert, ist es nicht vermessen, von „gut durchschnittlich“ zu sprechen. Was ist das sehr gut oder exzellent, wenn bereits 60 Prozent in diesen Bereich fallen?

              Alle sollen den Satz zahlen, den Sie als Spitzenverdiener zahlen? Ist das ernst gemeint?

              Es gibt im Grunde zwei Alternativen, wobei die Partei die LINKE (der Sie glaube ich nahestehen) die erste Variante mehr bevorzugt. Nach den Vorschlägen der Partei soll der Satz von 42% (zuzüglich Soli muss man immer ergänzen) so bestehen bleiben, allerdings sollen weitere Stufen nach oben eingefügt werden. Dabei ist man sich noch uneins ob eine halbe Million Einkommen nun mit 75% oder gleich ganz weggesteuert werden soll. Das ist im Grunde was ich sage, die Schicht, die zwischen 56.000 EUR und 500.000 EUR verdient (steuerpflichtiges Einkommen), ist sehr dünn. Das bedeutet umgekehrt, in der Tendenz ist die LINKE auf Perspektive für eine Flat Tax zuzüglich Bonuszuschlag für besonders hohe Einkommen. Die Alternative präferiert am weitest gehenden die FDP mit einer Anpassung sämtlicher Tarifstufen und einer Indexierung des Tarifs, um die Inflationsgewinne der Finanzminister zu begrenzen. Sie stehen meines Wissens der FDP nicht nahe.

              Sind wir wieder bei dem leidigen Thema „Lohnnebenkosten“?

              Nein, das sind soziale Kosten, die einem Unternehmen nur entstehen, weil es Mitarbeiter X oder Y beschäftigt. So zählt die Wissenschaft, so zählt die OECD. Folglich darf man das in Erinnerung rufen. Bitte versuchen Sie eine logische Erklärung, warum ein Arbeitgeber hälftig sich an den Kosten der Altersvorsorge beteiligen sollte, mit der er nichts zu tun hat, weil im später daraus keine Erträge zufließen, er jedoch die Kosten der urlaubsbedingten Abwesenheit eines Mitarbeiters alleine trägt. Genauso fließt der Nutzen aus der Betriebswegeversicherung allein dem Arbeitnehmer zu, während der Arbeitgeber sämtliche Kosten trägt.

              Ihr Ergebnis: ein Preisanstieg trotz stagnierender Lohnstückkosten ist auf gestiegene „Gewinnstückkosten“ zurückzuführen: Mehr Profit statt Preissenkung!

              Selbst wenn, was bedeutet das? Wenn Sie von einer unselbständigen Tätigkeit zum Unternehmertum wechseln, erhöhen Sie auch die „Gewinnstückkosten“. Ich bin sicher, Sie sind in den 1970er und 1980er Jahren auf die Barrikaden gegangen, als die „Gewinnstückkosten“ deutlich zurückgingen…

              • Rauschi 28. April 2017, 20:45

                Ich habe z.B. während meines Studiums immer gejobbt, allein schon um meine Eltern zu entlasten. Ich weiß, solche Ansichten sind Ihrer Gedankenwelt weitgehend fremd.
                Ich habe während meines Studiums schon nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt, konnte diese also nicht entlasten und habe trotzdem gearbeitet.
                Unterlassen Sie in Zukunft jede Mutmassung, wie meine Gedankenwelt aussieht, das ist so weit weg von Ihrer Vorstellung, das es nur schief gehen kann. In meinem gesamten Arbeitsleben habe ich noch keinen Cent wegen Arbeitlosigkeit bezogen, weil ich immer irgendeine Arbeit gefunden habe. Trotzdem kenne ich Menschen, die trotz guter Ausbildung keine mehr gefunden haben und sehr darunter litten.

                Unter finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten tragen Arbeitslose nichts zum Gemeinwesen bei. Das ist ein Fakt
                Unter finanziellen Gesichtspunkten tragen Kinder, Alte und Kranke auch nichts zum Gemeinwesen bei, auch das ist Fakt. Nochmal die Frage, was folgt für Sie daraus?

                Wenn zwischen 20 und 40 Prozent einer Gruppe um einen gewissen Punkt oszilliert, ist es nicht vermessen, von „gut durchschnittlich“ zu sprechen.
                Können Sie Sich mal mit sich selbst einigen, was sie sagen wollen, erst ist es durchschnittlich, dann zitiere ich das und Sie widersprechen und jetzt stimmt es doch wieder? Noch schwammiger als die Aussage : „um einen gewissen Punkt oszilliert“ geht es aber nicht, oder? Um einen nicht näher definierten Punkt in einer unbekannten Bandbreite zu ozzilieren, damit kann ich fast alles mit erfassen.

                Ja, Sie unterstützen Abzocke.
                Ägypten,Rembrand? Wie denn das, womit habe ich irgendwas unterstützt? Ich habe lediglich angemerkt, das auch die Mitarbeiter zum Erfolg beitragen, von der Bezahlung war da gar nicht die Rede, sondern rein vom Erfolg. Es gibt ja vier Möglichkeit der Zusammensetzung eines Betriebes,
                1) gute Mitarbeiter und guter Chef, dann sind alle am Erfolg beteiligt
                2) Gute Mitarbeiter und schlechter Chef, der die falsche Strategie wählt, wer ist dann für den Misserfolg verantwortlich?
                3) schlechte Mitarbeiter und guter Chef (wobei das ein Widerspruch ist, denn ein guter Chef hätte keine schlechten Mitarbeiter), dann liegt es an den Mitarbeitern und am Chef, wenn das Unternehmen keinen Erfolg hat.
                4) schlechte Mitarbeiter und schlechter Chef, dreimal dürfen SIe raten, wer den Karren in den Dreck fährt.

                Wie ich es auch drehe und wende, in keinem Fall ist nur der Chef für den Erfolg verantwortlich, aber sicher werden Sie wieder widersprechen.

                Außerdem hat es sich nicht als erfolgsversprechend erwiesen, Kunden zur Gewinnsteigerung zu bezahlen.
                Kunden bezahlen? Ich dachte doch glatt, das die Kunden die Gewinnsteigerung bezahlen, nicht umgekehrt. Wie kommen Sie auf so eine absurde Aussage?

                Bitte versuchen Sie eine logische Erklärung, warum ein Arbeitgeber hälftig sich an den Kosten der Altersvorsorge beteiligen sollte, mit der er nichts zu tun hat, weil im später daraus keine Erträge zufließen, er jedoch die Kosten der urlaubsbedingten Abwesenheit eines Mitarbeiters alleine trägt.
                Hallo, die trägt der arme, ausgebeutete Arbeitgeber? Nein, diese Kosten trägt der Kunde, habe ich doch oben geschrieben, wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Er beteiligt sich nicht an den Kosten, das tut der Kunde, das ist eingepreist, nicht gelesen? Das Sie Links nicht lesen, OK, aber die Aussagen, auf die Sie antworten, sollten Sie dann schon lesen. Wenn es so wäre, wie Sie schreiben, wäre die Wirtschaft Morgen tot, weil die Unternehmer alle Geld mitbringen, statt zu verdienen. Das lernt man schon im Meisterkurs, der Urlaub und die Krankheit werden bei den Lohnkosten immer mitkalkuliert, erst wenn der Mitarbeiter mehr einbringt, als diese Kosten, dann wird er eingestellt. Sie werden mir nicht erzählen, das wäre in Ihrem Unternehmen anders, oder?

                Ich bin sicher, Sie sind in den 1970er und 1980er Jahren auf die Barrikaden gegangen, als die „Gewinnstückkosten“ deutlich zurückgingen…
                In den 70er Jahren bin ich auf dem Spielplatz gegangen und in den 80er in die Disko, wo waren Sie? Was soll so eine Aussage?

                Wenn Sie von einer unselbständigen Tätigkeit zum Unternehmertum wechseln, erhöhen Sie auch die „Gewinnstückkosten“.
                Ach so einfach ist das, da brauche ich keine gute Idee und eine gute Strategie und auch die richtige Zielkundengruppe, einfach Unternehmer werden, schon habe ich Gewinn? Saperlot.

                Schönen Tag der Arbeit
                Rauschi

  • Jens 4. Mai 2017, 18:38

    (..) aber das hier die Ungleichheit massiv zugenommen hat, bestreiten eigentlich auch Hardcore Neoliberale nicht.

    Welche? Wie gesagt, hierzu gehört die präzise Bezeichnung und Eingrenzung.
    Nun, ich grenze sehr genau ein. Wie bereits gezeigt sind die Vermögen der reichsten 10% nicht nur absolut gewachsen sondern auch stark überproportional. Das zweite Zehntel der Vemögenden hat sein Vermögen halbwegs proportional zum BIP gemehrt, für den Rest gab es kaum absolute Zuwächse.

    Auch die Einkommen sind auseinander gegangen und die Mittelschicht schrumpft. Speziell die Managergehälter sind durch die Decke gegangen. Dass das Risiko und die Gewinne im gleichen Maße bei den Top Managern gestiegen sind, kann ich nicht mal im Ansatz erkennen.

    https://www.boeckler.de/22741_22745.htm

    Es geht hier aber nicht um Ungleichheit, sondern Ihre These, dass durch Steuern und Abgaben immer mehr von oben nach unten verteilt wird. Das ist einfach nicht korrekt. Ansonsten hätten die obersten 10 und 20% der Vermögenden und die Bezieher der höchsten Gehälter sowohl ihre Gehälter als auch ihr Vermögen nicht überproportional mehren können. Sie haben also definitiv nicht unter der hohen Steuer und Abgabenlast gelitten.

    Das BIP sind die Summe der Löhne, der Gewinne und der Zinserträge/Mieten etc.

    Wenn das BIP real steigt und die Löhne in der Summe real stagnieren muss die Differenz ja irgendwo anders hingeflossen sein, das da auch Steuern und Abgaben zu Beitragen bestreite ich ja überhaupt nicht. Wo ist es hingeflossen, wenn nicht zu den top 10 bis 20% der Vermögenden???? Was ist hier ihre Antwort?

    Wenn die Steigerungen nicht zu den Lohnempfängern geflossen sind, lohnt sich ein Blick auf die Unternehmensgewinne. Und diese sind gestiegen, seit 2003 sogar überproportional.

    https://www.boeckler.de/pdf/wsi_vm_vb_2016_entgelte_gewinne.pdf

    Von der Steigerung der Nominallöhne kam durch Steuern, Abgaben, Inflation aber bei den Arbeitnehmern so gut wie nichts an.

    https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/VGR/EinkommensentwicklungVGR.pdf;jsessionid=656EF97DC0DE8A36FC1712D8A617C524.cae3?__blob=publicationFile

    Im übrigen danke ich für Ihre Ergänzung
    Das ist korrekt aber ohne Belang. Wenn eine Firma im Wert wächst macht sie in der Regel Gewinne und an diesem wird (unter anderem) in der Regel auch der Wert einer Firma bemessen.

    Nicht auf den Aktienmärkten und nicht bei der Frage des Erwerbs. Der Wert wird sehr stark von Zukunftserwartungen bestimmt.

    Da den Aktienmärkten eine gesunkene Abgabenlast und reduzierte Steuern und Abgaben für Unternehmen, sowie geänderte Regeln bei den Sozialgestezen (Hartz4) nicht verborgen bleibt, wird dies also auch am Aktienmarkt eingepreist. Und so das Vermögen der Reichen vermehrt, da diese überpropotional am Aktienmarkt teilnehmen.

    Machen Sie sich bitte mit der Besteuerung von Kapitalgesellschaften (sowie dem Anrechnungsverfahren beim Kapitaleigner) vertraut. Anstöße dazu finden Sie hier, genauere Vergleichsrechnungen im Internet.

    Ehrlich, was soll dass? Wenn Unternehmen von Steuern und Abgaben entlastet werden, soll sich das etwas nicht positiv auf den Gewinn auswirken? Wenn die Arbeitnehmer mehr aus ihrem Netto an den Sozialabgaben für Krankenversicherung zahlen müssen und das Unternehmen weniger. Wenn die Rente abgesenkt wird, so das Unternehmen zukünftig auch weniger Sozialabgaben in die Rente abführen muss, dafür der Arbeitnehmer wieder aus seinem Netto in die total bescheuerte Riesterente einzahlt. All das soll keine positive Auswirkung auf die Unternehmensgewinne haben???

    In den letzten Jahren haben die deutschen Unternehmen unter geltenden Gesetzlage für Abgaben und Steuern jedenfalls prächtig verdient.

    Siehe Link oben und

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/150148/umfrage/durchschnittliche-eigenkapitalquote-im-deutschen-mittelstand/

    Da die Top 10 der Vermögenden in Deutschland die überproportional an den Firmen beteiligt sind, haben somit wunderbar von den geltenden Gesetzten für Steuern und Abgaben und Regeln (z.B. Hartz4) profitiert.

    Kurz sowohl die Top Vermögen und Top Gehälter sind überproportional gestiegen. Für die Masse der Menschen/Haushalte gab es im DURCHSCHNITT keine nennenswerte Steigerung bei de Reallöhnen und Vermögen. Durch die von Ihnen angeführte Steuer- und Abgabenlast haben nicht die oberen 10/20% der Vermögen und Einkommensbezieher gelitten, sondern allein die Mittelschicht, die geschrumpft ist.

    Wo sehen sie hier ein Umverteilung von oben nach unten?

    Kritisieren Sie Einkommensungleichheit, gilt zu untersuchen, inwieweit dies vom direkten Erwerbseinkommen und inwieweit auf persönliche Verhältnisse zurückzuführen ist. Beispiel: Die Einkommensunterschicht rekrutiert sich heute weit stärker als vor 20 Jahren aus Migranten

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5062/umfrage/entwicklung-der-auslaendischen-bevoelkerung-in-deutschland/

    Der Anteil der Migranten stieg vor allem seit 2011. Ich rede von der Entwicklung seit 1993. Da hat sich bei den Migrantenzahlen nicht viel getan. Außerdem rede ich von Durchschnittswerten, da nach Alleinerzeihenden etc. aufzudröseln was soll das? Dadurch ändert sich nichts an der Tatsache, das die Reallöhne stagnieren. Wenn in der Mittelschicht einzelne profitieren und andere draufzahlen, ändert dies nichts an der Tatsache, dass nur die obersten 10% (im Durchschnitt) profitiert haben. Was sie hier anführen sehe ich als Ablenkung.

    In allen Zahlen sehe ich unter dem Strich nur eine Umverteilung von unten nach oben. Erklären sie mir mal bitte wie eine Vermögensgruppe unter Umverteilung leidet und dabei sein Vermögen stärker vermehrt als der ganze Rest der Bevölkerung. Das ist schon fast einlassungsunwürdig.

    Bei den 53% Prozent lag ich falsch sorry.

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.