Die Zukunft der Arbeit (3): Start-up mit Risiko

Deutschland altert. Nicht nur seine Bevölkerung bewegt sich im Mittel auf das Renteneintrittsalter zu, auch der Kern seines Industriebestandes vergreist. Noch immer wird die wirtschaftliche Basis von Produkten der alten Zeit bestimmt: Automobile, Maschinen, Elektrotechnik. Es ist eine Produktion mit wenig Zukunft. Während im Silicon Valley in der San Francisco Bay innovative, vielversprechende Unternehmen mit irrwitzig erscheinenden Geschäftsideen täglich fast im Dutzend aus dem Boden schießen, will der Großteil der jugendlichen Elite auf dem alten Kontinent es nach wie vor gemächlich und gemütlich angehen, wie eine Studie von E&Y enthüllt und von Stefan Sasse angerissen wurde. Sicherheit und wenig Arbeit erhalten Vorrang vor Abenteuertum. Weltverbesserung findet in Chat-Rooms, auf In-Partys und im Loft statt.

Das letzte deutsche Start-up-Unternehmen, das es zu Weltruhm brachte, war „Systemanalyse Anwendungen und Programmentwicklung“, besser bekannt unter seinem Kürzel SAP. Seit etwas mehr als 10 Jahren beginnt sich in Berlin eine Gründerszene zu entwickeln, die es jedoch in Punkto Tempo und Ressourcen nicht mit dem Atomkern in Kalifornien aufnehmen kann. Die Zahlen machen dies deutlich: weltweit sind ungefähr 44 Milliarden US-$ Venture Capital unterwegs, wovon dreiviertel an Unternehmer im Silicon Valley fließen. Weitere 3 Milliarden US-$ gehen nach Israel (Tel Aviv), während sich der Rest auf der Welt verstreut.

Deutschland erhält einen Bruchteil des weltweiten Risikokapitals und das hat seine Ursache in der Einstellung seiner Bürger und erst recht seiner jungen Eliten, seiner Technologiefeindlichkeit und seine Risikoscheu. Die zitierte E&Y-Studie zeigt die ganze Distanz, die junge Deutsche heute zum Unternehmertum haben. Man sieht Unternehmen als etwas Gegebenes, nicht etwas zu Schaffendes. Die jungen Menschen sind satt, noch ehe sie richtig ins Leben gestartet sind. Neugier, Revolutionsgeist, Weltverbesserertum und Gier nach Wohlstand und Reichtum sind keine Triebfedern mehr, sondern werden hierzulande verachtet. Mit fatalen Konsequenzen.

Die digitale Revolution findet ohne Europa statt. Die zahllosen Unternehmen der neuen Industrie diktieren uns den Lebensstandard, während wir versuchen Regeln zu entwerfen, nach denen wir an der neuen Welt teilnehmen dürfen. Verrückte – amerikanische – Unternehmer folgen der Phantasie ins Weltall zu fliegen und Alterskrankheiten wie Demenz und Alzheimer zu besiegen, während deutsche Gründer damit beschäftigt sind, bessere Zeitungen zu verkaufen. Verrücktheit wird in Deutschland nicht belohnt, Risikobereitschaft verachtet. Noch zu sehr dominiert die politische Debatte die Gruppe der Großkonzerne mitsamt ihren aus dem Gewerkschaftsmilieu stammenden Betriebsräten. Die Wirklichkeit ist längst eine andere. Im Mittelstand, also Unternehmen mit 20-1000 Mitarbeitern, sind 70-80 Prozent aller Beschäftigten tätig, Start-ups beschäftigen zwar nur jeden Siebten, zeigen aber den mit Abstand größten Zuwachs. Dauerhafte Arbeitsplätze finden sich nicht in den Unternehmen aus Heidelberg und Telekom, sondern in den kleinen, namenlosen, noch nicht gegründeten. Großkonzerne sind bereit zu schrumpfen und sich auf eine Kernbelegschaft zu reduzieren, während um sie herum Clouds für alle möglichen Dienstleistungen schweben und Menschen zu Anbietern werden, die weltweit konkurrieren. IBM und Hewlett Packard geben einen Vorgeschmack auf diese neue Arbeitswelt.

Nach einer Umfrage des Hightech-Verbandes BITKOM werden die Arbeitsbedingungen in Start-ups mehrheitlich positiv bewertet, mehr als ¾ der Befragten loben die flexiblen Arbeitszeiten und die höhere Verantwortung. Aber ein annähernd hoher Anteil fürchtet die hohen Arbeitsbelastungen, weshalb nur eine Minderheit in der Gründerszene arbeiten will. Deutsche Arbeitnehmer meinen zunehmend, ernten zu können, wo sie nicht gesät haben.

Warum studiert jemand? Immer noch nimmt eine privilegierte Schicht hochwertige, exklusive Bildung als Menschenrecht war, das kostenlos zur Verfügung gestellt werden muss. Doch daraus erwächst auch eine ebenso hohe moralische Verantwortung. Studenten verkörpern die zukünftige Elite der Gesellschaft. Dazu gehört, Verantwortung auch für jene zu übernehmen, die diese nicht für sich selbst tragen können und mehr zu leisten und mehr einzubringen als Mitmenschen, die nicht so gesegnet sind. Wer, wenn nicht die Bildungselite, soll in einer Wissensgesellschaft Unternehmen gründen, Arbeitnehmer beschäftigen, Ideen entwickeln und umsetzen und gleichzeitig das soziale Gewissen verkörpern, wenn nicht die Absolventen unserer Universitäten?

Ein Argument wurde in den Kommentaren stark hervorgehoben: Sicherheit. Junge Menschen brächten Sicherheit. Alte Menschen brauchen auch Sicherheit. Arbeitnehmer brauchen Sicherheit. Nebenbei: auch Unternehmen brauchen Sicherheit. Sicherheit muss irgendjemand schaffen und Sicherheit hat ein Preisschild. Öffentlich Bedienstete bezahlen dies mit einem deutlich niedrigeren Gehalt – worüber sie klagen – und festgelegten Karrierepfaden, die selbst dann jemanden nach oben bringen, wenn seine Lust auf Arbeit deutlich reduziert ist.

Mit welchem Recht können wir eigentlich einen Anspruch auf Sicherheit erheben? Bestens ausgebildete Menschen haben die Pflicht, bei weitem nicht so begüterten Mitmenschen Sicherheit zu geben. Sie stehen selbst in der Verantwortung, für sich selbst Sicherheit zu schaffen.

Ein weiteres Argument war, nur wenige Menschen wollten Herausragendes leisten und seien auch dazu in der Lage. Das halte ich für äußerst negativ konditioniert. Gerade weil unsere Welt so stark auf Bildung, Wissen und Können setzt, bietet sie so vielfältige Möglichkeiten, etwas Besonderes zu tun. Das setzt kein Albert Einstein-Gehirn voraus, sondern die Möglichkeit unsere Phantasie mit Wissen und Können zu verknüpfen.

Vor mir liegt ein Beurteilungsbogen für eine Reihe von Mitarbeitern. Der Leitfaden wurde paritätisch von Arbeitgeberverband und Gewerkschaft entwickelt. Die Mitarbeiter sind danach in den Stufen 1 für „Arbeitsleistung gemäß Arbeitsvertrag“ über 2 für gute Zusatzarbeit und 3 für herausragende Leistungen bis zu 5 für absolut über den Dingen schwebend einzuteilen. Der Betriebsrat ist der Ansicht, die Mitarbeiter seien durchschnittlich als „Herausragend“ zu beurteilen. So niedrig kann man eben auch die Latte hängen.

Das Neue Testament führt mit dem Gleichnis von den Talenten das richtige Bild. Jeder einzelne ist aufgerufen, aus seinen Möglichkeiten das Beste zu machen und die Güter zum Vorteil aller zu mehren. Junge gebildete Menschen entsprechen dabei dem Diener, der mit von Talenten das meiste von seinem Herrn zugeteilt bekommen hat. Leider sind inzwischen zuviele, auch in diesem Forum, der Ansicht, es reiche, sein Talent in Empfang zu nehmen um es zu verbuddeln. Wie der christliche Gott solche Vorstellungen beurteilt, steht am Ende der Geschichte.

{ 20 comments… add one }
  • Stefan Sasse 7. August 2014, 10:35

    Ich würde ja gerne für meine eigene Sicherheit sorgen, aber wie soll das bei den Gehältern denn gehen?

    • In Dubio 7. August 2014, 11:31

      Wieso Gehälter?!?

      • Stefan Sasse 7. August 2014, 18:16

        Naja, du sagst im Artikel selbst, dass Beamte niedrigere Gehälter haben, weil ihre Sicherheit im Gegenzug gesorgt ist. Nur, hast du mal einen Blick auf die Durchschnittsgehälter in Deutschland geworfen? Unmöglich, da selbst vorzusorgen. Ohne soziale Systeme etc. chancenlos.

        • In Dubio 7. August 2014, 18:33

          Ich denke, Du hast mich nicht richtig verstanden. Welche gesellschaftliche / moralische Verpflichtung entsteht daraus, dass Du mit hoher Intelligenz und Ausdrucksfähigkeit gesegnet bist und Dir die Gesellschaft und Dein Elternhaus eine privilegierte Bildung ermöglicht hat? Die, das Du arbeitest, wie die anderen 80-90 Prozent? Möglicherweise allein und eben nur auf Deinen Vorteil bedacht?

          Oder, dass Du Dich verantwortlich fühlst für jene, die nicht dieses Glück haben? In dem Du überlegst – und handelst – was Du für andere tun kannst? Ihnen Arbeit geben, sie zur Selbständigkeit begleiten u.ä.? Ist das nicht Deine Verpflichtung, statt einfach nur ein überdurchschnittliches Einkommen zu genießen?

  • aristo 7. August 2014, 10:51

    Es gibt auch in Deutschland kreative Köpfe mit guten Ideen, doch niemand ist bereit, Risikokapital bereit zu stellen.

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaft-in-zahlen/innovationen-viele-forscher-nicht-so-viele-patente-12798255.html

    • In Dubio 7. August 2014, 11:30

      Dann fragen Sie doch, warum so wenig des weltweiten Risikokapitals in Berlin und München landet. Ideen muss man nicht nur haben, sondern auch verkaufen und umsetzen.

      • Stefan Sasse 7. August 2014, 18:17

        Ich denke du berührst mit der deutschen Technikfeindschaft im Artikel einen wesentlichen Punkt.

  • schejtan 7. August 2014, 13:56

    Nun ja, es gab vor ein paar Jahren auch schon mal die Vorstellung, dass sich die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft entwicklet. Und wenn Deutschland in den letzten Jahren wirtschaftspolitisch etwas richtig zu machen, dann war es, an der industriellen Basis festzuhalten.

    Um mal auf ein paar konkrete Punkte einzugehen:

    Dass das meiste Risikokapital ins Silicon Valley geht, hat vermutlich auch einfach mit dem Mythos Silicon Valley zu tun. Wer heutzutage ein Internet Start Up gruendet, tut dies nun mal am ehesten im Silicon Valley, wo er unter Gleichen ist und die notwendigen Strukturen schon vorhanden sind. Ergo geht auch das Kapital dorthin. Wobei das Gerede von Politikern, man muesse eine Plan fuer ein deutsches Silicon Valley schaffen, in der Tat ziemlich albern ist.

    „Warum studiert jemand?“

    Gibt es verschiedene Gruende fuer. Der haeufigste Grund ist wohl die Aussicht auf einen besseren Job. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass auch die meisten amerikanischen Studenten nicht studieren, um spaeter die Welt zu verbessern, sondern auch nur, um eine bessere Chance auf einen sicheren Job zu haben. Auch wenn ich es nicht bestreiten moechte, dass es in Amerika mehr „Visionaere“ gibt als hier, denke ich schon, dass der Grossteil aehnliche Vorstellungen vom Leben hat, wie deutsche Studenten.

    “ Das setzt kein Albert Einstein-Gehirn voraus, sondern die Möglichkeit unsere Phantasie mit Wissen und Können zu verknüpfen.“

    Einstein war uebrigens der gleichen Meinung 😉 Und ich stimme ihm dazu.

    „Ideen muss man nicht nur haben, sondern auch verkaufen und umsetzen.“

    Das Verkaufen koennen ist hier wohl das wichtigste. Siehe den Kult um Apple. Und da die Menschen, die alles drei gut koennen, sehr selten sind, muss man hier auch mal einfach das Glueck haben, die richtigen Partner zu finden.

    • In Dubio 7. August 2014, 15:50

      Deutschland hat ungefähr 27% Industrieanteil, weit mehr als die USA oder Frankreich. Das verarbeitende Gewerbe ist die Basis. Doch die digitale Produktion gehört nicht zu den Dienstleistungen im klassischen Sinne. Das Erstellen von Apps ist nicht vergleichbar mit Serviceleistungen.

      Das Kapital geht dahin, wo es Entrepreneurs und gute Bedingungen für Wagniskapital bildet. Wie sonst könnte Israel so stark profitieren? In Berlin wurde auch kein Schild aufgehängt: „Ab heute Start-up Capitale Europas!“. Der Ort, wo getüffelt wird, ist längst dritt- / fünftrangig geworden. Es geht um Mentalitäten.

      Sorry, wenn jemand allein dafür studiert, um später besser zu verdienen, so ist das kein Motiv ein kostenloses Studium durch die Gesellschaft zu ermöglichen. Ein bisschen mehr Payback darf es schon sein. Da sind wir wieder bei dem Gleichnis von den Talenten. Interessant, das derartige Ansichten so alt sind.

      Verkaufen ist immer wichtig. Sie brauchen nicht nur eine gute Idee, sondern Finanziers, die wegen der Aussicht auf hohe Profitabilität gelockt werden können, Mitarbeiter, die wie Sie an eine Idee glauben und mitziehen und am Ende Abnehmer, die von Ihrem Produkt begeistert werden.

      Ein Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen, ist eine komplexe Geschichte.

      • Stefan Sasse 7. August 2014, 18:19

        Ich denke, viele studieren auch nach ihren Interessen. Außerhalb BWL und klassischem Maschinenbau- und Ingenierwesen dürfte das die Regel sein, weil so hohe Gehälter da nicht winken.

        • In Dubio 7. August 2014, 18:35

          Natürlich. Aber nur ein geringer Teil studiert, weil er etwas Wirkliches schaffen will. Eigentlich müsste genau diese egoistische Einstellung Linken bitter aufstoßen.

          Wer schafft Sicherheit? Wer schafft hohe Gehälter? Fallen die vom Himmel oder gibt es eine dünne Schicht, die genau darin eine Aufgabe sieht? Vielleicht nicht als originäre Zweck, aber als Ergebnis.

          • Stefan Sasse 7. August 2014, 20:42

            Ne, die fallen nicht vom Himmel. Genau das ist mein Punkt.

            Und Linke sind überwiegend Akademiker.

  • schejtan 7. August 2014, 18:08

    „Doch die digitale Produktion gehört nicht zu den Dienstleistungen im klassischen Sinne. Das Erstellen von Apps ist nicht vergleichbar mit Serviceleistungen.“

    Ich finde aber schon, dass es noch zu frueh ist, vorherzusagen, ob sich die Gesellschaft wirklich so veraendern wird, wie du schilderst, oder ob das auch nur so eine Ente wie die Dienstleistungsgesellschaft ist. Und sich fuer den zweiten Fall die industrielle Basis zu erhalten ist sicher nicht verkehrt.

    „Es geht um Mentalitäten.“

    Mein Punkt ist ja gerade, dass viele Menschen mit der „richtigen“ Mentalitaet von sich aus ins Silicon Valley gehen und gar nicht erst versuchen, ihre Ideen an ihrem Heimatort zu verwirklichen. Sie wissen (oder glauben) nun mal, dass sie dort die besten Moeglichkeiten haben. Daran etwas zu aendern, geht nun mal nicht von heute auf morgen.

    „Sorry, wenn jemand allein dafür studiert, um später besser zu verdienen, so ist das kein Motiv ein kostenloses Studium durch die Gesellschaft zu ermöglichen.“

    Volle Zustimmung. Wobei ich in Deutschland auch bisschen das Problem, dass dort anscheinend keine grosses Interesse daran besteht, gute Leute auch zu halten. Meine alte Uni hat sich jedenfalls nahezu damit gebruestet, dass dort ausgebildete Menschen spaeter ins Ausland gehen.

    „Ein Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen, ist eine komplexe Geschichte.“

    Richtig. Und genau deshalb ist halt, auch unter Studenten, nicht jeder dazu geeignet. Was im Wesentlichen der Punkt ist, den neben mir noch andere versuchen hier zu machen.

    • In Dubio 7. August 2014, 18:39

      Deutschlands Akademiker-Quote (über alle Altersklassen) liegt so bei 13%. Nur jeder 6. ist selbständig. Ich denke, gerade von Akademikern ist es eine Verantwortung, sich mit der Selbständigkeit zu beschäftigen. Wer nicht sie, wer dann? Sicher nicht jeder und jede Tätigkeit ist dafür geeignet.

      Von vornherein jedoch gerade als Privilegierter zu meinen, Sicherheit und wenig Arbeit seien das Ziel – da muss ich sagen: da stimmt etwas nicht.

  • Oskar 7. August 2014, 21:16

    Deine Texte quillen vor lauter Gauckschen Nullwörtern wie „Verantwortung“, „Sicherheit“, „Payback“, „Verpflichtung“ nur so über, Stefan Pietsch, dass ich den Eindruck nicht los werde, dass dein Verständnis von „liberal“ ähnlich pervers wie das des Bundespfaffen ist.

  • Phil 8. August 2014, 04:40

    Deutschland erhält einen Bruchteil des weltweiten Risikokapitals und das hat seine Ursache in der Einstellung seiner Bürger und erst recht seiner jungen Eliten, seiner Technologiefeindlichkeit und seine Risikoscheu.

    Zum einen befindet sich der Markt erst im Aufbau und zum anderen hat die Bankenkrise gezeigt, dass auch weniger Kapital bereitgestellt wird.

    Oder, dass Du Dich verantwortlich fühlst für jene, die nicht dieses Glück haben? In dem Du überlegst – und handelst – was Du für andere tun kannst? Ihnen Arbeit geben, sie zur Selbständigkeit begleiten u.ä.? Ist das nicht Deine Verpflichtung, statt einfach nur ein überdurchschnittliches Einkommen zu genießen?

    Wir haben rund 4,5 Mio Selbständige, die alle mehr oder weniger ums Überleben kämpfen, da die Lohnquote in den letzten Jahrzehnten gesunken ist. Und du möchtest allen Ernstes noch mehr Selbständige? Zumal es auf dem europäischen Markt auch nicht besser aus aussieht, da die EU eine Deflationstendenz durch die erzwungenen Lohnkürzungen in einigen Ländern aufweist.

  • schejtan 8. August 2014, 09:33

    „Ich denke, gerade von Akademikern ist es eine Verantwortung, sich mit der Selbständigkeit zu beschäftigen.“

    Sehe ich nicht so. Wie du selber ja mehr oder weniger geschrieben hast, ist die wichigste Voraussetzung zur erfolgreichen Selbststaendigkeit, eine Idee zu haben und dieser gegenueber anderen ueberzeugend darzustellen. Die formale Ausbildung ist da eher zweitrangig. Abgesehen davon kann mal als Akademiker der Gesellschaft ja auch andere Art und Weise etwas zurueckgeben, als durch die Schaffung von Arbeitsplaetzen. Sei es, dass man als angestellter Ingenieur die technische Entwicklung vorantreibt, als Arzt Kranke versorgt, oder sich als Sozialpaedagoge um vernaechlissigte Kinder und Jugendliche kuemmert. Auf der anderen Seite gibt es wohl auch selbststaendige Taetigkeiten, deren gesellschaftlicher eher fragwuerdig ist. Abmahnanwalt zum Beispiel.

    „Von vornherein jedoch gerade als Privilegierter zu meinen, Sicherheit und wenig Arbeit seien das Ziel – da muss ich sagen: da stimmt etwas nicht.“

    Oh ja, solche Leute kenne ich auch. Die meisten davon sind uebrigens CDU Anhaenger. Gerade unter denen ist meiner Erfahrung nach die Einstellung „Ich komme aus einem gutem Elternhaus, also steht mir automatisch etwas zu. Und wenn es nicht klappt, fang ich halt bei Papi an“ ziemlich weit verbreitet.

  • Lemmy Caution 16. August 2014, 05:19

    So schlecht ist das auch nicht. In den commit logs gerade auch innovativer openSource Projekte tauchen ziemlich viele Deutsche auf. Ich halte das für einen aussagekräftigeren Indikator als flüchtiges Risiko-Kapital.
    Vieles in Silicon Valley ist boom-bust.
    Gerade auch im embedded Bereich, d.h. der Einbau von Intelligenz in Maschinen, gilt Deutschland – auch dank der Universitäten sowie der ihrer Zusammenarbeit mit der Industrie – als echt gut.
    Berlin ist in manchen Bereichen relativ stark. Die bezahlen auch relativ viel Geld. Im openSource Bereich ist Deutschland/Mitteleuropa gut vertreten. Es gibt da übrigens auch weniger Alters-Diskriminierung als in Silicon Valley.
    Für Altersversorgung halte ich die Rürup Rente für ein gutes System für gutverdienende, flexible Freiberufler.

    Mir stösst das auch immer auf, wenn Leute wie in dubio, den ich eher als Controller sehe, das hohe Lied des 7 x 24 Stunden für „seine“ Idee (ver-)brennenden Tüftlers singen. Nicht persönlich gemeint, aber wie viele Wochenenden wird sich wohl in dubio selbst mit dem innovativen blutenden Ende von Technik beschäftigen?
    Ich hab einfach zu viele in ihren 20ern hochgefeierte freaks erlebt, die es sich angewöhnt haben, es mit ihrer Innovationswut ein bisschen zu ernst zu nehmen. Ich habs auch lange nicht geglaubt, aber von denen tun sich viele spätestens mit 35 oft schwer, auch nur 2 Stunden in einem Büro konfliktfrei zu bestehen.

    • In Dubio 17. August 2014, 16:05

      Die Nationalität ist eben kein guter Indikator, sagt sich doch nichts über die Qualität eines Standortes aus. Nur der entscheidet am Ende darüber, ob der Ertrag von Innovationen in Form von Arbeitsplätzen, Steuern, Abgaben und Wachstum einem Land tatsächlich zu Gute kommen.

      Was bitte bringt Open Source?! Schön, wenn wir Wissen herschenken. Wohlhabend wird eine Gesellschaft damit nicht. Übrigens gibt es auch in Berlin enorme Altersdiskriminierung, was nur natürlich ist.

      Stimmt, ich bin kein IT-Entwickler. Damit hat es sich allerdings schon mit der Kritik an meinen angeblich gering ausgeprägten Tüftlerfähigkeiten. Meine Aufgabe ist Management, Organisation, Entwicklung und Controlling. Damit sind auch die Wochenenden gut gefüllt. Und: ich bin inzwischen weit von den 20ern entfernt. Danke für das Kompliment!

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