Bohrleute 20: Männer, Frauen, kennste kennste?

Ist es relevant für die Debatte, wenn man weiße Männer um ihre Meinung zum Feminismus fragt? Ariane dachte klar: ja, und Stefan und Marcel stellen sich ihren Fragen. Brauchen Männer auch Feminismus? Schadet das Patriarchat allen? Welche Rolle spielt Care-Arbeit? Fürchten sich Männer nachts alleine auf der Straße auch? Fragen über Fragen – und Versuche, Antworten zu geben, die nur der Beginn eines Diskurses sein können.

Shownotes:

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{ 40 comments… add one }
  • derwaechter 29. April 2022, 09:47

    Ich hatte auch ein Aha Erlebnis beim Hören. (Bin noch nicht ganz durch)
    Ich war gerade völlig überrascht, wie Leute meines Alters (ich bin nur wenige Jahre älter als ihr) so dermaßen klischeehaft aufwachsen konnten und auch jetzt noch vieles so erleben.
    Natürlich gibt es immer noch enorme Schieflagen zwischen den Geschlechtern. Ich will das überhaupt nicht bestreiten. Ich erlebe das auch ständig.

    Aber so extrem? Als Student nicht kochen und wäschewaschen können?
    Als Feminist noch mit Mitte 30 nicht wissen wie die Waschmaschine funktioniert?
    Ernste Frage: Wie hast du denn bis dahin deinen Wäsche sauber bekommen?

    • Ariane 29. April 2022, 10:22

      Andere Frauen waschen dann die Wäsche^^ Obwohl ich mittlerweile sogar mehr Männer kenne, die bügeln, während das bei mir und anderen Frauen total wegrationalisiert wurde.

      Es gab dazu mal eine Studie, wieviel Zeit für Hausarbeit aufgewendet wurde (und der Geschlechtsunterschied war immer noch enorm), aber insgesamt ist die Zeit zurückgegangen, also vieles wird einfach nicht mehr gemacht oder sehr viel weniger. Alltagskleidung wird zb gar nicht mehr gebügelt und Fenster vermutlich nicht mehr so häufig geputzt und was so die typische Hausfrau früher noch gemacht hat.

      • Stefan Sasse 29. April 2022, 10:43

        Wir haben gar kein Bügelbrett und Bügeleisen mehr. Wir bügeln überhaupt nicht. ^^

        Und ja, genau das. Bestimmte Arbeiten, die früher erwartet wurden, sind mittlerweile einfach seltener geworden oder weggefallen (wer mangelt denn noch Wäsche?). Weil sie eben nur mit massivem zeitlichen Aufwand und unbezahlter Frauenarbeit je machbar waren. Wie nutzlos ist denn zum Beispiel das Bügeln von Unterwäsche oder Stofftaschentüchern?

        • derwaechter 29. April 2022, 11:48

          Auf jeden Fall.
          Ich Frage mich manchmal ehrlich, womit Vollzeithausfrauen so den Tag verbracht haben. Aber klar, wenn die Kinder nicht ausser Haus betreut waren, und man wirklich jedes T-Shirt bügelt, perfekten Kuchen backt und alle 4 Wochen die Fenster putzt, kriegt man seinen Tag auch gefüllt 🙂

          Profi-Tipp: wenn man Hemden nach dem (Hemden!)-Waschgang ein paar Minuten in den Trockner macht und dann zum Trocknen ordentlich auf Bügel hängt, kann man die auch ungebügelt tragen.

          Seitdem ich das weiß, verstaubt unser Bügelbrett auch im Keller 🙂

          • Stefan Sasse 29. April 2022, 18:35

            Ich hab es in der Erkenntnis verkauft.

            • derwaechter 29. April 2022, 19:16

              Das ist so verstaubt, da kriege ich jetzt auch nichts mehr für 🙂

          • Ariane 30. April 2022, 02:08

            Profi-Tipp: wenn man Hemden nach dem (Hemden!)-Waschgang ein paar Minuten in den Trockner macht und dann zum Trocknen ordentlich auf Bügel hängt, kann man die auch ungebügelt tragen.

            Gilt auch für Stoffhosen oder andere problematische Kleidungsstücke. Obwohl vielleicht heutzutage auch der höhere Polyesteranteil in Kleidung hilft (Frauen haben dazu noch den Vorteil, dass viel Stretch ist^^) Und ja, mein Dampfbügeleisen steht auch für Notfälle auf dem Dachboden und ein echtes Bügelbrett hatte ich nie.

            Insgesamt „verwahrlost“ man vermutlich ein wenig, weil kein Mensch täglich komplett putzt und saugt und wischt, sondern nur noch einmal die Woche oder gelegentlich die Fenster mal macht. Und alle sind weniger zu Hause, denn wie man weiß ist Dreck vermeiden die absolut effektivste Methode der Hausarbeit 😀

            • Stefan Sasse 30. April 2022, 09:59

              Nein, das ist keine Verwahrlosung. Es ist eine Normalisierung vorher völlig überzogener Erwartungen.

      • derwaechter 29. April 2022, 11:59

        „Es gab dazu mal eine Studie, wieviel Zeit für Hausarbeit aufgewendet wurde (und der Geschlechtsunterschied war immer noch enorm)“

        Daran zweifele ich nicht. Erst Recht nicht, nachdem ich euch heute zugehört habe. Stefans Geschichten aus der süddeutschen Provinz z.B. haben mir noch Mal vor Augen geführt, wie groß die Unterschiede sind. Dass schlägt sich ja im Durchschnitt nieder, da die wenigen Haushalte mit 50/50 das statistisch nicht ausgleichen können.

        • Stefan Sasse 29. April 2022, 18:36

          Ich glaube, 50:50 ist so was wie ein schwarzer Schwan.

          • derwaechter 29. April 2022, 19:11

            Genau. Kein Wunder das det Durschnitt dann so ist wie er ist.

            • Stefan Sasse 29. April 2022, 20:48

              Wie meinen?

              • derwaechter 30. April 2022, 02:35

                Weil es so gut wie keine umgekehrte Verteilung gibt, ist der durschnittliche Frauenanteil so hoch. Keine bahnbrechende Erkenntnis, sondern schlecht formuliert 🙂

                • Stefan Sasse 30. April 2022, 10:00

                  Ach so, ja, das ist klar. Ich meinte aber gar nicht im Schnitt, sondern dass es, wie du schon sagst, praktisch gar nicht andersrum vorkommt.

    • Stefan Sasse 29. April 2022, 10:40

      Ich konnte als Student schon die Waschmaschine anschalten, die wir damals in der WG hatten, aber ich hab danach jahrelang keine mehr benutzt, und einen Trockner nie – das hat immer meine Frau gemacht (und vorher meine Mutter). Von daher wusste ich schon wie eine Waschmaschine funktioniert; ich wusste nicht, wie UNSERE funktioniert. Das wäre natürlich in einer Minute herauszufinden gewesen (die Dinger sind ja nicht kompliziert), der relevante Faktor ist, dass ich es nicht gemacht habe. Gleiches gilt für Kochen: ich konnte schon Mahlzeiten zubereiten, musste ich als Student ja logischerweise auch tun. Aber Maultaschen anbraten, MaggiFix-Gerichte zusammenrühren oder Fertigpizza aufbacken sind halt andere Kompetenzen als kochen. Ich konnte auch einige Gerichte, Kartoffelgratin etwa, aber eben nicht wirklich Kochen. Ich bin da immer noch nicht sonderlich gut drin, auch wenn man meine Bandbreite inzwischen wesentlich höher ist.

      • Ariane 29. April 2022, 11:08

        Obwohl ich als Frau auch absolut null kochen kann und immer wieder froh bin, dass man heutzutage nicht mehr so abhängig von dieser Tätigkeit ist wie früher^^

        Es macht geschlechtsunabhängig aber auch enorm viel aus, ob man mal längere Zeit alleine gewohnt hat. Früher, gerade bei Männern, war es zb auch viel üblicher, direkt von zu Hause mit seiner Freundin/Frau zusammenzuziehen, da kommt man gut durch ohne geschlechtsuntypische Sachen zu lernen. Hat sich heute durch die Unstetigkeiten in Beziehungen und dass oft alles etwas später losgeht, auch schon stark entzerrt. Ich sehe das aber zb auch bei meiner Mutter, die nach langer Zeit wieder alleine wohnt und sich mit den typischen Ärgernissen herumschlägt, wie eben Autowaschen^^

        • Stefan Sasse 29. April 2022, 18:32

          Gut, aber das war für mich jetzt nicht relevant. Ich hab einige Jahre alleine gewohnt, bzw. in einer WG.

      • derwaechter 29. April 2022, 12:03

        Kochen ist ja auch eine Interessen-Frage. Wir haben in der Studenten-WG auch zuseammenn richtig gekocht. Andere haben sich eher von Pommes, Tiefkühlpizza und Fertignudeln ernährt. Da wäre ich damals schon verrückt geworden 🙂

        Aber das mit der Waschmaschine schockt mich immer noch. Weniger Waschen, als deine Frau ok, aber nie? Mit Mitte 30? Als Feminist! Das war schon eine enorme kognitive Dissonans, oder?

        • Stefan Sasse 29. April 2022, 18:37

          Tatsächlich nicht, das ist ja das Absurde. Aber die 68er hatten ja auch nie ein Problem damit von Gleichheit und Emanzipation zu reden und sich von ihren Frauen bekochen und beputzen zu lassen.

          • derwaechter 29. April 2022, 19:15

            Dass weiss ich ehrlich gesagt nicht. Aber 1968 war die Gesellschaft drumherum noch eine ganz andere als bei dir in den 2010ern.
            So leicht kommst du aus der Nummer nicht raus 🙂

            • Stefan Sasse 29. April 2022, 20:48

              Ich will da auch gar nicht leicht raus, sonst hätte ich kaum den Podcast gemacht. Ich weise nur daraufhin dass das offensichtlich ein weit verbreitetes Problem ist. Kommt nächste Woche noch ne Rezension zum Thema.

              • Ariane 30. April 2022, 02:03

                Wäsche waschen ist wirklich DAS Klischee und Betten beziehen, wenn die Männer nicht beim Bund waren^^

                Obwohl sich das statt 50;50 halt auch oft nach Neigungen aufteilt, ich war immer bereit, die Wäsche zu machen, wenn der Mann dann gekocht und das Auto gewaschen hat.

                • derwaechter 30. April 2022, 02:31

                  „Obwohl sich das statt 50;50 halt auch oft nach Neigungen aufteilt, ich war immer bereit, die Wäsche zu machen, wenn der Mann dann gekocht und das Auto gewaschen hat.“

                  Deal! 🙂

                • Stefan Sasse 30. April 2022, 09:59

                  Hah! Betten beziehen ist bei uns im Haushalt schon immer mein Job gewesen, genauso wie Nähen. Beides kann meine Frau überhaupt nicht (wobei mein „Nähen“ sich auf das Zusammenfügen zweier Stoffkanten mit sehr groben Stichen beschränkt).

  • Ariane 29. April 2022, 10:27

    Ich hab gerade nochmal reingehört, und was mir aufgefallen ist: ihr wart tatsächlich teilweise sehr reflektiert und defensiv. Vielleicht müssen wir nochmal ne Nachfolge machen mit eher konservativeren Vertretern wie Wächter zb oder mein Stammhörer ist auch ein arg konservativer Hörer (was sehr praktisch ist, mal Feedback aus der Unwoke-Bubble zu bekommen).

    Denn so ungefähr 50% waren dann ja doch eher Dinge, bei denen Frauen noch die Nachteile des Patriarchats ausbaden^^

    • Stefan Sasse 29. April 2022, 10:43

      Von mir aus gerne.

    • derwaechter 29. April 2022, 11:40

      Ich bin nicht konservativ. Wir kommst du denn darauf?

      • Ariane 30. April 2022, 01:59

        Weiß dafür keinen anderen Namen, unwoke eben. Stefan und Marcel sind ja feministischer als ich, was meine Idee des Podcasts ein wenig unterlaufen hat, obwohl ich es trotzdem spannend fand.

        • derwaechter 30. April 2022, 02:59

          Ja, mit vielem was unter woke läuft kann ich wirklich wenig anfangen. Aber konservativ definitiv nicht.

          Deinen Eindruck finde ich dennoch interessant. Im Vergleich zu den beiden (gemessen am Podcast und Stefans Beiträgen im Blog) stehe ich irgendwie dazwischen glaube ich. Politisch sehe ich die Sachen etwas entspannter, persönlich hatte ich aber auch nie solche Brüche oder Aha-Erlebnisse wie die beiden sie beschreiben.

        • Stefan Sasse 30. April 2022, 09:58

          Ich weiß was du meinst; „konservativ“ würde ich es auch nicht nennen 🙂

          • Thorsten Haupts 30. April 2022, 13:16

            Nehmt halt mich! Na, funktioniert auch nicht – die Erwartungshaltung, Frauen seien für Hausarbeit zuständig, habe ich schon in meiner Zeit an der Bundeswehruniversität verloren.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 30. April 2022, 15:48

              Wenn du Lust hast, sehr gerne.

              • Thorsten Haupts 30. April 2022, 18:27

                Jederzeit bereit.

                • Stefan Sasse 30. April 2022, 18:46

                  Ja voll gut! Schreib mir mal ne Mail mit Kontaktdaten, dann können wir das genauer bereden.

  • Arne Hoffmann 30. April 2022, 16:14

    Herzlichen Dank fürs Verlinken, Stefan! (Ja, ich lese deinen Blog immer noch. Vor allem die Beiträge von Stefan Pietsch gefallen mir oft sehr gut.)

    Einige kleine Anmerkungen zu der Passage über mich:

    Einer der wenigen fettgedruckten Sätze in meinem Buch „Sind Frauen bessere Menschen?“ (2001) findet sich gleich in der Einleitung: „Denken Sie bitte beim Lesen dieses Buches von Anfang bis Ende daran, dass die Frauenbewegung nicht grundsätzlich des Teufels ist.“ Ich habe problematische Aspekte in der feministischen Ideologie benannt und belegt; das war damals überfällig. Weshalb ich trotzdem nicht finde, dass man Antifeminist werden sollte, erläutere ich zum Beispiel ausführlich im Vorwort meines „Lexikons der feministischen Irrtümer“ (letztlich eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage).

    Vor ein paar Jahren habe ich ein Buch herausgebracht, in dem jene FeministInnen und MaskulistInnen, die nicht von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit beseelt sind, eine Zusammenarbeit anstoßen. Das Buch findet sich auch prominent auf meiner Autorenwebsite:
    https://arnehoffmann.eu

    Hier eine Kurzvorstellung des Buches vom Litertaturhaus Nordhessen:
    https://vb-ks.de/kassel-liest/gleichberechtigung-eine-utopie

    Zuletzt geht es Männerrechtlern nicht darum, dass Männer in unserer Gesellschaft „total unterdrückt“ würden. Warren Farrell, dem Stammvater unserer Bewegung, folgend, sprechen wir von einer „bisexistischen Gesellschaft“, in der beide Geschlechter Benachteiligungen erfahren, die oft miteinander verknüpft sind. (Ein plakatives Beispiel: Das Festlegen der Frau auf die Rolle des Hausmütterchens und das Festlegen des Mannes auf die Rolle des Alleinernährers bedingen einander.) Nur wird in den Leitmedien eben selten von Benachteiligungen von Männern gesprochen, vor 2001 schon gar nicht.

    • Stefan Sasse 30. April 2022, 18:45

      Hi Arne,

      schön mal wieder von dir zu hören, und freut mich, dass du den Podcast angehört hast! Ich gebe dir völlig Recht, dass Auswüchse wie Valerie Solanas und ähnlicher Bullshit durchaus eine Kritik verdienten. Nur leider wird und wurde unter dieser Kritik sehr viel Positives der letzten zwei Dekaden recht unreflektiert ebenfalls in die Tonne getreten (nicht zwingend von dir!), und gerade das stört mich sehr. In der Bewegung schwimmt viel Mist mit, was natürlich für den Feminismus auch gilt (Alice Schwarzer etwa ist ja völlig unerträglich).

      Lg
      Stefan

    • Stefan Pietsch 30. April 2022, 19:15

      Ja, ich lese deinen Blog immer noch. Vor allem die Beiträge von Stefan Pietsch gefallen mir oft sehr gut.

      Danke. Liest man immer wieder gern. 😉

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