Bohrleute, Episode 2: Rezo, SPD-Pflaster und der 2. Akt im Scholz-Drama

Im Jahr 2019 hat der YouTube-Influencer Rezo mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ von sich reden gemacht und die Rentnerrepublik Deutschland erschüttert. Nun versucht er dasselbe mit seiner „Zerstörung Teil 1: Inkompetenz“. Wir sprechen darüber, welche Rolle Rezo im Medien- und Öffentlichkeitsgefüge einnimmt, warum die Medienschaffenden so aggressiv auf ihn reagieren und ob seine Kritik berechtigt ist.

Dabei müssen wir ein breiteres Netz auswerfen und uns mit der Frage beschäftigen, in welchem Kontext Politiker*innen eigentlich Versprechen abgeben und wie diese bewertet werden müssen. Wir sprechen über Koalitionsverträge und wie sie zunehmend einen Scheuklappeneffekt hervorrufen und über die Macht von Krisen.

Zuletzt wenden wir uns dem zweiten Akt des Kanzlerdramas zu, in dem Olaf Scholz überraschend die SPD in den Umfragen an der CDU vorbeigezogen hat. Hier sprechen wir darüber, warum die SPD einen brillanten Wahlkampf auf einer furchtbar schlechten Ausgangsgrundlage macht und inwiefern sie von der Schwäche ihrer Konkurrenten profitiert.

Shownotes:
Rezo – Zerstörung Teil 1: Inkompetenz
Rezo – Zerstörung der CDU
Forsa-Umfrage: SPD erstmals seit 2006 vor der Union

(Musik: Intro aus Accou – Sarabande BWV 1002 (Partita No.1 for violin solo in B-minor), Outro aus Accou – Bourree (I.S. Bach BWV 1002, Violin Partita No 1 in B minor))

{ 68 comments… add one }
  • Erwin Gabriel 27. August 2021, 17:45

    Beide Rezo-Videos habe ich mir angeschaut. Ich kann faktisch nur sehr wenig aussetzen. Es spielt zwar durchaus immer wieder seine Meinung mit rein (er steht politisch wohl irgendwo zwischen links und grün), und man hat auch nicht immer einen durchgängigen roten Faden. Aber er erläutert seine Standpunkte, gibt vorbildlich die Quellen an, und da, wo er der Union auf die Fresse haut, hat er (finde ich) Recht. Rezos Trefferquote liegt nach meiner Sicht bei deutlich über 90 %.

    Die CDU ist eine abgewirtschaftete, ausgebrannte Partei. Sie macht in erster Linie Politik für Rentner, vermeidet potentielle Aufreger (das versagen in Afghanistan kommt nicht von ungefähr), und klammert Themen, die ältere Menschen weniger bewegen (Klimawandel, Bildung, Digitalisierung etc.) aus, oder betreibt sie nicht durch die Tat, sondern nur mit dem Mundwerk (Stichwort „Peter Altmaier“).

    Ich vermute aber, dass das Ergebnis für die anderen Parteien ähnlich katastrophal ausfallen würde, würde man sich ihnen mit dem gleichen Aufwand nähern.

    • Stefan Sasse 27. August 2021, 18:28

      Ich habe kein Problem mit seinem Inhalt, da bin ich völlig bei dir. Das Problem ist die Einordnung. Das fängt schon damit an, dass er es als Mysterium darstellt, dass die CDU mehr inkompetente Minister*innen hat als etwa die Grünen. Ja, no shit, dafür musst du halt auch an der Regierung sein.

      Ich bezweifle, dass das Ergebnis SO katastrophal bei den anderen wäre wie bei der Union, aber er ist definitiv einseitig, was das angeht – notwendigerweise, wenn er auf Kompetenz im Amt schaut, aber da wäre es schon ehrlich darauf aufmerksam zu machen.

      • Erwin Gabriel 27. August 2021, 18:44

        @ Stefan Sasse 27. August 2021, 18:28

        Dass Rezo links ist, merkt man. Für einen Linken (ja, auch für Rechte, Konservative, Liberale etc.) argumentiert er aber sehr faktisch, mit belegten Beispielen, nicht nur mit seinem Weltbild. An mancher Stelle, wo ich denke, dass jetzt etwas wie „so ein Idiot“ oder „so ein Arsch“ als Spruch fällig wäre, folgt dann so etwas Sanftes wie „echt jetzt?“.

        hart in der Sache, vergleichsweise zurückhaltend im Stil – gefällt mir gut. Der junge Mann hat meinen Respekt. Da können sich viele „richtige“ Journalisten eine Scheibe abschneiden.

        Ich bezweifle, dass das Ergebnis SO katastrophal bei den anderen wäre wie bei der Union, …

        Ich weiß nicht, wie sehr Du die beiden Regierungen von Hannelore Kraft mitbekommen hast. Deutlich schlechter als jetzt Armin Laschet, und der ist nun wirklich nicht der Held.

        … aber er ist definitiv einseitig, was das angeht – notwendigerweise, wenn er auf Kompetenz im Amt schaut, aber da wäre es schon ehrlich darauf aufmerksam zu machen.

        Ja (…, aber …)

        Er sagt klar (zumindest in seinem ersten CDU-Video), dass Klimapolitik ein sehr wichtiges Thema für ihn ist, und dass CDU und SPD da verkacken. Und da hat er Recht. Keine Ahnung, ob die anderen das besser hinkriegen, aber diese beiden Parteien haben BEWIESEN, dass sie es nicht können.

        Das, was er macht, ist mir jedenfalls deutlich lieber als so Zeug wie Extra 3 oder Heute-Show

        • Stefan Sasse 27. August 2021, 18:58

          „Für einen Linken“? Als wären faktische Belege rechts oder links irgendwie mehr verbreitet als auf der jeweils anderen Seite…

          Ich finde ihn ja nicht schlimm oder so was, ich habe nur die erwähnten Probleme bei der Einordnung. Aber wie gesagt, da kann ich vermutlich nicht aus meiner Lehrer-Haut.

          Ne, hab Kraft nicht mitbekommen, aber ich bekomme gar keine Landesregierungen mit, ehrlich gesagt. Nicht mal meine eigene wirklich.

          Zustimmung.

          • Erwin Gabriel 28. August 2021, 10:37

            Das mit „links“ habe ich ja schon in der Klammer relativiert. Und auch eine taz, ein Spiegel oder die BILD ordnen sich nicht in jeder Ausgabe ein.

            • Stefan Sasse 28. August 2021, 11:26

              Würde ich auch nicht behaupten. Ich etabliere hier ja eher, was meine Erwartung ist und beschreibe nicht den Status Quo.

              • Erwin Gabriel 28. August 2021, 14:46

                @ Stefan Sasse 28. August 2021, 11:26

                Würde ich auch nicht behaupten. Ich etabliere hier ja eher, was meine Erwartung ist und beschreibe nicht den Status Quo.

                Wenn Deine Kritik die anderen Medien und den ÖR einschließt, bin ich bei Dir.

      • Erwin Gabriel 27. August 2021, 18:46

        PS: Wenn ich diese Anforderungen an den ÖR oder „Qualitätsmedien“ stelle, lautet Deine Antwort immer, dass es in Ordnung ist, mehr auf der Meinungsebene zu schreiben. Er belegt im Gegensatz zu denen alle Vorgänge mit Quellen, selbst wenn die Bewertung seiner Meinung unterliegt.

        • Stefan Sasse 27. August 2021, 19:00

          Ich hab kein Problem mit seiner Meinung! Ich kritisiere nur die Struktur seines Beitrags. Das gilt ja auch für die ÖRR.

  • Erwin Gabriel 27. August 2021, 18:30

    @ Marcel

    Ich habe mir inzwischen den auch den Podcast angehört. Ich kann mich Deiner elitären Sichtweise nicht anschließen, dass Rezo auch noch alles erläutern, einordnen und Grundlagen erklären müsste. Wenn ein Armin Laschet im Wahlkampf morgens Hüh und abends Hott sagt, brauche ich keine Erläuterung zum Hintergrund; dann ist der Mann ein Lügner oder Inkompetenz. Wenn ein Andi Scheuer trotz vieler Warnungen Verträge zur Maut abschließt, die viel Geld kosten, selbst wenn die Maut schiefgeht, gehört er wegen Veruntreuung in den Knast. Wenn eine Julia Klöckner reinste Lobbyarbeit macht, statt sich um das Verbraucherwohl zu kümmern, gehört sie aus ihrem Job geschossen.

    Rezo liefert genügend Anhaltspunkte, Stichwörter und Quellen, damit sich jeder Interessierte so schlau machen kann, wie er will. Vorbildlich für Medien, Parteien etc., die einfach viel weniger Background und Hintergrund-Infos liefern als er.

    Und selbst wenn man in der Politik Kompromisse machen muss (das Beispiel „Mindestlohn“ hast Du ja gebracht), passt das nicht zu Upload-Filtern, Maut-Verträgen etc. Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Unsere (Regierungs-)Politiker sind entweder hochgradig inkompetent, oder sie verarschen uns.

    Meine Einschätzung ist da relativ klar: Blöd ist da keiner. Klöckner weiß, was sie tut, Scheuer weiß, was er tut, Altmaier weiß, was er tut, und Armin Laschet weiß auch, was er tut. Beschäftige Dich mal mit Abgeordnetenwatch oder Lobbycontrol für weiteren Hintergrund.

    • Stefan Sasse 27. August 2021, 18:56

      Danke für die Rückmeldung!

    • Marcel Weiß 30. August 2021, 12:03

      „ Ich kann mich Deiner elitären Sichtweise nicht anschließen, dass Rezo auch noch alles erläutern, einordnen und Grundlagen erklären müsste.“

      Da liegt ein Missverständnis vor. Ich fordere das auch nicht. Im Gegenteil, ich finde, dass Rezo das erstaunlich gut macht und mehr von „professionellen“ Politikjournalist*innen zu erwarten ist.

    • CitizenK 2. September 2021, 09:45

      Ja. Was Rezo macht, wäre eigentlich der Job der gutbezahlten Berufs-Journalisten. Ohne blaue Haare und Jugend-Slang. Und das für alle Parteien. Zur Prime Time im TV.

      • Stefan Sasse 2. September 2021, 10:22

        Wie ich im Podcast gesagt habe sehe ich das etwas anders. Berufsjournalist*innen können nicht einfach Begriffe wie Korruption um sich werfen oder feststellen, dass die CDU die meisten inkompetenten Minister*innen in ihren Reihen hat.

        • CitizenK 2. September 2021, 18:59

          Auf Pressekonferenzen wird sittsam-zahm gefragt. Warum nicht mal Klartext reden: Einzige logische Folgerung „Inkompetenz oder Lüge“?
          Die Kanzlerin fragen (und nachhaken), warum sie einen Minister im Amt hält, der so eben mal ne halbe Milliarde verpulvert.

          • Stefan Pietsch 2. September 2021, 19:58

            Also, wenn jemand Menschenleben auf dem Gewissen hat, ist das für Sie kein Rücktrittsgrund, wohl aber, wenn er eventuell (sicher ist das ja immer noch nicht) einen Schaden von einer halben Milliarde verursacht hat. Jeder hat halt so seine Prioritäten. Reiht sich ein in das linke Mantra: Vermögensdelikte sind härter zu ahnden als Delikte gegen Personen. Passt.

            • Stefan Sasse 3. September 2021, 00:40

              Schalt mal einen Gang runter.

              • Stefan Pietsch 3. September 2021, 10:55

                Das wäre zu CitizenK angebracht gewesen. Es ist Wesensmerkmal der Regierungen Merkel, dass Minister nicht politische Verantwortung übernehmen. Das trifft nicht auf einzelne Politiker zu. Und nach einem historischen Desaster von globalem Ausmaß zu rufen, „aber der hat eine halbe Milliarde Schaden verursacht“, ist zurückhaltend ausgedrückt daneben.

          • Stefan Sasse 3. September 2021, 00:40

            Da kannst so oft nachhaken wie du willst, die werden trotzdem ausweichen. Und wenn du das penetrant machst geben sie halt keine Interviews mehr.

            Dieser Gotcha-Journalismus ist aber eh wertlos in meinen Augen.

  • Hias 28. August 2021, 01:53

    Interessante Folge.

    Der Bundestagswahlkreis von Scholz ist insofern interessant, da er nicht in Hamburg antritt, sondern in Potsdam, im Wahlkreis 61 antritt, genau wie Baerbock. Hier kann man also tatsächlich mit der Erststimme auswählen, wen man lieber als Kanzler hätte.

    Auch wenn es noch einen Monat hin ist und sich noch sehr viel bewegen kann, sehe ich aktuell nicht, welches Thema oder welche Entwicklung Scholz so abschießen könnte, dass die gut 70%, die weder Laschet noch Baerbock für kanzlerfähig halten, doch Union bzw. Grüne wählen.

    Bei den möglichen Koalitionen gebe ich Dir Recht. Ich sehe da auch nur die Ampel und Jamaika. Rot-Rot-Grün wird wahrscheinlich schon an der SPD und wahrscheinlich auch an den Abgeordneten der beiden roten Parteien scheitern (die sich in vielen Fällen nicht ausstehen können), ganz zu schweigen von inhaltlichen Differenzen. Zugleich wird die SPD-Basis keine Deutschlandkoalition mitgehen. Nach der ungeliebten GroKo jetzt noch die FDP dazuholen, das wird wahrscheinlich im Mitgliederentscheid durchfallen.
    Interessant wird dann, wie sich Grüne und FDP verhalten nach der Wahl und wenn ich mir das so anschauen, dann scheint Laschet hier Vorteile zu haben. Könnte gut sein, dass Laschet in der Nachspielzeit bzw. im Elfemterschießen gewinnt.

    • Erwin Gabriel 28. August 2021, 10:46

      @ Hias

      Könnte gut sein, dass Laschet in der Nachspielzeit bzw. im Elfemterschießen gewinnt.

      Kann weder den Fakten noch der Analyse widersprechen. Aber weder Laschet noch die Union sollten oder dürften in irgendeiner Form an der Regierung beteiligt sein.

    • Stefan Sasse 28. August 2021, 11:25

      Danke für die Korrektur. Ich gebe Laschet 90% Chance auf das Kanzleramt gerade.

      • Hias 29. August 2021, 00:54

        Ne, 90 Prozent ist deutlich zuviel. Ich sehe nach wie vor nicht, wie er den Trend umkehren könnte. Wenn er in den Triellen gut abschneidet, dann kann er wohl maximal den Stimmenverlust stoppen (außer Scholz patzt ganz massiv).
        Nach aktuellem Stand würde ich sagen, es ist ausgeglichen, ob er Kanzler wird oder am Wahlabend bzw. kurz danach abgesägt wird

        • Erwin Gabriel 29. August 2021, 07:57

          @ Hias 29. August 2021, 00:54

          Ne, 90 Prozent ist deutlich zuviel.

          Zustimmung. Alles ist noch offen.

        • Stefan Sasse 29. August 2021, 09:10

          Ich warte noch auf den medialen Herdentrieb, Scholz runterzuschreiben. Es sind noch vier Wochen Zeit dafür, das reicht dicke.

          • Hias 29. August 2021, 11:31

            Ja, so wie der Wahlkampf läuft, müsste als nächstes Lindner die Führung übernehmen.
            Mir fehlt allerdings die Vorstellungskraft, mit was man Scholz attackieren kann. Wirecard ist (wie Laschets Noten-Affäre) medial schon durch, in der Warburg-Sache scheint auch nicht viel Substanz zu stecken etc.
            Hinzu kommt, große Teile der Bevölkerung hat sich die Meinung über Laschet und Baerbock gebildet, nämlich, dass sie nicht Kanzlerfähig sind (ca. 70 Prozent ist laut Politbarometer der Meinung). Mir fehlt da die Fantasie, wie die beiden davon, innerhalb eines Monats(!), davon wieder runterkommen sollen.

          • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:29

            Ich kann das nicht mehr hören. Dass Baerbock und Laschet die mit Abstand unbeliebtesten Spitzenkandidaten ihrer Parteien sind, liegt doch nicht am „Runterschreiben“. Das entlastet die Personen, wo nichts zu entlasten gibt. Laschets Persönlichkeitswerte waren 2019 schlecht, sie waren 2020 mies und sie sind 2021 unterirdisch.

            Baerbock war im April ein unbeschriebenes Blatt. Sie hatte eine einmalige Chance, wie jeder. Die Person mit einem positiven Image aufzuladen. Das funktioniert natürlich nur, wenn man zum einen echte Pluspunkte vorzuweisen und andererseits nah an den Menschen kommunizieren kann.

            Christian Lindner war im Sommer 2017 der fünftbeliebtes Politiker. Aufgrund signifikanter politischer Fehler litt sein Image enorm, er stürzte ab. Vier Jahre später hat er die Imageverluste immer noch nicht ausgeleichen können, obwohl seine Partei inzwischen besser bewertet wird.

            Solche Aussagen zeigen eher erhebliche Wissensmängel über Image und Marketing.

            • Stefan Sasse 29. August 2021, 21:49

              Baerbock hatte eine super Hand und hat sie weggeschmissen.
              Scholz hatte eine super schlechte Hand und hat sie brillant eingesetzt.
              Laschet hat eine stabile Hand und spielt schlecht.

        • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:42

          Mir fehlt die Phantasie, wie jemand mit dreiviertel Ablehnung Kanzler werden könnte. Aber lassen wir uns von Stefan überraschen.

  • Stefan Pietsch 28. August 2021, 15:14

    Sehe ich nicht so.

    Damit Laschet Kanzler werden kann, benötigt er sowohl die Stimmen der Grünen als auch die der FDP. Anders als 2005 steht mit der SPD kein Weißer Ritter zur Verfügung. Für beide bedeutet die Koalitionskombination mit zwei „rechten“ bzw. „linken“ Parteien den Sprung ins feindliche Lager. Dafür bedarf es Argumente.

    Das Argument ist der Regierungsauftrag. Bisher gingen alle Beobachter davon aus, dass die Union mit Abstand stärkste Kraft würde. Das ließe sich als Regierungsauftrag werten, was die kleineren Parteien in der Vergangenheit auch meist so respektiert haben. 2005 war das übrigens nicht klar, da Union und SPD nur durch die Nachkommastelle getrennt waren.

    Nun könnte es jedoch ein spannendes Rennen geben. Wenn die SPD am Wahlabend bei 23-24 Prozent vor der Union läge, gäbe es für die Grünen kaum ein Argument, Laschet zu stützen. Und die Liberalen wären, gerade wenn R2G möglich wäre, in einer Zwangslage. Das erscheint momentan als das wahrscheinlichere Szenario, weshalb die gesamte SPD ein solches Linksbündnis nicht ausschließen mag. Es ist taktischer Natur, auch wenn dies als Menetekel für bürgerliche Wähler als Drohkulisse dient. Nichts ist umsonst.

    • Stefan Sasse 28. August 2021, 16:57

      Ich hab am Montag nen Artikel, aber in Kürze: die Grünen machen Jamika, keine Frage.

      • Stefan Pietsch 28. August 2021, 18:18

        Da muss die Begründung schon richtig gut sein.

        • Stefan Sasse 28. August 2021, 18:35

          Sie haben bisher nicht auch nur den geringsten Anlass gegeben, daran zu zweifeln.

          • Stefan Pietsch 28. August 2021, 18:43

            ??

            Die einzige Aussage dazu seit Monaten ist, dass man möglichst stark werden will. Weder signalisierte man im Mai Ampeloptionen noch sonst etwas, außer, dass die Option Grün-Rot-Rot auf dem Tisch läge.

            Daraus zu lesen, die Grünen hätten keinen Zweifel an Jamaika gelassen, halte ich für weit hergeholt, schließlich ist das keine „natürliche“ Option.

            • Stefan Sasse 28. August 2021, 20:12

              Die Grünen waren 2017 geradezu euphorisch, Jamaika zu machen. Sie haben seither auf Länderebene jede Option ergriffen. Warum sollte sich das plötzlich geändert haben?

              • Hias 29. August 2021, 00:46

                Naja, 2017 war auch ne andere Zeit und ne andere Union.
                Ich bin zwiegespalten. Gehen wir mal davon aus, dass der Trend weiterläuft und die SPD relativ knapp (1-2 Prozentpunkte) vor der Union landet.
                Bei den Grünen sieht’s so aus:
                Contra:
                Laschet ist nicht Merkel, mit der man 2017 verhandelt hat.
                Die SPD ist der Basis näher, da wird es schwer, für Jamaika und gegen R2G und Ampel zu argumentieren.
                Die Union ist in einer gefährlichen Stimmung und es kann gut sein, dass Laschet der Laden um die Ohren fliegt.
                Pro:
                Laschet ist der „leichtere“ Verhandlungspartner, wenn die Union weniger 25 Prozent einfährt, da eine Regierungsbeteiligung dann das einzige ist, was ihn retten kann
                Die FDP ist für Jamaika, sie zu einer Ampel zu bewegen kann schmerzhafter werden.
                Die Grünen haben sich auf Jamaika eingestellt, da sind sie wahrscheinlich besser für die Verhandlungen vorbereitet.
                Die SPD-Linke trumpft nach einen Wahlsieg auf und verlangt R2G, Scholz stellt sich quer und die SPD zerkriegt sich.

                Schwierig, da wird es wohl auf die genaue Ausgangslage am Wahlabend ankommen, insbesondere, wie stark die FDP abschneidet und ob Laschet (bei einem schlechten Ergebnis) den Wahlabend überlebt

                • Hias 29. August 2021, 00:57

                  Ah, bei Pro noch Vergessen:
                  Laschet hat den Bonus, dass er Mitglied der PizzaConnection war, da dürfte er einige mögliche Partner gut kennen

                • Stefan Sasse 29. August 2021, 09:09

                  Wir haben 2021, und die rechte Mitte dreht immer noch um 2015. Ich würde das nicht geringschätzen wollen.

                  • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:30

                    Absolut unsinniger Vorwurf.

                    • Erwin Gabriel 29. August 2021, 17:13

                      @ Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:30

                      Absolut unsinniger Vorwurf.

                      Hhm

                      Ich habe das nicht vergessen. Aber noch schwerer wirkt bei mir, dass es für den Wiederholungsfall keinen Plan gibt, das anders bzw. besser zu regeln. Die aktuelle unionsgeführte Regierung ist nicht fünf Minuten weiter als vor 6 Jahren.

                    • Stefan Sasse 29. August 2021, 21:51

                      Korrekt.

              • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:39

                2017 wollte die Merkel-Clique unbedingt die Grünen als Koalitionspartner. Die FDP war fünftes Rad am Wagen. 2021 will Laschet unbedingt die FDP. Die Grünen drohen zum fünften Rad zu mutieren.

                Frag‘ nach, was Lindner damals sagte: Es ist besser nicht zu regieren als falsch zu regieren.

            • Erwin Gabriel 28. August 2021, 22:35

              @ Stefan Pietsch 28. August 2021, 18:43

              Daraus zu lesen, die Grünen hätten keinen Zweifel an Jamaika gelassen, halte ich für weit hergeholt, schließlich ist das keine „natürliche“ Option.

              Doch.
              • Wie immer es in der Partei aussieht, die Stimmen kommen aus der Mitte.
              • Lieber in der Ampel regieren als gar nicht.
              • Wenn die Grünen-Führung nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen kommt, wissen sie ganz genau, dass sie nicht sie Hälfte von dem umsetzen können, was sich die Leute erhoffen. Mit der FDP an Bord zu sagen, dass es nicht ging, ist besser, als das mit Rot-Rot-Grün nicht zu schaffen.

              • Stefan Sasse 29. August 2021, 09:07

                Davon abgesehen: die Grünen MÜSSEN an die Regierung. Mit wem ist schon zweitrangig. Aber wenn sie nochmal ernsthaft um das Kanzleramt wettkämpfen wollen – 2025 dann – müssen sie Regierungsbeteiligung haben. No way around it. Jamaika ist für dieses Ziel sogar BESSER.

                • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:35

                  Die FDP MUSS in die Regierung. Ein Jahrzehnt Staatswirtschaft hat unserem Land maximal geschadet. Eine Grünen-Regierung bedeutet nur die Verlängerung des Dramas und den weiteren Abstieg im Konzert der Großen.

                  Man muss ansonsten nur nach Berlin schauen, was Grüne an gehobener Regierungsposition bedeuten. Nix funktioniert, aber gut gegendert und Rassismus bekämpft. Notfalls mit brennendem Häuserkampf.

                  • Stefan Sasse 29. August 2021, 21:50

                    Grüne und FDP müssen beide an die Regierung. Und die CDU muss raus.

              • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:36

                Schau nach Berlin. Kann man schlechter regieren?

            • Erwin Gabriel 28. August 2021, 22:39

              @ Stefan Pietsch 28. August 2021, 18:43

              … außer, dass die Option Grün-Rot-Rot auf dem Tisch läge.

              Nun ja, dieser Schatten an der Wand macht da Feilschen leichter.

              Und wenn: Lieber Rot-Rot-Grün als noch mal eine CDU-Regierung (ernst gemeint). So eine Konstellation – vier harte Jahre in der Opposition gegen solch eine Regierung, und Du wirst diese konturlose, verwaschene Union nicht wieder erkennen.

              Die brauchen das …

              Und mit Lobbyregister & Co, wären endlich Fortschritte möglich.

              idealistische Grüße
              E.G.

              • Stefan Sasse 29. August 2021, 09:08

                R2G wäre absolut mal gut für die demokratische Kultur in Deutschland, aber aus den von mir sattsam genannten Gründen aktuell unmöglich.

                • Stefan Pietsch 29. August 2021, 13:32

                  Möglicherweise wäre auch eine Regierung unter Beteiligung der AfD, immerhin Volkspartei im Osten unseres wiedervereinten Landes, gut für die demokratische Kultur. Extremisten können vielleicht reinigend wirken.

        • Erwin Gabriel 28. August 2021, 22:29

          @ Stefan Pietsch 28. August 2021, 18:18

          Da muss die Begründung schon richtig gut sein.

          Macht …?

          PS: Schau mal bitte auf LinkedIn, da hast Du eine Einladung (falls Dich das Event interessiert)

  • Dennis 29. August 2021, 12:36

    Ja, alles sehr überraschend, was die Wahl angeht. Danke für die Deliberationen.

    Falls ich mich vor ein paar Monaten oder auch nur Wochen zum Wahlausgang im Forum geäußert haben sollte (so genau weiß ich das nicht mehr): Bitte alles löschen^^; ab sofort gelten ja die neu gemischten Karten.

    Ob man jetzt seriös im neuen Nebel rumstochern kann um Koalitionen zusammenzubasteln ist die Frage; natürlich mach ich das trotzdem und finde die ultimative Lösung von Lobo im Spiegel am interessantesten, dass die Unionschristen NACH der Wahl Söder einwechseln, um Grünens Jamaika schmackhaft zu machen. Um die Ecke gedacht, denn auch wenn Gendersternchen (allgemein ausgedrückt: Gesellschaftspolitik) mit mit der CSU vielleicht nicht so toll geht, sind die aber seit Menschengedenken traditionelle FDP-Fresser und bei grünen Themen aufgeschlossener, so dass der forsche Herr Lindner etwas neutralisiert wird. Laschet wird Aussenminister, Lindner Wirtschaftsminister mit ganz viel Digitalklimbim, Umwelt geht natürlich an Grünens, Finanzen wird schwierig, Gedöns aller Art wiederum an die FDP.

    Gestern im Spiegel-tv Söder versus Habeck; man/frau sah: Mit „versus“ war da nicht viel; Koalitionsverhandlungen sind vermutlich schnell erledigt – wenn nur das Fußvolk und solche Leute wie Lindner und Merz nicht wären^.

  • sol1 29. August 2021, 20:06

    Laschet hat *keinen* Wahlkreis, und das macht diese Prognose, daß in NRW die CDU-Landesliste nicht zum Zug kommt, so brisant:

    https://www.jk-kom.de/laschet-verpasst-einzug-in-den-bundestag/

  • cimourdain 29. August 2021, 20:53

    1. Rezo: Jetzt muss ich dich doch fragen, warum du, der du sonst immer gegen Bothsiderism und false balance argumentierst, jetzt auf einmal genau das als Wertmaßstab für ein (wenn auch auf fundierter Grundlage) Privatmeinungsbeitrag anlegst. Er sieht sich eine Seite genau an und kratzt immerhin tief genug um ein strukturelles Problem bei dieser Partei herauszustellen: Seine Unterscheidung zwischen ’normalen‘ Fehlern und der vorgetäuschten Inkompetenz, die als Ausrede für gezielt schädliche Politik (im Sinne der Bevolkerung) herhält.

    2. Parteien und Koalitionsfähigkeit (auch zu deiner Lageridee vom 20.August): Da ich den Wahlomaten für ein nützliches Werkzeug bei der politischen Bewertung halte, hier eine Idee, wie man ‚politische Nähe‘ und damit auch ‚Lager‘ auf eine empirische Grundlage bringen kann: Zähle einfach bei wie vielen Fragen zwei Parteien in der Antwort übereinstimmen ( +1 Punkt) oder auseinanderliegen (-1 Punkt) oder eine Partei neutral ist (0 Punkte). Damit hat man ein ziemlich einfaches und klares ÜBereinstimmungsmaß von -x (exakt entgegengesetzt) über 0 (‚rechtwinklig‘ zueinander) bis +x (exakt gleichförmig, warum überhaupt unterschiedliche Parteien) für weitere Überlegungen.

    • Stefan Sasse 29. August 2021, 21:52

      1) Ja, vermutlich bin ich zu streng, weil er im „eigenen Team“ spielt.

      2) Nette Idee, können wir gerne machen. Falls du die Analyse machen willst veröffentliche ich sie.

  • Ariane 30. August 2021, 21:14

    Folge hat mir gut gefallen, auch wenn Rezo mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen hat.

    Lachen musste ich über die Frage der Größe des Parlaments, hatte neulich eine Unterhaltung, wo der andere Part auch furchtbar empört über die vielen Leute war und mir war das ebenfalls völlig egal, sollen sie halt paar mehr Stühle reinstellen.

    Was ich sehr interessant fand, war deine Aussage zu Koalitionsverträgen und wie wichtig sie mittlerweile geworden sind. Wäre vielleicht ganz spannend, das mal mit Schwarz Gelb unter Merkel zu vergleichen. Zumindest war die Zusammenarbeit da ja alles andere als geräuschlos. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das eine recht spezifische GroKo-Sache ist. Die SPD hat ja ein Faible für ausufernde Vertragswerke und den beiden ist das ganz recht, dass dann vier Jahre lang fleißig abzuarbeiten. Bin nicht sicher, ob man in anderer Konstellation – dann auch noch mit drei Parteien, bzw vier mit der CSU – so eine disziplinierte Regierungsarbeit hinbekommt.

    • Stefan Sasse 31. August 2021, 11:21

      Danke!

      Tatsächlich haben die glaube ich keinen Platz mehr für Stühle, aber das wird sich schon lösen lassen 😉

    • Marcel Weiß 3. September 2021, 09:55

      Kurze Anmerkung zur Parlamentsgröße, weil wir da nicht näher drauf eingegangen sind. Kosten oder Stuhlknappheit sind mir auch recht egal. Relevant ist es, weil damit über die Hintertür an den Mehrheiten geschraubt wird und ein größeres Parlament allgemein nicht unbedingt beschlussfähiger wird..
      Von der auch dank des Föderalismus eh dünnen Personaldecke in der deutschen Politik ganz zu schweigen.

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