Warum Armin Laschet nicht Kanzler werden darf

Ich muss diesem Artikel einen Kommentar voranstellen. Es geht um das Lachen. Als Armin Laschet durch das Katastrophengebiet tourte, lachte er über irgendetwas, das irgendjemand gesagt hatte. Das wurde fotografiert. Es wurde zu einem der vielen Mini-Skandale, die in einem Wahlkampf so aufkommen. Laschet wurde fehlende Ernsthaftigkeit im Auge der Katastrophe vorgeworfen. Wie konnte er angesichts dieses Desasters lachen? Was erlaube Laschet? – Mir ist das völlig egal. Laschet ist ein Mensch. Kein Mensch sollte dauerhaft mit einer Maske unterwegs sein. Laschet lachte nicht über die Opfer. Es gibt keinen Anlass zu glauben, dass er die Katastrophe nicht ernst nimmt. Diese Debatten sind super nervig. Sie ersetzen völlig jede ernsthafte Beschäftigung mit dem Wahlkampf, mit den Kandidat*innen, mit ihren Positionen, mit der Zukunft dieses Landes. Laschet lacht. Amthor bemerkt beim Selfie nicht, dass er neben Rechtsradikalen steht. Baerbock schönt ihren Lebenslauf. So the fuck what? Die Frage ist, was diese Leute an der Regierung tun werden, nicht solcher performativer Unfug. Das Niveau dieses Wahlkampfs ist praktisch unerträglich, und es ist medial. Ich möchte das im Vornherein klarmachen. Nicht die Parteien pushen diesen Scheiß. Es sind die Medien. – Hier möchte ich mich mit dem Kandidaten Laschet befassen, und warum die CDU die Bundestagswahl verlieren muss. Nichts davon hat mit seinem Lachen zu tun.

Soweit ich das im Überblick habe, sind alle Lesenden dieses Blogs sich darüber einig, dass Deutschland in einer Art Reformstau steckt, ein Reformstau, der dringend aufgelöst und abgearbeitet werden muss. Es besteht wenig Einigkeit darüber, worin er genau besteht und mit welchen Lösungen er beseitigt werden soll, aber dass der Status Quo unbefriedigend ist, darüber besteht Konsens.

Armin Laschet ist der Kandidat des Status Quo. Wer möchte, dass sich nichts verändert, dass es so weitergeht wie die letzten 16 Jahre, der oder die wählt CDU. Diese Gruppe mag hier im Blog deutlich unterrepräsentiert sein, aber in der Gesellschaft ist sie das sicher nicht. Vier Wahlsiege durch Angela Merkel und ihre nach wie vor geradezu absurd hohen Beliebtheitswerte sprechen eine deutliche Sprache.

Man muss sich hierzu nur die Sprache ansehen, derer sich Laschet bedient. So teilt er etwa die beliebte Rhetorik besonders derjenigen Querdenker*innen, die als seriös gelten wollen, dass man „mit dem Virus leben müsse“. Auch mit dem Klimawandel müssen wir „leben lernen“. Diese „Kunst, damit zu leben“ und der tiefe Bezug zum Konservatismus passen zu Laschets katholischer Prägung. Sei bescheiden, füge dich, akzeptiere deinen Platz, akzeptiere dein Schicksal, höre auf die Autoritäten, vertraue auf Gott.

Auch Plastikphrasen beherrscht Laschet wie die amtierende Kanzlerin, so sehr, dass einige FDP-nahe Programmierer einen Lasch-o-Mat programmiert haben, der mit amüsanter Treffsicherheit zu jedem beliebigen Thema eine Wortwolke produziert, wie sie vom Kandidaten selbst kommen könnte. Auch eine andere Merkel-Sprechweise hat Laschet in seinem Repertoire: etwas ablehnen, indem er zustimmt. „Das Ja-Aber Prinzip“ nennt Lukas Eberle das. Oder man denke an Laschets Forderung, für die Impfquote „alles tun was nötig ist„, gefolgt von einer Liste aller Maßnahmen, die man auf keinen Fall machen darf und die tatsächlich etwas bringen könnten. Auch Merkel war in diesen beiden Disziplinen großartig. Es verärgert niemanden und bleibt so ungefähr, dass sich noch fast jede Person darin wiederfinden kann.

Doch ist diese demobilisierende Rhetorik nicht das Hauptproblem, sondern eher Symptom dessen, was Laschet und seine CDU zu so ungeeigneten Wahlmöglichkeiten in diesem September macht. Das Problem ist auch nicht, dass Laschet gerne lügt, ob bei der Steuerpolitik oder bei der Bilanz seiner Regierungszeit in NRW, wie etwa die Legende vom Klimamuster-Land NRW. Auch seine zahlreichen Skandale, die Baerbocks in jeder Hinsicht magere Bilanz bei weitem in den Schatten stellen, sind letztlich nichts Außergewöhnliches.

Das Problem von Armin Laschet geht wesentlich tiefer, und in diesem Problem ist er die perfekte Verkörperung sowohl der CDU als auch ihrer Wählerschaft und wohl einer Pluralität der Deutschen. Kein Wunder ist er der mit Abstand aussichtsreichste Kandidat auf das Kanzleramt im September. Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, ist das allerdings fatal. Am deutlichsten wird es, wenn wir über den Klimawandel sprechen.

Dieses Problem geht weit über den CDU-Vorsitzenden hinaus. Es ist tief in die DNA einer Partei eingegraben, die sich selbst mit den Interessen der fossilen Energiebranche und den damit verbundenen Branchen (allen voran der Autoindustrie) identifiziert und unter der megalomanischen Verwirrung leidet, sich selbst mit Deutschland gleichzusetzen, getreu dem Motto dass das, was für die CDU gut ist, auch für das Land gut sein möge, und umgekehrt.

Nirgendwo wird die zerstörerische Verquertheit dieser Ansicht so deutlich wie in der bemerkenswert offenen Aussage der Sachsen-CDU „jedes zusätzliche Windrad schwächt die Position der Braunkohle„. Das ist natürlich korrekt, denn genau das ist ja die Idee. Aber die CDU identifziert sich mit dem Land und den Interessen der Braunkohleindustrie, einer der schlimmsten Umwelt- und Klimaverpester überhaupt. Es ist ein Skandal, dass die überhaupt noch aktiv sind; dass die Sachsen-CDU sich brüstet, für ihre Interessen einzutreten, ist symptomatisch für das Problem. Aber es ist repräsentativ für die CDU. Man betrachte nur die generell katastrophale Bilanz der Merkel-Ära etwa beim Verhindern des Ausbaus der Erneuerbaren.

Aber auch Laschet selbst tritt mit Verteidigungen der Kohle hervor. Eine seiner ersten öffentlichen Äußerungen nach den katastrophalen Überschwemmungen war seine Weigerung, die Kohle-Politik zu ändern, etwa wenn es um neue Kohleausstiegsdaten geht, die er einfach nicht haben will. Dazu passt „Laschingers Kohleausstiegsplan„, der das Kunststück fertig bringt, „vor dem Plan“ fertig zu werden, obwohl er acht Jahre hinter dem geforderten Zeitpunkt liegt.

Auch für die Überschwemmungen trägt Laschet wesentlich mehr Mitschuld, als ihm lieb sein kann. So gehörte die noch unter der auch nicht unbedingt durch forsche Klimaschutzpolitik aufgefallenen Kraft-Regierung beschlossene Verhinderung der Renaturierung für Ablaufflächen zu den ersten politischen Projekten Laschets bei der Machtübernahme. Natürlich hätte das Land dadurch nicht überschwemmungssicher gemacht werden können, keine Frage, und schon gar nicht in einer Legislaturperiode. Aber Laschet ging bewusst in die entgegengesetzte Richtung und muss sich daher nicht wie etwa Kraft den Vorwurf des unzureichenden Handelns gefallen lassen, sondern des aktiven Verschlimmerns der Situation.

Diese eigenwillige Prioritätensetzung findet sich auch in dem von Konservativen und Liberalen gerne vorgeschobenen Argument, die wenig wohlhabende Bevölkerungsschicht schützen zu wollen. Christian Stöcker nimmt diese heuchlerische Ausrede in seinem Artikel „Reden wir doch mal über Armin Laschet“ auseinander:

Zum Thema Billigflüge sagt Laschet: »Ich finde es falsch, wenn nur die Reichen fliegen und die anderen sich den jährlichen Mallorca-Flug nicht mehr leisten können. Das ist eine soziale Frage.« Direkt im Anschluss kommt die Frage nach dem von der Union blockierten Vorschlag, Mieter und Vermieter gleichermaßen am CO₂-Preis fürs Heizen zu beteiligen, also noch eine »soziale Frage«. Laschet: »Letztlich müssen die Kosten für den Verbrauch von Energie auch von dem getragen werden, der diese Energie nutzt.« Also von den Mietern allein. […] Die Mindermeinungen von Einzelnen, die Laschet hier beschwört, sind seit den späten Achtzigern das sehr erfolgreich eingesetzte bevorzugte Propagandamittel derjenigen, die gerne weiter mit der CO₂-Produktion Geld verdienen wollen. […] Ziele, Maßnahmen, Ergebnisse, alles im Prinzip okay für Armin Laschet, solange man sich nicht ausgerechnet jetzt auf irgendetwas festlegen muss. Es könnte ja sein, dass doch noch eine »Mindermeinung« dazwischenkommt. Oder eine »soziale Frage«. Schönes Beispiel: Armin Laschet will CO₂-Kosten nicht mit einem Klimageld für alle ausgleichen, sondern mit »der Pendlerpauschale«. Ausgleich ja, aber nur für Leute mit Auto in der Garage. […]

Die CDU versteht sich auf Wahlkampf, das steht wohl außer Frage. Eine ähnliche unehrliche Laviererei findet sich auch bezüglich der CDU-Steuersenkungspläne. Nachdem ein Wahlprogramm verabschiedet worden war, das Steuersenkungen vorsah, behauptete Laschet, dass es die mit ihm nicht gäbe (Steuererhöhungen auch nicht; der Kandidat der Stagnation präsentiert sich auch hier in Reinform). Markus Söder, der Verlierer des internen Machtkampfs, widersprach ihm sofort: die CSU sei für Steuersenkungen. Was Laschet tut, wenn er Kanzler wird? Das weiß er wahrscheinlich selbst nicht. Auch darin ist er ein würdiger Nachfolger Angela Merkels.

Klima- und Steuerpolitik sind nur zwei Felder, die ich hierfür herausgegriffen habe. Das Vorgehen hat bei Laschet Methode. Er ist nicht bereit, auch nur die geringsten Widerstände zu überwinden, sondern erfüllt den der CDU verpflichteten Interessengruppen jeden Wunsch. Das allerdings wäre bei einem Kanzler Merz oder Söder vermutlich nicht viel anders gewesen.

Was Laschet einzigartig macht, ist sein völliger Mangel an Gestaltungswillen, wie er selbst in der taz beklagt wird. Nicht, dass mir den Gestaltungswillen nicht eben mangelnden Merz lieber wäre, aber dieses Land hat nun 16 Jahre Stagnation hinter sich. Klar können wir uns nochmal vier davon leisten, das ist nicht die Frage. Aber der Preis dafür ist extrem hoch. Man hat nicht das Gefühl, dass Laschet klar wäre, wie hoch dieser Preis ist. Liane Bednarz drückte es in brillanter Schärfe als „defizitäres Gefühl für die Ernsthaftigkeit von Situationen“ aus. Oder auch: „Laschet ist immer wieder überrascht von den Dingen, die er schon lange wusste“ (Christian Stöcker).

Wird Laschet kurz vor der Ziellinie doch noch scheitern? Laschet ist kein Schicksal. Die Unwetterkatastrophen in NRW jedenfalls brachten zumindest das „Ende des Teflonkandidaten„. Er wird zudem die Bilder nicht mehr los werden, die ihn im Unwetterchaos von NRW zeigen und auf denen er keine gute Figur macht. Laschet hat zudem sehr schlechte Kompetenzwerte bei Krisenmanagment und Bekämpfung der Klimakrise, die je nach dem Schwerpunkt der letzten Wahlkampfwochen ein Mühlstein um seinen Hals sein könnten.

Aber insgesamt ist sehr unwahrscheinlich, dass ihm das Kanzleramt noch zu nehmen sein wird. Dafür ist die Phalanx seiner Gegner zu unernsthaft und uneins. Solange Grüne und FDP sich nicht einigen können, wird Laschet nicht kraft eigener Stärke Kanzler werden, sondern wegen der Schwäche seiner potenziellen Konkurrenten. Auch darin ist er Merkel nicht unähnlich. Das Land wird das bitter bezahlen müssen.

{ 82 comments… add one }
  • Emannzer 29. Juli 2021, 23:46

    Welcher von diesen drei „Lutschern“ soll es denn werden?

    – Etwa der Dauergrinser Scholz, der zum G20-Gipfel lieber seine Polizei im Stich ließ, um sich im Kreise der „Staatsregenten“ in dieser Elb-Philharmonie-Katastrophe zu sonnen, währen die „Schanze“ kurz und klein gemacht wurde?

    – Oder das teigige Baerbock, welche keinen Satz fehlerfreier zustande bringt, als es der modrige Grabstein Merkel schon nicht vermochte, während sie weiter plagiierte, sich entschuldigen musste(!) und ihr Heil in der Quote suchte?

    – Tja, wer will da noch was Positives über „Lass et“-Laschet sagen. Den kleinen Kasperkopp aus Aachen, den lachend anlässlich der Flutkatastrophe ertragen musste – oder der ‚keck‘ als Gartenzwerg neben Merz angelehnt am Tisch stand – und sich anlässlich der Kanzlerkandidaten-Nominierung schon im grinsend wie Scholz im Ziel sah?

    Noch nie in meinem Leben habe ich so eine miese Kandidatentruppe gesehen und noch nie zeigten Online-Umfragen in den Medien solch eine eindeutige Ablehnung aller Kandidaten auf: 50 Prozent „Keinen von allen!“

    Das nenne ich mal eine klare Mehrheit!

    • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 09:11

      Ich würde es begrüßen, weniger despektierliches Vokabular lesen zu müssen.

      • Emannzer 30. Juli 2021, 17:25

        Stimmt, da sind mir gestern die Pferde durchgegangen, sorry. Es ist nur so, dass die Frustration und Hilflosigkeit über die Politik immer größer geworden ist und ich mich gezwungen fühle. nur noch zusehen zu können, welchen Reformstau es in diesem Land mittlerweile gibt – und vor allem, was eben nicht mehr funktioniert.

      • Erwin Gabriel 3. August 2021, 14:59

        @ Stefan Sasse 30. Juli 2021, 09:11

        Ich würde es begrüßen, weniger despektierliches Vokabular lesen zu müssen.

        Bis auf „das teigige“ Baerbock“ fand ich es noch im Rahmen.

        Und Zustimmung: Das ist die lausigste Kandidatentruppe, die wir je hatten.

  • sol1 30. Juli 2021, 00:29

    „Die CDU versteht sich auf Wahlkampf, das steht wohl außer Frage.“

    Da wäre ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher, denn derzeit habe ich den Eindruck, daß die CDU nur noch Merkel-Wahlkämpfe kann. Für einen solchen ist aber Laschet der falsche Mann. In der von Liane Bednarz zitierten Passage aus der ZEIT heißt es:

    „Zu dieser Kampagne im Ungefähren kommen die latente Mister-Hyde-Haftigkeit des Kandidaten, dessen Jovialität sich binnen Sekunden in unangenehme Grantelei verwandeln kann…“

    Und das ist eine Beschreibung, die zwar überhaupt nicht auf Merkel zutreffen würde, aber sehr gut auf Helmut Kohl.

  • Marc 30. Juli 2021, 11:01

    Eine Ergänzung zum performativen Unfug: Laschet hat in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik – Zuwanderung als Chance“ sehr wahrscheinlich plagiiert:

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/bundestagswahl/id_90540412/neue-vorwuerfe-hat-laschet-in-einem-buch-plagiiert-.html

    Soweit ich das im Überblick habe, sind alle Lesenden dieses Blogs sich darüber einig, dass Deutschland in einer Art Reformstau steckt, ein Reformstau, der dringend aufgelöst und abgearbeitet werden muss.

    Für mich ist Reformstau ein Euphemismus für Sozialstaatsabbau und daher mag ich ihn überhaupt nicht. Es geht für mich um einen Richtungswechsel. Weg von der Dominanz der Wirtschaft (Kosten + Arbeitsplätze) hin zu politischer Gestaltung und echter Krisenbewältigung. Für mich sind die echten Problemfelder Klimapolitik und Digitalisierung. Aus diesem Grund ist auch für mich Armin Laschet ein Albtraum.

    • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 12:07

      I don’t give a shit.

      Das auch. Aber ich sehe auch einen grundlegenden Reformstau. Das fängt ja beim völlig unbrauchbaren Datenschutz an, geht über die völlige Überregulierung des Bauwesens und so weiter und so fort. Da wäre schon echt Potenzial, gerade für ein Bündnis von Grün und Gelb. Wenn nur die FDP über ihren Schatten springen könnte.

      • Thorsten Haupts 30. Juli 2021, 12:36

        Ist das ein Scherz? Was genau sollen die staatsgläubigen GRÜNEN der FDP anbieten? Oder soll die wegen Staatsraison gleich Selbstmord begehen?

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • sol1 31. Juli 2021, 00:11

          „Was genau sollen die staatsgläubigen GRÜNEN der FDP anbieten?“

          Irgendetwas von dem,was 2017 auf dem Tisch lag. Die Zugeständnisse werden natürlich geringer sein, weil die FDP damals in einer stärkeren Position den Verhandlungstisch verließ.

          • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 08:37

            Wieso? Wenn es für Schwarz-Grün alleine nicht reicht, kommt der FDP die Rolle der Königsmacherin zu. Hört sich irgendwie imposant, bedeutend und vor allem einflussreich an.

          • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 14:12

            Es gab 2017 substantielle Zugeständnisse an die FDP? Sorry, habe ich wohl verpasst. Bin neugierig – welche sollen das gewesen sein?

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • sol1 31. Juli 2021, 20:35

              Ich kann jedem, der sich tatsächlich für den Verlauf der Jamaika-Sondierung interessiert und nicht nur irgendwelche Spruchblasen absondern will, diesen Artikel ans Herz legen:

              https://www.faz.net/aktuell/woran-ist-jamaika-wirklich-gescheitert-innenansichten-eines-gescheiterten-experiments-15312630.html

              • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 22:09

                Bruhahahaha, danke. Das war ja noch schlimmer, als ich es in Erinnerung hatte – und meine Einschätzung, die FDP habe es damals richtig gemacht, hat sich jetzt zur Gewissheit verfestigt.

                Nach diesem ausführlichen Artikel bestand das Angebot an die FDP in a) Streichung des Soli (was auch grosse Teile der CDU/CSU ohnehin wollten und wo die Politik beim Bürger im Wort stand, auch wenn das nicht viel wert ist) und b) einige Einschränkungen bei der Vorratsdatenspeicherung.

                Wie überaus grosszügig … SPD und GRÜNE hätten heute noch weniger anzubieten – und die FDP ist heute nicht mehr der Genscher-Gemischtwarenladen von früher (Hauptsache Regierung, Hauptsache Ministerien).

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • sol1 1. August 2021, 11:18

                  „…meine Einschätzung, die FDP habe es damals richtig gemacht…“

                  Die Einschätzung kann man nur haben, wenn man an das alleinseligmachende FDP-Programm glaubt:

                  /// Politikern von CDU und Grünen ist ein Auftritt von Nicola Beer besonders im Gedächtnis geblieben: Ganz zu Anfang der Sondierungen habe man in großer Runde zusammengesessen, es ging um zwölf Themen. Jede Partei durfte zu jedem Thema drei Minuten reden. CDU, CSU und Grüne ließen jeweils den reden, der fachlich zuständig war. Die FDP ließ zu allen Punkten nur Generalsekretärin Nicola Beer sprechen. Sie habe „das FDP-Wahlprogramm wie eine Audiokassette runtergespult“, während die anderen Sitzungsteilnehmer in Statements versucht hätten, aufeinander einzugehen. Ein Kabinettsmitglied berichtet, wie intensiv es sich auf seinen Vortrag vorbereitet habe. Und dann sei als Antwort eine kurze Beer-Vorlesung aus dem Parteiprogramm erfolgt. ///

                • Thorsten Haupts 1. August 2021, 13:35

                  Zu der Einschätzung muss man kommen, wenn man sieht, was der FDP „grosszügig“ angeboten wurde. Steht im Artikel :-). Und da hilft dann auch kein Ausweichmanöver.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

                  • Stefan Pietsch 1. August 2021, 13:49

                    Da hilft noch zur Ergänzung: was man der FDP beim Soli angeboten hatte, bekam dann die SPD. Macht ja auch keinen Unterschied.

              • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 23:08

                Das ist so, wie ich das die vergangenen Jahre immer wieder geschrieben habe. Lindner hatte übrigens im Wahlkampf immer wieder seine Skepsis zu einer neuen Regierungsbeteiligung der FDP aus dem Stand deutlich gemacht. Verständlicherweise musste das immer im Kalkül bleiben:

                Die Verhandlungen waren für alle nicht einfach; aber für Politiker der FDP manchmal noch schwieriger. Sie litten darunter, dass sie in den letzten vier Jahren keine Basis im Bundestag gehabt hatten. Achtzig Abgeordnete, drei Viertel davon Neulinge. Das ist ein Nachteil, der sich bemerkbar machte.

                Von der außerparlamentarischen Opposition direkt in die Regierung? In einer gereiften Demokratie keine gute Idee.

                • Stefan Sasse 1. August 2021, 07:23

                  Warum hat er dann denn je Verhandlungen geführt? Dieses Mysterium konnte mir noch nie erklärt werden. Jux und Tollerei?

                  • Stefan Pietsch 1. August 2021, 07:57

                    Skeptisch, Stefan, nicht verweigernd. Und dann muss man schon auf ein vertrauensvolles Umfeld treffen. Das war nicht der Fall. Wie beschrieben wuchs ja bei den Liberalen der Verdacht, Schwarze und Grüne seien sich längst handelseinig und die CDU wolle die gleiche Nummer wie 2009 abziehen (die mit dem Rausschmiss der FDP aus dem Bundestag endete). Schließlich waren an entscheidenden Stellen ja auch die gleichen handelnden Personen: Merkel, Kauder, Altmaier. Alles keine FDP-Freunde.

                    Die Bedingungen waren schlecht. Und das hatte viel mit der Merkel-Clique zu tun. Übrigens das Lamento über die Grünen, immer und immer wieder neu zu verhandeln, aufzuzurren und nicht zum Ende zu kommen, hört man auch aus Schleswig-Holstein von CDU und FDP. Der Stil ist sehr nervtötend.

                    • Stefan Sasse 1. August 2021, 19:41

                      Nun, das sind natürlich alles schöne Geschichten, die man danach erzählen kann.

                • sol1 1. August 2021, 11:23

                  „Lindner hatte übrigens im Wahlkampf immer wieder seine Skepsis zu einer neuen Regierungsbeteiligung der FDP aus dem Stand deutlich gemacht.“

                  *citation needed*

                  • Stefan Pietsch 1. August 2021, 12:01

                    Hab‘ ich nicht. Was ich Ihnen dazu anbieten kann, ist ein Mitschnitt der zentralen Abschlusskundgebung in Frankfurt am Main. Lindner hat nie davon gesprochen, in eine Regierung zu gehen oder die Sachen in einer Regierung umsetzen zu wollen. Damals ging Lindner davon aus, dass die GroKo fortgesetzt würde. Ja, man würde sich Koalitionsgesprächen nicht verschließen, aber das sei nicht realistisch.

                    Dass auch die Grünen das so sahen, erkennen Sie daran, dass beide Parteien sich gerade in den letzten Tagen regelrecht bekriegten. So agiert niemand, der wenige Wochen später miteinander in der Regierung sitzt.

                    Auch das ist irritierend an Baerbock und politisch alles andere als klug. Ihre einzige Chance, Kanzlerin zu werden, wäre Signale an die Liberalen auszusenden. Das hat sie selbst beim Parteitag nicht getan, die Grünen agieren absolut als Solitär. Wen man schont, ist die Linkspartei, obwohl man auch von denen einige Stimmen bekommen hat. Man hält die Option offen, verprellt dafür bürgerliche Wähler. Das sehen Sie daran, dass die CDU trotz der schlechten Performance von Laschet kaum nachgegeben hat, die geringen Verluste aber 1:1 zur FDP gegangen sind. Das war im Frühjahr noch anders. Mit anderen Worten: bürgerliche Wähler haben mit den Grünen unter Baerbock abgeschlossen, was sich auch an den Umfragewerten nach Parteienpräferenz zeigt. Die Bewertung der Frontfrau ist außerhalb des grünen Lagers maximal schlecht, was so nicht einmal für Laschet und schon gar nicht für Scholz gilt.

              • Ariane 31. Juli 2021, 23:41

                Wurde hier im Blog auch ausgiebig diskutiert und es gibt auch einiges zu lachen. Trittin als Lord Voldemort hat mir am besten gefallen 😉

        • Ariane 31. Juli 2021, 15:26

          Was genau sollen die staatsgläubigen GRÜNEN der FDP anbieten?

          Das verkennt, dass sich Grüne und FDP in einigen Dingen sehr viel näher sind als zur Union. Gesellschaftliche Reformen, Digitalisierung, alles was irgendwie nach Moderne riecht etc. Unnötig zu erwähnen, dass die Grünen in vielen Dingen auch sehr viel liberaler sind als die Union.

          2017 wurde als vorgeschobener Grund Knatsch um die Flüchtlinge gesagt, das dürfte seine Brisanz verloren haben. Weiß gar nicht, ob noch mehr inhaltliche Dinge genannt wurden. Aber im Grunde war man sich ja schon weitgehend einig.

          • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 22:13

            Unnötig zu erwähnen, dass die Grünen in vielen Dingen auch sehr viel liberaler sind als die Union.

            Bei Gendersternchen, geschlechtlicher Selbsdefinition oder unbegrenzter Einwanderung sicher. Und das war´s dann auch schon mit der Liberalität.

            Der Laden ist moralinsaurer als die Inquisition der katholischen Kirche im Spätmittelalter.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Ariane 31. Juli 2021, 23:40

              Es geht mir nicht um Gendersternchen, sondern zb um Paragraph 218a. Weitere Liberalisierungen, was homosexuelle Paare & Adoption angeht etc.

              Übrigens auch, wenn es um die autoritären Sicherheitsideen von der Union geht, sind sich Grüne und FDP recht nahe. Hier immer einen riesigen Gegensatz zu konstruieren wegen sowas wie Tempolimit halte ich für Quatsch. Mal abgesehen davon, dass vieles davon auch Wahlkampfgetöse ist.

              • Thorsten Haupts 1. August 2021, 00:13

                Es geht mir nicht um Gendersternchen, sondern zb um Paragraph 218a …

                Okay. Ich würde das Fass nicht wieder aufmachen – mit der durch das Bundesverfassungsgericht erzwungenen § 218 wurden zwei prinzipiell unvereinbare Weltsichten mit einem Formelkompromiss zugedeckt. Aber wer die Welt gerne brennen sehen möchte …

                Unabhängig von dieser meiner privaten Bewertung würde die FDP ihrer Wählerbasis weder Digitalisierung noch eine weitere Liberalisierung (= vollständige Freigabe) des Abtreibungsrechtes als genuinen Erfolg verkaufen können (vorausgesetzt, man könnte letzteres gegen die Union überhaupt durchsetzen). Randthemen.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

              • Stefan Pietsch 1. August 2021, 08:09

                Es geht mir

                Genau. Dir, Ariane. Du stehst den Liberalen aber nicht so super nah und wirst Schwierigkeiten haben, Dich in das politische Ranking von FDP-Anhängern reindenken zu können.

                Aber vielleicht hilft Dir ja die Überlegung, dass die FDP überwiegend von Männern gewählt wird. Und als Mann kann ich Dir sagen, mache ich mir nicht tagein, tagaus Gedanken, ob eine Frau über 30 beim Blättern in den von ihr bevorzugten Online-Medien gleich eine Werbung für Abtreibungen findet. Ich denke, eine 33jährige Frau kann das auch ohne Werbeanzeigen.

                Und noch eins: es waren linke Medien und Satiresendungen, die jahrelang den FDP-Vorsitzenden ziemlich direkt verspotteten, weil der nicht zu seiner Homosexualität stehen wollte. Und es war die langjährige SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier, die die Homosexualität des CDU-Politikers Wissmann im Bundestag (!) öffentlich machte.

                Linke sind ja so liberal! Is‘ klar.

            • Stefan Sasse 1. August 2021, 07:22

              Nö, du teilst nur ihre Ansichten nicht.

      • jan schneider 1. August 2021, 16:16

        Die Hellgrünen haben schon im Danni Selbstmord begangen . Mit dieser Entscheidung haben sie einen guten Teil ihrer Anhänger verloren , die für sie durchs Feuer gegangen wären . Jede Wette : hätten sie das Platzen der Koalition angedroht , hätten sie heute 4% mehr Stimmen , die Autobahn gäbe es nicht und die Koalition immer noch . Außerdem müssten sie sich eindeutig und in großer Öffentlichkeit vom Wachstumsgedanken verabschieden . Wir müssen jetzt schnell den Fuß vom Gas nehmen , sonst bleibt beim unvermeidlichen Einschlag in die Wand , von der Karre nichts übrig . Und Anschnallen wäre gut , 4 Punkt Gurt für Stuntman . Das sollte mal jemensch laut sagen .
        Zu #LaschetLacht Wie kann der baldige Bk . , hinter dem Bundespräsi stehend , während der über Tot , Verwüstung und Trauer spricht ,anfangen zu lachen ? Überheblichkeit , Gleichgültigkeit . Wäre er in irgendeiner Form berührt , interessiert gewesen , hätte ers nicht tun können . Nein , vor laufender Kamera , in so einem wichtigen ( Staatstragend ) Moment muss der Politprofi Laschet feixen und lachen . Er wusste , er ist im Bild . Liminski und Koch haben sich vor “ Freude „in die Hose gemacht . Das ganze war , als hätte sich der Spahniel bei Lanz eine Zigarette gedreht und auf der Tabakpackung steht “ Schwarzer Afghane “ , dabei macht er Werbung über sein neuestes Buch für Schwangerschaftsberatung . Völlig absurd . Wie konnte das passieren . Welch Geistes Kind sind die Alle ( er war nicht der Einzige , der gelacht hat ) . Ein absurder Bk. Armin Messias Donald Laschet Bolsonaro Trump . Zusätzlich zu immer schneller um sich greifender Klimakatastrophe und , wg. Impfunwillen , nicht endender Pandemie , auch noch das . Und keine strahlende Politfigur in Sicht . Und wozu Wählen , wenn Niemand wählbar ist und die 2 reichsten Knilche ca. 400 Milliarden $ besitzen ? So ist das Schweigen der Klugen , der Sieg der Dummheit . Was bleibt ? honsa , Klimaaktivist . Freut sich schon auf Laschet und die Diktatur des Kapitals . Wird „schön „.

    • sol1 30. Juli 2021, 17:40

      Der Autor der plagiierten Passage:

      „Peinlich daran auch, dass Laschet früher die Wissenschaft wahrgenommen hat, dann aber nur noch populistische Migrations-Politik machte.“

      https://twitter.com/weitzenegger/status/1420851909947273219

      • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 19:15

        Wie gesagt, mir ist das so hart egal. Es gibt wesentlich wichtigere Dinge als diese dummen Bücher.

        • sol1 31. Juli 2021, 00:15

          Ich finde das ebenso lustig wie aufschlußreich. Anders als in der Wissenschaft kommt es in der Politik nicht auf originelle Erkenntnisse an, sondern darauf, sinnvolle Maßnahmen so zu etikettieren, daß möglichst viele Leute damit einverstanden sind.

          Ein echter Augenöffner für alle hätte diese Erklärung eines Think Tanks sein sollen:

          https://www.agora-energiewende.de/presse/pressemitteilungen/agora-direktor-zur-uebernahme-des-gedankens-der-carbon-contract-for-difference-von-a-baerbock/

          • Erwin Gabriel 3. August 2021, 15:10

            @ sol1 31. Juli 2021, 00:15

            Ein echter Augenöffner für alle hätte diese Erklärung eines Think Tanks sein sollen: …

            Ich finde, dass es schon ein Zeichen charakterlicher Schwäche ist, woanders abzuschreiben und das als eigene Gedanken auszugeben; egal wann, egal wo. Zu sagen, dass man sich da und dort schlau gemacht hat und die von „X“ formulierte kluge Meinung „xxx“ teilt, macht doch nichts schlimmer – im Gegenteil.

    • Erwin Gabriel 3. August 2021, 15:05

      @ Marc 30. Juli 2021, 11:01

      Für mich ist Reformstau ein Euphemismus für Sozialstaatsabbau und daher mag ich ihn überhaupt nicht.

      Es gab auch schon soziale Reformen zu mehr Rente, Ehe für alle …
      Wenn die Wirtschaft „Reform“ sagt, meint sie in erster Linie Bürokratie-Abbau. Wenn z.B. eine viel befahrene Brücke über den Rhein ihren geist aufgibt, sollte es doch möglich sein, an gleicher Stelle eine brücke zu bauen, OHNE ein komplettes Planfeststellungsverfahren durchzuziehen, dessen Ergebnis nach irgendwelchen Einsprüchen lokaler „Umweltschützer“ auch sein kann, dass keine neue Brücke kommt.

  • derwaechter 30. Juli 2021, 11:27

    Off-topic, aber mit dem Virus leben müssen ist nicht reiner Querdenker-Sprech sondern wird auch von sehr vernünftigen Beobachtern so gesehen. Für alles andere sei der Zug wohl abgefahren

    Z.B. Nate Silver.
    „saw lots of people tweeting this thread the other week but I don’t think folks are really grappling with its argument, which is that a lot of you are fighting the last war when it comes to policy and all of the options now involve some version of „learning to live with“ COVID.“

    https://twitter.com/NateSilver538/status/1419651195354771465?s=20

    Hintergrund hier:

    Will Hoenig (@WilliamBHoenig) Tweeted:
    I don’t think leaders here have wrapped their heads around the impact of Delta in the US. This is a new era: A) A bad phase of the pandemic for unvaccinated adults and B) The beginning of the endemic reality for vaccinated people. Policy responses require a new paradigm. 1/n https://twitter.com/WilliamBHoenig/status/1416430672948903937?s=20

    • Marc 30. Juli 2021, 11:36

      Ja, Corona wird endemisch werden, das ist allen schon lange klar. Die Streitfragen sind daher andere. Wie ist der Weg dahin? Durchseuchung oder Impfung? Und die zweite Frage ist: Wie können wir die Gefahr von Escape-Mutationen reduzieren? Die dritte Frage ist für mich die erschreckendste: Wie gut sind wir auf eine gefährlichere Pandemie vorbereitet?

      • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 12:08

        Die ist einfach beantwortet: Gar nicht.

      • Juri Nello 30. Juli 2021, 14:39

        Eine Herdenimmunität wird es mit Corona so wenig geben, wie mit Grippe. Immerhin kann hier die Impfung (Corona) schon mal größtenteils einen schweren Verlauf abdecken. Solche „Erfolge“ sind bei Klima- und Umweltschutz komplett undenkbar, ganz unabhängig von der Regierung.

    • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 12:08

      Ja, die geben auf. Aber das liegt halt daran dass wir annehmen, dass ein zu großer Teil Leute mit Appellen an Verantwortung und Systemen, die auf Eigenverantwortung setzen, nicht erreichbar sind. Auf die Art toppen wir bei 70% Impfungen aus. Und das reicht halt nicht.

      • Thorsten Haupts 30. Juli 2021, 12:43

        … nicht erreichbar sind …

        Das halte ich selbst in den USA für nicht ausgemacht, bei denen Corona inzwischen integraler Bestandteil des heiss laufenden Kulturkampfes ist. Da müssen nur ein paar weitere hunderttausend Leute an Corona wegsterben, dann renkt sich das schon ein (bitte den Zynismus nicht kritisieren – der rührt aus meinem Wissen um Menschheitskonstanten).

        In deutschland würde ich es erst einmal mit wirklich niederschwelligen Angeboten insbesondere in gegenden mit hohem Migrantenanteil versuchen. Wir haben nicht mehr als max. 10% harte Impfgegner.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 13:54

          Das sehe ich nicht mehr wirklich als Erfolg. Klar, wenn weitere zehn- bis hunderttausende sterben wird es wohl noch ein Umdenken geben. Aber was uns das bis dahin kostet!

      • Marc Schanz 30. Juli 2021, 14:46

        Auch eine „nationale“ Herdenimmunität reicht nicht aus, außer man schottet sich ab. Nur eine weltweite Herdenimmunität würde Corona beenden, doch das ist pure Illusion. Daher ist bereits seit der ersten Welle klar, dass Corona endemisch werden wird.

        • Thorsten Haupts 30. Juli 2021, 16:39

          Ja, darauf bezog sich mein Kommentar deshalb auch gar nicht. Corona wird wie Grippe zu unserem Alltag gehören, in Zukunft. Das ist für mich schon lange klar, gabs darüber irgendwo Illusionen?

          Und tödlichere Pandemien würden das Klima-Problem uumweltschonend lösen, vor allem beim Zustand deutscher Katastrophenvorsorge.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 17:00

          Wenn wir weltweit 95% Impfquote hätten und die Leute sich alle an die Hygieneregeln halten würden, Abstand etc., dann wäre das alles erledigt.

          • Thorsten Haupts 30. Juli 2021, 17:56

            Hätte, hätte, Fahrradkette. Das ist eine illusorische Wunschvorstellung, die mit dem real existierenden menschen nicht zu verwirklichen ist.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 19:16

              Es war früher zu verwirklichen, bevor dieser Vulgärliberalismus sich durchgesetzt hat. Pocken wurden auf die Art ausgerottet. Wir hatten mal die Masern besiegt, bevor die Idiotenbande vom Prenzlauer Berg das wieder zunichtegemacht hat. Tuberkulose wurde ausgerottet. Polio. Alles dank Leuten, die sich an Regeln halten und nicht nur ICH ICH ICH schreien.

              • schejtan 30. Juli 2021, 20:14

                Man muss fairerweise auch sagen, dass diese Krankheitserreger, so weit ich weiss, nicht so lustig vor sich rummutieren im Vergleich zu Corona- und Grippeviren und Impfungen daher wirkungsvoller sind. Die einzige realistische Chance, Corona wirkungsvoll einzudaemmen hat man wohl nur direkt am Anfang gehabt. Nur gezielte Eindaemmung ist aufgrund der Natur des Virus (lange Inkubationszeit und viele asymptomatische Faelle) aeusserst schwierig. Und versuch mal allgemeine Eindaemmungsmassnahmen politisch zu verkaufen, wenn keine offensichtliche Gefahr besteht. Ich mein, auch du hast in deinem ersten Beitrag zu Corona gesagt, dass du das Virus lange Zeit nicht ernst genommen hast.

              • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 15:18

                Nein, war es nicht. Unter anderem, weil die notwendigen Impfstoffmengen gar nicht rechtzeitig bereitgestellt werden KONNTEN. Und einige der Krankheiten, die Sie nennen, wurden nur in Westeuropa ausgerottet. Das ist heute angesichts der weltweiten Reisetätigkeit einfach völlig illusorisch. Und ganz nebenbei – die genannten Krankheiten wurden nicht durch einen harten, Jahrzehnte andauernden, Lockdown ausgerottet – wir haben jahrzehntelang mit den Risiken dieser Krankheiten ein alltägliches Leben ohne Masken etc. geführt. Wer sie sich einfing, hatte Pech gehabt.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Sasse 31. Juli 2021, 17:09

                  Es war eine Verbesserung der sanitären Einrichtungen, was Typhus angeht. Heutzutage würden die Freiheitskämpfer für ihre Freiheit, ihren Kot auf die Straße zu leeren und ihr Haus nicht ans Fließend Wasser anzuschließen, auf die Straße gehen.

    • schejtan 30. Juli 2021, 14:25

      Natuerlich ist das das Ziel. War es auch schon immer. Nur „Mit dem Virus leben“ ist halt auch schon Code fuer „Gar nix tun und egal wie viele Tote einfach hinnehmen“.

      • Ariane 30. Juli 2021, 17:28

        Jep. Deswegen regt mich der Spruch immer so auf. Es heißt ja eben nicht „Gefahr XY wird uns erhalten bleiben und deswegen müssen wir etwas tun“, sondern es ist das totale Negieren jeglichen menschlichen Einflusses. Zurück ins Mittelalter, wo nur Beten blieb statt Modernisierungsjahrzent. Muss man halt aushalten, Pech gehabt.

        • Stefan Sasse 30. Juli 2021, 17:30

          Exakt. Konservatismus in Reinform.

        • Erwin Gabriel 14. August 2021, 12:38

          @ Ariane 30. Juli 2021, 17:28

          Es heißt ja eben nicht „Gefahr XY wird uns erhalten bleiben und deswegen müssen wir etwas tun“, sondern es ist das totale Negieren jeglichen menschlichen Einflusses. Zurück ins Mittelalter, wo nur Beten blieb statt Modernisierungsjahrzent. Muss man halt aushalten, Pech gehabt.

          Was für ein dummes Zeug.

          In Schweden oder Dänemark „betet“ man auch nicht, selbst wenn man ohne maske ins Geschäft oder Restaurants gehen kann..

  • Ariane 30. Juli 2021, 17:39

    Volle Zustimmung zum Artikel. Ich hab die Hoffnung auf einen anderen Kanzler auch noch nicht ganz aufgegeben, da ist schon noch Bewegung drinnen.

    Was ihn von Merkels Wahlkampfstärke unterscheidet, ist meiner Meinung nach, dass die Inhaltsleere dann oft auf ihn zurückfällt, weil er selbst jedes Fettnäpfchen mitnimmt, das irgendwo rumsteht. Wenn man den Wahlkampf über Haltungsnoten aufzieht, sollte man selbst mindestens unauffällig sein. (insofern macht Scholz alles richtig^^).

    Das ist auch ein Grund für seine schlechten Werte fürs Krisenmanagement, für den Status Quo-Wahlkampf muss man irgendwie ein wohliges, sorgenfreies Image mitbringen. Das konnte Merkel ganz gut, Kreuz machen und man hat sozusagen seine Ruhe. Das hat Laschet eben nicht.

    • CitizenK 30. Juli 2021, 20:02

      „Hoffnung auf einen anderen Kanzler“

      Woher nimmst du die? Hätte auch gern was von.

      • Ariane 30. Juli 2021, 21:46

        Unkaputtbarer Optimismus 🙂

        Nein, es ist eine sehr kleine Hoffnung. Gerade auch, weil ich nicht erkennen kann, dass Grüne und FDP viel Interesse an einer Ampel (oder R2G) hätten.
        Hab die Mehrheitsverhältnisse allerdings nicht im Kopf.

        Aber in den Umfragen ist noch viel Bewegung und es tut Laschet nicht so gut, selbst mehr in den Schlagzeilen zu sein. (das ist ja wirklich ein Schneckenrennen)
        Insofern denke ich immerhin, dass die krassen Vorsprünge der Union von vor ein paar Wochen nicht Realität werden. Man muss ja auch bedenken, dass wir hier Politikjunkies sind und die Masse der Wähler*innen eben nicht. Die finden vielleicht gerade erst heraus, dass Merkel ab September nicht mehr dabei ist oder so. Da kann ein Fettnäpfchen wie das Lachen dann schon viel ausmachen. Obwohl ich Stefan zustimme, dass sowas eigentlich total egal ist. Aber es hat ja irgendwie auch eine poetische Gerechtigkeit, da gerade die Union und die ihr zugeneigte Presse mitverantwortlich sind, dass sich der Wahlkampf auf diesem Niveau abspielt.

        • Stefan Sasse 31. Juli 2021, 11:09

          Das Wahlergebnis wird hauptsächlich davon entschieden werden, wer im September in den Schlagzeilen ist. Das habe ich aber im Frühjahr exakt so vorhergesagt.

  • Kning4711 31. Juli 2021, 09:59

    Vielen Dank für Deinen Kommentar?
    Glaubst Du denn ein Bündnis unter der Führung eines Olaf Scholz würde ein Bündnis der Reformen und der Erneuerung?

    Wenn die Union das Kanzleramt verliert drohen Diadochenkämpfe und weitere Lähmungen. Die werden alles tun um Reformen zu verhindern und Stillstand produzieren. Dann lieber die CDU am Ruder und ein paar reformwillige Koaltionäre, die Laschet an die Wand drücken.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2021, 11:11

      Meine Erwartung ist, dass Laschet die FDP und die Grünen gegeneinander ausspielen und den Mittler spielen würde. Vier Jahre Stillstand. Da lieber Scholz.

    • Dennis 31. Juli 2021, 11:44

      Gute Überlegung. Laschet for Frühstücksdirektor^. Ganz in diesem Sinne plädiere ich ja weiterhin für schwarz-grün, was allerdings womöglich knapp, wenn nicht unmöglich werden könnte, aber dann halt wenigstens die schwarze Ampel, wo die Lindners wiederum durch die CSU ausgebremst werden, was ja Tradition hat. Neoliberalismus von der schlichten Art (privat, privat, privat) ist eh ausgeträumt.

      Volker Bouffier in Hessen, weiland von Roland Koch großgezogen, ist durch Grünens ja auch mittlerweile erfolgreich durch eine Art REHA-Maßname gegangen und das Ding funktioniert völlig geräuschlos.

  • Kning4711 31. Juli 2021, 15:06

    Ich glaube nicht an schwarz grün, ich glaube eher es wird unter Laschet eine Koalition der Bewahrer, sprich Deutschlandkoalition mit der SPD – die kann die FDP auch viel besser mitgehen und die Grünen gucken in die Röhre.

    • Ariane 31. Juli 2021, 15:16

      Ich glaube nicht, dass die SPD da mitmachen würde. Solange der Fortbestand der Republik nicht davon abhängt, werden sie keine Koalition mit der Union mehr machen und das ist bei der jetzigen Konstellation ja eher unwahrscheinlich.
      Die SPD könnte vermutlich mit einer Oppositionsrolle auch erheblich besser leben als die Grünen, was letztere eben auch erheblich unter Druck setzt, sich da von der Union und/oder FDP ziemlich einkeilen zu lassen.

      • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 15:52

        Ich sehe bei der SPD keine ernsthaften Bestrebungen, nach der Wahl in die Opposition zu gehen. Inzwischen scheint man auch im Willy-Brandt-Haus gemerkt zu haben, dass in einem 7-Parteien-Parlament in der Opposition der mediale Untergang droht. Die Linkspartei wurde in dieser Legislaturperiode kaum noch wahrgenommen, die Positionen der AfD werden weitgehend ignoriert, die Grünen profitieren allein von einer ihnen wohlgesonnenen Medienlandschaft und die FDP hat Mühe um Aufmerksamkeit zu kämpfen.

        Eine Juniorpartnerschaft unter den Grünen ist auch keine echte Option, sie käme einer Selbstverzwergung gleich. Auch wenn Saskia Esken etwas anderes sagt: wäre eine Fortsetzung der GroKo möglich, würden Scholz, Heil und Klingbeil diese machen. Ich bezweifle, dass die SPD die Deutschland-Koalition ablehnen würde, wenn es zur geführten Ampel nicht reicht.

        Die Gefahr ist für die Grünen nicht klein, dass sie im September mit leeren Händen dastehen.

        • Kning4711 31. Juli 2021, 17:46

          Volle Zustimmung!

        • Ariane 31. Juli 2021, 23:38

          Natürlich streben sie nicht aktiv eine Oppositionsrolle an, aber sie könnten imo besser damit leben als zb die Grünen. Sie wären ja schon 2017 in die Opposition gegangen, hatten sie ja schon vor den Sondierungsverhandlungen zu Jamaika gesagt. Und es wird ja auch wieder eine Basisbefragung geben, da kann man Deutschland auch eher schlecht verkaufen.

          Bei einer Juniorpartnerschaft mit den Grünen sehe ich eigentlich kein Problem. Andersherum wäre es doch grotesk, wenn sie die Führung beanspruchen würden, wenn sie nicht mehr Stimmen als die Grünen erhalten.

          • Stefan Pietsch 1. August 2021, 08:27

            Bei einer Juniorpartnerschaft mit den Grünen sehe ich eigentlich kein Problem.

            Wieder Deine verräterische Sprache. Es geht nicht um Dich. Die SPD hat in Baden-Württemberg und Thüringen keine guten Erfahrungen damit gemacht, in eine Koalition mit einem Partner zu gehen, der noch vor Jahren nicht auf Augenhöhe war. Der CDU geht es übrigens jetzt im Ländle genauso. Natürlich registrieren das Parteianalysten und ziehen ihre Schlüsse. Eine Koalition unter den Grünen würde für alle sichtbar den Rangwechsel im linken Lager symbolisieren. Dann doch lieber mit der Union.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2021, 17:08

      Es wird keine Dreierkoalition geben wenn eine Zweierkoalition geht.

      • Kning4711 31. Juli 2021, 17:45

        Ich glaube bevor die CDU den Juniorpartner mit den Grünen gibt, werden die eine dreier Koalition anstreben. Aber ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, dass am Ende die Grünen die meisten Sitze erobern werden. Aber wir haben ja noch ein paar Wochen bis September…

  • Pirat 1. August 2021, 20:54

    Eine schöne Analyse. Ich sehe schön düster aufs Wahlergebnis. Man muss leider auch sagen, dass auf die Schwarmdoofheit der Wähler Verlass ist. Diese drei Spitzenkandidaten gehören ja zu einer vom Wähler herangezüchteten Politikergeneration. In diesem Sinne sind sie die Kandidaten, die dieses Land und seine Gesellschaft verdient hat.

    • Stefan Sasse 2. August 2021, 07:19

      Das ist wohl wahr.

    • Thorsten Haupts 2. August 2021, 09:44

      Ja. Was sonst, in einem Land, dass partei- und medienübergreifend Merkel für das Mass aller Dinge beim Kanzlern betrachtet? Wenn der Schein über Jahrzehnte das Sein schlägt – hier geschehen – dann hat das die erwartbaren Folgen. Sind jetzt eingetreten, Beschwerden gehen an uns alle Erwachsenen.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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