Ein Gastbeitrag von Wolf-Dieter Busch
Die gegenwärtige Politik ist geprägt vom Gender Mainstreaming. Dieses ist verbindlich festgelegt im Lissaboner Vertrag – siehe Webseite BMFSFJ. Gender Mainstreaming setzt neue Normen in Sexualität, Erziehung und Familie, und es ist gesellschaftlich umstritten.
Der vorliegende Text hat zum Zweck eine Analyse des Motivs. Anhand einiger Widersprüche und vorhandener, aber unbeachteter Hinweise leitet der Artikel eine ökonomische Zielsetzung des Gender Mainstreaming her.
Der Abschnitt „Feminismus“ betrachtet die Frauenrechtsbewegung als ursprünglich treibendes Moment. Der Abschnitt „Gender Studies“ liefert einen Überblick über die Inhalt und Qualität Forschung. Der Abschnitt „Gender Mainstreaming“ benennt die spezifischen Ziele. Alle diese Abschnitte wiederholen im Prinzip Bekanntes, angereichert mit einigen Querverbindungen.
Sodann geht es an die eigentliche Analyse. Im Abschnitt „Was steckt dahinter?“ betrachten wir die ursprüngliche Erst-Herkunft des Kapitals (im Kreislauf G→W→G‘), die Allmende, und ihren Zusammenhang mit Gender Mainstreaming.
Feminismus
Den Ausgangspunkt bildet Anfang der 1970er Jahre die Frauenrechtsbewegung (2. Welle) mit Alice Schwarzer als Vorkämpferin, die einen gesellschaftlichen Rollenwechsel für die Frau erwirkt. Seit Einführung der Anti-Baby-Pille schwindet die Sinnhaftigkeit des Adenauer-Zitats „Kinder kriegen sie immer“. Die Rolle der Frau ist weniger als zuvor auf Geburt der Kinder und Besorgung des Haushalts festgelegt. Im Zug der „Antiautoritären Bewegung“ der ʼ68er Generation findet die Bewegung Anklang bei der nachrückenden Generation – wegen des emanzipatorischen Elements zunächst auch beim männlichen Geschlecht – und feiert ihren Aufstieg zur Pop-Kultur.
Zug um Zug schwinden die letzten wenigen frauenbenachteiligenden Überbleibsel aus der Gesetzgebung zugunsten verfassungsmäßiger Gleichberechtigung.
Der Pop wächst indessen zur Subkultur aus. Nach Erreichen der letzten Ziele, also des gleichen Rechts für die Frau, schiebt die Massenträgheit der Bewegung weiter zu neuen Ufern: vom „gleichen Recht“ zum „Vorrecht“ (gegen den Mann). Die Männerwelt geht auf höfliche Distanz in Erwartung, die Normalität kehre mit der Zeit zurück. Ungeachtet dessen wandelt sich die Subkultur zur Frauenrechtsbewegung der 3. Welle. Die Forderungen und Schlachtrufe werden zunehmend bizarr.
In den 1990er Jahren ist die ʼ68er-Generation an den Schalthebeln der Gesellschaft angekommen. Am 15.11.1994 erhält das Grundgesetz in Artikel 3, Absatz 2 die Einfügung: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Die SPD wirbt mit diesem Slogan: menschlich statt männlich.
Istanbuler Konvention
Am 1.2.2018 meldet MDR, dass Bulgarien sich gegen die Istanbul-Konvention sperrt, die besonderen Schutz von Frauen gegen häusliche Gewalt vertraglich vereinbart. Das Dokument (PDF, 122 Seiten) ist widersprüchlich. Auf Seite 4 (Vorwort) steht:
(…) in der Erkenntnis, dass Frauen und Mädchen einer größeren Gefahr von geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind als Männer (…)
Auf Seite 38 (Einführung, Absatz 2, erster Satz) steht:
Es gibt keine Aussagen zur Prävalenz für Europa insgesamt, aber zahlreiche Mitgliedstaaten führen verstärkt Untersuchungen durch, um das nationale Ausmaß der Gewalt gegen Frauen zu ermitteln.
Der Widerspruch zwischen der „größeren Gefahr“ im Vorwort und „keinen Aussagen zu Prävalenz“ in den Erläuterungen bleibt ungelöst.
Ebenso offen bleibt die Frage, ob nicht die generelle Rechtsstaatlichkeit aller EU-Staaten hinreichend Schutz für die Frauen bietet (immerhin 51% der erwachsenen Bevölkerung). Angesichts der unausgesprochenen Unterstellung wirkt Bulgariens Widerstand nachvollziehbar (63% der Bulgaren lehnen die Istanbulkonvention ab.)
Gender Studies
Seit Ende der 1990er organisieren sich Gender Studies als universitäre Fachrichtung mit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Die Thesen der Gender Studies lauten in Kürze:
- Die Gesellschaft sei charakterisiert durch Unterdrückung der Frau;
- die geschlechtsspezifischen Vorlieben seien Resultate dieser Unterdrückung (Dressur);
- ohne derartige Dressur sei die seelische Veranlagung von Jungs und Mädchen identisch.
All diese Thesen korrespondieren mit Erkenntnissen Soziologie und Biologie. Darum nennen sich Gender Studies „interdisziplinär“. (Nota bene: „korrespondieren“ ungleich „übereinstimmen“ – dazu braucht es valide Studien; ohne solche bleiben sie Apodikta.)
Irgendwelche wissenschaftliche Veröffentlichungen der Gender Studies sind nicht bekannt. Der Blogger Hadmut Danisch klagte (erfolglos) gegen die Humboldt-Universität auf Auskunft über wissenschaftliche Tätigkeit der Gender Studies; außerdem präsentiert er ein YouTube-Interview des Inhalts, dass Gender-Studenten zu Geheimhaltung vergattert werden.
Wir sind also auf Zeitungsveröffentlichung angewiesen. Etwa im Zeit-Artikel Schafft doch gleich die Geisteswissenschaften ab! notiert Marion Detjen axiomatisch, die biologischen Gegebenheiten seien für Geschlechterrollen irrelevant.
Kritik
Gegen Gender Studies hält der namhafte Biologe Ulrich Kutschera vernichtende Gegenrede. Noch deutlicher ist das Interview des Schweizer Tagesanzeigers mit dem Evolutionsbiologen Axel Meyer:
(Meyer:) Biologen wie ich, die in Experimenten zeigen, dass Geschlechtsunterschiede auch in Verhaltens- und Denkaspekten angeboren, genetisch mitbestimmt sind, sind für die Genderforschung ein Feindbild.
(Friebe:) Wenn man Sie reden hört, könnte man denken, dass es andersherum auch so ist.
(Meyer:) Eigentlich nicht. Die meisten Biologen wissen gar nichts davon. Bevor ich ein Jahr am Wissenschaftskolleg in Berlin war und da auch eng mit Geisteswissenschaftlern zu tun bekam, ging mir das ähnlich.
Bedeutsam ist das Fehlen von Austausch mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, hier der Biologie. Die interne (Wissenschaft beanspruchende) Tätigkeit von Gender Studies ist weder öffentlich noch in irgendwelchen Fachbereichen bekannt oder dokumentiert. Die Selbstzuschreibung „interdisziplinär“ ist in praxi nicht begründet.
Volksnah ausgedrückt: Gender Studies schweben fachlich im luftleeren Raum (ungeachtet achtzehn Jahren Lehrtätigkeit und einhundertachtundachtzig Professuren).
Gender Mainstreaming
Mit dem Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom 23. Juni 1999 wurde die politische Vorgabe zur Einführung von Gender Mainstreaming manifestiert.
Das Gender Mainstreaming setzt, vereinfacht gesagt, die Thesen der Gender Studies in Politik um. Die Frau wird behandelt als schutz- und förderungsbedürftiges Wesen.
- Sie wird in männlich dominierte Studienfächer und Berufe hinein komplimentiert – mit durchwachsenem Erfolg.
- Zur Unterstützung der Berufstätigkeit wird ein Rechtsanspruch auf Kindertagesstätten installiert. Im Zug der Tendenz entstehen auch Krippen, die Kleinkinder Babys in Ganztagsbetreuung übernehmen.
- Die jüngste Verschärfung des Sexualstrafrechts – zugunsten der Frau – verlässt die Normen der Strafrechtsdogmatik, so Bundesrichter a. D. Thomas Fischer bei Zeit Online.
- Ebenfalls zur Förderung der Frau gehört, dass die Umgangssprache vom generischen Maskulin bereinigt wird: aus „Studenten“ wird „Studierende“, aus „Fußgängern“ wird „zu-Fuß-gehende“, etc. Dieser Sprachgebrauch ist in den Behörden verbindlich. (Dem Kolumnisten sind die „Studierenden“ jüngst in einem mäßig blutrünstigen Urban-Fantasy-Roman begegnet.)
- Im Akademischen Bereich werden zusätzlich grammatische und orthografische Entstellungen verbindlich. (Versalien und Sonderzeichen mitten im Wort sind eine Entstellung durch Flucht des geschriebenen vom gesprochenen Ausdruck.)
- Ebenfalls als schutzbedürftig gelten sämtliche sexuellen Außenseiter: Homosexuelle, Transsexuelle sowie Menschen mit Gendefekten, die konventionelle Geschlechtszuordnung erschweren.
- Im Gegenzug wird die gegengeschlechtliche Sexualität, die 96% der Bevölkerung betrifft, als „heteronormativ“ gebrandmarkt: nämlich nicht als biologisches Bedürfnis, sondern als gesellschaftliches Diktat.
- Für Kindergärten gibt es das praktische Aufklärungsköfferchen. (Siehe auch „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“). Kurz nach Einsetzen des Schamgefühles, aber noch lange vor Einsetzen der Pubertät werden die Kinder aufgefordert, ihre Sexualität zu „hinterfragen“.
Der Blogger Sebastian B. charakterisiert Gender Mainstreaming als postmodern:
Eine etwas umständliche, aber relativ präzise Beschreibung des Phänomens wäre also „politisch korrekter Autoritarismus“.
Dessen wesentliche Elemente sind:
- eine Moral, die ihre Autorität aus dem behaupteten Einsatz für „Unterdrückte“ oder sozial Schwache ableitet (traditionell links)
- eine relative geistige Geschlossenheit im Sinne des Big-Five-Modells der Persönlichkeit und eine Neigung zum Autoritarismus (traditionell rechts)
- eine überdurchschnittliche Ausprägung des Persönlichkeitszuges Verträglichkeit im Sinne des Big-Five-Modells, der Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft und Altruismus umfasst, aber auch mit Konfliktscheue einhergeht
Ein weiteres Element ist die 2017 legalisierte „Ehe für alle“. Ein Gutachten des Osnabrücker Staatsrechtlers Jörn Ipsen leitet aus Urteilen des BVerfG ab: die Ehe genießt besonderen staatlichen Schutz als „natürliche Vorstufe der Familie“. Durch die neue Beliebigkeit der Ehe löst sich die familienspezifische Schutzfunktion auf.
Kritik
Dem Kabinettsbeschluss zum Gender Mainstreaming vom 23.6.1999 ist keine öffentliche Diskussion vorangegangen. Das Gender Mainstreaming leitet sich aus keinem rechtsstaatlichen oder demokratischen Prinzip ab. Es begründet sich allein durch einen dem demokratischen Volkswillen übergeordneten Begriff von Gut und Böse. Diese Priorität ist uns vertraut von Weltreligionen sowie Diktaturen.
Das Gender Mainstreaming verortet das Lebensglück der Frau in Beruf und Karriere. Das Familienleben in seiner Intimität ist dabei störendes Element und muss überwunden werden: Slogan „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.
Exponierte Widerrednerin gegen diesen Begriff von „Glück“ ist die Journalistin Birgit Kelle. Sie legt in ihrem Buch Muttertier leidenschaftlich Wert darauf, dass ihr persönliches Glück durchaus in Geburt und Aufzucht ihrer Kinder liegt.
Ähnlich widerspricht auch die ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Hermann. Sie verteidigt sehr emotional ihr Verhältnis zu ihrem Kind und zu ihrer Familie.
Auf das Gewicht des Lebensglücks im Familienleben weist außerdem das offenkundige Leid der Trennungsväter, die in Einzelfällen großen Aufwand betreiben müssen, um ihre Kinder zu sehen.
Nicht zuletzt: zu keinem Zeitpunkt wird der naheliegende Zusammenhang von gescheiterter Familienpolitik mit Überaltern und Aussterben der Deutschen samt erforderlicher Konsequenz diskutiert.
Conclusio
Die wichtigste Zeit in der Entwicklung des Menschen sind die ersten drei Lebensjahre. Jahrzehnte alter Wissensstand der Entwicklungspsychologie. Es liegt nahe, dass beim Erwachsenen ein komplementäres Bedürfnis vorliegt, sein Kind intensiv zu bemuttern und betutteln.
Die menschliche Intimität der Familie ist von vitaler Bedeutung im Leben. – Beispielsweise unterstützt das Sozialamt bei Bedürftigen den Aufwand für ein Haustier – offiziell anerkannter Ersatz für fehlende familiäre Bindung, förderlich für die Seele.
Kurze Unterbrechung
Zwei Jungfische verlassen ihr Laichgebiet im Quellbereich und schwimmen flussab gen Meer. Unterwegs kommt ihnen ein ausgewachsener Artgenosse entgegen.
Der Altfisch fragt aufgeräumt: na Jungs, wie ist das Wasser dort oben? – Die Jungfische schwimmen wortlos an ihm vorbei.
Einige Kilometer weiter flussab spricht der eine Jungfisch zum anderen: was zum Teufel ist Wasser?
Weiter im Text
Das Gender Mainstreaming betreibt – das ist evident – die Erosion der Familie. Für die Familie gilt wie für so vieles: was man an ihr hat, erlebt man subjektiv und direkt erst, wenn man sie nicht mehr hat. Kann gut gehn. No risk, no fun. Wie schauts?
Was steckt dahinter?
Der Ablauf der letzten 50 Jahre erscheint – in Zusammenschau – überraschend zielgerichtet, ohne dass sich spontan eine natürliche Ursache offenbart. Der Verdacht einer planvollen Politik liegt nahe. Schauen wir genauer hin.
Betrachten wir die eingangs genannte Aktivistin Alice Schwarzer. Aus der Zeitung wissen wir von einer Steuerschuld im sechsstelligen Bereich. Ohne uns aus dem Fenster zu hängen schließen wir auf ein Geldvermögen im zweistelligen Millionenbereich, unauffällig verteilt in Instituten der niedlichen Schweiz.
Die interessante Frage lautet: woher stammt ihr beträchtliches Vermögen? Ihr öffentlich einsehbarer Lebenslauf weist keine Erbschaft aus. Reguläre Arbeit können wir auch ausschließen, niemand zahlt solche Gehälter.
Aus der Griffigkeit des Geldes können wir getrost ableiten: Schwarzer ist ein Läufer auf dem Schachbrett. Sie wurde von Anfang an in Position gebracht. Irgend eine Instanz funktionalisierte eine geeignete Persönlichkeit. Ihre allgemein menschliche Unausstehlichkeit ist – soweit ihre Auftritte in Talkshows noch nicht überzeugen – Gegenstand eines Buches. Sie ist ordentlich randständig (Lesben waren nicht immer gesellschaftlich akzeptiert) und mit einer guten Portion Maßlosigkeit und Geldgier gesegnet (siehe Zeitungsberichte). Alice wurde ohne jeden Zweifel mit Geld gepampert und auf Spur gesetzt.
Die Frage, „wer“ dahinter steckt, bringt uns nicht weiter, die Frage nach dem „warum“ dagegen schon. Es sind natürlich Finanzinteressen. Wo sonst wird mit Geld geworfen?
Zur weiteren Betrachtung treten wir zwei Schritt zurück.
Allmende
Karl Marxʼ Kritik der bürgerlichen Ökonomie mit der Kernformel G→W→G‘ hilft uns weiter. Denn Marx erzählt uns die ganze Geschichte.
Der Kapitalist setzt sein Kapital (= richtig viel Geld) ein, zahlt außer Produktionsmittel auch den Arbeitslohn (= reicht bis zum nächsten Arbeitstag) und besitzt nach Verkauf der produzierten Ware mehr als vorher (= richtig viel Geld plus Mehrwert). So weit, so bekannt.
Woher aber stammt das ursprünglich erste Kapital? Sicher nicht aus harter Arbeit; die Ware Arbeitskraft muss zu dem Zeitpunkt ja erst noch erfunden werden.
Sondern durch Raub der Allmende.
Im ursprünglich bäuerlichen Dorfleben gibt es den Gemeindeanger. Dort lässt das Bäuerlein seine Ziege grasen. (Brauchen wir uns nicht idyllisch vorzustellen. Das Leben ist hart.) Dieser Anger ist einverständliches Gemeingut. Statt Rechtstitel gilt alte Sitte.
Nun, dieser Anger ist eines Tages eingezäunt, und darauf grasen die Schafe des Herrn. Das Bäuerlein steht außen vor. Der Herr hat – quasi aus dem Nichts – eine handelbare Ware gewonnen.
So kommt es außerdem, dass das seiner Existenzgrundlage beraubte Bäuerlein wegelagert. Es muss zum Überleben verkaufen, was es hat. Nachdem die Ziege aufgegessen oder verkauft ist, bleibt als letzte Ware seine Arbeitskraft. Der Kreislauf G→W→G‘ ist eröffnet. Das Kapital kann seine Produktivkraft entfalten.
Familie
Vor Erfindung der Pille ist die Arbeitsteilung des Haushalts naturgegeben: die Frau bringt die Kinder zur Welt, der Mann bringt das Geld ins Heim – wenn alles gut geht. Nicht wirklich idyllisch, aber ein funktionierendes Biotop.
Natürlich ist oft genug am Ende des Geldes noch Monat übrig. Fallweise muss die Hausfrau mithelfen, die Haushaltskasse aufzubessern. Aber generell ist sie – mangels Mobilität, siehe Kinder – für den Kapitalverwertungsprozess nicht verfügbar. Die Besorgung von Kindern und Haushalt ist aus dem gleichen Grund dem „freien Markt“ verschlossen. In der Phase ist die Familie zu sehen als Allmende: wirtschaftlich nicht unbedingt üppig, aber funktioniert.
Seit Erfindung der Pille lockt der Genuss ohne Reue. Die Empfängnis wandelt sich tendenziell von Ereignis zu Beschlusslage. Die Frau wird raus gelockt in die Produktion. Die nichttriviale Aufgabe der Besorgung von Haushalt, Kinder und Familie wird fremd vergeben. Erste Vorläufer sind KiTa und Krippe für unsere Kleinsten.
Ein gewaltiges Geschäftsfeld tut sich auf. Es betrifft die gesamte Bevölkerung.
Das ist die Umverteilung von unten nach oben im ganz großen Stil.
Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.
Warren Buffet (amerikanischer Unternehmer, 1930-)
Teilweise interessant, viel Arbeit, akkurat geschrieben – und den eigenen Grundsätzen widersprochen: warum ist das so lang?!
Der Artikel will sich nicht entscheiden, was er sein will: kleine Kommentareinsprengsel, historischer Ablauf und Kapitalismuskritik, festgemacht an ihrem Urvater und der steuerlich gefallenen Alice Schwarzer, gespickt mit etwas Verschwörungstheorie.
Ich denke, Du hast Dir damit keinen Gefallen getan, es äußerlich wie eine wissenschaftliche Arbeit aufzubauen, denn dadurch verliert der Stoff eben auch seine Brisanz.
Warum so lang? Ich bin falsch und verschlagen 😉
Spaß beiseite. Deine formale Kritik habe ich vernommen. Ich freu mich auf deine Gegenrede. Ich wünsche mir eine interessante Diskussion! (Ich lerne gerne dazu.)
Das ist das Problem und deswegen die Anfangskritik: die Gegenrede fällt schon deswegen nicht leicht, weil ich in der Tendenz und der Mentalität der Überbetonung des Feminismus Dir im Grundsatz zustimme. Sondern, weil Deine so betonte Wissenschaftlichkeit es jedem ohne Quellenstudium schwer macht, sich zudem auf den einen Punkt zu konzentrieren.
Aus meiner nun wieder direkten, unmittelbaren Beobachtung kann ich definitiv sagen, dass das Geschlecht nicht vom sozialen Umfeld geformt wird. Weiberscharen von Müttern versuchen sich an dem Experiment, die lieber eine brave, angepasste Tochter bekommen hätten als einen scheinbar ungezogenen Bub, der seine Hände und Füße nicht im Griff hat und dem man das Wort „Entschuldigung“ hundertmal häufiger beibringen muss als der so gewünschten Tochter.
Wohin der Drang zur Gleichmacherei führt, lässt sich in den gehobenen Kindergärten der Großstädte beobachten, wo Kleinkinder nicht selten mit gebremster Empathie, aber dafür in Kenntnis der neusten Medikamente zum Drosseln von Fieber und Stuhlgangbeschwerden aufwachsen. Wenn selbst ein wachsender Anteil der Mütter vor der Verantwortung für den eigenen Nachwuchs flieht, was wird dann aus den Kindern?
Zu Alice Schwarzer: Der EMMA-Verlag warf im Jahr 2006 gut 200.000 Euro Gewinn nach Steuern ab, der Gewinnvortrag belief sich auf 1,2 Millionen Euro. Das sind ungefähr die Zahlen, die ein Finanzfachmann erwartet hätte. Alice Schwarzer führt den Verlag seit 1977 und betätigte sich schon zuvor als Buchautorin und Kolumnistin. Als profilierte Persönlichkeit wird sich an Autorenrechten regelmäßig mindestens 100.000 – 200.000 Euro eingestrichen haben.
Wenn man das überschlägt, erscheint es schon aus mathematischen Gründen nicht besonders schwer, auf einen zweistelligen Millionenbetrag an Vermögen zu kommen. Dazu bedarf es keiner Verschwörungstheorie.
„Wenn man das überschlägt, erscheint es schon aus mathematischen Gründen nicht besonders schwer, auf einen zweistelligen Millionenbetrag an Vermögen zu kommen.“
Na siehst du. Das ist doch schon mal was. (Von Finanzen verstehst du mehr als ich.)
Zu Alice Schwarzers Zeitschrift Emma – Zitat Wikipedia:
„Die erste Ausgabe der Emma erschien am 26. Januar 1977 mit einer Auflage von rund 200.000 Exemplaren. Den Start des Magazins finanzierte Alice Schwarzer mit 250.000 Mark aus ihren Autorenhonoraren sowie mit 20.000 Mark aus Krediten von zwei Mitarbeiterinnen.“
Ein Eingangskapital von 250.000 für ein Spartenprojekt würde ich 1977 einem eingeführten eingeführten Unternehmenscoach zutrauen, nicht jedoch einer einzelnen Polit-Aktivistin. Ihre Autorenhonorare waren definitiv überhöht – siehe auch auch die Vortragshonorare von Steinbrück, Steinmeiner und Co. vor irgendwelchen Gartenzwerg-Versammlungen: die legale Methode des Schmierens.
Zum nackten Zahlenvergleich: die 20.000 DM der beiden Mitarbeiterinnen dürften aus regulärer Quelle stammen.
Sehr geehrter Herr Busch!
Leider haben Sie ein komplexes Gebiet auf recht simple, deutlich unterkomplexe, darf man sagen: idiotische? Aussagen zusammengedamft.
Sicherlich ist es berechtigt, auch die gender studies auf ihren Anteil an der Marktsegmentierung zu befragen, siehe das gender marketing. Aber dies auf so seltsame Weise mit Biologie, vor allem dem Kutschera, zu vermischen, ist deutlich fahrlässig. Ich empfehle, die Buchbesprechung, die Sie anführen, noch einmal gründlich zu lesen: weder ist dort von Kutschera eine vernichtende Kritik zitiert, noch ist die Buchbesprechung „vernichtend“. (Zum Gebrauch des Wortes „vernichtend“ fragen Sie dann bitte Ihren Arzt oder Apotheker, oder, falls die nicht zur Hand sind, Ihre Linguist*in.)
Ich bin ja sehr dafür, die gender studies zu kritisieren. Nur sollte dies dann auch wissenschaftlich geschehen. Dazu gehört nun mal, die Sachen gründlicher und differenzierter zu lesen und nicht sofort und reflexartig alles unter eine einzige große Verschwörung zu subsumieren, sei diese nun rot-grün-links-versifft oder turbokapitalistisch.
Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz
Hi Frederik,
zunächst danke für Kritik, werde ich in Ruhe durcharbeiten, und insbesondere auch deine Kritik auf deinem Blog. Melde mich später.
Gruß Wolf-Dieter Busch
Lieber Frederik,
2. Antwort nach wenigen Minuten, du sagst:
„Zum Gebrauch des Wortes ‚vernichtend‘ fragen Sie dann bitte Ihren Arzt oder Apotheker, oder, falls die nicht zur Hand sind, Ihre Linguist*in.“
a) Nicht die Buchbesprechung, sondern Kutscheras Aussagen sind vernichtend, und zwar in jedem Sinn des Wortes. Kutschera vergleicht Gender Studies mit Kreationismus. – Es steht dir immer frei, deinerseits Kutschera zu kritisieren. Ich werde drauf achten.
Weiter forderst du:
„Ich bin ja sehr dafür, die gender studies zu kritisieren. Nur sollte dies dann auch wissenschaftlich geschehen.“
Lieber Frederik, dazu müssten Gender Studies den Anspruch auf Wissenschaft erfüllen. Ist nicht der Fall, und eines von mehreren Kriterien habe ich sogar im Text genannt: obwohl zwingend erforderlich findet Wissensaustausch mit Biologie nicht statt. Siehe oben den Interview-Ausschnitt, siehe den dahinter verlinkten Zeitungsartikel.
Weitere Antwort nicht mehr hier bei Stefan Sasse (übrigens danke, Stefan!), sondern auf deinem Blog.
Gruß Wolf-Dieter Busch
PS das „idiotisch“ nehme ich dir nicht krumm.
PPS für die „Linguist*in“ gilt das nicht. Wir sehen uns.
Sehr geehrter Herr Wolf!
Nur in Kürze: was bitteschön soll denn daran vernichtend sein, wenn man in Kreationismus und gender studies vergleicht? Um hier ein bisschen Wortklauberei zu betreiben: er vergleicht diese ja nicht, sondern setzt sie in eins. Aber ist diese Gleichsetzung tatsächlich vernichtend? Ich finde sie eigentlich nur lächerlich.
Ich mag hier nur noch einmal darauf hinweisen, dass es nicht einen einheitlichen Kern der gender studies gibt. Zum Teil stimmen natürlich die Angriffe, zu einem größeren Teil aber eben nicht. Die Angriffe würden nur funktionieren, wenn es einen solchen einheitlichen Kern gäbe. Wie ich auf meinem Blog deutlich gemacht habe, ist zum Beispiel Judith Butler von Kutschera nicht gelesen worden. Er urteilt ohne Grundlage. Und so etwas muss man nicht ernst nehmen.
Ich erwarte von einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung, dass die Autorinnen, auf die man sich bezieht, nicht nur oberflächlich durchdacht werden; im Gegenteil erwarte ich eine gründliche Analyse. Und – soweit schätze ich Sie in akademische Gepflogenheiten eingeweiht – dies bedeutet natürlich keineswegs, dass damit die Analyse auch schon endgültig, legitimiert oder eloquent ist. Kritik muss möglich sein. Die Frage ist eben, auf welchem Niveau. Und im Moment versuche ich Sie davon zu überzeugen, dass hier zwischen ideologischem Mumpitz und hochkomplexen, individualisierenden Analysen in der gender Theorie alles mögliche zu finden ist. Auch dem sollte man in seinen Angriffen Rechnung tragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz
„Was bitteschön soll denn daran vernichtend sein, wenn man in Kreationismus und gender studies vergleicht?“
Zur Sache. Die Einzel-Aussagen des Kreationismus stehen in Widerspruch zu Astronomie, Geologie und Biologie (kein Anspruch auf Vollständigkeit).
Nun ist Wissenschaft nicht demokratisch organisiert, sondern der Wirklichkeit verpflichtet, notfalls mit Sturz alter Annahmen. Das tat etwa Alfred Wegener bei Erkenntnis der Kontintalbewegung (heute akzeptiert, damals bekämpft).
Zur Methodik: Ich kann gerne den vorhandenen Wissensstand in Frage stellen, jedoch muss ich dafür Argumente vortragen. Der Kreationismus stellt die Aussagen aus der Bibel gegen die Erkenntnisse der Forschung, ohne den explizit vorhandenen Widerspruch zu diskutieren.
Zur „vernichtenden“ Kritik: normalerweise würde die Wissenschaft über derartiges hinweg sehen, weil irrelevant; dort aber, wo Kreationismus offizielle Lehre in der Schule wird (alle Wissenschaftler sind mal in die Schule gegangen), wird die Substanz der Wissenschaft angegriffen. Dort ist normative Wertung angesagt. Daher also „vernichtend“.
Fortsetzung. Die Gemeinsamkeit von Gender Studies mit Kreationismus besteht in diesen Aspekten:
1) Beide enthalten Aussagen in Widerspruch zu gegenwärtigem Wissensstand.
2) Beide diskutieren ihre Aussagen nicht.
3) Beide Lehren halten Einzug in das Erziehungswesen (Kreationismus in einigen amerikanischen sowie einigen islamischen Staaten), Gender Studies im deutschen Erziehungswesen (incl. Kindergarten).
Dieses Tripel von Geinsamkeiten macht Gender Studies genau so verächtlich wie den Kreationismus.
Sehr geehrter Herr Busch!
Noch eine Sache zu Kutschera:
Sie haben geschrieben, dass Sie sich zu Kutschera differenzierter geäußert hätten. Leider ist das nicht der Fall.
Ich will nun gar nicht weiter über Kutschera reden. Ich habe sein Buch nicht gelesen. Allerdings muss ich davon ausgehen, dass Sie sein Buch ebenfalls nicht gelesen haben. Und insofern würden wir hier eine deutlich inkompetente Diskussion führen. Wie genügt es aber, darauf hinzuweisen, dass Sie eine recht durchwachsene Buchbesprechung scheinbar komplett ignorieren. Tatsächlich wird das Buch von Kutschera in gewissen Teilen gelobt, aber meist mit deutlichen Einschränkungen. Aus welchen Gründen auch immer der Rezensent (oder die Rezensentin) dies getan hat.
Ich wünschte mir also von Ihnen einen naiveren (oder sinnlicheren) Umgang mit den Medien, auf die Sie sich beziehen. Wenn ich einen Text lese, lese ich keine Wahrheit über die Welt, sondern zunächst nur eine Wahrheit über einen Text.
Auch der Anspruch der Wissenschaftlichkeit ist bei mir deutlich anders gelagert: Wissenschaft produziert keine Wahrheiten, sondern legitimiert sich durch die Bildung und Überprüfung von Hypothesen. Und bei dieser Bildung und Überprüfung gibt es noch feinere Spielregeln. Ich mag jetzt auch nicht darüber streiten, die gender studies diese Auflagen immer erfüllen. Das tun sie, deutlich gesagt, nicht. Aber nicht immer heißt auf der anderen Seite auch, dass sie es (zum Teil) eben doch tun. Hier ist die Kunst der Trennung gefragt. Und in Bezug auf die gender studies beherrschen Sie diese Kunst überhaupt nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Frederik Weitz
Warum hätte ich es lesen sollen? Ich habe im Gastbeitrag seine Kritik – zugreffend! – als „vernichtend“ bezeichnet. Im Unter-Abschnitt „Kritik“ meines Gastbeitrags. Was ist falsch daran?
Hallo Stefan, wurde Dein Account gehackt?
Wieso?
„Irgendwelche wissenschaftliche Veröffentlichungen der Gender Studies sind nicht bekannt.“
Ähm, wie Bitte? Man kann ja vieles kritisieren, aber es gibt wohl mehr als genug Studien, Aufsätze oder sonstige Inhalte, die veröffentlicht werden. Da reicht es schon, wenn man sich mal drei Minuten auf einer Webseite umsieht.
http://www.fu-berlin.de/sites/gpo/soz_eth/Geschlecht_als_Kategorie/St__ndische_Ungleichheit_und_Geschlechterforschung/index.html
Auch bei dem Fall von Danisch geht es ja im Kern nicht um Studien zu Gender Studies, sondern um das Auskunftsrecht als Blogger.
Davon abgesehen ist das inhaltlich schon ziemlich flach. Allein die Gender Studies auf drei recht banale Thesen zu reduzieren, ist schon so kaum möglich, da es einfach zu viel feministische Spielarten gibt (Liberal, marxistisch, Umwelt, etc.). Klar, wie schon weiter oben erwähnt: Bei den Gender-Studies gibt es Kritikpunkte. Und inwiefern Gender-Studies überhaupt mit Feminismus übereinstimmen, ist ja schon einer der Punkte, der umstritten ist. Also da alles über einen Kamm zu scheren, und das dann als Überblick bezeichnen, das geht einfach nicht.
Wenn man allerdings einfach mal drauf hauen will, dann ist das natürlich legitim. Aber dann sollte man zumindest so ehrlich sein und keine Neutralität suggerieren. Dann könnte ich hier auch inhaltlich mit Leben.
Danke für den Link, hab mir das PDF mal runtergeladen und werde es in Ruhe durchlesen. Ein erster Eindruck: das ist ein Aufsatz vom Kaliber „Spektrum der Wissenschaft“, eine Zusammenstellung von Standpunkten. Konkrete Forschungsergebnisse sind auf den ersten Blick nicht auszumachen, aber ich bin noch nicht durch.
Zu Danisch – er beansprucht, als „Presse“ zu gelten. Da der Begriff „Presse“ kein geschützter ist – ein Presseausweis etwa ist ebensowenig amtlich wie die Eintrittskarte für die CeBIT – halte ich seinen Standpunkt für frech, aber vertretbar.
Ebenfalls frech ist freilich die Weigerung der Uni auf Auskunft.
Habe versucht, es zu lesen, aber aufgegeben.
Laut der von dir verlinkten Webseite Aufsatz im Sammelband „Zeitsprünge“. Eine Sammlung von Quellen mit übereinstimmender Meinung, angereichert mit persönlicher Wertung, etwa auf Seite 2: „Zwölf Jahre später, 1999, erschien ein ebenso bedeutendes Buch, diesmal nicht zur Gesellschafts-, sondern zur Politikgeschichte, Wolfgang Reinhards Geschichte der Staatsgewalt.“ – Für eine Kampfschrift mag das legitim sein, eine wissenschaftliche Veröffentlichung mit Peer Review sieht anders aus. Tut mir Leid, mein Bester.
@ Wolf-Dieter Busch on 3. März 2018
Erst einmal vielen Dank für diese Vioelfalt an Informationen. Ich glaube nicht, dass ich das so hinbekommen hätte.
Was den finanziellen hintergrund angeht, bin ich mir auch nicht sicher, ob eine übergeordnete Instanz Menschen wie Alice Schwarzer steuert, um an Geld zu kommen (bzw. ob das der einzige Grund ist). Das aber Geld bei dem Thema grundsätzlich eine große Rolle spielt, erscheint mir in Anbetracht der Natur des Menschen normal.
Dem Rest kann ich im Großen und Ganzen zustimmen. Ich habe mich mal am Rande mit Zwillingsforschung befasst, deren Ergebnis war, dass die genetische Prägung grundsätzlich stärker als die soziale ist. Und dass aus Geschlechtsgründen unterschiedlich ausgeprägte Körper / Organe / Gehirne / Hormone bestenfalls nachrangig auf die Entwicklung der sexuellen Prägung wirken sollen ( obwohl beispielsweise die Ausschläge bzw. Veränderungen durch die Pubertät bei praktisch jedem Heranwachsenden enorm sind), leuchtet mir nicht im Geringsten ein.
Vielleicht mag ich der Gender-Forschung die Wissenschaftlichkeit bzw. das Bemüghen darum nicht absprechen. Aber über das Festlegen von Axiomen scheinen Sie wirklich noch nicht hinausgekommen zu sein.
Nachmals, vielen Dank, mit zustimmenden Grüßen von meiner Frau
E.G.
„Aber über das Festlegen von Axiomen scheinen Sie wirklich noch nicht hinausgekommen zu sein.“
Das halte ich für ein Gerücht.
Als Gender wird das gesellschaftlich beobachtbare Geschlechtsverhalten definiert in Abgrenzung zum „sex“. Ich verstehe ehrlich gesagt nach wie vor nicht, was die Frage ob das nun gesellschaftlich geprägt wird oder durch Gene bereits teilweise angelegt ist überhaupt für eine Rolle spielt im Bezug auf die Studien an Gender Verhalten an sich?
Zunächst geht es mal um eine Kategorisierung, darunter würde dann auch diese Frage fallen – doch in Bezug auf wie oft tritt welches Verhalten in der Gesellschaft auf und wie wird es begleitet (Eigenreflexion, Kritik, Zustimmung etc.). Dann geht es darum wie eventuell gesellschaftliches Verhalten verändert werden kann um ein größtmögliches Spektrum und größtmögliche Freiheit zur individuellen Expression zu erreichen. Ausgangspunkt ist die Unzufriedenheit von Männern und historisch vor allem Frauen mit ihrer zugeschriebenen Geschlechterrolle. Sollte es keinen Widerspruch zwischen gewolltem Verhalten und zugeschriebenem Rollenverhalten geben (die Frau die sich am liebsten um die Kinder sorgt, der Junge der lieber tollt als mit Puppen zu spielen, die Hausfrau und Mutter die sich keine größere Erfüllung vorstellen kann etc.) ist alles in Ordnung und es besteht gerade kein Handlungsbedarf. Ist das aber eben nicht der Fall, will eine Frau oder auch ein Mann über seine zugeschriebene Rolle hinauswachsen sieht sich der/diejenige oft mit gesellschaftlichen Hürden konfrontiert, ein gesellschaftliches Korsett das einem entgegen der eigenen Wünsche einfach übergestülpt wird. Diese Hürden zu benennen und zu überwinden ist m.E. der Kern des modernen Feminismus… Persönlich habe ich mein leben lang übrigens die 2. welle des Feminismus als latent männerfeindlich wahrgenommen – die 3. Welle hat dagegen erst das Bewusstsein geschaffen, dass auch die Emanzipation des Mannes von seiner zugeschriebenen Geschlechterrolle gesellschaftliche Bedeutung hat. Für mich persönlich habe ich diese Diskussionen immer als sehr befreiend wahrgenommen.
Absolut!
Bei aller Diskussion bleibt das Kernproblem die Familie. Soll diese abgeschaffen werden, weil sich die Zeiten geändert haben oder weil das Geld anderweitig besser eingesetzt wäre? Der Entwicklungsverlauf des Gehirns des Kleinkindes in den ersten 3 Lebensjahren hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert. Er ist vielmehr derart komplex und vielschichtig, dass man sich nie akut an diese 3 ersten Jahre erinnern kann.
Warum soll z. B. eine Mutter auf das Betreuungsgeld verzichten und ihr Kind, das sie 9 Monate getragen hat, gleich wieder abgeben, zumal die Aufbewahrung in der Krippe/Kita nicht unproblematisch ist.
Sorgfältige Recherchen weisen deutlich auf die beachtlichen Probleme der scheinbar alternativlos propagierten Krippe (Stresshormonausschüttung: Cortisol, Wachstumshormonreduktion infolge Schlafmangel, Zerstörung der für die frühkindliche Sprachentwicklung wichtigen Dyadenbindung an die Mutter, auf deren Stimme der Foet bereits ab der 20. Entwicklungswoche massiv fixiert ist) hin, wodurch z. B. mangelnde Stressresistenz und Angstbewältigung, Sprachentwicklungsstörungen (Lese- Rechtschreibstörungen) und auch ADHS teilweise zurückführbar sind. [Beleg siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 6. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-9814303-9-4 und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5
Danke! Danke! Danke! Kann man gar nicht laut genug sagen!
„Soll diese abgeschaffen werden, weil sich die Zeiten geändert haben oder weil das Geld anderweitig besser eingesetzt wäre?“
Können Sie mir eine Quelle nennen von jemandem, der das tatsächlich will? Ähnlich wie in meinem eigenen Kommentar – sicher, dass wir nicht ein Angebot an Mütter und Väter mit einem Zwang oder gar verschwörerischem Plan verwechseln?
Was soll denn eigentlich das Motiv für all die Verschwörungen sein? Tatsächlich eine Art „Oberherrschaft“ von Frauen? Nicht so ein guter Job dann von Feministen, oder? Welt, auch Deutschland, scheinen mir dann doch insgesamt noch sehr von Männern dominiert zu sein…
Die diesbezügliche Forschung ist, höflich ausgedrückt, umstritten. Es gibt bisher keine seriös anerkannten Ergebnisse, die diese Thesen unterstützen würden. Dass schlecht geführte und unter-ausgestattete Kitas für Kinder schlecht sind ist glaube ich klar – da brauche ich mich nicht auf „jahrtausende alte“ biologische Mechanismen zu berufen.
Was wir zu sehen kriegen, sind Resultate, die den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Ich sehe eine gewisse Gefahr, dass unpassende Resultate einem Postkutschenüberfall zum Opfer fallen werden.
Ganz pauschal. Selbst ein minderwertig ausgestattes Heim ist für ein Kleinkind um Größenordnungen förderlicher als eine ideal ausgestatte KiTa – a priori wegen der emotionalen Bindung.
Und diese Annahme fußt auch welcher empirischen Forschung zum Thema?
Moin,
Das keine Forschungsergebnisse veröffentlicht werden, ist schlicht falsch. Kurzes googlen hat mir eine ganze Menge Ergebnisse gebracht.
z.B. http://www.gffz.de/publikationen/online-publikationen/
Biologen wie ich, die in Experimenten zeigen, dass Geschlechtsunterschiede auch in Verhaltens- und Denkaspekten angeboren,
Diese angeborenen, geschlechtspezifischen Unterschiede sind da, aber sie sind nicht wie eine scharfe Grenze da. Ein wissenschaftlich signifikanter Unterschied ist schon da, wenn man in einer statistischen Gaußverteilung den Mittelwert der beiden Verteilungen sicher (größer als Messfehler) unterscheiden kann. Das bedeutet aber meistens, dass die beiden Gaußverteilungen sich großflächig überschneiden. Weit über 80% teilweise 90% der Einzelmessergebnisse können dann in beiden Gruppen sein und können so nicht sicher zugeordnet werden, wenn nicht VORHER bekannt ist ob der einzelne Messwert das Merkmal der einen oder anderen Gruppe hat.
Kurz die Unterschiede sind signifikant da, aber für den einzelnen schlicht irrelevant. Und Gaußverteilung meint nicht zwingend rauschen oder Messfehler, dass kann durchaus ein korrekter einzelner Messwert sein, die aber eben verteilt sein können, z.B. IQ-Messung.
Diese weite Überschneidung ist bei genauer Betrachtung auch nicht wirklich überraschend, da Mann und Frau sich genau bei einem einzigen Chromosom unterscheiden.
Es geht bei den Gender Studies auch nicht um Gleichmacherei sondern darum, wo die Unterschiede herkommen. Oder bestreitest du, dass es Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Und zwar nicht beim biologischen Geschlecht (eng. sex), sondern bei dem englischen Gender?
Ich habe da viele Fragen, warum sind gerade in Deutschland so wenig Frauen in Ingenieurwissenschaften, warum sind im katholischen Italien mehr Frauen in Führungspositionen etc. Wieso sind die Unterschiede zwischen Geschlechtern so unterschiedlich zwischen den diversen Kulturen.
Das Bild, dass die Gesellschaft von einer „typischen“ Frau und einem „typischen“ Mann hat, prägt die einzelnen und es entwickelt sich ständig weiter.
An der ganzen Kritik an den Gender Studies stört mich, dass sie vorgibt Gender Studies würden Frauen und Männer gleich machen und in ein Schemata pressen, also unfrei machen. Nach meiner Beobachtung ist es jedoch genau umgekehrt. Der Feminismus macht die Menschen – Frauen und Männer – freier, da er jedem erlaubt so zu sein wie er will, indem er vor allem den Frauen zu der alten geschlechterspezifischen Rolle eine Alternative bietet. Nur wer wählen kann hat eine Freiheit, wer nur den Weg gehen kann, der ihm „angeblich“ vorgegeben ist, ist unfrei.
Nach meiner Beobachtung ist die Anzahl der Frauen, die sich unter dem massiven Druck der Gender Studies „gezwungen“ sehen den heimischen Herd zu verlassen sehr klein verglichen mit der Gruppe an Frauen, die sich berufliche Möglichkeiten verbauen, da es für Frauen unsexy ist in Mathematik besonders gut zu sein.
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article138162646/Warum-Maedchen-ohne-Jungs-besser-lernen.html
Das sind evidente Ergebnisse von Gender Studies! Und wenn man sich für das Thema mal sensibilisiert hat und viel reist, kann man sich schon viele Fragen stellen, warum die Welt so ist wie sie ist.
Ich bin Physiker. Für die Physik werden Unsummen ausgegeben für Weltraumforschung, gigantische Teilchenbeschleuniger sowie riesige Teleskope. Was da an „Nutzen“ für die Gesellschaft raus kommt, passt auf einen Fingernagel. Es schafft „nur“ Wissen, dass nahezu ohne Belang ist, da es entweder unerreichbar ist (Teleskope) oder zu energieaufwendig (Teilchenbeschleuniger) oder zu lebensfeindlich (Weltraumfroschung) als dass ja jemals etwas viel sinnvolleres als die Teflonpfanne bei rauskommen wird und die wurde auch schon nicht von der Weltraumforschung erfunden.
http://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-6671/10940_read-24909/
Gender Studies, die versuchen zu erklären, warum wir so sind wie wir sind und so leben wie wir leben, haben da mehr Nutzen für mich. Und es ist verdammt noch mal viel preisgünstiger!
*kurze Anmerkung: Satelliten sind für mich kein Ergebnis der Weltraumforschung sondern der Militärforschung und eher engineering als Forschung
Danke!
„Das sind evidente Ergebnisse von Gender Studies!“
Naja, wenn ich ein Gruppe in zwei Hälften Teile und die Besseren für sich unterrichte und die Schlechteren auch, ist es doch naheliegend, dass die Schlechteren danach bessere Leistungen erbringen und sich auch für besser halten. Klingt mir jetzt nicht wirklich zwingend gendermäßig. Wie sind denn die Leistungen der Jungen auf den reinen Jungen-Schulen, im Vergleich zu den gemischten Schulen? Das wäre doch mal eine interessante Kontroll-Gruppe, gibts da auch Artikel zu?
Naja, wenn ich ein Gruppe in zwei Hälften Teile und die Besseren für sich unterrichte und die Schlechteren auch, ist es doch naheliegend, dass die Schlechteren danach bessere Leistungen erbringen
Da machst du gleich zwei falsche Annahmen.
1) Das schlechte Schüler besser werden, wenn sie unter sich unterrichtet werden.
Empirische Daten zeigen, dass es eher umgekehrt ist und trotzdem die guten Schüler sehr gute Leistungen abgeben.
z.B. Finnland
2) Mädchen sind schlechter in Mathe.
Das ist einfach falsch! Und dass du diese „Wahrheit“ so verinnerlicht hats, ist ein schönes Beispiel dafür warum wir Gender Studies brauchen. Sie bringt Licht ins Dunkel.
Getrennt unterrichtet bringen Mädchen gleiche oder sogar besser Leistungen in Mathe.
Der Grund ist, dass in der Pupertät junge Menschen sich anfangen attraktiv für das andere Geschlecht zu machen. (finde den Link dazu leider nicht)
Die meisten Jungs finden Mädchen die intilligenter als sie selbst sind, eher unsexy. Mathematik hat hier einen besondern Status, der in meinen Augen nicht gerechtfertigt ist, aber meine Meinung ist ja wieder mal nicht so entscheidend 😉
Die Ursachen für solche Unterschiede zu finden ist das Forschungsfeld von Gender Studies.
Was ist daran falsch? Wo gefährdet so etwas die Familie? Wo werde ich, meine Frau, meine Söhne oder meine Töchter dadurch in irgendein Schema gepresst? Wieso soll es falsch sein Mädchen in den Leistungen in Mathematik „gleich zu machen“ wie die Jungs?
Wenn man sich die Kritik an konkreten Beispielen klar macht, finde ich nur heiße Luft.
Und natürlich wird da auch viel geforscht, bei dem man sich fragt bringt es dass? Das ist aber in allen Forschungsgebieten so, deswegen stelle ich aber nicht gleich die ganze Fachrichtung in Frage. Schließlich muss für jede Doktorarbeit an etwas „geforscht“ werden, an dem zuvor noch kein anderer geforscht hat. Das da exotische und fragwürdige Dinge bei rauskommen, die für Laien kaum verständlich sind liegt in der Natur der Sache.
Gruß Jens
Sie reiten auf der Gender-Welle ohne tieferes Wissen. Unterschiede in den Fähigkeiten sind eben auch und sehr durch biologische Entwicklungen bei Jungen und Mädchen begründet. Gehirnstrukturen unterscheiden sich ebenso wie in den einzelnen Entwicklungsstufen. Um mit Kelly Bundy zu sprechen: wo nix ist, können Sie auch nichts reinfüllen.
Es gibt biologische Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen – etwa hinsichtlich der Hormone und des Gehirnaufbaus –, die einen Einfluss auf ihre schulischen Leistungen haben. Das Gehirn reift bei Mädchen früher und verschafft ihnen Vorteile bei sprachlichen Aufgaben, Jungen haben dagegen Vorteile im verbal-räumlichen Denken.
http://www.spektrum.de/news/warum-jungen-in-der-schule-auf-der-strecke-bleiben/1353755
Und da Sie ihre Replik einzig auf das Gender-Argument aufgebaut haben, ist es jetzt das Klo runtergespült. 🙂
@Jens
„An der ganzen Kritik an den Gender Studies stört mich, dass sie vorgibt Gender Studies würden Frauen und Männer gleich machen und in ein Schemata pressen, also unfrei machen.“
Wir geben das nicht vor. Wir leiten es her. Es steht dir immer frei, das zu widerlegen (mit Argumenten).