Wie der Mindestlohn die soziale Spaltung verschärft – ein empirisches Beispiel

Ein sehr guter Freund / Freundin betreibt in einer deutschen Millionenmetropole einen Waldkiosk, der von der örtlichen Stadt gepachtet ist. Im Folgenden werde ich der Einfachheit halber nur die männliche Ansprache benutzen und auch sonst die Anonymität wahren.

Der Kiosk liegt in einem idyllischen Park, umliegend befinden sich viele Sozialwohnungen, entsprechend ist das Klientel. Doch das Milieu wandelt sich, zunehmend ziehen höhere Einkommensbezieher in die Gegend. Über viele Jahre waren jedoch Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener die wesentliche Kundschaft. Die Waren sind billig und laden die Menschen zum Verweilen und Schnacken ein. Kleptomanen und Drogensüchtige gibt es allerdings auch. Für viele ist der Park mit seinem Kiosk die einzige Ablenkung eines ansonsten drögen Tages.

Der Betreiber zahlt sich selbst aus dem Betrieb ein monatliches Gehalt von 2.300 EUR. In dem Kiosk sind weitere 7 -10 Mitarbeiter geringfügig beschäftigt, die einen Lohn von 450 EUR erhalten, der Stundenlohn beträgt 7,50 EUR. Da die meisten Mitarbeiter als Haupteinkommen Sozialleistungen beziehen, werden eventuelle Mehrzahlungen ohne Aufzeichnungen vergütet. Die Fluktuation ist hoch, weil der Job als schnelle und unkomplizierte Zuverdienstmöglichkeit gesehen wird und in den Wintermonaten geschlossen ist. Am Ende des Jahres bleibt oft noch ein kleiner Überschuss hängen, den der Pächter an sich auszahlt.

Die Einführung des Mindestlohns stellt den Pächter vor völlig neue Herausforderungen. Die Einnahmen des Betriebs reichen nicht, um den kräftigen Aufschlag auf die Löhne zu zahlen, da ansonsten das Einkommen des Betreibers auf das Niveau seiner Mitarbeiter sinken würde. Es darf nicht vergessen werden, dass auf die 8,50 EUR noch Sozialabgaben fällig werden. Ein neuer Mitarbeiter hat nun den höheren Lohn verlangt. Daraufhin wurde eine kleine Betriebsversammlung abgehalten.

Mein Freund legte seinen Mitarbeitern zwei Modelle vor: es bleibt bei den bisherigen stillschweigend vereinbarten Stundenlöhnen und Verdienstmöglichkeiten, die Unterlagen werden entsprechend intransparent gestaltet. Die zweite Alternative beinhaltet die Erhöhung auf 8,50 EUR Stundenlohn zuzüglich Sozialabgaben. In diesem Fall muss das Geschäftsmodell umgestellt werden. Die Preise werden deutlich angehoben und der Wechsel des Kundenklientels forciert. Da die bisherige Kundschaft sich die neuen Preise nicht wird leisten können, werden deutlich weniger Tische bearbeitet und Thekenverkäufe abgewickelt werden müssen. Als Konsequenz wird er in der neuen Saison nur noch auf 4 Zusatzkräfte zurückgreifen, die anderen werden sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten suchen müssen.

In diesem Fall würde der Mindestlohn also die gesellschaftliche Teilhabe von prekär lebenden Menschen reduziert und ein deutlicher Arbeitsplatzabbau vorangetrieben. Anrainer mit geringem Einkommen werden von Zuzüglern mit höherem Einkommen verdrängt.

Wie die Mitarbeiter sich entschieden haben? Unter Murren haben alle den Status quo bis auf weiteres akzeptiert.

{ 51 comments… add one }
  • Stefan Sasse 6. Juli 2014, 20:55

    Kann der die nicht auf 450€ Basis mit Mindestlohn beschäftigen? Bräuchte er vermutlich einen mehr, um den 1€ pro Stunde auszugleichen. Oder übersehe ich da was?

  • Rainer Großmann 6. Juli 2014, 21:42

    Nicht, dass ich anderer Meinung wäre, und ich sehe ebenfalls, wie problematisch ein Mindestlohn sein kann, aber die Wendung „empirisches Beispiel“ verspricht viel mehr als sie hält. Vielleicht sollte man hier eher von „anekdotischer Evidenz“ sprechen?

  • Ralf 6. Juli 2014, 22:41

    In dem Kiosk sind weitere 7 -10 Mitarbeiter geringfügig beschäftigt, die einen Lohn von 450 EUR erhalten, der Stundenlohn beträgt 7,50 EUR. Da die meisten Mitarbeiter als Haupteinkommen Sozialleistungen beziehen, werden eventuelle Mehrzahlungen ohne Aufzeichnungen vergütet. […] In diesem Fall würde der Mindestlohn also die gesellschaftliche Teilhabe von prekär lebenden Menschen reduziert und ein deutlicher Arbeitsplatzabbau vorangetrieben.

    Mir kommen die Traenen. Der arme Waldkioskbesitzer. Ihren eigenen Angaben nach basiert sein Geschaeftsmodell auf dem Betrug der Gesellschaft und damit auf dem Betrug an uns allen. Denn nichts anderes ist die „Verguetung eventueller Mehrzahlungen ohne Aufzeichnungen“. Mit dem Angebot an die Mitarbeiter den staatlichen Mindestlohn illegal zu umgehen und dies durch „intransparente Unterlagen“ bewusst zu verschleiern, offenbahrt er dann auch noch weitere kriminelle Energie. Dazu kommt, dass dieser Verbrecher diese Regelung nur durch die Erpressung der Mitarbeiter und unter Ausnutzung ihrer praekeren Lage durchgesetzen konnte. Angeblich muss der Waldkioskbesitzer seinen Personalbedarf ja von 7-10 Mitarbeitern, sagen wir also im Durchschnitt 8,5 Mitarbeitern auf 4 Mitarbeiter mehr als halbieren. Und das wegen eines Euros mehr Stundenlohn, also ein Mehr von gerade mal 40 Euro pro Mitarbeiter falls es sich um eine Vollzeitkraft handelt, was in Ihrem Beispiel noch nicht einmal der Fall ist. Und das soll ein „repraesentatives Beipiel“ sein? Wieviel Waldkiosks gibt es denn, die in aehnlicher Lage ihren Mitarbeiterbestand um mehr als die Haelfte reduzieren muessen? Und wieso sollte unsere Gesellschaft diesem Kriminellen auch nur eine Traene nachweinen? Hoffentlich bekommt der Mann bald Besuch von der Polizei. 

  • aristo 6. Juli 2014, 22:49

    Wie kann denn der seine Aufzeichnungen „intransparent“ halten? Das riecht auch noch nach Steuerhinterziehung. Solche Unternehmer braucht niemand.

  • Ariane 6. Juli 2014, 23:03

    *grübel* Ich verstehe auch nicht so ganz, wo plötzlich die Sozialabgaben herkommen? Die logische Konsequenz wäre ja eigentlich, die Stunden so zu verteilen, dass man innerhalb der geringfügigen Beschäftigung von 450€ bleibt. Und – wie Stefan schreibt – dann entweder eine Aushilfe zusätzlich einstellt oder selbst mehr arbeitet/vielleicht die Öffnungszeiten anpasst o.ä. Da in der zweiten Alternative ja sogar die Möglichkeit angeführt wird, den Kiosk mit nur vier Zusatzkräften weiterzuführen, dürfte das nicht das größte Problem sein. Sich völlig neuen Herausforderungen zu stellen ist ja Vor- und Nachteil des Unternehmertums und tritt relativ häufig auf und dies scheint mir nun eher ein lösbares Problem und nicht unbedingt ein Beispiel für die soziale Spaltung unseres Landes.

  • Stefan Sasse 7. Juli 2014, 07:06

    Ich meine, ich verstehe völlig das Problem das der Mann hat – seine bisherige Kosten-Nutzen-Kalkulation funktioniert nicht mehr. Nur passiert das Gleiche, wenn sich die Preise seiner Waren plötzlich verschieben. Und ja, mir ist auch klar dass das in diesem Fall ein staatlicher verordneter Eingriff ist und daher mit Marktmechanismen nur unzureichend erklärt werden kann, aber wie meine Vorredner habe ich auch das Gefühl dass wenn das die größten durch den Mindestlohn entstehenden Probleme sind, die Lage insgesamt kaum dramatisch ist.

  • techniknoergler 7. Juli 2014, 07:31

    @Sasse:

    Einfach mal Symbolpolitik betreiben und hoffen das sich der Schaden in Grenzen hält.

    @Rals und Aristo:

    Solche Unternehmen „braucht niemand“? Oh doch, die Menschen dort brauchen diese zusätzliche Einnahmequelle durch arbeit. Natürlich brauchen sie die nicht in dem Sinne, dass sie ansonsten nicht leben könnten. Sie können auch so leben und haben immer noch einen höheren Lebensstandard als „Arme“ in den meisten anderen westlichen Ländern oder auch viele Menschen in osteuropäischen Ländern. Von der dirtten Welt ganz zu schweigen.

    Wer allerdings Menschen mit diesem Lebensstandard allen ernstes als arm bezeichnet (aber auch unabhängig von dieser EInschätzung), für den ist es zynisch zu sagen „solche Geschäfte braucht es nicht“.

    Natürlich ist Rechtsbruch nicht akzeptabel. Der Kioskbetreiber hätte sein Klientel erst gar nicht an diese Verdienstmöglichkeiten gewöhnen dürfen, da illegal. Das Recht hätte in diesem Fall de-facto Arbeitslosigkeit verlang. Die Frage ist aber auch, warum die Beteiligten überhaupt in die Illegalität gedrängt werden. Das Gesetz ist dämlich.

    Drogen sind auch illegal. Das Verbot für bescheuert zu halten heißt nicht, dass der Gesetzesbruch akzeptabel wird. Auf der einen Seite. Es heißt auf der anderen Seite aber auch nicht, dass ein Kanabisverbot dadurch sinnvoll wird, dass es im Gesetz steht. Das Gesetz schadet und muss revidiert werden.

    Was im übrigen bei solchen niedrigen Löhnen wie 7,50 € gerne übersehen wird (es wurde ja in dem Beispiel auch schon angesprochen): Die Preisstruktur in der Gegend ist an diesen Lohn auch angepasst.

    Ein Nominallohn von 8,50€ wäre im übrigen möglich, wenn der Staat eine Anpassung der Preisniveaus restlicher Güter ermöglicht, so dass die Relation zwischen den Preisen wieder stimmt. Es müssten dann alle Sozialleistungen nominal erhöht werden und die Löhne in der Unternehmen auch. Was hat man dann gewonnen? Inflation, um eine Deflation abzuwenden. Das ist der einzige Nutzen. Wenn keine Deflationsgefaher herrschaft (aktuell tut sie das, aber meistens nicht) dann macht es auch keinen Sinn. Und insbesondere ist da jedes Moralargument verfehlt, ein Lohn unterhalb einer bestimmten Kaufkraft sei zu verbieten, weil… ja, also, die Menschen deren Arbeit nicht produktiv genug ist hätten kein Recht zu arbeiten, das sei Menschenentwürdigend… Stattdessen müssen die sich mit den Zuweisungen durch die Allgemeinheit zufrieden geben, selbst wenn es zum Gegenseitigen nutzen Handel (Arbeitskraft gegen Geld) gibt (der nicht subventioniert ist, da die Leistungen des Staates unabhängig von der Arbeit gezahlt werden, also wird diese auch nicht subventioniert).

  • techniknoergler 7. Juli 2014, 07:37

    Die Lohnbereiche, in denen durch niedrigere Löhne Menschen dazu genötigt werden noch mehr Arbeitskraft anzubieten – die ursprüngliche Rechtfertigung eines Mindestlohns – haben wir hier in Deutschland nicht. Wir haben es mit Löhnen zu tun, bei denen das Angebot an Arbeitskraft sinkt, wenn der Lohn sinkt, da der verlust an Freizeit es zu einem neidrigeren Lohn weniger Menschen wert ist.

    Der Witz ist doch, dass die Linke mit dem Moralargument immer neue Forderungen aufstellt, wie in den Markt einzugreifen sein – sobald das aber geschehen ist, ist man unzufrieden, dass es nicht so klappt wie gewollt. Wird eine Maßnahme zurückgenommen? Nein, natürlich nicht, es wird die nächste Intervention gefordert, Kosten-Nutzen-Abwägung mit Moralkeulen niedergeknüppelt, in dem die nächste Schnapps-Idee, erst als Mittel zum Zweck gedacht, schnell zum moralischen Selbstzweck erklärt wird, sobald sie argumentativ als Kontraproduktiv enttarnt ist.

  • In Dubio 7. Juli 2014, 10:01

    Manchmal ist nicht so sehr das Argument interessant, sondern die Reaktionen darauf. Sie enthüllen oft mehr als einem lieb sein kann. Der Sinn des empirischen Beispiels / Anekdote bestand lediglich emotionslos darzulegen, welche Veränderungen ein so weitreichender Staatseingriff in den Markt haben kann. Das ist weder repräsentativ noch argumentativ gedacht.

    Stefan mutiert gleich, in aller Vorsicht natürlich, zum Unternehmensberater: Kann der die nicht auf 450€ Basis mit Mindestlohn beschäftigen? Bräuchte er vermutlich einen mehr, um den 1€ pro Stunde auszugleichen. Eine eigene Rechnung ist da nicht von Nöten. Ich frage mich, wie es gewesen wäre, hätte der Beitrag von einem Hartz-IV-Empfänger gehandelt, dessen Knappheit aufgezeigt worden wäre.

    Ralf fährt gleich aus der Haut und spricht von Verbrecher. Das gefällt mir am besten: Beide Parteien handeln illegal, der Arbeitgeber, weil er die Aufzeichnungen frisiert, aber insbesondere der Arbeitnehmer, weil er sich massive finanzielle Vorteile auf betrügerische Art erschleicht. Juristisch wird dies zu Recht härter geahndet. Die Auslassung ist also eine Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse. Der Unternehmer stellt die Mitarbeiter vor eine Alternative, sie dürfen also ihr Schicksal selbst bestimmen. Das kann nicht jeder. Sobald jemand anderswo mehr geboten bekommt, wird er nicht mehr in dem Kiosk arbeiten, was ist daran unfair?

    Der Betrieb wird regelmäßig von den Behörden geprüft, vom Finanzamt, vom Zoll bis hin zu Lebensmittelkontrolleuren. Polizisten in Zivil überwachen das Geschehen. Von daher ist auf dem Papier alles in Ordnung. Der Unternehmer trägt darüber hinaus das unternehmerische Risiko, ist für sämtliche organisatorische Aufgaben zuständig und haftet mit seinem Vermögen. Das alles für 2.300 EUR. Wer würde sonst so etwas tun? Wenn nun sein Unternehmerlohn auf 1.500 EUR sinkt, damit seine Mitarbeiter statt 7,50 einen Lohn von 8,50 plus Sozialabgaben erhalten, warum sollte er sich das antun?

    Interessant ist, dass niemanden die sozialen Auswirkungen interessieren.
    1. Die Mitarbeiter erhalten ja nicht mehr Lohn, sie arbeiten nur weniger, da sie im Korsett von 450,- EUR bleiben. Natürlich wollen sie mehr arbeiten, aber keine Abgaben entrichten, weshalb sie betrügerisch handeln. Für die Rechnung soll allein der Unternehmer aufkommen.
    2. Das Spiel funktioniert nur, wenn der Unternehmer mitspielt. Beteiligt er sich nicht, wird ein Teil der fluktuativen Belegschaft keinen Job mehr haben. In diesem Fall würde der Mindestlohn Beschäftigung vernichten. Das muss nicht repräsentativ sein, aber es gibt mehr als einen Kioskbetreiber.
    3. Die Kundschaft verändert sich. Viele Mindestlöhner erbringen Dienstleistungen für prekär lebende Menschen. Werden Löhne erhöht, führt dies nicht automatisch dazu, dass sich Geringverdiener mehr leisten können. Sondern es kann dazu führen, dass für Geringverdiener einfach weniger Leistungen angeboten werden. Das ist bei Billigfriseuren so wie auch bei der Klientel des Waldkioskbetreibers. Das mag man richtig finden oder bedauern. Wegdiskutieren lässt es sich nicht.

    Da niemand Lust hat, sich an seine mathematischen Fähigkeiten aus der Grundschule zu erinnern, hier das Rechenbeispiel:
    Acht Leute arbeiten für einen Stundenlohn von 7,50 EUR und erwirtschaften ein Einkommen von 450 EUR. Dies führt zu monatlich 60 Arbeitsstunden. Bei 8 ständigen Mitarbeitern wäre das ein Arbeitsvolumen von 480 Stunden. Wenn nun ein höherer Lohn gezahlt werden müsste, so würde das bezahlbare Arbeitsvolumen auf 423 Stunden sinken, es müssten also weitere 57 Stunden vergütet werden. Diese 57 Stunden haben bei einem Satz von 8,50 EUR einen Wert von 480 EUR.

    Der Unternehmer müsste folglich von seinem eigenen Einkommen von 2.300 EUR rund 500 EUR abgeben, um den Mindestlohn zu bezahlen. Tatsächlich werden jedoch mehr Stunden geleistet, entsprechend mehr vergütet. Damit wären die Kosten höher. Das erklärt, warum das Geschäftsmodell hin zu einer zahlungskräftigeren Klientel verändert werden müsste. Nämlich eine Kundschaft, die in der Lage ist, die 500 oder 800 EUR Mehrkosten für den Kiosk – gepachtet von der Öffentlichen Hand – zu finanzieren.

    Möglich ist das. Nur hat es zur Folge, dass sozial Bedürftige eine Anlaufstätte weniger haben.

  • Ant_ 7. Juli 2014, 18:07

    Dieser ganze Beitrag enthält nichts, was Sie nicht auch in dem Startpost verdeutlicht hätten. Das einzige, was Sie dazu bringen, sind ad hominem Verunglimpfungen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem
    Darüber hinaus finde ich es sehr spannend, dass für Sie anscheinen soziale Spaltung auf dem Arbeitsmarkt stattfindet, und nirgendwo sonst.

    Ant_

  • Ralf 7. Juli 2014, 19:01

    Der Sinn des empirischen Beispiels / Anekdote bestand lediglich emotionslos darzulegen, welche Veränderungen ein so weitreichender Staatseingriff in den Markt haben kann. Das ist weder repräsentativ noch argumentativ gedacht.

    Das Beispiel ist voellig unrepraesentativ und aus der Luft gegriffen. Wieviele Betriebe gibt es denn, die mehr als die Haelfte ihrer Belegschaft entlassen werden muessen wegen des Mindestlohns? Darueber hinaus werden auch nicht alle Unternehmen von Kriminellen gefuehrt, wie das in Ihrem Beispiel der Fall ist. Sie fuehren ein solch unsinniges Beispiel lediglich an, um ein Horrorszenario an die Wand zu malen, das voellig unrealistisch ist. Das dient Ihrer Ideologie, ist aber als Beitrag zur Diskussion komplett ungeeignet.

    Ralf fährt gleich aus der Haut und spricht von Verbrecher. Das gefällt mir am besten […] Der Unternehmer stellt die Mitarbeiter vor eine Alternative, sie dürfen also ihr Schicksal selbst bestimmen. Das kann nicht jeder. […] was ist daran unfair?

    Der von Ihnen erwaehnte Waldkioskbesitzer ist offensichtlich ein Straftaeter. Er hat sein Geschaeftsmodell scheinbar seit Jahren schon auf Schwarzarbeit gebaut und betruegt damit die Gesellschaft. Und die Gesellschaft sind wir alle. Uebrigens auch der ehrliche Konkurrent des Waldkioskbesitzers, der wegen der unlauteren Praktiken Ihres Freundes den Wettbewerb verliert und bankrott geht. Ist das etwa gerecht?

    Auch die „Alternative“, vor die der Kioskbesitzer seine Mitarbeiter stellt, ist keine Alternative. Es ist vielmehr eine weitere Straftat und er beschneidet die Rechte seiner Belegschaft durch Drohung mit Kuendigung. Entweder die Mitarbeiter machen mit bei der Straftat und stellen nicht die ihnen zustehenden Ansprueche oder die meisten von ihnen muessen gehen. Absolut schockierend ist das. Und Ihnen gefaellt die Bezeichnung „Verbrecher“ nicht? Jemand der seit Jahren Straftaten begeht, Menschen zu illegalen Konditionen beschaeftigt und diese dann unter Ausnutzung ihrer praekeren Lage auch noch unter Druck setzt, ist ein Verbrecher. Ich kann nur wiederholen: Ich hoffe der Mann bekommt bald Besuch von der Polizei!

    • In Dubio 8. Juli 2014, 08:35

      Die Mehrheit der Wissenschaftler geht bei Mindestlöhnen von einer Preiselastizität von -0,75 aus, das bedeutet, die Erhöhung der Löhne um 1% führt zu einer Verringerung der Arbeitsstellen um 0,75%. Die Befürworter gehen dagegen von einer doch sehr unrealistischen Annahme einer starren Preiselastizität aus.

      Das DIW schreibt zu Mindestlöhnen:
      Die größten Einbußen würden mit 120 000 Jobs bei geringfügig Beschäftigten eintreten.

      Damit könnte man das Beispiel als repräsentativ bezeichnen. Der hohe Arbeitsplatzabbau kommt schließlich dadurch zustande, dass das Geschäftsmodell völlig verändert wird. Zukünftig würden vor allem besser Betuchte bedient und keine Geringverdiener. Aber das scheint Sie – in einem öffentlichen Park – nicht zu stören. Die soziale Diskriminierung ist Ihnen egal.

      Der von Ihnen erwähnte Waldkioskbesitzer ist offensichtlich ein Straftäter. Er hat sein Geschäftsmodell scheinbar seit Jahren schon auf Schwarzarbeit gebaut und betrügt damit die Gesellschaft.

      Das ist nicht richtig. Als Erstes sind die Mitarbeiter Straftäter, denn ihnen obliegt im Zweifel die Besteuerungspflicht sowie die Regelung mit den Sozialbehörden. Der Unternehmer ist nicht haftbar für die Hinterziehung von persönlichen Einkommensteuern, die von den Mitarbeitern begangen werden noch von deren sozialrechtlichen Verletzungen. Warum schießen Sie sich eigentlich nicht auf die ein? Der Unternehmer führt bekanntlich pauschale Sozialabgaben von 30% ab. Arbeitet jemand nicht geringfügig für 450 EUR, sondern für 900 EUR, so werden für den Unternehmer statt 135 EUR Sozialabgaben von 180 EUR fällig. Bei unrichtigen Angaben spart er folglich 45 EUR.

      Bei dem Mitarbeiter sieht die Rechnung ganz anders aus: Er muss nun Sozialabgaben von 180 EUR leisten plus Einkommensteuer von 18 EUR. Die unehrlichen Mitarbeiter betrügen die Gesellschaft also um knapp 200 EUR und beziehen zu Unrecht Sozialleistungen. Dennoch ist für Sie der Unternehmer der große Übeltäter, der nur einen weit geringeren Betrag spart.

      Und Sie übersehen, dass der Unternehmer ja nicht reich ist. Er verdient selbst 2.300 EUR und müsste davon rund 500 EUR abgeben, um den Mindestlohn bezahlen zu können. Da macht es weit mehr Sinn, das Modell umzustellen.

      Übrigens auch der ehrliche Konkurrent des Waldkioskbesitzers, der wegen der unlauteren Praktiken Ihres Freundes den Wettbewerb verliert und bankrott geht.

      Sie lesen unaufmerksam und haben scheinbar keine Branchenkenntnisse. Schwarzarbeit ist in der Gastronomie weit verbreitet, ebenso Selbstausbeutung der Gastwirte. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Ihr Bier schlürfen.

      Der Kiosk ist von der Stadt gepachtet. Im Umkreis gibt es keine andere Gelegenheit für die Anwohner, im wäldlichen Ambiente stundenlang zu klönen und billig Bier, andere Kaltgetränke und Süßigkeiten zu konsumieren. So etwas nennt man Monopolist, wenn auch regional begrenzt.

      Es ist vielmehr eine weitere Straftat und er beschneidet die Rechte seiner Belegschaft durch Drohung mit Kündigung.

      Nein, ist es nicht. Wenn ich meinen Mitarbeiter die wirtschaftlichen Verhältnisse darlege und mit ihnen das Geschäftsmodell verhandle, nach dem man arbeiten will, ist da kein strafrechtlicher Aspekt zu erkennen. Es ist dagegen kindisch anzunehmen, Entscheidungen blieben ohne Konsequenz. Aber damit haben Sie ja ein grundsätzliches Problem.

      • popper 10. Juli 2014, 07:52

        @In Dubio
        Sie behaupten: „… Als Erstes sind die Mitarbeiter Straftäter, denn ihnen obliegt im Zweifel die Besteuerungspflicht sowie die Regelung mit den Sozialbehörden. Der Unternehmer ist nicht haftbar für die Hinterziehung von persönlichen Einkommensteuern, die von den Mitarbeitern begangen werden noch von deren sozialrechtlichen Verletzungen.“

        Das ist nicht zutreffend. Hier ist zunächst zwischen dem Steuerschuldner und dem Steuerentrichtungspflichtigen zu unterscheiden z.B. bestimmt § 38 Abs. 3 EStG: „Der Arbeitgeber hat die Lohnsteuer für Rechnung des Arbeitnehmers bei jeder Lohnzahlung vom Arbeitslohn einzubehalten und nach § 41a Abs. 1 Nr. 2 EStG im Lohnsteuer-Anmeldungszeitraum an das Betriebsstättenfinanzamt abzuführen.“

        Bei den Sozialabgaben schuldet der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge aus den Bruttoarbeitsentgeltgelten hinsichtlich der Beitragspflicht, denn im Außenverhältnis zu den Sozialleistungsträgern ist allein der Arbeitgeber Schuldner der Sozialversicherungsbeiträge (§ 28e Abs. 1 SGB IV).

        • In Dubio 10. Juli 2014, 11:49

          Sie sagen es: der Arbeitgeber hat nur die Aufgabe, den Lohn entsprechend den Regularien des EStG abzuführen. Verrechnet er sich hierbei, so steht dem Arbeitnehmer kein Schadensersatzanspruch zu und er selbst hat die zu wenig gezahlte Lohnsteuer ans Finanzamt abzuführen. Ähnlich wenn auch nicht gleich verhält es sich bei den Sozialabgaben. Steuerrechtlich muss der Arbeitnehmer zahlen und haftet. Die strafrechtliche Seite ist etwas anders.

          Es verhält sich nunmal so, dass ausnahmslos alle Mitarbeiter überschießende Beträge schwarz kassieren wollen und dass sie Mehreinnahmen auch nicht gegenüber den Sozialbehörden anzeigen. Das ist – wenn man sich etwas im Bereich der geringfügigen Beschäftigung auskennt – sehr weit verbreitet wenn nicht der Standard.

          Auslöser war übrigens, weil ein neuer Mitarbeiter den ab 2015 geltenden Mindestlohn begehrte, allerdings zu den bisherigen Konditionen: ein bisschen anmelden bis 450 EUR und den Rest dann schwarz. Er wollte also den Schutz des Gesetzes für Schwarzarbeit. Da ist die Rechtsprechung des BGH eindeutig: das gibt es nicht, wenn sich ein Bürger außerhalb des Gesetzes stellt.

  • Ralf 7. Juli 2014, 19:08

    @ techniknoergler

    Solche Unternehmen “braucht niemand”? Oh doch, die Menschen dort brauchen diese zusätzliche Einnahmequelle durch arbeit.

    Die Menschen brauchen von Kriminellen gefuehrte Unternehmen, die sie zu illegalen Konditionen beschaeftigen? Mit dem Argument koennen Sie auch Sklaverei rechtfertigen, indem Sie feststellen, dass die Armen ansonsten verhungern wuerden und als Sklaven haben sie zumindest einen Herren, der sie fuettert.

    Die Frage ist aber auch, warum die Beteiligten überhaupt in die Illegalität gedrängt werden.

    Ja, diese Frage stellt sich auch der Bankraeuber. Eine Frechheit, dass der von der Gesellschaft in die Illegalitaet gedraengt wird … *kopfschuettel* …

  • Satch 8. Juli 2014, 08:20

    Danke @Ralf,
    mehr ist da wirklich nicht zu sagen. Unfassbar, was man hier als „Meinung“ lesen darf.

  • techniknoergler 8. Juli 2014, 09:55

    @Satch:

    Der Kommentar sagt mehr über Linke aus, als ihnen lieb ist. Wie ist der Begriff Meinung in Anführungsstrichen zu verstehen?

    Wer nicht linker Meinung ist, der hat keine „Meinung“? Vielleicht auch nicht von der Meinungsfreiheit erfasst? Grußelig.

    @ralf:

    „Die Menschen brauchen von Kriminellen gefuehrte Unternehmen, die sie zu illegalen Konditionen beschaeftigen? “

    Und Drogenabhängige benötigen illegale Dealer um an den illegalen Stoff zu kommen. Das es illegal ist, ist nicht in Stein gemeißelt!

    Der Vergleich mit Sklaverei oder Bankraub geht vollkommen daneben. Denn der Bankräuber oder Sklavenhändler innitiiert Gewalt über Leib, Leben und Eigentum eines anderen.

    Ein Arbeitsvertrag dagegen ist eine auf Gegenseitigkeit basierende Vereinbarung zum gegenseitigen Nutzen. Jede Seite begehrt etwas, das die jeweils andere Seite hat.

    Darf die jeweils aktuelle Rechtslage nicht mehr kritisiert werden? Ist die jeweils aktuelle Rechtslage zu kritisieren unmoralisch? Dann war die Forderung nach einem Mindestlohn vor seiner Einführung ebenfalls unmoralisch: Jemand, der etwas vollkommen legales gemacht hat, soll plötzlich mit Gewalt zur Unterlassung gewzwungen werden?

    Der Maßstab sollte doch sein, ob jemand einen Übergriff auf Leib, Leben oder Eigentum eines anderes führt.

    ____________________________________________________

    Bezeichnend finde ich aber die hysterischen Ausfälle von linker Seite hier. Wenn man so schwache Argumente hat benötigt man das wohl. Vor allem kombiniert mit indirekten Forderungen der andere solle schweigen, da ihn zu hören unerträglich sei. Dies hört man von Linke erstaunlich häufig. Und fasst nur von ihnen.

    Auch dieser Hang nach schwachen Argumenten die Diskussion für beendet zu erklären, einfach einseitig zu postulieren damit sei alles gesagt, ist – interessant.

    Ich sehe es ja als Mnaipulation wenn Meinungen unterdrückt werden. Viele Linke sehen es als Manipulation, wenn man „die falschen“ zu Wort kommen lässt. Das sagt schon viel aus.

    • Phil 8. Juli 2014, 18:21

      Und Drogenabhängige benötigen illegale Dealer um an den illegalen Stoff zu kommen. Das es illegal ist, ist nicht in Stein gemeißelt!

      Ach, Betrug soll salonfähig werden?

      Der Vergleich mit Sklaverei oder Bankraub geht vollkommen daneben. Denn der Bankräuber oder Sklavenhändler innitiiert Gewalt über Leib, Leben und Eigentum eines anderen.

      Mitnichten

      Der Maßstab sollte doch sein, ob jemand einen Übergriff auf Leib, Leben oder Eigentum eines anderes führt.

      Schlechte Bezahlung ist ein Übergriff auf Leib, Leben und letztlich auch auf das Eigentum anderer.

      Bezeichnend finde ich aber die hysterischen Ausfälle von linker Seite hier.

      Und wieder ein schönes Beispiel, dass es nur um Diffamierung geht.

      • techniknoergler 11. Juli 2014, 14:02

        “Ach, Betrug soll salonfähig werden?”

        Was versprechen Sie sich von solchen Strohmännern? Ist das nur getrolle? Ich glaube die Diskussion bringt nichts mehr…

        Es geht um den gesetzlich angeordneten Mindestlohn.

        “Schlechte Bezahlung ist ein Übergriff auf Leib, Leben und letztlich auch auf das Eigentum anderer.”

        Es ist KEIN Übergriff. Wie kann ein Handel zum Gegenseitigen nutzen, in den beide Seiten eingewilligt haben, ein Übergriff sein?

        Ihre Äußerung zeigt aber, dass eine Diskussion mit Linken häufig nicht möglich ist, da Linke dazu neigen Sprache naherzu beliebig umzuinterpretieren. Ein Gedankenaustausch ist da gar nicht mehr möglich, Ideen die Linken nicht passen richtig zu übermitteln wird durch die ständige Sprachverdrehung verhindert, denn selbst wenn man eine passende Formulierung gefunden hat – wird sie wieder in ihrer Beudeutung verdreht und diese verdrehte Bedeutung mit aller Macht propagiert.

        Und es ist nicht neu. Ich bin kein Konservative und ganz bestimmt keiner vom Schlage Josef Strauß – aber in einem hatte er (und andere) Konservative recht:

        http://www.youtube.com/watch?v=VftEzgISQCE#t=0m30

        Orwell kannte seine Pappenheimer. Wer ständig Wörter umdefiniert, ja mehr noch, sie so definiert, dass ungewünschte Meinungen nicht mehr gäußert werden können, hat natürlich eine sehr mächtige Wagge, wenn die Gesellschaft ihn lässt. Er kann quasi beliebig manipulieren.

        • In Dubio 11. Juli 2014, 14:51

          Ich muss Ihnen widersprechen: die Debatte ist die einzige Möglichkeit, sich zivil bei gegensätzlichen Ansichten zu balgen. Manchmal wird die Sprache dann materialistisch und manchmal auch kriegerisch. Aber es bleiben Worte. Wer allerdings den Schritt macht weg vom Common Sense der verbalen Auseinandersetzung hin zur gewaltsamen, der bekommt im Rechtsstaat ein ernstes Problem.

          Nehmen Sie’s locker und agieren Sie geschickt: Ich z.B. bezeichne mich vorab als Neoliberalen, schlimmer noch als konservativen Neoliberalen. Tja, wie will man so jemanden beschimpfen oder seine Positionen umdeuten. Er beschreibt sie ja schon selber. Ich vermisse es geradezu, als Neoliberaler bezeichnet zu werden. Das ist lange nicht mehr vorgekommen. 🙁

        • Phil 13. Juli 2014, 16:11

          Was versprechen Sie sich von solchen Strohmännern? Ist das nur getrolle? Ich glaube die Diskussion bringt nichts mehr…

          Also Strohmänner finde ich nur von dir und in dubio, wie auch dieser Artikel und der kreativen Auslegung von „Empirie“ beweist, die wie Trolle auf keine Argumente eingehen. Insofern ist eine Diskussion in der Tat sinnlos.

          Es geht um den gesetzlich angeordneten Mindestlohn.

          Richtig, es geht um den Mindestlohn, der verhindern soll, dass AG auf Rücken der Beschäftigten sich bereichern, was nichts anderes als Betrug ist, da die Kosten entweder auf die Allgemeinheit umgewälzt werden oder der AN sich nicht, oder nur unzureichend versorgen kann.

          Es ist KEIN Übergriff. Wie kann ein Handel zum Gegenseitigen nutzen, in den beide Seiten eingewilligt haben, ein Übergriff sein?

          Ach, ein Zwang, weil anderweitig keine Möglichkeiten bestehen, den Lebensunterhalt bspw. aus Zinsen zu bestreiten, ist ein normales Einverständnis?

          Ihre Äußerung zeigt aber, dass eine Diskussion mit Linken häufig nicht möglich ist,

          Da Rechte im Allgemeinen einen niedrigeren IQ haben, wissenschaftlich festgehalten, ist die Diskussion beendet.

          Ach, einen habe ich noch:

          Wer ständig Wörter umdefiniert, ja mehr noch, sie so definiert,

          Wer hat denn „Empirie“, „muss“, „stets“, etc. umzudeuten versucht?

  • Fox 8. Juli 2014, 10:30

    Bekommen Sie eigentlich eine Abwrackprämie für Ihre Beiträge, Herr Pietsch? Fuentes hat als Sargnagel für dieses Blog wohl noch nicht gereicht.

  • techniknoergler 8. Juli 2014, 14:25

    @Fox:

    Es ist wirklich erstaunlich wie sensible viele Linke reagieren, wenn sie etwas lesen, dem sie inhaltlich nicht zustimmen. Was sollen eigentlich liberale oder konservative sagen?

  • Ralf 8. Juli 2014, 19:12

    Es ist wirklich erstaunlich wie sensible viele Linke reagieren, wenn sie etwas lesen, dem sie inhaltlich nicht zustimmen.

    Mein Eindruck bisher war immer gewesen, dass die, die eher nach links und die, die eher nach rechts tendieren, doch immer noch den Rechtsstaat respektieren und zumindest grundsaetzlich eine Verbesserung der Lebensumstaende der Menschen im Land im Sinn haben. Aber das scheint wohl Geschichte zu sein. Konservative und Liberale des alten Schlages wuerden sich in Grund und Boden schaemen, ob der Bewunderung und Beweihraeucherung, die hier Straftaetern entgegengebracht wird, die ihren Profit ueber die Ausnutzung der Schwaechsten in der Gesellschaft machen; die Gesetze brechen gerade wie es ihnen beliebt, wenn sie dadurch nur ein paar Euro mehr machen koennen.

    • techniknoergler 10. Juli 2014, 19:04

      @Ralf:

      Was soll dieser Strohmann. Nicht der Bruch der Gesetze wurde legitimiert, sondern die Gesetze in frage gestellt, also eine Änderung verlangt.

      • Ralf 10. Juli 2014, 20:11

        @ techniknoergler

        Nein, der Waldkioskbesitzer in obiger Story verlangt keine Gesetzesaenderung, zumindest erfahren wir nirgends, dass er sich im Rahmen der Demokratie um eine entsprechende Gesetzesaenderung bemueht. Er hat sich laut In Dubios Beschreibung vielmehr seit Jahren in der Illegalitaet eingerichtet, macht beste Geschaefte mit Schwarzarbeit und setzt seine Mitarbeiter jetzt mit Kuendigungsdrohungen unter Druck sich an seinen Straftaten zu beteiligen. Und ja, das Faelschen von Arbeitsunterlagen und Aufzeichnungen um die Umgehung von eindeutigen Gesetzen zu verschleiern, ist eine Straftat.

        Schoene Helden haben Sie!

        • techniknoergler 11. Juli 2014, 09:21

          Es handelte sich um eine Fallbeschreibung. NIEMAND hat ihn zum Helden erkärt.

          Aber es ist vermutlich schon falsch gewesen auf diesen absurden Vorwurf einzugehen. Der wird ja nur erhoben, damit

          a) irgend etwas hängen bleibt
          und
          b) Fallbeispiele, die negative Auswirkungen des Mindestlohns beleuchten, nicht mehr genannt werden, da sich die Veröffentlicher persönliche Diffmaierung ausgesetzt sehen.

          Und das ist halt tatsächlich typisch links heutzutage.

          • Ralf 11. Juli 2014, 17:04

            @ techniknoergler

            Als „Fallbeschreibung“ ist das Beispiel voellig ungeeignet. Der Autor selbst bezeichnet es als eine emotionslose Anekdote, die ,„weder repräsentativ noch argumentativ gedacht“ (Zitat) ist. Aber wenn es weder repraesentativ gedacht ist und darueber hinaus noch nicht einmal den Anspruch hat ein Argument in der Debatte zu sein, dann ist die Geschichte inhaltlich voellig sinnlos. Ihr Wert fuer die Diskussion ist gleich Null. Sie soll lediglich ein voellig unsinniges Schreckensszenario an die Wand malen, nach dem durch den Mindestlohn die Welt untergeht. Mit berechtigter inhaltlicher Kritik hat das rein garnichts mehr zu tun. Das ist plumpe Propaganda auf niedrigstem Niveau.

            Und mit der Anekdote hat sich der Autor auch noch selbst ins Knie geschossen. Held der Geschichte ist naemlich ein Krimineller, der seine Mitarbeiter erpresst. Der Held ist er laut Geschichte deshalb, weil er seinen Mitarbeitern die Wahl laesst. Die Wahl entweder den Job und damit ihre Existenz zu verlieren oder sich an den Straftaten zu beteiligen, von denen der Waldkioskbesitzer offensichtlich seit Jahren profitiert. Als normaler Buerger, egal ob dem rechten oder linken Lager zugeneigt, kann man da nur den Kopf schuetteln.

        • techniknoergler 11. Juli 2014, 09:35

          @Ralf:

          Sagen Sie, wenn jemand für die Legailisierung von Kanabis ist, wenden Sie dann die selbe Taktik an? Oder wie fänden Sie es wenn Konservative die gleiche Taktik anwenden?

          Einfach nach einen Fallbeispiel über negative Auswirkungend es Verbotes sagen:
          „Jeder der gegen das Kanabisverbot ist hat sich vom Rechtsstaat entfernt und erklärt kriminelle Drogenhändler zu helden.“

          Wie fänden Sie das?

          • Ralf 11. Juli 2014, 17:17

            @ techniknoergler

            Erstens ist der Vergleich von Canabis-Konsum mit den in der obigen Anekdote genannten Straftaten eine schlechte Analogie. Ein Bankraeuber wird schliesslich auch anders behandelt als jemand der bei Rot ueber die Ampel gegangen ist. Aber das ist Ihnen natuerlich auch selbst klar. Ihnen scheint es lediglich darum zu gehen, Vergehen wie illegale Beschaeftigung und Erpressung und Anstiftung von Angestellten zu Straftaten zu verharmlosen.

            Zweitens geht es in der Anekdote nicht darum, dass jemand mit demokratischen Mitteln eine Gesetzesaenderung anstrebt, die zum Ziel hat den Mindestlohn abzuschaffen. Dies waere uebrigens vollkommen legitim. Vielmehr geht es um einen Waldkioskbesitzer, der das Gesetz einfach in die eigene Hand genommen hat. Jemanden der sich bequem in der Illegalitaet eingerichtet hat und jetzt auch noch andere anstiftet sich an seinen Machenschaften zu beteiligen. Den Mitarbeitern, die aufgrund ihrer praekeren finanziellen Lage keine Wahl haben, wird dann anschliessend vom Autor der Geschichte auch noch vorgeworfen „die eigentlichen Kriminellen“ zu sein. Eigentlich lachhaft, wenn es nicht so traurig waere …

          • In Dubio 11. Juli 2014, 18:31

            Ein bisschen gehen Ihnen schon die Maßstäbe durcheinander:

            a. Vergehen wie illegale Beschäftigung und Erpressung und Anstiftung von Angestellten zu Straftaten zu verharmlosen.

            Wo wird jemand (im strafrechtlichen Sinne) erpresst? Fühlen Sie sich erpresst, wenn Ihnen Ihre Partnerin sagt, wenn Sie untreu würden, würde sie Sie verlassen? Wo werden Mitarbeiter zu Straftaten angestiftet? Die Mitarbeiter handeln aus eigenem Antrieb und aus Eigennutz.

            b. Vielmehr geht es um einen Waldkioskbesitzer, der das Gesetz einfach in die eigene Hand genommen hat.

            Wie jeder Schwarzarbeiter.

            c. Den Mitarbeitern, die aufgrund ihrer prekären finanziellen Lage keine Wahl haben (..).

            Das ist völliger Blödsinn. Die Angestellten wurden nicht von der AfA zur Annahme der Stelle gezwungen. Die sind nicht mal als offen gemeldet. Sie können – wie Sie ja selbst behaupten – einen anderen geringfügigen Job annehmen. Und: 2 oder 3 sind Student oder anders noch beschäftigt, sie stocken auf. Ihnen entgeht darüber immer, dass der Betreiber selbst nicht zu den Begüterten gehört und ein unterdurchschnittliches Einkommen bezieht. Dafür nimmt er unternehmerische Risiken und Mehrarbeit auf sich und gibt anderen noch Arbeit. Falls Sie sich unter ähnlichen Bedingungen selbständig betätigen würden, wäre hier die Gelegenheit, das hervorzuheben.

          • Ralf 11. Juli 2014, 19:36

            @ In Dubio

            Wo wird jemand (im strafrechtlichen Sinne) erpresst? Fühlen Sie sich erpresst, wenn Ihnen Ihre Partnerin sagt, wenn Sie untreu würden, würde sie Sie verlassen?

            Schon wieder so eine Analogie, die mich einfach nur fassungslos macht. In welcher Hinsicht sind diese Situationen miteinander vergleichbar? Eine Partnerin, die droht die Beziehung zu beenden im Falle, dass sie betrogen wird, handelt moralisch absolut in Ordnung. Jeder kann ihr Verhalten verstehen und ihr nur zustimmen und darueber hinaus ist ihre Haltung auch noch voellig im Einklang mit der gegenwaertigen Gesetzeslage.

            Der Waldkioskbesitzer hingegen droht Mitarbeitern mit Kuendigung, die den Mindestlohn fordern, der ihnen jetzt gesetzlich zusteht. Und er verlangt, dass die Mitarbeiter bei der Verscheierung ihrer Arbeitsverhaeltnisse, von denen der Besitzer profitiert, mitmachen. Und ja, selbst nach Ihrer eigenen Rechnung profitiert der Besitzer von der Schwarzarbeit massiv; naemlich 45 Euro pro Mitarbeiter pro Monat laut Ihrer Kalkulation = 5400 Euro pro Jahr bei den 10 Mitarbeitern Ihres Beispiels. Da die Situation ja bereits seit vielen Jahren so zu laufen scheint, duerfte Ihr Freund die Gesellschaft also alleine in den letzten zehn Jahren um deutlich ueber 50.000 Euro betrogen haben. Alles Lappalien? Von solchen Betraegen koennen die Mitarbeiter im praekeren Lohnbereich jedenfalls nur traeumen. Zu den strafrechtlich relevanten Umstaenden, kommt dann natuerlich noch die Unverschaemtheit, dass der Besitzer die Lage der Mitarbeiter ausnutzt, die als geringfuegig Beschaeftigte vermutlich von der Hand in den Mund leben. Wer kann es sich da schon leisten einen Job zu verlieren?

            Aber man muss Ihrem Artikel aus anderem Grunde dankbar sein. Denn er illustriert mit beispielsloser Offenheit den Denkansatz, den Sie mit anderen Neoliberalen teilen: „Wer viel Geld verdient hat immer Recht“. Egal ob Gesetze gebrochen werden, egal ob Anstand und Moral verletzt werden. Das Verdienen von Geld rechtfertigt letztlich alle Mittel. Straftaten werden zu Selbstverteidigung umdeklariert und verharmlost und Kriminelle werden zu Helden stilisiert. Deren Opfer hingegen kriminalisiert.

          • techniknoergler 12. Juli 2014, 09:16

            Durch eine Fallbeschreibung werden die Handlungen nicht gerechtfertigt. Aber es ging ja einfach nur darum, dass irgend etwas an dem Vorwurf hängen bleibt, mit dem Vorwurf von der Sache abzulenken und rumzutrollen, nicht wahr?

            „Den Mitarbeitern, die aufgrund ihrer praekeren finanziellen Lage keine Wahl haben, “

            Moment mal: Wenn die „keine Wahl“ haben, da ein leben von bloßem Hartz IV (ohne Hinzuverdienen) keine Wahl wäre, warum möchten Sie denen dann mit dem Mindestlohn faktisch jede Möglichkeit nehmen, nicht in die Illegalität zu geraten? Denn das tun Sie ja, wenn Sie meinen, die hätten keine andere Wahl als sich etwas zuzuverdienen, sie ihnen aber alle legalen Möglichkeiten dazu faktisch versperren.

            Und genau da wären wir beim Punkt, um den es ging: Der Mindestlohn drängt in die Illegalität. Das war die Aussage.

            So wie auch ein Verbot von Kanabis in die Illegalität dringt, weshalb es aufgehoben werden sollte. Damit wurde nicht behauptet, dass Kanabis-Händler heute keine Kriminiellen sind, ganz im Gegenteil: Das Verbot sollte aufgehoben werden, damit die Abhängigkeit von der organisierten Kriminalität aufhört. Im übrigen ist diese Kriminalität auch kein „bei Rot über die Ampel gehen“! Der Verlgeich mag beim reinen Kanabis-Selbstkonsum (vielleicht!) noch halb zutreffen, bei allen anderen Drogendelikten ist er auch eine enorme Verharmlosung. Das sind keine Kavaliersdelikte! Der Strafrahmen für Drogenbesitz ( http://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/__29.html ) und Betrug ( http://dejure.org/gesetze/StGB/263.html ) ist erst einmal gleich hoch.

            Und Sie werfen anderen vor, diese zu verharmlosen?

    • In Dubio 12. Juli 2014, 07:46

      Es hat also gedauert, bis wieder das Argument „Moral“ kommt. 50% der Menschheit geht fremd, dennoch ist das für Sie amoralisch. Worin sehen Sie dann die Begründung für Moral? Sowohl Menschen schwarz zu beschäftigen als auch schwarz zu arbeiten ist unmoralisch. Doch auf dem zweiten Auge stellen Sie sich partout blind. Dem Punkt wollen Sie sich nicht nähern, sondern schlagen um so heftiger auf die andere Seite. Ist das moralisch?

      Wir können die Sache auch anders betrachten: der Waldkioskbesitzer stellt seine Angestellten vor die Wahl, entweder ordentlich gemeldet und bezahlt zu werden oder wie bisher weiterzumachen. Die Mitarbeiter entscheiden sich für die Unmoral.

      Wie gehabt überlesen Sie, was Ihnen nicht passt. Der Betreiber droht nicht mit Kündigung. Wie sollte er auch? Wie geschrieben ist die Fluktuation außerordentlich hoch. Wer keine Lust mehr hat, bleibt einfach weg und lässt den Betreiber mit der Arbeit sitzen. Er wiederum hält eine einmonatige Kündigungsfrist ein. Wer verhält sich da moralisch? Nochmal: es sind Menschen, die sich etwas nebenher verdienen, nicht als Haupteinnahmequelle.

      Der Unternehmer spart 450 EUR, die Mitarbeiter jedoch insgesamt 2.000 EUR. Für Sie scheint 2.000 EUR weniger als 450 EUR zu sein. Aufs Jahr gerechnet betrügen die Mitarbeiter uns / die Allgemeinheit um 24.000 EUR, doch auch das scheint für Sie weniger zu sein als 5.400 EUR. Ich halte das für eine ausgeprägte Algebraschwäche.

      Sie können’s drehen und wenden wie Sie wollen: der „Profit“ ist zwischen Kioskbetreiber und Mitarbeiter mit deutlicher Schlagseite zum Arbeitnehmer verteilt. Damit haben die Mitarbeiter auch bei der Aufgabe des illegalen Modells weit mehr zu verlieren. Und das ist der Grund, warum sie unbedingt daran festhalten wollen. Nur hätten sie in der Illegalität auch gerne noch eine Lohnerhöhung.

      Ich halte fest: Reichtum beginnt bei Ihnen spätestens bei einem Bruttoverdienst von 2.300 EUR. Ich werde mir das merken für weitere Diskussionen.

      • techniknoergler 12. Juli 2014, 09:30

        „Sowohl Menschen schwarz zu beschäftigen als auch schwarz zu arbeiten ist unmoralisch. Doch auf dem zweiten Auge stellen Sie sich partout blind. “

        Ich denke das ist hier der Punkt und typisch für linke „Diskutanten“ von diesem Schlag.

        Die Gesetzeslage, die zum unmoralische Handeln drängt, ist ja nicht in Stein gemeißelt. In Bezug auf Kanabis sieht er das auch ein. Hier ignoriert er das in einer erstaunlichen Übung in Selektivität, allerdings kombiniert mit Krawallrhetorik, um von dieser Blindheit abzulenken.

        Das erschreckende ist: Das funktioniert! So beeinflusst man die öffentliche Meinung.

        Wer diskutiert in Deutschland so? Hautpsächlich Linke.

        In den USA haben wenden diese Taktik zumindest Ansatzweiße auch Konservative und Libertäre an. Und siehe da: Sie sind dort erfolgreicher.

        Natürlich wird aus der einseitig linkslastigen Weltsicht der deutschen Medien dann einseitig bei Konservativen und Libetären ein solcher Stil wahrgenommen und angeprangert.

        Das Problem in Deutschland ist die Einseitigkeit…

        • Ralf 12. Juli 2014, 20:47

          Die Gesetzeslage, die zum unmoralische Handeln drängt, ist ja nicht in Stein gemeißelt.

          Sie schreiben das jetzt zu dritten Mal, und ich weise Sie ein drittes Mal darauf hin, dass der Kioskbesitzer nicht anstrebt die Gesetzeslage mit demokratischen Mitteln zu aendern. Zumindest wird ein solches Bestreben nirgendwo in der Anekdote deutlich.

          Der Kioskbesitzer nimmt das Gesetz vielmehr selbst in die Hand, ignoriert das Recht einfach, und damit auch die Demokratie. Er verhaelt sich damit genauso wie der Ruepel, der sich illegalerweise im Flugzeug die Zigarette anzuendet; wie der Autofahrer, der anderen einfach die Vorfahrt nimmt, weil er keine Lust hat zu warten; wie der Steuerhinterzieher, der von der Gesellschaft stiehlt und sich auf Kosten von uns allen bereichert.

          Wenn der Kioskbesitzer ein Problem mit dem Mindestlohn hat, kann er Parteien waehlen, die versprechen die Regelung zurueckzunehmen. Er kann Ueberzeugungsarbeit leisten, er kann Organisationen finanziell unterstuetzen, die den Mindestlohn bekaempfen, er kann mit Passanten in der Fussgaengerzone diskutieren, er kann im Internet auf sein Anliegen aufmerksam machen etc.. Aber er kann sich nicht einfach das Gesetz zurechtbiegen, wie es ihm gerade passt. So wie wir alle muss er innerhalb des gegenwaertigen rechtlichen Rahmens agieren. Tut er das nicht, ist er ein Krimineller.

          • techniknoergler 14. Juli 2014, 08:57

            „Der Kioskbesitzer nimmt das Gesetz vielmehr selbst in die Hand, ignoriert das Recht einfach, und damit auch die Demokratie. Er verhaelt sich damit genauso wie der Ruepel, der sich illegalerweise im Flugzeug die Zigarette anzuendet; wie der Autofahrer, der anderen einfach die Vorfahrt nimmt, weil er keine Lust hat zu warten; wie der Steuerhinterzieher, der von der Gesellschaft stiehlt und sich auf Kosten von uns allen bereichert. “

            Und wie der Kanibiskonsument, dessen Taten sie mit „bei Rot über die Ampel gehen“ verglichen haben…

            Bestreite ich alles nicht.

            Sie haben aber versucht aus der Wiedergabe des Fallbeispiels einen Vorwurf gegen alle Konservativen und Liberalen zu drehen, die auf solche Fälle mit negative Auswirkung hinweisen.

            Aber sobal es um Kanabiskonsum geht würden Sie eine solche Taktik sicherlich für höchst unfair halten.

      • Ralf 12. Juli 2014, 20:36

        Es hat also gedauert, bis wieder das Argument “Moral” kommt. 50% der Menschheit geht fremd, dennoch ist das für Sie amoralisch.

        Keine Ahnung woher Sie exakte Daten dahingehend ueber die gesamte Menschheit haben. Eine Quellenangabe waere nett. Aber selbst wenn Sie Recht haetten, so teilt meiner Erfahrung nach sogar die Mehrheit derer, die selbst fremd geht, die Einschaetzung, dass Fremdgehen amoralisch ist. Ich habe zumindest noch nie einen Fremdgeher getroffen, der sein Verhalten explizit moralisch fand.

        Sowohl Menschen schwarz zu beschäftigen als auch schwarz zu arbeiten ist unmoralisch. Doch auf dem zweiten Auge stellen Sie sich partout blind. […] Der Unternehmer spart 450 EUR, die Mitarbeiter jedoch insgesamt 2.000 EUR. Für Sie scheint 2.000 EUR weniger als 450 EUR zu sein. Aufs Jahr gerechnet betrügen die Mitarbeiter uns / die Allgemeinheit um 24.000 EUR, doch auch das scheint für Sie weniger zu sein als 5.400 EUR. Ich halte das für eine ausgeprägte Algebraschwäche.

        Sie können’s drehen und wenden wie Sie wollen: der “Profit” ist zwischen Kioskbetreiber und Mitarbeiter mit deutlicher Schlagseite zum Arbeitnehmer verteilt.

        Vorab: Sowohl schwarz zu arbeiten als auch schwarz arbeiten zu lassen, ist moralisch nicht in Ordnung und es ist auch beides gesetzlich nicht in Ordnung. Aber so wie es einen Unterschied gibt zwischen dem Vergehen als Fussgaenger eine rote Ampel zu ignorieren und dem Vergehen eine Bank zu ueberfallen, stellt sich auch in diesem Beispiel die Frage nach dem Grad der individuellen Schuld. Sowohl moralisch als auch was den fuer die Gesellschaft verursachten Schaden angeht, den jeder einzelne Profiteur des „Waldkioskmodells“ verursacht. Und hier gibt es grosse Unterschiede:

        Denn Ihre Argumentation ist natuerlich nicht aufrichtig. Sie summieren einfach die Vergehen aller Mitarbeiter zusammen und stellen sie dem Vergehen des Kioskbesitzers gegenueber. So laesst sich natuerlich keine individuelle Schuld vergleichen. Lassen Sie uns das Beispiel mal korrekt durchrechnen:

        Mit 10 Mitarbeitern streicht der Kioskbesitzer eine illegale Beute von 450 Euro pro Monat ein. Im selben Zeitraum bekommen die Mitarbeiter jeweils lediglich 200 Euro. Der Kioskbesitzer sichert sich also pro Monat mehr als den doppelten Betrag und ist damit klar Hauptprofiteur. Aber die Rechnung endet da noch nicht. Denn die Mitarbeiter unterliegen, wie Sie selbst schreiben, einer hohen Fluktuation. Es sind moeglicherweise Studenten, die sich etwas hinzuverdienen wollen. Erfahrungsgemaess arbeiten die meisten Studenten aber – zumindest meiner Erfahrung nach – nicht durchgehend, sondern nehmen lediglich dann temporaer eine Taetigkeit auf, wenn besondere Ausgaben anstehen: ein Urlaub, ein Autokauf etc.. Selbst wenn der Student waehrend der Studienzeit durchgehend arbeiten wuerde, wuerde diese Taetigkeit mit Abschluss des Studiums beendet, denn ab da wird der Student wohl einen besser bezahlten „normalen“ Job aufnehmen. Um eine Zahl in den Raum zu werfen, sagen wir der Student arbeitet als Mitarbeiter im Waldkiosk fuer 1-2 Jahre. In diesen 1-2 Jahren Schwarzarbeit betruegt er die Gesellschaft um 2400-4800 Euro. Gerechnet auf die Lebensarbeitszeit beginnend mit den Nebenjobs zur Studienzeit bis hin zur Rente mit 67, also ueber einen Zeitraum von 47 Jahren, macht das 51-102 Euro pro Jahr. Wenn sich der Student also spaeter schwarzarbeitsmaessig nichts mehr zu Schulden kommen laesst, ist der von ihm verursachte Gesamtschaden im Bereich von 4,25-8,50 pro Monat. Rechnet man da noch 40 Jahre Inflation ein, die diese am Anfang der Lebensarbeitszeit erstohlenen Betraege massiv entwertet, dann bleibt am Ende praktisch fast nichts mehr uebrig. Aber selbst ohne diesen Faktor bewegen wir uns hier im Bereich von Lappalien. Zumindest was die individuelle Schuld angeht.

        Beim Waldkioskbesitzer sieht das ganz anders aus. Denn solange die Polizei oder das Finanzamt nicht auf ihn aufmerksam wird, wird der sein Modell so lange wie moeglich durchziehen. Im Gegensatz zum Studenten ist sein Vergehen nicht temporaer, sondern permanent. Wenn wir annehmen, der Mann betreibt den Kiosk 40 Jahre lang, etwa vom 27sten bis zum 67sten Lebensjahr, dann nimmt er in dieser Zeit 216.000 Euro illegal ein (5400 Euro pro Jahr x 40 Jahre). Hier sind wir klar ausserhalb des Bereichs von Lappalien. Darueber hinaus nimmt der Besitzer natuerlich wesentlich mehr ein, denn anders als der Student, dessen Vergehen sich auf „wenige fruehe Jahre“ begrenzen, hat der Waldkioskbesitzer permanente Einkuenfte, die er ueber 40 Jahre der Inflation anpassen wird.

        Um im Studenten den Hauptprofiteur des Modells Waldkiosk zu sehen, muss man die Zahlen wirklich arg verdrehen.

        Wir können die Sache auch anders betrachten: der Waldkioskbesitzer stellt seine Angestellten vor die Wahl, entweder ordentlich gemeldet und bezahlt zu werden oder wie bisher weiterzumachen. Die Mitarbeiter entscheiden sich für die Unmoral.

        Der Waldkioskbesitzer kann hat genauso viel Recht seine Angestellten „vor diese Wahl zu stellen“, wie Sie das Recht haben ohne das Wissen ihres Nachbarn dessen Auto an ihre Freunde zu vermieten. Ein solches Recht existiert schlicht nicht. Er handelt nicht nur unmoralisch, sondern bricht klar und wissentlich Gesetze. Die Handlungen der Mitarbeiter sind doch lediglich Folgen dieses unmoralischen und illegalen Angebots. Bei Ihnen liest sich das immer so, als waere der Kioskbesitzer schuldfrei und koenne doch nichts fuer die Unmoral seiner Mitarbeiter. Das ist aber falsch. Das gesamte Arbeitsmodell des Waldkiosks basiert offenbar auf Schwarzarbeit. Legal waere der Kiosk vermutlich garnicht betreibbar. Der Besitzer hat also seine gesamte Existenz auf Illegalitaet gebaut. Auch profitiert der Besitzer in anderer Weise vom Schwarzarbeitsmodell, denn im „legalen Falle“ muesste er wesentlich mehr Mitarbeiter fuer jeweils weniger Arbeitsstunden einstellen, was die Fluktuation unter den Angestellten massiv in die Hoehe triebe und den Laden wohl auch nicht gerade effizient machten wuerde. Und am Ende ist der Kioskbesitzer wie oben durchgerechnet auch noch finanziell der Hauptprofiteur; sowohl pro Monat als auch ueber ein paar Jahre und besonders massiv wenn ueber die gesamte Lebensarbeitszeit gerechnet.

        Der Betreiber droht nicht mit Kündigung.

        ???

        In Ihrem Beispiel hat der Waldkioskbesitzer 7-10 Mitarbeiter. Er stellt die Angestellten vor die Wahl ein illegales Modell hinzunehmen oder alternativ wird die Mitarbeiterzahl auf 4 begrenzt. Eine einfache Subtraktion zeigt, dass der Besitzer also damit droht 3-6 Mitarbeiter zu entlassen. Egal ob er das boese Wort „Kuendigung“ offen ausspricht. Eine vom Besitzer bewirkte Verkleinerung der Belegschaft auf weniger als die Haelfte der Mitarbeiter impliziert offensichtlich Kuendigungen.

        Er wiederum hält eine einmonatige Kündigungsfrist ein. Wer verhält sich da moralisch?

        Das ist aber wirklich nett von ihm. Er feuert diejenigen Mitarbeiter, die sein illegales Modell nicht mittragen wollen und wir sollen ihm dankbar sein, dass er die grosszuegige Kuendigungsfrist von einem Monat einhaelt?

        Ich halte fest: Reichtum beginnt bei Ihnen spätestens bei einem Bruttoverdienst von 2.300 EUR.

        Wenn Sie mir jetzt noch zeigen koennten, wo ich einen Bruttoverdienst von 2300 Euro als Reichtum bezeichnet habe, waere ich Ihnen ausgesprochen dankbar.

        • In Dubio 13. Juli 2014, 08:51

          Ich habe eine Umfrage unter 6 Mrd. Menschen gemacht und bin so auf das Fremdgeh-Ergebnis gekommen. Sie scheinen sich auch mit ein paar Fremdgehern unterhalten zu haben, die anscheinend ihr eigenes Verhalten unmoralisch fanden. Nun, was haben die Ihnen zur Begründung für ihr amoralisches Verhalten gesagt und wo können Sie die Analogie ziehen?

          Die individuelle Schuld: Sie rechnen sich die Sache schön. Würde der Waldkioskbesitzer nur einen Angestellten beschäftigen, ist ihre schöne Rechnung ausgehebelt. Dann ist eindeutig, dass der Mitarbeiter weit mehr profitiert. Anschließend addieren Sie einseitig um auf das gewünschte Ergebnis zu kommen. In Mathe wären Sie mit einer solchen Rechenform nicht durchgekommen. Ansonsten rechnen Sie eindeutig zu viel, aber auch in Mathe war es so, dass das nicht zwangsläufig zu einer besseren Note führt. Natürlich habe ich das Beispiel simplifiziert, weshalb Sie auch nicht einfach Annahmen ableiten können, die gar nicht genannt wurden. So werden die Saison über nicht 10 Leute beschäftigt, das gilt nur in Spitzenzeiten. Im Frühjahr und Herbst arbeiten viele nicht und den Studenten passt es zeitlich gut. Nur hat das alles nichts mit der eigentlichen Intension zu tun.

          Die Intension war zu zeigen, dass unter bestimmten Bedingungen Beschäftigung sinkt und zwar gerade im Bereich der Geringfügigkeit. Davon gehen auch alle namenhaften Forschungsinstitute aus. Und es ging darum zu zeigen, dass der Mindestlohn zu Veränderungen des Produkt- und Leistungsangebots für das Einkommenspräkaritat führen kann. Bei den Friseuren wird es sich nicht anders verhalten, denn die Kundschaft der Billigketten sind vor allem solche Menschen. Ich habe kein Problem damit, denn ich bin nicht betroffen. Mein Friseur wird auch nicht die Preise anheben, denn er beschäftigt schon heute niemanden auf Mindestlohnhöhe. Aber es berührt mich als politisch und sozial denkenden Menschen.

          Beim Waldkioskbesitzer sieht das ganz anders aus. Denn solange die Polizei oder das Finanzamt nicht auf ihn aufmerksam wird, wird der sein Modell so lange wie möglich durchziehen.

          Auch hier hatte ich schon zu Anfang gesagt, er ist bereit, sein Modell zu ändern.

          Der Waldkioskbesitzer kann hat genauso viel Recht seine Angestellten “vor diese Wahl zu stellen”, wie Sie das Recht haben ohne das Wissen ihres Nachbarn dessen Auto an ihre Freunde zu vermieten.

          Unsinn. Ihr Beispiel ist selbst in Ihrer Argumentation verquer. Wenn, dann müsste es sich um ein geklautes Auto handeln. Überlegen Sie! Tatsächlich kommen nur wenige auf den Gedanken, wenn ich ihnen sage, entweder die Tariferhöhung wird ausgesetzt oder eine Rationalisierung ist unumgänglich, dies als Erpressung zu bezeichnen. Unschöner wäre es, die Tariferhöhung mitzumachen und 2 Monate später ohne Information Personalabbau zu betreiben. Die meisten sagen in solchen Fällen, man hätte sie doch vorher anhören sollen. Daher meine ich, Ihre Position ist sehr akademisch.

          Die Handlungen der Mitarbeiter sind doch lediglich Folgen dieses unmoralischen und illegalen Angebots.

          Quark. In diesem Segment des Arbeitsmarktes kommen die Interessenten doch nicht und fragen, ob sie einen gering entlohnten Job mit Sozialabgaben haben können. Sie fragen nach Stellen, wo sie möglichst viel netto vom brutto behalten und gleichzeitig nicht ihre Transferansprüche gefährden. Wenn Sie die Statistik der BfA lesen, sollten Sie für sich die Frage beantworten, warum die meisten Aufstocker bei einem Einkommen haargenau bei 100 EUR bzw. 450 EUR stoppen. Diese Leute kennen ganz genau die Rechtslage.

          Zudem: der Betreiber hält immer eine einmonatige Kündigungsfrist. Das gilt universell und nicht auf dieses Beispiel gewendet. Umgekehrt kommen die Leute einfach nicht mehr, wenn sie keinen Bock mehr haben.

          Wenn Sie mir jetzt noch zeigen könnten, wo ich einen Bruttoverdienst von 2300 Euro als Reichtum bezeichnet habe, wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar.

          Ihnen ist schon klar, dass wir seit einer Woche von jemanden schreiben, der selbst nur 2.300 EUR Verdienst bezieht? Falls nicht, gehen Sie bitte nochmal auf den Anfang. So, und darüber haben Sie in Ihrem vorherigen Post geschrieben:

          Aber man muss Ihrem Artikel aus anderem Grunde dankbar sein. Denn er illustriert mit beispielsloser Offenheit den Denkansatz, den Sie mit anderen Neoliberalen teilen: “Wer viel Geld verdient hat immer Recht”. Egal ob Gesetze gebrochen werden, egal ob Anstand und Moral verletzt werden. Das Verdienen von Geld rechtfertigt letztlich alle Mittel. Straftaten werden zu Selbstverteidigung umdeklariert und verharmlost und Kriminelle werden zu Helden stilisiert. Deren Opfer hingegen kriminalisiert.

          Da der Waldkioskbesitzer, von dem wir die ganze Zeit reden, 2.300 EUR verdient und Sie explizit daran meine angebliche Denke aufhängen, wer viel verdiene, habe Recht, folgt daraus, dass Sie jemanden mit 2.300 Einkommen als reich apostrophieren. Sonst ist dieser Absatz nicht erklärlich.

          • Ralf 13. Juli 2014, 20:20

            @ In Dubio

            Ich habe eine Umfrage unter 6 Mrd. Menschen gemacht und bin so auf das Fremdgeh-Ergebnis gekommen.

            Ach so. Vielen Dank. 😉

            Nun, was haben die Ihnen zur Begründung für ihr amoralisches Verhalten gesagt und wo können Sie die Analogie ziehen?

            Ich ziehe gar keine Analogie. Es war Ihre Analogie. Ich habe lediglich festgestellt, dass den meisten Menschen, die ein Unrecht begehen, die Unrechtmaessigkeit ihres Handelns bewusst ist. Dass ich mit dem einen oder anderen ueber’s Fremdgehen gesprochen habe, ist aber natuerlich weniger glaubhaft als dass Sie eine Umfrage unter 6 Milliarden Menschen unternommen haben … 😉

            Die individuelle Schuld: Sie rechnen sich die Sache schön. Würde der Waldkioskbesitzer nur einen Angestellten beschäftigen, ist ihre schöne Rechnung ausgehebelt.

            Nein, die Rechnung waere immer noch die selbe. Nur wuerde es das Modell „Waldkiosk“ unter diesen Bedingungen garnicht geben. Mit nur einem Mitarbeiter haette der Waldkioskbesitzer kaum noch einen Vorteil von einem solchen Arrangement. Er wuerde die legale Variante waehlen. Genauso wir ein Bankraeuber auch nicht eine Bank ueberfallen wuerde, von der er weiss, dass dort nur 20 Euro im Tresor lagern.

            Anschließend addieren Sie einseitig um auf das gewünschte Ergebnis zu kommen.

            Nun, anders als Sie bestimme ich die individuelle Schuld. Schon alleine hier ist der Waldkioskbesitzer klar der Hauptprofiteur des Modells, da er am Monatsende den groessten Batzen illegaler Einnahmen hat. Jeder einzelne seiner Mitarbeiter hat weniger. Darueber hinaus rechne ich die Schuld auf die Lebensarbeitszeit auf. Dies ist auch notwendig, denn es ist einfach ein Unterschied, ob jemand am Anfang seines Lebens mal das Gesetz uebertreten hat und dann nie mehr wieder. Oder ob sich jemand permanent in der Illegalitaet einrichtet. Das wird sowohl moralisch so gesehen, als auch juristisch (Wiederholungstaeter oder Taeter mit langer Liste von Vorstrafen werden anders verurteilt als Ersttaeter). Es ist auch deshalb erforderlich die Rechnung so zu machen, denn nur so erkennt man, dass der Waldkioskbesitzer unserer Gesellschaft am Ende ueber 200.000 Euro stiehlt, waehrend sich der korrespondierende Betrag fuer den typischen Angestellten bei gerade mal 2000-5000 Euro liegt. Peanuts also verglichen mit dem Boss.

            Auch hier hatte ich schon zu Anfang gesagt, er ist bereit, sein Modell zu ändern.

            Bevor ich ihn dafuer lobe, soll er sein illegales Modell erst mal aendern …

            Überlegen Sie! Tatsächlich kommen nur wenige auf den Gedanken, wenn ich ihnen sage, entweder die Tariferhöhung wird ausgesetzt oder eine Rationalisierung ist unumgänglich, dies als Erpressung zu bezeichnen.

            ??? Vielleicht sollte Ihnen mal jemand den Begriff „Erpressung“ erlaeutern.

            Da der Waldkioskbesitzer, von dem wir die ganze Zeit reden, 2.300 EUR verdient und Sie explizit daran meine angebliche Denke aufhängen, wer viel verdiene, habe Recht, folgt daraus, dass Sie jemanden mit 2.300 Einkommen als reich apostrophieren. Sonst ist dieser Absatz nicht erklärlich.

            Dieser Absatz bezog sich nicht ausschliesslich auf diesen einen Fall, sondern war ein genereller Kommentar auf das neoliberale Denkmuster. Zugegebenermassen dumm von mir ausgedrueckt. Ein Punkt fuer Sie.

            Zur Klarstellung: Ein Einkommen von 2300 Euro erfuellt nicht die Definition fuer Reichtum.

          • In Dubio 14. Juli 2014, 13:26

            Menschen handeln oft nicht in böser Absicht unmoralisch, sondern weil sie die Natur aus Überlebensdrang oder Fortpflanzungsinstinkt dazu zwingt. Der kluge Unternehmensberater Hermann Simon hat mal gesagt: Moralisches Handeln führe zu einem Verlust an Ertrag. Wenn sich jedoch der Ertrag aus unmoralischem und moralischem Verhalten stark voneinander entfernen, brauchen wir uns über einen Anstieg unmoralischen Verhaltens nicht zu wundern. Hohe Steuersätze beispielsweise steigern die Rente auf Steuerbetrug. Die Zunahme von Steuerhinterziehung geht oft mit der Entwicklung der Steuersätze kongruent. Der Mindestlohn schafft zumindest die Voraussetzungen für eine ähnliche Kongruenz.

            Sie übersehen, dass Schwarzarbeit vor allem im häuslichen Bereich auftritt. Dort gibt es oft genau einen Auftraggeber und einen Auftragnehmer. Der Profit des illegalen Verhaltens wird auch hier geteilt. Sehen Sie auch hier eine so klare Täter-/ Opferstruktur? Jedenfalls hängt das Modell des Waldkioskbesitzers nicht an der Anzahl der Mitarbeiter. Tatsächlich wurde das Unternehmen vor vielen, vielen Jahren als reiner Familienbetrieb gegründet und so auch in den Herbst- und Wintermonaten geführt.

            Die Mitarbeiter jedenfalls sind Wiederholungstäter. Sie arbeiten grundsätzlich in diesem Segment so und hätten große Probleme, jetzt Steuern und Sozialabgaben zahlen sowie auf Transferbezüge verzichten zu müssen. Das ist durchaus verständlich und nachvollziehbar. Im Gegensatz zu Ihnen verurteile ich nicht das Verhalten, sondern das System: Diese Prekärbeschäftigten stehen nämlich vor der einfachen Frage, weiter verdiente 100, 200 EUR an die Gesellschaft / Staat / Fiskus zu geben oder sie in Klamotten zu investieren. Ein Steuer- und Abgabensystem, dass bereits im unteren Einkommensbereich mit einer faktischen Besteuerung von knapp 90% erdrosselnd zuschlägt, braucht sich über Schwarzarbeit nicht zu wundern. Das definiert auch den hohen (kriminellen) Eigenantrieb der Mitarbeiter, den Sie political correct nicht sehen wollen. Schön übrigens, wie Sie aufgrund eigener Annahmensetzung die Beträge einseitig immer größer machen.

            Bevor ich ihn dafür lobe, soll er sein illegales Modell erst mal ändern …

            Die Mitarbeiter haben gesagt, sie wollen das nicht. Habe ich das nicht bereits geschrieben?

            Erpressung: § 253 StGB definiert den Tatbestand wie folgt:
            Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

            Menschen vor eine klare Alternative zu stellen, ist allein keine Erpressung. Dies setzt die Androhung von Gewalt oder einem Übel voraus. Die Beendigung eines Vertragsverhältnisses allein ist auch kein Übel, sonst wäre auch die Drohung mit Scheidung Erpressung. Des weiteren ist die Nötigung zu einem Verhalten Voraussetzung. Aber auch das kann hier nicht gesehen werden, schließlich sind die Mitarbeiter frei, jederzeit alleine auf ALG-2-Bezug zurückzugreifen oder einen anderen geringfügigen Job anzunehmen.

            Somit sind keine Voraussetzungen – und schon gar nicht summarisch – einer Erpressung erfüllt. Sie sehen, ich habe mir den Begriff Erpressung erläutern lassen. Vielleicht sollten Sie selbst Gesetze lesen?

            Ansonsten: Klarstellung akzeptiert.

  • Fox 8. Juli 2014, 21:35

    „Es ist wirklich erstaunlich wie sensible viele Linke reagieren, wenn sie etwas lesen, dem sie inhaltlich nicht zustimmen. Was sollen eigentlich liberale oder konservative sagen?“

    „Inhaltlich“? Wer in den Texten von Pietsch „Inhalt“ findet, sagt mir bitte Bescheid.

    Links, rechts, konservativ, liberal, oben, unten, bla, bla. Hört auf Euch hinter solchen ein- oder maximal zweidimensionalen Begrifflichkeiten zu verstecken. Selbstverständlich kann man weder in der Politik noch sonst wo Probleme derart genau beschreiben, dass man komplett ohne irgendwelche Einordnungen und Vorurteile auskommt. Wer hingegen intellektuell ernst genommen werden möchte, sollte wenigstens den Anspruch haben, seine Denkschablonen hin und wieder der Außenwelt anzupassen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die hiesigen Autoren nicht allzu sehr von denen, die wie die NDS zurecht deswegen kritisieren werden.

  • Marc 10. Juli 2014, 10:34

    In diesem Fall würde der Mindestlohn also die gesellschaftliche Teilhabe von prekär lebenden Menschen reduziert und ein deutlicher Arbeitsplatzabbau vorangetrieben.

    Hä? Wieso? Den prekär lebenden Menschen wird doch kein Geld weggenommen, sie haben es doch noch immer! Sie können ihr Geld statt in einen teuren Kiosk-Besuch in andere Angebote investieren, z.B. ein Besuch bei der billigeren Pommes-Bude. Da treffen sie dann ihre alten Freunde und der Buden-Besitzer braucht zufällig auch noch neue Mitarbeiter.

    • In Dubio 10. Juli 2014, 11:36

      Richtig, es wird kein Geld genommen – außer vielleicht jenen, die dann neben Hartz-IV keinem Nebenerwerb nachgehen können. Das ist immerhin die gefährdeste Gruppe. Und natürlich kann man sich auch an der Pommes-Bude treffen. Nur steht die eben nicht im öffentlichen Park, sondern an der öffentlichen Hauptstraße. Und wie geschrieben: die Waren sind bisher so günstig, dass sie sich jeder leisten kann, Tische und Stühle zum Verweilen zur Verfügung gestellt bekommt. Das ist bei der Frittenbude schon schwieriger, vor allem, wenn man das dortige Umland kennt.

      Ich gebe gerne Ihre Adresse weiter, sollten sich die Leute beklagen, dass die Sachen so teuer geworden seien. Sie können Ihnen ja dann erklären, dass sie sich dank des Mindestlohns das eigentlich leisten können müssten. So ist jeder zufrieden.

  • Marc 11. Juli 2014, 07:42

    [..] außer vielleicht jenen, die dann neben Hartz-IV keinem Nebenerwerb nachgehen können.

    Wenn kein Geld genommen wird und die Nachfrage weiterhin besteht, wird sie an anderer Stelle für Nebenerwerbsjobs sorgen. Diesen einfach zu verstehenden, logischen Zusammenhang wollte ich ihnen begreiflich machen.

    Sie können Ihnen ja dann erklären, dass sie sich dank des Mindestlohns das eigentlich leisten können müssten.

    Ich habe keineswegs das Bedürfnis, anderen vorschreiben zu wollen, was sie sich leisten können und was nicht. Wenn sie meinen, das sei notwendig, sollten sie schon den Schneid haben, das auch selbst zu tun.

    • In Dubio 11. Juli 2014, 08:12

      Wenn kein Geld genommen wird und die Nachfrage weiterhin besteht, wird sie an anderer Stelle für Nebenerwerbsjobs sorgen.

      Eine sehr forsche Annahme. Erstmal bestimmen wir als Gesetzgeber, dass jemand bei der Erstellung einer Leistung höherer Produktionskosten haben soll. Nun kann er entscheiden, ob er unter den Bedingungen ein Produkt / Leistung noch anbietet oder etwas völlig anderes macht. Sie denken ausschließlich von der Nachfrage her. Obwohl Sie nie unternehmerisch gearbeitet haben, meinen Sie zu wissen, dass Unternehmer so denken.

      Dabei geht es einem Unternehmer doch um eins: Gewinn machen. Gewinn ist die Residualgröße zwischen Umsatz und Kosten. Nun sollten Sie wissen, dass Nachfrage nie starr ist, sondern eben von dem Preis abhängt. Ich esse gerne Snickers. Ich erzeuge also eine Nachfrage. Nur, ein Snickers kostet üblicherweise 60 Cent und ich lasse mir in der Tankstelle auch 1 EUR gefallen. Wenn der Tankstellenpächter jedoch den Preis auf 1,20 EUR erhöht, steige ich aus. Das ist es mir nicht wert. Die Nachfrage sinkt also.

      Für den Unternehmer ist allein die Frage entscheidend, ob steigende Preise den Rückgang der Nachfrage kompensieren. Und wir müssen einem Unternehmer wie dem Waldkioskbetreiber abnehmen, dass es sein Geschäft kennt und die Option geprüft hat, durch höhere Preise mehr Umsatz zu erzielen, ohne dass die Nachfrage entsprechend zurückgeht. Das scheint nicht der Fall zu sein, damit geht das Angebot für einen bestimmten Nachfragerkreis zurück.

      Sie interessiert das nicht. Mich schon.

      Sie schreiben doch Unternehmern vor, welche Löhne sie zahlen müssen. Sie schreiben vor, statt dies Verhandlungen zu überlassen. Drehen Sie also bitte den Spieß nicht um, sondern stehen Sie zu Ihren Ansichten. Und schließlich haben Sie behauptet, sozial prekär Lebende müssten sich auch gestiegene Preise leisten können. Dann müssen Sie und nicht ich dazu stehen. Ich habe nämlich dafür Verständnis, dass Menschen sich das eben nicht leisten können.

  • Marc 11. Juli 2014, 13:53

    Eine sehr forsche Annahme.

    Nein, pure Logik. Das Geld ist noch vorhanden, da sind wir uns ja immerhin schon eing. Entweder es wird ausgegeben, er erzeugt also Nachfrage, oder es wird gespart und führt über S=I zu Investitionen. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten!

    Obwohl Sie nie unternehmerisch gearbeitet haben, meinen Sie zu wissen, dass Unternehmer so denken.

    Sie irren sich wieder einmal.

    Die Nachfrage sinkt also.

    Nur für den betroffenen Tankstellenwart. Sie behalten aber das Geld und das können sie a) für andere Produkte/Dienstleistungen verwenden oder b) sparen. Entweder entsteht bei einem anderen Marktteilnehmer Nachfrage oder sie generieren Investitionen. Das ist pure Logik.

    Sie schreiben doch Unternehmern vor, welche Löhne sie zahlen müssen.

    Das fehlt das Wort mindestens, um aus dieser Aussage keine Lüge, sondern eine wahre Aussage zu machen. Finden sie von alleine den Ort oder soll ich ihnen dabei helfen?

  • In Dubio 11. Juli 2014, 14:43

    Sie denken zu volkswirtschaftlich und lassen mikroökonomische und soziale Aspekte außer Ansatz. Nehmen wir zwei Beispiele:

    1. Hartz-IV-Empfänger mit einem monatlichen Budget für Freizeit von sagen wir 20 EUR. Er besucht den nahegelegenen Kiosk und verweilt dort regelmäßig 2 Stunden. Sein Bier kostete bisher 1,80 EUR, aufgrund des Mindestlohns wird es jetzt auf 2,40 EUR erhöht (bitte nicht nachrechnen, das führt uns nicht weiter!). Er kann sich jetzt also 3 Bier weniger leisten, will er aber nicht. Dummerweise haben aber alle umliegenden Einzelhändler ihre Preise erhöht, schließlich sind alle Preisnehmer und haben gleiche Kostenstrukturen. Der Hartz-IV-Empfänger wird also öfter zuhause bleiben. Gleichzeitig benötigt der Kioskbetreiber weniger Personal, da ein Teil seiner Kundschaft wegbleibt. Die übrigen erhalten auch nicht mehr Geld, da die Geschichte bei 450 EUR gedeckelt bleibt (legale Variante). Ergo: der Markt schrumpft.

    2. Der Mindestlohnempfänger weitet nun seine geringfügige Beschäftigung aus und erhält ein gesteigertes Einkommen, während ein Teil seiner Kollegen nun arbeitslos ist. Wird er das in erhöhte Nachfrage nach Bier investieren? Nicht unbedingt, das Geld wandert also nicht nur vom Unternehmer, sondern auch aus der Branche weg. Nebenbei hat allerdings auch der Unternehmer statt ehemals 2.300 EUR weniger Geld in der Tasche, sein Konsum sinkt. Ich verstehe, wenn Sie Umverteilung bei Hoch- und Höchstverdienenden fordern. Ich verstehe nicht, dass Sie das auf unterdurchschnittlich verdienende Menschen ausweiten möchten, nur weil sie eine Unternehmereigenschaft haben.

    Die Nachfrage jedenfalls sinkt sowohl beim Unternehmer und bei den Entlassenen. Die haben Sie unterschlagen, weil Sie argumentieren, die Arbeitskräftenachfrage sei starr.

    Das fehlt das Wort mindestens, um aus dieser Aussage keine Lüge, sondern eine wahre Aussage zu machen. Finden sie von alleine den Ort oder soll ich ihnen dabei helfen?

    Plädieren Sie nicht auch für Einkommensobergrenzen? Manager, die nur soundsoviel vom Durchschnitt oder vom niedrigsten Lohn beziehen dürfen? Sind solche Planken keine Lohnfestschreibung?

  • Marc 14. Juli 2014, 09:05

    Ergo: der Markt schrumpft.

    In ihrem Beispiel schrumpft maximal die umgeschlagene Gütermenge, nicht aber das Marktvolumen.

    Die Nachfrage jedenfalls sinkt sowohl beim Unternehmer und bei den Entlassenen. Die haben Sie unterschlagen, weil Sie argumentieren, die Arbeitskräftenachfrage sei starr.

    Ich habe bereits mehrfach dargelegt, dass – wenn sich die Nachfrage auf andere Märkte oder Konkurrenten verteilt, dort neue Arbeitsplätze entstehen.
    Ihre Schlussfolgerungen basieren auf der Annahme, dass es zu keinerlei Ausweichbewegungen kommen kann. Ich halte diese Annahme für absurd. Das schöne ist, wir werden es sehen, wer von uns beiden recht hat, da der Mindestlohn ja kommt. Meine Aussage: es wird zu Verschiebungen kommen aber insgesamt wird er keinen nennenswerten Einfluss auf Wachstum und Arbeitsmarkt haben. Und ihr unerträgliches Untergangs-Geschrei wird wie viele andere Horrorgeschichten zuvor nur ein weiteres neoliberales Märchen sein.

    Plädieren Sie nicht auch für Einkommensobergrenzen?

    Nein, für hohe Erbschaftssteuern und eine Anhebung des Spitzensteuersatzes.

  • Marc 23. Februar 2015, 12:15

    Bisher scheint meine Prognose zuzutreffen. Warum nur schon wieder?

  • Marc 1. April 2015, 09:19

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