Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
Der Kommentar von Olaf Gersemann stellt die weitverbreitete Forderung nach einem weiteren Ausbau der Kita-Infrastruktur infrage. Zwar sei der Ruf nach mehr Kitas populär und in der Politik weitgehend unstrittig, doch werde dieser als vermeintliche Lösung für sinkende Arbeitsstunden fehlinterpretiert. Der Autor betont, dass die Beschäftigung in Kitas seit 2006 um 113 Prozent gestiegen sei, der tatsächliche Nutzen jedoch fraglich bleibe. Zwar sei das frühere Missverhältnis von Angebot und Nachfrage reduziert worden, zugleich sinke die Zahl der betreuungsbedürftigen Kinder. Statt von einem zu geringen Angebot auszugehen, müsse man hinterfragen, ob weitere Investitionen in diesem Bereich angesichts des hohen Staatsausgabenanteils sinnvoll seien. Außerdem fehle es an überzeugender Evidenz, dass mehr Kita-Plätze die Erwerbstätigkeit substanziell erhöhen, da viele Paare ihre Arbeitszeit ohnehin als Haushaltsmodell flexibel aufeinander abstimmen. Gersemann kritisiert daher den „Mehr-Kita“-Diskurs als kostspieliges Ablenkungsmanöver, das gesellschaftspolitisch kaum wirksam sei, aber personelle und finanzielle Ressourcen binde, die andernorts dringender gebraucht würden. (Olaf Gersemann, Welt)
Hier werden gleich mehrere Probleme in der Debatte sichtbar. Erstens, wo ist die Empirie? Warum zur Hölle macht nicht irgendeine Familienministerin mal eine vernünftige Studie? Dann könnten wir uns rein auf Folgenargumenten (weil A folgt B) sparen. Die sind für beide Seiten grundsätzlich plausibel, aber abgesehen von der ständigen Wiederholung ändert sich nichts – außer den gesellschaftlichen Normen, die sich gerade wieder in Richtung Konservatismus verschieben. Und das ist der zweite Punkt: Gersemann argumentiert hier in vielen Worten einfach dafür, dass Frauen die Care-Arbeit übernehmen sollen; bei ihm heißt das halt „pragmatisches Begreifen als Wirtschaftseinheit“. Denn darauf läuft das raus. Das widerspricht aber total der „alle sollen mehr Arbeiten“-Philosophie und beschreibt das konservative Familienpolitikdilemma seit Merkels Regierungsantritt 2005: die wirtschaftlich liberale Forderung, möglichst breiten Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen, steht in direktem Konflikt zur konservativen Forderung, traditionelle Familienmodelle zu haben. Dieser Widerspruch wurde unter Merkel nie aufgelöst, und auch unter Merz wird er vor allem dadurch behandelt, dass man beide Forderungen einfach mit mehr Verve erhebt. Arbeitet mehr! Schickt eure Kinder nicht in die Kita! Quadriert den Kreis!
2) Prien will Pflichtbesuch in KZ-Gedenkstätten im Lehrplan
80 Jahre nach Kriegsende fordert Bildungsministerin Karin Prien verpflichtende KZ-Gedenkstättenbesuche für Schüler*innen. Lehrpläne müssten dies künftig vorsehen, so Prien, da solche Orte durch „die Beschäftigung mit Einzelschicksalen“ Empathie fördern könnten. Der bloße Besuch reiche aber nicht aus – entscheidend sei die Einbettung in fundierten Unterricht, der deutlich mache, „wie so etwas entstehen konnte“. Es gehe darum, die Entwicklung der NS-Herrschaft – von Entrechtung bis zum Völkermord – nachvollziehbar zu machen. Zudem plädierte Prien dafür, dass Jugendliche sich verstärkt mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen. Weil Zeitzeugen zunehmend fehlten, könnten Begegnungen mit Nachfahren von Opfern, auch aus Mittel- und Osteuropa, eine alternative Form der Erinnerungskultur darstellen. Die Ministerin betonte, dass ein Gedenkstättenbesuch allein keine „Demokraten“ mache, sondern es pädagogischer Qualität bedürfe, um historisches Bewusstsein und Haltung zu fördern. (NTV)
Alle Jahre wieder kommt dieser Vorschlag aus der Mottenkiste, quasi das erinnerungspolitische Sommerlochpendant zum 17. Bundesland Mallorca. Es ist und bleibt Unsinn. Was mich daran die Wände hochtreibt ist, dass Prien in ihrer Begründung eigentlich alles Notwendige bereits sagt. Das Relevante ist nicht ein Besuch in der Gedenkstätte; der alleine tut nichts. Das Relevante ist der vernünftige Unterricht, in dem das Ganze vorbereitet wird und in dem das eigentliche Verständnis entsteht. Eine Gedenkstätte kann da eine zusätzliche, emotionale Ebene schaffen, aber von sich aus tut sie wenig. Dazu kommt etwas, das Prien gar nicht erwähnt: sowohl der Unterricht als auch der Gedenkstättenbesuch erfordern eine grundsätzliche Offenheit. Weder mit einem Rechtsradikalen noch mit einem Pro-Hamas-Judenhasser wird das eine oder das andere etwas nützen. Gedenkstätten sind keine magischen Orte, an deren Eintritt ein Bewusstsein entsteht. Dafür braucht es auch eine geistige Offenheit, die niemals alle haben werden. Als letztes wäre da ein logistisches Problem: die Gedenkstätten könnten so viele Besucher*innen gar nicht aufnehmen. Auschwitz etwa ist bereits jetzt überlastet. Jährlich Millionen Schüler*innen zusätzlich können die gar nicht verkraften. Deswegen bleibt die Forderung letztlich leere Symbolpolitik.
3) What fires burned at Auschwitz? On the place of the Holocaust in uneven and combined development.
Der Essay setzt sich kritisch mit der weitverbreiteten Vorstellung auseinander, der Holocaust sei ein genuines Produkt industrieller Moderne gewesen – ein „Todesfabrik-System“ im Stil moderner Produktion. Der Autor betont, dass diese Deutung inzwischen zur inhaltlich entleerten Routine geworden sei – ein „Klischee“, das durch Assoziationen mit Bahngleisen, Fahrplänen, Fabriken, Schlachthöfen oder dem Bild von Seife aus Menschenfett bedient werde. Diese symbolhaften Deutungen, etwa bei Anselm Kiefer oder Hannah Arendt, hielten Distanz zum eigentlichen Geschehen und seien oft analytisch vage. Der Text plädiert für einen anderen Zugang: Statt die Vernichtung metaphorisch zu überhöhen, solle man sich mit der konkreten technischen, logistischen und materiellen Realität des Holocaust befassen – zum Beispiel mit Transportkapazitäten, Ofenleistung, Lüftungsanlagen oder dem vergleichsweise geringen Ressourceneinsatz für die Massenvernichtung. Die NS-Mordmaschinerie sei technisch gesehen ein „ramshackle“ – also bruchstückhaftes – System gewesen, weder wirtschaftlich prioritär noch technisch hochentwickelt. Das Fazit: Der Holocaust war kein Höhepunkt industrieller Rationalität, sondern ein politisch motivierter, ideologisch aufgeladener Zivilisationsbruch mit banalen Mitteln. Wer das industrielle Bild unhinterfragt übernimmt, verharmlost gerade das historisch Einzigartige – nämlich die brutale Gleichzeitigkeit von modernem Verwaltungsapparat und primitiver Vernichtungstechnologie. (Adam Tooze, Chartbook)
Es sind Artikel wie diese, die mich nur gequält auflachen lassen, wenn mal wieder jemand die vermutlich unvermeidliche Frage stellt, ob es denn bei einem so bekannten Thema wie dem Holocaust noch neue Dinge zu entdecken gäbe. Ich wäre jetzt auch nicht eben auf die Idee gekommen, die Industrialität des Holocaust derart in Frage zu stellen, wie Tooze das hier tut, von den beeindruckenden Resultaten dieser Untersuchung einmal abgesehen. Die Perversität dieser Untersuchung, die Tooze ja auch offen anspricht und zugibt, steht dabei einem Erkenntnisgewinn nicht im Wege. Denn den Holocaust auf eine Art Podest zu stellen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes unbegreifbar zu machen, ihn der eigentlichen Beschäftigung und Debatte zu entheben und stattdessen zunehmend sinnentleerte Gedenkrituale an seine Stelle zu packen, ist wahrlich nicht hilfreich, schon gleich dreimal nicht, wenn man den nicht enden wollenden Angriff der radikalen Rechten auf die Erinnerungskultur bedenkt, wie er leider dank der AfD mittlerweile hoffähig geworden ist. Ähnliche Einsichten wie die, die Tooze hier für die Vernichtungslager formuliert, waren ja durch neuere Untersuchungen der Massenerschießungen (man denke etwa an Snyders Forschung) bereits verbreitet worden und hatten das ikonografische Bild von Auschwitz (eigentlich ja: Birkenau) relativiert. Weitere Relativierungen werden folgen und unser Verständnis des Holocaust weiter schärfen – denn nur dann kann der Anspruch des „Nie wieder“ auch eingehalten werden.
4) Das Schweigen über „Pfizergate“
Selbstverständlich lief da nicht alles sauber. Die EU-Länder wollten und brauchten die Impfdosen. Weltweit war der Vorrat begrenzt. Es gab keinerlei System für eine faire globale Verteilung. Das läuft ungefähr auf derselben moralischen Ebene wie Geheimdienstarbeit. Natürlich ist es intransparent, natürlich hat es nur peripher mit rechtsstaatlichen Verfahren zu tun, aber es ging um die öffentliche Sicherheit. Ich finde das ist eine ganz andere Schiene als Vorwürfe von Korruption, um die es, soweit ich das überblicke, ja nicht geht. Letztlich wird von der Leyen zum Vorwurf gemacht, dass sie für die Bürger*innen der EU das Zeug organisiert hat. Dass die Nachrichten „nicht mehr auffindbar“ sind, glaube ich sofort. Ist das ein Skandal? Klar. Und natürlich ist es letztlich ein klarer Widerspruch zu den Werten, die man offen zu haben behauptet. Aber wer glaubt, dass die US-Regierung ihre Impfdosen damals in einem transparenten und offenen System erworben hat, für den hab ich einen Palast in Venedig günstig abzugeben.
5) Wo Konservative und Linke irren
Der Gastbeitrag von Claudia Diehl thematisiert die erbitterte und ideologisch geprägte Debatte über die Integration von Zugewanderten in Deutschland. Konservative argumentieren, dass kulturelle Hintergründe, insbesondere aus muslimischen Ländern, Integration erschwerten. Dies werde jedoch empirisch nicht gestützt; entscheidender seien die Bildungschancen der Eltern. Progressive wiederum sehen vor allem strukturellen Rassismus als Ursache für Integrationsprobleme, wobei Diskriminierung in Institutionen wie Schulen und Polizei kritisiert wird. Diehl hält beide Sichtweisen für unzureichend. Sie betont die Bedeutung allgemeiner sozialer Ungleichheit und die Vererbung von Chancenarmut über Generationen. Statt Antirassismus-Trainings oder Symbolpolitik sollten bestehende soziale Herausforderungen gezielt angegangen werden – etwa durch gleiche Bildungschancen, Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen und bessere Kinderbetreuung. Langfristig schreite Integration voran, sei aber ein langwieriger Prozess, der auch von der Reduzierung sozialer Ungleichheit profitiere. (Claudia Diehl, Spiegel)
Mich nervt diese Debatte zunehmend nur noch. Ich merke an mir selbst, wie ideologische Reflexe ständig zuschnappen. Da man keine Lust hat, den zu oft rassistischen Diskursen Feuer zu geben, ignoriert man gerne die Probleme oder malt ein zu rosiges Bild. Auf der Gegenseite sieht es nicht besser aus. Da wäre ein Durchbrechen der klassischen Narrative manchmal schon echt angebracht. Ich glaube zwar nicht, dass eine Konzentration auf Ungleichheit wesentlich mehrheitsfähiger wäre als die aktuellen Diskurse, aber es wäre insofern hilfreich, als dass man die mittlerweile hoffnungslos polarisierte Rassismusdebatte eventuell wirklich etwas in den Hintergrund schieben und konkrete Fortschritte erreichen könnte. Man darf ja noch hoffen.
Resterampe
a) Wohl wahr. (Twitter) Es ist so schrecklich sinnlos.
b) ICE ist echt so abgefuckt. (Twitter)
c) Zum republikanischen Haushaltsentwurf. (MSNBC)
d) „Aber Hunter Bidens Laptop!“ (Pro Publica)
e) Guter Artikel zu den Attacken auf die Wissenschaftsfreiheit in Harvard. (Jan Martin Wiarda)
f) Die Welt hat was Gutes zu dieser unsäglichen Abimotto-Diskussion. (Welt)
g) Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Söder-Edition. (Spiegel)
h) Prioritäten. (Twitter)
i) LINKE und Sicherheitspolitik, zwei Welten treffen aufeinander. (Twitter)
k) Porträt von Cem Özdemir. (taz)
l) Nach den Angriffen von Berlin und Remscheid: „Es muss unterbunden werden, dass Messer zur Schule mitgebracht werden“ (News4Teachers). Und da haben wir bisher eine so liberale Messerpolitik an Schulen.
m) Mal was schönes auf Twitter. (Twitter)
n) Einfach ja. (Twitter) Siehe auch hier.
Fertiggestellt am 26.05.2025
1) Die große Kita-Illusion
Aus ökonomischer Sicht konstatiere ich einfach, die Kita ist eben ein typisch öffentlicher Bereich, der sich durch die branchentypischen Merkmale der Fehlsteuerung auszeichnet. Für rational und ökonomisch denkende oder nur ambitionierte Menschen ein hoffnungsloser Fall wie der gesamte öffentliche Bereich in Deutschland.
Wirtschaftlich denkende Menschen stellen die Fragen voran, welche Kunden möchte ich mit meinem Produkt / Dienstleistung ansprechen und welche Mitarbeiter benötige ich dafür. Aus unerfindlichen Gründen sagt der Staat bei der öffentlichen Versorgung mit Betreuungsplätzen, er möchte ein Rundumsorglos-Angebot an „alle“ zu einem extrem niedrigen Preis bringen.
Schon eine solche Aufgabenbeschreibung schreit nach totaler Überforderung von finanziellen Ressourcen und Personal. Und genau das ist gerade dort, wo kostenlose Kita-Plätze besonders nachgefragt werden – in den Großstädten – im Extrem zu beobachten.
Für dieses Rundumdieuhr-Angebot agiert der Staat dann in einem Bereich, wo die Wünsche der potentiellen Mitarbeiter konträr zu den Anforderungen der Tätigkeit stehen. Wer steigt professionell in die Care-Arbeit mit Kindern ein?
a) Frauen, die Kinder lieben. Das ist die beste Voraussetzung, hat aber zur Folge, dass diese Frauen selbst Kinder wollen, im Zweifel ein „konservatives“ (Hallo Stefan!) Familienbild pflegen und demgemäß weder Vollzeit arbeiten wollen und vor allem dem Beruf nach wenigen Jahren Adieu sagen. Und so sieht auch die Statistik aus: Vollzeiterwerbstätige sind selbst in Großstädten rar gesät, über 40 ist kaum eine Erzieherin.
b) Menschen, die in einen Beruf mit gutem Image einsteigen wollen. Leider wollen solche oft vorankommen, wozu der Beruf in einer Kita überhaupt keine Karrieremöglichkeiten bietet. Dazu wird man mit desaströsen Fehlquoten von teils 50-60 Prozent konfrontiert, mit denen sich kein Bereich sinnvoll organisieren lässt.
c) Aus dem System Gefallene. Sie haben in der Regel keine Fachausbildung und arbeiten, um etwas Geld nach Hause zu bringen. Für den Beruf sind sie völlig sinnlos, sie eigenen sich nicht einmal als „Füllmaterial“.
Längst wissen Berufsinsider, dass unter solchen Bedingungen sinnvolles erzieherisches Arbeiten nicht möglich ist. Kitas sind für junge Eltern Verwahranstalten für ihre Brut, die sie oft aus unerfindlichen Gründen bekommen haben und die sie am liebsten 24/7 abgeben würden. Das Ergebnis landet dann an den Grundschulen: Verhaltensauffällige, stressgestörte Kleinkinder, die lernunfähig sind.
Und auch hier ist das staatliche „Bildungssystem“ aus motivationsunlustigen Lehrern dazu übergegangen, diejenigen, an denen jedes Lernen abprallt, einfach durchzuschleusen. Mir sind zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Kinder mit geringem IQ und ohne Unterrichtsbeteiligung mit durchschnittlichen Noten durchgewunken werden.
Die „Erfolge“ dieses chaotischen Bildungssystems fallen dann nach Jahrzehnten der Gesellschaft auf die Füße. Ein bisschen Konservatismus wäre da schon gut. Denn Kinder von gebildeten Konservativen sind immer noch die am besten Ausgebildeten.
Was Berufsinsider so alles wissen.
Fast 40 Jahre Branchenerfahrung und dazu ein bisschen Zahlenstudium wappnet einen gut gegen Illusionen.
@Stefan Pietsch
Was Sie am öffentlichen Kita-System kritisieren hat nichts damit zu tun, dass es öffentlich ist. Dieselben Problem, wie etwa schlecht ausgebildete und unmotivierte Erzieher, gibt es in privaten Kitas ebenso. Meine Tochter ging 3 Jahre in den USA in die Kita. Die erste Kita war die billigste, mit 1200 USD pro Monat. Die Erzieher waren in der Mehrheit Neben-Jobber, die das auf Stunden-Basis gemacht haben. Die zweite Kita war deutlich teurer und auch deutlich besser. Als dort aber eine Erzieherin entlassen wurde, haben die betroffenen Eltern ihre Kinder rausgenommen. Das hat zu Liquiditäts-Problemen geführt und der Kindergarten musste innherhalb eines Monats schliessen.
Natürlich ist eine öffentliche Kita in Deutschland nicht rentable im betriebswirtschaftlichen Sinne. Volkswirtschaftlich betrachtet sieht das aber ganz anders aus. Wenn fünf Kinder von einem Erzieher betreut werden, können ja auch 5 Eltern-Teile arbeiten, die sonst zu hause bleiben müssten. Der Staat bekommt die Kosten für den Erzieher allein durch Steuer-Einnahmen der 5 Eltern wieder rein.
Oder halbtags arbeiten und nachmittags chillen. Nach wie vor arbeiten Frauen in Deutschland zu 50 Prozent Teilzeit und zeigen keine Anstalten, ihre Arbeitzeit aufzustocken, obwohl der Staat in den letzten zwei Jahrzehnten sein Betreuungsangebot massiv aufgestockt hat. Und Männer verspüren auch immer weniger Lust Vollzeit zu arbeiten. Ehrlich gesagt ich bin diesen Quark leid, wie vorteilhaft angeblich bestimmte staatliche Maßnahmen seien ohne dass man die Vorteile am Ende mit harten Fakten nachmessen kann.
Was Sie am öffentlichen Kita-System kritisieren hat nichts damit zu tun, dass es öffentlich ist
Doch. Nur der (deutsche ) Staat ist unfähig zu realisieren, dass seine Mittel und Ressourcen begrenzt sind. Wir haben nur ein limitiertes Potential an qualifizierten Erziehern, das räumen Sie in Ihren Beispielen zu den Verhältnissen in den USA ja auch implizit ein. Und wie gehen wir damit um?
In den Frankfurter und Berliner Kindergärten herrscht des Öfteren eine Fehlquote von 50-60 Prozent selbst in Sommermonaten. D.h. nichts anderes als dass die doppelte Kapazität erforderlich wäre um einen Normbetrieb zu gewährleisten. 70-80 Prozent der Erzieher arbeiten Teilzeit und dabei sind auch jene mitgezählt, die nicht einmal halbtags arbeiten. Ich weiß ja nicht inwieweit Sie Managementkompetenz besitzen, aber bei einem Betrieb mit gigantischen Fehlzeiten, Arbeitnehmern die nur in den Morgenstunden verfügbar sind (wenn überhaupt)und der Anforderung, bis sieben Uhr abends ein Betreuungsangebot bereitzuhalten, ist die Unmöglichkeit der Aufgabe hinreichend beschrieben.
Wir haben einen stark gestiegenen Bedarf an professioneller Erziehung durch verwahrloste Kinder in Migrantenelternhäusern und in prekären Verhältnissen. Und was machen wir? Wir verschwenden unfassbare Steuermittel um den Nachwuchs der teilzeitjobbenden Genderexpertin im Home Office und der Studentin von Woke Cultures bis in die Abendstunden aufzubewahren.
Genau. Wissen Sie, wann Kitas in den Ballungsräumen auch voll sind? In den Urlaubsmonaten und vor allem zwischen den Jahren, dann, wenn das Bruttosozialprodukt am meisten gesteigert wird. Weiß man. Mal angenommen, das wäre nicht kostenlos: Wie viel Arbeitszeit von Erziehern könnte dann eingespart werden? Und wieviel Krankheitstage von Erziehern würden eingespart werden können, würde man Eltern, die ihre Brut mit Fieber in der Kita abliefern, heimlich mit Paracetamol gedopt, hart sanktionieren und fristlos kündigen? Andere Länder machen das. Aber wir sind ja ach so (a)sozial!
Jetzt habe ich mich in Rage geschrieben. Nun leider ist das seit vielen Jahren die Realität in deutschen Kitas. Aber es gibt hier immer noch zu viele, die meinen, wir müssten nur die Produktionsmaschine für eine beliebige Profession anwerfen, viel Geld dazuwerfen und der Laden würde laufen.
Was Sie beschreiben sind polemische Anekdoten, wie z.B. wenn Sie schreiben:
Nach wie vor arbeiten Frauen in Deutschland zu 50 Prozent Teilzeit und zeigen keine Anstalten, ihre Arbeitzeit aufzustocken, obwohl der Staat in den letzten zwei Jahrzehnten sein Betreuungsangebot massiv aufgestockt hat. Und Männer verspüren auch immer weniger Lust Vollzeit zu arbeiten.
Richtig ist, dass das Betreuungsangebot in den letzten 20 Jahren massiv ausgebaut wurde. Und das ist dann auch ein Grund, warum sich die Erwerbsquote bei Frauen in den letzten 25 Jahren von 58% auf 74% erhöht hat. Dass viele Frauen nur in Teilzeit arbeiten liegt eben auch daran, dass Kinder in vielen Kitas nur für 8 Stunden betreut werden. Teilzeit bedeutet auch in den meisten Fällen nicht nur 50% Arbeitszeit, sondern eher so 30 Stunden pro Woche.
Nehmen wir mal an, dass alle Frauen nur 50% arbeiten. Die Erwerbsquote bei Männern liegt bei 81%. Die Steigerung von 58% auf 74% der Erwerbsquote von Frauen sollte sich dann in einer gesteigerten Wirtschaftsleistung von ca. 7% bemerkbar machen. Von dem BIP von 4300 Mrd Euro, sind also dann mindestens 300 Mrd Euro alleine auf die erhöhte Erwerbsquote der Frauen zurückzuführen.
Was sind „polemische Anekdoten“? In meinem engen familiären Umfeld arbeite(te)n mehrere als Erzieherin – Land und Stadt, Gemeinde und große private Einrichtungen. Einen besseren Überblick über Jahrzehnte Kita kann wohl kaum jemand vorweisen. Das ist etwas typisch Deutsches: Weil einem die Erkenntnisse nicht passen, werden sie verächtlich gemacht. Was nicht passt, wird rausgeschnitten. So sind in Deutschland die Zahl der Krankheitstage massiv auf fast 20 Tage im Jahr gestiegen, doch niemand will davon etwas mitbekommen haben. Dagegen sehe ich in Unternehmen diese Statistiken täglich – die Zahl der Krankmachen ist evident.
Doch zurück zum Thema. Sie sind an der Oberfläche, da wo die Zahlen halt passen. Im Bericht über die Tragfähigkeit der Staatsschulden von 2017 stellt der damalige Herausgeber und Bundesfinanzminister Olaf Scholz fest, dass die Frauenerwerbstätigkeit bei 33 Wochenstunden lag. Ein genialer Kniff wäre es, diese Erwerbstätigkeit auf 35-36 Stunden zu steigern, das würde den demographischen Problemen entgegenwirken.
Das Problem: Im gleichen Jahr erschien eine Studie, wie viele Stunden Frauen und Männer erwerbstätig sein wollen. Raten Sie mal… Frauen wollen …33 Wochenstunden im Schnitt arbeiten. Bei den Männern war das Bild schlechter, im Schnitt wollte der männliche Teil seine Erwerbstätigkeit reduzieren. Das lag wahrscheinlich an den schlechten Betreuungsangeboten…
https://www.gut-leben-in-deutschland.de/bericht/work-life-balance/
Gerne nehme ich neuere Zahlen, aber keine wo drin steht, wie viele Frauen länger arbeiten würden ohne Umrechnung in das Gesamtpicture. Das ist so ein linker Irrglaube: Zu meinen, die Menschen würden dauerhaft nicht tun, was sie tun wollen.
Die Managementaufgabe haben Sie auch noch nicht gelöst: Wie wollen Sie eine Kita von morgens 7 Uhr bis abends 19 Uhr betreiben, wenn 70 Prozent Ihrer Belegschaft Teilzeit arbeiten will und das auch nur in den Vormittagen und von Montag bis Donnerstag?
Obwohl die Zahl der pädagogischen Betreuungskräfte binnen zehn Jahren stark gestiegen ist, gilt die Personalsituation in vielen Einrichtungen als angespannt. Ein Grund für die personelle Notlage vieler Kitas dürfte darin liegen, dass der Anteil der Kita-Betreuungskräfte in Vollzeit vergleichsweise gering ist: 67 % des pädagogischen Kita-Personals im Jahr 2024 arbeiteten weniger als 38,5 Stunden pro Woche (2014: 65 %).
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/01/PD25_N003_p002.html#:~:text=67%20%25%20des%20pädagogischen%20Kita%2DPersonals%20arbeiten%20in%20Teilzeit&text=Zur%20Einordnung%3A%20Nach%20Ergebnissen%20des,abhängig%20Erwerbstätigen%20nicht%20in%20Vollzeit.
=>Trotz besserer Verdienstmöglichkeiten hat in den letzten 10 Jahren noch zugenommen. GenZ und so…
Und was machen Sie gegen desaströs hohe Fehlzeiten? Sie können viel hochkalkulieren. Wenn Sie die Kalkulation ohne die Menschen machen, sind das die Rechnungen eines Milchmädchens…
Was auch Stefan nicht erwähnt: Der Beruf einer Erzieherin ist keine Lebensaufgabe. Er dient für das Gros der Beschäftigten als Übergang, bis die Frauen selbst eine Familie gründen und einem konservativen Familienbild (O-Ton Stefan) nachgehen können.
Was sind „polemische Anekdoten“?
So was hier:
Kitas sind für junge Eltern Verwahranstalten für ihre Brut, die sie oft aus unerfindlichen Gründen bekommen haben und die sie am liebsten 24/7 abgeben würden.
Wir verschwenden unfassbare Steuermittel um den Nachwuchs der teilzeitjobbenden Genderexpertin im Home Office und der Studentin von Woke Cultures bis in die Abendstunden aufzubewahren.
Genau. Wissen Sie, wann Kitas in den Ballungsräumen auch voll sind? In den Urlaubsmonaten und vor allem zwischen den Jahren, dann, wenn das Bruttosozialprodukt am meisten gesteigert wird.
Also, dass Genderexperten ihre Kinder hauptsächlich zwischen den Feiertagen zur Kita bringen, war doch sicher nicht ernst gemeint?
Leider doch.
Aktuell nutzt in der Kita der Deutschen Bundesbank ein junges Paar die angebotene Spätbetreuung bis 19 Uhr, sonst praktisch keiner. Für diese Leistung muss die Einrichtung eine Vollzeitkraft (häufig meine Frau) und eine weitere Person vorhalten. Die Frau ist Studentin, er arbeitet bei der Notenbank.
Das sind so typische Fälle. Die meisten Eltern biedern sich bei ihren Kindern an und lassen sich am Nasenring vorführen – von 1-3jährigen! Erziehung – Fehlanzeige! Und es ist auch zutreffend, dass sich die Belegung an Brückentagen und vor allem zwischen den Jahren kaum von normalen Zeiten unterscheiden. Das korrespondiert so gar nicht mit den Urlaubsbelegungen der meisten Beschäftigten. Und was Eltern angeblich Freitag um 18 Uhr noch zu arbeiten haben, bleibt auch im Dunkeln.
Wenn man nicht völlig naiv ist, sieht man, was da passiert. Und wenn man öfters im Ausland ist, sieht man die Unterschiede. So sind wir gerade vom Urlaub auf einer nicht-touristischen Insel in Griechenland zurück. Pauschale Feststellung: Außerhalb Deutschlands werden Kinder weit besser erzogen.
Das habe ich die Tage gelesen:
Ob Eltern fremden Kinderlärm an Bord eher tolerieren, weil sie nur zu gut die Situation kennen, wenn man im Flieger sitzt und mit Bilderbüchern, Snack, Spielen oder einfach Erziehung den Nachwuchs ablenkt, sei dahingestellt. Denn es kommt häufiger vor, als man denkt, dass sich auch ein Elternteil lieber wohlwissend weit weg vom zu erwartenden Kindergebrüll setzt, um seine Ruhe zu haben.
Das erlebte eine Flugreisende im Dezember 2024. Auf einem US-Flug kümmerte sie sich liebevoll um ein Kleinkind, das einen Wutanfall bekam, permanent brüllte und nach seiner Mutter schrie. Der Vater des Kindes versuchte vergeblich, es zu beruhigen.
Bei der Ankunft musste die nette Dame allerdings irritiert feststellen, dass die Mutter sehr wohl an Bord gewesen war, zwei Reihen weiter, die Rufe ihres Kindes ignorierte, sich auch nicht zu erkennen gab – und lieber mit Kopfhörern und Ginger Ale chillte.
https://www.welt.de/reise/article256189276/laerm-im-flieger-sind-kreischende-kinder-schlimmer-als-turbulenzen.html?icid=search.product.onsitesearch
Leider auch wahr. Ende letzten Jahres hatten wir einen Business Class-Flug nach Mauritius gebucht. Erschreckenderweise machte sich hinter uns ein Paar breit, er etwas älter, sie junge Mutter. Das Kleinkind zahlte nichts. Warum bucht man auf einem Interkontinentalflug Business Class für das Mehrfache des Preises der Economy? Sicher nicht wegen der hübschen Stewardessen. Die ganze Nacht tobte oder blubberte das Kind, die Mutter fand zwölf Stunden keine Lösung, es ruhig zu bekommen.
Seit dem bin ich für ein Kinderverbot in der Business Class. Zumindest so lange solche Frauen Kinder bekommen.
Ich glaube schon, dass es stimmt, was Sie erzählen. Aber es sind halt Anekdoten.
In meiner Stadt gibt es 86 Kitas, die eine Betreuung mindestens von 8 bis 16Uhr anbieten. Von denen bieten lediglich 21 (25%) eine Betreuung von 8Uhr bis 17Uhr an. Aber es gibt nur eine einzige, welche die Kinder bis 19Uhr betreut. Das Kinder von den Eltern bis 19Uhr in der Kita abgestellt werden ist also nur für ein von 86 Kindern überhaupt möglich. Aber vielleicht ist das ja in Frankfurt anders.
Selbst mit mehreren Erzieherinnen im Bekanntenkreis sind Anekdoten nur Anekdoten. Sie sind als Argument weitgehend unbrauchbar.
Wenn wir von der fünftgrößten Metropole in Deutschland mit Erfahrung in den beiden größten Versorgungsunternehmen der Region über einen Zeitraum von 15 Jahren sprechen, dann ist die Behauptung, es handele sich ausschließlich um „anekdotische Evidenz“ nicht nur pure Ignoranz, sondern auch statistischer Unsinn. Richtig ist, dass die Situation in Betriebskindergärten für die besonders repräsentativen Auftraggeber Europäische Zentralbank (EZB) und Deutsche Bundesbank selbst nicht repräsentativ sein kann – wenn die Situation schon in solchen Einrichtungen nicht die Standards erfüllt, kann es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Fläche nur viel schlimmer sein.
Soweit Dir die Studien über die massiven Qualitätsmängel der Kita-Arbeit, die hohen Quoten von Nicht-Fachpersonal und die ausgearteten Fehlzeiten entgangen sind, kannst Du kaum als informiert über den Fachbereich gelten.
Genauso lässt sich die bescheidene Qualität des deutschen Erziehungswesens an den Mängeln der schulpflichtigen Kinder messen. Aber auch das hat ja für Dich in der Vergangenheit gezählt. Eigentlich zählt ja gar nichts, weshalb Linke nach wie vor glauben können, dass es dem deutschen Erziehungswesen einfach nur an Personal und Geld mangelt.
Dein Mantra.
Was Sie beschreiben, unterstützt doch meine Ausführungen! Die meisten Kitas sind aufgrund der Arbeitsrestriktionen des Personals gar nicht fähig, eine Ganztagsöffnung anzubieten. Auch eine Schließung um 16 Uhr wird diesen Anforderungen nicht gerecht.
Frankfurt ist eine der größten Städte Deutschlands. In Metropolen ist die Frauenerwerbsquote (egal ob Vollzeit oder Teilzeit) höher als im ländlichen Bereich – und damit auch der Bedarf an einer umfangreichen Betreuung. Genau das kann der Staat nicht leisten, offeriert es aber den Bürgern und das praktisch zum Nulltarif. Das war das Thema.
Und sowohl Stefans als auch Ihr Unwille, sich mit den Gegebenheiten des Personals auseinanderzusetzen, bringt uns einer realistischen Sicht auf die Verhältnisse keinen Schritt näher.
4) Das Schweigen über „Pfizergate“
Ja, die Sünden der Vergangenheit werden leicht vergessen, erst recht, wenn Geschichtskitter am Werk sind. Tatsächlich zog von der Leyen die Beschaffung der Impfstoffe von den Nationalstaaten weg an sich. Dabei kam die EU im Vergleich mit den USA langsam in die Puschen. Das heißt nichts anderes als dass die bürokratische EU-Politik Menschenleben gekostet hat.
Auch die Beschaffungspreise waren alles andere als gut und lagen über Markt. Massenrabatte konnte die EU jedenfalls nicht verhandeln. Da wäre es besser gewesen, die Beschaffung bei den Mitgliedstaaten zu belassen – schneller, effektiver, preiswerter. Das wollten ausgerechnet die Deutschen Merkel und von der Leyen nicht, die sich als vorbildliche Europäer präsentieren wollten.
5)
Wo Konservative und Linke irren
Die Migrationspolitik ist ein einziges Desaster. Mehr lässt da wirklich nicht herauslesen. Aus Gutmenschtum hat die deutsche Politik über ein Jahrzehnt jede Vernunft fahren lassen und das Land unumkehrbar zum Schlechten verändert. Gravierend gestiegene Gewaltkriminalität, Überlastung der staatlichen Institutionen, enorme Belastungen der Sozialsysteme, das Bildungssystem gekippt, für den Arbeitsmarkt nichts gewonnen, dafür aber die Belastung der leistungsfähigen Bürger in die Höhe geschraubt.
Es ist kein Wunder, dass diese Politik nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt als abschreckendes Beispiel gilt. Und gleichzeitig wollen die Gutmenschen nicht einsehen, wie falsch sie gelegen haben. Und was sie zerstört haben. Wie Taliban, die alles abreißen um Gott (oder sich selbst) zu gefallen.
Meine 83-jährige Mutter verbringt ihre Zeit nun auf einer „Reha Station“ im Krankenhaus. O-Ton: „Die Stationsschwester ist Deutsche, aber von den anderen keine einzige. Selbst die, die wir aussehen, haben einen Akzent.“
Ich bin auch für eine härtere Gangart gegen Illegale, aber so schlimm fällt eine unemotionale Kosten-Nutzen-Rechnung der Migration beileibe nicht aus.
Nur war das vor zehn Jahren schon so. Und vor 15.
Außerdem vernachlässigt das völlig den gesellschaftlichen Gesamtpreis. Wenn ein Proficlub einen neuen Spieler verpflichten will, dann schaut kein Verantwortlicher nur auf das Spielergehalt und setzt das in Beziehung zur Spielstärke. Dazu kommen Ablösesumme, Handgeld, Zahlungen an Berater, Ausbildungsentschädigung, Abtretung von Internet-Rechten usw. Erst dieses Gesamtbild beantwortet nicht nur die Frage, ob sich ein Verein einen Spieler leisten kann, sondern ob der Preis verhältnismäßig ist.
Wenn von 100 Migranten nur 33 arbeiten, dann ist der Zuwanderer dreimal so teuer wie ein Einheimischer, soweit dort eine Quote von 100 Prozent gilt. Da Migranten eine desaströs niedrige Erwerbsquote mit unterdurchschnittlichem Einkommen (=Steuern & Sozialabgaben) aufweisen, gleichzeitig der Anteil der zu Unterstützenden weit überdurchschnittlich hoch ist, kommt die Gesellschaft auch die ausländische (geringverdienende) Krankenschwester exorbitant teuer.
Nie auf Kosten zu achten, ist ein ziemlich dummes und törichtes Verhalten.
Eine Erwerbsquote von 33% ist zu niedrig. Die Geflüchteten dürfen vielfach überhaupt nicht arbeiten. Nach 8 Jahren liegt der Beschäftigungsgrad von Geflüchteten bei 68%. Die müssen auch erstmal Deutsch lernen. Ich habe meine Französisch B1-Prüfung erstmal auf den Herbst verschoben. Das wären dann fast 2 Jahre. Und von denen wird B2 gefordert.
Viele Ausländer arbeiten in Bereichen, in denen Ersatz durch Biodeutsche sehr, sehr teuer wäre.
Außerdem saugt unser Arbeitsmarkt weite Gegenden im Balkan menschenleer.
Ich kann die Argumente für ein strengeres Asylrecht verstehen, aber man sollte das Thema nicht zu einseitig sehen.
Lemmy, das war beispielhaft! Dass Geflüchtete nicht arbeiten dürften, ist eine Legende, die immer noch aus den Achtziger- und Neunzigerjahren überlebt hat. Selbst das BAMF stellt das auf seiner Homepage klar: Migranten dürfen sehr schnell arbeiten!
Woher hast Du die Quote? Dabei handelt es sich um jede Form der Beschäftigung, viele davon jedoch nicht sozialversicherungspflichtig und die meisten nicht zur Bestreitung des Lebensunterhalts ausreichend, schon gar nicht, um die verursachten Kosten in den sozialen Sicherungssystemen aufzuwiegen. Und acht Jahre bis zur Arbeitsaufnahme ist halt verdammt lang, das gesteht keines der klassischen Einwanderungsländer zu, nicht annähernd.
Das alles unterstreicht, wie sehr die Migration bisher nicht nur ein Zuschussgeschäft, sondern ein Faß ohne Boden ist. Warum sehen wir nicht in andere Länder, warum hören wir nicht auf internationale Migrationsexperten? Wir Deutschen sind maximal arrogant und hochnäsig, das tut echt weh.
Du lädst mich zu Dir in den Urlaub ein. Ich sage gerne zu, allerdings habe ich eine Bedingung: zwei Freunde von mir müssen mit. Okay, das sind ein paar Rabauken, immer mal für ein bisschen Ärger gut und manchmal geht auch etwas zu Bruch. Aber ich mag sie. Frage: Dürfen sie mitkommen?
Die wenigsten Gastgeber würden sich darauf einlassen. Entweder ich komme allein oder gar nicht. Überall sortieren wir hart mit wem wir Umgang haben und mit wem nicht. Wer in unser Haus darf, wer nicht. Aber in unser Land darf noch jeder Assozialste, Schläger und Deutschenfeind. Das Bundesaußenministerium unter Baerbock hat sich besonders hervorgetan, möglichst die schlimmsten Gestalten mit einem Aufenthaltstitel auszustatten – ein Skandal, über den die Grünen-Fans seit Jahren den Mantel des Schweigens hüllen.
Ich freue mich, wenn hier Migranten als Krankenschwestern, Ärzte, Pfleger, Ingenieure arbeiten wollen. Aber die anderen bleiben bitte draußen, notfalls unter Androhung von Gewalt. Allerdings war unser Land über Jahrzehnte nicht besonders gut darin, Menschen, die mehr als ein paar Handgriffe können, ein attraktives Angebot zu machen. Wir bekamen die Straßenkehrer, andere die IT-Ingenieure.
Schlechte Deals ist unser Geschäft.
„Deutschland hat in meiner Heimat einen guten Ruf, gerade unter Ingenieuren: Die Unis sind fachlich angesehen und noch dazu günstig“
https://www.deutschland.de/de/menschen-aus-indien-gefragt-auf-dem-deutschen-arbeitsmarkt
Schade, dass diejenigen Deutschland geil zum Studieren finden, nicht jedoch zum hier arbeiten. Sie nennen ja selbst den Grund: Man bekommt praktisch kostenlos eine gute Ausbildung, aber mit dem Bezahlen ist das so ein Problem. Dann wird der angebliche Rassismus genannt, der sie aber nicht davon abhält, sich von angeblichen Rassisten das Studium finanzieren zu lassen – in einem Land mit dem höchsten Ausländer- und Migrantenanteil der westlichen Welt.
Leider hinterfragen Sie nie solche Motivationen.
Die allermeisten Leute studieren UND arbeiten in Deutschland. Lass mal die Kirche im Dorf. Du doch auch! Du bist ja auch nicht im Ausland. Wenn deine Schwarzmalerei so zutreffen würde, warum bist du noch hier?
Ich bin hier geboren, Stefan! CitizenK ging es um junge Menschen, die hierher zum Studieren kommen.
Der Grund, warum ich noch in Deutschland meinen Wohnsitz habe, hat ausschließlich mit dem Markt zu tun. Meine derzeitigen Leistungen kann ich nur in Deutschland gewinnbringend einsetzen. Allerdings arbeite ich daran, in den nächsten Jahren davon unabhängiger zu werden. Nur geht das nicht binnen 1-2 Jahren.
Ich stelle nur fest, dass kaum jemand nach Deutschland kommt, wenn er hohe Einkommensansprüche hat, wohl aber Menschen, die tendenziell von Transfers abhängig sind und / oder die Vorzüge kostenloser staatlicher Leistungen in Anspruch nehmen wollen.
68% Erwerbsquote nach 8 Jahren:
https://iab.de/presseinfo/iab-presseinformation-arbeitsmarktintegration
Es wird auch argumentiert, dass Netzwerke von Landsleuten hilfreich für die Integration in den Arbeitsmarkt sein können. Die sind für die Syrer erst entstanden.
Es wird in UK und Frankreich stark mit dem Verlust der Identität argumentiert und weniger utilitaristisch. Der von mir sehr geschätzte Konstantin Kisin sagt etwa, dass die Illegalen ein Reservoir an billigen Arbeitskräften zur Verfügung stellen, das für ein wenig Wirtschaftswachstum sorgt, aber mittelfristig die britische Kultur zersetzt. In Frankreich geht seit Jahren das Gespenst des Islamo gauchisme um, also die Befürchtung, dass die Linke Wahlallianzen mit Islamisten eingeht, die dann die Sharia einführen. Michel Houellebecq hat darüber einen Roman geschrieben, den ich nicht lesen werde. Auch das Schlagwort der Kolonisierung der Kolonialisten durch die Kolonialisierten ist in der französischen und britischen Rechten sehr verbreitet. Eloquenter Vertreter dafür ist etwa Bernard Lugan, der brauchbare Bücher über die Geschichte Afrikas geschrieben hat, aber in Interviews super-gerne unter einer Konföderierten Fahne possiert, was echt schon ein erstaunliches cringe-Level darstellt.
Ich denke, dass wir da aufpassen sollten, aber ich halte es für überdramatisiert.
Natürlich bekamen wir auch IT-Ingenieure aus Nahost, Nordafrika, Südamerika und der Türkei. Ich habe mit einigen dieser Leute zusammengearbeitet.
Eben. Erwerbstätig bedeutet noch lange nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt und in der Lage, dauerhaft für den eigenen Lebensunterhalt (und den der Familie) zu sorgen.
Schön natürlich, dass Du mit ein paar IT-Ingenieuren aus der ganzen Welt gearbeitet hast. Ich verrate nicht zuviel wenn ich sage, Du lebst da in einer professionellen Blase. Das IAB kam da zu weit ernüchternden Zahlen:
Nur jeder fünfte Flüchtling in Deutschland hat laut Bundesagentur für Arbeit einen Berufsabschluss.
Bei „normalen“ Zuwanderern sind die Verhältnisse ganz anders. Leider gibt es davon nicht so viele:
Vor allem unter Einwanderern aus dem europäischen Ausland, Nordamerika oder Teilen Asiens ist die Bildung überdurchschnittlich gut; der Akademikeranteil zum Teil deutlich höher als unter Deutschen.
Und hier, Lemmy, werden Deine Überzeugungen regelrecht zertrümmert:
Die Daten der BA und des BIBB decken sich mit einem neuen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). Demnach ist hierzulande in den letzten Jahren der Anteil der Ausländer mit hohem Bildungsniveau gestiegen – für die Zuwächse verantwortlich sind größtenteils Erwerbsmigranten, beispielsweise aus Indien oder Osteuropa.
„Zugleich fehlt es einem erheblichen Anteil der Eingewanderten an Grundqualifikationen“, schreiben die OECD-Forscher. So zeigt die Studie auch: Flüchtlinge in Arbeit sind deutlich schlechter qualifiziert als der Durchschnitt aller Ausländer.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus252426032/Arbeitsmarkt-Abschluss-im-deutschen-Sinne-Die-wahre-Zwischen-Bilanz-der-Fluechtlings-Integration.html?icid=search.product.onsitesearch
Die Statistiken zeigen auch: Der Anteil ungebildeter Migranten ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern besonders hoch. Was ich seit Jahren schreibe: Wir haben uns vor allem Menschen reingeholt, die auf Dauer nichts zum Wohlstand beitragen können und reine Kostgänger des Systems bleiben werden.
Es wird eigentlich längst Zeit , daraus Schlüsse zu ziehen und sich nicht länger mit Illusionen zu beschäftigen.
Vor einigen Monaten hatte ich auch eine Studie des IAB, wonach zwischen 70 und 80 Prozent der Flüchtlinge nur als geringqualifiziert und damit für Helferjobs geeignet sind. Allerdings haben sie ein realistisches Bild von ihrem (Nicht-) Können und streben selbst nur einfache Tätigkeiten an.
Es wird auch argumentiert, dass Netzwerke von Landsleuten hilfreich für die Integration in den Arbeitsmarkt sein können.
Schade nur, dass dies nicht auf Deutschland zutrifft. Mit den Türken hat das nie geklappt, mit den Afghanen funktioniert das auch nicht und mit den Ukrainern auch nicht. Das zählt, sieh’s mir nach, Lemmy, zu dem Quark, den ich langsam nicht mehr hören kann. Entweder eine behauptete Erkenntnis zeigt sich in angemessener Zeit empirisch in den Statistiken oder es gilt Konsequenzen aus der Abweichung von Theorie und Fakten zu ziehen.
Ein anderer Artikel in der Welt beschreibt den Ausbildungsstand der syrischen Flüchtlinge als vergleichsweise gut:
https://www.welt.de/wirtschaft/article154928441/Die-Wahrheit-ueber-die-Bildung-syrischer-Fluechtlinge.html
Die Integration der Türken in Deutschland hat viel besser funktioniert als die der Algerier in Frankreich.
Ich bin für eine härtere Gangart gegen Problemfälle, aber da sind nicht nur Barbaren gekommen. In meinem Team arbeitet etwa ein syrischer Christ ohne Ausbildung. Er hat syrisches Abitur, sein Vater war Ingenieur und er arbeitet seit 7 Jahren als Informatiker. Du zeichnest hier ein viel zu einseitiges Bild.
Exakt, diese Schwarzmalerei ist völlig übertrieben.
Der Artikel ist von vor 9 (!) Jahren!!!
Das Gros der syrischen Flüchtlinge kam in den Jahren danach. Und es ist kein Geheimnis, dass am Anfang immer die besten kommen. Außerdem, darauf wies die OECD in der gleichen Zeit hin, ist das syrische Bildungssystem (zumindest damals unter Assad) dem deutschen ungefähr 4 Jahre hinterher. Sicher, auch diese Werte sind heute kaum noch vergleichbar. Zehn Jahre Bürgerkrieg werden die Verhältnisse gerade für Kinder nicht verbessert haben und das deutsche Bildungswesen krankt seit langem an totaler Überforderung.
n) Einfach ja. (Twitter) Siehe auch hier.
Gerade sind drei Bücher erschienen, die nachzeichnen, wie unfähig Joe Biden von Anfang an zum Regieren war. Über keinen der dargestellten Amtsinhaber inklusive Trump ließ sich je sagen, sie wären die letzten Jahre (!) unfähig gewesen, noch Kabinettssitzungen zu leiten, hätten die Namen engster Mitarbeiter vergessen und würden die Stars wie George Clooney nicht mehr erkennen.
Diese Vertuschung ist eine historische Blamage für die Journalistenzunft – und für Blogger, die bis zum Schluss meinten, Biden sei halt einfach nur alt gewesen.
Biden hatte eine funktionierende Maschine unter sich.
Natürlich ist ein funktionsfähiger Mann an der Spitze besser. Joseph II von Habsburg war viel geeigneter für seinen Job als Ludwig XVI von Frankreich, aber Staaten können auch mit Totalausfällen an der Spitze weiterleben. Die letzten beiden Habsburger auf dem spanischen Königsthron im 17. Jhdt waren durch Erbkrankheiten nicht nur physisch entstellt.
Der begründete Vorwurf ist: Nicht Biden, sondern nicht gewählte Personen dahinter – wie z.B. Jill Biden – zogen die Fäden. Biden war unfähig zur Amtsführung und damit auch zu politischen Entscheidungen. Man wählt aber Repräsentanten, das ist das Wesen der repräsentativen Demokratie.
Das für mich wichtigste Merkmal der Demokratie ist, dass diese Personen nicht ewig an der Spitze bleiben und/oder eingebunden in die Machtmaschine Partei sind, die sie nicht vollständig kontrollieren.
Sonst werden sie zu Königen. Siehe etwa Russland oder China. Dann wird es problematisch.
Der Glaube, dass die Bürger immer die objektiv geeignetste Regierung wählen, halte ich für Romantik. Das deutsche System hat den Vorteil, dass sich Kanzler einarbeiten können, aber Kohl, Merkel und selbst Adenauer wären vermutlich besser ein paar Jahre früher abgetreten.
Biden bestritt 2020 keinen richtigen Wahlkampf. Sein Team hatte vollständigen Einfluss auf die Bilder, die erzeugt wurden. Das Problem war auch nicht die Wahl Bidens, sondern dass die vierte Gewalt nicht ihrer Aufgabe nachgekommen ist. Das sagte ich schon im Frühjahr 2024, während Stefan treu seinen US-Quellen folgte, die bis zuletzt nicht wahrhaben wollten, dass Biden wahrscheinlich nicht nur alt, sondern senil und möglicherweise Anzeichen von Demenz zeigte.
Wie sollen die Bürger vertrauen, wenn sie so von Parteien und Medien hinters Licht geführt werden? Das ist der Nährboden, auf dem Populisten wie Trump ihre Botschaften setzen können. Und damit haben sie fraglos einen Punkt.
Das ist das Gleiche bei TACO (Trump). Schon einmal eine Rede von ihm gehört? Drei Stunden arbeiten und dann golfen? Die Familie Trump wird in alle Welt geschickt, um Sie noch reicher zu machen. Musk ist auch nicht gewählt worden und Chaos verursacht.
Man kann über Trump vieles sagen und vor allem das Schlechteste. Doch dass er nicht mehr Herr seiner Sinne sei und sich von seiner Frau und Umhebung fremdbestimmen ließe ganz sicher nicht. Auch für Musk gilt übrigens: You are fired!
Anscheinend halten Linke selbst das Absurdeste für normal, wenn es ihre Lieblinge betrifft. Dass der amerikanische Präsident über Jahre keine Kabinettssitzungen mehr abhielt, ist so eine Normalität, die man ja auch vom vorbildlichen Politbüro kannte. Das fanden viele Linke ja auch immer ganz toll.
Die Idee der Industrialisierung durch politischen Druck auf wettbewerbsstärkere Konkurrenten aus dem Ausland widerspricht jeglicher liberalen Handelstradition. Ein Spiegel-Artikel hat das jetzt in einem mit Chávez in Verbindung gebracht (https://www.spiegel.de/wirtschaft/autokratische-politik-was-donald-trump-von-hugo-chavez-gelernt-hat-a-15d3570f-5417-4dd0-b094-3bf30d43fc95) . Der noch bessere Vergleich ist die Parallele zur Denktradition der Entwicklung durch importsubstitutierende Industrialisierung (ISI), die in Lateinamerika seit etwa 1890 virulent ist, seine Hochphase 1945 bis 1982 hatte, in der Verschuldungskrise grandios scheiterte, als Ideen-Welt nie aufgehört hat zu existieren und unter Chávez wieder auferstanden ist. Die USA hat für diese Strategie andere Mittel, aber es wird scheitern. Unter Biden war nicht alles goldig, aber die USA unter Trump agiert aus meiner Sicht selbstzerstörerisch.
@ Stefan Pietsch 3. Juni 2025, 20:40
Man kann über Trump vieles sagen und vor allem das Schlechteste. Doch dass er nicht mehr Herr seiner Sinne sei und sich von seiner Frau und Umhebung fremdbestimmen ließe ganz sicher nicht.
Der eine ist regierungsunfähig aus (von mir aus) Demenz, während sein Team die Arbeit macht. Der andere hat auch teilweise heftige Aussetzer, die man aber nicht so merkt,weil er auch bei klarem Kopf Scheiße und ständig etwas anderes erzählt, während sein Team ihn dabei unterstützt, das Land zu zerlegen.
Und das ist „besser“? Echt jetzt?
zu 3) historisch einschneidende Ereignisse sollen und müssen immer wieder neu entdeckt werden. Man wird nie bei der vollen Wahrheit ankommen.
Was mich bezüglich des Holocausts sehr nachdenklich gemacht hat, war dieser Abend vor ca 30 Jahren als eine sehr bürglich-kölsche Bekannte meiner Mutter mit SPD-Background erzählte, dass die besseren Stücke des Möbelnachlasses ihrer kurz davor verstorbenen Mutter von jüdischen Zwangsversteigerungen der Nazi-Zeit stammten. Sie erzählte das völlig arglos, völlig pragmatisch als bizarre Anekdote und ohne jede Scham gegenüber den Beraubten und Ermordeten. Das war damals halt so und sie war noch nicht auf der Welt oder ein Baby. Ihre Eltern betrieben ein großes Wirtshaus mit Kundschaft aus der Arbeiterschaft.
4) Du solltest da sehr genau hinschauen:
i) Das Argument „begrenzter Vorrat, keinerlei System“ würde auch z.B. Nüsslein, Tandler & Co. („Maskenaffäre“) exkulpieren.
ii) Die NYT hat Öffentlichkeit für sämtliche Vertragsdokumente erklagt. [btw: Warum haben eigentlich nicht SZ, Spiegel oder irgendwelche anderen europäischen Medien das versucht ?]
iii)Die „verschwundenen“ SMS waren kein Teil der Verhandlungen, sondern des Vertragswerks – die „Bestellung“, wenn man so will. Und als solche besteht eine Aufbewahrungspflicht.
iv) Unabhängig davon ermittelt die europäische Staatsanwaltschaft in dieser Sache auf Anzeige eines belgischen Lobbyisten (Frederic Baldan) wegen Machtmissbrauch (kein Auftrag), Vernichtung von Dokumenten und Korruption.
v) Dieser hatte auch schon selbst vor dem EUGH geklagt, die Klage wurde abgewiesen (keine direkte Betroffenheit).
vi) Was das Ergebnis betrifft, so war es kein gutes Geschäft für die EU: Lieferzeit war trotz fast gleichzeitigem Abschluss deutlich langsamer als für UK. Preis war kein Wucher aber über Durchschnitt. Bestellmenge war völlig überzogen (10 Impfdosen / EU-Bürger).
vii) Und betrachtest du die Biographie von der Leyens, so fällt auf, dass genau dieses Muster (ein deutlich überhöhtes Auftragsvolumen, Auftragsvergabe per SMS, die im Prüfungsfall „verschwunden“ ist) auch schon bei der „Berateraffäre“ aufgetreten ist, als sie im deutschen Militärministerium war. [Der Zyniker in mir kann allerdings nicht umhin, den Aufstieg zu bewundern: Damals ging es „nur“ um Millionen, bei „Pfizergate“ um Milliarden und bei der aktuellen EU-Aufrüstung arbeitet sie sich an die Billionen heran.]
viii) So ergibt sich für mich ein Bild, dass von der Leyen eben nicht weniger korrupt ist, als Trump & Co, aber über die besseren Abwehrmechanismen für Skandale verfügt. Das geht bis hin zu deinem Versuch, ihr Handeln zu rechtfertigen.
Moment: Korrupt würde bedeuten, dass sie sich persönlich bereichert hat, wie bei der Maskenaffäre. Dieser Vorwurf steht aber nicht im Raum. Auch nicht bei der Berateraffäre.
Immer wieder: Nein, du fasst den Begriff zu eng. Korruption ist jeder Missbrauch eines Amts, einer Funktion oder Vertrauensstellung (Prinzipal – Agent – Theorie). Der dem Beauftragten zugeflossene Vorteil muss nicht explizit finanziell sein oder in direktem Zusammenhang mit der auftragswidrigen Handlung stehen. Er kann auch Dritten gewährt werden (Nepotismus) oder in einer langfristigen Zusammenarbeit (Vetternwirtschaft) bestehen. Und ja, dadurch sind viele politische Usancen (berechtigterweise) sehr schnell unter Korruptionsverdacht.
@ cimourdain 4. Juni 2025, 13:37
Immer wieder: Nein, du fasst den Begriff zu eng. …
fette Zustimmung!
l) Da denkst du zu kurz: Wie wir aus dem Mordfall „Julius C.“ gelernt haben, können auch Alltagsgegenstände wie Schreibwerkzeug als tödliche Waffen eingesetzt werden. Deshalb: Stifteverbot an Schulen.
Wichtig!
d) und n): Wenn du „Aber Clinton/Biden“ mit „Aber Trump“ konterst, bringt das exakt null Diskursgewinn. Doppelstandards wiegen Doppelstandards nicht auf, es wäre sinnvoller, die Dysfunktionalitäten/Kakistokratien in beide Richtungen wahrzunehmen. (womöglich sogar als zwei Seiten einer Medaille?)
Stimmt sicher. Dagegen hab ich ja auch nix.