Moralische Ambitionen schrecken in Fast-Food-Lagern australische Kulturstaatsminister ab – Vermischtes 13.05.2025

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) Moral Ambition — Rutger Bregman on a different kind of success for smart workers

In seinem neuen Buch Moral Ambition fordert Rutger Bregman eine radikale Neubewertung beruflichen Erfolgs. Statt Karrieren in lukrativen, aber sinnentleerten Branchen wie Beratung oder Finanzwesen zu verfolgen, ruft er dazu auf, sich den großen Herausforderungen unserer Zeit zu widmen – etwa Klimakrise, Ungleichheit oder Pandemien. Moralische Ambition bedeute, die eigene Arbeitskraft in den Dienst einer besseren Welt zu stellen. Bregman argumentiert, dass kleine Gruppen engagierter Idealisten historischen Wandel herbeiführen können, wie etwa die Abolitionisten im 19. Jahrhundert oder moderne Aktivisten wie Rob Mather, Gründer der Against Malaria Foundation. Dabei wirbt Bregman für pragmatische Bündnisse und warnt vor einer rein „reinen“ Aktivismus-Logik ohne Wirkung: „100 Prozent rein, 0 Prozent effektiv.“ Seine Erzählweise bleibt optimistisch, inspiriert durch reale Vorbilder und zeigt, dass engagiertes Handeln nicht nur notwendig, sondern auch erfüllend sei. Serendipität, so legt er nahe, könne der erste Schritt zu einer lebensverändernden Wirkung sein. (Isabel Berweck, Financial Times)

Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber ich stimme Bregman zu 100% darin zu, dass Effektivität eine wichtige und von Idealist*innen permanent übersehene oder gar geringgeschätzte Qualität ist. Man kann nur etwas erreichen, wenn man etwas erreicht. Diese Tautologie wird aber immer wieder durch Beispiele aus der Praxis belegt. „Reinheit“ ist ohnehin so überschätzt, aber gerade unter idealistischen Personen viel zu sehr verbreitet, was ihre Effektivität gegenüber den Zuständen, die sie überwinden wollen, deutlich reduziert. Inwiefern es möglich ist, durch Aufrufe Expert*innen dazu zu bringen, auf eine lukrative Karriere im Privatsektor zu verzichten und ihre Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, steht natürlich auf einem anderen Blatt. – Eine weitere Rezension hat der Guardian.

2) Zur Abschreckung hergezeigt und vorgeführt

In seinem Essay beschreibt Jonas Schaible eindrücklich, wie das Lager als politische Praxis in die Weltpolitik zurückkehrt. Anhand eines offiziellen Videos aus El Salvador, in dem inhaftierte, aus den USA deportierte Männer als Abschreckung inszeniert werden, argumentiert er, dass diese Form der öffentlichen Grausamkeit keine Begleiterscheinung, sondern „das Programm“ sei. Lager, so schreibt er, seien Orte, an denen Menschen nicht als Individuen, sondern als Kollektiv festgehalten werden – nicht für das, was sie getan haben, sondern für das, was sie (vermeintlich) sind. Schaible zieht Parallelen zu anderen globalen Entwicklungen: den Lagern in Xinjiang, der US-Grenzpolitik oder Europas Flüchtlingspolitik. Die zunehmende Willkür, etwa in der Festnahme einer türkischen Doktorandin, illustriere die Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien. Ein Zitat des Historikers Timothy Snyder bringt das Dilemma auf den Punkt: „Ohne faires Verfahren hast du keine Chance, das Gegenteil zu beweisen.“ Der Text ist ein eindringlicher Appell, „das Schlimmste für möglich zu halten“ – nicht aus Pessimismus, sondern aus politischer Wachsamkeit. (Jonas Schaible, beimwort)

Die Rückkehr des Lagers ist für mich vor allem deswegen so erschreckend, weil sie so geräuschlos vor sich geht. Wenn es „die Richtigen“ erwischt, sind auch unsere westlichen Gesellschaften nur zu sehr bereit, selbst katastrophale Verhältnisse in Lagern zu akzeptieren. Ob in Moria oder in den ICE-Lagern in den USA, überall gibt es diese Dinger, und es interessiert praktisch niemanden. Man läuft auch mit der Warnung gegen Wände, dass diese Lager die Eigenheit haben, Grenzen zu beschädigen und gewissermaßen in die eigentliche Zivilgesellschaft zu „bluten“. Wann auch immer im Kampf gegen äußere Elemente Grund- und Menschenrechte, internationale Abkommen und dergleichen ignoriert werden, weil es ja nur gegen Gemeinschaftsfremde geht, wird die Gewöhnung daran irgendwann auf die eigene Bevölkerung zurückschlagen. Ob das wie derzeit in den USA dadurch passiert, dass Menschen einfach aus der Gemeinschaft herausdefiniert werden oder dadurch, dass die Methoden einfach zu attraktiv sind, um nicht auch im Inland benutzt zu werden, ist dabei egal. Es ist eine abschüssige, schlüpfrige Bahn, auf der ein demokratischer Rechtsstaat immer irgendwann ausrutschen wird, es ist nur eine Frage der Zeit.

3) Texte anderer Leute?

Der Artikel beleuchtet, dass Wolfram Weimer, designierter Kulturstaatsminister, in mehreren seiner Bücher Textstellen verwendet hat, ohne diese als Zitate zu kennzeichnen. Besonders betroffen sind Das konservative Manifest und Sehnsucht nach Gott, die laut Analyse der ZEIT in weiten Teilen identisch sind – teilweise lediglich durch Ersetzung einzelner Begriffe wie „religiös“ und „konservativ“. Zudem wurden Passagen von prominenten Autoren wie Joseph Ratzinger und Wolfgang Huber übernommen, ohne ordnungsgemäße Quellenangabe. Weimer räumt in einer Stellungnahme ein, dass es sich um „essayistische Texturen mit sehr freien Zitationen“ handele und keine wissenschaftlichen Arbeiten. Dennoch bleibt fraglich, ob dieses Vorgehen dem Anspruch an intellektuelle Redlichkeit eines Kulturpolitikers gerecht wird. Während frühere Fälle – etwa bei Annalena Baerbock – teils scharf verurteilt wurden, scheine es hier bislang keine vergleichbare öffentliche Reaktion zu geben. Kritisiert wird nicht nur die fehlende Kennzeichnung, sondern auch der ideologische Gehalt einiger Aussagen, die stark polarisieren. Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf zur Rolle von Zitierstandards, zur politischen Doppelmoral und zur Verantwortung von Kulturpolitik in einer aufgeheizten Debatte um Werte und Identität. (Florentin Schuhmacher, ZEIT)

So langsam ist es nur noch albern. Acht Stellen mit „unsauberen“ Übernahmen in einem effektiv essayistischen Text, der nur dazu geschrieben wurde, dass der Autor ein bisschen intellektuell-konservative Meriten aufhübschen kann. Quasi die Frage, ob man nun zu Recht „Völkerrechtlerin“ in die Vita schreiben kann oder nicht. Ich stimme Weimer völlig zu, dass das Ding keinen wissenschaftlichen Anspruch hat und mehr eine „Textur“ ist. Dasselbe gilt auch für andere solche Ergüsse, auch wenn sie von Baerbock kommen. Das sind programmatische Schriften, die legen eine Weltsicht dar. Böse Zungen würden „Ideologie“ sagen. Sie helfen, einzuschätzen, woher diese Leute kommen und wie sie Welt sehen. Zudem sollen sie der eigenen Basis den Standpunkt kommunizieren. Das alles erfüllt Weimers Schrift. Wenn vorher behauptet worden ist, dass das anders wäre und Weimer ein ernsthafter Intellektueller wäre, in dem Sinne, dass er irgendwelche tiefgreifenden neuen Sachen produziert, dann wäre das was anderes. Aber meines Wissens nach hat niemand diese Behauptung aufgestellt, und diese Obsession mit dem Plagiate jagen ist einfach nur noch albern und saugt Sauerstoff aus dem Raum, wo man sich mit ernsthaften Fragen beschäftigen könnte. Zum Beispiel, was Weimer als Kulturstaatsminister tun würde und welche Macht er tatsächlich hat. Oder ob Baerbock eine geeignete Kanzlerin gewesen wäre. Stattdessen kann man natürlich über „Texturen“ diskutieren oder Lebensläufe.

4) Australia re-elects Anthony Albanese as Labor rides anti-Trump wave to seal crushing win

Australiens Premierminister Anthony Albanese hat bei der Parlamentswahl 2025 eine deutliche Wiederwahl errungen. Seine Labor-Partei konnte trotz anfänglich schwacher Umfragewerte eine klare Mehrheit erzielen, während Oppositionsführer Peter Dutton nicht nur die Wahl verlor, sondern auch seinen eigenen Sitz. Die Wahlkampagne der Konservativen wurde als desaströs bewertet und konnte sich nicht von Trump-naher Rhetorik distanzieren, was durch US-Zölle auf australische Exporte weiter verschärft wurde. Albanese präsentierte sich als verlässlicher Krisenmanager in unsicheren Zeiten und betonte australische Werte wie „Fairness, Aspiration und Chancengleichheit“. Er hob hervor, dass Australien „keine Vorbilder im Ausland“ brauche, sondern seine Stärke aus eigenen Traditionen schöpfe. Dutton gestand die Niederlage ein und übernahm die volle Verantwortung. Beobachter sehen in der Niederlage der Konservativen Parallelen zur Wahl in Kanada, wo sich ein ähnlicher Trend zeigte. Die Wahl wurde von einem Anstieg unabhängiger Kandidat*innen geprägt, während die Grünen Rückschläge hinnehmen mussten. Die endgültige Sitzverteilung steht noch aus. (Sarah Besford Canales, The Guardian)

Mir scheint, eine nicht unberechtigte Hypothese dieser Tage ist, dass die Politik global immer interdependenter wird. War 2024/25 eine Saison der Abwahlen bestehender Regierungen, gleich welcher ideologischen Färbung, scheint es nun einen globalen Anti-Trump-Backlash zu geben. Wenn sich das bewahrheitet, wird Politik aus einer ganz anderen Richtung ihrer Gestaltungsspielräume beraubt. Welche Bedeutung haben Wahlkämpfe und politische Strategien schließlich, wenn globale Trends so beeinflussend sind? Natürlich hängt das davon ab, dass die Hypothese zu trifft, aber es ist grundsätzlich durchaus interessant.

5) Das Fast-Food-Problem des Sozialstaats

In seiner Kolumne setzt sich Alan Posener mit dem Spannungsverhältnis zwischen individueller Lebensführung und der Solidarität im Sozialsystem auseinander. Ausgangspunkt ist die verbreitete Haltung, wonach Menschen für selbstverschuldete Gesundheitsprobleme – etwa durch Alkohol, Rauchen, Fast Food oder Risikosport – selbst zahlen sollten. Diese Sichtweise werde besonders deutlich, wenn es um konkrete Kosten für medizinische Behandlungen gehe. Posener erinnert jedoch daran, dass die Solidargemeinschaft gerade darin bestehe, auch für unvernünftige oder riskante Entscheidungen anderer aufzukommen. Der Sozialstaat dürfe nicht zur „Tyrannei des Gemeinsinns“ werden, wie es Richard Herzinger formulierte. Vielmehr solle er die Großzügigkeit bewahren, niemanden auszuschließen – auch nicht die alte Dame mit der neuen Hüfte oder den Skifahrer mit dem kaputten Knie. Der Autor plädiert dafür, individuelle Freiheit und gemeinschaftliche Verantwortung nicht gegeneinander auszuspielen. Wer beginne, Leistungen nach persönlichem moralischem Maßstab zu verteilen, gefährde den Zusammenhalt der Gesellschaft und öffne Tür und Tor für Ausgrenzung. Die Solidarität dürfe nicht durch „miesepetrige und selbstgerechte Puritaner“ unterlaufen werden. (Alan Posener, Welt)

Posener spricht einen sehr relevanten Punkt an. Gerade diese Kritik an dem, was durch die Sozialgemeinschaft abgedeckt wird, bezieht sich immer auf das, was man selbst nicht macht. Leute, die keinen Sport betreiben, haben wenig Verständnis dafür, Bungee-Jumping-Unfälle mitzubezahlen. Ich als Nichtraucher und Nichttrinker sehe eine Finanzierung von Raucherlunge und Alkoholleber auch eher als auslassbar. Und so weiter. Aber letztlich ist die Solidargemeinschaft nur dann tragfähig, wenn wir nicht ständig versuchen, andere herauszuschubsen. Nur ist da natürlich auch die andere Seite der Medaille: wenn man einfach alles mitträgt, wird das System irgendwann überlastet. Wo also die Grenze gezogen wird – weil irgendwo muss eine gezogen werden – ist eine schwierige Frage, die man dann vielleicht nicht unbedingt Leuten aus der Jungen Union überlassen sollte.

Resterampe

a) „Reality Check“ zu LLM. (Wheresyourat)

b) Zum Thema Ungleichheit vom letzten Vermischten. (Twitter)

c) Zum Thema Wettrüsten interessante historische Analogie. (Twitter)

d) Zu den 15€ Mindestlohn. (ZEIT)

e) Manuel Schwalm zu Polen und den USA. (Twitter)

f) Doppelstandard. (Twitter)

g) Rückblick auf Dieter Schnaas‘ Essays seit Trumps Machtübernahme. (Bluesky)

h) The confidence to tear down things you don’t understand at all. (Bluesky)

i) DOGE von links. (ZEIT)

j) Noch was zur Schwäche der Milliardäre. (FAZ)

k) [Edit: War Fake]

l) Lehrkräfte im Abi-Stress: Betroffene kritisieren zu kurze Korrekturfristen (mit Gefährdungsanzeigen) – und warnen vor Qualitätsverlust (News4Teachers) Kann ich bestätigen, die Fristen sind komplett bekloppt dieses Jahr.

m) Privileg. So wahr. (Twitter)

n) Sehr wichtige Perspektive auf die Frage der „Befreiung“ am 8. Mai. (Welt)

o) Weimers erste Akte (BILD).

p) Chartbook 381 Trumpite futurism Part 2: Taking Musk’s „space junk“ seriously. (Chartbook)

q) Spannender Artikel zur Pädagogik des Holocaust. (Spiegel)


Fertiggestellt am 07.05.2025

{ 113 comments… add one }
  • Skythe 13. Mai 2025, 13:59

    1) Die Bewegung gibt es schon viele Jahre und nennt sich Effective Altruism. Keine Bewertung – just saying.

  • cimourdain 13. Mai 2025, 14:45

    2) Tut mir leid, aber die Lager waren nie ‚weg‘. Spätestens seit 2002 (Guantanamo) sind sie auch im Westen wieder auf dem Plan gewesen. Aber auch schon in den jugoslawischen Zerfallskriegen wurden von allen Parteien Internierungslager genutzt, ebenso von UK während der Troubles. Und das ist der eigentlich entscheidende Punkt, dass die Flüchtlingssituation vom Grenzregime der reichen Länder als „Krieg“ gesehen wird mit den Ankommenden als potentiellen „Feinden“.

    4) Die Wahldeutung im Nachhinein ist reine Astrologie, wie du es auch von inländischen Wahlen kennst. Jetzt aus dieser Wahl einen Trend zu extrapolieren, hat noch weniger Nährwert. Als Gegenbeispiel kann man auch darauf hinweisen, dass in Ecuador und Rumänien Trump-freundliche Politiker gewählt wurden.

    5) Der Fehler an dieser ganzen Denkschule ist die moralische Wertung einer „richtigen“ und „falschen“ Lebensweise. Posener würde wohl nicht die Sozialleistung Elterngeld in Frage stellen, weil sie von Kinderlosen mitfinanziert wird. Als ganz einfacher Denkanstoß einfach mal folgende Betrachtung: Die teuerste und am stärksten belastete Sozialleistung ist die Rente. Warum soll der Fast-food Konsument (verkürzte Lebenserwartung) mit seinen Rentenbeiträgen die überhöhten Rentenkosten einer gesundheitsbewussten Frau (längere Lebenserwartung) mitfinanzieren ?

    k) Du hast schon gesehen, dass das von Stalf Regner (Parodieaccount) gepostet wurde?

    n) Weigandt hätte nur in sein eigenes Pressearchiv gucken müssen, da ist die Inszenierung beschrieben:
    https://www.welt.de/kultur/article1564145/Wie-Russlands-Fahne-1945-auf-den-Reichstag-kam.html#:~:text=Michail%20Petrowitsch%20Minin%20musste%2050%20Jahre%20lang%20darauf,sprach%20er%20mit%20WELT%20ONLINE%20%C3%BCber%20den%20Einsatz.
    So klingt er verdächtig nach der Art Instrumentalisierung, die nur den „richtigen“ Teil der Geschichte gelten lässt.

    • Stefan Sasse 14. Mai 2025, 08:14

      4) True! Aber der Punkt der Verbindung der Politik ist relevant. Kann natürlich in beide Richtungen gehen, je nach Mentalität.

      5) Sagt er nicht das?

      k) Nope. Danke.

      • cimourdain 14. Mai 2025, 09:02

        4) Aber auch das ist nichts neues, in den 80ern haben die Leute „gegen Reagan“ (lies USA) grün gewählt oder „für Reagan“ (lies USA) schwarz.

        5) Eben nicht, er diskutiert nur die Krankheitskosten (die durch einen „falschen“ Lebenswandel begünstigt werden). Die ungleich höheren „Langlebeigkeitskosten“ (die durch das „richtige“ Leben begünstigt werden), kommen bei dieser Diskussion gar nicht zur Sprache.

        k) Auch wenn es nur ein Mini-Aufreger ist, ein gutes Beispiel wie schnell man mit „confirmation bias“ auf „fake news“ reinfallen kann. Wenn du willst, kannst du deinen Kommentar zu diesem Link darauf ändern.

    • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 13:02

      @ cimourdain 13. Mai 2025, 14:45

      k) Du hast schon gesehen, dass das von Stalf Regner (Parodieaccount) gepostet wurde?

      Ist mir auch entgangen, klang zu passend. 🙂
      Danke!

    • Ralf 14. Mai 2025, 15:47

      Hab die Wahlumfragen in Australien nicht genau verfolgt. Aber in Kanada besteht kein Zweifel, dass Trump der ausschlaggebende Grund für den Sieg der Liberalen war:

      https://www.economist.com/content-assets/images/20250329_EPC233.png

      • cimourdain 14. Mai 2025, 16:48

        Gegenrede zu „kein Zweifel“: Aus der Grafik sieht man vor allem einen Bandwagon-Effekt des neuen Liberal-Leader Carney nach dem Rückzug Trudeaus. Dieser Effekt hat die (sicher nicht Trump-freundlichen) Linksparteien ND, BQ und Green prozentual stärker betroffen als die Konservativen.

        • Ralf 14. Mai 2025, 21:09

          Deine Theorie setzt eine unglaubliche Beliebtheit von Mark Carney – fast schon ein Liebesverhältnis zur Wählerschaft – oder eine dramatische Explosion seiner Beliebtheit nach Trudeaus Rücktritt voraus. Beides findet sich so in den Umfragen nicht. Es gab – außer Trump – auch kein externes Ereignis, das Carney auf einen Schlag enorm beliebt hätte machen können (man denke etwa an Kohls Wiedervereinigung oder an Genschers Rede vom Balkon der Prager Botschaft).

          Überhaupt kann ich spontan in der politischen Geschichte kein einziges Beispiel nennen, wo ein langjähriger Parteiführer, nachdem seine Partei einen zähen, kontinuierlichen Niedergang über viele Jahre hinweg hat hinnehmen müssen, schließlich zurücktritt, um den Weg für einen Neuanfang freizumachen. Und der Neuanfang dann in einer dramatischen Beliebtheitsexplosion endet, der die abgehalfterte und massiv abgeschlagene Partei innerhalb von einer Handvoll Wochen um 180 Grad dreht und wieder zurück in die Regierung führt.

          Die beste Analogie zu den Geschehnissen in Kanada – mit völlig anderem Ausgang – ist Joe Biden, der resigniert zurücktrat, seine Partei praktisch chancenlos. So mega erfolgreich war der “Neuanfang” mit Kamala Harris dann aber nicht. Oder Erich Honecker, der zugunsten des “Neuanfangs” mit Egon Krenz zurücktrat. Auch das war keine Erfolgsgeschichte. Margaret Thatcher ist vielleicht noch am ehesten ein Beispiel, das für Deine These spricht. Aber als John Major sie beerbte, fuhr er signifikante Verluste ein. Er gewann zwar die Wahl, aber von einer dramatischen Aufholjagd wie bei Carney in Kanada kann keine Rede sein. Ähnliches gilt für Wolfgang Clements Übernahme in NRW, nachdem sich Johannes Rau von seiner anämischen Partei, die immer weiter in sich zusammengefallen war, weg ins Präsidentenamt hatte loben lassen. Auch die krisenbedingte Übergabe des Parteivorsitzes von Gerhard Schroeder an Franz Müntefering oder von Angela Merkel an Annegret Kramp-Karrenbauer führte nicht zum erhofften Neuanfang.

          Aber wenn Du ein Beispiel kennst, in dem ein gescheiterter Parteiführer nur Wochen vor der Wahl seine abgeschlagene Partei an einen Nachfolger übergibt und der wie der Weiße Ritter triumphal die Wahl gewinnt, lerne ich gerne dazu.

          • cimourdain 15. Mai 2025, 08:16

            Das Unterhaus Kanada hat ein Mehrheitswahlrecht und dennoch mehrere relevante Parteien. Dadurch kann ein aussichtsreicher Kandidat eine schnelle Umschichtungskaskade hervorrufen. 2011 hat das der ND genutzt:
            https://de.wikipedia.org/wiki/Kanadische_Unterhauswahl_2011#/media/Datei:41stElectionPollingResults.png

            • Ralf 15. Mai 2025, 10:13

              Point taken.

              Aber der fulminante Endspurt der New Democratic Party in 2011 war nicht das Ergebnis kleinerer Wählerumschichtungen, die mehrheitswahlrechtbedingt zu massiven Schwankungen im Endresultat führten, sondern die Folge von erdrutschartigen Zugewinnen in der Provinz Quebec.

  • Skythe 13. Mai 2025, 17:19

    Die Seite heißt „Where’s your ed at“ btw. Dir fehlt da ein Wort.

  • CitizenK 13. Mai 2025, 20:38

    3) Die Angst vor Plagiatsvorwürfen und der daraus resultierende Zitierwahn macht wissenschaftliche Texte inzwischen schwer lesbar. Vor allem bei Harvard-Zitierweise, mehrere Autoren).
    Bei essayistischen Texten gebietet der Anstand, einen fremden Gedanken nicht als seinen eigenen auszugeben. Mehr nicht.

  • Dennis 13. Mai 2025, 20:46

    4)

    Zitat:
    „……scheint es nun einen globalen Anti-Trump-Backlash zu geben“

    Glaub ich eher nicht so. Das Grundrauschen geht erstmal weiter. Wenn der Trump abseits des heimatlichen Sprengels stilistisch nicht sonderlich gut ankommt, trifft das ja noch lange nicht andere Trumpianer_innen. Die können ja offiziell zu Trump auf Distanz gehen. Es heißt zwar, „Wenn es aussieht wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es wahrscheinlich eine Ente“ bzw. jemand aus der Gattung Trump, aber man kann sich ja mit der jeweiligen nationalen Tracht einkleiden. Die altertümlichen Kons in Australien und Kanada haben vermutlich noch nicht den richtigen Dreh, ähnlich wie die herkömmlichen Kons in UK, die womöglich alsbald von der Bildfläche verschwinden.

    Le Pen bzw. ihr artiger kleiner Ziehsohn Bardella in F wissen, wie man’s macht. Man hetzt gegen die bösen Deutschen (unter anderem) und ignoriert Trump. Am besten, über Herrn T gar nicht reden. Herrn Musk öffentlich zu kontaktieren plus bejubeln à la AfD wäre in F der Gipfel der Dummheit (ist vermutlich seitens der AfD-Strategen auch nitt grad gut durchdacht). Geschieht natürlich auch nicht. Die AfD ist im Übrigen natürlich offiziell auch auf der Achse des Bösen des FN. Die können ja nicht gut sein, wenn die Deutschen allgemein ganz furchtbar sind.

    Der je nationale Neu-Feudalismus als Endstufe des kaputten Neo-Liberalismus wird halt mit jeweiligen nationalistischen Varianten ausgestaltet. Der Herr Farage feiert grad in UK bei lokalen Wahlen große Erfolge, was wiederum Herrn Starmer auf die grandiose Idee bringt, so wie der auch rüberkommen zu wollen, mit nem ganz kleinen Schuss Wasser im Wein; ’n bissle netter halt. Siehe im Übrigen auch Rumänien und lokale Wahlen bei den Ösis. Irgendwas mit Trendwende ist nicht erkennbar IMHO.

    Zitat:
    „Welche Bedeutung haben Wahlkämpfe und politische Strategien schließlich, wenn globale Trends so beeinflussend sind?“

    Deswegen will ja die populistische Rechte, dass alles „Globale“ abgestellt wird^.

  • Erwin Gabriel 13. Mai 2025, 21:54

    b) Zum Thema Ungleichheit vom letzten Vermischten.

    Die unterschwellige Botschaft solcher Beiträge ist, das Ungleichheit „ungerecht“ ist. Menschen sind nicht gleich, Gesellschaften sind nicht gleich – warum glaubt man, dass Lebensumstände es sein müssen?

    • CitizenK 14. Mai 2025, 07:12

      Berechtigte Frage. Endlich eine philosophisch begründete Rechtfertigung für Beamtenpensionen ohne eigene Rentenbeiträge.

      • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 12:24

        @ CitizenK 14. Mai 2025, 07:12

        Berechtigte Frage. Endlich eine philosophisch begründete Rechtfertigung für Beamtenpensionen ohne eigene Rentenbeiträge.

        Falsch, aber Unterhaltsam. Du kannst ja richtig Humor entwickeln …

    • Stefan Sasse 14. Mai 2025, 08:18

      b) Naja, das ist halt, was Leute fühlen. Übrigens durch die Jahrhunderte und Jahrtausende. Scheint eine menschliche Konstante zu sein. Genauso wie Abneigung und Misstrauen gegenüber Fremden.

      • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 12:28

        b) Zum Thema Ungleichheit vom letzten Vermischten.

        @Stefan Sasse 14. Mai 2025, 08:18

        Naja, das ist halt, was Leute fühlen. Übrigens durch die Jahrhunderte und Jahrtausende. Scheint eine menschliche Konstante zu sein.

        Ja. Denn sonst würden sich die Menschen nicht immer nur nach oben vergleichen.

    • DerDieDas 14. Mai 2025, 09:16

      Wer denkt, dass dass Gerechtigkeit = Geichheit sei, hat einen wirklich sehr unterkomplexen Begriff von Gerechtigkeit und ist intellektuell nicht satifsaktionsfähig. Aber das beweist er ja hier in Permanenz.

      • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 12:38

        b) Zum Thema Ungleichheit vom letzten Vermischten.

        @ DerDieDas 14. Mai 2025, 09:16

        Wer denkt, dass dass Gerechtigkeit = Geichheit sei, hat einen wirklich sehr unterkomplexen Begriff von Gerechtigkeit und ist intellektuell nicht satifsaktionsfähig.

        Volle Zustimmung zu beiden Aussagen!

        Ich weise im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten hier seit Jahren darauf hin, dass der Staat keine auch nur annähernd gerechte Chancengleichheit bietet (Stichwort Bildung), und wenn dann jemand mangels Bildung und Chancen nicht sauber auf die Füße kommt, versucht, dieses „ungerechte“ Ergebnis durch finanzielle Unterstützung auf der einen, durch starke Besteuerung auf der anderen Seite auszugleichen – man versucht stets, die Schere von oben zuzudrücken statt von unten. Ist eine klassische Loose-Loose-Situation.

        (Wobei es in dem zitierten Beitrag um Ungleichheit und nicht um Gerechtigkeit ging – trotzdem ist Deine Aussage richtig).

        Aber das beweist er ja hier in Permanenz.

        Wer?

    • schejtan 14. Mai 2025, 09:43

      Ungleichheit an sich wird ja gar nicht als ungerecht angesehen, abgesehen vielleicht von ein paar Hardcorekommunisten. Entscheidend ist ja eher das Ausmass und ob Menschen das Gefuehl haben, dass es mit rechten Dingen zugeht, Reichtum tatsaechlich „verdient“ ist und fuer Reiche letztendlich die gleichen Regelns gelten wie fuer den Poebel. Wie das genau aussieht, haengt dann natuerlich auch ein bisschen von der jeweiligen Gesellschaft ab; so ne offene Korruption wie Trump/Musk sie gerade zeigen wuerde in Deutschland wohl (Gott sei Dank) deutlich weniger toleriert werden.

      • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 12:56

        @ schejtan 14. Mai 2025, 09:43

        Ungleichheit an sich wird ja gar nicht als ungerecht angesehen, abgesehen vielleicht von ein paar Hardcorekommunisten.

        Thorsten Haupts hatte das vor kurzem zutreffend ausgeführt: Man vergleicht sich eher mit den bessergestellten Nachbarn als mit Milliardären.

        Entscheidend ist ja eher das Ausmass und ob Menschen das Gefuehl haben, dass es mit rechten Dingen zugeht, Reichtum tatsaechlich „verdient“ ist …

        das zu beurteilen dürfte den allermeisten Menschen nicht möglich sein, da sie immer nur ein Ausschnitt vom Ganzen betrachten können. Ich habe mich in meiner Branche von der untersten Ebene bis Abteilungsleiter / stellv. Bereichsleiter hochgearbeitet. Ich habe auf jeder neuen Stufe gemerkt, dass ich vorher bestenfalls 30% des neuen Jobs verstanden hatte, und das meine Vorstellungen davon genauso unzureichend wie die Vorstellungen meiner Kollegen über mein neues Gehalt falsch waren (erst recht, wenn man nach Steuern schaut). Ich habe immer wieder Leute getroffen, von denen ich glaubte, dass sie besser oder schlechter waren als ich, und habe immer wieder Leute getroffen, die tatsächlich besser oder schlechter waren als ich; aber meine vorherigen Vorstellungen passten selten zu den tatsächlichen Gegegebenheiten.

        … und fuer Reiche letztendlich die gleichen Regelns gelten wie fuer den Poebel.

        Pöbel hast Du gesagt; ist nicht meine Kategorie von Sprache oder Denken, und dafür und für „Reiche“ fehlt mir wie stets die Definition.

        Davon ab stimme ich zu. Es gibt aber so viele geschriebene und ungeschriebene Regeln, unterschiedlich zwischen Jobs und Hierarcheien, zwischen Geschlechtern, dazu kommen Vorurteile eines jeden über andere; eigene Vorstellungen über das, was sein sollte oder wie andere Menschen sind, dass all das nur eine ziemlich eingeschränkte Beurteilung ermöglicht. Es gelten nie die gleichen Regeln zwischen zwei Menschen, und wenn man gerade bevorzugt wird,merkt man das in der Regel nicht oder hält es für richtig.

        Wie das genau aussieht, haengt dann natuerlich auch ein bisschen von der jeweiligen Gesellschaft ab; …

        Ja,absolut zutreffend.

        … so ne offene Korruption wie Trump/Musk sie gerade zeigen wuerde in Deutschland wohl (Gott sei Dank) deutlich weniger toleriert werden.

        Da bin ich mir nicht ganz sicher. Politiker, die etwa an Maskenverkäufen fett mitverdienten oder sich „von Freunden“ eine günstige Stadtvilla zuschustern ließen, sind noch fett im Geschäft (gell, Jens?). Und wenn Du in Richtung AfD, BSW oder (vergleichbar) FPÖ schaust, wirst Du finanzielle Zuwendungen von russischer Seite oder von Extremisten finden. Hindert die Leute nicht daran, sie zu wählen.

        Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

    • cimourdain 14. Mai 2025, 13:02

      Eine Randüberlegung dazu: Bis in die frühe Neuzeit war Gerechtigkeit in erster Linie eine persönliche Tugend. Erst mit der Aufklärung wurde sie zu einem Staatsideal. Denn egal, ob man naturrechtlich, pragmatisch (Stabilität) oder liberal (Gesellschaftsvertrag) argumentiert, der Staat ist darauf angewiesen, dass die Bürger ihn akzeptieren. Das spricht aber für das „Fairness“-Argument von John Rawls.

      • CitizenK 14. Mai 2025, 18:20

        Ja. Seine Idee ist ja „Gerechtigkeit durch Fairness“.

        Wenn man das Konzept „Fairness“ als handlungsleitenden Wert akzeptiert (im Sport, bei seinen Kindern, gegenüber Untergebenen, als Lehrer), wie kann man dass sagen: So etwas wie soziale Gerechtigkeit gibt es nicht, kann es nicht geben?

        Fairness finden sie gut, aber wenn man von sozialer Gerechtigkeit anfängt , schreien sie „Sozialismus“.

        • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 18:57

          @ CitizenK

          Fairness finden sie gut, aber wenn man von sozialer Gerechtigkeit anfängt , schreien sie „Sozialismus“.

          „Soziale Gerechtigkeit“ läuft in der Regel darauf hinaus, dass einer mehr haben will und ein anderer das bezahlen soll. Hab in vielen Jahren keine andere Interpretation erlebt.

          • CitizenK 15. Mai 2025, 09:01

            Was ist falsch daran, wenn der eine unverschuldet wenig hat und der andere ohne eigenes Zutun mehr?

            Rawls ist ein Liberaler (im europäischen Sinn), kein Linker.

            • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 11:34

              Ach, Sie sind also auch gegen progressive Steuern? Schliesslich ist das persönlich erzielte Einkommen überwiegend in Ergebnis eigener Anstrengung, also ist eine differenzierende Besteuerung nach Einkommenshöhe ein Verstoss gegen das Fairnessprinzip? Hätte ich jetzt nicht erwartet 🙂 .

              Und apropos „ohne eigenes Zutun mehr“: Ich nehme das mal wirklich zum Nennwert und fordere die komplette Zerstörung aller Infrastruktur und aller Institutionen einmal in jeder Generation. Schliesslich hat die neue Generation andernfalls „ohne eigenes Zutun mehr“ und soll das gefälligst selber schaffen. Geht das okay?

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • CitizenK 16. Mai 2025, 08:36

                Okay. Tausche Progressive Einkommensteur gegen 100 % Erbschaftssteuer. Übrigens ein Vorschlag von einem Selfmade-Milliardär.

                • Thorsten Haupts 16. Mai 2025, 14:25

                  Jo, und bei der 100% Erbschaftssteuer – also der vollständigen Vernichtung des Vermögens einer Familie – verlange ich dann aus Fairnessgründen die Vernichtung des aus dessen vorgelagerter Besteuerung resultierenden öffentlichen Vermögens. Nur das ist fair!

                  • CitizenK 17. Mai 2025, 10:35

                    Nicht doch. Die Erben können das doch weiterhin nutzen während der 20 oder 30 Jahre, in denen sie die Steuer abzahlen.

                    Bemerkenswert finde ich, dass die Hundert-Prozent-Erbschaftssteuer nicht aus dem linken Lager kommt, sondern aus dem libertären.

            • Erwin Gabriel 16. Mai 2025, 00:22

              @ CitizenK

              Was ist falsch daran, wenn der eine unverschuldet wenig hat und der andere ohne eigenes Zutun mehr?

              Was ist richtig daran?

              Oder präziser gefragt: Wer entscheidet das, und nach welchen Maßstäben? Aber zuvor definiere bitte „ohne eigenes Zutun“.

              • CitizenK 16. Mai 2025, 13:36

                Krankheit, Behinderung, Unfall, Pech bei der Elternwahl.
                Haben wir ja alles schon. Nennt sich Sozialstaat.

                Über die Zumutkeitskriterien entscheiden die gewählten Vertreter des Volkes. Linke mehr, Liberale weniger. Konservative nach Strömung: Christliche Soziallehre vs. Sozialdarwinismus.

  • Erwin Gabriel 13. Mai 2025, 22:01

    d) Zu den 15€ Mindestlohn

    Ich habe von Marcel Fratzscher schon so viel linkspopulistischen Mist gelesen, das ich von ihm aus Prinzip nichts mehr ernstnehme. Der „lügt“ durch Weglassen.

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:04

    1) Moral Ambition — Rutger Bregman on a different kind of success for smart workers

    Müßig immer wieder anzuführen, dass solche Leute nicht nur irreale Träumer sind, sondern das Wesen einer auf Freiwilligkeit basierenden Marktwirtschaft nicht verstehen.

    In einer solchen Ordnung ist der Preis das wichtigste Kriterium. Er ordnet wichtig von unwichtig. Der Preis signalisiert Knappheiten und Bedarfe. Als in der Pandemie Masken vermeintlich lebensnotwendig wurden, aber knapp waren, schnellte der Preis kurzzeitig ins Astronomische. Kurz danach wurde der Markt mit Masken geflutet und jeder konnte sich damit versorgen. Moralischer Feel-Good-Factor hätte das nicht annähernd vermocht.

    Lohn, Gehalt und Einkommen bestimmen, was ein Mensch sich in seinem Leben leisten kann. Das sorgt mehr als alles andere dafür, dass die meisten Menschen versuchen, dass Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen. Umverteilung und Wohlfahrtsstaat ebnen diese Anstrengungen ein. Wo es möglich ist, kostenlos zu studieren ohne dies später ökonomisch verwerten zu müssen, gedeihen Studienabbrecher und Just-for-Fun-Studenten. Das ist staatlich gefördertes Trittbrettfahrertum.

    • CitizenK 14. Mai 2025, 06:20

      „Er ordnet wichtig von unwichtig“

      Ah, deshalb verdienen Sparkassen-Abteilungsleiter mehr als Krankenhausärzte, Werbefuzzis mehr als Notfall-Sanitäter.

      • Stefan Pietsch 14. Mai 2025, 07:29

        Die meisten Krankenhausärzte sind von lausiger Qualität. Und außerdem ist das Krankenhauswesen fest in staatlicher Hand. Hier entscheiden Beamte und nicht der Markt, was die Leute verdienen und was eine Leistung wert ist.

        Unser leidiges Thema: Sie halten den Staat für den Markt. In den USA oder in der Schweiz, wo der Staat wenig bei den Gehältern mitzureden hat, ist das anders. Und Sie überschätzen das Gehaltsniveau bei den Sparkassen. Ebenso das in Marketingagenturen. Die meisten verdienen da lausig.

        • Stefan Sasse 14. Mai 2025, 08:21

          Ach Stefan, als ob das irgendwo anders wäre. Für die Gesellschaft wichtige Funktionen sind oftmals schlecht bezahlt und umgekehrt.

          • Stefan Pietsch 14. Mai 2025, 19:51

            Das, was Du als „für die Gesellschaft wichtige Funktionen“ bezeichnest, findet immer in einem vom Staat geschaffenen öffentlichen Monopol statt. Das Wesen von Monopolen ist, dass der Monopolist alleine den Preis setzt. Das macht keinen Unterschied, ob das Monopol privat oder staatlich organisiert ist. Als Marktliberaler habe ich genau deswegen mein Problem mit Monopolen.

            Meist verschafft der Staat den Bürgern ein „Kostenlos“-Gefühl. Wer zum Arzt geht, die Polizei ruft oder mal die Feuerwehr braucht – kostet ja nichts. Was nichts kostet, ist nichts wert, so sagt der Volksmund. Die Bürger wollen die Leistung – Krankenhäuser, Polizeipräsens, Gerichte – aber sie sind nicht bereit, jeden Preis (Lohn) zu bezahlen. Beim Staat sind aufgrund der Gemengelage die Löhne und Gehälter nach politischer Opportunität sortiert. In den unteren Einkommenskategorien zahlt der Staat über Markt. Entsprechend ist er dort als Arbeitgeber begehrt. In den oberen Segmenten dagegen zahlt er schlecht und deutlich unter Markt. Mit dem Ergebnis, dass er mehr Schwierigkeiten hat als private Unternehmen, hoch qualifiziertes Personal zu bekommen.

            Der Markt sortiert die Löhne und Gehälter anders.

        • CitizenK 14. Mai 2025, 18:39

          Das Masken-Beispiel akzeptiere ich. Knappheit – Anreiz usw., in vielen Fällen (Situationen, Güterarten) ist das ein wirksames Konzept.

          Aber wir sehen gerade in dem am meisten marktorientierten Land, wie die Allokation der Ressourcen zu den „wichtigsten“ Verwendungen (den Vermögen des obersten Prozent) funktioniert, wie der Katechismus der Marktreligion es vorsieht. Und weil das so gut funktioniert, schreibt der Oberpriester gerade den Preis für Medikamente vor?

          Die Mehrheit der Wähler dort wollen das so. Sollen sie. Ich nicht.

          • Stefan Pietsch 14. Mai 2025, 20:03

            Die Masken sind kein Beispiel, sondern das Prinzip.

            Können Sie sich eine Welt ohne Amazon, ohne Apple, ohne Google, ohne Facebook, ohne Nvidia vorstellen? Diese Konzerne wurden mit innovativen Konzepten, Produkten und Leistungen von Menschen geschaffen, die nur eine Idee, aber keine Milliarden hatten. Genau das schaffen Menschen unter dem Regime des Marktes. Eine stark regulierte Gesellschaft schafft solche Werte nicht, wie wir nicht zuletzt in Deutschland sehen.

            In der Pandemie setzte der deutsche Staat dreistellige Millionenbeträge auf Unternehmen, die Beamten geeignet erschienen. Wenn es ein Beispiel gibt, dass der Staat nichts, aber auch wirklich gar nichts von der Zukunft, von zukünftigen Bedürfnissen, von wirtschaftlichem Erfolg versteht, dann ist die Entwicklung von Impfstoffen das Beispiel par excellence.

            Leider wird der deutsche Staat nicht kuriert. Habeck setzte das Geld der Steuerzahler und Stromkunden auf Pleiteunternehmen, weil er weder Bilanzen noch Aktienkurse lesen kann. Im Falle von Intel bewahrten ihn nur profitgetriebene Manager von einer riesigen Pleite.

            • CitizenK 16. Mai 2025, 13:51

              „eine Welt ohne amazon…“

              Ohne Zweifel haben die Dinge geschaffen, die uns nützen und wir wir nutzen, ich auch. Bemerkenswert ist, dass die alle (sogar Tesla) mit idealistischen Zielsetzungen gestartet sind („No evil“). Die Probleme (Marktbeherrschung, politischer Einfluss, Datenklau) kamen mit dem vielen Geld, das sich damit verdienen ließ.

              Den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern zähmen (Marion Dönhoff).

              • Stefan Pietsch 16. Mai 2025, 19:03

                Nein. Die meisten Unternehmensgründer haben die Idee, etwas aufzubauen und dies dann sehr lukrativ an einen Investor zu verkaufen. Nun habe ich Jeff Bezos nicht gesprochen, aber man entwickelt keinen Milliardenkonzern aus Idealismus.

                Der ungezügelte Kapitalismus ist eindeutig erfolgreicher. Das zeigt der Vergleich der USA mit der EU der letzten 30 Jahre.

                • CitizenK 17. Mai 2025, 10:49

                  Definiere „erfolgreich“. Sie lieben doch Statistiken und Ländervergleiche: Im „Better Life Index“ der OECD liegen die EU-Staaten vor den USA (10. Platz).

                  • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 13:47

                    Für die meisten Menschen dieser Erde zählen Einkommen, Wohlstand und Vermögen. Ohne das ist alles nichts. Die skandinavischen Staaten stehen in dem Index gut da, allerdings ist ihr Pro-Kopf-Einkommen auch nahezu exorbitant hoch.

                    Wenn Sie meinen, es käme auf andere Faktoren mehr an, dann sind Sie möglicherweise nicht ehrlich, sondern suchen Entschuldigungen. Denn warum sonst plädieren Sie so vehement für Umverteilung und immer mehr, für Vermögen- und Erbschaftsteuern und Reichensteuern? Dessen bedarf es doch nicht, wenn andere Werte weit mehr zählen.

                  • Thorsten Haupts 18. Mai 2025, 14:09

                    Für die meisten Menschen dieser Erde zählen Einkommen, Wohlstand und Vermögen.

                    Die Meinung haben Sie ziemlich exklusiv. Denn Einkommen/Vermögen werden erst relevant ab der oberen Mittelschicht, also so für ca. 10% der Menschen auch in entwickelten Staaten.

                    Davor zählen Infrastruktur, öffentliche Sicherheit, Absicherung gegen Notfälle, grundlegende Krankheitsversorgung etc. Nicht umsonst sind alle – ALLE – demokratischen europäischen Staaten mehr oder weniger sozialdemokratisch und nicht etwa libertär, wie sie es nach Ihrer Argumentation sein müssten.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Stefan Pietsch 18. Mai 2025, 16:38

                      Wie kommen Sie darauf, wo doch alle Indizien dagegen sprechen? Die meisten streben offensichtlich nach einem eigenen Haus, rund Zweidrittel der Europäer leben im Eigenheim. Deutschland ist hier eine absolute Ausnahme. Die Selbstständigenquote liegt irgendwo bei 20 Prozent, in Deutschland weit niedriger.

                      Was Sie also referieren, ist eine deutsche Selbstbespiegelung, die mir so zuwider geworden ist. Wenn wir der Ansicht sind, dass das Streben nach Wohlstand, Einkommen und Vermögen Quatsch ist, dann können wir auch die Sache mit den Sozialtransfers zum Ausgleich finanzieller Ungleichheit und die Sache mit dem progressiven Einkommenstarif lassen, der ja nur dazu dient Einkommensungleichheiten einzuebnen.

                      Erstaunlich, dass weder CitizenK noch Sie dafür plädieren, obwohl das die Konsequenz aus Ihrer Sichtweise ist.

                    • Thorsten Haupts 18. Mai 2025, 22:04

                      Wie kommen Sie darauf, wo doch alle Indizien dagegen sprechen?

                      Sie haben ein Indiz genannt – und das kann man auch anders interpretieren. Nämlich als notwendige Eigenvorsorge in einem wenig ausgebauten Sozialstaat, dem man nicht traut.

                      Was Sie also referieren, ist eine deutsche Selbstbespiegelung, die mir so zuwider geworden ist.

                      Was ich referiere, ist eine Beobachtung. Zur Erinnerung: „Nicht umsonst sind alle – ALLE – demokratischen europäischen Staaten mehr oder weniger sozialdemokratisch und nicht etwa libertär, wie sie es nach Ihrer Argumentation sein müssten.“

                      Sie machen Ihre Privatinterpretation zum Mass aller Dinge, was widerum mir zuwider ist. Sie sind nämlich nicht Jesus 🙂 .

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Pietsch 19. Mai 2025, 13:10

                      Aha, Menschen streben also danach im eigenen Heim zu wohnen statt zur Miete aus Schutz vor einem löchrigen Sozialstaat. Nur, das bedeutet, dass die meisten Länder dieser Welt einen schlechteren Sozialstaat als Deutschland hätten. Und speziell um die Altersvorsorge: Warum bekommen die Deutschen so relativ wenig Rente, wenn der Sozialstaat doch so gut für sie vorsorgt?

                      Sie haben gesagt, Vermögensbildung sei nur für 10 Prozent der Gesellschaft(en) relevant. Aber ein Vielfaches der Menschen sind (deutlich) vermögend.

                      Das sind Widersprüche, Herr Haupts.

                • Thorsten Haupts 17. Mai 2025, 11:34

                  Erfolgreicher für Gutverdiener? Ohne jeden Zweifel. Für Gering- und Medianverdiener? Ganz sicher nicht.

                  • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 14:04

                    Seit 1994 ist das Medianeinkommen in Deutschland um den Faktor 2,4 gewachsen, in den USA dagegen um 2,5. Ohne den Zwischenspurt in den Zehnerjahren sähe es viel schlechter uns. Gravierender ist der absolute Unterschied: Während der Median in den USA bei knapp 81.000 Dollar liegt, sind es hierzulande mit knapp 44.000 Euro etwas mehr als die Hälfte.

                    Richtig traurig wird es beim Blick auf die Vermögen: Das Medianvermögen ist dabei in den USA um den Faktor 3,2 auf $193.000 gewachsen, in Deutschland nur um 2,8 auf 107.000 Euro.

                    In der gesamten EU nehmen die Deutschen damit gerade Platz 15, also im unteren Bereich, ein. Zu behaupten, die deutsche Politik würde für seine Bürger eine wohlstandsorientierte Politik betreiben, ist ein unverschämter Euphemismus.

                    • Thorsten Haupts 17. Mai 2025, 15:03

                      Das können Sie auch gerne weiter so sehen.

                      Ich dagegen sehe mir ÖPNV, öffentliche Infrastruktur (insbesondere Energie), Schul- und Universitätskosten, Krankenversorgung, Rechtsschutz etc. an und stelle fest – mit knapp doppelt so viel Medianeinkommen (bei durchschnittlich etwa 15 bis 20% höherern Preisen) komme ich nicht hin, wenn ich meine Daseinsvorsorge fast vollständig privat absichern muss.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 17. Mai 2025, 21:15

                      Exakt.

                    • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 17:07

                      Tatsächlich verzichte ich ungern auf Wohlstand, ein angenehmes Leben und Vermögen. Das mögen Sie anders sehen, aber da sind Sie eher eine Ausnahme. Richtig ist, dass die Deutschen sich daran gewöhnt haben, relativ arm zu sein.

                      Sie geben viel Geld in die gesetzliche Rente und bekommen ein bescheidenes Altersruhegeld. Sie zahlen viel für ihre öffentlichen Verkehrsmittel und bekommen marode, unpünktliche Bahnen. Sie geben dem Staat viel Geld, damit er ordentlich für ihre Gesundheit sorgt und bekommen lange Wartezeiten, radebrechende Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern mit wenig Berufserfahrung und bei echten Problemen nicht einmal einen Arztbesuch. Und wenn der Russe kommt, gilt die Empfehlung: Kopf einziehen, beten und sich dann ergeben.

                      Ich weiß nicht, das muss doch günstiger zu haben sein.

                      In Spanien, einem Land, dass von Deutschland Transferzahlungen erhält (via EU), sind die Bahnen pünktlich, sicher und sauber. Die Straßen sind in gutem Zustand und der Öko-Strom ist auch nicht allzu teuer. Das Gesundheitswesen ist ordentlich, die Renten im deutschen Vergleich eher üppig.

                      Die Spanier haben mit rund 200.000 Euro (Median) fast doppelt so hohe Vermögenswerte wie die Deutschen. Wie kann es sein, dass die Deutschen aufgrund des hohen BIP und ordentlichen Pro-Kopf-Einkommens die großen Nettozahler in der EU sind und gleichzeitig so wenig Wohlstand und Vermögen besitzen?

                      Offensichtlich, weil der Staat nicht ordentlich mit dem ihm anvertrauten Geld umgeht und keine Bedingungen schafft, die Vermögensbildung ermöglicht. Und so einen Staat verteidigen Sie??

                    • Stefan Sasse 17. Mai 2025, 21:15

                      Willst du jetzt ernsthaft erklären, das Wohlstandsniveau in Spanien wäre höher als in Deutschland?

                    • Thorsten Haupts 17. Mai 2025, 19:56

                      Wir waren – nur zur Erinnerung – nicht etwa bei einer Diskussion um den deutschen Staat und seine Effizienz. Sondern bei einem Vergleich der USA mit Deutschland für Gering- und Medianverdiener. Wollen Sie da weiter mitmachen oder überlassen Sie mir das Argument aus meinem vorletzten Kommentar?

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 20:08

                      Das erste ist richtig, das zweite nicht. Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, wir hätten eine Diskussion über die Situation von Geringverdienern in den USA geführt. Ich wüsste auch nicht, dass Geringverdiener selbst solche Vergleiche anstellen. Wozu auch? Das ist eine ziemlich surreale Vorstellung.

                      Kein Land der Welt wird auch von geringqualifizierten Menschen mit geringen Einkommenschancen reich. Worüber wollen Sie da diskutieren? Dass es in den USA kein Bürgergeld gibt? Überraschung, die meisten Afghanen haben Deutschland und nicht die Vereinigten Staaten als Zielland.

                    • Stefan Sasse 17. Mai 2025, 21:11

                      Dafür hat Deutschland keinen so riesigen Bodensatz von Leuten, die auf Bananenrepublikniveau leben.

                    • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 22:33

                      @Stefan Sasse

                      Du weißt sehr wenig von Spanien.

                    • Stefan Sasse 18. Mai 2025, 09:34

                      Sind wir schon zwei.

                    • Stefan Pietsch 17. Mai 2025, 22:38

                      @Stefan Sasse

                      Dafür hat Deutschland keinen so riesigen Bodensatz von Leuten, die auf Bananenrepublikniveau leben.

                      Wir arbeiten zumindest daran das zu ändern. Oder was meinst Du, in wie vielen OECD-Ländern ein Viertel der Schüler nach vier Jahren nicht Lesen und Schreiben können? Sagen wir es mal so: Das sind nicht die besten Voraussetzungen, in irgendeinem entwickelten Land überleben zu können. Außer als Transferempfänger natürlich.

                    • Stefan Sasse 18. Mai 2025, 09:34

                      Du kannst natürlich deinen Deutschland-Hass in jede Antwort einarbeiten, aber hier ging es gerade um die USA. Ist das nun toll oder nicht? Du wechselst je nachdem, wie es einer Beleidigung Deutschlands dient.

                    • Stefan Pietsch 18. Mai 2025, 10:39

                      @Stefan Sasse
                      Sind wir schon zwei.

                      Das wäre zumindest ungewöhnlich. Hattest Du über Jahre einen spanischen Chef (CEO), der in Madrid lebte? Hast Du enge Verwandte, die seit Jahrzehnten in Spanien leben? Hast Du Freunde in Spanien? Warst Du mal in Sevilla, Valencia, Cartagena, Murcia, von Barcelona und Madrid ganz zu schweigen? Hast Du mal in Spanien gearbeitet, und sei es in Palma. Nein?

                      Dann behaupte doch nicht, der andere habe keine Ahnung von einem Land. Ich kann sowohl volkswirtschaftliche Statistiken lesen als auch die eigenen Beobachtungen werten und Einordnen. Wenn Du das alles nicht kannst, wirst Du kaum die Verhältnisse in einem Land bewerten können.

                  • Stefan Pietsch 18. Mai 2025, 10:32

                    Ich sitze mit Deutschland-Trikot vor dem Fernseher, wenn WM ist. Das ist kaum das Verhalten eines Deutschlandhassers. Und wollten wir nicht auf das H-Wort verzichten?

                    An den USA ist vieles toll und bewundernswert. Manches nicht. Ist Dir das pauschal genug? Ich erwähnte es bereits mal: In den vergangenen 15 Jahren war ich auf jedem Kontinent dieser Erde, häufig mehrmals. Nur nicht in den USA, und das nicht aus Zufall.

                    • CitizenK 21. Mai 2025, 17:24

                      Für den Vergleich mit Spanien habe ich auf die Schnelle (gemini) folgende Zahlen gefunden (Median, Monatsbrutto Arbeitnehmer):

                      Männer 1957 €/D: 3930 €,
                      Frauen 1597 € /D: 3564 €

                      Nicht ganz direkt vergleichbar, weil unterschiedliche Jahre, aber die Größenordnung wird deutlich.

                      Das erklärt, warum eher Spanier nach D kommen zum Arbeiten als umgekehrt.

                    • Stefan Pietsch 21. Mai 2025, 18:22

                      Was ist das? Das sollen wohl die Bruttogehälter sein. Nur, CitizenK, die landen so ja nicht auf dem Konto.

                      Der deutsche Mann bekommt von seinen knapp 4.000 Euro so 2.575 Euro ausbezahlt. Der Mann in Spanien behält von seinem Verdienst 1.636 Euro über. Puh! Von den 2.000 Euro Gehaltsunterschied bleiben am Ende gut 900 Euro.

                      Wenn Sie jetzt noch berücksichtigen, dass die Abzugskosten für Wohneigentum großzügig sind und die Lebenshaltungskosten deutlich (!) niedriger als in Deutschland, dann nivelliert sich der Gehaltsunterschied beim Wohlstand gegen Null.

                      Genau das habe ich gesagt. Stefan denkt ja immer noch, Spanien sei Diaspora.

                    • Stefan Pietsch 21. Mai 2025, 18:25

                      Übrigens, das erklärt, warum nach Abflauen der Eurokrise die Spanier, die hierher zum Arbeiten geflüchtet waren, längst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Es macht im Einkommen eben kaum einen Unterschied, ob man in Berlin oder Madrid arbeitet. Nur ist das Wetter in der spanischen Hauptstadt viel schöner. 🙂

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:12

    2) Zur Abschreckung hergezeigt und vorgeführt

    Der Herz-Jesu-Autor versteigt sich. So wie Demokratie und Sozialstaat ist auch der Rechtstaat für die Mitglieder einer Gemeinschaft da, nicht für Outsider. Allein für die Bürger einer Gesellschaft garantiert die Gemeinschaft alle die Vergünstigungen, die diese mit ihren Steuern überhaupt ermöglichen. Es ist ein Akt der Großzügigkeit, in bestimmten Fällen diese Vergünstigungen eingeschränkt auch Nicht-Legalen zu gewähren. Es ist aber keine Selbstverständlichkeit.

    Wer sich unerlaubt und uneingeladen Zugang zu einem anderen Rechtsraum verschafft, kann nicht selbstverständlich einfordern, so wie die Bürger des Landes behandelt zu werden. Das wäre vielleicht ein Akt der Humanität. Nur ist das etwas völlig anderes als Rechtsschutz für etwas einzufordern, was nicht existiert. Und genau deswegen haben Länder ein Recht, Migranten an ihren Grenzen zurückzuweisen. Notfalls mit Gewalt. Und es ist ein Akt der Humanität, sie in Aufnahmelagern zu unterhalten. Dass sie dadurch die Rechte der Bürger in der Gemeinschaft erwerben, ist damit nicht gesagt.

    • cimourdain 14. Mai 2025, 15:09

      Nach meiner Perspektive schießen Sie hier rhetorisch weit übers Ziel hinaus, fast alle wichtigen Begriffe wirken falsch oder missverständlich
      1) Jonas Schaible ist bisher nicht als christlicher Mystiker im salesianischer oder jesuitischer Ausprägung auffällig geworden.
      2) Sie schreiben von „Gemeinschaft“ statt „Staat“ oder „Gesellschaft“. Das ist eine völlig missverständliche Kategorie [und es bedarf nicht viel böswilliger Interpretation, um bei diesem Zusammenhang vor den Begriff ein gedankliches „Volks-“ zu setzen.
      3) Rechtsstaatlichkeit ist ein Staatsmerkmal, das universell gilt und keine „Vergünstigung“
      4) Auch wenn eine Person in einem Staat keine Bürgerrechte hat – weil keine Staats-bürger-schaft, so hat sie immer noch die (universellen) Menschenrechte – ganz unabhängig davon, wie der „Papiere“- Status ist.
      5) Und an diesen Menschenrechten muss sich ein Rechtsstaat orientieren – auch wenn er eine multinationale Organisation 2.000 Kilometer außerhalb seines Territoriums agieren lässt.

      • Stefan Pietsch 14. Mai 2025, 20:17

        „Gemeinschaft“ ist der Oberbegriff für alles, wo Menschen zusammenkommen. Das kann ein Staat sein, ein Verein oder auch eine Familie. Alle bilden eine Gemeinschaft, die bei den Prinzipien viele Gemeinsamkeiten aufweisen. So hat der Sozialstaat erst das Solidarprinzip aus der Familie adaptiert. Aber wie in der Familie lässt sich das Solidarprinzip auch auf der staatlichen Ebene nicht beliebig ausweiten. Mitglieder der Gemeinschaft, die von der Solidarität profitieren wollen, müssen Gemeinsamkeiten mit den anderen Gemeinschaftsmitgliedern aufweisen. Sonst funktioniert das nicht.

        Der Gemeinschaftsbegriff gilt natürlich auch für die Gemeinschaft Volk. Nur hat das nichts mit nationalsozialistischem Gedankengut zu tun.

        Eine Staat kann nur innerhalb seiner Grenzen Rechtstaatlichkeit gewähren. Gleichzeitig gehört es zum Wesenskern jeden Staates zu bestimmen, wer Staatsbürger ist und wer nicht. Sie erinnern sich an die Diskussionen vor Jahresfrist über die Reform des Staatsbürgerschaftsrecht.

        Wenn der Staat Menschen Rechte gewährt, die nicht Staatsbürger sind, dann basiert das typischerweise auf internationalen Vereinbarungen. Kein Migrant besitzt Rechte gegen den aufnehmenden Staat aus eigenem Recht. Die meisten Staaten dieser Erde sind übrigens keine Rechtsstaaten, von daher stimmt ihre Aussage nicht, es handele sich um ein universelles Merkmal.

        • cimourdain 15. Mai 2025, 14:31

          Ich will Ihnen gar nicht den Tönnies durchexerzieren, aber der Unterschied ‚in a nutshell‘ ist, dass Gemeinschaften aufgrund geringer Größe, stark übergeordneten gemeinsamen Interesse oder Homogenität fähig sind, Willensbildung auf informeller Ebene stattfinden zu lassen, Gesellschaften benötigen einen Formalismus. Um bei Ihrem Beispiel „Verein“ zu bleiben: Dieser ist per Rechtsdefinition geradezu exemplarisch für eine „Gesellschaft“ mit der Notwendigkeit von Organen, Satzung etc. . Bei den „Schafkopffreunden Untermarchenbach e.V.“ überwiegt allerdings die (soziologische) Gemeinschaft, so dass dies nur eine lästige Formalität ist. Für den ADAC e.V. gilt das hingegen nicht.

          Und dieser „gemeinsame“ Wille einer postulierten „Gemeinschaft“ ist natürlich eine tolle Rechtfertigung für totalitäre Ideologie – weswegen die „Volksgemeinschaft“ ein zentrales Element der NS-Ideologie war. [Näheres können Sie bei den Geschichtslehrern hier im Forum erfragen]

          Das Gewähren der Rechtsstaatlichkeit ist nicht auf das eigene Hoheitsgebiet beschränkt (extraterritoriale Jurisdiktion) und nicht auf das eigene Staatsvolk. Konkret wird der deutsche Staat eingreifen, wenn ich in Deutschland das Eigentumsrecht eines japanischen Staatsbürgers verletze, indem ich ihm seine Geldbörse stehle. Und das ist mit Universalität gemeint, dass der Japaner genauso auf den Rechtsstaat Anspruch hat (innerhalb seines Rechtsstatus) wie ein Hesse oder ein Syrer ohne Papiere.

          Ein gleiches gilt für die Staatsangehörigkeit, diese kann ein Staat selbst definieren – soweit richtig. Allerdings muss das nach geltendem Recht und nicht willkürlich geschehen. So läuft derzeit ein EuGH Verfahren gegen Malta wegen der Vergabe von „goldenen Pässen“.

          Schließlich das Thema Menschenrechte: Diese werden nicht von Staaten „gewährt“, nach zivilisierter Auffassung (UN-MRK, europäische-MRK, GG) verfügen Menschen (auch Migranten – und es ist beschämend, dass ich das überhaupt betonen muss) über diese aufgrund ihrer (axiomatischen) Menschenwürde als „Recht, Rechte zu haben“ (Ahrendt). [Wie weit sich Staaten daran halten, steht auf einem anderen Blatt.]

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:18

    5) Das Fast-Food-Problem des Sozialstaats

    Auch hier wird das Grundprinzip einseitig ausgelegt. Doch Solidarität ist keine Einbahnstraße – die einen erfahren Solidarität, die anderen geben Solidarität. So ist es nicht. Wer Solidarität empfängt, ist verpflichtet, alles zu tun, den Zustand zu vermeiden, zu verkürzen und zu beseitigen, der ihn in die Lage gebracht hat, auf die Solidarität einer Gemeinschaft angewiesen zu sein. Sonst wird Solidarität einfach nur ausgenutzt. Da die wenigsten Menschen sich ausnutzen lassen wollen, wird so die Axt an das eigentlich vernünftige Prinzip gelegt. Genau deswegen musste das Bürgergeld scheitern. Es verlangt von den einen nichts, verpflichtet die Gemeinschaft aber, viel von ihrem eigenen Einkommen abzugeben. Da hatten die hart arbeitenden Menschen das Gefühl, ihnen wird auf der Nase rumgetanzt.

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:33

    d) Zu den 15€ Mindestlohn. (ZEIT)

    Fratzscher ist in seinem ökonomischen Populismus und Geschichtsvergessenheit nicht mehr ernstzunehmen. Der Staat ist kein guter Lohnsetzer. Er hat keine Ahnung, welcher Preis an den Märkten erforderlich und angemessen ist. Die Schäden des Mindestlohns zeigen sich längst: Die Arbeitszeiten gerade im unteren Einkommensbereich sind seit Einführung des Mindestlohns gesunken, die Einkommen (ohne staatliche Transfers) nicht gewachsen und die Anzahl der Aufstocke – angeblich ein zentrales Ziel des Mindestlohns – hat kaum abgenommen. Inzwischen hat im prekären Bereich eine weitere Segmentierung der Workforce stattgefunden. Die meisten Migranten finden keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, weil die Eintrittsbarrieren in Form des Mindestlohns viel zu hoch sind. Als Ökonom könnte Fratzscher das wissen.

    In den Achtzigerjahren gab es eine Situation, die der heutigen ähnelt. Der Aufschwung in den ersten Jahren der Kohlregierung trieb Löhne und Einkommen. Die Gewerkschaften handelten hohe Abschlüsse aus, bei denen insbesondere die unteren Tarifgruppen überproportional angehoben wurden. Das Ergebnis: Ende des Jahrzehnts war nicht nur die damals sogenannte Sockelarbeitslosigkeit deutlich gestiegen. Während immer mehr einfache Arbeiter keine Arbeit fanden, blieben die unteren Tarifgruppen bei den IG-Metall- und Verdi-Tarifen unbesetzt. Da einfache Beschäftigung aus dem Arbeitsmarkt gedrängt wurde, stieg die Produktivität schneller, was die Gewerkschaften zu weiteren hohen Lohnforderungen veranlasste.

    Das endete Anfang des Jahrtausends mit Massenarbeitslosigkeit. Die Arbeitsmarktreformen von Gerhard Schröder zielten genau darauf, untere Qualifikationsniveaus wieder in Arbeit zu bringen. Das gelang. Und spiegelbildlich zu den Achtzigern sank die Produktivität und wuchs der Niedriglohnsektor. Dieser ist nicht Ausdruck von unternehmerischem Geiz, sondern der vielen Menschen in Deutschland mit niedrigem Qualifikationsniveau. Sie können einfach keine höheren Löhne fordern. Tun das Politik oder Gewerkschaften für sie, bleiben sie arbeitslos.

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:38

    b) Zum Thema Ungleichheit vom letzten Vermischten. (Twitter)

    Bei den ärmeren Haushalten besteht das Vermögen mehr so aus Girokonto und Auto, bei den reicheren aus Häusern, Betrieben, Aktien.

    Das ist ja kein Naturgesetz.

    d) Zu den 15€ Mindestlohn. (ZEIT)

    Es sind die Finanzmärkte, die den Zollfanatiker Trump Mores lehren.

    • Stefan Sasse 14. Mai 2025, 08:19

      b) Arme Haushalte haben de facto kein Vermögen. Deswegen sind sie arm.

      • cimourdain 14. Mai 2025, 09:05

        Vorsicht, Einkommen (Armutsdefinition) und Vermögen sind zwei Paar Stiefel.

        • Stefan Sasse 14. Mai 2025, 13:46

          Naja, wenn du Bürgergeld beantragst wird dein Vermögen sehr relevant. Und wer arbeitet denn für Mindestlohn und hat ein Riesen Aktiendepot?

      • VD 14. Mai 2025, 11:05

        Das ist so nicht immer richtig.

        Es gibt z. B. Personen mit sehr geringen Einkommen, aber einem relevanten Vermögen, das kann z. B. ein älterer Mensch mit sehr geringer Rente sein, der aber ein Haus in Eigentum hat (kommt gar nicht so selten vor).

      • Stefan Pietsch 14. Mai 2025, 20:05

        Ich habe nur auf Deinen Link geantwortet. Warum verlinkst Du, wenn Du nicht zu der Aussage stehst?

  • Stefan Pietsch 13. Mai 2025, 22:41

    Nicht d) sondern j):
    j) Noch was zur Schwäche der Milliardäre. (FAZ)

  • Lemmy Caution 14. Mai 2025, 00:07

    zu a) super interessant auf mehreren Ebenen.

    Google schaffte irgendwann nicht mehr Nutzen seiner Kernkompetenz „Suche“, weil sie der Quest der Generierung von Einnahmen auf einen anderen Pfad brachte.
    Diese Lücke füllt nun chatGPT und ich nutze das genau so, als besser-als-google-Ersatz. Nicht mehr und nicht weniger.

    Während dessen sind wir bei der KI noch auf einer anderen Phase des Produktlebenszyklus, an dem die Phantasien noch dominieren, um den cach flow fließen zu lassen. Viele dieser Phantasien werden sich als so nicht realisierbar erweisen.

  • schejtan 14. Mai 2025, 09:45

    i) Nach den letzten Wahlen habe ich mich ja erstmal gefreut, dass die inkompetenten Chaos Torie weg waren. Und hab mir auch gedacht, dass so ein blasser Verwalter wie Keir Starmer als Kontrast tatsaechlich eine gute Sache ist.

    Mittlerweile wuensch ich mir die inkompetenten Chaos Tories fast schon zurueck.

  • Ralf 14. Mai 2025, 11:53

    zu 2) “Lager”

    Der Text ist ein eindringlicher Appell, „das Schlimmste für möglich zu halten“ – nicht aus Pessimismus, sondern aus politischer Wachsamkeit.

    Es ist eine unerträgliche Verharmlosung hier von “möglich halten” zu sprechen. Mit den Nationalsozialisten in Deutschland in manchen Umfragen als stärkster politischer Kraft in Deutschland sind “Lager” – für Deutsche, für Demokraten, für Anständige – nicht “möglich”, sondern extrem wahrscheinlich und vorhersagbar. Aus der Vergangenheit wissen wir sogar wie sie aussehen und funktionieren werden.

  • Erwin Gabriel 14. Mai 2025, 13:00

    @ Stefan Sasse

    5) Das Fast-Food-Problem des Sozialstaats

    Posener spricht einen sehr relevanten Punkt an. Gerade diese Kritik an dem, was durch die Sozialgemeinschaft abgedeckt wird, bezieht sich immer auf das, was man selbst nicht macht. Leute, die keinen Sport betreiben, haben wenig Verständnis dafür, Bungee-Jumping-Unfälle mitzubezahlen. Ich als Nichtraucher und Nichttrinker sehe eine Finanzierung von Raucherlunge und Alkoholleber auch eher als auslassbar. Und so weiter.

    So offensichtlich das ist, habe ich mir dazu nie Gedanken gemacht und mich (als Motorradfahrer) über risikofreudige Skifahrer, Raucher (war selbst mal einer) und Trinker geärgert.

    Aber ja, Du hast Recht. Danke für den Gedanken.

  • Ralf 14. Mai 2025, 14:00

    zu 4) “ Labor-Sieg in Australien”

    Langfristig ändern die Wahlen in Kanada und Australien nichts am mediengetriebenen Trend Rechtspopulisten und Rechtsextremisten in die Regierungen zu bringen. Einen “Trump-Backlash” hatten wir schon in der ersten Legislaturperiode des amerikanischen Präsidenten. Dort stürzte z.B. in den ersten Tagen des Trump-Chaos die führende rechtsextreme Partei in den Niederlanden gerade noch rechtzeitig vor der Wahl weit genug ab, um ihre Ergreifung der Macht zu verhindern. Erleichtert wurde international kommentiert, dass die Europäer Trump als Mahnmal begreifen, in sich gehen und sich vom Rechtsextremismus mit seinen einfachen Lösungen abwenden. Heute regieren in den Niederlanden die Rechtsextremisten. Die “Trump-Abschreckung” der Wähler existiert zwar und ist messbar. Aber sie ist transient und vergänglich. Die treibenden Faktoren hinter dem Erfolg der Rechtsextremen – die Medien und das Internet – sind hingegen permanent.

    • Thorsten Haupts 14. Mai 2025, 23:11

      Die treibenden Faktoren hinter dem Erfolg der Rechtsextremen …

      sind die Wähler der jeweiligen Länder selbst. Und wenn sie blöd sein wollen, dann wollen sie blöd sein. Es gibt mehr als hinreichend viele historische Beispiele, in denen selbst die jeweiligen Eliten sich strunzdumm verhielten. Es gibt keine Möglichkeit, Erwachsene vor sich selbst zu schützen.

      • Ralf 15. Mai 2025, 10:17

        Klar gibt es die Möglichkeit Erwachsene vor sich selbst zu schützen. Das war viele jahrzehntelange gelebte Praxis in der Bundesrepublik seit Ende des Zweiten Weltkrieges und genauso wurde es auch in jedem anderen westlichen Staat der Welt gehandhabt. Bis etwa Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre.

        • Stefan Sasse 15. Mai 2025, 10:21

          Ja. Wir können gerne diskutieren ob man das tun SOLLTE, aber OB man es kann steht außer Frage, in einem gewissen Rahmen jedenfalls.

          • Ralf 15. Mai 2025, 11:18

            Volle Zustimmung.

            Mit der Anmerkung dass es auch unstrittig ist, dass Medieninhalte früher aktiv gelenkt wurden – unabhängig davon, ob man die Lenkung moralisch richtig oder sachlich angemessen fand. Schließlich war genau diese Lenkung der Job von Redakteuren, Editoren und Moderatoren.

          • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 13:22

            Das, lieber Stefan, steht sehr wohl in Frage. Die Drogengesetze dien(t)en genau dem Zweck, Erwachsene vor sich selbst zu schützen, waren aber nach meiner Beobachtung weitgehend wirkungslos, wenn die Hasch- oder Marihuana-Zigarette selbst in professionellen Umfeldern gelebter Standard war (wie anderswo Kokain).

            Denn jedes Gesetz lebt davon, dass eine – sehr – grosse Mehrheit dieses Gesetz akzeptiert und beherzigt. Schon eine grosse gesetzlose Minderheit reicht völlig, ein Gesetz de facto ausser Kraft zu setzen.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Ralf 15. Mai 2025, 13:43

              Von der Motorrad-Helmpflicht über die Promillegrenze bis hin zu Geschwindigkeitsbeschränkungen oder dem Rauchverbot gibt es – gottseidank – zahlreiche gesetzlich mandatierte Einschränkungen, eben weil man sich erfahrungsgemäß nicht darauf verlassen kann, dass erwachsene Menschen von sich aus vernünftig und gemeinwohlorientiert handeln.

              • Stefan Sasse 15. Mai 2025, 14:32

                Korrekt. Das ist normalerweise ja auch Thorstens Ansicht.

              • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 17:25

                Von der Motorrad-Helmpflicht über die Promillegrenze bis hin zu Geschwindigkeitsbeschränkungen oder dem Rauchverbot gibt es – gottseidank – zahlreiche gesetzlich mandatierte Einschränkungen
                die alle im wesentlichen motiviert waren, Schäden für andere zu verhindern bzw. Kosten der Individualentscheidungen für die Gemeinschaft zu vermeiden oder zu verringern.

                • Ralf 15. Mai 2025, 18:04

                  Wo ist der Nutzen der Helmpflicht für die Allgemeinheit? Wie profitieren Mitbürger vom Rauchverbot auf Bahnsteigen, die draußen an der frischen Luft sind?

                  Aber im Grunde stimme ich Dir zu. Einschränkungen lassen sich nur in seltenen Fällen plausibel begründen, wenn sie lediglich das Individuum und nicht die Gesellschaft als Ganzes schützen. Und so ist es wenig erstaunlich, dass es bei den von mir geforderten Einschränkungen der Medien und des Internets NULL um das Individuum geht. Mein Argument orientiert sich AUSSCHLIESSLICH an den katastrophalen gesellschaftlichen Folgen dieser Instrumente. Folgen, die wir alle spüren.

                  Wenn Du Robinson Crusoe bist und völlig alleine auf einer einsamen Insel lebst, kannst Du hingegen meinetwegen den kompletten Tag nichts anderes machen als im Inselnet zu surfen.

            • Stefan Sasse 15. Mai 2025, 14:30

              Das ist einerseits korrekt, was die gesamte Wirksamkeit anbelangt. Aber selbst die Prohibition hat den Alkoholkonsum deutlich gesenkt (wenngleich mit Kollateralschäden, die eine Wiederholung des Experiments unattraktiv machen). Mein Punkt ist: auch wenn diverse Leute sich einer Regulierung entziehen, so hält sie doch viele ab. Nimm das Darknet. Kann ich da grundsätzlich rein, indem ich mir VPN, Tor und so zulege? Sicher. Betreibe ich den Aufwand? Die meisten nicht. Wäre der Scheiß frei verfügbar, wäre er viel verbreiteter.

              • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 17:27

                Schön. Du möchtest also, dass die gewählten Volksvertreter darüber entscheiden, wen ihr Souverän (das Volk) wählen darf, um ihren Souverän vor sich selbst zu schützen. Finde ich gut, ist dann der erste offene Schritt in Richtung Feudalismus.

                • Ralf 15. Mai 2025, 18:15

                  Schau nochmal ins Geschichtsbuch. Ich glaube, im Feudalismus gab es keine breite Beteiligung von Wählern, die sich zwischen Konservativen, Christsozialen, Sozialdemokraten, Liberalen, Grünen und einer demokratischen Linken entscheiden konnten.

                  • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 18:51

                    Einwand völlig irrelevant. Wenn die Diener des Staates entscheiden, was ihre Herren machen dürfen, sind die Diener die Herren und die Herren die Diener. Mehr muss man dazu nicht wissen.

                    • Ralf 15. Mai 2025, 19:34

                      Beschreib mal wo genau die Diener den Herren vorschreiben, wen sie aus dem breiten politischen demokratischen Spektrum, das von Konservativen über Christsoziale über Liberale über Sozialdemokraten über Grüne bis hin zu der demokratischen Linken reicht, zu wählen haben.

                    • Thorsten Haupts 15. Mai 2025, 21:48

                      Erneut völlig irrelevant. Sie möchten die Volksvertreter dem Volk vorschreiben lassen, was sie an Medien zu konsumieren haben und was ihnen verboten wird. Wegen gesellschaftlicher Folgen, die – ausschliesslich – die Summe individueller Entscheidungen mündiger Bürger sind. Die Diener sollen also darüber bestimmen, was ihre Herren hören, lesen oder sehen sollen.

                    • Ralf 16. Mai 2025, 00:06

                      Wie oben bereits beschrieben, verhalten sich die “mündigen Bürger” in ihrer Mehrheit weder vernünftig noch gesellschaftsdienlich. Ansonsten gäbe es gar keine Notwendigkeit für Helm- und Anschnallpflichten bei Kraftfahrzeugen, für Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr, für Promillegrenzen beim Autofahren etc.. Die Mehrheit unserer Gesetze könnte wegfallen, wenn das anders wäre und die Polizei könnten wir abschaffen. Leider leben wir nicht in dieser Traumwelt, sondern wir leben in der realen Welt und brauchen deshalb gesellschaftliche Leitplanken, die das Zusammenleben ermöglichen und unsere Zivilisation aufrechterhalten. Die gegenwärtigen Medien sind mit diesem Anspruch nicht kompatibel. Der Ruf nach staatlichem Handeln ist also folgerichtig.

                • Stefan Sasse 16. Mai 2025, 09:01

                  Nein…?

  • cimourdain 14. Mai 2025, 14:04

    l) Passend zum Thema: Was ist eigentlich aus der Arbeitszeiterfassung für Lehrer geworden ? Gibt es da Entwicklungen ?

  • cimourdain 14. Mai 2025, 15:37

    b) Kaufmann verlinkt eine Grafik, die auf vielen Ebenen missverständlich ist:
    i) Die Grundlage („X-Achse“) sind die Haushalte nach Einkommen, die Messgröße ist die Zusammensetzung der Vermögen.
    ii) die unterste Kategorie betrifft die gesamte untere Hälfte der Bevölkerung, was die Grafik für eine Armutsdebatte relativ wertlos macht
    iii) Durch die Normierung auf 100% ist komplett unklar, von welchen Zahlen wir eigentlich reden.

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