Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Aigentor?
In der Kolumne „Das Altpapier“ wird die Berichterstattung der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) über Hubert Aiwanger und deren möglichen Einfluss auf die Wahlen kritisch beleuchtet. Die Autoren diskutieren, ob die Zeitung mit ihrer Enthüllung eine politische Agenda verfolgt hat und ob dies zu einer Beeinflussung der Wahlen geführt hat. Dabei wird auf die Reaktion der Chefredakteure der SZ eingegangen, die betonen, dass sie Journalisten und keine Aktivisten seien. Es wird auch auf die mögliche Vorwurf einer Kampagne gegen Aiwanger eingegangen. Der Text stellt die Frage, ob die Veröffentlichung in dieser Form ein Fehler war und ob die SZ möglicherweise anfällig für politische Einflussnahme ist. Ein weiterer Aspekt behandelt die Medienlandschaft im Allgemeinen und weist darauf hin, dass einige Medien möglicherweise tendenziös arbeiten. Als Beispiel wird ein Beitrag des rechten Hetzportals „Nius“ zitiert, der die Grünen in einem stark negativen Licht darstellt. Es wird darauf hingewiesen, dass solche unethischen Praktiken die Glaubwürdigkeit der Medien untergraben können. Die Kolumne schließt mit der Betonung, dass seriöse Medien sich der Kritik stellen, Fehler eingestehen und korrigieren sollten. Dies werde als Unterscheidungsmerkmal gegenüber unseriösen Medien hervorgehoben. Der Vergleich zwischen der SZ und anderen Medien wie „Nius“ verdeutlicht die Bedeutung von ethischer Berichterstattung und Transparenz in den Medien. (Ralf Heimann, MDR)
Wie Ariane und ich im Podcast ja besprochen haben, glaube ich nicht, dass rechtspopulistische Bewegungen für Skandale empfänglich sind. Natürlich muss Berichterstattung sauber sein, möglichst wenig Angriffsfläche bieten etc., weswegen die Vermengung der SZ eines geplanten Aiwanger-Porträts mit den Recherchen über den Skandal sicherlich ein Fehler war. Aber die Unterschiede zwischen einem grundsätzlich seriös arbeitenden Medium wie der SZ und einer Propagandaschleuder wie Reichelts „Nius“, die Heimann hier betont und über die ich im letzten Vermischten auch sprach, sind bedeutsam. Handwerkliche Fehler sind das eine, aber die SZ arbeitet grundsätzlich sauber. Auch das Neutralitätsverständnis, von dem Heimann spricht, ist bedeutsam; ich empfehle den Artikel zur gänzlichen Lektüre.
2) How criminalisation is being used to silence climate activists across the world
Die Guardian-Untersuchung zeigt, dass weltweit eine wachsende Anzahl von Ländern Anti-Protest-Gesetze erlässt, um Klimaaktivisten zum Schweigen zu bringen. Klimaexperten und UN-Vertreter warnen vor einem drastischen Vorgehen einiger Regierungen gegen Menschen, die friedlich Alarm schlagen. Um Umweltschützer zu kriminalisieren, werden oft vage Anklagen wie Subversion, illegale Vereinigung, Terrorismus und Steuerhinterziehung verwendet. Der Artikel betont, dass dies eine globale Entwicklung sei und auf ähnliche Weise in Ländern von Kanada bis Indien, Deutschland bis Chile stattfindet. Besonders alarmierend sind die drakonischen Maßnahmen in Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich. Dort werden Aktivisten wegen angeblicher Verbrechen wie Denkmalschändung, Sabotage und extremistischer Aktivitäten angeklagt. Der Artikel hebt hervor, dass die Kriminalisierung von Umweltverteidigern Teil einer Taktik ist, die von Regierungen und Unternehmen verwendet wird, um soziale Bewegungen zu schwächen und von drängenden Umweltproblemen abzulenken. Experten warnen vor einer gefährlichen Eskalation und einem weltweiten Trend zur Kriminalisierung von Klimaaktivisten. (Nina Lakhani/Damien Gayle/Matthew Taylor, Guardian)
Mir scheint dies auf Seiten demokratischer Staaten vor allem eine Überreaktion zu sein. Das bestehende Strafrecht würde eigentlich völlig ausreichen, um mit Phänomen wie (in Deutschland) der Letzten Generation fertigzuwerden, aber der Medienhype um die Gruppe und das klare Feindbild macht sie unwiderstehlich für Law&Order-Politik. Und die führt eigentlich immer zu Überreaktionen und Bürgerrechtsverletzungen. Ich will gar keine größeren Motive als das unterstellen; der etwas verschwörerische Sound von einer Art konzertierten Aktion von Unternehmen und Politik gegen Klimaaktivismus scheint mir hier übers Ziel hinauszuschießen. Wir haben dergleichen ja bei Castotransporten, der Waldbesetzung, in Lützerath etc. immer wieder gesehen, das ist nichts Neues. Anders verhält es sich in anderen Teilen der Welt, wo üblicherweise massive staatliche und private Repression (in Tandem) hinzukommt. Mir fielen als Beispiel die Repression gegen Regenwaldschützer*innen in Brasilien ein, vor allem unter Bolsonaro.
3) ‘Mission impossible’? Antony Blinken seeks restraint as Middle East sabres rattle
Es scheint, als stecke Antony Blinken in einer heiklen Situation, in der er Israel vor einem erwarteten Angriff auf den Gazastreifen unterstützen und gleichzeitig zur Zurückhaltung ermahnen muss. Bei seinem Besuch in Tel Aviv betonte er Israels Recht zur Selbstverteidigung, warnte jedoch auch vor Schritten, die den Kriegsgesetzen widersprechen. Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft sich, und Bemühungen, eine humanitäre Korridor durch Israel und Ägypten zu schaffen, stoßen auf Widerstand. Blinkens Mission wird noch schwieriger, wenn er arabische Verbündete wie Jordanien, Katar und Saudi-Arabien besucht. Die USA versuchen, einen regionalen Konflikt zu verhindern, aber die Spannungen sind hoch. Die Herausforderung besteht darin, Israels Aktionen zu unterstützen, während man gleichzeitig auf eine Deeskalation drängt und arabische Partner zur Zurückhaltung bewegt. (Felicia Schwartz, Financial Times)
An diesem Beispiel kann man mal wieder sehen, wie wichtig es ist, „adults in the room“ zu haben. Mit einem Amateurteam wie dem Personal der Trump-Administration passiert so unglaublich viel mehr Unsinn, als es mit den Profis der Biden-Administration der Fall ist. Restraint scheint deren Leitstern gerade zu sein, was angesichts des Irrsinns, der aus republikanischen Kreisen gerade wieder hervorblubbert (Iran angreifen, alle Ukrainehilfen zugunsten Israels stoppen und so weiter), eine wohltuende Abwechslung ist. Wir sollten alle beten, dass Biden 2024 wiedergewählt wird. Davon abgesehen glaube ich aber nicht, dass die USA viel Einfluss auf die Situation im Nahen Osten haben. Auf die arabischen Staaten haben sie ohnehin praktisch keinen Einfluss, und Israel wird tun, was Israel tun will. Deren innenpolitischer Druck ist wesentlich stärker als alles, was die USA aufbieten können und wird neben den ohnehin vorhandenen strategischen Prämissen der IDF entscheidend dafür sein, wie sie auf Gaza reagieren (siehe auch Resterampe l) zu dem Thema).
4) Die Fake News der Julia Klöckner: Unehrlichkeit als roter Faden einer Karriere
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner verbreitete auf Twitter falsche Informationen über Zahnarztkosten von Asylbewerbern, basierend auf einer Falschmeldung des „Spiegel“. Obwohl der „Spiegel“ den Fehler korrigierte, hat Klöckner ihren falschen Tweet nicht gelöscht oder korrigiert. Dies ist nicht das erste Mal, dass Klöckner der Verbreitung von Unwahrheiten beschuldigt wird. In der Vergangenheit wurden ihr Falschaussagen zu verschiedenen Themen vorgeworfen, darunter auch von anderen Politikern und Medien. Klöckner reagierte oft nicht auf Anfragen und bleibt bezüglich ihrer falschen Behauptungen schweigsam. Dieses Verhalten führt zu Kritik an ihrer Ehrlichkeit und Transparenz in der politischen Debatte. (Sebastian Leber, Tagesspiegel)
Ich habe mich in ihrer Zeit als Ministerin nie groß mit Julia Klöckner beschäftigt, aber es ist schon echt krass, was für eine Serie von Lügen und Fake News sie völlig unbeeindruckt von irgendwelchen Reaktionen raushaut. Ich verstehe bei solchen Leuten die dahinterstehenden Dynamiken auch nicht wirklich. Wäre sie ein der AfD, bei den Tories oder eine Republican, würde ich sofort verstehen, was sie tut, weil das da Parteilinie und -strategie ist. Aber bei der CDU? Mich würde total interessieren, ob sie damit innerhalb ihrer Fraktion isoliert ist und quasi so ein Crank ist, den man halt erträgt, oder ob sie eigene Netzwerke hat. Weiß da jemand was dazu?
5) Die Schändung des Safe Space
Die Kolumne thematisiert das Massaker der Hamas an Israelis und die Sympathie, die sie dennoch in Teilen der deutschen Gesellschaft findet. DEr Autor stellt die Frage, warum dies so ist, und identifiziert zwei Hauptgründe. Erstens gelingt es der Hamas, sich als Anwalt der Palästinenser zu inszenieren, obwohl sie in Wirklichkeit gegen die PLO ist und den Gazastreifen in ein Terrorcamp verwandelt hat. Zweitens wird der ideologische Erfolg der Hamas durch den „Postkolonialismus“ unterstützt, der Israel als Unterdrücker betrachtet und sich auf einfache antagonistische Dichotomien stützt. Der Autor kritisiert diese Denkweise und ihre Auswirkungen auf das Verständnis für islamistischen Totalitarismus und Antisemitismus in Deutschland. (Bernd Rheinberg, Salonkolumnisten)
Im Umgang mit dem arabischstämmigen Antisemitismus sehen wir gerade die Kulmination von unglaublich aufgeladenen Themen. Es ist völlig richtig, dass das Außenministerium unter Nancy Faeser im Endeffekt angesichts dieser Thematik geschlafen hat; ich bezweifle allerdings, dass der Eindruck unter der vorherigen Administration ein besserer gewesen wäre. In meinen Augen kommt das von einem generellen Unbehagen auf Seiten der Progressiven, das zu thematisieren, weil es gleich ein Einfallstor für antimuslimische Ressentiments darstellt – eine Verbindung, die von rechtspopulistischer Seite ja auch explizit gezogen wird, wie man an der CSU, die Antisemitismus als „importiertes Problem“ bezeichnet, gut sehen kann. Und das Blöde ist: das ist ja grundsätzlich für diese Thematik richtig, das ist ein importieres Problem. Nur schwingt da immer gleich der Sound mit, dass es NUR ein importiertes Problem sei, als wäre Antisemitismus in Deutschland darauf angewiesen, auf dem Rücken arabischstämmiger Eingewanderter herzukommen. Das sagt die CSU natürlich nicht, aber das Missverständnis ist quasi angelegt.
Ich glaube, das erklärt das In-Knoten-Drehen von Argumentationenen wie der von Saskia Esken. Die hat ja grundsätzlich auch Recht, aber jede Nuance geht in dieser Debatte schnell unter und wird (wie bei der CSU) gerne absichtlich missverstanden. Die ganze Debatte leidet einfach unter vielen Bad-Faith-Interpretationen, der Aufgeladenheit der Situation und der gleichzeitigen Sensibilität des Themas und nicht zuletzt unter zahlreichen Verletzungen der Diskurse in der Vergangenheit, auf beiden Seiten (Vorwürfe gegen das rechte Spektrum, bei Hinweisen auf migrantische Kriminalität oder Extremismus rassistisch zu sein, Vorwürfe gegen das linke Spektrum, genau davor bewusst die Augen zu verschließen).
Ein letzter Aspekt ist das Problem mit der Politisierung der Gegnerschaft zu Postkolonialismus. Das entwickelt sich gerade zur nächsten rechten Masche, was dem Diskurs nicht eben zuträglich ist. Denn postkoloniale Studien sind wichtig für das Verständnis der Kolonialgeschichte und dem, was später in den Regionen passiert ist, sind aber gleichzeitig eben AUCH ein Hort für Positionen, die nicht gerade unproblematisch sind, milde ausgedrückt (siehe den im Fundstück verlinkten Artikel für Beispiele). In all diesen Debatten gerät man super schnell in parteipolitisch aufgeladene Kampagnen.
Resterampe
a) Umwelthilfe scheitert mit Klage gegen BMW. Völlig zurecht.
b) Chartbook X Unhedged Debating Multipolarity. Superspannende Debatte.
c) Man kann mal was Positives über die Letzte Generation sagen!
d) Wer sich für Max Weber interessiert, wird sicherlich diese Rezension eines Essays in der ZEIT lesen wollen.
e) Alex Clarkson hat was über Ägyptens Situation im Gazakrieg.
f) Ein weiteres Beispiel aus der Serie „Lügen mit Zahlen“ in der Migrationsdebatte. Friedrich Merz spricht von 300k Leuten, wo es in Wahrheit etwa 20k sind.
h) Zauberlehrlinge. Ich hab das schon vor Langem gesagt.
i) Habeck schlägt als einziger eine sinnvolle Wirtschaftspolitik vor.
j) Siehe zu i) auch das hier.
k) Für historisch Interessierte ganz cool: Bericht über die Erschaffung des digitalen mittelalterlichen Bagdad für Assassin’s Creed.
l) Was, wenn es eine Falle ist? Ich hätte ehrlich gesagt gerne Antworten auf die rhetorischen Fragen.c
m) Absolut lesenswerter Rant in der FAZ gegen Richard David Precht.
n) Die unterschiedliche Einschätzung der potenziellen Gewinne eines Tempolimits je nachdem, welche Regierung an der Macht ist, ist beachtlich.
o) Spannende Deutung von Tusks Wahlsieg.
(l – Was, wenn es eine Falle ist?)
Das strategische Denken von perversen Gewalttätern wie der Hamas wird im Westen gern überschätzt und die Israelis sind keine Volltrottel, wenn es drauf ankommt. Was in 3-5 Jahren das Ergebnis des Terrorangriffs sein wird, konnte auch vor 2 Wochen die Hamas nicht vorhersagen. Vielleicht hat sie angesichts der Abraham Accords einfach kalte Füße bekommen? Ob sie mit einer derartig massiven Intervention der Amerikaner gerechnet hat, ist ebenfalls fraglich. Zwei Flugzeugträgergruppen, wer hätte sowas auf dem Schirm gehabt?
Gut möglich, dass die Israelis nun auch einen sehr langem Atem haben und Gaza nach dem Modell des Westjordanlandes Stück für Stück separieren und unter moderate Selbstverwaltung stellen. Das wäre das Ende der Hamas.
Danke!
Das strategische Denken von perversen Gewalttätern wie der Hamas wird im Westen gern überschätzt und die Israelis sind keine Volltrottel, wenn es drauf ankommt.
Wieso glauben Sie das? Zumindest war die Hamas mit ihrer bisherigen Strategie wesentlich erfolgreicher als die Fatah. Sie kontrollierten bis letzte Woche ein zusammenhaengendes Gebiet, hatten durch verschiedene Terror-Attacken den Abzugs der Israelis aus Gaza bewirkt, sowie tausenden Haeftlinge freigepresst.
Die Hamas hat die Angriffe vor 2 Wochen offensichtlich Jahre lang vorbereitet, Raketen gehortet und sich vermutlich strategisch beraten lassen. Niemand weiss, wie sich die Lage entwickelt, aber es ist offensichtlich Bewegung in die Situation gekommen und zwar zu Gunsten der Interessen der Hamas. Die Unterstuetzung in der arabischen Welt waechst mit den Vergeltungsmassnahmen Israels und wird noch mehr wachsen, mit einer Bodenoffensive. Verhandlungen zwischen Saudi-Arabien und Israel sind erstmal auf Eis gelegt, die Unterstuetzung der Palestinensern wird sich festigen und die Reihen der Israel-Gegner werden sich schliessen.
Sie kontrollierten bis letzte Woche ein zusammenhaengendes Gebiet, hatten durch verschiedene Terror-Attacken den Abzugs der Israelis aus Gaza bewirkt, sowie tausenden Haeftlinge freigepresst.
Und all diese „Erfolge“ haben sie in ein paar Stunden zunichte gemacht. Wirklich brillant, erinnert ich mich von der strategischen Weitsicht her an das Genie Putin.
Zustimmung, jetzt bitte nicht auch noch die Hamas zu 4D-Schachspielern verklären.
Würde hier auch auf das ägyptische Interview verweisen, wo direkt gefragt wurde, was die Hamas denn gedacht hat, wie Israel reagiert und was nicht beantwortet wurde.
https://www.rnd.de/politik/nahost-konflikt-al-arabija-interview-mit-hamas-mann-wollen-sie-sich-entschuldigen-P2KRBEHLVZNEJB4QH26H7BIAIY.html
Zustimmung, jetzt bitte nicht auch noch die Hamas zu 4D-Schachspielern verklären.
Nein! Aber so zu tun, als wenn da nur Psychopathen ueber die Grenze sind um aus reiner Mordlust Zivilisten umzubringen, wird der Sache sicher auch nicht voll gerecht. Das die Hamas-Fuehrung ueber die Motive schweigt ist doch auch nicht verwunderlich.
Ein Großteil des Hamas-Mobs ist psychisch sicher schwer gestört, anders sind ihre Taten überhaupt nicht zu erklären. Und was sollte bitte das strategische Ziel der Hamas sein? Sie kann nur gegen Israel existieren. Sollte sie jemals obsiegen, hat sie keine große Zukunft, d.h. diese Organisation hat einen eingebauten Catch-22. Im Grunde kann sie nur versuchen, den Konflikt am Köcheln zu halten. Und sogar das hat sie jetzt versemmelt.
Nein, wie die meisten Terrorregimes hat sie überhaupt kein Bild der Zukunft. Aber gewalttätigen Monstern unterstellen wir immer gern den großen Plan, wir haben es zuletzt bei Putin gesehen.
[…] Und was sollte bitte das strategische Ziel der Hamas sein? Sie kann nur gegen Israel existieren. Sollte sie jemals obsiegen, hat sie keine große Zukunft. […] Nein, wie die meisten Terrorregimes hat sie überhaupt kein Bild der Zukunft.
Das ist genauso ein Quatsch wie zu behaupten, die Polizei tue nichts gegen Kriminelle, um sich nicht selbst abzuschaffen – voelliger Kaese. Jede Terror-Organisation hat ein Ziel. Terror ist Methode, kein Ziel. Es mag sein, dass Hamas noch immer die alten Ziele verfolgt, also die Zerstoerung von Israel und die Errichtung einer islamischen Theokratie. Diese Ziele wuerden die doch nicht aufgeben, nur weil die dann als Terrororganisation bedeutungslos waeren. Die Hamas hat ja auch einen politischen Arm und organisiert die ganze Administration in Gaza.
„Ein Großteil des Hamas-Mobs ist psychisch sicher schwer gestört, anders sind ihre Taten überhaupt nicht zu erklären.“
Butscha, Srebrenica, Ruanda – alles nur Psychopathen? Und das sind ja nur die letzten dreißig Jahre einer Menschheitsgeschichte, die eine Unzahl ähnlich grausiger Geschehnisse aufweist.
Seit ich festgestellt habe, daß 5/6 der Teilnehmerschaft einen höheren Dark Factor als ich hat, ist meine Skepsis gegenüber den moralischen Hemmungen von „Durchschnittsmenschen“ gewaltig gewachsen.
https://qst.darkfactor.org/
Butscha, Srebrenica, Ruanda – alles nur Psychopathen?
ISIS würde ich auch noch nennen, weil ich fürchte, die schlimmsten Gräueltaten gehören zum „Konzept“, so widerlich das ist.
Und ich denke, man muss akzeptieren, dass mehrere Sachen gleichzeitig wahr sein können, da ist nicht einfach ne Gruppe Psychopathen ausgebrochen, das war schon eine geplante Aktion.
Das ist aber noch was anderes als ein strategischer Masterplan, der ne Bodenoffensive, zwei Flugzeugträger und die Laune der Ägypter oder sonstwas mit einberechnet.
Die „Falle“ um auf den Ursprungsartikel zurückzukommen, ergibt sich von selbst, weil man Terrororganisationen nicht wie eine feindliche Armee bekämpfen kann (und will). Dieses Dilemma ergibt sich von selbst – ganz egal was die Hamas davon hält oder nicht.
Ich war gerade auf der Website unter dem Link. Von allgemein verbreiteter Rachsüchtigkeit oder der Bereitschaft zur (nicht näher definierten) Anwendung schmutziger Tricks zum Erreichen von Zielen auf die Bereitschaft normaler Menschen (bei uns) zu Massenmord, Massenvergewaltigung und Babyschlachtung zu schliessen, wäre mir allerdings eher nicht eingefallen, aber jedem das seine. Meistens lernt man am meisten über Menschen über das, was sie (ohne handfeste Belege) anderen unterstellen.
Gruss,
Thorsten Haupts
„…normaler Menschen (bei uns)…“
Was ja sogar der Buchtitel einer historischen Untersuchung war:
https://www.amazon.de/Ganz-normale-M%C3%A4nner-Reserve-Polizeibataillon-Endl%C3%B6sung/dp/3499608006
Yup. Und das war schon immer Blödsinn – zu dem Zeitpunkt, als „ganz normale Menschen“ ganz normale Greueltaten begangen, war das nach den Vorgaben und dem Vorleben der damaligen Funktionseliten tatsächlich normal geworden, es hatte eine gewaltige Umschichtung aller Werte und Normen stattgefunden. Selbstverständlich kann man das mit Menschen machen – mit nahezu allen Menschen – aber der Rückschluss, ganz normale Menschen würden von heute auf morgen zu Massenmördern bleibt trotzdem unzulässig. Nach meinem Kenntnisstand verbargen selbst die Nazis vor der breiten Bevölkerung ihre Holocaust- und Euthansaie-Programme bis zum letzten Kriegstag.
Gruss,
Thorsten Haupts
„…war das nach den Vorgaben und dem Vorleben der damaligen Funktionseliten tatsächlich normal geworden…“
„Nach meinem Kenntnisstand verbargen selbst die Nazis vor der breiten Bevölkerung ihre Holocaust- und Euthansaie-Programme bis zum letzten Kriegstag.“
Das schließt sich gegenseitig aus.
Nein. Die Funktionseliten wurden gezielt informiert, die Bevölkerung gezielt in ambivalentem Halbwissen gehalten. Man musste es allerdings nicht wissen WOLLEN. Und das wollten viele. Vor allen nachträglich.
Das schließt sich gegenseitig aus.
Nein. Es zeigt nur, dass selbst 9 Jahre Verbrecherherrschaft, 9 Jahre massenmediale Indoktrination plus ein Krieg nicht ausreichten, die Bevölkerung nach Beurteilung der Funktionseliten hinter einen Massenmord zu bringen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich fürchte, das ist unrealistisch. Die Zeit arbeitet gegen Israel, das durch die Geiseln und die Rücksicht auf die Zivilbevölkerung militärisch gehemmt ist. Die Gegenseite und ihre Verbündeten haben keinerlei moralische Skrupel.
Das Ziel, die Hamas zu beseitigen, ist fraglich – zu eng ist die Verzahnung mit der Gesellschaft dort. Die Erziehung der Kinder zum Hass auf Juden blieb nicht folgenlos. International ist viel Stimmung gegen Israel, auch in westlichen Ländern (Harvard-Studenten: „Post-kolonialies Projekt beenden“). Beschämend und bestürzend, dass Linke und „Woke“ da mitmachen.
auch in westlichen Ländern (Harvard-Studenten: „Post-kolonialies Projekt beenden“). Beschämend und bestürzend, dass Linke und „Woke“ da mitmachen.
Jep, wenn man ins Ausland guckt (Harvard, London etc) glaub ich, dass wir da in Deutschland fast noch Glück haben, ich finde das auch erschreckend. Obwohl das hier auch immer mal wieder hochblubblerte (ich glaub bei der Documenta?). Da geb ich Kning aber recht, das kam oft nicht über ein Hintergrundrauschen hinaus, was ich für einen Fehler halte.
Ich finds aber echt schwer einzuschätzen, das wirkt auf mich, als wenn die alle „Israel“ hören und mit ihren „free palastine“-Flaggen loslaufen, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht.
Und – meine persönliche Vermutung – ich glaube, dass es da auf linksgrünversiffter Seite tatsächlich einen blinden Fleck gibt, der ausblendet, dass die Geschichte nicht damit aufhört, ein Opfer von Unterdrückung, Armut, Marginalisierung, etc. zu sein.
Das mag ja alles sein und ich finde es auch hilfreich, diese Strukturen zu analysieren, nur enthebt das diese Opfer von Unterdrückung, Armut, Marginalisierung ja nicht von ihrem freien Willen und ihrer Verantwortung für das eigene Leben.
Und wenn man anfängt, irgendwelche Gräueltaten damit zu rechtfertigen, ist man aber schon mal ganz falsch abgebogen.
„….mit ihren „free palastine“-Flaggen loslaufen, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht.“
Angeblich (subjektiv?) aus Solidarität mit Unterdrückten.
Dabei hätte Gaza ein „Doha am Mittelmeer“ werden können – wären die Hilfsgelder nicht in Raketen und Tunnelbauten gesteckt worden.
Das Denken ist offenbar ausgeschaltet oder durch Judenhass überdeckt. „From the River to the Sea“ heißt doch nichts anderes, als dass Israel als Staat ausgelöscht werden soll – mit seinen Menschen. Da wird ein zweiter Holocaust propagiert.
Wenn Grundschüler in ihren Erdkundebüchern den Staat Israel unkenntlich machen, dann wissen sie ganz genau, was sie tun. Dies zu verharmlosen ist genau diese unentschuldbare Naivität, die wir uns viel zu lange gegenüber Migranten leisten.
Man muss sich das bildlich vorstellen, um die auch hier wieder zur Schau gestellte Naivität zu demaskieren. Da betrachtet sich ein hier geborener und aufgewachsener Neunjähriger eine auf zwei Seiten gedruckte Karte mit rund 200 Ländern, in denen er noch nicht gewesen ist. Dann nimmt er seinen Filzstift, geht an die Stelle wo die meisten auch im im Erwachsenenalter den Staat Israel nicht finden würden und schwärzt die Stelle.
Und der soll nicht wissen, was er da tut?
Wenn das ein Grundschüler ist weiß der sicher nicht, was er tut. Aber das meinst du natürlich nicht.
Ich war nicht besonders gut in Erdkunde. Doch was mich gepackt hatte, war die Darstellung des Amazonas und die Abholzung des Regenwaldes (sic!, Thema von 1977). Ich weiß nicht mehr, ob ich damals schon hätte Israel auf der Landkarte zeigen können. Aber wo Brasilien lag und wie der Verlauf des Amazonas ist, das wusste ich schon im reifen Alter von 9 Jahren.
Hätte ich damals ein Land im Schulbuch durchgestrichen, könnte ich mich mit Sicherheit noch heute, bald 40 Jahre danach, erinnern. Will sagen: So etwas passiert nicht einfach. Wenn ein Neunjähriger eine solch emotionale Beschädigung seines Schulbuches vornimmt, weiß er genau, was er da tut. Er ist umfangreich von seinen Eltern indoktriniert, er weiß um die Symbolik und was das Ziel des Ganzen ist.
Das meine ich auch nicht. Mein Punkt ist: wenn ein Neunjähriger Israel durchstreicht, weiß er nicht, warum er das tut. Er hat es beigebracht bekommen. Ich sehe die Schuld nicht beim Kind, sondern bei dem Umfeld, dass ihm solchen Dreck beibringt.
Natürlich. Ich bin weit davon entfernt, Neunjähriger für voll geschäftsfähig zu erklären. Allerdings wird der Balg das auch mit 10 und 13 machen, wenn er es schon mit 9 Jahren macht.
Und mit 18. Und spätestens dann hat die gesamte Gesellschaft ein veritables Problem.
Genau! Mein Punkt ist nur der, dass da die Erwachsenen das Problem sind; die Kinder sind letztlich Opfer.
Ja. Damit wären wir genau bei dem blinden Fleck, den Progressive sich zu sehen weigern. Und die Mitte der Gesellschaft sieht’s vielleicht, will aber jedenfalls nichts unternehmen.
Ja.
Natürlich lassen sich Kinder nicht zu Tätern erklären. Nur, was machst Du mit dem Neunjährigen? Ist er 18, ändert sich die Sachlage.
Erziehung bedeutet zu korrigieren. Da versagt die Schule, wenn sie die Eltern nicht für den Sachschaden wie den gepredigten Hass in Regress nimmt. Und da endet möglicherweise unser Konsens.
Völlig bei dir. Nur: die Schule kann die Eltern nicht in Regress nehmen, dafür fehlen schlichtweg die gesetzlichen Grundlagen, die du ihr vermutlich auch nicht geben willst. Aber keine Ahnung, wie sich das lösen lässt.
Allerdings.
Kommt natürlich auf die Definition von „Erfolg“ an, ja…
zu 5
Zum Thema importierten Antisemitismus versus heimischen Antisemitismus
Nach meiner Beobachtung gibt es hier schon einige Unterschiede: Der heimische Antisemitismus beschäftigte sich mit den Angriff auf jüdische Symbolik. Es ist noch gar nicht lange her, da konntest Du mit einem zünftigen Judenwitz am Stammtisch noch die Lacher für Dich gewinnen und der ein oder andere jüdische Grabstein wurde geschändet. Er richtete sich in erste Linie auf Sachgegenstände und Symbolik. Das macht es für die BEtroffenen nicht weniger schlimm, aber in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, war das ein Nebenrauschen, ein paar verirrte Spinner, die eben auf die schiefe Bahn geraten waren.
Der importierte Antisemitismus ist deutlich handfester: Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens, Zerstörung ihrer Einrichtungen. Hier sind wir viel klarer in der Wahrnehmung der Straftat und die Täter sind „die anderen“, insofern ist die Wahrnehmung hier deutlich größer.
In meinen Augen ist es aber auch ein Bildungsproblem: Die Migranten kommen aus Länden, in denen Israel häufig der Feind ist, in dem man seit Kindesbeinen entsprechend indoktriniert wird. In Deutschland findet jüdische Geschichte im Unterricht seine Abbruchkante 1945 mit dem Ende der Shoa. Bildung über den Nahost-Konflikt: Special Interest Thema. Dabei ist es so wichtig diese Komplexität vermittelt zu bekommen.
Ich merke das in der Berichterstattung: Israel wird vorgeworfen Mauern um Gaza und Teile des Westjordanlands gebaut zu haben. Leider wird aber nicht erwähnt, dass Menschen davor nicht in Tel Aviv in ein Café oder Bus steigen konnten ohne die ständige Angst Opfer eines Bombenanschlags zu werden. Dem Bürger wird hier nicht die Komplexität zugemutet, um den Konflikt zu verstehen. Die Siedlungspolitik ist ein Desaster: Unerwähnt bleibt aber auch, wie gespalten diese Politik innerhalb der israelischen Gesellschaft ist.
Grundsätzlich finde ich aber ein Bekenntnis von Migranten zu Israel als Forderung der Union erstmal in Ordnung – denn es ist ja nun einmal so, dass Kritik an Israel in Deutschland anders gehandhabt wird, als bspw. in anderen liberalen Demokratien Europas. Es braucht klare Signale: Wenn Du das Existenzrecht Israels in Frage stellst, dann möchten wir dich in dieser Gesellschaft nicht haben. Ich finde das ist ein legitimes Interesse. Mir ist aber auch bewusst, wie schwierig es ist, das durchzusetzen.
Guter Punkt.
Stimme ich dir grundsätzlich zu, allein: das braucht auch Interesse.
Das ist aber natürlich auch kein „Wissen“ bzw. „Bildung“, sondern bereits Bewertung. Da kommst du in einen krassen Graubereich.
Finde ich auch völlig ok.
@ Stefan Sasse
(Sorry – rechthaberische) Ergänzung meinerseits: In dieser Situation kannst Du sehen, was wirklicher Hass ist und wo er hinführt. Ein Rant gegen Grüne wie von Stefan Pietsch kannst und darfst Du nicht in die gleiche Schublade packen.
Du hast inzwischen aufgehört, diesen Begriff so zu benutzen. Finde ich gut; danke!
*Kusshand*
@ Kning4711 24. Oktober 2023, 09:37
5) Die Schändung des Safe Space
Der importierte Antisemitismus ist deutlich handfester …
Zustimmung!
Dass wir auch ohne Palästinenser Anti-Semitismus haben, ist mir klar. Und ja, der kommt eher versteckt daher. Man passt schon auf, wo man was sagt, ist sich also hierzulande durchaus im Klaren darüber, dass das „Pfu ba“ ist.
Der importierte Antisemitismus ist anders; ofenkundige Freude und Stolz auf eine unglaubliche Greueltat, ein Feiern von Abschlachten anderer Menchen mit einer berauschenden Freude, die südeuropäische Mitmenschen nicht mal beim Gewinn der Fußball-WM auf die heimischen Straßen bringen. Ich habe JEDE Sympathie für ALLE Palästinenser verloren.
Die Migranten kommen aus Länden, in denen Israel häufig der Feind ist, in dem man seit Kindesbeinen entsprechend indoktriniert wird.
Mag sein, interessiert mich aber nicht (mehr) die Bohne. Solche Menschen sollen dahin zurückkehren, wo sie hergekommen sind. Auch wenn da Mord und Totschlag herrscht; scheinen sie ja irgendwie drauf zu stehen.
Ich merke das in der Berichterstattung: Israel wird vorgeworfen Mauern um Gaza und Teile des Westjordanlands gebaut zu haben.
Nun ja, sie haben sie nicht auf der Grenze gebaut, sondern teilweise auch so durch palästinensisches Gebiet gezogen, dass dort Dörfer oder Olivenplantagen zerstört und abgerissen wurden.
Leider wird aber nicht erwähnt, dass Menschen davor nicht in Tel Aviv in ein Café oder Bus steigen konnten ohne die ständige Angst Opfer eines Bombenanschlags zu werden.
Ja, absolut zutreffend. Wenn mir einer auf die Nase haut, zeige ich ihn nicht an – ich haue erst mal zurück. Eine natürliche Reaktion, sich zu wehren. Wenn mir dann jemanand erklärt, dass ich fester zugeschlagen habe, juckt mich das nicht die Bohne; ich hätte nichts gemacht, hätte der andere nicht angefangen.
Wie konfus und kompliziert die Geschichte von der Gründung Israels auch abgelaufen ist – meine Einschätzung ist, dass die Israelis in Ruhe leben wollen. Sie wollen die Palästinenser oder gar die Araber nicht vernichten, andersherum sieht es da schon anders aus.
Es braucht klare Signale: Wenn Du das Existenzrecht Israels in Frage stellst, dann möchten wir dich in dieser Gesellschaft nicht haben.
Zustimmung!
@ Stefan Sasse
Hier wurde ja schön öfter zum Thema Einwanderung der Aspekt „Leit-Kultur“ diskutiert. Hier haben wir mal ein konkretes Beispiel dafür, was u.a. darunter fällt. Und vielelicht verstehst Du jetzt meinen Standpunkt, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis wir sagen könne, „wir haben es geschafft“, etwas besser.
Für mich sind die Reaktionen der arabischen Migranten unerklärlich. Sie kamen zu uns, um Gewalt zu entkommen, und feiern genau das, so wie es gegen die Israelis geht. Ob sie etwas für diese Konditionierung können doer nicht – diese Leute haben hier NICHTS zu suchen. Und nein, wir sind nicht in der Pflicht, sie zu besseren Menschen zu machen. Wir sind nur in der Pflicht, diese Gewaltverherrlicher wieder loszuwerden.
Wenn mir einer auf die Nase haut, zeige ich ihn nicht an – ich haue erst mal zurück. Eine natürliche Reaktion, sich zu wehren. Wenn mir dann jemanand erklärt, dass ich fester zugeschlagen habe, juckt mich das nicht die Bohne; ich hätte nichts gemacht, hätte der andere nicht angefangen.
Damit haben Sie den Nahost-Konflikt auf den Punkt gebracht. Ich denke, sehr viel Israelis UND Palästinenser sehen das genauso.
meine Einschätzung ist, dass die Israelis in Ruhe leben wollen. Sie wollen die Palästinenser oder gar die Araber nicht vernichten, andersherum sieht es da schon anders aus.
Die allermeisten Menschen wollen in Ruhe leben. Der Unterschied zwischen Palästinensern und Israelis ist, dass letztere eine funktionierende Zivilgesellschaft haben und einen funktionierenden Rechtsstaat, der die religöse Fanatiker (noch) unter Kontrolle halten kann. Die Ansichten von Radikalen, wie dem jetzigen Verkehrsminister oder dem Minister für Nationale Sicherheit unterscheiden sich nicht so stark von denen der Hamas-Führung lediglich in Nuancen.
Es gibt keinen Konflikt. Nicht von israelischer Seite. 2005 hat Israel demokratisch entschieden, sich von den Palästinensern zu trennen. Deswegen wurde Gaza geräumt und die Mauern gebaut und die Kontrollen für Palästinenser, die in Israel arbeiten wollen, verschärft. Das ist kein Konflikt, das ist konsequentes, einseitiges Vorgehen.
Die palästinensischen Gebiete haben sich die letzten 20 Jahre nicht entwickelt. Gaza ist so eng besiedelt, dass natürlich jeder Bewohner nicht nur weiß, was die Hamas da treibt, sondern jeder Hamas-Anhänger und Anführer kennt. Und es ist auch unstrittig, dass diese Leute 2005 in freien Wahlen die Hamas gewählt haben, wohlwissend, dass es sich um Terroristen handelt.
Das politische Spektrum in Israel ist wie in den meisten Demokratien sehr weit gespannt – in Italien, in Spanien, in Großbritannien, in den USA, in Frankreich. Das mag gut behütete Menschen in Deutschland immer wieder erschrecken, aber so ist die Welt. Es gibt unter solchen Bedingungen immer nur zwei Wege, absolute Mehrheiten von über 50 Prozent zu erreichen: Der sehr deutsche Weg, in dem die mittigen Parteien trotz großer Differenzen Mehrheiten bilden oder in dem die jeweils stärkeren Mitte-Rechts- bzw. Mitte-Links-Parteien mit radikaleren Kräften koalieren. Die meisten Demokraten, auch das ist für viele in Deutschland befremdlich, gehen diesen Weg.
Auch das linke Lager könnte nicht ohne die aus jüdischer Sicht extremistische Vereinigte Arabische Liste und die sozialistische Chadasch regieren. Und die führende Jesch Atid hat da auch keine Berührungsängste. Wie gesagt, so ist Demokratie. Deswegen finde ich ihre Beschränkung – „noch“ – als beleidigend und herabsetzend. Die israelische Demokratie funktioniert seit Jahrzehnten so.
@Pietsch
Deswegen finde ich ihre Beschränkung – „noch“ – als beleidigend und herabsetzend.
Das „noch“ bezog sich zum einen auf Bestrebungen der Regierung das oberste Gericht auszuschalten. Ich hielt Sie immer für einen Fan des Rechtsstaates. Sehen Sie bei solchen Massnahmen den Rechtsstaat etwa nicht gefährdet?
Das „noch“ bezog sich aber auch darauf, dass radikale Fundamentalistes es bis in die Regierung geschafft haben. Da ist einer Minister, der in seiner Jugend Mitglied einer (jetzt) verbotenen Terrororganisation war und in seiner Wohnung einen Massenmörder verherrlicht. Ich bezweifle, dass es solche Persönlichkeiten in vielen anderen Demokratien gibt.
Ich weiss nicht, ob es solche Typen in der Arabischen Liste gibt.
Tatsächlich gehen die Ursprünge der Justizreform in Israel nicht auf die rechten Extremisten zurück, sondern auf den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu persönlich. Die ersten Ansätze kreisten im die Kompetenz des Obersten Gerichts, den Ministerpräsidenten seines Amtes entheben zu können. Dieses Recht ist übrigens inzwischen abgeschafft.
Dieser Aspekt der Reform war massgeschneidert auf den aktuellen Amtsinhaber, der sich seit Jahren mit schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht. Damit reden wir aber über einen Teil der gesellschaftlichen Mitte und nicht über Ränder. Hält die Mitte, bleiben zwar Konzessionen an die jeweils mitregierenden radikalen Kräfte, aber das System fällt nicht auseinander. Das ließ sich bisher in Frankreich, Spanien, Österreich beobachten. In Großbritannien, Italien und vor allem den USA bröckelt es (oder darüber hinaus).
Aus diesem Grunde beobachte ich durchaus, wie sich die SPD als Stabilisator der Linken verhält. Oder auch die Union bei zentralen Fragen. Was passiert, wenn die zentralen Kräfte Grundrechte schleifen oder mit solchen Bestrebungen konfrontiert werden: Pandemie, Grundrechte, Schuldenbremse, Stabilität der Gesellschaft (Migration)? Bisher erwiesen sich die großen Parteien immer als verlässlich (Corona-Beschränkungen ausgenommen), fähig notfalls auch zur Selbstkorrektur. Das würde ich einer Partei wie den Grünen keineswegs attestieren, die sich im Zweifel immer als Klientelpartei positioniert.
Und deswegen würde ich auch bei uns nicht ein „noch“ gestatten, denn es gibt nur ohne Wohlwollen betrachtet Hinweise, dass die Stabilität der Mitte grundsätzlich erodieren würde.
Israel ist mit einem einschneidenden Ereignis konfrontiert, das alte Gewissheiten fundamental verändert und die Existenzfrage des Landes völlig neu stellt. Dennoch halte ich es für außerhalb jeder Frage, ob Israel eine stabile Demokratie und ein Rechtsstaat bleiben wird. Und dass Netanjahu diese nationale Katastrophe, obwohl mit mindestens 25 politischen Leben ausgestattet, im Amt überleben wird, halte ich ebenso für ausgeschlossen als auch die Umsetzung der Justizreform.
Wie konfus und kompliziert die Geschichte von der Gründung Israels auch abgelaufen ist – meine Einschätzung ist, dass die Israelis in Ruhe leben wollen. Sie wollen die Palästinenser oder gar die Araber nicht vernichten, andersherum sieht es da schon anders aus
So einfach ist es leider nicht. Es gibt auch Strömungen in Israel, die das Palistinänserproblem durch Zerstörung der Lebensgrundlagen dieser Menschen erreichen wollen. Diese Strömungen haben leider aufgrund skrupelloser Politiker, in den letzten Jahren mit im Kabinett gesessen habe , das innenpolitische Klima vergiftet und Israel in der Logik des Auge um Auge verharren lassen.
Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: das ist keinerlei Rechtfertigung für die unaussprechlichen Verbrechen der Hamas. Wenn aus all diesem Übel noch was Gutes erwachsen kann, ist es die Hoffnung, dass nachdem die Rädelsführer der Hamas zur Strecke gebracht wurden, die Völker einen Weg finden aufeinander zuzugehen.
@ Kning4711 24. Oktober 2023, 22:07
Kning4711 24. Oktober 2023, 22:07
Wie konfus und kompliziert die Geschichte von der Gründung Israels auch abgelaufen ist – meine Einschätzung ist, dass die Israelis in Ruhe leben wollen. Sie wollen die Palästinenser oder gar die Araber nicht vernichten, andersherum sieht es da schon anders aus
So einfach ist es leider nicht. Es gibt auch Strömungen in Israel, die das Palästinenserproblem durch Zerstörung der Lebensgrundlagen dieser Menschen erreichen wollen.
Ich denke, dass sich das aus den ständigen Angriffen auf Israel ableitet. Die einen mögen eine diplomatische Lösung anstreben, die anderen schreien nach Rache. Aber all das sind Reaktionen auf palästinensischen Terror.
Auch hier gibt es Spektren – das geht von: Wir wollen einen Sicherheitspuffer gegen die ständigen palistinänsischen Angriffe, bis hinzu zu einem Israel-Begriff, der sich an Grenzen aus dem Alten Testament bezieht und von einem jüdischen Großreich träumt.
Diese Extremisten saßen in den letzten Jahren mit am Kabinettstisch und haben sicherlich nicht dazu beigetragen die Situation zu entspannen.
Über 70 Jahre im Belagerungszustand macht etwas mit einer Gesellschaft.
Dabei ist nicht einmal der Belagerungszustand das eigentliche Problem. Israel könnte, so das Militär/die Vorfeldaufklärung einmal (!) versagen, von heute auf morgen ausgelöscht werden – der Staat hat zero, o, nada strategische Tiefe. Diese Kombination aus extrem feindlichen Nachbarn und ebenso extremer Verwundbarkeit, beide andauernd, macht auf jeden Fall etwas aus einer Gesellschaft, normalerweise nichts Gutes.
@ Thorsten Haupts 25. Oktober 2023, 13:16
Israel könnte, so das Militär/die Vorfeldaufklärung einmal (!) versagen, von heute auf morgen ausgelöscht werden …
In seinen offiziellen Grenzen ist Israel an der schmalsten Stelle keine 40 km breit. Dass man versucht, bestimmte Pufferzonen einzurichten, in denen man Siedlungen einrichtet, um diese Anfälligkeit (wenn auch nur ein wenig) zu reduzieren, ist für mich nachvollziehbar.
Kein Widerspruch.
@ Kning4711
Der heimische Antisemitismus beschäftigte sich mit den Angriff auf jüdische Symbolik.
Kann ich so nicht bestätigen. Ich kenne eine ganze Reihe von politisch eigentlich normalen Leuten, die aber an Israel viel höhere Maßstäbe stellen als an eigentlich alle anderen Länder und die bei Israel auch immer ganz genau hinsehen. Eben genau der Antisemitismus, mit dem wir uns in Europa seit tausend Jahren rumschlagen müssen und der hier getarnt als milder Antizionimus daherkommt.
All die „Ja, aber Israel!“-Rufer nach dem Hamas-Gräuelangriff gehören exakt in diese Schublade.
Ich überlege mir ab und zu gern, was wohl mit Erika Steinbach und ihren Vertriebenfreunden passiert wäre, wenn sie ihre Opferrolle auf genauso durchgeknallte Weise radikalisiert hätten wie die Palästinenserführer in den letzten 70 Jahren …
Ich kenne eine ganze Reihe von politisch eigentlich normalen Leuten, die aber an Israel viel höhere Maßstäbe stellen als an eigentlich alle anderen Länder und die bei Israel auch immer ganz genau hinsehen
Wenn das fuer Sie bereits Antisemitismus ist, dann ist der Begriff voellig verwaessert. Das ist naemlich ueberhaupt nicht der Antisemitismus, mit dem wir uns in Europa seit tausend Jahren rumschlagen […].
„Verwässert“ würde nicht sagen, darum habe ich oben ganz bewusst die Bezeichnung „milde“ gewählt. Aber grundsätzlich ist das die Form des heutigen Antisemitismus in Europa, seit wir auf blutige Pogrome verzichten, ja. Die historische Klammer ist, dass für Juden auch früher immer Sonderregeln galten und man ihr Verhalten akribisch beäugte.
Drüben bei den SciLogs befasst sich übrigens Michael Blume regelmäßig mit modernen Ausprägungen des Antisemitismus, aktuell am Beispiel Greta Thurnberg: https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/greta-thunberg-antisemitismus-in-der-umwelt-und-klimaschutzbewegung/
Die historische Klammer ist, dass für Juden auch früher immer Sonderregeln galten und man ihr Verhalten akribisch beäugte.
Mir scheint eher, dass der Konflikt die Aufmerksamkeit bekommt, weil er schon seit 75 Jahren im Gang ist, vor unserer Haustür stattfindet und auch sehr eng mit der europäischen und vor allem deutscher Geschichte verknüpft ist. Zusätzlich ist da natürlich auch die religöse Komponente, also wer Zugang zu den religösen Stätten kontrolliert. Letzteres spielt vielleicht in Europa weniger eine Rolle, erklärt aber vielleicht die Israelfeindlichkeit in weit entfernten muslimischen Ländern, wie Malaysia oder Indonesien.
@ Detlef Schulze 24. Oktober 2023, 21:52
Zusätzlich ist da natürlich auch die religiöse Komponente, also wer Zugang zu den religiösen Stätten kontrolliert.
Nun ja, ein geteiltes Jerusalem hat die arabische Welt nicht akzeptiert, obwohl hier auch die großen Heiligtümer der jüdischen Welt zu finden sind. Da war stets Null Toleranz.
Letzteres spielt vielleicht in Europa weniger eine Rolle, erklärt aber vielleicht die Israelfeindlichkeit in weit entfernten muslimischen Ländern, wie Malaysia oder Indonesien.
Ich sag’s ja immer: Nichts gegen Spiritualität, aber Religionen sind Scheiße (zumindest die, die einem einfallen, wenn man allzu lange bei allzu großer Trockenheit unter allzu heißer Sonne gewandelt ist).
Jepp.
5) Dazu gibt es im aktuellen SPIEGEL ein ausgezeichnetes Interview mit Nicole Deitelhoff:
https://www.spiegel.de/kultur/antisemitismus-schon-der-begriff-israel-kritik-zeigt-dass-es-hier-ein-problem-gibt-a-4027aaf6-ef32-41b6-860c-48576f2151f3
Danke!
m) „Den Mut, sich von seinem Chefschwätzer zu distanzieren, findet der Sender nicht.“
Aber dafür der für diesen Sender arbeitende Jan Böhmermann, der die beiden Quatschköpfe in zweieinhalb Minuten zerlegt:
https://www.youtube.com/watch?v=PPMYjCC5tmk
Habs gesehen, fand’s aber nur so mittel lustig muss ich sagen…
@ Stefan Sasse 24. Oktober 2023, 16:01
Habs gesehen, fand’s aber nur so mittel lustig muss ich sagen…
🙂
Deutsche Comedy…
Ich jedenfalls werde jetzt wohl immer mit Precht die fliegenden Teppiche assoziieren.
zu m) und Precht
Ich kann den Zeit-Artikel nicht lessen, kann mir aber denke, was drin steht. Ich kenne den Precht kaum, habe nie was von ihm gelesen und Gespraeche mit ihm nur in Ausschnitten geschaut. Er scheint schon eher jemand zu sein, der zu allen moeglichen Themen sein Halbwissen zum Besten gibt. Offensichtlich hat er sein Wissen beim Thema „Juden im Mittelalter“ ueberschaetzt und Quatsch erzaehlt. Aber das macht ihn nicht zum Antisemiten. Un wieso sich das ZDF distanzieren soll ist mir auch unklar. Precht hat sich ja von der Meinung bereits distanziert.
Ueberhaupt scheint es gerade en vogue zu sein, den Precht scheisse zu finden.
Ueberhaupt scheint es gerade en vogue zu sein, den Precht scheisse zu finden.
Pruuuust. Viel zu spät, kann man da nur sagen. Er war, ist und bleibt ein Hansdampf in allen Gassen Dampfplauderer mit einer Meinung (aber keiner Ahnung) zu wirklich jedem denkbaren Thema. Ich mag ihn seit Jahren in genau einer Funktion – er bewegt sich immer in der Mitte des deutschen akademischen Vietelbildungsbürgertums und sagt mir also, was der durchschnittliche ZEIT- und SPIEGEL-Konsument für eine akzeptable Meinung hält. Ansonsten halte ich ihn seit langem für eine Zumutung, was seine Beliebtheit in Talkshows hinreichen erklärt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Genau das.
Ueberhaupt scheint es gerade en vogue zu sein, den Precht scheisse zu finden.
Da muss ich protestieren. Nicht „gerade“, sondern immer schon. Und nicht „scheisse“, sondern ungebildet.
„Ungebildet“ scheint mir auch falsch zu sein. Dem Mann fehlt es ja nicht eben an Bildung.
Also ich fand Precht schon scheiße, bevor es cool war^^
Der Precht ist halt auch scheiße 😀 Ich bin ein Hipster, ich fand ihn schon seit Langem doof.
Prechts Geschäftsmodell ist es mit kontroversen Aussagen zu heißen Themen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und diese Aufmerksamkeit kommerziell in Talkshow-Einladungen umzumünzen. Wer aber dauernd Überraschendes sagen muss, das in starkem Kontrast zum Mainstream steht, schießt immer mal wieder über’s Ziel hinaus.
Die wirkliche Frage ist, warum wir als Publikum solchen Figuren, deren Inhalt Selbstdarstellung ist, eigentlich zuhören. Anstatt in Empörung den Zeigefinger in die Luft zu strecken, sollten wir vielleicht einfach mal den Fernseher abschalten.
Yes! Das hab ich ja im Kontext etwa mit Poschardt auch schon öfter diskutiert.
„Wir“ hören ihnen ja nicht (mehr) zu.
Prechts erstes Buch fand ich durchaus lesenswert – ein Versuch, die Philosophie aus dem Elfenbeinturm herauszuholen. Nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen Titel wurde er dann bekannt und das stieg ihm offenbar zu Kopf. Wie bei Harald Lesch, vom Wissensvermittler zum Medien-Kasper.
Das Problem im Fall hier ist eher Lanz: Feigheit vor dem Freund.
@Stefan
Hast du eine Erklärung für den Rechtsruck nicht unserer Politik, sondern Teilen unserer linken Bloglandschaft in den letzten 10 Jahren?
Jens Berger, Albrecht Müller, Ulrike Guérot, Tom Wellbrock, Arne Hoffmann, Roberto de la Puente… Leute, die früher gegen NPD und Le Pen angeschrieben haben, zitieren heute Daily Stormer, kotzen rassistische Artikel ins Netz, schwurbeln verrückten Quatsch zu Corona, Putin und Flüchtlings-Tsunamis.
Wenn man die Artikel liest, muss man wirklich und ohne Bosheit an ein seelisches Leiden glauben. Ich kann es mir nicht erklären.
In aller Kürze zwei Thesen.
1) Wichtiger als links ist „dagegen“. Mit dem weitgehenden Verschwinden der Agenda2010 als Mobilisierungsmittel haben sie neue Dinge gefunden, gegen die sie sein können. Das Misstrauen gegen den Staat spielt da eine wichtige Rolle, genauso wie das „ich weiß was, was ihr nicht wisst“ und das „wacht auf, Schlafschafe“.
2) Auf eine gewisse Art ist es konsequent, weil der Linksnationalismus mit protektionistischen Elementen etc. schon immer stark war. Ich denke, der Internationalismus, Antirassismus etc. lief mit, solange er nur Lippenbekenntnisse verlangte.
Weitere Namen in dem Kontext übrigens: Thomas Strobl, Frank Lübberding.
Da ich Strobl vor einigen Jahren im Netz mehrfach über den Weg gelaufen bin – wenn der jemals „links“ war, fresse ich gerne einen Besen 🙂 .
Strobl ist doch weissgarnix oder?
Ja.
Ja
Ne, der war nicht links, ist aber deutlich nach rechts gewandert.
Halte ich für eine Fehlwahrnehmung.
Dass er nicht links war oder dass er nach rechts wanderte?
Die Rechtsdrift. Ich folge ihm und seiner Frau sporadisch auf twitter und teile 90% seiner (wenigen) Kernüberzeugungen, die er auf fast alle Dinge im Leben und in der Politik anwendet. Kann – wirklich – keine Drift feststellen, der war z.B. schon vor 10 Jahren ein Wagenknecht.-Fan.
Ok, dafür kenn ich ihn zu wenig. Mag an der Fokusverschiebung zu Migration liegen.
Und genau da kenne ich seine Meinung von vor ca. 8 Jahren. Unverändert nis heute.
Danke!
Nee der war nicht links, Lübberding ja auch nicht. Aber die hatten spannende Beiträge, über die man nachdenken konnte, während das heutzutage eher in Quatsch abdriftet.
@Sasse
Zustimmung zu 1. Gerne möchte ich noch hinzufügen, dass es auch irgendwie Geschäftsmodell ist. Wenn die alternativen Medien die Regierung loben würden und ähnlich schrieben, wie die Massenmedien, würden sich die Leser abwenden.
Keine Zustimmung zu 2. In „meiner linken Welt“ gab es keinen Nationalismus, höchstens Protektionismus. Die „Linken“ sind eigentlich immer Antirassistisch und International, das war ja sogar ihre Hymne, beziehungsweise ihr Motto: „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“. Die Idee war, dass Menschen frei sind zu reisen und Grenzen zu überwinden, dass aber Kapitalflüsse stark kontrolliert werden, eben auch an Landesgrenzen. Antirassismus und Internat
Thomas Strobl und Frank Lübberding hatten sich auf weissgarnix und wiesaussieht ein Kommentariat herangezüchtet, das genau auf diese Narrative abgefahren ist, wie sich endgültig 2014 bei Rußlands Angriff auf die Ukraine zeigte. Ich erinnere mich, wie ich damals mit dem leider 2019 verstorbenen Blogger Klaus Jarchow die dortigen Putinfans gefoppt habe.
Strobl und Lübberding sind leider nach Beifall süchtig, was auf Twitter ihre schlechtesten Seiten hervorbringt.
Ich weiß, dass Lübberding schon 2014 die Positionen vertreten hat, die er jetzt zu Ukraine hat, von daher ist er konsequent. Ich kenne Strobl ursprünglich vor allem aus der wirtschaftspolitischen Richtung.
Ich guck alle paar Jubeljahre mal auf die Nachdenkseiten und es ist schon ein bisschen tragisch. Ich glaube Jens Berger bzw Spiegelfechter damals war der erste Blog, den ich richtig verschlungen hab (und ohne den ich Stefan gar nicht gefunden hätte)
Würde Stefan auch zustimmen, dass es mehr mit Wichtiger als links ist „dagegen“ zu tun hat. Sogar noch extremer, weil gerade die Nachdenkseiten ja irgendwann nicht mehr bei „in den Medien steht eine andere Meinung“ waren, sondern bei „Lügenpresse!“ (das Wort gabs allerdings noch nicht) und nicht wegen Faulheit oder Blödheit, sondern das war ja immer gleich eine konzertierte Aktion aus Regierung und Konzernen oder was weiß ich.
Und ich glaube, wenn man so anfängt und meint, alle lügen einen bewusst an und irgendein Youtubevideo erzählt aber die Wahrheit (oder was die älteren Herren halt nehmen, war ja noch in den Anfängen von Social Media), dann verliert man irgendwann den Boden unter den Füßen.
Dazu kommt noch arg ausgeprägtes Freund/Feind-Denken, wenn man will und sich anstrengt, kann man auch jeden Rotz von Putin oder Wagenknecht irgendwie rationalisieren und verteidigen. Nur mit Selbstdenken hat das nicht mehr soviel zu tun.
War bei mir ähnlich. Jens Berger/Spiegelfechter fand ich beim Googeln zur Riester-Rente. Diese Kritik hat sich ja bestätigt. Warum er dann später den Schwenk zur Querfront mitgemacht hat, verstand ich nicht. Ob es einfach der Job war?
Stefan Sasse wurde dann ja wegen sozialdemokratischer Umtriebe weggemobbt. Seither weiß ich, dass für diese Super-Linken immer noch die Sozis das Feindbild sind, mehr noch als Konservative und Liberale.
Ja. 🙁
Shit, das hatte ich komplett vergessen.
Glaub das hab ich gar nicht mitbekommen, das mit Kommentaren war bisschen später bei mir. Wegen sozialdemokratischer Umtriebe? Stefan, wie kannst du nur^^
Und ich war viel zu freundlich zu den USA. Das war das erste Mal, dass ich ne richtige Hasswelle in den Kommentaren hatte. Der Artikel: http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2011/05/liebeserklarung-amerika.html
2010/11 ist aber auch die Zeit, in der ich entschieden aus dem linksradikalen Spektrum rausgedriftet bin.
An den Artikel erinnere ich mich noch, damit hast du mich also als treue Leserin gewonnen und USAerklärt hab ich gleich mit durchgelesen^^
Ist doch ein guter Schnitt 😉
Hatte damals das Gefühl, dass die NDS da einen ungünstigen Einfluss hatten, die waren schon mehr im Verschwörungsgeraune.
Übrigens sind die jetzt wohl kollektiv der Brotpartei Sarah Wagenknecht beigetreten, also passend.
Ja. Im Nachhinein sind mir die NDS schon echt peinlich.
l) Was, wenn es eine Falle ist?
Macht das einen Unterschied? Der 1. Weltkrieg ist ausgebrochen, voellig unabhaengig, ob die Eskalation vom Attentaeter gewollt war oder nicht.
Sicher wollte die Hamas eskalieren, was sollte denn sonst der Grund gewesen sein? Wenn es nur um Geiseln gegangen waere haette man auch ein paar Soldaten aus den Grenzposten geholt.
Aber es ist doch unwahrscheinlich, dass die Nachbarlaender Israels sich militaerisch engagieren, so wie noch vor 50 Jahren. Syrien ist mit sich selbst beschaeftigt, Jordanien und Aegypten haben Friedensvertraege mit Israel, und auch gar kein Lust auf noch mehr palaestinensche Fluechtlinge. Ich glaube, dass beide Laender lieber Israel als Nachbar haben, als ein Hamas-regiertes Palaestina. Die Hamas ist ja mit den Feinden der Regierung in Aegypten und Syrien verbuendet. Ich glaube nicht, dass von den Regierungen dieser Laendern Unterstuetzung kommen kann.
Denke ich auch.
Zu 1: Ja, die SZ ist eine seriöse Zeitung. Nichtsdestotrotz ist der Artikel symptomatisch. Die Redaktion der SZ liebt es in der Genialiät der eigenen Enthüllungen zu schwelgen und gibt diesen Enthüllungen stets bewusst auch einen politischen Spin. Das war bei der Wulf-Hatz so, das war bei den Panama Papers so und bei Aiwanger war es nicht anders. Nur haben sie bei Aiwanger die Folgen völlig falsch eingeschätzt, sowohl was die Einschätzung der Mehrheit anging (die es nicht als rauchenden Kult sondern Mist aus einer lange vergangenen Jugend ansah), das Entscheidungsdilemma für Söder (der sich eben nicht vor der Wahl zugunsten der Grünen entscheiden konnte) aber auch die tatsache, dass die Berichterstattung die Kandidaten von Grünen und SPD völlig aus der Presse nehmen würde.
Es ist typisch SZ, nach einer solchen Nummer sich im Nachhinein auch noch als besonders „selbstkritisch“ zu inszenieren, aber treue Leser wissen, dass das leider nicht zu Lerneffekten bei der SZ führt. Nachdem die Zeitung unter Mithilfe von Tonaufnahmen der Bildredaktion wochenlang die Wulff-Hatz betrieben hatte, hat Dr. Prantl ja auch einen selbstkritischen Leitartikel verfassen dürfen und Krokodilstränen vergossen.
Geändert hat es nichts. Die SZ bleibt die SZ. Im Guten wie im Schlechten.
Die Wulff-Hatz war doch kein SZ-Ding…? Soweit ich mich erinnere, ging das von Springer aus und wurde dann im Herdentrieb von allen aufgegriffen. Ich hab da den Spiegel mehr in Erinnerung.
a) Umwelthilfe scheitert mit Klage gegen BMW. Völlig zurecht.
Ja klar zu recht! Per Definition. Waere die Klage durchgekommen, dann waere das auch „zu recht“.
Ich finde die Umwelthilfe grossartig, eben weil sie keine Politik macht, sonder nur darauf draengt bestehnde Gesetze einzuhalten. Jeder Freund des Rechtsstaates sollte das gut finden!
Das meine ich nicht. Mir geht es darum, dass Politik ins Parlament gehört und nicht in Gerichte.
Wie gesagt, die machen keine Politik. Über die Gesetze wurde beraten, dann darüber abgestimmt und die sind jetzt in Kraft. Das war Politik. Jetzt geht es nur noch darum die Gesetze auch anzuwenden und durchzusetzen. Das ist nicht immer einfach. Vor allem dann nicht, wenn sie durch die öffentliche Hand, wie Kommunen und Länder, gebrochen (oder nicht umgesetzt) werden.Wenn die Umwelthilfe nicht gegen zu hohe Stickoxide klagt, macht es ja sonst niemand.
Die Klage war auf ein Verbot von Verbrennungsmotoren, wenn ich das richtig verstanden habe. Das ist Politik.
… eben weil sie keine Politik macht …
Die zitierte Klage zeigt, dass sie das tut, also stimmt Ihre Prämisse nicht.
@Haupts
Mit „Politik machen“ meine ich natuerlich „Einfluss auf Gesetze zu nehmen“. Aber das wussten Sie natuerlich!
@ Detlev Schulze
Doch, natürlich versucht die Deutsche Umwelthilfe, Gesetze zu beeinflussen.
Und das sollen und dürfen die ja auch! Nur die Vorstellung, dass eine so einschneidende Maßnahme wie das Verbrennerverbot nicht im Parlament, sondern in einem Gericht entschieden wird, halte ich für Irrsinn.
Zu 1)
Auch „seriöse“ Zeitungen fahren immer mal wieder Kampagnen. Dass die letzte so fürchterlich nach hinten losging, zeigt einmal mehr, wie tief der Graben zwischen „Bildungsbürgertum“ (SZ-Klientel) und Bevölkerungsmehrheit geworden ist. Ich hätte (hoch) darauf gewettet, dass eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung meinen Abscheu dagegen teilt, etwas gegen einen 45jährigen zu verwenden, was der zwischen 13 und 17 verzapft hat. Die verantwortlichen SZ-Redakteure ganz offenkundig nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Doch, denen war das ziemlich bewusst. Das haben sie ja auch gesagt. Ich verstehe schon ein bisschen das Dilemma; die können das ja auch nicht verschweigen. Es ist die FORM, nicht der INHALT, die an dem Scoop das Problematische war.
Da kommen wir, wie Du weißt, nicht mehr zusammen. Ich halte die beteiligten Journalisten für (hier nicht druckfähig) und wünsche ihnen alles erdenklich Miese im Leben.
5)
Ich glaube, wir haben es hier (auch) mit einem psychologischen Problem zu tun, in dem sehr viele die Debatte schnell auf altbekannte Gleise legen, ohne sich mit der Besonderheit der Ereignisse vom 7. Oktober und der Empathie befassen (was durchaus schmerzhaft und anstrengend ist).
Das wäre zwei Monate vorher keinen Deut anders abgelaufen und am Ende haben alle ein bisschen recht und ein bisschen unrecht und warten aufs nächste Thema. Das ist nicht nur unwürdig, sondern auch eine dankbare Entschuldigung dafür, sich mit den eigenen blinden Flecken nicht weiter zu befassen.
Und Antisemitismus muss – imo – als gesondertes Problem behandelt werden, der lässt sich nämlich recht problemlos an jede politische Strömung ranheften oder man kann auch ganz ohne politische Unterfütterung antisemitistische Stereotype nachplappern als wären es allgemein bekannte Gewissheiten.
Ansonsten finde ich auch bedenkenswert, was Kning sagt: die deutsche Beschäftigung mit dem Judentum und der Shoa reißt 45 ab. Bei Muslimen ist das häufig viel gegenwärtiger oder beginnt sogar erst mit der Gründung Israels. Wir hatten auch mal (auf Twitter?) eine Diskussion darüber, wie Einwanderer an die deutsche Erinnerungskultur herangeführt werden und das dann auf allen Ebenen kollidiert und am Ende saßen alle in gegenseitigem Unverständnis da.
Das ist überhaupt keine Entschuldigung für Antisemitismus, aber das ist echt kein Problem, das man irgendwie ausweisen kann, das braucht intensiveres Auseinanderpflücken. Die unwissenschaftlich-postkolonialistische Argumentationsweise ist auch nur für Poschi neu, selbst hier im Blog haben wir schon drauf hingewiesen, dass ISIS kein Freiheitskampf gegen Briten und Amis ist.
Jepp.
1) Aigentor?
Der Punkt, der viel zu kurz kommt, ist, dass es sich bei Aiwanger um eine sogenannte „Verdachtsberichterstattung“ handelte. An diese sind strenge Maßstäbe anzulegen, denn die Süddeutsche publizierte, ohne für den Kern ihres Artikels Beweise und zitierbare Zeugen zu haben.
Und dann missachtete die SZ noch die Grundsätze für eine solche Verdachtsberichterstattung. So ließ sie ihre Leser zu Beginn im Unklaren, dass sie für ihren Artikel auf einen Lehrer baute, der selbst parteiisch ist und persönliche Motive hatte. So erfüllten die Journalisten alle Voraussetzungen für eine Schmutzkampagne. Dass an dieser Stelle gerade jene besonders ruhig sind, die sonst harte Regeln und Überwachung von Medien fordern, gibt Zeugnis über ihre Einseitigkeit und Agenda.
„…ohne für den Kern ihres Artikels Beweise und zitierbare Zeugen zu haben…“
Die haben buchstäblich die Schreibmaschine identifiziert, auf der das Flugblatt verfaßt worden war – also hör auf, hier Quatsch zu erzählen.
Und wenn das unzulässige Verdachtsberichterstattung gewesen wäre, wäre Aiwanger schon längst vor Gericht gezogen.
Sie bringen einen wichtigen Kritikpunkt, allerdings nicht so, wie Sie es beabsichtigt haben.
Ja, die Schreibmaschine, auf der das Flugblatt geschrieben wurde, konnte von der SZ identifiziert werden. Allerdings wussten das die Journalisten zu Beginn ihrer Berichterstattung nicht. Sie suchten erst nach Belegen, als die Kritik an ihrem Vorgehen aufbrandete.
Und dann handelte es sich eben nicht um einen Beweis. Sowohl im Recht als auch im täglichen Doing fallen Eigentum und Besitz an einer Sache auseinander. Die SZ konnte eben nicht beweisen, dass Hubert Aiwanger das Flugblatt geschrieben hatte. Das hätte sie aber bringen müssen. Bekanntlich behauptete sein Bruder Autor des Blattes zu sein und das war schlicht nicht zu widerlegen.
Hier ein paar Quellen, die sich mit den rechtlichen Grundlagen der Verdachtsberichterstattung beschäftigen und zeigen, auf welch dünnem Eis die SZ schrieb bei einer ohnehin dünnen Faktenlage.
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/aiwanger-verdachtsberichterstattung-was-duerfen-journalisten,ToKWatn
Die Verdachtsberichterstattung in diesem Fall sei „klar rechtswidrig“, stellt auf der Plattform X etwa der Kölner Medienrechtsanwalt Carsten Brennecke fest: Die Informationen zum Verdacht gegen Aiwanger seien frei abrufbar, sein Dementi hingegen hinter einer Paywall versteckt. (..)
Der (auch fürs Deutschlandradio tätige) Journalist Timo Rieg kritisiert in seinem medienkritischen Blog SpiegelKritik, der SZ-Text sei ein Beispiel „für die derzeit ausufernde Verdachtsberichterstattung, die sich ihrer eigenen Grundlagen nicht sicher ist“. Im Gegensatz zu Berichten etwa über Rammstein-Frontmann Till Lindemann behaupte die SZ aber nicht einmal, dass ihr eidesstattliche Versicherungen von Zeugen vorlägen.
Die SZ behandle anonyme Aussagen wie Tatsachen und verwechsele Journalismus mit Aktivismus, heißt es in der „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ). Die SZ nenne zwar „rund zwei Dutzend Personen“, mit denen sie gesprochen habe, zitiere aber niemanden mit Namen.
https://www.deutschlandfunk.de/sz-in-kritik-wegen-aiwanger-recherche-100.html
Ihre Argumentation zur Vorlage genommen, ist eine Frau dann nicht vergewaltigt, wenn sie auf eine Anzeige verzichtet. Das ist totaler Quatsch. Es gibt gute Gründe und Motive, warum jemand auf Anzeige und Klage verzichtet. Die meisten Menschen erleben dies irgendwann in ihrem Leben, meist sogar häufiger.
Das Perfide der SZ-Kampagne ist ja in diesem Fall, dass ein Politiker niemals so verletzlich ist wie im Wahlkampf. Erstens war für Aiwanger der Schaden längst angerichtet. Die späteren Artikel der SZ folgten ja auch nicht mehr der Verdachtsberichterstattung, sondern fußten dann auf der Publizierung von „Beweisen“ wie der Schreibmaschine und Kommentaren. Das gesamte Rechtsrisiko lag ohnehin bei Aiwanger.
Wie gesagt, die SZ hat in ihrem ersten Artikel keinen Beleg für die Autorenschaft von Aiwanger gehabt, sie hatte weder zitierfähige Quellen noch Eidesstattliche Versicherungen ihrer angeblichen Quellen, sie konnte keine Aktualität nachweisen, sie legte nicht die Motive ihrer Quellen offen und sie beschränkte die Rechte von Aiwanger, in dem sie sein Statement hinter der Paywall verbarg.
Stefan regt sich noch immer darüber auf, wie mit Hillary Clinton im Wahlkampf 2016 verfahren worden sei. Da jedoch ging es um den Verdacht handfester Straftaten. Da stellt sich schon die Frage, wie man sich darüber aufregen kann, aber gleichzeitig die Kampagne der SZ in Ordnung finden.
Und wenn Sie nicht anfangen, Ihren Ton mir gegenüber zu mäßigen, können Sie den Austausch bald vergessen.
Danke.
„Allerdings wussten das die Journalisten zu Beginn ihrer Berichterstattung nicht. Sie suchten erst nach Belegen, als die Kritik an ihrem Vorgehen aufbrandete.“
Und noch mehr Quatsch!
Natürlich lag der SZ das entsprechende Gutachten zur Schreibmaschine vor der Veröffentlichung des ersten Artikels vor.
„Die Verdachtsberichterstattung in diesem Fall sei „klar rechtswidrig“, stellt auf der Plattform X etwa der Kölner Medienrechtsanwalt Carsten Brennecke fest: Die Informationen zum Verdacht gegen Aiwanger seien frei abrufbar, sein Dementi hingegen hinter einer Paywall versteckt.“
Von dir ausgelassen die nächste Passage, in der dieser Unsinn des Höckerwalts zurechtgerückt wird:
„Rechtlich habe das keine Relevanz, sagt Tobias Gostomzyk im Gespräch mit BR24. Zwar liege es auf der Hand, dass die Berichterstattung eine Form der politischen Einflussnahme sein könnte. Aber gerade durch die herausgehobene politische Position Hubert Aiwangers sei es gerechtfertigt, den Wählerinnen und Wählern die Information eben nicht vorzuenthalten und nicht erst nach der Wahl zu berichten.“
Ich bin übrigens nicht an einem Austausch mit dir interessiert, sondern nur daran, den gröbsten Unfug von dir zu korrigieren. Auf alles einzugehen würde sich nicht lohnen, denn so wichtig sind die Kommentarspalten eines kleinen Blogs nun auch nicht.
2) How criminalisation is being used to silence climate activists across the world
Das ist so ein Quatsch. Klimaaktivisten werden nicht kriminalisiert. Bestimmte Gruppen, die sich als Klimaaktivisten empfinden und so ihre Taten rechtfertigen, kriminalisieren sich. Und nach diesen Maßstäben sind sie zwingend in einem Rechtsstaat zu behandeln.
Das Strafrecht ist dafür da, kriminielles Verhalten zu unterbinden und, im Gegensatz zum Glauben auch einiger Kommentatoren, zu ahnden. Besteht der begründete Verdacht, dass der Verdächtige als auch der Verurteilte seine Taten wiederholt, ist dies strafverschärfend zu würdigen. So ist jemand in Vorbeugehaft, in Untersuchungshaft, in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. Nur wenn keine Wiederholungsgefahr droht, kann eine Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Wenn dagegen Kommentatoren fordern, dass Klimakriminelle auch dann nur zu Haftstrafen auf Bewährung zu verurteilen seien, wenn sie unmittelbare Wiederholung ankündigen, haben nichts vom Strafrecht verstanden. Wie ist es denn mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz zu vereinbaren, wenn der CEO eines Automobilherstellers für die Dauer von mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft genommen wird, aber Personen, die zur Verhandlung gar nicht erscheinen und stattdessen wieder Straftaten begehen, auf freiem Fuß bleiben?
Vor Monatsfrist verursachten Klimakriminelle große Schäden am Wahrzeichen des Landes, dem Brandenburger Tor. Die Schäden sind immens und können nur von Spezialisten beseitigt werden, wenn überhaupt. Im Strafrecht gilt als Grundsatz, dass alles, was der Angeklagte getan hat um Schäden und Leid zu vergrößern, strafverschärfend wirkt. Ebenso erhöht es das Strafmaß, wenn der Angeklagte nichts zur Heilung des Schadens beiträgt.
Tatsächlich ist es umgekehrt: Viele Milieus fordern eine Lex Klimaschutz, in der Straftaten, meist gegen andere Bürger, milder zu ahnden seien.
4) Die Fake News der Julia Klöckner: Unehrlichkeit als roter Faden einer Karriere
Was für ein verhetzender Artikel!
Wir leben in einem Land, in dem Leitmedien Terroristen als glaubwürdige Quelle neben demokratische Rechtsstaaten stellen und als legitime Gesprächspartner sehen („Die Hamas sieht das anders“ – Phoenix) und wo andere Leitmedien Wissenschaftler für den Tod von tausenden Menschen verantwortlich machen, wenn diese für andere Maßnahmen der Bekämpfung einer Pandemie eintreten (SPIEGEL – Professor Streeck).
Und hier wird eine Politikerin der gezielten Verbreitung von Falschnachrichten beschuldigt, wenn sie Tweets nicht sofort korrigiert. Ich wüsste gerne, was der Autor zu den Fällen der Tagesschau geschrieben hat – wenn er denn hat.
Es geht nicht um „nicht sofort“, sondern wochen- und monatelang auf mehrfache Nachfrage nicht. Und nicht nur Tweets. Der Vorwurf der Hetze fällt auf dich zurück.
5) Die Schändung des Safe Space
Der Autokrat Erdogan hat auch dort mehr relative Zustimmung, wo die Menschen nicht direkt mit den Folgen konfrontiert sind. RAF und IRA wurden von jenen besonders verehrt, die von den Terroristen nicht ermordert wurden. Aber das ist eben nur die schlimmste Form des Opportunismus. Solche Menschen sind ohne Werte und ohne Prinzipien.
Israelische Soldaten schlitzen Schwangeren nicht die Bäuche auf und enthaupten Babys. Ich halte es für einen Fehler, dass die Medien hier nicht detaillierter berichten, was die Hamas mit Juden gemacht hat. Die Berichterstattung ist absolut verharmlosend.
Und das Blöde ist: das ist ja grundsätzlich für diese Thematik richtig, das ist ein importieres Problem. Nur schwingt da immer gleich der Sound mit, dass es NUR ein importiertes Problem sei, als wäre Antisemitismus in Deutschland darauf angewiesen, auf dem Rücken arabischstämmiger Eingewanderter herzukommen.
Es darf in einer freien und offenen Gesellschaft keine Rolle spielen wer etwas sagt und höchst bedingt, wie er es sagt. Es kommt nur darauf an, ob es zutrifft oder nicht. Sonst landen wir eben dort, wo wir schon ein gutes Stück des Weges gegangen sind, nämlich die Gesellschaft, wo vieles nicht mehr gesagt werden darf und schon gar nicht von allen.
Es handelt sich beim Antisemitismus um ein importiertes Problem. Dazu hat schon Kning4711 die richtigen Worte gefunden. Das zeigen aber auch die Zahlen. Obwohl seit 2014 nur ein verhältnismäßig geringer Teil von Menschen (ca. 4-5 Millionen) in die aufnehmende deutsche Gesellschaft zugewandert sind, haben sich die antisemitischen Straftaten vervielfacht. Und dazu die Ängste der betroffenen Mitbürger.
c) Man kann mal was Positives über die Letzte Generation sagen!
Das soll wohl ein Witz sein! Potentielle Straftäter erklären gegenüber der Polizei, ihre Straftaten aus Rücksichtnahme verschieben zu wollen. Das führt bei deutschen Lehrern, der rechtsstaatlichen Ordnung verpflichtet, zu einem außerordentlichen Lob für den Straftäter. Chaupeau!
f) Ein weiteres Beispiel aus der Serie „Lügen mit Zahlen“ in der Migrationsdebatte. Friedrich Merz spricht von 300k Leuten, wo es in Wahrheit etwa 20k sind.
Ja, schönes Beispiel – nur eben für die Unseriosität des linken Lagers. Derzeit sind in Deutschland rund 300.000 Ausländer ausreisepflichtig, weil sie keinen Aufenthaltstitel und damit kein Aufenthaltsrecht besitzen. Das ist die Rechtslage und so wird es international gemessen. International gibt es aus dieser Zuordnung Rechtsfolgen. Von diesen 300.000 Ausländern sind viele nötigenfalls geduldet. Das ändert jedoch nicht das Geringste am rechtlichen Tatbestand, dass sie eigentlich kein Recht besitzen, sich innerhalb der deutschen Grenzen aufzuhalten.
Kleine Side-Bemerkung: Ausgerechnet jene, die bei anderen Themen wie Klima keinen Wert auf Zahlen und Größenordnungen legen, möchten bei der Migration gezielt die Zahlen der Überlastung kleinrechnen.
i) Habeck schlägt als einziger eine sinnvolle Wirtschaftspolitik vor.
Welche sinnvolle Wirtschaftspolitik? Staatlicherseits die Preise für bestimmte Gruppen zu senken, wenn Inflation wütet, gilt generell als teure Torheit. Ansonsten gilt als klassische Konjunkturmaßnahme im Abschwung, Steuern und Abgaben zu senken. Dies gilt umso mehr, wenn der Staatsanteil bei deutlich über 50 Prozent liegt und punktuelle Branchenförderungen nur noch geringe Hebeleffekte haben können. Die Senkung von Steuern haben da eine ganz andere Hebelwirkung.
Hat Robert Habeck tatsächlich Steuersenkungen vorgeschlagen?
2) Ich weiß nicht, ob du es schon mitgekriegt hast, aber der Vorwurf, die LG sei eine kriminelle Vereinigung, steht mittlerweile auf sehr wackligen Beinen:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/letzte-generation-pipeline-anschlag-razzia-1.6200440
Ich fand diesen sehr langen und komplexen Essay von Nils Marquardt noch zum Thema Israel und Hamas ganz spannend:
https://www.zeit.de/kultur/2023-10/debatte-israel-deutschland-nahost-konflikt/komplettansicht
Danke!