Die AfD verzweifelt bei harten Prüfungen über das lyrische Ich der Wärmepumpe auf CNN – Vermischtes 13.06.2023

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Fundstücke

1) Die Wahlhelfer der AfD

Udo Knapp erklärt, dass Habeck mit seinen Energiewende-Gesetzen einen Rahmen schaffen wolle, um die ökologische Transformation der Wirtschaft voranzutreiben. Obwohl die Mehrheit der deutschen Wirtschaft bereits aus ökonomischem Interesse diesen Weg eingeschlagen habe, werde Habecks Plan von anderen Parteien, Klimaaktivisten und vielen Bürgern abgelehnt. Knapp erklärt, dass der Klimawandel zwar anerkannt sei, jedoch die Bereitschaft für den notwendigen Wandel fehle. Die Klimaaktivisten setzen auf außerparlamentarischen Kampf, der jedoch die Vorbehalte gegenüber dem Klimagerede bestätige. Die etablierten Parteien nutzen dies für politisches Nichtstun aus. Die Grünen müssten Erfolge in Wirtschafts- und Klimapolitik erzielen, um Zweifel abzubauen. Habeck werde voraussichtlich Kompromisse eingehen, um Zustimmung zu erhalten. Knapp warnt vor Hass auf Habeck, da dies Demokratiefeinde stärke und zu Gewalt führen könne. Es sei wichtig, dass Ablehnung und Schweigen nicht zu einem Scheitern von Habeck und einer fehlenden Klimapolitik führten. (Udo Knapp, taz)

Es ist hier, wo ich meine größten Probleme bei der Anti-Habeck-Kampagne habe. Das typische Problem der deutschen Parteienlandschaft, dass Klimaschutz immer noch irgendwie als „grünes“ Thema gesehen wird, führt weiterhin dazu, dass alternative Konzepte dünn gesät sind und die Priorität bei den anderen Parteien zu niedrig ist. Bei aller berechtigten Kritik an Habecks Plänen gibt es schlicht kein Alternativkonzept. Weder hat die Opposition eines – AfD und LINKE sowieso nicht, und die CDU auch nicht -, noch gibt es ausgearbeitete Gegenentwürfe innerhalb der Koalition. Für die SPD spielt das Thema praktisch keine Rolle, und die FDP versteckt sich hinter blumigen Hoffnungen auf irgendwelche Zukunftsentwicklungen und Marktkräfte, die sie von jeder gestalterischen Rolle entheben. Diese Alternativlosigkeit ist die Schuld der anderen Parteien. Ich habe das schon öfter thematisiert; wir finden das ja auch auf anderen Feldern. Man denke nur an die Sicherheitspolitik, wo die linken Parteien zwar zwei Jahrzehnte sehr gut darin waren, jegliche Modernisierung der Bundeswehr zu verhindern und ständig neue Konzepte zu blockieren, aber keine eigenen hatten. In der Krise standen (und stehen) sie dann blank da.

2) Macht euch auf Ärger gefasst

Alan Posener stellt fest, dass der Staat, der von den Bürgern Engagement für die Energiewende fordert, ihnen bürokratische Hindernisse in den Weg legt. Der Staat sei sowohl verordnend als auch verhindernd, was zu Frustration bei den Bürgern führe. Posener argumentiert, dass der Staat initiativ werden müsse und dass die gängige neoliberal geprägte Denkweise aller politischen Parteien überdacht werden müsse. Statt lediglich einen „Ordnungsrahmen“ aus Verordnungen und Verboten festzulegen und den Rest der Privatwirtschaft zu überlassen, seien staatliche Programme erforderlich. Beispiele hierfür seien der Ausbau des Fernwärmenetzes, dezentrale Heizkraftwerke und spezialisierte Abteilungen in Behörden, die Eigentümer und Hausverwaltungen bei klimafreundlichen Projekten unterstützen. Zudem müssten Genehmigungsbehörden personell verstärkt und bürokratische Vorschriften flexibler gestaltet werden, um Bürgerinnen und Bürgern, die sich für den Klimaschutz engagieren wollen, entgegenzukommen. Posener schlägt vor, dass aus dem neoliberalen Verordnungs- und Verhinderungsstaat ein sozialliberaler Ermöglichungs- und Initiativstaat werden müsse, und ermutigt die Regierungskoalition, sich als Fortschrittskoalition zu verstehen und entsprechend zu handeln. (Alan Posener, ZEIT)

Der deutsche Bürokratiedschungel ist vermutlich nichts, was nicht von irgendjemandem schon einmal beklagt worden wäre. Poseners Schilderung der kafkaesken Zustände für den Bau der Wärmepumpe zeigen einmal mehr deutlich, welche Absurditäten gerade im Baurecht oft vorliegen. Entbürokratisierung und Deregulierung wären an und für sich die naheliegende Lösung, aber wie stets ist das politisch gar nicht so einfach. Jede einzelne Regel hatte ja einen guten Grund für ihre Einführung, und es ist erst die Masse, die sie zum Problem werden lässt. Deswegen wird auch die Abschaffung jeder individuellen Regel fast immer mehr Widerstand hervorrufen als Engagement zu ihrer Abschaffung vorhanden ist; irgendjemand findet sie immer ganz toll und wichtig. Das ist eine Grunddynamik jedes Regelsystems.

3) Mund offen, Augen zu

Andrea Geier erklärt, dass das lyrische Ich als literaturtheoretische Konstruktion Verhältnisse zwischen fiktionaler und lebensweltlicher Sprechinstanz erfassen könne. Sie warnt davor, Autor und Textsubjekt einfach zu identifizieren, erlaubt jedoch das Verfolgen von Spuren. Das lyrische Ich sei ein didaktischer Appell, der besage, dass man in jedem Fall sorgfältig abwägen müsse, ob biografische Kontexte für die Interpretation relevant seien. Heutzutage bevorzuge die Literaturwissenschaft neutrale Begriffe wie Sprechin­stanz und Sprech(er)funktion. Historische Konzepte des lyrischen Ichs beinhalteten sowohl das Nachdenken über den fiktionalen Status als auch einladende Identifikationspositionen. Das lyrische Ich existiere also nicht genau so, wie es in literarischen Debatten dargestellt werde, aber auch nicht überhaupt nicht. Im Fall des Vergewaltigungsgedichts werde das lyrische Ich zu einem Scheinargument. Die Frage, wie man den Autor in Bezug auf die Darstellung von Vergewaltigung betrachten solle, könne nicht allein durch Verweise auf das lyrische Ich beantwortet werden. Die Debatte lehre den Literatur- und Kulturbetrieb, vorsichtig mit dem Konzept des lyrischen Ichs umzugehen und Kunstfreiheit und Werteorientierung in Verbindung zu bringen. Gewaltphantasien in der Kunst könnten möglich sein, aber es bleibe die Frage nach der Darstellungsqualität und den Effekten. „Wenn du schläfst“ sei eine völlig ungebrochene Darstellung von Missbrauch und Vergewaltigung, die möglicherweise zur Normalisierung sexualisierter Gewalt beitrage. Eine reflexive Auseinandersetzung sei notwendig, anstatt provokante Tabubrüche als aufklärerisch zu rechtfertigen. (Andrea Geier, FAZ)

Zugegebenermaßen sind meine Profession und ich an dieser Fehlannahme über das lyrische Ich nicht ganz unschuldig. Es ist schwer genug, Schüler*innen überhaupt beizubringen, was das lyrische Ich ist und sie von dem Unfug der Gleichsetzung von Autor und lyrischem Ich abzubringen; die Feinheiten, die Geier hier beschreibt, übersteigen den üblichen Rahmen des Deutschunterrichts. Und wer beschäftigt sich nach dem Abitur schon noch mit Literaturtheorie?

Davon einmal abgesehen zeigte die Debatte schon bei Erscheinen von Lindemanns Bändchen 2020 das von Geier beklagte Missverhältnis von Kunstfreiheit und Werteorientierung. Genauso wie die Meinungsfreiheit wird die Kunstfreiheit oft dergestalt missverstanden, dass allem auch eine Bühne geboten werden müsse. Das ist aber nicht so. Die Freiheit Lindemanns, ein Vergewaltigungsgedicht zu schreiben, steht völlig außer Frage. Aus dieser Freiheit entsteht aber keine Verpflichtung des Kiwi-Verlags, das Ding auch zu drucken. Das war 2020 schon keine gute Idee, und im Licht der aktuellen Vorwürfe sieht diese Idee noch viel schlechter aus als ohnehin.

4) What the crisis at CNN means

Der Artikel von Ben Smith betont, dass der Abgang von Licht nicht nur als ein Management-Debakel betrachtet werde, sondern auch als ein strategisches Fiasko. Es wird darauf hingewiesen, dass das bloße Gerede über eine Verschiebung von CNN von einer anti-Trump-Konfrontation hin zu einer angenommenen politischen Mitte keine Resonanz beim Publikum gefunden habe. Eine offensichtliche Erklärung dafür sei, dass das Kabelfernsehen einem allgemeinen, weltlichen Niedergang unterliege. Selbst die besten Manager und Führungskräfte könnten diesen Trend nicht umkehren. Diese Vorhersage eines Rückgangs des Kabelfernsehens begleite die Branche seit den Anfängen des Internets, jedoch sei das Kabelfernsehen immer noch relativ neu und fragil. Es wird auch darauf hingewiesen, dass CNN und MSNBC um das gleiche Publikum konkurrierten – das alarmierte demokratische Publikum. Dieser Wettbewerb zwischen den Sendern sei in einer sich verändernden Medienlandschaft von Bedeutung. Die traditionellen Kabelsender verlieren an Relevanz, während sich die digitale Medienlandschaft fragmentiert und neue Einflussfaktoren und Influencer hervorbringt. Insgesamt deute dies darauf hin, dass sowohl CNN als auch MSNBC an Einfluss verlieren könnten. Ihre Bedeutung sei von beiden Seiten unter Druck, sowohl von der traditionellen Rundfunknachrichtenbranche, die trotz ihres eigenen offensichtlichen Niedergangs immer noch ein Vielfaches der Zuschauer erreicht, als auch von der digitalen Landschaft, die neue Stimmen und Influencer hervorbringt. (Ben Smith, Semafor)

Smith macht in seinem Artikel eine ganze Reihe von guten Punkten. CNN jagt tatsächlich einer Zielgruppe hinterher, die fast nur noch in der Einbildung der Medienschaffenden existiert. Die Polarisierung in den USA, vor allem aber die Abschottung des rechtsradikalen Teils in die Biotope von FOX News und OAN, haben einerseits die Zielgruppe für „unparteiischen“ Journalismus weitgehend erodiert (quasi das Segment der Tagesschau) als auch die Herstellung solchen Journalismus‘ weitgehend verunmöglicht, wie man an dem misslungen Trump-Townhall gut sehen konnte. Wenn eine Seite des politischen Spektrums nicht mehr demokratisch ist, kann man als Nachrichtensender keine Äquidistanz bewahren. Im Übrigen, wo ich gerade die Tagesschau erwähne: Der anhaltende Kulturkampf der rechtsbürgerlichen Presse in Deutschland gegen die Öffentlich-Rechtlichen sorgt hierzulande, wenngleich noch in kleinerem Umfang, für eine ähnliche Erosion.

5) Prüfungskultur

Michael Felten sagt, ein Gespenst gehe um in der Bildungslandschaft – der Versuch, das schulische Prüfungswesen umzuwälzen. Er kritisiert  alternative Prüfungsformen, bei denen Prüflinge Testaufgaben im Austausch und in Zusammenarbeit mit anderen bearbeiten sollen oder bei denen Prüfungen individuell und zu Hause abgelegt werden können, oder auch die Nutzung von Hilfsmitteln wie Lehrbüchern und das Einholen von Zwischentipps von Lehrkräften. Felten warnt vor einem „Prüfungsparadies“ und betont, dass Teamarbeit und Spickzettel zwar bessere Noten, aber nicht unbedingt höhere Leistungsfähigkeit brächten. Er unterscheidet zwischen Kooperation beim Erarbeiten von Aufgaben und der individuellen Leistungsfähigkeit. Prüfungen schadeten laut Felten niemandem, solange sie gut vorbereitet und ermutigend kommentiert werden. Er betont die Entwicklungsaufgabe für Kinder und Jugendliche, Probleme zu bewältigen und mit Schwierigkeiten umzugehen. Felten weist darauf hin, dass viele Schüler sich nur wegen Prüfungen anstrengten und nennt dies „extrinsische Motivation, die zumindest wirkt“. (Michael Felten, Deutscher Philologenverband)

Felten unternimmt in seinem Artikel das beliebte rhetorische Mittel des Strohmann-Arguments: er baut eine Schreckensversion alternativer Prüfungskultur auf und reißt diese dann mit großem Getöse ein. Aber selbst, wenn alternative Prüfungen all die Strukturmerkmale hätten, die er hier zu einem Potpourri verrührt, ist seine grundlegende Prämisse schlicht falsch: nämlich, dass sie per se einfacher wären und zu guten Noten führten. Ich kann problemlos anspruchslose Klausuren mit herausragenden Schnitten schreiben, die so viel intellektuelle Eigenleistung erfordern, wie sie ein dressierter Affe aufbringen kann (und leider passiert das auch noch viel zu oft). Und ich kann alternative Prüfungsformate nutzen, die viel mehr Aufwand erfordern und wesentlich anspruchsvoller sind als jede Klausur. Es liegt schlicht an der Lehrkraft und ihrer Konzeption. Kein Format ist dem anderen hier „überlegen“. Im Übrigen: viele Professor*innen wären glaube ich von der Idee, dass Hausarbeiten irgendwie „easy mode“ und Noten verschenken sind, sehr überrascht.

Am problematischsten aber finde ich Feltens moralistische Überhöhung von Anstrengung in Prüfungen und extrinsischer Motivation. Selbstverständlich, aktuell lernen die Kids nur, wenn wir den Kram auch abfragen (was natürlich zu dem bekannten Pänomen des Bulimie-Lernens und Stoff-vergessens direkt nach der Arbeit führt). Aber das liegt natürlich daran, dass wir sie jahrelang daraufhin trainieren. Das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Dazu kommt, dass die Idee, dass man an frustrierenden und schmerzhaften Erlebnissen wachse, völig aus der Mottenkiste der Pädagogik kommt. Das kann echt weg.

Resterampe

a) Ein Bericht aus der Bauregulierungshölle. Da brauchst dich über massiv steigende Preise und Wohnraummangel keine Sekunde wundern.

b) Noch als Nachtrag zu Bernd Freier im letzten Vermischten, natürlich kommt sofort Elon Musk und setzt der Idiotie noch einen auf.

c) Deutschland europaweit fast Schlusslicht bei Wärmepumpen. *slow clap*

d) Sehr guter Artikel bei Spektrum zur CO2-Bepreisung. Siehe dazu auch hier.

e) Dieter Nuhr ist manchmal schon echt cringe.

f) Spannenders Interview zum Beschaffungswesen in der Bundeswehr.

g) Eindrücklicher Bericht über Leseschwächen in der Sekundarstufe.

h) Republicans have now introduced over 500 anti-trans bills. Völliger Irrsinn.

h) Guter Punkt zu Scholz, kann man durchaus loben.

i) Wenn der Rechtsstaat völlig absurde Ergebnisse produziert.

j) Spannendes Detail zur Rammstein-Debatte.

{ 126 comments… add one }
  • Tim 13. Juni 2023, 08:14

    (1 – alternative Klimaschutz-Konzepte)

    und die FDP versteckt sich hinter blumigen Hoffnungen auf irgendwelche Zukunftsentwicklungen und Marktkräfte, die sie von jeder gestalterischen Rolle entheben.

    Politik und Staat nehmen auch bei Joghurt, Kleidung und PC-Hardware keine „gestalterische Rolle“ ein, sondern lassen den Markt innerhalb gegebener Rahmenbedingungen arbeiten. Folge: großes Angebot und geringe Preise.

    Ich sehe nirgendwo auf der Welt ineffizientere Energiepolitik als in Deutschland. Mumpitzpolitik einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft ohne Durchblick.

    • Detlef Schulze 13. Juni 2023, 22:33

      Politik und Staat nehmen auch bei Joghurt, Kleidung und PC-Hardware keine „gestalterische Rolle“ ein, sondern lassen den Markt innerhalb gegebener Rahmenbedingungen arbeiten.

      PC-Hardware ist gerade kein gutes Beispiel, hier bilden sich Monopole und die USA tut gerade alles Mögliche, dass diese Monopole nicht nach China wandern, auch mit Verboten (Huawei).

      Aber das ist hier gar nicht mein Punkt. Es gibt Dinge, wie vielleicht der Joghurt, für die der Markt gut funktioniert, und bei anderen funktioniert er nicht. Ob der CO2-Markt funktioniert ist voellig unklar und wir haben nicht die Zeit auf ihn als alleiniges Instrument zur CO2-Reduzierung zu setzen.

      • Tim 14. Juni 2023, 07:01

        Es ist immer wieder erstaunlich: Der Glaube der Deutschen an ihren anordnenden Staat ist unerschütterlich, so sehr dieser auch versagen mag. Nach mehr als 20 Jahren staatswirtschaftlicher Energiewende und den höchsten CO2-Vermeidungspreisen weltweit sagen wir: weiter so. Erprobte, viel bessere Alternativen (siehe auch Stefan Pietschs Kommentar unten) werden heruntergeredet. Und das angesichts immer düster werdender weltwirtschaftlicher Perspektiven.

        Ich glaube, Deutschland hat genau die Politik, die es verdient.

        • Tim 14. Juni 2023, 07:21

          Gerade fällt mir auf, dass es in der Verkehrspolitik ja genauso ist. Es gibt erprobte und viel bessere Lösungen, um die Verkehrswende zu erreichen. Man muss nur nach Dänemark oder Holland schauen.

          Aber was tun die Deutschen? Sie rennen immer wieder gegen die Wand, weil die Welt ja am deutschen Wesen genesen soll. Ein Konzept funktioniert nicht? Liegt daran, dass wir more of the same brauchen!

          • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:09

            Ich bin sehr skeptisch, ob andere Länder besser darin sind, Ansätze von außen aufzunehmen und ihre eigenen Pfade zu verlassen. Völlige Zustimmung, dass die deutsche Verkehrspolitik ein Desaster ist, aber sind andere deswegen eher bereit, Ideen aufzunehmen?

            • Tim 14. Juni 2023, 08:16

              Warum sollte das relevant sein? Wir reden doch hier über deutsche Politik. Was die Leute in Brasilien machen, kann ich noch viel weniger beeinflussen als die Politik hierzulande.

              • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:44

                Mein Punkt ist: ich glaube, dass man den eigenen Stiefel durchzieht, komme was wolle, ist nicht spezifisch Deutsch.

          • Detlef Schulze 14. Juni 2023, 08:31

            Inwiefern wurde die Verkehrswende in den Niederlanden durch marktwirtschaftliche Mechanismen erreicht?

            Und das die Verkehrswende in Deutschland nicht vorankommt haengt damit zusammen, dass sie von den vielen Regierungen nicht gewollt ist. Auf Bundesebene wird quasi immer wesentlich mehr Geld ins Strassennetz investiert, als in die Schiene. Der Staat weiss schon wie die Energiewende geht, er will sie nur nicht machen.

            • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:47

              Yes.

            • Erwin Gabriel 19. Juni 2023, 09:39

              @ Detlef Schulze 14. Juni 2023, 08:31

              Auf Bundesebene wird quasi immer wesentlich mehr Geld ins Strassennetz investiert, als in die Schiene.

              Das, was ins (Fern-)Straßennetz investiert wird, reicht seit Jahrzehnten (soll heißen, schon seit den letzten Regierungen Helmut Kohl) nicht zum Erhalt des Bestands aus. Das, was ins Straßennetz investiert wird, ist nur ein Bruchteil von dem, was über Kfz-Steuern, Maut, Mineralölsteuer etc. hereinkommt. Am Auto verdient der Staat mehr, als er ausgibt.

              Bahn sieht an bestimmten Stellen anders aus. Zwar ist das Schienennetz genauso heruntergeritten wie das Fernstraßennetz, aber der Nutzen ist geringer. Der Frachttransport ist weder so effektiv noch so effizient noch so flexibel wie der Transport per LKW, da er zu zentralistisch ist. Einem Umbau der Verkehrswege in Richtung „mehr Schiene“ steht weniger der Staat, sondern eher die Bevölkerung entgegen, die sich heftig gegen Ausbau und Modernisierung dort wehren, wo gebaut werden soll. Das übliche „wasch mich, aber mach mich nicht nass“.

              • Thorsten Haupts 19. Juni 2023, 11:54

                Ja. Ausserdem ein schönes Beispiel für Pfadabhängigkeit. Deutschland hat vor siebzig Jahren kollektiv entschieden, konsequent aufs Auto zu setzen und seine Infrastruktur entsprechend auszubauen.

                Man kann aber nicht zwei Gross-Infrastrukturen parallel angemessen ausbauen und unterhalten. Ein Schwenk zur Bahn – der ja jetzt seit mindestens 20 Jahren zum Forderungskatalog der GRÜNEN gehört – ginge, automatisch und unvermeidbar, zu Lasten des Autos. Und würde ebenso automatisch und unvermeidbar Dörfer und Kleinstädte weit mehr treffen, als die Ballungsräume.

                Also kämen neben den örtlichen NIMBY Widerständen massive politische Widerstände dazu. Es gibt politisch absolut rationale Gründe, warum keine politische Partei das wirklich ernsthaft angeht. Folgen einer Infrastrukturentscheidung, die noch vor 30 Jahren kaum jemand in Frage stellte.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Pietsch 19. Juni 2023, 12:23

                  Meine Frau saß letzte Woche nach einem 10-Stunden-Tag eine Stunde im Zug fest. Auf der Strecke war eines der Ereignisse, die man nicht planen kann, aber zu den täglichen Katastrophen des Lebens zählen. Erst gab es keine Information, dann wurde der Zugverkehr für Stunden eingestellt.

                  Ergo habe ich sie aus Frankfurt abgeholt – mit dem Auto. Wer sich auf die Bahn verlässt, hat keine Sicherheit, auch an seinem Ziel anzukommen. Auch als die Bahn vor Monaten streikte, stellte sich für mich die Frage, wie nach Hamburg kommen?

                  Nein, sorry, es ist in Summe ein mieses Unternehmen mit teils Beschäftigten im Beamtendenken. Das hat nichts mit Investitionen zu tun. Es hat etwas mit Einstellung zu tun. Ich möchte nie einem Monopolisten ausgeliefert sein, der dann noch unter der Fuchtel der Politik steht und vor allem die Interessen der Beschäftigten und nicht der Kunden zu wahren hat. Deswegen gibt es zum Auto keine echte Alternative.

                • Stefan Sasse 19. Juni 2023, 12:33

                  Die aber inzwischen massive Probleme macht. Ich stimme dir völlig zu, aber wir haben uns ja auch schmerzlich von anderen Beschlüssen von früher verabschiedet.

                  • Thorsten Haupts 19. Juni 2023, 13:53

                    Völlig okay. Du stehst dann in einer parlamentarischen Demokratie nur vor einem – jetzt – nicht auflösbaren Dilemma: Du überlebst eine radikale Reform politisch nur, wenn den unvermeidbaren Verlierern in ganz kurzer Zeit eine mindestens gleichgrosse Gruppe von Gewinnern gegenübersteht.

                    Das aber kann bei massiven Infrastrukturwechseln nicht funktionieren. Also wird der erste Koalitionspartner, der den GRÜNEN zur politischen Mehrheit für einen radikalen Systemwechsel verhilft, dafür bei den nächsten Wahlen massiv abgestraft werden. Deshalb sehe ich den Abschied einfach nicht.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 19. Juni 2023, 18:09

                      Völlig korrekt. Das ist ja unser Dilemma, über alle Parteigrenzen hinweg. Wir brauchen letztlich verantwortliche Politiker*innen, die bereit sind, sich ins Schwert zu stürzen. Wir hatten das ja auch immer wieder mal. Selten, ja. Aber nicht ausgeschlossen. Und ich kann mir eine Art Grand Bargain, in dem jede Partei was opfern muss, durchaus vorstellen.

                • Detlef Schulze 19. Juni 2023, 15:42

                  @Erwin Gabriel

                  Wieso sollten NIMBY-Widerstaende fuer Schienen groesser sein, als fuer Autobahnen? Ich wohne lieber an der Schiene, als an der Autobahn. Hinzukommt, dass Investitionen in die Schiene kaum zu neuen Trassen fuehrt, sondern eher zu einem weiteren Gleis oder einer neuen Oberleitung, wohingegen in Deutschland ja noch ganz neue Autobahnen in Planung sind.

                  @Thorsten Haupts

                  Ich glaube nicht, dass es politische Traegheit ist, die die Verkehrswaende blockiert. Eher ist es die Autoindustrie und deren Bedeutung fuer Deutschland, die die Verkehrswaende ausbremst.

                  • Erwin Gabriel 19. Juni 2023, 20:21

                    @ Detlef Schulze 19. Juni 2023, 15:42

                    Wieso sollten NIMBY-Widerstaende fuer Schienen groesser sein, als fuer Autobahnen? Ich wohne lieber an der Schiene, als an der Autobahn.

                    Größer habe ich nicht gesagt …
                    Ich meine das Prinzip: Viele wären gegen einen neuen Touristen-Radwanderweg, wenn der direkt an ihrem Garten vorbeiführen würde.

                    Hinzukommt, dass Investitionen in die Schiene kaum zu neuen Trassen fuehrt, sondern eher zu einem weiteren Gleis oder einer neuen Oberleitung, wohingegen in Deutschland ja noch ganz neue Autobahnen in Planung sind.

                    Das ist ja gerade das Problem: Die vorhandene Infrastruktur ist nicht nur in schlechtem Zustand, sondern von der Auslegung keinesfalls ausreichend. Will man die Bahn so flexibel machen, dass sie den Lkw Paroli bieten kann, wären eben viele neue Strecken und eine deutlich höhere Frequenz von Transportzügen erforderlich.

                    Ich glaube nicht, dass es politische Traegheit ist, die die Verkehrswaende blockiert. Eher ist es die Autoindustrie und deren Bedeutung fuer Deutschland, die die Verkehrswaende ausbremst.

                    Was soll ich da anführen? Vielleicht Stuttgart21?

                    • Stefan Sasse 20. Juni 2023, 08:34

                      Stimme dir zu. Deswegen ist das performative Nichtstun auf dem Gebiet ja auch so enervierend.

                  • Thorsten Haupts 19. Juni 2023, 21:38

                    Ich glaube nicht, dass es politische Traegheit ist, die die Verkehrswaende blockiert.

                    Äh … ich auch nicht. Aber die enorme Pfadabhängigkeit des einmal eingeschlagenen Kurses. Alle haben sich auf Strassenausbau und -unterhalt eingestellt, weshalb praktisch jeder ein Auto hat. Das macht man zunehmend unattraktiver, wenn man Geld in grossem Ausmass zu Schienenausbau und Bahnunterhalt umlenkt und damit automatisch Strassen vernachlässigen muss (man kann nicht beides finanzieren, völlig ausgeschlossen). DARIN liegt die eigentliche Blockade einer Verkehrswende, da spielen Lobbyinteressen tatsächlich eine untergeordnete Rolle.

                    Und bis diese Wende einen für viele sichtbaren Ertrag bringt, vergehen mindestens 10 bis 15 Jahre, in denen re Mobilität alles erst einmal sichtbar schlechter wird (inklusive des heute schon streckenweise überbuchten Bahnfahrens).

                    Diese Situation ist das politische Äquivalent zu Nuklearwaffen. Will sagen, enorm abschreckend per se.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

              • Stefan Sasse 19. Juni 2023, 12:32

                Weswegen die Beteiligungsrechte IMHO auch zurückgeschnitten werden müssen. Hatte die Ampel da nicht was im Koa-Vertrag?

              • Detlef Schulze 19. Juni 2023, 15:30

                Das, was ins (Fern-)Straßennetz investiert wird, reicht seit Jahrzehnten (soll heißen, schon seit den letzten Regierungen Helmut Kohl) nicht zum Erhalt des Bestands aus.

                Wenn ich auf der Autobahn fahre, werde ich immer von unzaehligen Baustellen ausgebremst, quasi nie vom schlechten Strassenbelag. Ich bin ueberzeugt, dass der Belag von Autobahnen oft erneuert wird, weil einfach noch Geld vorhanden ist und weniger weil es noetig ist.
                Und wenn man eine Geschwindigkeitsbeschraenkung haette, koennte man auch die eine oder andere Unebenheit tolerieren.

                • Stefan Sasse 19. Juni 2023, 18:13

                  Mag sein, aber ich habe viel zu wenig Sachkenntnis, das zu beurteilen.

                • Erwin Gabriel 19. Juni 2023, 20:32

                  @ Detlef Schulze 19. Juni 2023, 15:30

                  Wenn ich auf der Autobahn fahre, werde ich immer von unzaehligen Baustellen ausgebremst, quasi nie vom schlechten Strassenbelag. Ich bin ueberzeugt, dass der Belag von Autobahnen oft erneuert wird, weil einfach noch Geld vorhanden ist und weniger weil es noetig ist.

                  Nein, definitiv nicht. Es ist aber für einen Laien, der im PKW über eine Autobahn fährt, nur schwer erkennbar, was nicht passt. Hauptgrund sind defekte Brücken. Etwa jede dritte Fernstraßenbrücke ist derart marode, dass sie neugebaut gehört. ein weiteres Drittel bedarf der aufwendigen Sanierung. Nur ein Drittel passt, wird aber sanierungsfällig sein, bevor die anderen abgearbeitet sind. Es gibt mehr zu tun, als geleistet oder bezahlt werden kann, so dass niemand irgendwo rumschraubt, wo es nicht dringend erforderlich wäre. Ist halt so lange zu wenig gemacht worden, dass jetzt alles schneller den Bach runtergeht, als man repariert kriegt.

                  Und wenn man eine Geschwindigkeitsbeschraenkung haette, koennte man auch die eine oder andere Unebenheit tolerieren.

                  Wird ja auch häufig gemacht.

              • Stefan Pietsch 19. Juni 2023, 17:40

                Nun ja, die gleiche Begründung gilt dann ja auch für den Schienenverkehr. Dann ist das ein Argument, das nicht weiterführt.

                Ich lebe nahe der stark frequentierten Bahnstrecke vom Rhein-Main-Gebiet nach Osthessen. Theoretisch ist die Metropole Frankfurt sehr gut zu erreichen. Praktisch gilt das nicht. Es ist reine Glückssache, ob die Züge pünktlich kommen und ob sie überhaupt ihr Ziel erreichen. Alternativ lässt sich Frankfurt leicht mit dem Auto erreichen, obwohl die A3 und die Zubringerstraßen ebenfalls hoch frequentiert sind. Allerdings bietet das Individualverkehr nicht nur wesentlich mehr Zuverlässigkeit bei Pünktlichkeit. Man ist auch maximal flexibel.

                Allerdings arbeite ich nicht in Frankfurt, sondern der Landeshauptstadt Wiesbaden. Und die Bahn bietet wohl eine Direktverbindung nach Frankfurt und Offenbach (100.000 Einwohner) an, nicht jedoch in die Großstadt Wiesbaden (fast 300.000 Einwohner). Nicht nur ist der Umstieg schwierig (S-Bahn-Verkehr), sondern auch sehr zeitintensiv. Dagegen macht es keinen zeitlichen Unterschied, ob man nach Frankfurt oder Wiesbaden mit dem Auto fährt.

                1-Euro-Preisfrage: Welches Verkehrsmittel ist das Passende?

  • Tim 13. Juni 2023, 08:32

    (4 – Medienkrise)

    Der anhaltende Kulturkampf der rechtsbürgerlichen Presse in Deutschland gegen die Öffentlich-Rechtlichen sorgt hierzulande, wenngleich noch in kleinerem Umfang, für eine ähnliche Erosion.

    Das ist natürlich eine populäre Zuschreibung, aber da irrst Du. Die Erosion begann schon in den 90er Jahren, und Schuld hat auch nicht die rechtsbürgerliche Presse.

    Schon damals gab es Vorschläge zur Reform der öffentlich-rechtlichen Medien, schon damals haben die Rundfunkanstalten eine Betonhaltung eingenommen und jede Änderung verweigert (in Linie natürlich mit den Ministerpräsidenten). Wenn man völlig reformunwillig ist, werden die Reformwünsche irgendwann in totale Ablehnung und sogar Hass umschlagen.

    Dabei ist doch wirklich jedem klar, dass die heutige Struktur der öffentlich-rechtlichen Medien und ihre schiere Größe nur noch Quatsch sind. Die Anstalten träumen den Traum aller Bürokraten: noch mehr Zwangsgeld, bitte. Der reale Nutzen für ihre eigentliche Zielgruppe ist ihnen völlig egal.

    • Stefan Sasse 13. Juni 2023, 11:43

      Ich hab nichts gegen Reformen. Aber es geht eben nicht um Reformen, sondern wie du schreibst, um Hass. Und zwar grundsätzlichen.

      • Tim 13. Juni 2023, 12:40

        … der angesichts der jahrzehntelangen Blockadehaltung von ARD & ZDF durchaus gerechtfertigt ist. Diese Truppe hat kein Mitleid verdient.

        Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben das Pech, dass ihre Kosten für alle sichtbar sind. Natürlich triefen viele andere Staatsleistungen ebenfalls vor Verschwendung und Reformunfähigkeit – aber wer weiß schon, wieviel er monatlich in die dysfunktionale Bundeswehr zwangseinzahlt?

        Die Kosten von Staatsleistungen müssten viel individueller ausgewiesen werden. Unsere politische Debatte wäre um einiges lebhafter und ehrlicher.

        • Stefan Sasse 13. Juni 2023, 12:47

          Alles was du dann hättest wären Zahlen zu dem gleichen Geschrei wie jetzt.

          • Tim 14. Juni 2023, 07:04

            Jahrzehntelang wird jede Kritik von ARD & ZDF abgebügelt. Die Leute lernen, dass sich niemand für ihre Meinung interessiert. Sie werden verbittert und wenden sich ab. Du nennst das „Geschrei“.

            Ich glaube, mehr muss man gar nicht wissen, um zu verstehen, wie Radikalisierung funktioniert.

            • Erwin Gabriel 19. Juni 2023, 20:54

              @ Tim 14. Juni 2023, 07:04

              Jahrzehntelang wird jede Kritik von ARD & ZDF abgebügelt. Die Leute lernen, dass sich niemand für ihre Meinung interessiert. Sie werden verbittert und wenden sich ab. Du nennst das „Geschrei“.

              Zu 90% höre ich auf Kritik am ÖR irgendein moralisch anspruchsvolles Herumsalbadern über Freiheit und Weltfrieden. die anderen 10% sind scheinheilige Mea Culpa mit dem Ziel, mit der nächste Runde mehr Geld zu bekommen.
              Da wird viel zu viel in neue Programme und Kanäle gesteckt, anstatt das, was man macht, richtig zu machen. Braucht z.B. der WDR wirklich 6 unterschiedliche Hörfunk-Programme (gezählt ohne regionale Besonderheiten) samt Redaktionen?

              • Detlef Schulze 19. Juni 2023, 21:39

                Braucht z.B. der WDR wirklich 6 unterschiedliche Hörfunk-Programme (gezählt ohne regionale Besonderheiten) samt Redaktionen?

                Wahrscheinlich nicht. Aber diese ganzen 5. und 6. Radio-Sender kosten wahrscheinlich auch nichts. Deutschlandradio bekommt gerade mal 0.53 von meinem GEZ-Beitrag und die senden 10-minütige Reportagen aus Ugande morgens um 7:50 Uhr. Ich glaube das Einsparpotential beim Radio ist begrenzt.

                • Stefan Pietsch 19. Juni 2023, 22:10

                  Da haben Sie natürlich Recht. Der ÖR versenkt sein Gebührengeld vor allem in Pensionen für Journalisten, die längst nicht mehr aktiv sind, in überdimensionierte Lizenzen für Sportrechte und teure Unterhaltungsstars.

                  Wenn der ÖR mit über 8 Milliarden Euro der mit Abstand teuerste Rundfunk der Welt ist, dann muss enormes Einsparpotential vorhanden sein. Alles andere wäre seltsam.

                  Pensionen haben schon ganz andere Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Bei ARD und ZDF werden die absurden Altersgelder durch Zwangsgebühren kompensiert und als unabänderlich erklärt.

                  DAZN hat mit seinen Sportrechten binnen zweier Jahre 2 Milliarden Euro Verluste gemacht. Diese wurden vom Eigentümer getragen. Es ist nicht einzusehen, dass mit Zwangsgebühren der Markt angeheizt wird. Wer teuren Sport sehen will, soll dafür selbst zahlen.

                  Die ARD zahlt Anne Will für ihren Politaktivismus viel Geld und machte sich reich. Helene Fischer hat ein wichtiges Standbein bei den Öffentlich-Rechtlichen. Und dann halten die Sender noch mäßig begabte und außerhalb des eigenen Kosmos kaum erfolgreiche Comedians mit ihren linken Satiresendungen über Wasser.

                  Brauchen wir das wirklich?

                  • Stefan Sasse 20. Juni 2023, 08:38

                    Die ganzen Polittalkshows können so was von weg, bin ich völlig bei dir. Der Sport kann komplett weg, dass die ÖRR da den Privaten Konkurrenz machen ist ein Unding. Die haben einen Bildungsauftrag, und in meinen Augen nicht mehr. Das sollen sie machen und den Rest den Privaten überlassen. Dann sparen wir massiv Geld.

                    • Stefan Pietsch 20. Juni 2023, 13:12

                      Die ÖR geben ungefähr ein Drittel ihrer Mittel für Pensionen aus. Das ist eine Größenordnung, die Unternehmen vernichtet. Heute machen die Pensionslasten in der freien Wirtschaft meist nicht mehr als 10 Prozent der Bilanzsumme aus (häufig gar nicht). Werden Pensionszusagen gegeben, entsteht eine zu verzinsende Rückstellung. Vor allem schützen sich Unternehmen heute auf zweierlei Art:

                      1. Die Pensionszusage wird nur gegen Gehaltsverzicht gewährt.
                      2. Unternehmen sichern die Zusage ab durch einen Vertrag beispielsweise mit einer Kapitallebensversicherung.

                      Der Effekt: die Kosten belasten das aktuelle Ergebnis. Bei Auszahlung entstehen keine zusätzlichen Aufwendungen.

                      Übrigens wieder ein Indiz, dass es sich bei ARD und ZDF eher um Staatsfunker statt unabhängige Leistungsanbieter handelt.

                    • Stefan Sasse 20. Juni 2023, 18:13

                      Du hast diese Pensionszusagen gegen Gehaltsverzicht. Beamte erhalten üblicherweise niedrigere Gehälter als in vergleichbaren Positionen der freien Wirtschaft (das hast du ja selbst schon zigmal thematisiert), und ein Ausgleich dafür ist die Pension.

                    • Stefan Pietsch 20. Juni 2023, 18:32

                      Schön, dass die Journalisten des ÖRR mit Beamten vergleichst. 🙂 Wir kommen doch noch auf einen Nenner, dass es sich um Staatsfunk handelt.

                      Nein, nach der Methode geht es eben nicht um Gehaltsverzicht. Gerade nicht bei ARD und ZDF. Die Gehälter sind dort die höchsten der Branche. Wo ist da der Verzicht?

                      Gehaltsverzicht funktioniert so: Ich verhandle ein Gesamtpaket, im Jahr Summe X. Diese Summe teilt sich auf in Fixum, Bonus, Firmenwagen, Pensionszusage. Das Fixum geht monatlich vom Unternehmenskonto ab. Für den Bonus wird auf Basis von Annahmen eine Rückstellung gebildet. Für Company Car wird ein Leasingvertrag geschlossen mit fixen Konditionen. Auch das ist leicht zu bewerten. Pensionszusagen gibt es nur noch selten in der freien Wirtschaft. Das Übliche ist, dass ein korrespondierender Vertrag mit einem Versicherer geschlossen wird, womit sich die Kosten der Zusage auch in jedem Monatsabschluss wiederfinden.

                      Das alles passiert beim ÖRR (wie bei Beamten) nicht. Die Pensionen für Zusagen von vor 30 Jahren werden aus den Mitteln der GEZ beglichen, obwohl sie in den Personalaufwand (und GEZ-Gebühren) von 1993 gehört hätten. Deswegen hat der ÖRR so einen erhöhten Finanzbedarf. Er hat sein Personal viel zu hoch bezahlt und der Zwangsgebührenzahler soll es ausbaden.

                      In der Privatwirtschaft würden jetzt Unternehmensteile geschlossen und der Konzern gesundgeschrumpft. Aber wir sind ja beim Staat. Schön, dass wir das noch mal so in aller Deutlichkeit feststellen konnten.

                    • Stefan Sasse 21. Juni 2023, 12:25

                      Ich dachte wegen Pensionen. Pensionen bekommen Beamte. Alle anderen kriegen Rente. Oder weiß ich das falsch?

                    • Stefan Pietsch 21. Juni 2023, 17:49

                      Okay, dann muss ich weiter ausholen.

                      Bis in die Siebziger-, Achtzigerjahre war es Usus, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern (und damit fast allen) Pensionszusagen gemacht haben. Viele haben dafür keine Vorkehrungen („Rückstellungen“) gebildet. 10, 20, 30 Jahre später, als die Mitarbeiter dann beginnend so Anfang der Achtzigerjahre, in Pension gingen, mussten die Zusagen eingelöst werden. Da jedoch keine Vorkehrungen getroffen worden waren, brachte das eine Reihe von Unternehmen in den Bereich der Insolvenz. Ein berühmtes Beispiel ist die AEG, die damals ihre Eigenständigkeit verlor.

                      1987 änderte der Gesetzgeber die Rechtlage. Zeitgleich verschwanden Pensionszusagen aus dem Kanon der Leistungen an Mitarbeiter. Im Mittelstand existieren sie praktisch nicht mehr, bei größeren Konzernen gibt es so etwas noch für die Führungscrew. Dennoch leiden Unternehmen bis heute unter den früheren Auswüchsen, es begleitet mich mein gesamtes Berufsleben, hat heute aber keine nennenswerte Bedeutung. Zuletzt hat man Pensionäre eben abgefunden.

                      Der ÖRR hat jedoch das Gehabe der frühen bundesrepublikanischen Jahre und des Beamtentums bis heute beibehalten. Mit dem gleichen Ergebnis, das wir aus der Privatwirtschaft kennen: Pensionszusagen bringen Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Das siehst Du, wenn Du Dir die GuV der ÖRR ansiehst, Milliardenbeträge gehen für Pensionen drauf. Deswegen, Stefan, sind ARD und ZDF auf steigende GEZ-Gebühren angewiesen. Sie müssen ihre alten Beamten, sorry, Journalisten bezahlen.

                    • Stefan Sasse 22. Juni 2023, 08:40

                      Danke für den Kontext. Nennt man das auch Pensionen? Weil ich immer dachte, dass nur die Beamtenbezüge so heißen.

                      Und das führt vielleicht stark davon weg, aber: in allen Rentendebatten wird ja immer die Betriebliche Altersvorsorge als „drittes Standbein“ beschworen. Ist das dann nicht eine gefährliche Illusion?

                    • Stefan Pietsch 22. Juni 2023, 13:30

                      Begrifflich ist eine Pension ein Gehalt, das bei Ruhen des Arbeitsverhältnisses gezahlt wird. Eine Rente ist ein Teil von dem aktuell Erwirtschafteten. Sie ist meist nicht fix, sondern berechnet sich eben von dem Verfügbaren ab. Leibrenten fallen mir da noch ein. Pensionen dagegen haben bei Vertragsabschluss einen festen Betrag. Beamtenbezüge sind eine Form der Pension.

                      Der Aufhänger war, dass die ÖRR ihre Finanzen mit Pensionsverpflichtungen ruiniert haben. Nicht wegen dem Programm, sondern den Pensionszahlungen haben wir den teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt.

                      Die betriebliche Altersvorsorge ist ein anderer Fall. Die Pensionen sind heute über den Pensionssicherungsverein (PSV) abgesichert. Unternehmen mit gegen Insolvenz zu versichernde Pensionen zahlen hier jährlich eine Prämie, die Unternehmen haften also untereinander. Geht Dein Arbeitgeber Konkurs, passiert mit Deiner Pension prinzipiell nichts.

                      Bei der betrieblichen Altersvorsorge kann es sich anders verhalten. Das kommt aber sehr auf den Fall an. Tatsächlich sind die meisten Mitarbeiter nicht am Unternehmen beteiligt, sondern wandeln Gehaltsbestandteile wie Sonderzahlungen in Beiträge in eine Kapitalversicherung um. Auch diese sind gesondert geschützt. Also, da klaffen politische Debatte und betriebliche Wirklichkeit erheblich auseinander.

                      Denn vom Prinzip hast Du Recht: Nicht alle Eier ein einen Korb legen.

                    • Stefan Sasse 22. Juni 2023, 14:19

                      Kein Widerspruch. Ich hab auch kein grundsätzliches Problem mit BRV (als Beamter darf ich übrigens keine haben; meine bestehende musste mein AG stilllegen).

                    • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 19:34

                      @ Stefan Sasse 20. Juni 2023, 18:13

                      Schiefes Bild, dass Du zeichnest.

                      Beamte erhalten üblicherweise niedrigere Gehälter als in vergleichbaren Positionen der freien Wirtschaft (das hast du ja selbst schon zigmal thematisiert), …

                      Nur nach oben hin. Es gibt zahlreiche Zuschläge, über die sich Angestellte in der freien Wirtschaft die Finger lecken würden, und garantierte Gehaltserhöhungen aufgrund von Alter etc.

                      … und ein Ausgleich dafür ist die Pension.

                      Au weia …

                      Beamte sind praktisch unkündbar, tragen also kein Risiko durch negative Wirtschaftliche Entwicklungen á la Nokia, Opel, Bergbau etc.

                      Dann kannst Du auf deren „niedriges“ Gehalt noch einmal 18,6 % draufschlagen, da Beamte keine Rentenversicherung zahlen müssen.

                      Das toleriere ich nur bei der Polizei.
                      Dafür gibt es eine Pension, die etwa doppelt so hoch ausfällt wie eine vergleichbare Rente.

                    • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 09:38

                      Ich habe erklärt, wie sich das dort darstellt. Nichts weiter.

                    • Erwin Gabriel 26. Juni 2023, 12:51

                      @ Stefan Sasse 26. Juni 2023, 09:38

                      Ich habe erklärt, wie sich das dort darstellt. Nichts weiter.

                      Halt nicht vollständig.

                • Stefan Sasse 20. Juni 2023, 08:37

                  Exakt. Der Hörfunk ist super.

              • Stefan Sasse 20. Juni 2023, 08:36

                Ich kenne die genaue Struktur nicht, aber die Hörfunksachen finde ich den verteidigbaren Teil des ÖRR. Die Fernsehprogramme finde ich das Furchtbare.

                • CitizenK 20. Juni 2023, 10:21

                  Nicht alle. Allein die Kulturkanäle sind mir das Geld wert.
                  Verschwendung bei den Dritten, wo der gleiche Krimi oder die gleiche Doku x-mal läuft.
                  Und natürlich bei den Gehältern und Pensionen. Aber das müsste doch zu korrigieren sein!

                  Anmerkung: Sich aus vielen Nicht-ÖR-Quellen zu informieren, ist teuer. Ich würde gern ein Dutzend Online-Angebote nutzen – geht nicht. Die Abo-Politik der Verlage ist allerdings dumm – warum kann man nicht einzelne Artikel kaufen?

      • Stefan Pietsch 13. Juni 2023, 12:50

        Wieso ist es Hass, wenn Teile der Öffentlichkeit die Einhaltung der Rechtsgrundlagen einfordern? Hass scheint inzwischen Dein Totschlagsargument.

  • Tim 13. Juni 2023, 08:37

    (j – absurde Ergebnisse des Rechtsstaates)

    Hilfe! Aber darum gibt es ja Rechtsanwälte, die empfehlen: Niemals mit der Polizei kooperieren, wenn es nicht unbedingt sein muss. Niemals.

  • Kning4711 13. Juni 2023, 11:43

    zu 2)

    Sprech mal betreffend Baurecht mit Leuten vom Fach: Das geht inzwischen so weit (zumindest in meiner Heimatstadt Köln), dass Du bei Anfragen an das Bauamt direkt den Disclaimer bekommst, dass die Aussagen des Mitarbeiters des Bauamts nicht rechtsverbindlich sind und im Zweifel das Baurecht eine andere Interpretation zulässt. Mit anderen Worten: Die Leute im Bauamt haben auch kapituliert und können ihre eigenen Bestimmungen nicht mehr anwenden.
    Wenn also ein Architekt etwas mit dem Baumamt klären möchte, bekommt er zwar eine Antwort, kann sich aber nicht darauf verlassen, dass Sie auch richtig ist.
    Ich warte aktuell schon seit sieben Monaten auf die Genehmigung eines Anbaus, um meine Wohnung BArrierefrei zu erschließen. Ich habe Glück noch nicht darauf angewiesen zu sein – säße mein Kind jetzt schon im Rollstuhl müsste ich ihn jeden Tag von Hand hochschleppen. Wenn Du aber kurzfristig darauf angewiesen wärst, bist Du verloren. Das Vorhaben ist weder kompliziert, noch außergewöhnlich. Nachfragen beim Bauamt werden mit dem Verweis auf Personalknappheit, Krankheit, Urlaubszeit wegvertröstet. Ist ein einziges Trauerspiel. Als Bürger kannst Du darüber nur noch den Kopf schütteln. Und wie mir geht es vielen: Menschen wollen Wohnraum schaffen (z.B. durch Anbauten, Dachausbauten, Aufstockung, etc.) und verlieren sich in der Warteschleife des Bauamts.
    Die Einwände der Fachleute: Bauwirtschaft, Architekten, Bauingenieure, dass was passieren müsse, vertagt die Stadt wahlweise an Land oder Bund. Kein Wunder das keine Wohnungen mehr in diesem Land gebaut werden.

    Ich glaube hier hilft auch kein Klein-Klein, sondern Du brauchst einen Erzbergerischen Reformansatz im Baurecht. Statt anpassen, alles in den Schredder und neu machen. Wäre ein Mega Thema für die FDP und würde diesem Land einen echten Schub bescheren. Wahrscheinlich aber nicht sexy genug.

    zu j)
    Wenn der Rechtsstaat wider des gesunden Menschenverstands handelt, dann brauche ich den nicht mehr. Konnte es der Beamte nicht bei einer Belehrung lassen? Hat der Staat hier wirklich ein Verfolgungsinteresse der Straftat?

    • Ariane 15. Juni 2023, 00:58

      ass Du bei Anfragen an das Bauamt direkt den Disclaimer bekommst, dass die Aussagen des Mitarbeiters des Bauamts nicht rechtsverbindlich sind und im Zweifel das Baurecht eine andere Interpretation zulässt. Mit anderen Worten: Die Leute im Bauamt haben auch kapituliert und können ihre eigenen Bestimmungen nicht mehr anwenden.

      Hahaha, das ist ja echt hilfreich. Oo
      Das Baurecht ist da aber wirklich hardcore, wir waren auch mal zerschellt, weil es in den 50ern sehr wichtig war, dass Vertriebene einen Kleingarten mit Hühnerhaltung und so haben konnten. Das ist 2020 genauso wichtig wie 1950! (natürlich kann vermutlich niemand mehr mal eben Hühner halten, weil 20 andere Regeln)

      Was mich wieder auf die Idee bringt, dass Gesetze regelmäßig überprüft gehören und nicht einfach von selbst auf ewig festgeschrieben gelten sollten.

      • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:15

        Gott, fang mir nicht mit Baurecht an. Das ist ja das übelste, das es gibt.

  • Thorsten Haupts 13. Juni 2023, 13:25

    Zu 1)
    Die FDP hat von allen Parteien das klarste und einfachste Konzept – CO2 Handel und CO2 Bepreisung.

    Zu 2)
    Seufz. Deutsches Planungsrecht versus schneller Infrastrukturausbau 10:0 in meinem aktuellen Projekt …

    Zu 4)
    Mit der Ausdifferenzierung in 100 Kanäle und der Metastasierung der ÖRR ins Indernet hätte ich ja gesagt, der Kampf wird von den ÖRR gegen die Reste privater Medien geführt. Ansonsten begrüsse ich die Erosion – so es sie gibt – ausdrücklich!

    Zu e)
    Aus der streng wissenschaftlichen Forschung ist bekannt, dass Willenskraft eine endliche Resource ist und die beste Strategie gegen Versuchungen ist, sich ihnen gar nicht erst auszusetzen. Weiss wirklich nicht, was daran „cringe“ sein sollte, einer für sich selbst erkannten Versuchung weiträumig aus dem Wege zu gehen. Einige Missbrauchsskandale der Vergangenheit deuten eher darauf hin, dass das zu wenige Leute tun …

    Zu h)
    Ja. Da, wo sie wirklich anti-trans sind.

    Zu i)
    Na ja. Yup, die Polizeibeamten haben einen an der Waffel (oder miese Chefs), aber solche „Verfahren“ werden üblicherweise von der Staatsanwaltschaft ergebnislos eingestellt. Ärgerlich, aber mindestens ebenso ärgerlich, dass es eine solche Meldung in ein überregionales Magazin schafft.

    Zu j)
    Was genau ist daran spannend?

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 13. Juni 2023, 13:50

      1) Korrekt. Nur ist „klar und einfach“ halt nicht dasselbe wie „umsetzbar und gut“.

      2) Ich glaube wir sind uns alle einig, dass da der Rasenmäher drüber muss.

      4) Inwiefern?

      i) Ich kenne mich nicht genug aus, aber zumindest bei Kinderpornos ist es so dass wenn du quasi sagst „hier schaut mal, da sind welche“ du angeklagt wirst und rechtlich angeklagt werden MUSST.

      j) Dass der Vorwurf der Symbolpolitik manchmal auf seine Erhebenden zurückfällt.

      • Thorsten Haupts 13. Juni 2023, 22:05

        Zu i)
        Bin auch kein Experte, aber afair liegt das an der festgelegten Mindestdauer der Strafe – bei Straftaten dieser Grössenordnung muss der Staatsanwalt zwangsweise ermitteln. Ziemliches Eigentor, klassischer Fall von gut gemeint aber leider nicht gut gemacht.

        • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:04

          Ja, genau.

        • cimourdain 14. Juni 2023, 13:59

          Ziemlich genau. Alle Verbrechen (Delikte mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe) sind Offizialdelikte, bei denen die Staatsanwaltschaft ermitteln muss. Verstöße gegen das Waffenrecht müssten Ordnungswidrigkeiten sein, da gibt es einen Ermessensspielraum.

    • FS 13. Juni 2023, 19:21

      Zu e) Aus der streng wissenschaftlichen Forschung ist bekannt, dass die „streng wissenschaftlichen“ Forschungsergebnisse, die behauptet haben, „dass Willenskraft eine endliche Resource ist und die beste Strategie gegen Versuchungen ist, sich ihnen gar nicht erst auszusetzen“ in Meta-Analysen weitgehend verschwanden, nachdem man Korrekturen für Publication Bias durchgeführt hat und sich in mehreren großflächigen Replikationsversuchen nicht replizieren ließen:
      https://en.wikipedia.org/wiki/Ego_depletion#Reproducibility_controversy_and_conflicting_meta_analyses

      • Thorsten Haupts 13. Juni 2023, 22:02

        Hier liest sich das dann deutlich anders, als bei Wikipedia:
        https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1088868318762183?journalCode=psra

        Unentschieden soweit, weitere Forschung notwendig.

        Trotzdem danke für die Ergänzung. Bin immer für gute wissenschaftliche Widerlegung zu haben. Für mich persönlich allerdings irrelevant – ich habe die Vermeidungsstrategier jeder anderen überlegen erlebt, das reicht mir.

        Ändert überhaupt nichts an meinem Unverständnis dafür, warum es „cringe“ sein soll, wenn jemand einer (gefühlten oder realen) Versuchung aktiv aus dem Wege geht.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • CitizenK 14. Juni 2023, 05:46

          „Vermeidungsstrategier“ 😉 In den Schulen gibt es halt keinen Mast, an dem Mann sich festbinden kann.

          • cimourdain 15. Juni 2023, 13:20

            Danke fürs Bild – jetzt habe ich im Kopfkino eine Schule, an der die Lehrer mit verbundenen Augen unterrichten müssen, während sich der Direktor an der Fahnenstange festbinden lässt, um die vorbeidefilierenden „Sirenen“ ansehen zu können.

        • FS 15. Juni 2023, 22:17

          Hm, also das Problem mit dem von Ihnen angeführten Artikel ist, dass er zwar valide Kritikpunkte gegenüber den Metaanalysen und der ersten Replikationsstudie von 2016 geben kann, nicht aber wirklich ggü. der zweiten Replikationsstudie von Vohs et. al. (2021), die in dem Wikipedia-Artikel zuletzt besprochen wird. Denn diese Studie ist historisch jünger, führt den von Ihnen angeführten Artikel explizit mit auf und vier der fünf Autoren des Artikels haben an dieser zweiten Replikationsstudie mitgewirkt (die Autorenliste ist, zugegeben, eher lang). Daher dürfte die Kritik der Autoren dort auch mit eingeflossen sein. Da nun in dieser zweiten Studie auch eine wesentlich kleinere durchschnittliche Effektstärke ohne stat. Signifikanz gefunden wurde, kann m.E. von einem Unentschieden keine Rede sein, eher von einem 2:0.
          Nun will ich andererseits nicht unterschlagen, dass es noch eine dritte Replikationsstudie gegeben hat,
          https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1948550619887702
          die in dem Wikipedia-Artikel nicht aufgeführt wird, und bei der es einen statistisch signifikanten Effekt gab, der aber wiederum in der Dimension der Effektstärke wesentlich geringer war, als in der ersten Metaanalyse von 2010 festgestellt. Wenn man im Fussballjargon bleibt, würde ich vielleicht sagen, dass es sich um ein für die Verlierermannschaft sehr schmeichelhaftes 2:1 handelt. Was nicht heißt, dass da nicht gerne noch mehr Forschung betrieben werden kann.
          Ob die Vermeidungsstrategie ansonsten generell überlegen ist, würde ich auch bezweifeln, eingedenk der Tatsache das Vermeidungsverhalten in einer ganzen Reihe psychischer Störungen (Phobien, Zwangsstörungen und auch manchen Persönlichkeitsstörungen) eine ziemlich wesentliche Rolle spielt.
          Nur muss ich sagen, dass diese ganzen Debatten mit dem Zitat von Dieter Nuhr auch eher wenig zu tun haben. Seine Begründung klingt für mich zwar eher wie ein Altherrenwitz als dass er das wirklich ernst gemeint hat, aber letzten Endes: Wenn das seine Begründung war, dann war es halt so.

          • Thorsten Haupts 16. Juni 2023, 11:00

            Danke für die interessanten Informationen, man lernt eben nie aus.

            Für Nuhr treffen wir uns dann im Ergebnis, auch gut. Fand´s einfach nur strange, dass Stefan „Ich bin einer Versuchung voraussichtlich nicht gewachsen, weshalb ich ihr aus dem Wege gehe“ tatsächlich seltsam bzw. zum Fremdschämen findet.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

        • Erwin Gabriel 19. Juni 2023, 09:54

          @ Thorsten Haupts 13. Juni 2023, 22:02

          … ich habe die Vermeidungsstrategie jeder anderen überlegen erlebt, das reicht mir.

          Zustimmung, ich auch

  • Detlef Schulze 13. Juni 2023, 22:18

    zu d) den CO2-Zertifikaten:

    Der Glaube in den CO2-Markt und die strikte Ablehnung von staatlichen Regulierungen und vor allem Verboten von manchen Co-Kommentatoren kann ich mir nur durch Ideologie erklären. Praktisch macht es wahrscheinlich für viele Menschen keinen Unterschied, ob die Energierechnung so hoch ist, wegen einer CO2-Steuer, weil er für Zertifikate mitbezahlt oder weil weil er einfach noch eine Hypothek von der Wärmepumpe zurückzahlt, die er gerade hat einbauen lassen.

    Ich bin kein Oekonom, aber ich denke, dass die CO2-Zertifikatspreise bei einer Verknappung sehr steil und schnell ansteigen, so dass jemand der jetzt nicht in die Zukunft plant sein Gas nicht mehr wird bezahlen können. Ein Verbot von Gasheizungen scheint mir dann noch planbarer. Ich weiss, wann das Verbot kommt und wie alt meine jetzige Gastherme schon ist.

    Wie im Artikel richtig bemerkt, kann ein zu schnell steigender CO2-Preis problematisch für die Gesellschaft werden und der Staat muss dann die Folgen für die sozial Schwachen abmindern und wenn diese Diskussion erst anfaengt, werden auch Ausnahmen für Gewerbebranchen und sozial nicht ganz so schwache Privatleute gemacht und der gesamt Wirkmechanismus wird ausgehöhlt.

    Sie hierzu auch: CO₂-Besteuerung ist ökologisch effektiver und sozial gerechter als Zertifikatehandel

    • Stefan Pietsch 13. Juni 2023, 22:50

      Was ist das Problem mit einer Besteuerung? Bei einer Steuer haben Sie keine Garantie, dass der Verbrauch zurückgeht. Sind die Wirtschaftssubjekte solvent genug und erscheint ihnen die Verschmutzung wirtschaftlich, werden sie immer die Steuer zahlen und Emissionen erzeugen. Wenn das Ziel ist, die Umweltnutzung einfach mit einem Preis zu versehen, ist das eine sinnvolle Lösung. Ist das Ziel jedoch, die Umweltnutzung zurückzudrängen, ist ein Zertifikatehandel mit begrenztem Kontingent die richtige Lösung.

      Warum werden Verbote von Ökonomen immer kritisch gesehen? Verbote sind für eine Volkswirtschaft immer die teuerste aller Lösungen. Meist akzeptieren wir einen gewissen Umweltverbrauch, schließlich regeneriert sich die Natur ständig selbst. Der Umweltverbrauch ist praktisch kostenlos, der Nutzen für die Gesellschaft also hoch. Bei einem Verbot wird auf diesen Kostenvorteil vollständig verzichtet.

      Die EU hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das ist bereits 5 Jahre früher als das Pariser Abkommen vorsieht. Die Mitgliedstaaten nehmen also höhere gesellschaftliche Kosten in Kauf als es nach der internationalen Vereinbarung erforderlich wäre. Wann wäre ein Verbot sinnvoll? Logischerweise 2045 und keinen Tag vorher.

      Als Wirtschaftssubjekte sind Menschen Preisnehmer. Sie antizipieren in der Regel nicht potentielle Preisveränderungen in der weiteren Zukunft, sondern reagieren auf aktuelle Preissignale. Wer 2045 mit einem Verbot aller fossilen Brennstoffe rechnen muss, wir heute keine Investition tätigen. Er erwartet, dass er in 22 Jahren zu heutigen Preisen eine Investition vornehmen kann, mit dem Zinsvorteil für diesen Zeitraum natürlich.

      Wenn aber alle 2045 ihre Heizungen austauschen wollen, werden die Preise durch die Decke gehen und das Ziel unmöglich erreicht. Ja, der Staat kann Verbote setzen wie es Habeck versucht. Nur: dann ist die Gefahr nicht nur groß, dass der Staat über- oder untersteuert. Es ist praktisch sicher. Das wird ja von Marktexperten signalisiert: die Unternehmen sind gar nicht in der Lage, die erwarteten Kapazitäten an Material und Personal in den nächsten 3-5 Jahren bereitzustellen. Gleichzeitig gehen schon jetzt die Preise für die Elektrodinger nach oben, obwohl das Gesetz nicht einmal in Kraft ist. Die Gesellschaft zahlt höhere Preise und muss einen höheren Aufwand betreiben als zur Zielerreichung notwendig wäre. Genau so definieren wir „Verschwendung“. Oder wann kaufen Sie? Wenn die Preise hoch oder niedrig sind?

      Das Beispiel des Acid Rain Program zur Reduzierung von SO2 zeigt in idealtypischer Weise, wie ein Emissionshandelssystem zu niedrigen gesellschaftlichen Kosten die Schadstoffe gen Null bringt und die Menschen zu Alternativen veranlasst. Auch das EU ETS hat zuverlässig seine Reduktionsziele erfüllt, während wir im Verkehr mit einem Mix von Subventionen und Verboten zuverlässig alle Vorgaben reißen. Das ist die Empirie. Seltsamerweise überzeugt die meisten politisch Interessierten die Empirie nicht, sondern sie setzen auf selbstgebastelte Theorien.

      • Detelef Schulze 14. Juni 2023, 09:09

        Haetten Sie Ihren letzten Artikel so sachlich geschrieben, wie diesen Kommentar waere vielleicht auch eine Diskussion zustande gekommen mit Kommentatoren, die Ihnen nicht zustimmen.

        Ansonsten sind ihre Argumente zum Teil einleuchtent. Aber nicht hier:

        Wann wäre ein Verbot sinnvoll? Logischerweise 2045 und keinen Tag vorher.

        2045 soll es ein Total-Verbot gehen. Und das erreicht man mit vielen Teil-Verboten um sich diesem Ziel auf (moeglichst) sanfte Weise zu naehern. Oder meinten Sie „sinnvoll“ im Sinne der Wirtschaft?

        Sie antizipieren in der Regel nicht potentielle Preisveränderungen in der weiteren Zukunft, sondern reagieren auf aktuelle Preissignale. Wer 2045 mit einem Verbot aller fossilen Brennstoffe rechnen muss, wir heute keine Investition tätigen.

        Wer mit einem Verbot 2045 rechnen muss wird vielleicht heute noch nicht investieren, aber er legt vielleicht schon etwas Geld zur Seite. Eine starke Preiserhoehung in der fernen Zukunft ist aber fuer viele Privatmenschen zu abstrakt um sich darauf vorzubereiten (wie Sie ja auch schreiben).

        Seltsamerweise überzeugt die meisten politisch Interessierten die Empirie nicht, sondern sie setzen auf selbstgebastelte Theorien.

        Die Empirie sagt aber auch, dass die Preise von CO2-Zertifikaten in den ersten 15 Jahren gar nicht gestiegen sind. Erst in den letzten 3 Jahren gehen die Preise nach oben. Nur weil eine Massnahme wirtschaftlich effizient ist, heisst das ja nicht, dass sie auch sozial und gesellschaftlich vertraeglich ist.

        Und nochmal, ich sage nicht, dass der Zeritfikatehandel nicht funktioniert, sondern, dass man ihn mit anderen Massnahmen unterstuetzt sollte.

        • Tim 14. Juni 2023, 09:49

          @Detlef Schulze

          Die Empirie sagt aber auch, dass die Preise von CO2-Zertifikaten in den ersten 15 Jahren gar nicht gestiegen sind.

          Ja, eine absichtlich verpasste Chance. Es gab dafür zwei Gründe:
          1. Die Politik hat reingegrätscht und Zertifikate verschenkt.
          2. Durch z.B. das deutsche EEG sank der Druck auf den Markt. Eine Tonne CO2, die hier eingespart wurde, konnte von einem rumänischen Kohlekraftwerk ausgeblasen werden. Das EEG hat hier auf sehr teure Weise direkt gegen die EU-Klimapolitik gearbeitet.

          • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 13:14

            Ich sag es ja immer wieder: die Theorie vom CO2-Preis ist super. Aber die Politik wird da immer reingrätschen.

            • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 14:00

              Falls Du aktuell die Medien verfolgst, wirst Du feststellen, dass die Politik bei Verboten und Subventionen ständig reingrätscht. Die Politik hat vor kurzem beim EU ETS eingegriffen – und zwar verschärfend.

              Empirie und Theorie.

              • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 14:19

                Sag ic hdoch.

                • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 14:36

                  Nein, sagst Du nicht. Hier grätschte die Politik rein, weil man sich auf der Metaebene auf ein früheres Einsparziel verständigt hatte. Normalerweise greift die Politik ein, um die sozialen Folgekosten zu mindern – und verfehlt damit das eigentliche Ziel. Dann können Blogger wie Du darüber schimpfen, dass man die Sache zu locker angegangen habe.

                  Beim EU ETS wurde nichts zu locker angegangen. Das Ziel wird nach allem Dafürhalten erreicht. Die Politik ist ihrer Intervention beraubt, wenn Zertifikate auf lange Sicht nach Gesetz vergeben werden. Ein Verbot aber muss dauernd angepasst werden. Dafür plädierst Du ja auch.

        • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 14:31

          Habe ich. Hat nur keinen interessiert, weil dort die Worte „Grüne“ und „Verantwortung“ vorkamen.

          2045 soll es ein Total-Verbot gehen. Und das erreicht man mit vielen Teil-Verboten um sich diesem Ziel auf (moeglichst) sanfte Weise zu naehern.

          Wieso sollten wir das tun? Ein Verbot hat den Zweck, ein unerwünschtes Verhalten zu markieren. Das ist immer so bei Verboten, es ist ihr Sinn und Zweck, den auch liberale Ökonomen nicht bestreiten. Bin ich der Ansicht, die Abholzung eines Regenwaldes sei auf keinen Fall zu tolerieren, weil wir ihn nicht wieder aufforsten können, dann ist schlicht ein Verbot das Mittel der Wahl.

          Das ist ja bei den CO2-Emissionen nicht so, darüber besteht über alle Parteigrenzen hinweg Konsens. Nur, ein bisschen Verbot geht nicht. Der Staat sieht das Problem, will aber nicht zu anderen Mitteln greifen, die eine Lösung adäquater abbilden. Wir erleben doch derzeit Anschauungsunterricht im Live Stream:

          Eine Gruppe von Naturwissenschaftlern sieht einen Pfad zur Klimaneutralität für angemessen und entwirft ein Gesetz, die den Weg klar abbildet. Es ist der Weg von Verboten. Das Konzept ist in der Theorie nicht zu kritisieren. Möglicherweise hätte am Ende das propagierte Ziel gestanden. Eine Valuierung fand jedoch nicht statt, vor allem keine Kosten-/Nutzen-Bewertung.

          Doch es ist kein Gesetz. Die politischen Interessengruppen haben eingegriffen, wie das in einer Demokratie so ist. Wenn die Begründer des Gesetzes davon überzeugt waren, dass eine bestimmte Einsparung erzielt werden könne, können sie es jetzt nicht mehr sein. Fristen und Restriktionen wurden deutlich aufgeweicht.

          Der Wirtschaftsminister kalkuliert über den Daumen die Kosten der Umstellung mit 120 Milliarden Euro. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass es wohl eher 600 Milliarden Euro würden. Die Erfahrung mit politischen Vorgaben lehrt: die Studien haben Recht. Die Regierung hat ein elementares Interesse, die Kosten niedrig anzusetzen (Preis der Energiewende: Eine Kugel Eis) und Folgekosten späteren Regierungen anzulasten. Aber Kosten sind nunmal da.

          Was bleibt: Das Ziel wird unter Garantie nicht erreicht und das Projekt wird unkalkulierbar teuer. Eigentlich muss das politische Ziel doch das Gegenteil sein.

          Wer mit einem Verbot 2045 rechnen muss wird vielleicht heute noch nicht investieren, aber er legt vielleicht schon etwas Geld zur Seite.

          Warum? Immobilienbesitzer sind im Median knapp 60. Im Jahr 2045 wären diese Eigentümer über Achtzig und hätten die Grenze ihrer Lebenserwartung erreicht. Unter solchen Bedingungen investiert niemand. Und wer weiß, was 2045 ist, vielleicht schüttet die Regierung in ihrer Panik ab 2045 hohe Milliardenbeträge aus, die den einzelnen entlasten.

          Nur weil eine Maßnahme wirtschaftlich effizient ist, heißt das ja nicht, dass sie auch sozial und gesellschaftlich verträglich ist.

          Ja, und? Da haben wir keinen Dissens, nur gilt das Argument für jede Maßnahme. Der Staat, nicht die Bürger, sind dafür zuständig, für sozialen Ausgleich zu sorgen. Dafür hat er jährlich 1 Billion Euro zur Verfügung. Eine Maßnahme – ein Ziel. Versuchen Sie, mit einer Maßnahme mehrere Ziele anzusteuern, verfehlen Sie das eigentliche Ziel.

          Und nochmal, ich sage nicht, dass der Zeritfikatehandel nicht funktioniert, sondern, dass man ihn mit anderen Massnahmen unterstuetzt sollte.

          Warum? Entweder wir sind überzeugt, dass wir mit der Maßnahme das Ziel erreichen. Oder die Maßnahme taugt nicht. Mehr Maßnahmen machen es nicht besser. Zum einen müssen diese wiederum auf ein Ziel abgestimmt werden, zum anderen lehrt die politische Empirie, dass sich die Maßnahmen fast immer in ihrer Wirkung widersprechen.

          Erinnern Sie sich? 2013 wollte die Regierung die staatliche Kinderbetreuung mit Milliardenbeträgen weiter ausbauen mit dem Ziel, mehr Frauen in Erwerbsarbeit zu bringen. Gleichzeitig brachte sie ein Gesetz ein, mit dem Frauen belohnt werden, wenn sie ihre Kinder von zuhause betreuen. Zwei Maßnahmen, gegensätzliche Wirkungen. Da das in der Politik immer so ist, gibt es keinen Grund, es wäre beim Klimaschutz mal anders.

      • Detlef Schulze 14. Juni 2023, 09:15

        Das Beispiel des Acid Rain Program zur Reduzierung von SO2 zeigt in idealtypischer Weise, wie ein Emissionshandelssystem zu niedrigen gesellschaftlichen Kosten die Schadstoffe gen Null bringt und die Menschen zu Alternativen veranlasst.

        Guter Punkt. Das selbe Ziel wurde ja in Deutschland durch Verbote und Regulariern erreicht. Kann man die Wirtschaftlichen Kosten fuer beide Massnahmen abschaetzen?

        • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 14:07

          Der Preis für eine Tonne CO2-Vermeidung kostet aktuell etwas über 90 Euro (Marktpreis). Die Kosten für die Vermeidung von 1 Tonne CO2 nach dem Heizungsgesetz liegen bei so 1.500 Euro (Verbotskosten). Das ist auf jeden Fall ein Unterschied.

          • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 14:20

            Mir ist unklar, warum der Einbau einer Wärmepumpe dank zu hohen Gaspreisen weniger kosten soll als durch das Verbot.

            • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 14:40

              Das Gesetz lässt dem Bürger keine Alternative. Alternativlos heißt extrem teuer. Die Politik lässt dem Bürger im Heizungsgesetz nur die Alternative zur Wärmepumpe, weil sie sich keine Alternative vorstellen kann. So wie mancher Blogger hier. 🙂 So ist das Gesetz geschrieben, praktisch alternativlos.

              Gegenfrage: Warum glauben wir eigentlich, dass einzelne Politiker und Aktivisten klüger und vorausschauender sind als die Summe der Gesellschaft?

              • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 15:31

                Auch das Gesetz lässt die Alternative. Es verbietet Öl und Gas.

                • Stefan Pietsch 14. Juni 2023, 16:30

                  Nein, es verbietet de facto Heizen mit grünem Wasserstoff. Selbst einigen Grünen dämmert (Guten Morgen! Gut geschlafen?), dass man vielleicht erst die Ressourcen und Netze schaffen müsste, bevor man den Leuten erklärt, womit man heizen solle.

                  Apropos Erklären: Wenn jemand Strom aus Kohle aus Gas bezieht um damit seine Wärmepumpe zu betreiben, ist das vorteilhaft fürs Klima. Wenn er direkt zuhause mit Kohle und Gas heizt, ist das sehr klimaschädlich. Ich hab‘ noch nicht raus, was der Unterschied der klimaschädlichen Gase ist, die in den eigenen vier Wänden erzeugt werden zu jenen, die im staatlichen Auftrag emittiert werden.

                  Wo wir wieder beim Running Gag wären: Warum fühlt sich eigentlich keiner befähigt, das offensichtliche Dilemma aufzulösen, dass wir entweder aus der Atomkraft aussteigen können oder klimaneutral werden können, aber wahrscheinlich nicht beides.

                  Und da wir dabei sind: Du lästerst ja gerne über die Technikgläubigkeit von Liberalen. Aber wie ist es mit dem Glauben der Ökosozialisten, Wärmeheizungen mit Handwerkern einzubauen, die noch gar nicht geboren sind und mit 40 Prozent Windkraft den gesamten Primärenergiebedarf des Landes zu decken? Und das, wenn man zukünftig nicht nur mit Strom im Internet surven will, sondern damit auch Autofahren und 40 Millionen Wohnungen heizen? Wo bekommt man eigentlich diese Drogen?

    • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:05

      Das ist ja mein Argument seit Längerem.

  • Detlef Schulze 13. Juni 2023, 22:49

    zu 4)
    Ich würde CNN keine Träne nachweinen. Was einem dort vorgesetzt wird sind oberflächliche „News“ aber in der Regel keine tiefgründigen Informationen oder Reportagen. CNN-World scheint etwas besser zu sein aber man merkt trotzdem deutlich den Qualitaetsunterschied zu staatlich finanzierten Medienanstalten, wie BBC, France24 oder Al Jazeera. Einen oeffentlich finanzierten Fernsehsender habe ich in den USA schmerzlichst vermisst. Wer in den USA informiert werden will muss Zeitung lesen.

  • Stefan Pietsch 13. Juni 2023, 23:07

    1) Die Wahlhelfer der AfD

    Auf allen Sendern, in allen Medien, in allen Parteien außer der AfD wird das Thema Klimaschutz jeden Tag, jede Woche rauf und runterdiskutiert. Man muss schon auf einer einsamen Insel leben um der Meinung anzuhängen, das Problem des Klimawandels würde vom öffentlichen Deutschland ignoriert.

    Jedes Unternehmen, jeder Mensch der versucht ein Problem mit einer Vielzahl von Maßnahmen und dann noch gleichzeitig zu lösen, wird das Problem nicht lösen, aber seine Kräfte verschleißen. Das ist eine einfache ökonomische Erfahrung. Deswegen lautet ein ökonomisches Gesetz: Eine Maßnahme – Ein Ziel.

    Wir haben doch Erfahrung, wie Probleme nicht gelöst werden: Deutsche Politik ist oft mit dem ganzen Instrumentenkasten rangegangen – Subventionen, Verbote, Strafzahlungen. Nehmen wir die Elektrifizierung des Individualverkehrs: Der Staat subventioniert reine Elektroautos, die übersetzt mit 31 Prozent Kohlekraft betrieben werden. Gefördert werden auch Hybridfahrzeuge, die mit allem fahren, aber hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen. Gleichzeitig werden klimaschonende Antriebsformen unterfördert, weil ihnen politisch wenig Chancen eingeräumt werden. Mit staatlicher Förderung wurden hauptsächlich Langsamladestellen geschaffen, während der Bedarf nach Schnellladern schreit, welche ein Unternehmen völlig ohne Subventionierung bereitstellte. Kurz: so etwas nennt man Irrsinn.

    i) Wenn der Rechtsstaat völlig absurde Ergebnisse produziert.

    Der Rechtsstaat?!? Der Fall ist doch das Ergebnis eines Bürokratendschungels. Der Rechtsstaat muss ahnden, wenn der Gesetzgeber Regeln schafft. Der Gesetzgeber meinte, selbst das Tragen einer Waffe unter Strafe zu stellen. Bürokratie.

    • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 08:07

      i) Du kannst natürlich überall, wo etwas schlechtes passiert, das Label „Bürokratie“ draufpacken, aber zielführend ist das nicht.

  • cimourdain 14. Juni 2023, 13:46

    3) Mir sind zwei Sätze von dir etwas angeeckt:
    i) „Und wer beschäftigt sich nach dem Abitur schon noch mit Literaturtheorie?“ eigentlich wäre das eine Grundkompetenz in einer Zeit, wo wir von allen Seiten mit Propaganda zugemüllt werden. Du hattest hier mal die Rhetorik eines russischen „Verschwörungstheoretikers“ analysiert. Das gleiche muss man eigentlich auch bei der „Bild“-Zeitung aber auch den „Tagesthemen“ machen.
    ii) „Aus dieser Freiheit entsteht aber keine Verpflichtung des Kiwi-Verlags, das Ding auch zu drucken.“ ist natürlich formal richtig, aber ‚jemand könnte sich darüber moralisch aufregen.‘ ist ein genauso schlechtes Argument. Das siehst du sehr schnell, wenn du daran denkst wie oft dieser ‚jemand‘ US-Republikaner (siehe h) sind.

    4) ÖR und Privatmedien sind Konkurrenz, das ist kein Kulturkampf per se. Der Kulturkampf liegt eher in der ‚Wagenburgmentalität‘ mit der Journalisten versuchen, Kritik von außen am ÖR negativ zu framen. [Ich will eigentlich nicht wieder Precht/Welzer nochmal rausziehen, aber dieser Fall ist nun mal ein Musterbeispiel]

    5) Das ist doch wirklich in alle Richtungen keine Diskussion. In die Gesamtnote geht doch alles Mögliche ein. Unterrichtsnote, Referate, Hausarbeiten und wasweissich [bei Nuhr auch weiße Blusen]. Aber ich weiß kein Bildungssystem, das auf schriftliche Einzelprüfungen ganz verzichtet. (meine Kenntnisse sind allerdings nicht umfassend, deshalb lasse ich mich gerne eines besseren belehren).
    Aber deshalb sehe ich es als hochproblematisch, dass genau jetzt, wo sich an verschiedensten Stellen zeigt, wie schlecht unsere Gesellschaft die Grundtechniken für diese Art der Prüfung vermittelt (siehe Fundstück g), ausgerechnet dann der Ruf nach Abschaffung kommt. Das hat was von „Wir kriegen es eh nicht hin, also lassen wir es ganz.“

    c) Deutschland hat beinahe den höchsten Strompreis, ist dafür bei Gas Durchschnitt und Heizöl weit unten. Was kommt da wohl raus ? Gerade bei Ölheizungsbesitzern ist es ein Sport (von dem sie auch gerne erzählen), möglichst günstig den Stoff einzukaufen.

    f) Bemerkenswerte Auslassung: Die Frage nach Klimakosten, CO2 oder Energie wird in diesem Bereich ausgeblendet – von der Interviewten wie vom Interviewer

    h) Gab es nicht vor kurzem einen Miniskandal, dass bei solchen Bürgerdialogen die Fragen an Politiker ‚zufällig‘ von Mitgliedern der eigenen Partei gestellt wurden?

    • Stefan Sasse 14. Juni 2023, 14:18

      3i) Sicher. Ich beschreibe aber die Realität und formuliere keine Aufforderung.
      ii) Darum geht es ja auch nicht. Es wird ständig auf Kunstfreiheit verwiesen, als bestünde eine moralische PFLICHT seitens des Verlags, das Ding zu drucken. Und das existiert schlicht nicht. Deswegen ist das auch kein Verteidigungsargument. Wenn ich Problematisches drucke, muss ich mich dafür rechtfertigen und kann mich nicht damit rausreden, dass ich mich der Kunstfreiheit verpflichtet sähe.

      4) Ich glaube, dass da durchaus beide Seiten der Debatte eine gewisse Schuld tragen. Ich sehe deine Kritik völlig, aber man sollte nicht so tun, als wäre die Kritik als solche nicht oft genug weit von konkreten Gegenständen entfernt.

      5) Ich sag ja gar nicht, dass man das abschaffen muss, sondern will, dass auch Alternativen zulässig sind.

      c) Das sollte sich durch den CO2-Preis und den Ausbau der Erneuerbaren ja bald haben – wo wir dank der Ära Merkel riesige Defizite haben.

      f) Inwiefern?

      h) Ka.

      • cimourdain 15. Juni 2023, 09:41

        3ii) Was für ein Literaturverständnis hast du denn? Ohne „problematische“ Inhalte gibt es KEINE Literatur – von der Ilias angefangen. Insofern: In toto gesehen ist es ein wichtiger Teil der Jobbeschreibung der Literaturverlage (Gesamtheit) auch und gerade „problematische“ Literatur zu veröffentlichen.

        4) Aber das ist doch genau das Problem das Tim oben auch schon angesprochen hat: Kritik – egal ob berechtigt oder unberechtigt – wird durch die Marktdominanz des ÖR weggeblockt, anstatt diese sauber und differenziert zu bearbeiten.

        c) Naja, durch das EEG-Gesetz ist für Privatverbraucher der Strompreis gestiegen, weil die Erneuerbaren ausgebaut wurden.

        f) Alle Sektoren öffentlichen Wirtschaftens sollen klimaschonend arbeiten – ausgenommen das Militär. Und es fragt auch zum Beispiel kein Journalist danach, wie viel CO2 wohl die aktuelle Luftwaffenübung produziert.

        • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:20

          3ii) Und hier dachte ich, Verlage sind dazu da, Profit zu machen.

          4) Welche Marktdominanz?! In Zeitungen, privaten Fernsehsendern, privaten Radiosendern, privaten Homepages und so weiter kann völlig problemlos kritisiert werden.

          c) Und jetzt sinkt er dank der Erneuerbaren.

          f) Richtig, aber das ist unser kleinstes Problem.

          • cimourdain 15. Juni 2023, 16:07

            3ii) Sind Lehrer dazu da, sich ein Gehalt zu verdienen oder erfüllen sie daneben auch eine gesellschaftliche Aufgabe?

            4) Das liest sich dann aber in deiner Beschreibung so: „Der anhaltende Kulturkampf der rechtsbürgerlichen Presse…“ und deshalb meine ich, dass drei Finger bei dem „Kulturkampf“-Vorwurf auf den ÖR zurück zeigen.

            • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 16:57

              3ii) Das ist so nicht richtig. Schulen erfüllen eine gesellschaftliche Aufgabe. Ich als Angestellter verdiene erstmal Geld, deswegen arbeite ich. Aber in meiner Arbeit erfülle eine gesellschaftliche Aufgabe, weil mein Arbeitgeber diese von mir verlangt. Rein volkswirtschaftlich betrachtet.

              4) Der führt inwiefern einen Kulturkampf gegen die Welt und BILD…?

      • Thorsten Haupts 15. Juni 2023, 10:33

        Wenn ich Problematisches drucke, muss ich mich dafür rechtfertigen …

        Fühle mich gerade in eine Zeit zurückversetzt, die ich nie erlebt habe – der Satz würde einwandfrei zu einem Kulturkonservativen der fünfziger Jahre passen. Wobei mit einem Blick auf die Wokie-Szene – passd scho 🙂 .

        • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:21

          So ein Blödsinn. Ich spreche ja nicht von Zensur oder so Kram. Aber seit wann sind denn Liberale und Konservative für die Aufhebung jeder Verantwortung? Wenn ich etwas tue, muss ich das gegebenenfalls auch verantworten. Das ist doch selbstverständlich!

          • Thorsten Haupts 15. Juni 2023, 11:52

            Du verlangst explizit eine Rechtfertigung. Die notwendigerweise eine moralische sein muss, wenn die Veröffentlichung legal ist. UND die Deinen Worten folgend über den Verweis auf Kunstfreiheit hinausgehen muss.

            Es war eine Errungenschaft des späten 20. Jahrhunderts – und übrigens eine hart und lange erkämpfte – diesen Rechtfertigungszwang in Kunst und Literatur abzuschütteln. Du willst ihn explizit wieder einführen und hast damit die Schleife in die fünfziger selbst gezogen. Ich amüsiere mich nur 🙂 .

            Und nein, sich für Kunst rechtfertigen(!) zu müssen, ist genau nicht mehr selbstverständlich. Du willst es wieder dazu machen, ist ja okay (autoritäre Anfälle sind eine Menschheitskonstante).

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 15:35

              Du tust so, als wäre eine Rechtfertigung eine völlig irrige Vorstellung. Aber das ist doch Unfug. 99,9% aller Veröffentlichungen sind völlig unkontrovers. Da wird keine Rechtfertigung verlangt und keine gegeben. Aber wenn jemand ein Gedicht veröffentlicht, in dem er über Vergewaltigungen fantasiert, dann sollte ich das schon rechtfertigen. Die Kunstfreiheit ist ein given. Du darfst das veröffentlichen, schreiben, lesen, gut oder schlecht finden. Und du kannst gegebenenfalls sagen „wir fanden das nicht schlimm, halten den künstlerischen Wert der Dichtung für relevant, etc.“, das ist ja alles ok. Aber so tun, als würdest du einer moralischen Verpflichtung zur Veröffentlichung unterliegen ist horseshit. Denn an der Stelle machst du – und KiWi – genau das was du hier kritisierst, nämlich moralisieren.

              • Thorsten Haupts 19. Juni 2023, 12:46

                Die 99,9% sind einfach Unsinn. Du kannst alles skandalisieren, die Frage ist nur, ob Du für eine solche Position den ausreichenden politischen bzw- medialen Druck aufbauen kannst, der Künstler zur Kenntnisnahme und Reaktion drängen würde.

                Genau deshalb wurde in den siebzigern und achtzigern des letzten Jahrhunderts lange und hart dafür gerungen, dass sich Kunst nicht mehr rechtfertigen muss. Das ging damals ausschliesslich gegen „rechten“ Druck. Jetzt, wo man den Rechtfertigungsdruck gegen „rechts“ einsetzen kann, ändert sich das natürlich. Vorhersehbar.

                Ich habe der Linken ihren Einsatz für Kunstfreiheit deshalb auch nie abgenommen, sie wollte sich nur nicht mehr für ihr genehme Kunst öffentlich rechtfertigen. Menschheitskonstante.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

      • Stefan Pietsch 15. Juni 2023, 10:58

        c) Das sollte sich durch den CO2-Preis und den Ausbau der Erneuerbaren ja bald haben – wo wir dank der Ära Merkel riesige Defizite haben.

        Das ist doch eine absolute Mär. Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten den Ausbau der Erneuerbaren in einer Form gesteigert wie nur wenige Mitgliedsländer der EU. Lies doch einfach, was in Deinem Blog publiziert wird.

    • Ariane 15. Juni 2023, 01:27

      wasweissich [bei Nuhr auch weiße Blusen]
      Gnihihi.

      Zum Thema:
      Hmpf, jetzt hab ich diesen fürchterlichen Artikel gelesen und da sind soviel 100mal gelesene Allgemeinplätze drin, das kann ChatGPT echt schon besser. Auch typisch, dass mein Hauptargument gar nicht erwähnt wird, das wäre nämlich, dass eine Mixtur gut ist, weil Menschen unterschiedlich ist und schriftliche Prüfungen dann zb introvertierten Leuten die Möglichkeit geben zu glänzen.

      Der Gegensatz zwischen schriftlicher Klausur und Hausarbeit ist irgendwie niedlich. Als Wieder-Schülerin schreib ich übrigens lieber Klausuren, weil das viel viel weniger Arbeit ist.

      Selbstverständlich, aktuell lernen die Kids nur, wenn wir den Kram auch abfragen. Aber das liegt natürlich daran, dass wir sie jahrelang daraufhin trainieren. Das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern

      Ja, bzw weiß nicht. Finds normal, dass kein Mensch unangenehme Dinge im luftleeren Raum tut. Meine Wohnung ist auch gründlicher geputzt, wenn ich Besuch erwarte.
      Natürlich wirkt Feedback da besser als ein schwammiges „fürs Leben lernen“ Ginge auch anders, ein super Feedback-Gespräch wäre bestimmt positiver und hilfreicher als ne Note unter ne Klausur zu klatschen. Aber die Lehrer sind ja genauso faul wie die Schüler und klatschen dann auch lieber ne Zahl drunter 😛

      Dazu kommt, dass die Idee, dass man an frustrierenden und schmerzhaften Erlebnissen wachse, völig aus der Mottenkiste der Pädagogik kommt. Das kann echt weg.
      Meine Güte. (und wer nicht wächst, bleibt am Boden liegen und kriegt zu hören, dass er halt nicht hart genug ist.)
      Man möchte dem Schreiber solcher Sätze gerne ordentlich ans Schienbein treten und Dank erwarten, weil man ihm die Gelegenheit zum Wachsen gegeben hat.

      • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:16

        Ich hab als Student auch am liebsten Klausuren geschrieben, so viel einfacher als Hausarbeiten! 😀

        Das hat wenig mit Faulheit zu tun. Es ist einfach zeitlich unmöglich. Ich hab viel zu viel Stunden und Schüler*innen, als dass ich da auch noch Feedback etc. machen könnte. Das ist ja das Perverse, warum ich das derzeitige System so harsch kritisiere.

        Furchtbar.

  • Ariane 15. Juni 2023, 01:46

    3) Genauso wie die Meinungsfreiheit wird die Kunstfreiheit oft dergestalt missverstanden, dass allem auch eine Bühne geboten werden müsse.

    Ja, hätten wir im Podcast auch noch unter „Missverständnisse“ drauf eingehen können, dass zu Rechten und Freiheiten immer auch gehört, etwas nicht zu tun. Und bei der Meinungsfreiheit ist es ja auch so, dass dazu genauso meine Freiheit gehört, sich etwas nicht anzuhören oder sich damit auseinanderzusetzen. Ist mir schon häufiger untergekommen, dass irgendwer meint, aus Freiheiten plötzlich ne Pflicht zu basteln.

    Dem KiWi-Verlag ist ja schon aufgegangen, dass das lyrische Ich wohl gar nicht so lyrisch war und hat die Zusammenarbeit als erste beendet. (ich kannte bis vor 2 Wochen übrigens wirklich nur „Engel“ von Rammstein)

    Andererseits weiß ich gar nicht, ob der Kladderadatsch mit lyrischem Ich oder nicht, hier so eine große Rolle spielt, weil sich ja schon irgendwie die Frage aufdrängt, ob das Bewerben von noch so lyrischen Vergewaltigungsgedichten von Verlagsseiten überhaupt so eine tolle Idee ist.

    • CitizenK 15. Juni 2023, 06:26

      Das Problem ist weniger dieser eine (offenbar gestörte) Mann, sondern: dass er so viele Fans hat. Wie bei Trump et al.
      Oder ist sein Lyrisches Ich nur nicht lyrisch genug wie etwa beim „Heideröslein“?

      • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:18

        Ich mag Rammstein ja zugegebenermaßen ziemlich 🙂

        • schejtan 15. Juni 2023, 11:44

          Aha, ein Rammstein hoerender DSA Spieler…du entwickelst dich immer mehr zum Feindbild 😉

          • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 15:33

            Ist inzwischen kein Standard mehr bei mir. Früher hab ich mehr gehört, aber mein Geschmack hat sich in andere Richtungen entwickelt. Gelegentlich hör ich’s aber noch gerne; in meiner Playlist sind einige Titel. Ich hab aber auch Michael Jackson in der Playlist, ich bin da etwas inkonsequent.

            • Ariane 15. Juni 2023, 18:10

              Wohl dem, der auf Musik von drogensüchtigen Briten steht 😛

              Und falls man sich auch für inkonsequente Playlists rechtfertigen muss, da ich hauptsächlich beim Fahren höre, umfasst meine Überraschungs-Trash-Hits (u.a. Durch den Monsun, das Sailor-Moon-Lied, Let it Go und Daylight in your Eyes) 😀

        • Thorsten Haupts 15. Juni 2023, 13:13

          Auch ich fand einige Titel ganz okay, nachdem ich vor Jahren über einen Faschismus-Vorwurf in linken Kreisen auf die Band stiess 🙂 .

          • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 15:36

            Den kenne ich schon lange, der ist aber Quatsch. Ich erinnere mich noch, dass der mal auf den NDS Thema war Mitte der 2000er, als ich die noch aktiv gelesen habe. Ich habe damals Albrecht Müller angeschrieben und ihm gesagt, dass es Quatsch ist (und viele andere übrigens auch); die haben es dann in einem Folgepost revidiert.

            • Dobkeratops 15. Juni 2023, 16:20

              Ja, der war schon immer Quatsch, auch und gerade vor dem Hintergrund der Bandmitglieder. Die waren ja fast alle Veteranen der Punk-Szene. Wenn ich mich richtig erinnere wurde der Vorwurf aber, abgesehen von einer Handvoll Wirrköpfe, auch nie wirklich in dieser Pauschalität erhoben.

              Was hingegen (m.E. zu Recht) kritisiert wurde, dass Rammstein sich recht großzügig bei der Ästhetik von Laibach bedient haben (die bei denen ja explizit auf totalitäre Regime und Ideologien verwies), ohne sich allerdings im Gegensatz zum Original damit künstlerisch auseinanderzusetzen. Es blieb halt reine Pose und die Gefahr, dass diese auch missverstanden werden konnte, war ganz sicher mit einkalkuliert. Gerade an Anfang waren Rammstein schon hart bemüht, so kontrovers wie möglich rüberzukommen.

              • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 16:58

                Völlig korrekt, aber das ist eine komplett andere Kritik.

                Die übrigens, Gruß an Thorsten, wieder zu Rechtfertigung zwingt. Ganz ohne 50er Jahre.

                • Thorsten Haupts 16. Juni 2023, 08:55

                  In einer freien Gesellschaft „zwingt“ mich überhaupt nichts zu einer Rechtfertigung für legale Handlungen. Ich bin dafür nämlich absolut niemandem rechenschaftspflichtig.

                  Schon der Ansatz ist für eine freie Gesellschaft völlig bizarr. Wenn irgendjemandem meine Ästhetik nicht gefällt, ist derjenige völlig frei, einfach nicht zu meinen Konzerten/Ausstellungen/was auch immer zu kommen. Schon die Idee, jemand „müsse“ sich vor irgend jemand anderem „rechtfertigen“ stinkt nach der berüchtigten sozialistischen Selbstkritik vor versammelter Mannschaft.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

                  • Stefan Sasse 16. Juni 2023, 09:25

                    Du kannst natürlich sagen „ich äußere mich dazu nicht“, das ist dein gutes Recht. Aber auch hier: damit musst du halt leben. Wenn du mir privat was vorwirfst, und ich sage dazu nichts, dann ist das trotz allem Kommunikation (Watzlawick: man kann nicht nicht kommunizieren). Das ist völlig normal. In dem Fall kommunizierst du, dass dir mein Vorwurf nicht wichtig ist. Kann je nach Kontext ok sein. Aber es ist deine bewusste, souveräne Entscheidung.

                    • Thorsten Haupts 16. Juni 2023, 10:52

                      Ich bezog mich explizit auf das „Wieder zur Rechtfertigung zwingt“. Du hast jetzt bestätigt, dass es den Zwang nicht gibt.

                      … dass dir mein Vorwurf nicht wichtig ist …

                      Es ist a) menschlich vollkommen unmöglich, auf jeden Vorwurf eines zufälligen Fremden irgendwo zu irgendwas zu reagieren. Und b) nehme ich bei bestimmten Arten von Kritik automatisch Bösartigkeit und/oder Selbstdarstellung an (bei Dir nicht). Beides völlig unabhängig davon, ob mir die Kritik „wichtig“ ist.

                      … damit musst du halt leben …

                      Rein persönliche Erfahrung: Ich lebe seit vielen Jahren zunehmend besser damit, immer mehr schlicht zu ignorieren.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

      • Ariane 15. Juni 2023, 18:44

        Das Problem ist weniger dieser eine (offenbar gestörte) Mann, sondern: dass er so viele Fans hat. Wie bei Trump et al.

        Ich denke, man muss da schon unterscheiden, wenn man gerne die Musik hört, ist das ja kein Problem. Obwohl mir Stefans Musikgeschmack vielleicht ausbaufähig erscheint, er sollte mal bei mir im Auto mitfahren^^
        Aber wirklich krass ist es halt, wenn das Fanboytum so überhand nimmt, dass man total unkritisch sind und die Augen davor verschließt, dass der Typ Frauen sexuelle Gewalt angetan hat und natürlich noch mehr, wenn man losrennt und Kayla und SheilaLynn Morddrohungen hinterlässt. Hoffe mal, dass es unnötig ist zu sagen, dass das echt gar nicht ist (und natürlich auch strafbar).

        Obwohl es da manchmal fließende Übergänge gibt. Sosehr ich nochmal betonen möchte, dass die Presse insgesamt besser mit so einem Thema umgeht, gab es da auch viele fragwürdige Kommentare. Viele hatten offensichtlich null Plan, worum es geht, hab zb in den Podcast von Augstein&Blome zu dem Thema reingehört (ja ich habe eine masochistische Ader) und die haben sich nicht mal die Mühe gemacht, schnell zu googlen. Dagegen sind Stefan und ich bei jedem Podcast aber auf das Allergenaueste vorinformiert.
        Aber bei einigen konnte man zwischen den Zeilen schon rauslesen, dass sie vielleicht damals das Vergewaltigungsgedicht (also ich glaub, da waren (hoffentlich) auch andere Gedichte drunter) zum Anlass genommen haben, Lindemann zum sensiblen, aber missverstandenen Gentleman zu verklären und jetzt etwas Mühe haben, das mit den aktuellen Ereignissen in Einklang zu bringen und das dann daneben ging.
        Ist völlig verständlich, wenn einem das heute peinlich ist btw, aber dann kann man halt sagen, dass man damals ins Klo gegriffen hat und das nicht irgendwie den Mädels in die Schuhe schieben (die das alles hätten wissen müssen übrigens, während man selbst Lobeshymnen auf Vergewaltigungsgedichte schrieb und nun aus allen Wolken fällt)

        • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 21:19

          Und du weißt noch gar nichts von meiner Vorliebe für Eurodance!

          • schejtan 15. Juni 2023, 21:38

            Besser als Rammstein

          • Ariane 15. Juni 2023, 21:39

            Bei Eurodance gehe ich mit!

    • Stefan Sasse 15. Juni 2023, 11:17

      Genau der Punkt. Diese Entscheidungen kann dir keiner abnehmen, genauso wie die Verantwortung dafür.

  • Stefan Pietsch 15. Juni 2023, 07:52

    e) Dieter Nuhr ist manchmal schon echt cringe.

    Der Mann ist Komiker!!! Er erzählt auf lustige Art, wie es zum Berufswechsel kam. Als Amateurhumorist habe ich Schwingungen in meiner Karriere auch schon erklärt. Ohne sexuelle Anspielungen, aber keineswegs bierernst. Die Humorlosigkeit unter dem Tweet ist erschreckend.

    Relevanter ist da doch, dass jemand wie Jan Böhmermann sich als Satiriker verkleidet, um als Hobbyjournalist alle ethischen Standards zu kicken und Menschen mit Falschbehauptungen zu diskreditieren. Da dient der Satiriker nur zur Immunisierung.

    Doch dafür wird man auf Twitter abgefeiert, völlig ohne Humor.

  • Ariane 15. Juni 2023, 21:58

    Hier noch ein guter Artikel jetzt ohne paywall von El-Ouasil
    https://uebermedien.de/85021/wann-hoeren-wir-endlich-auf-opfern-eine-mitschuld-zu-geben/

    Da geht sie auch auf problematische Fans (nein, nicht die Musikhörer) ein.

    • Stefan Sasse 16. Juni 2023, 08:18

      Danke!

    • Thorsten Haupts 18. Juni 2023, 12:09

      Late to the party – aber der folgende Artikel fasst meine Auffassung zu dem ganzen Thema ganz gut zusammen:

      https://www.telepolis.de/features/Rammstein-Till-Lindemann-und-Deutschland-Von-boesen-Maennern-und-guten-Maedchen-9183848.html

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Pietsch 18. Juni 2023, 12:46

        Lang, aber gut. Genauso ist es. Und beschreibt, warum ich als sehr langjähriger SPIEGEL-Leser seit vielen Jahren den SPIEGEL nicht mehr lese.

        Was ich allerdings auch immer mehr wahrnehme, ist eine Entkoppelung dieser geschriebenen von der erlebbaren Welt. Vor zwei Jahren erschien bei dem Hamburger Erziehungsmagazin ein Artikel über androgyne Kleidung. Die Meinung der Autoren, androgyne Kleidung habe viele Vorteile, Teile der Bevölkerung aber noch nicht reif dafür.

        Kurz danach war ich im Urlaub auf Santorin. Frauen kleideten sich so weiblich sexy wie möglich, egal ob jung oder alt. Nix androgyner Kleidungsstil. Dieses Jahr war ich auf Mykonos. Frauen präsentieren ihre Oberweite, ihre Hintern, ihre Beine so offensiv als wären sie auf der Suche nach dem nächsten Sexpartner. Männer kleiden sich möglichst maskulin. Frauen wollen Frauen sein, Männer Männer – und eben als solche mehr als klar erkennbar.

        Was da Journalist:innen (sic!) schreiben, interessiert die Menschen nicht. Und das ist das Kernproblem dieses Journalismus. Schreiben, was ist gilt nicht als Leitschnur für solche Medienschaffenden.

        • Stefan Sasse 18. Juni 2023, 13:21

          Dein Mangel an Selbstreflexion ist bewundernswert. „Die schreiben nur darüber, wie sie die Welt sehen, anstatt darüber, wie ich die Welt sehe!“ 😀 😀 😀

          • Thorsten Haupts 18. Juni 2023, 13:54

            Es geht erkennbar um soziologisch erhebbare, harte, Fakten? Und wo Journalisten beständig und vielleicht noch mit eindeutig „erzieherischem“ Selbstüberschätzungs-Anspruch diese Fakten ignorieren – aktuelles Beispiel Gendersprech – müssen sie dann halt damit leben, dass zunehmend mehr Menschen sie wahlweise ignorieren oder ihnen feindselig begegnen.

          • Stefan Pietsch 18. Juni 2023, 15:24

            Nun, versuchen wir das mal zu objektivieren.

            Da ist ein Lehrer, nennen wir ihn der Einfachheit halber Stefan S. Als solcher hat er umfangreiche Kontakte vor allem zu einer homogenen Gruppe. Genau genommen sind es zwei: Da ist die Kaste der Lehrer, alle gleicher Berufsstatus und mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnlichen Einstellungen und Werten. Und da sind die Schüler im Alter 16-19 Jahre, statistisch zum großen Teil aus dem gebildeteren Teil der Gesellschaft. Der Ausschnitt auf Lebenseinstellungen und Werte ist da sehr begrenzt.

            Und da ist StefanP, Finanzchef im Hauptberuf, spezialisiert auf Turnaround Management, was dazu führt, dass er einige Unternehmen gesehen hat – unterschiedliche Branchen, unterschiedliche Mitarbeiter. Derzeit kann er aus einem Pool von 250-500 Mitarbeitern (Teilkonzern, Gesamtkonzern einige Tausend) und ihren Einstellungen schöpfen, auf die er in unterschiedlichen Konstellationen trifft. Sein eigenes Team ist zahlmäßig verhältnismäßig groß und divers. Homogene Ansichten wären da eher die Ausnahme. Dazu kommt seine Frau, die überproportional mit jungen Menschen zusammenarbeitet, die Kundschaft aus dem gehobenen Bereich stammt.

            Wenn Du jemanden zu den in einer Gesellschaft vermuteten Einstellungen und Überzeugungen befragen wolltest – für wen würdest Du Dich entscheiden und warum? Und würdest Du behaupten, dass Stefan S. selbstreflektiert wäre, wenn er die in seinem Bereich anzutreffenden Einstellungen als dominierend oder nur als große Minderheit ansehen würde?

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