Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.
Fundstücke
1) Wie die deutsche Energiewende an China hängt
Ausgerechnet der einstige Star der heimischen Ökostromproduktion wird heute nahezu komplett in China gefertigt: Ein Solarmodul kommt üblicherweise zu rund 85 Prozent von dort. Die Wafer, der Hauptbestandteil, stammen laut dem Solarexperten Jochen Rentsch vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme sogar zu nahezu 100 Prozent aus Asien. […] Dabei war Deutschland noch in den Nullerjahren Vorreiter, es produzierte mehr Solarzellen als jedes andere Land auf der Welt. Wirtschaftsminister wie Peter Altmaier (CDU) kürzten die lukrative Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. „Was in Deutschland einst langsam wuchs, hat China innerhalb von einem Jahr aufgebaut und damit auch viele Zulieferer zu sich geholt“, sagt Rentsch. So wurden Glasfasern oder auch Metallpasten für die Elektrokontakte einst in Europa produziert, aber auch diese Industrien sind nach China abgewandert. „Wenn wir diese Energie wieder hier ansiedeln wollen, geht das nicht ohne staatliche Unterstützung“, so Rentsch. […] China produziert bislang vor allem für seinen eigenen Markt Windräder. Axthelm beobachtet aber ein stärkeres Interesse chinesischer Produzenten am Verkauf in Deutschland: Beim wichtigsten Branchentreff, der Husum Wind, hätten sich dieses Jahr so viele chinesische Hersteller angemeldet wie noch nie. „Wir sollten wachsam sein – Windräder sollten zur kritischen Infrastruktur hinzugezählt werden und damit auch im eigenen Interesse möglichst souverän hergestellt oder aus vielen verschiedenen Ländern importiert werden“, so Axthelm. Die Windkraft, die wichtigste erneuerbare Energie in Deutschland, wurde von der Politik nach einer Boomphase gezielt ausgebremst. Statt fester Vergütungssätze für jede Kilowattstunde Windstrom führte Wirtschaftsminister Peter Altmaier Ausschreibungen ein. Dieses Modell hat seit 2017 den Zubau so gut wie halbiert und lokalen Bürgerenergieprojekten das Leben schwer gemacht. Die heimische Produktion ging wegen der aufwändigeren Auktionen zurück, wie auch eine internationale Studie nachweist. (Annika Joeres, ZEIT)
Wenige Entscheidungen aus der Merkel-Ära sind so verheerend wie die gezielte Sabotage der erneuerbaren Energien. Dass die schwarz-gelbe Politik gerne darauf verweist, dass das EEG nie ohne Subventionen auskam und der Sektor diese brauchte, nur um jetzt mit massiven Subventionen eine schlechtere Energieart (eFuels) zu fördern, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Das geschah aus ideologischer Verblendung: man war gegen das EEG, weil die Erneuerbaren vage als rot-grünes Projekt wahrgenommen und bekämpft wurden. An seine Stelle trat – nichts. Auch das ein Charaktermerkmal der Merkel-Ära. Freunde der Atomenergie werden das nachfühlen können.
Das Ganze ist auch deswegen so absurd, weil das neuerliche Hochfahren des Sektors der Erneuerbaren – das zur Energiewende zwingend nötig ist und um das wir nicht herumkommen, was auch 2012 schon absehbar war – Kosten von bis zu 15 Milliarden verursachen wird. Das „Sparen“ von Subventionen hat hier, wie so oft, riesige Folgekosten verursacht, die um ein Vielfaches über dem Ursprungsbetrag liegen; von dem verlorenen Wettbewerbsvorteil, den wir einmal hatten, ganz zu schweigen. Bewusste Sabotage aus ideologischer Verblendung zum Schaden aller.
2) Ein radikaler Ansatz gegen die Schulmisere
Die Hauptursache für die Schulmisere sieht er in den verteilten Zuständigkeiten zwischen Schulaufsicht, Schulträgerschaft und Schulleitung. Gute Schule könne nicht gelingen, wenn an den Schulen selbst viele zuständig seien, wenn Schulen in zahlreichen Vorschriften untergingen und wenn die Arbeitsbedingungen keine Freiräume ermöglichten. Eine Möglichkeit, schnelle Verbesserungen zu erreichen, sieht die Telekom Stiftung deshalb in der Dienstherreneigenschaft der einzelnen Schulen für das gesamte an ihr tätige Personal und ein eigenes Budget. […]Mehr verantwortete Freiheit für die Schulen bedeute weniger Vorschriften. Über die Nutzung analoger und digitaler Hilfsmittel wie Schulbücher oder Bildungsangebote im Internet sollten die Schulen vor Ort entscheiden. Einrichtungen wie Lehrbuchkommissionen sollten entfallen, allenfalls einzelne Hilfsmittel von der Schulaufsicht untersagt werden. Als Korrektiv für die individuelle Freiheit von Schulleitungen soll die Transparenz über die erreichte Lernleistung dienen: Das bedeutet, dass klar sein muss, ob eine Schule die Mindest-, Regel- und Optimalstandards erreicht. Bisher bleibe es meist folgenlos, wenn eine Schule die sogenannten Bildungsstandards nicht erreiche. Bei Problemen müsse es Interventionsmöglichkeiten für die Schulaufsicht/-inspektion geben, sowohl als Feedback als auch als Unterstützung. […] Als dritten raschen Reformschritt schlägt die Stiftung eine Reform der Lehrerarbeitszeitmodelle vor. Es sei anachronistisch, dass die Lehrerarbeitszeit seit mehr als hundert Jahren unverändert am Lehrdeputat gemessen werde. […] Deutschland brauche eine wöchentliche Arbeitszeit mit Anwesenheitsregeln in der Schule und Urlaub. (FAZ)
Als Lehrer an einer Privatschule dürfte es wenig überraschend sein, dass ich die hier vorgebrachten Lösungsansätze weitgehend unterstütze. Die Befreiung der Schulen vom Vorschriftenballast ist mehr als überfällig; leider geht die Entwicklung eher in die andere Richtung. Und das reichlich farbenblind: das Überfrachten der Verordnungen durch immer standartisiertere Leistungsfeststellungen, auf die das ganze System ausgerichtet wird, ist maßgeblich für diese Misere verantwortlich, und da sind ja gerade Konservative und Liberale federführend (andere Sektoren sind eher die Spielwiese von SPD und Grünen, die geben sich da nichts).
Natürlich kann das nur funktionieren, wenn die Ausstattungslevel für die Schulen garantiert sind. Schon jetzt profitieren Schulen massiv davon, wenn sie in reichen Kommunen liegen, weil die die Ausstattung finanzieren – oder eben nicht. Bekommen die Schulen jetzt vom Land die Personalhoheit, deren Fehlen bislang für eine halbwegs gerechte Verteilung der knappen Personalressourcen sorgt, werden sich bestehende Ungleichheiten schlagartig um ein Vielfaches verschlimmern, mit einer klaren Ranghierarchie verschiedener Schulen. Das kann niemand wollen, weswegen die Umsetzung solcher Reformen ungeachtet aller politischen Hindernisse sehr trickreich ist.
Völlig unrealistisch dagegen ist die geforderte Arbeitszeitreform, und zwar aus rein strukturellen Gründen. Es klingt ja toll, Anwesenheitszeiten an der Schule festzulegen (ich nehme an, für Unterrichtsvorbereitung und Korrekturen, denn Konferenzen und Unterricht finden ja eh an der Schule statt). Nur gibt es dafür keine Arbeitsplätze. Ich kann das in der Schule schlicht nicht machen, weil es den Raum nicht gibt, die Lehrkräfte unterzubringen. Das ist eine bauliche Frage. Und das lässt sich auch ohne den Neubau ALLER SCHULGEBÄUDE DEUTSCHLANDS auch nicht ändern, weil das System halt auf die Heimarbeitsplätze von Lehrkräften (und deren privater Finanzierung) ausgerichtet ist.
3) Tweet
We should talk more about these numbers. They make so many things about this ridiculous country make sense. pic.twitter.com/PCo5UoIx0K
— Travon (@Travon) March 9, 2023
Auf der einen Seite ist es natürlich faszinierend, dass die Bevölkerung der USA anscheinend zu rund 200% aus Minderheiten besteht. Aber diese „gefühlten Wirklichkeiten“ sind ja ein Riesenthema. Man denke nur an Kriminalstatistiken: dass die Kriminalität seit mittlerweile Jahrzehnten (!) rückläufig ist, dringt überhaupt nicht durch; die Panik vor Kriminalität ist jederzeit reaktivierbar. Gleiches gilt für die völlig absurden Annahmen über die relative Häufigkeit von Minderheiten, die notorisch massiv überschätzt wird.
Aber: ich würde die Zahlen selbst nicht überbewerten. In der Tendenz bleibt das richtig, aber 99% der Menschen sind katastrophal schlecht im Umgang mit Prozentzahlen und haben null Gefühl dafür, wie viel das eigentlich jeweils ist. Viel sinnvoller wäre, in Kategorien von „few„, „some“ und „many“ oder so was zu fragen – denn nichts anderes wird mit den Zahlen tatsächlich ausgedrückt. Korrekte Schätzungen sind, so sagen mir meine Freunde bei YouGov, selbst bei Expert*innen für diese Themen sehr selten.
4) The Perks Workers Want Also Make Them More Productive
Policies like these have conventionally been seen as good for workers’ personal lives but bad for business. But thanks to the massive, sudden changes brought on by the pandemic, we now have more data than ever, and it shows that assumption is mostly wrong. Overall, policies that are good for employees’ personal lives are, when enacted correctly, good for their work lives, too. In fact, they seem to be good for everyone. The only question is whether we’ll start to see more companies adopt them. […] Instead of addressing those problems, many managers have been reluctant to believe the positives of working from home and major companies have persisted in return-to-office policies. The drive seems largely driven by managers who are struggling to the new work environment as well: In the beginning of the pandemic, 40 percent lacked confidence they could manage their employees remotely, according to another study from the Harvard Business Review, though some managers have adjusted better than others. […] There’s no federal law in the U.S. mandating that employers provide paid sick leave for their employees. Nearly a quarter of workers — especially low-income workers, often in the kinds of service jobs deemed essential during the pandemic — can’t call in sick when they get a cold or their child is sent home from school with a fever. Under certain conditions, workers are entitled to periods of unpaid leave, but the fact that it’s unpaid can make it a burden to use. […] It’s not surprising that paid sick leave is better for workers who have access to it. A study in Health Affairs found that state-mandated sick pay led to a 5.6 percent reduction in emergency room visits, indicating that workers able to take paid sick leave were able to deal with health problems before they worsened. And a study from Drexel University also found that paid sick leave mandates led to a 6 percent increase in productivity. (Monica Potts, The Atlantic)
Diese Studie zeigt für mich einmal mehr, mit wie viel Bauchgefühl und scheinbar festen Regeln, die in Wahrheit nichts sind als Daumenregeln ohne jede empirische Unterfütterung, die Wirtschaft operiert. Das hat sie mit Schule gemeinsam: beide tun so, als würden ihre Ergebnisse objektiv messbar und rational zustandekommen, während in Wahrheit soziale Faktoren, individuelle Vorlieben und eine gehörige Portion Vorurteile mit hineinspielt.
Auf der anderen Seite: 5% weniger Emergency Room visits! Das amerikanische Gesundheitssystem ist schon grob bescheuert, aber das Ausmaß, in dem dieses System Menschenleben zerstört beziehungsweise die Lebensqualität von Millionen Menschen massiv senkt UND dabei noch teurer ist als vergleichbare Systeme ist völlig absurd.
Für die Grünen sieht die Welt gerade so aus: Es gibt enthemmt dadaistische Angriffe vonseiten der CSU (Insekten-Burger, Luftballonverbot), Tag für Tag neue Schreckensmeldungen in der Bild zu Habecks Energiepolitik („Machen die Grünen unseren Wohlstand kaputt?“), flankiert vom Koalitionspartner FDP. Die Klimabewegung wirkt geschwächt und weitgehend integriert (Fridays for Future), oder sie wird dominiert von radikaleren, zuweilen unverständlichen Aktionen wie denen der Letzten Generation. Obendrauf kommen die grünen Wahlniederlagen in Berlin, Mainz und Frankfurt, die nebst schwachen Umfrage-Ergebnissen signalisieren, dass die antigrünen Kampagnen Wirkung zeigen. Bei so viel Gegenwind ist es leichter, ein Windrad zu sein, als welche zu bauen. […] Solange es aber diesen Wettbewerb um die beste und schnellste Klimapolitik nicht gibt, solange Klima als ein „Thema“ (ach, die Welt ist voller Themen) der Grünen behandelt wird, so lange ist deren Zustand immer auch ein Gradmesser für die Verlogenheit einer Gesellschaft, die abstrakt ganz doll für Klimaschutz ist, aber nur wenn er ohne konkrete Friktionen, herbe Anstrengungen und ohne identitätspolitischen Muskelkater auskommt. Was Söder derzeit gegen die Grünen richtet, ist das Bellen des inneren Schweinehundes. (Bernd Ulrich, ZEIT)
Vor allem spannend im Kontext von Stefan Pietschs Behauptung, keine Partei sei so unbeliebt und unfair behandelt wie die FDP. Man sieht die Angriffe auf das eigene Lager immer als die schlimmsten von allen und die von allen anderen als nicht so dramatisch. Ich sehe etwa die wohlwollende Begleitung von Lindners Finanzpolitik durch Handelsblatt und Co mehr als Kritik an den Liberalen. Letztlich ist das glaube ich normal.
Ansonsten kann ich Ulrich nur zustimmen: die parteipolitische Polarisierung des Klimathemas ist eine Riesen-Eselei, die wir uns eigentlich nicht erlauben können. Aber das hat schon in der Pandemie niemanden abgehalten. Wenn wir blöd genug waren, die zu Identitätspolitik zu machen, warum sollte das bei der Klimakrise anders sein…?
Resterampe
b) Die durchschnittliche Verfahrensdauer in Deutschland ist einfach behämmert.
c) Sehr gute Gedanken zum Thema eFuels. Und die nicht unberechtigte Kritik seitens des Auslands. Und nebenbei zerlegt Wissing auch noch Schadstoffregeln, damit mehr Gift in die Luft darf. Selbst Rudi Bachmann kritisiert es.
d) Das ist doch ein überraschendes Ergebnis. Keine Ahnung, wie repräsentativ es ist, aber trotzdem.
e) Die Daten von Teilzeitarbeit im Geschlechterschnitt sind echt erschreckend.
f) So schlimm scheint der Fachkräftemangel echt nicht zu sein.
g) Nicht ganz unproblematisch, WARUM Pistorius (auch) bei der Truppe besser ankommt.
h) Im Atlantic wird der neue „Im Westen nichts Neues“ gebasht. Sehr gut!
j) Kevin Drum über die Lektionen aus der Pandemie und was wir (leider) tatsächlich lernten.
k) Ich fürchte, das trifft zu.
l) Liability. Aber der VP ist eh egal.
m) Politico hat einen großartigen Longread zur Vorhersage des Ukrainekriegs, die Adam Tooze hier kommentiert.
n) Noch ein interessanter Text zur GTP-Debatte.
(1 – Energiewende / China)
Die Windkraft, die wichtigste erneuerbare Energie in Deutschland, wurde von der Politik nach einer Boomphase gezielt ausgebremst.
Nein, das stimmt so nicht. Richtig ist: Sie wurde nicht mehr so besinnungslos gefördert wie vorher. Wenn ein Bereich nur dank massivster Subventionen überleben kann, stimmt etwas in diesem Bereich nicht. Das hat die Entscheidung der Merkel-Regierung aufgezeigt, nicht mehr und nicht weniger.
Der ganze EEG-Förderkomplex war und ist einfach nur ein großer Müllhaufen, der uns bei der Energiewende ausbremst. Wir verschwenden Hunderte Milliarde Euro, einfach weil wir es (noch) können. Warum rückt nicht endlich das grundsätzliche Förderregime in den Vordergrund statt diese nostalgische Verklärung schlecht ausgegebener Gelder?!?
Das „Sparen“ von Subventionen hat hier, wie so oft, riesige Folgekosten verursacht, die um ein Vielfaches über dem Ursprungsbetrag liegen; von dem verlorenen Wettbewerbsvorteil, den wir einmal hatten, ganz zu schweigen.
Also bitte. Es gab keinen Wettbewerbsvorteil. Nur einen Scheinvorteil, eine Zeitlang möglich durch Geld des Steuerzahlers. Dass Länder mit günstigerer Produktion sich dieses Geschäft wegschnappen würden, war nach Einführung des EEGs doch sonnenklar (kicher).
Das EEG wurde von Hasardeuren ersonnen, von anderen Hasardeuren weiterverfolgt und von Hasardeuren ganz anderer Art (teilweise) gestutzt. Wenn Effizienz irgend jemanden in diesem Land interessieren würde, wäre es eine nationale Tragödie, so halt bloß eine teure Lachnummer.
Ich stimme Tim hier teilweise zu und teilweise nicht.
Enercon als wichtigster deutscher Hersteller von Windkraftanlagen gilt für Leute mit Jahrzehnten an Erfahrung in der Branche als nicht so dolles Unternehmen. Das war nur in den Jahren der sehr hohen Subventionierung nicht so wichtig. Die dänische Vestas hat sich als Marktführer durchgesetzt. Das lässt sich nicht nur mit stetigeren staatlichen Subventionen in Dänemark erklären, sondern auch mit so schwer greifbaren, aber wichtigen Faktoren wie Unternehmenskultur.
Die Rückführung der Subventionen in der Solarindustrie hing auch mit chinesischen Drohungen zusammen, der deutschen Auto-Industrie das Leben in China schwer zu machen. Gegen chinesische Preise hatten die eh keine Chance, aber in dieser sich massiv verändernden Welt erhält eine eigene Solarindustrie ein geopolitisches Gewicht.
Wenn es Xi gelingt eine Invasion in Taiwan zu starten, werden die Amerikaner die taiwanesischen Chip-Fabriken sprengen. Wir werden in diesem nicht mehr ausschließbaren Horrorszenario keine Solarpanele mehr aus China erhalten.
Die anderen Länder haben das auch mit Subventionen gemacht.
Was ist denn das bitte für ein Argument? Weniger Anspruch geht ja nun wirklich nicht. Aber so denken die meisten Deutschen glaube ich wirklich. „Ineffizienz? Egal, guckt doch mal nach Italien“.
Erklärt so vieles.
Das ist nicht mein Punkt. Mein Punkt ist der: wir hatten eine Führungsrolle auf dem Solarsektor, einer Zukunftsbranche. Die haben wir weggeworfen. Andere Länder haben sie sich geschnappt, unter anderem China. Die haben das auch nicht ohne Subventionen gemacht und lachen sich wahrscheinlich krumm über die Blödheit der Deutschen.
Worüber genau lachen die sich krumm? Dass der chinesische Steuerzahler dem deutschen Häuslebauer die Solarmodule finanziert? Xi xi xi …
wir hatten eine Führungsrolle auf dem Solarsektor, einer Zukunftsbranche.
Nein, hatten wir nicht. Das ist die Behauptung der Grünen und von staatsnahen Personen. Aber es entspricht nicht den Tatsachen. Keine Zukunftsbranche bricht zusammen, wenn die sie stützenden Subventionen leicht reduziert werden. Alle relevanten Solarunternehmen sind aber vor 10 Jahren zusammengestürzt.
Eine mittelkomplexe Technologie kann nicht eine Zukunftstechnologie für eine führende Industrienation sein. Da wird es immer und sehr schnell Unternehmen in anderen Ländern geben, die das billiger und schneller können. Anders sieht es mit der Kernkraft aus. Sie ist hochanspruchsvoll, weshalb es Jahrzehnte dauert, bis andere Länder sie aufgebaut haben und weshalb selbst Länder wie Indien sie nicht einfach kopieren können, sondern auf Kohlekraft angewiesen sind. Die ist nämlich simpel. Dein Argument wendet sich damit gegen die Grünen im Speziellen und Deutschland im Allgemeinen.
Wasserstoff gilt gemeinhin als Zukunftstechnologie. Fakt ist: es gibt bisher kein Unternehmen, das damit Geld verdient. Jedes Unternehmen in dem Bereich, das ich kenne, finanziert sein Umsatzwachstum mit einer Ausweitung der Schulden. So nimmt der hohe Verschuldungsgrad auch nicht ab. Aktien mit Wasserstoff bleiben damit eine hochspekulative Anlage, so lange damit nicht Profite erzielt werden.
Der Witz: diese werden gemeinhin nicht hoch subventioniert, sondern Spekulanten und Unternehmer pulvern wie irre Milliarden in die Branche. So, Stefan, funktioniert das mit echten Zukunftstechnologien.
Indien hat seit den 60ern energieerzeugende Kernkraftwerke. Seitdem wurden immer wieder bis heute neue Reaktoren ans Netz angeschlossen. ‚Flaschenhals‘ ist nicht die Komplexität der Anlagen, sondern die Beschaffung des Rohstoffs angereichertes Uran.
Zu l) Die Frage ist doch eh müßig. Dass Biden noch mal antritt ist die Liability überhaupt, und alles über die VP werte ich erst mal als Stellvertreterkrieg. Biden (oder Bernie) als Gegenentwurf zu Trump – meinetwegen. Aber DeSantis ist einfach qua „Jugend“ (ha!) ein ganz anderer Gegner. Aber wer soll Biden sagen, dass er zu alt ist? Schumer? Pelosi?
Ich halte das für eine Phantomdebatte. Der wird, wenn nicht gesundheitliche Gründe dagegen sprechen, nochmal antreten.
(4 – Bauchgefühl)
Das hat sie mit Schule gemeinsam: beide tun so, als würden ihre Ergebnisse objektiv messbar und rational zustandekommen, während in Wahrheit soziale Faktoren, individuelle Vorlieben und eine gehörige Portion Vorurteile mit hineinspielt.
In der Wirtschaft gibt es aber einen harten und nicht täuschbaren Regulator: die Realität. Wenn Du zu oft die falsche Entscheidungen triffst, bist Du pleite, Punkt. Das ist bei Schulen anders. Die können jahrzehntelang im Nebel herumirren, ohne dass es wen interessiert.
Und natürlich versuchen alle Unternehmen (zumindest inhabergeführte), ihre internen Erfolgskriterien möglichst genau auf die Realität auszurichten. Das ist aber verdammt schwer und gelingt bestensfalls näherungsweise.
Aber dennoch: Die Entscheidungsfindung in Unternehmen ist sicher um Größenordnungen besser und professioneller als in Schulen oder Behörden. Aus reinem Überlebenswillen.
Als ob du das alles so klar zuweisen könntest.
Kann man nicht immer. Ist ja auch überhaupt nicht notwendig.
Nur der Staat setzt die Selbstreininungskräfte manchmal schachmatt, wenn er z.B. Zombieunternehmen wie Galeria rettet.
Klar, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass Galeria von kompetenteren Leuten hätte gerettet werden können. Das Konzept Kaufhaus ist einfach durch.
Sie hätten vor spätestens 15 Jahren erkennen müssen, dass sie in eine Position der Schwäche gelangen. Darauf kann man eine Strategie aufbauen, aber man muss es eben erst einmal diagnostizieren. Genau das hat übrigens der Springer-Verlag getan. Sie haben vor langer Zeit verstanden, dass Zeitungen (in Deutschland) tot sind. Also haben sie ihre gewaltige damalige Kapazität genutzt, um ihre IT-Kompetenz zu stärken und in ganz andere Bereiche zu gehen.
Was der lokale Einzelhändler heute immer noch dringend braucht, ist z.B. eine lokale Produktsuche. Der Kunde tippt „frankfurt produktxyz“ ein und erhält alle Läden, bei denen Produkt XYZ gerade verfügbar ist. Das ist ein sehr komplexes Projekt, wofür man einen langen Atem, viel Kapital, Einzelhandel- und IT-Know-how braucht. Etwas in der Art hätte meiner Meinung nach etwa Karstadts Exit-Strategie à la Springer sein müssen. Aber dazu wäre natürlich auch ein Springer-Mindset nötig gewesen.
Völlig korrekt. Ich bin deswegen auch absolut gegen die Rettungen, by the way. Die Beschäftigten muss man ggf. retten, die können nichts dafür. Aber das wäre billiger als diese Zombies am Leben zu halten.
Wie sollen Beschäftigte „gerettet“ werden? Unser Arbeits- und Sozialrecht bietet dafür umfangreiche Regelungen, vom Arbeitslosengeld bis zur Beschäftigungsgesellschaft. 4000 Beschäftigte treffen auf einen Arbeitsmarkt, der ausgetrocknet ist und gerade nach Leuten giert, die ein nettes Wesen und ein gewisses Verkaufstalent besitzen.
Ich meine generell. Aktuell ist da wenig Bedarf, aber wenn irgendjemand bei so was Rettung bedarf über Unterstützungszahlungen etc., dann die Beschäftigten. In einer Rezession sieht sowas nämlich gleich noch mal anders aus. Wenn Galeria 2008 pleite gegangen wäre, könnte man da nicht so einfach sagen „wird schon“.
Das deutsche System ist extrem großzügig. Der börsennotierte Konzern muss hier einen mit dem Betriebsrat zu verhandelnden Sozialplan auflegen, nachdem die zu kündigenden Mitarbeiter relativ großzügige Abfindungen und sonstige Vergünstigungen erhalten. Wahrscheinlich wird auch eine Beschäftigungsgesellschaft gegründet, in der Gekündigte zwischengeparkt werden. Hinzu kommen Arbeitslosengeldzahlungen bis zur Höhe von 2.500 Euro. Ältere Mitarbeiter werden über Altersteilzeit in einen frühen Ruhestand überführt.
Also, was bitte soll da noch draufgesattelt werden? Für jeden zu Kündigenden eine Million Euro als Handgeld?
1) Was mich verwundert, ist die geringe Höhe der prognostizierten Solarsubvention: Für die EU bis 2030 15 Milliarden. Verglichen mit den Subventionen für fossile Energieträger (z.B. 6,5 Milliarden allein in Deutschland 2023 für LNG Terminals) klingt das wie ein Spottpreis.
2) Auch wenn es in Bezug auf Menschen furchtbar zynisch klingt: Lass mich mal vom Standpunkt der Qualitätskontrolle her argumentieren. Die Schulen wollen bei den Herstellungsverfahren des Produkts „gescheite Schüler“ Eigenständigkeit. Dann ist doch ein standardisiertes Prüfverfahren der richtige Weg, festzustellen, wie erfolgreich sie dabei waren.
3) „aber 99% der Menschen sind katastrophal schlecht im Umgang mit Prozentzahlen“ ist eine geradezu satirisch selbstbeschreibende Aussage. Vielleicht sollte es ein Schulfach geben, in dem der Umgang mit Zahlen gelehrt wird. 😛
Aber die Gesamtstatistik (https://today.yougov.com/topics/politics/articles-reports/2022/03/15/americans-misestimate-small-subgroups-population) ist sehr interessant, weil sie ein paar typische Trugschlüsse aufzeigt:
i) Auffällige Gruppen werden überschätzt. Wenn in der U-Bahn drei Menschen im Clownskostüm sind und 47 ohne, was bleibt dir im Gedächtnis?
ii) Medienpräsenz wird für wirklich genommen. Warum so viele New-Yorker? Weil viele Filme/Serien dort spielen. Das verstärkt sich mit i), weil Minderheiten auch überrepräsentiert (ob gut oder schlecht ist egal) sind.
iii) Ankerheuristik erklärt die Ergebnisse verblüffend gut. Stell dir vor, die Befragten würden den Wert in der Mitte zwischen 50% (der „keine Ahnung“-Ankerheuristik) und dem tatsächlichen Wert wählen. Dann käme ein sehr ähnliches Ergebnis heraus.
5) Könnt ihr mir den „Opferwettbewerb“ ob FDP oder Grüne bei mehr Leuten unbeliebt sind, erklären? Zum einen verlieren beide Parteien in dieser Disziplin (zu recht) gegen die AfD. Zum anderen zählen bei Wahlen nicht diejenigen, die mit einer Partei nichts anfangen können, sondern diejenigen, die sich mit ihr identifizieren.
a) Auch wenn das Ergebnis sinnvoll ist. Mit dem gleichen Methodenmix aus PR-Kampagne, Agenda-Setting, Lobbyarbeit und Medienpräsenz können und werden auch Regularien durchgedrückt, die dir nicht gefallen. Ich glaube nicht, dass du das dann für einen tollen Erfolg halten würdest.
g) Ganz unabhängig von Sympathien ist „Angestellte vertrauen einem Vorgesetzten mehr, der ihre Arbeitswelt aus persönlicher Erfahrung kennt“ für mich eine unproblematische Aussage.
h) Dir ist hoffentlich klar, dass du dich auf das Niveau derer begibst, die andere Filme wegen zu „woker“ politischer Botschaften bashen. #fragile_martiality
o) Eigenes Fundstück zur Debattenkultur
https://www.sueddeutsche.de/kultur/mobilmachung-deutschland-offener-brief-habermas-emma-1.5576565?reduced=true
Zu 3)
Es gab vor vielen Jahren mal eine der 08/15 Umfragen zum Antisemitismus in Deutschland. Eine der Fragen, aus denen die Autoren auf verbreiteten Antisemitismus schlossen, war die nach der grössten Gefahr für den Weltfrieden. Die Antwort war „Israel“ mit ca. 50% der Umfragenteilnehmer. Als ich das jemandem anderen erzählte, war dessen Reaktion: „Logisch, ist ja jede Woche mit Gewaltnachrichten in den Medien …“
Gruss,
Thorsten Haupts
Guter Punkt, das ist natürlich ein Teufelskreis aus bestehendem Vorurteil und selektiver Wahrnehmung.
Total! Bei Israel ist das eh völlig absurd mit der Wahrnehmung und den Doppelstandards. Es zeigt aber auch schön wieder, wie unkonkret die meisten Leute den Scheiß beantworten. Was heißt schön „größte Gefahr für den Weltfrieden“? Das ist super schwammig.
1) Wohl wahr. Aber die Ideologen stört auch das nicht.
2) Klar.
3) Das war Absicht. ^^
5) Ich sag doch, das ist Quatsch. Das ist reine Selbstwahrnehmung. In dem Wettbewerb verlierst gegen die AfD eh immer, die sind Opferexpert*innen.
a) Klar. Beinahe so, als ob Kontext relevant sei. 🙂
g) True.
h) Inwiefern?
o) Mich nerven diese offenen Briefe nur noch…
Zu 4)
Wenn ich Zeit und Lust hätte, würde ich ja zu gerne diese Studie auseinandernehmen. Ich wette drauf, dass mehrfach Koinzidenz mit Konsequenz verwechselt wurde – z.B. produktivere Unternehmen behandeln grosso modo ihre Mitarbeiter besser, nicht besser behandelte Mitarbeiter sind per se produktiver. Zustimmung zum US-amerikanischen Gesundheitssystem, aber in einer Demokratie bekommen die Leute, was sie bestellen.
Zu b)
Ja. Und der dem folgende Vertrauensverlust ebenso unvermeidlich wie schädlich.
Zu g)
Ist das ein Scherz? Wenn 90% einer Profession männlich ist, dann wird diese Profession als männlich wahrgenommen und dementsprechende Erwartungen richten sich an ihre prominenten Vertreter. Frauen wollen nicht zum Militär, weltweit nicht, und daran wird keine noch so gut gemeinte Gleichstellungspolitik jemals etwas ändern. Das geht besser – Deutschland demonstriert das vorbildlich – umgekehrt: Auch Männer wollen nicht zum Militär. Ich rate jungen Leuten auch seit Jahren davon ab.
Zu j)
Etwas allgemeiner: Katastrophenvorsorge ist in allen westlichen Demokratien unterentwickelt, weil sie sich an der Wahlurne nicht auszahlt. Das wird sich auch mit CoVid nicht ändern, weil es in die Demokratie intrinsisch eingewebt ist (Gruss an den Durchschnittswähler).
Gruss,
Thorsten Haupts
4) Gut möglich, ja.
b) Yes.
j) ISt ja nicht so, als würden die Autokraten bessere Vorsorge betreiben. Dagegen sind die Demokratien ja super.
n) Für den Autor ist ChatGTP vergleichbar, wie Autofokus in der Kamera? Weil es gibt dann keine schlechten Texte mehr, so wie Autofokus dazu führt, dass es keine schlechten Fotos mehr gibt. Ich denke er unterschätzt die Veränderungen durch KI stark. ChatGTP wird unser Leben so stark verändern, wie das WWW. Die Leute werde nicht mehr Google fragen, sondern ChatGTP. Und ChatGTP wird antworten. Und wir werden glauben, was ChatGTP antwortet, und ChatGTP wird vielleicht die Antwort mit Referenzen belegen, aus dem Internet, von Texten, die ebenfalls von ChatGTP geschrieben wurden.
Wir werden sehen. Ich hab zu wenig Sachkenntnis und habe überzeugende Argumentationen für beide Seiten gelesen.
Andere glaubwürdige Programmierer berichten, dass sie größere Code-Teile in ChatGPT werfen und da Hinweise auf mögliche Fehlerquellen bekommen. Eine zusätzliche und wohl in bestimmten Kontexten erstaunlich wirkungsvolles Angebot zum review. Das will ich die nächsten Wochen mal ausprobieren.
Natürlich wirds Leute geben, die versuchen werden, ihre ganze Arbeit an ChatGPT zu deligieren. Vermutlich wird dadurch ihre Arbeitsleistung besser als vorher.
Es ist schon spannend zu beobachten, was es für Experimente gibt, um die Wirksamkeit von Chat GPT zu testen – angefangen über Bewerberinterviews, Textzusammenfassungen, Vorbereitung von Reden, Verbesserung des eigenen Schreibstils, bis hin zu Anleitungen wie ich Programme schreibe.
Sehr spannend finde ich das Experiment Chat-GPT als Ratgeber für Aktieninvestments, bzw. ein anderes Experiment, wo Chat-GPT die Aufgabe hat ein Unternehmen zu führen und aus 100 $ möglichst viel Profit zu machen.
Wir stehen hier ganz am Anfang einer massiven Disruption – aber die wird sich gewaschen haben…
Colour me sceptical. Chat-GPT ist beeindruckend, aber zu Erfolg gehört in 99% der Fälle Erfahrung. Und Erfahrung ist die Summe aller gemachten (ausnahmsweise: beobachteten) Fehler. Und eben nicht die algorithmische Interpretation googlebaren „Wissens“.
Wenn Sie Recht behalten, nähern wir uns allerdings in hohem Tempo paradiesischen Zuständen :-). Nämlich einer Welt, in der mehr als 90% der notwendigen Arbeit von Robotern erledigt wird. Yay!
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts
Man weiß halt nicht, welche Fähigkeiten die Modelle nebenbei entwickeln, siehe etwa hier:
https://twitter.com/michalkosinski/status/1636683810631974912?s=46&t=i4rNVvDskXqlvvdAUeswsw
Klar ist: Wir befinden uns auf einer exponentiellen Kurven, und niemand kann sagen, an welchem Punkt genau. Interessant wird es in dem Moment, in dem eine AI a) ein Verständnis für sich selbst entwickelt und b) eigene Wahr-falsch-Urteile fällt.
Die ersten Ansätze von a) sind übrigens seit letzter Woche erkennbar. b) scheint sehr schwierig zu sein.
Ich denke nicht. Ich glaube, es wird eine massive Disruption geben – mit zahlreichen neuen Jobs.
Gehe ich auch von aus.
Instead of addressing those problems, many managers have been reluctant to believe the positives of working from home and major companies have persisted in return-to-office policies. The drive seems largely driven by managers who are struggling to the new work environment as well
Hmmm … Also ich frage mich aus welcher Branche diese Vermutungen kommen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass bei uns die Produktivität dramatisch zugenommen hat, seit die Mitarbeiter wieder vermehrt an den Standort kommen. Zoom-Calls können einen Face-to-Face-Austausch und echten menschlichen Kontakt einfach nicht ersetzen. Und der Missbrauch bei Home Office ist sehr hoch – das erlebe ich nicht nur selbst, sondern ähnliche Erfahrungen höre ich auch von vielen anderen. Das gilt insbesondere da, wo man nicht pro fertiggestelltem Produkt, sondern pro abgesessener Zeiteinheit bezahlt wird …
Und wir hatten seitdem wir uns vor ca. zwei Jahren dazu entschieden haben, uns die Londoner Bueromieten zu sparen und voll auf Home Office umzustellen, eine sehr gute Zeit. Man koennte fast meinen, dass das so stark vom jeweiligen Unternehmen abhaengt, dass Studien und Diskussionen zu dem Thema vergeudete Zeit sind und man es einfach jedem Unternehmen selbst ueberlaesst, wie es das handhaben will.
Jein. Manche muss man auch echt zu ihrem Glück zwingen.
Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass die Aussagen „Home Office (oder Hybrid) fuehrt zu zufriedeneren und produktiveren Mitarbeitern“ tatsaechlich fuer zumindest Buerotaetigkeiten allgemeingueltig ist, wird sich das mittel- bis langfristig ja auch ergeben. Weil zum Beispiel die Unternehmen, die auf 100% Anwesenheit pochen, keine guten Mitarbeiter mehr finden. Oder den Anschluss an die dann produktivere Konkurrenz verlieren.
Wäre die Hoffnung.
Ich hingegen prognostiziere, dass wir uns in vielen Branchen zwischen alle Stühle setzen werden. Im Zuge des Fachkräftemangels werden die Angestellten ihr “Recht” auf Home Office durchsetzen und Unternehmen, die dem nicht stattgeben, werden keine Mitarbeiter mehr finden. Gleichzeitig wird das viele Home Office zu enormen Ineffizienzen und einem deutlichen Produktivitätsrückgang führen; ein Nachteil, den unsere Wettbewerber in China und anderswo nicht haben. Am Ende wird es im verwöhnten Westen eben Arbeitsplätze, Standorte und Wirtschaftsbasis kosten.
Das ist mit Sicherheit branchenabhängig. Die Home-Office-Beispiele in meinem Bekanntenkreis jedenfalls sind nicht von Betrug etc. geprägt, die Leute arbeiten trotzdem massiv viel. Was halt wegfällt, sind zwei oder mehr Stunden am Tag pendeln. Das ist sowohl für das persönliche Wohlbefinden als auch für’s Klima und die Schadstoffe in der Luft gut. Was Effizienz angeht: manche Sachen brauchen F2F, andere nicht. Unsere Erfahrung an der Schule ist, dass Informationstermine super online sind, während Dinge, bei denen Sachen ausgehandelt werden müssen, F2F besser sind. Sicher anderswo ähnlich.
n) hier ist ein kleiner Augenöffner, wie viel menschliche Arbeitskraft hinter der künstlichen Intelligenz steckt:
https://netzpolitik.org/2023/datenarbeit-wie-millionen-menschen-fuer-die-ki-schuften/
@ cimourdain 19. März 2023, 07:56
n) hier ist ein kleiner Augenöffner, wie viel menschliche Arbeitskraft hinter der künstlichen Intelligenz steckt: …
Könnte man diese Arbeit nicht einer KI übertragen? 🙂
Perspektivisch sicher.
Jepp, hab ich auch schon gelesen.