Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.
1) The Largest Autocracy on Earth
To Zuckerberg, Facebook’s founder and CEO, they are citizens of Facebookland. Long ago he conspicuously started calling them “people” instead of “users,” but they are still cogs in an immense social matrix, fleshy morsels of data to satisfy the advertisers that poured $54 billion into Facebook in the first half of 2021 alone—a sum that surpasses the gross domestic products of most nations on Earth. GDP makes for a telling comparison, not just because it gestures at Facebook’s extraordinary power, but because it helps us see Facebook for what it really is. Facebook is not merely a website, or a platform, or a publisher, or a social network, or an online directory, or a corporation, or a utility. It is all of these things. But Facebook is also, effectively, a hostile foreign power. This is plain to see in its single-minded focus on its own expansion; its immunity to any sense of civic obligation; its record of facilitating the undermining of elections; its antipathy toward the free press; its rulers’ callousness and hubris; and its indifference to the endurance of American democracy. (Adrienne LeFrance, The Atlantic)
Ich hab das schon vor zehn Jahren gesagt. Die sozialen Medien sind öffentliche Räume, und sie müssten entsprechend betrachtet werden – und reguliert. Dass irgendwelche gesichtslosen Bürodrohnen oder, noch schlimmer, mies programmierte Algorithmen entscheiden, was in einem zunehmend wichtigeren Lebensbereich gesagt und geschrieben werden kann, dass Menschen dort kaum geschützt sind, ist eine Farce.
Ein weiterer Faktor, der in der Debatte oft vergessen wird: Facebook ist mittlerweile Boomerbook. Das Durchschnittsalter der User*innen ist näher an der 40 als an den 30; junge Menschen nutzen die Plattform kaum (wohl Instagram, Whatsapp etc., aber nicht das Kernprodukt). Auf Facebook radikalisiert sich nicht die Jugend, sondern deren Eltern und Großeltern. Aus irgendwelchen Gründen wird in der öffentlichen Debatte aber immer noch so getan, als ob soziale Medien irgendsowas für die Jugendliche wären. Das behindert das Verständnis massiv.
2) Consent Is About More Than Sex
But consent factors into every aspect of our social lives. It is not a transaction. It’s an honest, deliberate, ongoing dialogue about how everyone can have their needs met—a key element of healthy sexual and nonsexual relationships. It is, essentially, good communication. People have long had these conversations, whether asking if they can use someone’s restroom or requesting that a guest take off their shoes indoors. Violations of consent are unfortunately common too: someone touching a person’s hair or pregnant stomach, say, without permission. […] Even before the pandemic necessitated mask wearing or six-foot distances, Feldman, Solot, and other sex educators advocated for earlier education about consent in all relationships, beyond the realm of sex. “I think when people hear, like, ‘Oh, you do consent education with kindergartners,’ they assume I’m doing sex education and I’m talking about sex. And I’m not,” Monica Rivera, the director of the Women and Gender Advocacy Center at Colorado State University who also consults on consent education in K–12 schools, told me. “What I’m attempting to do is to get us as a culture to disentangle the topic of consent from sex, so that it becomes a part of the air we breathe.” She noted that adults might create situations that “unintentionally undermine” consent in interactions with children; a common example is when adults expect kids to give hugs to family members or friends. (Kristine Guilleaume, The Atlantic)
In einem Vermischten vor drei Jahren habe ich einen Artikel von Tassilo Peters (Fundstück 9) besprochen, in dem er postuliert hat, dass viele verbreitete Erziehungsmethoden Gewalt darstellen. Wir haben das damals kontrovers diskutiert. Ich sehe diesen Artikel und seine Thesen in eine ähnliche Richtung gehen. Es ist der Versuch eines Paradigmenwechsels im sozialen Miteinander, vor allem aber in der Erziehung.
Wo bei Peters hauptsächlich die Gewalt neu und weiter als körperliche Gewalt definiert wurde, tut Guilleaume hier dasselbe mit „consent“ (das mit „Zustimmung“ nur unzureichend übersetzbar ist). Es ist eine neue, gesündere und positivere Art, miteinander (und mit Kindern) umzugehen. Ich lasse den Artikel hauptsächlich als Denkanstoß da, weil ich ihn gerade selbst im Kopf herumbewege und durchdenke. Bin gespannt auf eure ansichten.
3) Covering climate change requires newsroom change
Amongst the more cultural obstacles that were mentioned to me, the journalists’ fear of being accused of activism if they start covering the climate crisis more frequently than before was the most prominent one. What struck me here was how this challenge of delineating between journalism and activism was a recurring theme in my conversations with journalists where I had promised them confidentiality. Later on, though, in the written survey to which about 70 international journalists replied, many of them in senior leadership positions, this challenge of not wanting to be accused of activism was only rated as a minor issue by them. […] And when two German TV meteorologists started mentioning climate change in their weather updates, something that is common practice in Australian television, the conservative daily ‘BILD’ promptly accused them of activism in support of Germany’s Green party, simply by mentioning climate change. (Wolfgang Blau, World News Day)
Hierbei handelt es sich generell um ein Springer-Phänomen. Der Verlag bewegt sich derzeit mit großen Schritten in Richtung Klimawandelleugnung. Der Versuch, mit BILD TV eine eigene Medienblase ähnlich OAN oder FOX News aufzubauen, ist offensichtlich; eine Echo-Kammer, in der wild gewordene Identitätspolitik, Verschwörungsmythen und Hetze sich die Klinke in die Hand geben. Da finden wir dann auch eine unheilige Allianz mit der konstanten Unterminierung der Öffentlich-Rechtlichen durch große Teile des bürgerlichen Spektrums, die ich letzthin diskutiert habe. Genau diese Gefahr meinte ich.
4) „Viele fühlen sich immer noch als der letzte Dreck“ (Interview mit Carsten Schneider)
ZEIT ONLINE: Woher kommen denn die 16,2 AfD-Zweitstimmen in Ihrem Wahlkreis?
Schneider: Die AfD wird eher von Männern als Frauen gewählt und das spiegelt eben auch den ländlichen Raum wider. Ich hab ja selbst die ersten Lebensjahre auf dem Dorf verbracht. Von den 80 Abiturientinnen und Abiturienten meines Jahrgangs da sind um die 60 weggegangen, vor allem die Frauen. Zurückgeblieben sind überwiegend Männer ohne Abitur.
ZEIT ONLINE: AfD-Kernklientel.
Schneider: Ja, aber es ist komplizierter. Die meisten sind nämlich keine armen Leute wie am Herrenberg. Und die AfD-Hochburgen sind auch keine Gegenden, in die sonst keiner will. Das kostet teilweise richtig was, da zu leben.
ZEIT ONLINE: Was treibt die dann?
Schneider: Ich glaube, AfD-Wähler haben unabhängig von ihrem tatsächlichen ökonomischen Status Angst, dass die Welt irgendwie kraus wird und sie das kleine Glück verlieren, das sie haben. Die empfinden Veränderungen als eine Bedrohung, gerade Veränderungen ihres Lebensstils. Und die möchten sich auch bewusst von etwas abgrenzen, das sie als Mainstream empfinden. […]
ZEIT ONLINE: Wo liegt denn heute die Verhandlungsmacht der Ostdeutschen, wenn es um Arbeitsplätze geht?
Schneider: Ganz einfach: in der Demografie. Angebot und Nachfrage. Es fehlt einfach enorm an Arbeitskräften in Ostdeutschland. Und es wird noch schlimmer. (Christian Bangel, ZEIT)
Das Interview mit Carsten Schneider ist in seiner Gänze empfehlenswert; Schneider gibt sehr nuancierte Antworten und versucht sich an einer empathischen Analyse. Was mir sauer aufstößt ist diese implizite Annahme in Bangels Fragestellung, die Wählenden der AfD seien alle irgendwie blöd und arm. Wer nicht versteht, wie wichtig Identitätspolitik für die Wahl der AfD ist – ein Punkt, auf den Schneider auch ausführlich eingeht – wird nie eine richtige Analyse abgeben können, sondern immer beim Narrativ der „Wendeverlierer*innen“ oder „Abgehängte“ ankommen. Das hat schon den Erfolg der LINKEn im Osten nur unzureichend erklärt, und genauso erklärt es jetzt den Erfolg der AfD nicht.
Wie soll da eine Regierung mit einem Strohmann, den der Pate nach Mafiaart im Kanzleramt installiert, arbeiten können? Wie soll der Staat überhaupt noch funktionieren, wenn ein als Kanzler Demontierter im Fraktionsvorsitz verbleibt und hier auf Revanche sinnt, nicht zuletzt gegenüber dem grünen Koalitionspartner? Die Korruptionsermittlungen gegen die mutmaßlich kriminellen Netzwerke gehen ja weiter, es wird wöchentlich etwas Neues herauskommen, das die ÖVP unter Druck und die Regierung lahmlegen wird. Es ist die Kernschmelze eines Systems. Noch hängt die ÖVP an ihrem gefallenen Ex-Strahlemann, es fällt ihr sichtlich schwer, in der Realität anzukommen. Dabei droht ihr damit ein Skandal ohne Ende und im Extremfall der Untergang, wenn sie nicht schnell mit dem Kurz-System aufräumt. Kurz spekuliert jetzt darauf, wie etwa sein großes Vorbild Benjamin Netanjahu jahrelange Korruptionsenthüllungen zu überstehen, das Land in Geiselhaft halten und mit „Unschuldiges Opfer“-Kampagnen an die Macht zurückkommen zu können. Der Schaden, den er damit anrichtet, ist ihm sichtbar egal. Er ist der böse Geist der österreichischen Politik. Und am Ende wird es doch nur ein Rücktritt auf Raten gewesen sein, denn längst ist Kurz der Haftanstalt mindestens ebenso nah wie dem Wiedereinzug ins Kanzleramt. (Robert Misik, taz)
Mich fasziniert, wie überrascht sich alle über diese Erkenntnisse geben. Kurz und die ÖVP sind bis ins Mark korrupt? Ach was. Kurz ist kein Saubermann? Wer hätte das gedacht. Ich habe über dieses Phänomen bereits im Podcast ausführlicher gesprochen, aber ich frage mich wirklich, ob das nur Berufsethos der Journalist*innen ist, da quasi zu kompartmentalisieren und so zu tun, als wäre das nicht völlig offenkundig, bis es zweifelsfrei bewiesen ist, oder ob da Autosuggestion am Werk ist. Ich verstehe ja, dass die Formulierungen nicht verwendet werden – erneut, ich hab’s im Podcast selbst erklärt – aber das kann niemanden ernsthaft überraschen. Das erinnert mich an diesen unglaublich behämmerten Artikel im Spiegel über die Kühnert-Doku, in der Alexander Neubacher sich darüber echauffiert, dass bei der SPD Hinterzimmerpolitik betrieben wird. Ach was…?
6) David Shor Is Telling Democrats What They Don’t Want to Hear
But here’s the truly frightening thought for frustrated Democrats: This might be the high-water mark of power they’ll have for the next decade. […] What’s changed the equation, Shor believes, are several interlocking forces. […] First, educational polarization has risen sharply in recent years, particularly among white voters. […] The second problem Democrats face is the sharp decline in ticket splitting — a byproduct of the nationalization of politics. […] Put it all together, and the problem Democrats face is this: Educational polarization has made the Senate even more biased against Democrats than it was, and the decline in ticket splitting has made it harder for individual Democratic candidates to run ahead of their party. […] All this comes down to a simple prescription: Democrats should do a lot of polling to figure out which of their views are popular and which are not popular, and then they should talk about the popular stuff and shut up about the unpopular stuff. “Traditional diversity and inclusion is super important, but polling is one of the only tools we have to step outside of ourselves and see what the median voter actually thinks,” Shor said. This theory is often short-handed as “popularism.” It doesn’t sound as if it would be particularly controversial. It is. […] It’s a striking argument, and it fits Shor’s broader theory of the case: Liberal Democrats were either backing or cowering before a politically toxic slogan that had taken over Twitter but was alienating them from their working-class supporters. And even though Biden publicly and repeatedly repudiated the idea, it hurt him anyway, because voters don’t distinguish between different Democrats anymore. (Ezra Klein, New York Times)
Diese innerparteiliche Problematik ist übrigens kein klarer Links-Mitte-Split. Wie ich in meinem Artikel letzte Woche schon erklärt habe, sind gerade die Politiken der so genannten „Zentristen“ furchtbar unpopulär. Auch Shor und Klein gehen darauf ein. Natürlich sind auch diverse Positionen der „Woken“ alles andere als beliebt (ich sage nur „defund the police„). Aber diese strategische Dummheit, mit der die Democrats geradewegs auf die Opposition zusteuern, ist wirklich bemerkenswert.
Allerdings: Wie David Roberts richtig bemerkt, ist der letzte Punkt wenn nicht falsch, so doch zumindest unvollständig. Denn kein einziger demokratischer Politiker von Bedeutung setzte sich je für „defund the police“ ein, das war ein reiner Aktivist*innenslogan. Das macht aber keinen Unterschied, weil die republikanische Propagandapresse einerseits und die im Bothsiderismus verhafteten Mainstreammedien andererseits genau diesen Eindruck erwecken.
Ergänzend zum obigen Artikel hat Nate Cohn hat noch einige empirische Anmerkungen zu Shors Ansichten, indem er Obamas Wahlkampf 2012 als Folie bemüht und aufzeigt, was der richtig gemacht hat und fragt, ob das heute noch einmal möglich wäre (Kurzversion: nein). Ebenfalls ergänzend seien diese Daten angebracht, die noch einmal aufzeigen, wie unglaublich verzerrend und undemokratisch das Wahlsystem für den Senat ist.
7) Angela Merkel. Eine andere Art der Autorität
Symptomatisch für die geschickte Authentizitätsinszenierung ist ihr Spruch „Sie kennen mich.“ aus dem Wahlkampf 2013, der insgesamt stark auf ihre Person zugeschnitten war. Ein kurzer Satz, der so viel suggeriert: Eine Vertraulichkeit und Vertrautheit zwischen ihr und den Bürger:innen, die keinerlei Erklärungen bedarf. Eine Verlässlichkeit, die keiner großen Worte benötigt. Was so simpel daherkommt, entfacht enorme Sogkraft und beruht auf einer durchdachten Medienstrategie. Für Barbara Hans, die zu Authentizität in der Politik arbeitet, ist Merkel „eben kein Gegenbeispiel politischer Inszenierungen, sondern der Inbegriff politischer Inszenierung. Sie hat die Inszenierung perfektioniert.“ Wie Merkels Biograph Gerd Langguth so treffend feststellt, besteht in der vermeintlichen Nichtinszenierung ihre Inszenierung. Eben darin liegt die hohe Kunst des authentischen Auftretens in der Politik: die Inszenierung muss als solche verschleiert werden. Und Angela Merkel ist eine Meisterin dieser Kunst. Gerade indem Ihr Auftreten ein Weniger anstatt ein Mehr an Machtgesten anbietet, verschiebt es die gängigen Vorstellungen von politischer Autorität. […] In Angela Merkels Anfangszeiten unterschätzte man sie als ‚Kohls Mädchen‘, man machte sich über ihre Frisur lustig, brüskierte sich über ihr Dekolleté, amüsierte sich über ihr Äußeres. All diese Zuschreibungen zeigen, wie stark in der Politik Autorität und Authentizität mit männlichen Merkmalen assoziiert werden. Die Körper der anzugtragenden Berufspolitiker bilden die unsichtbare Norm, von der sich Angela Merkels Körper unweigerlich abhob. Sogleich wurde er mit sämtlichen sexistischen Stereotypen überhäuft, vor denen selbst eine so gnadenlos autoritäre Politikerin wie einst Margaret Thatcher nicht gefeit war, vielfach wurde die ‚Helmfrisur‘ der Iron Lady kommentiert. Merkel und ihr Stab bemühten sich zu Beginn ihrer Amtszeit, ein möglichst neutrales Outfit zu entwerfen, das in jeden Rahmen passt und den Körper der Kanzlerin der öffentlichen Aufmerksamkeit entzieht. Derweilen beharrte sie auf ihrem unprätentiösen Auftreten, das zunächst als Schwäche wahrgenommen, jedoch schnell als Stärke gewertschätzt wurde. (Jule Govrin, Geschichte der Gegenwart)
Es ist sicherlich richtig, dass Personen wie Thatcher, Merkel und Clinton eine andere Form der Autorität entwickeln mussten. Es ist beachtlich, dass Thatcher und Clinton noch wesentlich mehr als Merkel versuchten, männliche Formen nachzuahmen – was sich unter anderem in ihrer Falken-Haltung in außenpolitischen Fragen abbildete, in der sie versuchten, dem Bild der „typisch weiblichen“ Schwäche zu entgehen. Merkel war eine der ersten, die einen genuin anderen Stil entwickelten, als dieser von männlichen Staatsoberhäuptern abhebt.
Ob dieser Stil besser, schlechter oder einfach nur anders ist, sei einmal dahingestellt. Genauso wie in der Gesellschaft aber auch neue Rollenmodelle ausprobiert werden, passiert das auch in Führungsfunktionen. Bisher hatten wir nur weibliche Führungspersonen, die so weit wie möglich vergessen machten, dass sie Frauen sind. Aber auch hier wird über Kurz oder Lang eine neue Form gefunden werden. Welche auch immer das sein wird.
8) Tweet
Wenn Sie sich zwischen Christian Lindner und Robert Habeck als nächsten Bundesfinanzminister entscheiden müssten, wen hätten Sie lieber?
Lindner (FDP): 48%
Habeck (GRÜNE): 27%via @BILD / INSA, 1004 online Befragte (08.10.2021)
— Deutschland Wählt (@Wahlen_DE) October 10, 2021
Mich überrascht dieses Ergebnis nicht. Die FDP nimmt wieder genau die Rolle ein, die sie in der sozialliberalen Koalition 1969-1982 auch hatte und die, wenn wir ehrlich sind, auch die einzige ist, die sie in so einer Koalition haben kann: die selbst erklärte Hüterin der Vernunft und der Haushaltsdisziplin. Genauso wie die FDP seinerzeit die Reformen der Sozialdemokraten entschärfte – ob beim Sozialstaat oder beim Betriebsverfassungsgesetz -, genauso wird Lindner derjenige sein, der (je nach Standpunkt) als Stimme der Vernunft oder Bremse auftritt. Aber dass das für die Wählenden attraktiv ist, steht außer Zweifel; so attraktiv offensichtlich, dass vor die Wahl gestellt, einen aus dem eigenen Lager oder Lindner als Finanzminister zu haben FAST DIE HÄLFTE des progressiven Lagers sich für Lindner entscheidet. Aus meiner Sicht natürlich bedauerlich, aber überraschend ist das nicht.
9) Did Communism Smash the Patriarchy?
Socialist central planners needed women because Five Year Plans typically set high production targets. In order to supplement their low wages, women were enticed with generous maternity leave and childcare. The work book, trudovaia knizhka, was their passport to apartments, holidays and even medical care. Therefore employment diminished reliance on husbands not only financially but in terms of state benefits. […] But if communism was so egalitarian when it came to employment, education, and state benefits, how come they’re still so sexist? In World Values Surveys, men in post-communist societies give much more patriarchal answers than men in never-communist societies when asked such questions as whether men are better political leaders; if boys are more entitled to university education; and if scarce jobs should be reserved for men. […] ‘Economic empowerment’ is no guard against male violence or misogyny. A woman may still be abused at home, harassed on city streets and locked out of politics. Rather than battle it out, women reluctantly hoover men’s mess. If victims cannot secure accountability, abuse persists with impunity. Despondency deters resistance, inhibiting social change.[…] Feminist activism challenges patriarchal privileges. In secular democracies it can spread like wildfire, igniting dissent and deviation. Urbanisation and untrammelled media are like tinder to the flame. […] Decades of dictatorships may have stunted associational networks. Civil society membership is systematically lower in post-communist countries. Anti-democratic attitudes are highest among those who lived under communism. Stalin silenced all talk of sexuality, which thereafter remained taboo. In Russia, Hungary, Poland, Serbia and China, rulers have entrenched authoritarianism. Women’s movements are weak, unorganised, and despondent. Given the costs of speaking out, resistance is rare. (Alice Evans)
Ich bin sehr froh, dass das Thema „Emanzipation im Ostblock“ in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung rückt, denn da gibt es dermaßen viele lang unhinterfragt wiedergegebene Mythen – von der Gleichberechtigung der Geschlechter zu den ach so tollen Kitas – dass da dringend Revisionismus gefragt ist. Denn Evans hat vollkommen Recht mit ihrer Kritik.
Das Vermischte ist zu beschränkt, um ins Detail gehen zu können, aber dasselbe gilt auch für die DDR. Die Krippen waren katastrophal, die „Gleichberechtigung“ zur Arbeit effektiv erzwungen. Im Politbüro gab es außer der Ehefrau des Generalsekretärs keine Frauen. In Betrieben und untergeordneten politischen Ebenen sah es ähnlich aus. Etwas zu sagen ist nicht dasselbe wie etwas zu tun. Das gilt für die Übererfüllung des Fünfjahrplans genauso wie für gesellschaftlichen Fortschritt. Der Realsozialismus war einfach scheiße, Punkt.
10) Tweet
Ziemlich gute Frage! #Rentnerrepublik https://t.co/gX9Z7fEc1c
— Stefan for Future 🪴 (@friiyo) October 2, 2021
Als Ergänzung zu Fundstück 4, dem Interview mit Carsten Schneider, hier diese Daten zur Demografie im Osten. Das Bild ist wirklich düster. Die Frage im Originaltweet – was kann die Politik tun? – würde ich mit einem ziemlichen Schulterzucken beantworten. Ich fürchte, es übersteigt die Möglichkeiten von Politik deutlich, zu glauben, das könnte irgendwie durch bewusstes Handeln (vor allem in einem überschaubaren Zeitrahmen) gelöst werden. Natürlich können Infrastrukturverbesserungen, Investitionsanreize etc. helfend wirken, aber die grundsätzlichen Trends sind viel zu tiefgreifend und Jahrzehnte alt, als dass da schnell Besserung in der Fläche erwirkt werden könnte.
11) The Cantillon Effect: Why Wall Street Gets a Bailout and You Don’t
Today what Cantillon observed is far more extreme than it was in the 1960s; it is hedge funds, private equity, and bankers who have benefitted from the money printing, and the foreigners who benefit from our money printing are increasingly Chinese and foreign manufacturers. This theory doesn’t imply that money creation is always biased towards the powerful, only that how money travels matter. There is no inherent money neutrality, such neutrality must be constructed by institutional arrangements. Much of the New Deal in the 1930s and 1940s was designed to build alternative channels for lending so that small business, industry and individuals could have access to money as quickly as big banks. […] In 2016, Federal Reserve Chair Janet Yellen gave an important speech on this topic. It turns out, she said, that who the Fed deals with matters. To paraphrase her speech, the bigger and powerful get money first, and the small and weak get money last. That’s the dynamic we’re seeing in this bailout, with small businesses and the unemployed having trouble accessing funds and the big guys getting what they need when they need it. (Matt Stoller)
Die Erkenntnis ist eigentlich nicht sonderlich überraschend, aber sie stellt einen Tabubruch in einem Umfeld dar, dem jahrzehntelang (fälschlich) eingeredet wurde, Geld sie irgendwie neutral und nur demokratisches Geld sei schlecht. In jedem Geldsystem profitiert jemand, weil in jedem System jemand profitiert. Es gibt keine Neutralität, nicht dort, wo Menschen am Werk sind. Und da wir sicher nicht einer KI das Geldsystem überlassen werden, wird das stets wahr sein und der Hinterfragung bedürfen.
1.) Die größte Diktatur? Der Autor hat wirklich keine Ahnung was Diktatur bedeutet.
Facebook mag groß sein, hat aber real keine Macht. Man kann da nach Belieben mitmachen oder nicht und Zuckerberg kann keinem der Millionen User irgendeine Entscheidung befehlen.
Die einzige Regulierung die nötig ist wäre, daß FB von sich aus keine Beiträge löschen darf, sondern für FB die ganz normalen Regeln der Meinungsfreiheit und ihrer Grenzen gelten. D.h. jeder ist für seine Äußerungen selbst verantwortlich und bei straftbaren Beiträgen wird die Justiz tätig.
2.) M. E. sollte man sich in der Erziehung schon weitestmöglich um „Consent“ bemühen und die Kinder ernst nehmen. Aber am Ende bedeutet Erziehung halt auch, daß man wegen fehlender Einsichtsmöglichkeit von Kindern gewisse Regeln und Verbote durchsetzen muß – da wird nie alles mit „Concent“ gehen.
Ich habe übrigens so einen Verdacht, daß es dieselben sehr linken Leute sind, die bei Kindern auf möglichst viel „Consent“ setzen und bei Erwachsenen durchaus ohne „Consent“ politisch gewünschte Verhaltensweisen durchdrücken wollen …
3.) Da sehe ich kein Springer-Phänomen. Wenn Journalisten politischen Aktivismus betreiben ist das halt nicht wirklich mit dem Berufsbild vereinbar. Daß das heute vor allem von links geschieht und oft mit Klima-Bezug macht diese Propaganda nicht besser.
5.) So so – da hat offenbar (ist ja noch in Untersuchung) Medien bezahlt, damit sie positiv über ihn berichten. So etwas hat die Bundesregierung natürlich nicht nötig, da berichten die Medien freiwillig so.
Immerhin ist Kurz zurückgetreten – das ist ja in Deutschland schon lange völlig aus der Mode gekommen.
Würde mich schon interessieren ob dieser taz-Autor bei einem der Skandale in den letzten Jahren (viele davon weit massiver als die Verfehlungen von Kurz) den Rücktritt des verantwortlichen Politikers gefordert hat.
9.) Volle Zustimmung, Punkt.
10.) Das würde ich mit einer gewissen Gelassenheit sehen. Veränderungen haben immer auch Anpassungsschwierigkeiten im Gepäck, aber grundsätzlich steht nirgendwo geschrieben daß ein Gebiet oder eine Gemeinde dauerhaft eine bestimmte Einwohnerzahl haben muß.
Ein Rentnerüberhang ist auch nicht per se schlecht – Rentner haben oft mehr Zeit und Engagement übrig als Jüngere und das kann einem Gemeinwesen gut tun.
Strukturpolitikk sollte aber dafür sorgen, daß in Orten mit Potential eine gute Infrastruktur erhalten bleibt. Dann ist auch im Osten eine gute Entwicklung möglich – alleine schon wegen der niedrigeren Lebenshaltungskosten wollen Leute dann bleiben oder zuziehen.
Und umgekehrt kann man auf viele überflüssig gewordene häßlich Dörfer auch mittelfristig verzichten. Und entsprechend keine staatlichen Investitionen dort verschwenden.
1) Die Hyperbel ist beknackt, keine Frage. Ich halte deinen Vorschlag aber für wirklichkeitsfremd.
2) Ganz ohne Grenzen kann es nie gehen, das ist völlig klar. Aber Jugendliche und Kinder werden viel zu wenig ernst genommen. – Gut möglich.
3) Passiert nicht „vor allem links“, da nimmst du es nur wahr. Wir betrachten nie als Aktivismus, was sich mit unseren eigenen Interessen deckt. Oder sprichst du bezüglich der Inflationshysteriker*innen von „Aktivist*innen“? Wohl kaum.
5) Erstens: Kurz‘ Verhalten wird nicht dadurch entschuldigt, dass andere Schlimmeres machen oder derselbe Autor das bei anderen nicht gefordert hat, das ist Whataboutism. Zweitens: an wen denkst du?
10) Manchmal habe ich das Gefühl, bei ein paar dieser Dörfer wäre es sinnvoller und wirtschaftlicher, die verbliebenen Einwohnenden rauszukaufen, irgendwo anders neu anzusiedeln und das Gebiet rückzubauen…
1.) Ich halte deinen Vorschlag aber für wirklichkeitsfremd.
Der Vorschlag ist die normale Gesetzeslage überall sonst. Ich sehe keine Berechtigung für eine spezielle lex Facebook.
3) „Oder sprichst du bezüglich der Inflationshysteriker*innen von „Aktivist*innen“?“
Wo gibt es da Aktivismus oder Hysterie? Es wird ab und zu berichtet, daß die Inflation steigt und daß das natürlich Probleme für manche Leute bringt. Ich wüßte aber nicht, daß „Inflationsbekämpfung“ zur täglichen Katastrophenschau der Tagesschau gehören würde.
5) „Kurz‘ Verhalten wird nicht dadurch entschuldigt …“
Natürlich nicht.
„derselbe Autor das bei anderen nicht gefordert hat, das ist Whataboutism.“
Nö. Das ist die Feststellung von Heuchelei. Wobei das beim konkreten Autor ja nur eine Frage war – aber generell kontrastiert der allgemeine Jubel in deutschen Medien über den Kurz-Rücktritt mit erstaunlicher Langmut bei deutschen Skandalen.
„an wen denkst du?“
Merkel, Scholz, Spahn, AKK, Maas, Baerbock, Scheuer und viele andere. Und natürlich an die Grüne in RLP, die genau wie Kunz aus Steuergeldern politische Werbung finanziert hat.
„10) Manchmal habe ich das Gefühl, bei ein paar dieser Dörfer wäre es sinnvoller und wirtschaftlicher, die verbliebenen Einwohnenden rauszukaufen, irgendwo anders neu anzusiedeln und das Gebiet rückzubauen…“
Genau das meinte ich. Der ländliche Raum kann eine sehr attraktive Lebensumgebung sein. Aber nur wenn gewisse Rahmenbedingungen gegeben sind – insbesondere eine wirtschaftliche Basis.
Es gibt aber (auch im Westen) viele Dörfer, die haben keinen Sinn mehr. Die verbliebene Landwirtschaft (wegen der sie mal entstanden sind) kann man auch von anderen Orten erledigen, Tourismus gibt es nicht, Betriebe gibt es nicht – da wird nur reingebuttert.
1) Ich würde auch keine Lex Facebook machen, sondern eine Lex Öffentlicher Cyberspace.
3) Permanente Artikel über die letzten 20 Jahre, die hysterisch vor der kommenden Hyperinflation warnten und radikale Maßnahmen forderten. Und die Inflation kam nie. Die deutschen Ökonom*innen und bürgerlichen Reporter*innen haben einen wesentlich schlechteren track record als die Klimawissenschaftler*innen, so viel ist mal sicher. Aber deine Reaktion belegt im Endeffekt meine These: Aktivismus sind immer die anderen, man selbst stellt nur Fakten dar und ist total rational.
5) Ja, vor fremden Haustüren kehrt es sich immer am leichtesten, keine Frage.
Warum sollen die schlimmer sein als Kurz? Keiner von denen war auch nur annähernd so korrupt (mit Ausnahme vielleicht von Scheuer), keiner von denen so demokratieschädigend.
10) Kein Dissens.
„Lex Öffentlicher Cyberspace.“
Schon klar daß Zuckerbergs Produkte nicht explizit im Gesetzesnamen auftauchen würden. Aber de facto geht es nur um die.
Und ich sehe nach wie vor nicht, warum man Äußerungen im Cyberspace anders regulieren bzw. weniger erlauben sollte als in allen anderen Kontexten. Beleidigung oder Volksverhetzung sind solche oder eben nicht – das ist völlig unabhängig vom Medium.
3) „die hysterisch vor der kommenden Hyperinflation warnten“
Wo? In den üblichen Medien habe ich davon nichts mitbekommen.
Inflationswarnungen gibt es immer wieder mal – aber Hyperinflation ist etwas völlig anderes.
5) „Warum sollen die schlimmer sein als Kurz?“
Kurz hat ein paar schöne Presseberichte eingekauft. Halte ich für schlecht, halte deswegen auch den Rücktritt für gerechtfertigt – ist aber letztlich doch keine große Sache.
Wegen der Fehler deutscher Regierungsmitglieder sind Menschen gestorben und wurden Milliarden vergeudet. Das ist eine ganz andere Ebene von Versagen. Und weil dieses häufige und umfassende Versagen so völlig ungesühnt bleibt, kann man inzwischen auch von Demokratieschädigung sprechen.
1) Das ist bisher eine Regelungslücke. Die werden JETZT anders behandelt. Ich bin dafür sie gleich zu behandeln wie alles andere auch. Aber das erfordert eben entsprechende Regelungen.
3) Ja, das war eine Hyperbel.
5) Kurz‘ Politik hat auch Menschenleben gekostet – nur eben die von Flüchtenden.
„Das ist bisher eine Regelungslücke. Die werden JETZT anders behandelt.“
Kannst Du das bitte erklären? Ich sehe schlicht keine Regelungslücke. Wenn jemand irgendeinen Text X auf FB bringt, dann wird das rechtlich (insbesondere für Straftatbestände wie Beleidigung, Verleumdung oder Volksverhetzung) m. W. exakt genauso behandelt als wenn er den Text X per Flugblatt verteilt, im Rundfunk sagt oder bei einer Demo auf dem Plakat hochhält.
Naja, ein immer größerer Teil unseres Lebens und unserer Beziehungen finden durch soziale Netzwerke statt. Ich werde aber rechtlich einfach nur als Kunde betrachtet. Wenn plötzlich kein Zugriff mehr auf meine Kontakte besteht beispielsweise ist das rechtlich einfach nur ein Unternehmen, das seine vertragliche Beziehung zum Kunden beendet. Für mich kann es aber der sozialen Isolation gleichkommen, dem Tod von diversen Beziehungsverhältnissen. Das geht nur im Cyberspace; niemand würde auf die Idee kommen, einem Unternehmen solche Gestaltungsmacht über mein Leben in irgendeinem anderen Bereich zu geben. Die Sozialen Netzwerke sind öffentlicher Raum, werden aber rechtlich behandelt wie Firmengelände.
Korrekte Analyse! Das muss dringendst gesetzlich geregelt werden, das kann man nicht ein paar spezialisierten Anwälten (z.B. Steinhöfel) überlassen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Exactly my point.
„Für mich kann es aber der sozialen Isolation gleichkommen …“
Interessanter Aspekt.
Ich glaube zwar nicht, daß dieses Problem gemeint ist, wenn Politiker die „Macht“ von Facebook regulieren wollen.
Ich glaube aber auch bei diesem Aspekt nicht, daß ein politischer Eingriff nötig/gerechtfertigt ist.
Zum Einen halte ich „soziale Isolation“ für krass übertrieben. Millionen Menschen aller Altersgruppen nutzen diese Dienste sowieso nicht, jeden Tag verlassen tausende von Leuten Facebook und Co. und haben damit keine Probleme.
Letztlich ist das nur ein Kommunikationskanal von vielen und es gibt genug andere Möglichkeiten seine Sozialkontakte zu pflegen.
Zum Anderen ist das halt ein freiwilliges und kostenloses Angebot. Ich kann mir keinen GG-konforme politischen Zwang vorstellen, der einer Firma vorschreibt so ein Angebot aufrecht zu erhalten oder ihr einen Kontrahierungszwang mit beliebigen Kunden aufzuerlegen.
Das ist nicht übertrieben, nein. Wenn ich kein Whatsapp mehr habe, habe ich ein ernsthaftes Problem.
Ich halte es eben für einen Irrtum, Facebook (pars pro toto) nur als Firma zu betrachten.
Zum Einen halte ich „soziale Isolation“ für krass übertrieben. Millionen Menschen aller Altersgruppen nutzen diese Dienste sowieso nicht, jeden Tag verlassen tausende von Leuten Facebook und Co. und haben damit keine Probleme. Letztlich ist das nur ein Kommunikationskanal von vielen und es gibt genug andere Möglichkeiten seine Sozialkontakte zu pflegen.
Also unabhängig von der konkreten Schlußfolgerung an die Politik, aber da unterschätzt Du massiv, was Facebook, Amazon und Co inzwischen an digitaler Infrastruktur zur Verfügung stellen. Selbst bei uns sind eine Vielzahl von Menschen und Firmen von Youtube, Instagram abhängig und damit sind nicht nur Influencer gemeint. Amazon als faktisch einziger großer digitaler Marktplatz ist für viele kleine Firmen auch extrem wichtig.
Wir sind ja noch vergleichsweise analog, aber in anderen Länder sieht es krasser aus:
https://www.stern.de/digital/facebook-und-whatsapp–fuer-manche-laender-war-der-ausfall–katastrophal–30803000.html
„da unterschätzt Du massiv, was Facebook, Amazon und Co inzwischen an digitaler Infrastruktur zur Verfügung stellen.“
Das unterschätze ich überhaupt nicht. Sondern im Gegenteil ist mir im Gegensatz zu den meisten Deutschen bewußt, daß der Online-Handel nur ein kleines Anhängsel der wesentlichen Geschäftsaktivitäten von Amazon ist.
Es ist aber normal im Geschäftsleben, daß starke Abhängigkeiten zu anderen Firmen, insbesondere Dienstleistern und Lieferanten bestehen. Es kann dann erhebliche Auswirkungen haben, wenn die mal zeitweise oder gar komplett ausfallen.
Nur wird dieses Risiko nicht geringer, wenn man diese Geschäftsbeziehungen staatlich reguliert. WhatsApp ist ja nicht freiwillig ausgefallen – die Firma hat von sich aus das höchste Interesse daran, daß der Dienst immer verfügbar bleibt. Wer sein Geschäftsmodell auf WhatsApp-Verfügbarkeit aufbaut, der muß halt Folgeschäden einkalkulieren, sollte der Dienst einmal nicht verfügbar sein. Eine staatliche Vorschrift an WhatsApp, solche Ausfälle zu unterlassen, wäre völlig blödsinnig (und eben GG-widrig).
@ R.A. 12. Oktober 2021, 19:54
Wegen der Fehler deutscher Regierungsmitglieder sind Menschen gestorben und wurden Milliarden vergeudet. Das ist eine ganz andere Ebene von Versagen. Und weil dieses häufige und umfassende Versagen so völlig ungesühnt bleibt, kann man inzwischen auch von Demokratieschädigung sprechen.
Sehe ich ähnlich.
@ Stefan Sasse 13. Oktober 2021, 07:47
5) Kurz‘ Politik hat auch Menschenleben gekostet – nur eben die von Flüchtenden.
Nein. Da hast Du ein ziemlich krudes Verständnis. Wenn Du Kurz die Toten vorhalten willst, die an Österreichs Grenzen starben, weil sie nicht reingelassen wurden (wie viele waren das, wenn ich da mal vorsichtig nachfragen darf), muss man dazu sagen, dass es keinen Anspruch gibt, in Österreich eingelassen zu werden.
Wenn, bedank Dich bei unserer Noch-Kanzlerin. Sie hat zuerst dem UN-Flüchtlingshilfswerk angemessene Hilfe verweigert (sie gab 30 Mio. Euro, als 3.000 Mio. erforderlich waren; Erdogan forderte dann und bekam die Summe), als die Leute noch in den Lagern saßen und nur mit Geld hätten versorgt werden müssen; sie liefen erst los, als das Hungern begann. Deutschland gab 30 Mio. Euro, als 3.000 Mio. erforderlich waren; Erdogan forderte später die gleiche Summe und bekam sie (nicht, dass er damit die Flüchtlinge versorgte, wie es die UN getan hätte).
Sie ist auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass es keine europäische Lösung gibt, denn sie hat frühere Hilfegesuche von Griechenland, Italien und Spaniern mit Verweis auf Dublin abgelehnt. Da steht sie zwar nicht alleine in der Schuld, aber da steht sie dann doch weit vorne.
Dann hat sie durch ihr unentschlossenes und unkontrolliertes Verhalten – erst viel mehr reinlassen, als geplant war, dann die Tür zuhauen – die Flüchtlingsströme erst angeheizt und dann ins stolpern gebracht.
Im Vergleich dazu ist Kurz ohne Fehl.
Aber ich bin mir nicht sicher, ob R.A. diesen Punkt meinte. Wenn Du nach Afghanistan blickst, findest Du auch einen ganzen Haufen Chaos und vermeidbare Tote auf eigener und anderer Seite – von mangelhafter Ausrüstung über unklare Weigerungen bis hin zum verrat and en eigenen afghanischen Mitarbeitern.
Wobei ich da einschränken möchte, dass unsere Truppe in ein größeres Ganzes eingebunden war, dass Merkel für den Zustand unseres Militärs nur eingeschränkt verantwortlich ist, und die Chaos-Entscheidungen beim Abzug in anderen Ressorts getroffen wurden. Dennoch kreide ich ihr nach 16 Regierungsjahren an, dass sie zu viel hat schleifen lassen.
@ Stefan Sasse 12. Oktober 2021, 19:42
3) Covering climate change requires newsroom change
Permanente Artikel über die letzten 20 Jahre, die hysterisch vor der kommenden Hyperinflation warnten und radikale Maßnahmen forderten.
Kenne ich von keiner auch nur halbwegs seriösen Quelle. Es gibt da ein paar Spinner auf Youtube, die immer vor der Inflation oder dem Kauf irgendwelcher Aktien warnen und Geldanlagen verkaufen wollen, aber das wirst Du hoffentlich nicht meinen.
Hast Du Quellen? Vielleicht haben wir ja nur über den Begriff „hysterisch“ eine andere Meinung?
Und die Inflation kam nie. Die deutschen Ökonom*innen und bürgerlichen Reporter*innen haben einen wesentlich schlechteren track record als die Klimawissenschaftler*innen, so viel ist mal sicher.
Ich habe Anfang der 70er-Jahre vom Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ gelesen. Wenn deren Vorhersagen eingetroffen wären, wäre das hier Keilschrift. Ab den frühen 80er-Jahren ging das Gespenst vom Waldsterben um. Hätten die damaligen Propheten richtig gelegen, hätten wir keinen Wald mehr. Recht – von der Problemerkennung, von der Richtung her – hatten beide.
Falls Du Dich noch an die Subprime-Krise erinnerst: Da gab es einen aufgeheizten Markt und künstlich aufgeblähte Werte. Es gab Warner und Kritiker, auf die niemand hörte. Ist ja auch lange gut gegangen – sehr lange. Aber irgendwann nicht mehr, und dann kam der Knall. Vermagst Du Parallelen zwischen diesem Vorgang und unserem Klimawandel zu entdecken?
Aber deine Reaktion belegt im Endeffekt meine These: Aktivismus sind immer die anderen, man selbst stellt nur Fakten dar und ist total rational.
Schau in den Spiegel: Dein Kommentar belegt das, nicht der von R.A.
3) Das war eine Hyperbel. Es gibt auch keine hysterischen Warnungen vor dem Klimawandel.
Ich will ja gerade darauf raus. Wir alle betrachten so was immer von unserem eigenen Standpunkt aus. Deswegen verwende ich den Aktivistenvorwurf ja auch nicht, ich halte ihn für ideologisch-parteiisch motivierten Blödsinn, egal aus welcher Richtung. Ich wollte nur deutlich machen, warum.
@ Stefan Sasse 13. Oktober 2021, 12:27
Wir alle betrachten so was immer von unserem eigenen Standpunkt aus. Deswegen verwende ich den Aktivistenvorwurf ja auch nicht, ich halte ihn für ideologisch-parteiisch motivierten Blödsinn, egal aus welcher Richtung. Ich wollte nur deutlich machen, warum.
Ich teile Deine Einschätzung nicht, nicht vollständig. Zumindest habe ich jetzt verstanden, was Du sagen wolltest.
Das ist doch was 🙂
10) Wenn man da aber statt Braunkohle oder ne Autobahn einen Wolfspark hinbaut, gibts nen Volksaufstand^^
Sinnvoller und effizienter ist es bestimmt, aber so funktioniert es leider nicht. In den Speckgürteln wird es automatisch passieren, sonst wohl eher nicht.
Zu 5.) auch, aber hauptsächlich wird ihm vorgeworfen, mit Steuergeldern gefälschte Umfragen in Auftrag gegeben zu haben, die dann mit entsprechender genehmer Berichterstattung in „Österreich“ veröffentlicht wurden und „Österreich“ erhielt dafür von Steuergeldern bezahlte Inserate.
Achja, die Ermittlungen gegen Kurz starteten eigentlich, weil im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre der Verdacht der Falschaussage von Kurz aufkam, unter anderem weil ein Mitarbeiter unter falschen Namen Festplatten aus dem Bundeskanzleramt schreddern hat lassen. Und dann würde es erst richtig absurd. Der Finanzminister Blümel veranlasste z.B. seine Frau mit seinem Laptop im Kinderwagen spazieren zu gehen, als er vor einer Hausdurchsuchung gewarnt wurde. Es folgten Hintergrundgespräche in denen Kurz Journalisten vor einem Netzwerk roter Staatsanwälte in der WKStA warnte und eine Pressekonferenz der ÖVP, als eine Hausdurchsuchung drohte, in der gesagt wurde, dass sich die Durchsuchung gar nicht lohnt, weil man eh alles aufgeräumt hat.
Ich würde mal sagen, dass ist schon alles eine Nummer heftiger, als alles was in diesem Zusammenhang in D passiert.
Was ich aber nicht verstehe ist diese Nibelungentreue, mit der die „Prätorianer“ zu Kurz halten. Und selbst die Partei hält ihn, obwohl aus den Chats deutlich hervorgeht, wie er und sein Netzwerk ÖVP-Minister daran gehindert hat, die eigene gewollte Politik zu machen, sprich, mit der SPÖ ausgehandelte Reformen dann auch umzusetzen. Ein Verhalten, das weit über Parteiinterne Machtspielchen hinausgeht.
Übrigens, bei Markus Söder und seinem Verhalten ist es das Gleiche. De Facto dürfte die CSU die Chance auf Jamaika zerstört haben und keiner schreitet dagegen ein. Ich verstehe das einfach nicht, warum da keiner einen Arsch in der Hose hat.
Sehe ich auch so.
@ Hias 13. Oktober 2021, 07:29
Was ich aber nicht verstehe ist diese Nibelungentreue, mit der die „Prätorianer“ zu Kurz halten.
Ich verstehe das schon. Die sind mit Kurz aufgestiegen, die haben ihre Positionen durch Kurz und nicht unbedingt durch eigene Leistung. Die haben nichts anderes.
Okay, stimmt, die Prätorianer sind abhängig von ihm.
Aber andere, zB die Minister oder die Landeschefs der ÖVP sind es ja nicht. Bei letzteren ist eher das Gegenteil der Fall, deren Chancen zur Wiederwahl im Bundesland schwinden ja durch die Affären.
Ähnlich verstehe ich nicht, warum die CDU Laschet so schnell absägt, aber zeitgleich nichts gegen Söders Querschüsse unternimmt.
Schau dir mal als krasses Beispiel Trump an. Die GOP steht auch in Nibelungentreue zu ihm, weil die Basis sie sonst nicht wiederwählt. Und die Länderchefs brauchen die Unterstützung ihrer Mitglieder und untergeordneten Gliederungen auch.
Die CDU kann gegen die CSU nichts machen. Was sollte sie denn gegen Söder tun? Laschet KANN sie absägen, deswegen sage ich ja immer: der ist ein reines Opferlamm. Der wird rituell geschlachtet, stellvertretend für alles, an was man nicht ran kann.
Lassen wir mal jegliche Moral und Anstand außen vor, dann verstehe ich schon, warum man zu Trump hält. Wennste zu ihm stehst, haste die Basis, FOX und OAN und dank der von Dir ausführlich erläuterten Hintergründe und des amerikanischen Wahlsystems auch eine reelle Chance auf die Macht.
Im Gegensatz dazu hat Söder bei 2 von 3 Wahlen das jeweils schlechteste Wahlergebnis ever für die CSU eingefahren und anschließend aktiv die Machtoption Jamaika verhindert. Es deutet nichts darauf hin, dass die Landtagswahl 2023 besser als die LTW 2018 laufen wird und trotzdem sitzt er fester im Sattel als ein Stoiber, der immerhin die Zweidrittelmehrheit geholt hat, aber trotzdem abgedankt wurde als sich ein schlechtes LTW-Ergebnis abzeichnete.
Und bei Kurz ist es ein ähnliches Problem. Ja, er ist beliebt und wird wohl auch beliebt bleiben, aber erst hat er die FPÖ abgeschossen, jetzt hat er sich bei den Grünen unmöglich gemacht und wenn die Chats stimmen, wird die SPÖ wohl auch keine Lust mehr haben mit ihm zu koalieren. Mit anderen Worten, auch hier gehen die Machtoptionen aus.
Nun ist mir klar, dass sich von der ersten Garde offiziell keiner dagegen stellen wird (wobei die Chats eigentlich einen guten Vorwand liefern), aber bei beiden wird ja nicht mal aus der zweiten Reihe geschossen oder sich in Stellung gebracht. Und diese Stille finde ich schon irritierend.
Ich finde die Einschätzung seltsam. In Baden-Württemberg holten die Grünen gerade 17 Prozent, mehr als eine Halbierung ihres Wahlergebnisses von vor einem halben Jahr. Offensichtlich hat Kretschmann seine Aura verloren.
So geht Ihre Argumentation. Die CSU lag bis Spätsommer in der Sonntagsfrage für die Landtagswahl knapp unter 40 Prozent. Jetzt liegt sie bei 32., wobei sich die SPD verdoppelt hat. Die Annahme, dass das bis 2023 so bleibt, ist mutig. Klar muss Söder mit 40% plus X gewinnen, um weiter mitzuspielen. Aber ob er das schafft, dafür ist der Herbst 2021 ein denkbar schlechter Maßstab, gerade für die CSU.
Wahlen klären. Sollte die ÖVP mit dem weiterhin sehr populären Kurz ihr Ergebnis bestätigen, ist er reingewaschen. So war das in Berlin auch mit Giffey, immerhin als Bundesministerin nicht mehr tragbar. In der Demokratie gibt es Comebacks. Und zur Erinnerung: derzeit kann in Österreich ohne die ÖVP keine Regierung gebildet werden. Bis vor 10 Tagen hatte sich in der Sonntagsfrage an der Dominanz der ÖVP auch nichts geändert. Sollte man nicht vergessen.
Kretschmann war nicht auf dem Wahlzettel?! Der hatte seine Aura auch 2013 nicht verloren, als die Grünen weit unter 10% holten bundesweit, oder 2017, als sie bei 8,wenig Prozent landeten. Warum sollte das jetzt plötzlich gelten? Bund=/Land!
Das war eine Replik auf Hias, der den Punkt vertritt, Söder habe bisher bei zwei Wahlen nichts gerissen. Dabei subsummiert er das Bundestagswahlergebnis in Bayern anscheinend mit. Entsprechend habe ich gespiegelt.
Ah verstehe. Mea culpa.
Noch Ergänzung: https://pbs.twimg.com/media/FBqAk8YWQAQqxW1?format=jpg&name=large
Noch Ergänzung: https://pbs.twimg.com/media/FBqAk8YWQAQqxW1?format=jpg&name=large
In der verlinkten Sonntagsfrage zur LTW(!) verlieren die Grünen 5-Prozentpunkte innerhalb eines halben Jahres!
Ja, nicht gut für die.
So geht Ihre Argumentation. Die CSU lag bis Spätsommer in der Sonntagsfrage für die Landtagswahl knapp unter 40 Prozent. Jetzt liegt sie bei 32., wobei sich die SPD verdoppelt hat. Die Annahme, dass das bis 2023 so bleibt, ist mutig. Klar muss Söder mit 40% plus X gewinnen, um weiter mitzuspielen. Aber ob er das schafft, dafür ist der Herbst 2021 ein denkbar schlechter Maßstab, gerade für die CSU.
Okay, da hätte ich etwas ausführlicher sein sollen. Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass die CSU jetzt dasselbe Ergebnis abliefert wie zur BTW. Und die Wahl ist deswegen interessant, weil Söder als Begründung, dass er Wahlen gewinnen kann, immer die Europawahl anführt.
Ich sehe es genauso: Söder muss bei der LTW über 40% abliefern. Nur, bis zur Corona-Pandemie gelang es ihm nicht in den Umfragen diesen Wert zu erreichen und das obwohl er massiv Geld für zusätzliche Sozialleistungen und Investitionen ausgegeben hat. Jetzt sind die Kassen leerer, die Freien Wähler konnten vor Ort neue Leute bekannt machen und die CSU kann sich noch nicht von der Talfahrt der Union abkoppeln. Die einzige Hoffnung ist da die Oppositionsrolle in der Ampel. Aber ob das reicht, da bin ich skeptisch.
Wahlen klären. Sollte die ÖVP mit dem weiterhin sehr populären Kurz ihr Ergebnis bestätigen, ist er reingewaschen. So war das in Berlin auch mit Giffey, immerhin als Bundesministerin nicht mehr tragbar. In der Demokratie gibt es Comebacks. Und zur Erinnerung: derzeit kann in Österreich ohne die ÖVP keine Regierung gebildet werden. Bis vor 10 Tagen hatte sich in der Sonntagsfrage an der Dominanz der ÖVP auch nichts geändert. Sollte man nicht vergessen.
Sie beschreiben das eine Problem der ÖVP sehr gut: Sie gewinnen mit Kurz Wahlen, aber halt nicht mit der absoluten Mehrheit. Der andere Teil ist: Er verprellt Koalitionspartner: SPÖ, FPÖ, jetzt die Grünen; langsam wird es knapp. Klar, wenn es nicht reichen sollte für eine Koalition ohne die ÖVP, dann wird irgendeiner schon weich werden, aber der wird sich das teuer bezahlen lassen.
Aber so wie es sich entwickelt könnte es bald für SPÖ/NEOS/Grüne reichen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/288503/umfrage/sonntagsfrage-zur-nationalratswahl-in-oesterreich-nach-einzelnen-instituten/
Das ist alles Kaffeesatzleserei.
Söder ist eine der wenigen bayrischen Spitzenpolitiker, der im gesamten Deutschland anschlussfähig ist. Von den Popularitätswerten, die der Ministerpräsident erreicht, konnten selbst Stoiber und Strauß die meiste Zeit nur träumen.
Das ist gleichzeitig sein Problem in seinem Bundesland. Söder ist vielen Konservativen verdächtig und als Franke sowieso. Dazu trinkt der 54jährige nicht einmal Bier. Entsprechend ist ihm mit den Freien Wählern Konkurrenz im konservativen Lager erwachsen, mit einem waschechten Oberbayern an der Spitze. Weiter wird die CSU von den Grünen und der FDP in die Mangel genommen. Da wären 40% zweifellos ein sehr gutes Ergebnis.
Wieso hat es sich Kurz mit der SPÖ und den Grünen verscherzt? Alles bisherige spielte sich allein auf der politischen Ebene statt. Die Grünen taten, was sie tun mussten. Aber das hatte keine persönliche Komponente. Das ist mit der FPÖ anders, aber hier hing es auch an Personen.
Haben Sie das in Deutschland in Bezug auf Merkel auch so gesehen? Das Verhältnis der Kanzlerin zur FDP war schon vor 2017 nachhaltig beschädigt, dennoch drängten viele die Liberalen zu Jamaika-Verhandlungen. Doch das gegenseitige Misstrauen ging nicht weg, im Gegenteil. Dennoch wollte Lindner jetzt wieder mit der Union eine Regierung bilden.
Die Grünen haben gesagt, dass Sebastian Kurz immer fair im Umgang war. Am Koalitionsvertrag will man ja auch festhalten.
Kann die ÖVP ihre dominierende Stellung halten, können die linken Parteien keine Regierung bilden, so lange sie nicht mit der FPÖ koalieren wollen. Das hat sich in zwei Wahlen bestätigt und war der Stand vor 10 Tagen. Und die nächsten Wahlen sind noch lange hin.
Das ist gleichzeitig sein Problem in seinem Bundesland. Söder ist vielen Konservativen verdächtig und als Franke sowieso. Dazu trinkt der 54jährige nicht einmal Bier. Entsprechend ist ihm mit den Freien Wählern Konkurrenz im konservativen Lager erwachsen, mit einem waschechten Oberbayern an der Spitze. Weiter wird die CSU von den Grünen und der FDP in die Mangel genommen. Da wären 40% zweifellos ein sehr gutes Ergebnis.
Na ein Glück ist Identitätspolitik ein linkes Problem 😀 😀 😀
Da wären 40% zweifellos ein sehr gutes Ergebnis.
Ich stimme ihrer Analyse zu. Die Sympathiewerte würde ich nicht zu hoch hängen, die sind wegen Corona und der Tatsache, dass er der „Kanzlerkandidat der Herzen der Union“ gewesen wäre, verzerrt. Aber ja, in der aktuellen Lage wären 40% ein sehr gutes Ergebnis. Aber für das Selbstverständnis der CSU ist das zu wenig. Die sind nicht irgendeine Partei, die sind der FC Bayern unter den Parteien!
Haben Sie das in Deutschland in Bezug auf Merkel auch so gesehen? Das Verhältnis der Kanzlerin zur FDP war schon vor 2017 nachhaltig beschädigt, dennoch drängten viele die Liberalen zu Jamaika-Verhandlungen. Doch das gegenseitige Misstrauen ging nicht weg, im Gegenteil. Dennoch wollte Lindner jetzt wieder mit der Union eine Regierung bilden.
Nein, weil mir ehrlicherweise die Einsicht in die Gemütslage der FDP fehlte. Aber prinzipiell stützen Sie doch meine Argumentation: Das fehlende Vertrauen in Merkel wirkte sich auch noch 2017 aus und führte mit zum Scheitern der Verhandlungen. Dass Lindner jetzt wieder eine Koalition eingehen wollte lag wohl auch hauptsächlich am Vertrauen in Laschet, mit dem die FDP anscheinend gut zusammenarbeitet.
Die Grünen haben gesagt, dass Sebastian Kurz immer fair im Umgang war. Am Koalitionsvertrag will man ja auch festhalten.
Da habe ich aber anderes gelesen. Meines Wissens stehen die Grünen wegen der Koalition arg unter Druck: “ Es tue schon gut, wenn einmal die ÖVP unter Druck stehe und nicht immer nur die eigene Partei wegen angeblicher Willfährigkeit in der Koalition, sagt ein Mandatar. Diesmal hätten die Grünen Stärke gezeigt: „Als die ÖVP Kurz abgezogen hat, war das für uns der schönste Tag.“
https://www.derstandard.at/story/2000130454322/angefressene-oevp-aufgekratzte-gruene-kann-diese-koalition-noch-gut-gehen
Und zur SPÖ:
https://www.derstandard.at/story/2000130382727/ex-kanzler-kern-sobotka-war-die-abrissbirne
Kann die ÖVP ihre dominierende Stellung halten, können die linken Parteien keine Regierung bilden, so lange sie nicht mit der FPÖ koalieren wollen. Das hat sich in zwei Wahlen bestätigt und war der Stand vor 10 Tagen. Und die nächsten Wahlen sind noch lange hin.
Joa, oder es ändert sich und man wählt doch in naher Zukunft. Und die Umfrage Ende September mögen keine Mehrheit gegen Kurz gesehen haben, aber die Umfragen in dieser Woche sehen eine SPÖ/NEOS/Grüne Koalition bei 47%/49%. Es ist alles offen und verdammt spannend
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/288503/umfrage/sonntagsfrage-zur-nationalratswahl-in-oesterreich-nach-einzelnen-instituten/
Die Grünen in Österreich sind die FDP 2009-2013.
Söders Sympathiewerte sind seit 1 1/2 Jahren ziemlich stabil. Allerdings bundesweit. Er verkörpert als Politiker einen Typus, der selten geworden ist. Der Schröder-/ Kurz-Typ, der als Politiker ein Raubtier ist und nicht in Harmonie mit politischen Gegnern (und Freunden) lebt. Ich persönlich mag diesen Typus sehr, mir ist das Gegenstück, der Merkel-/Laschet-Typus zuwider. Wir hatten jetzt eine Ära dieser Konsens-/Harmonie-Freunde, aber vielleicht bricht wieder eine andere Zeit an. Söder ist da ein Unikum, er hat ein Alleinstellungsmerkmal.
Nebenbemerkung: Ich verstehe die Aufregung über Söders Verhalten der letzten zwei Wochen nicht. Ich habe das meiste im Originalton gehört. Dabei hat der bayrische Ministerpräsident eigentlich Dinge gesagt, die auf der Hand liegen, meistenteils selbstverständlich sind. Im Gegensatz zum Geschwubbel von Laschet („Dieses klare Ergebnis hat keinen Sieger“).
Der Vergleich mit dem Fußball hinkt gewaltig. Bei einer Wahl sind die Zugewinne des einen die Verluste des anderen. Das gilt nur in der Punktetabelle so, nicht aber bei Umsatz und Gewinnen. Der FCB hat heute im internationalen Fußball nicht mehr die Ausnahmestellung wie in den Siebzigern. Man muss sich die Trophäen mit neuen Wettbewerbern teilen.
Das Problem der CSU ist, dass mit den Freien Wählern und den Grünen zwei Parteien an den Anteilen der Christsozialen nagen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Eine Partei kann sich dehnen, um mehrere Interessengruppen zusammenzubinden. Aber das hat immer Grenzen, wenn es zur Überdehnung kommt, wird die Partei / Politiker beliebig und verliert gerade deshalb.
Bayern ist zwar immer noch ein sehr ländlich geprägtes Bundesland, Migration und die abnehmende Bedeutung der Landwirtschaft zehren aber an dem natürlichen Wählerpotential. Söder scheint nach meiner Beobachtung eher bei einem urbanen Publikum anzukommen, was eine Erklärung ist, dass er in Bayern eben nicht der beliebteste aller CSU-Ministerpräsidenten ist.
Ein niederländisches Sprichwort sagt: Vertrauen kommt zu Fuß und geht zu Pferd.
Das gefällt mir. Die FDP hat 2017 Jamaika-Verhandlungen von Beginn an mit Skepsis gesehen und die Verhandler von Union und Grünen bestätigten aus liberaler Sicht den Verdacht, die eigentlichen Wahlgewinner sollten nur als Trauzeugen für die schwarz-grüne Ehe dienen.
In Österreich gilt ein in der Geschichte von Koalitionen ungewöhnlicher Vertrag zwischen ÖVP und Grünen. Jede Partei hat ihre Resorts, in denen sie autonom entscheiden kann, der Partner aber die Mehrheiten beschaffen muss. Dass die Grünen gerade wegen der rigorosen Asylpolitik von Sebastian Kurz massiv im eigenen Lager unter Druck stehen, versteht sich eigentlich von selbst. Das Problem aus Sicht der Grünen ist da nicht der 35jährige, sondern die Ausrichtung der ÖVP. Ihr Link sagt das Gleiche, es geht nicht um Persönliches.
Nur ist die restriktive Migrationspolitik und Hardball gegenüber der EU in Österreich sehr populär. Die derzeitigen Umfragen sind eben nur Momentaufnahme des Ausnahmeereignisses eines Kanzlersturzes.
Ich verstehe die Kritik an Söder auch nicht, genausowenig wie die Hetze gegen Laschet. Beziehungsweise: ich verstehe sie, aber ich teile sie nicht.
Ich auch.
Söder hat getan, was ein CSU-Vorsitzender zu tun hat: so viel Bundesgeld wie möglich nach Bayern leiten. Deswegen sitzt er fest im Sattel. Er schafft Posten und Pfründe, baut Infrastruktur etc. Das ist entscheidend.
@ Stefan Sasse 14. Oktober 2021, 10:29
Söder hat getan, was ein CSU-Vorsitzender zu tun hat: so viel Bundesgeld wie möglich nach Bayern leiten.
Au weia. Das ist nicht die Aufgabe des Parteichefs, sondern des Ministerpräsidenten (eines jeden Bundeslandes).
Deswegen sitzt er fest im Sattel.
Er sitzt fest im Sattel, weil er alle anderen weggebissen hat. Derzeit hat niemand seine Ausstrahlung, seine politische Intelligenz, sein Gespür oder auch seine Aggressivität (die ist allerdings ein zweischneidiges Schwert).
Er schafft Posten und Pfründe, baut Infrastruktur etc. Das ist entscheidend.
Die Posten sind schon da. Die Infrastruktur würde von jedem anderen genauso gebaut.
Mich stört hier dasselbe wie bei deiner Kritik an Merkel. Du nimmst in meinen Augen zu sehr an, dass das alles automatisch läuft. Die Vergabe von Posten, Pfründen etc. ist sehr schwierig und komplex und erfordert großes Geschick, da sind schon viele dran gescheitert.
@ Stefan Sasse 15. Oktober 2021, 13:38
Mich stört hier dasselbe wie bei deiner Kritik an Merkel. Du nimmst in meinen Augen zu sehr an, dass das alles automatisch läuft.
Ich dachte immer, dass mich an Merkel gestört hat, dass offenbar SIE das so angenommen hat – zumindest sieht ihre Politik so aus, als ginge sie davon aus, dass ohne Handeln iherseits auch alles klappen müsste.
Die Vergabe von Posten, Pfründen etc. ist sehr schwierig und komplex …
Das haben Strauß, Stoiber, Seehofer und Söder problemlos hinbekommen. Das schafft vielleicht nicht jeder, aber es gibt immer mehr als einen. Dass Söder Seehofer verdrängen konnte, lag nicht an der Vergabe von Pfründen. Auf die hatte, wenn überhaupt, Seehofer den Zugriff.
Da meinen wir andere Dinge. Ich meinte die Erlangung und Erhaltung von Macht. Aber auch so: Merkel arbeitet sehr viel daran, dass sie nicht handeln muss, wenn das Sinn ergibt.
Jein. Es war ja absehbar, dass Seehofer bald geht (er hatte das ja schon angekündigt). Es musste sich also nach einem neuen Sugar Daddy umgeschaut werden.
Selbstverständlich. Nachvollziehen kann ich das auch ohne Probleme.
1) Ja, Facebook ist ein Boomernetzwerk, aber wenn es um den Einfluss von Facebook geht, sprechen wir vom Konzern nicht von der Plattform. Der hat mit Instagram und Whatsapp alle Generationen unter einem Dach, wenn man mal von Tiktok Teenies absieht. Die spannende Frage bleibt, wie die veränderten Praktiken von Google und Apple bezüglich tracking sowie das Ende der Cookies Facebook beeinträchtigen werden (ja, Cookies gelten inzwischen als Old Tech).
8) Wundert mich nicht. Habeck ist bisher nie als Finanzpolitiker aufgefallen und seiner Partie wird auch keine besondere Kompetenz auf dem Gebiet zugeschrieben. Wäre ich Lindner, würde ich mich allerdings für ein Ministerium Wirtschaft und Digitales entscheiden. Die FDP kann in der Koalition verhindern was sie will, die Union wird Lindner ruchlos grillen, denn nach dem überkommenen bürgerlichen Mantra sind die Schulden immer zu viel und die Steuern immer zu hoch und jedenfalls werden sie falsch verwendet. Da scheint es mir klüger, die roten Linien auszuverhandeln, aber den schwarzen Peter zuzuteilen.
@ Kirkd 12. Oktober 2021, 11:10
8) Tweet (Finanzminister)
Wäre ich Lindner, würde ich mich allerdings für ein Ministerium Wirtschaft und Digitales entscheiden.
Da muss ich widersprechen. Der Finanzminister kann gestalten, der WEirtschaftsminister nicht.
Merkels Wirtschaftsminister*innen hießen Peter Altmaier, Brigitte Zypries, Sigmar Gabriel, Philipp Rösler, Rainer Brüderle, Karl-Theodor zu Guttenberg, Michael Glos. Gabriel war als Umwelt- und Außenminister deutlich wirkungsmächtiger, zu Guttenberg hat sich eher als Verteidigungsminister einen Namen gemacht. Keiner der Genannten hat als Wirtschaftsminister etwas gerissen, aber alle waren abhängig vom Finanzminister.
Ich würde mir Robert Habeck auch eher als Vizekanzler und Außenminister vorstellen können, oder als Umweltminister mit erweiterten Kompetenzen.
Völlige Zustimmung. Aber die FDP weiß das. Ohne das Finanzministerium gehen die nicht raus.
Eine umfassende Steuerreform wollen die aber auch nicht. Nur weniger Steuern für ihre Klientel.
Umfassende Reformen sind generell wenig beliebt, die verändern viel zu viel. Das gilt für alle Bereiche. Man will ja den eigenen Status immer erhalten bzw. verbessern, aber das ist bei „umfassend“ praktisch ausgeschlossen.
Nein, umfangreiche Reformen sind zu komplex und oft aus systemtechnischen wie rechtlichen Gründen (Vertrauensschutz, Eigentumsschutz u.ä.) nicht möglich, egal wie die Mehrheiten wären.
Das kommt noch erschwerend hinzu.
1) Das hab ich doch als Einwand drin, nein?
8) Na, das Finanzministerium ist entscheidend für die FDP. Ansonsten Zustimmung. Der unverdiente Ruf der FDP nach Kompetenz auf dem Gebiet macht sich hier natürlich bemerkbar.
In der Geschichte der Bundesrepublik gab es erst zwei FDP Finanzminister – zwischen 1962 und 1966 durfte die FDP das Ministerium führen. Nennenswerte ministeriale Errungenschaften habe ich adhoc nicht gefunden. Insofern im Sinne von „put your money where your mouth is“ würde mich ein FDP geführtes Ministerium der Finanzen freuen, da die FDP beweisen könnte, ob Sie die sie oft propagierte Renovierung des deutschen Steuerrechts / Bürokratieabbau hinbekommen würde. Wenn Sie dort scheitert, könnte der Nimbus verlorengehen.
Gut möglich, das ist für die FDP ein high risk, high reward Ding. Aber wie die Ära Westerwelle gezeigt hat ist es nicht eben ohne Risiko, keine mächtigen Ministerien zu wählen.
Wäre doch mal was: Ein FDP geführtes Finanzministerium neben einem grünen Superministerium, dass Umwelt / Verkehr oder Umwelt / Wirtschaft zusammenfasst…
Oder die Grünen nehmen Umwelt und Verkehr und die SPD bekommt Arbeit / Wirtschaft.
Wird spannend, auf jeden Fall.
„Wäre ich Lindner, würde ich mich allerdings für ein Ministerium Wirtschaft und Digitales entscheiden.“
Seit unter Eichel die entscheidenden Kompetenzen des Wirtschaftsministeriums ins Finanzministerium verlagert wurden ist das nur noch Deko. Kein Wirtschaftsminister der letzten 20 Jahre konnte irgendetwas erreichen.
Und „Digitales“ ist eine Querschnittsaufgabe, die kann ein Ministerium nicht gegen die Ressortkollegen durchdrücken.
Da kann man einen Staatssekretär im Kanzleramt einsetzen oder man kann im Justizministerium spezielle Kompetenz ansiedeln, damit die nötigen Gesetzesvorschläge kommen. Aber kein Minister kann die Arbeitsbereiche seiner Kollegen digitalisieren.
Völlige Zustimmung.
5) Dazu passend ein Debattenbeitrag von Jürgen Kaube:
/// Doch die programmatische Entkernung einer Partei zeigt sich auch, wenn in der Fluchtlinie ihrer Erneuerung allein der Wunsch nach einem großen Chef liegt, der seinerseits nur groß sein soll, ein Alphatier, wie sich politische Zoologen ausdrücken, aber keine programmatischen Absichten mitbringen muss. In Österreich lässt sich gerade eine Konsequenz solchen Denkens besichtigen. Soeben noch haben führende CDU-Politiker geschwärmt, an so einem wie Sebastian Kurz, dem österreichischen Bundeskanzler und Vorsitzenden der ÖVP, sehe man, wie man es machen müsse. (…)
Wichtiger als die unterschiedlichen Konstellationen der Parteiendemokratie in Deutschland und Österreich ist jedoch der unglaubliche Filz, der sich als Bedingung für Aufstieg und Machterhalt von Sebastian Kurz abzuzeichnen scheint. Inseratenbudgets von Ministerien wurden offenkundig der Kampagnenkasse des Kandidaten zugeführt, Termine von Hausdurchsuchungen bei seinen Unterstützern vorher durchgestochen, Staatsanwaltschaften, die in Korruptionsfragen ermitteln, wurden behindert, Festplatten des Bundeskanzleramts heimlich geschreddert. Wenn auch nur die Hälfte dessen stimmt, was gerade aus Österreich berichtet wird, kommen Begriffe wie „bürgerlich“ oder „konservativ“ für die Beschreibung der ÖVP derzeit nicht in Betracht. Anders formuliert: Die Konzentration einer Partei auf blinde Loyalität gegenüber einer Person hat einen hohen Preis.
Das ist eine Lehre aus dem unabgeschlossenen Fall Kurz, welche die CDU schon vor mehr als zwanzig Jahren hat ziehen können, als ihre Parteispendenaffäre aufflog. Die Karriere von Angela Merkel begann damals nicht nur. Sie war in überraschender Folgerichtigkeit auch von völliger persönlicher Skandallosigkeit gekennzeichnet. Und von Reserven gegenüber den vielen Charisma-Darstellern mit einem Bein im Gefängnis oder Konten auf den Jungferninseln. Erneuerung hieße insofern für die Union, wie für jede Partei, Primat der Sachlichkeit. Der dabei angewendete Stil muss nicht so volatil und unprogrammatisch sein wie derjenige Merkels. Aber bürgerlich, konservativ oder liberal-konservativ könnte er nur genannt werden, wenn er sich inhaltlich zu artikulieren vermag. ///
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-union-kann-aus-dem-fall-sebastian-kurz-etwas-lernen-17578652.html
@ sol1 12. Oktober 2021, 11:59
5) Kernschmelze eines Systems
Dazu passend ein Debattenbeitrag von Jürgen Kaube:
/// Doch die programmatische Entkernung einer Partei zeigt sich auch, wenn in der Fluchtlinie ihrer Erneuerung allein der Wunsch nach einem großen Chef liegt, der seinerseits nur groß sein soll, ein Alphatier, wie sich politische Zoologen ausdrücken, aber keine programmatischen Absichten mitbringen muss.
Dam er Recht haben. Ist das übliche „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“-Geseiere durchschnittlicher Politiker, die zu allem mitreden wollen, aber die eigene Verantwortung scheuen. Der große Charismatiker an der Spitze, der die Wählerstimmen besorgt (nichts anderes ist mit „Größe“ gemeint) und die eigenen kleinen Vorstellungen verkauft.
Dummköpfe …
Danke!
2) Consent Is About More Than Sex
Vorab: Ich hätte „consent“ nicht mit „Zustimmung“, sondern eher mit „einvernehmlich“ übersetzt. Wie man das Thema in die Kindererziehung einbringen kann, ist mir allerdings unklar. Ich wollte als Kind immer Süßigkeiten und nie ins Bett. In diesen Angelegenheiten hätte man mit der kleinen Erwin keinen „Consent“ erzielen können, es sei denn über Bestechung.
3) Covering climate change requires newsroom change
Der Versuch, mit BILD TV eine eigene Medienblase ähnlich OAN oder FOX News aufzubauen, ist offensichtlich; …
Definitiv.
Da finden wir dann auch eine unheilige Allianz mit der konstanten Unterminierung der Öffentlich-Rechtlichen durch große Teile des bürgerlichen Spektrums …
Nein. Zwar versucht Springer, etwas Fox-ähnliches aufzubauen. Aber das hat nichts mit dem bürgerlichen Spektrum zu tun; die zielen vielmehr auf das Protestpotential am rechten Rand (das offenbar im Laufe der Merkel-Jahre groß genug geworden ist, dass sich das Konzept lohnt).
Darüber hinaus sind die Öffentlich-Rechtlichen durch ihre weitgehende Hofberichterstattung auch selbst vom bürgerlichen Spektrum abgerückt – nicht Lügen-, sondern Lücken-Presse, -Rundfunk, -Fernsehen. Da machst Du es Dir zu leicht.
4) „Viele fühlen sich immer noch als der letzte Dreck“ (Interview mit Carsten Schneider)
Was mir sauer aufstößt ist diese implizite Annahme in Bangels Fragestellung, die Wählenden der AfD seien alle irgendwie blöd und arm. Wer nicht versteht, wie wichtig Identitätspolitik für die Wahl der AfD ist – ein Punkt, auf den Schneider auch ausführlich eingeht – wird nie eine richtige Analyse abgeben können, sondern immer beim Narrativ der „Wendeverlierer*innen“ oder „Abgehängte“ ankommen.
Lückenpresse, sage ich doch
Falls Du Dich an unsere Diskussionen zur AfD 2015 erinnerst: Ich habe Angela Merkel und Sigmar Gabriel immer vorgeworfen, dass sie die AfD als nationalistisch brandmarkten (was sie vor der Flüchtlingskrise nicht war), anstatt sich mit deren Themen auseinanderzusetzen. Du hast das immer missverstanden als „deren Standpunkte übernehmen“.
Die gleiche intellektuelle Arroganz findest Du auch in den Medien: Man packt alles in eine Schublade, packt ein Etikett der eigenen Wahl drauf, und beschimpft das Etikett. Führt zu nichts.
Man hat – das schreibst Du ja zu recht – damals mit gleicher Überheblichkeit auf die LINKE geschaut, und auch dort nicht verstanden, warum sie gewählt wurde. Man hat bei der AfD den gleichen Fehler wieder gemacht und damit zugelassen und gefördert, dass sich diese Leute in eine Blase zurückziehen.
5) Kernschmelze eines Systems
… aber ich frage mich wirklich, ob das nur Berufsethos der Journalist*innen ist, da quasi zu kompartmentalisieren und so zu tun, als wäre das nicht völlig offenkundig, bis es zweifelsfrei bewiesen ist, oder ob da Autosuggestion am Werk ist.
Beides
7) Angela Merkel. Eine andere Art der Autorität
Merkel war eine der ersten, die einen genuin anderen Stil entwickelten, als dieser von männlichen Staatsoberhäuptern abhebt.
Zustimmung. Mir hat der unaufgeregte Stil auch durchaus gefallen – DEUTLICH besser als ihre in weiten Bereichen lausige Politik.
9) Did Communism Smash the Patriarchy?
Was für eine selten dämliche Frage …
Der Realsozialismus war einfach scheiße,
Punkt.Ausrufungszeichen!Aber so etwas von …
10) Tweet (Rentnerrepublik)
Natürlich können Infrastrukturverbesserungen, Investitionsanreize etc. helfend wirken, aber die grundsätzlichen Trends sind viel zu tiefgreifend und Jahrzehnte alt, als dass da schnell Besserung in der Fläche erwirkt werden könnte.
Wenn Du jemanden 20 Jahre hungern lässt, reicht ein Kuchen nicht, um ihn auf alte Stärke zu bringen. Einmal mehr zeigt sich, wie sich jahrzehntelange Versäumnisse auswirken. Irgendwann kommst Du da nicht mehr gegen an.
Falls es hier noch jemand nicht mitbekommen haben sollte: ich bin kein Freund Merkel‘scher Politik des Aussitzens. Sie hat natürlich nicht jeden kleinen Scheiß selbst angerichtet, aber in vielen Fällen durch Nichtstun und Unterlassung dafür gesorgt, dass es ein großer Scheiß wurde.
11) The Cantillon Effect: Why Wall Street Gets a Bailout and You Don’t
Welch große Überraschung: Die Niedrigzins- und Gelddruckpolitik füttert die Superreichen und internationalen Großunternehmen, aber nicht das normale Volk.
2) Ah, danke, gute Idee. „Einvernehmen“ beziehungsweise „Einvernehmlichkeit“? – Süßigkeiten im Bett hat ja aber auch nichts mit consent zu tun, das ist eine Regel. Consent ist ja, wenn ich etwas tue.
3) Sorry, das kam falsch rüber. BILD bedient da wie du richtig sagst den rechten Rand; was ihnen HILFT ist die vorherige Grenzverschiebung durch das bürgerliche Spektrum. Das ist mein Punkt.
5) Vermutlich.
9) Rhetorische Frage natürlich 😉
10) Korrekt.
11) Mein Punkt ist, dass dasselbe auch für Hochzinspolitik gelten kann. Die Strukturen sind das entscheidende, nicht der Zins.
@ Stefan Sasse
3) Covering climate change requires newsroom change
… was ihnen HILFT ist die vorherige Grenzverschiebung durch das bürgerliche Spektrum. Das ist mein Punkt.
Ist nach meiner Wahrnehmung ein falscher Punkt. Wenn wir nebeneinander stehen und Du bewegst Dich einen Schritt weg, habe ich mich nicht von Dir entfernt.
Ich war in den 80er Jahren in etwa mit Helmut Schmidt bzw. mit der konservativen SPD in Einklang. Bin ich immer noch; wer sich verändert hat, sind SPD und CDU.
11) The Cantillon Effect: Why Wall Street Gets a Bailout and You Don’t
Mein Punkt ist, dass dasselbe auch für Hochzinspolitik gelten kann. Die Strukturen sind das entscheidende, nicht der Zins.
Da kommen wir aufeinander. Besonders tiefe oder besonders hohe Zinsen verleihen zum Zocken. Mich irritierte nur der irritierte Unterton des Verfassers. Davon ab ist halt die Niedrigzins-Politik eine gewollte Vermögensumverteilung von unten nach oben.
Der Absender sollte natürlich Erwin Gabriel lauten.
3) „I didn’t leave the Democratic party, the Democratic party left me“, hm? ^^
11) Das Geldsystem ist von und für die Mächtigen geschaffen, das ist das Kernproblem.
@ Stefan Sasse 13. Oktober 2021, 07:49
„I didn’t leave the Democratic party, the Democratic party left me“, hm? ^^
Nun, Du siehst mich hier schon eine ganze Weile kommentieren. Du solltest mich doch inzwischen einschätzen können?
Ich habe meine Ansichten, und ich habe mich, in den letzten Jahren nicht nach rechts bewegt. Dennoch kriege ich mich mit keiner Partei so richtig in Deckung. Der (aus meiner Wahrnehmung nach) Hauptunterschied der Politik zu früheren Jahren ist, dass damals allen klar war, dass man für sich in erster Linie selbst verantwortlich ist. Ging was schief, musste man sich im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst helfen, bevor der Staat eingriff.
Diese Denke hat sich komplett verändert. Wenn einer in Schwierigkeiten kommt, haben grundsätzlich andere daran Schuld, und andere haben die Verantwortung und die Aufgabe, das zu ändern. Das ist ein für die meisten sehr bequemer Weg, aber für uns alle kein guter.
Das gilt übrigens für Unternehmen nicht anders: Zu viele treiben einen Scheiß, und wenn es schief geht, werden sie „gerettet“. Ebenso entziehen sich viele Politiker ihrer Verantwortung. Adenauer, Brandt, Schmidt, Strauß, Kohl, auch noch Schröder, waren andere Kaliber, und handelten, wenn sie Probleme sahen.
Ja, die Zeiten haben sich sehr verändert, und ich tue mich schwer, dem Tross auf diesem Weg zu folgen.
Kann ich verstehen.
„durch Nichtstun und Unterlassung dafür gesorgt, dass es ein großer Scheiß wurde.“
Zum Stil: Unprätentiös, uneitel – ja. Ja? Ihr persönliche Abschiedstour fast rund um die Welt passt in meiner Sicht nicht dazu. Hat je ein Regierungschef das so gemacht?
Abschiedstour?
@ CitizenK 12. Oktober 2021, 14:04
Zum Stil: Unprätentiös, uneitel – ja. Ja? Ihr persönliche Abschiedstour fast rund um die Welt passt in meiner Sicht nicht dazu. Hat je ein Regierungschef das so gemacht?
Citizen, was soll das? Jetzt muss gerade ICH Frau Merkel auch noch verteidigen? Böser Citizen …
Wo ist das Problem, wenn sie noch ihr Restprogramm absolviert? Ich bin mir fast sicher, dass sie mehr Einladungen hat, als sie annehmen kann.
Frau Merkel ist so ziemlich die uneitelste Politikerin, die ich kenne. Und wie gesagt, finde ich diese ruhige Art durchaus angenehm; wenn es auch sonst nicht so viel gibt, was ich an ihr schätze.
Ich glaube auch, dass sie praktisch unkorrumpierbar ist.
Kein Problem. Nur bin ich mir in der Beurteilung von Merkels Persönlichkeit unsicher: International außergewöhnliche Reputation „great leader“) vs. sehr negative Einschätzung von Konservativen – wie auch von Dir.
In der Beurteilung ihrer Persönlichkeit bin ich mir recht sicher; ihre Politik und ihr Vermächtnis sind komplizierter. Aber ich bin inzwischen weitgehend der Überzeugung, dass sie zu den schlechtesten Kanzler*innen der Geschichte gehört.
Davon gibt´s in Deutschland nicht viele, willkommen im Club :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich glaub das ist die eine Sache, ueber die sich hier im Blog alle einig sind 🙂
Kaum bin ich mal paar Tage weg, muss ich hier stundenlang alles nachlesen, bin jetzt aber wieder halbwegs up to date.^^
2) Einvernehmlichkeit finde ich als Übersetzung auch besser. Ich für mich habe „Consent“ noch als „Grenzen wahrnehmen und respektieren“ heruntergebrochen. Und ich denke, das ist in der Kindererziehung durchaus gut aufgehoben, aus mehreren Gründen. (auch, weil es schwer ist, da gleich juristisch wie beim Sex heranzugehen).
Das ist nämlich etwas, was man nicht einfach so kann, sondern es muss „erlernt“ werden, von allen Seiten. Die eigenen Grenzen (ob körperlich oder psychisch) erstmal wahrzunehmen und dann daraus Konsequenzen zu ziehen. Wie zb die Verwandten-Umarmung zu verneinen. Und es muss auch auf der Eltern-Seite (bzw vom gegenüber) wahrgenommen, ernstgenommen und vor allem respektiert werden. Auch ohne sexuellen Kontest ist man da nämlich IMO im Bereich der Übergriffigkeit, wenn man das Kind zwingt, (teils) halbunbekannte Verwandte zu umarmen.
Ich meine, wir hatten auch schon mal eine Diskussion über Sexualerziehung, bei der es auch darum ging, wie wichtig es ist, Grenzen wahrzunehmen, zu artikulieren und zu respektieren. Das ist ja alles generell sehr nützlich und gesund.
Aber halt etwas, was niemand einfach so kann. Es erfordert viel Selbstreflexion, Empathie und Lernbereitschaft. Und Aufgeschlossenheit, wenn ich da an die absichtlichen Missverständnisse nach dem Motto „man darf nicht mehr flirten!“ denke. Es heißt eben nicht, dass Großeltern nie wieder ihr Enkelkind umarmen dürfen oder sowas^^
Klar.
2) Consent Is About More Than Sex
Das Problem in der Erziehung von Kindern ist nicht, dass Erziehung nicht auf Konsens beruht. Zu viele Eltern sehen sich heute als Partner ihrer (Klein-) Kinder. Sie haben aufgegeben zu erziehen und wollen nur, dass ihr Kind ihnen nicht böse ist. Sie folgen ihren Kindern statt umgekehrt. Und solche Eltern glauben ernsthaft, ein 3jähriges Kind könne entscheiden, wann es zu essen und wann es zu schlafen habe.
3) Covering climate change requires newsroom change
Wo ist eigentlich die Meldung, dass der SPIEGEL während der Pandemie Fake News verbreitete, angesehene Wissenschaftler und Journalisten in den Rang von Mördern erhob und die Freunde vom STERN (allerdings auch vom SPIEGEL) sich heute als Aktivisten begreifen?
Oder wie ist es zu rechtfertigen, dass der SPIEGEL Laschet als kleinen dicken Mann im blauen Anzug verunglimpfte? So lange die BILD keine Fake News produziert, ist es schwer, den Journalismus zu kritisieren.
4) „Viele fühlen sich immer noch als der letzte Dreck“ (Interview mit Carsten Schneider)
Zur Wahlanalyse: Die AfD wird wie die LINKE von armen, nicht privilegierten Deutschen gewählt. Die Abteilung Philosophie findet an einem anderen Ort statt.
5) Kernschmelze eines Systems
Mich überrascht, dass man in Österreich die Vetternwirtschaft zwischen Politik und Medien anprangern kann ohne die SPÖ zu nennen.
8) Tweet
Nicht nur die Deutschen mögen es, wenn jemand die Hand auf der Kasse hat. Es ist bezeichnend, dass man dies nur bürgerlich positionierten Politikern zutraut. Die Ausgabenwünsche der Linken sind maximal unpopulär. Nicht zu unrecht, viele Vorstellungen von Grünen und SPD sind gegen deutsche Interessen gerichtet. Wenig verwunderlich fürchten die Südeuropäer nichts so sehr wie einen Finanzminister Christian Lindner. Genau deswegen ist das Amt so wichtig für die FDP.
Die letzten Finanzminister hießen Hans Eichel, Peer Steinbrück, Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz. Alle gelangten im Amt zu teils größerer Popularität als der jeweils amtierende Außenminister. Das Finanzministerium ist die mächtigste Institution im Kabinett. Der Finanzminister hat selbst gegen den Kanzler ein verfassungsrechtlich verbürgtes Veto-Recht. Alle Minister müssen mindestens einmal im Jahr vor dem Kassenwart antanzen um mitanzusehen, wie ihre Ausgabenwünsche zerrissen werden. Wenn das keine Macht ist.
2) Das ist halt einfach überhaupt nicht damit gemeint.
4) Na dann. Hartz-IV auf 1500 Euro und Problem gelöst.
5) Weil die halt gerade nicht an der Regierung ist. Aber klar, die steckt da bis über beide Ohren mit drin, keine Frage.
5) Wenn die Staatsanwaltschaft das Schmieren der Medien mit Steuergeldern in Wien untersucht, verwundert es, dass man bisher auf keine Anhaltspunkte gegen Werner Faymann und gegen die in Wien regierende SPÖ gestoßen ist.
„…keine Anhaltspunkte gegen Werner Faymann…“
Das Verfahren wurde 2013 eingestellt:
https://orf.at/v2/stories/2205221/2205226/
Faymann ist 2016 als Kanzler zurückgetreten – ich frage mich also, was anderes als Whataboutismus dich motiviert, seinen Namen hier einzubringen.
Vermutlich, dass er Sozialdemokrat ist, aber meine Einladung zur Erklärung steht weiter.
Ich kenn mich in österreichischer Politik viel zu wenig aus, um da was sagen zu können. Ich weiß nicht mal, was deine Unterstellung genau ist, ich glaube nur, eine zu erkennen. Wenn du da Einblicke hast, schreib gerne nen Artikel, würde mich interessieren!
Ich mich auch. Nur habe ich allerdings auch nur gelesen, dass die SPÖ als jahrzehntelang regierende Partei und eigentlich Kern des Filzes sei. Was es nicht sein soll: Relativierung und Entlastung von Kurz. Er ist Teil des Systems und hat es sich scheinbar besonders nutzbar gemacht.
Allerdings fehlt die Smoking Gun.
„Kern des Filz“ klingt ein bisschen überzogen, aber es ist wie in Deutschland auch. Eine Partei, die so lange regiert, behält keine sauberen Hände.
Was ich über Österreich und die Vetternwirtschaft kenne, ist es Teil des Systems und nicht einer Partei. Sollte sich die Justiz zum Ziel gesetzt haben, das offen zu legen und zu verfolgen, wäre das eine historische Leistung. Bleibt am Ende nur eine Person übrig, würde sich die Justiz politisch zeigen, wie es in einem Rechtsstaat unstatthaft ist.
Klingt für mich auch so und wäre auch einleuchtend. An dem System hast du aber nur aus einer Position der Macht Anteil.
Die SPÖ ist sicher nicht der Saubermann, das dürften in der Österreichischen Politik wohl nur wenige sein. Alle drei großen Parteien hatten ihren Anteil am Filz in den letzten Jahrzehnten und Österreich scheint irgendwie auch als Land anfälliger für Vetternwirtschaft zu sein. Liegt vielleicht auch daran, dass es ein sehr wohlhabendes Land mit einem übermächtigen Zentrumist, wo sich dann alle kennen.
Im Bezug auf die Inseratsaffäre gibt es aber einen Unterschied zwischen den Vorwürfen an Feymann und an Kurz. Ersterer hat zwar auch über Inserate Geld an Medien verteilt, aber unter Kurz gab es dafür scheinbar auch noch manipulierte Umfragen und die dementsprechende Berichterstattung dazu.
Seit ich als Kind von Österreich gehört habe, kenne ich die Worte Filz und Spezzlewirtschaft. Möglicherweise hat das mit der Position des Landes zwischen den Blöcken zu tun gehabt. Das war vor FPÖ-Zeiten. Ich halte nichts davon, die Dinge aufzurechnen. Der Rücktritt Kurz‘ war anscheinend überfällig, selbst wenn es den finalen Beweis bisher nicht gibt.
Nur, siehe auch unser anderes Thema, die Justiz darf nie in den Geruch kommen, sich zum Gehilfen der Politik zu machen. Ich warte also gespannt, was in unserem Nachbarland noch so passiert.
Yup. Kenne Oesterreich seit Jahrzehnten nur als eine nationale Variante des Koelner Kluengels. Die Deutsche Medienaufregung erklärt sich auch nur vor dem Hintergrund, dass Kurz ausgerechnet mit konservativen Themen populär war – und aus seiner Rolle beim Abwürgen der Masseneinwanderung Ende 2015. seitdem hasst ihn ein Teil der deutschen Medienelite sichtbar.
Gruss,
Thorsten Haupts
„Österreich scheint irgendwie auch als Land anfälliger für Vetternwirtschaft zu sein.“
Da bin ich skeptisch. Das könnte auch die typische Piefke-Arroganz deutscher Medien sein, die ein entsprechendes herablassend Österreich-Bild vermitteln.
Daß es dort Filz gibt ist unbestritten – aber ob der größer ist als Korruption und Parteibuchwirtschaft in Deutschland halte ich für unbewiesen.
Umgekehrt scheint mir es aber so zu sein, daß Österreich insgesamt besser regiert wird. Jedenfalls von den Ergebnissen her, also dem Lebensstandard der Bevölkerung und der Funktionstüchtigkeit der staatlichen Verwaltung.
Das könnte dann schon dazu führen daß die Österreicher auf irgendwelchen Filz gelassener reagieren.
Woran machst du dieses „besser“ fest?
Das ist ein über Jahre gewachsener Eindruck.
Einerseits liegt Österreich bei vielen internationalen Vergleich im gleichen Bereich wie Deutschland, aber meist etwas besser. Z. B. bei Wohlstandsindikatoren wie durchschnittlichen Nettolohn, Vermögen oder Wohneigentum.
Andererseits ist mein subjektiver Eindruck von Besuchen dort, daß die staatliche Infrastruktur deutlich besser instand gehalten wird als bei uns.
Natürlich gab es bei uns die Altlasten im Osten. Aber umgekehrt war Österreich lange Zeit deutlich ärmer als Deutschland – die haben also massiv aufgeholt. Und da waren wohl Regierungen aller Parteibücher mitverantwortlich.
Ich nehm das mal so und mach mir eine Notiz, mich mehr über Österreich zu informieren. Danke!
4/10)
Die demographischen Probleme sind schon enorm und vermutlich schwer bis gar nicht lösbar, schon gar nicht in der Fläche (die Städte sind ja ein anderer Schnack) Da will ja niemand hin (nicht nur in Ostdeutschland, aber da geht der Niedergang eben schon etwas länger und die Infrastruktur ist dementprechend noch mehr heruntergekommen).
Obwohl ich das mit den WendeverliererInnen nicht ganz von der Hand weisen würde, nur anders. Ich kann mir vorstellen, dass das auch ein Schockphänomen ist. Nicht nur auf die Wende, sondern auch auf die demographische und generelle Verschiebung und dass Menschen dann dazu neigen, sich noch mehr an dem kleinen Fleck festzuklammern und „sich vom Mainstream mit seinen Komplexitäten und Veränderungen abzugrenzen“. Vielleicht ähnlich wie Biedermeier oder die 50er-Jahre, wo man sich auch in einem kleinen, häuslichem Rahmen eingerichtet hat und von nichts anderem etwas wissen wollte.
7) Unheimlich faszinierendes Thema! Ich erinnere auch mal dran, dass Merkel irgendwann zwischendurch auch mal den Spitznamen „Das Merkel“ hatte. Natürlich widerwärtig, aber die Intention an sich ist immerhin insoweit richtig, dass Merkel tatsächlich eher neutral auftritt anstatt männliche Führung nachzuahmen.
Wie stark der Druck dazu ist, sieht man übrigens daran, wenn ihm nicht nachgegeben wird. Neben dem „Opernroben-Skandal“ fällt mir zum Beispiel auch der „Skandal“ ein, dass AKK es wagte, einen knielangen Rock zur Vereidigung als Verteidigungsministerin zu tragen. Das hat auch immer noch einen anderen Beiklang als der Aufschrei bei männlichen Modesünden, ich sag nur Tan-Suit und Olaf Scholz nach mehrstündiger Flugreise.
Und ebenfalls ein totales Erfolgskonzept von Merkel, das mir hier etwas zu kurz kommt. Ihr geht völlig die Aggressivität flöten, das ist nämlich etwas, das Frauen absolut und überhaupt gar nicht zugebilligt wird! (AKK und Nahles können ein Liedchen davon singen). In Deutschland gilt das vermutlich noch stärker, weil die Deutschen so harmoniebedürftig sind.
(Dass sie zwischendurch als Halbdiktatorin oder gar Domina bezeichnet wurde, schreibe ich mal frech der fragilen Männlichkeit von Rechtspopulisten zu, das ist an Absurdität einfach nicht zu überbieten).
Und das ist vielleicht auch wiederum etwas, was für sie als Frau leichter ist, weil sie sich quasi ihre eigenen Rollenerwartungen stricken kann, während es bei Männern häufig kritisiert wird, wenn sie nicht typisch männlich-aggressiv auftreten (da denke ich zb an Obama oder Habeck).
Mal gucken, wie sich das langfristig entwickelt, es ist ja geschlechtsunabhängig eine neue Art von Autorität, die sich da entwickelt. Und es fällt eben direkt auch mehr auf, wenn dann Merkel (oder generell weniger altomodische Autoritäten) auf diese Macho-Typen wie Putin, Söder oder Merz treffen (die aber gleichzeitig auch einen Backlash erleben und es ja irgendwie eine Sehnsucht danach gibt).
Ich glaube schon, dass Merkel da einen Weg aufgezeigt hat, wie es anders geht und zwar, ohne schwach auszusehen. Ich weiß aber nicht, ob das dauerhaft ist, weil die Medienwelt schon Ego-Selbstdarsteller belohnt, v.a. die rechtsliberalkonservative Seite ist ja verliebt in solche Typen und man kann sich nicht drauf verlassen, dass so Leute wie Kurz dann über ihre eigenen Skandale stolpern. (was sie ja irgendwie auch nicht mehr tun oder nur so halb)
Jepp, da ist was in Bewegung.
Ich frag mich, ob es so große Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arten des Vorgesetzten-Verhaltens gibt. Ich hatte über die Jahre eine Menge weibliche und männliche Vorgesetzte und die projizierten Autoriät mehr oder weniger erfolgreich auf höchst unterschiedliche Art, aber nicht unbedingt geschlechtsspezifisch, zumindest kann ich das nicht erkennen.
Was ich in der sehe, ist eine Art MINT-Stil:
– kurze und knappe Beiträge an der effektiven Stelle
– ironisch
– Neigung zur peer-group
Ich habe viele Vorgesetzte erlebt. Die meisten waren schlecht. 🙁
Ich würde das erstmal gar nicht unbedingt zusammenrühren. Eine Mechanikerin ist Merkel da vielleicht näher als eine Chef-Krankenschwester. (was die Anpassung an eine männlich dominierte Sphäre angeht) Und die meisten Chefposten auch keinen bundesweit öffentlichen Inszenierungs-Kram dabeihaben. Vieles aus dem Artikel hat mehr damit als mit einem wirklichen Führungsstil zu tun.
Insofern glaube ich nicht, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, gerade weil man die jeweilige Sphäre oft noch mitbedenken muss. Insofern kann ich mir vorstellen, dass Merkel recht hat, wenn sie meint, dass Frauen in der Politik pragmatischer sind. Das muss aber nicht heißen, dass sie generell pragmatischer sind, sondern sie in der Politik auch weniger Druck als die Männer haben, die typischen Hahnenkämpfe ausfechten zu müssen.
@ Ariane 13. Oktober 2021, 00:04
Insofern kann ich mir vorstellen, dass Merkel recht hat, wenn sie meint, dass Frauen in der Politik pragmatischer sind.
Die meisten Männer, die in die Politik gehen und etwas werden, mussten sich nach oben kämpfen – Merkel nicht. Sie war das letzte brauchbare Stück von der Resterampe einer ausgebluteten Union, und kriegte den Job fast hinterhergeschmissen.
Sie hat sichtbar ihre Zeit gebraucht, um in den Parteivorsitz hineinzuwachsen, sie hat sichtbar Zeit gebraucht, um in das Amt des Bundeskanzlers hineinzuwachsen. Umso bemerkenswerter die Leistung, sich oben zu halten, gerade im Vergleich mit Martin Schulz, der aus vergleichbarer Situation an die Spitze katapultiert wurde, und sich nicht halten konnte.
Auch Merkel musste sich nach oben kämpfen. Man kriegt diese Jobs nicht zufällig. Sonst Zustimmung.
@ Stefan Sasse 13. Oktober 2021, 12:28
Auch Merkel musste sich nach oben kämpfen. Man kriegt diese Jobs nicht zufällig. Sonst Zustimmung.
Merkel wurde als junge Ost-Frau durch die Einheit recht schnell in die erste Reihe der CDU gespült – Beitritt 1990, schon ein Jahr später war sie Ministerin. Das ist keine normale Karriere. Mit der Spendenaffäre Helmuth Kohls lag auf einmal die halbe CDU in Trümmern, man brauchte einen Neuanfang, und sie wurde Parteichefin.
Glaubst Du, dass sie ohne ihre ostdeutsche Herkunft und ohne Parteispendenskandal je Regierungschefin geworden wäre? No way.
Ich gestehe ihr uneingeschränkt ein hohes taktisches Geschick zu. Aber ich sehe ihre besondere bzw. persönliche Leistung nicht so sehr im Aufstieg, sondern darin, dass sie sich so lange und sicher dort gehalten hat. Wie viele SPD-Vorsitzende haben das versucht, und sind gescheitert.
Zweifellos! Merkel war Quotenministerin. Aber von „wir brauchen eine Ostdeutsche für ein irrelevantes Ministerium“ zu „CDU Vorsitzende“ führt kein gerader Weg. Frag mal Kristina Schröder.
@ Stefan Sasse 13. Oktober 2021, 18:18
Aber von „wir brauchen eine Ostdeutsche für ein irrelevantes Ministerium“ zu „CDU Vorsitzende“ führt kein gerader Weg.
Noch einmal: Hätte sie diese Karriere ohne Kohls und Schäubles Verstrickungen in die Spendenaffäre hinbekommen?
Keinesfalls. Wäre Kohl ohne Strauß‘ Scheitern 1980 Kanzler geworden? Schmidt ohne Brandts Rücktritt? Kiesinger ohne den von Erhardt? Solche Zufälle braucht es immer. Die Frage ist, ob du die Chance nutzen kannst, wenn sie sich dir bietet.
@ Stefan Sasse 14. Oktober 2021, 12:01
Keinesfalls. Wäre Kohl ohne Strauß‘ Scheitern 1980 Kanzler geworden? Schmidt ohne Brandts Rücktritt? Kiesinger ohne den von Erhardt? Solche Zufälle braucht es immer. Die Frage ist, ob du die Chance nutzen kannst, wenn sie sich dir bietet.
Für Helmut Kohl war es nur eine Frage der Zeit. Er war als Ministerpräsident erfolgreich, war extrem gut vernetzt, und hat sich nach jahrelangem Agieren beim Parteivorsitz gegen Rainer Barzel durchgesetzt.
Helmut Schmidt hatte sich vor seiner Kanzlerschaft klar die Position als Nummer zwei der SPD erarbeitet, war Wirtschafts- und Verteidigungsminister, hatte sein Brillanz, Intelligenz und Leistungsfähigkeit mehr als ausreichend unter Beweis gestellt. Er war der natürliche Nachfolger von Brandt, und wäre auch ohne Brandt Nummer eins der SPD gewesen.
Auch Kiesinger war, obwohl Übergangs- und Kompromisskandidat, zuvor als Landeschef und Ministerpräsident erfolgreich gewesen.
Die Nummer zwei hinter Helmut Kohl und sein natürliche Nachfolger wäre Wolfgang Schäuble gewesen. Es gab einen sehr beliebten Gerhard Stoltenberg, es gab Heiner Geißler, Kurt Biedenkopf, Norbert Blüm, Ernst Albrecht, Lothar Späth, Rita Süßmuth, die alle was geleistet hatten, die alle ihre Fähigkeiten schon unter Beweis gestellt hatten.
Angela Merkel war nichts von alldem, war „Kohl’s Mädchen“ (warum bloß wurde sie so genannt?), ihre Sozialisierung war Ostberlin/DDR, nicht Bonn/BRD, sie hatte keine Unterstützer, kein eigenes Netzwerk.
Und trotzdem saß sie bereits nach einem Jahr Mitgliedschaft in der CDU (die Entscheidung für diese Partei erfolgte nach eigenem Bekunden eher zufällig) in Kohls Kabinett.
Kannst Du diese Unterschiede nicht erkennen?
Ihre große Leistung ist zweifelsfrei, sich an der Spitze der CDU gehalten zu haben, aber die Position selbst fiel ihr in den Schoß.
„Kohls Mädchen“ wurde sie aus sexistischen Gründen und der allseits herrschenden Mysogynie genannt.
Sie hatte definitiv Glück und hätte es unter anderen Umständen nicht geschafft, das stelle ich nicht in Frage. Aber ihr taktisches Geschick gab den Ausschlag.
Volker Rühe nicht vergessen. Am Wahlabend 1998 taten sich Schäuble und der Verteidigungsminister zusammen, um ein Auseinanderfallen der Union zu verhindern. Schäuble fehlte in seiner Karriere der Biss, die Spitzenposition tatsächlich zu erobern. Und sein politisches Gespür hat ihn oft getrügt.
Den Ausdruck „Kohls Mädchen“ habe ich tatsächlich erst gehört, als Merkel Kanzlerin war. Und ja, sie galt 1990 als Quotenministerin – nicht zu vergessen, damals wurden mehrere Minister ins Kabinett ohne eigenen Geschäftsbereich aufgenommen. Merkel erfüllte eine Dreifachquote: Ostdeutsche, Frau, jung. Vielleicht sogar noch eine Vierte, die in der damaligen CDU nicht unerheblich war: evangelisch.
Als Fachministerin für Umwelt hat sie keine Spuren hinterlassen, ihr Ansehen war überschaubar.
Es gibt von Historikern die Behauptung, Merkel habe sich die CDU nicht aus Neigung gesucht, sondern weil sie hier eher Karriere machen konnte als in der SPD.
Stefan hat ja immer wieder behauptet, Merkel sei eine Konservative, ohne stichhaltige Gründe dafür zu liefern (außer der Farce um die Abstimmung gegen die Ehe für alle). Die Werdung von Merkel in der CDU, ihre „Hinwendung“ zu der Partei spricht schon dagegen.
Erneut, ich widerspreche dir nirgends außer bei „konservativ“. Natürlich ist sie das. Nicht in der Art, wie ein Friedrich Merz den Begriff benutzt, aber in seiner eigentlichen, politischen Bedeutung schon.
@ Stefan Sasse 15. Oktober 2021, 13:39
„Kohls Mädchen“ wurde sie aus sexistischen Gründen …
Dass die Formulierung „Mädchen“ u.a. sexistische Ursachen hätte haben können – von mir aus, dafür fange ich keinen Streit an. Das „Kohl’s“ davor ist der Punkt, auf den ich zielte.
… und der allseits herrschenden Mysogynie genannt.
Hass? Wenn ich eine Frau hassen würde, wäre mein Ausdruck für sie vermutlich nicht „Mädchen“ …
Sie hatte definitiv Glück und hätte es unter anderen Umständen nicht geschafft, das stelle ich nicht in Frage.
Schön, dass Du mir endlich zustimmst 🙂
Aber ihr taktisches Geschick gab den Ausschlag.
Nicht dafür, in den Job zu kommen, sondern ihn zu behalten. Ja. Das taktische Geschick hatte ich ihr nicht abgesprochen.
„Hass“ ist mir hier auch zu stark.
Ok, dann sind wir uns ja einig.
zu 8) In der Wirtschafts- und Finanzpolitik war Helmut Schmidt gegen Ende seiner Kanzlerschaft näher an der FDP als an seiner damals in diesen Bereichen sehr pluralistischen Partei. Für Scholz wäre das vermutlich sehr ähnlich.
Inflation braucht echt keiner. Inflation entsteht v.a. durch längere Phasen hoher Haushaltsdefizite. So salonlinks kann ich gar nicht werden, dass ich diese Naturgesetze in Frage stellen würde.
„Inflation braucht echt keiner.“
Inflation brauchen alle Leute mit Schulden. Insbesondere also Finanzminister.
Inflationsverlierer sind alle Leute mit (in Geld notierten) Guthaben. Das sind meist die Leute, die sich zwar etwas Erspartes erarbeiten konnten – aber nicht reich genug sind in Sachwerte zu investieren.
R.A., wenn für Finanzminister Inflation so eine tolle Sache ist, warum sind dann zwischen den 70ern bis heute die Inflationsraten in so vielen Ländern so stark gesunken?
In einem Land wie Deutschland kann heute echt jeder in alles mögliche investieren, auch mit sehr kleinen Beträgen. Man kann auch zu geringen Kosten in andere Währungen „fliehen“. In diesem Land verlangen Banken Gebühren für exzessives geldentwerten-lassen auf dem Giro Konto.
In Ländern mit einer signifikanten Inflation suchen und finden alle Mittel und Wege, um ihr privates Schäflein ins trockene zu bringen. Natürlich ist es für Vermögende leichter, weil die Regierungen versuchen, die Kosten der Selbstverteidigung einzelner Bürger gegen die dysfunktionale Wertaufbewahrungsfunktion der nationalen Währung zu erhöhen.
Uns fehlt heute im Euro-Raum die kulturelle Erfahrung mit Inflation. Es gibt ein sehr lehrreiches Referenz-Land, in dem in Sachen Inflation leider sehr oft der Bär stept: Argentinien.
Die haben direkt mehrere Dolar Wechselkurse:
– Dolar blue
– Dolar offiziell
– Dolar Börse
– Dolar „contado con liqui“
– Dolar solidarisch
https://dolarhoy.com/
Zum Kurs von Dolar offiziell kann man leider keine Dolar kaufen. Dafür gibt es schliesslich Dolar Blue.
Weil die Interessen der Mächtigen dahingehend waren und entsprechend Einfluss ausgeübt haben.
Ich hab einen Immobilienkredit. 🙂
Nicht zu vergessen: Durch Inflation gibt es verdeckte Steuererhöhungen, die dem Finanzminister Milliarden an Mehreinnahmen bescheren.
wodurch denn?
Durch die kalte Progression bei der Einkommenssteuer, oder? Da wurde in den letzten Jahren ein wenig gegengesteuert, indem die Progressions-Kurve nach rechts verschoben wurde.
Vor allem aber: Wir haben kein Inflationsproblem, das ist gut so und das soll auch so bleiben.
Ja, durch die kalte Progression. Die trotz ein bißchen Gegensteuern jährlich gut zuschlägt.
„Wir haben kein Inflationsproblem“
Das kann man pauschal nicht sagen. Manche haben eins, manche nicht. Liegt immer an der persönlichen Situation.
Gerecht ist diese schleichende Enteignung auf jeden Fall nicht.
Nein. Muss ich widersprechen.
Es gibt in meinem Konsum-Verhalten Punkte, durch die ich deutlich mehr Mittel verschwende als durch Inflation. Und meine Bargeld-Haltung ist für die Seelenruhe recht üppig (5 bis 36 k Euro dieses Jahr).
– Kauf von Fachbüchern, Online Kursen, Flatrates für Online Kurs Plattformen, die für 2 Leben nach der Rente reichen
– Ebooks zu v.a. historischen Themen, die für 3 Leben nach der Rente reichen.
– IT Ausstattung von Linux Desktop (teuer und überdimensioniert, wird nach 5 Jahren erneuert), schweres Windows Laptop (teuer und überdimenisioniert, wird nach 3 Jahren erneuert), Chromebook (billig und mach die Teile aus Blödheit alle 6 Monate kaputt)
Meine Kosten aus Inflation (letztlich Einnahmen des Staates) ist bei unseren Inflationsraten im Vergleich zu meine Ausgaben für Umsatz/Mehrwerts- und Einkommenssteuer verschwindend gering. Ich könnte die Kassenhaltung ja auch problemlos verringern, aber ich habe eine Aversion dagegen, Wertpapiere aus Liquiditätsgründen zu verkaufen.
Lern Spanisch und folge dem youtube Kanal ‚Plan M‘ von Maxi Montenegro aus Buenos Aires. Die Qualität dieses Journalisten besteht darin, dass er mit Experten aus allen wirtschaftspolitischen Richtungen von hardcore keynesianisch bis ultra-liberal respektvoll und ohne Polemik redet. Da begreift man als Deutscher, dass dies eine völlig andere Welt ist. Die haben tatsächlich eine problematische Währung. Wir nicht.
Diskussionen im argentinischen Fernsehen laufen so:
Fernseh-Journalist: Sie äußerten kürzlich, dass die USA während der Pandemie hohe Schulden angehäuft hat, während unsere linksperonistische Regierung im Grunde einem Austeritätsprogramm gefolgt ist.
Ökonom: Ja, das stimmt. Wir kriegen einfach keinen Kredit. Niemand vertraut dem Argentinischen Peso. Wir doch auch nicht. Wenn ein US-Amerikaner in London Dolar in Pfund wechseln will, macht die Bank das sofort. Was wäre denn, wenn unsereins da unsere Blödsinns-Währung auf den Tresen legt und dafür Pfund haben will? Die rufen doch die Polizei und lassen uns einsperren!
Alle lachen.
Korrekt.
„warum sind dann zwischen den 70ern bis heute die Inflationsraten in so vielen Ländern so stark gesunken?“
Weil die Finanzminister nicht das alleinige Sagen haben in Sachen Inflation (offiziell haben sie sogar überhaupt kein Sagen).
Die erhöhten Inflationsraten der 70er Jahre waren massiv unpopulär und damit war es politisch angesagt, die wieder etwas zu senken.
Bei der aktuellen Generation Politiker gibt es offenbar viele, die das nicht mehr wissen und gerne mal wieder alte Fehler wiederholen wollen.
„In einem Land wie Deutschland kann heute echt jeder in alles mögliche investieren“
Theoretisch ja, praktisch sind viele Leute damit überfordert. Viele interessante Investitionsarten binden das Kapital auch in einer Weise, die für Gering-/Normal-Verdiener problematisch ist.
„Uns fehlt heute im Euro-Raum die kulturelle Erfahrung mit Inflation.“
Genauer gesagt: Diese Erfahrungen sind in Vergessenheit geraten. Ich fände es besser, wenn wir die nicht noch einmal machen müßten.
Praktisch alle Finanzminister der Bundesrepublik propagierten immer eine maßvolle Staatsverschuldung.
Im Grunde sind wir übrigens einer Meinung. Ich bin völlig für einen langfristig ausgeglichenen Staatshaushalt und einer niedrigen Inflation. New Monetary Theory spielt für mich analytisch in einer Liga mit der Flat Earth Society.
Allerdings haben ökonomische Fragestellungen oft oder eigentlich immer einen starken quantitativen Aspekten. Deshalb halte ich die Frage für wichtig, wie viel wir denn nun tatsächlich bei den aktuellen Inflationsraten an Inflationssteuer entrichten: Das ist wirklich sehr wenig.
Seit den 80ern gab es weltweit einen Trend zu ausgeglichenen Haushalten. Aus der Global-Perspektive bilden die USA und einige südeuropäische Staaten eher die Ausnahme gegen den Trend.
Das kulturelle Vergessen kann irgendwann zu einem Problem werden. Geldwertstabilität hat die fatale Eigenschaft erst nach einer längeren Phase der verantwortungslosen Haushaltspolitik einzubrechen. Es ist dann oft nur mit schweren kurzfristigen Opfern möglich, diese Kuh wieder vom Eis zu bringen. Und in aller Regel nehmen die Gesellschaften die Opfer in Kauf.
Man kann die Auswirkungen der Inflation eindämmen. Brasilien war in den 60ern/70ern dafür berühmt, dass die praktisch alle Preise mit der Inflation indexiert haben und alle mit der recht hohen Inflation gut leben konnten. Ich halte Brasilien aber bestimmt für kein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Entwicklungsmodell.
Chile ist ein Land mit hohen Inflationswellen von der Unabhängigkeit bis etwa 1983. Danach gelang es, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Seit den 90ern lag die jährliche Inflation bei <3%.
Aus der alten Zeit überlebte die Parallel-Währung U.F. (unidad de fomento), die einfach mit den Inflationsraten indexiert ist, d.h. der Peso-Preis eines UF steigt monatlich um die Inflation. UF kommen für langfristige Kreditverträge wie Hypotheken auf Häuser zum Einsatz. Damit trägt dann aber der Schuldner das Risiko, weil er ja weiter Einkommen in Peso bezieht.
Besser ist, einfach keine oder eine nur geringe Inflation zu haben.
Facebook ist sowas von 2006 – allein für das hinterwäldlerische Deutschland, wie auch die anderen Themen. Bin ich hier auf einer Opas-gegen-die-Novellierung-Seite?
Die FDP? Wenn der „Jungspund“ Lindner den Scholz ablöst oder zumindest Finanzminister wird, na dann: Dann wird sich so richtig viel ändern!
Die Märkte, die am meisten gehen, sind immer noch die, wo die Subventionen reingebuttert werden.
Nix Neues im Westen, erst recht nicht im Osten und ansonsten glänzt Doofland (wie immer) mit guter Laune, warum auch immer.
Viel Spaß Euch!
1) Frage: Welchen Unterschied macht es, welche Generation hauptsächlich ein Medium nutzt? Es klingt ein wenig nach Altersdiskriminierung, was du da andeutest.
2) Mal von der einfachen Tatsache, dass auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre und persönliche Räume haben,abgesehen, sehe ich eine gewaltige Gefahr: Schon vor Corona hat sich ein Denken eingeschlichen, dass Nähe und Kontakt übergriffig, potentiell bedrohlich sind. Das ist schon bei Erwachsenen problematisch. Als Erziehungsidee (überspitzt: Die Frage „Ist es jetzt o.k., wenn ich dich umarme?“) kann das zu einem gefährlichen Mangel an emotionaler Bindung führen und damit zu Verhaltensauffälligkeiten, Depression, Angstörungen führen (vgl. Harry Harlows Affenexperiment).
5) Ein wichtiger Aspekt: Die ÖVP ist seit den 80ern (Vranitzki) (Mit)regierungspartei. Das ist eine komplette Generation, die in die Netzwerke aus Politik, Medien und Wirtschaft hineingewachsen ist.
7) Geschichtsrevisionismus aus einer politischen Lehre heraus („Realsozialismus ist scheiße“) ist als Startpunkt genauso ein Fehler wie Mythenbildung. Viel interessanter wäre, konkrete Unterschiede zu benennen, zum Beispiel ‚Warum war das Ideal der Frauenkarriere im Osten technische Berufe und im Westen Machtberufe (Juristinnen, Journalistinnen, Politikerinnen)?“
EIn interessanter Aspekt, der im Fundstück erwähnt ist, ist der reaktionäre Rollback, den es zur Zeit in verschiedenen früheren Ostblockstaaten gibt. Nur ist die Wende 30 Jahre zurück. Da liegt doch ein Zusammenhang mit der nachsozialistischen Realität (siehe Fundstück 4) näher als mit dem Realsozialismus.
1) Der Unterschied besteht darin, was deine Analyse ist. Wer davon ausgeht, dass Facebook ein Medium für junge Menschen ist, kann es nicht verstehen. Das ist alles.
2) Kann es natürlich, wenn man Unfug macht. Aber das liegt dann weniger an sinnvollen Konzepten wie Consent, sondern daran, dass die Leute Blödsinn machen.
5) Dasselbe wie bei der CDU effektiv.
7) Das ist kein Revisionismus aus der Lehre heraus, sondern schlicht die Erkenntnis.
1) Das ist völlig egal. Nach Medienanalysen haben sich junge Menschen ja von Facebook zurückgezogen, weil sich dort zu viele ältere tummeln. Dem Konzern bleiben sie aber treu. Nur sind Formen wie Instagram noch verblödender.
2) Was zeigt, dass das Konzept Consent Blödsinn ist.
5) Der Vergleich wäre die SPD. In Österreich sind die Rollen vertauscht. Die ÖVP war über Jahrzehnte die kleinere der großen Parteien und stellte nur selten den Kanzler. Ansonsten wurde noch länger als in Deutschland in großen Koalitionen unter einem SPÖ-Kanzler regiert.
7) Was hatten Tschechien, Polen, Rumänien mit dem Nationalsozialismus zu tun, außer dass sie von Außen zu Opfern wurden?
1) Hach, die übliche Beschwerde der Alten über die Degeneration der Jugend.
2) Du verdammst, was du nicht verstehst.
5) Ah, ok. Wie gesagt, kenne mich in Österreich nicht aus.
7) Wie meinen?
1) Nein.
2) Ich kritisiere, was ich sehe.
5) dito.
7) Die heutige Ablehnung von Demokratie und Rechtsstaat in einigen osteuropäischen Ländern wäre nicht Ausfluss des Sozialismus, sondern der Nazis.
1) Doch.
2) Sag ich ja.
7) Ja, aber der Zusammenhang ist mir nicht klar? Diese Länder waren zu Teilen (Ungarn, Rumänien, Bulgarien, etc.) Verbündeten der Nazis, nicht Gegner.
5) Das stimmt… Silberstein-Affäre, Hypo-Alpe-Adria, BAWAG, Paradise Papers, die SPÖ hing immer mit drin. Vielleicht sollte darüber mal jemand (Alfred Dorfer?) ein Zerstörungsvideo machen
Yup. Wer aus Deutschland an Österreich (noch) gültige deutsche Masstäbe anlegt, spricht über Fantasyland und nicht über Österreich. De facto ist Ösiland noch immer im Feudalismus, nur die führenden Fürsten werden ab und an ganz demokratisch ausgetauscht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich habe auch den Eindruck, dass das Land echt ein bisschen kaputt ist, was sein politisches System angeht, aber das mag die deutsche Hybris sein.
Aus Sicht eines echten liberalen Demokraten ist das System ganz sicher kaputt, aber da es dem durchschnittlichen Österreicher nicht schlechter geht, als dem durchschnittlichen Deutschen, geht das den meisten Menschen (völlig zu Recht!) am Arsch vorbei.
Etwas, das politisch von den politischen „Profis“ nach meiner Beobachtung immer sträflich unterschätzt wird. Die meisten Menschen würden eine errungene Stellung bis zu einem gewissen Mass ausnutzen und wissen das auch, weshalb ihnen Beziehungskorruption meistens ziemlich wurscht ist – sie gehen eh davon aus, dass die existiert.
Gruss,
Thorsten Haupts
Interessanter Punkt. Warum verurteilen wir dann Korruption?
Korruption ungleich Beziehungskorruption. Das letztere ist die Fortsetzung des Feudalismus, von dem ich glaube, dass die meisten Menschen (übrigens weltweit) ihn für die „natürliche“ Ordnung der Dinge halten – und zwar instinktiv. Das erstere heisst nicht nur bei mir, jemand nimmt explizit Zahlungen an, um dem Zahler einen Vorteil fast immer zum Nachteil seiner Organisation/Familie/Gemeinschaft zu verschaffen. Und das halten die Leut für inakzeptabel.
Das ist natürlich nicht trennscharf, aber ich habe diese Unterscheidung auch in vielen Gesprächen mit anderen bestätigt gefunden.
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten Haupts 14. Oktober 2021, 18:03
Korruption ungleich Beziehungskorruption. …
Da kann ich folgen
Absolut auch mein Eindruck, auf allen ebenen.
2) Wenn es dem Zeitgeist entspricht, setzt sich Unfug sehr schnell und nachhaltig bei jungen Müttern fest. Danke etwa an Johanna Haarer, die noch lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs großen Einfluss auf die frühkindliche Erziehung hatte. Oder an die vulgär-antiautoritäre Erziehung.
Und wie der ‚Blödsinn‘ Einvernehmlicher Kontakt selbst auf Erwachsene wirkt, siehst du bei jeder Corona-Begrüßung, wenn Leute gestisch ’aushandeln‘ , ob sie sich die Hand geben, den Ellbogen oder was auch immer.
7) Richtig, wenn man nichts einkaufen kann, hilft ein nichtvorhandener Gender-Pay-Gap auch nichts. Aber mein Ingenieurinnen-Beispiel ist interessant, weil wir an diesem Problem seit Jahrzehnten ziemlich erfolglos herumdoktern. Aber die Mode, aktuelle Fehlentwicklungen auf eine Ideologie von vor 30 Jahren zu schieben, ist keine Erkenntnis, sondern blame-shifting.
2) Ja, die Gesellschaft kollabiert quasi.
Die Gesellschaft nicht, aber Menschen – und zwar viele Menschen. Psychische Probleme sind der AU-Krankheitsgrund Nummer 1 mit über 20%. Davon sind die meisten Depressionen, gefolgt von Ängsten (diese werden angeführt von sozialen Ängsten und Versagensangst). Wäre nicht Consent im Sinne von „Ist es o.k., wenn ich dich mit deinen Problemen alleine lasse“ eine Diskussion wert?
Ich bin mir nicht sicher ob ich dich richtig verstehe, aber die Frage, die du am Ende stellst, gehört definitiv zu Consent.
5) Ich habe mir R.A.s Argument „So etwas hat die Bundesregierung natürlich nicht nötig, da berichten die Medien freiwillig so.“ nochmal durch den Kopf gehen lassen. Die Regierungen Merkel haben immer wieder auffällig positive Gesetze für die Medien, vor allem ÖR und Großverlage, gemacht: Nutzungsunabhängigg Rundfunkgebühr, Verzögerte Einführung des Mindestlohns, Leistungsschutzrecht… Und da ist ein Zusammenhang zwischen Privilegierung einerseits und Hofberichterstattung andererseits naheliegend. Und was ist dann verwerflicher: Kauf von Berichterstattung aus eigenen Parteimitteln oder Kauf von Berichterstattung und den Preis zahlt jemand anderes, der dabei noch nicht einmal gefragt wird (Bürger, Gebührenzahler, Internetnutzer) ?
Ich denke, da spielt schlicht die Macht der Medien eine große Rolle. Politiker*innen sind schlicht abhängig von denen.
Freue mich auf den ersten populären Politiker mit gekonnt bespielten Social Media Kanälen, der dieses lange jahre gültige Theorem ausser Kraft setzt :-). Werde ich vermutlich trotz fortgeschrittenen Alters noch erleben – das hat mir ausgerechnet Milo Y gezeigt, wie das gehen könnte.
Gruss,
Thorsten Haupts
Noch ist die Feedbackschleife zu dominant. Die Social Media erreichen deswegen eine riesige Wirkung, weil sie in den klassischen Medien rezipiert werden. Auf absehbare Zeit bleibt das auch so.
Und was ist dann verwerflicher: Kauf von Berichterstattung aus eigenen Parteimitteln oder Kauf von Berichterstattung und den Preis zahlt jemand anderes, der dabei noch nicht einmal gefragt wird (Bürger, Gebührenzahler, Internetnutzer) ?
Argh, Leute, schaut euch den Vorwurf an Kurz genau an!
Egal, wie man zu den Gesetzen steht und ja, man kann sie kritisieren, aber es ist was komplett anderes als Kurz vorgeworfen wird! Den laut der WKStA hat ein Kurz-Prätorianer im Finanzministerium (als Kurz Außenminister war) Steuergelder benutzt um gefälschte Umfragen produzieren zu lassen und diese wurden dann regelmäßig in der Zeitung „Österreich“ abgedruckt und besprochen, die dafür vermehrt steuerfinanzierte Inserate erhielt.
Zu dieser Zeit (2015/2016) konnte Kurz noch keine Parteigelder einsetzen, da er noch nicht Obmann der ÖVP war!
Hast du recht, mein Fehler.
Aber gehört das Geld des Finanzministeriums nicht eigentlich eh dem Finanzminister?
8) Bei der Ministerienverteilung wird es in einer Dreierkoalition eine interessante Dynamik geben:
Bisher war es (in Zweierkoalitionen) Usus, dass bei den ‚klassischen‘ Resortpaaren
Inneres und Justiz
Äußeres und Verteidigung
Finanzen und Wirtschaft
jeweils eines der beiden an jeden der Koalitionspartner ging, so dass es eine gewisse Balance und gegenseitige Kontrolle gab. Bei drei Partnern muss immer irgend eine Partei in jedem dieser Bereiche zurückstecken.
Wird nach der Lage der Dinge vermutlich die SPD sein.
Scholz als leitender (?) Angestellter bei „Lindner & Habeck“?
Ich diskutier das im Podcast ausführlicher (morgen oder so kommt der raus), aber schwer abzusehen. Weniger Ministerien auf jeden Fall!
Medien, egal ob gedruckt oder elektronisch, ob „klassisch“ oder „social“, sind keine normalen Unternehmen wie Schuhfabriken oder Handelsketten.
Was wir über Politik und Politiker wissen (und damit auch: denken) , wissen wir so gut wie ausschließlich über Medien. Damit ist ihre Bedeutung für die Demokratie evident.
Ja, aber das kann viele Ausprägungen annehmen. Die Medien des späten 19. Jahrhunderts waren so offen und schamlos parteiisch, dass Tichys Einblick dagegen als neutrales Qualitätsmagazin durchginge.
Und ich bin mir nicht mal sicher, ob das wirklich schlechter war …
Gruss,
Thorsten Haupts
Jepp!
Noch zu Kurz: https://twitter.com/alf_frommer/status/1448900431602765835