Deutschland erlebt abseits des seit einem Jahr beherrschenden Themas ein demokratisches Spektakel. Nach langem Zögern und Zaudern haben am vergangenen Sonntag sowohl CDU-Chef Armin Laschet als auch der bayrische Landesfürst Markus Söder ihren Hut in den Ring geworfen im Ringen um die Kanzlerkandidatur der Union. Für den einen geht es um alles, vor allem um seine politische Karriere, der andere fightet mit allen Finessen. Der Kandidat der Herzen ist für das Publikum dabei längst gefunden. Jetzt geht es darum, dass Volkes Wille auch vom Politbüro der CDU akzeptiert wird.
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Das gegenseitige Belauern und Taktieren, versehen mit Schüssen aus dem Hinterhalt hat ein Ende. Armin Laschet, gerade frisch zum Vorsitzenden der größten Volkspartei gekürt, will Kanzler. Das Problem: Der König der Umfragen Markus Söder will es auch. Der Franke will damit Einmaliges in Deutschland schaffen. Obwohl Bayern seit Jahrzehnten das Bundesland mit der größten Wirtschaftskraft ist, sind seine Ministerpräsidenten traditionell unbeliebt. Die Deutschen bewundern nicht den Erfolg, sie neiden ihn. Erst die Corona-Pandemie hat den burschikosen 54jährigen an die Spitze der Beliebtheitsskala geschossen ob seiner verbalen Härte in der Bekämpfung des Virus. Ironie der Geschichte: die Deutschen favorisieren den bayrischen Ministerpräsidenten nicht wegen der herausragenden Wirtschafts- und Finanzpolitik zwischen Aschaffenburg und Berchtesgaden, nicht wegen seiner Migrationspolitik, sondern wegen der Härte gegen die liberale Gesellschaft.
Dagegen hat Armin Laschet qua Natur den Politikstil Angela Merkels adaptiert. Im Schlafwagen wollte er zur Macht. Erst war seine Taktik, Vorsitzender der Christdemokraten zu werden ohne dass es jemand mitbekommt. Nach dem Rücktritt der glücklosen Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde die Neuwahl auf Betreiben des Aacheners monatelang hinausgezögert, in der Hoffnung, seine desaströsen Umfragewerte würden sich so liften, um den Gott-sei-bei-uns Friedrich Merz erfolgreich verhindern zu können. Doch dazu hätte der Taktiker nur auf das Geschick seines Kontrahenten vertrauen müssen, sich in entscheidenden Momenten rechtzeitig verheddern zu können. Vor allem sprachlich. Als die CDU im März desaströse Wahlniederlagen in ihren einstigen Stammländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einfuhr, blieb Laschet unsichtbar. Er wollte erkennbar nichts mit den Misserfolgen zu tun haben. Oder hatte einfach nur den Wecker im Schlafwagen nicht gestellt.
Solches Abtauchen kommt bei den Wahlkämpfern vor Ort nie gut an. Die letztendliche Verantwortung für Erfolg und Misserfolg, vor allem aber Niederlagen, trägt nach Volkes Meinung immer die oberste Heeresspitze. Es sind dann auch sehr laute Stimmen aus dem Südwesten der Republik, die gegen die Kandidatur Laschets opponieren. Dabei hatte es sich der Träger des Ordens wider den tierischen Ernst die Sache so schön ausgemalt. Hinter den verschlossenen Türen des CDU-Präsidiums wollte er sich die Kanzlerkandidatur abholen, Einspruch zwecklos, allen gegenwärtigen Stimmungslagen zum Trotz. Doch das Ansinnen wurde nun durchkreuzt. Zum Glück.
Bei dem Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union geht es nicht um politische Richtungen, mehr grün, mehr konservativ oder mehr sozial. Es geht um das Ureigenste der demokratischen Wahl, die Frage nach der Persönlichkeit. Da die Konservativen nach wie vor als Favorit für das Kanzleramt gelten, wird hier für uns alle ausgefochten, wie das Spitzenpersonal bestimmt werden soll: Still, leise und im Hinterzimmer zwischen zwei Personen, wie es lange üblich war? Oder offen, vor aller Augen, nach klassischem Duellmuster. Die Grünen haben sich erstaunlicherweise gerade entschieden, das Thema hinter verschlossenen Türen zwischen den zwei Parteivorsitzenden auszuhandeln. Mitsprache der Grünenwähler unerwünscht. Nach welchen Kriterien da ausgewählt wird, steht nicht im Drehbuch, ist aber für das interessierte Publikum offensichtlich. Rock schlägt Hose.
So ähnlich hat sich das Armin Laschet auch gedacht. Die Parteivorsitzenden von CDU und CSU machen einen gemeinsamen Vorschlag und der wird abgenickt. Da er die zahlenmäßig größere Partei repräsentiert, sollte ihm, dem frisch gekürten Boss, die Macht automatisch zufallen. Nur widersetzte sich der machtbewusste Mann aus Nürnberg den bekannten Umarmungsavancen und forderte den Gründer der Pizza-Connection zur offenen Feldschlacht heraus. Am Ende soll es ein Pistolenduell mit Sekundanten werden, den Zeiten angemessen werden auch Frauen zugegen sein.
Markus Söder ist ohne Zweifel der weit begabtere Taktiker und Stratege. Harmlos erscheinend offeriert er sein „Angebot“, die Kanzlerkandidatur der Christenparteien zu übernehmen, so die CDU dies wolle. Nach dem Verlauf der letzten Tage ist davon auszugehen, dass Söder wie ein begabter Tennisspieler die Züge seines Kontrahenten vorausgedacht hat. Auf die Bestätigung in Präsidium und Vorstand im Konrad-Adenauer-Haus setzte der Bayer das Plazet seiner Parteigremien und neutralisierte Laschets Vorhand. Was folgte, war der Netzangriff mit einem Volley ins Feld des Favoriten. In die Fraktion sei hineinzuhören, weswegen er sich den Fragen der Abgeordneten stelle.
Dort erlebte der sich sträubende „Armin“ sein Debakel. In einer vierstündigen Sitzung sprachen sich 22:6 Parlamentarier der Union (eigene Aufschläge nicht gezählt) für den blauweißen Volkstribun aus. Gut vorbereitet waren die Treffer, die gestern einen demoralisierten CDU-Chef zurückließen. Jetzt geht es um die Frage: Wirft der offensichtliche Verlierer das Handtuch?
Erstaunlicherweise stellen sich nun nicht nur CDU-Granden, sondern auch Hauptstadt-Journalisten hinter den angezählten Parteichef und greifen gleichzeitig den Liebling der Massen an. Nach Ansicht führender Meinungsmacher hätte die Union die missliche Angelegenheit still regeln sollen, wobei die Rolle des Verzichtenden Markus Söder zugedacht ist. Nur warum? Um die Einheit der Partei zu wahren? Um die CDU davor zu bewahren, innerhalb kurzer Zeit einen weiteren Vorsitzenden zu verschleißen und zur „SPD der Konservativen“ oder wie immer man das nennen mag, zu werden? Die Argumente sind wenig durchdacht.
Armin Laschet scheint sich vorgenommen zu haben, als unbeliebtester Bewerber der Geschichte der Union ins Kanzleramt zu ziehen. Das ist allein für ihn eine angenehme Fiktion, für sonst aber niemanden. Kaum ein potentieller Wähler vertraut ihm, viele Anhänger der Schwarzen würden bei seiner Kandidatur die Flucht ergreifen. Das würde insbesondere die FDP freuen, weshalb Alexander Graf Lambsdorff auch bereits eilfertig seine Sympathie für den Regierungspartner in NRW bekundete. Laschet kalkuliert, dass ihm 25% für die Kanzlerkrone reichen würde. Für seine Partei und für viele Abgeordnete, die dabei ihr Mandat verlieren würden, wäre es jedoch eine Katastrophe. Die Union würde ihre strukturelle Mehrheitsfähigkeit verlieren.
Während Laschet auf Platz setzt, geht Söder All in. Wenn die Konservativen ihre Position verteidigen und ein potentielles Linksbündnis von Grünen und Roten verhindern wollen, benötigen sie ein Ergebnis um die 30%. Dafür steht der hemdsärmelige Franke, nicht aber der im Dreiländereck des Westens aufgewachsene Christdemokrat. Mit ihm droht der Partei die heftigste Niederlage ihrer Geschichte. Doch das schreckt Laschet nicht und das ist das eigentlich Erschreckende.
Die Argumentation lautet, Umfragen könnten sich ändern. Aber sie müssen nicht. Politiker stürzen auf der Sympathieskala schneller ab als dass die aufsteigen. Vertrauen braucht lange aufgebaut zu werden, aber es geht manchmal über Nacht verloren. Die verbleibende Zeit bis zum Wahltag reicht zwar Söder vom Umfragethron zu stürzen, nicht aber um den 1,70-Mann zum strahlenden Helden zu machen. Wie soll das auch gehen?
Laschet sei eine integre Persönlichkeit, der divergierende Interessen einbinden kann. Aber die Zeiten sind nicht nach diesem Politikertypus. Überall werden die Ellbogen ausgefahren. Amerikaner, Israelis, Chilenen und Briten haben so ihre Bevölkerungen in Rekordtempo vor dem Covid-19-Virus geschützt. An ihrer Spitze stehen Machtmenschen, die ihresgleichen an die erste Stelle setzen. In der EU versuchen Italien, Spanien und Frankreich mit Machtgehabe finanzielle Ressourcen für ihre Länder abzuzweigen. Und auch die Deutschen zeigen mit ihrer Vorliebe für Söder, dass sie das Breitbeinige in der Politik wieder schätzen lernen. Berlin erlebt die Reinkarnation des Basta-Kanzlers Gerhard Schröder.
Darüber hinaus werden sich die Wähler auch fragen, ob man das Land einem Politiker anvertrauen kann, der nicht einmal ein paar Klausuren aufbewahren kann. Vor wenigen Jahren war Laschet noch im Nebenberuf Lehrbeauftragter der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. 2015 verschlampte er die Klausuren seiner Studenten, wollte dies jedoch vor der Hochschulleitung verschleiern und erfand stattdessen Noten und Studenten. Auf diese Weise vergab er mehr Abschlussnoten als Prüflinge vorhanden waren. Laschet konnte den Sachverhalt nicht aufklären, die Hochschulleitung hatte Zweifel an seiner Ehrlichkeit und trennte sich von dem Politiker. Die Studenten durften als Belohnung die Klausuren noch einmal neu schreiben. Würden Sie so jemanden auch nur ihren sorgsam getrennten Müll anvertrauen?
Zugegeben, ich bin da nicht neutral. Ich war schon zu einer Zeit Söder-Fan, als es den Begriff noch nicht gab. Die Mischung zwischen mit allen Wassern gewaschenen Machtpolitiker und Populist gefällt mir. Das Gegenteil sind wandelnde Vermittlungsausschüsse, die selbst nachts um drei noch wegweisende Entscheidungen treffen wollen. Der Regent in der Münchner Staatskanzlei mag ruchlos sein. Aber das ist Angela Merkel auch, nur verkauft sie es anders.
Laschet hat die Chance (fast) verpasst, gesichtswahrend aus der Angelegenheit herauszukommen. Doch das ist sein Fehler, nicht der seines politischen Gegners. Als er zur Wahl um den CDU-Vorsitz antrat, spekulierte er erst gar nicht, die Partei in ihrer Mehrheit zu überzeugen. Erwartungsgemäß landete er beim ersten Wahlgang deutlich hinter Merz nur auf Platz 2. Das ist das ehrliche Ergebnis. Ein solches Kalkül für die Bundestagswahl kann jedoch verheerend ausgehen, für seine Partei als auch für das Land. Ein Land, das sozial fühlt und konservativ denkt, eignet sich nicht für woke Weltverbesserungsphantasien.
Die CDU-Delegierten haben möglicherweise einen großen Fehler begangen, als sie einen der unbeliebtesten Politiker des Landes zu ihrem Vorsitzenden ernannten. Sein geringes Ansehen in der Bevölkerung ist seit langem wohlbekannt. So kann man vielleicht noch Parteivorsitzender einer untergehenden Volkspartei werden, aber im Medienzeitalter nicht Bundeskanzler. Parteibindungen sind weitgehend aufgelöst, gewählt werden Persönlichkeiten, nicht Programme. Diese Lektion hat die SPD seit Jahrzehnten nicht mehr begriffen und die Union ist dabei sie zu vergessen.
Laschet ist damit ein Bewerber alter Schule. Im Vertrauen auf Parteibindungen hofft er auf seinen persönlichen Karrierehöhepunkt. Egal wie die Nase an der Spitze heißt, gewählt wird die Partei. Doch so läuft das Spiel nicht. Mit einem Kandidaten Laschet gäbe die Union das wichtigste Pfund aus der Hand, mit der sie so lange wuchern konnte: die Persönlichkeit an der Spitze. Wenn der CDU-Kandidat in seinen Popularitätswerten noch hinter einer führungsunerfahrenen Annalena Baerbock zurückfällt, was spricht dann überhaupt noch für die Konservativen? Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten wissen wir zudem: Im Rennen zweier unbeliebter Kandidaten gewinnt meist der Außenseiter.
Es heißt, wenn die CDU sich nicht hinter ihrem Vorsitzenden schare, könne sie gleich einen Neuen wählen. Das mag so sein, ist aber ein Dilemma, in das Laschet mit seinem fehlgeleiteten Ehrgeiz und Geringste-Übel-wählende Funktionäre die Partei geführt haben. Immer in die falsche Richtung zu laufen führt, wie Amerikaner sagen auch zum Dead end. Die Entscheidungsträger würden Harakiri spielen. Denn geht die Bundestagswahl wie von Demoskopen prognostiziert daneben und landet die Union in der Opposition, wird ohnehin Tabularasa gemacht. Bei einem Wahlergebnis von 24% wäre Laschet nicht mehr zu halten und Merz nicht zu verhindern. Da knapp sechs Monate später auch in NRW neu gewählt wird, könnte Laschet binnen Jahresfrist gleich zum Triple-X werden: Ex-Vorsitzender, Ex-Kanzlerkandidat, Ex-Ministerpräsident.
Zieht also Laschet endlich zurück? Markus Söder, bitte übernehmen!
In der vergangen Woche hatte Forsa eine Umfrage gemacht noch bevor beide Ihren Hut in den Ring geworfen hatten. Die Ergebnisse sind für Laschet höchst niederschmetternd:
„ Als vertrauenswürdig bezeichnen Laschet zwölf Prozent der 2.024 Befragten, Söder 27 Prozent. 34 Prozent trauen Söder zu, dass er die anstehenden Probleme rechtzeitig erkennt. 30 Prozent meinen, dass er sie auch löse. Laschet trauen hingegen nur sechs Prozent zu, Probleme rechtzeitig zu erkennen, nur vier Prozent trauen ihm die Lösung dieser Probleme zu“
Laschet hätte das Momentum nach seiner Vorsitzendenwahl nutzen müssen, aber er hat gezögert und abgewartet. Wahrscheinlich ahnte er schon, dass der Rückhalt in einigen Landesverbänden und in der Bundestagsfraktion fehlte.
Jetzt hat sich die Union in einen ziemlichen Schlamassel manövriert – Söder wird die Partei auch nicht ziehen können. Aber in einem gebe ich Ihnen Recht, die Chancen für Söder sind besser als die von Laschet, aber ob Sie gut sind ist noch nicht ausgemacht.
Der Punkt ist doch, dass Laschet ein miserabler Kandidat ist und auch als CDU-Vorsitzender nur als zweite Wahl gelten kann. Ich halte es eben für Wahnsinn, mit solchen Persönlichkeitswerten nach der Kandidatur greifen zu wollen. Hinzu kommt die Geschichte mit den verlorenen Klausuren. Das ist schon für Hochschullehrer unverzeihlich. Für einen Politiker dagegen ist die Unehrlichkeit aus Gründen des Selbstschutzes und zum Schaden von 28 Studenten eigentlich ein Knock-out-Kriterium. Wenn die Medien schon so viel über Söders ruchlosen Charakter schreiben…
Der Schlamasel war war die Wahl Laschets zum Vorsitzenden und dessen fehlende Einsicht in reale demokratische Verhältnisse. Mit Söder kann die Union zwischen 25 und 30 Prozent landen. Mit Laschet wären 25 Prozent bereits ein tolles Ergebnis. Das ist der Unterschied. Ich verstehe jeden Laschet-Gegner ;-): Ein solches Risiko kann man eigentlich nicht eingehen. Wofür? Für einen stets unvorbereiteten Schussel, der regelmäßig kneift?
Auf der Skala von CDU-Politikern ist registriert das mit den Klausuren doch nicht mal…^^
@ Stefan Sasse 15. April 2021, 08:35
Auf der Skala von CDU-Politikern ist registriert das mit den Klausuren doch nicht mal…^^
Schavan …
Huch, sogar ohne Bildchen? Und btw, kann ein Mann als burschikos bezeichnet werden oder geht das nur für Frauen? 😉
Erstmal Asche auf mein Haupt, mein Tipp irgendwann, dass Söder nicht kandidieren will, war falsch.
Ansonsten verfolge ich mit offenem Mund und viel Popcorn das Spektakel, das da plötzlich abgeht. Und wundere mich, dass es anscheinend überhaupt keinen Prozess gibt, diese Frage zu klären, wenn nicht einer freiwillig zurückzieht.
Ich finde auch, dass es jetzt eigentlich für Laschet mehr ein All In ist, wenn da nicht irgendein Befreiungsschlag kommt, kann er auch gleich als Parteivorsitzender wieder seinen Hut nehmen und würde damit jeden SPD-Rekord einstellen. (womit die Union dann erst recht im Chaos versinkt und dann kommt der Gott-sei-bei-uns-Merz doch wieder um die Ecke^^)
Neben dem Coronamurks (das ja nebenbei unverändert weiterläuft, die sind ja nebenbei noch Ministerpräsidenten) haben sie sich jetzt in eine weitere Lose-lose-Situation gebracht. Nach dem Flügelkampf haben sie jetzt Flügelkampf + Schwesternparteienkampf (während die CDU Thüringen wieder freidreht und Maaßen für den Bundestag aufstellt)
Ich persönlich würde mein Geld eher noch auf Laschet setzen, ich glaube das Risiko, dass die beiden Parteien dann erst recht in einem Desaster enden ist den meisten zu hoch und so gut gelitten sind die CSU und Söder eben auch nicht. Der zehrt momentan sehr von seinem Umfragehoch (was sich aber schnell ändern könnte, weil sich gerade viel auf Laschet einschießt und das würde dann Richtung Söder gehen)
Und Söder wäre nun mal alles in allem auch kein perfekter Kandidat. Btw das könnte eh relativ regional werden: Söder mit Bayern first, Laschet als katholischer Rheinländer, Scholz und die Grünen dann eher als Nordfraktion, das würde ich auch nicht unterschätzen.
Und dass die Union so abgerutscht ist, liegt auch nicht nur an Laschet, sondern vor allem am Pandemiemurks und den ganzen Korruptionsaffären, auch das würde unweigerlich auf den Kanzlerkandidaten abstrahlen. Und es ist die Union, wenn die so ins Risiko gehen und einen strahlenden Held suchen, der sie rettet, mache ich mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen.
Völlige Zustimmung.
Ansonsten verfolge ich mit offenem Mund und viel Popcorn das Spektakel, das da plötzlich abgeht.
Ja, und das ist mit das Beste an Politik. Der Kampf umd die Kandidatur in der CDU zeigt, dass der Posten wichtig ist und nicht einfach per Akklamation vergeben wird wie so häufig. Mich wundern die Irritationen des Publikums. Allen Ernstes wollen gerade Journalisten, dass das wichtigste Regierungsamt im Staate hinter verschlossenen Türen per Abzählreim ausgemacht wird. „Ich hab‘ mehr Mitglieder!“
2016, nur zur Erinnerung, veranstalteten die französischen Konservativen ebenfalls einen Wettkampf um die Präsidentschaftskandidatur. Das verschaffte den Les Republicains und ihrem Kandidaten François Fillon einen enormen Aufschwung – der später nach Korruptionsvorwürfen in einem großen „Puff“ unterging. Nein, so ein Fight muss nicht schlecht sein, es ist lebendige Demokratie.
Laschets Persönlichkeitswerte sind dauerhaft schlecht. Das waren sie schon 2018, als er eine Kandidatur um die Nachfolge Merkels erwog, das ist bis heute noch weit schlechter geworden. Dass ein solcher Politiker, über den sich die Öffentlichkeit seit langem ein Urteil gebildet hat, plötzlich wie Phoenix aus der Asche kommt, wäre ein absolutes Novum. Von Norbert Röttgen stammt der Satz, sein Image sei dauerhaft beschädigt. Gemünzt war es allerdings auf den FDP-Parteichef und Bundesaußenminister Guido Westerwelle, dessen Werte ähnlich abgeschmiert waren wie die von Laschet heute. Solche Imageschäden sind irreparabel.
Wer auf die schlechten Werte von Söder 2018 verweist, hat Unrecht. Damals war der bayrische Ministerpräsident für viele in Deutschland noch ein ganzes Stück unbekannt, viele hatten aufgrund fehlender Bekanntheit keine Meinung zu ihm. Und die, die eine hatten, hatten eine schlechte. Mit steigender Bekanntheit gewann Söder. Laschet war damals auch für viele eine unbekannte Nummer, nur konnte er sein Image nicht zum Positiven wenden.
Laschets größtes Handicap ist seine Rethorik. Er spricht verschachtelt, vorsichtig und ohne Botschaft. Dadurch wirkt er einfältig und so unbeholfen wie seine Vorgängerin. Das war schon bei Helmut Kohl ein Problem, doch der Pfälzer kam 1982 ins Amt, als solche fehlenden Eigenschaften noch nicht so ins Gewicht fielen.
Wie exzellent Söder journalistische Angriffe zu parieren weiß, davon konnte sich jeder in der vergangenen Woche bei Markus Lanz überzeugen. Der gewiefte Frager konnte selbst mit seinem Assist Hajo Schumacher den Inszenierungskünstler nicht knacken – was beide sich nach dem Interview gegenseitig bestätigten. Ihr Verdikt vor laufenden Kameras: Söder ist nicht zu irritieren, große Klasse.
Söder gilt als das Neue, Laschet als die Fortsetzung von Merkel. Und das wollen die wenigsten Wähler. Obwohl auch die CSU ihre Problemfälle hat, strahlte die Provisionsaffäre fast nur auf die CDU ab. Inzwischen sind diese Vorgänge in den Umfragen eingepreist.
Und was passiert Deiner Ansicht nach eigentlich, wenn die CDU im September eine historische Niederlage mit 24-25 Prozent einfährt, wie es manche Demoskopen für absolut möglich halten? Bleibt Laschet dann CDU-Vorsitzender? Kann er bei der schlechten Stimmungslage dann wenige Monate tatsächlich sein Amt in NRW verteidigen? Ich nehme Wetten an. 😉
Weil es btw sonst immer heißt, ich wäre so ein Merkel-Fan: das ist momentan irgendwie eine irrwitzige Form von verbrannter Erde, sie hinterlässt Land und Partei quasi in rauchenden Trümmern.
Und das Problem ist hier ein wenig anders gelagert, während bei den Konservativen vielleicht irgendwie Korruption mit eingepreist ist, sind es solche Parteikämpfe eben nicht. Da liegt der Vorteil bei den Linken, da gehört das zum Markenkern und man hat es auch irgendwie mehr oder weniger institutionalisiert. Die Union ist da total blank, die wissen ja nicht mal mit welcher Prozedur die das jetzt lösen wollen.
Und nein, natürlich ist Laschet kein guter Kandidat. Mir unverständlich, wie jemand mit so einem Auftreten auch nur Ministerpräsident werden konnte. (und btw spielt Söder gerade die „ich bin Merkel 2 – Karte^^).
Nur die Idee, dass man mit Söder dann plötzlich nur qua Person auf die 30% kommt, halte ich für genauso absurd. Das ist zu einfach gedacht und da spielt auch ganz viel Hoffnung mit rein, dass es einfach nur an Laschet liegt.
So haben sie einen schlechten Kandidaten, aber weniger Flurschaden. Bei Söder wäre es umgekehrt. Ich kann es aktuell wirklich schwer voraussehen, weil die Union vollkommen durcheinander scheint. In einer Staatskrise. Für die „natürliche Regierungspartei“
Ich sag ja, lose-lose. Weiß nicht, wie sie sich da wieder rauskämpfen wollen.
@ Ariane 15. April 2021, 13:23
Weil es btw sonst immer heißt, ich wäre so ein Merkel-Fan: …
Das warst Du doch auch die ganzen Jahre …
… das ist momentan irgendwie eine irrwitzige Form von verbrannter Erde, sie hinterlässt Land und Partei quasi in rauchenden Trümmern.
Ja, irgendwie brutal.
Nur die Idee, dass man mit Söder dann plötzlich nur qua Person auf die 30% kommt, halte ich für genauso absurd.
Nun ja, die Aussage war, dass man mit Söder 5 % mehr holen kann. Das halte ich für möglich.
… und da spielt auch ganz viel Hoffnung mit rein, dass es einfach nur an Laschet liegt.
Das sind halt die beiden Kandidaten. Siehst Du andere? Röttgen nicht, Spahn nicht, Merz nicht – alles keine besonders tollen kandidaten, alle besser als Laschet, aber kaum erfolgsversprechender als Söder.
Ich sag ja, lose-lose.
Definitiv!
Weiß nicht, wie sie sich da wieder rauskämpfen wollen.
Irgenwie werden sie da rauskommen (müssen), und in sechs Monaten interessiert das keine Sau und keinen Eber mehr.
Das warst Du doch auch die ganzen Jahre …
Nein, das denken nur die krassen Merkelkritiker, weil ich Facetten an ihr positiv finde, das macht mich nicht zum Fan. Ich habe durchaus auch einiges an Kritik.
Es wirft allerdings die Frage auf, ob es generell unmöglich ist für einen Kanzler „freiwillig“ (also ohne eine verlorene Wahl) aus dem Amt zu scheiden. Eine große Führungspersönlichkeit war sie ja eh nie, aber in dieser Legislaturperiode ist sie halt mehr eine Art Bundespräsidentin II und das hat eben auch die CDU destabilisiert.
Das sind halt die beiden Kandidaten. Siehst Du andere? Röttgen nicht, Spahn nicht, Merz nicht – alles keine besonders tollen kandidaten, alle besser als Laschet, aber kaum erfolgsversprechender als Söder.
Mein Vater würde dir jetzt Daniel Günther vorschlagen 😉
Aber nein, ein dritter Kandidat würde ja das Chaos aktuell nur noch verschlimmern. Klar ist Söder der charismatischere und dazu in einem Umfragehoch.
Das ist aber halt auch nur eine Facette, dazu spielt noch die innerparteiliche Ebene mit rein und dass es zwei Parteien sind. Söder würde das Gefüge total destabilisieren und ich sehe auch keine Möglichkeit für Laschet, da irgendwie unbeschadet herauszukommen. Es gab ja sogar schon das Gerücht, man wolle ihn irgendwie zum Bundespräsidenten machen (dann kann die Union gleich wieder 3% verlieren, das kommt nicht gut an).
Und mit Söder an der Spitze würde der Streit ziemlich sicher recht ungebremst weitergehen. Eigentlich müssen sie für den Wahlkampf da irgendwie Ruhe reinbringen.
Deswegen sehe ich Laschet einen Tick vorne, im Zweifel entscheidet man sich für den schlechteren Kandidaten, aber für mehr innere Stabilität. 55:45 würde ich sagen.
@ Ariane 16. April 2021, 05:46
Nein, das denken nur die krassen Merkelkritiker, weil ich Facetten an ihr positiv finde, das macht mich nicht zum Fan. Ich habe durchaus auch einiges an Kritik.
All die Jahre nur ein paar „Facetten positiv“, aber sonst „Kritik“? Ja, nee, is‘ klar …. 🙂
Mein Vater würde dir jetzt Daniel Günther vorschlagen.
Sagen wir mal so: Der steht nicht auf der Liste. Stände er dort, stände er in meinen Augen deutlich vor Armin Laschet. Wenn er keinen Mist baut in den nächsten Jahren, wird er seine Chance bekommen.
Söder würde das Gefüge total destabilisieren …
Nein, es sind interne Kämpfe der CDU, die für Destabilisierung sorgen. Wenn man gemeinsam als Union gewinnen will, könnte die CDU nach 16 Jahren Merkel (jedes Mal mit vielen Stimmen und starker Unterstützung der CSU) auch mal dem kleineren Partner einen Versuch gönnen, zumal der aktuell die deutlich besseren Karten hat. Die Vorteile wären eine deutlich bessere Einbindung der CSU, die nicht gegen „ihren“ Kanzler agieren könnte, und auf Jahre „Ruhe im Schiff“.
Die aktuelle Situation wirkt sicherlich destabilisierend, wenn auch mehr für die CDU als die CSU, und der Destabilisator ist aus den hier und weiter unten genannten Gründen maßgeblich Armin Laschet.
… ich sehe auch keine Möglichkeit für Laschet, da irgendwie unbeschadet herauszukommen.
Da bin ich bei Dir – die sehe ich auch nicht mehr.
Und mit Söder an der Spitze würde der Streit ziemlich sicher recht ungebremst weitergehen.
Muss nicht sein. Wenn, wäre das ausschließlich ein internes Problem der CDU. Söder will nicht streiten oder Recht bekommen oder diskutieren, der will gewinnen – mit einer Zielstrebigkeit, die Laschet nicht zeigt.
Im Moment nehmen sich viele kleine Lichter in der CDU zu wichtig, und urteilen nicht nach Siegeschancen für die Union, sondern nach egoistischen Motiven. Was für die Union letztendlich schädlich ist, ist die deutliche Sichtbarkeit. Nun sind Söders Beweggründe sicherlich ähnlich egoistisch, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist er der Mann, der jetzt, in der Stunde der Entscheidung, in den Umfragen vorne liegt.
Es kann kein Argument sein zu sagen, dass sich das Blatt zugunsten Laschets wendet; die Wahrscheinlichkeit ist so viel größer, dass das nicht passiert.
Welches Chaos? Ein Zweikampf um die Kandidatur für das wichtigste Amt im Staate ist doch kein Chaos.
Welche innere Stabilität? Es gibt in der CDU praktisch niemanden, der aus Überzeugung für Laschet kämpfen würde. Die Abstimmungen am Montag in Vorstand und Präsidium folgten allein der Parteidisziplin, was sich später zeigte, wo niemand – und schon gar nicht kämpferisch – die Stimme für Laschet erhob.
Söder ist nicht Strauß und nicht Stoiber. Das macht einen gewaltigen Unterschied.
Ich verstehe dieses Chaos-Argument auch nicht, aber es kommt immer, wenn in einer Partei zwei Leute um denselben Posten streiten. Komplettversagen der Medien IMHO.
Ja, was derzeit für ein Zinober veranstaltet wird, weil Söder versucht die Kandidatur zu erringen. Er solle doch bitte schön sich an die Beschlüsse der Gremien halten. Wenn es danach ginge, wäre Schröder niemals Kanzler geworden.
Warum, Lafontaine hielt sich doch an den Deal mit der NS-Wahl? Aber stimme dir in der Sache völlig zu.
Welche NS-Wahl?
Niedersachsen. Da war doch der Deal, dass wenn Schröder mit X% gewinnt, wird er Kandidat.
Die Stimmung am Wahlabend war so, dass wenn Lafontaine das nicht getan hätte und das Momentum genutzt, hätte es eine Revolte gegeben. Medien und Parteianhänger waren damals in den frühen Abendstunden des März, als die Studios einen überwältigenden Wahlsieg Schröders verkündeten, total euphorisiert. Und Lafontaine war als Parteichef diszipliniert, ja.
Mein ich ja. Aber ich dachte die hätten einen Deal gemacht, dass wenn Schröder eine bestimmte Prozentzahl erreicht, er Kandidat wird.
Die Zielmarke war erreichbar. Schröder hat das immer so formuliert: Sollte er mehr als 2% gegenüber der vorherigen Wahl verlieren, wäre er ohnehin aus dem Rennen. Die Prognose um 18 Uhr zeigte einen Stimmenzuwachs von 5%. Um so 18:20 Uhr lief dann über den Ticker, das Lafontaine Schröder zum Kanzlerkandidaten der SPD ernennt. Am Ende wurde es allerdings ein Stimmenzuwachs von „nur“ 3,6%.
Ich weiß; wollte ja nur auf den Deal hinweisen 😉
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 13:57
Komplettversagen der Medien IMHO.
Zustimmung. Anstatt zu sagen, wo die Unterschiede zwischen den Kandidaten liegen, und an welchen Stelle unterschiedliche Politik zu erwarten ist, beziehen sie Partei.
Jämmerlich.
Die dürfen ja gerne Partei beziehen! Aber nicht ohne Begründung und mit so Blödsinn wie sie es tun.
Na klar ist das Chaos, sonst hätten sie ja einen geplante Prozedur dafür und müssten nicht spontane Unterschriftenaktionen starten:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-04/union-markus-soeder-armin-laschet-kanzlerkandidatur-cdu-csu-fraktion
Welche innere Stabilität? Es gibt in der CDU praktisch niemanden, der aus Überzeugung für Laschet kämpfen würde.
Ich denke, du lässt dich da ein bisschen von deinen eigenen Gefühlen mitreißen, liest sich ein bisschen wie früher als du meintest, wirklich alle in der CDU hassen Merkel^^
So einfach ist es halt nicht, er hat ja jetzt auch nicht aus Zufall die Abstimmung zum Vorsitzenden gewonnen. Der hat schon seine Unterstützer, dazu kommen noch andere Motive, wie der Machtkampf mit der CSU.
Siehe Schäuble aus dem obigen Artikel:
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sprach sich hingegen uneingeschränkt gegen einen CSU-Kanzlerkandidaten aus. Seit 70 Jahren sei der Blick der bayerischen Schwesterpartei auf die CDU: „Wir sind die Genies, und ihr seid nur Durchschnitt“,
Das spielt eine Rolle. Zudem spielt der Lagerkampf da auch mit rein, die einen wollen lieber einen weicheren Kurs, die anderen hoffen auf Söders „klarere Kante“ Das ist schon eine komplexere Situation als nur „Söder hat gerade gute Umfragewerte“ Außerdem ist die Union nicht die SPD, die stürzen sich nicht ins eigene Schwert fürs großere Wohl^^
Das heißt ja nicht, dass Söder chancenlos ist. Ich weiß es wirklich nicht, ich glaube nur nicht, dass die Probleme mal fix erledigt sind, nur weil sie den beliebteren Kandidaten nehmen. Und es gehört schon was dazu, den neugewählten Vorsitzenden gleich wieder zu düpieren und gerade in der Union ist das nun mal Ballast für die Wahl, eben weil das nicht so eingepreist ist wie bei linken Parteien.
So etwas habe ich nie geschrieben. Merkel steht für einen Teil der CDU. Aber eben nur einen Teil und der macht nicht einmal 60 oder 70 Prozent aus. Friedrich Merz konnte zweimal knapp 50% abräumen, weil sich dieser Teil der Partei seit langem nicht repräsentiert fühlt. Wie demoskopische Studien zeigen, sind es in der Unionswählerschaft sogar noch mehr.
Du und Stefan haben oft erzählt, Merkel habe die CDU modernisiert und ihr neue Wählerschichten eröffnet, ohne die sie heute nicht mehrheitsfähig sei. So, wo sind die denn? Die sind zu den Grünen gegangen. Man wählt immer das Original. Stattdessen performt die Partei nun seit Jahren noch unter ihrem Stammwählerpotential, das ist nicht gerade herausragend gut zu nennen.
3%, in Worten: drei Prozent wünschen sich Armin Laschet als Kanzler. Nun ja, um zumindest die Mehrheit zu überzeugen, fehlen ihm gerade noch – warte, Taschenrechner – 47% plus eine Stimme. Lass es mich mal so sagen: eher erreicht die LINKE die absolute Mehrheit als dass Laschet Sympathieträger wird.
Chaos ist, wenn kein Ziel erkennbar ist. Das Ziel ist durchaus klar und der Fahrplan straff. Entweder an diesem Wochenende oder Anfang der kommenden Woche wird die Union ihren Kanzlerkandidaten haben, rund eine Woche nach Ausbruch des Kandidatenwettstreits. Das ist eigentlich sehr kurz und knapp. Dafür aber heftig, zugegeben. Die Parteien sind sich einig, dass sie nicht mit getrennten Kandidaten antreten. Sie sind einigungsbereit. Sie haben keinen Streit über Programmatik und Themen. Zwar ist nicht formell festgelegt, aber entweder beide werden sich handelseinig oder die Fraktion wird am Dienstag eine demokratische Entscheidung treffen.
Es gibt chaotischere Zustände.
So einfach ist es halt nicht, er hat ja jetzt auch nicht aus Zufall die Abstimmung zum Vorsitzenden gewonnen.
Doch. Genau das ist das Problem. Noch vor der Wahl wurde spekuliert, ob Laschet am Ende auf Platz 3 landen könnte, so vakant waren seine Truppen. Es ist die Parteiräson, die zusammenhält und die Abwehr von Friedrich Merz.
Es bleibt dabei: in der Union streiten verschiedene Fraktionen. Die Merkelianer sind zwar zahlenmäßig die stärksten, aber auch sie stehen nicht für die Mehrheit der Partei. Söder gilt da für andere als die zeitgemäßere Variante von Merz.
Söder hat heute die Abstimmung unter den CDU-Ministerpräsidenten mit 3:2 gewonnen. Das ist ein Signal.
Die Merkelianer sind zwar zahlenmäßig die stärksten, aber auch sie stehen nicht für die Mehrheit der Partei.
Ähm, wie geht das? Zählst du da noch eine schweigende Mehrheit mit?^^
Wie gesagt, ich halte Söder auch für den stärkeren Kandidaten, bin nur nicht sicher, ob das auch den Ausschlag gibt. Stefans Vergleich mit dem Schulzzug ist nicht verkehrt.
Und ich würde mich da noch nicht festlegen, aktuell versucht Söder die neue Version von Merz UND Merkel zu sein, was einer Quadratur des Kreises nahekommt, aber brillant, soviel muss man ihm ja zugestehen 😉
Und ja, es ist nur eine Weiterführung des alten Lagerkampfes, das wird so oder so auch noch eine Weile weitergehen. Die Frage ist halt, ob sie das soweit hinbekommen, ohne die halbe Partei dabei zu zerlegen.
Du meinst auch, ich saug‘ mir solche Sachen aus den Fingern, oder? 😉 Es ist Analyse. Beim Bundesparteitag 2019 trat Annegret Kramp-Karrenbauer als erklärte Wunschnachfolgerin von Angela Merkel an. Ihre Gegenkandidaten waren klare politische Gegner der Kanzlerin, Jens Spahn und Friedrich Merz. Keinem von beiden wird eine Nähe zum Merkel-Lager nachgesagt, schon gar nicht 2019. AKK erhielt im ersten Wahlgang 45% der Delegiertenstimmen. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass das alles nur überzeugte Merkelianer gewesen sind, beschreibt das die maximale Größe des Flügels.
2021 trat wieder Friedrich Merz an, der Kandidat der Merkelianer war nun allerdings Armin Laschet, der mit anderen in Verbindung steht. So holte er Jens Spahn in sein Team, außerdem regiert er in NRW mit der FDP, nicht gerade der bevorzugte Partner der Merkelianer. Die Kanzlerin hat die Liberalen 2009 – 2013 geschrumpft bis ignoriert. Auch am Scheitern der Jamaikaverhandlungen hatte sie ein gerütteltes Maß an Schuld. AKK selbst hat die Liberalen 2012 aus ihrer Regierung geschmissen.
Dritter Kandidat war Norbert Röttgen, ein Solitär, der allerdings für manche als Kompromisskandidat galt. Laschet holte in dieser Konstellation 38% im ersten Wahlgang, also weniger als der Merkel-Liebling zwei Jahre zuvor. Auf der anderen Seite wurde der Sauerländer Merz diesmal nicht vom Schäuble-Lager, ebenfalls kein Merkelianer, unterstützt. Damit ist das Lager umrissen, irgendwo mit 38 – 45 Prozent ist eine gute Schätzung.
Söder ist weder das eine noch das Andere. Zu Merz fehlt ihm die Prinzipienfestigkeit, zu Merkel das Ausgleichende und Integrierende. Wie gesagt, wie erinnert er an den Gerhard Schröder 1992 – 1998. Und von dem war ich auch Fan. 🙂
Die Union ist eine sehr disziplinierte Partei. Selbst wenn Laschet nun unterliegt, wird er nicht hinschmeißen. Das hat AKK auch nicht getan. Das sind pflichtbewusste Politiker.
Merkel hat die FDP nicht ignoriert. Sie hat sie marginalisiert, aber das hat sie mit der SPD vorher ja auch gemacht, und die wurde von ihr auch nicht ignoriert. Die Ursachen sind da schon etwas komplexer als dein monothematisches „Danke, Merkel“.
Sämtliche Wünsche der 15%-Partei wurden abgelehnt oder unter Finanzierungsvorbehalt gestellt. 2010 wurde dann alles einkassiert, keine Spielräume. Das war ihr Urteil. Solches ist der SPD nie widerfahren, auch 2018 nicht, nachdem man nur 20% eingefahren hatte. Es ist offensichtlich, wem Merkel (weit) näher steht.
Die FDP, das kannst Du mir glauben, wäre glücklich gewesen, hätte Merkel ihre gesamten Kernanliegen übernommen.
Das würde ich nie behaupten. Aber sorry, so wie du das darstellst, bestand die FDP halt auch nur aus Knalltüten. Wer sich derart ausmanövrieren lässt, hat es nicht besser verdient. Beziehungsweise hätte, weil ich halte deine Interpretation für überzogen.
Die FDP weiß selbst, dass sie sich damals hat ausmanövrieren lassen. Aber deswegen werden Liberale und Merkel in diesem Leben keine Freunde mehr. Nur: so hatte sich Kohl nie verhalten.
Lindner wusste um die Unerfahrenheit seiner Truppe, als sie in den Bundestag zurückkehrten. Deswegen war er ja Regierungsavancen schon im Wahlkampf sehr ablehnend gegenüber. Remember: habe ich selbst oft gesagt.
Nochmal: Ja, sie haben sich ausmanövrieren lassen und alles. Aber deine Geschichte ist einfach zu stark einseitig in der Darstellung. Ist ja nicht so, als hätte die FDP nicht ihrerseits auch viele Akzente gesetzt und Macht besessen. Ich schreib übrigens gerade an einem Artikel, in dem das Thema (auch) vorkommt.
Die SPD hat den Mindestlohn, die Ehe für alle, die Rente mit 63 und die Mindestrente bekommen. Und die FDP? Ach ja, Umsatzsteuerermäßigung für Hoteliers. Beim Thema Steuersenkung oder nur der Vereinfachung der Gewerbesteuer hieß es: wir haben kein Geld. Zwei Jahre später war der Betrag für Mütterrente und Rente mit 63 verfügbar.
Ich weiß. Die FDP hat aber extrem viel verhindert in jenen Jahren. Liegt in der Natur der Sache: Konservative verhindern Sachen, Progressive wollen sie. Die SPD legte Merkel logischerweise keine Steine in den Weg, wenn sie was machen wollte, während die FDP vieles von ihr verhindern wollte und auch verhindert hat. Die Seite siehst du nicht, u.a. weil du das nicht als Defizit siehst.
Was bitte hat sie verhindert? Die Union konnte gleich das Kindergeld erhöhen und die Praxisgebühr abschaffen, was noch der FDP als „Erfolg“ angehängt wurde. Selten so gelacht. In der Eurokrise war es am Ende reine Merkelpolitik, die sie auch in der folgenden Koalition fortsetzte. Dass sie da nicht mehr machen konnte, lag an ihrer eigenen Fraktion, die ihr drohte, komplett von den Fahnen zu gehen. Nur zur Erinnerung: die AfD gründete sich damals heraus aus Nationalkonservativen und Liberalkonservativen in der CDU. Die Restriktionen beim ESM gehen auf das Bundesverfassungsgericht zurück, nicht auf die Liberalen.
Die Europolitik, ganz klar! Aber wie gesagt, kommt was eigenes dazu!
In der Europapolitik gab es zwischen 2013 und 2014 keinen Bruch, folglich keinen messbaren Einfluss der FDP.
Da war, im schwäbischen Idiom, „d‘ Katz d’r Boom ’nuff“.
Seit Jahren tut die CDU was? Schau dir mal die Werte an: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2b/Mittelwerte_Sonntagsfrage_Wahl_zum_20._Bundestag.png/575px-Mittelwerte_Sonntagsfrage_Wahl_zum_20._Bundestag.png
Was soll das zeigen?
Dass die CDU in den Umfragen nicht „seit Jahren unter ihrem Potenzial“ liegt.
Ich mache das an dem Stammwählerpotential von 28,5% fest. Corona-Euphorie mal ausgenommen.
Eben. Da performen sie doch nicht signifikant drunter.
Du weißt, was Stammwähler sind? Das sind Wähler, die eigentlich immer ihr Kreuz bei einer Partei machen. Es sei denn, man macht sie mega wütend. Dann gibt es aber noch die Wechselwähler. Die machen einen wesentlichen Teil des Wählermarktes aus. Wenn Du selbst zu der Feststellung kommst, dass die Union nicht mal jeden ihrer Stammwähler halten könne, holt sie schon gar nichts von den Wechselwählern. Du hast aber behauptet, Merkel habe der Union neue Wählergruppen geöffnet. Nochmal die Frage: Wo sind die denn? Wenn das richtig wäre, dann müsste die Union heute 28,5% plus X haben, wobei X mehr als 1 sein sollte. Das wäre nämlich sonst nix.
Tatsächlich hat Merkel die CDU zu einer geteilten Partei gemacht. Die knapp 50% Nationalkonservative und Liberalkonservative, die sich stramm hinter Friedrich Merz gescharrt haben, hat sie nie bedient, ihnen nicht ein Zipfelchen gegönnt. Kein anderer Parteiführer hat so einseitig nur einen Teil der eigenen Wählerschaft und Mitglieder bedient. Ich verstehe wahrlich nicht, wie Du das fortschrittlich finden kannst.
Ah jetzt verstehe ich was du meinst. Ja, das macht Sinn als Kritik. Ich würde dem als These entgegenstellen, dass Merkel den Sinkflug der CDU auf das aktuelle Niveau sehr lange verhindert hat – länger vermutlich, als viele andere in ihrer Partei es vermocht hätten. Ich würde argumentieren, die Stärke der CDU 2005-2018/19 (ca.) war eher die von ihr beförderte Anomalie.
Merkel hat die Frauen gehalten, aber die Männer verloren. Wo hat sie da den Sinkflug der Union gebremst? Es ist ja bei näherer Betrachtung eine lustige Annahme: binnen einer Generation (Mitte der Neunzigerjahre bis 2017) hat sich Deutschlands Frauenerwerbsquote von einem der niedrigsten OECD-Werte zu einem der höchsten aufgeschwungen. Aus Hausfrauen wurden Erwerbstätige. Natürlich oft nicht in der gleichen Person, sondern ältere Frauen und Unionswählerinnen sind gestorben, junge Frauen studierten, gründeten Familie und wurden zu Unionswählerinnen. Aber: ob eine Hausfrau die CDU wählt oder wenn sie dann arbeitet als Arbeitnehmerin, macht zahlenmäßig keinen Unterschied. Welche „Schichten“ soll also Merkel der CDU erschlossen haben? Das ist schon lange ja Dein Argument und die Zahlen zeigen anderes: Großstädte verloren, Frauen ausgetauscht.
Und nur zum Nachdenken: Die CDU wird mehrheitlich von Frauen gewählt, aber ein doch sehr geringer Teil von Frauen will sich bei den Konservativen parteipolitisch engagieren. Das ist ein offensichtlicher Widerspruch. Nirgends ist das Missverhältnis sonst so groß und offensichtlich. Warum ist das so?
Genau!
Ich glaube, das Ergebnis ist der CDU ist gegenüber der Frage, ob sie den Kanzler stellen, zweitrangig. 25% mit Laschet als Kanzler werden sie lieber nehmen als 30% mit Söder in der Opposition (nur als Beispiel, keine Kausalität).
@ Stefan Sasse 15. April 2021, 14:03
Ich glaube, das Ergebnis ist der CDU ist gegenüber der Frage, ob sie den Kanzler stellen, zweitrangig.
Für große Teile der CDU-Parteispitze scheint das so zu sein. Für die Basis gilt das sicherlich nicht. Die, die sich für Laschet aussprechen, kommen aus NRW oder haben ihren Job auch nach der nächsten Wahl sicher. Wessen Mandat auf der Kippe steht, wird klar für den stärkeren Kandidaten votieren.
Das ist ja derzeit Söders Ansatz.
25% mit Laschet als Kanzler werden sie lieber nehmen als 30% mit Söder in der Opposition (nur als Beispiel, keine Kausalität).
Das ist ja nicht die Frage. Denn 25 % mit Laschet garantiert die Kanzlerschaft nicht. Bei 30 % mit Söder ist die Wahrscheinlichkeit größer; der kann mit grün, der kann mit Gelb.
Ja, kein Widerspruch.
Wer CDU? Wenn die Union auf 24, 25 Prozent abstürzen sollte, verlieren 70-80 Abgeordnete ihr Mandat. Dazu kommen zahlreiche Angestellte der Fraktion wie Mitarbeiter der Parlamentarier. Ebenso fällt die Wahlkampfkostenerstattung um Millionen. Ja, das würde kompensiert durch Regierungsposten. Aber: Mit 30% und mit zwei Fraktionen im Deutschen Bundestag, die aus dem Spiel der Koalitionsarithmetik genommen sind, bedeutet das die Regierungsmehrheit.
Nein, das Ergebnis ist keineswegs zweitrangig. Was sollte denn der Vorteil von Laschet sein, das habe ich noch nicht gehört.
Mein Argument ist: Lieber 25% und Kanzler als 30% und Opposition. Selbstverständlich ist 40% Opposition der Basis lieber als 20% Kanzler.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 13:54
Mein Argument ist: Lieber 25% und Kanzler als 30% und Opposition. Selbstverständlich ist 40% Opposition der Basis lieber als 20% Kanzler.
Der Unterschied sind über 30 Mandate, über 30 Abgeordnete samt Anhang, die mit 30% der Stimmen in der Opposition einen Job haben, mit 25% in der regierung ihren Job verlieren.
Interessante Frage ohne (meine Wahrnehmung) klare Antwort.
Es dürfte unstrittig sein, dass die CDU wesentlich mehr Gewicht auf das Regieren legt als die meisten anderen Parteien. Die ist nicht ohne Grund die natürliche Regierungspartei Deutschlands. Verluste von +/- 5% haben sie ja auch etwa 2013 auf 2017 gehabt, ohne dass deswegen die Partei auseinandergerissen wäre.
@ Stefan Pietsch 15. April 2021, 11:41
Wer auf die schlechten Werte von Söder 2018 verweist, hat Unrecht. Damals war der bayrische Ministerpräsident für viele in Deutschland noch ein ganzes Stück unbekannt, viele hatten aufgrund fehlender Bekanntheit keine Meinung zu ihm.
Zustimmung.
Grundsätzlich ist die CSU eine Partei, die viel intensiver in die Bevölkerung hineinlauscht, als andere Parteien da tun. Das Ergebnis ist in der Regel eine Art sanfter Populismus, der meist gut ankommt.
Und Söder ist flexibel. Vom Hackbrett früherer Jahre als Generalsektretär über wilden Nachwuchspolitiker über Landesvater über grün-schwarze identifikationsfigur hat er sich zu einem Politiker entwickelt, der im nichtbayerischen Rest der Bundesrepublik besser angesehen ist als je ein CSU-Politiker zuvor – was für eine Entwicklung. Er kann sanft und zuhörend rüberkommen, aber auch bestimmend und fest; der Vergleich mit Gerhard Schröder, dem bislang größten Volkspolitiker der SPD, passt hier nicht schlecht.
Söder hat ein umfassendes Spektrum, bei dem sicherlich nicht alle, aber doch viele einen großen Interpretationsspielraum finden. Im Vergleich dazu kann Laschet nur „Merkel ohne Kostüm und Raute“.
Eben. Solcher Populismus schützt vor Politikern wie Merkel, die ohne Rücksicht auf Bevölkerungsmehrheiten Politik betreiben. Söder ist ein Volkstribun. Was übrigens viele bei seiner ersten Wahl übersehen: Bekanntlich ist Söder Franke, die in weiten Teilen des Freistaates erst mal schief angesehen werden und ein Akzeptanzproblem haben. Aber auch da hat er sich durchgesetzt. Das ist wirklich imponierend.
„Ohne Rücksicht auf Bevölkerungsmehrheiten“? Das ist ja wohl der kompletteste Bullshit ever. War nicht jüngst noch die Hauptkritik an Merkel, dass sie sich von Umfrageergebnissen und wechselnden Stimmungen beeinflussen lässt? Stichwort Atomausstiegsausstiegausstieg? Wenn es jemand gibt, der mehr Rücksicht auf Bevölkerungsmehrheiten gibt als Merkel, Sachverstand, Notwendigkeit und katastrophale Ergebnisse be damned, dann will ich den sehen.
Ich bin nicht der Ansicht, dass Merkels Politik seit 2010 wesentlich unter dem Eindruck kurzer Stimmungsschwankungen in der Bevölkerung getrieben ist. Sie setzte nach 2005 aufs Präsidiale, weil das Pointierte sie fast ihre Karriere gekostet hätte. Sie initiierte den Atomausstieg aus persönlicher Panik. Die nahm der SPD Themen ab, um sie zu neutralisieren (was etwas anderes ist als ein populäres Pferd zu reiten). Und spätestens bei der Migrationspolitik zeigte sich, dass sie überhaupt nicht nach spontanen Mehrheiten schaut.
Warum nicht? Sie war für Aufnahme, als Refugees welcome voll im Schwung war und selbst die BILD mal kurz auf ihren Rassismus verzichtete, und in dem Moment als das umschwang schwang sie mit.
Nein, nein, nein! Sechs Wochen zuvor erklärte Merkel einem syrischen Mädchen, warum nicht alle bleiben könnten. Dann spitzte sich die Situation am Budapester Hauptbahnhof zu. Zu dem Zeitpunkt gab es aber mitnichten bereits eine Stimmungslage, die Menschen vorbehaltlos aufzunehmen. Die schuf Merkel erst mit ihrer Aktion, die die Mehrheit als einmalige Maßnahme verstand. Und selbst als zum Jahresende die Stimmung anfing zu kippen, die AfD immer mehr Zulauf erhielt, blieb Merkel bei ihrer Politik. Erst nach verlorenen Landtagswahlen im Spätfrühjahr 2016, und unter massiven Druck von CDU-Granden und den Drohungen der CSU machte sie überhaupt Zugeständnisse.
Vergleich Gerhard Schröder: Die rot-grüne Koalition einigte sich schnell auf Liberalisierungen des Zuwanderungsrechts und die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft. Beides war hoch umstritten in der Gesellschaft. Am 7. Februar 1999, gerade 5 Monate nach dem großen Wahlsieg bei der Bundestagswahl, verlor Rot-Grün die Landtagswahl in Hessen ziemlich überraschend, der umstrittene Roland Koch wurde mit seiner Kampagne („Wo kann man gegen Ausländer unterschreiben? – am Unterschriftenstand) Ministerpräsident. Schröder sagte am folgenden Tag, man habe verstanden, weitere Modernisierungen wurden dann eingestellt oder verschoben.
Du wirst sagen, das Verhalten, die Standhaftigkeit Merkels wäre Dir lieber. Aber bist Du da nicht Opportunist? Wäre der Sachverhalt umgekehrt, ginge es vielleicht um Verschärfungen der Zuwanderung, die unpopulär wären oder um Steuersenkungen für Reiche, würdest Du anders urteilen.
Das ist der Unterschied zwischen Dir und mir: ja, Standhaftigkeit ist wichtig, aber für die eigene Position kann ein Politiker ja werben. Wenn das aber nicht überzeugt, sollte er die Flexibilität besitzen, auf Bedenken einzugehen. Mir geht es um eine grundsätzliche Haltung, Dir um die Haltung bei Dir genehmen Themen.
Mir ist Standhaftigkeit kein Wert an sich, nein. Ich argumentiere hier beständig für ein Ausrichten an der Zeit. Ich frage mich, wie du darauf kommst?
Dann sind wir uns ja einig und Du verstehst, warum ich einen Schuß Populismus an Politikern schätze und warum ich das bei Merkel nie gefunden habe.
Völlig. Geht mir ja genauso. Und ich kann es nur ad infinitum wiederholen: ich bin kein Merkel-Fan. Ich habe nie CDU gewählt, und ich hätte Steinmeier, Schröder, Steinbrück und Schulz jederzeit bevorzugt. Nur bevorzuge ich sie vor Friedrich Merz. Ich hoffe, das ist ok.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 13:56
Wenn es jemand gibt, der mehr Rücksicht auf Bevölkerungsmehrheiten gibt als Merkel, Sachverstand, Notwendigkeit und katastrophale Ergebnisse be damned, dann will ich den sehen.
Der Vorwurf an Merkel war meist, dass sie gar nicht oder zumindest so spät reagiert, dass die meisten Alternativen bereits das Zeitliche gesegnet haben. Ob Flüchtlinge, ob Corona – stets hat sie sich von den Ereignissen eher überrollt und überrascht gezeigt.
DAS ist der Grund für die teilweise katastrophalen Ergebnisse.
Kein Zweifel. „Katastrophe“ umschreibt ihre Kanzlerschaft ohnehin ziemlich gut.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 18:57
Kein Zweifel. „Katastrophe“ umschreibt ihre Kanzlerschaft ohnehin ziemlich gut.
Ja. Ist aber kein Statement zu meiner Annahme, die Deiner widerspricht. 🙂
Ich weiß.
„Die letztendliche Verantwortung für Erfolg und Misserfolg, vor allem aber Niederlagen, trägt nach Volkes Meinung immer die oberste Heeresspitze.“
Partei-Vorsitz hin oder her – die oberster Heeresspitze der Union sitzt immer noch im Kanzleramt. Und dort liegen ja auch die Hauptursachen für die Wahlniederlagen.
Ich kenne einige Leute in der Union, die Laschet nicht wollen. Aber keiner von denen hat ihm die Ergebnisse in BaWü oder RLP zur Last gelegt.
„Kaum ein potentieller Wähler vertraut ihm“
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Wenn man sich mal anstatt der volatilen Umfragewerte mal konkrete Zahlen anschaut, muß man Wahlergebnisse nehmen.
Sowohl Söder wie Laschet haben bisher genau eine Landtagswahl als Spitzenkandidat verantwortet:
Söder: -10,5%
Laschet: + 6,7%
Da kann man jetzt natürlich viel über die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der beiden Wahlen diskutieren – aber der Unterschied bei den Wahlergebnissen ist schon gewaltig.
Meine Rede, ich wäre mir da nicht so sicher. Kommt auch morgen im Vermischten was von mir dazu.
Der Vorwurf auch aus den örtlichen CDU-Verbänden lautete, Laschet habe sich am Wahlabend weggeduckt. Natürlich ist er nicht persönlich für die Wahlergebnisse verantwortlich. Allerdings hatte er sie mit seiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden ab sofort zu vertreten. Wie bei der Klausurengeschichte kniff er jedoch vor der Verantwortung. Auch jetzt: Offensichtlich ist der Führungsstreit mit Söder nicht so einfach zu entscheiden. In einer Demokratie sucht man dann den Kreis der Legitimation größer: Unmittelbar Betroffene (Fraktion), dann Mitglieder. Hier kneift Laschet ebenfalls, in die Fraktion zu gehen, passierte im Grunde gegen seinen Protest.
Obwohl die Union kein allgemein akzeptiertes Verfahren zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten hat, vertraute Laschet allein auf informelle Verabredung. Das ist Hinterzimmerdünkelei. Das kann funktionieren, aber wenn eine Seite das Verfahren nicht akzeptiert oder es kein Ergebnis bringt, muss der Demokrat den Souverän befragen. Als solchen lässt sich die Fraktion interpretieren, in jedem Fall aber die Mitglieder.
Haben die Demoskopen alle Unrecht?
Söder hat einen ersten schlechten Wahlkampf geführt. Das ist unbestritten. Zielsetzung falsch, Strategie verworren. Er hat sicher daraus gelernt. Laschet gewann überraschend gegen eine abgehalfterte Hannelore Kraft und dank der Wut auf eine katastrophale Schulpolitik der Grünen. Doch ohne eine starke FDP, die zuvor noch für eine sozialliberale Option gehandelt worden war, hätte er er nicht geschafft. Zudem kam er von einem sehr schlechten Vorergebnis der CDU, Söder aber von einem ziemlich guten Vorergebnis der CSU. Ja, die CSU hat eher underperformt, obwohl sie immer noch ein überdurchschnittliches Unionsergebnis erreichte.Laschet aber erreichte nicht einmal das Stimmenergebnis von 2010. Toll war das nicht wirklich.
„Der Vorwurf auch aus den örtlichen CDU-Verbänden lautete, Laschet habe sich am Wahlabend weggeduckt.“
Das scheint mir eher ein Reflex von Leuten zu sein, die sich einen anderen Vorsitzenden gewünscht hätten.
Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß so ein Vorwurf jemals gegen Merkel gekommen wäre. Obwohl die sich nach den zahlreichen Landtagswahlniederlagen in ihrer Zeit als CDU-Vorsitzende immer weggeduckt hat. Da mußte dann der jeweilige Spitzenkandidat und der CDU-Generalsekretär ran – die Vorsitzende war für Niederlagen nie zuständig.
„Obwohl die Union kein allgemein akzeptiertes Verfahren zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten hat, vertraute Laschet allein auf informelle Verabredung.“
Wieso „obwohl“? Richtig ist, es gibt kein Verfahren. Also setzt jeder Kandidat auf die Taktik, die ihm vorteilhaft erscheint.
Man könnte den Vorwurf auch umdrehen: Söder vertraut auf seine Blenderqualitäten und will deswegen den großen Kreis. Der Führungskreis kennt dagegen die echten Qualitäten der Beiden und setzt deswegen auf Laschet.
Wohlgemerkt: Das ist nicht meine Meinung. Ich habe hier fast keine Meinung. Ich sehe nur daß man die Vorgänge auch deutlich anders deuten kann.
„Haben die Demoskopen alle Unrecht?“
Oft, aber nicht immer.
Ich sehe hier eine mögliche Parallele zu dem Effekt, den ich in der Paralleldiskussion beschrieben habe: Weitab vor der Wahl sind die Umfrageergebnisse noch sehr volatil und fast unbrauchbar. Kurz vor der Wahl konkretisieren sich die Wahlentscheidungen und die Umfragewerte werden besser.
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Söders PR-Gags derzeit für ein Umfrageübergewicht sorgen.
Daß aber in den Wochen vor der konkreten Wahl viele Wähler sich dann ernsthaft überlegen, was von einem Kandidaten zu halten ist. Und daß Laschet dann deutlich glaubwürdiger und vertrauenswürdiger rüberkommt.
Das würde dann (neben den von Dir völlig richtig aufgezählten Faktoren) auch erklären, warum Laschet bei seiner Landtagswahl so viel besser abgeschnitten hat als Söder bei seiner.
Gute Punkte allesamt.
Selbst in Studentenparlamenten und den Klassensprecher wählt man im Zweifel direkt. Der Kanzlerkandidat ist erstens der Kandidat der gesamten Partei und zweitens der Kandidat, den die Parteianhänger wählen (wenn auch nur über die Zweitstimme). Parteipräsidium und -Vorstand können hierzu Entscheidungen treffen. Doch wenn diese nicht eindeutig, nicht möglich oder die Gremien zerstritten sind, muss derjenige befragt werden, der mal die Gremien gewählt hat. Oder alternativ diejenigen, die am Ende den Kandidaten auch ins Regierungsamt hieven sollen.
Ist sonst auch so: Kann der Vorstand einer AG etwas nicht entscheiden, dann ist der Aufsichtsrat und dann die Hauptversammlung gefragt. Notfalls durch Shoot out. Natürlich ist es ein großes Versäumnis aller im Bundestag vertretenen Parteien, kein geordnetes Entscheidungsverfahren für die Bestimmung wichtiger Spitzenpositionen zu haben. Da sind schon die Franzosen moderner. Könnte man übrigens durchaus auch Merkel anhängen. 🙂
Es gehört seit jeher zur demokratischen Politik, seine Person und Programm auch vermarkten zu können. Der Vorwurf, jemand vermarkte sich vor allem selbst, ist in sich undemokratisch. Ob Söder ein Blender ist, ist nicht Aufgabe des CDU-Vorstandes, dies festzustellen. Das entscheidet sich in der Härte des Wahlkampfes. Vielleicht ist er aber auch Schröder 2.0. Der kam mit ähnlichen Finessen zur Spitzenkandidatur und war einer der besten Kanzler, die dieses Land hatte. Auch aus liberaler Sicht. Übrigens, auch Schröder verfolgte der Vorwurf, ein Blender zu sein und sich vor allem selbst zu vermarkten.
Die FDP wie Grüne haben gute Gründe für Laschet zu sein. Aber das sind Konkurrenten. Laschet und Söder unterscheiden sich vor allem im Stil. Und, wie die letzten Wochen sehr deutlich gezeigt haben, in der Durchsetzungsfähigkeit. In der Innenpolitik würden sie beide ziemlich ähnlich handeln. Aber stellen Sie sich den Auftritt auf internationalem Parkett vor. Baerbock, Scholz und auch Laschet stehen für mehr Verlagerung von Kompetenzen nach Brüssel, gerne auch ohne den Souverän zu befragen. Söder, das sagt schon seine Herkunft aus Bayern, wird da andere Akzente setzen und eher der Schulterschluss mit Österreich und den Niederlanden, statt mit Italien und Spanien suchen.
Das sollte gerade ein Liberaler im Blick haben.
Wieso sollte Laschet in ein paar Monaten glaubwürdiger rüberkommen, wenn er drei Jahre lang bei den Bürgern als wenig vertrauenswürdig angesehen wurde? An dem Argument fehlt mir jede Substanz. Und nur zur Erinnerung: Söder hat immer noch mehr Prozente geholt als Laschet. Das bessere Abschneiden ist also sehr relativ.
Kleiner Fernsehtipp: Einfach mal die Markus Lanz-Sendungen mit Laschet und Söder ansehen. Der Eine unsicher und in die Ecke getrieben, der andere selbstbewusst und jedes Wort exakt setzend. Für die meisten gibt es da keine zwei Meinungen: der Selbstbewusste soll Kanzler werden.
„Selbst in Studentenparlamenten und den Klassensprecher wählt man im Zweifel direkt.“
Das StuPa wählt den AStA wie der Bundestag den Kanzler. Die Studenten bzw. Bundesbürger können da nur indirekt Einfluß nehmen. Der Klassensprecher ist ein extrem niedriges Beispiel, schon die Schulsprecher werden in der Regel (von der Versammlung der Klassensprecher) gewählt.
„Natürlich ist es ein großes Versäumnis aller im Bundestag vertretenen Parteien, kein geordnetes Entscheidungsverfahren für die Bestimmung wichtiger Spitzenpositionen zu haben.“
Alle übrigen Parteien haben ein geordnetes Entscheidungsverfahren. CDU und CSU intern für Landeskandidaturen auch.
Das Problem hier ist speziell und der merkwürdigen Konstellation mit zwei getrennten Parteiorganisationen geschuldet.
„Ob Söder ein Blender ist, ist nicht Aufgabe des CDU-Vorstandes, dies festzustellen.“
Wer immer einen Kandidaten bestimmt hat als einer der Hauptaufgaben rauszufinden ob der nur eine Blender ist oder Substanz hat.
„Söder, das sagt schon seine Herkunft aus Bayern, wird da andere Akzente setzen …“
Glaube ich nicht (alleine schon weil er kein Bayer, sondern ein Franke ist).
Söder setzt nur die Akzente, die seiner Karriere nutzen. Ich habe noch nie beim ihm inhaltliche Überzeugungen feststellen können.
WENN er spezielle bayrische Standpunkte hätte, dann müßte er aktuell einer der Hauptgegner von Merkels Länderentmachtung sein. Aber der Kandidatur zuliebe stellt er die bayrischen Interessen zurück.
Wer hat ein geordnetes Entscheidungsverfahren? Akklamation? Die Grünen-Vorsitzenden schließen sich in eine Kammer ein und schauen, wer den besser sitzenden Rock hat. Der:ie ist es. Das ist nirgends verankert. Die SPD zaubert irgendwann einen Namen hervor, der es machen soll. Lafontaine ernennt Schröder, nachdem der eine Wette zwischen den beiden gewonnen hat. Steinmeier wird während einer alkoholgeschwängerten Shippertour von ebenso betrunkenen Parteigängern unbekannter Provenienz ernannt und der bisherige Käptän in die Spree geworfen. Sigmar Gabriel ernennt erst Steinbrück nach Umfragedaten und dem Orakel von Hamburg, später beschafft er dem Arbeitslosen Schulz so einen Job. Meinen Sie das?
Merkel unternahm mal eine Reise nach Wolfratshausen zum Frühstück und verhandelte dort Kandidatur gegen Fraktionsvorsitz. Danach ernannte sich sich praktischerweise immer selbst. Und so steht die Union nun da. Das Wahlgesetz schreibt bestimmte Regeln für die Aufstellung von Parteilisten vor. Darum geht es hier aber nicht.
Wer immer einen Kandidaten bestimmt hat als einer der Hauptaufgaben rauszufinden ob der nur eine Blender ist oder Substanz hat.
Wo steht eigentlich, dass das CDU-Präsidium den gemeinsamen Kanzlerkandidaten bestimmt? Zumal einige sich binnen Tagen die Sache anscheinend jetzt anders überlegen. Dagegen ist Markus Söder ein Ausbund an Standfestigkeit.
Gut, dann glauben Sie nicht. Anders gefragt: Welchem der vielen Kandidaten trauen Sie zu, liberale Positionen in Brüssel zu vertreten und warum? Ansonsten: Franken liegt in Bayern. Söder ist bayrischer Ministerpräsident, nicht fränkischer. 🙂
Welche Überzeugungen hat denn Laschet? Er kann bevorzugt mit den Grünen wie mit der FDP. Und natürlich mit der SPD. Das ist schon eine große Spannbreite. Söder hat sich in Bayern für die konservative Koalitionsvariante entschieden. Schröder galt auch als prinzipienlos, was sich im Amt als falsch herausgestellt hat. Merkel galt als prinzipienfeste Politikerin, die sich als die opportunistischste Titelträgerin aller Zeiten herausstellte. Schröder hatte sein „Genosse der Bosse“-Image, Söder ist der Baum- und Bienenumarmer. Wie gesagt, ich finde die Parallelen zum Altkanzler augenfällig.
Natürlich, vielleicht bilde ich mir das nur ein. Aber ich würde es zehnmal lieber mit Söder ausprobieren als mit der Sicherheitsvariante Laschet.
@ R. A.
Das würde dann (neben den von Dir völlig richtig aufgezählten Faktoren) auch erklären, warum Laschet bei seiner Landtagswahl so viel besser abgeschnitten hat als Söder bei seiner.
Söder hatte mit Seehofer einen eigentlich beliebten Ministerpräsidenten gekippt.Laschet hatte mit Hannelore Kraft eine Politikerin abgelöst, die alles andere als beliebt war, und die in den Bereichen Bildungs-, Wirtschafts- oder Innenpolitik krachend vor die Wand gefahren war.
Eine Anmerkung: Die Union gibt es seit 1949, also seit ~70 Jahren. In dieser Zeit hat sie es nicht geschafft, ein geordnetes Verfahren zur Bestimmung eines Kanzlerkandidaten zu entwickeln. Die CSU kommt nur mit Krawall zum Zug (Strauß, Stoiber, Söder; OT wieso fangen die eigentlich alle mit S an?). Ich hätte mit vorstellen können, dass der nächste Kandidat vom Vorstand der CDU _und_ der CSU bestimmt wird. Ohne Krawall!
Aber ich habe das Schauspiel mit Popkorn sowieso eher genossen.
Es war halt auch seltenst relevant.
Ich glaube, wenn man Laschet unterschätzt, dann geht man seiner Selbstinszenierung auf den Leim. Ähnlich wie bei Boris Johnson, bei dem jede Strähne der wirren Frisur sorgfältig gelegt wurde, ist es seine Taktik, möglichst harmlos zu wirken, und auf einmal ist er dann Ministerpräsident, CDU-Chef, etc. und man fragt sich wie es dazu kommen konnte.
Was Söder angeht, fand ich diesen Kommentar auf SPON ganz treffend, der sinngemäß sagt, dass wer Söder für kanzlertauglich hält, entweder ein sehr kurzes Gedächtnis hat oder einfach auf Mackergehabe steht.
Laschet hat nur eine Chance Kanzlerkandidat zu werden, wenn er auf die Seilschaften in seiner Partei setzt. Ich weiß nicht, ich halte das weder für demokratisch noch transparent. Gäbe es heute die Möglichkeit, die Kandidaten per Direktwahl zu bestimmen, würde sich die überwältigende Mehrheit sowohl der Parteimitglieder als auch der Bürger für Söder entscheiden. Was gibt es daran herumzulavieren?
Es ist schon bemerkenswert: in den USA schimpfen wir darüber, dass ein Minderheitskandidat mit Wahltricks gewinnen kann und hier wünschen wir uns das Aushandeln von Ämtern jenseits demokratischer Voten.
Die Chance gibt es aber nicht. Das deutsche Wahlsystem ist eines, in dem Parteien gewählt werden, und die wählen den/die Kanzler*in. Deswegen betone ich ja ständig die Rolle und Bedeutung der Parteien.
Wir sind umgeben von Leuten, die das Wahlsystem nicht kennen! Selbst die Grünen stellen nun einen Kanzlerkandidaten ins Schaufenster, der gar nicht direkt gewählt werden kann!
Überleg‘ noch mal in Ruhe, was der Sinn von Kanzlerkandidaten ist. Vielleicht
(1) Wähler zu locken und ein Gefühl der Direktwahl zu vermitteln
(2) Den Kandidaten der siegreichen Partei tatsächlich zum Kanzler zu wählen.
Maximal zwei Möglichkeiten können angekreuzt werden.
Wenn Du dauernd die Rolle der Parteien betonst, tust Du das, was einstmals Bundespräsident Richard von Weizäcker heftig kritisiert hat: die Parteien sind machtbesessen und machtvergessen. Die jetzigen Nominierungsversuche bei der Union, der SPD wie der Grünen sind dafür beredetes Beispiel. Wen die Bürger / Wähler wünschen, spielt anscheinend keine Rolle. Nicht einmal, was die Mitglieder eigentlich wollen, ist relevant. Oben wird ausgekungelt und da nunmal nur Parteien siegreich sein können, hat der Souverän, selbst wenn er in Parteien organisiert ist, minimales Mitspracherecht. Ich finde es gut, wenn das ein Stück geändert wird.
Den Vorwurf kann ich genausogut umdrehen und Söder quasi Missachtung des GG vorwerfen, weil er der Entscheidung des Bundestags vorzugreifen versucht. Ich verstehe deine Argumentation, aber Fakt ist, dass du an anderer Stelle nicht das geringste Problem hast, ständig mit dem Gesetz und wie es in den Buchstaben steht zu wedeln. Es ist halt wie immer – man biegt sich die Sachen zurecht, dass sie der eigenen Argumentation passen 😉
Dass die Kanzlerkandidatur seit Adenauer fest etabliert ist und im Wahlkampf eine große Rolle spielt – geschenkt. Aber trotzdem haben es populäre Kanzlerkandidaten noch nie geschafft, eine Unpopularität ihrer Partei zu überwinden. Frag mal Helmut Schmidt. Und umgekehrt gilt das genauso. In Präsidialsystemen spielt das eine wesentlich geringere Rolle.
Wieso? Bevor jemand für etwas gewählt wird, muss er kandidieren. Und davor muss er angesprochen werden, ob er für das Amt überhaupt kandidieren würde. Dieser Prozess geschieht gerade.
Nein, Du verstehst meine Argumentation nicht. Ich bin mit den Regeln der Wahl des Bundeskanzlers durchaus vertraut. Aus geschichtlichen Gründen haben wir die Direktwahl des Regierungschefs nicht ins Grundgesetz aufgenommen. Aber die Leute wollen schon wissen, wer an der Regierungsspitze stehen soll, das ist hoffentlich nachvollziehbar. Ebenso, dass sie davon ihre Unterstützung für eine Partei abhängig machen.
Wofür Du plädierst ist die Auffassung von demokratischen Wahlen, wie sie vor 40 Jahren vorherrschte. Gremien, besser noch Einzelpersonen kungeln denjenigen aus, der die Regierung führen soll. Wem das nicht passt, der kann ja eine andere Partei wählen. Ich plädiere für mehr Basisdemokratie in den Parteien und für die repräsentative Demokratie in den Institutionen. Zumindest der zweite Teil steht so ja auch im Grundgesetz. Da biege ich mir keineswegs das Recht hin, wie Du nicht müde wirst, immer vorzuwerfen. Du willst anscheinend nur repräsentative Demokratie. Auch Grundgesetz, aber ohne Ehrgeiz, abseits der Institutionen mehr Demokratie zu wagen.
Du hast Politologie studiert. Warum unterlaufen Dir dann eigentlich so haarsträubende Fehler? Selbstverständlich kennt die Demoskopie den Kandidatenfaktor. So lange Helmut Schmidt die Regierung führte, lag die SPD bei deutlich über 40% (1980: 43%). Direkt nach seinem Sturz verlor sie knapp 5%-Punkte. Wo sind die hin? Helmut Kohl war auch damals ein schwacher Kandidat. Der Kandidatenfaktor. Demoskopen bemessen ihn mit 2-3 Prozent, bei regionalen Wahlen weit mehr. Das solltest gerade Du als Baden-Württemberger wissen. Die Grünen hätten niemals über 30% erreicht, wenn nicht Kretschmann zur Wahl als Ministerpräsident gestanden hätte, denn seine Partei wird im Vergleich zur CDU deutlich schlechter bewertet als der Regierungschef im Vergleich zur Herausforderin. Gleiches Bild in Rheinland-Pfalz.
Viele hätten im März nicht ihr Kreuz bei Grünen und SPD gemacht, hätten nicht Kretschmann und Malu Dreyer zur Wahl gestanden. Das ist messbar und das wurde in den Wahlanalysen auch dargestellt. Dennoch behauptest Du – wider wissenschaftliche Erkenntnisse – es gäbe keinen Kandidatenfaktor. Da sträuben sich mir die Haare. Ob die Union mit Laschet bei 22% landet (-3% Kandidatenfaktor) oder bei 28% (+3% Kandidatenfaktor) macht einen erheblichen Unterschied.
Du missverstehst was ich sagen wollte, sorry. Natürlich gibt es den Kandidatenfaktor (by the way: Umfrageergebnisse bebloggen ist kein Gegenstand des Politikstudiums). Nur: Wie du schon sagst, ist das halt ein „Faktor“. Er kann eine Partei hoch oder runterziehen. Wenn aber die zugrundeliegende Partei problematisch ist, kann ich da nichts machen. Es war möglich, Biden ins Weiße Haus und Republicans in den Kongress zu wählen. In Deutschland geht das nicht. Wenn ich Kretschmann will, muss ich grün wählen. Wenn ich die Partei aber furchtbar finde, werde ich das nicht machen. Glaub mir, ich hab genug im Verwandtenkreis, die so ticken 😀
Man sagt immer – und Wagenknecht hat es die Tage auch getan: Man bewahre uns davor, dass rechtspopulistische Parteien wie die AfD einmal einen charismatischen Anführer bekommen. Der würde nämlich solche Parteien richtig nach oben ziehen. Da der Rechtspopulismus in diesem Land sehr lange schlecht beleumundet war, gingen junge Talente auf die linke Seite: Lafontaine war wohl der begnadeste Linkspopulist. Einen jungen Lafontaine bei eine Rechtspartei, und sie bekäme wahrscheinlich 20-25 Prozent.
Hast Du die Wahlanalysen im März gesehen? Ich ja. Der Kretschmann- bzw. Dreyer-Faktor war enorm. Da waren weit mehr als 3% der Wähler, die Grüne respektive SPD gewählt haben, allein wegen der Kandidaten.
Spätestens 2026 werden wir einen Einblick bekommen, wie wichtig Kretschmann war 🙂
Ich denke, mit Nachfolgebewerbern wie Cem Özdemir oder Boris Palmer sähe es gut aus. Zwei Politiker, die weit auch CDU-Wähler ansprechen.
Boris Palmer spricht halt keine Grünen an 😀
Kein Problem mit Özdemir.
Das Risiko muss man gerade als linke Partei gehen. 🙂 Aber sag mal, wie kann man sich so in einer Studentenstadt wie Tübingen halten?
Weil – unterbrech mich wenn du das vorher gehört hast – der Kandidat gegenüber der Partei eben nicht alles ist.
Davon mal abgesehen: wenn ich Student in Tübingen bin, wen um Gottes Willen wähle ich denn, wenn nicht Palmer? Den/die Kandidat*in der CDU? Mach dich nicht lächerlich. Ich würde ja selbst mein Kreuz bei Palmer machen, einfach mangels besserer Alternativen, so wie ich auch bei der Landtagswahlen die Grünen gewählt habe. TROTZ, nicht WEGEN Kretschmann.
Das macht den Unterschied zwischen Rechten und Linken aus. Die Linken müssen für andere Wählergruppen attraktive Kandidaten ins Schaufenster stellen, um überhaupt mehrheitsfähig werden zu können. Die Rechten müssen meist nur rechts sein.
Was wäre Dir lieber gewesen: Die 32% mit Kretschmann oder Juniorpartner der CDU mit 25%?
Korrekt, Deutschland ist ja ein strukturkonservatives Land.
32% mit Kretschmann natürlich. Aber glücklich sein muss ich darüber ja nicht.
Welches Land in Westeuropa ist nicht strukturkonservativ? Die Richtungen, in denen Demokratien progressiv sind, sind nicht die, die Dir politisch gefallen.
Was meinst du?
Und ja, Politik, Gesellschaft, ALLES ist sturkturkonservativ. Ich hatte darüber ja glaube ich schon mal geschrieben. Progressive sind ja per Definiton die Avantgarde, sonst wären sie nicht progressiv 😀
Sebastian Kurz ist ein progressiver Kanzler, er bricht mit der jahrzehntelangen Agonie der Alpenrepublik. Auch Savini in Italien makierte eine solche Wende oder in Dänemark Mette Frederiksen, die mit der liberalen Migrationspolitik des Landes gebrochen hat. Auch Boris Johnson ist so ein Game Changer, der sehr konsequent Großbritannien aus der EU geführt hat. Trump wäre auch noch zu nennen.
Sicher, ist alles nicht, was Du unter progressiver Politik verstehst. Aber es ist auch progressiv, neu, verändernd.
In dem Sinne war auch Hitler extrem progressiv. Sorry, das ist quatschig und angesichts deines erbitterten Widerstands die Grünen als liberal zu sehen finde ich es auch unehrlich.
Du bist eben über Deine Definition der Umdeutung des Begriffs links in „progressiv“ gestolpert. Ich würde Liberalismus auch nicht mit Modernität übersetzen. Die von mir aufgezählten Politiker wollen alle die Verhältnisse ändern und aus ihrer Sicht zum Vorteil der Mehrheit (okay, bei Trump kann man das nicht so sagen).
Vielleicht solltest Du Deine Definitionen einfach überdenken.
Hab ich angesichts deines Beitrags gemacht, aber ich halte das für eine komplette Umdeutung. Man kann das natürlich so machen, und ich denke, deine Analyse an sich ist interessant und sollte weiterverfolgt werden. Aber der Begriff „progressiv“ ist einfach für was anderes besetzt; ich würde die LINKE auch nicht als „konservativ“ bezeichnen, obwohl die natürlich viel bewahren wollen. Das verwirrt eher als dass es zur Erhellung beiträgt. Ich würde daher deine Analyse gerne weiter diskutieren, aber nicht mit den Begrifflichkeiten.
Von wem ist es besetzt? Bisher bezeichnen sich die linken Parteien vorrangig als links und zweitens als sozial, aber nicht als progressiv. Das ist eine doch sehr von Dir geprägte Beschreibung. In dieser Kategorie ist die LINKE in vielem reaktionär, wenn sie sich an Politiken des Staatssozialismus anlehnt. 2005 waren die Konservativen wenig konservativ, sondern sehr „progressiv“.
Wie gesagt, ich halte die Begriffsumdeutung für kontraproduktiv.
Nun ja, die Begriffsumdeutung nimmst du vor, wenn du eine Partei, die in der Welt der alten Industriegesellschaft lebt, als progressiv einordnest. Du wählst einfach ein Neusprech, für „links“ einfach „progressiv“.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 08:58
Den Vorwurf kann ich genausogut umdrehen und Söder quasi Missachtung des GG vorwerfen, weil er der Entscheidung des Bundestags vorzugreifen versucht.
Die Wahl des Kanzlerkandidaten hat weder mit dem Grundgesetz noch mit dem Bundestag zu tun, Da gibt es viele Wege von der Mitgliedsbefragung bis hin zur Kungelrunde; selbst ein Entscheidung per Münzwurf wäre vom Grundgesetz gedeckt.
Sind Sie sicher, dass Sie auf den richtigen „Reply“-Link geklickt haben? Ihr Kommentar hat keinen erkennbaren inhaltlichen Bezug zu dem, auf den Sie zu antworten scheinen.
Denke schon. Ich habe hier ein Menü vor mir, in dem ich direkt auf Ihren Kommentar antworten kann. Das schafft auch Forrest Gump. 😉
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was das Gerede vom „Unterschätzen“ soll. In Bezug auf NRW war ich zu weit weg, aber dass Laschet die Ministerpräsidentin ablösen könne, war durchaus auf der Agenda. Sein Ergebnis war dann in langen Linien nicht besonders. Genauso galt er als Favorit auf den CDU-Vorsitz. Erstaunlich, aber erwartet war, dass er in eine Stichwahl gezwungen würde und die erste Runde nur als Zweitplazierter absolvieren würde.
Also, die Geschichte vom Unterschätzten ist zwar ganz nett, ich erkenne nur nicht, wo Laschet unterschätzt worden wäre. Fakt ist, seine Resultate in der Partei wie beim Wähler waren immer eher durchschnittlich.
Denke schon. Ich habe hier ein Menü vor mir, in dem ich direkt auf Ihren Kommentar antworten kann. Das schafft auch Forrest Gump.
Hm, na gut. Dann haperte es nur mit dem inhaltlichen Bezug. Aber alles gut. Beim zweiten Versuch hat es ja schon besser geklappt. 😉
Fakt ist, seine Resultate in der Partei wie beim Wähler waren immer eher durchschnittlich.
Eben! Sie bestätigen damit genau das, was ich sage. Er ist ja vermutlich genauso durchschnittlich wie er sich gibt. Statt das zu verbergen kultiviert er das regelrecht. Und trotzdem ist er da, wo er ist. Oder, wie ich glaube, vielleicht gerade deswegen.
Deshalb sage ich auch nicht, er sei unterschätzt, ich sage es wäre ein Fehler, ihn in all seiner (zum Teil echten, zum Teil inszenierten) Mittelmäßigkeit zu unterschätzen. Laschet erschien im Vergleich immer als schwacher Kandidat, meist sicher zu recht, und trotzdem hatte er Erfolg.
Armin Laschet ist ein Politiker mit durchschnittlicher Intelligenz und ebensolchem Redevermögen. Wer nicht klar strukturiert denken kann, kann auch nicht klar strukturiert reden. Söder gilt als Schnelldenker. Der Bayer ist aber auch viel besser bei Vorbereitung und Planung. Er überlässt nichts dem Zufall, was sich in diesem Kampf auch zeigt. Er ist weit machtbewusster, wo Laschet einfach trotzig ist.
Das Beharren des Aacheners auf seinen Anspruch ist genau das: Trotz. Für ihn spricht kein einziges Argument, keine einzige Charaktereigenschaft, die wesentlich für die Führung des Landes ist. Das ist die Einschätzung der Bürger, das wurde aber eben auch in den letzten zwei Wochen journalistisch herausgearbeitet.
Warum ist er Parteivorsitzender? Gegen AKK hat er sich nicht getraut. Er braucht nicht die Parteimitglieder, sondern das Establishment. So hat er als Verhinderer von Merz den Vorsitz errungen. Nicht, weil die Landesverbände ihn für einen überragenden Kandidaten hielten, sondern aus destruktiven Motiven. Das spricht nicht für Laschet, sondern gegen die Führungsreserve der Partei. Wäre Laschet nicht angetreten, wäre es halt Spahn oder alternativweise Norbert Röttgen geworden. So what?
Nein, seine Mittelmäßigkeit ist weder gespielt noch wird sie von Wählern gouttiert. Sein Risiko ist nicht gering, dass er ein One-Time-Ministerpräsident bleibt. Und was wäre dann mit dem Vorsitz? Nochmal: egal wie die Geschichte ausgeht, ich denke, die CDU wird sich bald schon wieder einen neuen Vorsitzenden suchen müssen. Und dann hoffentlich mal klug wählen.
Merz „gilt“ auch als Wirtschaftsexperte. Was so alles „gilt“ muss nicht zwingend der Wahrheit entsprechen.
Merz versteht sehr viel von wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das ist auch in seinen Büchern sichtbar. Dass Dir seine Schlussfolgerungen und politischen Positionen daraus nicht gefallen, geschenkt. Bemerkenswert (aber von Dir natürlich nicht akzeptiert) ist, dass die meisten Politiker, die Wirtschaftskompetenz besitzen, immer noch bei Union und FDP angesiedelt sind, selbst wenn sie wie der spätere Wolfgang Clement, Oswald Metzger oder jetzt Harald Christ dann dorthin gewechselt sind.
Wirtschaftskompetenz =/ Positionen der Arbeitgeberverbände vertreten
Nein, verstehen, wie steuer-, finanz-, arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen auf das Wirtschaftsgeschehen wirken. Die Berliner rot-rot-grüne Koalition hat gezeigt, dass sie davon rein gar nichts versteht: Das Angebot an Wohnungen wurde durch den Mietendeckel drastisch verknappt, die Schlangen vor neuen Mietwohnungen erhöht, Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt. Das war das, was Wirtschaftsfachleute progostiziert hatten. Das war, zumindest nicht offiziell, nicht das Ziel der Regierung. Ergo: die Maßnahme Mietendeckel wirkte völlig anders als die Protagonisten es wollten. Eben weil sie nichts von Wirtschaft verstehen.
Beim Mietendeckel stimme ich dir völlig zu, von dem hab ich nie etwas gehalten.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 13:45
Wirtschaftskompetenz =/ Positionen der Arbeitgeberverbände vertreten
Wo hast Du das denn her? Dazu gehört nicht das Nachbeten von Arbeitgeber-Positionen (die einen dann auch nicht sonderlich ernst nehmen), sondern in erster Linie das Verständnis der Funktionsweise von Wirtschaft.
Jedem Unternehmer ist klar, dass der Staat eine regulierende Funktion hat (etwa im Bereich Nachhaltigkeit), und den Unternehmern ist auch klar, dass es nicht nur nach ihrer Nase gehen kann.
Doch die Ausgestaltung von Regelungen kann so laufen, dass man die Belange der Industrie berücksichtigt (wie es etwa Schröder und Trittin mit ihrem Atomausstieg gemacht haben), oder das man ihnen auf die Fresse haut (wie es Merkel und Altmaier taten).
Ich verteidige sicher nicht Merkels und Altmaiers Wirtschaftspolitik.
Sie schreiben nun zum wiederholten Mal, dass Sie Söder mögen und Laschet doof finden und liefern sogar nachvollziehbare Gründe für Ihre Meinung. Das ist alles schön und gut und beim Laschetdooffinden gehe ich sogar mit. Wir haben da weniger Dissenz als Sie zu konstruieren versuchen.
Nur: Das war gar nicht mein Thema. Für den Fall, dass Sie nur aus Versehen derailen, versuche ich noch einmal auf einer etwas abstrakteren Ebene zu erklären worum es mir geht. Vielleicht wird es dann etwas deutlicher:
Wer stark polarisiert, erfährt viel Zustimmung, aber auch viel Ablehnung, beides hält sich aber nicht zwangsläufig die Waage. Man neigt dazu einen weniger polarisierenden Gegner zu unterschätzen, wenn man nur auf die Zustimmung schaut, denn es kann für ihn durchaus eine ebenso erfolgversprechende Taktik sein, weniger Ablehnung hervorzurufen.
Vielleicht will ich Ihren Punkt einfach anders beantworten, als Sie das erwarten?
Heben wir das also auf eine Metaebene. Sehr unterschiedliche Typen wie Strategien haben in Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft Erfolg. Es gibt nicht das eine Erfolgsmodell, weil wir Menschen so unterschiedlich sind. Der Typ Laschet, Merkel (Jeden integrieren, wenig entscheiden) wird immer auch Erfolg haben. In Skandinavien ist er sehr weit verbreitet. Ebenso wird allerdings das Alphatier immer seinen Platz in der vordersten Reihe finden, nur halt woanders.
Die Frage ist, bietet der Typ Laschet heute das gewünschte Profil? Da habe ich starke Zweifel, schließlich hatten wir das 16 Jahre lang und in der Pandemie zeigt sich, wo die Grenzen und Unzulänglichkeiten dieses Modells liegen. Nicht von ungefähr sind derzeit Länder mit klaren Alphatieren vorne, durch die Bank. Zeit für einen Modellwechsel, so sieht es anscheinend auch die Mehrheit. Die Grünen übrigens auch, Baerbock ist gegenüber Habeck sicherlich die konfrontativere Kandidatin. Und in ihrer Partei hat sie sich auch eher binnen kurzer Zeit nach oben geboxt.
Anlässlich der Wahl zum CDU-Parteivorsitz habe ich hier vor Monaten an Stefan geantwortet, ich mag Laschet nicht, weil ich die Art von Politik zu machen nicht mag. Es hat nichts mit der Politik an sich zu tun. Deswegen konnte ich nie etwas mit Angela Merkel anfangen. Ich steh‘ halt auf den Typ Schröder, hemdsärmelig, entscheidungsstark, nicht auf jeden Rücksicht nehmend, breitbeinig. Harte Kante. Ich bin nicht deswegen Söder-Fan, weil ich die Person schätze, sondern weil er den von mir präferierten Stil gut verkörpert. Das muss und das gefällt nicht jedem. Genau deswegen passt es ja. 🙂
Es gibt nicht das eine Erfolgsmodell, weil wir Menschen so unterschiedlich sind.
Ja, natürlich. Das ist im Wesentlichen das, was ich schrieb.
Der Unterschied ist, dass Sie der Ansicht sind, die Zeit der weniger polarisierenden Charaktere sei nun vorbei, während ich den Verdacht habe, dass dieses Urteil möglicherweise zu stark von Ihrer allgemeinen Stil-Präferenz beeinflusst ist, um als 100% objektiv durchzugehen.
Wie ich weiter unten schrieb, bin ich selbst durchaus nicht sicher, ob das Modell noch trägt, aber es erscheint mir angesichts vergangener Erfolge fahrlässig, es vorschnell abzuschreiben.
Ich schreibe es nicht ab. Nur in harten Zeiten – die kommen nun – sind eher solche entscheidungsstarken Persönlichkeiten gefragt. Außerdem gibt es durch aus einen (messbaren) Überdruss in Deutschland am Stil Merkel. Laschet ist besprochen, Scholz (gedacht als Merkel-Kopie) zündet nicht und Habecks Stern ist auch in den Umfragen ziemlich verglüht.
In den USA fährt Biden gute Zustimmungswerte in einem zerrissenen Land ein, weil er schnell entscheidet, klar kommuniziert und sich nicht vom linken Flügel seiner Partei treiben lässt. Eben harte Kante. Das kommt derzeit eben an. Wir können uns durchaus darauf einigen, dass das ebenso eine Modeerscheinung ist wie zuvor die Moderierer. Und wie jede Mode: alles kommt wieder.
Ist ja auch völlig fair. Und du hast ja auch gute Argumente. Du musst nur aufpassen, dass du sie nicht als Naturgesetze konstruierst. Also „weil Söder X ist, wird er ein besseres Ergebnis einfahren“. Es ist eine Möglichkeit, die wahrscheinlichere zudem, aber eben nicht gesichert.
Hey, ich habe Sozialwissenschaften studiert. Ich weiß, dass es im menschlichen Bereich keine absoluten und keine endgültigen Wahrheiten gibt.
@ Dobkeratops 16. April 2021, 09:43
Wer stark polarisiert, erfährt viel Zustimmung, aber auch viel Ablehnung, beides hält sich aber nicht zwangsläufig die Waage. Man neigt dazu einen weniger polarisierenden Gegner zu unterschätzen, wenn man nur auf die Zustimmung schaut, denn es kann für ihn durchaus eine ebenso erfolgversprechende Taktik sein, weniger Ablehnung hervorzurufen.
Grundsätzliche Zustimmung.
Gegenfrage: Glaubst Du, dass Söder in der Bevölkerung stärker polarisierend wirkt als Laschet? „Stärker“ sehe ich, „polarisierend“ nicht so sehr, wie es bei früheren CSU-Kandidaten der Fall war.
Aber wenn ich Deinem Gedanken folge, und Laschet als einen weniger polarisierenden Kandidaten ansehe, was auch weniger „Gegenwind“ bedeutet, würde dieses Schema im direkten Kampf zwischen Söder und Laschet letzterem einen bislang unerkannten Bonus gewähren.
Aber damit ist es ja nicht getan, das ist ja erst das Halbfinale. Wenn sich Laschet durchsetzt, hat er ja auf der Gegenseite Kandidaten, die auch gerade Kreide gefressen haben und alles Polarisierende unter dem Teppich halten.
Söder hätte ein Alleinstellungsmerkmal.
Söder wird sicher mehr polarisieren als Laschet. Frage ist halt ob das für die Union gut ist. Keine Ahnung, ehrlich nicht.
Sehe ich auch so.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 18:46
Söder wird sicher mehr polarisieren als Laschet. Frage ist halt ob das für die Union gut ist. Keine Ahnung, ehrlich nicht.
Ja, ist offen. Söder wird, warum auch immer, für mehr Engagement auf linker oder grüner Seite sorgen. Aber das halte ich grundsätzlich für gut.
Ich könnte wahrscheinlich sogar mit Habeck besser leben als mit Laschet (in der Hoffnung geschrieben, dass mir das nicht in einem Jahr hier auf die Füße fällt 🙂 ). Söder würde mich ein wenig mit der Union versöhnen, Laschet als schwache Merkel-Kopie eher nicht.
Die Frage ist halt, ob er die Zeit bekommt zu zeignen dass er unterschätzt ist.
Er will ja unterschätzt werden.
Statt zu versuchen, Erwartungen zu übertreffen, arbeitet er beständig daran, die Erwartungen allerorts immer weiter runterzuschrauben. Wie ein Stabhochspringer, dessen Training darauf abzielt, die Latte immer tiefer zu legen statt sie zu überspringen.
Ich bezweifle, dass diese Taktik auf Dauer tragfähig ist, aber bisher hat sie ihn erstaunlich weit gebracht.
Für Merkel hat’s funktioniert. Für Kohl auch.
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 08:55
Für Merkel hat’s funktioniert. Für Kohl auch.
Nein, war nicht deren Konzept. Kohl und Merkel haben ausgestrahlt, dass es dank ihrer Führung so gut läuft, dass man an den Zuständen nichts ändern müsse.
Das funktioniert eben nicht mehr. Inzwischen ist sehr vielen Leuten klar, wie sehr die jahrzehntelange Stagnation unseren Staat abgewirtschaftet hat, dass wir bei Digitalisierung / Bildung / Gesundheit / Altenpflege / Wohnraum / Kita-Plätze /Klima (Liste unvollständig) enormen Nachholbedarf haben.
Diese „Alles ist gut und wird gut bleiben“-Nummer kann Laschet nicht abziehen, die ist durch.
Gut möglich! Aber unterschätze nie den selbstzufriedenen Phlegmatismus der Deutschen.
@ Dobkeratops 15. April 2021, 18:38
Er will ja unterschätzt werden.
Ich bin mir da nicht sicher. Er hat sich auch das eine oder andere Mal als Macher zu inszenieren versucht, und scheiterte.
Ich bezweifle, dass diese Taktik auf Dauer tragfähig ist, aber bisher hat sie ihn erstaunlich weit gebracht.
Da schließe ich mich an. Was hier ein Aspekt sein könnte: Er wollte nie und ist nie aus Merkels Schatten herausgetreten, sondern segelte immer in ihrem Windschatten.
So lange sie dominierte, war die Nummer mit „Mr. Unscheinbar“ sicherlich nicht nur überlebenswichtig (Merkel fackelt bekanntlich nicht lange), sondern auch zielführend.
Nun ist die Situation eine andere. Nun muss er ohne seine Schutzfigur, vermutlich sogar ein Stück weit gegen sie ins Rennen gehen. Das ist für ihn eine Premiere (für Söder natürlich nicht). Und wenn das nicht nur Laschets Maske, sondern sein Naturell ist, wird er (falls er es wirklich ins Kanzleramt schaffen sollte) nach spätestens zwei Jahren als Kaiser ohne Kleider dastehen.
Dazu hat er es bis jetzt nicht geschafft, als Parteivorsitzender auch nur einen einzigen Impuls zu setzen. Die Funktion hat er natürlich noch nicht lange genug für Veränderungen, aber nach dem langen Anlauf auf den Parteivorsitz hätte er zumindest mit einer bemerkenswerten Idee an den Start gehen können. Fehlanzeige – „Flasche leer“ wie bei Merkel.
Merkel ist ohne Impulse 16 Jahre weit gekommen. Aber ich sehe alle eure Argumente; ich spiele nur Advocatus Diaboli, weil ich darauf hinweisen möchte, dass es nicht sicher ist. Grundsätzlich stimme ich ja völlig zu!
@ Stefan Sasse
Nun ja, wie letztendlich das Rennen um die Kanzlerschaft ausgehen wird, ist mir auch (noch) nicht klar.
Aber klar ist: Wird Laschet Kanzler, steigt nur die bereits jetzt enorme Fallhöhe.
Wie meinen?
@ Stefan Sasse 17. April 2021, 19:46
[Wird Laschet Kanzler, steigt nur die bereits jetzt enorme Fallhöhe.]
Wie meinen?
Ich habe bei weitem nicht Einblicke in alle Bereiche des Staats, aber da, wo ich das habe, sind die Eindrücke erschreckend. Wir sind (diese Diskussion hatten wir ja schön öfter) in vielen Bereichen einfach stehengeblieben.
Je länger wir stehen, um so mehr enteilt uns die Zukunft. Laschet wird vom Naturell her den Weg von Merkel vorführen; ich sehe jedenfalls keine Konzepte von ihm, die auf etwas anderes deuten. Es werden weitere vergeudete Jahre werden, und der Abstand (= Fallhöhe) von dem Punkt, an dem wir stehen, und dem Punkt, zu dem wir müssten, um halbwegs Wohlstand und soziale Sicherheit zu halten, wird immer größer.
JEDE andere Lösung wird ebsser sein als diese
Verstehe.
Kleine Anmerkung bezueglich der letzten NRW Wahl, die hier ja haeufiger angesprochen wird: Ich habe sie eher als Wahl gegen die bestehende Regierung unter Kraft und weniger als eine Wahl fuer eine neue Regierung unter Laschet wahrgenommen.
Sehe ich auch so.
@ schejtan
Schließe mich an. Es ging gegen Kraft, nicht für Laschet.
Da sich die Geschichte ja bekanntlich als Farce wiederholt, hier meine Spekulation,was bei den Diadochenkämpfen passieren wird:
Beim ‚Veitshöchheimer Frühstück‘ überzeugt Söder Laschet, von der Kandidatur zurückzutreten. Der CSU-Kanzlerkandidat Söder ruft einen breiten Widerstand hervor, „Stoppt Söder“ wird zum Aufkleber und Hashtag. Dadurch wird die nächste Regierung Grün-geführte Ampelkoalition. Diese hat aber nicht lange Bestand, weil sich Robert Habeck aus Eitelkeit mit der Kanzlerin Baerbock verkracht und deshaln aus der Partei austritt und der Klimaliste anschliesst. Baerbock stellt die Vertrauensfrage, aber im Hintergrund hat Armin Laschet, der von allen wegen seiner täppischen und wenig aggresssiven Art unterschätzt wurde, bereits Bündnisse geschlossen und konnte so nicht nur die CDU/CSU Fraktion sondern auch FDP und SPD zum ‚Seitenwechsel‘ bewegen. Dadurch wird der Weg frei für die Kanzlerschaft Armin Laschets, die mindestens vier Wahlperioden (also gefühlte 100 Jahre) dauern wird.
@ Stefan Pietsch
Hallo Stefan,
ich kann Dir im Großen und Ganzen folgen. Nur eine Handvoll Leute wählt nach Parteiprogramm, die allermeisten wählen die Nase im Gesicht. Das Gefühl, Krise bewältigen zu können, vermittelt Söder deutlich besser als Laschet. Und wir haben gerade eine Krise.
Angela Merkel fuhr damals zu Edmund Stoiber, und ließ sich die Kanzlerkandidatur abkaufen. Begnadete Politikerin, die sie nun mal ist (wenn auch nicht mehr), war ihr klar, dass Stoiber ihr im Falle eines Sieges etwas schulden würde; im Falle einer Niederlage wäre die CSU dagegen für Jahre in die Schranken verwiesen.
So sehr unterscheidet sich die heutige Situation von der damaligen nicht. Ein Kanzlerkandidat Söder von Laschets Gnaden hätte seinen Preis bezahlen müssen, gegenüber einem im direkten Duell besiegten Laschet hat Söder keine Verpflichtungen. Im Gegenteil: Geht die Bundestagswahl schief, könnte Söder trefflich darauf verweisen, dass das Gezänk im Vorfeld die entscheidenden Punkte gekostet hat.
Da Laschet der Kandidat der großen CDU ist und Söder der Kandidat der kleineren CSU, hätte eine großzügige Geste Laschets und seine Unterstützung Söders im Wahlkampf eine Art Einigkeit der Union und ein gemeinsames Streben nach Problemlösung in übergeordnetem Interesse gezeigt, die keine andere Lösung bietet. Wäre ein starkes Signal gegen die aktuell geschickt agierenden Grünen gewesen.
Aber der Laschet-Flügel der CDU hat klar gemacht, auf was es ihnen ausschließlich ankommt: Sie beharren losgelöst von Umfragewerten und Gewinnchancen auf ihrem „Recht“, den Kandidaten zu bestimmen – und wenn darüber die Wahl verloren geht.
Laschet, dem ganz offensichtlich die machtbestimmte Klugheit von Merkel abgeht, hat damit bereits verloren. Selbst wenn er der nächste Kanzler werden sollte, hat er nicht nur Söder brüskiert, der Laschet aus München genauso hart attackieren wird wie weiland Franz-Josef Strauß den damaligen CDU-Chef Helmut Kohl. Er hat auch ohne Not die CSU und Bayern düpiert, oder die Kollegen ist Ostdeutschland, die deutlich strammer unterwegs sein müssen als die im Westen, wollen sie sich auch nur halbwegs gegen die dort starke AfD behaupten.
Aber über diesen Schatten wollte Laschet nicht springen, diesen Dienst an der Partei wollte er nicht leisten. So viel hat er dann doch nicht von Angela Merkel gelernt. Die sprang 2002 über ihren Schatten, ließ Stoiber den Vortritt, und ließ sich die Macht die folgenden 19 Jahre nicht nehmen.
Da die Laschet-CDU bereits hinter den Kulissen ihre Truppen mobilisiert (ich habe gerade Extra 3 geschaut, die sehr einseitig und mit Wonne auf Söder losgingen), wird es – da bin ich bei Ariane – eine Lose-Lose-Situation. Nach Merkel arbeitet nun auch Laschet an einer grünen Regentschaft.
Kleiner Nachtrag: All denen, die Söder für eitel, machtversessen oder frei von Standpunkten zeichnen, kann ich nur zustimmen: So sehe ich ihn auch. Aber so sehe ich auch Laschet, selbst wenn er nicht mit diesem Macho-Gehabe um die Ecke kommt.
Jeder, der Kanzler werden will, will Macht. Das muss so sein, alles andere wäre auch bescheuert. Ohne eine gewisse Hybris kannst du dieses Amt gar nicht anstreben.
Die Frage ist, ob man die Macht will, um damit irgendwelche politischen Ziele umzusetzen oder einfach als Selbstzweck.
Ob ersteres auf Laschet zutrifft, weiß ich zwar auch nicht, aber bei Söder bin ich mir ziemlich sicher, dass auf ihn das zutrifft, was Pispers mal vor Jahren treffend über Merkel gesagt hat: Dem ist egal, wohin die Sänfte getragen wird, hauptsache er sitzt drin.
Ist mir ehrlich gesagt erst mal egal. Biden hatte nie politische Ziele zum Umsetzen und hat bereits jetzt Großartiges geleistet. Trump hatte sehr konkrete Ziele und war eine der furchtbarsten Pleiten der letzten 100 Jahre. Entscheidend ist was rauskommt.
@ Dobkeratops 16. April 2021, 09:50
Die Frage ist, ob man die Macht will, um damit irgendwelche politischen Ziele umzusetzen oder einfach als Selbstzweck.
Ich bin da bei Stefan Sasse. FALLS es ein ideologisches Gerüst als Ausgangspunkt fürs Handeln geben sollte, sehe ich es eher bei Söder (was mir so schwer nicht fällt, da dieser im Zweifel mein Favorit wäre 🙂 ).
Da, wo die Unterschiede zwischen den Beiden zum Tragen kommen, ist bei Krisen. Da hat Söder inzwischen gezeigt, dass er entscheidungsfreudig und führungsstark ist, Laschet scheiterte kläglich bei dem Versuch.
(Das soll keine Aussage darüber sein, ob der eingeschlagene Kurs richtig ist.)
+1
@ Stefan Sasse 16. April 2021, 09:03
Jeder, der Kanzler werden will, will Macht. Das muss so sein, alles andere wäre auch bescheuert. Ohne eine gewisse Hybris kannst du dieses Amt gar nicht anstreben.
Sage ich doch. Habe ich auch keinem der beiden vorgeworfen.
Du nicht, aber tausende andere. Mir geht das Argument tierisch auf den Zeiger. Sorry wenn du es abbekommen hast.
Im Herbst ist die Pandemie vorbei. So sagt es unsere Kanzlerin. Bei anderen ist ja sogar weit schneller vorbei. Die Wähler entscheiden nicht nach Verdiensten der Vergangenheit, sondern nach Zukunftsperspektiven. In ihrer Programmatik sind beide dicht beieinander. Bleiben zwei Punkte: Wer ist durchsetzungsstärker? Das beste Programm nützt nichts, wenn die Person an der Spitze kein Können besitzt, diesem zum Erfolg zu verhelfen. Klarer Sieger durch K.O.: Markus Söder. EU-Politik. Nach dem BREXIT existiert in Europa eine Schieflage, die wirtschaftlich soliden Länder sind in der klaren Minderheit. Das Gewicht Deutschlands zählt doppelt. Die EU ändert gerade ihre Statik und der Trend ist eindeutig gegen eine breite Mehrheit in der deutschen Bevölkerung. Wer stemmt sich eher entgegen? Laschet, politisch sozialisiert im EU-Parlament und Verfechter einer stärkeren Integration? Oder Söder, in der Ideologie der Gemeinschaft der Nationen zuhause? Das ist wohl sehr leicht zu beantworten.
Die CDU wird Jahre benötigen, sich nach den Merkel-Jahren zu konsolidieren. Das letzte Mal dauerte es zwischen 5 und 7 Jahren, nach so einer Ära wieder eine lebendige, vitale Partei mit interessanten Köpfen an der Spitze zu werden. Welchen Preis sollte die CSU für die Kandidatur Söders zahlen müssen? Da fällt mir wenig ein, denn gerade er hat große Schritte auf die Schwesterpartei unternommen.
Bemerkenswert ist, dass sich bis gestern Mittag keiner der 5 „neutralen“ Ministerpräsidenten der CDU zu ihrem Parteivorsitzenden bekennen mochte. Als erster wagte sich der sachsen-anhaltinische Regierungschef aus der Deckung und sprach sich für Söder aus. Dann kamen mit Daniel Günther und Volker Bouffier die erwarteten Laschetanhänger. Sachsens Regierungschef Kretschmer neigt klar dem Söder-Lager zu. Bleibt Tobias Hans aus dem Saarland, der wahrscheinlich zu Laschet geht. Aber: die große Mehrheit der CDU-Anhänger wie ihrer Mitglieder favorisiert eindeutig Markus Söder. Da gibt es nicht die Vorbehalte wie einstmals bei Strauß oder noch bei Stoiber.
Ein Laschet-Wahlkampf wäre für niemanden in der Union eine Herzensangelegenheit, die Partei wäre von Beginn an angesichts katastrophaler Umfragewerte und wenig hoffnungsvoller Aussichten total demotiviert. Söder könnte da den Push geben, denn er setzt klar und glaubhaft auf Sieg.
Laschets letzte Chance, noch einigermaßen aus der Geschichte herauszukommen, wäre, wenn er am Wochenende Söder die Kandidatur anträgt. Die Fortführungsszenarien sind für ihn schlecht: Kommt es zu keiner Einigung – die schließlich keine Partei erzwingen kann -, dann kommt es entweder am Dienstag zur Kampfabstimmung in der Fraktion. Oder es wird eine Mitgliederbefragung initiiert. In beiden Fällen droht der Parteichef von seinen Truppen völlig bloßgestellt zu werden.
Laschet hat daher nur noch eine Chance, seinen Posten zu behalten: wie Merkel zurückziehen und hoffen, dass sich bis zu seiner Landtagswahl der Pulverdampf so gelegt hat, dass er gute Chancen auf eine zweite Amtszeit hätte. Diese wären schließlich besser, wenn kurz zuvor in Berlin ein neuer Unions-Kanzler installiert würde. Beharrt Laschet auf seinem „Vorgriffsrecht“ und verliert er erwartungsgemäß, sind auch seine Aussichten in NRW schlecht.
Stefan Pietsch 16. April 2021, 11:33
Laschets letzte Chance, noch einigermaßen aus der Geschichte herauszukommen, wäre, wenn er am Wochenende Söder die Kandidatur anträgt.
Laschet kann den Schaden bestenfalls noch minimieren, verhindern kann er ihn nicht mehr. Die eine Hälfte der CDU wäre sauer, wenn Laschet kandidiert, die andere, wenn er es nicht tut.
Laschet hat sich und andere zu weit aus dem Fenster gelehnt, der ehrenvolle Weg ist ihm verwehrt.
Ich möchte hier meine Verwunderung zu Protokoll geben. Der Autor, der sonst (auch als Kommentator) vehement für „Haltung“ und „Prinzipienfestigkeit“ eintritt und gegen Opportunisten wettert, favorisiert bei der K-Frage den Verwandlungskünstler und Rollenspieler.
Die FAZ dazu:
„Wenn dann aber selbst dümmere Fischlein den Haken wittern und die Show im Fiasko endet wie bei der bayerischen Landtagswahl im Herbst darauf, dann färbt man sich grün (geprobt als Shrek), umarmt Bienen und schießt in den Umfragen hoch.“
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/k-frage-in-der-union-soeders-fasching-17297154.html?premium
Der Autor mag Söder. Und entsprechend formt sich seine Argumentation. Das ist nur menschlich.
@ Stefan Sasse
Der Autor mag Söder. Und entsprechend formt sich seine Argumentation. Das ist nur menschlich.
Es sind halt immer die Menschen, die den Ausschlag geben. Armin Laschet wäre mir als Nachbar lieber als Markus Söder, aber nicht als Kanzler.
Wenn eine Streßsituation da ist, ist jemand, der sofort in die halbwegs richtige Richtung läuft, lieber als jemand, der erstmal einen Stuhlkreis bildet.
Und den Unterschied der beiden gegenüber Putin oder Erdogan kann ich mir auch gut vorstellen.
Wenn eine Streßsituation da ist, ist jemand, der sofort in die halbwegs richtige Richtung läuft, lieber als jemand, der erstmal einen Stuhlkreis bildet.
Und wenn er sofort in die halbwegs falsche Richtung läuft? Alles hat zwei Seiten.
@ Dobkeratops 17. April 2021, 12:58
[Wenn eine Streßsituation da ist, ist jemand, der sofort in die halbwegs richtige Richtung läuft, lieber als jemand, der erstmal einen Stuhlkreis bildet.]
Und wenn er sofort in die halbwegs falsche Richtung läuft?
Auch das ist in der Regel besser, als einen Stuhlkreis zu bilden.
Wer in die halbwegs falsche Richtung läuft, kann seinen Kurs mit jeder neuen Information ändern, anpassen, korrigieren.
Wer (statt zu Handeln) mit dem Diskutieren über die richtigen Maßnahmen beginnt, kriegt die Diskussion in der Regel nicht wieder sauber eingefangen. Die Chance ist groß, dass von da ab ALLES diskutiert werden wird.
Alles hat zwei Seiten.
Hier eher nicht. Schnelles, entschlossenes Handeln ist in Krisen immer besser.
Ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen, teile ihn aber nicht.
Wer in die halbwegs falsche Richtung läuft, kann seinen Kurs mit jeder neuen Information ändern, anpassen, korrigieren.
Kann. Aber das ist meines Erachtens eine Idealvorstellung, die in der Realität (zu) selten anzutreffen ist.
Gerade bei besonders eitlen Politikern wie Söder oder von der Leyen besteht immer die Gefahr, dass sie sich bei zwei oder mehr Handlungsoptionen stets für die entscheiden werden, die sie selbst am besten aussehen lässt. Das kann dann zufällig durchaus die beste sein, muss aber nicht.
Und wenn man einmal in der falschen Richtung unterwegs ist, steigt mit jedem Schritt die Gefahr, in eine Sunken-Cost-Fallacy hineinzugeraten, die es immer schwieriger macht, den eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen, vor allem wenn dann als zusätzliche Dimension noch die Frage der Gesichtswahrung mit hineinspielt.
@ Dobkeratops 18. April 2021, 09:04
Gerade bei besonders eitlen Politikern wie Söder oder von der Leyen besteht immer die Gefahr, dass sie sich bei zwei oder mehr Handlungsoptionen stets für die entscheiden werden, die sie selbst am besten aussehen lässt. Das kann dann zufällig durchaus die beste sein, muss aber nicht.
Das ist mir durchaus bewusst.
Aber offenbar gehst Du davon aus, dass ein „Stuhlkreis“ bessere Ergebnisse bringt. Die können nach Diskussionen genauso falsch liegen wie der, der gleich losstürmt. Da besteht eben immer die Gefahr, dass die Entscheidungsfinder nicht nach Kompetenz, sondern Funktion zusammengerufen werden (aktuelles Beispiel: die Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten). Da habe ich dann nicht nur eine Eitelkeit, die Richtungsänderungen erschwert, sondern mehrere, die sich unter Umständen widersprechen.
Deswegen hatte ich die Qualität der Entscheidung außen vorgelassen, sondern mich auf den Prozess bzw die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung bezogen.
Beide Verfahren können gleichermaßen zu guten bzw. schlechten Ergebnissen führen, aber eines ist definitiv schneller. Und das muss nicht, kann aber den Ausschlag geben.
Ja, da kann ich zustimmen.
@ Dobkeratops 18. April 2021, 11:10
Ja, da kann ich zustimmen.
Es war von mir aus auch nicht ideologisch, sondern rein funktionell betrachtet. Hätte ich vielleicht von Anfang an klarer herausstellen sollen.
Klar! Ich kritisiere das auch gar nicht. Ich denke nur es ist sinnvoll zu wissen dass das so ist.
Der Mensch ist eben ein rationalisierendes Wesen, hält sich aber oft für ein rationales.
@ Dobkeratops 17. April 2021, 12:56
Der Mensch ist eben ein rationalisierendes Wesen, hält sich aber oft für ein rationales.
Beides war mir klar, wenn Du mich danach gefragt hättest, aber in einem Satz habe ich das noch nicht gesehen.
Aber natürlich ist es genau dieser Zusammenhang, der vieles verständlicher macht. Ich werde es mir so merken.
Danke
Haltung ist wichtig. Prinzipien sind wichtig. Stil ist wichtig. Aber man kann ein Land auf Dauer nicht mit Sturrheit regieren, wie es Merkel versucht und Laschet gerade in die gleiche Haltung schlüpft.
Anders gesagt: Die gestrige heute show hat sich völlig im Ton vergriffen, als sie Markus Söder mit Donald Trump verglich. Das war nicht mehr lustig. Was ist das für ein Demokratieverständnis, wenn konstant die Wähler nur eine Person mehrheitlich für kanzlertauglich halten und dieser dann aus formaljuristischen Gründen gar nicht antreten soll, sondern nur die Nummer 1 und die Nummer 3 der Unbeliebtheitsskala?
Menschen müssen regelmäßig ihre Haltung anpassen, nicht nur wegen besserer Argumente, sondern auch, weil sich Einstellungen ändern. Ich war früher ein Abtreibungsbefürworter in Maßen und bin heute ein Abtreibungsgegner in Maßen. Anscheinend macht mich das schon in Ihren Augen zu einem Opportunisten. Dabei geht es auch hier nur um die gleiche Frage: was ist gewollt? Das Frauen jederzeit abtreiben können, je nach Gemütslage?*) Sicher nicht. Das Frauen selbst in schwersten Notlagen nicht abtreiben dürfen? Sicher auch nicht. Das es (auch ein ungeborenes) Kind in seinen Rechten zu schützen gilt? Unbedingt!
Ich war auch früh und lange Fan von Oskar Lafontaine. Es war sein hinterhältiges Vorgehen auf dem Mannheimer Parteitag und auch seine Blockadehaltung im Bundesrat, die mich von ihm entfremdet hat. Die Verfassungsinstitution war nie dafür gedacht, wozu er sie aus machtpolitischen Gründen gemacht hat.
Ich mag Politiker mit einem Schuss Populismus, was etwas anderes ist als Opportunismus. Ich kann aber Populisten nicht ausstehen. Ist das verständlich? Nein? Okay, ich nasche für mein Leben gern, praktisch jeden Tag esse ich etwas Schokolade. Aber ich käme weder auf den Gedanken noch würde es mir schmecken, dies nur an einem Tag zu meinem Hauptnahrungsmittel zu machen.
Zu Söder/Laschet: Laschet argumentiert, die Gremien der CDU, Vorstand und Präsidium, hätten sich einhellig für ihn ausgesprochen. Gleiches kann jedoch Söder auch in Feld führen. Nun sagt Laschet, die CDU mit ihren 15 Landesverbänden sei wesentlich größer, weshalb sich der eine (Landesverband?!?) zu fügen habe. Das ist so nicht richtig. CDU und CSU sind nicht ein Körper, nicht eine Einheit. Sie sind zwei Partner. Das Recht des Stärkeren zählt in unserem Gemeinwesen nur sehr bedingt. Bei zwei Heiratswilligen würde auch niemand akzeptieren, wenn der eine verlangt, der andere habe sich ob Größe / finanzieller Stärke oder sonst was zu fügen. Und in einem Joint Venture haben die Teilhaber meist gleiche Stimmrechte.
Die CDU steht auch nicht als monolithischer Block hinter Laschet. Drei von fünf Ministerpräsidenten haben sich praktisch für Söder ausgesprochen. Das Gros der eigenen Mitglieder wie Anhänger favorisiert eindeutig und einseitig den bayrischen Ministerpräsidenten. Und was macht Laschet? Beharrt wie ein trotziges Kind darauf: aber die CDU-Gremien haben mich nominiert! Das ist Sturrheit!
Nein, ich halte Söder nicht für einen besonders werteorientierten und prinzipienfesten Politiker. Nur: das gilt durch die Bank für alle Kandidaten bis hin zu Robert Habeck. Und Olaf Scholz ist der Schlimmste von allen, der sogar seine Mutter für die Kandidatur verkauft hätte. Ich halte Söder aber für den einzigen kanzlertauglichen Kandidaten. Er ist eine echte Führungspersönlichkeit: entscheidungsfreudig, durchsetzungsstark, gewieft. Das ist eine andere Liga.
*) Kaum eine Frau entscheidet sich leichtfertig für eine Abtreibung, das ist nicht das Argument.
Kein Widerspruch an dieser Stelle. Nur hätte ich erwartet, in dem Artikel wenigstens „Bauchschmerzen“ wegen Prinzipientreue und so zu finden.
Als Laschet nominiert wurde, fiel mir auch sofort die Klausuren-Affäre ein. Damals war ich sicher: Der wird nichts mehr in der Politik, schon gar nicht Kanzler. In NRW (dort sicher noch mehr im Gedächtnis als auf Bundesebene) ist er trotzdem MP geworden.
Ich zerbreche mir nicht den Kopf wegen der Wahlchancen der CDU. Wenn ich nur diese Wahl hätte, wäre „der Markus“ für mich auch das kleinere Übel.
Ich erwarte eine „Prinzipientreue“, wie sie Gerhard Schröder im Amt an den Tag gelegt hat. Achtung der Institutionen, Respekt vor demokratischen Voten, Bündnistreue, Vertragstreue.
Bis auf Angela Merkel haben das alle Kanzler gebracht.
Die heute show ist a) unlustig und b) vergreift sich praktisch immer im Ton.
Ich mag sie meistens. Aber Söder nur im Spaß einen Sturm auf den Bundestag zu unterstellen, ist total daneben.
Clowns haben seit jeher die Aufgabe, die Stimme des Volkes gegen die Mächtigen zum klingen zu bringen. Laschet ist der Kandidat des Establishments, der gegen die große Mehrheit in Partei und Wahlvolk durchgepeitscht werden soll. Das wäre eigentlich der Angriffspunkt, stattdessen fragt man „Was erlauben Söder?“, schließlich habe die Parteiführung entschieden. Anscheinend halten sich inzwischen die Mächtigen ihre Clowns.
Ich finde sie unlustig, niveaulos und ohne Niveau. Aber Geschmäcker sind verschieden 🙂
@ Stefan Sasse 17. April 2021, 19:46
Die heute show ist a) unlustig und b) vergreift sich praktisch immer im Ton.
🙂 Ja.
Danach kommt ZDF Royale, dass ich viel lieber schaue.
(Ja, ich weiß, ich habe lange auf Böhmermann geschimpft wg. Erdogan-Gedicht, dass ich immer noch nicht angebracht finde, aber der Kerl ist halt brilliant, und bei weitem nicht so vorhersehbar).
Jepp. Böhmermanngedicht fand ich auch unterirdisch, aber sonst ist der Mann ziemlich gut.
Allenthalben konnte man lesen und hören: Merkel hat CDU für Frauen und die Großstädte wählbar gemacht, sie habe überdies die CDU „sozialdemokratisiert“ (was linksaußen heftigen Widerspruch auslöste) und damit der SPD das Wasser abgegraben.
Stimmt das nicht?
Das mit der Sozialdemokratisierung ist natürlich Quatsch, aber dass Merkel der CDU neue Wählergruppen erschlossen hat, dürfte unstrittig sein. Einen unterhaltsamen, wenn auch nicht repräsentativen Einblick kann man diesem Artikel von Sascha Lobo entnehmen:
Marusha, Merkel und das deutsche Problem
@Dobkeratops 17. April 2021, 13:10
Das mit der Sozialdemokratisierung ist natürlich Quatsch, …
Ich behaupte ja nicht, dsas sie die Sozialdemokratie verstanden hat, aber sie hat sich in vielen Bereichen aus deren Ideen bedient. Die heutige CDU ähnelt meiner Wahrnehmung nach mehr der SPD vor 20 Jahren als der CDU vor 20 Jahren.
<Einen unterhaltsamen, wenn auch nicht repräsentativen Einblick kann man diesem Artikel von Sascha Lobo entnehmen:
Danke für diesen köstlichen Lin!!
Nein. Die CDU hat unter Merkel unter anderem die Großstädte Hamburg, Köln und Frankfurt verloren, dazu ist sie in Berlin aus der Regierungskoalition geflogen.
2005 (Seite 3) wählten 35,5% der Frauen die CDU/CSU, übrigens damals schon mehr als Männer (34,8%). Die Grünen wurden von 8,8% der Frauen gewählt (Männer: 7,4%). 2017 votierten nur noch 36% der Frauen für die Union (Männer: 30%). Sie bleibt damit eine von Frauen bevorzugte Partei. Aber, die CDU/CSU hat die Männer verloren, was ihren Rückgang an Gewicht erklärt. Die Grünen übrigens konnten bei den Frauen mit einem Ergebnis von über 10% zulegen.
Wer will die Macht, um zu gestalten? Der Wähler entscheidet dann, ob er diese Gestaltung auch will oder nicht.
Wer will an die Macht nur aus persönlichem Ehrgeiz? Das ist für mich die relevante Frage. Hat jemand darauf eine Antwort?
Wohl kaum, dazu müsste man in Köpfe schauen können. Und unterscheiden kann man die zwei eh nicht trennscharf.
@ CitizenK 18. April 2021, 19:47
Wer will die Macht, um zu gestalten? Der Wähler entscheidet dann, ob er diese Gestaltung auch will oder nicht.
Der größere Veränderer, der größere Modernisierer ist vermutlich Söder. Und sei es, dass er das größere Ego hat, sich selber als Vorreiter sieht, und eitel ist.
Wer will an die Macht nur aus persönlichem Ehrgeiz? Das ist für mich die relevante Frage. Hat jemand darauf eine Antwort?
Keiner von beiden. Streichst Du das Wörtchen „nur“, beide gleichermaßen.