Too Close To Call

Selbst Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale zeigen die Auszählungen zur Präsidentschaftswahl in den USA keine Tendenz. Der bisherige Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden liegen bei den gewonnenen Wahlmännerstimmen Kopf an Kopf, die verbliebenen Swing States können keinen Ausblick geben, wann das Zählen ein Ende hat. Bei aller Ungewissheit repräsentiert der politische Hasardeur Trump die einzig berechenbare Konstante in diesem zunehmend würdelosen Spiel. Während alle Welt von dem Verlauf der Wahlentscheidung überrascht wirkt, zündet Trump die seit Monaten angekündigten Eskalationsstufen. Dass er überhaupt eine Chance besitzt, gegen alle Regeln und Institutionen die Bestätigung vom Wähler zu erhalten, hat viele Täter, angefangen bei rund 160 Millionen US-Bürgern.

Viele Demoskopen müssen heute Nacht ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt haben. „Es fühlt sich an wie 2016“, so die Meinung vieler. Und tatsächlich hat sich das Gros der professionellen Beobachter erneut grandios über die Stimmungslage im Land getäuscht, unfähig, die Chancen der Kandidaten bei der wichtigsten Wahl der Welt adäquat abzubilden. Ein Twitter-Eintrag, der sich rasend schnell verbreitet hat, bringt es auf den Punkt: Demoskopie sollte als illegales Glücksspiel verboten werden. Keine Prognose, die nicht mit dem Verweis auskam, dass eine Wiederholung von 2014 praktisch ausgeschlossen sei, schließlich lag der Demokrat zuletzt 8% vor dem Amtsinhaber, hatte eine Rekordzahl von Wählern ihr Kreuz bereits per Briefversand gemacht mit der Erwartung eines klaren Plebiszits gegen den früheren Reality-TV-Darsteller im Weißen Haus.

Wissenschaftler, Wirtschaftsführer und politische Repräsentanten verstehen ihr Land längst nicht mehr. Trump hat sich immer als Outlaw des Systems inszeniert, mehr noch, er ist authentisch. Authentizität ist das, wonach in einer Welt des Tricksens und Zurschaustellens alle verlangen und nie bekommen. Denn Rollen gehören zum Zusammenleben dazu. So zumindest die einhellige Ansicht dort, wo man sich als zivilisiert empfindet. Am amerikanischen Präsidenten ist alles authentisch, nichts gekünzelt, nichts gestellt. Trump schreit seine Wut, seine Frustration hinaus, er macht kaputt, was ihn und seine Wähler kaputt macht. Der Tycoon, der nie vom Establishment ernst genommen wurde, nicht von den Banken, nicht von der Wall Street und den Geldeliten und später nicht von der eigenen Parteiführung, er zeigt es allen. Trump krempelte die GOP auf rechts, dass kaum noch einer weiß, ob sie nun Evil oder gleich Devil ist. Er benutzt internationale Abkommen, die Symbole der Globalisierung und partnerschaftlichen Vernetzung, wie Abrollpapier für die Bauarbeiterbox.

Für seine Wähler zählt vor allem eins: er ist einer von ihnen. Trump der Milliardär und Berufsbankrotteur und nicht Kumpel-Joe, den alle nur mit Vornamen ansprechen und der dennoch gut abgeschirmt wohnt und vor allem aus dem heimischen Keller sendet. Für ihren Präsidenten würden Millionen Amerikaner morden und das ist leider keine Metapher. In einem Land, wo mehr als andernorts Bildung alles ist, wo man sich Zugang zu elitären Kreisen kaufen kann und Menschen am anderen Ende der Skala mit Quarter und hingeworfenen, zusammengeknäulten Dollarscheinen ihren gesellschaftlichen Wert dokumentiert bekommen, da gibt ihnen dieser wütende alte Mann etwas von ihrer Würde zurück.

Die Welt, die über Rassismus und Coronainfektionen lamentiert, versteht nicht, worum es geht. Versteht nicht, was heutigen Amerikanern doch immer eingehämmert wurde: It’s the Economy, Stupid! Während sich die Biden-Wähler um die Wellfare-Themen der Zeit sorgen, Rassismus und dieses komische China-Virus, das tödlich sein soll, aber doch einen 74jährigen nichts anhaben konnte, zählt für die Trump-Anhänger nur eins. Fast zwei Drittel gaben ihrem Idol die Stimme, weil er für das sorgt, woraus es allein ankommt. 55% der Amerikaner empfinden ihre wirtschaftliche Lage unter Trump besser als zuvor, mehr als unter jedem anderen Präsidenten der vorangegangenen 40 Jahre. Unter Obama waren es sogar nur 45% gewesen (Quelle: Gallup). Der letzte Präsident, der abgewählt wurde, war George W.H. Bush, was bei der Betrachtung nicht verwundert, wenn nur 38% damals zustimmen konnten: Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?

Erfolgreiche Politiker werden nicht abgewählt, wobei Erfolg immer subjektiv ist. Doch in den Augen einer großen Zahl von Amerikanern war Trump außerordentlich erfolgreich. Das Problem mit Umfragen besteht gerade heute darin, dass Befragte das antworten, was gewünscht ist, nicht, was viele denken. Denn nur so ist erklärlich, dass sich die Demoskopen erneut so fatal irren konnten. Oder wie es ein Brancheninsider sagte: wenn die Forscher auch diesmal daneben liegen, ist ihre Glaubwürdigkeit für lange Zeit dahin.

Egal, wie die Geschichte ausgeht – und sie kann noch lange gehen: Der Mann, der das politische System in den USA auf links drehte, ist der eigentliche Sieger dieser Wahl. Unter den für Biden-Fans besten aller Bedingungen wird ein sehr alter Demokrat mit marginalem Vorsprung, geringer, als ihn Trump mit 304 zu 227 Wahlmännerstimmen erzielte, in schwierigen Zeiten ins Weiße Haus einziehen, die Legitimität seiner Präsidentschaft von der einen Seite der Amerikaner höchst umstritten.

Gewonnen ohne gesiegt zu haben, darin liegt die Fragwürdigkeit von Joe Bidens Bewerbung um das höchste Amt. Eigentlich, Anfang Februar mit gerade 8% und Platz 5 in New Hampshire geradezu vernichtend geschlagen, hatte sich die Kandidatur des vormaligen Front Runners erledigt, zumindest für jene, die nüchtern auf die Verhältnisse blickte. Aber es kam anders und das war ein Fehler, der der Kampagne bis zum Schluss nachhängen sollte. Der nette Kerl Joe hatte das Glück, dass die Corona-Pandemie verhinderte, genauer zu schauen, wer da eigentlich Trump schlagen sollte. Sprachlich äußerst limitiert, mit auffallenden kognitiven Ausfallerscheinungen, schleppte sich die Bewerbung dahin.

Bill Clinton, der letzte Herausforderer, der einen Amtsinhaber verjagen konnte, wusste zumindest in Teilen zu begeistern. Doch ein solches Political Animal war Biden nie. Im Gegenteil, die Demokraten haben es sich nun wiederholt geleistet, völlig uninspirierte Bewerber ins Rennen zu schicken. Im Vergleich mit Trump war Biden der deutlich schwächere Kandidat, das Hauptmotiv seiner Wähler lag in der Ablehnung des gemeinsamen Gegners. Trump hingegen, und das ist das eigentlich Erstaunliche, zieht. Nicht nur begeistern sich 81% seiner Anhänger für ihn, bei einer Rekordbeteiligung konnte er völlig unerwartet seine absoluten Stimmen steigern.

Mit Blick auf die Countys erscheinen die USA als roter Teppich mit blauen Einsprengseln. Unbestritten wohnen dort verhältnismäßig viele Amerikaner, aber die Divided States of America sind immer noch in weiten Teilen ein zutiefst konservatives Land. Und mehr noch als in Europa verstehen sich Stadt- und Landbevölkerung nicht mehr. In vielen Regionen können die Menschen eben nichts mit dem Lamento über Rassismus anfangen und halten Genderstreaming für eine geistige Störung durch zu langes Studieren.

So zieht Donald Trump Machiavelli gleich, wie man es in Demokratien nie gesehen hat, seine Register. Der Kern jeder Demokratie, die freie und faire Wahl, wird seit Monaten delegitimiert mit dem Ziel, den Sieg auf dem juristischen Wege davonzutragen. Sicher ist sicher. Trump hatte nie das Vertrauen, die Mehrheit der Amerikaner zu erreichen, so war seine Politik als Desperado nie ausgelegt. Er setzte immer auf die Karte, seinen Case against the People vor dem Supreme Court vorzutragen, den er idealerweise mit ihm geneigten Richtern besetzen konnte.

Das ist ohne Frage ruchlos, da gibt es unter Demokraten keine zwei Meinungen. Ein solcher Vorgang ist wie so vieles bei Trump nahezu beispiellos. Wenn der Wahl-Bürger des Sunshine States Florida damit durchkäme, würden die USA aufhören, eine Demokratie zu sein. Was aber auch zeigt: eine Demokratie muss geschützt und verteidigt werden. Demokratie und Zivilisation sind keine Selbstverständlichkeit, die Res Publica wird seit Jahrtausenden so genannt, weil sie uns alle angeht. Alternative Medien, Social Media-Welten sind kein Ersatz für die Realität, die auch abseits des Jobs stattfindet.

Auch wenn es heute noch keinen Sieger der amerikanischen Präsidentschaftswahlen gibt, der nicht von Donald Trump erklärt wurde, so war heute kein guter Tag für die Demokratie. Und der Tag ist noch jung.

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  • GerdHeiner 4. November 2020, 12:53

    Was war denn 2014?

    • Stefan Sasse 4. November 2020, 14:01

      Ich nehme an er meint 2016, aber die Überschrift ist auch weird. Soll vermutlich „too close to call“ sein…

      • Stefan Pietsch 4. November 2020, 14:24

        Merci. Ich bin halt Fußballfan. Mir sagt 2014 wesentlich mehr als 2016. 🙂

  • Dobkeratops 4. November 2020, 13:39

    Dass die Ansprüche, die republikanische Wähler an ihre Kandidaten stellen, nicht allzu hoch sind, konnte man vermuten, dass aber nicht einmal am Leben zu sein zu den Mindestanforderungen gehört, überrascht dann doch.

  • Kirkd 4. November 2020, 14:05

    Wie der Bayer sagt, „Der Kas is bissn“. Ich sehe nicht, wie Trump seine Wiederwahl noch verfehlen sollte.

    • Stefan Sasse 4. November 2020, 14:33

      lol

      • Kirkd 4. November 2020, 15:50

        Ich wünschte mir ja, dass Du recht hast. Aber die Zahlen sehen nicht danach aus.

        • Kirkd 4. November 2020, 15:58

          Sorry, habe mich tatsächlich verrechnet, weil die NYT so skeptisch bzgl Michigan war. Fox News sieht das zugunsten von Biden!

  • Floor Acita 4. November 2020, 14:28

    „Und tatsächlich hat sich das Gros der professionellen Beobachter erneut grandios über die Stimmungslage im Land getäuscht“

    Das ist für 2016 auch durch ewige Wiederholung nicht richtig, der RCP polling average lag fast identisch mit dem Ausgang der Wahl. Leute können nur keine Zahlen lesen, das ist alles…

    Und für dieses Jahr wissen wir es eben nicht – die Wahl ist eben nicht „too close to call“, wir wissen schlicht nicht wie knapp sie am Ende ausgegangen ist. Alles andere sind Auszählungseffekte, neuerdings auch ‚mirage‘ genannt.

    Das gros des Artikels scheint mehr vorgefasste Meinung / Ideologie zu sein, statt Analyse… Darauf zu antworten wäre zum jetzigen Zeitpunit jedenfalls nicht mehr als Spekulation…

    • Stefan Sasse 4. November 2020, 14:34

      Exakt. Wir müssen einfach warten. Auch wenn’s schwer fällt. Aber ist ja schon mal gut zu sehen, dass manche keine Informationen brauchen, um zu ihrem Schluss zu kommen…

    • Stefan Pietsch 4. November 2020, 14:39

      Das soll wohl ein Witz sein, dass ich Sympathien für Trump hätte. Ich will allerdings verstehen und die wichtige Frage ist doch, warum Trump solche Zustimmung erhält.

      Ich habe einen Großteil der Nacht verfolgt. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als schon um 4 Uhr klar war, dass Trump Florida deutlich gewinnt. Wer hat das eigentlich prognostiziert?

      • Stefan Sasse 4. November 2020, 14:49

        Du hast keine Sympathien für Trump, das würde ich nie behaupten. Was ich behaupten würde ist, dass du sehr deutliche Sympathien für Leute hast, die ihn wählen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das abstreiten würdest.

        • Stefan Pietsch 4. November 2020, 15:01

          Nope. Völlig falsch. Ich fetze mich seit Wochen mit einem Nicht-Trump-Wähler, aber Sympathisanten. Nicht das geringste Verständnis. Allerdings war ich 1 1/2 Jahrzehnte häufig drüben und kenne etwas die Verhältnisse.

      • derwaechter 4. November 2020, 15:06

        Das war, bisher, der grosse Polling Error dieser Wahl.

        Allerdings hatte five-thirty-eight Florida bei 69 – 31. Also immerhin fast ein drittel für Trump. Und ABC News/The Washington Post hatten sogar einen Vorsprung für Trump in Ihren Umfragen. Aber das war klar die Aussnahme.

        Die Demokraten kamen bei einem Teil der Latinos offenbar längst nicht so gut an wie erhofft.
        Ich würde sagen, das war 1. ein Fehler der Demokraten und 2. Leider scheinen viele auf die Propaganda hereingefallen zu sein, mit Biden zöge Sozialismus a la Südamerika ein.

        • Stefan Pietsch 4. November 2020, 15:58

          Stellen Sie sich vor, Sie stellen sich den Wecker für 4 Uhr in der früh und das Erste, was in der Hoffnung auf einen Biden-Sieg entgegenschlägt ist, dass der Swing State Florida mit 29 Wahlmännern an Trump geht. Übrigens ein Staat, zu dem ich engere Bindungen habe. Da wollte ich am liebsten gleich wieder ausschalten.

          Der Artikel handelt allerdings weniger vom (möglichen) Versagen der Umfrageinstitute, sondern sucht Erklärungen, warum dieser unmögliche Präsident auf viele Amerikaner hoch attraktiv wirkt. So war nicht zu erwarten, dass Trump sein Reservoir bei den Weißen 2016 noch nicht ausgeschöpft hatte, sondern anscheinend noch deutliche Zugewinne in einer Reihe von Staaten gemacht hat. Dafür muss es Erklärungen geben, die ignoriert wurden.

          Die Hispanics haben wiederum Biden Arizona gebracht. Gerade Phoenix (erwähnte ich, furchtbare Stadt?) hat im letzten Jahrzehnt eine starke Migration von Mittelamerikanern erlebt.

      • Floor Acita 4. November 2020, 15:14

        Ich habe nicht geschrieben und glaube auch nicht, dass Sie Sympathien für Trump haben. Auch nicht rür seine Anhänger.

        Aber Ihre Einschätzung basiert auf Ihrer Weltanschauung – wir wissen alle nicht wodurch diese geprägt werden, klar gehören dazu persönliche Erfahrungen, aber das ist eben anekdotisch (ich kenne auch viele Amerikaner persönlich / durch die Arbeit. Die meisten in Ohio. Würden diese entscheiden, wäre Bernie Präsident) – nicht auf nüchterner Analyse von Fakten.

        • Stefan Pietsch 4. November 2020, 15:51

          Dass ich Bill Clinton für einen groß(artig)en Präsidenten halte, ist wohlbekannt. 2000 favorisierte ich Al Gore, 2004 John Kerry. Die Wahl Barack Obamas fand ich eine wunderbare Sache. 2012 war ich dann im Lager von Mitt Romney, 2016 schweren Herzens bei Hillary. Ich habe privat schon für Joe Biden geschrieben, da war es zu den Primaries noch über ein halbes Jahr hin. Aber: die Möglichkeit zur Verbesserung erwächst aus der Fähigkeit zur Manöverkritik. Weitere vier Jahre Trump wären für die Welt, wären für die Sicherheit, wären für den Klima- und Umweltschutz, wären für die Prosperität Deutschlands die größtmöglich denkbare Katastrophe. Und ich mag die USA zu sehr, als sie einem solchen Choleriker überlassen zu wollen. Darüber hinaus steht über allem: ich bin als erstes Demokrat und Liebhaber eines zivilisierten Umgangs.

          Ich bin in meinem Herzen ein sehr freiheitsliebender Mensch. Das gilt sowohl für die private Lebensführung als auch für mein Verständnis von unternehmerischen Arbeiten. Das ist weder eine Frage von Erziehung noch Herkunft. Wie in einem früheren Artikel mal beschrieben, habe ich darüber hinaus ein elitäres Eigenverständnis. Proleten wie Trump müssen mir also ein Greul sein. Mein Wirtschaftsverständnis ist aber wenig mit dem Raubtierkapitalismus der Vereinigten Staaten konditioniert. Im Grunde befinde ich mich zwischen den beiden großen Parteien.

          Amerikanische Freunde von mir leben in Florida, vielleicht 3 km Luftlinie von Trumps Wochenendsitz entfernt. Er war immer eher Republikaner, sie Demokratin. 2016 haben sie jedoch beide Hillary gewählt. In ihrem Ärger über das Donnern der Air Force One und die hohen Sicherheitsmaßnahmen sind alle Anwohner gleichermaßen verärgert. Ich muss sie heute Abend mal anrufen, was da los ist. 🙂

          • Floor Acita 5. November 2020, 07:35

            „Das ist weder eine Frage von Erziehung noch Herkunft.“

            Was sonst?

            • Stefan Pietsch 5. November 2020, 11:40

              Gene, Inneres, Seele – es gibt einige Bezeichnungen. Im Gegensatz zu so manchem weiß ich, dass wir nicht als leeres Gefäß auf die Erde kommen, dass dann mit allem Möglichen – Werte, Überzeugungen, Erfahrungen, Neigungen – gefüllt werden muss. Schon von der ersten Minute unterscheiden wir uns: Schreikind, braves Kind.

    • Erwin Gabriel 4. November 2020, 18:17

      @ Floor Acita 4. November 2020, 14:28

      [„Und tatsächlich hat sich das Gros der professionellen Beobachter erneut grandios über die Stimmungslage im Land getäuscht“]

      Das ist für 2016 auch durch ewige Wiederholung nicht richtig, der RCP polling average lag fast identisch mit dem Ausgang der Wahl. Leute können nur keine Zahlen lesen, das ist alles…

      Was ist es wert, die Popular Vote auf eine Stimme genau im Vorfeld korrekt zu berechnen, wenn man sich (aus der Wahrnehmung der Zuschauer) im Wahlsieger irrt?

      • Floor Acita 4. November 2020, 20:13

        Da sind aber halt nicht die Zahlen dran Schuld. Die waren nunmal im Graubereich der Überlappung / Fehlertoleranz. Der Rest ist dann eben Spekulation, genau wie eben am heutigen Tag. Gewinnt Trump, gewinnt Biden knapp, gewinnt er doch noch alle offenen Wahlmänner – die Gruppe die heute auf das richtige tippt, wird behaupten die Menschen eben besser zu verstehen. Es ist aber ein Münzwurf.

        Die Leute – wie der Hinweis auf Nate Silver zeigt, eher Journalisten, nicht unbedingt Demoskopen selbst – haben spekuliert und sich zu 90% für Hillary entschieden. Das war genauso gerechtfertigt wie Trump. Ich hielt einen Sieg Trumps für möglich, habe mich aufgeregt, dass ein mir genehmer, linker Kommentator dafür ausgelacht wurde. Aber letztendlich hat dieser halt ein Spiel gewonnen, viele andere verloren. Deshalb die Demoskopie für falsch zu halten, ist aber nicht richtig…

        • Erwin Gabriel 5. November 2020, 00:34

          @ Floor Acita 4. November 2020, 20:13

          Deshalb die Demoskopie für falsch zu halten, ist aber nicht richtig…

          Keine Einwände, da schließe ich mich an.

          Was ich nur interessant fand: Im Wohnzimmer lief und läuft CNN; auf meinem Notebook läuft Fox News. CNN war sehr, sehr vorsichtig, und Fox hat Biden spürbar weiter vorne gesehen.

          Zu den Nachrichten habe ich Jörg Schönenborn gesehen, der zwar sagte, dass das Rennen offen sei, aber auf die Frage nach den Vorhersagen der Propheten sinngemäß meinte: wenn alles laufe wie geplant und Biden alle offenen Staaten einfahre, könne es noch ein großer Sieg für ihn werden.

          Bei gleicher Faktenlage drei recht unterschiedliche Bewertungen – da erkennt man dann halt doch, dass die „Verkaufe“ von Demoskopie doch auch durch die Rezeption des Modereators geprägt wird.

          PS, am Rande: Rick Santorum, der vor vier Jahren zu den republikanischen Kandidaten zählte, hat sich sehr unterhaltsam zu Trumps nächtlichen „Ideen“ geäußert: Trump sei ein alter Mann, der eine harte Wahlkampf-Zeit hinter sich habe, die Nacht sein lang, und dann werde er eben er selbst. Aber das Auszählen abzubrechen komme natürlich nicht in Frage. Auch auf Fox gab es sehr klar artikuliertes Unverständnis zu dem Thema.

          • Floor Acita 5. November 2020, 07:31

            „da erkennt man dann halt doch, dass die „Verkaufe“ von Demoskopie doch auch durch die Rezeption des Modereators geprägt wird.“

            Exakt! Und dass es so unterschiedlich ist, zeigt, dass es auch nicht notwendigerweise Verschwörung noch einheitliche Prägung etc ist. Es war sehr auffällig / interessant wie optimistisch FOX auch im Vergleich zB zur NYT aus Bidens Perspektive war. Vielleicht auch Angst / Pessimismus aus einer Trump Perspektive?

            Die Art und Weise wie Trump sein Statement formuliert hat und wer wann wie darauf reagiert hat, hat mich tatsächlich leicht optimistisch gestimmt, dass es mehr um Gesichtswahrung als echten coup attempt geht…

  • Kning4711 4. November 2020, 15:22

    Ich finde es ist noch zu früh für einen Nachruf auf „The Donald“ oder einen Abgesang auf „Middle Class Joe“ – das Rennen ist noch (um 15:16 Uhr, am 04.11) offen.

    Bislang scheinen beide Seiten Ihre Staaten verteidigen zu können. Wenn mit Arizona ein Flipp gelänge, würde das Biden nur helfen, wenn Wisconsin und Michigan nicht verloren gehen. Trump hat aktuell noch die besseren Karten – warten wir also ab und sezieren das Wahlergebnis, wenn es fix ist.

    • Stefan Pietsch 4. November 2020, 16:01

      Das ist nicht der Punkt. Wieder hatte Trump keine Chance und hat sie dennoch genutzt – egal ob er die Bestätigung bekommt oder nicht. Nach allem menschlichen Ermessen hätte ein Gegenkandidat einen Erdrutschsieg feiern müssen, alle Asse, die eine Demokratie zu vergeben hat, lagen in der Hand der Demokraten. Und nun wird es eine Zitterpartie, die keine starke Legitimation verleihen kann. Gerade nicht bei Millionen Amerikanern, die seit Monaten eingeredet bekommen, die Wahl würde gestohlen.

      • Kning4711 4. November 2020, 23:55

        Ich finde diese Analyse zu verfrüht – das Gerrymendering bevorzugt dann doch die Republikaner und mit Michigan und Wisconsin hat Biden (Stand 04.11 23:50 ) zwei Flips geschafft.
        Ob in dem aufgeheizten Klima überhaupt ein Erdrutschsieg drin war, dass wird die Wahlanalyse zeigen. In jedem Falle ist es ein Erfolg wenn ein Präsident nach einer Legislatur abgewählt wird. Seit George Bush sen. ist es das erste Mal seit 26 Jahren – gar nicht so schlecht, oder ?

        • Stefan Pietsch 5. November 2020, 11:58

          Das ist richtig und dann doch nicht. Stefan und andere haben vor Tagen hervorgekehrt, dass allein die Demokraten die Mehrheit der Bevölkerung ansprechen würden, sie allein die wahre Partei seien. Wenn das so wäre, hätte Biden erdrutschartig gewinnen müssen und der Durchmarsch mit der Mehrheit im Senat erfolgen müssen. Nichts davon ist eingetreten. In den meisten Staaten außerhalb von Kalifornien und New York lagen Trump und Biden nicht weit auseinander, unterschieden sich gerade in den Battleground States nur um wenige Prozentpunkte.

          Trumps Strategie von Sommer 2015 an war immer, sich nur an Teile der Gesellschaft zu wenden. Da war also immer viel grüne Wiese, welche die Republikaner den Demokraten kampflos überließen. Das ist so, als würden die Verantwortlichen von Bayern München die hohen Spielanteile gegen den FC Augsburg hervorkehren, ohne das große Feld im Rückraum zu thematisieren, welchen die Schwaben geschickt nutzten um 3:0 zu gewinnen. Okay, diesmal wird es eine knappes 1:0 für Bayern in der fünften Minute der Nachspielzeit geben. Chapeau!

          Nicht dass wir uns falsch verstehen: wenn Biden heute Abend zum vorläufigen Sieger und President elect gekührt wird, bin ich bei den ersten, die dies feiern werden. Aber man wird darüber reden müssen, warum jemand wie Trump so viele Punkte im eigenen Rückraum machen konnte.

          • Stefan Sasse 5. November 2020, 12:44

            Die Democrats vertreten eine Mehrheit. Nur halt, wie die Wahl gerade zu zeigen scheint, keine allzugroße. Aber eine Mehrheit ist es.

            Aber: Man wird so was von definitiv darüber reden müssen, da bin ich völlig bei dir. Nur noch nicht jetzt.

            • Stefan Pietsch 5. November 2020, 13:03

              Welche Mehrheit? Schau‘ Dir (z.B. auf Spiegel Online) mal die Verteilung nach Countys an. Die Karte zeigt nicht das Bild einer dominierenden Partei, zumal, wenn man einige Gegenden kennt. Hinzu kommt, dass die Latinos, die zunehmend wahlentscheidende Gruppe, sich in manchem Verhalten eher in Richtung der Konservativen zu bewegen scheinen. Was sie bei den Dems hält, ist eine Art Bonus und Loyalität, da die Republikaner sich immer als die Partei gegen illegalen Einwanderung inszeniert haben.

              Aber die Demokraten verstehen die Mehrheit nicht wirklich. Sie gewinnen dank demographischer Zuwächse und eines abschreckenden Gegenkandidaten, aber nicht wirklich aus eigener Kraft. Sad to say.

              • TBeermann 5. November 2020, 13:25

                Die Anzahl der Counties sagt aber nichts über die Anzahl der Menschen. Diese (derzeit gerne genutzte) Grafik ist hochgradig irreführend.

                Jemand hat sich mal die Mühe gemacht, das in Einwohnerzahlen umzusetzen: https://twitter.com/BettinaForget/status/1324139878666391555

                • Stefan Pietsch 5. November 2020, 17:08

                  Was nur zeigt, dass Sie von den USA nichts verstehen. Land und Leute kennenlernen hat schon immer seine Vorteile (und Reize) gehabt.

                  • Stefan Sasse 5. November 2020, 18:00

                    Ich gestehe den meisten Auslandskorrespondenten in Berlin zu, die bundesdeutsche Politik besser zu verstehen als die Durchschnittsdeutschen. Das sollte umgekehrt auch gelten können.

                  • TBeermann 5. November 2020, 18:36

                    Das hat nichts mit den USA im Speziellen zu tun (nebenbei habe ich einige Dutzend Bekannte in den USA, relativ viele davon in den Südstaaten und mit einer ganzen Reihe davon stehe ich politisch diametral auf der anderen Seite).

                    Aber all das hat keinen Einfluss darauf, dass die Mehrheit der Menschen die Demokraten gewählt hat. Keine riesige Mehrheit, aber eine Mehrheit und das schon seit Jahren.

                    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 18:43

                      Niemand bestreitet den objektiven Fakt. Aber die Grünen erzielen auch nur gute Ergebnisse in der Stadt, während sie in manchen Regionen sogar stark abgelehnt werden. Die USA sind flächenmäßig so groß wie die gesamte Eurozone. One fits all ist da keine kluge Annahme.

                    • TBeermann 5. November 2020, 19:08

                      Vor allem gehen in den USA (teilweise auch un Deutschland) die progressiv denkenden Menschen vom Land in die Städte, wo sie einigermaßen ungehindert so leben können, wie sie wollen und (da es sich in der Regel um überdurchschnittlich gebildete Personen handelt) dort die hochqualifizierten Jobs sind.

              • Stefan Sasse 5. November 2020, 14:32

                Popular vote.

                • Stefan Pietsch 5. November 2020, 17:05

                  Nicht überzeugend, gerade mit Blick auf die Heterogenität der USA. Stell‘ Dir vor, Dein Traum von den Vereinigten Staaten von Europa würde über Nacht Wirklichkeit. Angela Merkel hätte alle Chancen erste Regierungschefin zu werden mit der Unterstützung der Nordstaaten wie Frankreichs. Gleichzeitig würde sie in weiten Teilen Italiens, Griechenlands, in Osteuropa wie dem Balkan vehement abgelehnt.

                  Popular Vote? An der Stelle würdest Du die Dinge differenzierter betrachten. Die USA sind mindestens so heterogen wie Europa. Du kannst die Haltung in New York und Boston sowie in Kalifornien nicht generalistisch für das ganze Land nehmen. Auch wenn sich in New York und L.A. die Bürger klumpen. In vielen Regionen triffst Du einen ganz anderen Menschenschlag.

                  • Kning4711 5. November 2020, 17:32

                    Aktuell (05.11 17:30) hat Biden in der Popular Vote rund 4 Mio Stimmen mehr, als sein Gegner Trump. Prozentual entspricht das 50,5 % aller Stimmen. Natürlich ist das erstmal eine Mehrheit – aber aufgrund einer fast gleichstarken Minderheit ist ein gewisser Ausgleich der Interessen notwendig, wenn nicht die Polarisierung weiter vorangetrieben werden soll. Stefan Sasse hat aber schon oft darauf hingewiesen, dass die GOP eben nicht am Ausgleich interessiert ist.
                    Die Nach-Wahl Analyse, darauf freue ich mich sehr.

                    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 19:12

                      Stefan argumentiert genauso, deswegen verweise ich soweit an die Antworten an ihn.

                      Parteien sind Bewegungen. In einer Demokratie bewegen sie sich, weil sie sonst in ihrer Existenz berührt sind. Ich bin sicher, auch die GOP wird sich in den kommenden Jahren bewegen. Interessant ist ja, dass sie für Latinos und hier vor allem für Männer attraktiv wird.

                      Wenn irgendjemand jammert, die Sozialismus-Kampagne von Trump habe leider, leider verfangen – ja, so ist Wahlkampf. Angriff und Verteidigung. Wer eins von beiden nicht beherrscht, verliert. Das ist nicht ungerecht, sondern gerecht.

                  • Stefan Sasse 5. November 2020, 18:00

                    Wir haben keine andere Metrik. Du stellst hier auch unmögliche Maßstäbe auf. War denn Schröder als Kanzler deligitimiert, weil er in Ostdeutschland wesentlich weniger Zuspruch hatte als im Westen? Wenn wir von der Mehrheit der Amerikaner reden, reden wir von der Mehrheit. Wo sie wohnen ist erst mal egal.

                    Dass die Polarisierung entlang geographischer Linien ein Riesenproblem ist – stimme ich dir sofort zu.

                    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 19:02

                      Du vergleichst ein immer noch homogenes Land mit einem heterogenen (Teil-) Kontinent. Unter dem Gesichtspunkt, wirklich die Bürger in großer Mehrheit zu repräsentieren, stellen sich an einen Politiker in den USA (oder den USE) härtere Anforderungen.

                      Falls Du meinst, das wäre wieder eine der mir unterstellten Lex Biden / Dems: So habe ich schon vor 20 Jahren argumentiert, als Bush höchst umstritten Präsident wurde. Die Menschen in Wyoming oder Denver leben und denken ganz anders als die in San Francisco oder Boston (wobei schon die beiden Städte kaum vergleichbar sind). Und dabei sind die Unterschiede wesentlich größer als zwischen Frankfurt (Main) und Frankfurt (Oder).

                    • Stefan Sasse 5. November 2020, 21:42

                      Ich behaupte doch gar nicht, dass die eine große Mehrheit repräsentieren. Das tut keine der beiden Parteien, nie. Und genau das ist mein Punkt. Die Wahlen in diesem Land waren schon immer irgendwo zwischen knapp 50:50 und, in den krassesten Fällen, 60:40. Besser wird’s nicht.

                    • TBeermann 5. November 2020, 19:05

                      Wo genau ist Deutschland (von mir auch liebevoll europas Resterampe von 1871 genannt) ein homogenes Land

                    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 19:27

                      Wie geschrieben – im Vergleich. Sicher, die skandinavischen oder baltischen Staaten sind homogener, aber auch deutlich kleiner.

                    • Kning4711 6. November 2020, 15:33

                      Ich denke schon das man gewisse Parallelen ziehen kann – ein Gefälle zwischen städtischen Metropolregionen und ländlichen Provinznestern – ländliche Regionen mit starken Strukturen, infolge großer Arbeitgeber, aber eben auf ländliche Regionen Mitten im Strukturwandel. Städte mit großen sozialen Problemen und solchen, die wirtschaftlich Stark sind.

                      In den USA wählt man Trump, in Deutschland AfD oder oftmals eben gar nicht.

  • Jens Happel 4. November 2020, 16:31

    Können schon wieder nicht streiten.

    Viele Staaten in den USA sind so dermaßen dünn besidelt, dass man die Mentalität und Einstellungen der dort lebenden Menschen hier nicht kennt, von verstehen ganz zu schweigen.

    Werde nie meine Aufenhalte in North Dakota aber auch Texas und Utah vergessen. In North Dakota sind wir (Kunden und ich) mittags immer eine 3/4 Stunde gefahren um in eine kleinen Restaurant etwas zu essen. War besseres Fast Food aber man konnte sitzen. Alle Wände voll mit wirklic hunderten Fotos von Männern und ein paar Frauen neben erlegtem Wild. Es gibt mehrer Jagdzeiten, für Bogen (auch Armbrust), Gewehr und höre und staune Vorderlader.

    Jetzt erzähl denen mal was von Gender.

    Die USA sind extrem gespalten und die Wall Street und die von ihnen gefütterten Politiker haben sich von zu großen Teilen der Bevölkerung entfernt. Es ist nicht so dass Trump ihnen große Lösungen verspricht, aber sie finden er hat einfach in vielem Recht. Und er traut siche was zu sagen, was viele sich nicht trauen zu sagen.

    Mich würde interessieren, inwieweit Corona dort noch zu einem Stimmungsumschwung geführt hat. Anfangs dachten ja die allermeisten er hätte versagt. Zuletzt hatte ich den Eindruck, dass viele Amereikaner finden die Massnahmen schränken die Freiheit zu sehr ein und C19 wird von den Medien aufgebauscht. Bin auf die Analyse gespannt.

    Gruß Jens

    • Stefan Pietsch 4. November 2020, 17:13

      Ich bin mal quer durch Wyoming gefahren, also richtig lang. Ewig kleine Besiedelungen und irgendwann Städte, die sich mit 5000 Einwohner auf eine Fläche der Größe von Düsseldorf erstrecken und als echte Zentren gelten. Aber selbst Städte wie Phoenix bestehen weitgehend nur aus Wohnblocks und Gewerbegebieten. Schrecklich, trostlos. Dort hatten wir übrigens Terminator 3 gesehen, wobei meiner Erinnerung nach nicht so weit entfernt Szenen des Films entstanden sind. Passend.

      Ich glaub‘ ich muss mal wieder etwas echt Neoliberales raushauen. Lass mich mal bei Hayek nachschauen. 😉

    • Stefan Sasse 4. November 2020, 18:32

      „Haben sich von der Bevölkerung entfernt“. Wann waren sie denn jemals da? Die PolitikerInnen sind heute weniger elitistisch als je zuvor. Schau dir mal an, wie das vor einigen Jahrzehnten oder gar einem Jahrhundert war…

      • R.A. 5. November 2020, 11:47

        „Die PolitikerInnen sind heute weniger elitistisch als je zuvor. Schau dir mal an, wie das vor einigen Jahrzehnten oder gar einem Jahrhundert war…“
        Das ist ein sehr interessanter Punkt und wäre mal eine gesonderte Diskussion wert.
        Einerseits gebe ich Dir recht: Früher (je früher desto stärker) war die Distanz zwischen Oben (incl. u.a. den meisten Politikern) und Unten (also den meisten Wählern) generell größer.
        Aber ich würde andererseits sagen, daß den Handelnden das auch bewußt war und sie sich deswegen mehr bemüht haben in Kontakt zu bleiben und sich zu informieren. Während ich heute das Gefühl habe, daß die Berliner Blase aus Medien, Lobbyisten und Politik im wesentlichen mit sich selber beschäftigt und das für die Realität im Lande hält. Da es auch immer mehr „Berufspolitiker“ gibt, die außerhalb der politischen Sphäre keine Berufs- und wenig Lebenserfahrung haben, könnte man das schon als „Entfernung von der Bevölkerung“ sehen.

        Krasses Beispiel ist für mich immer, wenn (vor allem an Wahlabenden) jemand erklärt, seine Partei müsse ihre gute Politik den Wählern „besser erklären“. Das ist fast immer ein Zeichen von völliger Realitätsferne. Die Betroffenen müßten umgekehrt den Wählern besser zuhören um zu begreifen, daß ihre Politik eben überhaupt nicht gut ist.

        • Stefan Sasse 5. November 2020, 12:43

          Ich glaube nicht, ehrlich gesagt. Dieses Bratwurstessen auf dem Dorffest ist eine recht neue Erscheinung. Schau dir mal die Politiker der Generation Adenauer an, da gehörte die Abgrenzung zum Volk noch zur absolut notwendigen Wahlkampfstrategie, wenn man als Politiker ernstgenommen werden wollte! In der Weimarer Republik war es ein Riesenskandal, dass Friedrich Ebert in Badehose abgelichtet wurde. Viel zu volksnah und wenig abgehoben, quasi.

          Dass die Blase abgehoben ist – klar. Aber das gilt für jede Führungsschicht. Comes with the territory. Ich wäre auf der anderen Seite sehr, sehr vorsichtig, dieses „die Bevölkerung“ zu weit zu treiben. „Die Bevölkerung“ gibt es nicht. Die ist unglaublich vielschichtig, und nahe bei „der Bevölkerung“ zu sein ist ein Populistenthema, keines, das in der Realität verankert ist.

          • R.A. 5. November 2020, 13:53

            „Dieses Bratwurstessen auf dem Dorffest ist eine recht neue Erscheinung.“
            Aber nein. Das gab es schon immer. Schon im alten Rom, selbst in den „rotten boroughs“ vor den englischen Wahlreformen wurden die Wähler bespaßt, auch wenn die Wahl eine Farce war.
            Aber das war und ist natürlich immer nur Simulation von Volksverbundenheit, kein inhaltlicher Austausch.

            Und ich gebe Dir recht mit Deinen Beispielen, das meinte ich mit der größeren Distanz unter „Einerseits“.

            Aber zum „Andererseits“ gehört halt auch, daß mehr Vernetzung da war, die Organisation der Bevölkerung über die jeweiligen Milieus war stärker.
            Wenn Du Eberts Biographie anschaust, da wußte der aus jahrelanger Anschauung, wie seine Wähler tickten – da mußte keine Badehosen-Volkstümlichkeit sein.

            „„Die Bevölkerung“ gibt es nicht.“
            Richtig. Aber verschiedene Leute im Parlament haben mit bestimmten Gruppen der Bevölkerung guten Kontakt und früher hat das gereicht, um eine weitgehende Abdeckung hinzukriegen.
            Das hat stark nachgelassen. Die Politiker sind nicht mehr so stark in Vereinen etc. vernetzt, sind dort auch weniger präsent und umgekehrt sind dort auch viel weniger Leute erreichbar.

            Aber wie schon gesagt, das wäre eine getrennte Diskussion.

            • Stefan Sasse 5. November 2020, 14:40

              Genau, die Milieu-Bindung beziehungsweise der Verlust derselben ist das Phänomen unserer Tage. Aber ich würde das nicht mit „Volksnähe“ verwechseln.

              • R.A. 5. November 2020, 15:05

                “ ich würde das nicht mit „Volksnähe“ verwechseln.“
                „Volksnähe“ ist auch kein Begriff, den ich verwenden würde (obwohl zugegen die „Entfernung von der Bevölkerung“ ähnlich klingt).
                Was ich meine ist: Es fehlen Feedback-Kontakte um zu verstehen, wie die eigene Politik wirkt.
                Geht also eher um Realitätsnähe.

                • Stefan Sasse 5. November 2020, 16:38

                  Ich verstehe die Argumentation, und ich verstehe auch wo du bist (und nicht bist!). Ich bin nicht sicher (was nicht heißt: ablehnend!) bei zweierlei:
                  – War das früher besser?
                  – Würden die Entscheidungen anders fallen, gäbe es mehr Feedback?

    • Floor Acita 5. November 2020, 11:27

      „Die USA sind extrem gespalten und die Wall Street und die von ihnen gefütterten Politiker haben sich von zu großen Teilen der Bevölkerung entfernt.“

      Was bitte schön hat denn die Wall Street damit zu tun? Sind Hedge Fond Manager und Broker neuerdings Vorkämpfer für gendergerechte Sprache, Feminismus oder black lives matter? Rhetorisch bemängeln Sie letzteres, Stefan Pietsch spricht von Minderheiten-Themen. Der Zusammenhang zum Finanzmarkt ist mir hier irgendwie abhanden gekommen..?

  • Erwin Gabriel 4. November 2020, 18:14

    @ Stefan Pietsch on 4. November 2020

    Selbst Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale zeigen die Auszählungen zur Präsidentschaftswahl in den USA keine Tendenz.

    Wen das wundert, der hat selbst Schuld.

    Wissenschaftler, Wirtschaftsführer und politische Repräsentanten verstehen ihr Land längst nicht mehr.

    Was ich nicht verstehe.

    Am amerikanischen Präsidenten ist alles authentisch, nichts gekünzelt, nichts gestellt. Trump schreit seine Wut, seine Frustration hinaus, er macht kaputt, was ihn und seine Wähler kaputt macht.

    Der ist genauso (un)gekünstelt wie Adolf Hitler oder Benito Mussolini. Der inszeniert sich von vorne bis hinten, angefangen von seiner Rhetorik, dem Entwickeln und Ausprobieren von Slogans und Beleidigungen auf Wahlkampf-Veranstaltungen, seinen autoritären Gesten, dem rüden Unterbrechen, die Vereinnahmungen und Ausgrenzungen bestimmter Bevölkerungsschichten, seinem Slogan „Make America great again“ (der natürlich, anders als Trump es behauptet, nicht von ihm selbst erfunden wurde). Als das ist rechtspopulistisches Handwerk vom Feinsten.

    Die Welt, die über Rassismus und Coronainfektionen lamentiert, versteht nicht, worum es geht. Versteht nicht, was heutigen Amerikanern doch immer eingehämmert wurde: It’s the Economy, Stupid!

    Fast zwei Drittel gaben ihrem Idol die Stimme, weil er für das sorgt, woraus es allein ankommt. 55% der Amerikaner empfinden ihre wirtschaftliche Lage unter Trump besser als zuvor, mehr als unter jedem anderen Präsidenten der vorangegangenen 40 Jahre.

    Ja, weitgehend. Der Rest, die harten Rechten, wählen die Waffen, andere Aspekte interessieren sie nicht. Die Bibelfesten wählen den Abtreibungsgegner, andere Aspekte interessieren sie nicht (auch nicht, dass Trump selbst schon der einen oder anderen Affäre eine Abtreibung bezahlt hat). Wer von Steuersenkungen profitiert, wählt Trump, und vermutlich interessieren den auch keine anderen Aspekte. Wer dem von Trump initiierten Wirtschaftsaufschwung eine Beschäftigung oder eine Vermögenssteigerung verdankt – und das ist das Gros, wird ihn auch wählen, und nimmt den Rest billigend in Kauf.

    Und mehr noch als in Europa verstehen sich Stadt- und Landbevölkerung nicht mehr. In vielen Regionen können die Menschen eben nichts mit dem Lamento über Rassismus anfangen und halten Genderstreaming für eine geistige Störung durch zu langes Studieren.

    Hätten alle eine funktionierende staatlichen Kranken-, Sozial- und und Rentenversicherung, könnten sie sich ein interesse dafür leisten. Zu bleibt meist nur Platz für egoistische Betrachtungsweisen.

    • GerdHeiner 4. November 2020, 19:19

      Danke Erwin,
      it’s so enlightening when the good Europeans explain us Americans how our country ticks…

      • Johnson 4. November 2020, 19:35

        Yeah, don’t you love that? Especially when a bunch of them then admit they’ve never been been there. Or they drove through North Dakota once…15 years or so ago.

        • Stefan Sasse 4. November 2020, 19:51

          Which is why I’m not explaining to any Americans how their country ticks.

          • Floor Acita 4. November 2020, 20:38

            Lieber lasse ich mir von 1000 Amis Deutschland erklären (was etliche ja auch tun und m.E. mal richtiger liegen, mal weniger), als das ich auch nur 1 AfDler für „uns Deutsche“ sprechen lasse. Das war der Ausgangspunkt meiner Politisierung vor immerhin ca 25 Jahren – meine besten Freunde Adil und Irfan hatten wesentlich mehr mit mir gemeinsam als viele Nachbarn, Bekannte etc. Sie hatten jedes Recht Deutsche zu sein und so gesehen zu werden und nicht als „Minderheiten“ gesehen zu werden. Das jemand denen erzählt „was Deutsche deutsch macht“ oder was „echte Deutsche“ sind, war mir ein Graus. Es gibt keine „deutsche Volksseele“ und auch keine Amerikanische. Die fetten blauen circle bei „size of lead“ (NYT Election Results) sind jedenfalls genauso „echt“ wie die vielen roten Punkte. Meine Haltung mag biased sein, aber auf den Austausch mit Menschen in eben diesen blauen Kreisen gegründet. Diese dürfen mich kritisieren wenn ich sie falsch wiedergebe. Aber sie liegen links vom center of gravity dieses blogs. Man wird nicht „echter“ indem man auf dünn besiedelten Gebieten lebt – weder in Bayern, in Mecklenburg, Sachsen-Anhalt oder eben Idaho…

            • Stefan Sasse 4. November 2020, 20:50

              Jepp.

            • Johnson 4. November 2020, 23:17

              Yikes! I drilled a nerve it seems; not sure which one though. In any event, stay calm and chive on. I don’t live in Idaho btw…and those guys that you to refer to as to the left of center of this blog…let’s leave them there, ok.

              • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:24

                @ Johnson 4. November 2020, 23:17

                Yikes! I drilled a nerve it seems; not sure which one though. In any event, stay calm and chive on. I don’t live in Idaho btw…and those guys that you to refer to as to the left of center of this blog…let’s leave them there, ok.

                You are more polite than most of us
                🙂

                • Floor Acita 5. November 2020, 07:16

                  …und ich hatte gerade angefangen Sie zu mögen 🙂

              • Floor Acita 5. November 2020, 07:21

                You are … funny – ignorant, but funny.
                And, by the way, „those guys“ … and gals are everywhere, get used to it! 🙂

          • Johnson 4. November 2020, 23:07

            Ah. I am very sorry then; I must have missed that disclaimer on your site.

          • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:22

            @ Stefan Sase

            Du erklärst es uns 🙂

        • Stefan Pietsch 4. November 2020, 21:47

          Not the best guess – Terminator 3 has been issued summer 2003. Nevertheless, I have worked serveral times in the US, particularly in San Francisco, CA.

          • Johnson 4. November 2020, 23:12

            Hey I was close (with the timeline anyways)! I work there all the time; not in San Fran though. Celebrated a birthday there once however; cool place.

            You know I didn’t mean you with my comment though, right?

            • Stefan Pietsch 4. November 2020, 23:21

              No, but everthing’s fine!

              San Fran is my most favorite city/place/location beside Rome and Berlin – okay, not really a comparision. Unfortunately, it had become unaffordable expensive.

        • Sebastian 9. November 2020, 10:09

          @GerdHeiner & @Johnson

          I am always interested in learning more about US society and politics in this regard. Is there a particular reading you would recommend? What do you think of Colin Woodard’s „11 nations“ classification?
          https://medium.com/s/balkanized-america/welcome-back-to-the-divided-states-of-america-ff3522597689
          https://medium.com/s/balkanized-america/the-11-nations-of-america-as-told-by-dna-f283d4c58483
          It looks intriguing at first glance to me, and and I am curious how a similar mapping of Germany would look like.

      • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:02

        @ GerdHeiner 4. November 2020, 19:19

        Danke Erwin,
        it’s so enlightening when the good Europeans explain us Americans how our country ticks…

        The reference to Trump’s interest in Hitler comes from an interview with Melania Trump (but perhaps she is a Democrat).

        I received the explanation of the different election reasons from a Republican whom I asked. He comes from Illinois and works for the government there, road/transportation division. He likes Trump because he is about to retire and his pension plan is equity. They have done well since he took office.

        He does not really understand the German aversion to Trump. He also found our completely different constitutional approach (human dignity before freedom) and our ideas of social security rather irritating. My evaluation of the events is subjective and was not meant absolutely, but in relation to Germany.

        Anyway, my comment did not have the intention to explain to the Americans their country (it does not work the other way around either). Sorry – If I stepped on someone’s feet, it was not on purpose.

        But I would appreciate your explanations and explanations about the current situation in America.

        Best wishes, and stay healthy
        E.G.

    • Floor Acita 4. November 2020, 20:16

      „Der ist genauso (un)gekünstelt wie Adolf Hitler oder Benito Mussolini.“

      Exakt

    • Stefan Pietsch 4. November 2020, 21:51

      Ich habe die Nachwahlbefragung zitiert. Während Trump-Wähler die Wirtschaft mit 61 Prozent an die Top-Position des bestimmenden Themas setzten, war es bei den Biden-Anhängern ein Bunch (Johnson) aus Rassismus, Corona und Gesundheit (jeweils so 25%). So gespalten ist in Deutschland keine Wählerschaft bei regionalen und nationalen Wahlen.

      • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:20

        @ Stefan Pietsch 4. November 2020, 21:51

        Während Trump-Wähler die Wirtschaft mit 61 Prozent an die Top-Position des bestimmenden Themas setzten, war es bei den Biden-Anhängern ein Bunch (Johnson) aus Rassismus, Corona und Gesundheit (jeweils so 25%). …

        … nicht zu vergessen: die Ablehnung von Trump als Wahlgrund pro Biden

        • Stefan Pietsch 5. November 2020, 11:42

          Die kam bei einer anderen Frage zum Tragen: über 80 Prozent wählten Trump wegen dem Kandidaten. Bei Biden verhielt es sich spiegelbildlich umgekehrt.

          • Stefan Sasse 5. November 2020, 12:41

            Ich meine…das war ja von Anfang an das größte Verkaufsargument für die Kandidatur Biden. Eben NICHT persönlich zu polarisieren. Das wurde schon vor einem Jahr entsprechend analysiert, und ich hab das hier auch schon vor Monaten mehrfach aufgeschrieben. Das war die Strategie, von Anfang an.

            • Stefan Pietsch 5. November 2020, 13:13

              Ja, nur ist das oft keine dauerhafte Strategie, vor allem, wenn es die dominierende Strategie ist. Wenn Diktaturen und Autokratien (sorry für den Vergleich) kippen, so steht dem bisherigen Herrscher auch typischerweise ein buntes Bündnis gegenüber. Nur zerfasert dieses mit der Erreichung des gemeinsamen Ziels sehr schnell und die Sprengung legt die Fragmentierungen offen.

              Ich habe es schon sehr früh geschrieben: den mit Abstand ältesten Kandidaten in der Geschichte ins Rennen zu schicken, ist nicht unbedingt das, was man als Respekt vor dem Wähler nennen würde. Biden war nur der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Partei einigen konnte. Nicht das Land. Dabei habe ich sehr wohl den Kommentar eines republikanischen Senators in einem Essay im Ohr: Es ist eigentlich unmöglich, Biden nicht zu mögen. Auf hoffentlich gute vier Jahre!

              • Stefan Sasse 5. November 2020, 14:37

                Ich war auch nicht gerade Biden-Fan. Aber ich hab in dem BewerberInnenfeld ehrlich gesagt auch niemanden gesehen, der klar besser geeignet war…Hoffen wir mal, dass er uns positiv überrascht! 🙂

                • Stefan Pietsch 5. November 2020, 17:00

                  Umso bedenklicher. Ich halte Menschen weit über 70 nicht mehr für geeignet, große Organisationen oder gar Staaten zu führen. Du tust das im Grunde auch nicht, oder würdest Du eine Kanzlerschaft Schäubles anders bewerten? Führung kostet enorm viel Kraft und dazu reichen üblicherweise die Ressourcen eines alten Menschen sowohl physisch als auch mental meist nicht mehr.

                  Ich habe nicht verstanden, warum die Demokraten nicht auf die Karte Pete Buttigieg oder Amy Klobuchar setzten, da mein heimlicher Favorit Beto O’Rourke frühzeitig implodiert ist. Schwulenhasser wählen ohnehin nicht die Demokraten und Amerika ist da selbst in GOP-Regionen deutlich liberaler geworden.

                  Ich denke Kamala Harris wird eine starke Rolle übernehmen und möglicherweise in den 4 Jahren das Amt übernehmen müssen. Anyway, sie hat mir nicht erst in der Fernsehdebatte außerordentlich gefallen. Gut, heute Abend kann aller Voraussicht nach gefeiert werden. Stay tuned!

                  • Stefan Sasse 5. November 2020, 17:58

                    Ich verstehe es auch nicht wirklich. Viel Nostalgie dabei denke ich. Und natürlich Kannibalisierung seiner Gegner. Dazu kam, dass die Anyone-but-Bernie-Fraktion ihn als bestes Pferd betrachtete. Viel Gründe.

                    Und ja, mit Präsidentin Harris hätte ich kein Riesenproblem.

                    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 19:08

                      Nostalgie ist kein guter Ratgeber. Wie Du auch weißt wurde vor dem ersten Super Tuesday in der Parteispitze eine strategische Entscheidung getroffen. Diese hätte auch für Pete Buttigieg ausgehen können. Zumindest wäre das mutig gewesen. Jeder konnte sich ausrechnen, dass der Partei mit Sanders oder eventuell Warren ein Desaster gedroht hätte, erst recht im Rückblick.

                      Ich auch nicht. Mein einer Freund schon, der polemisiert seit Wochen gegen Harris‘ angeblich getürkte Vita und ihre kommunistischen Einstellungen. Falls Du Bock drauf hast, kann ich Dir ein paar Pamphlete aus rechten Blogs weiterleiten. 😉 Wenn nicht, dann lass‘ ich es halt.

                    • Stefan Sasse 5. November 2020, 21:43

                      Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass Warren oder Sanders ein groß unterschiedliches Ergebnis zu Biden eingefahren hätten (Stand heute). Vielleicht ändere ich diese Einschätzung noch.
                      Hätte auch kein Problem mit Buttigieg gehabt, außer dass er arg unerfahren ist und mir das Argument der Substanz zum offensichtlichen rhetorisch-charismatischen Talent fehlt.

  • sol1 4. November 2020, 18:29

    „Keine Prognose, die nicht mit dem Verweis auskam, dass eine Wiederholung von 2014 praktisch ausgeschlossen sei…“

    Nate Silver buchstäblich am 1. November:

    „I’m Here To Remind You That Trump Can Still Win

    A 10 percent chance isn’t zero. And there’s a chance of a recount, too.“

    https://fivethirtyeight.com/features/im-here-to-remind-you-that-trump-can-still-win/

  • Floor Acita 4. November 2020, 20:25

    Erwin hat es mir vorweg genommen, aber ich muss auch nochmal nachhaken. Trump authentisch? Biden lebt isoliert? Was ist denn Trump Tower? Was Maro Lago? Trump ist nicht echt, er ist „reality star“. Und das bedeutet immer „scripted reality“. Und genau so identisch ist seine Persona. Er ist ein Meister des a/b Testung, sag etwas ein paar mal – wie ist die Reaktion? – behalt es oder wirf es aus der Routine…

    Der ist genau so echt wie Tucker Swanson McNear Carlson, der „von der Burg aus über den Graben auf die Massen und armen Bauern geschaut hat und sich gedacht hat ‚was müssen wir tun, damit die nicht neidisch werden'“ (seine Worte) tatsächlich ein Populist ist…

    • Stefan Sasse 4. November 2020, 20:50

      Wie man die Story immer noch glauben kann ist mir auch völlig unklar.

    • Stefan Pietsch 4. November 2020, 21:37

      Ich denke Sie haben etwas im Artikel missverstanden. Ich habe diesen, was seine (möglichen) Wähler betrifft, nicht aus meiner Perspektive geschrieben, sondern aus der der wütenden Amerikaner. Natürlich ist Trump authentisch, es gab seit Menschengedenken keinen Präsidenten, der sich selbst so wenig unter Kontrolle hatte und jedem ins Gesicht schreit, was er denkt. Wenn er sich mitten im Fernsehduell beklagt, dass ihn die IRS really unfair behandeln würde, dann ist das echt. Trump war empört. Wenn er direkt nach einem NATO-Gipfel mit einem Tweet im Flieger die Vereinbarungen zerfetzt, weil er sich vom kanadischen Premierminister beleidigt fühlt, dann ist das echt. Seine Lügen sind seine Wahrheit wie er die Welt sieht.

      Eine solche Authentizität, wenn auch im Schlechten hat – zum Glück – kein anderer Spitzenpolitiker.

      • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:18

        @ Stefan Pietsch 4. November 2020, 21:37

        Natürlich ist Trump authentisch, es gab seit Menschengedenken keinen Präsidenten, der sich selbst so wenig unter Kontrolle hatte und jedem ins Gesicht schreit, was er denkt.

        Da ist unsere Ansicht unterschiedlich. Ich sehe, dass er das immer wieder tut (das „Schreien“ wenn auch nicht das, was er denkt). Aber ich halte das nicht für „unkontrolliert“, sondern für Absicht. Nur meine ganz persönliche Meinung, aber ich glaube, dass er sehr wohl weiß, was er wann in welcher Situation tut.

        • Stefan Pietsch 5. November 2020, 11:46

          Jeder, der mit Trump enger zu tun hatte, sagt, Trump ist so wie er erscheint. Das ist keine Masche. So schreibt der ehemalige FBI-Direktor Comey in seinem Buch „Größer als das Amt“, er habe keinen Präsidenten erlebt, der so die Bestätigung anderer brauchte. Auch der ehemalige Sicherheitsberater Bolton gab gestern bei Markus Lanz noch einmal zu Protokoll, dass Trump tatsächlich so denkt wie er sich öffentlich präsentiert. Du erklärst erratische Verhaltensweisen und cholerische Charakterzüge zur ausgeklügelten Strategie. Da opponiere ich dann doch.

        • Stefan Sasse 5. November 2020, 12:36

          Sicher. Denk mal nur an die Videos von seinen Zeugenaussagen zu seinen Wirtschaftsverbrechen aus den 1990er und 2000er Jahren (gibts auf Youtube), da sieht man einen Trump, der sich sehr unter Kontrolle hat und sehr komplexe Sätze und Worte benutzt. Die Idee, dass Trump ein unkontrollierter Vollidiot sei, ist genauso beknackt wie die, dass Dubbya nicht lesen und schreiben kann.

          • TBeermann 5. November 2020, 12:40

            Spannend ist eigentlich, dass sich das Narrativ von Bidens beginnender Demenz (auch bei deutschen Rechten wie in den Kommentaren hier in den letzten Tagen sichtbar) durchgesetzt hat, während deutlich stärkere Anzeichen bei Trump ignoriert oder zu Authentizität umgedeutet werden.

            Wobei ich da sogar mal teilweise bei Herrn Pietsch wäre: Ich denke auch, Trump kann mittlerweile nicht mehr anders, aber eben aus anderen Gründen. Allein in den letzten vier bis fünf Jahren hat er massiv abgebaut und schon im ersten Wahlkampf war er nicht mehr der Donald Trumps aus den 90ern oder frühen 2000ern.

            • Erwin Gabriel 5. November 2020, 17:10

              @ TBeermann 5. November 2020, 12:40

              Allein in den letzten vier bis fünf Jahren hat er massiv abgebaut und schon im ersten Wahlkampf war er nicht mehr der Donald Trumps aus den 90ern oder frühen 2000ern.

              Das könnte in der Tat eine Erklärung für die unterschiedliche Rezeption sein; ich hab zumindest keine bessere anzubieten 🙂

          • Stefan Pietsch 5. November 2020, 13:14

            60 Prozent der Amerikaner halten Trump für korrupt, aber auch 40 Prozent die Familie Biden. Für relevante Teile ist die Affäre um Hunter Biden mitnichten aufgeklärt und der wahrscheinliche President elect hat selbst wenig beigetragen.

            • Stefan Sasse 5. November 2020, 14:39

              Diese Zahlen sagen dir alles, was du wissen musst. Die 40% sind die Trump-Anhänger, die glauben alles, was ihnen die Propaganda-Brigade eintrichtert – auch konstruierte Skandale. Und die anderen 60% sind halt der Rest.

              • Stefan Pietsch 5. November 2020, 16:50

                Alle Trump-Anhänger halten ihr Idol für korrupt?

                Es gibt eine juristische Interpretation und eine politische. Die juristische lautet, Biden ist völlig unschuldig, da nichts nachgewiesen werden konnte. Der Rückzug auf die juristische Implikationen ist für einen Politiker, der nach Ämtern strebt, immer heikel. Er knüpft sein Schicksal an seine Machtbasis. Das ist sonst auch Deine Sichtweise.

                • Stefan Sasse 5. November 2020, 17:57

                  Häh? Nein, 40% halten ihn nicht für korrupt. Das sind seine Anhänger. Dieselben 40% halten Biden für korrupt.

          • Detlef Schulze 5. November 2020, 15:17

            Ich habe „Fire and Fury“ über Trumps Kampagne und seine ersten Monate im Amt gelesen. Darin wird er nicht als komplexer Charakter beschrieben, sondern als einer der Menschen mag, einstellt, befördert oder feuert aus hauptsächlich emotionalen und persönlichen Gründen. Er wird als politisch uninteressiert beschrieben, der Obamas Gesundheitsreform nur abgeschaft hat um Paul Ryan in die Pfanne zu hauen und weil sie von Obama stammte. General McMaster ist in Ungnade gefallen, weil er mit seinen PowerPoint-Präsentationen den Präsidenten gelangweilt hat. Das Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern eher eine locker geschriebene Sammlung von Klatsch und Tratsch, aber die Grundstimmung im Weissen Haus wird meiner Meinung nach glaubhaft wiedergegben.

            • Stefan Sasse 5. November 2020, 16:39

              Ich fürchte, eine komplette Analyse geht über die Kommentare raus. Daher noch ein kurzer Versuch: Ich halte Trump für kein Genie oder eine sonderlich komplexe Person. Ich halte ihn aber für mehr als einen Haufen in grob menschliche Proportionen gegossene Emotion.

          • Erwin Gabriel 5. November 2020, 17:07

            @ Stefan Sasse 5. November 2020, 12:36

            Denk mal nur an die Videos von seinen Zeugenaussagen zu seinen Wirtschaftsverbrechen aus den 1990er und 2000er Jahren (gibts auf Youtube), da sieht man einen Trump, der sich sehr unter Kontrolle hat und sehr komplexe Sätze und Worte benutzt.

            Das meinte ich.

            • CitizenK 5. November 2020, 18:21

              Sollte man nicht eher über die Persönlichkeit und Psyche seiner Anhänger räsonieren, den „Souverän“?

              Ein bedrückender Gedanke, dass nahezu die Hälfte der Erwachsenen der USA ihn gut finden und weiter von ihm regiert werden wollen.

              • Erwin Gabriel 6. November 2020, 14:15

                @ CitizenK 5. November 2020, 18:21

                Sollte man nicht eher über die Persönlichkeit und Psyche seiner Anhänger räsonieren, den „Souverän“?

                Wie der Herr, so’s Gescherr. Ich denke, dass niemand von uns alle irgendwie auftauchenden Themen rein rational behandeln kann, und jeder von uns hat schon populistischen Anwandlungen gefrönt, und steckt mehr oder weniger in seiner Blase.

                Wenn man das entsprechend füttert …

                Ein bedrückender Gedanke, dass nahezu die Hälfte der Erwachsenen der USA ihn gut finden und weiter von ihm regiert werden wollen.

                Ich bin mir da nicht so sicher …

                Ich bin auch fleißiger Urnengänger, wähle einen komischen Mix aus Programm / Partei(bild) und Person. Ich habe noch NIE mien Kreuz bei irgendeiner Person oder PArtei gemacht mit dem Denken, dass diese Person oder Partei perfekt passt; ich wähle stets mit viel Bauchweh das (erhofft) kleinere Übel. Warum sollte das da drüben anders sein?

                Dann ist hier die Berichterstattung zu Trump ausschließlich schwarz, und (von uns als negativ empfundenen) Aspekte seines Benehmens werden auf die Politik übertragen. Für uns bzw. „normale“ deutsche Verhältnisse ist sein Benehmen untragbar, aber was sagt das aus? Auch hier in Europa haben es Populisten (Populismus ist nicht automatisch schlecht) wie Jarosław Kaczyński, Victor Orban, Boris Johnson oder Silvio Berlusconi mehrfach an die Spitze der jeweiligen Regierungen geschafft, was letztendlich nicht nur hier, sondern auch in den USA bedeutet, dass das übliche Politik-Angebot nicht ausreichend ist; und mal im Ernst: weder Hillary Clinton noch Joe Biden sind für die Führung der stärksten Nation der Welt überzeugende Angebote.

                Dann tritt mal einen Schritt näher an die Politik heran:
                • Obamas Health Care ist für die meisten sicherlich ein dickes Plus an Sicherheit gebracht. Aber würden wir hier eine EU-weite, zentrale Krankenversicherung mit Sitz in Brüssel akzeptieren, die über Leistungen und Beiträge bestimmt?
                • Obamas Außenpolitik hat uns den IS beschert und war zu einem großen Teil für die europäische Flüchtlingskrise zuständig.
                • Trump hat durch seine Steuer- und Wirtschaftspolitk nicht nur Milliardäre beschenkt, sondern auch viele Leute in einen neuen Job gebracht. Und er ist der einzige westliche Politiker, der China als Gegner wahrnimmt (was ich auch so sehe) und ihn direkt angeht, statt zu kuschen.
                • Seine Innenpolitik mag aus unserer Sicht undemokratisch sein; andere nehmen wahr, dass die als „gut“ wahrgenommenen Verhältnisse so festgezurrt werden sollen, dass die Demokraten nicht gleich alles wieder über den Haufen werfen.

                Wie schon mehrfach geschrieben, halte ich den amerikanischen Präsidenten für den Politiker mit den schlechtesten Manieren, den ich je gesehen habe, und ich halte ihn für eine Gefahr für den inneren Frieden der USA. Aber diese absolute Schwarzzeichnung hierzulande kann ich trotzdem nicht nachvollziehen.

                • TBeermann 6. November 2020, 14:29

                  <i<Obamas Health Care ist für die meisten sicherlich ein dickes Plus an Sicherheit gebracht. Aber würden wir hier eine EU-weite, zentrale Krankenversicherung mit Sitz in Brüssel akzeptieren, die über Leistungen und Beiträge bestimmt?

                  Wo wäre der große Unterschied zu heute, wo beides in Berlin festgelegt wird (zumal das Bild USA = EU halt auch nicht wirklich trägt, da die Bundesstaaten eher wie unsere Bundesländer sind und weniger wie Nationalstaaten).

                  Obamas Außenpolitik hat uns den IS beschert und war zu einem großen Teil für die europäische Flüchtlingskrise zuständig.

                  Äh…nö, nicht wirklich. Die IS ist vor allem eine Folge des Machtvakuums im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins.

                  Trump hat durch seine Steuer- und Wirtschaftspolitk nicht nur Milliardäre beschenkt, sondern auch viele Leute in einen neuen Job gebracht. Und er ist der einzige westliche Politiker, der China als Gegner wahrnimmt (was ich auch so sehe) und ihn direkt angeht, statt zu kuschen.

                  Inwieweit Trump Jobs gebracht hat, ist ziemlich umstritten. Die Entwicklung war vorher schon da und hat unter ihm nur nicht geendet.

                  Was China angeht, spuckt er zwar große Töne, aber sein einziger „Deal“ besagte am Ende nicht viel mehr, als dass China die Menge amerikanischen Sojas einkaufen würde, die sie sowieso gekauft hätten.

                  • Erwin Gabriel 6. November 2020, 16:31

                    TBeermann 6. November 2020, 14:29

                    … da die Bundesstaaten [der USA] eher wie unsere Bundesländer sind und weniger wie Nationalstaaten.

                    Eher nicht. Jeder Bundesstaat hat eigene Steuern, in vielen sehr relevanten Bereichen (z.B. Todestrafe) unterschiedliche Rechtsprechung, jeder Bundesstaat hat eigenes Militär (Armee/Luftwaffe, teils Marine), auch, um sich im Krisenfall gegen ein übergriffiges Washington verteidigen zu können, etc.

                    Äh…nö, nicht wirklich. Die IS ist vor allem eine Folge des Machtvakuums im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins.

                    Das Machtvakuum nach dem Sturz Saddam Husseins im Irak hat sicherlich für extrem viel Chaos und Terror gesorgt. Der damalige Oberbefehlshaber der US-Truppen, David Petraeus, hat mit viel Gespür und klugem Einsatz der Truppen die Situation in den Griff gekriegt (etwa ab Sommer 2007), die irakische Regierung gezwungen, alle relevanten Gruppen einzubinden und an der Macht zu beteiligen etc. Sein Nachfolger Raymond Odierno führte die erfolgreiche Politik fort. Mit der Wahl Barrack Obamas und dessen Rückführung der Truppen entstand erst die Situation, die das Wachstum des IS ermöglichte: Die Shiiten schmissen Sunniten, Kurden, Stammesführer aus der Regierung, die dann ihr eigenes Ding machten. Das ließ dem IS das Personal und den Platz zum wachsne
                    Ähnlich in Syrien: Als der arabische Frühling dort begann, wollte Obama unbedingt mitmischen. Sein Militär bot ihm zwei Alternativen: „Boots on the Ground“ oder sich ganz raushalten. Obama entschied sich für eine Unterstützung der „Moderaten Rebellen“ mit Waffen und nachrichtendienstlichen Erkenntnissen. Die meisten der Moderaten wurden nach und nach vom IS eingesammelt; die erhielten die Waffen und Informationen, und begannen, Assad an die Wand zu nageln, so dass irgendwann Putin auf dessen Seite eingriff.
                    Hätte Obama Truppen geschickt, wäre Assad weg. Hätte er sich rausgehalten, hätte sich Assad sehr schnell gewaltsam durchgesetzt. Beide Lösungen wären besser gewesen als das, was folgte.

                    • TBeermann 6. November 2020, 20:03

                      Auch bei uns haben einige Bundesländer noch die Todesstrafe in ihren Verfassungen, nur überschreibt das Grundgesetz diese Passagen. Bei Steuern sind die Länder bei uns nicht so involviert, dafür ja aber zum Beispiel bei Bildung oder Polizeiwesen. Aber die Idee, die US-Bundesstaaten wären so unabhängig von der Bundesregierung (die vor allem immer dann gepflegt wird, wenn ein Demokrat im weißen Haus sitzt), ist eher eine Legende.

                      Der IS hat im Irak schon eine Weile gewütet, als Bush II noch im Amt war. Richtig Fahrt aufgenommen hat das unter Maliki (der ebenfalls noch unter Bush 2006 ins Amt gekommen ist), der sich einseitig auf die Schiiten stützte und große Teile der altem militärischen Elite zum Teufel jagte.

                      Ob der Abzug 2011 geschickt war, darüber kann man sicher streiten (wobei Obama auch da nur Zusagen einhielt, die Bush gemacht hatte und der Abzug von der neuen frei gewählten Regierung des Irak gefordert wurde).
                      Die Grundlagen hatte aber George W. und seine Clique von Kriegstreibern gelegt. Abgesehen davon, dass die amerikanischen Streitkräfte nicht endlos gegen den Willen der Iraker im Land bleiben konnte.

                      In Syrien (und Libyen und Ägypten) hat der Westen keine besonders hilfreiche Rolle gespielt. Was uns da alles als „Demokratiebewegung“ verkauft werden sollte, was schon bizarr.
                      Aber auch da wäre die Frage: Nehmen wir an, man hätte aktiv(er) eingegriffen: Was käme dann nach dem Regimewechsel? Bisher haben wir da keine besonders gute Quote. Al-Qaida und 9/11 waren ja vor allem eine Reaktion auf die militärische Präsenz in Folge des ersten Golfkriegs. Das führte in den Afghanistan-Krieg (außer Spesen nichts gewesen), die vollkommen irrsinnige zweite Invasion in den Irak, die dann wieder den IS hervorbrachte usw. Und keinem dieser Länder geht es heute wirklich besser als vorher.

                    • Stefan Sasse 7. November 2020, 11:28

                      Das erinnert mich stark an die Argumentation all derer, die den Vietnamkrieg oder Algerienkrieg befürworteten. Wenn wir nur mit mehr Truppen länger blieben, dann…

                • Stefan Sasse 6. November 2020, 15:26

                  Obama hat den Arabischen Frühling ausgelöst und Fassbomben auf syrische Wohnviertel geworfen? Was für ein Hund!

                  Ansonsten stimme ich dir weitgehend zu.

  • Erwin Gabriel 5. November 2020, 01:13

    Hi Johnson

    I was over there a couple of times, mostly in California. A few years off, then twice last year (but „only“ New York). At the conference I met some people from the Midwest. Most of them don’t like to talk about politics, and I suspect they might have found my questions a bit of an imposition. Maybe they were lenient because I was German.

    Best wishes, and stay healthy
    E.G.

    • Johnson 5. November 2020, 17:18

      Hi Erwin,

      I was really more aiming at the Junior Senator from Nebraska with my comment. He seems so confident in his assessments of things he has never experienced or even seen first hand by his own admission. 🙂 But all good I guess.

  • CitizenK 5. November 2020, 05:42

    Hat Trumps Verhalten gegenüber McCain Arizona’s Wahl beeinflusst?

  • Johnson 5. November 2020, 17:11

    Ok, good. Whew!

    Personally I prefer San Diego over San Fran. Warmer weather, (much) nicer beaches, cleaner downtown, and the best Mexican street food North of Tijuana. I also prefer Venice over Rome. Can’t say much about Berlin, I was only there once (in 1990, for Roger Waters‘ The Wall concert).

    • Stefan Pietsch 5. November 2020, 19:25

      The best spring ever, I have experienced in San Francisco in February. 🙂

      Honestly, San Diego has not been so overwhelming for me due I have only been there substituting a further day in L.A. The City of Angels is only exiting in my books (Michael Connelly) but not really. No chance to meet Pretty Woman!

      I have worked in Berlin, San Fran and Rome, okay, Rome was just a 5d meeting. San Fran, hey, have you ever gone with the Cable Car by night or have enjoyed your meal by Bubba Gump at Pier 39 with a breathtaking view over the Bay in the summer light? That are stunning moments I would die for!

  • Johnson 6. November 2020, 04:24

    That’s funny, I experienced the best winter ever in San Fran in June…:)

    Yes to the cable cars and dinner at Pier 39, but can’t agree with your choice of venue. I really dislike Bubba Shrimp Co and I don’t get its popularity, especially with European tourists it seems.

    But this is starting to look like an online date now, so let’s get back to the topic at hand. 🙂

    • Stefan Sasse 6. November 2020, 08:47

      It’s Forrest Gump. Quintessential Boomer movie about America. I’m not wondering. I’d expect that popularity to wane as the generation is fading, though.

      • Stefan Pietsch 6. November 2020, 09:24

        Stefan, Bubba Gump Shrimps Corp. is restaurant chain founded after the overwhelming success of the movie Forrest Gump. Their restaurants are located at the best places cross over the US. So I have enjoyed lunch beside San Fran in Miami and NY (Time Square).

        • Stefan Sasse 6. November 2020, 10:20

          Yeah, that’s what I mean.

        • schejtan 6. November 2020, 14:35

          There is one in Baltimore, so „best places“ might be a bit of a stretch.

          • Stefan Pietsch 6. November 2020, 16:29

            Okay, I have never been in Baltimore which is only familar to me by the movie „Sleepless in Seattle“ (0:15) (You know, how many states are between Seattle and Baltimore?). Things might have changed, last time I was in the States is roughly 10 years ago. But, really, in Miami the Bubba Gump was located near ancient habour area and San Fran ist the best. Not just postcard picture, a view over the Bay with the Bridge in the background to die for. That’s not just said.

      • Johnson 6. November 2020, 17:54

        Yeah I am aware of the movie (seriously dude…?). It’s hard to miss with the Forrest Gump on the bus stop bench thingies (minus Forrest himself but with his runners and 50’s suitcase) in front of the restaurants, and all the paraphernalia inside…:)

        Anyway, the food is mediocre at best, the décor tacky and the service average. Typical American chain restaurant, somewhere between Applebee’s and Hard Rock Café. 🙂 Can’t really say anything about their locations, but I’ll take the the word of Mr. Pietsch on that.

        If you make it to the US one day maybe go to one and see (and taste) for yourself?

        • Stefan Sasse 7. November 2020, 11:30

          You really want to take my answers as offenses, do you? My point was that the popularity of the chain that you deride for its mediocre food obviously doesn’t come from some magical greatness of the movie, either. I just wanted to give an explanation as to why this movie generally is popular and especially why it is so with tourists.

  • derwaechter 6. November 2020, 17:49

    Der schlecht Kandidat Biden scheint im Moment genauso viele Wahlmänner wie Trump 2016 zu bekommen und die popular vote deutlich zu gewinnen. Mit anderen Worten ist er wohl erfolgreicher als Trump.
    Ausserdem outperformed er wohl viele Demokraten.

    • Johnson 6. November 2020, 18:23

      We’re still agreed though that Trump’s 2016 win was a squeaker, right? So not much to brag about for Joe Biden if that’s the comparison. And which Democrats is he outperforming? I thought only one was running for president…?

      • derwaechter 6. November 2020, 20:16

        Sure. But on the other hand he now is the incumbent. That is usually a big advantage, right?
        He is also clearly doing better than Clinton in 2016.
        But my point was mainly that it was premature to say Biden was not a good candidate. After all the race might not have been as close as it seemed.

        The outperforming other Dems point was one I picked up at the five thirty eight blog.
        Also supports my believe that moderate Democrats, and a moderate Democratic party have the best chance of winning.


        MATT GROSSMANN
        NOV. 6, 10:15 AM
        Biden is still over-performing the national margin of votes for Democratic House candidates over Republican House candidates by a few points. That matches the difference between support for Biden and Democrats’ support in the generic ballot polls, though both were overstated. That difference is still showing up in races in the remaining uncalled presidential states. In Pennsylvania, Finello has lost to Fitzpatrick in PA-1 by a large margin in areas supporting Biden, and lean or likely Democratic seats in PA-7, PA-8 and PA-17 are still close, even as presidential votes increase for Biden.“

  • Johnson 6. November 2020, 21:47

    It can be an advantage, yes. But it depends on the circumstances around election time really, i.e. the state of the economy or other issues like Covid-19 right now. Just ask George H.W. Bush or Jimmy Carter or Gerald Ford.

    Biden is winning, so yes he’s doing better than Clinton in 2016. But that’s like saying that the day is brighter than the night. Was he a good candidate? Well, if he wins (or rather when he wins) he will have been. Conversely, was Clinton a bad candidate? But it’s been a lot closer than most people would have expected. And it seems Biden will win just like Trump did back in 2016 – taking battle ground states with a few thousand or ten thousand votes. I think both the Democrats and the Republicans have some thinking to do after this is over.

    Re the Senate and House races and that comment from 538; I think it’s really silly. Senate and House races are so vastly different from a presidential election that comparing margins is like comparing apples to oranges to bananas. Seems to me like one of those talking heads things to fill the air or the internet space until there’s real things to talk about.

    • Stefan Sasse 7. November 2020, 11:34

      Being a good or bad candidate can’t be based solely on winning or losing. Trump was a bad candidate, despite lucking into a 2016 win, for example. Al Gore was not a bad candidate just because he lost, and neither would Dubbya have been a bad candidate if SCOTUS hadn’t decided for him.

  • derwaechter 7. November 2020, 23:16
    • CitizenK 8. November 2020, 10:00

      Danke für den Link.

      Das kann ich mir noch nicht erklären:
      „….his apparent underperformance among key groups of Hispanic voters, especially Cuban Americans in South Florida and Mexican Americans in South Texas“

      • Stefan Sasse 8. November 2020, 10:14

        Ja, da wird noch einiges zu erklären sein.

        • derwaechter 8. November 2020, 11:39

          Das war tatsächlich auch schon vorher im Gespräch. Der Economist hatte da was zu vor der Wahl (Podcast glaube ich, vielleicht auch Print).
          1. Angst vor Sozialismus. Besonders die mit kubanischem, venezuelanischem Hintergrund u.ä. die vor Sozialismus in die USA geflohen sind.
          2. Die Republikaner, z.B. in Florida, hätten diese Gruppen schon länger und besser direkt angesprochen. On the ground Wahlkampf.

          Und vielleicht auch ein gewisser christlicher Konservatismus. Aber da mag meinen Erinnerung täuschen.
          Wichtig ist aber, dass Latinos insgesamt immer noch sehr deutlich Demokraten gewählt haben.

          • Stefan Sasse 8. November 2020, 12:36

            Gesprochen wird da gerade viel drüber 🙂

            • derwo 8. November 2020, 13:11

              Gerade ja.

              Das war aber vor der Wahl. Das heisst seine relative Schwäche bei bestimmten Teilen der Latino Community war nicht unbekannt.

              • Stefan Sasse 8. November 2020, 13:46

                War sie auch nicht, genausowenig wie bei schwarzen Männern. Aber umgekehrt war Trumps Schwäche bei Frauen und in den Vororten ja auch keine Unbekannte.

                • derwaechter 8. November 2020, 13:50

                  Warum schreibst Du denn dann, „Ja, da wird noch einiges zu erklären sein?“

                  • Stefan Sasse 8. November 2020, 15:49

                    Weil die Entwicklung in den polls ersichtlich war. Die Frage ist das Warum!

                    • derwaechter 8. November 2020, 17:26

                      Zwei Antworten habe ich weiter oben gegeben. Scheinen mir beide schlüssig

                    • Stefan Sasse 8. November 2020, 21:18

                      Es gibt viele schlüssige Antworten, aber das muss halt erst untersucht werden. Vorher sind alles Hypothesen.

    • Stefan Sasse 8. November 2020, 10:14

      Ich weiß schon, warum ich gesagt habe, man sollte mir voreiligen Analysen warten. Denn die Umfrageinstitute haben genau das prophezeit.

      • derwaechter 8. November 2020, 13:48

        Ja, mit der blauen Well konnte man wirklich rechnen.

        Was ist eigentlich aus den „Genies“ geworden, die Trumps Sieg letztes mal sicher „vorhergesagt“ hatten und jetzt wieder aufs gleiche Pferd gesetzt haben? Hatten die doch keine überlegenen Modelle sondern nur Glück? Wer hätte das gedacht…

        • Stefan Sasse 8. November 2020, 15:50

          Sag ich seit vier Jahren. Ich hab mir extra einen besonders blöden Artikel aus The Week übrig behalten, der das vorausgesagt hat und den ich im kommenden Artikel zitieren werde. GENÜSSLICH. 🙂

        • Floor Acita 8. November 2020, 17:19

          Na Na Na, ich kenn durchaus Leute die 2016 einen Trump Sieg zumindest für möglich gehalten haben – aufgrund der Umfragewerte und dafür bis zum Wahlabend ausgelacht wurden. Diesmal haben sie aufgrund der Umfragen einen klaren Biden Sieg vorausgesagt und werden dafür erneut schräg angeschaut, voraussichtlich bis Emde des Monats…

          Wenn alle Lager endlich mal aufhören würden die nackten Zahlen mit Ihrer eigenen Ideologie zu unterfüttern, wäre schon viel geholfen.

          Aber das Auslachen ist das eigentliche Problem, das nicht zuhören, die ganzen Strohmänner. Und ich habe und werde diese Personen und diese „politische Ecke“ nicht vergessen…

          Trump ist weg, das ist gut, aber die richtig harten politischen Auseinandersetzungen „unserer Zeit“, die „generational issues“ werden erst noch folgen, das kann man jetzt schon an Reaktionen zu den House-Wahlen beobachten oder zumindest erahnen…

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