Die Washington Post schreibt homöopathischen Unsinn über linke Kritik an deutschen 520-Euro-Bildungsplänen – Vermischtes 01.12.2021

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Tweet

Vor drei Jahren oder so ging schon mal ein Tweet darüber viral, in dem sich eine Schülerin beklagte, zwar Gedichte interpretieren, aber keine Steuererklärung ausfüllen zu können. Ich kann diesen Blödsinn nicht mehr hören. Es gibt wahrlich genug am Bildungsplan zu kritisieren, aber „Steuererklärung ausfüllen“ ist kein Inhalt, der in die gymnasiale Oberstufe gehört. Aber davon abgesehen ist auch die ständige Kritik daran, dass etwas „realitätsfremd“ sei oder man „es nicht brauchen kann“ bescheuert. Klar wird praktisch niemand in seiner weiteren Laufbahn noch Gedichte interpretieren, aber sprachliche Gestaltungsmittel durchschauen zu können und zu sehen, wie ein Text in mir Emotionen zu wecken versucht ist nicht eben etwas, das nie mehr vorkommt. Komplete Texte durchschauen zu können genausowenig. Und natürlich rechnen die wenigsten Flächeninhalte von Quadraten unter der Hypothenuse aus, aber Regelverständnis soll auch auf anderen Gebieten hilfreich sein. Die Steuererklärung Stand 2021 dagegen ist quasi die Definition von totem Wissen, und dass Leute im selben Atemzug über Latein meckern können, weil es ja eine „tote Sprache“ sei, setzt dem Ganzen die Krone auf.

2) The ‘Great Resignation’ is in Fact … Well, Great

But that’s not what the Great Resignation is. Not all of this mischaracterization was myopia. Until recently good information was spotty. We’re now finally getting robust data that shows that the historic rise in ‘quits’ is being driven by low wage workers who are quitting their jobs because they’re able to get better paying ones. We’re don’t have good data on exact income levels. But we can get a good idea from the industry breakdowns. They’re concentrated in the service and hospitality sectors and light manufacturing where wages are low. Overwhelmingly these are people in what were already grueling and thankless jobs and became, in many cases, dangerous jobs during the Pandemic. They aren’t quitting and leaving the labor market. They’re quitting because they are finding other jobs that are paying them more. That can certainly create turbulence in labor markets. And it can be part of the equation in inflationary pressures in the economy – though that’s more complicated. But by almost every measure that we’re supposed to care about that’s a good thing. Peoples’ wages are going up and that increase is concentrated at the bottom of the income scale. […] But a small but key part of the labor force is at least temporarily waiting on the sidelines. That in turn is creating a seller’s market for labor. Workers who didn’t have other options besides their grueling low paid job are finding other job openings at higher wages. (Josh Marshall, TPM)

Marshall liegt völlig richtig. Aktuell haben Arbeitnehmer*innen soviel Einfluss wie seit den 1970er Jahren nicht, und als Folge gehen endlich einmal die Löhne rauf, vor allem in Branchen, die bisher nie profitiert haben. Volkswirtschaftlich gesehen ist das hervorragend, auch wenn es die professionellen Ausbeuter in der Dienstleistungsbranche sicherlich nervt. Man kann nur hoffen, dass ein Aufwärtsdruck auf die Löhne entstehen wird, der sich quasi wie eine Schockwelle durch das ganze System nach oben fortpflanzt. – Wer übrigens eine kritischere Sicht auf das Geschehen lesen will, sei an Kevin Drum verwiesen. Seine Fragen kann ich auch nicht beantworten, aber wichtig sind sie .

3) Der blasse Herr Bartsch oder Das politische Lazarett Linkspartei

Sein machtpolitisches Erfolgsrezept: Er schloss vor vielen Jahren mit seinen Leuten, die sich Reformer nennen, ein offensichtlich unzerstörbares (eisernes) Bündnis mit dem Flügel um Sarah Wagenknecht — das sogenannte Hufeisen-Bündnis. Eine Formation, die sich allein im Destruktiven findet, stimmt es doch alles nieder, was jenseits dieser beiden machtpolitisch orientierten Hardcore-Fraktionen, versucht, die Linkspartei programmatisch und organisatorisch lebendig zu machen. […] Es spricht viel dafür, dass die Linkspartei so etwas wie eine Holding ist. Eine Holding, die den gemeinsamen Namen liefert ebenso wie den notwendigen rechtlichen Rahmen, den Zugang zur Parteienfinanzierung …, eben das alles, was eine wirtschaftliche Holding auch so liefert; bei letzterer stehen die einzelnen Tochtergesellschaften auch autonom, gesellschaftsrechtlich und organisatorisch für sich. Und bei der Linkspartei steht (wie bei einer richtigen Holding) jede einzelne Fraktion für sich: Deren Ziel ist es nicht, das Ganze möglichst stark zu machen, sondern nur die eigene Gruppe. Wie anders könnte erklärt werden, dass die Linkspartei sich seit vielen Jahren in härtesten öffentlich ausgetragenen — öffentlich, auf offener Bühne, nicht einmal darum bemüht, das alles in den Hinterzimmern auszutragen — Denunziationen, Intrigen, Fraktionskämpfen und verbissendsten Debatten um jedes Komma in uferlosen abstrakt formulierten Beschlussvorlagen ergeht; ihrer offiziellen Kernbotschaft zum Trotz, nach der es ihr nur um Solidarität, Empathie und das Gute geht. Das Zerstörerische hat immer einen prominenten Platz. (Wolfgang Storz, Bruchstücke)

Ich kriege richtig Nackenschmerzen vom Nicken. Die zahllosen Gliederungen der LINKEn befruchten sich tatsächlich nicht, sondern ziehen sich wie Krebse im Eimer (rote Krebse…) gegenseitig nach unten. Das kann man sich leisten, wenn man auf eine stabile Stammwählendenschaft bauen kann. Da aber neuerdings die Proteststimmen im Osten bei der AfD auflaufen, ist das nicht mehr gegeben. Die LINKE garantiert sich damit ihre eigenen Bedeutungslosigkeit, weil sie schlicht nicht koalitionsfähig ist. Zu dieser Sackgasse passt übrigens auch, dass der LINKEn nichts Besseres einfällt, als der Ampel „Wahlbetrug“ vorzuwerfen.

4) Unbezahlte Arbeit: Das Schicksal der Betrogenen

Das Momentum Institut hat sich anlässlich des Equal Pay Day, der dieses Jahr auf den 25. Oktober fiel, den Zusammenhang zwischen dem Gender-Pay-Gap und den Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen angesehen und kommt dabei zum Schluss: Dort, wo es längere Öffnungszeiten gibt, ist auch die Einkommenslücke geringer. […] Ist hier ein Paradigmenwechsel zu erkennen? Erkennen inzwischen auch konservativere Kreise an, dass Familien Kinderbetreuung brauchen, fragte Arbeit&Wirtschaft AK-Präsidentin Renate Anderl. „Egal, ob Vereinbarkeit von Familie und Beruf, faire Chancen für jedes Kind, bessere Arbeitsmarktchancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, mehr Fachkräfte für Unternehmen, die Stärkung des Standortes und des ländlichen Raumes oder die Gleichstellung von Frauen und Männern – Kinderbetreuung und Elementarbildung spielen dabei immer eine zentrale Rolle“, betont sie. Vereinbarkeit sei ein zentrales Zukunftsthema, bei dem Politik, Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen an einem Strang ziehen müssten. […] Am Ende bleibt: Soll sich für Frauen etwas ändern, muss sich auch für Männer etwas ändern. Das haben inzwischen nicht nur alle Sozialpartnerinnen, sondern – theoretisch – auch alle Parteien erkannt. Der erste Schritt wäre, hier nun rasch für einen flächendeckenden Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen zu sorgen, was – ähnlich wie im Bereich der Pflege – nicht nur den Bau von Kindergärten und Horten, sondern vor allem die Ausbildung von Personal, in diesem Fall von Elementarpädagog:innen, erfordert. (Alexia Weiss, Arbeit&Wirtschaft)

Ich tute bereits seit Jahren in dieses Horn. Die eine große Ursache des Gender-Pay-Gap ist der Gender-Care-Gap: solange Frauen unverhältnismäßig die Last der Kinderbetreuung und des Haushalts aufgebürdet bekommen, werden sie auf schlechter bezahlten Stellen sein, weniger befördert und arbeiten in Teilzeit. Das kann niemanden, der nicht mit ideologischer Brille und irgendwelchen Geschichten von „die wollen das so“ an die Sache herangeht, ernsthaft überraschen.

Entsprechend muss der Ausbau der Kinderbetreuung höher auf die Agenda, einerseits. Und andererseits ist es tatsächlich, wie im Artikel angesprochen, nötig, einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Das heißt gleichmäßigere Verteilung der Belastung und Arbeitszeit für sie und ihn, das heißt eine geänderte Kultur, das heißt andere, weniger toxische Männerbilder. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.

5) Der Traum von einem neuen Bildungsföderalismus

Die Parteien definieren das Kooperationsgebot als „eine engere, zielgenauere und verbindliche Kooperation aller Ebenen“, was schön konkret klingt, nur dass es das natürlich überhaupt nicht ist. Das geben die künftigen Ampelpartner dann auch noch im selben Absatz des Koalitionsvertrages selbst zu, indem sie schreiben: „Soweit erforderlich, bieten wir Gespräche über eine Grundgesetzänderung an“. […] Das ist der Teil des Traumes vom durchfinanzierten Bildungsföderalismus, und diese Passagen des Koalitionsvertrages lesen sich durchweg begeisternd: Die Weiterentwicklung des Gute-Kita-Gesetzes, ausgehend von den Ergebnissen von Monitoring und Evaluation hin zu einem Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards. Also: weiter Bundesgeld für die Kitas, wenn die Länder sich dafür auf einheitliche Standards und damit auf Verbesserungen bei den Betreuungsrelationen, der Sprachförderung und einem, wie es heißt, „bedarfsgerechten Ganztagsangebot“ einlassen. Weiter erleichtert wird den Ländern der Schritt zur bundesweiten Harmonisierung durch ein weiteres Investitionsprogramm zum Ausbau von Kita-Plätzen, durch die Förderung der digitalen Ausstattung und digitalen Didaktik der Kitas und die Verstetigung des Programms „Sprachkitas“. Auch für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbildung und -betreuung hat es die Ampel auf einen bundesweiten Qualitätsrahmen abgesehen, natürlich darf ebenso ein Bekenntnis zur Weiterfinanzierung bisheriger Angebote wie dem MINT-Aktionsplan oder dem „Haus der Kleinen Forscher“ nicht fehlen. (Jan-Martin Wiarda)

Eine der größten Hoffnungen, die ich in die FDP und ihre Besetzung des Bildungsministeriums setze, ist eine stärkere Abkehr vom Bildungsföderalismus. Zwar spart der Koalitionsvertrag die  Schulen praktisch komplett aus und konzentriert sich auf die Kitas, schon allein, weil hier die zu überwindenden Widerstände WESENTLICH geringer sind. Aber die Richtung, in die das ganze geht, könnte Spielräume für eine neue Föderalismusreform öffnen. Ich hoffe schwer, dass die anderen Parteien auf das Gesprächsangebot der FDP eingehen werden. Als kleinen Seitenhieb: ich erwarte jetzt eine Verdammung der FDP als verfassungsfeindlich durch Stefan Pietsch, weil sie fordert, die Verfassung zu ändern, obwohl sie keine Zwei-Drittel-Mehrheit hinter sich hat.

6) Ein klassisches Tauschgeschäft: Der eine bekommt einen höheren Mindestlohn, der andere eine Verfestigung und Ausweitung der Minijobs. Trotz vieler Gegenargumente

Minijobs sind kein Sprungbrett in reguläre Beschäftigung: »Für die meisten Beschäftigten sind Minijobs kein Sprungbrett in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Die schiere Größe des Niedriglohnsektors und seine jahrelange Existenz haben Minijobs in einigen Branchen zum Geschäftsmodell gemacht. In Kleinbetrieben verdrängen Minijobs sozialversicherungspflichtige Stellen. Somit ist es bei einem Jobverlust schwierig, einen sozialversicherten Job in der gleichen Branche zu finden, zumal Minijobber in der Regel auch keine Weiterbildungsangebote erhalten. Die einzige Gruppe, die es regelmäßig schafft, nach einem Minijob einen regulären Job zu finden, sind junge Menschen, die parallel zur Minijobtätigkeit studieren oder noch zur Schule gehen.« […] Man muss sich verdeutlichen, was diese Festlegung bedeutet: Aus den 450 Euro-Jobs werden im kommenden Jahr in einem ersten Schritt 520 Euro-Jobs und dann wird es einen Automatismus bei der Dynamisierung der Einkommenshöhe für geringfügige Beschäftigungsverhältnisse dergestalt geben, dass diese Grenze immer an 10 Stunden Arbeit pro Woche zu den jeweils konkreten Mindestlohnhöhen ausgerichtet (und angehoben) wird. Und fast schon putzig ist dann ein Satz, der im Ampel-Sondierungspapier an den Absatz, der eine Verfestigung und sogar eine Ausweitung des Minijob-Sektors beinhaltet, angehängt wurde: »Gleichzeitig werden wir verhindern, dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle insbesondere für Frauen werden.« Klar, kann man mal behaupten und als semantische Beruhigungspille in den luftleeren Raum sgtellen, auch wenn die Befunde aus der Arbeitsmarktforschung mit Blick auf diese beiden Stellen […] ganz überwiegend negativ ausfallen. (Stefan Sell, Aktuelle Sozialpolitik)

Die Beibehaltung der Minijobs scheint mir einer der vielen Fälle zu sein, in denen die wissenschaftliche Lage zwar ziemlich eindeutig ist, aber aus politischen beziehungsweise identitätspolitischen Gründen eine Abkehr von der etablierten Praxis schwierig ist. Als steuerfreier Nebenerwerb für Schüler*innen, Studierende oder Rentner*innen ist das Instrument ja super geeignet, und auch für Zweitjobs ist es vorstellbar. Aber der Nachteil ist eben deutlich: ein Feststecken in schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Das ist auch ein Problem, das sich durch die Grenze selbst nicht regeln lässt – die Steuer- und Abgabenfreiheit muss ja irgendwo enden, und bei dieser Grenze wird immer auch die Blockade sein, an der ausbeuterische Arbeitgebende die Arbeitnehmenden scheitern lassen. – Eine weitere Kritik findet sich auch im Neuen Deutschland, wenn das jemand lesen will.

7) War der Wechselunterricht gar nicht so schlecht?

„Bulimie-Lernen ist eine Katastrophe“, sagte Joachim Maiß, Schulleiter und Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung und knüpfte damit an den Beitrag von Julia Knopf an. Diese hatte zuvor von den anstehenden Abitur-Klausuren mit teils drei Prüfungen in einer Woche berichtet. Im berufsbildenden Bereich beobachte er, dass Schüler teils zwei Noten schlechter seien, wenn sie Wissen anwenden und nicht bloß reproduzieren sollten. „Wir müssen in die Lehrpläne rein“, unterstrich Maiß. Es sei viel zu wenig gestrichen worden, dabei sei dies notwendig, um Zeit für die Schülerinnen und Schüler zu haben: „Das wichtigste ist ja nicht eine Note an sich, sondern diese Note auch interpretieren zu können.“ Letztlich seien die Prüfungen „das Ergebnis des abzuprüfenden Wissens, das die Lehrpläne der Bundesländer und die Standards der Kultusministerkonferenz vorgeben“, verweist Knopf auf das Problem der Zuständigkeiten. Die Lehrpläne verkleinern sei aber ein notwendiger erster Schritt und in der Folge müssten „Recherche- und Selbstlernkompetenz“ gestärkt werden. (Benjamin Fischer, FAZ)

Ich bin zunehmend frustriert mit den Bildungsplänen und der etablierten Prüfungspraxis. Ich erlebe genau das oben beschriebene Problem in meiner täglichen Praxis: es werden viel zu viele Stunden Unterricht gegeben, viel zu viele Leistungsfeststellungen (meist im normiert-starren Klausurverfahren) abverlangt, viel zu viele Korrekturen ohne Sinn und Verstand angefertigt. Der Lerngewinn ist sehr überschaubar. Das Schlimmste daran ist, dass es den Boden für echtes Lernen, für Neugier, für Interesse vergiftet: was nicht prüfungsrelevant ist, wird abgelehnt, weil es Zeitverschwendung scheint. Es istz um Heulen.

Und bekannt ist das alles seit Jahrzehnten. Aber ständig wird nur noch feiner justiert, werden die Bildungspläne voller, detaillierter, werden die Vorschriften für Leistungsfeststellungen enger, die Anforderungen normierter. Dabei wäre genau das Gegenteil notwendig.

8) Homöopathie und Pandemie: Nein zum Impfen aus Liebe zur Natur

Nirgendwo fand diese Einstel­lung eine so weite Verbrei­tung wie in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz. Heute sind diese drei Hoch­burgen der Homö­opathie die drei Länder mit den höchsten Anteilen an Unge­impften in West­europa. […] Inner­halb Deutsch­lands genießt die Homö­opathie vor allem in Bayern und Baden-Württem­berg Ansehen. Der baye­rische Land­tag geneh­migte noch Ende 2019, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, eine 800.000 Euro teure Studie zu der Frage, „ob durch homö­opathi­sche Mittel der Einsatz von Anti­biotika redu­ziert werden kann“. Nach hitziger Debatte gab es aus drei Frak­tionen genü­gend Ja-Stimmen: CSU, Freie Wähler und Grüne. SPD und FDP schüttelten sich. Die sozial­demo­kratische Gesund­heits­expertin Ruth Wald­mann sprach von „Unfug“, der finanz­poli­tische Sprecher der FDP-Land­tags­fraktion, Helmut Kalten­hauser, von unfass­barer Geld­verschwen­dung: „Wenn das so weiter­geht, schmeißt die Staats­regie­rung noch eine Million Euro für eine Studie aus dem Fenster, die eruieren soll, ob Exor­zisten wirklich den Teufel austreiben können.“ Die Abge­ordnete Susann Enders von den Freien Wählern indessen konterte, SPD und FDP sollten aufhören, auf die Homö­opathie ein­zu­prü­geln: „Wer heilt, hat recht, ob es Ihnen passt oder nicht.“ (Matthias Koch, Redaktionsnetzwerk)

Ich mag den Spruch von Otmar S., dass es sich bei der Homöopathie um das „Trickle-Down der Nicht-Ökonomen“ handelt. Eine Theorie, die sich durch keinerlei Empirie beweisen lässt, aber so einfach und griffig ist, dass sie zahlreiche Anhänger*innen hat und einfach nicht totzukriegen ist. – Es bleibt einfach ein Skandal, dass Homöopathie von den gesetzlichen Krankenkassen (von den privaten sowieso, die bezahlen ja wirklich jeden Scheiß) bezahlt wird, medizinisch notwendige Eingriffe und Hilfen aber nicht. Und aus Furcht vor der wohlhabenden Schicht, die diesem Blödsinn anhängt, macht die Politik das parteiübergreifend mit, wobei die unrühmlichste Rolle sicherlich von den Grünen eingenommen wird, die bis vor Kurzem noch die Partei der Esotheriker waren (mittlerweile scheinen die eher zur AfD abzuwandern; good riddance). Aber da ist immer noch viel zu viel Unsinn am Werk.

9) War movie about defeat of US Army is now China’s biggest film ever

A Chinese propaganda movie depicting the defeat of the US Army has become the country’s highest-grossing film of all time. The three-hour-long war epic, “The Battle at Lake Changjin,” has made a whopping $892 million in the communist country since it was released there on Sept. 30. It has now surpassed the 2017 action flick “Wolf Warrior II,” which previously held the record for China’s highest-grossing movie, with $882 million in box office receipts. As the Chinese box office is the largest in the world, “The Battle at Lake Changjin” is also now the highest-grossing film of 2021 worldwide, according to Variety. […] The film is based on the Battle of Chosin Reservoir — a military campaign that occurred during the Korean War. The brutal, 17-day battle took place in late 1950, shortly after the People’s Republic of China entered the war in support of North Korea. Against all odds, 120,000 Chinese troops managed to encircle and attack US forces and their allies. While the Americans were eventually able to break free, they were subsequently forced to evacuate the region, marking their complete withdrawal from North Korea. “The Battle at Lake Changjin” — which cost $200 million to make — was sponsored by the Chinese government, which is said to be delighted at the success of the propaganda film. (Andrew Court, New York Post)

Einer der größten Unterschiede in diesem neuen „Kalten Krieg“ mit China – abgesehen von allen anderen Unterschieden, die von „Kaltem Krieg“ zu reden eh fragwürdig machen, aber das mal beiseitegelassen – ist, dass dieses Mal nicht nur die Propaganda einer Seite kommerziell und ästhetisch erfolgreich ist. Während zwar im ganzen Ostblock westliche Medien konsumiert wurden, galt das für die hagiographischen Erzeugnisse der kommunistischen Diktaturen keinesfalls. Die wollte selbst im Ostblock keiner sehen. Die chinesische Propaganda dagegen hat die Sprache Hollywoods analysiert, verinnerlicht und appropriiert. Ich denke es wird nicht mehr lange dauern, bis solche Filme auch außerhalb Chinas und im Westen kommerziell erfolgreich sein und den Kampf um die „hearts and minds“ nach außen tragen werden.

10) Nur noch fünf Fernsehsender?

Was die inhaltlichen Anforderungen betrifft, ändert sich wenig. Erneut hebt der Entwurf hervor, dass der ÖRR „für alle“ da sein müsse, nicht nur für das Bildungsbürgertum oder Zuschauer über 60. Ausdrücklich erwähnt wird die Selbstverpflichtung, „die Möglichkeiten zu nutzen, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus der Beitragsfinanzierung erwachsen“. Hinter dieser verschämten Formulierung versteckt sich die unmissverständliche Aufforderung des Bundesverfassungsgerichts, ein „Gegengewicht“ zu den kommerziellen Sendern und zur privaten Presse zu bilden, um die Meinungsvielfalt zu gewährleisten. Unterhaltungsformate sollen nur dann eine Berechtigung haben, wenn sie „einem öffentlich-rechtlichen Angebotsprofil entsprechen“, also Bildung, Kultur oder Information transportieren. […] Würde die angepeilte Strukturreform tatsächlich 2025 durch eine Finanzreform ergänzt, welche die Rundfunkgebühr an die Inflationsrate koppelt, ergäbe sich – trotz allen Süßholzraspelns über Zukunftsfähigkeit und Modernisierung – eine Vollbremsung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Denn jede Weiterentwicklung müsste künftig durch interne Einsparungen gegenfinanziert werden, ein Rückbau wäre unvermeidlich. Und genau das ist das Ziel derer, die das öffentlich-rechtliche System seit jeher „verschlanken“ wollen. Während der Digitalverband Bitkom nur die neun Landesrundfunkanstalten auf sieben reduzieren und die vielen Tochtergesellschaften der Sender „privatisieren“ möchte, verlangt die CDU/CSU-Mittelstandsunion – ähnlich wie die AfD – eine Fusion von ARD und ZDF, eine Reduzierung der linearen TV-Vollprogramme und den Verzicht auf Sport- und Unterhaltungsformate zugunsten privater Sender. Es ist wohl kein Zufall, dass der Vorsitzende der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, in wohlmeinenden Presseorganen seit einiger Zeit stark nach oben gelobt wird. (Wolfgang Michal, Freitag)

Dass die CDU massiv Interessenpolitik für die Privatsender betreibt ist nichts Neues, das macht sie seit 40 Jahren mit großem politischen Gewinn (und in diversen Fällen auch individuell finanziellem). Gleichzeitig sehe ich aber durchaus den Sinn bei einigen dieser Reformvorschläge. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Öffentlich-Rechtlichen im Unterhaltungssegment konkurrieren sollten. Sportübertragungsrechte und Ähnliches können problemlos von den Privaten abgedeckt werden. Auch eine Zusammenlegung von Sendern beziehungsweise eine Digitalisierung macht absolut Sinn. Gerade die Programme für’s Bildungsbürgertum tun es auch als Streaming-Angebot. Dass eine Festschreibung der Rundfunkgebühren (inflationsbereinigt) auf dem jetztigen Niveau die ÖR killen würde, sehe ich nicht. Die Gebühren sind ziemlich hoch, und eine Indexierung an die Inflationsrate reicht völlig.

11) How will the media cover Trump in 2024? Insiders are sounding the alarm.

With ominous signs mounting that Donald Trump really may run again for president in 2024, a debate has begun to simmer in newsrooms: How can the press avoid the pitfalls in covering Trump that bedeviled 2016 and 2020? More broadly, how do you cover a candidate who is explicitly anti-democracy while simultaneously maintaining both the media’s conventions of nominal objectivity and its small-L liberal commitments? […] To be clear, many in the press take this challenge extremely seriously, as Dan Froomkin’s overview of ongoing coverage changes in response to it usefully demonstrates. But still, coming from those two top journalists, recognition of the problem and a frank acknowledgment that the solution remains broadly elusive constitute a loud, clanging alarm from within. […] So here are a few suggestions for proceeding: Let’s stop saying Trump and/or his supporters “actually believe” 2020 was stolen. This formulation is baseless — we don’t know what they “actually believe” — and effectively downplays the gravity of the current threat to democracy. By casting this as a matter of personal belief — or personal loyalty to Trump — it obscures the degree to which the lying represents propaganda expressly designed for a deliberate instrumental real-world purpose. […] No more platitudes about “deep divisions” and “two different realities.“ […] Boosting Trump’s election lies is not clever politics. […] When bad actors manufacture “an issue,” it isn’t necessarily news. (Greg Sargent, Washington Post)

Ich bin extrem skeptisch, dass die Leitmedien irgendetwas aus den vergangenen Jahren gelernt haben. Ich glaube sofort, dass ernsthafte Journalist*innen Befürchtungen und haben und Überlegungen anstellen. Aber gegen schlechte institutionalisierte Praktiken von 40 Jahren und eine gründlich erlernte Panik vor den Rechten wird das nicht ankommen. Und dementsprechend werden die Lügen der Republicans auch 2024 (von 2022 gar nicht erst zu sprechen) mit großer Wahrscheinlichkeit funktionieren, wird die Demokratie weiter beschädigt werden. Ich lass mich gerne positiv überraschen, aber ich bin sehr pessimistisch.

{ 46 comments… add one }
  • schejtan 1. Dezember 2021, 11:46

    1)

    Oh ja….was ich an diesem Unsinn durchaus bedenklich finde, ist diese durchscheinende Erwartung, dass einem alles im kleinsten Detail erklaert und vorgefuehrt wird und eigenstaendiges Lernen gar nicht, nun ja, gelernt wird. Schule ist nicht dazau da, dir im Detail zu erklaeren, wie man eine Steuererklaerung ausfuellt, sondern um dir die grundlegenden Faehigkeiten zu vermitteln, es eigenstaendig zu tun.

    Abgesehen davon: wer a^2 + b^2 = c^2 nicht „auswendig lernen“ kann, wird egal mit wieviel Hilfe auch an einer Steuererklaerung scheitern.

    9)
    Fehlt da der Text?

    • Stefan Sasse 1. Dezember 2021, 15:05

      1) Das auswendig zu lernen ist ja schon das erste Problem; verstehen und anwenden muss ich’s können!

      9) Ja, habs nachgereicht.

      • schejtan 1. Dezember 2021, 15:10

        1) ja eben; umso daemlicher das Beispiel der Steuererklaerung, da ich ja nicht auswendig lernen kann, wie diese auszufuellen ist 😉

        • Stefan Sasse 1. Dezember 2021, 18:02

          Das kommt noch dazu. Es ist einfach generell so wahnsinnig hirnrissig…

  • CitizenK 1. Dezember 2021, 13:33

    1) Dass das immer wieder kommt, zeigt auch, wie gedankenlos Journalisten sowas aufgreifen und weitergeben. Weil das als „lebensnah“ gilt.

    Was Steuern sind und wer was zahlt, kann mMn im Sozialkunde-Unterricht schon als Vorbereitung auf künftige Lebenssituationen („antizipative Didaktik“) gelten. An mancher US-Highschool kann man ja auch den Führerschein machen.

    Das Bulimie-Lernen wird aber auch die FDP nicht reformieren.

    • Stefan Sasse 1. Dezember 2021, 15:08

      Mit Sicherheit nicht, das ist eine Jahrhundertaufgabe, für egal welche Partei. und es gibt ja parteiübergreifend einen Konsens, das zu erhalten.

  • Lemmy Caution 1. Dezember 2021, 20:26

    zu 3) Ist mein Eindruck, dass es da auch um bezahlte Jobs geht.
    In meinem langjährigen deep dive in das Thema „Wieso unterstützen eigentlich erwachsene Menschen eines ganz okayen Landes ein so offensichtlich hirnrissiges Regime wie das chavistische?“ gibts immer wieder ein paar Dinge, aus denen man drauf schliessen könnte. Etwa: Die Auflösung des Bundestagsbüros von Heike Hänsel kürzlich hatte wohl Auswirkung auf die Autoren auf amerika21.
    In dem exotischen Thema liess die Partei auch völlig konträre Meinungen nebeneinander herlaufen. Es gab da nie einen diskursiven showdown.
    Ein Kessel Buntes für allerlei systemkritische Positionen zieht zwar einige mehr oder weniger intelektuell interessante Aktivisten an, ergibt aber auf Dauer keine tragfähige Basis für eine Partei in einer repräsentativen Demokratie. Wahlen werden in aller Regel in der Mitte gewonnen und für mögliche Koalitionspartner ist die sich daraus ergebenene Angriffsfläche einfach zu groß.
    Ich erklär das mal wieder zum Internationalen Problem. In Chile schafften es die aktuell geschätzt 10% eher extremen Linken nicht, sowas wie einen gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl aufzustellen. Dauer-Kandidat Eduardo Artés zählt nicht, weil der nur eine kleine Gruppe repräsentiert. Ist sowas wie die Wiederauferstehung unserer K-Gruppen der 70er. Bekam dann 1,5% der Stimmen oder so.
    Der Rest beschimpft durchaus kreativ und ohne zu ermüden alles was allzu rosa-gewaschen rot erscheint. Ich konsumier ja manche derer Podcasts als eine Art politisches Kulturprogramm. Streckenweise auch wirklich gutes Polit-Kabaret, das wir in Deutschland nicht mehr haben. Politik machen andere. Vermutlich ist das auch gut so.

  • Erwin Gabriel 1. Dezember 2021, 23:12

    1) Tweet

    …„Steuererklärung ausfüllen“ ist kein Inhalt, der in die gymnasiale Oberstufe gehört.

    Genauso wenig wie das Schälen von Kartoffeln …

    Ich denke, dass die Aufgabe der Schule sein sollte, möglichst viele Optionen aufzuzeigen (mal losgelöst von der Betrachtung, wie gut das gelingt). Ich fände zwar mehr Praktika gut – in den Sommerferien Regale im Supermarkt bestücken mag ein guter Impuls sein, durch bessere Bildung einem derartigen dauerhaften Schicksal zu entgehen. Aber für praktische Bezüge sind Berufsschulen da.

    • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 07:56

      Die Praktika die wir haben scheinen mir da nur sehr eingeschränkt hilfreich zu sein. Das Problem ist und bleibt, dass die zu jung sind und noch keine Ahnung haben, wo es hingehen soll. Dass jemand in der Jahrgangsstufe nicht Regale einräumen will später mal ist glaube ich selbst-evident.

      • Erwin Gabriel 2. Dezember 2021, 14:33

        @ Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 07:56

        Du bist und bleibst Theoretiker 🙂

        Die Praktika die wir haben scheinen mir da nur sehr eingeschränkt hilfreich zu sein.

        Eingeschränkt hilfreich ist schon mal besser als nichts.

        Das Problem ist und bleibt, dass die zu jung sind und noch keine Ahnung haben, wo es hingehen soll.

        Es geht nicht nur darum, was man will, sondern auch darum, was man nicht will. Ich kenne eine Teenagerin, die für ihr Leben gerne am Computer spielte, und sich um ein (Schul-)Praktikum bei einer Spiele-Zeitschrift bewarb. Sie hatte viel Spaß, erkannte aber, dass sie das nicht machen möchte. Man müsse auch dann spielen, wenn man keine Lust hat, oder das Spiel Scheiße sei. Ob jemand im Kindergarten mit den Bälgern klarkommt oder nicht, ob physische Arbeit interessant ist oder nicht, kann man so feststellen.

        • schejtan 2. Dezember 2021, 14:58

          Ich kenne eine Teenagerin, die für ihr Leben gerne am Computer spielte, und sich um ein (Schul-)Praktikum bei einer Spiele-Zeitschrift bewarb. Sie hatte viel Spaß, erkannte aber, dass sie das nicht machen möchte. Man müsse auch dann spielen, wenn man keine Lust hat, oder das Spiel Scheiße sei

          Ah, das gute alte Hobby zum Beruf machen. Kenn ich auch. Hab ja nachm Abi mit nem Musikstudium geliebaeugelt; mittlerweile bin ich ganz froh, dass ich meine Gitarren auch liegen lassen kann, wenn ich mal kein Bock habe. Auf der anderen Seite hege ich keine allzu grosse Leidenschaft fuer meinen tatsaechlichen Beruf, habe aber wenige Probleme mich damit zu beschaeftigen, wenn ich eigentlich keinen Bock drauf hab. Vielleicht auch gerade, weil ich da nicht die Erwartung habe, dass es irgendwie Spass machen oder mich erfuellen muss.

  • Erwin Gabriel 1. Dezember 2021, 23:15

    3) Der blasse Herr Bartsch oder Das politische Lazarett Linkspartei

    Wie anders könnte erklärt werden, dass die Linkspartei sich seit vielen Jahren in härtesten öffentlich ausgetragenen — öffentlich, auf offener Bühne, nicht einmal darum bemüht, das alles in den Hinterzimmern auszutragen — Denunziationen, Intrigen, Fraktionskämpfen und verbissendsten Debatten um jedes Komma in uferlosen abstrakt formulierten Beschlussvorlagen ergeht; …

    Religiöser Eifer. Glauben ist immer stärker als Wissen.

  • Erwin Gabriel 1. Dezember 2021, 23:25

    6) Ein klassisches Tauschgeschäft: Der eine bekommt einen höheren Mindestlohn, der andere eine Verfestigung und Ausweitung der Minijobs. Trotz vieler Gegenargumente

    In vielen Fällen ist die Alternative zum Minijob eben gar kein Job. Mal eben mehr bezahlen ist oft nicht drin, egal, wie leicht sich das sagt.

    Es gibt so ein paar Punkte (wie auch beim Gender Pay Gap – ein bis zwei Dutzend Gründe, und Du suchst Dir immer nur die gleichen ein bis zwei Gründe raus. Nimm die weg, ändert nichts), wo Du es Dir immer leicht machst. Und Arbeit wird danach bezahlt, was sie dem Auftraggeber einbringt bzw. einspart. Kein Privatmensch zahlt einer Reinigungskraft 60 Euro pro Stunde für Papierkörbe leeren und Fußboden wischen, aber der Unternehmer müsste in dieser Größenordnung abdrücken, damit die Reinigungskraft einen „fairen“ Lohn kriegt.

    • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 08:08

      Das ist ja so ein Punkt, um den wir uns letztlich immer drehen: eine Arbeit, die kein Auskommen ermöglicht (auf Vollzeit hochgerechnet) ist ein Problem. Es gibt verschiedene Ansätze, dieses anzugehen. Aufstocken ist eines, der Mindestlohn ein anderes. Aber angehen muss man es. Sonst verfestigt man nur Armut.

      • Erwin Gabriel 2. Dezember 2021, 14:43

        @ Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 08:08

        Das ist ja so ein Punkt, um den wir uns letztlich immer drehen: eine Arbeit, die kein Auskommen ermöglicht (auf Vollzeit hochgerechnet) ist ein Problem.

        Mal sehr direkt gefragt: Für wen?

        Du siehst stets denjenigen, der die Arbeit leistet, und denkst, dass, wer arbeitet, auch anständig bezahlt werden soll. Bin ich dabei, aber das ist immer nur die eine Hälfte der Medaille.

        Die andere ist, dass ein anderer dafür zahlen muss, und dass er auf diesen Lohn noch ein gutes Stück Abgaben an den Staat abführt. Es gibt halt Sachen, die irgendwann keinen Sinn mehr machen.

        Sonst verfestigt man nur Armut.

        Armut wird es immer geben, weil sie nicht absolut, sondern relativ, als Abweichung von einem Durchschnitt definiert ist. Gebe ich den Armen mehr Geld, hebe ich den Durchschnitt, also verschiebt sich die Armutsgrenze weiter nach oben.

        • schejtan 2. Dezember 2021, 14:54

          Armut wird es immer geben, weil sie nicht absolut, sondern relativ, als Abweichung von einem Durchschnitt definiert ist. Gebe ich den Armen mehr Geld, hebe ich den Durchschnitt, also verschiebt sich die Armutsgrenze weiter nach oben.

          Nicht unbedingt; offizielle Definition ist ja weniger als 60 (?) % des Durchschnittseinkommens. Und es kann ja grundsaetzlich Einkommensverteilungen geben, in denen niemand weniger bekommt. Ich koennt ja zum Beispiel den Mindestlohn und Arbeitslosengeld so definieren. Also rein theoretisch 😉

          • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 18:12

            Der Durchschnitt höbe sich dann ja an. Nur wenn alle exakt das gleiche bekommen gäbe es keine Armut.

            • schejtan 2. Dezember 2021, 18:22

              Ist ja trotzdem moeglich, dass niemand weniger als 60% des Durchschnitts bekommt. Einfaches Beispiel: 5 Leute verdienen 4000€, 5 6000€. Durchschnitt ist 5000€ und niemand verdient weniger als 60% davon aber auch nicht jeder exakt das gleiche. Wenn ich Armut zum Beispiel als die 10% die am wenigsten verdienen definiere, hast du dagegen Recht.

          • Stefan Pietsch 3. Dezember 2021, 07:49

            Armut wird durch das Medianeinkommen definiert.

            • schejtan 3. Dezember 2021, 12:27

              Okay, hab ich grad nicht bedacht; aeandert aber letztendlich nichts daran, dass Verteilungen ohne Werte unter 60% des Richtwerts moeglich sind.

              • Stefan Pietsch 3. Dezember 2021, 16:01

                Ja, Ihre Kommentierung ist nicht grundsätzlich falsch und ich wollte mit Wissensüberlegenheit glänzen. 😉

                Das Problem mit dem Mindestlohn in Ihrem Beispiel ist: er hebt in der Wirklichkeit das gesamte Einkommensgefüge. Die relative Einkommensposition des Mindestlohnempfängers verbessert sich gerade über mehrere Perioden betrachtet nicht oder nur wenig. Er bleibt am Ende der Skala und sein Abstand zum Medianeinkommen schrumpft daherhaft nicht signifikant.

                Der Effekt bei einer Erhöhung der Sozialhilfesätze ist nicht so stark im Schub auf die oberen Einkommen. Dafür hat es andere Nebenwirkungen wie der dass die erhöhten Lohnerwartungen der Arbeitslosen wie eine Produktivitätspeitsche wirken. Wer die Anforderungen an den über dem Sozialhilfeniveau liegenden Lohn nicht erfüllt, bleibt arbeitslos.

                Es liegt auf der Hand, das gleitende Übergänge die negativen Effekte auffangen können.

        • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 18:12

          Ich finde es ein volkswirtschaftliches Problem. Letztlich ist es eine gigantische Subvention. Irgendjemand zahlt das immer. Warum sollte ich über meine Steuermittel subventionieren, dass Daimler billige Putzkräfte hat, anstatt dass diejenigen das bezahlen, die eine S-Klasse kaufen? Erschließt sich mir nicht.

          Klar, aber mal angenommen wir verschieben die Grenze für alle um eine Million, dann gibt es noch statistische Armut, aber keine reale mehr (davon abgesehen dass das eine Reihe ganz anderer Konsequenzen hätte, aber nur als Gedankenspiel). Ich halte diese Aussage für so richtig wie wertlos.

          • derwaechter 2. Dezember 2021, 23:01

            Stimmt das?

            Wenn Armut als 60% Abweichung vom Durchschnitt nach unten definiert wird, wäre bei einem Durschnitseinkommen von 100 000, die Armutsgrenze 60 000. 60%.

            Wenn jetzt alle 1 Million mehr verdienten hätte der ehemalige Durchschnittsverdiener 1 100 000 und der ehemalige Arme 1 060 000, das sind in etwa 96%. Statistisch wäre er also auch nicht mehr arm. Oder?

  • Erwin Gabriel 1. Dezember 2021, 23:46

    9) War movie about defeat of US Army is now China’s biggest film ever

    Während meine Generation sich damals kulturell in Richtung USA orientierte, schaut die heutige Jugend viel stärker nach Asien: Korea, China, Japan sind in vielen Fällen die Traumziele für die Auslandssemester, Comics aus Japan, und Popmusik und Serien aus Korea sind der Hit. Und die modernen, großen asiatischen Metropolen, die unsere größten und eindrucksvollsten Städte wie piffige Dörfer aussehen lassen, tun ihr Übriges.

    Heute in den News: China spendet für Afrika 1 Milliarde Dosen eines Anti-Covid-Medikaments; 600 Millionen werden kostenfrei geliefert, 400 Millionen sollen direkt in Afrika produziert werden. Nette Botschaft.

    Noch Anfang des 20. Jahrhunderts lebte ein Drittel der Weltbevölkerung in Europa, ein anderes Drittel in Asien, der Rest in Afrika und Amerika. Bleiben wir zurückhaltend: Da hat sich was getan. Ganz Europa schlägt mit etwa 550 Millionen Menschen zu Buche, Indien und China haben je knapp das Dreifache (und das sind nur zwei Länder).

    Dass China in ganz anderen Dimensionen denkt als wir, und deutlich anspruchsvollere Pläne mit außerordentlicher Zielstrebigkeit verfolgt, während unserem hohlköpfigen Außenminister erst jetzt, nach vier vergeudeten Jahren, langsam dämmert, dass die EU und Deutschland „Interessen“ haben, liegt auf der Hand.

    Dort entwickelt sich etwas, bei uns nicht. So einfach ist das. Und deshalb vermute ich, dass die Chinesen diesen Kulturkampf gewinnen und die USA mittelfristig ablösen werden, so wie die Amerikaner einst die Engländer (und die die Spanier) ablösten.

    • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 08:10

      Ich kann dir versichern, dass auch die heutige Jugend sich stark an der amerikanischen Unterhaltungsindustrie orientiert. Das gelegentliche Squid Game macht noch keinen Sommer. Und ja, Mangas sind recht erfolgreich, aber das sind sie bereits seit 30 Jahren, ohne dass sie je auch nur annähernd die Breitenwirkung erreicht hätten, die amerikanische Medienerzeugnisse erreichen. Aber „Asien“ ist ein ziemlich großer Ort, und Erzeugnisse aus Südkorea und Japan (und mit Bollywood evtl. Indien) sind ja nochmal eine andere Nummer als Propaganda aus China.

      Ich stimme dir ansonsten zu, sofern wir „mittelfristig“ als „Ende dieses Jahrhunderts“ definieren.

      • Erwin Gabriel 2. Dezember 2021, 15:07

        @ Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 08:10

        Du bist dafür einfach schon zu alt 🙂

        In meiner Jugend, als ich und meinesgleichen nach Amerika schauten, waren wir nicht sooo viele. Das Gros der Dorfjugend spielte in irgendeiner Blaskapelle, hörte Schlager, war bei der Feuerwehr oder im Schützenverein; für die ist Jürgen von der Lippe ein Intellektueller. Auch heute hört ein wirklich großer Teil der Bevölkerung immer noch deutsche Schlager, und nicht englischsprachige Pop- oder Rockmusik.

        Ich habe ein paar Kollegen ein, zwei Songs der koreanischen Lieblingsband meiner Tochter vorgespielt; die kannten die Stücke, aber nicht die Band.

        Schon 2018 war eine koreanische Band auf Platz 1 der US Billboard Charts, liegen Weltrekorde wie „Most viewed YouTube music video in 24 hours“ sowie „Most viewed YouTube video in 24 hours“, „Most streamed act on Spotify (group)“ oder „Most streamed track on Spotify in the first 24 hours“

        Oder schaust Du hier: https://beta.musikwoche.de/details/439518

        Es gibt wohl kein anderes Land der Welt, in dem K-Pop eine so kleuine Rolle spielt wie hier; USA und England sind weiter, Asien, Afrika und Südamerika sowie sowieso, Frankreich holt auf.

        Und Squid-Game ist hier nur bekannt wg. Schülerthematik, aber schau Dich mal auf Netflix um.

        Wird keine 70 Jahre mehr dauern …

        • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 18:13

          Gut möglich. Ich bin allerdings erstmal noch skeptisch. 🙂 Und wenn du doch recht hast schrei ich ganz laut dass früher alles besser und die Jugend von heute verlottert ist. 😀

          • Erwin Gabriel 8. Dezember 2021, 22:34

            @ Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 18:13

            Und wenn du doch recht hast schrei ich ganz laut dass früher alles besser und die Jugend von heute verlottert ist.

            Auf der einen Seite bin ich natürlich durch meine Töchter geprägt, und schaue inzwischen auch koreanische Serien im O-Ton mit englischen Untertiteln. Was da auf netflix gezeigt wird, ist in der Regel etwas pathetisch, schlägt aber das Niveau der deutschen Serien um Längen (Ausnahme: Die Netflix-Serie mit Schweighöfer).

            Die Musik ist altersbedingt jedoch nicht so mein Fall.

            Aber grundsätzlich finde ich die Idee gut. Die asiatischen Länder sind wettbewerbsorientiert, kein schlechtes Vorbild.

            • Stefan Sasse 9. Dezember 2021, 12:16

              Deutsches TV ist Schrott. Ausnahmen wie Dark bestätigen die Regel. 🙂

    • Lemmy Caution 2. Dezember 2021, 08:50

      Die selben Debatten hatten wir in den 80ern mit Japan.
      Das hat natürlich Spuren gezogen. Insbesondere spürbar in der Arbeitsorganisation. Kanban, Kaizen, etc.
      Ich zweifele an der Existenz eines globalen Kulturkampfes um Dominanz. Die Ostasiaten haben halt einfach in den letzten 50 Jahren eine Menge ihrer eigenen Entwicklungs-Hemmnisse überwunden, so ähnlich wie Europa in der Rennaissance. Ich seh da aber keinen Kampf um Weltdominanz. Dass die sich in Afrika engagieren, ist doch schön. Unser Track-Record ist da nicht so dolle.
      Ansonsten wird in den lateinamerikanischen Debatten, die ich mich nunmal verfolge, wesentlich häufiger Europa als Asien oder die USA referenziert. Ich höre über die Türkei ähnliches. Wir sind denen einfach näher. Klar lesen die Heranwachsenden weltweit massenhaft diese seltsamen Manga Comics, aber wie prägend ist das?
      Mit Schach konnte ich mich nie richtig anfreunden, aber ich bin ein begeisterter aber nicht sehr ehrgeiziger 5k Go-Spieler heute hauptsächlich auf online-go.com. Bin ich deshalb von der asiatischen Kultur infiltriert?

      • Erwin Gabriel 2. Dezember 2021, 15:12

        @ Lemmy Caution 2. Dezember 2021, 08:50

        Wie Stefan schon schrieb: Früher hat der Ostblock die USA stumpf kopiert; das machen China, Korea und Japan deutlich besser. Darüber hinaus wird die weltweite Verbreitung der koreanischen Serien und Musik von Staats wegen gefördert, das ist inzwischen ein starker Wirtschaftszweig.

        Und China macht Kulturkampf, gar keine Frage. Wir sind in Europa ein bisschen zu weit vom Schuss, schwimmen nur in der eigenen Suppe, und halten uns für zu wichtig. In Afrika, Asien oder in Amerika schaut man anders auf die Welt, Obama war schon sehr auf Asien ausgerichtet, zu Europa war er nur noch höflich.

        • Stefan Sasse 2. Dezember 2021, 18:14

          Wenn sie wenigstens kopiert hätten! 😀 Die Unterhaltungsprodukte aus dem Ostblock waren ja nicht mal billige Kopien, sie waren billige Kopien dessen, was 40 Jahre zuvor mal in war.

  • cimourdain 2. Dezember 2021, 13:57

    1 / 7 : Eine schöne Probe aufs Exempel. Wer von denen, die sich hier über kontextloses Lernen beschweren, kann den Pythagoras nicht nur aufsagen, sondern aus dem Stegreif beweisen (Es gibt über 300 Beweise) ? Und wenn einem zu diesem Satz, der ein Basis für jedes Messen in kartesischen Koordinaten darstellt und Anregung für Konzepte wie diophantische Gleichungen oder irrationale Zahlen geliefert hat, nichts einfällt als abstraktes ‚Regelverständnis, dann hat der deutsche Mathematikunterricht ein weiteres Opfer gefunden.

    2 / 6 : Die von Marshall postulierte Verhandlungsmacht gilt eigentlich nur für Regelarbeitsverhältnisse (am besten mit Gewerkschaft im Rücken). Atypisch, geringfügig, befristet oder scheinselbständig Beschäftigte sind davon definitiv ausgenommen und werden wohl auch von der kommenden Regierung benachteiligt werden (zum Beispiel bei der Aufweichung der Arbeitszeitregulierung)

    9 : Die direkte Parallele zu jingoistischen Filmen wie ‚Pearl Harbor‘ in der Darstellung ist interessant. Aber was mich noch mehr interessieren würde, wäre wie die betroffenen Länder selbst die Konflikte des Kalten Krieges sehen, z.B. ein vietnamesischer Film über die Tet-Offensive.
    P.S. Mir ist beim besten Willen kein westlicher Film zum Koreakrieg eingefallen.
    P.P.S. ‚M*A*S*H‘ natürlich

    10 : Schade, dass du die Legende vom ’roten‘ ÖR und den ‚schwarzen‘ privaten weiter verbreitest. Die Union hat immer eine Doppelstrategie gefahren: Beste Kontakte zu den Oligarchen des Privatfernsehens (Leo Kirch, Liz Mohn) , aber auch massive programmatische (Programmräte nach Länderproporz) und personelle ( Nikolaus Brender raus aus dem ZDF oder Christine Strobl in die Programmdirektion) Einflussnahme auf die ÖR Sender.

    • schejtan 2. Dezember 2021, 14:27

      1) zum Beispiel: mit a = c*sin theta und b = c*cos theta:

      a^2 + b^2 = c^2*sin^2 theta + c^2*cos^2 theta = c^2 *(sin^2 theta + cos^2 theta) = c^2

      Den Beweis, dass sin^2 theta + cos^2 theta = 1 schreib ich jez mal nichts aus, geht aber zum Beispeil ganz gut ueber die Darstellung durch die komplexe Exponentialfunktion.

      • cimourdain 3. Dezember 2021, 07:12

        lol. Wozu sich mit Zuschneiden oder umordnen abgeben, wenn man Konzepte aus den nächsten 2.500 Jahren Mathematik verwenden kann (einschließlich der Beweismethode „Beweis durch Übungsaufgabe“) . Ich habe allerdings den Verdacht, dass da irgendwo noch der zu beweisende Satz durch die Hintertür ‚Betrag einer komplexen Zahl‘ als Voraussetzung hineinkommt.

        • schejtan 3. Dezember 2021, 12:29

          Der graphische Beweis ist schon schoener und vor allem anschaulicher, laesst sich aber schlecht aufschreiben 😉

  • cimourdain 3. Dezember 2021, 11:51

    9) (halb offTopic/Rant) Ich halte es für einen Irrweg, bei den Produkten der Kultur/Entertainment-Industrie von einer Konkurrenz der Weltregionen zu sprechen (bei den wirtschaftlichen Geldflüssen [Disney] schon). Die Industrie ist derartig global vernetzt, seht euch bei einem A-Film nur die Produktionsstandorte an. Oder konkret: Der Hollywoodfilm ‚Life of Pi‘ wurde von einem taiwan-chinesischen Regisseur nach einem kanadischen Buch mit indischem Protagonisten und Hauptdarsteller gedreht.
    Und natürlich schleichen sich da mittels kultureller Diffusion auch Topoi aus anderen Kulturen in unseren Mainstream ein. Japan war da auch schon Lieferant, bevor irgendjemand ein Comicbuch verkehrt herum aufgeschlagen hat. Stichworte: Samurai, Ninja, Kaiju-Monster.
    Aber Deutschland ist, zumindest was niedrigschwellige Massenangebote anbelangt, sehr stark auf einheimisches Mittelmaß und US-Produkte fixiert. Da ist man schon froh, dass (siehe Fundstück 10) auf einem Spartensender eine britische Sci-Fi-Kultserie läuft.
    Das zeigt sich in meinen Augen sehr deutlich auch bei der Wahrnehmung Osteuropas und Russlands. Nicht nur werden die (wenigen) Qualitätsprodukte der Sowjetzeit ignoriert (ich habe im deutschen Fernsehprogramm noch nie einen Tarkowski-Film gefunden), auch danach kommen Sachen aus dieser Nachbarschaft erst über dem Umweg ‚internationaler Markt‘ zu uns (und dann auch eher zu einem Nischenpublikum): ‚Wächter der Nacht‘, ‚Witcher‘, ‚Metro 2033′, Kingdom Come:Deliverance‘.

    • Stefan Sasse 3. Dezember 2021, 13:52

      Mir ging es spezifisch um Filme, die eine politische Botschaft haben.

  • cimourdain 3. Dezember 2021, 11:51

    1) Auch wenn es nicht um die konkrete Steuererklärung selber geht, sollte (konjunktiv irrealis) ein gewisser Teil des Handwerkszeuges, das beim Verständnis der Steuer hilft, im Rahmen gesellschaftskundlichen Unterrichts vermittelt werden: Das sind Wirtschaftsthemen wie der kaufmännische Gewinnbegriff, Rechtsthemen wie Fristen, Gesellschaftsfragen wie die ‚ständische‘ Ungleichbehandlung der Einkunftsarten oder Staatslehre wie die Kombination aus Vertrauensvorschuss und Kontrollanspruch, die der Idee einer Steuererklärung zugrunde liegt. Mit etwas Fantasie könntest du ein weites Feld nur mit dem Komplex Steuererklärung abdecken.

  • sol1 5. Dezember 2021, 14:01

    3) Deswegen war es ja schon immer unwahrscheinlich, daß es im Bund zu einem R2G-Bündnis kommt.

    Schließlich muß da ja immer jemand zurückstecken (wie jetzt bei den Grünen Toni Hofreiter), und bei der Linken hätte das zu Sabotageaktionen geführt, bei denen Ideologie und persönliche Animositäten nicht auseinanderzuhalten gewesen wären.

    • Stefan Sasse 5. Dezember 2021, 22:28

      Exakt, das war durchgehend meine Argumentation. Aber die bürgerlichen Hysteriker*innen haben sich ja in einen regelrechten Wahn reingesteigert, was das angeht.

  • sol1 5. Dezember 2021, 14:03

    8) Solche Artikel schreiben sich quasi von selbst, und sie haben eine dankbares Publikum, aber ihre empirische Grundlage ist dünn:

    „63% der Ungeimpften haben Angst vor der COVID-19 Impfung. Sie nehmen auch weniger wahr, dass ihr Umfeld erwartet, dass man sich impfen lässt. Beides hängt mit geringerer Impfbereitschaft zusammen. Präferenz für Alternativmedizin spielt keine wesentliche Rolle bei Ungeimpften.“

    https://twitter.com/CorneliaBetsch/status/1467134271823429638

    Link zu den Folien:

    https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/files/COSMO_W57.pdf

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