Die Unernsthaftigkeit bei der Bekämpfung des Klimawandels

Unfreiwillig hat Armin Laschet im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie das ganze Dilemma der Politik aufgezeigt: „aus einer reinen Prognose heraus“ könne man nicht handeln, was es brauche  sei „eine konkrete Gefahr“. Was in der Pandemie den Tod von Tausenden zur Folge hatte, wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel den Tod und das Elend von Millionen bewirken. Mit dem Klimawandel steht die Menschheit vor einer der größten Herausforderungen, wenn nicht der allergrößten, der sie je gegenüberstand – aber in der Politik wird er behandelt, als ginge es um eine Reform des Rentenbeitrags oder die Reperatur eines Teilstücks der A8.

Gleiches gilt für die gesellschaftliche Betrachtung, wo man vor allem ein Lifestyle-Thema darin erkennen möchte, irgendwo zwischen einer schicken Ausrede zum Schule-Schwänzen und dem ostentativen Kauf von Bioprodukten. Die mediale Beareitung ist nicht besser; die „Welt“ etwa argumentiert gegen Solarpanele auf Wohnhäusern – aus ästhethischen Gründen („Unser Dorf soll hässlicher werden“). Solche Artikel werden von künftigen Generationen wohl mit der gleichen Fassungslosigkeit betrachtet werden wie heute die Glückwünsche des Neuen Deutschlands zum 40. Jahrestag der DDR.

Natürlich kann man jetzt wieder reflexartig den Vorwurf erheben, es werde nur eine Apokalypse beschworen, das Problem sei gar nicht so groß, man sollte nicht übertreiben und was der Relativierungen nicht noch mehr ist. Mir ist unklar, wie man bei Meldungen wie der, dass wir mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 40% in den nächsten fünf Jahren punktuell eine 1,5°-Erwärmung der Erde erleben werden – das Szenario also, das auf Klimakonferenzen als Ziel für das Jahr 2100 gilt und bereits heute praktisch völlig unerreichbar ist, Jahrzehnten des Abwiegelns, Bremsens und der CO2-Produktion sei Dank.

Auch das Lieblingsargument der Abwiegler, dass die Kosten und Belastungen für die Wirtschaft zu hoch seien, kann nur noch ein Kopfschütteln auslösen. Das Handelsblatt berichtet über eine Studie, derzufolge der Klimawandel bereits heute Folgekosten in Höhe von 13% des BIP verursacht. Zwar schützt der Staat die Privatwirtschaft aktuell noch und externalisiert die Kosten des Klimawandels, indem er sie den Steuerzahlenden aufbürdet, aber das wird in Zukunft immer weniger möglich sein – nicht, weil die Lobbymacht der Konzerne sinken würde, sondern einfach, weil die Kosten viel zu hoch und zu umfassend werden, als dass das möglich bleiben könnte. Die Kosten des Nicht-Handelns sind bereits heute höher, als es die Kosten des Handelns wären.

Aber halt, mag mancher einwenden, reden wir nicht ständig über den Klimawandel und was man dagegen tun könnte? Ist nicht eine Debatte um die CO2-Bepreisung in Gang? Oh, sicher, das ist sie. Nur ist sie leider eher der Beweis für die geäußerte These als dass sie sie widerlegen würde. Die unsägliche „Debatte“ – die kaum mehr als Krach in Debattenform ist – um die CO2-Steuer offenbart vielmehr die Frivolität, die das ganze Thema umgibt. So fordern im Endeffekt alle ernstzunehmenden Parteien eine CO2-Steuer. In der Ausgestaltung unterscheiden sie sich allenfalls in Details.

Derweil wird im Wahlkampf aus der korrekten Umrechnung der CO2-Steuer auf den Spritpreis ein Mini-Skandal geschmiedet, als hätten nicht vorher alle Parteien sich emphatisch für eben diese CO2-Steuer ausgesprochen. Auch die Pläne der SPD, FDP und Grünen für eine Entlastung der Geringverdienenden sind effektiv dieselben; alles andere ist Wahlkampfgetöse.  Aber die Illusion, dass eine CO2-Steuer das Problem lösen könnte, zeigt einmal mehr die Grenzen der Vorstellungskraft. Denn in der illusionären Variante, in der diese Besteuerung (genauso wie der Emissionshandel im Übrigen) diskutiert wird, entsteht nicht viel mehr als das nächste Bürokratiemonster zur lobbyverträglichen Umverteilung von Beträgen.

Was meine ich? Die CO2-Steuer ist ein Konzept, das auf dem Papier hervorragend funktioniert. Nur rennt es in der Praxis in dieselben Dynamiken, denen auch alles andere politische und wirtschaftliche Handeln unterliegt. Natürlich, in wirtschaftswissenschaftlichen Modellen verteuert die CO2-Steuer all jene Waren und Dienstleistungen, bei denen viel Treibhausgas ausgestoßen wird, so dass die Mechanismen von Angebot und Nachfrage dafür sorgen, dass CO2 eingespart und Alternativen attraktiver werden.

In der realen Welt aber fordert etwa die FDP Ausnahmen bei der CO2-Steuer für Spediteure – zur „Sicherung des Logistikstandorts Deutschland“. Nur, welchen Sinn hat eine CO2-Steuer, wenn man dann genau die Branchen davon ausnimmt, die am meisten CO2 verursachen, weil diese danach – man halte sich fest – höhere Kosten tragen müssen? Die zentrale Idee hinter der Steuer wird dann plötzlich als Nachteil verkauft. Wie kann man in seinem Programm eine Steuer fordern und sich dann umdrehen und erklären, dass diese zu höheren Kosten führe und deswegen ausgesetzt werden müsse?

Das ist übrigens kein FDP-spezifisches Problem, ich nutze es nur, weil hier die Begeisterung für dieses Instrument am größten ist und ein aktuelles Beispiel vorlag. Die Grünen werden genauso schnell dabei sein, ihren jeweiligen Klientelgruppen irgendwelche Ausnahmeregeln zuzuschanzen. Das ist Politik. Die Vorstellung, man könnte sich diesen Anreizen und Mechanismen entziehen, ist in höchstem Maße naiv.

Das spricht übrigens nicht gegen eine CO2-Steuer, die ein durchaus gutes und vergleichsweise unbürokratisches Element sein kann. Es spricht gegen die Akteure und zeigt die Unernsthaftigkeit auf, mit der diese das Thema angehen. Wir stehen vor einer Transformationsaufgabe völlig neuen Ausmaßes, und es wird über Maßnahmen diskutiert, als gehe es um das Abarbeiten von Seite 17 des Koalitionsvertrags.

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  • Fritz Iversen 7. Juni 2021, 10:20

    Der Satz von Laschet war mir auch aufgefallen. „Aus einer reinen Prognose heraus kann man nicht handeln“ würde kein Unternehmensvorstand unterschreiben, keine Versicherung, kein Investor noch sonst jemand, der mit Risiken umgehen muss. Warum gerade Regierende sich gewohnheitsmäßig strategisch so dumm stellen wie die Dümmsten unter ihren WählerInnen, ist das politologische Rätsel.
    Ein Grund liegt vielleicht darin, dass PoltikerInnen keine materielle Ergebnisverantwortung haben, sondern nur eine Stimmungsverantwortung. Die sogenannte Verantwortung vor der Wählerschaft ist eine Frage, mit welcher Maske man vors Publikum tritt. Ein Spiel mit den Medien, mit PR, mit „gelungenen Interviews“. Und eine Kalkulation darauf, dass viele Menschen gleichzeitig unterinformiert und „überverwirrt“ sind.
    Daher trennt sich Politik immer mehr in die Vermittlung einer Schaufassade („wir brauchen eine konkrete Gefahr“ ist sozusagen eine Forderung der PR-Abteilung) und ein politisches Geschehen im dahinterliegenden Gewirr der Konferenzräume und Besprechungszimmer. Dabei soll nichts geschehen, was die Fassade zum Wackeln bringen könnte.
    Ich weiß allerdings nicht, ob man die „Schuld“ für das offensive Blindstellen gegenüber Jahrzehnt- und Jahrhundertproblemen nur den jeweils den Regierenden zuschreiben muss. Oder dem verhängnisvollen Zusammenhang aus überforderten Menschen, von Quoten und Bezahlcontent abhängigen Medien sowie dem zunehmend anti-konsensualen Politikbetrieb, bei dem jeder jedes anderen Vermittlungsschwäche sofort gnadenlos zur Absicherung oder Ausweitung der eigenen Mandatsherrschaft ausnutzt.
    However, vielen Dank für den Artikel. Das Thema ist zentral. Wenn die Politik nicht ihr Grundproblem mit der Langfristkompetenz gelöst kriegt, also sich auf ihrem Ausweichen vor sicheren Prognosen ausruht, kriegen wir nur wenig bis gar nichts gelöst.
    Die Klimagefahr ist seit gut 40 Jahren „konkret“. Seit 20 Jahren ist die Dringlichkeit des „Climate Change“ ein oft erwähntes und stets zurückgestelltes Thema. Wenn die Menschengesellschaft das wichtigste Jahrhundert seit 20.000 Jahren an die Wand fährt, dann deswegen, weil sie es nicht schafft, die Katastrophe in ein paar Jahren für konkreter zu halten wie die morgige Bratwurst.

    • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 10:48

      Wir erwarten zu wenig, ich sag’s ja. 🙂

      • Erwin Gabriel 7. Juni 2021, 12:07

        @ Stefan Sasse

        Ich erwarte genug, und viele andere, die ich kenne, auch. Schert halt keinen.

        • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 13:04

          Auch in dem Sinne, wie ich es beschrieben habe? Also erwartest du wirklich, dass es klappt?

          • Erwin Gabriel 7. Juni 2021, 21:10

            @ Stefan Sasse 7. Juni 2021, 13:04

            Also erwartest du wirklich, dass es klappt?

            Es gab Regierungen, die mich positiv überrascht haben. Diese gehört nicht dazu. Es gibt immer wieder ein paar Highlights, wo ich denke „geht doch“, aber dann …

            Wahrscheinlich hast Du Recht, und im Innern habe ich bereits resigniert.

    • Erwin Gabriel 7. Juni 2021, 21:56

      @ Fritz Iversen 7. Juni 2021, 10:20

      Der Satz von Laschet war mir auch aufgefallen. „Aus einer reinen Prognose heraus kann man nicht handeln“ würde kein Unternehmensvorstand unterschreiben, keine Versicherung, kein Investor noch sonst jemand, der mit Risiken umgehen muss.

      Volle Zustimmung!

      Warum gerade Regierende sich gewohnheitsmäßig strategisch so dumm stellen wie die Dümmsten unter ihren WählerInnen, ist das politologische Rätsel.

      Nun ja, Industrieunternehmen, Investoren, Versicherungen etc. haben im Großen und Ganzen nur eine Richtung: mehr Geld / mehr Erfolg. Ein Vorstandsvorsitzender soll beispielsweise für einen stabilen bis steigenden Aktienkurs erzielen.

      Die Ziele, die eine politische Partei erreichen soll, sind ungleich komplexer. Die höchste Priorität hat, wiedergewählt zu werden. Aber je mehr man einer Wählergruppe entgegen kommt, desto mehr verärgert man eine andere. Das gleiche gilt natürlich intern, auch die Parteimitglieder haben durchaus unterschiedliche bs gegensätzliche Anforderungen an die Führung.

      Dann kriegt man eben ein Klimaschutzgesetz, das CO2-Abgaben erhebt und alle wichtigen Erzeuger ausnimmt.

      Das macht natürlich das Versagen nicht erträglicher.

  • Kning4711 7. Juni 2021, 13:56

    In meinen Augen krankt die Debatte an dem Alarmismus. Ich meine das nicht bewusst nicht verharmlosend, sondern beziehe ich mich auf die Art wie die Menschen ticken.
    Die politisch Verantwortlichen wissen, dass um das Thema kein herumkommen gibt. Sie wissen auch, dass es unpopulär ist – aber sie bieten keine positive Erzählung sondern es ist immer eine Erzählung von Verzicht, Verlust und Vorsicht.
    Die Debatte um den Benzinpreis zeigt, wie schnell viele politisch Verantwortliche (wider besseren Wissens) versuchen sich als kurzfristiger Retter der Autofahrer zu inszenieren und dabei eigentlich den Konsens konterkarrieren, den man eigentlich gemeinsam zu haben geglaubt hatte.

    Aber ich würde mir eine positive Erzählung von dem Klimawandel wünschen: eine unglaubliche Herausforderung für die Menschheit. Eine Herausforderung an der wir alle an einem strang ziehen müssen, bei der man den sozialen Frieden nicht auf der Strecke lässt. Eine Herausfordeurng, für die wir noch kein PAck an haben, aber wir die klügsten Köpfe unseres Landes zusammenbringen um diese Themen anzugehen. Verbote und Verlust von Gewohnheiten als das letzte Mittel, weil man technologisch noch keine andere Lösung hat, aber klar kommuniziert und so, dass man sich darauf einstellen kann. Das Oberziel klar machen: Das Land noch lebenswert für die Kinder und Enkel zu hinterlassen. So eine visionäre Erzählung würde ich mir wünschen.

    Stattdessen punktuelles Klein-Klein und inhaltliche Armut.

    • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 15:38

      Völlig bei dir.
      Da bekleckern sich übrigens auch die Grünen nicht eben mit Ruhm, die verlieren sich gerne in Verzichtsdebatten (Flüge, Fleisch, etc)

    • Erwin Gabriel 7. Juni 2021, 21:58

      Ja, leider. Traurig.

  • Jens Happel 7. Juni 2021, 14:22

    Das Problem mit der CO2 Steuer und auch den CO2 Zertifikaten ist, dass sie die Produktion hier verteuern und Importe verbilligen, außer man führt CO2 Steuern für Importe ein. Ein gigantischer Akt, zumal die CO2 Steuer und ergo die Zölle jedes Jahr steigen müssten.

    Beim Warenverkehr innerhalb der EU CO2 Steuern einführen? Man sieht das mit den CO2 Steuern und Zertifikaten funktioniert nur wenn die ganze EU mitmacht. Das setzt wieder Einstimmigkeit voraus. Viel Spass mit Polen, dass immer noch den größten Teil seines Stroms aus Kohlemeilern bezieht.

    Es ist wie beim Mikado, wer sich zuerst bewegt verliert. Mit dem Unterschied allerdings, wenn sich keiner bewegt verlieren alle.

    Es ist eine vertrackte Situation und ich sehe keine wirklich gute Lösung.

    Ein weiteres Problem ist, dass der Ölmarkt grundsätzlich geräumt wird. Das soll heißen, sparen einige besonders viel Öl ein, sinkt der Preis und die die nicht Öl sparen verbrauchen noch mehr, da der Preis niedrig ist. Es bringt also ohne internationale Deckelung der Öl, Gas und Kohle Produktion für die Umwelt gar nichts, wenn einige wenige vorpreschen.

    Beim Ozonloch damals, wurden den Staaten eigentlich nur minimale Kosten aufgebürdet, die Einigung zog sich trozdem 30 Jahre hin und wird heute immer noch nicht zu 100% umgesetzt. Für das Klima schwant mir da nichts gutes.

    Ich denke spätestens in 10 Jahren wird man als Notnagel wieder Atomkraft ohne Ende puschen. Im Ausland läuft das schon so. Deutschland ist da mit seiner 100% Abkehr von der Atomkraft eher isoliert.

    Der Preis für Uran zieht jedenfalls seit 5 Jahren an.

    https://www.finanzen.net/rohstoffe/uranpreis

    Gruss Jens

    • Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 15:30

      Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass diejenigen, die am lauthalsesten schreien, am wenigsten gegen die Klimaveränderungen angehen wollen. Oder wenig von ihrem Steckenpferd verstehen.

      Es ist wie beim Mikado, wer sich zuerst bewegt verliert. Mit dem Unterschied allerdings, wenn sich keiner bewegt verlieren alle.

      Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht. Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Chicken Game, bei dem die deutschen Klimaaktivisten meinen, wenn sie nur früh und weit genug springen, hätten sie gewonnen.

      Deutschlands CO2-Emissionen aus der Energieerzeugung werden im ETS verhandelt. Der Effekt fürs Klima ist Null, wenn wir ein paar Jahre vorgreifen und besonders sparsam mit unseren Energieemissionen sind. Verstehen nur weder die Grünen noch ihre Anhänger, die „Klima“ hören und ihr Kreuz an der falschen Stelle machen.

      80:20-Regel. Für die meisten unbekannt. Gerade wer ein sehr großes Projekt vor sich hat, beginnt, dort, wo sich am schnellsten Erfolge zeigen. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber Annalena Baerbock hat auch hier das kleine Einmaleins nicht verstanden. Man kann in Deutschland die Emissionen des Verkehrs nicht einfältiger angehen als die Kurzstreckenflüge ersetzen zu wollen. Denn dazu müssten erst für viele Milliarden Euro Schnelltrassen gebaut werden – ein Unterfangen, gegen das sich übrigens die den Grünen nahestehenden Umweltverbände und Bürgerinitiativen am stärksten wehren (Stichwort: Stuttgart 21).

      Aus klimapolitischer Sicht wäre es effektiver und günstiger, die EU würde mit sämtliche Kohlekraftwerke in China, Indien und der Dritten Welt mit eigenen Mitteln auf den technologisch neusten Stand bringen als den Aufwand zu bringen, sämtliche Kohlemeiler in der EU durch Solar und Windkraftanlagen ersetzen zu wollen.

      Leider ist solche Umweltökonomie zu kompliziert für alle, die mit heißem Herzen auf jene schimpfen, die nicht sofort in die Steinzeit wollen. Ausgerechnet beim Klima sind die Grünen und ihre Anhänger die schlimmsten Nationalisten.

      Deutschland hat dieses Jahr das nationales Emissionshandelssystem (nEHS) eingeführt, was prompt zu einer Verteuerung des Benzinpreises geführt hat. So sehr man solche einzelstaatlichen Initiativen kritisieren kann – man sollte sie zumindest kennen, wenn man über Klimapolitik redet oder schreibt. Die Grünen haben übrigens gegen die Einführung gestimmt.

      Wenn Frau Baerbock davon spricht, nächstes Jahr eine CO2-Steuer einführen zu wollen, dann redet sie wie die Blinde von der Farbe. Eine Sache kann nicht zweimal aus dem gleichen Grund besteuert werden (Doppelbesteuerung). Sie müsste erst das nEHS wieder einstellen. Als Möchtegern-Klimapartei und europäisch orientiert müsste es eigentlich das wichtigste Anliegen sein, möglichst viele Bereiche in das ETS einzubeziehen. Aber dazu sind die Grünen zu sehr Nationalisten. Die FDP und Union sind da die wahrhaften Europäer.

      Übrigens wehren sich die Grünen im Europaparlament gegen das, was die Berliner Grünen anstreben. Sie sehen eine Überforderung der Süd- und Osteueuropäer, weshalb sie eine weitere Verteuerung von Benzin und Öl ablehnen. So widersprüchlich können nur Grüne sein: für die Verteuerung von Benzin und dagegen. Für mehr Bahnschnelltrassen und dagegen.

      Aber Hauptsache, man hat mit Steuervorschlägen, Subventionen und bürokratischen Regelungen „bewiesen“, ernsthaft was fürs Klima tun zu wollen.

      • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 15:41

        Ich stimme dir inhaltlich völlig zu. Aber ich wage mal die Prognose, dass die Idee, die Kohlemeiler in Indien zu ersetzen, eher bei deinem Milieu als beim Grünen für den größten Aufschrei sorgen würde (wobei das nur ein Unterschied im Grad, nicht dem Vorhandensein wäre). Das ist letztlich das Gleiche wie „Fluchtursachen bekämpfen“. Alle sind sich einig, dass das die beste Flüchtlingspolitik wäre, aber wehe, jemand müsste ernsthaft eine Politik vorschlagen, bei der auch nur ein müder Euro in ein Entwicklungsland fließt. Es ist zum Haare raufen.

        • Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 15:50

          In Effizienzen zu denken ist das A und O, um ein so großes Problem in den Griff zu bekommen. Das Kyoto-Protokoll setzte übrigens an der Idee an. Nach dem Konzept und unter UN-Aufsicht konnten europäische Emittenten günstiger CO2-Zertifikate (Verschmutzungsrechte) erwerben, wenn sie in Schwellenländern klimaschonend investierten, beispielsweise ein Wasserkraftwerk errichteten. Das war günstige Entwicklungshilfe, weshalb die Schwellenländer, China und Indien vorneweg, bei einem Folgeabkommen nicht mitmachen wollten, wenn dieses nicht einen ähnlichen Mechanismus beinhielte.

          Weißt Du übrigens, wer hier immer behauptet hat, Kyoto wäre eine smartere Idee gewesen als das Klimaschutzabkommen von Paris? Und weißt Du, wer Kyoto für Deutschland gezeichnet und mitausgearbeitet hat? Kleiner Tipp: es waren nicht die Grünen. Und weißt Du, wer das System als Ablasshandel verurteilte? Auch hier ein kleiner Tipp: Es war eine Partei, die sich den Kampf gegen den Klimawandel ins Programm geschrieben hatte.

          • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 17:40

            Wie gesagt, ich bin INHALTLICH völlig bei dir.

            • Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 18:53

              Der Unterschied zwischen den klimapolitischen Vorstellungen der Grünen und der FDP ist, dass die Klimaaktivisten meinen, das habe für lau zu erfolgen, während Liberale in Win-Win-Konstellationen denken. Der Know-how-Transfer muss sich auch für den Geber rechnen – in dem er z.B. mehr Kohlendioxid emittieren darf als jemand in Pakistan.

              Grüne machen daraus dagegen eine moralische Frage. Nicht hilfreich.

              • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 22:55

                Ach, du und deine Klischees…

              • Erwin Gabriel 8. Juni 2021, 16:51

                @ Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 18:53

                Der Know-how-Transfer muss sich auch für den Geber rechnen – in dem er z.B. mehr Kohlendioxid emittieren darf als jemand in Pakistan.

                Ich bin da etwas zwiegespalten.

                Auf der einen Seite kann ich da nachvollziehen, dass der Entwickler einer Idee von den Früchten seiner Arbeit profitieren soll. Und es läuft darauf hinaus, dass ein Unternehmen X Arbeit hat, und nun (ähnlich wie bei der geforderten Patentfreigabe u.a. bei Biontec) auf Ertrag verzichten soll, während andere Unternehmen in anderen Branchen von ihrer Arbeit profitieren.

                Andererseits tragen die Industrienationen für die Situation (soll heißen, der Überbelastung der Atmosphäre durch CO2 und andere Treibhausgase) schon eine sehr starke Verantwortung. Dass sich nun nachrückende Staaten an unserem oft rücksichtslosen Verhalten orientieren, kann man nicht alleine ihnen zuschreiben, sondern auch den vielen (aus klima- bzw. umwelttechnischer Sicht) schlechten Vorbildern.

                Grüne machen daraus dagegen eine moralische Frage. Nicht hilfreich.

                Auch hier: Es gibt aufgrund des Verursacher-Prinzips durchaus eine moralische Verantwortung von unserer Seite, bzw. seitens der westlichen Industrienationen inkl. Japan (da weisen beispielsweise FfF zurecht darauf hin).

                Aber was die Grünen von FfF unterscheidet, ist, dass die moralische Verurteilung nicht aus dieser Verantwortung abgeleitet wird, sondern aus einem ausgeprägten Gefühl der Selbstgerechtigkeit. Den Grünen ging es früher hauptsächlich um die Umwelt. Dieses Thema spielt bei denen fast keine Rolle mehr, es wurde durch „Klima“ abgelöst – ein Thema, dass man nur sehr oberflächlich vertritt (verglichen etwa mit FfF), und bei dem man bereit ist, umwelttechnische Sünden zu begehen, für die man noch vor 10 Jahren jeden anderen ans Kreuz geschlagen hätte (der gar nicht so kleine Rest ist im Großen und Ganzen linke Umverteilungspolitik).

                Über die für die Energiewende erforderlichen und früher so schwer verurteilten Umweltsünden geht man heute locker hinweg und ist bereit, hier jeden Preis zu bezahlen – zumindest fast. Denn die für die Klimarettung so hilfreiche Atomenergie darf nicht wieder angepackt werden.

                • Stefan Sasse 8. Juni 2021, 18:00

                  Zustimmung, aber: Sind die Grünen jetzt böse weil sie pragmatischer geworden sind? Also forderst du jetzt, die sollten fundamentalistischer sein? Ich bin verwirrt, was quasi das Fazit für dich ist.

                  • Erwin Gabriel 9. Juni 2021, 01:23

                    @ Stefan Sasse 8. Juni 2021, 18:00

                    Sind die Grünen jetzt böse weil sie pragmatischer geworden sind?

                    Nicht böse, sondern nervig. Und nicht aufgrund ihres Pragmatismus, sondern wegenihres Herummoralisierens aus Prinzip.

                    Also forderst du jetzt, die sollten fundamentalistischer sein? Ich bin verwirrt, was quasi das Fazit für dich ist.

                    Wie gesagt, ich bin zwiegespalten.

                    • Stefan Sasse 9. Juni 2021, 09:17

                      Als ob das ein grünes Alleinstellungsmerkmal wäre. Kannst du ernsthaft noch SPD oder LINKE von „solidarität“ schwadronieren hören? Wenn ich salbungsvolle FDP-Tiraden über „Eigenverantwortung“ höre verdrehe ich die Augen. Oder die Selbstbeweihräucherung der CDU als Stimme des Volkes oder Betonung ihres „christlichen“ Markenkerns…

                • Stefan Pietsch 8. Juni 2021, 18:01

                  Andererseits tragen die Industrienationen für die Situation (soll heißen, der Überbelastung der Atmosphäre durch CO2 und andere Treibhausgase) schon eine sehr starke Verantwortung.

                  Was Du da als „Verantwortung“ beschreibst, ist schlicht das Ergebnis von Entwicklung. Sie läuft praktisch wie ein Naturgesetz ab. Zuerst erfolgt Entwicklung zu Lasten der Natur, bis höherwertiger produziert wird und damit umweltschonender.

                  Überlassen wir es den Entwicklungs- und Schwellenländern, sich langsamer gemäß dem „Naturgesetz“ zu entwickeln, wäre das desaströs für das Klima. Wir können ihnen aber Entwicklung auch nicht verwehren. Aber warum sollten wir ihnen praktisch kostenlos helfen?

                  Wir haben unser Wohlstandsniveau durch Einsatz Unmengen an Ressourcen, Entwicklung von Wissen, privaten und gemeinschaftlichen Investitionen und Engagement erreicht. Das ist Teil des Kapitalstocks dieses Landes, dieser westlichen Gesellschaften. Wir haben so wenig zu verschenken wie Drittweltländer.

                  Wenn wir ihnen den Turbo zur Entwicklung verfügbar machen, dann darf das nicht aus christlichen Motiven erfolgen. Wir wollen etwas dafür, denn auch wir wollen unseren Lebensstandard nicht einschränken. Und wir wollen, dass unsere Investitionen ertragreich sind. Also dürfen wir weiter pro Kopf stärker CO2 emittieren wie Schwellen- und Entwicklungsländer. Einfach, weil wir weiter sind. Wenn diese Länder einmal unseren Lebensstandard erreicht haben, dann kann der CO2-Fußabdruck genauso groß sein. Also nie.

                  Denn Mitte diesen Jahrhunderts wollen wir alle carbonneutral sein. Bis dahin können nicht einmal Länder wie Brasilien den Rückstand zu den USA aufgeholt haben. Nach dem Kyoto-Protokoll verzichteten Länder wie Pakistan oder Nicaragua auf eine Angleichung bzw. überproportionale Steigerung ihrer Emissionen, traten ihren Anspruch an EU-Länder ab und bekamen dafür modernste Umwelttechnologie praktisch geschenkt. Das war der Deal.

                  Von einem solchen Deal können dauerhaft nur solche Länder profitieren, die sich nicht nur den Regeln der UN, sondern unseren Bedingungen eines Rechtsstaates unterwerfen. Wie gesagt, das war für die Schwellenländer zwischen 1998 und 2012 so lukrativ, dass sie es gerne fortgesetzt hätten. Die EU und die USA wollten es zu den alten Bedingungen nicht mehr mitmachen, weil es Staaten wie China und Indien bevorteilte, die zu Konkurrenten der reichen Industrieländer aufgestiegen waren oder dabei waren, dazu aufzusteigen.

                  Das ist der Kern des Konflikts, der zum Scheitern von Kopenhagen und zur Roadmap zum Pariser Klimaabkommen führte.

      • Achim 7. Juni 2021, 15:51

        „Aus klimapolitischer Sicht wäre es effektiver und günstiger, die EU würde mit sämtliche Kohlekraftwerke in China, Indien und der Dritten Welt mit eigenen Mitteln auf den technologisch neusten Stand bringen als den Aufwand zu bringen, sämtliche Kohlemeiler in der EU durch Solar und Windkraftanlagen ersetzen zu wollen.

        Leider ist solche Umweltökonomie zu kompliziert für alle, die mit heißem Herzen auf jene schimpfen, die nicht sofort in die Steinzeit wollen.“

        Das wäre de facto eine große Subvention von Kohleverbrennung im Ausland. Dass das unter dem Strich gut fürs Klima sein soll, dafür möchte ich gerne mal eine seriöse Studie sehen, inklusive Reboundeffekten und allem Zipp und Zapp.

        • Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 16:14

          Nein, wieso? Kein Schwellen- oder Entwicklungsland wird dem Klima zuliebe uns Klimaengagierten den Gefallen tun und einen Kohlemeiler lange vor dem Ende seiner gewöhnlichen Nutzungsdauer vom Netz nehmen. Das ist reines Wunschdenken. Die Meiler, die gerade frisch in China, Indien und andernorts ans Netz gehen, werden mindestens 15-20 Jahre laufen. Mindestens. Und so lange werden sie CO2 ausstoßen. Was wollen Sie dagegen machen?

          Die sauberste, energieeffizienteste Methode, Kohlekraftwerke zu filtern, ist in Europa vorhanden. Wissen Sie, wann Deutschland am meisten Emissionen bei der Energieerzeugung eingespart hat? Wenn Sie’s gefunden haben: Das ist ein klassisches Beispiel, wo durch hohe Energieeffizienz und Filter das beste fürs Klima erreicht werden kann.

          • Achim 9. Juni 2021, 10:01

            „Nein, wieso?“

            Sie erklären, dass die EU im Ausland „mit eigenen Mitteln“ Kohlekraftwerke modernisieren soll und das „effektiver und günstiger“ sei als hierzulande Erneuerbare aufzubauen. Das heißt, dass man im Ausland Kohlekraftwerke finanziert/subventioniert. Der Rest, den Sie schreiben, geht an der Frage nach einer seriösen Studie vorbei. Aus Intuition und Bauchgefühl heraus Dinge anzunehmen, hilft hier nicht weiter. Entweder erhöht die größere Effizienz den Kohleverbrauch (sehr starker Rebound effect = „backfire“) oder senkt ihn, dann gibt es aber immer noch einen Rebound effect und die Frage ist, wie wirtschaftlich es dann noch ist. Eine präzisere Sprache wäre hier hilfreich; Kohlekraftwerke zu „filtern“ bringt nichts fürs Klima, wenn es um Filter für lokale Verschmutzung geht; fürs Klima bräuchte man CCS oder ähnliches.

            • Stefan Pietsch 9. Juni 2021, 10:43

              1990 beliefen sich die deutschen Emissionen auf 1,052 Milliarden Tonnen. 1995 waren es nur noch 939 Millionen Tonnen. Das war eine außerordentlich starke Abnahme. Sie werden das inzwischen herausgefunden haben.
              https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2275/umfrage/hoehe-der-co2-emissionen-in-deutschland-seit-1990/

              Wie wurde das erreicht, so völlig ohne Steuern auf Kohlendioxid? In dem die schmutzigen Braunkohlekraftwerke in der DDR bei der Energieproduktion durch moderne westliche Meiler ersetzt wurden. Es wurde immer noch Kohle verbrannt, aber weit effezienter und gefiltert.

              Jetzt scheinen Sie davon auszugehen, dass ein Kohlekraftwerk in Pakistan mit dem gleichen Reinheitsgrad wie ein deutsches produziert. Diese Annahme ist falsch. Nein, ich kann das nicht im Detail nachweisen. Soweit Sie kann Experte aus der Branche sind, werden Sie das auch nicht können. Wenn Sie davon jedoch überzeugt sind, dass weltweit mit dem gleichen Technologiestandard Kohle verfeuert wird, dann wären dazu ein paar Indizien nett.

              Ich habe das Beispiel übrigens nicht als „Ersatz“ gemeint“, sondern als Vergleich nach Wirkung. Denn in dem Punkt ist die Meinung der Umweltökonomie einhellig: bei gegebenen Mitteln (ausgedrückt in Billionen Dollar) lassen sich größere Einspareffekte in Schwellen- und Drittweltländern erzielen als in Deutschland.

              Ist das ernsthaft diskutabel?

              Ich habe übrigens keine Studie geschrieben, nicht einmal einen Artikel, der in solchen Punkten tatsächlich etwas Futter enthalten sollte. Sondern einen Kommentar zu einem Artikel. Da liegen ein paar Unterschiede dazwischen, auch was die Genauigkeit der Sprache betrifft.

              • Achim 9. Juni 2021, 14:15

                Es hat niemand bestritten, dass verschiedene Kohlekraftwerke unterschiedliche Reinheitsgrade haben. Es hat auch niemand bestritten, dass höhere Effizienz von Kraftwerken den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen reduzieren kann. Das muss aber nicht der Fall sein. Es ist eine empirische Frage. Sie haben Behauptungen aufgestellt und mit Aussagen wie „Leider ist solche Umweltökonomie zu kompliziert für alle…“ suggeriert, dass es entweder selbstverständlich oder leicht nachweisbar wäre. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Zur Aussage „bei gegebenen Mitteln (ausgedrückt in Billionen Dollar) lassen sich größere Einspareffekte in Schwellen- und Drittweltländern erzielen als in Deutschland.“: Das ist korrekt, sagt aber nichts darüber aus, ob es aus „klimapolitischer Sicht … effektiver und günstiger“ ist, „sämtliche Kohlekraftwerke in China, Indien und der Dritten Welt mit eigenen Mitteln auf den technologisch neusten Stand bringen als den Aufwand zu bringen, sämtliche Kohlemeiler in der EU durch Solar und Windkraftanlagen ersetzen zu wollen“. Kohlekraftwerke zu exportieren, kann die CO2-Emissionen erhöhen statt sie zu senken.

                Zur Erklärung von Reboundeffekten siehe z.B. https://www.economist.com/finance-and-economics/2018/10/27/energy-efficiency-is-good-for-consumers-and-for-the-planet

                • Stefan Pietsch 9. Juni 2021, 20:58

                  Die Kosten zur Vermeidung von CO2 durch Windkraft kosten pro Tonne 124 Euro, bei Photovoltaik sogar 846 Euro. Laut einer neuen McKinsey-Studie liegen die Vermeidungskosten durch die Verhinderung von Waldrodungen in Afrika bei 10 Euro.
                  https://www.welt.de/wirtschaft/article778952/Klimaschutz-kostet-EU-bis-zu-1-1-Billionen-Euro.html

                  Die Vermeidung von Kohlendioxid durch erneuerbare Energien ist also eine sehr teure Variante.

                  • Achim 10. Juni 2021, 00:09

                    Ich sehe keinen Bezug zu dem, was ich geschrieben habe. (Aber ich wäre schon interessiert daran zu erfahren, ob ich die „neue“ McKinsey-Studie in dem verlinkten Welt-Artikel vom 26.03.2007 finde. Immerhin sind darin die zehn Euro erwähnt.)

                  • CitizenK 10. Juni 2021, 07:35

                    Diese Rechnung bedeutet dann aber auch für die nicht vermiedene Rodung des Waldes in Brasilien: Die (Opportunitäts-)Kosten des Soja-Anbaus und damit unseres Fleischverbrauchs sind gigantisch.

                    • Stefan Pietsch 10. Juni 2021, 09:33

                      Wir haben weltweit sicher genügend Anbaugebiete. Auch da käme der Ansatz zum Tragen: Lieber bringen wir Kapital nach Brasilien statt bei uns Solardächer zu pflastern.

                      Ich hätte übrigens heulen können, als ich unter Bolsonaro die Verbrennung des Regenwaldes im Fernsehen mitbekam. Ich war da, ich weiß um die Schönheit.

        • Jens Happel 7. Juni 2021, 20:25

          China hat seine Kohlemeiler auf einem ziemlich guten Stand. Die haben viel neue gebaut aber gleichzeitig die Alten stillgelegt. Das letztere wird gerne verschwiegen.

          Indien hat noch viel Nachholbedarf. Das Problem ist die neue Technik, kann man nicht einfach dort abladen. Das Personal muss geschult werden, für Betrieb und Wartung. Das ist teilweise die größere Aufgabe als der Bau.

          So oder so, bis 2050 müssen alle Kohlemeiler weltweit stillgelegt werden. Zumindest ist das der Plan. In Indien ein bisschen investieren und wir machen weiter wie bisher wird nicht funktionieren. Zumindest nicht, wenn man die Aufheizung bei 2 Grad begrenzen will. Die 1,5 Grad halte ich, nachdem was ich gelesen, habe für komplette Illusion.

          • Hias 8. Juni 2021, 00:21

            Wäre CCS als Übergangstechnologie für die indischen, chinesischen und polnischen Kohlekraftwerke interessant? Ohne ein großer Fan zu sein, erscheint mir das die Technologie zu sein, die uns jetzt (aufgrund der geringen Zeit) am schnellsten weiterhelfen kann.

            Ich mein, klar, diese Länder brauchen mehr erneuerbare Energien. Aber das Beispiel China zeigt ja sehr gut, was das für eine Herkulesaufgabe für ein Land ist, dass sich rapide entwickelt. Obwohl die Chinesen in Sachen Wind- und Solarstromproduktion ganz weit vorne liegen, macht das halt jeweils nur wenige Prozent aus.

      • Jens Happel 7. Juni 2021, 19:40

        80:20 aka Pareto Prinzip. Da bin ich bei dir. In Indien und Afrika in bessere Technologie zu investieren hilft, trotz allem muss auch in Europa und den USA der Umbau voran gehen. Wir können nicht 10 Jahre lang in Indien investieren und dann erst in Deutschland. Die benötigte Technologie muss ja auch aufgebaut werden. Das dauert, gerade in Deutschland. Das erklärte Ziel/Lippenbekenntnis ist ja auf Null in 2050 zu sein.

        Ich habe Zweifel ob wir es schaffen. Denn außer den existierenden Strombedarf auf Grün umzustellen müssen wir auch den Teil der für Verkehr, Produktion und Heizen benötigt wird auch noch umstellen.

        So verursacht das Stahlwerk von ThyssenKrupp alleine 2% des deutschen CO2 Ausstoßes. Dass soll zukünftig mit grünem Wasserstoff erfolgen. Das benötigt dann 40 Terawatt Stunden, dass sind ca. 7% des derzeit produzierten Stromes und entspricht 12.000 Windrädern der 5 Megwatt Klasse. Zur Zeit haben wir 30.000 Windräder.

        https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wenn-die-lichter-ausgehen-werden-alle-schuld-sein-nur-nicht-die-schuldigen/

        Die Umstellung des PKW Verkehrs auf elektrisch wird den derzeitigen Strombedarf um ca. 30% erhöhen. Von den LKW redet da noch niemand. Flugzeuge sollen auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Die Häuser sollen anstelle mit Gas mit Wärmepumpen betrieben werden. Ein drittel der Energie ist dabei elektrisch.

        Hinzu kommt, dass wir Strom auch noch für die Wintermonate speichern müssen, dass heißt wir brauchen irgendeine Backupenergieerzeugung, die einspringt, wenn weder die Sonne scheint (im Winter Dauerzustand) oder der Wind nicht bläst kommt auch im Winter vor. Heißt dann „Dunkelflaute“ und dauert teilweise europaweit 2 bis 3 Wochen.

        Die Bundesregierung plant aber damit, dass der Energieverbrauch bis 2030 konstant bleibt, bzw. nur sehr moderat steigt.

        Wer Stelter nicht mag, dem habe ich noch die Zeitschrift energieZukunft, die mir unser Stromerzeuger Naturstrom schickt, anzubieten. Die gehen auch von einer massiv steigenden Nachfrage aus. Sagt einem auch der gesunde Menschenverstand, wenn alles elektrifiziert wird.

        Wir müssen also unsere gesamte Energieversorgung umbauen, dass dauert und kann nicht bis 2032 warten und solange retten wir erst mal das Klima in Indien. Man muss zwangsläufig eine Mischung aus beidem machen.

        Um den derzeit produzierten Strom auf Grün umzustellen müssten wir die Zahl der Windräder und Solarflächen etwas mehr als verdoppeln. Das Speicher Problem mal außen vor gelassen. Für Produktion, Verkehr und Heizen kannst du die Zahlen locker verdoppeln, dass heißt wir müsten bis 2050 60.000 Windräder neu hinzubauen und die exstierende Solarfläche nochmals doppelt hinzu bauen.

        Hinzu kommen jede Menge technische Probleme. Wasserstoff in so gr0ßen Mengen speichern ist alles andere als trivial. Weshalb man wahrscheinlich noch Methanisieren muss, was wieder Energie kostet. Dann brauchen wir eine Technologie die aus dem Wasserstoff/Methan wieder Strom macht. Das geht in großtechnischem Ansatz nach derzeitigem Wissen nur mit Gaskraftwerken. Davon haben wir allerdings ebenfalls viel zu wenige, denn bei einer Dunkelflaute müssen sie ca. 80% des insgesamt benötigten Stromes erzeugen. Betriebswirtschaftlich ein Alptraum, da die Anlagenkosten in nur 1 bis max 2 Monaten im Jahr eingespielt werden können.

        Technisch sind also ca. 60.000 Windrader zu bauen, die Solarflächen zu verdreifachen und Energiespeicher für 2 bis 3 Monate gebaut werden und noch jede Menge Gaskraftwerke plus massiver Stromnetzausbau.

        Gefühlt wird allein die Baugenehmigung bis 2050 Zeit brauchen.

        Hinzu kommt, dass dies immer wieder alle vier Jahre durch Wahlen abgesichert werden muss. Deutschland hat derzeit fast die höchsten Stromkosten von ca. 30 cent pro kW/h und Frankreich liegt bei 18 cent pro kW/h. Billig sind die oben genannten Massnahmen nicht. Ich weiß nicht ab wieviel cent pro kW/h eine Partei gewählt wird, die das ganze erst mal stoppt oder doch wieder AKWs baut.

        Gruß Jens

        • Stefan Pietsch 7. Juni 2021, 19:49

          Wir brauchen einen ganzen Bunch. Kyoto war ja einerseits die Begrenzung der Emissionen mittels Cap & Trade und andererseits Push in Schwellenländern durch Technologietransfer. Wir benötigen eine Fülle neuer Technologien inklusive solcher, die CO2 aus der Atmosphäre nimmt. Das ist weder den Grünen noch den Klimaaktivisten klar, ist aber Mathematik und Plausibilität. Und global denken!

          Wenn das nicht gelingt, ist das alles Makulatur. Leider instrumentalisieren jene, die das Klima auf ihre Fahnen geschrieben haben, das Thema für ihre Weltuntergangs-Politiken, die solche Gruppierungen immer gepflegt haben.

          Es gibt kein entwickeltes Land der Welt, das auf absehbare Zeit seinen Energiebedarf ausschließlich aus den erneuerbaren Energien Wind und Solar deckt. Die Schweiz z.B. powert maßgeblich mit Wasserkraft und unterfüttert das mit Atomenergie. Doch in Deutschland hatten die Grünen vor allem die Vision, aus der Kernenergie auszusteigen – Klima second.

          • Jens Happel 7. Juni 2021, 20:28

            Yep, sehe ich auch so. Obwohl ich jahrelang gegen Atomkraft demonstriert habe.

            Obwohl ich befürchte, das wird einen Anti-Fukushima Effekt benötigen, in Form einens heftigen Blackouts in Deutschland, mit all seinen Folgen, bevor das politisch mehrheitsfähig wird.

          • Kning4711 7. Juni 2021, 22:44

            Es sollte doch eigentlich egal sein, ob es Wind oder Solar ist. Wenn ich als Land auf CO2 arme Alternativen zurückgreifen kann, ist es unerheblich ob ich wie Norwegen zu 99 % Wasserkraft oder wie Island auf 100 Geothermie zurückgreifen kan .

            • Stefan Pietsch 8. Juni 2021, 07:46

              Deutschland hat keine CO2-armen Alternativen außer der Kernenergie. Deutschland hat durchschnittliche Winde, ist sehr dicht besiedelt und dazu noch sonnenarm. Und große Wasserkraftwerke können wir uns umweltpolitisch auch nicht leisten.

              Dann wird es halt dünne mit den Alternativen.

          • Hias 8. Juni 2021, 00:11

            Hm, das Problem bei Kernenergie ist, dass der Neubau von Kernkraftwerken sehr teuer ist, lange dauert und man ökonomisch ein enormes Risiko eingeht. Olkiluoto (Finnland), Hinkley Point (UK) und Flamanville (Frankreich) sind haben alle massive Probleme verursacht.
            Kernenergie ist mMn ökonomisch gesehen ziemlich tot und eigentlich nur nach interessant, indem man bestehende Kernkraftwerke weiterbetreibt. Dies ist dann aber auch nur begrenzt möglich.

            • Stefan Pietsch 8. Juni 2021, 07:42

              Ein Atomkraftwerk kostet zwischen 0,5 und 1,0 Milliarde Euro. Das ist im Vergleich nun nicht extrem teuer.

              Und ja, es geht vor allem um weitere Nutzung bestehender Kapazitäten. Schon das wäre nach dem Chaos, das Merkel und die Grünen verursacht haben, schwer durchsetzbar. Wir machen den Kampf gegen den Klimawandel halt so schwer wie möglich. So viele Böcke geschossen…

              • Hias 8. Juni 2021, 12:52

                Wie kommen Sie auf 0,5-1 Mrd. Euro?

                Die Kosten für Flamanville sind von 4 auf 19 Mrd. Euro gestiegen, die Kosten für Hinkley Point werden auf 22-23 Mrd. Pfund geschätzt und Olkiluoto wird wohl so um die 11 Mrd. gekostet haben.
                Selbst die Ursprungskosten sind mit 3-4 Mrd. Euro deutlich höher als ihre Schätzung. Oder meinten Sie die asiatischen?

                • Stefan Pietsch 8. Juni 2021, 17:29

                  Sorry, Google for Dummies. Ich war sehr ungenau bei der Eingabe und habe nicht kontrolliert. Okay, genauer:

                  Was kostet ein Kernkraftwerk der neuesten Generation?
                  Nehmen wir hierzu das europäische Flaggschiff, den deutsch-französischen EPR, und schauen auf die Baukosten der Anlage, die als erste in Betrieb ging: der EPR in Taishan, China. Der Reaktor der Generation III+ mit 1.750 MW elektrischer Leistung hat eine Jahresverfügbarkeit von 90 Prozent. Der Bau dieser Anlage begann im Jahr 2009 und wurde aufgrund der Ereignisse in Fukushima im Jahr 2011 für zwei Jahre ausgesetzt. Bauverzögerungen sind ein großer Kostentreiber beim Bau von Kernkraftwerken, da das zur Finanzierung aufgenommene Kapital weiter verzinst werden muss und die Kosten auf der Baustelle weiterhin anfallen. In Betrieb ging die Anlage 2018. Die Baukosten beliefen sich laut https://www.power-technology.com/projects/taishan-nuclear-power-plant/ auf 8 Milliarden USD, was zu diesem Zeitpunkt circa 7,1 Milliarden € entsprach.
                  Was kostet eine Windkraftanlage, die mit einer 90-Prozent-Verfügbarkeit wie der EPR aufwartet?
                  Diese Frage muss in Etappen beantwortet werden. Zuerst einmal muss man wissen, dass die Verfügbarkeit von Windkraft an Land nur circa 20 Prozent beträgt (1.760 Volllaststunden im Jahr). Diese Werte nennt http://windmonitor.iee.fraunhofer.de/windmonitor_de/. Um 1 MW Kernkraftwerksleistung auf das Jahr betrachtet durch Windkraft zu ersetzten, muss man somit 5 MW Windkraft installieren. Das geht natürlich nur rein rechnerisch, nicht in der Praxis. Der Preis für 1 MW installierte Windkraft liegt bei 1,5 Millionen € gemäß den Angaben auf http://windmonitor.iee.fraunhofer.de/windmonitor_de/3_Onshore/5_betriebsergebnisse/3_investitionskosten/. Die Kosten dafür betragen 5 · 1,5 Millionen € = 7,5 Millionen €. Jetzt muss man natürlich noch die Verfügbarkeit von 90 Prozent gegenrechnen und landet somit bei 7,5 Millionen € · 0,9 = 6,75 Millionen €. Damit kostet eine (virtuelle) Windkraftanlage mit 1.750 MW Leistung bei 90 Prozent Verfügbarkeit also 6,75 Millionen Euro · 1750 = 11,8 Milliarden €.

                  https://nuklearia.de/2019/07/10/sind-kernkraftwerke-wirklich-teuer/

                  Ihre Aussage ist also auch fragwürdig und nicht präzise.

                  • Hias 8. Juni 2021, 19:23

                    Ich wollte weder fragwürdige noch unpräzise Angaben machen, ich habe mich nur über ihre Angaben gewundert, die sich so massiv von den Daten aus den jeweiligen Wikipedia-Artikeln unterschieden haben:
                    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Hinkley_Point#Bau
                    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Olkiluoto#Bauzeit_und_Kosten
                    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Flamanville

                    Der Artikel hat natürlich Recht bei der Verfügbarkeit, die ist bei Windkraftanlagen deutlich niedriger, das ist ein guter Punkt und muss man dann natürlich fairerweise mit einberechnen.

                    Aber mir fallen schon beim ersten Durchlesen drei Punkte auf:
                    Erstens vergleicht er Baukosten eines Kernkraftwerks in China mit Baukosten von Windkraftanlagen in Deutschland. Die oben aufgeführten Kernkraftwerke sind übrigens auch alles EPR-Reaktoren und deutlich teurer.
                    Und zweitens vergleicht er mit Windkraftanlagen onshore, die wahrscheinlich weniger Vollaststunden haben als die WKAs offshore.
                    Drittens und mE ein nicht ganz unwichtiger Punkt: Wenn ich ein AKW baue, dann verdiene ich erst Geld, wenn dieses AKW ans Netz geht. Wenn ich stattdessen die WKAs baue, verdiene ich (wahrscheinlich) schon Geld, wenn die ersten ans Netz gehen, also bevor alle stehen.

                    • Stefan Pietsch 9. Juni 2021, 09:17

                      Alles gut, der Fehler lag hier einseitig bei mir. Die drei von Ihnen genannten Punkte habe ich auch so gesehen, ich habe allerdings nicht lange geforscht. Schließlich geht es nur pauschal um die Frage, ob Kernkraftwerke (viel zu) teuer sind.

                      Der Bau von Offshore-Anlagen ist teurer. Zudem müssen zur Nutzung der Energie aufwendige Überlandleitungen gebaut werden, was oft auf den Widerstand der Bevölkerung trifft.

        • Erwin Gabriel 8. Juni 2021, 16:58

          @ Jens Happel 7. Juni 2021, 19:40

          Was mich immer wieder erstaunt und auch erzürnt, ist, dass sich eigentlich alle Politiker der Problematik durchaus bewusst sind, und trotzdem nicht reagieren. Und das ist nicht Versagen aus unfähigkeit, sondern geplant. Man hat sich mit der Sintflut abgefunden, aber sie soll erst über uns hereinbrechen, wenn man selbst im Ruhestand ist.

    • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 15:39

      Ja, das meine ich effektiv ja. In der Theorie ist das toll, aber in der Praxis…

  • Martin 7. Juni 2021, 21:36

    Lustig. Man könnte das alles 1:1 auch über die Bekämpfung illegaler Migration, Schleuserei und Asyltourismus schreiben.

    • Stefan Sasse 7. Juni 2021, 22:57

      Klar. Ich mache im Vermischten morgen früh genau den Vergleich. Stay tuned.

  • Thorsten Haupts 8. Juni 2021, 14:11

    „Die unsägliche „Debatte“ – die kaum mehr als Krach in Debattenform ist – um die CO2-Steuer offenbart vielmehr die Frivolität, die das ganze Thema umgibt.“

    Was in einem Land, das (mit weiterhin sinkender Tendenz) gerade einmal 2% des weltweiten CO2 Ausstosses beeinflussen kann, dann vielleicht eher angemessen ist, als überspannte Weltrettungspläne?

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 8. Juni 2021, 15:10

      „Gerade einmal 2%“. Davon abgesehen beeinflussen wir weit mehr. Unsere wirtschaftliche und politische Macht ist dermaßen groß, dass das auch auf andere umschwenkt. Ansonsten offenbarst du vor allem die Sichtweise, die uns alle in den Untergang bringen wird. Hey, wir können die Welt nicht retten, also lass lieber mal nichts machen.

      • CitizenK 8. Juni 2021, 17:48

        Es wird international schon beobachtet, was die Deutschen machen und wie. Trotzdem bleibt das Argument mit dem 2-Prozent-Anteil. Der Glaube, hier durch Radfahren und ein Solardach das Weltklima zu retten, ist naiv.
        Warum hört und liest man eigentlich nichts mehr vom desertec-Ansatz in sonnenreichen Ländern? Marokko ist da für seinen Bedarf ja ganz gut dabei.

        • Stefan Sasse 8. Juni 2021, 18:04

          Niemand glaubt, damit das Weltklima retten zu können. Aber dass es einen Beitrag leistet, sollte unbestritten sein. Alles, jede Kleinigkeit, hilft. Jedes Solarpanel, jeder geradelte statt verbrennermotorte Kilometer helfen. Nicht viel, aber Tropfen für Tropfen. Und steter Tropfen…

          • CitizenK 8. Juni 2021, 20:14

            „Jede Kleinigkeit hilft“

            Ja, auch. Vor allem aber gegen das schlechte Gewissen und gegen das Gefühl der Ohnmacht.

            Nur ein mir bisher nicht bekanntes Beispiel: Im Hamburger Hafen wird zur Desinfizierung von Containern ein Gas eingesetzt, das 4000 mal (!) wirksamer ist als CO2.
            https://www.umweltbundesamt.de/im-hamburger-hafen-wird-klimaschaedliches-gas
            Sehr wahrscheinlich auch in den Hunderten Containerhäfen weltweit. Wie lange und wie weit muss man dafür radeln?

            Eine Bekannte (promoviert, IT) hat sich ganz dem Klimaschutz verschrieben. Kein Auto, Solardach, Engagement bei der Klimaliste BW. War dann fassungslos über das Ergebnis bei der Landtagswahl (0,9 %). Wo doch alle sehen müssten, dass wir in die Katastrophe schlittern. Da wird so viel Idealismus, Zeit und Kraft investiert – mit so geringem Erfolg. Überschießender Enthusiasmus ist wohl notwendig, um Neues anzustoßen.

            Deshalb sehe ich auch eher einen Sinn darin, die großen Brocken zu identifizieren und dort anzusetzen. Wie mit der hier angesprochenen 80:20-Methode oder der ABC-Analyse in der Betriebswirtschaft.

            • Stefan Sasse 8. Juni 2021, 22:52

              Klar, dass die Wirtschaft für den absoluten Löwenanteil der Emissionen verantwortlich ist bezweifelt ja keiner, und ich bin der erste, der die Untätigkeit der Politik hier beklagt. Aber das hindert mich nicht daran, meinen Beitrag zu leisten. Das geht doch beides!

              • Stefan Pietsch 9. Juni 2021, 09:30

                Die Wirtschaft hat den Löwenanteil, weil das meiste ihr zugerechnet wird. So gehört die Energieerzeugung (43% der Emissionen) zum Wirtschaftsteil, so als bräuchten Haushalte keinen Strom.

                • Stefan Sasse 9. Juni 2021, 09:56

                  Klar, das sollte jetzt auch keine moralische Schuldzuweisung sein. Aber dein Argument macht wenig Sinn; Lidl und Aldi versorgen ja auch Privathaushalte und sind Wirtschaft. Letztlich ist es ja völlig egal, wo man die reinrechnet, Fakt ist, dass die Rathäuser weniger Strom verbrauchen als die Fabriken. Produktion schafft mehr CO2 als Verwaltung, und produziert wird fast ausschließlich in der Privatwirtschaft. Das kann in einer Marktwirtschaft ja auch gar nicht anders sein.

                  • Stefan Pietsch 9. Juni 2021, 10:29

                    Es klingt ebenso, als wären Unternehmen ursächlich. In Deutschland gibt es nur so 27% produzierende Unternehmen.

                    Von Rathäusern werden wir nicht satt.

  • Thorsten Haupts 8. Juni 2021, 19:55

    „Unsere wirtschaftliche und politische Macht ist dermaßen groß, dass das auch auf andere umschwenkt. “

    Das ist schlichter Grössenwahn.

    „Ansonsten offenbarst du vor allem die Sichtweise, die uns alle in den Untergang bringen wird.“

    Jo, darunter machen wir es nicht mehr, oder? Das ist übrigens exakt der Ton, der spöttische Leichtfertigkeit geradezu herbeiruft – im Angesicht überwältigender, existenzbedrohender, aber persönlich unsichtbarer Katastrophen neigen Menschen (je nach Temperament) zu Leugnung, Lachen oder Weinen. Aber nicht zum Handeln.

    „Alles, jede Kleinigkeit, hilft.“

    Nein. Aber wenn die Einbildung weiterhilft, be my guest.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • CitizenK 10. Juni 2021, 10:18

    @ Stefan Pietsch

    Kommen Ihnen angesichts dieser Verbrechen (die ja noch direkte Kapitalverbrechen gegen Menschen nach sich ziehen) nicht auch Zweifel an dieser Form des Welthandels und den „Freihandelsabkommen“?

    • Stefan Pietsch 10. Juni 2021, 10:26

      Wieso? Bolsonaro ist demokratisch gewählter Präsident. Genauso könnte ich Sie fragen, ob Ihnen angesichts dessen nicht Zweifel an der Demokratie kommen. Zweitens besteht meine Vorstellung ja genau in einem richtigen Welthandel, wo der reiche Westen dafür zahlt, dass die Regenwälder erhalten bleiben.

      Linke haben das übrigens immer als Ablasshandel und „Freikaufen“ verbrämt. Was für mich eben nur ökologische Dummheit ist.

      • CitizenK 10. Juni 2021, 10:42

        Ich meinte einen anderen Aspekt: Die Vernichtung von Naturschönheit (und btw. möglicher Grundstoffe für Medikamente) und effektiver CO2-Senken im Tausch gegen billige Steaks.

        Die Ermordung von Indigenen und Naturschützern bleiben auch dann Verbrechen, wenn der dafür verantwortliche Präsident formal demokratisch gewählt ist.

        • Stefan Pietsch 10. Juni 2021, 11:01

          Die Geschichte lehrt: die Marktwirtschaft kann solches noch immer am besten schützen.

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