Geteilte Freude ist doppelte Freude…das ist ebenso abgedroschen, wie die Vorstellungen vieler Befürworter der Marktwirtschaft, die für eine Abkehr vom Kapitalismus eine graue freudlose Welt an die Wand malen, quasi einen real-existierenden Sozialismus hoch Zehn.
Was bisher unter dem Begriff „Sharing Economy“ verstanden wird, hat ohne Zweifel seine Nachteile. Ausgebeutete (und sich selbst ausbeutende) UBER-Fahrer, die ohne soziale Absicherung mit ihrem eigenen Auto Menschen chauffieren oder RB&B, wo auf der einen Seite Wohlhabende, die dringend benötigten Wohnraum vom Markt nehmen und tageweise zu Hotel-Preisen vermieten und auf der anderen Seite Menschen, die Fremden ihr Wohnzimmer öffnen, um ein paar dringend benötigte Euro nebenher zu verdienen.
Wir müssen sehr viel weniger Verbrauchen und auch schon sehr viel weniger produzieren, wenn wir auch nur eine Chance haben wollen, die Klima- und Umweltschutzziele zu erreichen. Darüber sollte Einigkeit herrschen (die Betonung liegt bedauerlicherweise auf „sollte“). Die Frage ist, wie weit das unseren Lebensstandard einschränken wird und muss.
Ein wichtiger Baustein muss dabei eine verbesserte Haltbarkeit und Reparierbarkeit sein, damit einmal hergestellte Waren egal welcher Art länger genutzt werden können. Ein weiterer Schritt ist der Verzicht auf Überflüssiges, wie Wegwerfprodukte, die von Anfang an nur für eine kurze Nutzung ausgelegt waren. (Auch hier ist mit Widerstand der weniger rationalen Art und Weise zu rechnen – amerikanische „Konservative“ erklärten letztes Jahr zwischenzeitlich Plastiktrinkhalme zum Mittel des Widerstands gegen die „Gutmenschen“).
Ein dritter wichtiger Baustein ist das Teilen von Produkten, um die absolute Zahl an hergestellten Waren zu verringern. Denn auch hier gäbe es Einsparpotenzial.
Charles Eisenstein hat in einer Ausgabe des „Team Human“ Podcasts von Douglas Rushkoff ein recht gutes Beispiel gegeben, was das umfassen könnte. Es ginge eben nicht darum, dass alle Mitglieder eines Haushalts sich jetzt eine Zahnbürste teilen sollten, wie es die Schwarzmaler unken. Eisenstein führt Bohrmaschinen an, von denen die viele Menschen ein Billigexemplar im Keller liegen hat, das einmal pro Jahr aus dem Koffer geholt wird, um zwei Löcher zu bohren. Für die Meisten lohnt sich ein hochwertigeres Gerät aufgrund des seltenen Gebrauchs auch gar nicht.
Anders sähe es aber aus, wenn ein ganzer Häuserblock einen Werkzeug-Pool hätte, aus dem man sich bei bedarf ein Gerät leihen könnte. Zum einen würde sich dann eine hochwertige Anschaffung lohnen und zum anderen hätte man dann eine Bohrmaschine für zwei bis drei Dutzend Haushalte und nicht zwei bis drei Dutzend Geräte.
Und es ließen sich weitere Beispiele finden. Nehmen wir Rasenmäher oder andere Gartengeräte. Zumindest in meiner Nachbarschaft mähen die Menschen rundherum zuverlässig nacheinander am Samstag ihren Rasen. Dann könnte man doch auch den Rasenmäher weiterreichen.
Werfen wir mal einen ehrlichen Blick in die Küche: Wie oft nutzt man die ganzen Elektrogeräte wie Dampfgarer, Reiskocher und Co tatsächlich, die man irgendwann mal unbedingt haben musste? Verstaubt da nicht auch noch ein großer elektrischer Einkochtopf seit Jahren in der hintersten Ecke des Schrankes?
Den meisten Menschen kommt bei dieser Vorstellung zuerst in den Kopf, warum es nicht funktionieren wird. Was keinem gehört, wird auch von niemandem pfleglich behandelt. Wer einmal etwa in einer WG gewohnt hat, wird diese Erfahrung bestätigen können.
Die Alternative wäre aber, auf nochmals deutlich mehr Produkte verzichten zu müssen, denn daran, weniger Dinger herzustellen, um weniger Ressourcen zu verbrauchen und weniger Verschmutzung zu produzieren, werden wir nicht herumkommen (und je länger wir damit warten, desto härter wird der Schnitt ausfallen müssen).
Alles ja sehr lobenswerte und hehre und edle Ideen und Gedanken. Alleine; das sind Schwärmereien und Träume die man von Schülern erwarten kann. Das alles ist aber unrealistisch in dieser unserer zum Teil herrlichen, aber auch elenden und grauenvollen Welt…
Verglichen mit den Maßnahmen, die Du bisher in den fünf vorigen Teilen diskutiert hattest und die ich sehr unterstütze, ist dieses Kapitel hier eher unrealistisch. Man muss ja unterscheiden zwischen Strategien, die auf der Freiwilligkeit der einzelnen Bürger beruhen und Strategien, die der Staat durch Regulation und Verbote aktiv durchsetzen kann. Nun ist beim Teilen von Werkzeugen und anderen Produkten sehr schwer vorstellbar, dass das in der Bevölkerung Akzeptanz finden würde, wenn der Staat durch Vorschriften eingreifen würde. Klar, der Staat könnte theoretisch ein Gesetz erlassen, das meinetwegen den Kauf und Betrieb individueller Waschmaschinen verbietet und vorschreibt, dass jeder Apartmentkomplex oder jede Einheit eines Stadtviertels eine angemessene Zahl an Gemeinschaftswaschmaschinen zur Verfügung stellen muss. Aber dass eine solche Vorschrift von einer Gesellschaft, die schon beim Glühbirnenverbot in Schnappatmung verfallen ist, willkommen geheißen würde, ist meiner Meinung nach nicht anzunehmen. Von der gesetzlichen Regulation der Anzahl an Bohrmaschinen pro Haushalt fange ich garnicht erst an …
Aber wenn der Staat als Garant, dass angepeilte Strategien auch durchgesetzt werden, in diesem Fall ausfällt, dann kann man sich nur noch auf den guten Willen der Bürger verlassen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und ist damit verloren. Ja, ein paar grüne Idealisten werden sich vielleicht einen Rasenmäher teilen. Aber die gewaltigen Einsparpotentiale, die – wie Du ja richtig beschreibst – theoretisch beim gemeinsamen Nutzen von selten gebrauchten Gegenständen und Werkzeugen vorhanden wären, lassen sich so nicht mobilisieren.
Möglicherweise würde Sharing in Zukunft attraktiver, wenn Energie- und Produktverbrauch in der Zukunft dramatisch teurer werden infolge einer CO2-Bepreisung entweder in Form einer CO2-Steuer oder eines CO2-Zertifikatehandels. Das würde dann eventuell Anreize setzen Kosten zu sparen und das gemeinsame Nutzen von Dingen auch für die Unwilligen attraktiver machen. Wahrscheinlich aber eher bei großen Ausgaben wie beim Auto, wo Car-Sharing ja bereits heute mancherorts erfolgreich funktioniert und weniger bei Bohrmaschinen und Rasenmähern. Allerdings sind solche passiven Effekte gegenwärtig schwer zu prognostizieren …
Erstmal zu deiner Kritik an sich: Ich denke, wir brauchen beides.
Dass wir uns nicht nur und nicht mal schwerpunktmäßig auf freiwillige Verhaltensänderung verlassen können, ist richtig. Wir sehen ja aktuell an allen Ecken und Enden, dass wir mehr über Strohmänner und Abwehrmaßnahmen (also gegen Veränderung, nicht gegen den Klimawandel) diskutieren, als über Möglichkeiten, die Situation tatsächlich zu verbessern.
Und ich gehe tatsächlich davon aus, dass der Staat dabei auch recht tief in die Konsumgewohnheiten der Menschen eingreifen werden muss, vielleicht nicht zwingend durch Verbote, aber durch Verknappung und (auch dadurch) Verteuerung. Wenn wir nur noch in einem Ausmaß produzieren, den das Ökosystem verkraften kann, werden schlicht nicht mehr so viele Exemplare von allem da sein, dass jeder alles besitzen (und im Keller verstauben lassen) kann.
Eine echten Charing-Economy kann aber eine Strategie sein, den Lebensstandard nicht weiter abzusenken, als unbedingt nötig. Und ich halte es zumindest für möglich, dass das auch bei den Menschen früher oder später ankommt, dass mehr Menschen über mehr verschiedene Dinge verfügen können, wenn man sie zusammen nutzt.
Marianne Gronemeyer – „Wer arbeitet sündigt“ umkehrschluss wer in diesem pervertierten system seine arbeitskraft nicht zur verfügung stellt sündigt nicht, abgesehen davon würden unternehmer niemals auf ihren profit freiwillig verzichten, geschweige denn sich unter der fuchtel eines arbeitgebers begeben, eher würden sie den freitod oder den untergang der erde erzwingen. für den lohnabhängigen sklaven besteht aber noch die möglichkeit einer teilzeitbeschäftigung in verbindung mit der befreiung vom heerden-/gruppen-/familien-/statuszwang kann die anerzogene unzufriedenheit/gier/konsumsucht usw. durch die gewonnene freizeit/freiheit/wohlbefinden/lebensfreude/gesundheit usw. abtrainiert, und ein langes beschwerdenfreies leben auch in einer extrem von stress-/angst-/sucht usw. geplagten gesellschaft möglich werden
Das Ziel des Pariser Abkommens kann nur durch eine Kreislaufwirtschaft erreicht werden. Derzeit wird nur ein winziger Teil der Rohstoffe wirklich rececelt. Immerhin, im Green Deal der EU sieht Circle Economy immerhin einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
https://www.circle-economy.com
Klar wird, dass sich politisch etwas ändern muss. Die gut gemeinten Anstrengungen von Privatpersonen werden das Problem nicht lösen.
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Nein, aber wir können dazu beitragen, dass eine Änderung der Kultur entsteht.
Mal zur Aufklärung bezgl. Recycling: Ich habe ein paar Jahrzehnte weltweit im Recycling gearbeitet. Dort werden mittlerweile-und das nicht erst seit Recycling „populär‘ geworden ist, gigantischen Mengen and Material bewegt und fuer den Kreislauf zurueck gewonnen. Das ist monatlich weltweit eine Milliarden Industrie. Lediglich ein Beispiel wie effizient diese Industrie ist: Um eine Tonne Aluminium aus Schrott gegen Rohmaterial ( Bauxit etc.) herzustellen, bedarf es lediglich FUENF % (!!!) der Energie. Es gibt keine chemische oder physikalische Wert Differenz fuer Alu aus Schrott oder Rohmaterial. Bei den anderen Metallen ( Eisen, Zink, Zinn, Messing, Blei, Kupfer, etc ) sind die Einsparungen ebenfalls erheblich, aber nicht so dramatisch wie bei Alu. Ebenso ist diese Industrie rasant aggresiv und erfolgreich bei der Wiedergewinnung bei Papier und Plastik. Natuerlich gibt es auch hier noch Verbesserung Bedarf, das findet auch andauernd statt. Das Pariser Abkommen:? Das ist fuer uns in der Branche kalter Kaffee…