Mitten in die Fresse

Vergangene Woche verkündete Andrea Nahles anlässlich ihrer Wahl zur neuen Fraktionsvorsitzenden der SPD, sie und ihre Partei planten, „der CDU voll in die Fresse“ zu geben. Wenig überraschend wurde dieses kämpferische Statement in den folgenden Tagen gerne kolportiert und genauso wie Gaulands vorhergehendes Statement, man werde „Merkel jagen“ als Indikator für eine verrohende politische Kultur in Deutschland ausgemacht. Tatsächlich aber haben diejenigen Kommentatoren Recht, die in beiden Zitaten eher ein Ende des deutschen Sonderwegs der letzten zehn Jahre mit seiner Konsens-Demokratie ausmachen als ein Abrutschen des Staatswesens in die Anarchie. Noch in den 1980er Jahren hätte sich über diese beiden Kommentare niemand aufgeregt, und Rudolf Scharping versprach 1994 schließlich auch, Helmut Kohl „jagen“ zu wollen. Das Problem mit Nahles‘ Spruch ist aus meiner Sicht ein anderes.
Die Strategie hinter dem „Fresse“-Kommentar ist relativ klar: die SPD muss sich kämpferischer und oppositioneller geben als sie dies seit 2005 getan hat, gewissermaßen mehr Schröder und weniger Steinmeier. Die Idee ist, dass eine aggressive und assertive SPD in der Wählergunst steigen werde, dass man ihr quasi die Blutlust ansehen müsse, mit der sie nach einer Ablösung einer dann hoffentlich altersschwachen CDU lechze, eine Neuauflage von 1998 gewissermaßen. Und das ist auch alles nicht falsch. Was bei mir ein unangenehmes Bauchgefühl hinterlässt ist die Konnotation des Kommentars.

Dominanzrituale in der Politik sind nichts grundsätzlich Neues. Politiker aller Couleur haben sich ihnen stets gerne bedient. Berühmt sind Herbert Wehner oder Lyndon B. Johnson in den 1960er Jahren, Helmut Schmidts staatsmännischer Gestus und Nixons Victory-Zeichen, Heiner Geißlers aggressive Attacken und Ronald Reagans Militarismus. In den 1990er Jahren hatten wir einen jugendlich-forschen Bill Clinton und einen Zigarre rauchenden, Brionie-tragenden Proleten Schröder. Die Gemeinsamkeit zwischen all diesen Politikern und ihren Dominanzattitüden ist ihr Geschlecht: sie alle sind männlich.

Weibliche Politiker haben große Schwierigkeiten, auf ähnliche Art Dominanz zu projizieren. Das kann ein Vorteil sein; Angela Merkel wurde etwa so lange unterschätzt, bis sie ihre Gegner kalt gestellt und völlige Dominanz in der CDU erreicht hatte; angesichts des Ergebnisses von 2005 und der Elefantenrunde seinerzeit wahrlich kein Ausgang, auf den damals viele Zeitgenossen gewettet hätten. Margret Thatcher gerierte sich als die Iron Lady, die nichts aus der Ruhe bringt und die mit Nerven aus Drahtseilen schwere Entscheidungen traf. In innerparteilichen oder auch sonstigen politischen Konflikten Dominanz auszustrahlen war ihnen dagegen nie vergönnt; die Aggressivität ihrer männlichen Kollegen war ihnen stets untersagt.

Und das ist auch ein gutes Ding. Ich nehme tausend Mal lieber eine Angela Merkel, die sich vom Kampfhund-Fan und Oben-Ohne-Kavallerie-Judoka Putin nicht aus der Ruhe bringen lässt als einen Peer Steinbrück, der der Ansicht ist, die korrekte Reaktion auf eine ihm nicht freundlich gesonnene Presselandschaft sei der ausgestreckte Mittelfinger. Wenig überraschend brach die SPD 2013 nach der Veröffentlichung dieses Symbolbilds in der SZ bei den Frauen massiv ein und beendete die Wahl mit (noch) weniger Prozentpunkten als ohnehin ausgemacht.

Daher empfinde ich es auch als zumindest milde störend, dass Andrea Nahles keine andere Projektionsfläche findet um den neuen Geist der SPD auszudrücken als typisch männlich konnotierte, gewaltaffine Dominanzrituale nachzuspielen. Diese „toxische Maskulinität“ gelte es eigentlich zu überwinden, nicht zu bestätigen. Denn zwar erreicht Nahles kurzfristig ihr Ziel – eine kämpferische Aura und Schlagzeilen für die abgeschriebene SPD – aber mittelfristig ist es eher ein Rückschritt, der der Entwicklung von Konfliktroutinen im Weg stehen, die nicht in traditionellen (und eben toxischen) Gender-Konzeptionen verhaftet sind.

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  • Erwin Gabriel 1. Oktober 2017, 07:24

    @ Stefan Sasse

    Ich stimme zu: Die derbere Ausdrucksweise, ob von Gaulandt oder Nahles, ist eher ein Zeichen dafür, dass die Kuschelrock-CD aus dem Player geflogen ist.

    Ansonsten ist mir lieber, ich sehe eine zur Person resp. Persönlichkeit passende, „unangemessene“ Reaktion als ein graues Gesicht, dass stets ausdruckslos bleibt, egal was passiert. Ich fand den Spruch von Andrea Nahles passend und angebracht, und für eine neue Fraktionsvorsitzende genau richtig, um Freund und Feind auf die kommende Saison einzustimmen.

    • Stefan Sasse 2. Oktober 2017, 06:31

      Wie gesagt, kein Problem mit konfrontativerer Sprache; ich bin nur nicht von der maskulin-gewaltaffinen Färbung begeistert.

      • Erwin Gabriel 2. Oktober 2017, 09:03

        Ich finde, es passt zu ihrer Persönlichkeit. Bei Frau Merkel oder Frau von der Laien klänge es aufgesetzt.

        • Stefan Sasse 3. Oktober 2017, 13:47

          Sorry wenn das nicht klar wurde: mir geht es nicht darum, ob das „authentisch“ ist oder nicht; ich finde es schade, dass dieser Sprachduktus als Standard einer konfrontativen Politik gilt. Also entweder sachorientiert und kein Konflikt oder Pöbeln und Konflikt. Ich will etwas das Konflikt UND Sachorientierung hat.

  • Patrick 1. Oktober 2017, 08:54

    Ganz meine Meinung. Diese Typen wie Erdogan, Putin, Trump wollen den Schwanzvergleich (bzw wollen gesagt bekommen, dass sie den größten haben), und ich finde es ein Zeichen von Qualität, wenn deutsche Außenpolitik die Hosen anbehält. Entschuldigung für die Wortwahl.

  • Stefan Pietsch 1. Oktober 2017, 09:32

    Also, es ist ja in Ordnung, wenn man die Kleidung und Mode eines Spitzenpolitikers thematisiert. Gerade in solchen Seitenaspekten müssen die Fakten jedoch sitzen. Erst wurde Gerhard Schröder angedichtet, Armani zu bevorzugen, was eine irre Annahme für Leute ist, die sich mit Männermode auskennen. Armani schneidert eng, was für ältere, zunehmend beleibtere Männer nicht unbedingt die optimale Wahl ist. Und, Stefan, Brioni ist eine italienische Edelmarke, die ohne „e“ am Ende geschrieben wird – wie das bei italienischen Namen so ist. Eine andere Sache ist, dass Brioni-Anzüge mit Preisen von 2.000 – 5.000 Euro noch deutlich über Armani positioniert sind und damit eigentlich auch über dem Budget von jemanden liegen mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 200.000 EUR. Bei der Grundausstattung kann ein Mann am Fuße der Spanischen Treppe in Rom leicht ein kleines Vermögen loswerden. Einen angesehenen Bundeskanzler daneben als „Proleten“ zu bezeichnen, halte ich nicht für angemessen, dieser Ausdruck trifft doch eher auf die ebenfalls aus kleinen Verhältnissen stammende Andrea Nahles zu, die ihre klassenkämpferische Attitüde nie richtig abgelegt hat.

    Die ersten Entscheidungen der neuen SPD-Spitze deuten darauf hin, dass es in den nächsten Jahren um Konsolidierung und Platz geht, nicht um die Rückeroberung des Kanzleramtes. Mit kapitalismuskritischen Reden lassen sich vielleicht die Streiter für die wahre Lehre begeistern, nicht aber Mehrheiten. Im Prinzip halte ich die Konzentration auf Konsolidierung für richtig bei einer Partei, die sich im freien Fall befindet. Mehr Erwartungen zu wecken ist dann jedoch unseriös.

    Wie der richtige Auftritt geht, das demonstrierten in dieser Woche die Liberalen, die mit ruhen, aber klaren Worten auf die neu zugewachsene Verantwortung reagierten. Die vorläufige demoskopische Belohnung: Christian Lindner steigt auf Rang 3 der beliebtesten Politiker. In Mehrheit bevorzugen nämlich die Bürger solche Politiker, die sie angemessen zu repräsentieren wissen. Denn wer schämt sich schon gern für seine Altvorderen?

    • Logos 1. Oktober 2017, 13:30

      Denn wer schämt sich schon gern für seine Altvorderen?
      Noch realitätsvergessener geht es kaum noch: angesichts der grassierenden Parteiverdrossenheit und „kleineren Übeln“ dürften die allerwenigsten Wähler Politiker als „ihre Altvorderen“ ansehen.
      Eine derartige Haltung zeugt von einem Maß an Verblendung, welches jeglicher Beschreibung spottet. Jemand, so so einen Nonsens ergießt kann man doch nicht ernst nehmen.

    • Stefan Sasse 3. Oktober 2017, 19:23

      Sorry für meine amateuerhafte Verwechslung überteuerter Markenkleidung. Wird sicher wieder vorkommen 😛

      Aber genau das was du sagst ist ja was ich meine: warum sollte ausgerechnet ein Vulgarismus hier und da plötzlich die Leute sagen lassen: „Boah, die SPD, früher wollt ich die ja nicht, aber jetzt wo sie pöbeln, da aber!“?

      • Stefan Pietsch 4. Oktober 2017, 10:21

        Für überteuert halten nur Leute Luxusmarken, die sie sich selbst nicht leisten. 🙂 Das ist ja so eine Art Rechtfertigung und Selbstschutz von uns. Ich glaube ich kenne mich mit Mode etwas überdurchschnittlich für einen Mann aus (meine Mutter war Schneiderin). Die Qualität von Armani und Zenga steht schon, angemessen im Preis, spürbar über der von BOSS oder JOOP, von Durchschnittsmarken ganz zu schweigen. Allein der verwendete Stoff aus dem Hause Cerruti rechtfertigt einen deutlichen Preisaufschlag. Dann kommt noch die feine Verarbeitungsqualität hinzu, die auch nicht umsonst zu haben ist. Und schließlich markieren Design und Werterhalt den Status als Luxuslabel. Okay, genug davon. 😉

        Mit meiner Prognose scheine ich vorerst Recht zu behalten, auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil verwies Absichten, bereits in 4 Jahren wieder kanzlertauglich als Partei zu sein, ins Land der Träume. So schnell wird die Konsolidierung der SPD wahrscheinlich nicht gehen. Die relativierenden Einschränkungen sind deswegen da, weil gerade in der Politik sich die Verhältnisse manchmal sehr schnell ändern können. Nur gilt das in alle Richtungen.

  • Logos 1. Oktober 2017, 13:25

    die ihre klassenkämpferische Attitüde nie richtig abgelegt hat.
    Ganz im Gegensatz zu Heuchlern, die ständig Linke bashen und ohnehin schon Ausgebeutete noch mehr abzocken wollen?

    Mehr Erwartungen zu wecken ist dann jedoch unseriös.
    Von dem Propagandisten für Desinformation?

    In Mehrheit bevorzugen nämlich die Bürger solche Politiker, die sie angemessen zu repräsentieren wissen
    Da ist jemand offensichtlich intellekuell an der Differenzierung von „präsentieren“ und „repräsentieren“ gescheitert. Wundert das noch jemanden? Mich schon lange nicht mehr. Bei gewissen Neoliberalen ist intellektuelles Totalversagen der Normalzustand.

  • Ariane 1. Oktober 2017, 15:59

    Zustimmung. Allerdings sehe ich es in Teilen noch ein wenig anders.
    Ich finde, bei Frauen in Machtpositionen kann man oft zwei Methoden sehen. Entweder die total sachlich, nüchterne Methode wie bei Merkel oder auch Clinton. Oder nicht unbedingt im Stil, aber in den Aktionen „mehr Eier in der Hose zu haben als die Männer ringsum“ und hier würde ich eigentlich Thatcher einordnen. Ich habe (ich glaube während der Falklandkrise) noch Kommentare im Ohr, dass es eher so wirkte als wäre sie der einzige Mann im Raum und eben nicht die einzige Frau. Nahles würde ich auch dazuzählen. Ich erinnere mal an den Putsch gegen Müntefering, der eigentlich tagelang in der Luft lag, nur von den Männern konnte sich keiner dazu durchringen und so fiel es Nahles zu.

    Ist aber natürlich alles sehr spekulativ, denn erstens gibt es nicht soviele Beispiele von Frauen in Machtpositionen und zweitens gelangen sie häufig nach oben, wenn bei den Männern irgendeine Krise ausbricht wie zum Beispiel die Selbstzerlegung der CDU während des Spendenskandals.
    Dass so ein „Fressekommentar“ nun gerade bei der SPD auftritt ist wenig verwunderlich, neue Methoden zur Konfliktregulierung würde ich von dieser Seite am wenigsten erwarten, dafür müsste die SPD überhaupt erstmal wirklich im Jahre 2017 ankommen.

    Insgesamt halte ich neue Konfliktroutinen aber für ganz dringend. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre ansieht, gibt es auf der rechtsaußen Seite eine immer stärkere Konzentration auf Toxische Maskulinität, das wurde ja immer autoritärer und aggressiver, gleichzeitig aber verbunden mit einer merkwürdig weinerlichen Opferattitüde. Trump ist da für mich der Höhepunkt einer stetigen Entwicklung, emotional kann man das schon fast hysterisch nennen, weswegen irgendwelche Fake News oder Fakten auch eine untergeordnete Rolle spielen.
    Nüchterne Sachlichkeit dagegenzusetzen wirkt mir oft zu defensiv, es bräuchte einen kämpferischen Weg, um dem entgegenzutreten ohne den Versuch, diese Hysterie noch zu übertrumpfen. Bei solchen Überlegungen fallen meist unweigerlich die Namen Sanders und Corbyn, aber die bräuchten zwingend eine Verbindung mit der Moderne, um wirklich als mögliche Lösung zu gelten.

    • Logos 1. Oktober 2017, 16:45

      aber die bräuchten zwingend eine Verbindung mit der Moderne
      Worin konkret äußert sich Ihrer Ansicht nach das Fehlen dieser „Verbindung“? Was genau verstehen Sie unter „Moderne“?
      Ist „modern“ ein Wert an sich und daher per se erstrebenswert?

      Wenn diese Fragen nicht geklärt werden bleiben Ihre Einlassungen im nebulösen Wischiwaschi und somit substanzlos.

      • Ariane 1. Oktober 2017, 19:15

        Ich konzentriere mich bei der Antwort mal mehr auf Corbyn, damit das nicht so durcheinander läuft und weil ich denke, dass GB näher an deutschen Verhältnissen ist als die USA.
        Ich glaube er trifft durchaus einen Nerv, indem er radikaler auf Probleme hinweist. Während es bei den gemäßigten Linken häufig so klingt, als würden nur ein paar kleine Details den Weg zur Glückseligkeit versperren. Die Methode ist durchaus massentauglicher und mobilisierender als irgendein kleinklein. Wenn die Lösungen aber irgendwie mehr Isolationismus oder Wiedereröffnung von Kohlegruben lauten soll, stellen sich mir (und ich gehöre ja definitiv zur Zielgruppe) die Haare zu Berge.
        Vielleicht ist Moderne kein Wert an sich, eine diffuse 80erJahre-Nostalgie aber erst recht nicht. Ich spreche ja nicht für alle irgendwie Linken dieser Welt, aber ich gehöre genau zur zu erreichenden Zielgruppe. Und so ein nostalgischer „Oppa erzählt vom Krieg“-Kram ist mir fast mindestens so zuwider wie die ekelhafte trumpsche Aggressivität. Wenn die Zukunft nur diese Alternativen bereithält, reihe ich mich lieber bei den unpolitischen Massen ein.

        • Ralf 1. Oktober 2017, 19:43

          Wenn die Lösungen aber irgendwie mehr Isolationismus oder Wiedereröffnung von Kohlegruben lauten soll, stellen sich mir (und ich gehöre ja definitiv zur Zielgruppe) die Haare zu Berge.

          Wiedereroeffnung von Kohlegruben ist definitiv Quatsch. Allerdings spielte das im Programm von Labour auch keine wirkliche Rolle (ich glaub das stand noch nicht mal im Programm, sondern ging auf eine spontane Aeusserung Corbyns in einem Interview zurueck). Dadurch dass ich Jeremy Corbyn auf Facebook geliked hatte, bekam ich (und bekomme nach wie vor) fast taeglich Updates aus seiner Kampagne. Ich hab also einen ziemlich guten Ueberblick welche Themen Corbyn wichtig sind. Das Thema Kohle war nicht ein einziges Mal unter diesen Updates. Ich musste tatsaechlich, um eine Antwort zu Deinem Kommentar zu schreiben die Begriffe „Corbyn“ und „coal“ zusammen googeln, um ueberhaupt mal herauszufinden, wovon Du da sprichst. Insofern finde ich es verblueffend, dass das Gespraech auf den britischen Labourchef kommt und das allererste, was Du auf’s Tapet bringst, ist die Wiedereroeffnung von Kohleminen. Ich schlage vor wir diskutieren stattdessen ueber die Themen, die Corbyn wirklich wichtig sind. Die Themen, die er in seinem Wahlkampf wieder und wieder und wieder benannt hat. Die Themen, bei denen es erwartbar wirklich Aenderungen gaebe, sollte er die Wahl zum Prime Minister gewinnen. Diese Felder, die im Gegensatz zu Kohleminen wirklich eng mit dem Namen Corbyn verknuepft sind: (1) Ein Ende der Austeritaetspolitik, (2) Ein Ende den Studiengebuehren, die immer mehr junge Menschen in die Ueberschuldung treiben, (3) Starke Investitionen in den Gesundheitssektor, der kurz vor dem Kollaps steht bzw. bereits im Kollabieren begriffen ist, (4) kein „harter Brexit“ und Fairness gegenueber in Grossbritannien lebenden EU-Einwandern, von denen viele uebrigens im Gesundheitssektor arbeiten, (5) Uebernahme von Verantwortung in der Fluechtlingspolitik anstatt sich einfach abzuschotten, (6) hoehere Steuern fuer Wohlhabende und Gutverdiener, damit die auch ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten, (7) mehr soziale Unterstuetzung fuer die Aermsten der Gesellschaft (hier wurden immer wieder Behinderte und auch Obdachlose genannt) und (8) eine gewisse Kontrolle von Mietpreisen und ein Mehr an sozialem Wohnungsbau, sodass Wohnungen fuer Mittelklasse und Geringverdiener bezahlbar bleiben und „Normalbuerger“ nicht systematisch auf Kosten der Reichsten vertrieben werden (man nehme etwa London als Beispiel, wo man mittlerweile praktisch nicht mehr leben kann, es sei denn man ist ein russischer Milliardaer).

          • Ariane 1. Oktober 2017, 20:15

            Klar, die Kohlegruben stehen nicht im Mittelpunkt^^ Ich fand diese Position aber einfach so typisch für diese angestaubte Attitüde, die Corbyn imo umweht. Wirtschaftspolitisch liege ich mit Corbyn oder in Deutschland mit der LINKEn durchaus auf einer Linie. Mit diesem 80erJahre-Staub in Stil und Rhetorik kann ich nun mal nichts anfangen. Die Kohlegrubensache ist nicht einfach eine wilde Freakidee, sondern symptomatisch. Was sind denn bei Corbyn oder der LINKEn Lösungen für Probleme wie Globalisierung, immer komplexere Probleme, ein Zusammenrücken der ganzen Welt? Isolationismus, einfach raus aus der NATO, raus aus (dieser) EU, dazu ein bisschen altmodischer Klassenkampf und schon wird alles gut. Bei der LINKE springt plötzlich wieder Oskar aus der Kiste, um wild gegen seine politischen Nachfolger auszukeilen (und das schon bei einem sehr okayen Ergebnis für eine Partei, die machtpoltisch so derart in der Luft hängt). Das mag bei einigen oder sogar vielen verfangen und da hab ich ja gar nichts gegen. Ist mir immer noch lieber als die Gaulands dieser Welt. Nur ich persönlich (und ich wiederhole nochmal, dass ich hier nur für mich spreche) werde damit in die Flucht geschlagen. Da bleibe ich doch lieber bei der SPD, läuft auch nicht alles nach meinen Wünschen, aber die Diskussionen sind zumindest ein Freaklevel tiefer.^^

            • Ralf 1. Oktober 2017, 20:37

              Isolationismus, einfach raus aus der NATO, raus aus (dieser) EU, dazu ein bisschen altmodischer Klassenkampf und schon wird alles gut.

              Wer sagt das denn? Aus der NATO auszusteigen, hat Corbyn in 1989, also vor fast dreissig Jahren, mal vorgeschlagen. Sprichst Du auf dieses uralte Zitat an? Ansonsten hat Corbyn in 2011 die NATO als ein grosses Problem und ein Hindernis fuer den Frieden bezeichnet, dessen Einfluss man begrenzen sollte. Inwiefern ist das inhaltlich falsch? Es laesst sich etwa ueberzeugend argumentieren, dass ohne die NATO z.B. die Krim heutzutage noch ukrainisch waere und der Krieg in der Ostukraine waere wohl niemals ausgebrochen. Auch den Krieg zwischen Russland und Georgien haette es nie gegeben. Und Corbyn hat sich kaum zur EU geaeussert. Er ist kein grundsaetzlicher Feind europaeischer Zusammenarbeit, wie es die Tories oder Ukip sind, aber er sieht in einer von Deutschland kontrollierten Austeritaetsunion wenig Zukunft fuer Grossbritannien und befuerchet dass sich die sozialen Probleme des Landes auf diesem Weg noch verschaerfen wuerden. Was ist daran inhaltlich falsch? Und von „ein bisschen altmodischem Klassenkampf“ ist nirgendwo die Rede. Stattdessen hatte ich acht konkrete Felder genannt auf denen Corbyn unmittelbaren Handlungsbedarf sieht, und auf die Du nicht mit einem einzigen Wort eingegangen bist.

              • Ariane 1. Oktober 2017, 21:13

                Doch ich habe mich dazu geäußert. Wirtschaftspolitisch liege ich mit Corbyn oder in Deutschland mit der LINKEn durchaus auf einer Linie.
                Meine Probleme liegen auf anderen Feldern und hier habe ich (sorry dafür) Corbyn-Labour und LINKE in Deutschland ein wenig miteinander vermischt, allerdings gibt es ja durchaus etliche Parallelen. Ich hab selbst nochmal gegoogelt und Corbyns Befürwortung eines NATO-Austrittes steht btw auch in seinem Wikipedia-Eintrag. Es geht mir aber sowieso mehr um die allgemeine Schlagrichtung als eine Sache an sich. Ich habe absolut nichts gegen eine Kritik von NATO, EU, Freihandelsabkommen etc. Mir gefällt dieser Lösungsansatz à la „dann steigen wir da eben aus“ aber nun mal nicht, weil für mich Isolationismus keine Lösung für Probleme des 21. Jahrhunderts ist und wenn mir das (sorry) weißhaarige Opas erzählen, erreicht mich das noch viel weniger. Ich bin da eher progressive Kompromisslinke als Radikallinke. Kein Ding, wenn viele das ganz anders sehen, aber ich bin weder Wählerin noch Teil dieser Bewegung und bin wenig erfreut darüber, wenn zb Dubio mich damit in einen Topf wirft^^

                • Ralf 2. Oktober 2017, 00:30

                  Ich habe absolut nichts gegen eine Kritik von NATO, EU, Freihandelsabkommen etc. Mir gefällt dieser Lösungsansatz à la „dann steigen wir da eben aus“ aber nun mal nicht, weil für mich Isolationismus keine Lösung für Probleme des 21. Jahrhunderts ist und wenn mir das (sorry) weißhaarige Opas erzählen, erreicht mich das noch viel weniger.

                  Also aus der EU auszutreten, war jetzt nicht gerade ein Hauptprogrammpunkt von Labour oder Corbyn sondern ein Kernanliegen der britischen Konservativen und der Rechtsradikalen von Ukip. Ich persoenlich finde Corbyn haette sich staerker fuer die EU einsetzen sollen. Ich finde er haette staerker fuer eine andere, sozialere, gerechtere EU kaempfen sollen. Aber dass es jetzt zum Brexit kommt und wohl auch noch zu einem harten Brexit, dass ist nun wirklich nicht die Schuld des Labourchefs. Und was die NATO angeht, hat Corbyn sichtlich Probleme mit der Organisation und wuenscht sich Reformen und weniger Saebelrasseln und weniger aggressive Expansion, aber es ist extremst unwahrscheinlich, dass Grossbritannien aus dem Buendnis austreten wuerde unter einer Labourregierung. Fuer einen solchen Schritt gibt es wahrscheinlich noch nicht einmal im linken Fluegel der Partei eine Mehrheit, geschweige denn in der Gesamtpartei oder gar in der Bevoelkerung. Und in den USA ist es nicht Bernie Sanders, der aus der NATO austreten moechte, sondern der gegenwaertige Praesident, der das Buendnis mehrfach obsolet erklaert hat und verkuendet hat seine vertraglichen Verpflichtungen gegebenenfalls nicht einzuhalten. Also auch hier ist die Linke wirklich der falsche Ansprechpartner fuer dieses Thema, wenn Dir die NATO am Herzen liegt. Sanders hat Trump im uebrigen mehrfach oeffentlich dafuer kritisiert, dass er den NATO-Vetragsstaaten den Schutz versagen wollte, wenn die nicht dafuer bezahlen. Und Freihandelsabkommen sind so eine Sache. Niemand hat etwas gegen Handel. Aber viele Freihandelsabkommen sind vielmehr Grosskonzernschutzabkommen, in denen die Rechte unserer Buerger nationale politische Entscheidungen zu treffen und damit festzulegen wie wir leben wollen zunehmend auf Grosskonzerne uebertragen werden. Wenn die demokratischen politischen Entscheidungen diesen Grosskonzernen naemlich nicht in den Kram passen, koennen sie dagegen klagen. Moeglicherweise vor irgendwelchen Schiedsgerichten, die dann ohne demokratische Legitimation und intransparent unter Ausschluss der Oeffentlichkeit festlegen, was die Staaten innerhalb ihrer eigenen Grenzen ueberhaupt noch entscheiden duerfen. Was politisch im Land passiert, entscheiden – wenn man das zuende denkt – dann nicht mehr die Waehler wie Du und ich, sondern Google, Nestle und McDonalds. Und da darf man dann schon fragen, ob wir aus solchen Vertraegen nicht wieder aussteigen sollten, auch wenn sie so huebsch „modern“ und „zeitgemaess“ wirken …

            • Erwin Gabriel 2. Oktober 2017, 09:12

              @ Ariane 1. Oktober 2017, 20:15

              Ich fand diese Position aber einfach so typisch für diese angestaubte Attitüde, die Corbyn imo umweht.

              Zustimmung. Ist keinesfalls sein Hauptanliegen im Wahlkampf, aber ein anderer wäre erst gar nicht auf dieses Thema verfallen.

            • Logos 18. Oktober 2017, 09:02

              Tatsächlich beruht die gesamte sog. Globalisierung auf menschlichen Gesetzen und Vorschriften und kann daher beeinflusst bzw geändert werden – wenn man denn nur will.

              Aber dieses Getue, als wäre die „Globalisierung“ ein Naturgesetz oder eine „höhere Gewalt“, der man sich nicht erwehren könne, ist einfach nur lächerlich.

    • Stefan Sasse 2. Oktober 2017, 06:34

      Du missverstehst micht; nüchterne Sachlichkeit ist sicher nicht angeraten. Was ich mir erhoffe ist eine konfrontative Sprache ohne toxische Maskulinität.

    • Logos 2. Oktober 2017, 09:01

      Bei solchen Überlegungen fallen meist unweigerlich die Namen … Corbyn, aber die bräuchten zwingend eine Verbindung mit der Moderne,
      vs. die ungleich kompetentere Betrachtung:

      „Unser Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ – Jeremy Corbyns mitreißende Parteitagsrede
      Die britische Labour Party gilt mit ihrem progressiven Vorsitzenden Jeremy Corbyn als eines der möglichen Vorbilder für eine Neuausrichtung der deutschen Sozialdemokraten.
      http://www.nachdenkseiten.de/?p=40357

      Hinweis an Denkfaule:
      das Ergießen des diffamierenden Kampfbegriffs „querfront“, der auf einer völlig durchgeknallten Verschwörungstheorie fußt, ist kein Argument, sondern ein Zeugnis intellektueller Schande und Totalversagens.

    • Floor Acita 2. Oktober 2017, 11:01

      Ich drück mich mal so aus, wenn Corbyn und Sanders tatsächlich die Personen wären wie sie hier (auich von Dir) dargestellt werden, wäre ich sicherlich als Progressiver auch kein Anhänger von Ihnen.

      Es geht am Ende des Tages in angelsächsischen Systemen um die Wahl von Koalitionen, nicht Einzelpersonen. Sowohl Corbyn als auch Sanders haben den Kern ihrer Anhängerschaft in der Millennial-Generation, sie sind bestens vernetzt und nutzen soziale Medien und neue Technologien mehr als ihre Rivalen. Sanders (und seine Basis) unterstützt die Erforschung von Zukunftstechnologien wie dem Hyperloop etc. hat beste Kontake ins Silicon Valley zu Google, Facebook und Co. Ich kann die Nostalgie/Rückständigkeit beim besten Willen nicht erkennen…

      (Hillary fand es hip und eine clevere Art Millennials und Progressive zu erreichen durch den Spruch „Pokemon-go to the polls“)

      • Ariane 2. Oktober 2017, 12:16

        Klar, ich erhebe ja gar nicht den Anspruch hier allgemeingültige und unumstößliche Aussagen zu tätigen. Und ich habe mich auch mehr auf Corbyn bezogen, weil a) die amerikanische Politikszene sich deutlich von der europäischen unterscheidet und b. weil sich Corbyn im Gegensatz zu Sanders innerparteilich durchgesetzt hat.

        Es geht mir nicht darum, durch hippe Slogans irgendwie modern zu wirken. Ich glaube Corbyn (ich lasse Sanders erstmal außen vor) hat durchaus einen wichtigen Nerv getroffen und ich liege wirtschaftspolitisch mit ihm ziemlich auf einer Linie. Das reicht mir aber nicht, um Fan oder Teil der Bewegung zu werden. In den letzten 30 Jahren gab es nicht nur wirtschaftliche Änderungen und Verwerfungen, sondern gesellschaftlich hat sich ungeheuer viel getan. Auch das kommt mir viel zu kurz oder spielt eine so untergeordnete Rolle, dass man erst nach zehnstündigem Programmstudium Positionen dazu findet und wir haben ja schon festggestellt, dass die eigentlich niemand liest^^ Vielleicht bin ich besonders anspruchsvoll, aber braucht schon mehr als ein paar RobinHood-Ideen, um mich vom Hocker zu reißen.

        • Floor Acita 2. Oktober 2017, 13:56

          Vielleicht müssen wir etwasd konkreter werden. Was sind es denn grob gesagt für Forderungen/Positionen die Ihnen da wichtig sind und sie vermissen? Geht es mehr in die soziale Richtung – Gleichstellung von Frauen, Minderheiten, LGBTQIA+ Gesetzgebung etc. oder/und mehr um Breitbandausbau, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, intelligente Energiegewinnung, -wandlung und -distribution, Weltraumforschung, Mars Expedition – was ist denn genau gemeint mit modern und nicht so angestaubt..? Es muss ja einen Grund geben weshalb es bei den Jungen so eine Begeisterung gibt – in den USA wurden dabei langjährige Trends infrage gestellt [wie bspw. das Wahlverhalten weißer Jungs] – geht es da wirklich (nur) um Wirtschaftspolitik oder sehen die nicht auch sowas wie einen allgemeinen gesellschaftlichen „Aufbruch“?

          PS Ich hab jetzt einfach mal das Wort benutzt weil „Vision“ oft von den selben Leuten mit Verweis auf Schmidt abgelehnt wird, die mit Politikern die das Wort „Aufbruch“ benutzen weniger ein Problem haben – „Ruck“ hätte ich auch nehmen können 🙂

          • Ariane 2. Oktober 2017, 15:49

            Ich bin übrigens ausdrücklich ein Freund von visionärer Politik 😉

            Ich versuch das mal ein bisschen zu sortieren. Ich denke mit der Wirtschaftspolitik trifft Corbyn wirklich einen Nerv. Das Versprechen „unsere Kinder sollen es mal besser haben als wir“ hat ja sehr lange in der Regel funktioniert. Ich denke, ich gehöre nun zur ersten Generation (85 geboren), bei der dieser Spruch nicht mehr gilt. Keiner sitzt deswegen gleich mittellos auf der Straße, aber es wird eben eher schwerer als leichter und es sieht vor allem nicht danach aus, dass es die nächste Generation wieder einfacher hat. Das sind natürlich auch (oder sogar hauptsächlich) wirtschaftliche Probleme und das wirtschaftliche Programm unterschreibe ich auch sofort.
            Mir reicht das aber nicht aus. Mit Moderne meine ich zusammengefasst neue Ideen für gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Eine Familie sieht heute häufig ganz anders aus als vor 30 Jahren. Gleichstellung von Frauen/Minderheiten: Mittlerweile ist es Konsens, dass Diversität in Politik, Unternehmen, Vereinen positiv ist, gleichzeitig hat man aber festgestellt, dass rechtliche Gleichstellung oder Quoten nicht von alleine alles besser machen. Auch hier braucht es Aufgeschlossenheit und neue Ideen. Mobilität: viele Autos irgendwo sorgen für Probleme, so wirkliche großflächige Lösungsansätze gibt es aber noch nicht wirklich. Arbeitsleben: da gibts teilweise radikale Veränderungen, Gewerkschaften erreichen gar nicht mehr alle Arbeiter und Angestellten, da muss man überlegen, ob und wo der Staat vielleicht einspringen muss (Mindestlohn, Verbot von dauerhaften Zeitverträgen usw). Und ja, Breitbandausbau, Marsexpedition und weitere Erkundung des Weltalls befürworte ich auch^^

            Also es geht mir gar nicht um die eine Sache, die aber unbedingt dabei sein muss. Ich halte Corbyn/Sanders wenn es um reine Problemerkennung geht für durchaus moderner als zb die großen deutschen Parteien. Aber die Lösungen sind mir zu sehr in der Vergangenheit verhaftet. Wirtschaftliche Umverteilung halte ich auch für sehr wichtig, aber das alleine kann es ja nicht sein. Politik sollte mehr sein als die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Wirtschaftspolitik. Und wenn dann noch Freakideen wie Kohlegruben oder weniger internationale Zusammenarbeit statt mehr davon, dazukommen, gehe ich eher auf Abstand.
            Das ist aber natürlich nur eine Momentaufnahme, hat ja eigentlich keiner damit gerechnet, dass Corbyn oder Sanders plötzlich sozusagen Anführer einer neuen Bewegung werden und schwer zu sagen, wie sich das alles weiterentwickelt. Ich beobachte das durchaus wohlwollend, auch wenn ich mich nicht der Bewegung anschließe^^

        • Logos 2. Oktober 2017, 15:49

          Ariane 2. Oktober 2017, 12:16
          In den letzten 30 Jahren gab es nicht nur wirtschaftliche Änderungen und Verwerfungen, sondern gesellschaftlich hat sich ungeheuer viel getan. Auch das kommt mir viel zu kurz oder spielt eine so untergeordnete Rolle, dass man erst nach zehnstündigem Programmstudium Positionen dazu findet und wir haben ja schon festggestellt, dass die eigentlich niemand liest
          Das liest sich wie aus einer Parallelwelt. Mit der harten Wirklichkeit hat das wenig bis gar nichts zu tun. Tatsächlich spricht Corbyn Probleme an, die hier von SÄMTLICHEN Parteien kleingeredet, marginalisiert oder ganz totgeschwiegen werden.
          Sehen Sie sich mal das an
          https://youtu.be/GnpfJ4CEJZk?t=7901
          und beantworten mir bitte dann die Frage, wo irgendeine Partei (außer der LINKEN) sowas in der Klarheit angesprochen hat! Wetten, dass Sie da nicht s liefern können? Warum? Weil die Fakten eine Bestätigung Ihrer völlig verzerrten Sichtweise nun mal nicht hergibt.

  • Ralf 1. Oktober 2017, 18:21

    Vor der Wahl war die SPD ein Sack heisse Luft. Jetzt mit Nahles als Fraktionschefin ist die SPD ein Sack heisse Luft, der laut bellt und auf den Tisch haut. Wer glaubt so werden die Sozialdemokraten wiedererstarken, sollte sich schon mal auf eine kommende Enttaeuschung einstellen.

    Da die Namen Corbyn und Sanders fielen: Keiner der beiden hat sich durch „Auf die Fresse“-Rhetorik in Szene gesetzt. Beide haben stattdessen inhaltlich eine positive Vision fuer das Land gezeichnet und einen politisch gangbaren Weg dorthin aufgezeigt. Beide sind bekannt fuer ihre sachliche Argumentation und ihren Unwillen sich von den Medien, die im Interesse ihrer Einschaltquoten und Leserzahlen lieber Intrigen, Blut und Krisen sehen wollen, auf Nebenkriegsschauplaetze fuehren zu lassen. Jede Minute, die das Land ueber Nahles‘ „Auf die Fresse“-Formulierung diskutiert, ist eine Minute weniger, die das Land darueber diskutiert, wie unsere Gesellschaft gerechter, fairer, sozialer gestaltet werden koennte.

    • Stefan Sasse 2. Oktober 2017, 06:35

      Reine Neugierde: was macht Nahles zu einem Sack heiße Luft?

      • Logos 2. Oktober 2017, 09:05

        Auch reine Neugierde: was bringt Sie zu Ihrer sachlich verfehlten Frage, wo doch die SPD und nicht Nahles als Sack heiße Luft bezeichnet wurde?

      • Ralf 2. Oktober 2017, 16:31

        Reine Neugierde: was macht Nahles zu einem Sack heiße Luft?

        Wie Logos schon sagte, ich hab nicht Andrea Nahles sondern die SPD als einen Sack heisse Luft bezeichnet. Durch die „auf die Fresse“-Bemerkung, die ja auch nur heisse Luft ist, ist der Sack nun sogar ein bisschen groesser geworden …

  • CitizenK 1. Oktober 2017, 19:20

    Ich war zunächst auch verärgert über diese unkluge und kontraproduktive Äußerung. Gedruckt und kommentiert wirkt die „Fresse“-Aussage weit martialischer als in der Situation – am Rande, an der Tür, mit Gelächter.

    Lasst die Kirche im Dorf und lasst uns, wie Ralf sagt, über die eigentlichen Probleme reden.

  • R. A. 1. Oktober 2017, 19:51

    Schon richtig, die Formulierung ist nicht problematisch. Sowohl bei Nahles wie bei Gauland – problematisch sind nur die Heuchler, die die eine Formulierung akzeptieren und die andere als Anschlag auf die Demokratie darstellen.

    Die Gender-Argumentation überzeugt mich nicht. So dominant wie beim „auf die Fresse“ kann eine Politikerin m. E. immer wirken, das geht locker.

    Aber viel interessanter finde ich die Frage, warum Nahles überhaupt so aggressiv ist? Was war eigentlich so schlimm an GroKo und Merkel? Die SPD hat doch ziemlich ungestört in ihren Ministerien machen können. Speziell Nahles hat linke Sozialpolitik geliefert, und geliefert, und geliefert. Das hat zwar die SPD-Wähler nicht überzeugt – aber das ist nicht die Schuld des Koalitionspartners.

    Mir scheint Nahles derzeit ganz laut „Haltet den Dieb“ zu inszenieren. Merkel als Sündenbock dafür, daß die SPD-Regierungspolitik ebenso wenig überzeugt hat wie der Wahlkampf.

    • CitizenK 1. Oktober 2017, 20:42

      Das Umschalten von Mit-Regierung auf Opposition ist halt nicht so leicht. Da sollte man nicht jede Äußerung auf die Goldwaage legen.

      Peinlicher fand ich Schulz in der Elefantenrunde, auch wenn er keine Gossensprache benutzt hat.

      @ Stefan Pietsch
      Der „angesehene Bundeskanzler“ tat lauthals kund, dass der zum Regieren nur „BILD, BAMS und Glotze“ brauche. Brioni konnte er wahrscheinlich richtig buchstabieren, einen Gentleman hat es sowenig aus ihm gemacht wie die Cohibas und der Wiener Opernball. Neureiches und proletarisches Gehabe sind nicht so weit voneinander entfernt.

      • R.A. 2. Oktober 2017, 08:26

        > Peinlicher fand ich Schulz in der Elefantenrunde …
        Das war tatsächlich ein eigenartiger Auftritt. Da fängt jemand zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale mit dem Wahlkampf an. Unabhängig vom Inhalt, alleine schon ein solches Auftreten gegenüber dem GroKo-Partner hätte das SPD-Ergebnis um ein/zwei Prozentpunkte verbessert.

        Aber auch Schulz hat mit seiner Aggressivität nur überspielt, daß nicht Merkel, sondern die SPD selber die Wahlniederlage verschuldet hat.

      • Logos 2. Oktober 2017, 09:08

        off topic:
        Ist Ihr Schweigen in dieser Angelegenheit http://www.deliberationdaily.de/2017/09/warum-ich-kein-linker-mehr-sein-will/#comment-58771 so korrekt interpretiert, dass Sie meinen Ausführungen in der Sache nichts entgegen setzen können? Also ein indirektes und unfreiwilliges Eingeständnis, dass „querfront“ allgemein und im genannten Kontext insbesondere reiner Schwachsinn ist?

        • Unlogos 2. Oktober 2017, 09:42

          @ Logos 2. Oktober 2017, 09:08

          off topic:
          Ist Ihr Schweigen in dieser Angelegenheit http://www.deliberationdaily.de/2017/09/warum-ich-kein-linker-mehr-sein-will/#comment-58771 so korrekt interpretiert, dass Sie meinen Ausführungen in der Sache nichts entgegen setzen können?

          Nein, unkorrekte Interpretation.

          Denken Sie doch mal nach. Einem so klugen Kopf wie Ihnen sollte es nicht schwer fallen, die richtige Antwort zu finden.

          • Logos 2. Oktober 2017, 16:05

            @Unlogos 2. Oktober 2017, 09:42
            Ihre Unlogik erschließt sich nicht.
            Die Erwartung des Gedankenlesens ist absurd.

            Ihre plumpe Leugnung dürfte reine Schutzbehauptung sein.
            Wie gesagt: bisher war noch nicht ein Hetzer in der Lage, seine diffamierenden Vorwürfe durch Belege, die auch einer kritischen Belastung Stand halten, zu substanziieren. Warum sollte es hier anders sein? Eine unlogische Erwartung.
            Insbesondere, wo ein Verweis auf diese substanslose Schmäh- und Hetzschrift ein Zeugnis für moralisches und intelleuelles Versagen darstellt.

            Auch wenn Ihnen das in Ihrem Unverstand bisher nicht klar war:
            hier sind keine Substanzlosigkeiten gefragt, wie Sie jene ergossen haben, sondern valide Sachargumente. Wollen Sie nochmals versuchen oder habe Sie eben einfach nicht mehr als nebulöse Andeutungen zu bieten?

            Warum nutzen Sie die Steilvorlage nicht und erbringen des belastbaren Nachweis, dass die von Ihnen angedeutete Antwort ganz nahe liegt? Dann stünde ich als Trottel da.
            Lassen Sie mich raten: sie können nicht, weil die richtige Antwort in Wahrheit gar keine Frage eines klugen Kopfes ist, sondern sich für den Befragten nur beschämend ausnimmt, weil dieser nichts liefern kann, was für einen hinreichend kritischen Verstand irgendeine Überzeugungskraft besäße.

            PS: weitere plumpe Leugnungen bringen Sie nicht weiter.
            Sie müssten dchon etwas Substanzielles liefern.
            Aber dazu sind Sie mangels Fakten wohl nicht in der Lage.

        • R. A. 4. Oktober 2017, 07:57

          @Logos:
          > Ist Ihr Schweigen …
          War ich gemeint? Die verlinkte Diskussion ist sehr unübersichtlich und ich war mir nicht bewußt, daß noch jemand auf eine Antwort wartet. Ich habe immer wieder mal offline-Zeiten, da kann auch mal was untergehen.
          Ich sehe auch wenig Zusammenhang zwischen Nahles und Querfront.

          • Logos 4. Oktober 2017, 23:23

            Nein, das ging an CitizenK

    • Erwin Gabriel 2. Oktober 2017, 09:25

      @ R. A. 1. Oktober 2017, 19:51


      Aber viel interessanter finde ich die Frage, warum Nahles überhaupt so aggressiv ist?

      Ich empfinde es, wenn man die burschikose Art von Frau nahles und die vergleichsweise entspannte Situation berücksichtigt, in der die Bemerkung fiel, gar nicht als so aggressiv.

      Die SPD ist bei der Wahl abgestraft worden, und versucht in der Opposition einen Neuanfang. Ärmel hochkrempeln, anpacken, und Frau Merkel, die einem fast jedes Thema geklaut hat und gegen die man aufgrund der eigenen Regierungsbeteiligung keine schwere Artillerie auffahren konnte, darf man jetzt die Hölle heiß machen.

      Ob Frau Nahles nun „jetzt gibt es was auf die Fresse“, „zieht euch warm an“, „Feuer frei“ oder was auch immer sagt – ist meiner Meinung nach aus der Situation heraus, aus der Person heraus passend, und zeigt, dass man nicht aufsteckt.

      Für die Situation genau der richtige Ton.

  • Martin 2. Oktober 2017, 09:19

    Schlechtes Benehmen und Aggressivität sind natürlich nur männlich. Sollten sich Frauen schlecht oder aggressiv benehmen, dann natürlich nur, weil sie männliches Verhalten nachahmen.

    Selbstverständlich ist damit nur Männlichkeit toxisch. „Toxische Weiblichkeit“ gibt es nicht, da Frauen nun einmal keine defizitären Wesen sind wie Männer.

    Es ist mir absolut unbegreiflich, wie manche den Feminismus nur für eine menschenverachtende Ideologie halten können.

    • Stefan Sasse 3. Oktober 2017, 13:51

      Du hast keine Ahnung wovon du redest. Wie der Artikel vielleicht ja deutlich macht, empfinde ich dieses Verhalten von beiden Seiten doof, das ist ja genau der Punkt. Ich schreib mal bei Gelegenheit einen Erklärtikel, was mit der „toxischen Maskulinität“ gemeint ist. Das ist keine Männerhasserei oder Frauenlobhudelei.

      • Martin 4. Oktober 2017, 06:40

        Du magst dieses Verhalten zwar von beiden Seiten als „doof“ empfinden, siehst es jedoch nicht als ein doofes menschliches Verhalten an, sondern als ein doofes männliches Verhalten.

        Ich bin gespannt, ob in Deinem kommenden Artikel „toxische Maskulinität“ und „toxische Femininität“ gleichranging betrachtet werden. Jedoch vermute ich, dass nur der Männlichkeit – neben einigen wenigen nützlichen Eigenschaften, die ihr zugestanden werden – ein dunkler toxischer Anteil attestiert wird, der ihr teils genetisch, teils erzieherisch angeheftet ist.

        Das Weibliche jedoch wird wahrscheinlich als vom Bösen rein angesehen werden und, sollte es sich doch einmal negativ gebären, als vom Männlichen kontaminiert.

        Die Konklusion wird wahrscheinlich sein, dass die Männer sich auf ihre guten Seiten besinnen und ihre bösen Triebe unterdrücken sollen, während die Frauen einfach nur so bleiben sollen wie sie sind und nur vermeiden sollen, sich das böse Männliche zueigen zu machen.

        Aber bitte überrasche mich und widerlege meine Vorhersage.

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