Warum ich kein Linker mehr sein will

Ich blogge seit 2006. Wenn jemand seit den lange vergessenen Anfangstagen des Oeffinger Freidenker dabei ist erinnert er oder sie sich vielleicht noch an die damaligen Artikel (die im Online-Archiv auch immer noch zu finden sind): ich war ziemlich links. Ich hoffte auf die baldige Revolution, relativierte den RAF-Terror, fand einiges was an der BRD im Vergleich zur DDR auch nicht so toll war, schimpfte auf die einseitigen Medien und wusste bei jedem Thema immer, was richtig und falsch war. Diese Klarheit ging über die Jahre verloren, und mit ihr rückte ich langsam, aber sicher von links in diesen ominösen Bereich der „Mitte“, um den sich alle immer streiten. Heute sind meine Kommilitonen, die ich damals immer mit meinen Thesen nervte, linker als ich. Ich schiebe seit einer Weile vor mir, einmal kohärent aufzuschreiben, warum sich das für mich geändert hat. Es ist eine persönliche Geschichte, und sie ist nicht repräsentativ für irgendjemand anderen, das sei vorweg gesagt.

Das entscheidende Jahr ist 2009, zumindest ergibt dies meine eigene Rückschau. Das war mir damals nicht klar, aber heute ist die Wasserscheide deutlich. Ich kann sogar den Tag benennen, an dem mein Abschied vom linken Rand begann: es war der 27. September. An diesem Tag gewann die FDP rund 15% der Stimmen im deutschen Bundestag und konnte klar eine Koalition mit der CDU/CSU formen, während die SPD ein Drittel ihrer Sitze verlor. Das klingt erst einmal merkwürdig: warum ist ausgerechnet der Tag des Sieges der lange so erbittert bekämpften politischen Erzfeinde der Anfang vom Ende? Bevor ich die Antwort darauf gebe, möchte ich kurz auf dieses Video verweisen:

Mein Gott, war ich damals begeistert. Diese Courage! Der Kampfaufruf! Der Endkampf rückte näher. Eine Kriegserklärung der Guten an die Bösen. Hach.

Und dann passierte…nichts. Die angekündigte Apokalypse blieb aus. Stattdessen außenministerte sich Guido Westerwelle in die lächerliche Irrelevanz, wurde aus dem Versprechen einer neuen liberalen Wende die Mövenpicksteuer und schlich sich der böse Verdacht ein, dass all die Grausamkeiten von der Rente mit 67 zur Drei-Punkte-Erhöhung der Mehrwertsteuer eher Müntefering als Merkel gewesen war. Im Rückblick scheint mir das Ausbleiben der erwarteten Desaster unter Schwarz-Gelb der wichtigste erste Schritt gewesen zu sein, der mich moderater machte. Denn wenn eine so elementare Annahme falsch gewesen war – was um Gottes Willen war es noch?

Ein weiterer Schritt weg von den radikalen Ideen kam schlicht durch das Studium selbst. Um 2008/2009 war ich im Hauptstudium und spezialisierte mich auf stark auf Zeitgeschichte und US-Geschichte. Dies ist aus mehreren Gründen relevant. Zum einen verstand ich deutlich besser als früher demokratische Mechanismen, musste mich von einigen liebgewonnenen Klischees über die 1970er Jahre verabschieden (doch keine Verlorene Goldene Ära, schnief) und verabschiedete mich von den meisten revisionistischen Ideen. Meine früheren Verteidigungen der alten Ostblockstaaten etwa verschwanden aus dem Repertoire. Beispielhaft dafür mag meine Kritik an der LINKEn angesichts der Koalitionsverhandlungen in NRW 2010 stehen. 2010 waren das für mich völlig neue Töne.

In diesem Jahr schrieb ich außerdem meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Noch inspiriert vom Geiste Albrecht Müllers von den NachDenkSeiten war mein Thema der Wahlkampf der SPD 1972 (ich habe die Ergebnisse hier zusammengefasst). Ich ging effektiv mit dem Ziel in die Arbeit, seinen Erinnerungsband wissenschaftlich zu unterfüttern und das bestehende Klischee von der beherrschenden Rolle der Ostpolitik zu zerschlagen. Das gelang teilweise auch (hier lag Müller richtig, die Ostpolitik spielte eine deutlich geringere Rolle als angenommen). Aber mit wachsendem Erschrecken stellte ich während meiner Recherchen fest, dass der Spiegel damals ein ungeheuer parteiisches Organ war – nur eben für Willy Brandt. Alles, was Müller stets an der Spiegel-Berichterstattung zu Lafontaine, Beck und Konsorten kritisiert hatte – der Spiegel hatte es damals ebenso getan, nur eben gegen Barzel und Strauß. Nur war das natürlich „objektiv“ und „kritisch“, schließlich ging es damals gegen den Gegner. Ich sehe dies als den Moment vom langsamen Abschied von den NachDenkSeiten.

Ich erwähnte bereits mein gestiegenes Interesse an den USA. Ich besuchte zahlreiche Vorlesungen und Seminare zur US-Geschichte, las entsprechende Werke, verschlang USA erklärt von vorne bis hinten und begann den Konsum von US-Nachrichten (ich habe das nachgeschaut: im Oeffinger Freidenker findet sich 2008 kein einziger Artikel über die US-Wahl oder Barrack Obama. Faszinierend, was?). Die USA waren bisher, ganz gemäß der linken Orthodoxie, der Feind gewesen, das ultimativ Böse. Ich sah die Sache jetzt, sagen wir, differenzierter. Diese neue Position fasste ich seinerzeit in einen Artikel, der auch auf dem Spiegelfechter erschien, wo ich damals Redakteur war. Der Sturm der Kritik war, wenig überraschend, groß.

Das letzte Element, das mich von der LINKEn wegtrieb, war deren ungeheure Feindschaft gegenüber dem Konsum. Ich war auf diesem Bereich noch nie ein sonderlich linientreuer Genosse gewesen und hatte die Produkte der US-Unterhaltungsindustrie stets genossen. Als ich aus purem Fan-Enthusiasmus 2010 einen Artikel über die viralen Marketingtechniken des Pay-TV-Senders HBO schrieb, der damals versuchte der ersten Staffel von „Game of Thrones“ Aufmerksamkeit zu verschaffen, wurde dies (ebenfalls auf dem Spiegelfechter) massivst kritisiert und attackiert. Wie konnte man der bösen US-Unterhaltungsindustrie verfallen, dieser Geißel des Proletariats? Diese ungeheure Lust-Feindlichkeit trieb einen weiteren Keil zwischen mich und die linke Orthodoxie.

Diese fünf Keile – das Ausbleiben der schwarz-gelben Apokalypse, ein tieferes Verständnis für politische Strukturen, meine Liebe zu Amerika, die Entmystifizierung der linken Meinungsführer und die Konsumfeinschaft – sind es, die ich in der Selbstanalyse als Hauptfaktoren ausmache. Wie korrekt das ist – who knows? Wie gewichtig diese Punkte dem Leser vorkommen mögen, verglichen mit dem, was er oder sie für viel wichtiger hält – die Kommentarspalte wartet.

Das alles heißt nicht, dass ich keine linken Positionen mehr hätte, bevor Stefan Pietsch jetzt Schnappatmung bekommt. Ich bevorzuge immer noch meinen Keynes vor Hayek, und auf dem Feld der Gesellschaftspolitik habe ich mich seit 2010 deutlich nach links verschoben, besonders was die Frage der Emanzipation anbelangt. Aber als „links“ im Sinne der Bewegung, der politischen Richtung, sehe ich mich nicht mehr. Dafür ist mir das alles zu rückwärtsgewandt, zu engstirnig, zu sicher darin, was richtig und falsch ist. Die Schließung des Oeffinger Freidenker und das Öffnen eines Multi-Autorenblogs mit Teilnehmern, deren Meinung ich dezidiert nicht teile, formalisierte diese Entwicklung.

Damit wäre ich am Ende. Der Artikel ist sicher nicht sonderlich analytisch oder tiefgehend und dafür eine kleine strukturelle Katastrophe, aber ich schreibe ohnehin nicht gerne über meine Person. Das brennt mir jetzt aber schon so lange auf den Nägeln, dass es mal raus musste. Nächstes Mal verstecke ich mich wieder hinter einem Anstrich analytischer Seriosität, versprochen. 😉

{ 79 comments… add one }
  • Tom 21. September 2017, 15:18

    Stefan … bück Dich mal kurz. DAMIT ICH DIR IN DEN ARSCH TRETEN KANN:
    »Das alles heißt nicht, dass ich keine linken Positionen mehr hätte, bevor Stefan Pietsch jetzt Schnappatmung bekommt. Ich bevorzuge immer noch meinen Keynes vor Hayek, und auf dem Feld der Gesellschaftspolitik habe ich mich seit 2010 deutlich nach links verschoben, besonders was die Frage der Emanzipation anbelangt.«
    Du bist einer der vernünftigsten Linken, die mir untergekommen sind. Deine Analysen sind fundiert — ob sie immer richtig sind, weiß ich nicht. Aber sie erweitern den Horizont ungemein.
    LOS, BÜCK DICH :-))))))

    • Stefan Sasse 21. September 2017, 15:29

      Ich bin mir unsicher, warum dein Lob mir einen Arschtritt verdient, aber ich nehme was ich kriegen kann 😉

      • Tom 21. September 2017, 16:01

        Ganz einfach. Weil es meiner Meinung nicht den geringsten Grund gibt, nicht mehr zu den Linken zu gehören. Ich bin Jahrgang ’65 und gehöre damit zu der Generation, deren Jugend (noch) im goldenen Zeitalter lag; danach ging es innerhalb und außerhalb der Linken bergab.
        »Diese ungeheure Lust-Feindlichkeit trieb einen weiteren Keil zwischen mich und die linke Orthodoxie. Diese fünf Keile – das Ausbleiben der schwarz-gelben Apokalypse, ein tieferes Verständnis für politische Strukturen, meine Liebe zu Amerika, die Entmystifizierung der linken Meinungsführer und die Konsumfeinschaft – sind es, die ich in der Selbstanalyse als Hauptfaktoren ausmache.«
        Angefangen bei der Lustfeindlichkeit, die auch mich aus der linken politischen Bewegung trieb; weiter über die schwarz-gelbe Akopalypse, deren Auswirkung in Griechenland sichtbar ist, also nicht ausblieb; Deine Amerikafreundlichkeit, die ich seit dem Blog „USA erklärt“ (was vor Dir erklärend da war) gut einordnen konnte; der Entmystifizierung der linken Meinungsführer (welche meinst Du?) und die Konsumfeindschaft (zu der mir gerade nix einfällt, außer daß ich dem Konsum nicht prinzipiell entgegenstehe); warum sollen also diese Punkte Dich nicht mehr als Linken qualifizieren?
        Bis hier erstmal …

        • Stefan Sasse 21. September 2017, 16:50

          Wie konnte ich „USA erklärt“ nicht erwähnen! Wird korrigiert.

  • Wolf-Dieter Busch 21. September 2017, 15:30

    Als „Linken“ habe ich dich nicht wahrgenommen, aber das geht in Ordnung. (Ich selbst bin Tiefkühlmarxist, einer von der tückischen Sorte.) Im Gegenteil freue ich mich über einen Gegenüber, mit dem man streiten kann, ohne persönlich zu werden. Das war grad ein Kompliment. Weiter so.

    Außerdem ist der Begriff „Links“ seit den letzten 20 Jahren einem Wandel unterzogen, er ist als Mem nach an „politisch korrekt“ unter Verlust der originären Ziele.

    Historisch ist das Mem gewachsen im Zuge der ʼ68er Unruhen – als das nachkriegsbedingte Wirtschaftswachstum abflaute, als ein abgeschlossenes Studium nicht automatisch in eine bequeme Berufspostion mündete; da entdeckten die Studenten ihre soziale Ader. (Vorher war das eher nicht so.) Seither hat es sich scheibchenweise durchgesetzt.

    Was dein Schlüssel-Nichterlebnis anbetrifft, in einem gewissen Alter glaubt man noch an die Revolution spätestens übermorgen. Die Phase habe ich auch gehabt. Geht in Ordnung.

    Weitermachen. Ich hab dich in meinen Lesezeichen.

  • Jens 21. September 2017, 15:57

    Interessanter persönlicher Artikel. Ich hätte dich nach deinen letzten Artikeln – ich lese deine Seite noch nicht so lange – anders eingeschätzt.

    Ich meine, das nicht positiv oder negativ, sondern denke über mein eigenes „Schubkasten“ Denken nach. Ich versuche Menschen nicht sofort irgendwo einzusortieren, mache es natürlich aber doch ;-). Ich denke das macht irgendwie jeder, man sollte nur versuchen möglichst viele Schubladen zu haben und offen sein umzusortieren.

    Wenn ich deinen Artikel so lese frage ich mich, ob ich jemals ein Linker war?

    Zur Zeit habe ich den Eindruck, dass das alte rechts-links Muster ersetzt wird durch ein neoliberales nicht-neoliberales Muster. Bzw. wie sehr man an den Markt glaubt oder nicht.

    Eines der Interviews, dass mich wirklich sehr überrascht hat wie lange keines mehr davor oder danach ist das Interview von Geißler und Wagenknecht in der Zeit.

    http://www.zeit.de/2011/51/Streitgespraech-Wagenknecht-Geissler

    Ich stehe heute Geißler näher als zu der Zeit, als zu der Kohlzeit, trotzdem bin ich damit bei sehr vielen Position plötzlich bei den Linken „zu Hause“, die ich noch nie gewählt habe.

    Ähnlich ging es mir übrigens mit Norbert Blüm, der mich in einem gemeinsamen Interview mit einem Industrieverteter verblüfte.

    Auf die Frage des Reporters was den Sozialstaat sei, antwortete der Industrieverterter sinngemäß, dass man denen helfen solle, die sich nicht mehr selbst helfen können. Blüm antwortete trocken, nein, dass sei christliche Barmherzigkeit. Sozialstaat sei weit mehr!

    Irgendwie haben sie die Parameter der Gesellschaft und Politik verändert.

    • Stefan Pietsch 21. September 2017, 16:04

      Meiner Lebenserfahrung nach lassen wir Menschen uns schon in Schubladen schieben. Es gibt so viel Typisierendes, was nicht bedeutet, dass ich die Menschheit genormt sehe. Aber man trifft in jeder Generation auf die gleichen Typen, die Reichsbedenkenträger, die Hallodris, die Nationalisten, die Weltrevolutionäre, die Menschenfischer u.ä.

    • Stefan Sasse 21. September 2017, 16:45

      Mein Punkt bleibt ja, dass „offen vs. geschlossen“ nützlicher ist als links vs. rechts.

      • Erwin Gabriel 22. September 2017, 06:53

        @ Stefan Sasse

        Meinen Respekt für den sehr persönlichen Artikel.
        Ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht war, aber rausmusste.

        Auch ich bin als 16jähriger noch mit den Kollegen vom KBW auf die 1.-Mai-Demo gelaufen; über 40 Jahre her, gefühlt noch länger; im Nachhinein unvorstellbar, wenn ich heute auf mich schaue.

        Mein Punkt bleibt ja, dass „offen vs. geschlossen“ nützlicher ist als links vs. rechts.

        Da kann ich mich nur anschließen. Ich bin sicherlich in den meisten Bereichen geschlossener, bzw. habe konservativere Ansichten als Sie, aber ich halte mich in politischer Hinsicht auch nicht für jemanden, bei dem ein einziges wie Etikett “ links oder rechts“ ausreicht.

        „Offen“ und „geschlossen“ ist, da es das ja nach links und nach rechts gibt, da beide Seiten ihre Konservativen und Progressiven haben, meiner Meinung nach eine viel klarere Beschreibung für Denkmuster; „links“ und „rechts beschreibt ja eher, wo man steht, und nicht, ob man (noch) woanders hin könnte.

        In jedem Falle ist meine Begeisterung über diesen Blog, in dem Argumente aus sehr verschiedenen Positionen zu lesen sind, noch einmal gestiegen.

        Merci

        es grüßt
        E.G.

  • Stefan Pietsch 21. September 2017, 15:58

    Ich glaube schon, dass Deine Geschichte irgendwie typisch ist für viele junge, gebildete Menschen. Zumindest kenne ich einige, die so gegangen sind. Der Idealismus ist das Vorrecht der Jugend und niemand sollte sie dafür kritisieren. Es muss schon etwas dran sein an dem Spruch: Wer in jungen Jahren nicht links ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch immer ist, der hat kein Hirn.

    Noch eins: viele Menschen werden mit zunehmenden Lebensjahren verbittert. Sie scheitern an ihren Idealen, fühlen sich nicht recht gewürdigt. Das Leben hält viele Enttäuschungen bereit, aber es ist zu kurz, es verbittert zu betrachten.

    Das alles heißt nicht, dass ich keine linken Positionen mehr hätte, bevor Stefan Pietsch jetzt Schnappatmung bekommt.

    Dann müsste ich andere Positionen einnehmen. Ich denke schon an einen Artikel über ein soziales Thema nach der Bundestagswahl. Aber so lange genügend Leser eher links eingestellt sind, kann ich gelassen neoliberal schreiben. 😉

    • Stefan Sasse 21. September 2017, 16:48

      Wie gesagt, ich sehe das weniger als ein „im Alter konservativ werden“. Ich bin in diversen Themen sicherlich deutlich konservativer als früher, aber dafür auf anderen Feldern tatsächlich deutlich nach links gerutscht…

  • FrageZeichen 21. September 2017, 16:35

    Du hast die linke Idee im Kern nie verstanden. Du warst deshalb nie ein Linker. Du warst nur der billige Mode-Linke. Spöttisch werden solche Leute auch als Salonlinke bezeichnet. Du hast dich immer dem billigsten konformistischsten Modetrend unterworfen, der in deinem sozialen Umfeld gerade aktuell war.

    Aber mal kurz zu dem was das linke politische Spektrum ausmacht: Es ist das Thema Emanzipation. Und zwar nicht der oberflächliche Begriff den du davon hast, du verwechselt ihn ja mit dem entarteten Feminismus (der heutzutage lediglich eine verfassungsfeindliche Überprivilegierung der Frauen implementiert).
    Sondern, Zitat: „Emanzipation stammt von dem lateinischen emancipatio, was „Entlassung aus der väterlichen Gewalt“ oder auch die „Freilassung eines Sklaven“ bedeutet.

    Und letzteres ist links. Deshalb warst du nie links. Deine Aufgabe hast du doch NIE in einer Herauslösung des Ottonormalos aus der Hierarchie gesehen. Dein Kampf war NIE einer gegen die Sklaverei. Weder gegen die Kaufsklaverei noch gegen die Mietsklaverei (aka Lohnsklaverei).
    Stattdessen bist du immer dem aktuellsten Modetrend hinterhergehechelt. Du wolltest schlicht dazugehören. Dafür warst du auch zur bedingungslosen Unterordnung bereit. Entspreched sind deine Sympathien für das Imperium (USA) angelegt. Imperialismus beeindruckt dich. Nicht nur im Videogame. Und das ist emotional die rechte Gesinnung. Motto: Führer befiehl, wir folgen dir. Du willst dich den Herrschenden anbiedern.

    Weil so vielen hier die Differenzierung zwischen links und rechts nicht gelingt, will ich jetzt auch noch die extreme rechte Gesinnung hier veranschaulichen. Anhand eines Auszugs aus der Reichenberg-Rede (1938, Adolf Hitler):
    „Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glücklich dabei.“

    Das ist die rechte Gesinnung: Total Unfreiheit für die Sklaven und die sollen noch glückliche dooftreue Hündchen dabei sein. Das ist auch die Essenz aktueller neoliberaler Politik die maßlos um sich greift. Immer totalere Unfreiheit für die Sklaven. Immer mehr Freiheiten (inkl. Willkürherrschaft) für die Oberschicht.

    • Stefan Sasse 21. September 2017, 16:47

      Ziemlich spannend wie gut du mich zu kennen meinst.

      Davon abgesehen halte ich Leute, die als Gatekeeper für ein so breites Spektrum wie „Linke“ zu fungieren glauben, eher für albern.

      • FrageZeichen 21. September 2017, 17:08

        Es fehlt das Argument. Wie so oft. Und das ist nicht albern. Das ist schlicht doof.

        • Erwin Gabriel 22. September 2017, 07:11

          @ Gatekeeper 21. September 2017, 16:35

          Du hast die linke Idee im Kern nie verstanden. Du warst deshalb nie ein Linker.

          Au weia.

          Eines meiner großen Probleme mit „links“ ist, dass ich bei zehn Linken bereits elf Modelle zur Weltverbesserung genannt bekomme; anschließend wird es eher einen Streit geben darüber, wer Recht hat, als dass einer einfach damit anfängt, die Welt zu verbessern.

          Unter denen, die halbwegs damit angefangen haben, gibt es Leute wie Lenin, Mao Zedong, Fidel Castro, Pol Pot (einer ganz privaten Meinung nach gehört auch Adolf Hitler hier rein, aber ich will ja nicht übermäßig provozieren).

          Ja, die Freiheit, die ich meine …

          Das ist die rechte Gesinnung: Total Unfreiheit für die Sklaven und die sollen noch glückliche dooftreue Hündchen dabei sein.

          Siehe oben: Das ist nicht „rechts“, das ist Unterdrückung.

          Das ist auch die Essenz aktueller neoliberaler Politik die maßlos um sich greift.

          Das sehe ich zwar anders, aber nur mal angenommen, das würde so stimmen. Dann wäre das auch keine „rechte“ Gesinnung, sondern eben „neoliberal“.

          Es grüßt
          E.G.

          • Stefan Sasse 22. September 2017, 11:20

            Drei Linke, vier Meinungen, fünf Theoriedebatten.

            • Floor Acita 22. September 2017, 11:56

              Menschen sind nunmal Individuen mit individuellen Erfahrungen, genetischen Prädispositionen, Eltern, Freunden, etc. mit individuellen Leben. Je mehr Leute die gleiche Meinung haben, um so misstrauischer werde ich ehrlich gesagt inwieweit die Meinung tatsächlich selbst und selbstbewusst gebildet wurde oder einfach von anderen (auch aus sozialen Konformitätsgründen) übernommen wurde…

              • Stefan Sasse 22. September 2017, 13:34

                Es ist wie mit so vielen: weder Meinungsstreit noch Meinungskonsens sind per se gut oder schlecht. Manchmal gibt es einen guten Grund, warum ein Punkt „Mainstream“ ist. Manchmal ist es furchtbar, schädlich, unverständlich.

            • FrageZeichen 22. September 2017, 13:25

              100 Rechte. 99 gehobene rechte Arme von 99 Arschkriechern. 1 Führer.

              • Stefan Sasse 22. September 2017, 13:33

                Wohl wahr.

              • Erwin Gabriel 24. September 2017, 13:08

                Einspruch, Euer Ehren.

                Das gibt es nicht bei „rechts“, das gibt es bei „rechtsradikal“

                es grüßt
                E.G.

  • FrageZeichen 21. September 2017, 16:54

    Auch die Konsumkritik des linken Spektrums hast du nicht verstanden. Es geht nämlich nicht darum den „Konsum an sich“ zu kritisieren. Sondern: Es geht darum den verschwenderischen Konsum zu kritisieren.
    Linke Ideen treten für rationales Wirtschaften ein. Im aktuellen Wirtschaftssystem hat man die Kontrolle über das Wirtschaften verloren. Wie bei einem Drogensüchtigen benötigt man ständige Dosissteigerungen um den „Laden am laufen“ zu halten.
    Gibt es keine höhere Dosis, dann schiebt der Patient einen Affen. Sprich: Es treten heftige Entzugserscheinungen auf.
    Die typischen wirtschaftlichen Krisensymptome muß ich hier nicht mehr im Detail ausführen. Man konnte im europäischen Rahmen dazu sehr vieles in den letzten Jahren studieren.
    Die Essenz ist: Bereits eine stagnative Wirtschaftsentwicklung ist für die Marktwirtschaft tödlich. Man benötigt „Wachstum“ (aka Dosissteigerung) um überhaupt marktwirtschaftlich überleben zu können und um nicht dramatische gesellschaftliche Verwahrlosungen zu erleben.

    Das linke Spektrum (sofern noch existent) kritisiert also historisch nicht dem Konsum „an und für sich“. Sondern: Es kritisiert DIESE Art des Konsums: Den bewußtlosen, verblödenden, verschwenderischen Konsum, der lediglich auf Totalverblödung und Entpolitisierung (durch Ablenkung vom Politischen) des Publikums abzielt.
    Tittytainment soll nämlich primär eines bewirken: Die Leute mittels der Droge Konsum ruhigstellen und ablenken. Sie war und ist ein wesentliches Instrument in der psychologischen Kriegführung gegen die eigenem Bevölkerungen.
    Das ist alles auch nichts Neues: Bei den Römern nannte man dieses Herrschaftskonzept „Brot und Spiele“.

    • Jens 22. September 2017, 11:53

      Das linke Spektrum (sofern noch existent) kritisiert also historisch nicht dem Konsum „an und für sich“. Sondern: Es kritisiert DIESE Art des Konsums: Den bewußtlosen, verblödenden, verschwenderischen Konsum, der lediglich auf Totalverblödung und Entpolitisierung (durch Ablenkung vom Politischen) des Publikums abzielt.

      Die Art wie du diskutierts erinnert mich frappant an Diskussionen in meiner Jugend in der Studizeit. Kleine Frage, wer soll den deiner Meinung nach entscheiden oder deffinieren, was bewußtloser, verblödender und verschwenderischer Konsum ist?

      Hat nicht jeder Bürger die Freiheit seinem Willen und Geldbeutel gemäß darüber zu entscheiden oder willst du diese Frage den Bundestag oder einen Expertenrat entscheiden lassen?

      Tittytainment soll nämlich primär eines bewirken: Die Leute mittels der Droge Konsum ruhigstellen und ablenken. Sie war und ist ein wesentliches Instrument in der psychologischen Kriegführung gegen die eigenem Bevölkerungen. Das ist alles auch nichts Neues: Bei den Römern nannte man dieses Herrschaftskonzept „Brot und Spiele“.

      Wer führt Krieg? Wer ist der böse Unbekannte? Oder welche Geheimorganisation führt hier Krieg gegen die eigene Bevölkerung?

      Das ist mir zu weit hergeholt. Menschen sind IMHO in Systeme eingebunden. Diese Systeme reprodzieren sich i.d.Regel selbst und verändern sich von Generation zu Generation nur langsam. Echte Revolutionen sind selten und führen kurzfristig meist erst mal zu noch größerem Chaos als zu einer Verbesserung. Kurz, es gibt Gründe warum unser System so ist wie es ist, diese sind aber vielschichtigen Interessen und Machstrukturen geschuldet. Die eine böse Organsiation oder Gruppe von Menschen sehe ich nicht.

      Konsumkritik ist berechtigt und gibt es schon lange. Da sie aber sehr wenig fruchtet, sagt mir dies, dass die große Mehrheit der Menschen gerne konsumiert. Deine Argumentation setzt voraus, dass es ein objektives richtiges menschliches Verhalten gibt, das kollidiert zwangsläufig mit der Freiheit des einzelnen.

      • FrageZeichen 22. September 2017, 13:50

        Was ist bewußtloser, verblödender, verschwenderischer Konsum?

        Ganz einfach: Konsum der nicht notwendig ist. Beispiele: Alle zwei Jahre ein neues Handy. Das Kfz wird bei jeder Kleinigkeit entsorgt (Thema: Aschenbecher voll). Socken werden weggeworfen, weil ein Löchlein drin ist. Dinge werden nicht mehr repariert, weil ein Neuteil „billiger“ ist. Dinge werden obsolet gemacht über Modetrends usw. usf.
        Kurz: Konsum der sich nicht an einem ermittelten Bedarf orientiert und der stattdessen affektiv generiert und umgesetzt wird. Das setzt doofe Konsumenten voraus.
        Und tatsächlich ist es so: Es ist für die meisten Menschen viel einfacher dumm zu sein und affektiv zu entscheiden, als ihre Birne anzustrengen. Das führt dann zur aktuellen Mißwirtschaft des Westens inklusive der ganzen Probleme (Umweltzerstörung, Ressourcenverschwendung, Hamsterradlogik, mehr Sklaverei, mehr Abhängigkeitsverhältnisse etc.)
        In sozialistischen (=linken) Wirtschaftsideen hat man diesem affektiven Wirtschaften ein rationales Wirtschaften gegenüberstellen wollen.
        Sprich: Die Menschen sollen sich rational mit Produktion UND Konsumption auseinandersetzen. DESHALB hat man den Konsum des Westens kritisiert. Man konsumiert dort nicht rational, sondern affektiv.

        Wer führt Krieg? Wer ist der böse Unbekannte?
        Man nennt es Klassenkampf. Vereinfacht gesprochen: „Die Oberschicht“ (=die Herren) bekämpfen „die Mittelschicht/Unterschicht“ (=die Sklaven).
        Übrigens sind das auch uralte linke Basics. Solltest du auch mal irgendwann mitbekommen haben. Opfer der Bildungsmisere?

      • Logos 22. September 2017, 15:34

        @ Jens 22. September 2017, 11:53
        Wer führt Krieg?
        https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Milit%C3%A4roperationen_der_Vereinigten_Staaten#21._Jahrhundert

        Wer ist der böse Unbekannte?
        Wieso unbekannt? S.u. Und warum „der“?

        Oder welche Geheimorganisation führt hier Krieg gegen die eigene Bevölkerung?
        A) tiefer Staat (überall)
        B) COG (in den USA)
        C) geheime NATO-stay-behind-Armeen (Europa)

        Das ist mir zu weit hergeholt.
        Weil Sie einfach schlecht informiert sind.

        Menschen sind IMHO in Systeme eingebunden.
        Und?

        Diese Systeme reprodzieren sich i.d.Regel selbst und verändern sich von Generation zu Generation nur langsam.
        „I.d.R.“ lässt Ausnahmen zu. Woher glauben Sie zu wissen, dass hier keine Ausnahme vorliegt?

        Kurz, es gibt Gründe warum unser System so ist wie es ist, diese sind aber vielschichtigen Interessen und Machstrukturen geschuldet.
        Gründe gibt es zweifellos. Aber „gute Gründe“? Welchen sollen das denn sein, diese „guten Gründe“, welche Gesellschaften in die Verarmung treiben?

        Die eine böse Organsiation oder Gruppe von Menschen sehe ich nicht.
        Um sehen zu können muss man schon wachsame Augen haben. Mit Scheuklappen oder geschlossenen Augen liegt es in der Natur der Sache, dass Sie nichts sehen.

        Aber gern ein Zitat:

        „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“
        – Warren Buffet, erfolgreichster Investor aller Zeiten. 3.reichster Mann der Welt auf die Frage „Was ist der zentrale Konflikt unserer Zeit“?

        Konsumkritik ist berechtigt und gibt es schon lange. Da sie aber sehr wenig fruchtet, sagt mir dies, dass die große Mehrheit der Menschen gerne konsumiert.
        Gern = richtig?
        Vielleicht weil Sie durch Werbung etc manipuliert wird?
        Die Existenz einer Kritik bedeutet auch gleichzeitig , dass diese von der Gesellschaft internalisiert wurde?

        Deine Argumentation setzt voraus, dass es ein objektives richtiges menschliches Verhalten gibt, das kollidiert zwangsläufig mit der Freiheit des einzelnen.
        Nein, das setzt die Argumentation nicht voraus.
        Ihre Pseudoargumentation setzt voraus, dass es kein objektiv falsches menschliches Verhalten gibt – das aber kollidiert zwangsläufig mit Menschen- und Bürgerrechten.

      • Erwin Gabriel 24. September 2017, 13:12

        @ Jens 22. September 2017, 11:53

        Menschen sind IMHO in Systeme eingebunden. Diese Systeme reprodzieren sich i.d.Regel selbst und verändern sich von Generation zu Generation nur langsam.

        So etwas von Zustimmung! Mal eben Systemwechsel funktioniert nicht.
        Muss man auch erstmal verstanden haben.

        Es grüßt
        E.G.

  • CitizenK 21. September 2017, 17:06

    Hat nicht auch das unsägliche Mobbing beim Spiegelfechter eine Rolle gespielt? Die „Linken“ dort waren (sind? weiß ich nicht) ideologisch so verbohrt und persönlich verletzend, dass ich gut versehen kann, dass Du kein „Linker“ mehr sein wolltest.

    Müller und Berger sind ja dann auch zur Querfront abgedriftet. Folgerichtig? Schade eigentlich, denn interessante Informationen gab’s dort immer mal wieder.

    Noch eine Frage: Ist Keynes schon (oder noch) „links“?

    • FrageZeichen 21. September 2017, 17:17

      „Ist Keynes schon (oder noch) links?“
      Keynes ist eine Variante konservativer Politik. Er versucht durch nachfrageorientierte Politik das Wirtschaftssystem zu konservieren (d.h. zu erhalten).
      Als Konservativer ist er damit logischerweise ganz klar ein rechter Politiker.

      Im Gegensatz dazu: Die Neoliberalen versuchen durch angebotsorientierte Politik dieser Wirtschaftssystem zu konservieren (d.h. zu erhalten). Auch ganz klar rechts. Aber natürlich noch weiter rechts als Keynes, da die angebotsorientierte Politik die Reichen noch mächtiger macht und die Armen noch ohnmächtiger.

      Ist eigentlich alles ganz einfach, wenn man zwischen links und rechts unterscheiden kann. []

      Anmerkung: sexistischer Kommentar zensiert.

    • Stefan Pietsch 21. September 2017, 17:18

      Zu Beginn meines Studiums stürmten linke Kommilitonen den großen Hörsaal für die Anfangssemester und verteilten Flugblätter: „Warum Keynes unrecht hat.“ Das war vor der Klärung der Systemfrage. Erst in den Neunzigerjahren habe ich gemerkt, dass die Linken Keynes kaperten.

      Karl Schiller war Keynesianer. Trotzdem wurde er von großen Teilen seiner Partei („Lasst die Tassen im Schrank!“) offen angefeindet. Mit dem Mauerfall war für einige Zeit der Sozialismus als Systemname verbrannt, anscheinend hat man sich dann dem honorigen Briten zugewandt und für die eigenen Zwecke ummodelliert. Daraus wurden die Vulgärkeynesianer, die aber mit den eigentlichen Ideen des Ökonomen wenig gemein haben.

      • Stefan Sasse 21. September 2017, 17:29

        Sicher richtig. Aber ähnliches gilt ja auch für Friedmann und Hayek, die wurden von der Rechten ja auch völlig zugrunde-vulgarisiert.

    • Stefan Sasse 21. September 2017, 17:27

      Klar, die unsägliche Diskussionskultur dort war sicher auch abschreckend, keine Frage. Und ich finde es auch schade, aber die konnten einfach nie akzeptieren, dass sie im Endeffekt ziemlich erfolgreich waren. Davon abgesehen wurde es zum wirtschaftlichen Grundmodell, immer dagegen zu sein, das ist nie gut. Ich hab halt das Glück, dass ich vom Blog nicht wirtschaftlich abhängig bin; wenn morgen nur noch die Hälfte liest ist das schade, aber es schadet mir nicht beim Lebensunterhalt.

    • Logos 22. September 2017, 11:06

      Müller und Berger sind ja dann auch zur Querfront abgedriftet
      Meinen Sie das ernst? Was genau verstehen Sie unter „Querfront“?

      • Stefan Sasse 22. September 2017, 11:22

        Sehe ich ähnlich. Querfront meint eine Art geistiges Bündnis mit der radikalen Rechten gegen die Mitte.

        • Logos 22. September 2017, 15:38

          Gibt es außer dem stereotypen Ergießen dieses Kampfbegriffs handfeste und belastbare Belege, die eine solche Unterstellung untermauern?
          Ich wette: da kommt nichts, was einer kritischen Belastung Stand hält.

          Ergo:
          ein substanzloser Kampfbegriff. Eine spinnerte Verschwörungstheorie.

          • CitizenK 22. September 2017, 18:10

            @ Logos
            Wie würdest Du es bezeichnen wenn sich ein Blog links nennt und mit KenFM, Kopp-Verlag & Co. kungelt?

            • Rauschi 23. September 2017, 06:11

              Wie würdest Du es bezeichnen wenn sich ein Blog links nennt und mit KenFM, Kopp-Verlag & Co. kungelt?
              kungeln mit den Koop Verlag? Seit wann das denn? Ist KENFM neuerdings rechts, oder was will der Autor mir sagen? Das kann auch nur jemand schreiben, der die Inhalte und Formate nicht kennt.
              Wer zukunftsorientiert ist, der wird bei der Suche nach neuen Konzepten fündig (z.B. die Macher, Positionen), wer Friedenspolitik sucht, wird da fündig. Wenn das neuerdings rechts ist, dann ist aber alles im Eimer und keine Richtung stimmt mehr, weder rechts/links noch progressiv/konservativ.
              Schon allein die Idee, linke und rechte wollten ja im Grunde das gleiche, ist so irre, darauf muss man erst mal kommen.

              Gruss Rauschi

            • Logos 24. September 2017, 19:47

              Wie würdest Du es bezeichnen wenn sich ein Blog links nennt und mit KenFM, Kopp-Verlag & Co. kungelt?
              Zunächst einmal würde ich zurückfragen, was genau Sie mit „kungeln“ bezeichnen. Und selbst wenn es da irgendwelche Verbindungen gäbe, was konkret wäre daran zu Recht verurteilenswert? Wo genau soll darin ein „eines geistigen Bündnisses mit der radikalen Rechten gegen die Mitte“ bestehen?

              Um aber konkret auf Ihre Frage zu antworten: in GAR KEINEM FALL würde ich das als querfront bezeichnen. Gern für Sie nochmals: Querfront ist ein Kampfbegriff. Damit wird imo eine völlig durchknallte Verschwörungstheorie vertreten. Sind Sie ein Verschwörungstheoretiker? Bekomme ich auch eine klare Antwort – so wie Sie von mir?

              Und last but not least: Ich hatte um belastbare Belege ersucht, die die spinnerte Verschwörungstheorie eines geistigen Bündnisses mit der radikalen Rechten gegen die Mitte untermauern. Dazu taugt Ihre Gegenfrage, die auf gar keinen Fall als Beispiel einer herbeifabulierten querfront herhalten kann, nicht einmal im Ansatz.

              Mit anderen Worten: hier ist doch keiner in der Lage, den ersuchten belastbare Beleg zu liefern. Was meine Worte – spinnerte Verschwörungstheorie – bestätigt.

              BTW: Dass Sasse Stuss schreibt wundert mich nicht mehr – aber von Ihnen hätte ich mehr erwartet.

    • Blechmann 22. September 2017, 14:43

      Noch eine Frage: Ist Keynes schon (oder noch) „links“?

      Da hab ich lachen müssen, als Keynes als „Linker“ genannt wurde. 😀
      Aber alles ist relativ wie Einstein sagte; auch so ein Linker.

      • Logos 22. September 2017, 15:39

        Wer behauptet, Keynes wäre ein Linker gewesen,
        – hat entweder keine Ahnung / ist inkompetent
        – oder lügt.
        Keynes war erzkonservativ.

        • Erwin Gabriel 24. September 2017, 13:14

          Ich bin dagegen!

          • Logos 24. September 2017, 20:37

            Sie dürfen gern auch dagegen sein, dass die Erde keine flache Scheibe ist. Völlig irrelevant. Gänzlich ohne Belang. Substanzlos.

  • Ariane 21. September 2017, 18:24

    Danke für den Artikel. Ich lese dich schon recht lange, also seit Oeffinger schon. Und bin durch dich und ähnliche Seiten dann wiederum zu anderen Seiten gelangt, USA erklärt hab ich auch von vorne und hinten gelesen und ich glaube, das Buch über den amerikanische Bürgerkrieg hab ich auch von deiner Seite. Dafür danke schon mal (das Buch mittlerweile auch 3x verschenkt^^).

    Überhaupt erste eigene Wohnung mit eigenem Internetanschluss (damals ganz neu: Flatrate^^), das war für mich nach dem Abitur so eine Art zweite Bildungsexplosion. Was da alles drinstand und wieviele verschiedene Positionen es plötzlich gab, für mich persönlich durchaus wie eine kleine Erleuchtung 🙂
    Und bei mir war es so, dass ich eigentlich erst beim Studium so echte Strammlinke wie du früher warst, kennengelernt habe. Das waren nette Leute, aber da war mein Weltbild schon zu durchmischt, die waren ganz entsetzt, wenn ich plötzlich meinte, die USA wären schon ok oder noch schlimmer: ich kann verstehen, dass die Israelis in einer blöden Situation sind, auch wenn ich deren Methoden nicht gutheiße. Also sowas ging ja mal gar nicht. In den Club der „echten Linken (TM)“ bin ich damit gar nicht reingekommen^^.
    Und was mir heute fehlt, sind häufig diese positiven Zukunftsvisionen. Bei der Linken gibt es Strömungen, die Streitereien aus den 70ern weiter durchkauen, andere stehen Neuerungen skeptisch gegenüber und sehen eher die Gefahren usw. Und ich bin eher so idealistisch Zukunftsfanatisch und das wird für meinen Geschmack politisch zu wenig abgebildet – ist auch der Grund, warum ich mich eher als Progressive bezeichne denn als Linke.

  • Wolf-Dieter Busch 21. September 2017, 20:38

    Lieber Stefan Sasse, heute bin ich über diesen Vortrag von Gilad Atzmon gestolpert:

    https://www.youtube.com/watch?v=89SBvOaqp8w&feature=push-u&attr_tag=wGsYeQhFv2YePku_-6

    Er thematisiert den psychologischen Mechanismus von Denkverboten, die auch die gegenwärte „Linke“ betrifft. Der Vortrag wird deine Abkehr von „Linkssein“ nicht infrage stellen, aber er könnte deine Begründung modifizieren.

    Vierzig Minuten. Wenn dein Nachwuchs nölt, weil du Video guckst, nimm ihn – je nach Alter – auf den Arm oder auf den Schoß. Kinder brauchen ihren Paps genau so dringend wie die Mamsi, sage ich dir aus Erfahrung.

    • Wolf-Dieter Busch 21. September 2017, 21:12

      Und gleich noch der nächste Tipp

      https://www.youtube.com/watch?v=od0OkXN3hjE

      (Kann sich noch jemand an Eva Hermann erinnern? Die nach einem Trigger-Satz gefeuert wurde?)

      • Stefan Sasse 22. September 2017, 11:24

        Klar, ich hab damals massiv für sie geschrieben. Auch so ein Fehler von früher. Hermanns Äußerungen waren bei weitem nicht so krass, wie damals getan wurde – aber der Weg den sie seither genommen hat zeigt, dass sie sehr wohl dies Geistes Kind war.

        • Wolf-Dieter Busch 24. September 2017, 12:46

          Ihren weiteren Weg habe ich nicht im Geringsten verfolgt, allerdings hat das verlinkte Video mein Wohlgefallen gefunden. Es ist so richtig, richtig böse.

          Ich habe in meinem Leben erst zwei Talkshows betrachtet, ohne fix weiter zu zappen: die Folgen I und II mit Plasberg und Unisex-Toilette. Keine Unterbrechung ohne Pausentaste. (Es gab einen konkreten Grund.) Ich halte Talkshows für Volksverarsche.

        • Wolf-Dieter Busch 24. September 2017, 13:30

          „Wes Geistes Kind“ sie ist? – Lieber Stefan Sasse, natürlich habe ich nach Fund ihres Videos ihre Seite durchgeklickt, und ich habe mir dieses Bild von ihr gemacht: sie interessiert sich für Familienpolitik (war nie meins, ist aber ein ehrenhaftes Thema). War von Anfang an ihrAnliegen.

          Sie argumentierte damals im Prinzip so, dass eine Frau mit Kindern eigentlich nicht regelrecht unglücklich sein muss, aber eine aus ideologischen Gründen ohne Kinder schon; der kämpferische Feminismus verleide ihr den natürlichen Kinderwunsch. – Ich bin keine Frau, ich bin kinderlieb, ich halte mich raus, aber plausibel finde ich es schon.

          Sie hat Zuwandererzahlen thematisiert, aber so weit ich es beobachtet habe, immer im Licht von „Ersatz von deutscher Urbevölkerung durch Zuwanderer“. Sie findet dieses „Aussterben“ der Deutschen Scheiße, so wie ich es sehe. Nochmal: nicht mein Standpunkt, aber im Licht von gescheitertert Familienpolitik halte ich es für einen ehrenhaften Standpunkt.

          Das alles zwischen den Zeilen. Da gehen bei dir (wie bei mir ja auch) natürlich die Alarmglocken los. – Brauchst mir ja nicht zuzustimmen.

        • Wolf-Dieter Busch 27. September 2017, 17:40

          „Klar, ich hab damals massiv für sie geschrieben. Auch so ein Fehler von früher.“ – Nein, kein Fehler. Du hast nämlich nicht die Person verteidigt, sondern die Sache. (Ich habe deine Text von damals nicht eruiert, sondern nehme es an.)

          Ihre später von dir als falsch wahrgenommen Ansichten qualifizieren dein Dagegen-Schreiben nicht als Fehler, denn es ging um die Sache statt um die Person. Siehe vorigen Absatz.

          Schlussendlich, deine Verhaltensweise findet meine Zustimmung. Und ich bin sparsam mit Komplimenten.

    • Rauschi 22. September 2017, 15:15

      @Wolf-Dieter Busch
      Ich habe ein paar Fragen:
      Was ist ein „Tiefkühlmarxist“?
      Wird der bei Bedarf eingefroren und wieder aufgetaut?
      Der Link geht zu KENFM, sind Sie da regelmässig?

      Gruss Rauschi

      • Wolf-Dieter Busch 24. September 2017, 13:54

        Lieber Rauschi,

        statt meine Besuchsfrequenz bei KenFM zu offenbaren erzähle ich dir meinen Weg der Informationsgewinnung: wann immer jemand aus dem Mainstream rausfliegt und zum Underdog erklärt wird, werde ich wach. Könnte Taug haben. Denn der Mainstream hat keinen.

        Natürlich die Annahme Quatsch, der Feind deines Feindes müsste dein Freund sein. Könnte dagegen schon.

        Beispielsweise habe ich Indymedia aufmerksam betrachtet. Ist weitgehend Kappes, aber habe ich erst nach eigener Anschauung so eingeordnet.

        KenFM ist so ein Underdog, oder Daniele Ganser. Da hab ich zwei aufgezählt, von denen ich was halte – nachdem ich sie aufmerksam beobachtet habe.

        Jetzt zu deine Eingangsfrage: was ist ein Tiefkühlmarxist? Antwort: verrate ich dir nicht; Grund: Heimtücke.

        Gruß Wolf-Dieter Busch

        • Rauschi 24. September 2017, 19:21

          Zunächst mal : ich bin die liebe Rauschi 😉

          Da sind wir ja auf einer Linie, ich bin demnächst bei Prof. Mausfeld, auch so ein Underdog.

          Das mit der Heimtücke glaube ich nicht, aber geschenkt 😛

          Gruss Rauschi

          • Wolf-Dieter Busch 25. September 2017, 19:32

            Liebe Rauschi, noch eine interessante Informationsquelle sind die Artikel bei Telepolis. Einschließlich der dämlichen solchen! Das eigentlich Lesenswerte sind die Kommentare. Mehr als einmal sind diese kompetenter als der Artikel selbst. Gruß Wolf-Dieter

            PS Mausfeld ist kompetent.

            PPS Ich fand es süß, wie du mich korrigiert hast: die liebe Rauschi. Abgesehen davon dass ich die Mädels sowieso toll finde.

  • Jens 22. September 2017, 11:24

    Moin,

    nochmal zur Frage ob man, oder was links ist.

    Habe einen „Politischen Kompass“ gefunden.

    https://www.politicalcompass.org/test

    Bin auf der Seite von Bill Mitchel drüber gestolpert

    http://bilbo.economicoutlook.net/blog/?page_id=2

    Da ist ein Bild wie der „Kompass“ nachher aussieht.

    Ich oute mich mal:
    Economic Left/Right: -8.5
    Social Libertarian/Authoritarian: -7.38

    Scheinbar bin ich doch kinks. 😉

    Die Fragen sind ziemlich amerikanisch angehaucht. Da sind wir wahrscheinlich alle links 🙂

    Gruß in die Runde

    Jens

    • Stefan Sasse 22. September 2017, 13:35

      Ja, ich liege da immer so bei -3, -3 rum.

      • Stefan Sasse 23. September 2017, 16:54

        Oder auch nicht:
        Economic Left/Right: -4.38
        Social Libertarian/Authoritarian: -6.41

    • Ariane 22. September 2017, 13:47

      Oh schöne Seite 🙂
      Mein Outing:
      Economic Left/Right: -6.25
      Social Libertarian/Authoritarian: -7.54

    • schejtan 22. September 2017, 14:36

      auch interessant: wie die deutschen Parteien eingeordnet werden:

      https://www.politicalcompass.org/germany2017

      • Blechmann 22. September 2017, 15:34

        Die Einordnung der Parteien ist in der Tat total krass. Die FDP! Von wegen „Die Liberalen“. Das ist schon ein wenig peinlich, oder?

      • bevanite 22. September 2017, 16:21

        Ich frage mich, warum es allgemein kaum nennenswerte Parteien in Europa oder den USA gibt, die tiefer im antiautoritaeren Spektrum angesiedelt sind. Das betrifft ja sowohl die „linken“ als auch die „rechten“ Gesellschaftsliberalen. Vielleicht hängt es mit einer prinzipiellen Skepsis gegenüber Planungswut und größeren Organisationen generell zusammen? In jeder Partei muss man ja gewissermaßen die Maschinerie durchlaufen, um nach oben zu kommen.

        • Ariane 23. September 2017, 23:43

          Ich vermute, dass beide Seiten auf verschiedenen Ebenen zumindest in diesem Test als antiautoritär gelten. Die Linken wollen in Wirtschaftsfragen mehr Kontrolle haben, sind dafür aber gesellschaftlich toleranter. Während die Rechten den Staat in wirtschaftlichen Dingen lieber kleinhalten wollen und sich dafür gesellschaftlich schwerer tun, zb Ehe für alle, Abtreibung etc.

    • Blechmann 22. September 2017, 15:42

      Economic Left/Right: -5.88
      Social Libertarian/Authoritarian: -5.28

      Ich glaube auch, da sind die meisten Deutschen links bei dem Teil, durch die „Müssen Eltern Kinder schlagen“ und „Ist ihre Rasse anderen überlegen“ Fragen.

    • Ariane 23. September 2017, 17:05

      Also Jens ist bisher die linkeste Socke und ich größte Verfechterin von Anarchie^^
      Eigentlich schade, dass es keine Aufdröselung über das Zustandekommen der Punkte gibt. Ich verstehe eigentlich nicht so wirklich, wie ich denn gleichzeitig soweit links und sogar noch einen Tick weiter Richtung libertär/anarchisch stehen kann. Meine Vermutung ist ja, dass ich wirtschaftlich soweit nach links rutsche, während mir gesellschaftlich quasi alles wumpe ist. Da ist so ein Quadrat vielleicht auch etwas irreführend.

      • Jens 24. September 2017, 10:34

        Die linke Socke versteht nicht so ganz warum sie sooo links ist.

        Das Grundeinkommen lehne ich ab. Ich verstehe zwar die Gedanken dahinter und will sie nicht in Grund und Boden verdammen, glaube aber, dass dieses System falsche Anreize setzt.

        Die Zuwanderungspoltik der Linken ist IMHO mit naiv noch wohlmeinend beschrieben.

        Den Spitzensteuersatz, den die Linken fordern, halte ich für übertrieben hoch.

        Ich „liebe den Markt“ und bin der Ansicht, dass sich „Leistung lohnen soll“ und Risiko und Profit in einem sinnvollen Verhältnis stehen sollen. Eigentlich alles keine linken Kernthesen.

        „Ich liebe den Markt“, da wo er seine Vorzüge auch entfalten kann. Das heißt wo es genug Player im Markt gibt und ausreichend Konkurrenz möglich ist. Das ist nach meiner Überzeugung bei 99% der ÖPP-Projekte nicht gegeben. Salopp gesagt; solange ich nicht vier Wasserhähne in meinem Haus habe und so von vier Anbietern aussuchen kann und vier Autobahnen parallel gebaut werden können, hat der Markt bei der ganzen übergeordneten Infrastruktur und Daseinsvorsorge nichts verloren. Das führt am Ende immer dazu, dass der Steuerzahler die Risiken trägt und Private den Profit einstreichen. Risiko und Profit müssen bei mir aber immer in einem sinnvollen Verhältnis stehen.

        Das ist auch der Hauptgrund, warum ich vehement gegen die sogenannten Freihandelsverträge mit Schiedsgerichten bin. Im Kern geht es dort nicht um den Abbau von Handelshemmnissen, was ich begrüße, sondern darum Privatisierungen zu ermöglichen, die auch nicht mehr ohne horrende Schadensersatzforderungen (für entgangene Gewinne) von Schiedsgerichten rückgängig gemacht werden können.

        Ein Beispiel für Marktversagen bei übergeordneter Infrastruktur ist der Breitbandausbau beim Internet. Für denjenigen, der das Netz ausbauen soll, lohnt sich der schnelle Ausbau nicht genug. Für die gesamte Volkswirtschaft, wäre es aber extrem sinnvoll hier mal Gas zu geben. Die „Liebe zum Markt“ hilft hier leider nicht.

        Ich bin begeister Europäer und schätze den einheitlichen Markt, der gerade kleinen Firmen (wie meiner) Vorteile bietet. Z.B. eine ATEX-Zertifizierung in einem Land der EU und man kann in alle Länder der EU Geräte in sogenannte „explosions gefährdete Bereiche“ verkaufen. Kleine Firmen könnten eine Zertifizierung in jedem Land einzeln gar nicht bezahlen. Ich bin aber total gegen den Euro. Er ist eine komplette Missgeburt, der dazu führt, das sobald ein Land sein Löhne reduziert alle anderen Länder der EWU nachziehen müssen, da es keinerlei Ausgleichszahlungen gibt. Dies spaltet die Länder über kurz oder lang politisch. Wenn unsere Idiotenpresse von Eurobonds faselt, kriege ich die Pimpernellen. In der BRD hatten wir ein gemeinsames Steuersystem, gemeinsame Sozialkassen, Länderfinanzausgleich und Tarifeinheit. Das der Bund da Schulden für die ganze BRD machen konnte, was Eurobonds entspricht, hatte da den geringste Nutzen um die BRD mit wirtschaftlich so unterschiedlichen Bundesländern wie Bremen und Bayern zusammen zuhalten.

        So gesehen könnte ich AFD wählen, die gegen den Euro ist, aber aus fundamental anderen Gründen als ich.

        Den alten FDP Wahlspruch „Leistung muss sich lohnen“ kann ich voll unterschreiben. Ich sehe aber nicht, dass sich die Leistung, die die unteren 30% bis 40% der Einkommensempfänger erbringen, sich für sie lohnt. Bei den oberen 5% der Gehaltsempfängern hingegen hat sich Gehalt und die persönliche Verantwortung für sein eigens Tun diametral auseinander entwickelt. Wenn es gut läuft rechtfertigt dies gigantische „leistungsabhängige Prämien“ wenn so richtig Mist gebaut wird, ist niemand dafür verantwortlich oder wird mit noch mehr Prämien, die man dann Abfindung nennt belohnt. Ich habe mich früher gegen jede Gehaltsdeckelung ausgesprochen, die Moral und die Gehälter einiger weniger sind aber so entartet, dass ich nun denke hier muss etwas reguliert werden. Diese exorbitanten Gehälter schädigen IMHO auch die Volkswirtschaft, da sie zu großen Teilen in Assets fliessen und nicht Nachfrage in der Realwirtschaft erzeugen.

        Ich betone, Kaufleute und Unternehmensgründer, die dass volle Risiko tragen möchte ich hiervon aber ausnehmen, den Leistung soll sich lohnen und Risiko und Profit sollen in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Dies gilt für mich zum Beispiel für den sehr erfolgreichen und reichen Inhaber der LIDL Kette, der nach meinem Kenntnisstand auch noch privat voll haftet, um ein Beispiel zu nennen.

        Ich bin gegen eine rein kapital gedeckte Rente. Sie ändert am Problem der älter werdenden Gesellschaft gar nichts.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Mackenroth-These

        Der einzige Vorteil der kapitalgedeckten Rente ist, dass man auch einen Teil im Ausland anlegen kann. Dies hat aber auch höhere Risiken. Wer damit auf den Bauch fällt, wird am Ende wieder vom Sozialstaat aufgefangen. Deswegen plädiere ich für ein System wie in der Schweiz. Risiko/Armut wird Umlage finanziert der Rest Kapital gedeckt. In das umlagefinanzierte System zahlen dann aber bitteschön auch ALLE (inkl. Ärzte/Anwälte/Beamte/Selbstständige) ein.

        Bei der ganzen Diskussion um die Rente wird IMHO übersehen, dass bei den Pensionen die wirklichen Probleme auf uns zu rollen.

        Ich bin gegen eine plumpe Umverteilung von oben nach unten. Es müssen aber alle, die eine Leistung in der Volkswirtschaft erbringen, von einem real wachsenden BIP und wachsender Produktivität profitieren. Dies ist aber über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren nicht oder nur sehr unzureichend passiert.

        In folgendem Artikel der nytimes sehr anschaulich dargestellt. Für Deutschland gilt dies sehr ähnlich.

        https://www.nytimes.com/interactive/2017/08/07/opinion/leonhardt-income-inequality.html

        CDU/CSU/SPD/GRÜNE machen bei den Freihandelsverträgen und ÖPP mit. Hartz4 hat die Gehaltsempfänger und Gewerkschaften noch mehr geschwächt, so dass Lohnsteigerungen, als die bessere Alternative zu Umverteilung, noch schwieriger geworden sind. Die genannten Parteien halten aber alle an Hartz4 fest.

        Ich wähle deswegen erstmalig die LINKE. Ich wähle seit Jahren das kleinste Übel, dass diesmal aber ganz schön groß ist.

        Gruß an Alle

        Jens

        • Logos 26. September 2017, 16:07

          glaube aber, dass dieses System falsche Anreize setzt.
          Ich hatte die folgende Frage schon einmal gestellt (nicht Ihnen), aber damals keine Antwort erhalten. Darum hier erneut:

          Ist das Herr der Millionen Arbeitslosen dem Umstand geschuldet, dass die nicht genug motiviert sind
          ODER aber
          liegt es schlicht und ergreifend daran, dass nicht genug [angemessen entlohnte] Arbeitsplätze zur Verfügung stehen?

          Wenn ich hier nun wieder keine Antwort erhalte, dann kann es mit dem Geschafel (nicht gegen Sie) von den „Anreizen“ ja nicht so weit her sein.

          Ist Ihnen eigentlich klar, was auf die Gesellschaft mit Industrie 4.0 bzw Digitalisierung zukommt? Wie glauben Sie, diesem Problem begegnen zu können? Was wären „die richtigen Anreize“?
          Lassen sich dur Anreise fehlende Arbeitsplätze herberzaubern?

          • Jens 26. September 2017, 16:41

            Ist das Herr der Millionen Arbeitslosen dem Umstand geschuldet, dass die nicht genug motiviert sind
            ODER aber
            liegt es schlicht und ergreifend daran, dass nicht genug [angemessen entlohnte] Arbeitsplätze zur Verfügung stehen?

            Meiner Meinung nach eindeutig der letzt genannte Punkt. Die allermeisten Menschen wollen arbeiten.

            Meine Probleme mit dem Grundeinkommen sind, dass ich befürchte die Schwarzarbeit oder das legale sich unentgeltlich Helfen würde stark zu nehmen. So oder so fehlen dann Steuereinahmen um das Grundeinkommen zu fianzieren. Das meinte ich mit falschen Anreizen.

            Ist Ihnen eigentlich klar, was auf die Gesellschaft mit Industrie 4.0 bzw Digitalisierung zukommt? Wie glauben Sie, diesem Problem begegnen zu können? Was wären „die richtigen Anreize“?

            Ich glaube das Problem wird überschätzt. Ansonsten halte ich Arbeitszeitverkürzungen für das kleinere Übel als das Grundeinkommen.

            Was man wirklich braucht sind Inovationen.

    • Floor Acita 23. September 2017, 23:05

      Super interessant hier die Vergleichswerte zu sehen…
      Economic Left/Right: -3.38
      Social Libertarian/Authoritarian: -6.46

  • techniknörgler 25. September 2017, 01:13

    Bist du dir wirklich sicher, dass du dich geändert hast? Oder hast due nur die fixierung auf ökonomische Unterdrückungsnarative durch gesellschaftliche Unterdrückungsnarative ausgetauscht?

    Anstatt die Einseitigkeit der Medien in ökonomischen Fragen anzuprangen, prangerst du jetzt die Verführung des Massen in gesellschaftlichen Fragen an, welche die Medien durch das „eine Plattform geben“ ermöglichen. Das Grunddenkmuster bleibt: Medien manipulieren bewusst oder unbewusst, absichtlich oder unabsichtlich für die rechte Sache und auf Kosten der Unterdrückten).

    Warst du dir damals absolut sicher, die Wahrheit in ökonomischen Fragen zu haben (und die Unterdrückungsverhältnisse zu durchschauen), weißt du jetzt durch bestimmt ganz hochwissenschaftliche Studien, wer das unterdrückte Geschlecht ist, usw.

    Und du weißt ganz genau, das es hochwissenschaftlich belegt ist, das man Rechtsextreme durch einen Linksruck und eine Stigmatisierung von allem Rechten bekämpft und sich deren Positionen auf gar keinen Fall annähern darf, um Wähler zurück zu gewinnen. Und Islamismus in dem man auf weniger radikale, konservative Islamverbände eingeht und sich deren Positionen annähert. Also die genau gegenteilige Strategie. Aber die einen Kämpfen für Unterdrücker, die anderen gegen Unterdrücker. Das weiß man ganz genau.

    Du kannst ganz objektiv belegen, das Frauen diskriminiert werden. Wenn Frauen in einer Branche unterrepräsentiert sind (im Vergleich zur Gesamtbevölkerung), ist dies ein untrügliches Zeichen mangelnder Chancengleichheit. Falls Frauen überrepräsentiert sind, so ist es ein untrügliches Zeichen, dass diese mehr Verantwortung übernehmen müssen und mehr für die Gesellschaft tun als Männer, ohne das dies anerkannt wird (außer durch ein früheres Renteneintrittsalter bei höherer Lebenserwartung). Gut, vielleicht liegt es daran, dass in den Berufen mit Unterrepräsentation höhere Gehälter zu erzielen sind, das es Gefahrenzulagen für das höhere Berufsrisiko gibt oder alternativ 60 bis 80 Stunden Wochen, während in den Berufen mit Überrepräsentation im Schnitt geringere Gehälter erzielt werden, da es weniger letale Betriebsunfälle gibt (siehe auch die vorher erwähnte höhere Lebenserwartung).

    Man sieht, man kann es drehen und wenden wie man will. Alles nur eine Frage der Interpretation. Aber angeblich alles ganz objektiv.

    Sicher, dass du dich wirklich geändert hast?
    Oder hast du die linke Mentalität nur von ökonomischen Fragen auf die gesellschaftliche/identitäre Ebene verschoben, auf der noch viel mehr Schaden für den Zusammenhalt der Gesellschaft angerichtet werden kann, als durch linke Wirtschaftspolitik.

  • techniknörgler 25. September 2017, 11:56

    Bist du dir wirklich sicher, dass du dich geändert hast? Oder hast du nur die Fixierung auf ökonomische Unterdrückungsnarative durch gesellschaftliche Unterdrückungsnarative ausgetauscht?

    Anstatt die Einseitigkeit der Medien in ökonomischen Fragen anzuprangern, prangerst du jetzt die Verführung des Massen in gesellschaftlichen Fragen an, welche die Medien durch das „eine Plattform geben“ ermöglichen. Das Grunddenkmuster bleibt: Medien manipulieren bewusst oder unbewusst, absichtlich oder unabsichtlich für die rechte Sache und auf Kosten der Unterdrückten).

    Warst du dir damals absolut sicher, die Wahrheit in ökonomischen Fragen zu haben (und die ökonomischen Unterdrückungsverhältnisse zu durchschauen), weißt du jetzt durch bestimmt ganz hochwissenschaftliche Studien, wer das unterdrückte Geschlecht ist, usw.

    Und du weißt ganz genau, das es hochwissenschaftlich belegt ist, das man Rechtsextreme durch einen Linksruck und eine Stigmatisierung von allem Rechten bekämpft und sich deren Positionen auf gar keinen Fall annähern darf, um Wähler zurück zu gewinnen. Und Islamismus in dem man auf weniger radikale, konservative Islamverbände eingeht und sich deren Positionen annähert. Also die genau gegenteilige Strategie. (Aber die einen Kämpfen für Unterdrücker, die anderen für Unterdrückte.)

    Du kannst ganz objektiv belegen, das Frauen diskriminiert werden. Wenn Frauen in einer Branche unterrepräsentiert sind (im Vergleich zur Gesamtbevölkerung), ist dies ein untrügliches Zeichen mangelnder Chancengleichheit. Falls Frauen überrepräsentiert sind, so ist es ein untrügliches Zeichen, dass diese mehr Verantwortung übernehmen müssen und mehr für die Gesellschaft tun als Männer, ohne das dies anerkannt wird (außer durch ein früheres Renteneintrittsalter bei höherer Lebenserwartung). Gut, vielleicht liegt es daran, dass in den Berufen mit Unterrepräsentation höhere Gehälter zu erzielen sind, das es Gefahrenzulagen für das höhere Berufsrisiko gibt oder alternativ 60 bis 80 Stunden Wochen gearbeitet werden muss, während in den Berufen mit Überrepräsentation im Schnitt geringere Gehälter erzielt werden, da es weniger letale Betriebsunfälle gibt (siehe auch die vorher erwähnte höhere Lebenserwartung).

    Man sieht, man kann es drehen und wenden wie man will. Alles nur eine Frage der Interpretation. Aber angeblich alles ganz objektiv.

    Sicher, dass du dich wirklich geändert hast?

    Oder hast du die linke Mentalität nur von ökonomischen Fragen auf die gesellschaftliche/identitäre Ebene verschoben, auf der noch viel mehr Schaden für den Zusammenhalt der Gesellschaft angerichtet werden kann, als durch linke Wirtschaftspolitik.

    • Logos 26. September 2017, 14:13

      Medien manipulieren bewusst oder unbewusst, absichtlich oder unabsichtlich für die rechte Sache und auf Kosten der Unterdrückten).
      Tun die Mainstreammedien das Ihrer Ansicht nach nicht?

  • Logos 29. September 2017, 13:37

    CitizenK 26. September 2017, 14:25
    Eine Erwiderung auf http://www.deliberationdaily.de/2017/09/warum-ich-kein-linker-mehr-sein-will/#comment-58595
    Weil ja jeder alles mögliche behaupten kann und Diffamierung mittels Kampfbegriffen bei einigen ganz oben auf ist hatte ich mir mal die Mühe gemacht, bei rund einem Dutzend Vorwürfen gegenüber Jebsen bzgl „antisemitisch/rechtsradikal“ nach Belegen zu fragen. Was meinen Sie, wie viele ich erhalten habe, die diesen Namen auch verdienen und nicht Hörensagen oder Nachgeplapper sind?
    EXAKT NULL!
    Die Lehre, die ich daraus gezogen habe ist: ich nehme keinerlei Diffamierung, Hetze oder Vorwürfe gegen Jebsen wegen angeblichen rechtsradikaler Aussagen ernst, die nicht durch belastbare Belege untermauert sind. Was im Endergebnis bedeutet, dass ich KEINE Behauptung in dieser Richtung ernst nehme. Weil ich NOCH NIE einen Beleg gelesen habe, der diesen Namen auch verdient. Ihre verlinkte Schmähschrift macht da keine Ausnahme.

    Neben haltlosen Diffamierungen baut der Hetzartikel auf dem kruden, kaputten und verachtenswerten Kontaktschuld-Pseudoargument auf. Wie ein denkender Mensch allen Ernstes so einen Nonsens vertreten kann, ist mir schleierhaft.

    Dann „folgert“ der Hetzautor aus
    „Nationalzionisten haben Israel okkupiert wie Nazis 33 Deutschland okkupiert haben“
    Folgendes
    „Im Klartext: Juden sind Nazis, mehr oder weniger, und die deutschen Nazis kamen als Außerirdische.“
    Das ist intellektuell und moralisch derart abgründig, dass es mir die Sprache verschlägt. Hat man es nur noch mit Idioten zu tun?

    „Wir haben nichts gegen Juden, aber die Zionisten sind das Übel dieser Welt, analog zu den Nazis, für die die Deutschen nichts können.“
    Das ist doch aus den Fingern gesogen und gibt Jebsens Zitat eben NICHT her. Es ist die gleiche verachtenswerte Pseudoargumentation, die auch hier von gewissen Kommentatoren angewandt wird: Nämlich anderen die eigenen Worte und haltlosen Unterstellungen zum Vorwurf zu machen.

    „Mein Hinweis auf die bekannte Bemerkung des Jebsen-Kollegen Lars Mährholz, wonach die amerikanische Notenbank „für die Kriege der letzten 100 Jahre verantwortlich“ sei, “
    Also Jebsen wird eine Äußerung von Mährholz zum Vorwurf gemacht? Gehts noch?

    „Diese Tatsache sollte jedoch nicht zur Negierung deutscher Schuld zwischen 33 und 45 dienen.“
    Das könnte man evtl Mährholz zum Vorwurf machen – aber wieso sollte man das Ernst nehmen, wenn damit versucht wird, Jebsen rechtsradikales Gedankengut nachzuweisen? Bitte erklären Sie mir das mal, CitizenK.

    „In einer zweiten Mail zitierte ich noch deutlichere antisemitische Ausfälle von Leuten, die bei den Montagsdemos maßgeblich mitwirkten, beispielsweise Ralf Schurig“
    Und was hat Jebsen damit zu tun? Ist der für diese Äußerungen verantwortlich? Hat der die vorher abgesegnet? NEIN?! Was soll dann dieser Schwachsinn?

    Der Ganze vor Diffamierung und Demagogie stinkende Rest des Hetzartikels basiert auf genau diesen drei Pseudoargumenten:
    – Ad hominem
    – Kontaktschuld
    – Jebsen Verantwortung für die Äußerungen Dritter andichten

    „Müller kennt also die rechtsradikalen Bezüge und behauptet dann, Jebsen werde von anderen „in die Schmuddelecke“ gestellt.“
    Die angeblichen „Bezüge“ sind die nach obigem Schema angedichteten Vorwürfe. Der Schmähkritiker verfährt exakt nach dieser Maxime: in die Schmuddelecke stellen.

    Weil Müller diesen Wahnsinn durchschaut und zu Recht ablehnt, wird diesem dann „Albrecht Müller verharmlost rechtsradikale Propaganda“ angedichtet.
    Eine haltlose Unterstellung baut auf einer anderen ebenso haltlosen Unterstellung auf, bis sich für Naive und Denkfaule am Ende einer ganze Kette solcher intellektuellen Zumutungen der Anschein einer fundierten Begründung ergibt.

    „Ich habe Müller auch darauf hingewiesen, dass Jebsen weiterhin mit ziemlich problematischen Leuten gemeinsam auf Montagsdemobühnen redet.“
    Wer dieses selten verblödete Kontaktschuld-Pseudoargument bemüht, den kann ein hinreichend kritischer Mensch doch nicht ernst nehmen.

    Fazit
    Nicht einmal wird einer Äußerung von Jebsen inhaltlich zu Recht rechtsradikales Gedankengut nachgewiesen. Statt dessen wird verachtenswerte Hetzdemagogie in Form stereotyper Kontaktschuld-Pseudoargumente und adhominem betrieben. Womit sich einmal mehr meine Erfahrung bestätigt: von den ganzen Vorwürfen bleibt am Ende nichts übrig, was irgendeine Relevanz besäße.

    Um es sehr, sehr vorsichtig zu formulieren: es spricht nicht für Sie, dass Sie auf solche substanzlose Hetze verweisen.
    Auch Ihnen ist somit kein Nachweis einer angeblichen „querfront“ gelungen. Die herbeifabulierte querfront ist und bleibt eine spinnerte Verschwörungstheorie. Das Konstrukt dieser halluzinierten querfront ist dermaßen irre, dass man sich fragt, ob bei den Vertretern dererlei Unsinns noch alles klar im Oberstübchen ist.

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