Coca-Cola verzichtet auf Mutterschutz und RTL-II will Putin casten – Vermischtes 06.05.2015

In altbewährter Tradition einige Kommentare über verschiedene Sachen, die alle nicht für einen ganzen Artikel reichen. Neues Konzept für Paid Paternal Leave in den USA

Paid parental leave is a great benefit for new parents like me, and it makes a lot of sense for employers of higher-end workers (like Vox Media!) to offer it. But plenty of Americans aren’t so fortunate in their current employment arrangements, and recently lots of Democrats have talked about getting the government involved in making sure more people can take leave. I’ve argued in the past that trying to accomplish this purely through a regulation can be a trap that ultimately leaves part-time workers, small-business employees, independent contractors, and other classes of vulnerable workers out in the cold. Rep. Rosa DeLauro and Senator Kirsten Gillibrand already have a bill to do it the right way, with tax dollars and public spending — it’s like Social Security, but for family leave. They call it the Family and Medical Insurance Leave Act, which they assert they can turn into an acronym and call the FAMILY Act even though there’s clearly no Y in the title (maybe add a „Yeah!“ to the end). It’s a correctly designed, properly transparent version of a universal leave program. Parental leave is associated with significant benefits in terms of early childhood education and public health, meaning this is an investment comparable to public education that rightly makes a claim on public money.

Einige Democrats haben ein neues Konzept vorgestellt, um das letzte Industrieland der Welt ohne Hilfen für Eltern aufholen zu lassen: Der Staat bezahlt 66% des letzten Gehalts bis zu einem gewissen Maximum für einen Zeitraum von einigen Wochen. Bislang hängt es von der Generosität des Arbeitsgebers ab, ob Schwangere und junge Eltern etwas Auszeit bekommen. Der Clou: man kann die Zeit sogar vor der Geburt nehmen, falls der Job es nicht erlaubt, bis direkt vor der Entbindung zu arbeiten. Entschuldigt, wenn ich nicht vor lauter Begeisterung aus den Socken falle, aber die Tatsache, dass selbst das als unerhört radikale Ausweitung der Social Security gilt, die praktisch keine Umsetzungschance hat, ist beschämend. In manchen Kategorien sind und bleiben die USA das reinste Entwicklungsland.

Coca-Cola zieht sich aus dem Mehrwegsystem zurück

Die deutsche Tochter will die Plastik-Mehrwegflaschen, die 0,5 Liter und 1,5 Liter fassen, hierzulande im Laufe des Jahres abschaffen. Das gilt für Coca-Cola und eine Reihe weiterer Erfrischungsgetränke wie Sprite und Fanta. Das Unternehmen will damit die Effizienz in der Abfüllung und in der Logistik steigern. Die Flaschen aus dem Kunststoff PET können bis zu 40 Mal wieder befüllt werden. Das spart Energie und andere Ressourcen und schont die Umwelt. Allerdings ist dies mit hohem Auswand verbunden. Das Unternehmen muss die Flaschen sammeln, transportieren und reinigen – bei Einweg ist das nicht nötig. Kostensenkungen sind derzeit im gesamten Coca-Cola-Konzern geplant. Die Aufwendungen sollen bis 2019 um insgesamt jährlich drei Milliarden Dollar gedrückt werden, um die Renditen zu stabilisieren. Das Unternehmen leidet unter nachlassender Beliebtheit von zuckerhaltigen Getränken.

Coca-Cola kündigte an, seine Produkte größtenteils auf Einwegprodukte umstellen zu wollen, weil diese billiger sind als das Waschen und Wiederverwenden der Mehrwegflaschen. Natürlich sind Einwegflaschen wesentlich umweltschädlicher, aber offensichtlich lohnt sich das für Coca-Cola. Das zeigt einmal mehr, dass es dringend smartere Regulierungen braucht, die solche Probleme bereits erkennen, bevor sie das ganze System zum Einsturz bringen. Die Argumente vieler Klimaschützer, dass die Steuern eher weg von reinen Konsumsteuern auf das Verursachen von Klimaschäden hin verlagert werden sollten, erlangen vor dem Hintergrund solcher Meldungen zusätzliches Gewicht.

Tweet: RTL-II sucht Nachwuchsschauspieler

Spannend an dieser Stellenausschreibung sind neben dem gewaltigen Salär (600 Euro Brutto für die totale Entwürdigung, ohne Reise und Hotel) die Anforderungen, die an die Rolle gestellt werden. Die Angestellte, die eine Affäre beginnt, ist ein Pamela-Anderson-Double (oder sieht so aus, das ist nicht ganz klar)? Und sie ist Fan von David Hasselhoff? Viel klarer kann man kaum zum Ausdruck bringen, dass man Fernsehen für Langzeitarbeitslose macht. Popkulturlegenden der späten 1980er und 1990er im Nachmittagsprogramm lassen kaum andere Schlüsse zu. Dafür wird immerhin nicht sonderlich viel tatsächliche „Spielerfahrung“ verlangt (meint das nicht vielleicht Schauspielerfahrung?), stattdessen „küssen“, „rummachen“ und „in Unterwäsche auf sexy Foto zu sehen sein“. Das Privatfernsehen, Zerstörer allen Anstands. Mich wundert immer wieder, dass es abseits von Oettingers Ausbruch über das „Scheiß-Privatfernsehen“ seinerzeit nicht mehr Kritik von Konservativen an dem Thema gibt. Das ist so was von unterste Schublade, da wird einem selbst das Anekeln zu viel.

Kleine Obamacarereglung hat in zwei Jahren 384 Millionen Dollar gespart

Obamacare took what an economist once described to me as the „spaghetti approach“ to reducing health-care costs: throwing a bunch of different experiments at the wall and seeing what stuck. Today, the law arguably had its first success: Medicare’s independent actuary has certified that an Obamacare program has saved money — $384 million over the past two years, to be exact. And the Obama administration is now eying how to make this program bigger — and, ideally, generate even more savings.The big question, however, is whether America’s health-care system is ready. We don’t know if the savings reflect the fact Obamacare has found a better way to deliver medicine — or if they show us that a handful of go-getter, entrepreneurial hospitals were able to innovate in ways other systems can’t replicate. But we’re about to find out.

Eine bislang wenig beachtete Regelung im Obamacare-Gesetz hat gewaltige Summen aus den inflationären Aufwendungen für Gesundheit, die das amerikanische Budget dafür auszeichnen, gespart. Die Obama-Regierung zeigt dabei einmal mehr, was Good Governance bedeutet: nicht nur enthielt das Obamacare-Gesetz offensichtlich eine ganze Reihe von Feldversuchen; diese Versuche wurden auch permanent wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Programme, die sich nicht bewähren, werden abgeschaltet während solche die funktionieren ausgeweitet werden. Auf diese Art weiß die Regierung tatsächlich, wie ihre Regulierungen wirken, anstatt sich auf Ideologie und Bauchgefühl zu verlassen, wie das viel zu oft der Fall ist. Die Obama-Regierung ist und bleibt eine der besten der vergangenen hundert Jahre, und eine Menge Leute werden sie ab 2017 vermissen wenn sie erst merken, was sie an ihr eigentlich hatten.

Ist Putin eigentlich wirklich populär?

Wie stabil ist die Popularität Putins? Und wie geschlossen steht die russische Gesellschaft hinter ihm? Ist seine Politik als eine Antwort auf die Erwartungen der Wähler zu verstehen, oder ist die öffentliche Meinung vielmehr das Ergebnis einer Manipulation durch regierungstreue Medien? Die Antworten auf diese Fragen sind nötig, will man das Wesen und die Perspektive des Putin-Regimes verstehen und die Gefahr einschätzen, die es für die Welt darstellen könnte. Laut jüngsten Umfragen vertrauen Putin 83 Prozent der Bevölkerung. Das sind die Angaben des Lewada-Meinungsforschungszentrums, andere Institute liefern ähnliche Zahlen. Nach ihren Angaben lehnen weniger als zwanzig Prozent der Befragten die Politik Putins offen ab. Diese totale Unterstützung des „Führers der Nation“ (so der offizielle Terminus für den Staatschef) ist charakteristisch für viele diktatorische Regimes. Doch als wie zuverlässig würde sich diese Loyalität im Fall einer Krise, militärischer Niederlagen oder eines Kontrollverlustes erweisen? In der Geschichte gab es sowohl Beispiele für populäre Diktaturen, die beim ersten Misserfolg wie ein Kartenhaus in sich zusammenfielen, aber auch Fälle, in denen das Volk, ungeachtet aller Probleme, dem Diktator bis zum bitteren Ende die Treue hielt.

Der ehemalige Chef eines russischen Meinungsforschungsinstituts berichtet in der FAZ darüber, wie beliebt Putin tatsächlich ist. Wie zu erwarten ist den Umfragen kaum zu trauen, weil die Russen den Soziologen selbst nicht vertrauen. Die Furcht vor dem Geheimdienst hält alle, die oppositionell gestimmt sind ruhig, während die Indifferenten einfach mit dem Strom schwimmen. Dies erzeugt zwar eine oberflächlich gr0ße Zustimmung, besitzt aber in bester autoritärer Tradition keine besonders stabile Basis. Die Bevölkerung verlangt vor allem zwei Dinge: soziale Absicherung und imperiale Größe. Derzeit liefert Putin nur eins, und das kann jederzeit einknicken. Im Zweifel ist der große Mann im Kreml ganz schnell weg, eingetauscht gegen irgendeinen Berija oder Chruschtschow.

 

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  • Mr Grudenko 7. Mai 2015, 03:59

    „Im Zweifel ist der große Mann im Kreml ganz schnell weg, eingetauscht gegen irgendeinen Berija oder Chruschtschow.“ – Putin ist doch schon die Oligarchen-Variante von Chruschtschow, also wären ja die nächste Möglichkeiten eher Updates von Breschnew oder Andropow. 😉
    Aber solange die Erinnerung der Russen an die 90er (= weder soziale Absicherung noch imperiale Größe) wach ist / wach gehalten wird, kann sich das System Putin halten, genau so wie die Castros auf Kuba („Wir oder United Fruit“) oder die KP in China („Wir oder Bürgerkrieg-Warlords“).

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