Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.
1) Fiscal austerity intensifies the increase in inequality after pandemics
The key finding is that austerity intensifies the extent of the rise in inequality in the aftermath of pandemics. As shown in the middle panel, episodes of high austerity lead to an increase in the Gini by about 0.55 points, considerably larger than the average impact shown in the left-hand panel. By contrast, expansionary fiscal policy considerably dampens the rise in inequality, as shown in the right-hand panel: The increase in the Gini is under 0.2 points and is not statistically significant. Early evidence points to adverse distributional impacts from COVID-19 (Blundell et al. 2020, Hacioglu et al. 2020, IMF 2021) occurring through a number of channels. The poor have been more prone to getting infected – in part because they are less likely to have the option of working from home – and to die if infected due to lack of access to quality healthcare. For instance, Brown and Ravallion (2020) found that infection rates were higher in US counties with a higher share of African Americans and Hispanics. There are also indirect and longer-lasting effects from job loss and other shocks to income, particularly for workers in informal employment with limited access to health services and social protection. However, our results suggest that a long-lasting increase in inequality need not be a foregone conclusion and is contingent on the fiscal policies adopted by governments. (Davide Furceri/Prakash Loungani/Jonathan D. Ostry/Pietro Pizzuto, voxeu)
Dieses Ergebnis kommt für mich jetzt wenig überraschend. Selbst Verteidiger*innen der Austeritätspolitik dürften nicht ernsthaft bezweifeln, dass sie die Ungleichheit erhöht. Gerade in Deutschland ist der Zusammenhang ziemlich offensichtlich: der Gini-Koeffizient, der Ungleichheit misst, ist in Deutschland vor Berechnung der Abgaben und staatlichen Transferprogramme sehr hoch; Abgaben und staatliche Transfers wirken dann quasi im Nachgang nivellierend. Wenn ich also dort streiche, bleibt das Ungleichheitsniveau höher.
Dazu kommt natürlich, dass bei Austeritätsmaßnahmen die Kürzungen von Transfers häufig die ärmeren Bevölkerungsschichten treffen, weil die sich schlechter wehren können. Während die Mittelschicht bei der Abschaffung der Pendlerpauschale oder der Absetzbarkeit des Firmenwagens ordentlich Krach macht und Stimmen gefährdet, ist das weniger der Fall wenn die Mittel für das Förderprogramm für Kinder aus Hartz-IV-Familien gestrichen wird. Gerade in den USA kann man ja auch eine schier endlose Kreativität bei Kürzungen des ohnehin schon nicht eben großzügigen Food-Stamp-Programms sehen, während umgekehrt die Subventionierung der Mittelschichten-Hypotheken nicht angetastet wird.
2) Literarischer Trumpismus – Constantin Schreibers “Die Kandidatin”
Hauptsächlich ist der Roman, wie zuvor Schreibers Sachbücher, ein Kommentar zur deutschen Einwanderungspolitik der letzten Jahre und diesmal insbesondere auch ein Angriff auf eine linke Identitätspolitik, die Deutschland und die Welt bis kurz vor den Kollaps herabgewirtschaftet und gespalten haben. Die literarisierte Sozialprognose muss man als Diagnose der Gegenwartsgesellschaft verstehen. Sie ist kultureller Bestandteil einer gesellschaftlichen Affektpolitik, die aktuelle Sehnsüchte und Ängste reproduziert. […] So begrüßt gleich der erste Satz des ersten Kapitels (den auch Brussig zitiert) im Goebbels-Sprech mit “Wollt ihr absolute Diversität?”, den der Text einem jungen linken Aktivisten “mit Vielfaltsmerkmal” (S. 5) in den Mund legt. […] Als arabische Frau funktioniert sie auf der orientalistischen Erzählebene des Romans eben auch als sexuelle Projektionsfläche. […] Sabahs Bruder gehört zu einer kriminellen Gang und hat bei einem illegalen Autorennen in Berlin Menschen verletzt. Sabah Hussein selbst ist Teil der korrupten Finanzelite mit geheimer Wohnung und Sportwagen in Monaco, kanzelt regelmäßig Kinder, Arbeiterfamilien und Unternehmer mit Belehrungen ab und unterhält seit ihrer eigenen Kindheit Kontakte zu islamistischen Fundamentalisten. […] In Deutschland hat der Mietendeckel dazu geführt, dass Menschen nun in Containern leben, weil normale Wohnungen für Vermieter unrentabel geworden sind, während gesetzlich Krankenversicherte auf Intensivstationen unter Umständen nur noch Schmerzmittel erhalten. Per Gesetz werden Menschen unter anderem auf weiße “Hautpigmentierung” (S. 34) und Heterosexualität untersucht und können dafür ihre Arbeit verlieren […] Die “progressiven Frauen” tragen einen “einfarbigen Genderkaftan, der jegliche Körperformen neutral verhüllt” (S. 22) und das Tragen von Schleiern wird bei Frauen staatlich gefördert. (Peter Hintz, 54books)
Das Erschreckende ist, dass jemand, der solche Grütze zusammenfantasiert, einer der profiliertesten Nachrichtensprecher der Nation ist – und das beim angeblich so linksschlägigem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Warum genau das Veröffentlichen eines von rechtsradikalen Verschwörungstheorien getränkten Bestsellers keine Gefährdung der Neutralität der Öffentlich-Rechtlichen ist, aber ein Tweet mit Glückwünschen zur Wahl zur Grünen-Vorsitzenden schon, bleibt das Geheimnis mancher Leute.
Im Übrigen: Natürlich darf Schreiber dieses Buch veröffentlichen und beim ÖR Nachrichten verlesen. Ich halte den Mann für einen ziemlichen Spinner. Aber solange er seine Meinung auf den privaten Bereich beschränkt – und auch sein Buch ist ein Bestseller, weil es von einem der bekanntesten Gesichter Deutschlands geschrieben wurde, selbstverständlich, aber das ist trotzdem Privatbereich – und aus den ÖR heraushält, kann er das machen.
Bemerkenswert finde ich noch einen letzten Aspekt. Schreiber ist mit Sicherheit ein hoch intelligenter und hoch qualifizierter Mann, das sollte außer Frage stehen. Trotzdem steckt er bis zum Kinn in einer Welt abstruser Verschwörungstheorien. Falls noch jemand einen Beleg dafür gebraucht hat, dass man nicht doof sein muss, um Verschwörungstheorien anzuhängen, hat man den hier. Man hört das ja leider immer wieder; nichts könnte falscher sein.
3) Gay marriage is the left’s biggest culture war victory
As journalist Matthew Yglesias notes in a tweet, Republicans should be grateful that Supreme Court justice Anthony Kennedy (author of the landmark decision Obergefell v. Hodges) took the issue out of the political arena, since the GOP otherwise would have found itself on the wrong side of a potent wedge issue for a long time to come. (Though one wonders how long, given that the new poll also shows that a solid majority of Republican voters — 55 percent — support gay marriage as well.) […] But gay marriage is different. I suspect that’s because it built on the way people had already learned to think about marriage — as a personal choice based on a subjective experience of love for another person. If that’s the case, then the left can certainly celebrate its victory on the issue. But it shouldn’t treat that success as a broader sign of conservative weakness across the culture war’s many other fronts. (Damon Linker, The Week)
Dasselbe Phänomen haben wir in Deutschland ja auch. In der gesamten Welt ändert sich die Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe („Ehe für Alle“); letztlich sind fast alle Länder auf dem gleichen Weg. Einzig die Geschwindigkeit dieses Wandels ist unterschiedlich. In Europa sind Länder wie Polen oder Ungarn wesentlich „früher“ in dieser Entwicklung als etwa Deutschland oder Dänemark, aber die Richtung, in die diese Gesellschaften laufen, ist dieselbe – homophobischen, dem Rechtsstaat hohnlachenden Politiken eines Orban zum Trotz.
Man sollte daraus, wie Linker zurecht warnt, keinen großen Siegestrend des Progressivismus machen. Aber: die Tendenz, dass die Progressiven auf gesellschaftspolitischem Gebiet Siege einfahren, ist unleugbar. Ein guter Teil des AfD-Erfolgs erklärt sich ja aus dem Backlash derjenigen dagegen, die diese Entwicklungen ablehnen. Sie sind nur eben eine Minderheit, und sie werden immer kleiner. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich niemand mehr daran erinnern will, dass in Deutschland überhaupt einmal jemand gegen die Ehe für Alle war, genauso wie sich heute ein Friedrich Merz sehr ungern daran erinnert, dass er gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe war (und immer noch ist, aber er sagt das nicht mehr laut).
Parteiausschlüsse sind nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein politisches Mittel und müssen dies auch bleiben. Mit diesem Verhältnis ist nun der neuralgische Punkt der Debatte um die WerteUnion, aber auch um Boris Palmer, getroffen. Es drängt sich die Frage auf, inwiefern die ordnungsrechtliche Untätigkeit der Parteispitzen mit diesen Abweichlern maßstabsbildend wirkt. Wenn sich andere Mitglieder in Bezug auf gegen sie gemachte Vorwürfe auf Präzedenzfälle wie Otte und Palmer berufen können, dann schwindet politischer Spielraum für Ordnungsmaßnahmen, dann ist Handlungsbedarf angezeigt, um nicht langfristig fruchtbaren Boden für programmatische Schismen zu bieten. Tatsächlich führte das Berliner Kammergericht diesen Gedanken in einer bemerkenswerten Entscheidung aus dem Jahr 2014 an und befand den Ausschluss des Hamburger Mitglieds der SPD und des Abgeordnetenhauses Bülent Çifltik als unverhältnismäßig, weil sich die SPD gegenüber Abweichlern wie Thilo Sarrazin bislang so milde gezeigt habe. […] Das lange Zögern der Grünen gegenüber Palmer könnte damit für den Parteivorstand der Grünen noch unliebsame Folgen haben. Unabhängig vom Ausgang eröffneter Parteiausschlussverfahren nämlich dann, wenn die Schiedsgerichte vergleichbare Fälle entscheiden müssen. Und auch in Bezug auf Max Otte und seine WerteUnion schafft der Vorstand der CDU Fakten in Bezug darauf, wie sich ihre Mitglieder inhaltlich und organisatorisch zur AfD verhalten dürfen, auch wenn er das vielleicht nicht möchte. Die Verfassung knüpft demokratische Einflussmöglichkeiten an Verantwortlichkeiten. Innerparteilich folgt aus der mangelnden Verantwortungsübernahme in Bezug auf die Umgrenzung und Einhaltung der Grundwerte einer Partei weniger Macht für den Vorstand im Umgang mit inhaltlichen Abweichlern. Wenn das stimmt, sollten Armin Laschet und die CDU sich dringend überlegen, ob es nicht Zeit ist, sich ihrem Gespenst zu stellen. (Sven Jürgensen, Verfassungsblog)
Parteiausschlüsse sind echt ein schwieriges Feld. Einerseits macht es keinen Sinn, wenn Parteien Mitglieder nicht ausschließen dürfen, die nach Ansicht der Partei deren Werte nicht teilen. Auf der anderen Seite ist es natürlich gefährlich für die innerparteiliche Demokratie, wenn Abweichende immer sofort ausgestoßen werden könnten. Die auch verfassungsrechtlich hervorgehobene Stellung der Parteien macht das noch einmal schwieriger.
Spannend finde ich den im Ausschnitt von Jürgensens Artikel hier aufgeworfenen Problembereich des Präzedenzfalls. Wenn nämlich zu lange gezögert wird, in Fällen wie Sarrazin, Palmer oder Maaßen den Stecker zu ziehen, wird das Handeln beim nächsten Mal deutlich schwieriger. Da greifen einfach rechtsstaatliche Prinzipien. Feigheit wird hier hart bestraft, aber bedauerlicherweise waren die Parteien in allen drei genannten Fällen nicht gerade mutig.
5) „Die Löhne müssen steigen“ (Interview mit Clemens Fuest)
Löst das schon alle Probleme am Arbeitsmarkt?
Nein. Wenn Fachkräfte knapp sind, müssen die Löhne steigen. Als Ökonom würde man ja sagen: Fachkräftemangel gibt es nicht, sondern nur Knappheit. Es ist wie bei Diamanten: Sie sind knapp und teuer, trotzdem reden wir nicht von einem Diamantenmangel. Wer sich über Fachkräftemangel beschwert, sollte die Löhne erhöhen.
Jetzt noch die Löhne erhöhen? Nach der Pandemie? Da werden sich einige Betriebe nicht freuen.
So funktioniert aber die Marktwirtschaft. Das ist wie bei den Diamanten: Die hohen Preise haben auch den Sinn, dass Leute aus dem Markt ausgeschlossen werden. Viele Leute hätten gerne einen Diamantring, aber sie entscheiden sich dagegen, weil es zu teuer ist. So haben Lohnerhöhungen auch die Funktion, dass Fachkräfte an den Stellen nicht eingesetzt werden, wo sie weniger dringend gebraucht werden. Insofern sind Lohnerhöhungen selbst dann richtig, wenn deswegen keine einzige Fachkraft zuwandert. (Patrick Bernau/Maja Brankovic, FAZ)
Es ist das Dauerthema, dass Liberale zwar gerne den ArbeitsMARKT beschwören, wenn es darum geht, Schutz für Arbeitnehmende abzubauen, aber gerne gegen Marktmechanismen wettern, wenn diese mal in die umgekehrte Richtung wirken. Der Arbeitsmarkt ist eben kein normaler Markt, war es nie und wird es nie sein, und deswegen greifen die Regeln von Angebot und Nachfrage auch nur bedingt. Weder können die Löhne in Branchen unter Druck beliebig fallen, noch können sie in Branchen im Aufwind beliebig steigen.
Von diesen grundsätzlichen Mechanismen abgesehen aber stimme ich Fuest durchaus zu, dass die Löhne steigen müssen. Und zwar nicht nur für Fachkräfte in einigen wenigen Branchen; das Lohnniveau ist allgemein zu niedrig. Das gilt einerseits innerhalb von Deutschland; unser Binnenkonsum schwächelt schon seit Langem. Auch die Unterfinanzierung der Sozialsysteme hängt da ja mit dran, Stichwort Rente. Das gilt aber auch für Europa, wo das deutsche Lohndumping für gefährliche Unwuchten sorgt, die zwar einerseits den deutschen Exportboom befördern, aber den Keim für die nächste Wirtschaftskrise bereits in sich tragen – die dann auch Deutschland teuer kommt.
Ein gutes Beispiel dafür ist übrigens in den USA gerade zu sehen, wo die hohe Nachfrage dazu geführt hat, dass die Fast-Food-Ketten die Löhne erhöht haben. Die Republicans überboten sich gegenseitig in hysterischen Verurteilungen und beklagten, dass die Knappheit an Arbeitskräften für steigende Löhne sorgte; sie forderten ein aktivs Eingreifen des Staates, um Menschen zu niedrigeren Löhnen zur Arbeit zu zwingen. Wie pervers kann man eigentlich sein?
6) Brian Stelter on How the 2020 Election “Radicalized” Fox News (Interview mit Brian Stelter)
You write about people inside Fox who are committed to reporting the real news—how many of them are there? And how have the changes the network has undergone over the last year affected them?
I had a staffer who said, “It’s really emotionally taxing to do this job. We denied the pandemic, and now we’re denying the election outcome.” Those people who were in on it, so to speak, who saw the denialism for what it was, who were uncomfortable with being a part of it—they exist. But they’re not on the air very often. And they’re drowned out by the overriding agenda of the network. The people who are getting booked are true believers. The true believers tell themselves a story that a lot of Republicans tell themselves: “Our cause is just. Our cause is right. Trump is an imperfect vessel, but the real threats are from China and antifa and socialists.” They tell themselves they are part of a cause that is much bigger than on their hour of Fox. The Fox of 2021 is different even than the Fox of 2019. That’s where Foxologists—either people who appreciate the network or who want to vanquish it—need to recognize how it’s changed and how it’s different. The number of news hours has gone down. The number of liberal guests has gone down. I had a commentator say to me, “Fox is a really different place than it was preelection.” This person has seen changes even in the last six months, in terms of how radical, how extreme the content is.
Along those lines, you write in Hoax about the decline of Fox’s news division and the angst of the few remaining journalists at the network.
The opinion side is this ever-expanding blob that’s swallowing up the news division. That’s what it is. If you view Fox News as two things [operating] as one—a giant opinion operation and a relatively small news operation, opinion is a blog that is swallowing up the news side. I know it’s archaic to even talk about these two sides because obviously the news side reflects GOP priorities and covers conservatives’ concerns more than anything else. If you go down the list of what makes a news division, Fox has a news division. However, they don’t have a single bureau in Asia. They don’t have a single bureau in Africa. They basically only have two overseas outposts: London and Jerusalem. This is such a bare-bones news division that they were covering the spread of Covid in China from London! There are clear, undeniable data points that show the weakness of the Fox news division. Also, there are all the people who left who have not been replaced. What’s happened in the last couple of years is that Fox correspondents have quit and joined CNN or CBS or other networks or have left the business altogether in some cases, which is very revealing. That hurts morale. It means there are even fewer reporters to cover the news. And it means that Fox isn’t setting the news agenda, only the culture-war conservative agenda. It’s fun to play the game of “What’s the last big story Fox broke?” You get silence.
And as all this has happened, Fox’s news side seems more and more invested in covering culture-war stories that drive its opinion programming.
The anti-wokeness stuff has been led by the news side; it’s been led by daytime [programming]. We say “culture war,” but there are specific narratives that Fox advances. One is about threats to white Christian-conservative culture. That’s about fear of losing status in an increasingly multicultural America: What others perceive as progress, Fox viewers perceive as loss. Another version of the culture-war story on Fox is, “Democrats are evil or stupid or silly or foreign or ignorant or illiterate.” There’s an anti-Democrat push. Slate comes out with a sex column where one woman says her husband won’t take off his mask during sex, which I thought was hilarious. And Fox’s take is, “Terrified Liberals Keep Their Masks On During Sex.” There’s this effort to demonize and otherize Democrats that just has no equivalent on the left. I think everyone has to be really conscious of that. I had a Fox staffer, as I was writing the last page of the paperback, say, “The Biden team has no idea what they’re up against.” Maybe in three years, we’ll say that Fox was immaterial to the Biden presidency. Maybe we’ll say that Fox barely made a dent. But it won’t be for lack of trying. (Alex Shepard, tmz)
Die Rolle von FOX für die Polarisierung der Politik in den USA und die einseitige Radikalisierung der GOP wird immer noch deutlich unterschätzt. Es ist spannend zu sehen, dass der Sender sich immer weniger Mühe gibt, noch als ernsthafter Nachrichtenkanal zu posieren. Aber Geld verdient wird eben mit dem Erzeugen eines Dauer-Hasses, und da schlägt niemand Murdochs Leute. Erregung und „engagement“ zu erzeugen ist natürlich das Geschäftsmodell aller Kanäle, aber FOX treibt das Ganze in eine toxische, zerstörerische Richtung.
Ein gutes Beispiel für den Unterschied zu traditionellen Medienunternehmen ist übrigens die aktuelle Kampagne von FOX gegen „critical race theory„, die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Genauso wie bei „woke„, „political correctness“ oder „cancel culture“ dient es als sinnentleerter Aufreger, aber die Besonderheit bei FOX ist, dass sie gezielt Leute bezahlen, die so tun, als ob sie Aktivist*innen wären, um den Anschein einer Basisbewegung zu erwecken – so genanntes „astroturfing„, wie das von den Superreichen öfter betrieben wird, um breite Unterstützung für ihre Ziele vorzugaukeln.
7) Milliarden gegen den Klimaschutz
Bis heute gewährt der Staat nämlich hohe Steuervorteile, die den Verbrauch klimaschädlicher fossiler Brennstoffe anheizen. Würden diese gestrichen, wäre dem Klima gedient und dem Finanzminister erst recht. Vor allem im Verkehrssektor häufen sich die Subventionen: von der Entfernungspauschale für Berufspendler über den Rabatt für Dieselkraftstoff und die Steuervorteile für Dienstwagennutzer bis zum steuerfreien Kerosin im Luftverkehr und der Befreiung von der Mehrwertsteuer für internationale Flüge. […] Aber wäre eine Beschneidung der Steuervergünstigung nicht sozial ungerecht, weil sie etwa die Supermarktkassiererin, die täglich lange Strecken pendeln muss, weil sie sich keine Wohnung in der teuren Großstadt leisten kann, besonders hart treffen würde? „Die sozialen Härten werden überzeichnet“, antwortet Christian Hochfeld von Agora Verkehrswende. Empirische Studien zeigten klar, dass von der Pendlerpauschale wie vom Dienstwagenprivileg Besserverdiener am meisten profitierten. Der Geringverdiener, der täglich viele Kilometer zur Arbeit pendelt, ist eine Rarität: Dies trifft auf nur gut zwei Prozent der deutschen Haushalte zu. Beim Dienstwagen- und Dieselprivileg sieht dagegen die Wirtschaftsweise Veronika Grimm keinen Grund zur Nachsicht. Beide sollten abgeschafft werden, fordert die Wirtschaftsprofessorin an der Universität Erlangen-Nürnberg. „Nicht zielführend“ seien diese steuerlichen Vergünstigungen, sagt Grimm. Das Dienstwagenprivileg steigere zwar die Verkaufszahlen hochmotorisierter und teurer Autos und helfe damit der Industrie. „Aber gesamtwirtschaftlich ist das kein überzeugendes Argument“, sagt Grimm. […] Bleiben noch die Steuervergünstigungen für den Luftverkehr. Die Airline-Branche verweist zwar gerne darauf, dass sie als einziger Verkehrsträger dem europäischen CO2-Emissionshandel unterliege. Aber in den vergangenen Jahren haben die europäischen Fluggesellschaften rund 80 Prozent ihrer Emissionszertifikate kostenlos erhalten, waren von dem Klimaschutz-Obolus also faktisch weitgehend befreit. Auch die Luftverkehrsteuer, welche die Branche in der Debatte als nachteilige Sonderbelastung anführt, werde durch den Steuervorteil des steuerfreien Kerosins mehr als wettgemacht, sagt der Finanzwissenschaftler Thöne: „Unterm Strich wird der Luftverkehr gegenüber anderen Verkehrsträgern klar bevorzugt.“ (Matthias Theurer, FAZ)
Falls übrigens jemand bezweifelt, dass das aktive Politik ist – im CDU-Wahlprogramm wird gefordert, die „positiven Aspekte des Fliegens“ stärker zu betonen. Auch die letzte Angriffslinie gegen die Grünen fand unter diesen Auspizien statt, als Laschet mit Krokodilstränen in den Augen erklärte, dass nicht jede Familie sich steigende Flugticketpreise leisten könne. Dabei ist Fliegen bereits jetzt ein Luxusgut, die meisten Deutschen saßen noch nie in ihrem Leben in einem Flugzeug. Dass Fliegen extrem klimaschädlich und Reisen per Bahn absurd teuer sind, interessiert die CDU dagegen gar nicht. Aber die Bahn schiebt eben auch keine so gewaltigen Summen in die Parteikassen.
Gleiches gilt für Altmaier – der ohnehin nur noch unbezahlter Praktikant der Energiewirtschaft zu sein scheint – und seine Pläne, die Industrie mit Milliarden zu subventionieren, damit sie klimafreundlicher wird. Grundsätzlich gute Idee, aber vielleicht würde es Sinn machen, die Milliarden an irgendwelche Benchmarks zu hängen oder Bedingungen zu formulieren? Der Mann wirft Steuermilliarden mit der Gießkanne raus, als ob er das Geld im Keller des Ministeriums drucken würde.
Die CDU hat erkannt, dass sie ohne Klimarhetorik keinen Wahlkampf mehr machen kann. Und mit dem ihr eigenen Geschick für Wahlkämpfe nutzt sie die entsprechende Rhetorik, um das, was sie ohnehin machen will, in opportune Sprachregelungen zu verpacken. Hut ab, da könnten gewisse andere Parteien sich eine Scheibe abschneiden.
8) All the Glory to Prevention – Jetzt gegen künftige Krisen wappnen
„There is no glory in prevention“ lautet der Satz, der dieses Phänomen beschreibt. Niemandem wäre vor zehn Jahren in den Sinn gekommen, einer Politikerin auf die Schulter zu klopfen, die zur Vorbereitung auf den größtmöglichen Schadensfall ermahnt hätte; die auf die Ausarbeitung von Plänen, regelmäßige Übungen und die ausreichende Ausstattung mit Mitteln gedrängt hätte. […] Das Zauberwort lautet: Resilienz. Wer sich in Krisenreaktionen zu behaupten weiß, der lebt auch in guten Momenten besser. Dabei sind die Resilienzeigenschaften in Menschen durchaus vergleichbar zu denen in Gesellschaften. Resiliente Menschen sind ausgeglichen, anpassungsfähig und kreativ. Das Gegenteil von Resilienz ist die Verwundbarkeit, die Vulnerabilität. Wer darunter leidet, sucht häufig die Verantwortung für eigene Fehler bei anderen und verläuft sich unter Stress in Selbstzweifeln. Kommt uns das nicht aus der öffentlichen Debatte in Deutschland im Jahre 2021 bekannt vor? (Claudia Schmidtke, The European)
Ich stimme völlig zu, dass Resilienz gegen Krisen wohl eines der wichtigsten Felder für die Zukunft ist – gerade angesichts des Klimawandels – aber dass es gleichzeitig sehr schwer ist, dagegen überhaupt, geschweige denn adäquat, vorzusorgen. Man denke nur an den Kalten Krieg. Damals wurden noch Vorräte und Schlafplätze für die Bevölkerung vorgehalten, es gab Bunker und Luftschutzsysteme, aber trotzdem gab sich niemand der Illusion hin, dass das mehr als ein Placebo war.
Gerade im Fall von Naturkatastrophen aber sind Schlafmöglichkeiten, Ersatzgeneratoren, Vorräte aller Art aber von essenzieller Notwendigkeit, und wir müssen mit mehr Naturkatastrophen in Zukunft rechnen. Ich denke aber der größte Bedarf in Deutschland besteht im Gesundheitssystem. Wir haben Covid unter anderem deswegen glimpflicher überstanden als der angelsächsische Raum, weil unser Gesundheitssystem nicht so auf Kante genäht war wie deren. Aber egal um welche Katastrophe es geht – eine neue Pandemie, eine Hitzewelle, wer weiß was – wird es Menschen geben, die medizinische Hilfe brauchen. Hier stärktere Vorsorge zu treffen ist mit Sicherheit nicht falsch.
Das hat übrigens auch industriepolitische Auswirkungen, wenn es etwa darum geht, dass wir Schutzmaterial wie Masken künftig selbst herstellen können, oder genügend Kapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten besitzen. Die Covid-Pandemie sollte ziemlich deutlich gezeigt haben, wie unglaublich verwundbar die weltweiten Lieferketten sind.
9) „Quellenlage ist besser geworden“ (Interview mit Ulrich Herbert)
Hat Sie in der Forschungsarbeit etwas überrascht?
Ja, wie unfassbar viele Zeugnisse aller Art dieser Massenmord hinterlassen hat. Dokumente der Täter und der Zuschauer vor allem, aber eben auch der Opfer. Die Vorstellung, das sei im Wesentlichen ein geheimer Vorgang gewesen, erweist sich so als abwegig. […]
Ist die Erforschung der Judenvernichtung im Jahr 2021 – und symbolisch mit dieser Edition – abgeschlossen?
Nein. Die Frage, ob nicht endlich alles erforscht ist, wurde uns auch schon 2003 gestellt, als wir das Konzept für die Edition vorstellten. Die gleiche Frage hatte mir auch ein FAZ-Redakteur gestellt, der meinte, das Thema NS-Zeit sei mit der Wiedervereinigung jetzt doch erledigt. Das war 1990. Und in den 1960er Jahren, bei den Debatten um die Verjährung der Mordtaten der Nazis, ging es vor allem um diese Frage. Die Antwort ist immer: Nein. Diese Edition gibt wie alle historische Forschung ein Zwischenresultat, allerdings auf sehr breiter Grundlage. Und natürlich wird sich das durch neue Quellen und neue Fragen auch verändern. […]
Ihre Mitherausgeberin Susanne Heim hat gesagt: Diese Bände sind der Versuch, sich von der Metadiskussion über den Holocaust zu entfernen und sich wieder dem Geschehen selbst zuzuwenden. Warum ist das wichtig?
Als Helmut Kohl einmal eine neue Ausstellung in Yad Vashem in Jerusalem besuchte, sagte er dort: Das weiß ich doch alles. Das ist eine verbreitete Haltung. Raul Hilberg hat vermutet, dass sein Buch, das Standardwerk über den Holocaust, zwar oft gekauft, aber fast nie gelesen wurde. Das ist dem Thema inhärent. Es existiert eine verständliche Scheu gegenüber der Empirie des Holocaust. Jeder hat eine Meinung und eine moralische Haltung gegenüber dem Judenmord. Ob er oder sie nun viel darüber weiß – oder nichts. Viel Meinung, wenig Kenntnis: Das ist zunehmend problematisch. (Stefan Reinecke, taz)
Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Leute versuchen mir zu erzählen, dass der Holocaust ausgeforscht ist und dass man da ja eigentlich nicht mehr groß aktiv werden muss, deswegen ist Reineckes Interview hier sehr willkommen. Doch nicht nur gibt es in der Forschung noch weiße Flecken, die der Bearbeitung harren; trotz der scheinbaren Allgegenwärtigkeit des Themas Holocaust im öffentlichen Diskurs ist der Wissensstand der Allgemeinheit zum Thema erbärmlich niedrig. Mittlerweile ist die gute deutsche Aufarbeitung des Holocaust zu einer Selbstbeweihräucherung ohne große Basis verkommen. Da gibt es genug zu arbeiten.
10) Schule ohne Noten – ein umstrittenes Thema, das am System der Selektion scheitert
Aus der Wissenschaft wisse man, dass Noten den Lernprozess negativ beeinflussen. «Noten bewirken, dass Kinder und Jugendliche das Interesse am Thema verlieren, sich einfachere Aufgaben aussuchen und in ihren Lernaktivitäten oberflächlich werden», sagt Wampfler. Dabei sei Lernen eigentlich etwas Menschliches und Einfaches. «Lernen hat eine integrierte Belohnungsfunktion. Weil ich danach etwas besser kann oder weil ich mein Verhalten ändern kann, bin ich motiviert, dazuzulernen.» Doch in der Schule sei Lernen mit Stress, Angst und Druck verbunden. Die Kinder würden Lernen, weil sie lernen müssen, um gute Noten zu bekommen. […] Längst gibt es Beispiele von privaten Schulen, die ohne Noten oder Zeugnisse funktionieren. Zu den bekanntesten gehören die Montessori- oder die Rudolf-Steiner-Schulen. Lernfortschritte werden nicht mit Zahlen gemessen, sondern in Gesprächen diskutiert und Wortzeugnissen dokumentiert. Auch einige Volksschulen experimentieren mit neuen Formen der Bewertung. In der Sekundarschule Seehalde legen Schüler ihre persönliche Notenziele selber fest. In eigenem Lerntempo und mit so viel Unterstützung durch die Lehrpersonen, wie sie brauchen, versuchen sie diese zu erreichen. Das Modell nennt sich SOL und stellt das selbstorganisierte Lernen ins Zentrum. (Sarah Serafini, Watson)
Ich bin in den letzten Jahren immer mehr auf diese Sichtweise umgeschwenkt und teile sie mittlerweile praktisch vollumfänglich. Die oben genannten Argumente decken sich mit meinen Erfahrungen. Schüler*innen werden durch die Konzentration auf Noten weitgehend von ihrem natürlichen Lerndrang entwöhnt. Gleichzeitig, und das sind weitere negative Effekte, sorgt die Konzentration auf Noten für einen „Lernen für die Prüfung“-Effekt, der extrem künstlich ist und einem echten, nachhaltigen Lernen massiv im Weg steht. Und zuletzt erzeugen Noten ohnehin nur eine Schein-Objektivität, denn zwar bekommt man Zahlen, anhand derer man vergleichen kann, aber der gesamtgesellschaftliche Konsens, dass die Noten präzise Unterscheidungsmerkmale wären, ist ohnehin Illusion. Nirgendwo wurde dieses kollektive Beharren auf der Notenfiktion das so deutlich wie bei der Debatte um die „Corona-Abiturprüfungen“.
11) Seehofers Haus diktierte Definition
Es ist nur ein Satz, aber der Streit über ihn sagt viel aus über die politische Gegenwart in der Bundesrepublik und die Geisteshaltung in manch ihrer Institutionen: „Im Unterschied zum Rechtsextremismus teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um.“ Im Januar hatte die taz darüber berichtet, wie sich über diesen Satz, der aus der ehemaligen Einleitung des Linksextremismus-Onlinedossiers der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) stammt, zuerst ein konservativer und rechter Shitstorm bildete; und wie dieser Satz, der von einem renommierten Wissenschaftler verfasst worden war, zuerst aus dem Netz genommen und dann durch eine unwissenschaftliche Linksextremismusdefinition des Verfassungsschutzes ersetzt worden ist. Schon damals war bekannt, dass die bpb diese Änderung auf Anweisung des Bundesinnenministeriums (BMI) vorgenommen hatte, denn die Bildungsbehörde ist dem Ministerium nachgeordnet, das BMI hat die Fachaufsicht über die bpb inne. Konkret heißt das, dass die bpb dem zuständigen BMI-Referat berichten muss und das Referat zugleich die Möglichkeit hat, in die Arbeit der bpb einzugreifen, wenn es einen Anlass dazu sieht. […] Aus dieser Kommunikation geht einerseits hervor, welch zentrale Rolle die Bild-Zeitung und der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des bpb-Kuratoriums, beim Eingriff des BMI gespielt haben. Andererseits ist der behördeninternen Kommunikation zu entnehmen, dass die Hausleitung, anders als zunächst behauptet, doch entscheidend in den Vorgang eingebunden gewesen ist – das BMI hatte im Februar gegenüber der taz die Frage verneint, ob Bundesinnenminister Horst Seehofer oder zuständige Staatssekretäre in die Überarbeitung des Einleitungstextes eingebunden gewesen seien. Das Ministerium hat also gelogen, um das Ausmaß dieses Vorgangs zu verschleiern, der sich nun mit Blick auf die interne Kommunikation des Ministeriums weiter vervollständigt. Aktiv beteiligt an dem Vorgang war, das geht aus dem Schriftverkehr hervor, das Ministerbüro von Horst Seehofer, eingebunden waren zudem Staatssekretäre. (Volkan Agar)
Mal abgesehen davon, dass das Innenministerium sich hier anschickt die Bundeszentrale für politische Bildung zu canceln (was machen die überhaupt beim BMI, die gehören zum Bildungsministerium, der Kalte Krieg ist seit dreißig Jahren rum) – was um Gottes Willen glauben die BILD-Propagandisten und die konservativen Kulturkrieger, dass sie hier erreichen? Wir reden von der Bundeszentrale für politische Bildung! Da sind bis in die höchste Ebene ein Ministerium mit Minister, Staatssekretären und so weiter damit betraut, die durch eine massive Lobbykampagne der BILD dazu angestoßen werden, die Definition von Linksextremismus zu ändern. Bin das nur ich, oder ist das kein sonderlich sinnvoller Einsatz von Ressourcen? Also mir ist einfach nicht klar, warum man so demokratiezersetzenden Blödsinn auf einer so lächerlich belanglos-unwichtigen Ebene mit solchem Aufwand unternimmt.
6) „Genauso wie bei „woke„, „political correctness“ oder „cancel culture“ dient es als sinnentleerter Aufreger“
Klar. Die vielen ausreichend gut dokumentierten Fälle, wo Weisse in betrieblich oder behördlich amgeordneten Antirassismus-Trainings bestätigen MÜSSEN, dass sie üble Rassisten sind oder Schwarze unterschreiben sollen, dass harte Arbeit oder Logik nix für sie sind, die existieren ja nicht.
Ich habe den sinnentleerten Aufreger auch mal geglaubt, weil ich von deutschen Medien (woe ich glabe: bewusst) desinformiert wurde. Die letzte kleine Truppe wirklich aufrechter liberaler Journalisten (ArcDigital oder Quillette etc.) hat mich eines besseren belehrt. Den Aufreger muss man nicht produzieren und FOX könnte ohne die ständig zunehmende Welle woken Bullshits in Bildungseinrichtungen, Firmen und Behörden auch gar keine Aufregung produzieren.
Gruss,
Thorsten Haupts
Wo müssen Weiße bestätigen dass sie Rassisten sind, und was meinst du überhaupt damit dass Schwarze „unterschreiben sollen, dass harte Arbeit oder Logik nix für sie sind“???
Es geht vermutlich um Anti-Racism trainings. Dort sollten zum eine Weisse dazu gebracht werden zuzugeben dass sie implizit Rassisten sind (weil ja alle irgendwie Rassisten sind) und außerdem wurden Attribute wie z.B. Fleiss und Logischs Denken als teile der weissen Kultur bezeichnet.
Von „unterschrieben“ habe ich bisher noch nicht gelesen.
Die originale Übersicht finde ich auf die Schnelle nicht wieder, ist aber in diesem Artikel auch zu finden. https://nymag.com/intelligencer/2020/07/antiracism-training-white-fragility-robin-diangelo-ibram-kendi.html
Ich sehe das bei CRT, woke usw. ähnlich wie bei Cancel Culture.
Dass die extreme Rechte (hier FOX) diese Themen aufgreift und maßlos übertreibt, bedeutet nicht, dass sie nicht vorhanden sind.
Ich kenn mich da nicht aus, deswegen frag ich. Danke.
In US-amerikanischen Anti-Rssismus-Trainings, die in Schulen, Universitäten, Behörden und Unternehmen mandatorisch sind, werden viele Dinge „gelehrt“. Meine Bemerkung bezog sich auf zwei:
Allgemein verbreitet:
Alle Weissen (und nur die Weissen) sind Rassisten und müssen sich mit ihrem Rassismus auseinandersetzen. Dabei wäre ich schon raus und der Trainer hätte einen Satz heisse Ohren, aber den Mut haben nur sehr, sehr wenige.
Vereinzelt (aber zunehmend) verbreitet:
Teil von „White Supremacy“ sind logisches Denken, Rationalismus und harte Arbeit und müssen deshalb zurückgewiesen werden. Implizite, zwingende, Schlussfolgerung: Alle Nicht-Weissen sind dazu ausserstande.
Die Einzelnachweise dazu suche ich gerne raus, ansonsten darf sich jeder über den woken Irrsinn in den folgenden Links weiter informieren:
https://nypost.com/2021/05/08/disney-goes-woke-with-new-anti-racist-agenda-for-employees/
https://level.medium.com/dear-woke-allies-your-assistance-with-racism-is-no-longer-required-c29207c46606
https://www.wionews.com/world/coca-cola-promotes-anti-white-rhetoric-invites-backlash-365070
https://nationalpost.com/news/canada/only-white-people-can-be-racist-inside-global-affairs-anti-racism-course-materials
https://torontosun.com/opinion/columnists/lilley-feds-anti-racism-training-deals-with-political-agendas-nothing-else
https://www.tabletmag.com/sections/arts-letters/articles/wendy-kaminer-race-bias-training
https://thefederalist.com/2021/03/05/illinois-teachers-shamed-for-color-of-their-skin-in-taxpayer-sponsored-antiracist-training/
Gruss,
Thorsten Haupts
Danke. Aber ich kann schlecht beurteilen ob das alles tatsächlich stimmt.
Wieso denn nicht?
Und v.a. wieso behauptest Du dann es seien „sinnentleerte Aufreger“
Versteh ich, kein Problem. Ist der Teil der Culture Wars, bei dem ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass er ernsthaft zu uns rüberschwappt – aber auch nur, weil die grössten Minderheiten in Deutschland nach Wokie-Definition „weiss“ sind.
Nur darf man mir nicht mehr erzählen, Cancel-Culture oder CRT-Bullshit exisitierten nicht als ernsthaftes, weit verbreitetes, Problem. Die Kulturkämpfe der USA sind zu einem erheblichen Teil der radikalen Linken geschuldet und nicht nur den (inzwischen völlig abgedrehten) Republikanern.
Gruss,
Thorsten Haupts
Hey, dass es da Leute gibt, die schwer über die Stränge schlagen ist keine Frage. Nur glaube ich nicht, dass das ein Breitenphänomen ist. In den USA leben über 300 Millionen Menschen, da hast für alles ein paar Spinner. Das ist nicht die relevante Frage, sondern wie die Institutionen und Gesellschaft damit umgehen.
Aber das ist doch genau der Kritikpunkt.
Ganz konkret, dass es diese Anti-Racism Trainings, mit zumindest mal fragwürdiger Grundlage, an Universitäten, Behörden und auch privaten Unternehmen, z.T. sogar verpflichtend gibt.
Dieses Schaubild mit den „weißen Werten“, wie harte Arbeit oder rationelles Denken, dass so hohe Wellen geschlagen wurde vom Smithsonian National Museum of African American History and Culture verbreitet. Das ist ein staatliches Museum.
https://www.newsweek.com/smithsonian-race-guidelines-rational-thinking-hard-work-are-white-values-1518333
Dein „ein paar Spinner“ Argument greift da zu kurz.
Kritik kommt wahrlich nicht nur von FOX und Co sondern auch aus vernünftiger Richtung.
Hier zum Beispiel:
https://www.economist.com/by-invitation/2021/05/24/john-mcwhorter-on-how-critical-race-theory-poorly-serves-its-intended-beneficiaries
Anti-Rassismus-Training ist grundsätzlich gut.
Ich hab jetzt mal den Newsweek-Artikel zum Smithsonian-Ding angeschaut. Leute, das ist echt krasses in-bad-faith-reading das ihr hier betreibt. Da steht nicht, dass Schwarze nicht hart arbeiten. Was da steht ist, dass Weiße die dominante Kultur sind und diese Werte mit sich verbinden. Das ist ja auch offensichtlich richtig. Wir haben ja denselben Effekt in Deutschland auch – schau mal die Berichterstattung in der Euro-Krise an!
Das ist genau das, was mich an der Debatte so ermüdet. Diese Kritik kommt immer von Leuten, die die dahinterstehenden Konzepte nicht mal auf einem grundsätzlichen Level verstehen. Aber voller Empörung ganz viel Krach machen.
Das ist kein Bad faith reading sondern das steht da. Die Verdrehung das Schwarze das nicht könnten, kommt nicht von mir.
Deine Kritik ist mies. Bis gerade eben sagte Dir das alles angeblich nichts und jetzt wirfst Du mir vor ich würde die Konzepte nicht mal auf einem grundsätzlichen Level verstehen.
Und mit voller Empörung ganz viel Krach zu machen?
Lese dir bitte noch mal meine Kommentare Durch. Da kann von Krach machen keine Rede sein.
Ausserdem „Was da steht ist, dass Weiße die dominante Kultur sind und diese Werte mit sich verbinden“ steht da genau nicht.
Da steht „“White dominant culture, or whiteness, refers to the ways white people and their traditions, attitudes, and ways of life have been normalized over tiem and are now considered standard practices in the United States,“ the introduction to the section reads. „And since white people still hold most of the institutuional power in America, we have all internalized some aspects of white culture— including people of color.““
„Anti-Rassismus-Training ist grundsätzlich gut.“
Stimmt! Aber das heißt nicht, dass jedes Anti-Rassismus-Training ist grundsätzlich gut ist.
Gibt gute Gründe für meine langjährige Annahme, dass diese Art von Trainings überhaupt nicht wirkt, vielleicht sogar schädlich ist:
https://scholar.harvard.edu/files/dobbin/files/an2018.pdf
Gruss,
Thorsten Haupts
Jou.
Wörtliche Zitate: „… we all have internalized some aspects of white culture – including people of color“ … (Aufzählung der „white culture“ Werte, einer davon) … „Hard work is the key to success“
Man muss schon absolut bewusst NICHT lesen, um daraus nicht schliessen zu müssen, dass „Hard work is the key to success“ NICHT zu „schwarzen Werten“ gehören. Genau das hat z.B. auf twitter tatsächlich auch ne ganze Reihe von Schwarzen ziemlich aufgeregt.
Im übrigen ist das nicht die Hardcore-Variante. Die verschärft die Behauptung noch einmal, indem „Hard work“ zur Kultur der „White Supremacy“ Rechtsextremisten (amerikanisches Gegenstück zu deutschen Neonazis) erklärt wird.
Und eine ganz höfliche Frage, Herr Sasse: Wieviele Beispiele aus verschiedenen amerikanischen Budnesstaaten, Behörden, Universitäten, Schulen und Unternehmen der letzten 5 Jahre müsste ich liefern, damit Sie die Standard-Entschuldigung „Sind doch nur ein paar Spinner“ zurückziehen?
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich stimme weder im Ton noch, so weit ich das aus diesem Forum beurteilen, kann politisch mit Thorsten Haupts überein, aber genauso lese ich das auch und genauso habe ich das auch von anderen (nein nicht Tucker Carlsen 🙂 ) interpretiert gesehen.
Ich habe übrigens auch gar keine Grund mit bad faith zu lesen, da dies ja meine ideologischen Nachbarn sind.
Ich lehne das auch nicht ab, weil ich meine dass es keinen Rassismus gäbe o.ä.
Ich habe damit meine Probleme weil ich befürchte, dass das kontraproduktiv ist, da es Gefahr läuft in einer Art neo Rassismus bzw neo Segregation zu enden.
Ich habe das Video schon mal geteilt und mit ist klar, dass das nur Comedy ist. Aber es trifft doch genau den wunden Punkt.
https://youtu.be/Ev373c7wSRg
Die „culture wars“ gingen nicht von linker, sondern von rechter Seite aus. Und zwar vor allem von der Christlichen Rechten und den „paleoconservatives“, die die Bürgerrechtsbewegungen der Sechziger Jahre und ihre Errungenschaften in der Johnson-Administration kritisiert haben. Das fing in der Reagan-Zeit an und damals saßen einige der heißspornigsten „culture warriors“ in Reagans Kabinett.
Einfach zu belegen: Welche Gesetze, Verordnungen, mandatorischen Trainings oder Universitätskurse sind aus diesen rechten „culture wars“ rausgekommen? Beispiele bitte.
Gruss,
Thorsten Haupts
Korrekt.
1) Fiscal austerity intensifies the increase in inequality after pandemics
Die falschen Fragen gestellt. Eine Pandemie führt zur Verschärfung der Einkommensungleichheit. So wie hohe Arbeitslosigkeit. Und und und. Praktisch jede Krise tut das. Das oberste politische Ziel muss folglich auch aus ökonomischen Gründen immer sein, Krisen zu entschärfen. In Deutschland lieben wir Krisen, wir haben sogar eine richtige Krisenkanzlerin, die eigentlich nur agiert, wenn eine Krise wieder einmal beginnt.
2002 – 2005 leistete sich das Land die längste Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte. Obwohl im Grunde seit über einem Jahrzehnt bekannt war, was zu tun war, um wieder Wirtschaftswachstum anzuregen und die „Sockelarbeitslosigkeit“ herunterzubekommen, weidete sich das Land darin, was alles nicht geht. Also gar nichts. Währenddessen wuchs die Ungleichheit.
Kaum wagte mal ein Kanzler, den Schlüssel herumzudrehen, sank die Arbeitslosigkeit rapide, nahm die Ungleichheit ab, stiegen die Einkommen. Gedankt wurde es dem Mutigen nicht. Er wurde abgewählt.
Die Krisenkanzlerin ist da aus einem anderen Holz. Keine der Krisen, die sie erlebte, hat sie im Ansatz gelöst. Die Energiewende von Rot-Grün verschärft durch Be- und Entlastungen im Energiesektor die Einkommensungleichheit. Die Rentenkasse wurde zugunsten der wohlhabenderen Alten und der ärmeren Rentenempfängern, solche die es werden wollen und der geringer verdienenden Jungen geplündert. Und dann wurde die Einkommensungleichheit noch durch eine Flüchtlingskrise verschärft, was Linken heute als Beleg gilt, wie ungerecht es in dem Land zugeht. Ach so, und länger als nötig wurden die Deutschen in engen Wohnungen und „Home Office“ zusammengepfercht und die Vermittlung von Wissen ihren manchmal unwissenden Eltern überlassen.
Es gibt ja hier auch Leute, die das Home Schooling für eine dufte Sache halten. Dabei musste das ifo Institut dieser Tage daran erinnern, dass ein Drittel fehlender Schulstoff eines Jahres später 3% Einkommen kostet. Bei einem Schuljahr sind das also fast 10%. Wer als Perspektive hat, 4.000 Euro zu verdienen, wird es halt nur auf 3.600 Euro bringen, dank Home Schooling. Vielen Dank liebe Lehrer!
Was also bringt weniger Einkommensungleichheit? Richtig, Prosperität und Wirtschaftswachstum. Leider legen Linke bis hin zu den die Kanzlerschaft wollenden Grünen bei diesem Aspekt so überhaupt keinen Ehrgeiz an den Tag.
2) Literarischer Trumpismus – Constantin Schreibers “Die Kandidatin”
Das Verbrechen dieses sehr intelligenten jungen Mannes – er beschäftigt sich tatsächlich vor Ort mit den Menschen, über die er schreiben will – ist: er hat einen fiktiven Roman geschrieben. Anders als seine Kollegen, die aktuelle Ereignisse mit ihrem Senf versehen müssen und dabei auch eine ehrwürdige Partei wie die FDP mit Rechtsextremen in einen Topf stecken oder Parteien zujubeln, die sie zufällig wählen, hat Constantin Schreiber ein Buch geschrieben, um zu unterhalten.
Der Grimme-Preisträger, der für die deutsch-arabische n-tv-Sendung Marhaba – Ankommen in Deutschland ausgezeichnet wurde, und fließend Arabisch spricht, ein Jurastudium nicht nur begonnen sondern es tatsächlich zu Ende geführt hat (das macht ihn in Grünen-Kreisen ohnehin verdächtig), der im Nahen Osten für das Auswärtige Amt gearbeitet hat (weiterer Minuspunkt aus Grünen-Sicht, da arbeitet man nicht), hat die Welt, die er kennengelernt hat, in den Mittelpunkt einer Geschichte gestellt.
Das einzige Verbrechen, das Constantin Schreiber aus Deiner Sicht begangen hat, ist, eine fiktive Geschichte über Milieus, die ihm vertraut sind (anders als Dir) anders verlaufen zu lassen, als es die grüne Seele für gut befindet. Muss ein saugutes Buch sein!
3) Gay marriage is the left’s biggest culture war victory
In Deutschland gibt es jährlich so 390.000 Eheschließungen. 2020 wurden 990 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen. Da der Anteil auf den ersten Blick so verschwindend klein ist, hier die Zahl: 0,00265% der in Deutschland geschlossenen Ehen sind gleichgeschlechtlich. Für nicht einmal 3 Promille so ein Aufhebens? Das soll eine gesellschaftliche Revolution sein? Da kippt man sich die doch lieber hinter die Binde! Prost!
5) „Die Löhne müssen steigen“ (Interview mit Clemens Fuest)
Ich weiß nicht, wann Ökonomen zuletzt Nullrunden gefordert haben. Das scheint Stefan besser zu wissen. Der Anteil der Löhne am Volkseinkommen ist auf einem historischen Hoch. Anders ausgedrückt: Etwas vom gemeinsam Erwirtschafteten sollte man den Unternehmen schon lassen.
Es ist richtig, in Zeiten von Knappheiten steigen und müssen die Preise dafür steigen. Das betrifft aber nicht einfache Leistungen, zumal die Politik hier für ausreichenden Nachschub an Arbeitskräften gesorgt hat (siehe oben). Mit SAP-Beratern sieht das schon anders aus. Es ist ja durchaus richtig, dass die deutschen Löhne im internationalen Vergleich moderat sind. Die Lohnentwicklung der vergangenen Jahre war es allerdings nicht. Und im Prinzip ist gegen hohe Löhne auch wenig zu sagen.
Wenn die Löhne steigen, sinkt der Gewinnanteil, eine logische Sache. Nun hat der Staat 2020 / 2021 ein Verbot für betriebliche Aktivitäten verhängt, was naheliegender Weise auf die Substanz geschlagen hat. Das tun höhere Löhne übrigens auch. Und das zentrale Problem gerade deutscher Unternehmen ist immer noch die unzureichende Kapitalausstattung.
Wenn die Löhne und damit das Einkommen hoch sind, die Steuereinnahmen des Staates damit auch und umgekehrt der Bedarf an sozialer Architektur abnimmt, dann besteht wenig Anlass, prozentual hoch zu besteuern. Doch der deutsche Staat hat sich in der Vergangenheit in die andere und damit absurde Richtung weiterentwickelt: Die Arbeitslosigkeit hat deutlich abgenommen, die Einkommen sind kräftig gestiegen – und die Sozialleistungen mit. So kann man viel verdienen, aber man behält sehr wenig in der Tasche. Das ist leider ein Umstand, den weder die Grünen noch die SPD nach der Bundestagswahl ändern wollen.
Ein guter Grund also, sie in die Opposition zu wählen.
7) Milliarden gegen den Klimaschutz
Ein gutes Beispiel, dass den Grünen (und ihren Anhängern) jede Kernkompetenz abgeht. Der Flugverkehr ist für knapp 4% der Verkehrsemissionen in der EU verantwortlich – nicht gerade viel. Nur, die Schifffahrt hat einen ähnlich hohen Anteil. Über das Eine streiten Grüne und Klimaaktivisten mit Verve, das andere übersehen sie schlichtweg.
10) Schule ohne Noten – ein umstrittenes Thema, das am System der Selektion scheitert
Wie soll in der schönen Welt eigentlich entschieden werden, wer weiterführende Schulen besuchen kann und wer nicht? Wonach ermittelt sich Förderbedarf und wonach nicht? Und wie erfahren Dritte eigentlich, ob man eine intellektuelle Null oder einen Überflieger vor sich hat? Müssen Unternehmen bei der Einstellung von Schulabgängern erst mit jedem Bewerber ein ausführliches Assessment Center durchführen, bevor sie feststellen, dass 90% nicht zu gebrauchen sind?
3) Richtig. Das beweist einmal mehr, wie dumm die diesbezüglichen Argumente aus dem konservativen Lager sind.
@ Dennis 21. Juni 2021, 10:15
3) Richtig. Das beweist einmal mehr, wie dumm die diesbezüglichen Argumente aus dem konservativen Lager sind.
Sorry, wenn ich darauf genau so platt antworte: Dumm ist nur Dein Kommentar.
Weil ein Argument nur eine verschwindend kleine Minderheit betrifft, muss es nicht doch nicht dumm oder falsch sein.
Da bin ich eher bei Stefan: Ist so wenig relevant, dass es die Aufregung auf beiden Seiten nicht gelohnt hat.
Du verwickelst dich in Widersprüche. Wenn der letzte Absatz zutrifft, kann der vorletzte nicht auch zutreffen. Entweder ist das „Lohnen“ der Aufregung ein maßgeblicher Geschichtspunkt oder nicht. Die quantitativen Verhältnisse waren vorher auch schon bekannt und sind keine Überraschung. Und selbstverständlich hat sich die „Aufregung“ bei den Schwulen und Lesben gelohnt, auch bei denen, die von der nunmehrigen Rechtslage keinen Gebrauch machen.
Die frühere Rechtslage war Ausdruck einer Verbotskultur, auch wenn das in diesem Fall aus ideologischen Gründen nicht so heißen soll. Das Argument (falls vorgetragen) „gab es Jahrtausende nicht “ ist nur lächerlich, es sei denn, man wendet das allgemein an, was Ideologen natürlich nicht machen; nur wenn’s passt. Mit der ausschließlichen Anerkennung von staatlich geschlossenen Ehen (Zivilehe) wurde auch eine Praxis aus Jahrtausenden ausradiert. War dem entsprechend eine wesentlicher Anteil beim Kulturkampf der 70er/80er des 19. Jahrhunderts. Oder: Körperstrafen gibt es nicht mehr. Auch das ist ein Bruch einer Praxis aus Jahrtausenden.
Dumm waren die Contra-Argumente deswegen, weil rein gar nichts eintritt, was irgend jemanden schädigt oder beeinträchtigt. Auch das wusste man natürlich schon vorher.
@ Dennis 21. Juni 2021, 16:02
Die quantitativen Verhältnisse waren vorher auch schon bekannt und sind keine Überraschung.
Ja, den Punkt hast Du (was an der Plattheit Deiner ersten Aussage nichts ändert).
Der Grundpunkt bleibt allerdings, dass die Ehe (von der Zeit her, als diese Institution geschaffen wurde) auf die Verbindung von Mann und Frau zur Gründung einer Familie abzielte.
So wie man aus gutem Grund besondere Parkplätze für Frauen eingerichtet hat, und irgendein Trottel (wahrscheinlich ein Mann 🙂 ) klagte ein, dass er auch auf einem Frauenparkplatz parken darf. Halte ich auch für Schwachsinn. War so nicht gedacht, von daher kann ich die Rechtslage nicht nachvollziehen.
Ich vermute mal stark es ging um Argumente wie, dass das die klassische Ehe aushöhlen würde, dass jetzt „alle“ schwul werden usw.
Gleichgeschlechtliche Ehen sind nur eine kleiner, wenn auch sehr sichtbarer, Teil der Änderungen gewesen und haben auch einen Symbolcharakter.
Uns das Argument, es beträfe ja nur einen kleinen Teil und sei daher irrelevant ist ziemlich absurd wenn es um den Schutz bzw. Rechte von „Minderheiten“ geht. Die sind ja per Definition in der Unterzahl.
Außerdem kommt mit die Zahl von Stefan Pietsch sehr niedrig vor.
Ich finde die Zahlen für 2020 nicht, aber 2019 berichtet der Tagesspiegel von „Sieben Prozent aller Eheschließungen sind gleichgeschlechtlich“ für 2018 und 2020 berichtet queer.de die Zahl sei auf 3,4 Prozent in 2019 gesunken. Woher kommt denn ein Absturz auf 0,00265% nur ein Jahr später?
https://www.queer.de/detail.php?article_id=36573
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/zwei-jahre-ehe-fuer-alle-sieben-prozent-aller-eheschliessungen-sind-gleichgeschlechtlich/25070496.html
Hier habe ich einen Fehler gemacht. Es sind jährlich rund 15.000 gleichgeschlechtliche Ehen, die geschlossen werden. Das sind allerdings bezogen auf durchschnittlich so 390.000 Eheschließungen (2020 waren es Coronabedingt 373.000) immer noch knapp 4% und damit wenig beeindruckend.
Aber zeigt nicht gerade der Wille zur Schließung einer Ehe, dass es sich nicht um „Hedonisten“ handelt?
Zum Begriff: Ich hätte es besser gefunden, „Ehe“ für die Verbindung von Frau & Mann und für gleichgeschlechtliche Verbindungen „Partnerschaft“beizubehalten. Eine Abwertung kann ich darin nicht erkennen, man spricht ja auch von Ehe-Partnern. Dass eine so große Mehrheit das anders sieht, verwundert mich, ehrlich gesagt.
Nun, offensichtlich wollten viele Homosexuelle eine „Ehe“ und nicht eine „Partnerschaft“. Ich sehe da kein Problem.
Noch eine Ergänzung: der Wert ist netto. Da es ja auch zu Ehescheidungen kommt, können die 7% durchaus stimmen, das hieße aber auch, die Scheidungsquote wäre sehr hoch.
Wenn es um die von mir oben genannten 7% geht hat das damit nichts zu tun. Das waren im Jahre 2018 7% und im Jahr danach 3,4%. Das habe ich auch so geschrieben.
Der Rückgang ist wohl dadurch zu erklären, dass es 2018 noch mehr Nachholeffekte gab.
„immer noch knapp 4% und damit wenig beeindruckend.“
vs
„Sie machen irgendwo zwischen 4 und 5 Prozent der Bevölkerung aus“ (weiter unten in einem Kommentar)
Warum sollte der Anteil der Eheschließungen den nicht ungefähr dem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechen?
Der Wert ist nicht netto. Das ist die Zahl der „Eheschließungen“, Ehescheidungen werden separat gezählt.
Eine so hohe Scheidungsquote nach nur einem bzw. zwei Jahren in denen gleichgeschlechtliche Ehen überhaupt erlaubt waren, wäre auch extrem hoch. Das sollte einen, ähnlich wie die „0,00265%“ auch, eigentlich stutzig machen.
Scheidungen gleichgeschlechtlicher Partner wurden 2019 zum ersten mal erfasst. Es waren rund 100. Von 149 000 Scheidungen insgesamt.
Wo ich schon mal dabei bin.
900 von 390 000 sind nicht 0,00265% sondern 0.231%
Und 0,00265% sind natürlich auch nicht „3 Promille“
Gut, Klugscheißen kann ich auch:
2019 hatten wir 52.000 gleichgeschlechtliche Ehen, ein Jahr zuvor waren es 37.000. Rechnung: 52.000 ./. 37.000 ergibt 15.000 gleichgeschlechtliche Ehen Zuwachs. Da zwei Bestandsgrößen verglichen werden, handelt es sich um die Netto-Entwicklung (Zugänge ./. Abgänge).
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1114720/umfrage/gleichgeschlechtliche-ehepaare-in-deutschland/
Das sollte einen, ähnlich wie die „0,00265%“ auch, eigentlich stutzig machen.
Copy & Paste versehen mit dem %-Zeichen – keine gute Idee, da haben Sie Recht.
Doch auch Sie sind vor dummen Fehlern nicht gefeit. Bespiel gefällig?
Wo ich schon mal dabei bin.
900 von 390 000 sind nicht 0,00265% sondern 0.231%
Doch geschrieben hatte ich von 990:
In Deutschland gibt es jährlich so 390.000 Eheschließungen. 2020 wurden 990 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen.
Als Basis hatte ich dann die echten Zahlen (nicht den von mir angegebenen Durchschnittswert von 390.000) für 2020 genommen: 373.300, weil ich sicher war, dass ein Klugscheißer das mir um die Ohren hauen würde. 🙂 Und was kommt bei 990 / 373.000 heraus? Spannung!
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Eheschliessungen-Ehescheidungen-Lebenspartnerschaften/_inhalt.html
Schon beeindruckend wenn man gleich mehrfach so dermassen daneben liegt und dann trotzdem noch zum Angriff über geht.
Der Anteil der gleichgeschlechtlichen Ehen war völlig falsch. Die Schlussfolgerungen (egal weil nur Promille, Hedonisten) auch.
Ebenso war die die Vermutung mit Netto und Scheidungen offensichtlich quatsch. Meine Zahlen (also u.a. die 7% auf die die Bezug nahmen) waren unmittelbar die Zahl der Eheschliessungen. Das sie den Umweg über Bestandgrössen nehmen kann ja keiner ahnen, hätte aber trotzdem den gleichen Anteil ergeben müssen.
990 statt 900 ist ein Fehler. Aber kein „dummer“ Fehler.
Völlig absurde Ergebnisse erhalten, nicht stutzig werden und dann auch noch mit extrem gewagten Aussagen nachlegen und denjenigen der auf die Fehler aufmerksam macht als Klugscheisser zu bezeichnen. Das ist ein dummer Fehler. Gleich mehrere sogar.
Ich habe einen Fehler gemacht. Und ihn sofort korrigiert. Ohne Vorwurf, klar gesagt. Macht hier nicht jeder.
Danach bekam ich Prügel. Bis zu einem gewissen Maß in Ordnung. Aber Sie wissen, wie das ist mit dem Fass und den Tropfen. Und zu meiner Entschuldigung: nehmen wir die Anzahl der Kommentare hier und solche, die Fakten und Daten enthalten, dann liege ich in den Jahren weit vorne. Dann sind auch mal Fehler dabei, weil ich gerade für Kommentare weniger Sorgfalt anlege als auf Artikel. Einfach aus Zeitgründen.
Wie gesagt, es ist in Ordnung, dafür auch etwas abzubekommen. Habe ich von sol1, habe ich von Stefan, habe ich von Ihnen und ich glaube noch jemanden. Aber, irgendwann ist gut. Sollte bei Menschen mit Gefühl für Fairness irgendwo einseitig sein. Oder?
Haben Sie Sinn für Selbstironie? Eher weniger, oder? Eingangs habe ich mich als Klugscheißer bezeichnet. Vielleicht zeigen Sie auch mal, dass Sie Nehmerqualitäten haben?
Es waren mehrere Fehler. Von mir gab es überhaupt keine „Prügel“, ich habe mich gewundert, nachgeschaut und die korrekten Zahlen gepostet. Mich über ihre eigenartige Antworten darauf gewundert und noch mal genauer geschaut, noch mehr Fehler gefunden und auch auf diese hingewiesen.
Darauf wurde ihr Ton rauer, meiner dann auch.
Du hast sofort einen Vorwurf gemacht…
Erstens: nicht sofort, sondern als Reaktion. Zweitens war sie argumentativ an die – falsche – Zahlenrelation gekoppelt. Und so auch geschrieben.
Stefan Sasse: „Du hast sofort einen Vorwurf gemacht…“
Ich?
Mein erster Kommentar war
“ Außerdem kommt mit die Zahl von Stefan Pietsch sehr niedrig vor.
Ich finde die Zahlen für 2020 nicht, aber 2019 berichtet der Tagesspiegel von „Sieben Prozent aller Eheschließungen sind gleichgeschlechtlich“ für 2018 und 2020 berichtet queer.de die Zahl sei auf 3,4 Prozent in 2019 gesunken. Woher kommt denn ein Absturz auf 0,00265% nur ein Jahr später?“
Ich kann da keinen Vorwurf erkennen.
Ne, Stefan.
Ebenso war die die Vermutung mit Netto und Scheidungen offensichtlich quatsch.
Die Bestandsveränderung der gleichgeschlechtlichen Ehen liegt pro Jahr bei 15.000. Bezogen auf die Zahl der insgesamt geschlossenen Ehen sind das knapp 4%. Das ist ein statistisch gesicherter Wert.
Wenn Sie nun behaupten, die neu geschlossenen gleichgeschlechtlichen Ehen lägen bei 7%, so bedeutet das über 27.000 Zugänge. Folglich muss es 12.000 Abgänge in Form von Scheidungen geben.
Dann sind wohl Ihre 7% Quatsch. Bei der Bestandsveränderung handelte es sich jedoch nicht um Vermutung, sondern Fakt.
Wie wäre es denn mal mit lesen?
Ich schrieb erst „Ich finde die Zahlen für 2020 nicht, aber 2019 berichtet der Tagesspiegel von „Sieben Prozent aller Eheschließungen sind gleichgeschlechtlich“ für 2018 und 2020 berichtet queer.de die Zahl sei auf 3,4 Prozent in 2019 gesunken.“
Dann noch mal zur Erklärung: „Wenn es um die von mir oben genannten 7% geht hat das damit nichts zu tun. Das waren im Jahre 2018 7% und im Jahr danach 3,4%. Das habe ich auch so geschrieben.
Der Rückgang ist wohl dadurch zu erklären, dass es 2018 noch mehr Nachholeffekte gab.“
Aber gerne noch mal: 2018: Anteil 7%, 2019: Anteil 3,4% 2020er Zahlen hatte ich nicht gefunden.
12000 Scheidungen so kurz nach Einführung der Ehe für alle, wären wie gesagt auch absurd hoch.
Ausserdem muss man wie gesagt nicht auf die Bestandsveränderungen schauen, weil es Angaben zu den neuen Eheschliessungen pro Jahr auch direkt gibt. Aber warum erkläre ich das alles eigentlich, wenn sie ofenbar eh nicht richtig lesen?
Die Zahlen habe ich gar nicht überprüft, weil aus einer Sicht wenig interessant. Höhere Zahlen machen gleichgeschlechtliche Ehen nicht besser oder plausibler und RELATIV
niedrig bleiben selbige eh bis in alle Ewigkeit.
Das zum rechtlichen Kriterium zu machen bedeutet explizit eine Gegnerschaft zu liberalen Ordnungsvorstellungen. Auch das ist kein Problem, solange man andere nicht in die Irre führt und „Liberalismus“ für sich beansprucht.
Es handelt sich hier um Rechtsfragen und nicht um Kulturkritik betreffend gefühlten Hedonismus. Und ja: Hedonismus ist verfassungskonform, inklusive hedonistische Eheleute^. Zum Beispiel das berühmte „double income no kids“. Niemand muss sich für „Hedonismus“ entschuldigen – abgesehen davon, dass das ein unspezifischer, weiter Begriff ist.
„Aber warum erkläre ich das alles eigentlich, wenn sie ofenbar eh nicht richtig lesen?“
Offenbar vertane Liebesmüh.
Ja, das nervt mich bei solchen Diskussionen auch. Minderheiten sind eine Minderheit? Sag an.
@ derwaechter 21. Juni 2021, 16:26
Ich vermute mal stark es ging um Argumente wie, dass das die klassische Ehe aushöhlen würde, …
Ja
… dass jetzt „alle“ schwul werden usw.
Hä? Natürlich nicht …
Ich mag konservativ sein, aber ein solch ein tumber Trottel bin ich dann doch nicht 🙂
Habe ich auch nie irgendwo gehört.
2) Schreiber hat aus meiner Sicht überhaupt keine Verbrechen begangen. Er hat einen Roman geschrieben, der rechtsradikale Verschwörungstheorien verbreitet. Nicht mehr, nicht weniger.
3) Scheinbar war das ein Riesenproblem, wenn man sich anschaut, wie hart dagegen gekämpft wurde.
5) Die Opposition sollte man wählen, ja. Aber ich denke wir meinen beide eine andere ;
7) Weil mit dem Verzicht auf Kurzstreckenflüge halt ein probates Mittel zur Hand steht, während die globalen Warenströme aktuell mehr so alternativlos sind. Muss ich ausgerechnet einem Wirtschaftsliberalen die Globalisierung erklären? 😉 Aber ernsthaft: du hast natürlich Recht, dass die Schifffahrt ebenfalls angesprochen werden muss (btw, mWn kritisieren die Grünen auch Kreuzfahrten). Das ist tatsächlich ein blinder Fleck.
10) Es geht nicht um ein Utopia, sondern darum, bessere Ergebnisse zu erzielen. Das sollte dir doch eigentlich ein Anliegen sein.
2) Ich kenne weder das Buch noch eine Rezension. Aber ich halte es nach meiner Erfahrung für äußerst schwer, in einem fiktiven Roman Verschwörungstheorien zu verbreiten. Schließlich besteht das Wesen eines solchen Romans darin, etwas zu beschreiben, was nicht ist. Es handelt sich um Unterhaltung. Oder wann wurde James Bond zuletzt vorgehalten, ein Geheimagent zu sein, den es in der Realität nicht gibt?
3) Ich hatte es schon bei anderen Gelegenheiten immer wieder gesagt: ich halte es für ein Problem, wenn die demokratische Gesetzgebung sich auf Minigruppen wie vollzeiterwerbstätige Aufstocker oder die Karrierechancen von Topverdiener(inne)n kümmert. Bis heute wird jede gleichgeschlechtliche Ehe in den Medien gefeiert, als sei sie ein Massenphänomen. Das ist sie nicht. Das Ereignis ist in etwa so häufig wie die Anzahl der Morde in einem halben Jahr.
Der Gesetzgeber ist dafür da, Prinzipien zu setzen. Das Prinzip, dass die seit Jahrtausenden überlieferte Ehe nur der Beziehung von Mann und Frau vorbehalten ist, ist ein genauso verständliches Prinzip wie das, wer bereit ist, umfangreiche Pflichten für einen anderen einzugehen, kann dies in Form der Ehe tun. Stattdessen feiern Linke bis heute die Ehe für alle wie die Entdeckung des Mars.
5) Sicher. 😉
7) Die Kreuzfahrt ist ebenso ein Randaspekt wie die Kurzstreckenflüge. Und während die touristischen Cruiser tatsächlich wegen ihrer Kundschaft darum bemüht sind, ihre Gigatonner auf neuestem technischen Emissionsstand zu bringen, sieht es bei der Güterschifffahrt anders aus. Wie gesagt, Problembewusstsein ist bei Grünen nicht. 🙂
10) Auch hier: die Dosis macht das Gift. Auch im Leistungssport wie dem Fußball gibt es den nicht unberechtigten Vorwurf, die Ergebnisse ständen zu früh zu stark im Vordergrund. Das ist das erzieherische Problem: Kindern den Spaß und die Lust nicht auszutreiben und sie doch langsam an das Leistungsprinzip jeder Gesellschaft heranzuführen. Wenn das erst im Erwachsenenalter passiert ist das genauso falsch wie wenn damit schon bei Zweitklässern begonnen wird.
2) Sorry, aber du argumentierst so in bad faith, das verfolge ich nicht weiter.
3) Wie gesagt, dann kannst es ja einfach ignorieren. Und mir wäre neu, dass „der Gesetzgebende dafür da ist, Prinzipien zu setzen“. Gesetze machen ja schon eine Menge mehr.
7) Wie gesagt, stimme ich dir ja durchaus zu. Aber leider auch bei allen anderen nicht.
10) Die Noten stehen ja aber viel zu sehr im Vordergrund, du machst das ja selbst wenn du sagst dass du gar keine andere Personalauswahlmöglichkeit siehst.
2) Der Vorwurf geht doch an Dich.
3) Weißt Du, aus den Zahlen lässt sich ja auch eine schlechte Haltung von Homosexuellen definieren. Wenn man, wie es das Grundgesetz sieht, Ehe und Familie als Stabilisatoren der Gesellschaft ansieht, dann entziehen sich Schwule und Lesben dieser Stabilisierungsfunktion. Sie machen irgendwo zwischen 4 und 5 Prozent der Bevölkerung aus, möchten sich sichtbar fast nie binden und Verpflichtungen eingehen.
Warum engagieren sich so viele für solche Hedonisten?
7) Dass die Grünen zielsicher immer die falschen Schwerpunkte setzen?
10) Ein guter Mittelständler bekommt über 400 Bewerbungen für vielleicht eine Handvoll Ausbildungsstellen. Es wäre eine Zumutung für die Personalverantwortlichen, sich jeden dieser Halbstarken persönlich eine 45 oder 60 Minuten ansehen zu müssen. Das ist verschwendete Lebenszeit und Geld.
„Warum engagieren sich so viele für solche Hedonisten?“
Warum kriegst du deine Fakten nie auf die Reihe?
3) Hedonisten?!
7) Wohl kaum. 2019 war der gesetzte Schwerpunkt Klimapolitik goldrichtig. Bedauerlicherweise waren da halt keine BT-Wahlen. ^^
10) Das ist mir durchaus klar. Aber du machst eine falsche Dichothomie auf – entweder das aktuelle bescheuerte System beibehalten oder Chaos. Als ob es da nicht Zwischenschritte gäbe.
@ Stefan Sasse 21. Juni 2021, 11:04
3) Scheinbar war das ein Riesenproblem, wenn man sich anschaut, wie hart dagegen gekämpft wurde.
Laut? Ja
Überzeugt? Ja
Hart? Nein.
Ok.
„…hat die Welt, die er kennengelernt hat, in den Mittelpunkt einer Geschichte gestellt.“
Er kennt also die Welt in dreißig Jahren?
So weit ich anhand diversen Rezensionen erkennen kann, ist der Roman einfach nur ausgewalzter Flamebait.
/// Wahrscheinlich sind Texte wie der von Schreiber aber inzwischen auch Opfer ihrer eigenen Überproduktion, denn, betrachtet man die bislang vergleichsweise eher unauffällige öffentliche Rezeption seines Buchs, hat es keinen Skandal provozieren können. Zum aktuellen Thesenroman gehört gewöhnlich ein Medienereignis, das sich in Coronazeiten ohnehin schwerer inszenieren lässt. Mit dem bloßen Wiederholen altbekannter Themen und Rhetorik kann Die Kandidatin auch nicht mehr aus einem realen oder vermeintlichen ‘Tabubruch’ Profit schlagen, sondern nur noch an das mittlerweile normalisierte rechtspopulistische mediale Hintergrundrauschen anknüpfen. ///
Das erinnert mich an Leo Tolstois Reaktion auf Leonid Andrejew: „Andrejew schreit andauernd ‚Buh!‘, aber er erschreckt mich nicht.“
„In Deutschland gibt es jährlich so 390.000 Eheschließungen. 2020 wurden 990 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen.“
Die Zahl 990 stammt aus *Österreich:*
https://www.ggg.at/2020/02/27/letztes-jahr-gab-es-990-gleichgeschlechtliche-ehen-in-oesterreich/
Eine kurze Google-Suche zeigt, daß *in Deutschland* in den ersten zwei Jahren nach Einführung der Ehe für alle 70.000 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen wurden:
https://www.lsvd.de/de/ct/1429-Wie-viele-gleichgeschlechtliche-Ehen-gibt-es-in-Deutschland
Stimmt, Fehler. Aber auch bei Ihnen, also nicht so arrogant.
Von 2018 auf 2019 wurden nur 15.000 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen, in dieser Größenordnung setzt sich das fort. Nur bei Einführung bestand ein „Nachholbedarf“. Und das sind dann auch nicht einmal 4%, weniger als der Anteil Homosexueller an der Bevölkerung.
Dachte doch schon das klingt echt niedrig. ^^
5)
Der Anteil der Löhne am Volkseinkommen ist auf einem historischen Hoch.
Na, ja. Betrachtet man die Entwicklung der Lohnquoten seit dem Jahr 2000 im internationalen Vergleich, zeigen sich
zum Teil deutliche Unterschiede.
So stiegen die Lohnquoten beispielsweise in Neuseeland um 10,8 Prozentpunkte, in Kanada um 8,5 Prozentpunkte und in Norwegen um 7,9 Prozentpunkte, während der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am BIP sehr stark in Polen (7,2 Prozentpunkte), Portugal (7,5 Prozentpunkte) und Irland (12,8 Prozentpunkte) seit der Jahrtausendwende sank.
Deutschland rangiert im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Hierzulande stieg die Lohnquote, gemessen am BIP, um 2,1 Prozentpunkte seit dem Jahr 2000. Die aktuell höchsten Lohnquoten, gemessen am BIP, weisen die Schweiz (64,0 %), Belgien (60,1 %) und das
Vereinigte Königreich (58,6 %) auf. Die geringsten Lohnquoten haben Irland (34,2 %), Norwegen (48,9 %) und
Schweden (49,6 %) zu verzeichnen.
Die hohe Quote 2020 (74 %) ist dem Corona-Schlamassel geschuldet, da die Unternehmerquote durch die Maßnahmen massiv einbrachen.
Schauen Sie mal hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/tec00013/default/table?lang=de
Aus Zeitmangel nehmen wir an dieser Stelle Eurostat und die Löhne in Bezug auf das BIP statt auf das Volkseinkommen.
In Deutschland kassieren die Arbeitnehmer 55% des BIPs, das ist nach der Schweiz der höchste Wert. Im Schnitt sind es so 49%. Also, da ist nicht mehr viel Luft nach oben. Da wäre noch, dass der Staat von seinem Anteil etwas abgibt.
In Deutschland kassieren die Arbeitnehmer 55% des BIPs
Donnerwetter! Nur mal zum Vergleich: Am Ende der Regierungszeit Brandts lag die Lohnquote bei 71,4 %, Wie sich zeigt, hat sich daran seitdem nichts verbessert – im Gegenteil, wird immer miserabler.
Herr popper, jetzt halten Sie BIP und Volkseinkommen nicht auseinander. Denn die Lohnquote definiert sich durch das Volkseinkommen:
Arbeitnehmerentgelte + Unternehmens- und Vermögenseinkommen
Das BIP ist deutlich mehr, nämlich noch Anteile des Staates und der Außenhandelssaldo – pauschal gesagt. Wenn Sie Arbeitnehmerentgelte auf den größeren Nenner BIP statt „Volkseinkommen“ (nur Löhne und Gewinne) beziehen, ist es nicht verwunderlich, wenn die Quote geringer ist.
Noch etwas: wenn Arbeitnehmerentgelte und Gewinneinkünfte 100% ergeben, dann kann die Lohnquote nicht höher als eben 100% steigen. Da Sie Unternehmern, Vermietern und Aktionären ja auch noch etwas übrig lassen müssen, sind diese 100% nicht erreichbar. 71,4% klingt danach ziemlich gut, finden Sie nicht?
Schauen wir uns also die konkreten Zahlen an:
Am Ende der Ära Brandt lag die Lohnquote bei 71,1%, erst unter Helmut Schmidt erreichte sie ihren Peak mit 73,6%. Das war 1981 und es waren nicht die besten Zeiten der alten Bundesrepublik. Die Arbeitnehmer nahmen sich zuviel vom Erwirtschafteten, unternehmerisches Risiko lohnte sich nicht mehr.
2020 lag die Lohnquote bei 73,7%, der historisch höchste Wert ever. Und wir können wieder konstatieren: es ging den Unternehmen im vergangenen Jahr, dem Jahr der Pandemie, alles andere als gut. Übrigens, auch bei der letzten großen Krise, 2002-2005, war die Lohnquote mit bis zu 71,6% außerordentlich hoch.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/Tabellen/lrvgr04.html
Merke: Lohnquoten über 70% sind für die Volkswirtschaft bedenklich, sie zeigen Wirtschaftskrisen an.
Merke: Lohnquoten über 70% sind für die Volkswirtschaft bedenklich, sie zeigen Wirtschaftskrisen an.
Sie müssten es besser wissen. Die Lohnquote sagt als Argument gegen eine Erhöhung der Löhne gar nichts. Und Ihr Merke ist ebenfalls ein argumentativer Flop. Eine Aussage über die Entwicklung der Verteilung der Einkommen zwischen Arbeitnehmern (AN) und Unternehmern lässt sich mittels des Verlaufs der Lohnquote gar nicht sinnvoll zu treffen, weil AN auch Einkommen aus Vermögen und Unternehmer mitunter auch aus nichtselbständiger Arbeit beziehen. Die Frage ist auch immer wieviel AN sich in einem bestimmten Zeitrahmen auf dem Arbeitsmarkt befinden. Insoweit erklären Ihre Einwände bisher nichts.
Die Lohnquote ist eine makroökonomische Größe. Dazu hatten Sie geschrieben:
Zuvor waren Sie es gewesen, der das Thema Lohnquoten aufgebracht hat – nicht ich:
Die Lohnquote zeigt die Verteilung des Erwirtschafteten. Das die Gewinneinkünfte rückläufig sind, kann mehrere Ursachen haben und beginnt damit, dass es in manchen Ländern (z.B. Deutschland) relativ wenig selbständige Tätigkeit gibt.
Also, Ihr Thema, nicht meins.
Herr Pietsch, diese Unterscheidung ist für die Frage, ob der Anteil der Löhne am Volkseinkommen auf einem historischen Hoch ist, wie Sie eingangs behauptet haben, irrelevant, wenn man nicht jeweils die Beschäftigungsquote mit berücksichtigt, denn nur so kann man die Bruttolohnquote richtig deuten.
Dazu muss immer erst festgestellt werden, wieviele der 100 Erwerbstätigen Arbeitnehmer und wieviele Selbständige sind. Nur dann erhält man die korrekte beschäftigtenstrukturbereinigte Lohnquote. Sie haben ja auch zuletzt darauf hingewiesen.
zu 1) ich sehe keinen Grund, warum man nicht staatliche Umverteilung mit einem ausgeglichenen Haushalt verbinden kann.
Staaten mit einem hohen Schuldenstand haben keinen niedrigeren Gini.
Mit gut funktionierenden Institutionen führt ein Staatsdefizit kurzfristig zu einer Verteilung von verfügbaren Einkommen von oben nach unten. Ich habe aber meine Zweifel, ob das langfristig genauso wirkt:
– ein hohes Defizit beschränkt die staatlichen Ausgaben in der Zukunft, es sei denn man folgt einer Logik, dass 1000% Staatsschulden / BIP kein Problem darstellen.
– Inflation belastet eher die niedrigen Einkommen, insbesondere weil heute ja die meisten Verträge für Lohnarbeit ausserhalb von Flächentarifverträgen mit starken Gewerkschaften ausgehandelt werden
Klar, geht. Ist eine Frage der Steuerhöhe. Ich denke nur dass es BESSER ist das nicht mit einem ausgeglichenen Haushalt zu machen, weil hohe Steuern wesentlich schlimmere Effekte haben als Schulden, jedenfalls in Deutschland.
Irgendwann muss der Haushalt aber ausgeglichen werden. Selbst Keynes sah das so.
Warum haben hohe Steuern schlimmere Effekte? Wir zahlen in Deutschland ja vergleichsweise hohe Steuern. Effektiv sind die Steuern für Gutverdiener allein schon deshalb gestiegen, weil heute Steuerbetrug riskanter ist. Neue Steuern sind kein sexy Thema für die Politik. Ich frag mich nur, ob das gut ist. Ich denke etwa, dass bei der Erbschaftssteuer ganz sicher etwas geht.
Wir reden hier ja von gewaltigen Summen. Die kannst du aus der laufenden Volkswirtschaft nicht beliebig rausziehen. Irgendwann ist Schluss.
Noch zu dem Thema, Home Schooling ist so eine dufte Sache:
Distanzunterricht laut Bildungsstudie so effektiv wie Sommerferien
Eine Studie stellt dem Distanzunterricht während der Corona-Krise ein miserables Zeugnis aus. Besonders stark seien Kompetenzeinbußen bei Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Elternhäusern. Derweil geht die Debatte ums nächste Schuljahr los.
https://www.welt.de/politik/article231981937/Corona-Pandemie-Distanzunterricht-laut-Bildungsstudie-so-effektiv-wie-Sommerferien.html
Wer sich also um die Ungleichheit in diesem Lande sorgt – einfach mal genauer hinschauen.
Wundert mich nicht, es wurde ja auch aus dem Stand ran-improvisiert und findet an vielen Schulen nicht statt. Ich hatte erst kürzlich die Bitte von Bekannten, mit dem Sechstklässler Geschichte zu wiederholen für die Klausur. Der Junge hatte ein Vierteljahr nichts gemacht, weil der „Unterricht“ daraus bestand, dass die Lehrkraft Arbeitsblätter als PDF hochlud. Wird dich überraschen, aber der Bursche hat kein einziges je auch nur angeklickt. Solchen „Unterricht“ kannst du vergessen, und dass die Lehrkraft dafür bezahlt wird, treibt mir die Röte ins Gesicht, aus Scham wie aus Wut. Und das ist leider an vielen Schulen so und das Produkt verschleppter Digitalisierung über drei Dekaden. Aber es ist halt nicht überall so. Dort, wo ernsthaft Digitalunterricht/Fernunterricht gemacht wurde, sind die Ergebnisse auch deutlich besser.
Vorsicht, der Artikel ist ein gutes Beispiel für Irreführung!
Während man im Artikel immer vom Distanzunterricht in der Corona-Pandemie spricht, geht es in der Studie nur um den Distanzunterricht im Frühjahr 2020, wie es auch im Zitat steht!
Was für ein unseriöser Mist.
Gott, es ist sogar noch schlimmer: die Studie untersucht Daten weltweit. Die Aussagekraft von dem Ding ist praktisch null.
Manchmal frage ich mich, wie weit deutsche Lehrer eigentlich von der Lebenswirklichkeit ihrer Schüler entfernt sind:
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/corona-studie-ifo-homeschooling-100.html
Schulausfall führt demnach eindeutig zu einem niedrigeren Einkommen. (..)
An allen weiterführenden Schulen – außer dem Gymnasium – stößt der Online-Unterricht ebenfalls schnell an seine Grenzen. Die Schüler sind in der Regel nicht gut darin, Aufgaben selbstständig zu lösen. Treten Probleme auf, lassen sie sie liegen.
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/fakt-ist-corona-bildung-distanzunterricht-studie-ifo-100.html
Der Bildungsexperte Professor Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School of Governance rechnet damit, dass die Corona-Pandemie bei einem Drittel aller Schülerinnen und Schüler zu Bildungsrückständen führen wird. Die Pädagogikprofessorin Anja Wildemann von der Universität Koblenz/Landau befürchtet, dass die in Deutschland jetzt schon große Bedeutung von Herkunft und sozialem Gefüge durch die Pandemie noch mehr Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern haben wird. „Die Bildungsschere wird noch weiter auseinanderklaffen, weil bestimmte Gruppen von Schülern eben nicht oder zu wenig erreicht werden.“
https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/homeschooling-bildungsschere-101.html
Alles natürlich Blödsinn, man muss die Dinge nur richtig anpacken.
Nicht so weit wie du, würde ich mal schätzen.
Also zunächst mal, ich bin kein Lehrer und ja, ich denke auch, dass der Distanzunterricht in den letzten 12-15 Probleme verursacht hat.
Aber jetzt mal ernsthaft, diese Studien sind doch das Papier nicht Wert auf dem sie gedruckt sind.
Die von Ihnen zitierte ifo-Studie basiert rein auf Einschätzungen der Eltern! Und die fragt man nicht, ob man denkt, dass die Kinder den Schulstoff gelernt haben, sondern ob sie denken, dass sie zuhause weniger lernen als in der Schule. Das ist doch bullhsit, die Frage müsste doch sein, ob sie denken, dass sie den Stoff gelernt haben, der in der Jahrgangsstufe zu lernen war. Dazu können die Eltern eine seriöse Aussage treffen, aber doch nicht zur Frage was die Kinder in der Schule lernen?
Und dann diese seltsame Stundenzählerei. Natürlich haben die Schüler weniger Zeit mit „schulischen Tätigkeiten“ verbracht, als wenn sie in die Schule gehen, zumindest dann, wenn man den kompletten Schultag zählt. Aber mal ernsthaft, welches Kind verbringt denn die ganze Zeit in der Schule nur mit schulischen Tätigkeiten? Das ist doch derselbe Trugschluss wie zu glauben, dass die Leute, wenn sie in die Arbeit gehen, dann auch die vollen 7 / 8 Stunden arbeiten.
Aber der Abschuss ist das mdr-Interview. Zuerst mal der Vergleich mit Streiksituationen! Bei aller Kritik am Online-Unterricht, aber das ist doch ne andere Hausnummer. Die Sache mit den Grundschülern ist ja nachvollziehbar, aber warum fordert man eine Pflicht zum täglichen Online-Unterricht? Wäre nicht gerade bei Grundschülern andere Methoden hilfreicher, wie z.B. Gamification? Die Aussage über die Ferienkurse finde ich auch problematisch, vielleicht hat der Großteil der Kinder das anders nachgelernt (z.B. Nachhilfe). Und im ganzen Interview fehlen wirklich harte belastbare Daten, Vergleich von Prüfungsergebnissen etc. Der Abschuss ist aber der Schluss. Der jetzige Unterrichtsausfall könnte bis Ende des Jahrhunderts(!!!) zu einem Billionenschaden führen?? Diese Aussage ist doch für diesen Zeitraum nichts als unwissenschaftliches Geraune, ökonomische Esoterik sozusagen.
Ganz im Ernst, ich bin zutiefst enttäuscht, wenn ich die Studien hier so sehe. Damit kann man doch keine Bildungspolitik machen. Die Fragen müssen doch sein, wo sind Schwachstellen entstanden, welche Probleme sind hochgekocht und wo genau geht die Bildungsschere auseinander. Welche Möglichkeiten gibt es diese Probleme zu beheben, welche Chancen ergeben sich und sind wir in der Bildungsrepublik Deutschland wirklich so verbohrt, dass wir nur in Präsenzunterricht (lies Frontalvortrag) oder Distanzunterricht mit Videokonferenz und Arbeitsblätter per e-mail (die zuhause auch ausgedruckt werden müsen?!?!) denken können?? Ganz ehrlich, wir haben ein sehr viel größeres Problem als dieses Jahr Distanzunterricht
Exakt, vielen Dank!
Gegenfrage: Was erwarten Sie?
Sie haben die internationale Studie zurückgewiesen. Sie haben nationale Studien zurückgewiesen. Sie weisen Befragungen der Betroffenen zurück.
Vergleichstests wie IGLO und PISA finden in größerem Turnus statt. Es wird also schwer, Ihre hohen Anforderungen zu erfüllen. Unsere Epidemologen und Virologen wissen immer noch nicht, wo Menschen sich mit dem Corona-Virus anstecken, aber Sie erwarten – ja was eigentlich?
Es ist eine erstaunliche Annahme, davon auszugehen, dass die Lernkompetenz mit der Entfernung von Lehrer und Schüler steigen könnte. Es ist auch erstaunlich nur anzunehmen, dass der Lernerfolg dadurch steigen könnte, dass 6-12jährige dann besonders gut lernen, wenn sie am Computer sitzen. Das widerspricht jeder Studie der letzten 500 Jahre, aber wir können es ja mal annehmen.
Egal um welches Lebewesen es sich handelt, Vögel, Leoparden, Äffchen – oder Menschen – eins ist beim Lernerfolg entscheidend: Der Lernende muss eine gewisse Disziplin und Konzentrationsfähigkeit aufbringen, um Neues lernen zu können. Wir wissen, dass neue Medien und Fernsehen die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern teilweise auf die Dauer von Affen gesenkt haben, oft nur Sekunden.
Wir wissen aus den regelmäßigen Studien beispielsweise von WorldVision, dass gerade Kinder aus sozial prekären Elternhäusern einen erhöhten Fernsehkonsum aufweisen. Und wir wissen aus diesen Studien, dass deren Eltern sich seltener mit ihren Kindern befassen, diese sich vernachlässigt fühlen. Wenn Sie das für Unsinn halten – nachlesen.
Ich weiß nicht, ob es eine kluge Annahme ist, davon auszugehen, dass ein Junge aus prekärem Elternhaus konzentriert vor dem elterlichen Rechner sitzt, den Browser aufmacht, während daneben nur einen Click entfernt das Computerspiel wartet. Und ich bezweifle, dass Kinder, die schon im von Ihnen verbrämten Frontalunterricht (so etwas von old fashion! Is‘ klar) erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten haben, diese in der heimischen Wohnung geheilt bekommen, wo vier Personen auf 80 qm zusammenleben.
Es entspricht nicht meiner Erfahrung mit Kindern. Und der Arbeit mit ihnen. Es entspricht nicht der jahrzehntelangen Erfahrung meiner Frau mit Kindern. Und sie ist eine der besten Erzieherinnen, die es im Frankfurter Raum gibt, so etwas wie einer „Kinderflüsterin“.
Ich lerne gerade autodidaktisch und anhand von Tutorials daVinci Resolve von Blackmagic Design. Bescheiden ausgedrückt, halte ich mich für weit überdurchschnittlich intelligent und fähig, mir selbst Dinge beizubringen. Aber es führt auch für mich kein Weg an den Grundvoraussetzungen vorbei: Disziplin und Konzentrationsfähigkeit.
Die Sache ist: das ist den wenigsten von Natur aus gegeben und oft wird es durch die Reize unserer Zeit zerstört. Es muss erlernt werden. Räumliche Enge, Lärm und ständige Ablenkungen sind die schlechtesten Voraussetzungen, Lernerfolge zu erzielen. Und sei es nur einen Knopf drücken zu können, der zum Futter führt.
Gegenfrage: Was erwarten Sie?
Dass man zumindest bei den Lehrer die Eindrücke der Eltern nachgeprüft hätte. Ich erwarte kein IGLU oder PISA, aber die meisten Lehrer haben zumindest Erfahrungswerte von vor der Pandemie. Ein befreundeter Realschullehrer, den ich nach seinen Eindrücken gefragt hat, hat mir zum Beispiel geantwortet, dass seine schriftlichen Prüfungen der letzten Wochen nicht schlechter waren als vergleichbare von 2019 oder früher. Aber eine Lehreraussage ist anekdotische Relevanz, mehrere tausend zusammenfassen, das wäre eine Studie wert gewesen.
Es ist eine erstaunliche Annahme, davon auszugehen, dass die Lernkompetenz mit der Entfernung von Lehrer und Schüler steigen könnte.
Ich weiß nicht, wie sie darauf kommen, dass ich davon ausgehe? Ich habe gleich im zweiten Satz geschrieben, dass ich persönlich auch denke, dass der Distanzunterricht Probleme verursacht hat.
Frontalunterricht (so etwas von old fashion! Is‘ klar)
Ich habe nicht den Frontalunterricht kritisiert, sondern das die Bildungsforscher scheinbar nur in Distanz- oder Videounterricht denken können. Die Gesellschaft und die Arbeitswelt um uns herum verändert sich in einem atemberaubendem Tempo. Ich halte es da für sehr verbohrt zu glauben, dass man die Kinder auf diese neue Welt mit den Methoden von vor 100 Jahren (bzw. einer technisch aufgebohrten Variante davon) darauf vorbereitet.
Ich lerne gerade autodidaktisch und anhand von Tutorials daVinci Resolve von Blackmagic Design. Bescheiden ausgedrückt, halte ich mich für weit überdurchschnittlich intelligent und fähig, mir selbst Dinge beizubringen. Aber es führt auch für mich kein Weg an den Grundvoraussetzungen vorbei: Disziplin und Konzentrationsfähigkeit.
Das ist genau das was ich meine. Die zukünftige Arbeitswelt wird in Zukunft deutlich mehr Weiter- und Fortbildungen erfordern und das gilt auch für Facharbeiter und selbst für angelernte Tätigkeiten. In Zukunft ist es ein meines Erachtens ein Muss, dass man den jungen Menschen unter anderem die Fähigkeit beibringt, sich selbst neue Fähigkeiten beizubringen. Und das wird nicht im Frontalunterricht funktionieren.
Völlig bei dir.
Dass man zumindest bei den Lehrer die Eindrücke der Eltern nachgeprüft hätte. Ich erwarte kein IGLU oder PISA, aber die meisten Lehrer haben zumindest Erfahrungswerte von vor der Pandemie.
Also, Sie weisen die Einschätzungen der Eltern zurück, Sie weisen die Erfahrungswerte und Vergleiche von Wissenschaftlern zurück, aber möchten das Urteil von Lehrern gewertet wissen. Das ist, als sollte Tönnies die Qualität seiner Wurst objektiv bewerten.
Es war unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die sich Ewigkeiten dagegen gewehrt hat, dass auf OECD-Ebene Vergleichsstudien erstellt werden. Es ist die völlige Subjektivität der Lehrer, die den Bestrebungen nach Zentralabitur stets Nachdruck verleihen. Stefan hat hier vor Monaten bekannt, seine Schüler halt in der Pandemie „lockerer“ zu beurteilen.
Das kann man machen. Natürlich lässt sich damit die Qualität der Abschlüsse noch weiter verfälschen in der Hoffnung, dass dies im späteren Leben nicht auffällt. Ich hatte hier auch mal das Beispiel eines Grundschullehrers gebracht, der in seiner Klasse eine lernbehinderte Schülerin (IQ < 80) hatte und dies in vier Jahren nicht bemerkte.
Wenn man also auf eins nicht vertrauen kann, dann auf die Einschätzung von Lehrern. Sie sind Partei und unter Rechtfertigungsdruck. Eltern nicht.
Leider verschwenden Sie kein Wort darauf, wie Sie die Basics für Lernen beibringen wollen. Die fallen vom Himmel? Bei wenigen ja, bei den meisten nicht. Disziplin, Stressresistenz und Konzentrationsfähigkeit. Haben Sie mal versucht, auf engem Raum von vielleicht 70 qm mit anderen Menschen zu lernen, von denen die anderen alle möglichen anderen Dinge tun nur nicht absolute Ruhe verbreiten? Vielleicht sollten Sie dann doch mal Hartz-IV-Fernsehen sehen, sozusagen als Schulungsmaterial. 🙂
Dieser Wohlfühlklang, bei dem es doch eigentlich nur um das Wohlergehen von hochbezahlten Lehrern geht, nervt mich zunehmend und in sehr hohem Maße.
Kinderseelen leiden besonders unter der Corona-Krise, vor allem, wenn die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen. Das hat die zweite Befragung im Rahmen der COPSY-Studie („Corona und Psyche“) des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) ergeben.
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Wie-die-Corona-Pandemie-Kinder-psychisch-belastet-417124.html
Warum schreiben die Ärzte das Gleiche, was ich behauptet habe und was Stefan, CitizenK und und Sie mit Verve zurückweisen? Die haben wahrscheinlich keine Ahnung, ist nicht objektiv.
Aber die Studie zeigt auch Lichtblicke: Wenn die Familien funktionieren, tragen sie die Kinder durch die Krise.
Wahrscheinlich meint Stefan diesen Luxusbereich, wenn er meint, man könne Fernunterricht auch dufte nutzen. Das Problem: oft funktionieren Familien nicht. Egal, ist nicht das Problem von Lehrern, die Eltern haben schließlich für beste Bedingungen selbst zu sorgen.
„Fast jedes dritte Kind zeigt Hinweise auf eine psychische Belastung“, berichtete Professorin Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE und Leiterin der Studie. „Vor der Pandemie waren es nur 20 Prozent.“ Fast 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend.
Woher kommt das? Die schreiben, was ich eingangs behauptet habe und wogegen Sie jetzt ankämpfen.
Noch einmal: Schule Oberklasse / Abitur ist das Luxussegment. Der Großteil der Schüler erreicht dieses niemals. Lenkt endlich den Scheinwerfer weg von der Spitze und schaut Euch echte Probleme an.
„Wir stellten Ängste und Sorgen fest, Kopfweh und Niedergeschlagenheit“, so Ravens-Sieberer. Zugleich habe sich das Gesundheitsverhalten der Kinder verschlechtert: Doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Befragung gaben an, keinen Sport mehr zu machen, 40 Prozent berichteten, überhaupt keine Bewegung mehr zu haben. Stattdessen verbringen sie immer mehr Zeit mit dem Smartphone, oder am PC – auch wegen des Home-Schoolings.
Wer sich irgendwann einmal die WorldVision-Studien reingezogen hat, ist nicht überrascht. Home Schooling verschärft dort die Probleme, wo sie schon da sind. Leider gehören Lehrer anscheinend nicht zu den Hauptkonsumenten solcher Studien. Die Studie ist von Dezember 2020 bis Januar 2021 erstellt worden. Aber heute kann es ja schon ganz anders aussehen. Klar.
Die zukünftige Arbeitswelt wird in Zukunft deutlich mehr Weiter- und Fortbildungen erfordern und das gilt auch für Facharbeiter und selbst für angelernte Tätigkeiten. In Zukunft ist es ein meines Erachtens ein Muss, dass man den jungen Menschen unter anderem die Fähigkeit beibringt, sich selbst neue Fähigkeiten beizubringen.
Da raufe ich mir die Haare. Viele, sehr viele können das nicht. Grundschüler, Hauptschüler, Großteil der Realschüler, lernbehinderte Schüler.
Sie gehen wie gehabt vom Luxussegment aus. Ich habe studiert (als die Anforderungen noch höher waren), ich habe dort gearbeitet und gelernt, wo Weiterbildung vor allem im Autodidaktischen funktioniert und man rausfliegt, wenn nicht. Und dennoch geht es in den Vorbereitungen auf Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterexamen auch nicht ohne Präsenz, voll geschäftsfähige Menschen lassen sich dafür einkasernieren. Ja, richtiges Wort.
Wo kommt die Motivation her? Haben Sie keine Studien gelesen, wie zerstreut die Menschen heute sind, wie wenig sie sich konzentrieren können? Was das Problem mit der Eigenmotivation ist? Oben steht das, was Sie heute immer finden: Die neuen Medien, Smartphone und Tablet sind meist eine Gefahr, keine Bereicherung. Gegen die Gefahren können sich jene immunisieren, die schon als Kleinkind von ihren Eltern exzellent betreut sind (und solche Geräte auch weggenommen bekommen) und die (hoch-) intelligent sind.
Premiumsegment. Dass ausgerechnet sozial engagierte Menschen besonders gerne über die Elite der Gesellschaft als Vorbild referieren, ist für mich immer eine irritierende Erfahrung.
„was Stefan, CitizenK und und Sie mit Verve zurückweisen?“
Wie kommen Sie darauf? Ich kann jeden Satz unterschreiben, schon aus der Erfahrung mit meinen eigenen Kindern.
Und: „Kinderseelen leiden besonders unter der Corona-Krise, vor allem, wenn die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen“
Das ist doch das Ergebnis der Politik, für die Sie und Ihre Partei eintreten.
Wo kann ich das erkennen? Bisher haben Sie der Sicherheit der alten und mittelalten Menschen vor einer möglichen Covid-19-Infektion den Vorrang gegeben vor dem Recht von Kindern auf Präsenzunterricht. Dass Schulen wieder aufmachten – skandalös!
Welche Konsequenzen ziehen Sie also?
Ich habe Stefan hier immer kritisiert, dass er nach meiner Wahrnehmung Home Schooling so unkritisch sieht. Und nun ist die Forderung nach weniger Home Schooling und Digitalunterricht Ursache für die psychischen Schäden bei Kindern? Darauf muss man erstmal kommen.
Ich verstehe hier nicht wogegen Sie hier andiskutieren. Den Großteil der Sachen, den Sie mir unterstellen habe ich gar nicht behauptet.
So habe ich zum Beispiel niemals behauptet, dass nur die Einschätzung von Lehrern zählt, sondern mir gewünscht, dass die Einschätzung von Eltern gegengecheckt wird! Am besten mit belastbaren Daten!
Ich habe niemals behauptet, Frontalunterricht abzusetzen, sondern nur die Obsession mit Frontalunterricht kritisiert. Und daher habe ich auch kein Wort zu den Basics verloren, weil ich niemals in Frage gestellt habe, dass man die nicht lernen muss. Warum sollte man nicht???
Und jetzt wischen Sie mal den Schaum vorm Mund weg und erklären mir bitte, wo ich behauptet habe, dass diese Krise keine Auswirkung auf die Psyche der Kinder hat?
Und inwieweit hat es damit zu tun, das Wohlergehen von Lehrern zu bewahren, wenn man von den Lehrern mehr Einsatz fordert und von ihnen abverlangt, dass sie sich mehr Gedanken machen müssen als nur den nächsten Frontalunterricht zu verlangen.
Da raufe ich mir die Haare. Viele, sehr viele können das nicht. Grundschüler, Hauptschüler, Großteil der Realschüler, lernbehinderte Schüler.
Sach bloss.
Und trotzdem lernen es die meisten mit der Zeit, weil sie sich z.B. zum Meister fortbilden, oder den Programmierkurs für die neue Robotersoftware machen, oder oder oder. Nur, das dauert, das kostet Zeit und in meinen Augen müsste die Schule diesen Menschen diese Fähigkeiten beibringen.
Sie gehen wie gehabt vom Luxussegment aus. Ich habe studiert (als die Anforderungen noch höher waren), ich habe dort gearbeitet und gelernt, wo Weiterbildung vor allem im Autodidaktischen funktioniert und man rausfliegt, wenn nicht. Und dennoch geht es in den Vorbereitungen auf Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterexamen auch nicht ohne Präsenz, voll geschäftsfähige Menschen lassen sich dafür einkasernieren. Ja, richtiges Wort.
Langsam kapiere ich es. Ich bin einfach zu blöd, weil ich ja in einer Zeit studiert habe, als die Anforderungen niedriger waren.
Okay, dann verstehe ich auch, warum ich diesen Satz einfach nicht verstehe:
Premiumsegment. Dass ausgerechnet sozial engagierte Menschen besonders gerne über die Elite der Gesellschaft als Vorbild referieren, ist für mich immer eine irritierende Erfahrung.
Ich lese aus ihren Beiträgen, dass Sie nicht zufrieden sind mit dem Schulsystem und zwar, so hätte ich es interpretiert, auch nicht im Normalzustand. Auf der anderen Seite stemmen Sie sich mit aller Macht gegen jede Änderung. Aber um das zu verstehen, bin ich wohl einfach zu doof.
Ich halte in dem Bereich nichts von der Einschätzung der Lehrer. Sie ist viel zu subjektiv und manipulierbar. Sie ist vor allem zu interessengeleitet.
Ich verstehe nicht die Obsession für angeblich „moderne Unterrichtsformen“. Die Langzeitstudien zu den meisten dieser Neuerungen sind im Lernergebnis katastrophal. Der permanente Versuch zur Reform des Lernen geht davon aus, dass sich das Lernverhalten des menschlichen Gehirns verändert. Doch das ist eine falsche Annahme.
Unser Lernen hat sich evolutionär entwickelt, es lässt sich nicht einfach durch revolutionäre Reformen anpassen. So kommt der Frontalunterricht in internationalen Studien weit besser weg als es sein hiesiger Ruf vermuten ließe.
Die Umstellung auf Lernen mittels Computer und Online-Tutorials verlangt eine enorme Anpassungsbereitschaft des Gehirns. Eine solche Flexibilität zeigt nur eine Minderheit.
Wir wissen seit sehr langer Zeit um die Bedeutung lebenslangen Lernens. Für manche Berufsgruppen wie Ärzte oder Wirtschaftsprüfer ist die regelmäßige Weiterbildung sogar vom Gesetzgeber obligatorisch. Und dennoch: Studiengänge wie Fernstudien werden weiterhin vor allem von Menschen unter 30 frequentiert. Das (neue) theoretische Wissen von Menschen über 40 bleibt immer noch weit hinter dem von unter 40jährigen zurück.
Wenn Menschen frei in ihrer Arztwahl sind, wählen sie im Schnitt wenig den jungen, weil sie bei ihm wenig praktische Erfahrung vermuten. Sie wählen aber auch selten über 60jährige, weil sie hier geringeres Wissen über neue Behandlungsmethoden und schlechtere Reaktionen unterstellen.
Sie gehen im Lernbetrieb von Voraussetzungen aus, die nicht gegeben sind und nicht in kurzer Zeit geschaffen werden können. Viele Schüler haben in der Pandemie ihre Lehrer kaum zu Gesicht bekommen. Während Fernunterricht mehr Einsatz und Engagement von den Lehrkörpern verlangt (Stichwort individuelle Betreuung) zeigte sich im vergangenen Schuljahr eine ganz entgegengesetzte Entwicklung. Die aufsichtsführenden Behörden haben auch nur limitiertes Interesse, ihre Angestellten an die Kandare zu nehmen, weil sie sonst Ärger mit den Personalräten bekommen.
Uruguay zeigt, wie es anders geht:
Uruguay setzt seit Jahren auf digitalen Schulunterricht und auf gleichen Zugang für alle. Das Bildungssystem des Landes war damit auf die Coronakrise besser vorbereitet als das der meisten Länder in der Region – und als viele im reicheren Westen. Während sich Lehrer in Deutschland teilweise über Wochen nicht bei ihren Schülern meldeten, standen sie in Uruguay ständig in Kontakt. Statt verschwommenen Scans und fehlerhaften Internetlinks mit unauffindbaren Inhalten gab es in Uruguay digitale Schulbücher mit wissenschaftlichen Experimenten, Hausaufgaben in Quiz- oder Spielform, interaktive Videoschalten, personalisierte Übungen und Chats für Rückfragen.
https://www.spiegel.de/ausland/digitale-bildung-warum-uruguays-schueler-so-gut-durch-die-corona-pandemie-kommen-a-59466cde-21f9-4949-99f8-68e0ea4d70b1
Sorry, aber du offenbarst vor allem deine völlige Unkenntnis zum Thema, und es ist noch dazu eine absolut heuchlerische Position. Denn du würdest nie gelten lassen, dass die Expertise von Manager*innen oder Wahlhabenden nichts taugt und dass sie halt nur ihre alten Pfründe verteidigen. Da hältst du ständig den Sachverstand hoch, und dass die Leute „im realen Leben“ sind, und „Wirtschaftserfahrung“ und was noch. Aber wenn die Expert*innen nicht deiner Meinung sind, dann sind sie alle interessengeleitet und irrelevant.
Die angeblich objektive Analyse von Wertpapierhändlern zur Verbreitung von Cum-ex-Geschäften überzeugt mich auch nicht. Dich etwa?
10) Aus der Pandemie-Misere könnte man lernen und auch danach neue Unterrichtskonzepte erproben: Reine Wissensvermittlung auslagern und die Präsenz für Vertiefung, Verständnis und Weiterfragen nutzen.
„Ausgerechnet die Pandemie hat gezeigt, wie ein idealer Unterricht aussehen könnte. Im Wechselunterricht mit der Hälfte der Klasse, das berichten Lehrer wie Schüler, habe man so konzentriert wie selten gearbeitet. Weniger Trubel, weniger Ablenkung, mehr Chancen für schwächere Schüler, wahrgenommen zu werden. Das aber wird eine Utopie und ein Privileg von Privatschulen bleiben.“
Die ungleichen Voraussetzungen haben die Notengebung in der Pandemie zur Farce gemacht.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/wie-die-pandemie-aus-schulnoten-eine-zeugnis-lotterie-macht-17395907.html?premium
Wechselunterricht war bei uns an der Privatschule auch ne Katastrophe, aber Fernunterricht ist deutlich differenzierter.
An einer mir bekannten (staatlichen) Schule hat der Wechselunterricht einigermaßen funktioniert. Woran lag es bei euch?
Das Format ist einfach kacke. Die Hälfte der Klasse ist da, die andere Hälfte wird online zugeschaltet, das verbindet das Schlechteste aus beiden Welten. Entweder ganz da oder ganz Fernunterricht. Beide Formate erfordern eine andere Didaktik, das kann ich nicht mischen.
1) Fiscal austerity intensifies the increase in inequality after pandemics
Selbst Verteidiger*innen der Austeritätspolitik dürften nicht ernsthaft bezweifeln, dass sie die Ungleichheit erhöht.
Keine Bange, wird nicht bezweifelt (ich bin aber auch kein knochenharter Verfechter von Austeritätspolitik). Aber aus Deiner Kommentierung kann ich zwei Aussagen ableiten:
• Finanzielle Ungleichheit ist schlecht
• Der Unterschied zwischen Arm und reich wird am besten dadurch bekämpft, dass man den Reichen wegnimmt.
Dich wird nicht wundern, dass ich beiden Aussagen widerspreche.
Ich bin beispielsweise sehr für Chancengleichheit (haben wir ja hier schon diskutiert), aber nicht für künstlich hergestellte finanzielle Gleichheit. Es ist zwar nicht mehr so, dass ein jeder sein Schicksal zu 100 % in der Hand hat, aber zu einem Gutteil dann doch. Da, wo die eigenen Einflussnahmen nicht gegeben sind (etwa Unterstützung der Eltern bei der Schule), kann und soll der Staat eingreifen: durch Fördern der Schwachen!
Auch beim Unterschied zwischen arm und reich denke ich, dass der größte Teil der Debatte neidgetrieben ist. Schon mit einem selbstgebauten Eigenheim und einem ererbten Häuschen von den Eltern sprengt man heutzutage locker die Millionengrenze, bewegt sich aber dennoch nicht in einem „unnormalen“ Umfeld, da dieser Betrag kein Einkommen ist.
Wenn Du der Meinung bist, dass beispielsweise Dietmar Hopp mit knapp 20 Mrd. Euro anders zur Kasse gebeten werden soll, ist das ein anderes Thema (selbst wenn auch da der größte Teil des Vermögens gebunden ist). Aber das ist ja nur die theoretische Zielgruppe, in der Praxis greift man immer deutlich tiefer zu.
Wie auch immer, gefällt mir der Ansatz, die Armen reich zu machen, besser als der Ansatz, die Reichen arm zu machen. Aber dazu gibt es ja seitens der progressiven Seite der Macht stets wenig Ideen.
3) Gay marriage is the left’s biggest culture war victory
Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich niemand mehr daran erinnern will, dass in Deutschland überhaupt einmal jemand gegen die Ehe für Alle war, …
Ich erinnere mich sehr wohl daran, dass und warum ich dagegen war (ist nichts, wofür ich mich schäme, und ich halte die Argumentation immer noch für valide), aber – schweren Herzens zugegeben – es juckt mich nicht mehr. Gibbt deutlich größere Probleme.
… genauso wie sich heute ein Friedrich Merz sehr ungern daran erinnert, dass er gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe war (und immer noch ist, aber er sagt das nicht mehr laut).
Wie unglaublich unseriös …
Da solltest Du den passenden Kontext mitliefern:
Wobei man den Kontext mitliefern muss: Zuvor hatte es eine Debatte gegeben um eine sogenannte „Widerspruchsklausel“. Damit sollte dem Opfer die Möglichkeit eingeräumt werden, ein Strafverfahren gegen den mit ihm verheirateten Täter zu stoppen. Konservative Unionspolitiker hatten das gefordert. Die Klausel war im Gesetzesentwurf, über den abgestimmt wurde, nicht enthalten. Es ist also unklar, wie viele Abgeordnete deshalb ablehnten.
Wenn schon – siehe Kontext – nicht klar ist, ob Friedrich Merz grundsätzlich gegen die strafrechtliche Bewertung einer Vergewaltigung in der Ehe oder nur gegen diese Form des Gesetzes gestimmt hat, ist Deine Beurteilung ohne weiteren Beleg, dass er auch heute eine Vergewaltigung in der Ehe nicht als Strafbestand sieht, schon ziemlich schäbig. Da hast Du Dich ziemlich über im Ton vergriffen.
Ich bin mir sicher, dass Du deutlich toleranter wärst, wenn Friedrich März in jungen Jahren Steine auf Polizisten geschmissen hätte, um später in die Politik zu gehen und ein hervorragender Außenminsiter zu werden.
5) „Die Löhne müssen steigen“ (Interview mit Clemens Fuest)
Es ist das Dauerthema, dass Liberale zwar gerne den ArbeitsMARKT beschwören, wenn es darum geht, Schutz für Arbeitnehmende abzubauen, aber gerne gegen Marktmechanismen wettern, wenn diese mal in die umgekehrte Richtung wirken.
Zum einen wird nicht darum gekämpft, den Schutz für Arbeitnehmer herunterzufahren, sondern darum, ihn nicht noch weiter zu erhöhen. Dann sind „Liberale“ diejenigen, die die höheren Löhne zahlen, wenn es erforderlich ist. Heute gibt es einen Mangel an Bau-, Maschinenbau- oder E-Technik-ingenieuren; deren Gehälter steigen. Gibt es in fünf Jahren einen Überfluss, bist Du der erste der gegen Lohnkürzungen wettert.
PS: Dass die Löhne für gefragte Berufsgruppen steigen müssen, sehe ich auch so. Dass die Bereitschaft der Verbraucher da ist, dann mehr für die Produkte zu bezahlen, sehe ich nicht. Ich glaube, es war Lidl, die vor ein paar Monaten eine Aktion mit fair bezahlten Milchprodukten abbrechen musste, weil niemand kaufte.
7) Milliarden gegen den Klimaschutz
Volle Zustimmung.
Typisch deutsch ist, dass die Bahn Milliarden Verluste einfährt, einen schlechten Service bietet, mit Milliarden subventioniert wird und dennoch Bahnfahrten teuer sind.
10) Schule ohne Noten – ein umstrittenes Thema, das am System der Selektion scheitert
Ich kann mir halbwegs vorstellen, wie komplex das Thema ist.
Meine beiden jüngsten, zwei Jahre auseinander, waren sehr unterschiedlich. Die ältere hat gelernt, um zu verstehen, und brachte im Schnitt Noten etwa zwischen 2-3 nach Hause. Die jüngste hat nur gelernt, um die Arbeiten zu bestehen, lag im Notenschnitt an einer selbst ausgewählten, leichteren Schule um etwa 0,5 besser, wusste aber eine Woche nach der Arbeit nicht mehr, worum es ging. Die ältere Tochter war mordsmäßig sauer, dass die faule kleine Schwester mit einer besseren Abi-Note nach Hause kam, obwohl sie deutlich weniger wusste.
1) Nein, ich denke tatsächlich nicht dass Ungleichheit grundsätzlich schlecht ist. Ich bin ja kein Kommunist. Ich bin der Überzeugung, dass zu große Ungleichheit schlecht ist und dass Austerität keine gute Idee ist.
3) Faire Kritik.
5) Richtig, aber das Problem haben wir ja beim CO2-Preis auch…
7) Gott, fang mir nicht von der Bahn an…was für ein Desaster.
10) Glaub ich sofort. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie ernst Noten allenthalben genommen werden.
1)
Unter dem Schlagwort „taxmenow“ haben 36 Millionärinnen und Millionäre aus Deutschland und Österreich eine höhere Besteuerung von Millionenvermögen gefordert. In einem im Internet veröffentlichten Appell an die Politik heißt es: „Wir sind Vermögende und setzen uns für eine höhere Besteuerung von Vermögen ein.“
https://www.tagesschau.de/inland/appell-millionaere-besteuerung-101.html
„Neidgetrieben“? Wohl eher nicht – auf sich selbst kann man nicht neidisch sein.
Mal eine allgemeine Frage an Sie: Was fasziniert Sie an solchen Meldungen? Schließlich bringen Sie regelmäßig, ohne allerdings damit eine klare Forderung zu versehen noch damit zu argumentieren. Sie stellen es in einen Raum, machen aber nichts damit.
MacKenzie Bezos, die geschiedene Frau des Amazon-Gründers, bringt seit einem Jahr Milliardenwerte unters Volk, in dem sie sie verschenkt. Dies allerdings haben Sie bisher nicht verwandt. Warum nicht?
Weil das mit dem Punkt des „Neids“ nichts zu tun hat. Ich wende mich gegen krasse Ungleichheit, so lange vielen noch das Nötige fehlt. Auch, wenn das in vielen anderen Ländern noch viel krasser ist.
Reichen Menschen, die freiwillig viel Geld für gemeinschaftliche Zwecke spenden, zolle ich große Anerkennung. Wie dem Engagement von Dietmar Hopp und der anderen SAP-Gründer, auf das ich mehrfach hier hingewiesen habe. Wie auch auf das der anderen SAP-Gründer und dem von Manfred Lautenschläger (MLP, kennen Sie vielleicht).
Ich zitiere immer wieder Stimmen aus dem anderen Lager, die meine Argumentation unterstützen. Damit man mir nicht Pro-Domo-Argumentation vorwerfen kann. Im vorliegenden Fall (TaxMeNow) unterstützen Menschen meine Argumentation, denen man nicht (wie mir) Neid oder Missgunst unterstellen kann. Was ist daran falsch?
Ein Unterschied bleibt: Was mit dem Geld geschieht, entscheiden nicht gewählte Vertreter des Volkes, sondern allein der Mäzen. Auf die Gefährdung der Demokratie durch Ultra-Reiche wurde hier von Stefan Sasse u. a. immer wieder hingewiesen – zu Recht, wie ich finde. Wenn die Verfasser des TaxMeNow-Appells das auch so sehen, dann sehe ich mich in meiner Sichtweise bestärkt.
Ich habe nicht in Abrede gestellt, dass Sie solche Großzügigkeit bewundern. Darum ging es mir nicht.
Was wollen Sie? Das bleibt dennoch im Dunkeln. Diese Menschen haben ihr Kapital ja nicht gestohlen. Und was ist „krasse“ Ungleichheit? Alles total relativ und unbestimmt. So muss in Deutschland niemand hungern. Jeder hat Anspruch auf ein Auskommen, das selbst in den Industrieländern nur in wenigen Ländern erreicht wird.
Initiatoren von solchen Kampagnen befinden sich meist in einer Lebensphase, in der sie ihre Schäfchen im Trocknen haben und andere – soziale, wohltätige, mäzeantische – Ziele verfolgen. Auch das ist dann aber eine Vereinnahmung. Es gibt kaum jemanden, der Millionär ist und einen wesentlichen Teil seines Vermögens auf der Bank hat. Es ist gebunden. Und wenn es gebunden ist, muss es entbunden werden.
Stellen Sie sich vor, Sie haben sich einen Geldbetrag geliehen, damit Sie damit etwas aufbauen können. Es ist Ihnen vereinbarungsgemäß für 20 Jahre überlassen. Nach 10 Jahren kommt Ihr Gläubiger und sagt, er braucht jetzt den Geldbetrag zurück, weil er sich das anders überlegt hat und bei TaxMeNow mitmacht.
Sie hätten ein grundsätzliches Problem, das ihr gesamtes Leben und Lebensmodell verändert. Würden Sie TaxMeNow unter solchen Bedingungen gut finden?
Der Staat ist nicht derjenige, der gut mit Geld umgehen kann. Er hat 300 Millionen in die Hand genommen und sie bei einem Unternehmen wie CureVac, das bis dahin einen tadellosen Ruf besaß, in den Sand gesetzt. Steuergeld. Selbe Commerzbank, selbe Deutsche Bahn AG. Etwas Skepsis würde ich mir schon wünschen, wenn wir immer mehr Geld für den Staat wünschen.
Griechenland hat die Organisation von förderwürdigen Projekten privaten Spezialisten überlassen. Das Ergebnis: Sie haben in Brüssel eine Top-Performance abgeliefert. Gibt Ihnen das zu Denken?
Sie haben ja schon früher kritisiert, dass ich Stimmen aus dem anderen politischen Lager zitiere. Was stört sie daran?
Ich hätte keine Probleme damit, wenn Sie mir „linke“ Stimmen um die Ohren hauen, die mir zu denken geben würden. Griechenland kann ich nicht beurteilen, weil ich die Projekte und deren Finanzierung nicht kenne. Allerdings haben Groß-Unternehmen auch schon beträchtliche Summen in den Sand gesetzt: Daimler, Apple fallen mir ein, Sie kennen sicher noch mehr. Letzten Endes führen diese Verluste zu weniger Steuer-einnahmen, betreffen also auch die Gemeinschaft.
PS: Dass keiner hungern muss, kann nicht das Kriterium sein.
Ich muss die Probleme nicht alle aufzählen, die durch Geld wenigstens entscheidend gemildert werden könnten.
Ich habe nun zweimal (Sie merken, wie oft man etwas bei Ihnen tun muss?) nachgefragt, wie Sie etwas meinen, warum Sie etwas tun. Und ich bekomme von Ihnen Platitüden um die Ohren gehauen („dass keiner Hungern muss …“)
Können Sie sich vorstellen, dass jemand einfach an Ihrer Position und Ihren Vorstellungen interessiert ist? Wobei, da liegt wahrscheinlich der Hase im Pfeffer: Sie haben keine. Sie haben anscheinend gerade noch eine Vorstellung, was Sie nicht wollen – das meiste.
Ich frage, mit welcher Intension Sie auf solche Initiativen wie „Taxme“ verweisen. Sollen bestimmte Steuern für bestimmte Personen erhöht werden (welche? An welcher Stelle – Bankguthaben?) und von Ihnen kommt nichts. Wie kommen andere eigentlich mit Ihnen aus, wenn Sie nie sagen können, was Sie wollen und wie Sie sich ein Leben vorstellen können?
Sie können nur eins: Negative Campaigning. Ach so, auch Unternehmen haben Verluste gemacht? Sach‘ bloß! Um Sie mit unserem Wirtschaftssystem etwas vertraut zu machen: Der Sinn von Unternehmen ist, Risiken einzugehen, sich an Projekten und eventuell anderen Unternehmen zu beteiligen. Der Sinn des Staates ist nicht (bitte ganz fett aufhängen!), sich an Unternehmen zu beteiligen. Wenn er das trotzdem tut, dann ist das wie mit dem ungehorsamen Kind: es sollte nicht daneben gehen.
Sie kennen nicht die Geschichte von dem Milchmädchen? Was das Mädchen alles kaufen könnte, wenn es die Milch zum Markt trägt und dafür viel Geld bekommt. Für Sie scheint der Staat ein Milchmädchen zu sein.
Bitte, erinnern Sie mich, wenn ich das nächste Mal den Fehler begehe, nach Ihrer Meinung und ihren politischen Vorstellungen zu fragen.
Die Platitüde kam von Ihnen. Ich habe sie nur zitiert.
Sie wollen nicht verstehen. Okay.
Für andere, die das vielleicht wollen: Ich habe das gebracht, um zu zeigen, dass eine höhere Besteuerung von extrem reichen Menschen nicht dem Motiv „Neid“ entspringen muss. Als Antwort auf einen Beitrag von E.G., der dieses Motiv enthielt.
@ CitizenK 21. Juni 2021, 19:50
Ich habe das gebracht, um zu zeigen, dass eine höhere Besteuerung von extrem reichen Menschen nicht dem Motiv „Neid“ entspringen muss. Als Antwort auf einen Beitrag von E.G., der dieses Motiv enthielt.
Ich bestreite nicht, dass es auch andere Motive als Neid geben mag. ich sage nur, dass das für die meisten Menschen gilt, was man anhand der vorgebrachten Argumente leicht nachweisen kann.
@ CitizenK 21. Juni 2021, 18:53
Ich muss die Probleme nicht alle aufzählen, die durch Geld wenigstens entscheidend gemildert werden könnten.
Nein, musst Du nicht, hat auch keiner verlangt. Aber die Tatsache, dass man etwas mit Geld verbessern kann, sagt überhaupt nichts. Es wird VIEL ZU VIEL Geld ausgegeben, weil das immer der einfachere Weg ist, und Wähler in Abhängigkeiten treibt, und es werden VIEL ZU WENIG Ideen entwickelt, wie man den Leuten helfen kann, selbst etwas auf die Beine zu stellen.
Komm doch nicht immer mit derartigen Gutmenschen-Plattitüden um die Ecke. Du kannst doch denken, dann tu das auch.
@ CitizenK 21. Juni 2021, 17:04
1)
Unter dem Schlagwort „taxmenow“ haben 36 Millionärinnen und Millionäre aus Deutschland und Österreich eine höhere Besteuerung von Millionenvermögen gefordert.
In Deutschland gibt es etwa 1,4 Mio. Millionäre , aus Österreich kommen noch einmal knapp 160.000 dazu.
Und 36 davon (aus beiden Ländern zusammengenommen !) wollen mehr Steuern zahlen? Das sind ja stolze 0,00226 %. Da bin ich über die hohe Zahl doch arg überrascht.
Mal im Ernst jetzt, was soll so etwas? Hat das irgendeine Relevanz?
Relevanz hat schon mal, dass bei diesen Leuten euer zentrales Argument „Neid“ wegfällt. Wie übrigens auch beim IWF – oder ist der auch „neidgetrieben“?
Keine Relevanz hat der Prozentsatz. Der Wert eines Arguments liegt nicht darin, sondern in seiner Stringenz in Bezug auf einen Wert.
Der Anteil der männlichen Verfechter des Frauenwahlrechts war vermutlich auch nicht höher. Oder der Verfechter besserer Arbeitsbedingungen unter den Fabrikanten in Manchester. Oder der Abolitionisten unter den Sklavenhaltern.
Ohne Geld „selber was auf die Beine stellen“ klingt gut, aber nur auf den ersten Blick. Um ein paar Punkte zu nennen: Pandemie-Kredite zurückzahlen. Brücken reparieren. Schulen mit IT/WLAN und Filtern ausstatten. Alte Menschen pflegen. Güterbahn ausbauen. Klimawandel bekämpfen. Alles ohne Geld?
Die Relevanz entscheidet sich in einer Demokratie anhand des zahlenmäßigen Gewichts.
Gibt es plötzlich keine Steuereinnahmen mehr? Wo ist das Geld hin?
@ CitizenK 22. Juni 2021, 21:32
Relevanz hat schon mal, dass bei diesen Leuten euer zentrales Argument „Neid“ wegfällt.
Wenn einer von knapp 45.000 etwas sagt, hat das keine Relevanz. Das ist aber der Rahmen, in dem Du Dich bewegst.
Dann, wenn Du Dich in der Gauss’schen Verteilung bewegst, müssten viel mehr der Millionäre diese Meinung vertreten.
Dann, wenn diese Leute der Meinung sind, dass sie „zu viel“ haben und der Gesellschaft „zurückgeben“ möchten, können Sie das gerne freiwillig tun. Dietmar Hopp zum Beispiel tut sehr viel Gutes mit seinem Geld (wobei er aus gutem Grund nicht den überaus ineffizienten Weg über Behörden und staatliche Institutionen wählt).#
Aber wenn ich mich auf Deinen Punkt einlasse, kommt Folgendes dabei heraus:
Ganz viele Menschen wollen, dass die „Reichen“ mehr Geld bezahlen sollen. Über 99 % dieser Menschen definieren „reich“ leicht verallgemeinert als „reicher als sie selbst“.
Viele vergessen, dass die „Reichen“ das schon tun: Schon bei einem Gehaltssprung von 3.000 auf 4.000 Euro (alleinstehend, je 13 Monatsgehälter) steigt die Belastung durch Lohnsteuer und Soli von 7.990 auf etwa 12.780 Euro; das entspricht einer Belastung von knapp 37 % für die Differenz – wohlgemerkt, nur Steuern; die nicht zu knappen Sozialabgaben (Rentenversicherung 18,6%, Krankenversicherung 14,6%, Pflege 3,3 %) werden zusätzlich abgezogen, so dass von der Gehaltsdifferenz von brutto 1.000 Euro im Monat knapp 250 Euro überbleiben. Wer da noch heftiger zulangen will, hat den Schuss nicht gehört …
Und Du kannst mir erzählen, was Du willst – Neid ist der Hauptantrieb für solche Forderungen, egal, wie sehr man es mit moralisch erhabenen Forderungen verbrämt („ungerecht“ ist und bleibt ein subjektives Kriterium).
Wenn ich den Staat effizienter machen könnte, wären ruckzuck Abermilliarden Euro frei, die jetzt irgendwo im Nirwana verpuffen. Aber solch einen Vorschlag habe ich von einem Linken noch nie gehört, es geht immer nur ums Wegnehmen.
@ CitizenK 22. Juni 2021, 21:32
Eine kleine Ergänzung:
Pandemie-Kredite zurückzahlen. Brücken reparieren. Schulen mit IT/WLAN und Filtern ausstatten. Alte Menschen pflegen. Güterbahn ausbauen. Klimawandel bekämpfen. Alles ohne Geld?
2009 lagen die Steuereinnahmen bei etwa 524 Mrd. Euro, 2019 lagen sie bei 799 Mrd. Euro. Wie kannst Du eine Steigerung von über 50 Prozent Steuereinnahmen in nur 10 Jahren als „kein Geld“ bezeichnen?
Was hat sich in den letzten 10 Jahren so stark verschlechtert, dass eine über 50-prozentige Steigerung der Einnahmen nicht ausreicht, die staatlichen Aufgaben zu erfüllen?
Ein Tipp: die Steigerungen der Ausgaben in den von Dir genannten Bereichen (Pflege außen vor) liegen bei 20 bis 30 Mrd. Euro.
Ein weiterer Tipp: Die jährlichen Ausgaben für Sozialleistungen überschreiten inzwischen sowohl die Höhe von 1 Billion Euro als auch die 30-Prozent-Grenze des deutschen Bruttosozialprodukts (bzw. betragen 10 Prozent des BIP der Eurozone).
Sind Dir solche Zahlen und Zusammenhänge überhaupt klar?
Ja. Es geht hier aber nicht nur um den Sozialbereich, sondern in erster Linie um Infrastruktur und um die Bewältigung finanziellen Pandemiefolgen.
Woher soll das Geld kommen? Wenn die Mittelschicht schon über Gebühr belastet ist und bei denen unten nichts zu holen ist? Bleiben Kredite (die irgendwann getilgt werden müssen) oder Kürzungen.
Wo genau? Bürokratie wird oft genannt – eine Herkulesaufgabe. Effektivere Verwaltung – gern, wenn Bund und Länder das auf die Reihe kriegen. Subventionen – Diesel und Kerosin wie Benzin besteuern- einverstanden.
Warum sollen amazon und andere Pandemiegewinner nicht ihren Anteil bei-steuern wie andere auch? Warum dürfen Wohnungsbaugesellschaften (Planrendite 15 %) durch Holding-Konstruktionen Steuern in Millionenhöhe sparen – und dazu die Grunderwerbsteuer, die jeden Häuslebauer belastet?
IWF und Weltbank haben ihren Kurs zwar geändert, sind aber immer noch keine Organisationen von linken Spinnern und Weltverbesserern. Und ich soll mich als solcher titulieren lassen, weil ich das richtig finde?
Wenn ein Fonds bringt, was den Befürwortern wie Stefan P. vorschwebt, würde das Druck aus dem Kessel nehmen. Ich sehe allerdings noch nicht, wie das gehen soll.
P.S. Ich will doch kein Geld für mich. Und ich halte auch nicht jeden für reich, der mehr hat als ich (weder arm noch reich). Wer aber zehn- oder zwanzigmal oder hundertmal so viel hat, der verdient diese Bezeichnung schon.
@ CitizenK 22. Juni 2021, 21:32
Keine Relevanz hat der Prozentsatz. Der Wert eines Arguments liegt nicht darin, sondern in seiner Stringenz in Bezug auf einen Wert.
Au weia.
1 von 1.000 Mitgliedern der Boka Haram ist gegen die Beschneidung von jungen Mädchen. Relevanz? Egal, die Beschneidung von jungen Mädchen ist ein Verbrechen.
1 von 1.000 Dorfbewohnern möchte, dass alle anderen Dorfbewohner ihr Haus in der gleichen Farbe streichen, wie er sein Haus gerne streichen möchte (es aber nicht macht, solange es keine Vorschrift ist). Relevanz? Echt jetzt? Wenn juckt das? Mich jedenfalls nicht.
Spielt keine Rolle, was die 0,00226 Prozent Millionäre sagen. Sie können machen, was sie wollen, aber nicht für andere entscheiden. Und im Gegensatz zur Beschneidung von jungen Mädchen, der Haltung von Sklaven, der Ausbeutung elender Menschenmassen in Fabriken in Manchester oder die Unterdrückung der Rechte von Frauen ist der Besitz von mehr als einer Million Euro nichts grundsätzlich Schlechtes.
Der Anteil der männlichen Verfechter des Frauenwahlrechts war vermutlich auch nicht höher. Oder der Verfechter besserer Arbeitsbedingungen unter den Fabrikanten in Manchester. Oder der Abolitionisten unter den Sklavenhaltern.
2) Aufgrund der Buchbesprechung sehe ich vor allem eine Genre-verirrung. Während der Pitch eine Dystopie naheliegt (in 30 Jahren), so zeigen die zitierten Ideen eher eine (imho ziemlich plumpe) Satire auf.
Aber das entscheidende ist doch, dass eigentlich in beiden Fällen klar ist, dass es um Fiktion geht. Diese für real zu nehmen ist ein Rezept, sich lächerlich zu machen. Nimm etwa die Bildzeitung, die „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ als Mordaufruf sah.
3) Die Überschrift zeigt den Kern des Problems. Geht es um Fortschritt und eine Verbesserung, oder darum, in einem ‚culture war‘ einen Sieg einzufahren (gewissermaßen das Gegenstück zur rechten Parole ‚owning th libs‘ ) ? Am konkreten Beispiel: Stellen wir uns vor, dass nach dem BVerfG Urteil von 2009 die Debatte nicht mit dem Fokus auf die sexuelle Orientierung, sondernunter der Begrifflichkeit ‚Lebensgemeinschaft mit gleichen Pflichten und gleichen Rechten wie eine Ehe‘ geführt worden wäre. Dabei hätten auch asexuelle Lebensgemeinschaften berücksichtigt werden können (z.B. Geschwister oder ein Pflegeverhältnis) und es hätte wohl keine acht Jahre gedauert, bis es in konservative Gesetzgebung eingeflossen wäre.
4) Ganz von inhaltlichen Differenzen abgesehen, sehe ich im Fall Otte eine gravierendere Dimension als bei den anderen beiden, weil der Mann (wenn auch indirekt) für die Konkurrenz gearbeitet hat.
7) Die Formulierung „Altmaier – der ohnehin nur noch unbezahlter Praktikant der Energiewirtschaft zu sein scheint “ möchte ich mit einem Lachen und der Ergänzung „mit Aussicht auf Festanstellung“ würdigen.
8) Unbekannte neue Krisen in allen Ehren, aber bleiben wir bei der gegenwärtigen. Würdest du dagegen wetten, wenn ich prophezeihe, dass es imHerbst wieder einen ‚völlig überraschenden‘ Coronaanstieg gibt und die Regierung wieder kein besseres Rezept als Lockdown kennt ?
10) mit viel Zynismus gesprochen: Lernen Schüler da nicht eine Schlüsselqualifikation unserer Gesellschaft? Arbeite nicht aus persönlicher Freude oder um etwas konkretes zu erreichen, sondern dafür, am Ende des Monats eine möglichst vorteilhafte Zahl auf einem Zettel stehen zu haben.
11) Stimme dir vollumfänglich zu und bin etwas verwundert, dass diese Geschichte anderswo nicht mehr thematisiert wurde.
2) Niemand wird wohl bezweifeln, dass Katharina Blum ein Anti-BILD-Ding war. Die wussten schon, warum sie getroffen sein sollten. Ich sage auch nicht, dass Schreiber zum Mord aufruft. Wie gesagt, ich finde das Weltbild, das er offensichtlich hat, ziemlich eklig. Das ist alles.
3) Ohne politische Siege kannst du nichts verbessern.
7) Sehr guter Aussicht sogar. 1A Arbeitszeugnis.
8) Niemals. Das ist ja mit Ansage. Der Spahn erklärt das ja jetzt schon offen. Völlig schamlos, die LEute.
10) Genau das ist das zentrale Problem.
11) Danke!
@ Stefan Sasse 22. Juni 2021, 06:38
3) Ohne politische Siege kannst du nichts verbessern.
Du hast wohl das Wörtchen „konservative“ vergessen 🙂
Sicher nicht 😀
@ Stefan Sasse 24. Juni 2021, 06:50
Ich frage in ein paar Jahren nochmal 🙂
8) Stimmt es, dass die Bundesregierung Luftfiltergeräte für Schulen zu 80 Prozent subventioniert? Wäre doch immerhin ein erster Schritt.
Weiß ich nicht, aber selbst dann muss der Schulträger (also die Gemeinde) die anderen 20% finanzieren, was weitgehend nicht drin ist. Und „bis zu“ macht eine ganze Menge Arbeit in dem Satz. Ansonsten weiß ich zu wenig drüber. Bei uns jedenfalls kein Thema.
3) In der gesamten Welt ändert sich die Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe („Ehe für Alle“); letztlich sind fast alle Länder auf dem gleichen Weg.
Das ist wirklich eine erstaunliche Entwicklung in enorm kurzer Zeit. Ich fand diesen Artikel hier dazu auch ganz interessant, weil er etwas auf die Historie eingeht:
https://www.jetzt.de/gender/pride-month-homosexualitaet-diskriminierung-gleichberechtigung-aktivismus-schwul-lesbische-bewegung-gefuehle
Und ja, ich sehe das schon komisch, dass man das früher so hingenommen hat, wenn die bespuckt oder zusammengeschlagen wurden oder ihre Liebe als krank und gesetzwidrig bezeichnet wurde.
Ich sehe das auch nicht zwingend als progressiven Sieg, sondern schon etwas singulärer. Das Progressive kam ja eher dazu, denn erst durch die größere Sichtbarkeit sind ja auch die Gegner aktiver geworden. Das war ja früher eher ein Tabuthema als dass man sich groß dagegen ausgesprochen hat.
Und es hat auch sehr gut geklappt, das eben nicht nur als Minderheitenthema zu sehen, sondern auch Heterosexuelle zu Verbündeten zu machen. Und – wild spekuliert – ich glaube es hat auch damit zu tun, dass Liebesdinge mehr romantisiert werden. Die Eltern haben gefälligst nicht ins Heiraten reinzureden, Ehe als reines Zweckbündnis ist nicht mehr angesagt (siehe hier auch die Liberalisierungen bei Scheidungen),
es hat sich so etwas wie ein „Grundrecht auf Liebe“ eingebürgert (teils auch total überromantisiert) und das schließt irgendwie automatisch ein, dass jeder lieben kann, wen und wie er will. Das passte sehr gut zusammen.
„Und es hat auch sehr gut geklappt, das eben nicht nur als Minderheitenthema zu sehen, sondern auch Heterosexuelle zu Verbündeten zu machen. “
Exakt. Was widerum damit zusammenhängt, dass bei einem Homosexuellenanteil von 10 bis 15% in der Bevölkerung praktisch jede/r in der weiteren Familie damit einen Anschauungsfall hatte. Was auch erklärt, warum es darum (zumindest in Deutschland) nie wirklich einen Kulturkrieg gab – selbst der Widerstand von Erzkonservativen war spätestens seit den achtzigern hinhaltend und zögerlich, kurz, ein typisches Rückzugsgefecht.
Viele Linke haben daraus IMHO einen falschen Schluss gezogen (es war alleine oder überwiegend ihr Aktivismus) und glauben, dieser Erfolg liesse sich mit beliebigen Gruppen und beliebigen Themen widerholen. Dieser Irrtum in Verbindung mit einer wirklich kampfbereiten Rechten erklärt die Eskalation der angelsächsischen „culture wars“.
Gruss,
Thorsten Haupts
Was widerum damit zusammenhängt, dass bei einem Homosexuellenanteil von 10 bis 15% in der Bevölkerung praktisch jede/r in der weiteren Familie damit einen Anschauungsfall hatte
Vielleicht. Aber ich glaube, es liegt mehr an einer Verschiebung der gesellschaftlichen Stimmung, dass das Liebesleben etwas Privates ist und jeder lieben kann, wen und wie er will. Die ziehen ja die Rechte von Transsexuellen, Nonbinären etc. auch mit und es geht längst nicht mehr nur um Homosexualität.
Ist sicher auch ein Baustein. Gibt exakt wieder, warum ich schon als 20jähriger in den frühen achtzigern mit Homo-Bashing nichts anfangen konnte – was zur Hölle ging mich das Privatleben anderer Leute an?
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 23. Juni 2021, 16:41
… was zur Hölle ging mich das Privatleben anderer Leute an?
Yep
Was mich als konservativen Spießer nicht daran hindert, die üblichen „Christopher Street Day“-Paraden mit ihrer überzogenen Darstellung von Sexualität Scheiße zu finden. Wäre aber auch der Fall, wenn da nur Hetero-Pärchen derart herumturnen würden.
Der CS-Day hat mich auch noch nie angesprochen. Aber ich kann auch nichts mit EM-Zelebrierungen in den Straßen anfangen. Muss ich ja auch nicht.
Ich stimme dir völlig zu dass das eine gewaltige Veränderung ist, aber ich denke schon, dass sich das als progressiver Sieg verbuchen lässt. Ich sehe das auch nicht so singulär, die Gesellschaft ist in den letzten zwanzig Jahren generell WESENTLICH progressiver geworden.
Auf jeden Fall, ich denke nur, es ist nicht beliebig reproduzierbar. Ich finde es schon spannend, wie durchschlagend der Erfolg bei LGBT ist (siehe jetzt auch die Regenbogenflaggen-Sache)
Und meine Meinung – selbst die Backlashsachen wie zb in Ungarn oder Russland dienen meiner Meinung nach eher dazu, das (toxische) Männerbild zu festigen, das geschieht ja parallel.
Wie gesagt, ich denke, es gibt Strömungen (progressive), die das besonders erfolgreich machen und wirklich einen tiefgreifenden Wandel in teils extrem kurzer Zeit erlebt haben. Dazu gehört eben, dass Liebe Privatsache ist. Gewaltfreiheit auch. Allgemeines Gleichheitsprinzip (naja). Das sind Sachen, denen sich auch Konservative nicht mehr entziehen können und bei denen es völlig aus der Zeit gefallen scheint, wenn ein Backlash-Vertreter rumpoltert wie es vielleicht in den 70ern gang und gäbe war.
Siehe auch wieder die Regenbogenflagge, ist ja schön, aber echt erstaunlich, wer sich da nun alles solidarisch zeigt. Das sind ja alles sonst keine großen Vertreter für LGBT* Rechte.
Jepp.
Aso 4 – Parteiausschlüsse:
Ich halte das Thema für immer dringender, obwohl ich denke, es muss nicht zwangsläufig immer ein Parteiausschluss am Ende stehen, gerade weil das formal sehr schwierig ist. Aber die Abgrenzung ist wichtig, weil es den Parteien sonst immer wieder vor die Füße fällt – hier würde ich die SPD sogar mal als Positivbeispiel heranziehen. Kein Mensch weiß eigentlich, ob sie Sarrazin nun losgeworden sind oder nicht, aber durch den Prozess alleine wurde sehr deutlich, dass er nicht mehr für die SPD spricht.
Dafür fällt der FDP immer noch Kemmerich vor die Füße und in der CDU ist es ja noch viel dramatischer, Leute wie Maaßen und die WerteUnion sind ja keine kleinen Ärgernisse mehr und können einen richtigen Imageschaden verursachen. (siehe hier die FDP und Kemmerich und ihre Einstürze danach).
Und gerade in einer Partei, die nicht so eine offene Streitkultur wie linke Parteien hat, halte ich das für absurd, gerade wenn ich denke, wie die sich gegen die eigene Kanzlerin, bzw die Führungsriege stellen. Thüringen scheint ja wirklich irgendwie das Herz der Revolution zu sein^^
Wenn nämlich zu lange gezögert wird, in Fällen wie Sarrazin, Palmer oder Maaßen den Stecker zu ziehen, wird das Handeln beim nächsten Mal deutlich schwieriger.
Zum Einen das, aber zum Anderen werden das ja auch noch Endlos-Stories, weil man nie den Deckel draufbekommt, auch weil die Medien solche Figuren lieben. Die Maaßen-Story ist schon einige Jahre her und nun ist er statt unbedeutende Nervensäge plötzlich Spitzenkandidat. Und Otte stand schon mal vor dem Rauswurf und hat nun einen Spitzenposten.
Das ist fatal und könnte Schule machen (Maaßen zb hat mit Thüringen ja nix am Hut) und man müsste die Leute, die die Parteilinie so offensichtlich verlassen, schon so deutlich ins Abseits stellen, dass sie das Parteiimage nicht immer wieder beschädigen.
Zustimmung.
unrelated/Eigenes Fundstück)
Eine interessante Analyse z.T. China:
https://www.buchkomplizen.de/blog/auslandsbericht/china-besonders-ueble-ausbeutung-repressiver-staat-neokolonialismus-uiguren-hongkong/
Danke!
Als ich mich für Schulschließungen aussprach, herrschten völlig andere Bedingungen:
Es war Herbst/Winter
Die Ansteckungsraten waren hoch und stiegen zeitweise
Es gab kein Konzept für die Schulwege (überfüllte Busse und Bahnen )
Kein Testmanagement, auch nicht an den Schulen
Viele Schulen hatten kein richtiges Hygienekonzept
Höchst widersprüchliche Signale über die Infektiosität von Kindern und Jugendlichen
Unter diesen Bedingungen hatten auch die Israelis ihre Schulen geschlossen. Die btw gerade die Lockerungen teilweise zurücknehmen.
Wir haben:
Immer noch kein Konzept für Schulwege
Ein leidliches Testmanagment
Ein leidliches Hygienekonzept
Immer noch höchst widersprüchliche Signale.
Es ist zum Kotzen.
@ Stefan Sasse
Zieht sich durch alles – vom Atom-Ausstieg über Flüchtlinge bis hin zu Corona. Mein Reden seit 2015
Und jetzt ist Sommer. Viele Länder haben ihre Schulen immer offen gelassen. Wir dagegen reden nur davon, dass Kinder das Wichtigste seien. Pustekuchen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Schulen Infektionsherde sind, ist nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis gering. Jedenfalls nicht höher als in Unternehmen, doch die hat man immer offen gelassen.
Und nochmal: Wieso ist gerade die Politik des relativ liberalen Umgangs mit dem Infektionsgeschehen nun ursächlich, dass Kinder so prekär dran sind, Ihr Wegsperren aber nicht?
Weil ein paar Wochen Fern- oder Wechsel-Unterricht weniger schlimm sind als schwer kranke oder tote Eltern und Geschwister. Vor allem, weil wir für kurze und konsequente Kontaktbeschränkungen waren – die wegen euch dann halbherzig ausfielen und weniger bewirkt haben.
Dass Großraumbüros und Werkhallen ohne Hygienkonzept offen blieben, die Schulen dagegen nicht – das ist ein Skandal.
Und was ist mit Israel – Ihr großes Vorbild? Hatte die Schulen auch geschlossen. Weiß ich von Freunden dort.
Allerdings. Und es gibt offensichtlich keine Anstalten, das nächstes Mal anders zu machen.
ein paar Wochen Fern- oder Wechsel-Unterricht
Diese paar Wochen Fern- oder Wechsel-Unterricht haben sich 1 1/4 Jahre hingezogen, wobei das Land Berlin zuletzt von Schülern (sic!) gezwungen werden musste, die Schulen noch vor den Ferien wieder aufzumachen. Sagen Sie natürlich traditionell kein Wort dazu. Diese paar Wochen haben das verursacht, über was ich heute geschrieben habe.
Seit Sommer letzten Jahres habe ich die Position verfochten, Alten- und Pflegeheime gesondert und streng zu schützen, wie das z.B. in Tübingen passierte. Ich erhielt von Ihrer Seite dagegen gehalten, eine solche enge Abgrenzung ginge nicht, es müssten schon alle in den Lockdown und der besondere Schutz Alter sei eine unzulässige Diskriminierung. Das, lieber CitizenK, sind die Fakten.
Sie haben eine andere Abwägung getroffen. Diese haben Sie ja noch einmal betont. Sie sollten nur dazu auch stehen. Alles hat seine Nachteile (Sie wissen – einen Tod müssen wir sterben). Sie haben immer wieder die Abwägung zu Lasten der Kinder getroffen.
Die Schäden sind groß. Und manchmal irreversibel. Kinder, die jetzt ein Jahr schlimmer als zuvor misshandelt wurden, weil ihnen keine Fluchtmöglichkeit blieb, schleppen das mit sich herum. Einige Schüler werden die Rückstände aufholen können. Aber viele auch nicht. Es beginnt mit den Grundschülern und führt bis zu den Schulabgängern. Solche Schäden sind nicht kompensierbar. Wie das ifo-Institut in anderen Fällen berechnet hat, führt der verminderte Wissensvermittlung zu deutlich geringerem Lebenseinkommen.
Das ist der Preis, den junge Menschen für den (vermeintlich notwendigen) Schutz von Alten zahlen müssen. Manchmal eben für den Rest ihres Lebens.
Wie unflexibel unser Staat und seine Beamten sind, zeigt sich auch bei der Rückkehr zur Normalität. In vielen Bereichen müssen selbst Geimpfte noch einen negativen Corona-Test vorlegen, weil dieser Staat unfähig ist, seine Regeln zeitgerecht anzupassen. Über Monate saßen voll geimpfte Altenheimbewohner weiterhin allein in ihren Zimmern, weil Beamte unfähig oder unwollend waren, die Durchführungsverordnungen anzupassen. Unfähig, unfähig, unfähig.
Die Schüler*innen mussten jetzt anderthalb Jahre die Bürde der Pandemieschutzpolitik tragen, weil sie die schwäche Gruppe und ohne Lobby sind. Es war unzumutbar, auch nur einen Tag die Bänder stillstehen zu lassen, aber monatelang die Schulen dichtmachen war kein Problem. Genauso wie bei dieser unverantwortlichen EM sind die Prioritäten in diesem Land klar verteilt – und die Gesellschaft spuckt kollektiv ins Gesicht der Jungen.
Man wird dem entgegenhalten: An den Bändern und in den Büros wurde das Geld verdient, das für die Pandemiefolgen gebraucht wird – und weitere Unterstützungszahlungen vermieden hat.
Das erklärt aber nicht, warum an den Bändern/ im Büro/auf der Baustelle nicht alles getan wurde, um Ansteckungen zu minimieren. Schon die Testpflicht wurde als unzumutbar empfunden. Ein Arbeitgeber-Funktionär verstieg sich zu der Aussage, dass 50 Prozent der Ansteckungen in den Schulen erfolgten und deshalb in den Betrieben kein Handlungsbedarf bestehe.
Das erklärt auch nicht, warum es kein Konzept für Schulwege (Busse von Reiseunternehmen im Lockdown?) und Luftfilter gab – und gibt. Wechselunterricht sehen wir offenbar sehr verschieden. Ich kenne auch positive Berichte von Lehrern und Schülern.
P.S. Die ältere Jugend spuckt gerade zurück per Massenparties. Ich glaube allerdings nicht, dass sie sich damit einen Gefallen tut.
Völlige Zustimmung. Wobei mir dieses Party-Phänomen deutlich übertrieben zu sein scheint, zumindest von meiner anekdotischen Erfahrung.
Es ging nicht um Testpflicht. Genau die wurde von Gewerkschaften, Betriebsräten und nicht zuletzt vom Bundesarbeitsministerium abgelehnt. Es ging darum, Arbeitgeber zu einem Testangebot zu verpflichten.
Doch nur die Hälfte der Beschäftigten nimmt ein solches Angebot an. Es ergibt aber nur Sinn, wenn es eine Pflicht dazu gibt. Diese verweigert Hubertus Heil.
Darüber hinaus gab es Streit über Kosten und Arbeitszeitverrechnung. Gehören Testdurchführung und Wartezeit zur vertraglichen Arbeitszeit? Wer trägt die Kosten des Tests? Wie sinnvoll ist eine Testpflicht bei Klein- und Kleinstbetrieben?
Zu was für Absurditäten sich der Staat in diesen Bereichen versteigt, zeigt das Beispiel eines Kleinunternehmers, der zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro, den Einnahmen mehrerer Monate, verdonnert wurde, weil er keinen entsprechenden Aushang über Sicherheitsmaßnahmen im Betrieb an seine Mitarbeiter gemacht hatte.
Die Pointe: der Unternehmer hatte keine Mitarbeiter. Da aber die Regeln vorsehen, dass ein Betrieb durch schriftlichen Aushang seine Mitarbeiter über korrektes Corona-Verhalten am Arbeitsplatz zu informieren habe, gilt das auch für solche, die keine Mitarbeiter haben. Begründung des Gesundheitsamtes, dem sich das Verwaltungsgericht anschloss: Ein solcher Aushang diene ja auch ihm als Unternehmer, damit er sich das immer vor Augen halte.
„… dem sich das Verwaltungsgericht anschloss“
Gute Juristen und auch sonst….
@ Stefan Pietsch 25. Juni 2021, 10:55
Es ging nicht um Testpflicht. Genau die wurde von Gewerkschaften, Betriebsräten und nicht zuletzt vom Bundesarbeitsministerium abgelehnt. Es ging darum, Arbeitgeber zu einem Testangebot zu verpflichten.
Teurer Spaß für unseren Geschäftsführer. Das Angebot nahm praktisch keiner an; mit dieser Vorgabe gingen viele, die bei uns allein in einem Büro hätten arbeiten können, wieder ins Home Office.
Eben. Wenn der Staat Unternehmen zum Testen verpflichtet, muss er auch die Arbeitnehmer. Und er hat, wie in anderen Corona-Fällen auch, die Kosten zu tragen.
Korrekt.
Es ist kompletter Unsinn, „Testangebote“ zu machen. Wer arbeitet, wird getestet. Fertig.
Sie mussten diese Bürde auch und vor allem tragen, weil ein Großteil der Lehrer und ihre Lobbyorganisationen in gespielte Panik verfielen und mit angeblich hochinfektiösen Bälgern nicht in einem Raum, sondern lieber zuhause auf der Couch sein wollten. Lehrer sind (nicht nur) in dieser Pandemie weit häufiger krankheitsbedingt ausgefallen als Manager. Was sagt uns das?
Es nützt der Raschka nichts, wenn Papi seine körperlichen Kräfte Vollzeit zuhause zur Verfügung stellt, weil sein Betrieb gerade wegen des Verbots pleite gegangen ist. Nirgends auf der Welt hat man so einen Blödsinn veranstaltet. Man hat aber zumindest auch weit weniger als in Deutschland mit seinem überalterten, aber hoch bezahlten Lehrerkorps die Schulen so lange und häufig geschlossen.
Die Bahn hat vor einigen Wochen eine „Studie“ vorgelegt, nach der sich die Menschen in ihren Abteilen nicht häufiger anstecken als im privaten PKW. Na denn. Dann kann das Arbeiten in Großraumbüros und in Klassenräumen auch kaum gefährlich für die Volksgesundheit sein.
Was ist unverantwortlich an Fußballspielen, wo absolut jeder Besucher geimpft, genesen oder gerade getestet sein muss? Genauso gut kannst Du es auch verbieten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, das ist nämlich generell gefährlich.
Deutschland hatte die gesamte Pandemie über zwar keine niedrigen Infektionszahlen, wohl aber wenig Erkrankte und noch weniger Tote. Das dieser Zusammenhang hier ein anderer ist als in Brasilien, hat so noch immer nicht Eingang gefunden ins kollektive Bewusstsein.
Es gibt so Tage, da würde ich dir am liebsten eine knallen.
Ich weiß. 😉 Nur die Entfernung schützt mich.
Alter, ich weiß wo dein Haus steht! 😀
Israel hat im Sommer 2020 und noch einmal im Herbst von Oktober bis November 2020 die Schulen geschlossen. Dann hat man festgestellt, was wir in Deutschland bis heute nicht bemerkt haben oder nicht darauf reagieren konnten:
„Die Untersuchung zeigt, dass Kinder dieser Altersgruppe keine substanzielle Ansteckung mit Sars-CoV-2 während des Schulbesuchs erkennen lassen“, schreiben die Autoren in Jama. Das heißt zwar nicht, dass die Schließungen von Kitas und Grundschulen kein Mittel der Pandemiebekämpfung sind, aber sie sind wohl eher das letzte Mittel.
https://www.zeit.de/2021/18/coronavirus-kinder-infektion-schule-israel-forschung
In Deutschland haben wir noch im Frühjahr die Grundschulen geschlossen gehalten. Und dies ist auch in der Bundesnotbremse vorgesehen. Deutschland, Land der Schlafmützen. Deutschland, Land der schläfrigen Beamten.
Yup. Eine der traurigsten Erkenntnisse aus der Pandemie – wir können uns auf Politik und Administration ausgerechnet dann nicht verlassen, wenn wir sie am dringendsten brauchen – in Katastrophen und nationalen Notlagen. Dieses Versagen wird der deutschen Politik (parteipolitisch unabhängig) noch sehr, sehr lange nachhängen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Dass Länder wie Uruguay uns blamieren, tut weh. Was der SPIEGEL-Artikel beschreibt, haben wir auch so erlebt – an einer Schule. An zwei anderen (eine Berufliche und eine Realschule) hat der Fernunterricht von Anfang an gut funktioniert. Gespräche mit ehemaligen Kollegen haben bestätigt: Einige Lehrer rissen sich ein Bein aus, andere sind einfach abgetaucht – folgenlos. Das macht mich auch wütend.
Dass Fernunterricht in Grundschulen nicht oder allenfalls sehr begrenzt geht, liegt auf der Hand. Die Schulbehörden haben versagt, ja. Ich gestatte mir aber den Hinweis, dass diese in meinem Bundesland von einer konservativen Partei gesteuert und geprägt sind.
Ich respektiert Ihr Engagement.
Der Punkt ist aber: Das System muss funktionieren und es darf gerade bei staatlichen Leistungen nicht von einzelnen abhängig sein. Die herausragende Leistung von Organisationen wie Unternehmen, Kirchen, NGOs und staatlichen Einrichtungen ist, Strukturen anzubieten. Jeder bekommt beim gleichen Problem die gleiche Lösung in annähernd gleicher Qualität. Genau das können Organisationen leisten, Individuen aber nicht.
Schauen Sie sich die deutsche Fußballnationalmannschaft an: die erwartbaren Leistungen sind eine Wundertüte, von hervorragenden Spielen bis zum Scheitern an drittklassigen Gegnern ist alles dabei. Die Strukturen passen nicht.
„Das System muss funktionieren und es darf gerade bei staatlichen Leistungen nicht von einzelnen abhängig sein“
Ja. In der Schul-Praxis aber nicht so einfach. In einer Schule mit über 100 Lehrern weiß die Schulleitung in der aktuellen Situation nicht Bescheid über das Engagement jedes einzelnen Lehrers. Und wenn, hat sie nur begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten.
@ Stefan Sasse
Ist/war das bei Nicht-Beamten-Lehrern anders?
Ich denke, es braucht mehr (fast alle) intrinsisch motivierte Lehrer. Die auch ohne Anweisung von oben aktiv werden. Die gibt es zahlreich, aber offenbar nicht genug. Wie rekrutiert man die? Wissen die Finnen und die Dänen mehr?
Es ist wie in jedem Unternehmen. Vorgesetzte haben nie genaue Kenntnis ins Engagement jedes/jeder einzelnen Angestellten.
Finnland hat ein ganz anderes System als wir, das ist nur sehr bedingt vergleichbar. Würden wir deren System übernehmen wollen bräuchten wir ja schon mal die doppelte Zahl Lehrkräfte.
Übrigens, Uruguay ist kein Drittweltland. Das Land am Río de la Plata gilt als die Schweiz Südamerikas.
Ich weiß. Und hat eine vergleichsweise „linke“ Regierung 😉
Vor allem eine bescheidene. Uruguay steht nicht dort, wo es steht wegen einer Regierung. So wenig wie Deutschland.
Beruhigend. Dann ist die linke Regierung auch nicht verantwortlich dafür, dass die „Urus“ (früher mal als Gegner gefürchtet) heute im Weltfussball keine Rolle mehr spielen. 😉
Lang keinen Fußball mehr gesehen? Bei der WM in Russland kamen die Urus bis ins Viertelfinale. In den Siebziger- und Achtzigerjahren waren sie tatsächlich mal weg, aber inzwischen bringen sie immer wieder Talente hervor. Wohlgemerkt, dass ist ein Land mit einer Bevölkerung gerade so groß wie Berlin. Und zumindest die Berliner Hertha hat ja überhaupt Probleme, nur die erste Liga zu halten.
Anders als mit den Berlinern fiebere ich mit den Urus tatsächlich mit.
Ich bin ja eigentlich mehr Italienfan, aber die Urus sind wirklich ganz gut dabei. 🙂