Das Impfdesaster, Merkels Schuld und des Bürgers Beitrag

Masken, Tests, Tracing, Impfen. Vier Begriffe, die das Versagen der deutschen Politik in der Corona-Pandemie beschreiben. Sie ließen sich problemlos erweitern. Und sie münden alle in einem, dem großen Lockdown des wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Mitte Europas. Nur die langwirkende Narkose, welche das politische Berlin den Bürgern seit März verabreicht, lässt die meisten übersehen, dass sich die vitalen Funktionen in 2020 in 3 ½ von 10 Corona-Monaten im komatösen Zustand befanden. Genügsam und weitgehend kritiklos fügen sich die meisten in das scheinbar Unvermeidliche, was im Vergleich zu Amerikanern, Italienern oder Briten umso leichter fällt, wenn der scheinbar allmächtige Staat fast jeden Euro Gehalts- und Umsatzverlust ausgleicht. Gleichzeitig müssen sich Leute dann noch von ihrer obersten Führung beschimpfen und gar beleidigen lassen, wenn die Fallzahlen der Pandemie sich nicht so entwickeln wie in Verlautbarungen der Heeresleitung angekündigt. Woher kommt dieses geradezu devote Gehabe der Deutschen?

Teil I: Chaos mit Ansage

Aus der Perspektive des Auslandes wird Deutschland von einer langweiligen Regierung geführt und die Deutschen gelten als ein besonders geduldiges Volk. Ich sehe eher eine libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat. Als oberster Ausdruck dessen erhalten Spitzenpolitiker vergleichsweise gute Noten, rangierten mit Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und Angela Merkel gar die Regierungschefs ganz oben in der Beliebtheitsskala und das noch über Jahre. Amerikaner, Franzosen, Briten – Südeuropäer schon gar nicht bewerten ihre politische Klasse so herausragend. Diese enge Beziehung zwischen Souverän und staatlicher Exekutive ist in der Art wahrscheinlich einmalig in der Welt. Andernorts pflegen die Menschen eine funktionale Sichtweise. Für viele Angelsachsen ist der Staat höchstens dafür da, ein paar böse Jungs innerhalb und außerhalb der eigenen Grenzen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Am Mittelmeer dagegen haben Diener des Gemeinwesens die Aufgabe, den geknechteten Bürgern ein paar Annehmlichkeiten zuzuführen, aber bitte ohne viele Fragen zu deren Verwendung zu stellen. Steuerbetrug ist in solchen Regionen Ausdruck einer geordneten Einteilung der Verantwortungssphären.

Wir Deutschen sind da ganz anders. Obwohl mit einer der höchsten Steuerbelastungen unserer Einkommen geschlagen flüchten wir seltener in die Hinterziehung selbiger. Und genauso machen wir unsere Mitmenschen qua im staatlichen Auftrag aufmerksam, wenn sie sich nicht absolut korrekt verhalten. Gerade im vergangenen Jahr war das zu mancher Freude zu beobachten, wenn gar unter dem Applaus der Umstehenden sonst voll Geschäftsfähige auf die korrekte Anwendung einer Gesichtsmaske aufmerksam gemacht wurden. Unsere Witze über das Versagen öffentlicher Gewalt sind eher verschämt. Unsere Satire Shows (deutsch klingt es weniger spritzig) stören sich lieber an Leuten, die sich über staatlichen Einfluss mokieren und machen sich über Versager in Freiheit lustig als Ordnungsfanatiker in Amtsstuben auf die Schippe zu nehmen.

Klar, wir Deutschen, quasi die Erfinder des Ingenieurswesens, können keine Flughafen, keine Bahntrassen und keine Bahnhöfe bauen. Pünktlichkeit ist kein Wert an sich, wenn Beamte im Spiel sind, da können sich Fertigstellungstermine schon um ein paar Jahrzehnte verschieben. Und wenn der erste Spatenstich mal doch unerwarteter Weise geschafft ist, finden sich sicher ein paar Bürgerinitiativen und Umweltschützer, die der Ansicht sind, die Sache müsse nun noch einmal von Grund auf neu bedacht werden. Da akzeptieren wir es leicht, wenn die Ausführenden der Staatsgewalt für eine gute Sache mit menschlichen Exkrementen übergossen werden.

Von Haus aus Ökonom bin ich schon von Berufswegen der rationalen Nüchternheit verpflichtet. Und mir ist auch bewusst, dass das Imperfekte dem Menschen immanent ist. Weil das so ist, wurden Organisationen geschaffen, welche die Schwächen des Einzelnen durch die Zusammenarbeit mit anderen ausgleichen und so das Werk perfektionieren sollen. Viele Staatsfetischisten missverstehen das jedoch im Sinne dem Gemeinsinn den Vorzug vor Wettbewerb und Konkurrenz zu geben. Weit mehr als andere Länder auf dem Globus haben wir die Risiken des Lebens vergemeinschaftet.

Mit einem kritischen Blick betrachtet ist der deutsche Staat in einem schlechten Zustand. Auf keinem der originären staatlichen Aufgaben sind die öffentlichen Leistungen herausragend, sondern bestenfalls durchschnittlich. Die Verbrechensbekämpfung profitiert vor allem von der demographischen Entwicklung, während gleichzeitig sich die Polizeien seit Jahrzehnten weitgehend hilflos gegenüber organisierten kriminellen Strukturen zeigen. Das deutsche Militär ist seit Jahren kaum zum eigentlichen Zweck einsatzfähig und Soldaten müssen in Kriegsgebieten ohne optimale Ausrüstung die Stellung halten. Die Justiz, im internationalen Vergleich noch die bessere Seite des Staates, wird mit Rechtsverformungen im Bereich des Sexualstrafrechts, des Wahlrechts, des Unternehmensstrafrechts und des Einwanderungsrechts vor kaum zu lösende Aufgaben gestellt, weil die Politik Zielkonflikte auf die dritte Gewalt überträgt.

Auch wer von den klassischen Bereichen staatlicher Gewalt weggeht, trifft auf öffentliches Versagen allenthalben. Das Bildungswesen erhielt vor 20 Jahren in internationalen Vergleichsstudien seine Rückständigkeit bescheinigt, die Versäumnisse sind bis heute nicht aufgearbeitet. Ausgerechnet die Klasse der Lehrer sind diejenigen, die mit Verweis auf ihr Alter die Gefahren ihrer Arbeit überzeichnen und Freistellung von der Verantwortung gegenüber Schutzbefohlenen verlangen. Die finanzielle Leistungsfähigkeit des Rentensystems ist trotz der international hohen Altersvorsorge unterirdisch, das Pflegesystem von Beginn an überfordert und die Re-Integration von Arbeitslosen in Beschäftigung miserabel. Die öffentliche Infrastruktur, bestehend vorrangig aus Gebäuden, Straßen, Flughäfen und Schienennetz, gilt für Experten als marode und wenig leistungsfähig.

Wie schlecht es um das Gesundheitswesen steht, hat sich in gerade 10 Monaten Pandemie gezeigt. Von Beginn an waren die Gesundheitsämter unfähig, Infektionsketten nachzuverfolgen und Infizierte zu isolieren. Von Beginn an waren die Fachexperten unfähig, einen Katalog mit Handlungsempfehlungen an die Bürger herauszugeben. Über den Nutzen von Masken entbrannte ein wochenlanger Streit, die Prioritätenliste für die anstehenden Impfungen, die Arbeit von erstaunlichen 5 Monaten, war für den Papierkorb. Obwohl Deutschland sich monatelang in niedrigen Opferzahlen sonnte, wurden das gesamte Jahr über hunderttausende lebensnotwendige Operationen zurückgestellt und auf der anderen Seite mit Covid-19 Infizierte von Krankenhäusern und freien Ärzten zurückgewiesen. Im Ergebnis führte das zu einer perversen Unterauslastung der Einrichtungen, welche zeitweise und mancherorts zu Kurzarbeit des Personals führte.

Konstant zwischen 80 und 90 Prozent aller an dem Virus SARS-CoV-2 Verstorbenen lebte zuvor in einem Altersheim. Das Durchschnittsalter der von Covid-19 Dahingerafften pendelte meist zwischen 83 und 86 Jahren, über der normalen Lebenserwartung in diesem Land. Der Tübinger Oberbürgermeister Palmer hat diesen Sachverhalt sehr früh thematisieren wollen und erntete dafür einen Shitstorm statt einer offenen Debatte. Bevor sich das Land mit seiner sehr alten Bevölkerung einer schwierigen Wertediskussion über den Tod aussetzt, schaffen wir lieber die liberale Gesellschaft ab.

Die Mittel des deutschen Staates im 21. Jahrhundert zur Bekämpfung einer Pandemie sind die Gleichen, welche bereits den königlichen Herrschern im Mittelalter zur Verfügung standen. Menschen einsperren, Ausgehverbote, umfangreiche Kontrollen durch die Sicherheitskräfte. Berufsverbote, Versammlungsverbote, Beschränkungen selbst Familienangehörige zu treffen, Quasi-Reiseverbote, Einschränkung des Demokratieprinzips – all dies ertrug die Bevölkerung nahezu stoisch und nicht wenige forderten mehr von der Medizin, die sich spätestens ab den Sommermonaten als fragwürdig erwies.

Die Statistiken des RKI über die Fallzahlen von Covid-19 zeigen, dass im März 2020 der Peak der Neuinfektionen bereits vor Beginn des dann knapp 6 Wochen andauernden Lockdowns erreicht wurde, präzise eine Woche, bevor das öffentliche Koma verordnet wurde. Auch bei der zweiten verfügten Schließung von Geschäften, Restaurants, Bars, Bordellen und Kosmetikstudios, später auch Friseurbetriebe, wurde der Sattelpunkt der Kurve rund eine Woche vorher erreicht. Andere Länder zeigen ein ähnliches Bild und nähren Zweifel an dem Nutzen solcher fallbeilartigen Maßnahmen. Mehr noch: inzwischen 2 Monate der umfangreichen Beschränkungen haben die Zahlen nicht gesenkt.

Die Politik legt dafür einen Slapstick an Begründungen hin. Da die Bevölkerung sich früh einsichtig ob der Gefahren zeigte, hätten viele bereits vorzeitig auf Fun-Käufe und Spaßveranstaltungen verzichtet und seien beruflich ins Homeoffice gegangen. Danach waren jedoch viele zu aufsässig, hätten die Gefahren nicht ernst genommen und bei jedem dieser eigentlich verzichtbaren Treffen Menschenleben gefährdet. Lustig sind solche Begründungen gepaart mit pauschalen Beschuldigungen nicht. So dümmlich sie sind, sie werden erstaunlicherweise weitgehend akzeptiert.

Die Berliner Spitzen haben sich an die Schläfrigkeit der Gesellschaft gewöhnt, sie erregen sich wie masochistische Dominas in dem Verlangen der Untergebenen nach Züchtigung. Und die Heilige im Kanzleramt gilt ohnehin als sakrosankt. Dazu applaudieren mit Gebührengeldern von den Bürgern bezahlte Journalisten pflichtschuldig, wenn Politiker die absurdesten Begründungen für ihr Versagen im Amt vor den Fernsehkameras ausbreiten. So schickte die Elite-Moderatorin Anne Will klatschende Emojis zu Twitter-Beiträgen ihres Kollegen Stefan Leifert, die Regierung habe auf möglichst viele Hersteller gesetzt. Wer solche Medien hat, braucht dringend eine neue Form des Journalismus.

Als zu Anfang der Weihnachtszeit der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller in einer emotionalen Rede den Menschen vorwarf, mit angeblichen Spaßeinkäufen den Tod anderer zu verursachen, stimmten ihm erstaunlich viele Kollegen, Journalisten und auch Bürger zu. Wer die Messlatte so hoch setzt, muss sie auch gegen sich gelten lassen.

Die Hilflosigkeit der deutschen Coronapolitik, die außer dem Shutdown-Instrument nichts im Köcher hatte, setzte voll auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffs. Frühe Mahner wie der Bonner Virologe Hendrik Streeck, der einen Plan B im Umgang mit dem Virus anmahnte, wurden abgebügelt. Wenn erst ein Impfstoff verfügbar sei, könne alles wieder seinen normalen Gang gehen. Umso mehr erstaunt die anscheinende völlige Tatenlosigkeit bei der Vorbereitung der Immunisierung der gesamten Bevölkerung. Nicht nur wurde eine Prioritätenliste für den Ausguss erstellt, die alleinige Verantwortung für die Beschaffung der Vakzine wurde der EU-Kommission übertragen.

In einem devot gehaltenen Brief an die deutsche Kommissionspräsidentin und langjährige Merkel-Vertraute Ursula von der Leyen musste der Gesundheitsminister Jens Spahn nicht nur in seiner Ressortverantwortung zurücktreten, sondern sich auch noch für früheres nationales Vorpreschen entschuldigen. Wie inzwischen in manchen Medien diskutiert wird, wurde er davon von seiner Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, genötigt. Die Regierungschefin, die nie besonders an den internen Prozessen in Brüssel interessiert war, war damit blind für die Folgen, aus politischem Opportunismus das Wohl des deutschen Volkes aufs Spiel zu setzen.

Seit Jahr und Tag wird die Brüsseler Bürokratie von Elite-Beamten aus Frankreich beherrscht. Die von der EU-Kommission herausgegebenen Richtlinien atmen den Geist französischer Industriepolitik, was sich besonders plakativ in schöner Regelmäßigkeit bei den Abgasverordnungen für die Autoindustrie zeigt. Ein deutscher Bundeskanzler muss schon wahnsinnig naiv sein zu glauben, eine solche Bürokratie würde nicht nach nationalen Interessen entscheiden. Und in Brüssel gilt als im Sinne der Gemeinschaft, was Frankreich nutzt. Während in Deutschland die Sorge vor nationalen Alleingängen vorherrscht, sind gerade die romanischen Mitgliedsländer weit weniger zurückhaltend, wenn es um nationale Interessen geht.

Aus ökonomischer Sicht war das Bestellverhalten der EU-Kommission daher eine Katastrophe und nicht zu rechtfertigen. Als erstes wurden Ende August Verträge mit AstraZeneca gezeichnet, Mitte September 2020 folgte Sanofi-GlaxoSmithKline. Beide Aufträge hatten ein Volumen von jeweils 300 Millionen Impfdosen für die gesamte EU. Beide Unternehmen waren da noch ein ganzes Stück vom Zulassungsverfahren entfernt, Sanofi musste inzwischen vollständig zurückziehen auf Anfang. Zu Beginn des Oktobers beantragte dann das deutsche Unternehmen BionTech die Zulassung und startete damit die finale Runde. Bereits an der Stelle fragt man sich als unbeteiligter Beobachter, ob denn niemand, weder im Gesundheitsministerium noch bei der europäischen Zulassungsbehörde Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) einen Überblick oder nur eine Ahnung hatte, wie das Rennen stand.

Das ist wenig glaubwürdig. Erst am 11. November 2020 wurde ein Vertrag mit BionTech über 200 Millionen Impfdosen geschlossen, das war mit in der letzten Zeichnungsrunde. Einen Monat zuvor, als direkt zu Beginn des Zulassungsverfahrens des Mainzer Unternehmens, war Janssen/Johnson & Johnson noch mit einem Vertrag über die gleiche Menge bedacht worden. Der Verlauf der Vertragszeichnungen legt den Schluss nahe, dass die Deutschen möglichst wenig bedacht werden sollten.

Es war damit ein Desaster mit Ansage. Die EU-Kommission macht nun zu ihrer Verteidigung geltend, man habe sich möglichst breit aufstellen wollen, das Problem seien nicht die Verträge, sondern die Kapazitäten der Hersteller. Da sprechen ahnungslose Politiker zu juristischen und betriebswirtschaftlichen Analphabeten. In der Startphase sind neuartige Produkte immer knapp. Wer frühzeitig an Bord sein will, muss zwei nicht verhandelbare Kriterien erfüllen: Er muss schnell sein und er muss bereit sein, hohe Preise zu zahlen. Die EU war beides nicht.

Es lässt sich nicht anders denn als politische Torheit beschreiben, unter solchen Bedingungen den Einkauf des hoch gefragten Vakzins zu zentralisieren. Große Einheiten sind träge, ob ihrer vermeintlichen Machtfülle träge und enorm bürokratisch. So äußerte sich denn auch der BionTech-Gründer Ugur Sahin: „Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug.“ Wenn die Schutzbehauptungen aus Brüssel einen Funken Wahrheit beinhalten sollten, dann den, dass das Impfdesaster unausweichlich war, da man in jedem Fall zu wenige Dosen bestellt hatte, wenn die Annahme zugrunde gelegt wurde, dass nicht alle durchs Ziel kämen.

So machten andere das Rennen. Sowohl die viel geschmähte US-Regierung des Donald Trump als auch die Briten unter Boris Johnson und die Israelis unter Anführung von Benjamin Netanjahu verhielten sich offensichtlich klüger und deckten sich frühzeitig mit den notwendigen Verträgen ein. Gerüchteweise sollen sowohl die Amerikaner als auch Israel dabei finanziell in die Vollen gegriffen haben. So kauften die USA unbestätigt für $ 20 pro Impfdose, während der jüdische Staat knapp $ 30 auf den Tisch gelegt haben soll. Die EU kommt dafür weit günstiger davon und zahlt nur 14,70€ für das Vakzin von BionTech. Dafür bekommen wir den Wirkstoff halt später.

Vertragsabschlüsse in der Entwicklung eines neuartigen Produkts sind nun auch keine juristische Besonderheit. Pönalen und Rücktrittsklauseln sichern den Auftraggeber ab, wenn etwas bei der Entwicklung schief läuft. Das Risiko des Lieferausfalls trägt entweder der Auftragnehmer oder wird zwischen den Vertragsparteien aufgeteilt. Es sei denn – ja, es sei denn, die große Politik kommt ins Spiel und meint Politik machen zu müssen in Bereichen, von denen sie keine Ahnung hat. Oder schlimmer, einer Seite ungerechtfertigte Vorteile verschaffen will.

Die Worte der Politik zugrunde gelegt, spielte die Bundesregierung mit dem Leben der deutschen Bevölkerung – und verlor. Jeder Tag, der nicht oder in geringerem Maße als möglich geimpft werden kann, gefährdet und tötet Menschen. Während in Israel inzwischen über eine Million Bürger oder 12,5% geimpft sind, steht Deutschland noch am Anfang. Das neue Leistungsranking der Staaten ist objektiv und nicht bestechlich: Obwohl direkt an der Quelle, rangiert die deutsche Gesundheitspolitik bei Schutz vor Corona irgendwo zwischen Kroatien und Chile.

Das Versagen trägt einen Namen: Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin ist eine Chaotin der Organisation. Inzwischen fast 16 Jahre im Amt, konnte die Pfarrerstochter keine der elementaren Krisen lösen, mit der sie während ihrer Kanzlerschaft konfrontiert wurde. Finanzkrise. Klimakrise. Eurokrise. Flüchtlingskrise. Und nun Corona. Das einzige Mantra, ja den einzigen Lösungsansatz, den die langjährige Regierungschefin stets zu bieten hatte, lautet: Wir schaffen das. Wobei das wir kleingeschrieben wird und Ihr, die Bürger, lautet. Tatsächlich hat die Berliner Politik die Bevölkerung stets alleine gelassen und bestenfalls mit guten Ratschlägen versorgt. Die Rolle der gestrengen Mutti war immer ihre liebste.

Das schmähliche Schauspiel der Berliner Regentin ist nicht zu Ende. Es gab andere Kanzler in der Geschichte des Landes, die an der Stelle ihr Rücktrittsschreiben in der Schublade hatten. Die Kanzlerin, die aus der gleichen Stadt stammt wie ein großer Hanseat, besitzt eine solche Schublade nicht. Stattdessen wird derzeit nach einem Bauernopfer gefahndet und im talentierten Jens Spahn gefunden. Der Gesundheitsminister, der sich im Sommer 2020 vehement gegen das Verlangen von Merkel sperrte, die Kompetenz über das Beschaffungswesen eines Impfstoffs nach Brüssel abzugeben, soll den Kopf hinhalten für den aufkommenden Unmut. Medienberichten zufolge will das Bundeskanzleramt Kompetenzen des Gesundheitsministeriums an sich ziehen. Doch da würde der Bock zum Gärtner gemacht. Weder die Kanzlerin noch ihr Adlatus Braun konnten sich bisher als Organisatoren der Macht auszeichnen.

Wie geht es weiter?

will be continued …

{ 96 comments… add one }
  • CitizenK 5. Januar 2021, 18:28

    Dass andere Länder das ganz ohne Lockdown hingekriegt haben, ist mir offenbar entgangen. Totale Ausgangssperren in Frankreich, Absperren von Stadtvierteln in Madrid? Strengste Quarantäne und Ein- und Ausreisesperren in Australien und Neuseeland? Sind die alle „devoter“ als die Deutschen?

    Es gibt keinen Dissens unter Fachleuten: Kontaktreduzierung ist entscheidend. Wer hat besonders darauf gedrängt – und wurde von den „freiheitlichen denkenden Menschen“ ausgebremst?

    Wer hat Kinder als quasi immun bezeichnet und wollte Schulen „mit aller Macht“ und „unabhängig von den Inzidenzzahlen“ im Normalbetrieb so früh wie möglich öffnen? Wer hat Studien zurückgehalten, die das Gegenteil nahelegen?

    Ein fairer Beobachter hätte das aufgenommen und von der berechtigten Kritik an der Impfstrategie getrennt. Auch Boris Palmers Ideen hätten mehr Aufmerksamkeit verdient. Die einen verteufeln alles, was von ihm kommt, die anderen alles, was von Merkel kommt. Weil es von denen kommt. Eine völlig verkorkste Debatte.

    • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 18:35

      Ein- und Ausreisesperren sind noch kein Lockdown. Ansonsten: nach Asien schauen. Oder Schweiz. Ich sage ja nicht, dass die Franzosen oder Spanier einen besonders guten Staat hätten. Sagen die Spanier übrigens auch nicht.

      Der einzige Weg, Kontakte (an den entscheidenden Stellen) zu reduzieren, ist ein völliger Shutdown? Dann habe ich in der Erziehung doch vieles falsch gemacht…

      Wurden in Südkorea Schulen geschlossen? Oder in Taiwan? Haben nicht Länder wie Israel so weit wie möglich die Schulen offen gelassen? Was ist das überhaupt für eine Verantwortung, bei der kleinsten Gefahr für einen selber sich in die Büsche schlagen?!

      Tübingen hat gezeigt, dass man mit smarten Ideen selbst in einem so kleinen Radius wie einer Kommune Effekte zeigen kann.

      • Jens Happel 5. Januar 2021, 19:07

        Wenn du mit Schweiz kommst, wird demnächst einer die viel höhere Sterblichkeit anführen.

        Schweiz und Schweden haben nicht nur viel weniger Bildung weggeworfen, sondern auch den Bip-Rückgang auf ein Minus 2,X begrenzt. Bei uns wird das irgendwas mit 6,x.

        Was die weggeworfene Bildung angeht. In SH wurde jetzt bei der mittleren Reifeprüfung in Mathe die Exponential-Funktionen wegen Corona aus dem Prüfkanon geworfen. Das holen die bestimmt mal nach. *Ironie off

        • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 21:32

          Ja, Entschuldigung, Schweiz geht gar nicht. Erst die anderen um Steuern betrügen, dann nicht der EU beitreten wollen und jetzt noch das Geldverdienen über das Leben von Menschen stellen – geht gar nicht!

          Bildung wird wahnsinnig überschätzt. Das meinte schon der Direktor meines Gymnasiums, der zu mehr Azubis und weniger Studenten riet. 1986! Sagte ich schon, dass Beamte von nix Ahnung haben? Was sind eigentlich Expotential-Funktionen? Ist das wichtig? Also, für’n Soziologiestudium brauch‘ man das sicher nicht. Viele meinen, es macht nix, wenn deutsche Schüler mal eine Auszeit nehmen. Macht ja die ganze Welt (oder nicht?). Das wird ihnen schon nicht schaden, wenn der nächste südkoreanische Konzern überlegt, ob er die Entwicklung und die Leitung der Abteilung eher in die Hand der 30jährigen Lee mit Abitur in 8 Jahren und Kenntnisse der Kurvendiskussion oder dem 34jährigen Philip mit 10 Jahren Abitur übergibt, der Kurvendiskussionen für unnötig hält, schließlich fährt sein Auto automatisch.

    • Jens Happel 5. Januar 2021, 19:34

      Schweden!

      Kein Lockdown, offene Schulen bis Klasse 9 (glaube ich). Unterricht ohne Maske und auch sonst so gut wie keine Maske, keine Einschränkung im privaten Bereich nur im öffentlichen Raum.

      Jetzt mitten in der zweiten Welle ist die Sterblichkeit fast EU-Durchschnitt.
      Bei der zweiten Welle ist bislang die Zahl der Covid19 Patienten auf intensiv deutlich kleiner als bei der ersten Welle. Die Region Stockholm bei der ersten Welle hart getroffen, hat das Maximum auf Intensiv auch ohne Lockdown seit ca. 1 Woche hinter sich.

      Die Sterblichkeit über das ganze Jahr gesehen normal. In den letzten 10 Jahren war sie 5 mal höher 4 mal niedriger.

      https://twitter.com/jens140180/status/1345354917960159232?s=20

  • Jens Happel 5. Januar 2021, 19:00

    Wäre noch der weitesgehende Totalausfall der 4. Gewalt zu erwähnen.

    Anstelle Alternativvorschläge für den Lockdown frühzeitig zu formulieren, war die deutsche Presse zusammen mit der Regierung im Schützengraben des Coronakrieges.

    Sei es bei der Verteufelung von Alternativen, ala Boris Palmer oder bei der Denunzation von Andersdenkenden. Alternative Wege wie in Schweden wurden durch weglassen von „klitzekleinen“ Feinheiten dargestellt, als ob Schweden ausstirbt. Zuletzt sogar die Tagesschau mit der Feststellung in Schweden sterben soviele Menschen wie seit der spanischen Grippe nicht mehr.

    https://www.tagesschau.de/ausland/schweden-corona-119.html*

    Welche Feinheit wurde vergessen? Richtig, das Bevölkerungswachstum. Zuletzt war die Sterblichkeit 2015 in Schweden höher als 2020. Auch Deutschland hat in 2020 keine höhere Sterblichkeit als in den Vorjahren.

    https://www.heise.de/tp/features/Keine-Uebersterblichkeit-trotz-Covid-5001962.html

    Wer die Übersterblichkeit nur auf das Vorjahr bezieht, lässt eben außer Acht, dass wir mit dieser Definition seit 2006 jedes Jahr eine ähnliche Übersterblichkeit hatten.

    Über all das könnte die 4.Gewalt ja mal aufklären und die Zahlen und Massnahmen irgendwie in Relation zu einander stellen. Stattdessen wird sich lieber ereifert, dass es die Leute tatsächlich wagen in den Hartz zu fahren um zu rodeln. Und die Polizei zieht die tatsächlich von der Piste.

    Bis vor kurzem galt noch draußen und Abstand sei ok. Interessiert niemanden mehr, dummes Geschwätz von gestern. Der R-Wert ist übrigens schon länger wieder unter 1, interessiert weder Politik noch Presse.

    Dafür darf der „Experte“ Lauterbach, der übrigens Hygiene studiert hat und nicht Wirrologie, sich in der Presse äußern, dass zur Bewältigung des Klimawandels „analoge“ Einschränkungen der persönlichen Freiheit nötig seien.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article223275012/Kampf-gegen-Klimawandel-Lauterbach-wegen-Coronazeit-pessimistisch.html#Comments

    Na denn! Wenn der Dauergast bei Lanz dies sagt, würde es mich nicht überraschen wenn es soweit kommt. Ist auch ähnlich intelligent. Um die Alten in Pflegheimen zu schützen testen wir so ziemlich alle nur nicht die Pfleger und Besucher des Altenheims, dafür machen wir Schule und Gastro dicht und scheuchen die Bürger aus dem Harz.

    Beim Klimawandel soll wohl demnächst die Einschränkung der Reisefreiheit kompensieren, dass wir die größten CO2 Drecksschleudern, die Braunkohle, bis 2038 laufen lassen.

    Beides ist so richtig von hinten durch die Brust ins Auge. Total innefektiv, dafür maximal teuer und maximal die Grundrechte beschneidend.

    Aber hey, wir haben für beides eine Lösung. Die EZB druckt einfach noch mehr Geld.

    Du hast mal geschrieben, auch nach Corona wird Deutschland eine leistungsfähige Wirtschaft haben und der Süden Europas nicht. Da hatte ich dir zugestimmt, mittlerweile bin ich mir da nicht mehr sicher.

    Die Engländer haben ihren Brexit verdammt gut getimet. Die sind das Desaster los, die Kosten der Corona Krise werden jetzt wohl mehrheitlich auf Deutschland abgewälzt. Soviele Nettozahler sind ja nicht mehr übrig.

    LG Jens

    *Was die Tagesschau ansonsten über Schweden schreibt, hätte sie auch 1 zu 1 über Deutschland schreiben können, der Schutz der Altenheime hat hier mindestens genau so beschissen funktioniert wie in Schweden. Tegnell hatte die Eier dies zuzugeben, aber Merkel, Politik und Medien machen Querdenken dafür verantwortlich.

    • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 21:22

      Hey, hey, Gemach! Ich muss mir mal den Ärger und die Wut runterschreiben. Ja, Wut. Ich war nie in meinem Leben wütend auf die Politik. Merkel hat es geschafft. Monatelang müssen wir uns beschimpfen lassen, nicht sorgsam genug zu sein. Alles wird geschlossen ohne valide statistische Basis und Daten, weil der Staat mitsamt seiner Institutionen und Beamten katastrophal versagt und dann einen Schuldigen für seine Unfähigkeit braucht.

      Menschen sterben! Das gehört zum Leben dazu, jeder, wirklich jeder, wird es eines Tages erfahren. Wenn das Durchschnittsalter der an Covid-19 Gestorbenen signifikant über der Lebenserwartung liegt, dann sehe ich noch nicht das grundsätzliche Problem. Ein grundsätzliches Problem ist für mich, wenn jemand mit 55 an Herzinfakt stirbt, weil leider, leider alle medizinischen Antennen auf dieses Virus ausgerichtet sind.

      Anne Will jedenfalls sollte sich als Regierungssprecherin bewerben. Genommen würde sie garantiert.

      Das Irritierende ist: die meisten scheinen sich keinen Deut um ihren Job zu scheren. Irgendwann ist die Pandemie vorbei und dann geht man halt wieder an seinen Arbeitsplatz. Ganz einfach. Wir fahren schließlich auch irgendwann wieder in Urlaub (oder nicht?). Nein, die Gesellschaft scheint wieder mal die Belastungsfähigkeit der Wirtschaft testen zu wollen. Wenn wir usn die Innovationskraft der europäischen Wirtschaft gegenüber Asien und den USA anschauen, schätze ich unsere Chancen, nicht irgendwann vor allem Absatzmarkt und Lieferant für andere Weltregionen zu sein, als nicht so gut ein. Aber Wirtschaft ist gerade nicht so das Ding der meisten, wenn es nicht gerade um die nächste Gehaltserhöhung und Teilzeitreduzierung geht. Ach, und Homeoffice natürlich.

      Wenn Europa sein Scheitern dokumentieren wollte – hey, das war ein echt guter Versuch! Mehr demnächst.

  • Juri Nello 5. Januar 2021, 20:59

    Natürlich wird das keine Beachtung finden, zumindest außerhalb Tübingens.
    In knapp 2 Jahren ist der MERS aktiv, dann ist Corona vorerst begraben und das ganze Spiel geht wieder von vorne los. Auch dann gilt noch die Faustregel: Je größer die Kauf- oder Werkshalle, desto weniger Viren und desto länger offen.

    Dann kommt die nächste GrImpfaZ, mit seltsamerweise ganz ähnlichen Erfolgen, nur dass sich die Leute wenigstens schon auf den Impftourismus eingestellt haben werden. Irgendwann wird man in 15 Jahren feststellen, dass man einigen Viren in etwa so gut begegnen kann, wie der Grippe und evtl. entsprechende Versorgung bereitstellen oder das Schicksal entscheiden lassen.

    Die Bevölkerung wird bis dahin auch nicht so geschrumpft sein, dass die Lage bei ähnlichen Voraussetzungen entspannter wäre. Durch die bis dahin noch nötiger gewordenen Streichungen bei Sozialem, der Kultur (im Allgemeinen), der Bildung, der Infrastruktur, der Klimapolitik, usw. usf. wird eine ungeahnte Armut herrschen. Die Weltgeschichte lehrt aber auch, dass wo Armut herrscht auch viele Kinder sind.

    Die reicheren Städte werden ihre Ghettos einmauern und Eintritt für den Besuch der Innenstadt verlangen, die weniger reichen hoffen auf milde Gaben von den verbliebenen Reichen und auf die 1 € Schutzwacht.
    Die Dörfer werden überrannt werden von allen Glücksrittern des Landes, da in der Stadt nichts mehr zu holen ist.

    Das Ganze ließe sich noch extrem beschleunigen, würde man nun ein paar Computerviren im Stil der 90er etablieren, die auch die Hardware extrem schädigen können. Einfach über die ganzen Shopping-, Streaming- und Pornoseiten verteilen, schon klappen weder Krankenhaus noch Schule, noch Kernkraftwerk oder auch das heimische SUV.

    Es gäbe allerdings einen Weg, nur der ist mit viel lernen, einer gewissen Einschränkung und der Systemfrage behaftet. Einen Weg, den Deutschland niemals gehen würde, selbst wenn ein Virus (im Verhältnis) mal so tödlich sein könnte, wie die Pest. Aber vielleicht hat ja bis dahin auch Elon Musk (Impfgegner & Corona-Leugner) mit seinen Rennwagen die Welt gerettet oder spendiert den Wertvollsten ein Ticket mit SpaceX zum Mars. Bis dann langt es jedenfalls noch, den Leuten, die am meisten über Covidioten schimpfen, kiloweise das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das schafft umgekehrt nicht mal der Ballweg.

    • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 21:33

      Ich finde Ihre Texte nicht besonders verständlich und erkenne nur sehr schwer politische Positionen.

      • Juri Nello 6. Januar 2021, 09:56

        Ich bin ja auch der Pressesprecher. Meines Wissens gäbe es auch keine Partei, die irgendetwas anders machen würde, als es nicht schon jetzt zu sehen ist. Falls doch: Sie würde nie mehr als 2 % bekommen. Es bewahrheitet sich auch in Corona-Zeiten der Klassiker: Die was entscheiden, die hat man nicht gewählt und die, die gewählt sind, können nichts entscheiden. Die wesentlichen Entscheidungen kommen von lustigen Fachverbratern, wie KPMG, Deloitte und noch witzigeren Leuten der Private Equity. Die verbliebenen anderen Entscheidungen erkennt man daran, dass sie die eigene Nachzucht in der 5. Klasse genauso treffen könnte. „Benutz‘ ich jetzt die vollgeschissene Toilette oder kack‘ ich in den Busch?“ Unsere schöne Demokratie ist im Kern das alte System des Geldadels mit neuen Mitteln (nur das jetzt die Mittel langsam ausgehen). Es fehlt eigentlich nur, dass die Untertanen die 1. Tochter bei Erreichung der Geschlechtsreife zunächst dem Landesfürsten zur „Prüfung“ zu übergeben haben. Ah Moment, dass hat man ja so gelöst, dass man mit dem Landesparlament einfach inden Kinderpuff zu Leipzig pilgert (Sachsensumpf). In anderen Gegenden lief oder läuft das vergleichbar ab.
        Zurück zu den Entscheidungen: Auf kommunaler Ebene (ein kleines Gebiet lässt sich gut kontrollieren) kann man da noch ein bisschen was bewirken, siehe Tübingen, da hier die Margen für die Fachverbrater zu uninteressant sind, um hier kräftig mitzumischen. Wenn sie da ein paar gute Leute an der Spitze und noch Bessere an der Basis haben, kann da ggf. was werden. Es erinnert wohl nicht von ungefähr an den alten Seuchenbekämpfungsplan der Stadt Leipzig?
        Um bei dem Entscheidungsprozess Missmanagement vorzubeugen kannte NRW z. B. in grauer Vorzeit noch die Doppelspitze. Da gab es den Bürgermeister für das Repräsentative und den Stadtdirektor für das Verwaltungsmanagement. Heute gibt es dort den Bürgermeister, der einen Stab von 12 freien Rechtsanwälten beschäftigen muss, nur damit die eigene Verwaltung am Laufen gehalten werden kann. Nun finden Sie den Fehler!
        Im Moment tasten sich die Bundes- und Landesfürsten so langsam an einen richtigen Shutdown ran. Bis es dann soweit kommt, ist schon die Herdenimmunität auf die eine oder andere Weise erfolgt. Hätte man das am Anfang gemacht, wäre man als Staat nach 3 Wochen raus aus der Nummer, ein beschränkter Reiseverkehr vorausgesetzt. So hätte man auch einfach gar nichts tun brauchen. Zahlenmäßig käme es auf dasselbe hinaus. Die 2. Welle ist ein Mythos. Der Virus war nie weg, die Menschen schon.

  • TBeermann 5. Januar 2021, 21:19

    Die Theorie, dass deutsche Unternehmen gezielt benachteiligt wurde, klingt wahnsinnig schlüssig, wenn man weglässt, dass Curevac (Zentrale in Tübingen) über 400 Millionen Impfdosen liefern soll.

    Man kann jetzt kritisieren, dass die EU auf fas falsche Pferd gesetzt hat, aber auch im November war noch nicht absehbar, welcher Hersteller wann die Zulassung vorweisen können würde. Man könnte aus kritisieren, dass nicht mehr als 2 Milliarden Euro in die Hand genommen wurde. Dass die Bestellungen gestreut wurden, kann man aber nur schwer kritisieren.

    Zu dem restlichen Wortsalat lohnt eine Erwiderung nicht wirklich.

    • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 21:41

      CureVac hat einen Vertrag über 225 Millionen Impfdosen. Der Rest ist Option. Option ist keine fixe vertragliche Vereinbarung. Hätte man übrigens in Bezug auf Sanofi auch machen können, die jetzt auf Los zurückmüssen. Sanofi hat weitgehend ohne belastbare Daten im August den Vertrag gemacht, CureVac erst Ende November. In der Pandemie eine Ewigkeit Unterschied.

      Man wusste Anfang Oktober, das Biontech das Rennen gemacht hat. Ernsthafte Zweifel an der Zulassung bestanden da nicht, das sind ja keine Amateure. Da schloss die EU aber lieber mit Johnson & Johnson ab. Dass ein Wirkstoff in der finalen Phase noch ausgebremst wird, kommt eher selten vor.

      Ich möchte nicht alles aus dem Artikel wiederholen: das Bestellverhalten der EU machte zu geringe Volumina geradezu zwingend.

  • derwaechter 5. Januar 2021, 21:26

    Es wird immer wieder auf die geringe Übersterblichkeit hingewiesen.
    Ist die nicht eh ein ziemlicher schlechter Indikator für Corona?
    Durch die vielen Maßnahmen dürfte die doch ganz unabhängig von Corona sehr verzerrt sein. Andere Todesursachen wie ansteckende Krankheiten oder Verkehrs- und Arbeitsunfälle müsste durch die Maßnahmen doch auch deutlich zurückgegangen sein.

    Habe zum Beispiel vor kurzem gelesen, dass es seit März hier in Norwegen so gut wie keine saisonale Grippefälle mehr gab, wegen social distancing, desinfizieren etc. .

    • Stefan Pietsch 5. Januar 2021, 21:45

      Sie ist wichtig. Menschen sterben, das lässt sich nicht verhindern. Und es macht keinen Unterschied, ob ein 85jähriger an Covid-19 verstirbt oder an einem Herzinfakt. Das Ziel des Staates wie einer modernen, liberalen Gesellschaft muss sein, die Lebenserwartung zu steigern. Sie zugunsten des einen Teils zu erhöhen, während sie für andere sinkt, ergibt keinen Sinn, ist unethisch und verstößt gegen Verfassungsgrundsätze.

      Wenn also in einem Jahr weniger oder genauso viele Menschen sterben wie sonst im statistischen Durchschnitt, ist das gesellschaftliche Problem nicht leicht erklärt.

      • derwaechter 6. Januar 2021, 00:01

        Ich glaube mein Punkt ist nicht ganz angekommen. Die Übersterblichkeit taugt nicht als Gradmesser für die Gefährlichkeit von Corona, da sie durch die Coronamassnahmen total verzerrt ist.

        Die Übersterblichkeit ganz ohne Maßnahmen würde zeigen, wie viele Todesfälle wahrscheinlich auf Corona zurückzuführen sind, nämlich ein Großteil derer die über dem Durchschnitt liegen.

        Nur haben wir seit März eben keine normale Lage mehr sondern viele Massnahmen und Verhaltensweisen, die die Sterblichkeit in vielerlei Hinsicht beeinflussen und den Vergleich mit „normalen“ Jahren hinfällig machen.

        • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 14:14

          Ich weiß tatsächlich nicht, ob ich Sie richtig verstanden habe. Natürlich ist die Übersterblichkeit kein Gradmesser für die Letalität von Corona. Es ist unter ethischen Gesichtspunkten schlimmer. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Sterbefälle nicht „ausgetauscht“ wurden. Aufgrund der Corona-Beschränkungen hängt die Versorgung vieler Schwerkranker, von Herzpatienten bis Diabetes-Geschädigten. Angesichts der Menge an aufgeschobenen Operationen zusammen mit der mangelnden Früherkennung werden einige tausend, wahrscheinlich eher zehntausende verstorben sein, denen man unter normalen Umständen hätte helfen können.

          Ethisch macht es keinen Unterschied, ob ein 55jähriger an Herzinfakt stirbt oder ein 89jähriger an Covid-19. Das ist aber das einzige. Wer heute Mitte / Ende Achtzig ist, hat sein Leben gelebt. Das sehen diese Menschen sehr oft so. Die meisten leiden unter den Beschwerden des Alters – kein Wunder, niemand stirbt völlig gesund und „intakt“. Die meisten in dem Alter sind noch gläubig und sprechen davon, ihre Zeit sei abgelaufen.

          Das sieht bei einem 55jährigen ganz anders aus. In dem Alter steht man heute noch mitten im Leben, ist erwerbstätig, hat gesellschaftliche Verpflichtungen und Aufgaben. Gesellschaftlich ist das Leben dieses Menschen „wertvoller“ als das des 89jährigen mit einer Lebenserwartung von unter einem Jahr. Sie leben in Skandinavien, ich denke, dort werden solche Debatten offener geführt. Wir haben aus schlechten historischen Gründen vorsichtig mit dem Thema zu sein.

          In meinem engeren (2) und weiten Umfeld gab es die letzten Wochen drei Infektionsfälle. Eine 53jährige Frau, körperlich schwer behindert aufgrund einer misslungen Impfung in der Kindheit, darüberhinaus schwer herzgeschädigt, bekam drei Tage lang erhöhtes Fieber um 38,5°C. Bis das Gesundheitssystem reagierte, war sie bereits am Gesunden und wurde in ein über 20 km entferntes provisorisches Testzentrum mit Temperaturen unter 20°C bestellt. Quarantäne-Verordnung, das war’s. Eine 80jährige Frau ohne nennenswerte Vorerkrankungen erlebte für ein paar Tage lediglich leichte Symptome. Eine 93jährige erlitt zuhause einen Sturz und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Sie wäre an den Folgen verstorben, erkrankte jedoch zusätzlich an Covid-19, woran sie letztendlich verstarb.

          Es geht nicht um Verharmlosung. Aber die Infektionen führen, wenn überhaupt, zu sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufen, nicht einmal die Einteilung nach Risikogruppen sind stichhaltige Indizien.

          Deutschland hat eine der ältesten Bevölkerungen der Welt, neben Japan und Italien. Es ist absolut normal, dass hierzulande mehr Menschen im Jahresturnus sterben als in den USA. Wenn wir bisher eine Sterblichkeit von 0,5% der Bevölkerung nicht als Problem erkannt haben, warum heute? Wolfgang Schäuble hat recht, der Staat kann den Tod nicht verhindern. Ich gehe weiter uns sage, er darf nicht einmal selektieren, ein Herzpatient muss ihm genauso wichtig sein wie ein an Corona-Erkrankter. Und wenn jemand mit Verdacht auf Herzinfakt nicht mehr zum Arzt oder ins Krankenhaus geht, weil gerade da eine Pandemie ist, dann, und genau dann haben wir ein gesellschaftliches Problem.

          • TBeermann 6. Januar 2021, 14:45

            Ich wäre vorsichtig diese Büchse der Pandora zu öffnen. Wenn wir jetzt schon wieder unwertes Leben aussortieren, könnte man auf die Idee kommen, parasitäre Existenzen wie Unternehmensberater als erste einzuschläfern.

            Abgesehen davon zeigst du mal wieder, dass du grundlegende Konzepte wie Lebenserwartung nicht verstehst. Ein Mensch Mitte 80 hat heute noch eine Lebenserwartung durchschnittliche von 5-6 Jahren, je nach Geschlecht.

            Und inwieweit diese Menschen mit ihrem Leben abgeschlossen haben oder nicht, hängt sicher sehr von den persönlichen und gesundheitlichen Umständen ab. Ein Achtzigjähriger heute ist oft sehr viel fitter und mobiler als ein Gleichaltriger vor ein oder zwei Generationen.

            • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 15:00

              Bekommen Sie einmal eine Debatte hin, ohne daneben zu langen?

              • FS 6. Januar 2021, 16:18

                Ich habe eigentlich mehr das Gefühl, dass Sie hier daneben langen, Herr Pietsch.
                Ihre Aussage „Ethisch macht es keinen Unterschied, ob ein 55jähriger an Herzinfakt stirbt oder ein 89jähriger an Covid-19.“ steht in einem ziemlichen Widerspruch zu allen sonstigen Aussagen von Ihnen. Denn für Sie macht es ja offensichtlich doch einen Unterschied, wie wir Tote/Tode bewerten sollen, ob jemand mit 89 Jahren stirbt oder mit 55 Jahren (BTW kann man sich auch Fragen ob auch die Art des Todes in der Bewertung spielen sollte). Das Zauberwort hier ist Bewertung. Diese ist normalerweise Thema in dem Kernbereich der Philosophie, den man Ethik nennt.

                • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 17:20

                  Ich finde solche Formulierungen wie „danebenlangen“ im Zusammenhang mit so schwierigen Fragen der menschlichen Existenz ziemlich deplaziert. Ich würde sie auch nicht bei Kommentatoren verwenden, die in Bezug auf die Abwägung von Leben anders argumentieren.

                  Ich bin Katholik. Für uns Christen ist jedes Leben gleich viel wert. Nach dem neuen Testament sorgte sich Jesus um die Jungen, während sich die Alten sorgten, ob sie in den Himmel kommen.

                  Ich bin ein Liebhaber unserer Verfassung. Der Staat hat nicht das Recht Menschenleben gegeneinander abzuwägen. Der Wert des Lebens bemisst sich dabei nicht konträr zu den Lebensjahren.

                  Aber manchmal müssen solche Entscheidungen getroffen werden. Ein Mensch bedroht einen anderen. Nur einer kann überleben. Welchen Wert haben lebenserhaltende Maßnahmen?

                  Die meisten der alten Menschen, mit denen ich gesprochen habe, gesund, waren der Ansicht, irgendwann sollte es vorbei sein. Mir ist ehrlich gesagt der Gedanke fremd, ich würde gern ewig leben. Ich weiß, das ist albern, aber ich verweigere das Denken über den Tod wie die meisten. Ich war nie beim Sterben naher Angehöriger dabei, obwohl ich traumatische Erlebnisse hatte.

                  Also, diese Fragen sind außerordentlich schwierig. Ein Narr, wer es mit „danebenlangen“ wegwischt. Tatsächlich bewerten wir jedoch instinktiv den Wert des Leben nach Kriterien wie Alter. Im Fiktionalen wie Filmen ist es üblich, dass die alten Menschen sterben, sich oft opfern, damit die Jungen überleben. So etwas packt uns. Kein Film hätte Erfolg, wo die Geschichte umgekehrt liefe, Kinder sterben und alte Menschen überleben. Das ist eine moralische Bewertung, die wir vornehmen. Verurteilen Sie diese Menschen?

                  Wir reden erstaunlicherweise nicht über die Verluste der Jungen und Mittelalten. Wir sorgen uns um die (sehr) Betagten. Auf der anderen Seite sagen wir seit Frühjahr 2020, die Jungen müssen jetzt mal zurückstehen, das schadet ihnen nicht. Erstaunlich, das klingt wie aus früheren Jahrhunderten. Jedenfalls, wir impfen jetzt die hoch Betagten, warum eigentlich? Sind diese nicht geschützt? Besteht für die jungen Menschen und Aktiven kein übergeordnetes Interesse, sie zu schützen? Wie wir die Frage beantworten: rechtfertigt das Maßnahmen, die alle in ihrer Lebensführung auf das Niveau einer Diktatur beschneiden?

                  Es gibt gute Gründe, dass wir nicht durchs Einkaufen, Urlaubsreisen, beim Friseur und auf der Partymeile krank werden. Doch diese Aktivitäten wurden nun für ein weiteres Vierteljahr praktisch verboten. Es kann sein, dass wir uns vor allem auf der Arbeit anstecken, dort, wo immer noch das Geld dafür erwirtschaftet wird, dass wir Leben retten können.

                  Was würde aus der Erkenntnis folgen?

              • TBeermann 6. Januar 2021, 18:31

                Ja gut, man soll ja nicht nur schimpfen, sondern auch mal loben: Zumindest bei diesem Themenabschnitt bist du mal erfrischend ehrlich.

                Es wurde ja schon länger moniert, dass wer sich für die Öffnungen einsetzt, dann wenigstens klar sagen soll, dass er die Toten als Preis akzeptiert. Und genau das passiert hier. Pfeifen wir auf die Alten und schwachen. Freie Fahrt für freie Bürger.

                Ich hab ein Bisschen den Verdacht, dass sich die Einstellung etwas ändern wird, wenn es an dir ist, dich zum Wohle der Gesellschaft zu Soylent Green (die Geschichte spielt übrigens im Jahr 2022) verarbeiten zu lassen, aber gut.

      • Juri Nello 6. Januar 2021, 10:15

        „Das Ziel des Staates wie einer modernen, liberalen Gesellschaft muss sein, die Lebenserwartung zu steigern.“

        Hartz IV schafft genau das Gegenteil!
        Vgl.: https://www.hartziv.org/news/20191018-hartz-iv-studie-arbeitslose-sterben-erheblich-frueher.html

        Wir haben auch keine liberale Gesellschaft. Das wäre ein Novum. Ich vermute, Sie sind meist in der Filterblase der oberen Mittelschicht unterwegs?

    • CitizenK 6. Januar 2021, 08:37

      Ja. Erstaunlich, dass die scharfsinnigen Kritiker diese einfache Tatsache übersehen (wollen?). Gefühl (oder Ressentiment) schlägt Verstand.
      Mich irritiert auch sehr diese empathielose Fixierung auf die „Übersterblichkeit“, Mir drängt sich dabei der Begriff bodycount auf, sorry. Das Leiden unterhalb dieser Schwelle zählt gar nicht? Der Schmerz und die Angst auch der Angehörigen und Freunde? Die seelische und körperliche Überlastung des medizinischen Personals? Die Absage aller nicht unmittelbar lebensnotwendigen Behandlungen in den Kliniken, welche die Überlastung noch viele Monate nach dem Ende (?) der Pandemie lang fortschreiben wird?

      P.S. Lt. quarks.de gibt eine Übersterblichkeit durch Covid19: https://www.youtube.com/watch?v=Ilq9NKaNK0A&t

      • Ariane 6. Januar 2021, 09:10

        Was Citizen sagt. Die Übersterblichkeit oder Zahl der Todesfälle ist ja nur ein Teil des Ganzen. Der Schaden an sich ist durch Covid auch auf anderen Gebieten ebenfalls groß.

        Ich fand diese Grafik auch extrem krass:
        https://pbs.twimg.com/media/Eq6OqNRXcAkg-qV?format=jpg&name=small

        Gerade weil es zeigt, wie schnell das alles aus einer halbwegs komfortablen Basis heraus dann kippen kann.

        Und ja, Verkehrstote sind zurückgegangen und nicht nur Grippefälle, sondern sämtliche ansteckenden Krankheiten, also auch Magen/Darm (hier ist zb das Norovirus relativ verbreitet).

        • derwaechter 6. Januar 2021, 11:00

          Eine Abwägung zwischen Kosten und Nutzen, in diesem Fall finanzielle und andere Schäden durch die Maßnahmen vs. vermiedene Todesfälle und andere Schäden durch Corona, halte ich durchaus für sinnvoll und muss auch das Ziel guter Politik sein. Sie ist halt nur sehr schwierig und sollte im Zweifel eher zu viel als zu wenig Schutz bieten.
          Das mag oft zynisch wirken, ist aber in vielen Bereichen bewusst oder unbewusst immer Realität.

          Ein anderer möglicher Denkfehler ist übrigens der Hinweis, es würden überwiegend Alte Menschen sterben.
          Das dürfte eigentlich immer gelten, denn junge Menschen sterben Gott sei dank deutlich seltener als Alte.

          Besorgniserregend ist aber das der relative Anstieg der Todesfälle in der Pandemie, zumindest in den USA, bei jungen Erwachsenen zu verzeichnen ist.

          USA: „Die Studienautoren erklärten die allgemeine Übersterblichkeit aber auch dadurch, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung wegen der Pandemie eingeschränkt war. Die höchste Übersterblichkeit, beinahe 95.000 Todesfälle, wurde in der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen registriert. Die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen verzeichnete mit 26,5 Prozent den größten Anstieg.“

          Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-uebersterblichkeit-wie-toedlich-ist-das.1939.de.html?drn:news_id=1211384

          • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 14:30

            Ein anderer möglicher Denkfehler ist übrigens der Hinweis, es würden überwiegend Alte Menschen sterben.
            Das dürfte eigentlich immer gelten, denn junge Menschen sterben Gott sei dank deutlich seltener als Alte.

            Ich bin mit dem Aufkommen von AIDS sexualisiert worden, dieses immer tödliche Virus (Unterschied zu Covid-19) war immer mein Begleiter beim Thema Sex, was so wichtig wie Essen und Trinken ist und mehr als Einkaufen und Reisen. Niemals jedoch hat die Politik zu so drastischen Maßnahmen gegriffen, selbst Infizierte durften weiter Sex haben, es gab nicht mal eine rechtliche Verpflichtung, den Geschlechtspartner über die Krankheit zu informieren.

            Damals starben vor allem junge Menschen. Es war die Seuche der Jugend.

            • FS 6. Januar 2021, 16:08

              „dieses immer tödliche Virus“
              mal wieder ohne empirische Grundlage dahergeschwätzt.
              https://en.wikipedia.org/wiki/Innate_resistance_to_HIV

            • FS 6. Januar 2021, 17:54

              „Niemals jedoch hat die Politik zu so drastischen Maßnahmen gegriffen, selbst Infizierte durften weiter Sex haben, es gab nicht mal eine rechtliche Verpflichtung, den Geschlechtspartner über die Krankheit zu informieren.“
              Auch dass ist zumindest schief. Wenn sie wissentlich HIV-infiziert sind und mit jemand anderem ungeschützten Sex haben oder hatten, ist das Basis für eine strafrechtliche Verfolgung wegen gefährlicher/schwerer Körperverletzung (in anderen Ländern auch versuchtem Mord).
              https://de.wikipedia.org/wiki/Schuldhafte_Infektion_mit_HIV
              Ich kann nicht sehen, dass wegen fehlendem Masketragen o.ä. bei Corona in Deutschland solch eine Strafverfolgung möglich wäre.
              Nebenbei gibt es bei HIV auch teilerfolgreiche Zivilklagen gegen mutwillige Ansteckungen:
              https://www.n-tv.de/panorama/Ex-Freundin-bekommt-Schmerzensgeld-article19693317.html
              Auch hier wäre mir (noch) nicht bekannt, dass es sowas wegen Corona in Deutschland gibt.

              • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 18:05

                Wenn sie wissentlich HIV-infiziert sind und mit jemand anderem ungeschützten Sex haben oder hatten, ist das Basis für eine strafrechtliche Verfolgung

                Deswegen meine andere Formulierung. Es gibt keine Vorschrift, die von jemanden verlangt, seine HIV-Infizierung anzuzeigen.

                Sind Sie mit Covid-19 infiziert und husten jemanden vorsätzlich an, es das das gleiche Tatbestandsmerkmal: § 223 Abs. 2 StGB, Versuch einer Körperverletzung.

      • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 14:23

        Welches Leiden? Meinen Sie, jemand mit Herzinfakt und später seine Hinterbliebenen leiden nicht? Nimmt man leichter von einem 93jährigen Abschied oder von einem 9jährigen Kind? Das ist nicht zynisch, das ist Gefühl. Über 40 Prozent der über Neunzigjährigen sind dement, mit jedem Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit. Oder wie es eine Medizinerin vor kurzem ausdrückte: Unser Gehirn ist nicht für so ein hohes Lebensalter gemacht. Die Demenzwahrscheinlichkeit bei einem 9jährigen liegt übrigens nahe 0%.

  • Kning4711 6. Januar 2021, 00:31

    Da haben Sie eine Menge Punkte in einen Topf geworfen – ein Rant erster Güte.

    Zur Ehrenrettung des deutschen Staates sei gesagt, dass viele Behörden in den vergangenen 20 Jahren aufgrund von Sparzwängen ausgedünnt wurden und notwendige Digitalisierung verpenn wurde. Für diesen Umstand kann man eigentlich so ziemlich jede Regierung seit 2000 zur Verantwortung ziehen, also abgesehen von der Linkspartei und AfD ist da im Bund keine Partei unschuldig an Patsche in der wir sitzen.

    Das Corona Mangement war sicherlich nicht optimal – ich vermisse Führungsstärke bei den politisch handelnden aber eben auch mehr Gemeinsinn in der Bevölkerung. Die Pandemie hat mir vor Augen geführt wie schnell beim braven Michel die Solidarität kippt, Gott bewahre uns vor einer schlimmeren Krise als Corona – Mord und Totschlag würden auf der Straße regieren.

    Wesentliche Punkte wurden hier im Blog bereits an anderer Stelle angesprochen – neben eines suboptimalen Krisenmanagements ist es die desaströse Kommunikation der Politik die einen ratlos zurücklässt.

    Bleibt zuletzt die Hoffnung, dass alsbald die Impffrequenz erhöht und das Pandemiegespenst in Q3 sein Ende findet – ich bin zuversichtlich das dies gelingt.

    • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 14:19

      Wie geschrieben folgt mehr. Die ersten Absätze sind die Klammer. Klammer auf bedeutet, die Klammer wird auch wieder zugemacht. Nur nicht in dem Artikel.

      Welche Sparzwänge?!? Der Staat hat nicht unbegrenzte Mittel, das ist wahr. So wie Sie, so wie ich, so wie jedes Unternehmen, so wie jeder Haushalt, so wie jeder Staat. Nur hat unser Staat in den vergangenen 20 Jahren zusätzliche Bereiche für sich entdeckt, die finanzielle Ressourcen fressen, er hat Leistungen ausgeweitet und neue geschaffen. Weil er spätestens seit 2010 in Geld schwamm, Rekordeinnahmen bei Steuern und Sozialabgaben verbuchte, dieses Geld aber nicht an die Bürger zurückgeben wollte und deswegen ausgeben musste. So kann man Sparzwänge auch definieren.

      Es geht nicht um Zuordnung von politischer Verantwortung. Das ist ein untergeordneter Aspekt. Namen kommen und gehen, Parteien regieren und opponieren. Doch viele nicht sehen wollen, obwohl es so offensichtlich ist: es stimmt etwas grundsätzlich nicht. Darum geht es mir.

    • Juri Nello 7. Januar 2021, 12:17

      Die Sparzwänge entstanden u. a., damit die Horden von Fachverbratern fachgerecht entlohnt werden konnten, die dem Staat daraufhin empfahlen, es doch mal mit dem Sparen zu versuchen.

  • Ariane 6. Januar 2021, 08:45

    Ich sehe eher eine libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat.

    Ähm? Echt jetzt?

    Zum Thema Schweiz (bzw der Westen am Beispiel Schweiz) habe ich heute morgen gerade einen ganz spannenden Artikel gefunden (übrigens auch von einem Ökonomen):
    https://themarket.ch/meinung/das-ende-der-westlichen-selbstgefaelligkeit-ld.3328

    • CitizenK 6. Januar 2021, 10:46

      Bestätigt die Sicht des einen Stefan und widerlegt die des anderen.

    • popper 6. Januar 2021, 12:46

      Ökonom?

      Der Autor, Mark Dittli, absolvierte zunächst eine Kaufmännische Lehre bei der Fluggesellschaft Swissair und arbeitete danach für das Unternehmen in Brüssel, London und Stockholm. Von 1996 bis 1999 studierte er Betriebsökonomie an der Zürcher Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV) Winterthur. Bereits während des Studiums schrieb er für die Studentenzeitung.

      Dittli schreibt wie der Blinde von der Farbe. Ohne jede sachliche und wissenschaftliche Analyse. Der Tenor seiner Ausführungen ist völlig losgelöst von den tatsächlichen Vorgängen, die er nur mit moralischen Appellen zu beschreiben sucht, aber nicht erklärt. Da werden Äpfel mit Birnen verglichen, Hauptsache man hat einen Schuldigen (Europa). Die Infektionssterblichkeit liegt weltweit bei 0,14. Die Totenzahlen allein sagen nichts über den Anteil COVID-Toter, da einfach jeder mit einem positiven Test (selbst posthum) aufsummiert wird. Wir hatten gestern 35.518 Corona-Tote, das sind bei den vergangenen 10 Monaten und 5 Tagen 114 am Tag (ab März 20). Natürlich sind diese in den Wintermonaten (Okt.-März) ungleich höher, aber dennoch nur ein Grundrauschen, gemessen an den ca. 1 Mio. Toten im Jahr, allein in Deutschland. Wir haben in Europa und Deutschland viel höhere Zahlen, weil wir exzessiv Asymptomatische testen und das mit Schrotttests und Mehrfachtestungen, die nur unspezifizierte Fallzahlen generieren, aber nicht den Verlauf der Krankheit COVID-19 abbilden. Es müsste doch zu denken geben, dass in Europa die Länder mit den härtesten Lockdowns die höchsten Fallzahlen haben. Es ist absurd zu glauben, man könne Viren oder ein bestimmtes Virus ein- oder aussperren.

    • Stefan Pietsch 6. Januar 2021, 14:26

      Echt. Warum haben wir eine so liebevolle Beziehung zum Staat, wir sehen Versagen allenthalben, entschuldigen das aber mit „menschlichen Fehlern“. Wer gibt seinem Mobilfunkanbieter oder Automarke so viele Chancen?

      Ich habe dargestellt, das andere Völker ein weit distanzierteres Verhältnis zu ihrem Staat zeigen. Funktional eben. Es muss funktionieren, sonst ist es nichts. Kalt und berechnend. Wir sind ganz anders, von daher hat die Beschreibung ihre Berechtigung.

      • Ariane 7. Januar 2021, 07:53

        Ich zweifle das übrigens an und da irgendein erotisches Verhältnis zu sehen, lässt sowieso mein Gehirn platzen.

        Es ist vielleicht etwas komplexer, weil man erstmal genauer klären müsste, was „der Staat“ und was „das Land“ ist. Aber gerade wenn wir nicht nur vom Staat, sondern von Patriotismus reden, haben doch wirklich etliche Länder ein ganz anderes, unverkrampfteres Verhältnis dazu als Deutschland. Hier ist nämlich gerade Deutschland sehr viel zurückhaltender und nüchterner, und gerade Nüchternheit würde ich Deutschland hier attestieren. Was allerdings auch in beide Richtunbgen geht, auch Hass, Wut etc auf den Staat ist weniger ausgeprägt als in anderen Staaten. Insofern würde ich dir hier massiv widersprechen. Wenn wir das noch auf das Land – also Patriotismus – beziehen, umso mehr. Das ist hier eher deine eigene Gefühlslage, die hier mit dir durchgeht glaube ich.

        • Stefan Pietsch 7. Januar 2021, 11:42

          Klar ist es eine subjektive Beschreibung, muss es ja auch sein. Schließlich wird der Status der Verliebtheit typischerweise nicht von Ärzten diagnostiziert. Es ist das Umfeld, das den Zustand feststellt, während der Betroffene es häufig bestreitet.

          Doch die Anzeichen habe ich beschrieben. Kein CEO überlebt es dauerhaft, wenn sein dominantes, mit viel Kapital ausgestattetes Unternehmen nicht Spitzenleistungen in den Kernkompetenzen erzielt. Die Deutschen belohnen ihr verantwortliches Personal mit Spitzennoten, machen ungünstige Umstände verantwortlich, verharmlosen und stellen die Opportunitätsfrage. Die anderen – immer „der Markt“ – könnten es nicht besser.

          Das ist keine rationale, nüchterne, ökonomische Beurteilung des Staates und seiner Leistungen. Das ist die rosa Brille. Die skandinavischen Länder erbringen staatliche Spitzenleistungen im Sozialwesen wie im Bildungsbereich. Die USA sind hervorragend im Militärischen wie der Gewährung von Investitionsbedingungen. Die angelsächsischen Ländern sind toll in der gesellschaftlichen Freiheit. Die Schweiz bietet einen außerordentlich effizienten Staat in der Bereitstellung von Bildungsleistungen, öffentlichen Investitionen und Infrastrukturgüter.

          Staat sind Politik, seine Institutionen, seine Beamten und Systeme bis hin zu mit Steuergeld finanzierten Medien.

    • Marc 6. Januar 2021, 15:24

      Die im Artikel genannte Thesen der Selbstgefälligkeit des Westens und der Unwille von Asien zu lernen ist zwar um Längen besser als die wirre These einer libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat, aber überzeugt mich dennoch nicht. Wir stehen in der Pandemie nicht im Wettberwerb mit Asien und solche Überlegungen spielen daher keine Rolle. Aber Asien macht vieles richtig und hat die Pandemie im Griff und wir nicht. Auf staatlicher Ebene ist es die quasi nicht vorhandene Vorbereitung und die eklatante Unterschätzung der Pandemie. Auf Seiten der Bürger sehe ich das Problem in einem ungesunden Egoismus. Egoismus ist an sich noch nicht schlecht und er würde auch in der Pandemie helfen. Ein kollabierendes Gesundheitssystem betrifft jeden also auch einen selbst oder die eigene Famile. Es ist aus rein egoistischen Motiven sinnvoll, sich an die Schutzmaßnahmen zu halten, obwohl sie erst einmal nur andere schützen. Denn die langfristigen Folgen einer gescheiterten Pandemiebekämpfung sind schwerwiegender als das kurzsichtige Leben in vermeindlicher Freiheit. Die Folgen einer Verweigerung der Verantwortungslosigkeit sind höher als des Freiheitsgewinns. Ein gesunder Egoismus ist sich seiner Verantwortung bewusst und im Falle der Pandemie führt er zur Befolgung der Schutzmaßnahmen. Wir haben im Westen durch die Propaganda des Neoliberalismus aber einen ungesunden Egoismus uns angeeignet. Einen Egoismus ohne die Folgen zu bedenken, ohne Verantwortungen anzuerkennen. Dieser schlechte Egoismus ist es, der uns an der Pandemiebekämpfung scheitern lässt.

      Richtig irre wird es, wenn Apologeten des schlechten Egoismuses, wie Pietsch, aus irgendwelchen Zahlen und zusammengeschmissenen Thesen eine nicht vorhandene Lösung propagieren und gegen verantwortungsbewusste Menschen hetzen. Pandemiebekämpfung muss gemeinschaftlich also auch staatlich koordiniert werden. Der Einzelne hat keine ausreichenden Informationen, um die konkrete Gefahrenlage abschätzen zu können. Eine Pandemiebekämpfung allein auf die individuelle Freiheit zu stützen, wird scheitern und scheitert gerade bei uns.

      Wenn wir nicht über die Grenzen des Egoismuses sprechen und weiter diesen Irrweg beschreiten, werden wir nicht nur an der Pandemie scheitern, sondern auch weiteren Herausvorderungen, wie Klimawandel, Digitalisierung, …

      • Ariane 7. Januar 2021, 08:01

        Ja, da würde ich dir zustimmen. Mir ging es auch vornehmlich um die schweizerische Perspektive, weil die ja relativ selten in der Öffentlichkeit vorkommt.

        Ich denke – Stefan hatte ja auch einen guten Artikel dazu – es ist gerade für die Eu oder auch den Westen ein Schlag ins Kontor, gerade weil (ganz ehrlich: ich auch) man ganz automatisch davon ausgeht, dass der Westen nun mal das beste Potenzial hat, mit einer Pandemie (oder sonst einer krassen Katastrophe) umzugehen. Wir haben die Kohle, die Ausrüstung (oder das Potenzial dazu), die Wissenschaft, die Experten, die freien Medien, die Bürokratie etc.

        Ich hatte einen ähnlichen Gedanken irgendwann zu den Querdenkern mal, das ganze Wissen, das wir heutzutage angehäuft haben, nützt nichts, wenn man es nicht anwendet. Das trifft auf den Westen auch im erheblichen Maße zu. Insofern finde ich gerade den Teil mit der Demut auch gut, das ist etwas, das aufgearbeitet werden muss.

        Aber: du hast natürlich auch recht. Es ist tatsächlich auch eine Krise zwischen Kollektiv und Individuum, zwischen Eigenverantwortung und Gesamtverantwortung.
        Selbst die meisten Wirtschaftsexperten haben ja für einen Lockdown gekämpft, weil die langfristigen Folgen dann geringer wären als in so einem ewigen Halblockdown wie jetzt. Und mein Gefühl ist, dass dieser Widerspruch eher wächst als kleiner wird und ja, für die Zukunft sind das eher düstere Aussichten.

  • Juri Nello 6. Januar 2021, 10:47

    „Ich sehe eher eine libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat.“
    Da hat die Glaskugel wohl ’nen Sprung. Nee, stimmt. Auch die Fachverbrater gehören zum Staat. Da ist es doch schön in der Krise Kasse zu machen. Der Insiderhandel boomt, wie noch nie. Nicht erst seit Wirecard.
    Auf eines kann man sich dabei verlassen: Die Kohle kommt ganz sicher nicht der Allgemeinheit zu Gute, siehe auch:

    https://www.boerse.de/insider-trades/

    https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/BoersenMaerkte/Marktmissbrauch/Insiderueberwachung/insiderueberwachung_node.html

    https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-11/insiderhandel-behoerden-wissen-profit-wirecard

    Eigentlich ist das witzig, als hätten 8 Jährige sich ein neues Spiel ausgedacht. Leider geht das über Leichen.
    Die Leute haben keine Skrupel ganze Landstriche zu verwüsten und den dortigen Existenzen für immer den Garaus zu bereiten.

  • cimourdain 7. Januar 2021, 20:50

    Die Psychologie hinter dem Staatsversagen, das wir sehen ist in meinen Augen weniger „eine libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat.“ sondern hat eher religiösen Charakter. Lasst es mich an den Problempunkten erläutern:
    1) Die fehlende Bereitschaft, zu lernen. Nicht nur, dass asiatische Vorbilder ignoriert werden, es findet auch keine Evaluation von policies statt, nur Gesundheitsexperten finden Gehör, keine Psychologen oder Sozialwissenschaftler, Zahlenmaterial wird nach politischer Opportunität und nicht nach Aussagekraft gewählt, etc…
    2) Lösungen werden nur ‚unter der Laterne‘ (die da heisst Freizeit) gesucht. Die Infektionsherde Erwerbsarbeit und Verkehr bleiben sakrosankt. Das Gesundheitssystem bleibt am durchrationalisierten Krisenzustand (Krankenhauskapazitäten wurden 2020 abgebaut).
    3) Um die oben genannten Mängel zu kaschieren wurde das Moralnarrativ massiv ausgebaut. Infektionen werden als Resultat sündhaften Verhaltens hingestellt ( Nichtbefolgen staatlicher Anweisungen, Egoismus, Ungläubige ‚Covidioten‘, Lebensfreude) ohne zu beachten, welche grundsätzliche Bedürfnisse durch Infektionsvermeidung beschnitten werden.
    Wenn man jetzt diese Punkte betrachtet, so entsprechen sie genau der Kritik an der Theologie: Dogmatismus, abgeschlossenes Welt- und Menschenbild, Lebensferne und Schuldkult.

    • Stefan Pietsch 7. Januar 2021, 23:46

      Ja, stimme ich zu. Das erklärt jedoch nicht den für mich eigentlich zentralen Punkt, warum unser Staatswesen nicht in der Lage ist, herausragende Leistungen für die Bürger zu erbringen. Es gibt eine Reihe von Ländern, deren staatliche Einrichtungen das können. Deutschland kann es nicht. Von daher war das, was wir jetzt (wieder) als „Versagen“ geißeln, erwartbar. Ich gehe noch detaillierter darauf ein.

  • CitizenK 8. Januar 2021, 07:55

    „….die Deutschen gelten als ein besonders geduldiges Volk. Ich sehe eher eine libidinöse bis erotische Beziehung zwischen Bürger und Staat“

    Die Briten „gelten als“ besonders freiheitsliebend, die Franzosen als aufmüpfig gegen den Staat. Die viel strengeren „Maßnahmen“ dort werden akzeptiert. Von vergleichbaren „Querdenker“-Demos (oder wie aktuell Katz-und-Maus-Spielen mit der Polizei) ist nichts bekannt.

    Wie passt das zu Ihrer These?

    • Stefan Sasse 8. Januar 2021, 08:55

      Überhaupt nicht, aber das tun chauvinistische Klischees nie.

    • Stefan Pietsch 8. Januar 2021, 09:50

      Woher wissen Sie das? Die Zufriedenheit mit der Regierung ist in keinem Land so hoch wie in Deutschland. Umfangreiche Verstöße gegen die Auflagen gibt es in jedem Land, zum Beispiel auch in Spanien und Italien.

      • Stefan Sasse 8. Januar 2021, 14:27

        In jedem WESTLICHEN Land.

        • Stefan Pietsch 8. Januar 2021, 15:08

          ???

          Auch in Chile, auch in Brasilien, auch in Südafrika – alles Länder, die nicht typischerweise unter die Definition „westlich“ fallen. Außerdem weist Du nicht mein, sondern CitizenKs Argument zurück. Seins war, warum denn die rebellischen Franzosen und die freiheitsliebenden Briten so brav seien.

          • Stefan Sasse 8. Januar 2021, 16:06

            Ich habe einen ganzen Artikel zu dem Thema geschrieben. Es ist eben kein universelles Phänomen.

            • Stefan Pietsch 8. Januar 2021, 16:38

              Bleibt dabei: Du widerlegst nicht mich, sondern CitizenK.

              • Stefan Sasse 8. Januar 2021, 19:00

                Ist mir ja recht egal wen von euch ich widerlege, ich wollte meinen Punkt machen. Ich argumentiere ja nicht so, dass ich immer das Gegenteil von dir bin^^

        • cimourdain 8. Januar 2021, 18:34

          Zählen Hongkong und Belarus eigentlich zum Westen? In beiden Fällen gab es während der Coronakrise im Frühling massive Verstöße gegen behördliche Auflagen.

          • Stefan Sasse 8. Januar 2021, 19:02

            Ich wollte damit nicht sagen, dass es NUR dort vorkommt, sondern dass es nicht ÜBERALL vorkommt, aber eben überall im Westen.

    • popper 8. Januar 2021, 14:47

      @CitizenK
      Ein junger Kollege von mir singt zurzeit an der „Oper an der Bastille“ konzertant und lebte bis Weihnachten fast zwei Monate in Paris. Der sagt mir, dass die Franzosen sich in der breiten Masse nicht bzw. kaum an die von der Regierung vorgeschriebenen Regeln halten. Im Übrigen, verschweigen die deutschen Medien, was an Protesten im Ausland tatsächlich abgeht.

      Die Deutschen dagegen duckmäusern mehrheitlich. Daraus eine libidinöse oder gar erotische Beziehung zu ihrem Staat abzuleiten, grenzt an Masochismus. Zumal die Maßnahmen weder begründet verhältnismäßig, noch zulässig, weil gegen den Bestimmtheitsgebot verstoßend.

      Sie verletzen:
      1. Die Allgemeine Handlungsfreiheit, Art. 2 Abs. 1 Satz 1 GG
      2. Allgemeines Persönlichkeitsrecht und Recht auf informationelle Selbstbestimmung, Art. 2 Abs. 1 i.V.m.
      Art. 1 Abs. 1 GG
      3. Recht auf Leben und Recht auf körperliche Unversehrtheit, Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG
      4. Freiheit der Person, Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG, auch i.V.m. Art. 104 Abs. 1, Abs. 2 GG
      5. Schutz der Familie, Art. 6 Abs. 1 GG
      6. Menschenwürde, Art. 1 Abs. 1 GG

      Außerdem Grundrechte ohne hier geltend gemachte Betroffenheit oder ohne persönliche Betroffenheit
      a. Religionsfreiheit, Art. 4 GG
      b. Kunstfreiheit, Art. 5 Abs. 3 GG
      c. Versammlungsfreiheit, Art. 8 GG
      d. Freizügigkeit, Art. 11 GG
      e. Berufsfreiheit, Art. 12 GG
      f. Unverletzlichkeit der Wohnung, Art. 13 GG
      g. Eigentumsfreiheit, Art. 14 Abs. 1 GG2
      h. Recht auf Asyl, Art. 16a GG

      Nicht zu vergessen erwartende weitere zukünftig verletzte Grundrechte:

      Eigentumsfreiheit, Art. 14 Abs. 1 GG (massive Steuererhöhungen, Vermögensabgabe, drohende Enteignungen, etc. zur Finanzierung der Krise)

      Unter diesen Umständen anzunehmen, die Menschen würden mit ihrem exzessiv Staat kuscheln, ist mindestens absurd.

      Die Eingriffe sind insgesamt verfassungsmäßig nicht zu rechtfertigen, da sie weder den formellen noch den materiellen Anforderungen genügen, welche die Verfassung an sie stellt. Die Vorschriften verstoßen gegen Art. 80 GG, insbesondere gegen den Parlamentsvorbehalt, der auf dem Wesentlichkeitsgrundsatz beruht. Hierzu gibt es bereits diverse Aufsätze und Gutachten, auch von ordentlichen Professoren öffentlich-rechtlicher Lehrstühle in Deutschland.

  • CitizenK 8. Januar 2021, 13:08

    Wenn die Mehrheit der Bürger (grosso modo) vernünftigen und notwendigen Maßnahmen der Regierung zustimmt, kann man das nicht als Untertanengeist oder Obrigkeitshörigkeit denunzieren. Wer das tut, bedient ein Ressentiment.

    • Stefan Pietsch 8. Januar 2021, 13:17

      Darüber bestehen ja inzwischen einige Zweifel. Zudem geht es nicht um ad hoc Maßnahmen – die galten im Frühjahr- sondern um die doch arg wohlwollende Begleitung auch der kurvigsten Strategieänderungen und Begründungen.

    • popper 8. Januar 2021, 15:46

      Wenn die Mehrheit der Bürger (grosso modo) vernünftigen und notwendigen Maßnahmen der Regierung zustimmt, kann man das nicht als Untertanengeist oder Obrigkeitshörigkeit denunzieren. Wer das tut, bedient ein Ressentiment.

      Nein, Untertanengeist ist das nicht, aber so einfach sind Menschen auch nicht gestrickt. Es ist in weiten Teilen das Ergebnis von Desinteresse und bei den meisten, schlichtes Mitläufertum, aufgrund geschürter Angst sowie extrem einseitiger Information und Nichtwissen bei den Menschen, verquickt mit einer inquisitorischen Verteufelung wissenschaftlich begründeter Gegenpositionen als Häresie, respektive Verschwörungstheorien. Eine Art Szientismus, der fanatisch glaubt, es gäbe eine wissenschaftliche Politikberatung, die eine zentrale staatliche Planung des Lebens von Menschen ermögliche. Mit einem damit verbundenen Zwang, dies erweise sich als „aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig“. Eine derartige Behauptung ist nicht nur ein eklatanter Missbrauch von Wissenschaft, er wird, wie wir an Corona sehen, von Wissenschaftlern selbst betrieben, die im Falle einiger herausragender Virologen, über keine ausreichende Expertise verfügen, aber umso mehr unter dem Schutz politischer Akteure der Exekutive, politisch argumentieren.

    • cimourdain 8. Januar 2021, 18:38

      Um mal die Mehrheit der Bürger (Schweigespirale) zu diskutieren, sollten auch die richtigen Fragen offen, wertungsfrei und konkret gestellt werden. Zum Beispiel: Halten Sie die am 05.01.2021 verkündeten Maßnahmen der Regierung für vernunftig und notwendig ?

      • CitizenK 8. Januar 2021, 19:08

        Geht die Frage an mich („Sie groß geschrieben?) oder allgemein?

        • cimourdain 9. Januar 2021, 10:35

          Diese Frage geht allgemein an wirklich alle. Ich bezweifle nämlich, dass bei einer solchen Fragestellung auch eine Mehrheit der Bürger hinter der Regierung stehen würde.
          Und diese Vermengung der Fragen „Muss die Regierung etwas gegen C tun ?“ (Große Mehrheit JA) und “ Tut die Regierung das Richtige ?“ erzeugt einen falschen Eindruck von Autoritätsgläubigkeit.

          • CitizenK 9. Januar 2021, 16:30

            Richtig. Es gibt Einzel-Maßnahmen, die man übertrieben oder auch für unsinnig halten kann. Da fehlt es in der Tat an Rückkopplung von den Bürgern an die Entscheider. Aber zu glauben, dass Fenster-Reden im Bundestag das lösen könnten, ist Selbstbetrug.

      • popper 8. Januar 2021, 20:57

        Ob Ihre Frage eine richtige ist, kann dahingestellt bleiben. Ich beantworte sie mit einem klren NEIN! Und sage Ihnen auch warum. Das Ziel 50 pro 100.000 ist eine willkürlich gegriffene, nicht wissenschaftsbasierte Zahl. Das Infektionsgeschen konnte und kann in keinem Zeitpunkt kontrolliert werden, weil man die Dunkelziffer tatsächlich Infizierter nicht kennt.

        Die positiv Getesteten werden nicht unterschieden in Gesunde, Kranke, Leicht- und schwererkrankte und in Alterskohorten. Unter utilitaristischen Erwägungen, sind die Schäden für die Gesundheit, Wirtschaft, Bildung weitaus größer als die durch das Virus. Die Infektionssterblichkeit bei COVID-19 liegt im Median bei 0,27%. Über 99% der Menschen erkranken an dem Virus erst gar nicht. Das heißt, wegen der 1% der daran weltweit Versterbenden, mit einem Durchschnittsalter von über 80 Jahren verlieren die 99% die weiter oben genannten Grundrechte.

        Und das, weil man dem Tod mit oder an Corona einen moralischen Wert zuordnet, der sich angesichts der Toten durch andere Erreger oder Morbiditäten der gesamten lebenden Bevölkerung und somit der Krankheitshäufigkeit, bezogen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen keinerlei Signifikanz hat. Dies wäre zu verstehen, wenn das Ausmaß der Bedrohung, sich auf belastbare Zahlen stützen könnte und nicht auf aufaddierte Fallzahlen, die in Relation zu den allgemeinen Sterberaten keine besondere Signifikanz aufweisen.

        Ganz abgesehen von den technischen Mittel, die, was PCR und mRNA-Impfstoffe betrifft.W wo erster, aufgrund seiner mangelnden Diagnosefähigkeit und zu hoher CT (Drosten Test 45) sowie nicht ausreichender Überprüfung mehrer Gensequenzen en masse fehlerhafte (neben falsch positiven) Ergebnissen führt. Und zweitens beim Impstoff, wegen ungeklärter bis zum jetzigen Zeitpunkt zu wenig Daten in Bezug sowohl auf Pharmakovigilanz und Pharmakokinetik vorliegen. Hinzu kommen schwerwiegende und gravierende Mängel in der veröffentlichten Studie zum Impfstoff der Firma Biontech/Pfizer.

        Weshalb der Impfstoff nur bedingt zugelassen wurde (gilt nur für 1 Jahr). Beides (PCR u. Impfstoff) sind bis dato nicht geeignet, einem evolutionären (mutanten) Virus nachhaltig beizukommen, der in seiner ätiologischen Ausprägung nach einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnissen mit einer Grippe vergleichbar, dem unser natürliches Immunsystem jederzeit gewachsen ist. Die vorhandene Grundimmunität macht es nach neuesten epidemiologischen Erkenntnissen möglich, bei einer Immunität von 10-20% bereits von einer wirksamen Herdenimmunität zu sprechen.

        • CitizenK 8. Januar 2021, 21:59

          „…von einer wirksamen Herdenimmunität zu sprechen.“

          Na, dann sind die Engländer ja bald fein raus:

          „Londons Bürgermeister schlägt Alarm

          15.15 Uhr: Wegen der dramatischen Situation in den Krankenhäusern von London hat der Bürgermeister der britischen Hauptstadt vor einem Kollaps des Gesundheitssystems gewarnt. Angesichts des drastischen Anstiegs der Infektionen drohten in den Kliniken die Betten auszugehen, erklärte Sadiq Khan am Freitag. „Die ungeschminkte Wahrheit ist, dass wir innerhalb weniger Wochen keine Betten mehr für Patienten haben, wenn die Virusausbreitung nicht drastisch gebremst wird.“
          https://www.rundschau-online.de/news/aus-aller-welt/corona-spahn-bittet-pharmaindustrie-um-hilfe—london-vor-dem-kollaps-33802408?cb=1610139173617

        • FS 9. Januar 2021, 20:09

          „Die Infektionssterblichkeit bei COVID-19 liegt im Median bei 0,27%. Über 99% der Menschen erkranken an dem Virus erst gar nicht. Das heißt, wegen der 1% der daran weltweit Versterbenden […]“
          Wie kann denn bitte die Infektionssterblichkeit bei 0,27% liegen und dann versterben 1% daran? Und wie haben sie denn bitte eine Wahrscheinlichkeit „im Median“ berechnet?

          • popper 9. Januar 2021, 20:37

            @FS

            Der Median ist der Wert, der in der Mitte zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert liegt. Es handelt sich also nicht um einen Durchschnittswert, bei dem die Summe aller Werte durch ihre Anzahl geteilt wird. Wie hoch die Infektionssterblichkeit in einem Land tatsächlich ist, hängt unter anderem stark von der Altersstruktur ab. Da in Deutschland viele ältere Menschen leben, schätzen Experten den Wert hier deutlich höher als Ioannidis (auf den sich die 0,27 beziehen) Median ein. Christian Drosten geht in Deutschland von einer Sterblichkeitsrate von rund 1 Prozent aus. Insoweit haben die 0,27% nicht zwingend mit den 99% bzw. 1% etwas zu tun, sondern sind zwei unabhängige Parameter.

            • FS 9. Januar 2021, 21:06

              Ich weiß was ein Median ist, und ich weiß auch, dass er bei der Verwendung der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten eigentlich nicht angesagt ist, wenn Sie eine sinnvolle Aussage über die Grundgesamtheit treffen wollen. Um im Bild zu bleiben: Sie nehmen die Einzel-IFRs aller Länder der Welt bilden eine Rangfolge und wählen davon den Median aus. Haben sie dann einen sinnvollen Wert für die IFR in Bezug auf die Weltbevölkerung? Nein. Denken Sie mal nach, warum nicht. Und es wäre wirklich schön, wenn Sie sich entscheiden könnten, ob die 1% jetzt für Deutschland gelten oder weltweit, dass hatten Sie nämlich zuerst geschrieben.

              • popper 10. Januar 2021, 17:10

                @FS
                Sorry, meine Einlassung zur Infektionssterblichkeit ist tatsächlich missverständlich, sie bezieht sich auf unterschiedliche Parameter, Berechnungen bzw. Einschätzungen, einmal auf die 0,27 der Meta-Studie von Prof. Ioannidis, wogegen die 99% bzw. 1% sich auf eine Einschätzung von Prof. Drostens für Deutschland beziehen.

                Allerdings muss ich Ihnen zustimmen, mein weltweiter Bezug ergibt keinen Sinn, da ich im zweiten Fall nicht von der Gesamtbevölkerung, sondern nur von 100% Infizierten spreche, den Verlust der Grundgesetze trägt die gesamte Bevölkerung, nicht nur 99% der Infizierten.

                Ich denke doch, dass die Infektionssterblichkeit sich in einem prozentualen Bereich, am Anteil der Bevölkerung bewegt, der die Maßnahmen in ihrer Totalität, mit Wirkung auf Gesundheit, Wirtschaft u. Bildung, nicht rechtfertigt.

                Die Zahlen, die wir mittlerweile vom RKI (nicht Verlautbarungen ihres Leiters), den Sentinel-Praxen, DIVI und aus weiteren Studien haben, belegen keine „Epidemische Lage von nationaler Tragweite“. Dieser Begriff ist auch nicht medizinisch-epidemiologisch, sondern politisch. Er wurde am 28.Määrz 2020 in das IfSG eingeführt, besitzt aber bis heute keine Legaldefinition i.S.d. § 2 IfSG. Eine Formulierungshilfe benennt unter anderen die WHO, die gar keine nationale Instanz oder Gesetzgeber eines souveränen Staates und in irgendeiner Weise demokratisch legitimiert ist. Weitere Kriterien hatte ich breits an anderer Stelle genannt.

  • popper 8. Januar 2021, 23:45

    Londons Bürgermeister schlägt Alarm

    Fragst Du dich nicht manchmal, bei diesem permanenten Alarmismus in den Medien und der Politik, welche fachliche Experise die Worte des Bürgermeisters von London, eines deutschen Gesundheitsministers oder der Bundeskanzlerin zu erkennen geben. Keine! Echokammern einer erklärten Pandemie, die sich im Wesentlichen in positiven Tests ohne nennenswere Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung erschöpft. Auch nicht erkennbar, wie die Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes, über einen Zeitraum der letzten 4 Jahren zeigt, signifikant von den regelmäßigen Sterbzahlen abweichen.

    Seit dem Frühjahr hören wir von diesen Alarmisten eine unmittelbar bevorstehende Gefährdung der Gesundheitssysteme, zunehmende Infektionen und Tote, die lediglich aufaddierte Zahlen abbilden, ohne evidenzbasierte Analysen.

    Rohe Zahlen, die erschrecken (sollen), aber eben wenig bis nichts erklären, nur umso mehr Panik verbreiten, sind wertlos. Was sie belegen ist, dass sie nichts an den festen Eckdaten ändern, von denen ich weiter oben bereits einige genannt habe. Sie ändern auch nichts an der geringen Infektionssterblichkeit und dem Anteil in der Bevölkerung und derAlterskohorte, die vorwiegend mit SARS-CoV-2 bzw. an COVID-19 verstirbt. Jeder sollte sich fragen, warum die Politik dieses Gestochere im Nebel nicht aufzugibt und sich evidenzbasierten Zahlenwerken zuwendet, Widersprüche auflöst und sie nicht unkommentiert weiterwirken lässt.

    • Stefan Sasse 9. Januar 2021, 08:38

      Ich bin einfach froh, dass niemand in der Regierung auf Leute wie dich hört.

      • CitizenK 9. Januar 2021, 08:44

        Ich auch. Aber es ist bestimmt ein großartiges Gefühl, alles besser zu wissen als fast alle anderen.

        • Stefan Pietsch 9. Januar 2021, 09:31

          Solche Anfälle können Sie sich auch sparen.

          • CitizenK 9. Januar 2021, 10:51

            Mit Verlaub, ich halte das für ein wesentliches Motiv für das Insistieren auf einer Sichtweise, die die Realität ignoriert. Wie bei Verschwörungsgläubigen. Das sehen auch Sozialpsychologen so, die er so gern in der Kommission hätte.

            • popper 9. Januar 2021, 14:33

              Mit Verlaub, ich halte das für ein wesentliches Motiv für das Insistieren auf einer Sichtweise, die die Realität ignoriert. Wie bei Verschwörungsgläubigen.

              Die Realität, die Du hier reglementierst, gibt es gar nicht, es sei denn, man glaubt an eine Realität, die objektiv und unabhängig erkennbar wäre. Sie ist immer eine persönliche Wahrnehmung von Realität. Und das könnte man dann auch als Verschwörungsglauben verunglimpfen. Ich betrachte sie als Arbeitshypothese, so wie Wissenschaft immer ein Irrtum auf Zeit ist. Deshalb gehört für das Verständnis der Corona-Krise mehr dazu, als der ständige Blick in die Zeitung oder den Fernseher.

              Es haben sich in den letzten 10 Monaten eine Fülle an Erkenntnissen angesammelt, die eine sehr differenzierte Faktenlage abbilden, was SARS-CoV-2 bewirken kann und was nicht. Die Befürchtungen und/oder Übertreibungen aufgrund von Bildern und Horrormitteilungen in den Medien, haben sich nicht erfüllt, im Gegenteil, sie konnten in einen wissenschaftlichen Kontext eingefügt werden, der die eklatanten Fehlentwicklungen und Missstände z.B. in Italien, UK, aber auch in anderen europäischen Staaten und den USA akribisch aufgearbeitet hat. Die Wissenschaft, soweit sie nicht politisch abhängig, eingebunden oder apodiktisch auf einer einseitigen modellhaften Sichtweise beharrt, ist sich einig, dass die von der WHO ausgerufene Pandemie zu keinem Zeitpunkt dem entsprach, was man jenseits der 2009 geänderten Definition darunter zu verstehen hat. Ein Virus, der sich pandemisch verbreitet, aber nicht mehr Todesopfer in allen Alterskohorten verbreitet als andere saisonale Erreger von Atemwegserkrankungen wovon nur 1% erkranken und 70% Hochbetagte und multimorbid in Altenheimen sterben, die von den Lockdowns gar nicht geschützt werden, erfüllt dieses Kriterium nicht.

              Wenn man dann noch der Frage nachgeht, worauf die Infektions- und Totenzahlen beruhen. Ich habe das weiter oben thematisiert, oder warum bis heut vom RKI keine Alterskohorten gebildet wurden/werden, die man permanent beobachtet, testet, nach Verläufen und Schwere von Erkrankungen unterscheidet, was das RKI von Mitte Mai bis Mitte Juni durchführen wollte, aber unterlassen hat, dann müsste sich jeder verständige Mensch fragen, warum geschieht das so. Will man gar keine verlässlichen Daten erheben und setzt auf labordiagnostische Tests oder Modellrechnungen, die sich schon im ersten Lockdown als horrend falsch erwiesen haben.

              Warum hat unsere Regierung bis heute keine Exitstrategie. Ja offensichtlich überhaupt keinen Plan. Und hangelt sich von von einer Ministerkonferenz mit Kanzlerin zur anderen, um dann zu oberlehrerhaft verkünden, es läge an den Menschen, weshalb die Tests und mit ihnen die Zahlen nicht zurückgehen, obwohl jeder seriöse Arzt, Wissenschaftler und Infektiologe weiß, dass zwischen der Verbreitung des Virus und den Tests überhaupt keine Kausalität besteht, sowenig wie zwischen den Tests, Erkrankungen und Sterberaten. Warum wurden von Juni bis Dezember tausende von Intensivbetten abgebaut, obwohl man ständig vor der zweiten Welle warnte. Wenn man dann noch feststellt, dass die WHO den Tatbestand der Herdenimmunität vom Menschen und seinen Immunsystemen ablöst – als hätten wir nicht seit Jahrtausenden ein intaktes und wirkungsvolles natürliches und adaptives Immunsystem – und Herdenimmunität fortan von einem Impfstandard abhängig machen will, dann muss sich niemand mehr wundern, dass dieser Institution nicht mehr bedingungslos vertraut werden kann, dann sollten auch unsere Regierungen nicht die Verlautbarungen und/oder Bestimmungen eines von privaten Drittmitteln abhängige, demokratisch in keiner Weise legitimierte Institut zur Grundlage ihrer Entscheidungen zu machen. Diese Zusammenhänge herauszuarbeiten ist keine Verschwörungstheorie, sondern der Wunsch nach wissenschaftlicher Expertise, die frei ist von vorgefasster Meinung und sich dem besseren Argument öffnet.

              • FS 9. Januar 2021, 18:55

                Nur mal so: Wie würden Sie ihre „Arbeitshypothese“ denn eventuell falsifizieren wollen?

                • popper 9. Januar 2021, 20:08

                  @FS

                  Anhand weiterer Hypothesenen. Aber, worin bitte sehen Sie die von mir hier aufgestellte Arbeitshypothese. Mein Einwand galt der Bezeichnung Verschschörungsgläubige, die als eine inhaltsleere Worthülse darstellt, da ihre Verwender nicht bereit sind inhaltliche Widersprüche aufzulösen.

                  Realität, als im Kantchen Sinne „Ding an sich“ kann gar keine Arbeitshypothese sein, da unsere Ansichten über sie bereits hypothetisch sind und an das subjektive Erleben des Betrachters gebunden. Insoweit kann ich meine Realität nicht falsifizieren, ohne mich ontologisch in Frage zu stellen.

                  Popper spricht in seinem Buch „Objektive Erkenntnis“ von einer Drei-Welten -Theorie, die von der Welt 1 als den materielen Enditäten handelt, den psychologischen Empfindungen und Deutungen eines jeden Individuums als Welt 2 und der objektiven Erkenntnis in Form aller reproduzierbaren geistigen Erungenschaften der Menschheit, verewigt und jederzeit abrufbar in der Kunst, Architektur, Musik etc. als Welt 3.

                  Vielleicht könnten Sie etwas präziser formulieren, was Sie in meinen Ausführungen als die von mir zu falsifizierende Arbeitshypothese konkret meinen. Danke.

                  • FS 9. Januar 2021, 20:46

                    Sie schrieben: „Die Realität, die Du hier reglementierst, gibt es gar nicht, es sei denn, man glaubt an eine Realität, die objektiv und unabhängig erkennbar wäre. Sie ist immer eine persönliche Wahrnehmung von Realität. Und das könnte man dann auch als Verschwörungsglauben verunglimpfen. Ich betrachte sie als Arbeitshypothese, so wie Wissenschaft immer ein Irrtum auf Zeit ist.“
                    Daher meine Frage. Mir ist da auch etwas unklar gewesen, was Sie überhaupt als Arbeitshypothese meinen, ob die objektive oder subjektive Realität. Ich war davon ausgegangen, dass Sie die objektive Realität meinen (Weil: subjektive Realität als Arbeitshypothese, wie wollten Sie das falsifizieren?) , aber vielleicht habe ich das auch falsch verstanden.
                    Zu ihrem Argument über Kant, und ich bleibe mal im Kantschen Rahmen: Das Ding an sich wird nicht hypothetisch, nur weil sie bestimmte Hypothesen über Eigenschaften des Ding an sichs bilden können. Da sich alle diese Hypothesen nur auf Eigenschaften, nicht aber auf die Existenz des Dings richten, war meine Frage, wie sie die objektive Realität (ihre Arbeithypothese, wenn ich Sie richtig verstanden habe) denn falsifizieren wollen. Weiterhin würde ich sagen, dass Sie hier aus Kant einen Skeptizismus über die Erkenntnis der Realität herausziehen, der mit der ganzen antiskeptischen Stoßrichtung der Transzendentalphilosophie schwer in Einklang zu bringen ist, aber das ist ein Problem der Kant-Interpretation.
                    Weiter: Poppers Drei-Welten-Lehre: Das Problem auch hier, wie würden Sie denn den Erkenntnisprozess von Welt 2 zu Welt 1 oder 3 (der objektiven Subjektivität?) laufen lassen. Haben Welt 1 und 3 nur eine angenommene Realität (Arbeitshypothese)? Nebenbei: wenn Sie das ganze ja anscheinend als ein antirealistisches Argument bei Popper auskleiden wollen: Lesen Sie doch nochmal Conjectures and Refutations, Kap. 3: Three Views Concerning Human Knowledge, v.a. Abschnitt 6.

                    • popper 11. Januar 2021, 15:24

                      @FS
                      Unter Arbeitshypothese verstehe ich eine subjektive vorläufige Theorie ohne den/die nötigen Beweis(e). Hier wäre eine Falsifikation über Inhalte möglich, im Gegensatz zu einer Realität vor aller intellektueller Einsicht, deren Existenz sich aus bestimmten philosophischen Denkrichtungen ergibt. Dass das kantsche „Ding an sich“ eine Hypothese darstellt, die an Rudolf Steiners „Denkblick“ erinnert. Eine reine Anschauung eines transzendentalen Geistes bar jedes sinnlichen Eindrucks, liegt nach meiner Auffassung auf der Hand, da er sich an Notwendigkeiten bindet, die sich allein aus der Denklogik der kantschen Philosophie ableitet und von einer a priori-Realität ausgeht, die nur sinnlich (a posteriori) wahrgenommen werden kann. Sozusagen eine objektive Realität, die positivistisch gesetzt und als solche nicht mehr falsifizierbar ist. Da nicht falsifiziert werden kann, was nicht sinnlich erfasst werden kann, da stimme ich Ihnen zu, wenn Sie insistieren, dass darauf keine Arbeitshypothese gegründet werden kann.

                      Deswegen war ja mein Einwand, dass die Realität, als von unseren Sinneseindrücken separierte Wirklichkeit im ontologischen Sinne nicht erkennbar ist, sodass nur die subjektive Realität als Arbeitshypothese gelten kann. Wenn in der Corona-Krise Inhalte sich realisieren, hängt das davon ab, dass wir sie erkennen oder wahrnehmen können dürfen, indem wir sie zunächst auch erfahren. Wird diese Wahrnehmung durch einseitige Informationen innerhalb des Debattenraums gezielt beeinflusst und verengt, zum Beispiel wenn unsere Bundeskanzlerin den Menschen dringend rät, sich nur an offizielle Informationen zu halten und den Zweiflern an Maßnahmen für psycho-pathologische Störfälle hält, derer sich Psychologen anzunehmen hätten seien, dann beeinflusst sie den freien Diskurs und bewirkt die Spaltung der Gesellschaft.

                      Poppers Welt 2 bildet die Kausalbeziehung und indirekte Verbindung zwischen den drei Welten. Welt 1 als sinnlich wahrnehmbare Materie und Gegenständen, die in dem Sinne in Welt 3 ihre Entsprechung haben, dass Welt 2 Welt 1 u. 2 als Klammer miteinander verbindet. Die objektive Erkenntnis dagegen bildet Welt 3 ab, als Ergebnis unserer geistigen Leistungen, die aus Theorien und geistigen Leistungen besteht, wodurch, aufgrund technischer Entwicklungen, in Welt 1 sämtliche Ausdrucksformen der menschlichen Zivilisation entstehen. Insoweit ist Welt 3 sozusagen der Spiritus rector, da er die Gegenstände und Ideen, die zu Welt 3 gehören konserviert und reproduzierbar macht. Den Antirealismus den Sie mir in Bezug auf Popper unterstellen, kann ich nicht sehen. Auch Popper spricht von Welt 2 als von unseren subjektiven Erfahrungen, quasi eine Wechselwirkung zwischen Innen- und Außenwelt, die unser Verhältnis zu Welt 1 u. 3 beeinflussen. Denn alle drei Welten Poppers bilden einen geschlossenen Kosmos, den wir subjektive Wahrnehmung nennen können, aus der wir zufolge des Leib-Seele Problems nicht heraustreten können. Unser Geist verlangt Gewissheit, erhält aber nur Wahrheiten auf Zeit. Deshalb finde ich die derzeitige Debatte um Corona so schrecklich, weil es den Anschein hat, dass der intellektuell-kulturelle Überbau unserer Großhirnrinde scheinbar nicht ausreicht, um uns vor längst überwunden geglaubte Fehler zu bewahren.

                    • FS 11. Januar 2021, 22:55

                      Die anfänglichen Ausführungen finde ich etwas schwer verständlich, zum einen, weil ich nicht weiß, was Rudolf Steiners „Denkblick“ ist, zum anderen finde ich die Übergänge von der „Realität vor aller intellektueller Einsicht“ bis zur „reinen Anschauung eines transzendentalen Geistes“ etwas unklar, wie sind da die Zusammenhänge?
                      Bei dem dann erstmal folgenden würde ich nur bemerken, dass es leider falsch ist, dass „nicht falsifiziert werden kann, was nicht sinnlich erfasst werden kann.“ Denn man kann bspw. auch mathematische und logische Hypothesen falsifizieren, indem man ihre Unmöglichkeit aufweist.
                      Das ist für den nächsten Punkt sehr wichtig, denn Sie schrieben:
                      „Deswegen war ja mein Einwand, dass die Realität, als von unseren Sinneseindrücken separierte Wirklichkeit im ontologischen Sinne nicht erkennbar ist, sodass nur die subjektive Realität als Arbeitshypothese gelten kann.“ Das ist bemerkenswert, denn der erste Teil dieser Aussage ist m.E. falsch, der zweite steht im Widerspruch zu dem, was sie vorher gesagt hatten (dass die objektive Realität die Arbeitshypothese sei) und ist auch falsch.
                      Zunächst: Die Ontologie ist die Lehre vom Sein, gibt uns also Aussagen über das, was ist. Auch wenn die moderne Sprachphilosophie sich dabei teilweise mehr auf die Frage konzentriert, was die verschiedenen Formen von Sein sind, die wir sprachlich verwenden , und weniger, was ist und was nicht ist, hat sich die klassische Philosophie auch auf ontologische Beweise gebaut. Und der Beweis lautet in ihrem Fall: Da Sie eine objektive Realität aus den von Ihnen genannten Gründen annehmen und diese auch nicht falsifiziern können, können Sie nichts anderes annehmen, als dass eine objektive Realität ist. Erkenntnistheoretisch haben Sie dann keine andere Möglichkeit, als den Schluss zu ziehen: Die objektive Realität existiert.
                      Zum zweiten Teil: Auch hier gilt, dass nicht die subjektive Realität als Arbeitshypothese gelten kann, sondern nur bestimmte Elemente. Sie können an ihren Wahrnehmungen zweifeln oder daran, ob die Stimmen die sie hören, real sind, oder nicht. Aber Sie können nicht sich selbst als Subjekt komplett in Zweifel ziehen – Descartes läßt grüßen.
                      Damit kommen wir zum nächsten Thema: Sie beschweren sich über eine Verengung des Debattenraums, Manipulation der Information und Beeinflussungsversuche durch Merkel. Auf dem gegenwärtigen Standpunkt könnte man da zunächst sagen: Who cares? Sie haben ja ihre subjektive Realität, und die objektive Realität kann ihnen ja gestohlen bleiben, denken Sie sich doch subjektiv ein schöneres Leben. (Btw wäre das übrigens möglicherweise das, was Ihnen auch der Psychologe sagen würde, wenn Sie Merkels Rat befolgen, und sich ein bisschen behandeln lassen). Auch bei der von Ihnen behauptete Spaltung der Gesellschaft: Who cares? Diese Mitmenschen sind doch eh nur ein theoretisches Konstrukt, evtl. alles Roboter.
                      Zu Poppers Welten: Wenn Kausalitäten und Wechselwirkungen zwischen den Welten bestehen, wie können diese denn eigentlich verschiedene Welten sein? Irgendetwas gemeinsames müssen diese ja haben.
                      Daneben ist folgendes Statement komplett unausgegoren:
                      „Auch Popper spricht von Welt 2 als von unseren subjektiven Erfahrungen, quasi eine Wechselwirkung zwischen Innen- und Außenwelt, die unser Verhältnis zu Welt 1 u. 3 beeinflussen. Denn alle drei Welten Poppers bilden einen geschlossenen Kosmos, den wir subjektive Wahrnehmung nennen können, aus der wir zufolge des Leib-Seele Problems nicht heraustreten können.“ Wenn Welt 2 die subjektive Erfahrung ist, können nicht auch noch alle drei Welten einen geschlossenen Kosmos bilden, den wir subjektive Wahrnehmung nennen (nebenbei wäre auch hier interessant, gegenüber wem/was der Kosmos eigentlich geschlossen ist).

      • popper 9. Januar 2021, 09:53

        Nur diese sechs beraten die Regierung

        Prof. Dr. Lothar Wieler (Präsident RKI)
        Prof. Dr. Christian Drosten (Institutsdirektor für Virologie der Berliner Charite)
        Prof. Dr. Heyo Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Berliner Charite)
        Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann (Leiter der Abteilung System Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig
        Dr. Viola Priesemann (Max-Planck-Institut Göttingen)
        Prof. Dr. Reinhard Berner (Uni Klinikum Dresden)

        Ein Tierarzt, ein Kinderarzt, ein Virologe, ein Pharmakologe sowie zwei Physiker, die hier die Regierung bestimmen maßgeblich, wie 83 Millionen Menschen weiter leben werden. Kein einziger Soziologe, Psychologe, Wirtschaftswissenschaftler, Sozialpädagoge, Erziehungswissenschaftler oder Wissenschaftler aus anderen Bereichen, auf die der Lockdown massive Auswirkungen hat. Zudem ist Wieler Leiter einer Behörde die weisungsgebunden ist.

        Wie konnten die Regierenden abwägen zwischen Nutzen und Kollateralschaden eines Lockdowns, wenn kein einziger Wissenschaftler bei den entscheidenden Beratungen dabei war, der eben auf die Bereiche spezialisiert ist, in denen die Kollateralschäden entstehen? Wer hat für die Kinder und Eltern gesprochen? Wer für die psychisch belasteten Menschen? Für Unternehmer, die um ihre Existenz zittern? Hätten deren Vertreter nicht genauso mit am (digitalen) Tisch sitzen müssen wie die Vertreter eines harten Lockdowns? Und war hier nicht schon vorab klar, dass diese für denharten Lockdown stimmen.

      • popper 9. Januar 2021, 15:08

        @Stefan Sasse

        Unsere Regierung bedient sich vormodernen Denkens, ist beratungsresistent, soweit es um Beratungen geht, die sich jenseits wissenschaftlicher Hofberichterstattung und Stichwortgeberei befindet.

        SARS-CoV-2 ist die Blaupause für eine perfekte biologische Waffe. Weil es auf Risikovermeidung fixierte Gesellschaften dazu verleitet, sich aus freien Stücken eigenhändig zu verstümmeln. Wirklich letale Erreger, an denen sehr viele Infizierte mindestens schwer erkranken, wenn nicht gar sterben, könnten das kaum leisten. Zu einfach wäre es, solche Keime zu isolieren und zu stoppen.

        SARS-CoV-2 kann das nicht leisten und leistet es auch nicht. Es stört sich aber auch nicht an den menschengemachten Zuschreibungen, es ist ja kein Lebewesen, das absichtsvoll handelt, dessen Verhalten man beeinflussen, das man jagen und erlegen, das man vertreiben oder einzäunen könnte. Es ist nur ein zwar komplexes, aber totes Molekül, das zwar komplexe, aber genau definierte chemische Reaktionsketten auslöst, entlang derer es sich selbst repliziert. Und es ist dabei ausschließlich den durch die Naturgesetze festgelegten Rahmenbedingungen unterworfen. Die Vorstellung, molekularbiologische Prozesse mit Mindestabständen oder gar Stofflappen vor Mund und Nase beeinflussen zu können, belegt nur einen Mangel an Verständnis für den Charakter des Problems.

  • FS 9. Januar 2021, 19:45

    Ne, ist klar. Die wirklich letalen Erreger sind ja bekannt, bei denen es so einfach war, die Keime zu isolieren und zu stoppen. Pest, Cholera, etc., haben wir alle mit Links in allerkürzester Zeit isoliert und gestoppt.

    • popper 9. Januar 2021, 20:19

      @FS
      Was wollen Sie uns sagen? Bitte lesen Sie noch mal in aller Ruhe meinen Text und sagen dann konkret, um was es Ihnen geht. Aber bitte in klaren Sätzen und nicht mit rudimentären Andeutungen. Damit man auch darauf replizieren kann.

      • FS 9. Januar 2021, 20:53

        Sie schrieben: „Wirklich letale Erreger, an denen sehr viele Infizierte mindestens schwer erkranken, wenn nicht gar sterben, könnten das kaum leisten. Zu einfach wäre es, solche Keime zu isolieren und zu stoppen. “
        Falls es Ihnen nicht auffiel: Ich gab Beispiele, für Krankheiten (und hierbei handelt es sich offensichtlich nicht um Biowaffen, sondern um rein biologische Entwicklungen), die sehr letal waren (und teilweise unbehandelt immer noch sind), bei denen es offensichtlich nicht zu einfach war, diese zu isolieren und zu stoppen. Aber vielleicht sollte ich mir ein Sarkasmus-Leitsystem ausdenken.

        • popper 11. Januar 2021, 00:15

          @FS
          Sie lesen zwei Sätze und folgern etwas daraus, was ich bei genauer Beachtung des Kontextes gar nicht gesagt habe. Den zitierten Sätzen gehen nämlich folgender zwei Satz voraus: SARS-CoV-2 ist die Blaupause für eine perfekte biologische Waffe. Weil es auf Risikovermeidung fixierte Gesellschaften dazu verleitet, sich aus freien Stücken eigenhändig zu verstümmeln.

          Erst dann folgen die von Ihnen zitierten Sätze. Erst wenn man beides zusammen betrachtet wird klar, dass im Rückbezug gemeint ist, Dass unsere auf Risikovermeidung fixierte Gesellschaften dazu verleitet, sich aus freien Stücken eigenhändig zu verstümmeln. Was eben SARS-CoV-2 und andere Vieren […diese hysterische Selbstverstümmelung]… nicht zu leisten vermögen. Auch nicht die von Ihnen erwähnten Pest und Cholera, etc.

          • FS 11. Januar 2021, 11:49

            Ihr Kontext spielt für ihre von mir zitierte Behauptung erstmal keine Rolle. Sie behaupteten bzgl. der „wirklich letalen Erreger“: „Zu einfach wäre es, solche Keime zu isolieren und zu stoppen.“ Das war einer ihrer Aussagen. Aussagen kann man argumentativ prüfen.
            Meine Beispiele von Pest und Cholera habe ich Ihnen genannt, um Ihnen aufzuzeigen, dass, gegeben die historischen Fakten, Ihre Aussage äußerst zweifelhaft ist, dass es „zu einfach wäre“, denn es hat äußerst lange gedauert, solche Keime „zu isolieren und zu stoppen“, manche sind auch noch nicht vollständig, und dass wir andere gestoppt oder zumindest eingedämmt haben liegt auch an unserer über viele Jahre aufgebauten Infrastruktur.
            Aber auch mit unserer heutigen, wissenschaftlichen Technologie ist nicht erkennbar, dass irgend ein Zusammenhang darüber besteht, dass ein besonders letaler Erreger besonders leicht zu isolieren und zu stoppen wäre.
            Darüber hinaus sehe ich auch nicht, dass ein wirklich letaler Erreger nicht zu einer sogenannten „Selbstverstümmelung“ der Gesellschaft führen würde. Wenn Ihr Leben davon abhängt, sind die Menschen in der Regel nicht bereit, bereitwillig immer größere Risiken einzugehen. Und ich bezweifle auch, dass zu Zeiten von Pest und Cholera, die Menschen ihrem Leben ganz normal weiter nachgegangen sind – und die hatten kaum Kenntnisse darüber, wie sie sich überhaupt in ihrem Verhalten effektiv schützen sollten.

            • popper 11. Januar 2021, 15:45

              Ich glaube, Sie streiten hier um Kaisers Bart. Sie sollten wirklich den ganzen Kommentar in einen Zusammenhang bringen, denn der Satz: „Zu einfach wäre es, solche Keime zu isolieren und zu stoppen.“ Das heißt genau nicht, dass es einfach ist.

              Das ergibt sich aus dem zweiten Absatz meines Kommentars, wo ich inhaltlich darauf nochmal Bezug nehme und schreibe: „Die Vorstellung, molekularbiologische Prozesse mit Mindestabständen oder gar Stofflappen vor Mund und Nase beeinflussen zu können, belegt nur einen Mangel an Verständnis für den Charakter des Problems. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Sie mir unterstellen möchten, nämlich ich hätte geschrieben, es wäre einfach. Oder erklärt Ihnen folgender Satz meine rhetorische Aussage besser: Es wäre zu einfach , den Virus zu verharmlosen. Was Ihnen hoffentlich deutlich macht, dass Sie den (meinen) Satz falsch verstehen (wollen?).

              • FS 11. Januar 2021, 17:10

                Wow, also Bedeutungen scheinen dann ja echt ihr Fachgebiet zu sein, Humpty Dumpty. Wie man aus der Aussage, dass es zu einfach wäre, diese Erreger zu stoppen, folgern kann, dass Ihre Aussage sei, dass es nicht einfach ist, da müssen Sie schon eine besonders interessante Vorstellung der Negation haben. Aber wissen Sie was, vielleicht belegt das auch nur ihren „Mangel an Verständnis für den Charakter des Problems“. Im Gegensatz zu Ihnen will ich Ihnen dann auch nicht verschweigen, worin das bei Ihnen besteht: Sich klar auszudrücken.

                • popper 11. Januar 2021, 18:00

                  @FS
                  Es tut mir leid, wenn es Sie verwirrt Aber bitte, jetzt keine Despektierlichkeiten: Aber wissen Sie was, vielleicht belegt das auch nur ihren „Mangel an Verständnis für den Charakter des Problems“.

                  Tut es nicht! Meine Formulierung ist sprachlich völlig korrekt. Denn: Zu einfach wäre es… ist vom Sinngehalt her dasselbe wie Es wäre zu einfach… Also unterlassen Sie bitte Ihre Abfälligkeiten. Ich diskutiere gerne mit Ihnen, und fand Ihre Anregungen bisher interessant. Also behalten Sie ihr bisheriges Niveau.

                  • FS 11. Januar 2021, 23:03

                    „Meine Formulierung ist sprachlich völlig korrekt. Denn: Zu einfach wäre es… ist vom Sinngehalt her dasselbe wie Es wäre zu einfach…“
                    Das kann sein, dann lautet die Aussage:
                    Es wäre zu einfach, solche Keime zu isolieren und zu stoppen.
                    Alle meine obigen Argumente dazu treffen auf die Aussage genauso zu.

                    • popper 11. Januar 2021, 23:59

                      Wenn das bei Ihrem Empfängerhorizont so ankommt, seis drum. Denn, zu einfach wäre es, daraus zu schließen, Sie verstünden die deutsche Sprache nicht.

                    • FS 12. Januar 2021, 12:11

                      Eben. Das wäre in der Tat zu einfach. Denn die Störungen bei der Kommunikation können ja auch beim Sender oder der Transmission vorliegen. Alles mögliche Fehlerquellen.
                      Es könnte natürlich sein, dass Sie der Meinung sind „zu einfach wäre es“ wäre in etwa das Gleiche wie „zu einfach machte man es sich“, aber dann sollten Sie vielleicht auch diese Wendung verwenden. Letzteres ergibt aber verknüpft mit Ihrer ursprünglichen Aussage über isolieren und stoppen des Erregers überhaupt keinen Sinn. Denn diese sind offensichtlich keine Tests, die wir uns selber stellen

  • popper 12. Januar 2021, 14:03

    @FS
    Ich hatte Ihnen ja als Hilfe zum Verständnis einen Hinweis gegeben, die Redewendung bitte so zu verstehen, wie Sie sie jetzt mit Ihrem Hinweis interpretieren: “ Es könnte natürlich sein, dass Sie der Meinung sind „zu einfach wäre es“ wäre in etwa das Gleiche wie „zu einfach machte man es sich“ einräumen.

    Das ergibt sich aus dem obigen Verweis ( popper 11. Januar 2021, 15:45) auf die Textpassage in Absatz 2: „Die Vorstellung, molekularbiologische Prozesse mit Mindestabständen oder gar Stofflappen vor Mund und Nase beeinflussen zu können, belegt nur einen Mangel an Verständnis für den Charakter des Problems. Damit weise ich expressis verbis darauf hin, dass ich es nicht für möglich halte, einen Virus durch politische Maßnahmen zu stoppen oder zu isolieren.

    Wir müssen das aber hier nicht weiter vertiefen, denn daran soll unser Diskurs nicht scheitern. Sprache ist immer ein Formulierungsversuch, der zu Missverständnissen führen kann. Wenn dies in diesem Falle so passiert ist, dann bitte ich Sie um Entschuldigung. Sie hätten ja fragen können und nicht auf Ihrer Sicht beharren brauchen, denn was nicht geht ist, dass Sie anderen oktroyieren, wie der Wortsinn ihrer Syntax zu verstehen ist. Gesagtes ist oft nicht so gemeint, wie andere es verstehen. Deshalb dient Sprache der Verständigung, zumal die „Topographie“ unserer Denkvoraussetzungen durch Bildung und Sozialisation sehr verschieden sind.

    • FS 12. Januar 2021, 17:30

      Ist ok, ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust mehr darauf herumzureiten.

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