Es gibt Menschen, die der Verbreitung der englischen Sprache und der Vermehrung echter oder falscher Anglizismen besorgt gegenüber stehen, weil sie den langsamen Untergang ihrer eigenen Landessprache befürchten. Mit einer Ausnahme halte ich diese Sorgen für unbegründet.
Die einzige Sprache, die von der sprachlichen Globalisierung bedroht wird, ist das Englische selbst. Ein aktuelles Beispiel liefert die EU Kommission in der schönen Broschüre „Misused English Terminology in EU Publications“ (PDF), die ich als Lektüre fürs Wochenendfrühstück empfehle. Über die (falsche) Verwendung der Kategorie Anglo-Saxon findet sich dort folgendes Schmuckstück:
„It follows that there is no such thing as an Anglo-Saxon country, or, as in the example below, an Anglo-Saxon agency or Anglo-Saxon capitalism. Furthermore, the Anglo-Saxon language ceased to exist in the 12th century (I am ill-informed about Brussels, but the last known speaker in Luxembourg was St Willibrord, 658-739). This term is particularly inapplicable (and, I gather, irritating for those concerned) when used to describe the Irish, Scots and Welsh, who partly base their national identities on not being Anglo-Saxons, and verges on the ridiculous when used to include West Indians.“
Gänzlich neu war mir der Begriff „comitology“, zu dem folgendes zu sagen ist:
There are 1,253 instances of the word ‘comitology’ in EUR-Lex. However, not only does the word not exist outside the EU institutions, but it is formed from a misspelt stem (committee has two ‘m’s and two ‘t ’s) and a suffix that means something quite different (-ology/ -logy means ‘the science of’ or ‘the study of’. It is therefore highly unlikely that an outsider would be able to deduce its meaning, even in context.
Übrigens soll „comitology“ eigentlich „committee procedure“ heißen, also in etwa Verfahrensweise der EU Kommission.
Den Humor-Faktor in Ehren, aber das Englische geht davon nicht unter. Es hat unter anderem völlig divergierende Wortbedeutungen und Schreibweisen im Amerikanischen, Britischen, Australischen und Südafrikanischen Englisch überlebt, da wird es auch über die EU-Kommission hinwegkommen.
Dass Frenglish und Denglish in diesen EU-Kommissions Berichten ist vielleicht noch keine Gefahr, aber das chinesische Chenglish und das indische „English“ schon 🙂
Warum? Ist zu erwarten, dass es bald in England gesprochen wird? Und was konstituiert überhaupt eine Gefahr für eine Sprache?
Interessant finde ich vor allem die Entwicklung eines gänzlich eneu Begriffes für eine Strukturengeflecht der EU:“comitology”
Einfach mal in der Wikipedia nachlesen, sehr interessant.
So entstehen also neue Begrifflichkeiten. Das ist lebendige Sprache in Wechselwirkung mit einem politischen System in der Entwicklung.
Interessant finde ich vor allem die Entwicklung eines gänzlich euen Begriffes für ein Strukturengeflecht der EU:“comitology”
Einfach mal in der Wikipedia nachlesen, sehr interessant.
So entstehen also neue Begrifflichkeiten. Das ist lebendige Sprache in Wechselwirkung mit einem politischen System in der Entwicklung.
Wie meinst du denn „Untergang“? Etwa, dass innerhalb einer Generation sich Amis mit Ozzis nimmer verständigen können? Dann wäre „Englisch“ untergegangen, denn nur eine der Sprachen hätte einen Anspruch auf den Namen. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Etwa, dass die Sprache ihre artikulative Potenz verliert? Das wäre eine Untersuchung wert: Versteht der indische Wissenschaftler, der einen akademischen Bericht in der Weltsprache liest, wirklich haargenau dasselbe wie sein Kollege, der hier in München sitzt? Gibt es dort eine Entwicklung sprich, merkt man anhand regelmäßiger Erhebungen eine Tendenz in Richtung Verständniswirrwarr (Babel)? Verbabelt sich die englische Sprache? Ich weiß es nicht, dass sind Fragen zum Thema „Untergang“.