Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Ist die Idee der Menschheit tot?
Die Kolumne von Dieter Schnaas fragt, ob die Idee eines verbindenden Menschheitsethos angesichts globaler Krisen und Machtpolitik gescheitert sei. Der Autor zeichnet ein düsteres Bild einer Welt, die von partikularen Interessen, Desinformation und dem Bruch internationaler Normen geprägt ist. Staaten wie Russland, China, die USA unter Trump und die Türkei setzen zunehmend auf Macht statt auf Rechtsstaatlichkeit oder universelle Werte. Schnaas erinnert daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa ein idealistisches Denken vorherrschte, das auf Frieden durch Institutionen und geteilte Normen setzte, jedoch die Notwendigkeit, Werte auch verteidigen zu können, vernachlässigte. Europa müsse jetzt aus seiner „Machtvergessenheit“ erwachen und eigene sicherheitspolitische Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig plädiert Schnaas für einen realistischeren, aber nicht zynischen Universalismus, der alternative kulturelle und historische Quellen moralischer Normen anerkennt. Er schlägt vor, sich an Judith Shklars „Liberalismus der Furcht“ zu orientieren, der die Vermeidung von Unfreiheit und Grausamkeit ins Zentrum stellt. Ein Europa, das Menschenwürde auch militärisch zu schützen bereit sei, könne international wieder Respekt erlangen. (Dieter Schnaas, WirtschaftsWoche)
Ich denke nicht, dass die Idee der Menschheit tot ist. Alle Ideen gehen durch Boom-und-Bust-Zyklen, und es ist nicht so, als wären Liberalismus und Universalismus nicht schon mal in Mode gewesen, für klinisch tot erklärt worden und dann with a vengeance zurückgekommen. Ich meine, ich schreibe gerade eine Rezensionsserie zu einem Buch, das genau das Thema für die 1920er Jahre behandelt. Das Ideal eines verbindenden Menschheitsethos ist ein Ideal, nicht mehr, nicht weniger. Der Fehler sowohl seiner Verfechter*innen als auch Kritiker*innen war schon immer – wie bei allen Idealen -, das Ideal als Gegenwartsbeschreibung beziehungsweise als realistisches Nahziel zu betrachten. Es war schon immer der Vorteil wahrer Konservativer, dass sie nicht in diese Falle gehen (und dafür sehr anfällig für die Falle des Zynismus sind, aber das ist ein anderes Thema). Und aktuell sind wir von diesem Ideal weit entfernt. Aber das Ideal selbst ist nicht tot. Ich denke auch, dass Schnaas‘ Idee, erst einmal ein wenig zurückzustecken und einen „Liberalismus der Furcht“ zu adaptieren (wenngleich der Isolationismus gleichkommt), durchaus etwas für sich hat. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, wenn alle Akteure unter dem Eindruck von krisenhaften Entwicklungen wie der Klimakrise die Notwendigkeit für kollektives Handeln und internationale Solidarität neu bewerten.
2) Die Entwertung der deutschen Staatsbürgerschaft
Ahmad Mansour kritisiert die beschleunigten Einbürgerungsverfahren in Deutschland als Gefahr für die Integrität der Staatsbürgerschaft. Er betont, dass Integration ein langfristiger Prozess sei, der Zeit brauche, um emotionale Bindung und Loyalität gegenüber der Demokratie zu entwickeln. Die aktuellen Praktiken, insbesondere in Berlin, wo das Vier-Augen-Prinzip abgeschafft und Einbürgerungen im „Turbomodus“ durchgeführt würden, öffneten Manipulation und Missbrauch Tür und Tor. Mansour warnt, dass viele Bewerber aus Staaten ohne demokratische Traditionen kämen und Werte wie Gleichberechtigung oder Religionsfreiheit nicht unbedingt verinnerlicht hätten. Er stellt die Frage, wie viele Eingebürgerte Israels Existenzrecht wirklich anerkennen oder Grundrechte über religiöse Gebote stellen. Laut Mansour dürfe Einbürgerung kein parteipolitisches Instrument sein, um neue Wählergruppen zu gewinnen. Eine oberflächliche Prüfung schwäche die Demokratie und erodiere das Vertrauen in den deutschen Pass. Statt mehr Tempo brauche es „Sorgfalt, Klarheit und Mut zur Wahrheit“, um die Staatsbürgerschaft als Schutzmauer der Demokratie zu bewahren. (Ahmad Mansour, WELT).
Ich finde die Sicht Mansours faszinierend. Sie erinnert mich wahnsinnig an Jude Laws „Young Pope“, als er seine Reformidee für den Katholizismus erklärt: „What do you see? That’s the door. The only way in. Small and extremely uncomfortable. And anyone who wants to know us has to find out how to get through that door. Brother cardinals, we need to go back to being prohibited. Inaccessible and mysterious. That’s the only way we can once again become desirable. That is the only way great love stories are born.“ Die Idee ist, dass der Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft hart sein muss, weil nur Dinge, die hart erworben wurden, geschätzt würden. Es ist eine konservative Idee, und sie hat grundsätzlich ihre Berechtigung, auch wenn ich sie nicht vollständig teile. Aber was Mansour hier ausklammert ist, dass das vorherige – härtere – System vor allem willkürlich und wenig zielführend war. Es schloss viele Menschen von der Staatsbürgerschaft aus, die wir eigentlich haben wollen, weil seine Zutrittsbarrieren nicht auf Leistung und Charakter basierten, sondern insitutionellen Schikanen und unsinnigen Abstammungskonzepten. Die Konservativen haben es viele, viele Jahre verpasst, ein eigenes System auf die Beine zu stellen, das Mansours Ansprüchen gerecht wurde. Ergo war ein Vakuum da, das die Ampel füllte. Dass Konservative damit nicht glücklich sind ist klar, aber das ist dasselbe Resultat wie etwa die Dominanz von den Leuten, die die sicherheitspolitische Debatte dominieren: wenn die Linken nicht in der Lage sind, da eigene Expertise zu entwickeln, dann müssen sie sich nicht beschweren, wenn das Vakuum von ihren Gegnern gefüllt wird. Dasselbe gilt hier umgekehrt fürs Staatsbürgerschaftsrecht.
3) Das moralschwere Es-geht-doch-um-den-Menschen-Pathos der Linken
Till-Reimer Stoldt kritisiert die Pläne der Linken für die Kommunalpolitik in NRW scharf und warnt vor deren möglichen Folgen. Frontfrau Heidi Reichinnek sei zwar bei jungen Wählern populär und könne die Partei in den Kommunalwahlen am 14. September auf sieben Prozent bringen, doch würden viele Anhänger übersehen, dass die Partei von linksextremen Gruppen mitgeprägt werde, die vom Verfassungsschutz beobachtet würden. In ihren Leitlinien forderten die Linken Maßnahmen, die laut Stoldt Sicherheit, Migration und Bildung negativ beeinflussen könnten. Dazu zählten die „Entwaffnung des KOD“ und die Ablehnung von Videoüberwachung, was die innere Sicherheit schwäche. In der Bildungspolitik werde auf „queerfreundliche“ Projekte gesetzt, die Stoldt als übergriffig für Kinder bezeichnet. Zudem wolle die Partei alle Menschen ohne deutschen Pass dauerhaft im Land behalten und Abschiebungen gezielt verhindern. Mit Forderungen wie einer Mindestsicherung von 1.400 Euro pro Person und Monat würden zudem starke Anreize für Migration geschaffen. Stoldt befürchtet, dass Kommunen unter linker Führung zu „sicheren Häfen“ für Straftäter werden könnten. (Till-Reimer Stoldt, WELT).
Ich verstehe Stoldts Abneigung völlig und würde die LINKE auch nicht in die Kommunalvertretungen wählen (kein Szenario, das hier im Remstal sonderlich viel Kopfzerbrechen bereiten muss). Allerdings finde ich Stoldts Argumentation auf zwei Feldern etwas merkwürdig. Einerseits überschätzt er die Wirkmöglichkeiten der kommunalen Politik dann doch maßlos. Kita-Bildungspläne werden auf Länderebene gemacht, da werden ein paar „queerfreundliche Projekte“ nur Farbflecken sein können. Und ob einzelne Kommunen Leute im Gemeinderat haben, die eine Mindestsicherung für Geflüchtete verlangen, dürfte im Sudan auch nur auf mäßiges Interesse stoßen. Die zweite Dimension ist, dass genau mit diesem Argument – die Kommunalpolitik ist entideologisiert, deswegen passiert da eigentlich nur Pragmatisch-Bürger*innennahes – Zusammenarbeit von CDU und AfD in der Welt immer verteidigt wurde. Dieses Argument zählt nun gar nichts, wenn die SPD und Grünen plötzlich mit der LINKEn zusammenarbeiten könnten. Aber was ist es nun? Ist die Zusammenarbeit auf Kommunalebene unbedenklich oder nicht? Dann ist sie es auch mit der LINKEn, und schon gleich dreimal, wenn hier bei 7% von einem riesigen Erfolg sprechen. Das ist etwas albern. In welchem Gemeinderat entscheidet denn eine 7%-Fraktion irgendwas?
4) »Regierungen müssen den Leuten das Gefühl vermitteln, die Dinge im Griff zu haben«
Der Soziologe Armin Nassehi reflektiert im SPIEGEL-Interview über Angela Merkels berühmten Satz „Wir schaffen das“ und dessen Auswirkungen auf die Flüchtlingspolitik und den Aufstieg der AfD. Er erklärt, Merkel habe den Satz bewusst gewählt, ohne seine Tragweite zu erahnen, und die Entscheidung, 2015 die Grenzen offen zu halten, sei zunächst eine humanitäre Reaktion gewesen. Die späteren Versäumnisse hätten jedoch bei vielen das Gefühl von Kontrollverlust erzeugt und damit populistische Strömungen wie die AfD gestärkt. Nassehi betont, dass Migration zwar ein zentrales Thema der AfD sei, aber eingebettet in einen breiteren Vertrauensverlust gegenüber Eliten. Auch die Union sei durch diese Konflikte innerlich zerrissen worden. Die aktuelle Politik der Zurückweisungen unter Friedrich Merz sieht Nassehi kritisch, weil sie AfD-Narrative bestätige, statt eigene Lösungen zu präsentieren. Entscheidend seien sichtbare Integrationsfortschritte, etwa durch Bildung und Arbeit. Demokratische Regierungen müssten Kompetenz und Kontrolle vermitteln, um Vertrauen zurückzugewinnen. (Maria Fiedler & Sebastian Fischer, Der Spiegel).
Der zentrale Punkt Nassehis ist für mich das „Vermitteln von Kompetenz und Kontrolle“, denn genau darin scheitert der Staat. Das liegt natürlich, ich habe darüber geschrieben, auch an unserer eigenen Erwartungshaltung und den Mediennarrativen. Aber es ist auch der Staat selbst, der hier beständig scheitert. Die Gründe sind vielfältig. Einmal in der Mentalität, weil gar nicht daran geglaubt wird, dass Kompetenz und Kontrolle überhaupt möglich sein könnten. Einmal personell, weil es an der nötigen Expertise fehlt. Vor allem aber ideologisch, weil wir eine unglaubliche Verrechtlichung und Verhinderungsneigung im ganzen System haben. Ich vergesse sicherlich Aspekte, aber das alles ist losgelöst vom konkreten sachpolitischen Thema. Aber virulentesten war es sicher in der Migrationsfrage, weil die so viele Themenbereiche im Nahbereich des Menschen so deutlich berührt, aber es ist ein generelles Problem.
5) Die Abrechnung mit dem System Lindner
Nach dem Scheitern bei der Bundestagswahl zieht die FDP eine kritische Bilanz ihrer Politik der letzten Dekade, insbesondere der Ära Christian Lindner. Eine interne Analyse auf Basis umfassender Daten legt dar, wie strategische Fehler, mangelnde Kommunikation und eine Entfremdung vom Wähler zur Wahlniederlage führten. Zentral ist dabei der Austritt aus der Ampelregierung, der laut Umfragen und Fokusgruppen als intransparent und überstürzt wahrgenommen wurde. Die FDP habe ihre Stammwählerschaft enttäuscht und zentrale Anliegen wie Steuererleichterungen oder Deregulierung nicht umsetzen können. Statt Reformen seien lediglich Blockaden vorgewiesen worden, etwa bei der Schuldenbremse oder dem Tempolimit. Die Analyse betont, dass viele Wähler das liberale Profil der Partei nicht mehr erkennen konnten, während der Austritt aus der Koalition als »Schmierentheater« erschien. Künftig will die FDP eine Neuausrichtung wagen: ein neues Grundsatzprogramm, Bürgernähe und eine thematische Rückkehr zu Alltagsproblemen sollen Vertrauen zurückgewinnen. Auffällig ist jedoch, dass die Parteiführung mit Christian Dürr einem engen Vertrauten Lindners übergeben wurde. (Serafin Reiber, Der Spiegel)
Ich finde es lustig zu sehen, dass die FDP dasselbe Spiel spielt, dass die SPD nach jeder Wahl aufs Neue aufführt. Ich meine, ein neues Grundsatzprogramm? Wahnsinn, endlich wieder bedrucktes Papier, wenn wir Glück haben sogar in Magenta. Bürgernähe? Klar, das Schlagwort darf nie fehlen, ist aber komplett irrelevant. Und eine „Rückkehr zu den Alltagsproblemen“ darf auch nie fehlen. Diese Art der Selbstkritik könnte in jeder Nachwahlbetrachtung stehen. Ich glaube, die Wahlnachlese der Grünen hatte im Endeffekt genau dasselbe dastehen. Kein Wunder passiert da nichts. Das einzig Substanzielle in dem Ding ist die Erkenntnis, dass man den Koalitionsbruch verkackt hat. Und diese Erkenntnis wird so sehr in Watte gepackt wie bei den Grünen die Erkenntnis zum Desaster um das Heizungsgesetz. „Man hat nicht richtig kommuniziert“ und so. Mit solchen Nachwahlanalysen gewinnt man keinen Blumentopf.
Resterampe
a) Die sprechen echt eine ganz eigene Sprache, wie alle Radikalen. (Twitter)
b) Zu Plagiaten im Politikbetrieb. (Spiegel) Sehe ich auch so.
c) Chatbots sind nicht mehr aufzuhalten. (Spiegel) Jepp.
d) Die USA sind mittlerweile korrupter als die meisten afrikanischen Diktaturen. (New York Times)
e) Zahl der Asylerstanträge deutlich zurückgegangen (Spiegel).
f) He-Men (Dreams of Which House). Sehr lesenswerter Essay über die Swords&Sorcery-Filme der frühen 1980er.
g) Wer sich für eine militärgeschichtliche Analyse der Star-Wars-Prequels interessiert, wird hier fündig. (Portal Militärgeschichte) Vielleicht was für Thorsten?
h) Ageing Britain drifts into fantasy politics (Financial Times).
i) Julia Klöckner will Wahlrecht schon wieder ändern (Spiegel). Testballon.
j) Kläranlagen sind faszinierender als Pyramiden (Welt). Stimmt, hilft nur nichts.
k) Fair. (Twitter)
l) Halal-Essen in der Schule – und schon tobt der Kulturkampf (News4Teachers). So ermüdend.
m) Chartbook 402 Dual-circulation: travels through China in the summer of 2025. (Chartbook)
n) Und genau deswegen ist das so ein irrelevantes Argument. (Twitter)
Fertiggestellt am 10.08.2025
3) Nicht so selten, manchmal hängen folgenschwere Entscheidungen an einer Stimme. Hier in HD hat das (einzige) GR-Mitglied der „Partei“ Stadt- und ÖPNV-Planung jahrelang blockiert und Kosten von vielen Millionen verursacht. (Wen’s interessiert: „Welde-Orakel“ googlen)
Okay, ich bin widerlegt 🙂
Tut mir leid. Dass wenige Stimmen den Ausschlag geben, kann jetzt wohl öfter passieren, wenn die Kommunen sparen müssen.
«25:24 – mit dem denkbar knappsten Ergebnis hat der Gemeinderat Heidelberg für den Erhalt der Ochsenkopfwiese und gegen eine Verlagerung des RNV-Betriebshofs auf diese Grünfläche gestimmt» … Da haben wohl 25 VertreterInnen im Gemeinderat die «ÖPNV-Planung jahrelang blockiert und Kosten von vielen Millionen verursacht».
Seine Stimme gab in Heidelberg den Ausschlag dass statt einer kostengünstigen Lösung eine andere gesucht werden musste, die millionenfach teurer wurde … „Ochsenkopf“ passt gut zur Heidelberger Kommunalpolitik.
Es gab aber auch 24 andere die dagegen gestimmt haben. Sind die nicht genauso schuld daran?
Sicher. Es ging ja auch nur darum, dass kleine Fraktionen (und sogar einzelne Stimmen) durchaus einen großen Unterschied machen können.
2) Die Entwertung der deutschen Staatsbürgerschaft
Können wir die Dinge nicht einfach so machen wie andere Länder? Deutschland ist nicht der Benchmark, ganz gewiss nicht beim Betrachten der letzten zwei Dekaden.
Menschen migrieren nicht, weil ihnen in ihrem Zielland die schnelle Möglichkeit winkt, wählen zu können. Diese Vorstellung ist an Albernheit kaum zu überbieten. Sie migrieren wegen besserer Lebensbedingungen, Rahmenbedingungen wie Demokratie sind da höchstens Mittel zum Zweck.
Es schloss viele Menschen von der Staatsbürgerschaft aus, die wir eigentlich haben wollen, weil seine Zutrittsbarrieren nicht auf Leistung und Charakter basierten, sondern institutionellen Schikanen und unsinnigen Abstammungskonzepten.
Tatsächlich? Vor 50 Jahren? Es ist nicht erkennbar, dass wir nun hauptsächlich Menschen einbürgern, die wir umbedingt haben wollen. Der Punkt ist nämlich: Wir wollen gar nicht wissen, wer da überhaupt eingebürgert wird. Mein väterlicher Freund erhielt in den Achtzigerjahren die amerikanische Staatsbürgerschaft. Beim abschließenden Test wurden auch einige Fangfragen gestellt, um zu erkunden, ob der Bewerber sich die Kenntnisse nur angelesen oder tatsächlich verinnerlicht hat. Heute würde man da wahrscheinlich „Schikane“ schreiben, wenn es nicht rein Multiple-Choise-Fragen mit einer Ankreuzmöglichkeit sind.
Jede Aktion führt zu einer Reaktion. Wenn Menschen eingebürgert werden, die sozial nicht in die Gesellschaft passen, wandern andere aus und ab, die wir aber vielleicht auch wollen und brauchen. Genau deswegen muss ein Staat sehr sorgfältig tarieren, weswegen es in ordentlichen Ländern sogenannte „lange Linien“ gibt, die man nicht ohne triftige Gründe verlassen sollte. Das Staatsbürgerschaftsrecht auf den Kopf zu stellen ohne dafür entsprechenden Rückhalt in der Bevölkerung noch in der Breite der Politik zu haben, ist anmaßend und schadet dem Land.
Die Grünen haben dem Land großen Schaden verursacht.
3) Das moralschwere Es-geht-doch-um-den-Menschen-Pathos der Linken
Die zweite Dimension ist, dass genau mit diesem Argument – die Kommunalpolitik ist entideologisiert, deswegen passiert da eigentlich nur Pragmatisch-Bürger*innennahes – Zusammenarbeit von CDU und AfD in der Welt immer verteidigt wurde.
Genau das ist ja nicht passiert. Ich kann mich hier auch noch an Artikel erinnern, als die Wahl eines AfD-Landrats als Untergang des Abendlandes kommentiert wurde. Koalitionen mit der LINKEN sind in Deutschland Standard, jede leichte Zusammenarbeit mit der AfD selbst über den Bau von Schwimmbädern ein bundesweiter Skandal.
5) Die Abrechnung mit dem System Lindner
Unternehmen, die in Schieflage geraten sind, analysieren jeden Aspekt ihres Geschäfts – zumindest, wenn sie wieder erfolgreich werden wollen. Und als erstes wird immer die Geschäftsführung ausgetauscht. Mit alten Köpfen lässt sich nichts Neues beginnen.
Die FDP hat ein Wählerreservoir von 15 Prozent, die für die Partei grundsätzlich erreichbar sind. Aber bei der Bundestagswahl bekam sie 4 Prozent. Offensichtlich hat sie ihr zugeneigte Wähler nicht erreicht. Daraus abzuleiten, im Grunde war alles richtig bis auf das Ergebnis, wäre dann schon überheblich.
Ich bin pessimistisch, was die Wiederbelebung der FDP betrifft. Aber das ist eine Berufskrankheit. Die Entscheidungsschlacht wird 2026 geschlagen. Die CDU hat zwar viele der FDP-Sympathisanten verführt, aber kann ihnen offensichtlich kein Politikangebot machen. Und das ist ein Problem für die deutsche Demokratie.
b) Zu Plagiaten im Politikbetrieb. (Spiegel) Sehe ich auch so.
Tja. Eigentlich ist das doch auch ein wokes Ding. In den vergangenen zehn Jahren wurden hauptsächlich Politiker von Union und FDP „Opfer“ der Plagiatsjäger. Da waren solche An- und Einsichten nicht vorhanden. Nun sind es zunehmend linke Politiker, die um ihre Reputation fürchten müssen. Mit den Vorwürfen des Plagiats muss die bisherige Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf sogar um weit mehr, nämlich ihre gesamte berufliche Karriere fürchten.
Ich denke, der Punkt zur Umkehr ist längst verpasst. Nach zu Gutenberg wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, über Prinzipielles nachzudenken und einen Common Sense zu finden. Dieser ist nun längst neu gesetzt. Der Maßstab kann eben nicht mehr sein, es sei genug. Der Maßstab sind die vielen Fälle zuvor.
i) Julia Klöckner will Wahlrecht schon wieder ändern (Spiegel). Testballon.
Es ist nicht Julia Klöckner, es ist die gesamte Union. Und das zurecht, schließlich verstößt das von der Ampel verfasste Wahlrecht gegen elementare demokratische Prinzipien. Es ist einfach wie die meisten Gesetze der Scholz-Regierung ein schlechtes Gesetz.
k) Fair. (Twitter)
Diese Erkenntnis hat sich nicht einmal in Spurenelementen bei der deutschen Linken durchgesetzt. Bis heute werden Spitzenpolitiker der Union beschimpft, wenn sie nur einen Schritt von der Wokiness der Linken abweichen. Dazu gilt die individuelle Kontaktschuld.
n) Und genau deswegen ist das so ein irrelevantes Argument. (Twitter)
Jedes gut regierte Land hat stabile lange Linien seiner Politik, egal ob Rechte oder Linke an der Regierung sind. In Deutschland zählte bisher dazu auch die militärische Zusammenarbeit mit Israel.
Merz verletzt diese langen Linien, wie seine Vorgängerin zum Schaden des Landes. Denn Deutschland ist wahrscheinlich mehr auf die innovative Militärtechnik des Start-up-Landes Israel angewiesen als umgekehrt. Ein Kanzler kann eine Weile sehr wohl gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung regieren. Er sollte es gerade dann tun, wenn dies in Übereinstimmung mit den langen Linien der Politik und den fundamentalen Bedürfnissen des Landes ist. Vor allem aber kann er nicht gegen seine eigene Machtbasis, seine ihn tragende Partei, regieren.
b) Natürlich. Das sind immer die Bösen.
Die Begründung hast Du ja. Unsachlich musst Du deswegen nicht sein.
Die Zweifel mehren sich, ob Merz Kanzler kann. Leider ist kein Besserer in Sicht.
Ich hatte dazu ja schon vor Jahren Merz als charakterlich ungeeignet für das Kanzleramt bezeichnet. Die Wirklichkeit ist oft schlimmer. Das Land hatte Jahrzehnte Glück mit seinen Kanzlern. Jetzt schon zum dritten Mal nicht. Der Nächste, die Prognose wage ich, wird noch schwächer.
Pass auf, das wird wie bei Merkel, dass am Ende so Progressive wie du und ich Merz stützen, weil die Rechten der Überzeugung ist, dass er nicht linientreu genug ist.
War schon bei der Wahl so. Kann bei der Weltlage nicht anders sein.
Noch ist nicht alles verloren, aber ein sprunghafter Kanzler und eine SPD zum Verzweifeln, das sind keine guten Aussichten.
Wäre Wüst eine Alternative?
Für wen? Für die rechten Rebellen? Sicher nicht.
i) „Laut einer empirischen Umfrage des Politologen Joachim Behnke von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen ist für 50 Prozent der 1416 Befragten mit am wichtigsten, dass der Bundestag nicht größer wird als vorgesehen. Für knapp 40 Prozent ist die Vergabe der Sitze nach Parteienproporz entscheidend. Ein Drittel will alle Direktmandate erhalten, rund ein Sechstel den Proporz nach Bundesländern. (…) Das aktuelle Wahlrecht wahrt den Proporz dagegen, indem notfalls nicht alle Wahlkreissieger ein Mandat erhalten. Gefragt, was ihnen dann lieber wäre, stimmten 56 Prozent der Befragten für den aktuellen Mechanismus und nur 19 Prozent für einen Ausgleich.“
https://www.spiegel.de/panorama/bundestag-mehrheit-zufrieden-mit-dem-wahlrecht-a-c68a9189-5dd9-413d-aec5-d1b253dc3215?context=issue
„indem notfalls nicht alle Wahlkreissieger ein Mandat erhalten“
Das ist doch ein Unding, Mehrheit wieder mal Unsinn (Schiller).
Vorschlag: Die Hälfte der MdBs direkt, also weniger Wahlkreise. Zweite Hälfte wie bisher nach reinem Verhältniswahlrecht.
Personen- und Verhältniswahrecht unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach, ich finde die Regelung im aktuellen Wahlrecht am besten, da hier die Parteienverhältnisse gewahrt bleiben.
Bei einem „Grabenwahlrecht“ bei der eine Hälfte der Sitze diret vergeben würden und die andere nach Verhältnis würde zu einer unguten Gewichtung von Regioonalparteien führen währen Parteien die sich eher homogen über das Wahlgebiet verteilen, benachteiligt würden.
(Ich persönlich bin eher für ein Verhältniswahlrecht)
„Mit den Vorwürfen des Plagiats muss die bisherige Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf sogar um weit mehr, nämlich ihre gesamte berufliche Karriere fürchten.“
Wer nimmt diese Vorwürfe ernst?
„Bis heute werden Spitzenpolitiker der Union beschimpft, wenn sie nur einen Schritt von der Wokiness der Linken abweichen.“
Ich weiß jetzt nicht, was „Wokiness“ ist, aber die Vorwürfe gegen z. B. Spahn sind wesentlich substantieller als alle Attacken der Union gegen Habeck .
„Und das zurecht, schließlich verstößt das von der Ampel verfasste Wahlrecht gegen elementare demokratische Prinzipien. Es ist einfach wie die meisten Gesetze der Scholz-Regierung ein schlechtes Gesetz.“
Es ist besser als alles, was in den vorangegangenen zehn Jahren von der Union vorgeschlagen wurde.
„Merz verletzt diese langen Linien, wie seine Vorgängerin zum Schaden des Landes.“
Es ist ja nicht so, daß er diese Linie nicht einhalten wollte.
Die mörderische Politik der Netanjahu-Regierung macht es ihm unmöglich.
„Mit den Vorwürfen des Plagiats muss die bisherige Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf sogar um weit mehr, nämlich ihre gesamte berufliche Karriere fürchten.“
Wer nimmt diese Vorwürfe ernst?
„Bis heute werden Spitzenpolitiker der Union beschimpft, wenn sie nur einen Schritt von der Wokiness der Linken abweichen.“
Ich weiß jetzt nicht, was „Wokiness“ ist, aber die Vorwürfe gegen z. B. Spahn sind wesentlich substantieller als alle Attacken der Union gegen Habeck .
„Und das zurecht, schließlich verstößt das von der Ampel verfasste Wahlrecht gegen elementare demokratische Prinzipien. Es ist einfach wie die meisten Gesetze der Scholz-Regierung ein schlechtes Gesetz.“
Es ist besser als alles, was in den vorangegangenen zehn Jahren von der Union vorgeschlagen wurde.
„Merz verletzt diese langen Linien, wie seine Vorgängerin zum Schaden des Landes.“
Es ist ja nicht so, daß er diese Linie nicht einhalten wollte.
Die mörderische Politik der Netanjahu-Regierung macht es ihm unmöglich.
l) Halal ist ziemlich absurd und ich denke man sollte schon die Frage stellen, ob ein aufgeklärter Staat so etwas wirklich aktiv im Alltag fördern sollte.
Ob und vor allem wie man diese Frage zum großen Kulturkampfthema machen muss, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber sich unkritisch über „diversitätssensible Verpflegung» zu freuen erscheint mit doch arg naiv.
Es ist doch letztlich total egal. Das schmeckt doch nicht mal anders! Es ist ja nicht so, dass deutschen Kindern damit was weggenommen würde.
Darum gehts mir doch gar nicht. Wenn die nur homöopathisch behandelte Tiere nehmen würden (oder Globuli ins Essen mischen) würde das auch nicht anders schmecken, ich glaube allerdings nicht, dass Dir das egal wäre.
Es ist hier eben auch nicht egal, weil damit alle Schüler (bzw. Eltern bzw. die Allgemeinheit) Methoden finanzieren, bei denen nur Schlachter bestimmter Religionen schlachten dürfen und für jedes Tier beim Schlachten den Namen Allahs auszusprechen haben usw.
Eine aufgeklärte Gesellschaft sollte doch eher darauf hinwirken, dass Leute so einen Blödsinn nicht mehr machen wollen, anstatt ihn aktiv zu unterstützen.
Mal ganz abgesehen davon, dass die Tierwohlfrage auch wohl nicht so einfach ist, wie der Autor aus deinem Artikel das behauptet.
Ausserdem wird denn Kinder streng genommen doch was weggenommen, nämlich Schweinefleisch. Aber wie gesagt, darum geht es mir ja gar nicht. Von mir aus könnten alle Schulkantinen 100% vegetarisch sein.
Ok, die Argumente sehe ich durchaus, aber leider spielen die hier ja keine Rolle 🙁 Ich wäre allerdings vorsichtig damit, als Ziel Atheismus für alle ausgeben zu wollen…
Ob es hier gar keine Rolle spielt, kann ich nicht sagen. Wir möchten damit nichts aktiv zu tun haben, schwingt doch schon mit, oder?
Mein Punkt war aber mehr der Artikel den Du verlinkt hast und der eben die Problematik komplett ausblendet. Mein Eindruck ist, dass im Eifer sich gegen die, zweifellos ätzenden, Kulturkrieger zu positionieren mal wieder ein naives „alles ist gut“ auf Autopilot gefahren wird, anstatt sich die Sache und Argumente unvoreingenommen anzuschauen.
„Ich wäre allerdings vorsichtig damit, als Ziel Atheismus für alle ausgeben zu wollen…“
Zwischen „Atheismus für alle“ und „mit Bismillah, Allahu Akbar geschlachtete Hühner für alle“ gibt es einen gewissen Spielraum
Im Ernst, eine gewisse Säkularität fände ich von öffentlicher Seite durchaus angebracht. Und ein Eintreten für aufgeklärte Werte eben auch.
Die Einteilung aller möglichen Dinge und Aktivitäten in Halal und Haram widersprechen dem doch ziemlich grundlegend. Und da sind solche vermeintlich unwichtigen Kantinenregeln vielleicht doch bereits der Anfang einer Slippery Slope, oder?
Da gibt es Spielraum, klar, nur hattest du in deinem Kommentar die Überwindung der Speiseregeln zugrundeliegenden Glaubenssysteme als Ziel ausgegeben, darauf wollte ich raus.
Ich denke nicht, dass Aufgeklärte oder Säkulare gleich welcher Religion bzw. religiösen Hintegrunds gleich Atheisten sind.
Ich sehe durchaus, dass es nicht einfach ist sich als Staat oder Gesellschaft in solchen Fragen zu positionieren. Und ich denke auch, dass dieser Bereich nicht so wichtig ist wie andere (wenn ich zwischen dem Bebeten betäubter Hühner und Zwangsheirat wählen müsste, würde ich auch nicht lange überlegen 🙂 )
Aber als aufgeklärter Staat sollten doch zumindest die aktive Förderung vom Tisch (pardon the pun) sein.
„Es ist ja nicht so, dass deutschen Kindern damit was weggenommen würde.“
Fällt mir gerade erst auf: „deutsche“ Kinder?
Oh Gott, peinlich. Alman-Kinder? ^^
Das ist auch peinlich. Erstens ist Alman ein bescheuertet Begriff und zweitens, und viel wichtiger, sind doch nicht alle die nicht gläubige Muslime sind Alman-Kinder.
Da fehlt einfach eine Begrifflichkeit. Erneut, my bad.
Ich würde Kinder die nicht streng muslimisch gläubig sind schlicht also solche bezeichnen, oder vereinfacht als Nicht-Muslime. Warum nicht?
Dass die Kinder gemeinsam essen können, klingt zunächst ja sympathisch. Aber geht es bei „Halal“ nicht um mehr als um Speiseregeln? Jüdische Eltern würden nicht verlangen, dass eine Kita ganz auf „Kosher“ umstellt.
Hat das jemand verlangt?
1) Du verkennst, dass bei dem „Boom-und-Bust-Zyklus“ des Menschheitsethos die „Bust“-Ereignisse, die einen Fortschritt der „Weltgemeinschaft“ ausgelöst haben, wirklich furchtbar waren:
30-jähriger Krieg -> westfälisches System souveräner Nationalstaaten
Kriege der napoleonischen Diktatur -> Formelle Diplomatie
1. Weltkrieg -> Völkerbund
2. Weltkrieg -> Vereinte Nationen
Einen solchen „Bust“ kann sich eine Welt mit Kernwaffen nicht leisten – und wenn du die Klimakrise wirklich als dringlich und prioritär ansiehst, können wir uns auch kein Zuwarten auf angenehmeres diplomatisches Klima (das ja auch nicht einfach so entsteht) leisten.
2) Mansour verschweigt lautstark, was er genau am Einbürgerungsverfahren ändern will, damit dieses wieder „wertiger“ werden soll. Längere Aufenthaltszeit ? Bisher 5 Jahre. Schärfere Einbürgerungstests ? Mehr Sprachkenntnisse ? (aktuell B1 erforderlich). Aber so ist es das übliche „Denen (!) wird es zu einfach gemacht.“ Geraune der Welt.
3) Die Linke stellt in einer Großstadt (Rostock) die OB. Bisher ist das weder Kriminalitätshotspot noch Räterepublik geworden. Eher geht es darum, dass Stoldt „Wir haben immerhin den Kulturkampf gewonnen“ Morgenluft wittert und jetzt alles delegitimieren will, was seiner rechtsautoritären Vision (das Strohmannspiel können andere auch) im Weg steht.
b) Es ist eigentlich ganz einfach: Weg von der „Betrugs“-Erzählung hin zum pragmatischen „Die Voraussetzungen für den Doktortitel sind nicht mehr erfüllt. Aber der Titel ist keine Voraussetzung für politische Tätigkeit.“
i) Calvinball – das Rückspiel. Mal sehen was der Schiedsrichter BVerfG dazu sagen wird und wie Stefan Sasse dann erklärt, dass Calvinball keinen Schiedsrichter braucht.
l) Wenn New York es schafft, koschere Hotdogs zu produzieren (Nathan’s Famous), warum kriegt Gelsenkirchen keine halalen Currywürste hin?
1) Ok, aber was tun wir stattdessne?
2) Exakt.
3) Fürchte ich auch.
Cimourdin:
„2. Weltkrieg -> Vereinte Nationen“
Ja, und dessen zentrales Organ „Weltsicherheitsrat“ mit den lächerlichen Pleiteländern Frankreich und UK als vetoberechtigte „ständige Mitglieder“ . Das 25x größere Indien zum Beispiel bleibt außen vor, ganz Amerika, soweit das nicht „USA“ heißt, und ganz Afrika s0wieso. Okay, die sind ja jeweils mitgedacht. Aber was da beschlossen wird bedeutet eh wenig bis nichts und bei der Generalversammlung (z.Zt. unter der Leitung der in Deutschland weltbekannten Annalena Baerbock) weniger als nichts.
Zitat:
„Kriege der napoleonischen Diktatur -> Formelle Diplomatie“
Wiederflechten der alten Zöpfe, würd ich sagen. Die Bourbonen wieder ans Ruder und alles so wie früher, also ganz früher.
1) Sicherheitsrat: Die Pleiteländer Frankreich und UK waren seinerzeit halt noch Kolonialmächte mit Weltreichen. Ansonsten ist das die Umsetzung der hässlichen Wahrheit, dass die mächtigen Länder im wesentlichen tun können, was sie wollen. Aber wenigstens kann der „Rest der Welt“ über die nichtständigen Mitglieder mitreden. Afrika bekommt etwa 3 Sitze.
2) Unterschätzen Sie die „alten Zöpfe“ nicht : Es geht bei geregelter Diplomatie auch um Vermeidung solcher Machtspiele:
https://de.wikipedia.org/wiki/Londoner_Kutschenstreit
Und die Bourbonen sind noch ein bisschen am Ruder: Zwei europäische Staatsoberhäupter kommen aus den Linien Bourbon-Anjou bzw Bourbon-Parma.
zu 1) Gemerkt hat es inzwischen jeder, dass irgendwie der Staffelstab der Deutung an die Autokraten uebergeben wurde. Siehe etwa die Vorstellung dieser Aussenpolitischen Jahrestagung der Gruenen. https://calendar.boell.de/de/event/25-aussenpolitische-jahrestagung
quote
Bei unserer 25. Außenpolitischen Jahrestagung wird es um die Frage gehen, wie sich Frieden und Sicherheit in einer zunehmend fragmentierten Welt neu denken – und aus progressiver, grüner Perspektive zurückgewinnen lassen. Wie können diese Begriffe wieder auf demokratischer Freiheit, Würde und Menschenrechten gegründet werden, anstatt sie autoritärer Deutung zu überlassen?
/quote
Vor 5 Jahren waere das undenkbar gewesen.
Ich halte die Ideen von Sicherheit und Menschenrecht auch nicht fuer „ueberholt“. Nur sollte man vielleicht ein bisschen weniger laut, strategischer und besser informiert vorgehen.
Unsere Sozialstaaten sind in weiten Kreisen des Trikonts vorher auch ueberidealisiert worden. Das Pendel wird nun dort genuesslich umgelegt. Alexander Dugin und Viktor Orban werden zum neuen „Zeitgeist“ erklaert. Ich bin ja fuer Deregulierung, aber deshalb muss man nicht direkt einen Javier Milei zum Propheten erheben, wie das manche europaeische Libertaere tun, auch indem sie sich von dessen Propaganda einseifen lassen, ohne mal zu schauen, was eigentlich gestandene argentinische Liberale und Libertaere zu dem Zustand des aktuellen Liberalisierungsprogramms zu sagen haben. Die laufen naemlich Sturm.
Wir sollten uns wirklich unseren eigenen Problemen zuwenden, bevor wir unsere Werte in der Welt wieder offensiver vertreten koennen.
„…bevor wir unsere Werte…“
Ich halte das für das größte Problem überhaupt. In der restlichen Welt werden die universellen Menschenrechte eben nicht als universell wahrgenommen, sondern als westliche Werte. Und gerade in Ländern, die stolz auf ihre eigene Geschichte sind, sind es damit automatisch fremde Werte. Ich halte als einzigen möglichen Ausweg, zu versuchen, diesen westlichen Ursprung möglichst zu vertuschen, damit es so anderen Kulturen leichter gemacht wird, diese zu akzeptieren – ohne zu wissen, wie das genau ablaufen soll.
So einfach ist das nicht und ich kann das nicht aufloesen.
In London quartieren die nun neu ankommende Fluechtlinge in Londoner Luxushotels ein. Letztes Jahr hat man die auf arme nordenglische Orte mit niedrigen Kosten verteilt. Da gab es massive Proteste. Vor den Luxushotels gibt es aber jetzt auch Proteste.
Diese Asyl-Politik gegenueber illegalen Einwanderern laesst sich nicht halten. Das wird irgendwann wirklich ausser Kontrolle geraten.
ABER. Von wegen westliche Werte. Das hier hat mich als junger Jugendlicher massiv beeindruckt. Ich muss bis heute weinen, wenn ich das sehe und es enthaelt eine tiefe Wahrheit.
https://www.youtube.com/watch?v=yrHNig2aIjQ
Zitat destello:
„…als einzigen möglichen Ausweg, zu versuchen, diesen westlichen Ursprung möglichst zu vertuschen, damit es so anderen Kulturen leichter gemacht wird, diese zu akzeptieren“
Wunderbar. Ist sicherlich satirisch gemeint, aber trefflich, denn wie „liberal“ ist diese Vorgehensweise jetzt eigentlich? Ich würd das eher als imperialistisch, also das Übliche, bezeichnen und man sieht, dass die Idee der „Menschheit“ noch nie eine Idee von der Menschheit war, sondern darüber, wie diese doch – in der Studierstube (z.B. in Königsberg bei Herrn K.) ausgekocht – bitteschön sein soll. Als Bescheidwisser sollte man sich auch gar nicht groß bei der Menschheit erkundigen. Im Zweifelsfall befinden die da draußen sich eh noch in ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“.
Und wer oder was ist beim so genanten Universalismus eigentlich der Maßstab? Würde mich mal als erstes vorschlagen, dann ein paar Verbündete, die restlichen 99 komma noch was % (z.Zt. noch unmündig) werden irgendwie mitgezogen. Klappt meist nicht, aber dann muss man halt „eskalieren“. Es geht ja um das Gute.
Weg von der „Betrugs“-Erzählung hin zum pragmatischen „Die Voraussetzungen für den Doktortitel sind nicht mehr erfüllt. Aber der Titel ist keine Voraussetzung für politische Tätigkeit.“
Na ja. Da ich selbst in einem Teil der fraglichen Zeit an den Hochschulen war, weiss ich, wie insbesondere geistes- und sozialwissenschaftliche Studiengänge die Voraussetzungen und schriftlich niedergelegten Bedingungen für sauberes wissenschaftliches Arbeiten aktiv gehandhabt haben.
Ich bleibe mal extrem höflich: Sehr schlampig. Ich sehe also nicht einmal den Punkt „Die Voraussetzungen für den Doktortitel sind nicht mehr erfüllt.“
Die Art der heute skandalisierten Doktorarbeiten bewegte sich damals im Rahmen des universitären Standards, egal, was die Unis heute erzählen. Deshalb ist/war diese Art des „Betruges“ ja häufig genug, dass es inzwischen mehrere praktisch hauptberufliche Plagiatsjäger gibt.
Für mich persönlich ist der eigentliche Skandal, wie die Universitäten ihre damaligen Doktoranden im Regen stehen lassen und die naiv betrogenen Unschuldsengel spielen. Führungsversagen ist leider ausserhalb des Militärs ein deutlich unterbeleuchtetes Feld.
Gruss,
Thorsten Haupts
Der Doktortitel ist außerhalb des Wissenschaftsbereichs zum Prestige – und Karriere-Vehikel geworden. Für viele Berufe ist er doch ohne Bedeutung.
Ich verstehe nicht, was du meinst…kannst du das mehr ausführen?
Mehr nicht, aber prägnanter:
1) Viele Fachbereiche in den siebzigern (Hörensagen), achtzigern und frühen neunzigern (eigenes Erleben) nahmen ihre eigenen Vorschriften zu sauberem Zitieren überhaupt nicht ernst und setzten sie nicht durch
2) Das war in den Fachbereichen Allgemeinwissen auch unter Studenten
3) Wer also Arbeiten mit unsauberer Methodik einreichte, hatte keine Betrugsabsicht, er hielt sich nur an die de facto Regeln der Fachbereiche
4) Leute dafür 20 oder 30 Jahre später für das Versagen der Fachbereichsleitungen mit Entzug des Doktortitels zu bestrafen, ist albern
Klar genug?
Gruss,
Thorsten Haupts
Ja, danke schön. Kann ich problemlos mitgehen.
Vor allem sind das wissenschaftlich eh irrelevante Doktorarbeiten. Das sind reine Fleißarbeiten.
Heißt das, Baerbock ist eine faule Socke? Sie hat fünf (!) Jahre mit einem Stipendium der Böll-Stiftung (also auf Steuerzahlerkosten) angeblich an ihrer Doktorarbeit geschrieben. Als sie – O-Ton Baerbock – in den „letzten Zügen“ war, brach sie ab.
Fleißige Menschen sind disziplinierte Menschen. Das Gegenteil gilt auch. Disziplin ist die Voraussetzung für Erfolg. Kein erfolgreicher Mensch ist undiszipliniert. Das bedeutet, wer promoviert hat, hat eine wesentliche Charaktereigenschaft nachgewiesen um im späteren Leben erfolgreicher als andere zu sein.
Und so ist es auch.
Kann ich für den Bereich (Projektmanagement und Engineering im Anlagen- und Infrastrukturbau), den ich kenne, absolut nicht bestätigen. Die wenigen Doktoren, die ich dort kennenlernte, waren überwiegend (nicht ausschliesslich) praktische Versager. Das hatte übrigens weder mit Fleiss noch mit Intelligenz irgendwas zu tun, es fehlte denen schlicht gesunder Pragmatismus, Lebenserfahrung und die Fähigkeit, statt einer 100% auch eine 80% Lösung zu akzeptieren.
Damit liegen sie übrigens im Normalbereich, sprich, dasselbe gilt auch für viele Nicht-Doktoren. Was sie von denen unterschied war (häufig) intellektuelle Überheblichkeit, der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit. Ich jedenfalls wie viele meiner erfahrenen Kollegen stöhnen nur, wenn sie mit der Aissicht auf eine/n „Doktor“ konfrontiert werden.
Gruss,
Thorsten Haupts
Als in der Wirtschaft arbeitender Doktor, der beruflich fast ausschliesslich mit anderen Doktoren zu tun hat, kommt mir das durchaus. Wobei der unterschied eher zwischen akademiker vs. Industrieleuten oder physikern vs. Ingenieuren besteht.
Ist mir jetzt auch arg pauschal.
Hab ich das Gegenteil behauptet?
Ich gehe nicht davon aus, dass Baerbock faul ist. Faule Menschen werden nicht Parteivorsitzende, Kanzlerkandidatinnen und Außenministerinnen.
Fleißige Menschen versemmeln allerdings auch nicht ergebnislos 10 (!) Jahre ihres Lebens – erst 5 Jahre ohne Abschluss studiert, dann 5 Jahre Promotion ohne Prüfung und Titel.
Sie wurde Parteivorsitzende, wie sie alles angegangen ist, auch das Amt der Außenministerin: Frech Schnauze und die Realität umdefinierten. Gemäß dem jahrzehntelangen Proporz der Grünen wäre neben Habeck eine Frau vom linken Flügel gewählt werden müssen. Dann meldete Baerbock ihre Kandidatur an und erklärte, eigentlich keine Reala zu sein, sondern irgendetwas Neutrales, weshalb sie gemäß Proporz kandidieren könne.
i).
Man wird ja wohl noch auf den Koalitionsvertrag hinweisen dürfen:
„Wir werden das bestehende Bundestagswahlrecht ändern:
Wir wollen eine Wahlrechtskommission einsetzen, die die Wahlrechtsreform 2023 evaluieren und im Jahr 2025 Vorschläge unterbreiten soll, wie jeder Bewerber mit Erststimmenmehrheit in den Bundestag einziehen kann und der Bundestag unter Beachtung des Zweitstimmenergebnisses grundsätzlich bei der aktuellen Größe verbleiben kann.“
Steht auf Seite 141 f. , ab Randnr. 4511. 🙂
Danach kommen noch Goodies für die SPD, nämlich die „gleichberechtigte Repräsentanz von Frauen“ und „Menschen ab 16“ bei der Wahlberechtigung. Soll alles „geprüft“ werden, wie auch immer. Man beachte, dass es bei der Frauensache „gleichberechtigt“ heißt. Ist ja was anderes als eine schlichte Abbildung von Zahlenverhältnissen. Über die Frage, „also, was bedeutet das jetzt eigentlich praktisch und für eine eventuelle rechtliche Umsetzung?“ könnten die Expert_innen schon mal ein paar Monate diskutieren.
Irgendwo hab ich gelesen, dass im besagten „Vertrag“ (ist rechtlich eh keiner, aber das nur nebenbei) insgesamt 15 Kommissionen für dies und das und jenes vereinbart sind. Wie gut, das da keiner so genau hinguckt.
zu 3) “Forderungen der LINKEN”
Ich kann mit den in der Kurzzusammenfassung genannten Forderungen der LINKEN überhaupt nichts anfangen, stelle aber fest, dass es sich hier um legitime politische Meinungen handelt. Es ist das gute Recht der LINKEN 1400 Euro Mindestsicherung pro Person zu verlangen und es ist genauso das gute Recht der anderen Parteien das wiederum abzulehnen. Ich frage mich, wo diese Gewissheit bei der Welt herkommt, dass Parteien grundsätzlich die Verantwortung haben für konservative Politik zu werben. Hin und wieder gewinnen halt mal die anderen. Solange das Demokraten sind, die sich nach beendeter Legislaturperiode wieder zur Wahl stellen, kein Problem. Willkommen in der Realität.
Jo.
3) Und das Beispiel für „übergriffige Pädagogik“ ist eine Episode aus dem bayrischen Landtagswahlkampf 2023.
Wie bekloppt die damalige Aufregung war, sieht man daran, wie die Veranstaltung ein Jahr später ablief:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-drag-lesung-kinder-eric-big-clits-gasteig-polizeischutz-1.6947688 (Paywallumgehung: https://archive.ph/w5Mox)
Stimmt. Ergänzung: Auch 2022 gab es die Lesung in der Stadtteilbibliothek Bogenhausen ohne Aufregung, allerdings als „Vicky Vage and Friends“ angekündigt.
Danke!!
Kleinkinder ausgerechnet mit Drag Queens zu konfrontieren, IST übergriffige Pädagogik, völlig egal, wie das gerechtfertigt wird.
Ach was!
Travestie ist doch ein uralter Hut:
https://de.wikipedia.org/wiki/Travestie
Hübsches Ablenkungsmanöver. Drag Queens aus meiner persönlichen Vergangenheit in Hamburg waren (und sind vermutlich) keine griechischen Schauspieler, mir wäre auch neu, dass zu griechischen Schauspielen Kleinkinder mitgenommen wurden oder dass in diesen Schauspielen die Sexualität der Schauspieler eine prominente Rolle einnahm.
Generell ist Ihr Einwand verständlich (ich finde es auch nicht toll, wenn Gruppen, die ich tendenziell ablehne, bei Kindern für sich werben) , aber wenn ich mir das Bild zu sol1’s Artikel ansehe, sind es in dem konkreten Fall (kleinkindtaugliche) Erwachsene, die „Sich verkleiden“ spielen.
… wenn Gruppen, die ich tendenziell ablehne …
Falsche Basis. Mir sind Drag Queens völlig wurscht, positiv wie negativ, reine Privatsache. Ich möchte sie nur nicht auf Kleinkinder losgelassen sehen, schon gar nicht im Rahmen mandatorischer Schulunterrichte..
Weil die genau welche grossen schaeden dadurch erfahren wuerden?
„…keine griechischen Schauspieler…“
Keine Ahnung, wieso du dir das herausgreifst.
Relevanter ist, daß „Ein Käfig voller Narren“ von 1978 die Altersfreigabe FSK 0 hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_K%C3%A4fig_voller_Narren