Trump und Merz deregulieren gemeinsam die russische Wirtschaft, um die Stasis zu erhalten – Vermischtes 28.11.2024

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) The ideology of Donald J. Trump

Donald J. Trumps Ideologie ist eine pragmatische Mischung aus verschiedenen ideologischen Strängen, ohne sich eindeutig einer traditionellen Ausrichtung zuzuordnen. Er kombiniert Elemente von Merkantilismus, pro-kapitalistischer Deregulierung, selektivem Nationalismus und einer Ablehnung traditioneller imperialistischer Politik. Im Kern steht seine merkantilistische Sichtweise, die Handel als Nullsummenspiel betrachtet, in dem ein Land nur auf Kosten eines anderen gewinnt. Seine protektionistischen Maßnahmen, insbesondere gegenüber China, spiegeln diesen Ansatz wider. Gleichzeitig verfolgt er eine klassische republikanische Wirtschaftspolitik, die Steuersenkungen für Kapital und den Abbau staatlicher Regulierungen priorisiert, wobei Unternehmer und Kapitalbesitzer als Motor der Wirtschaft angesehen werden. Ein weiterer zentraler Aspekt ist seine restriktive Haltung gegenüber Migration. Sein Nationalismus richtet sich weniger gegen bestimmte Ethnien oder Rassen, sondern primär gegen neue Migranten, mit dem Argument, dass die USA ihre Ressourcen auf die bestehende Bevölkerung konzentrieren sollten. Diese Sichtweise ähnelt der Migrationspolitik vieler europäischer Länder, obwohl die USA im Vergleich weniger dicht besiedelt sind. Außenpolitisch lehnt Trump die Rolle der USA als globale Ordnungsmacht ab. Er verfolgt einen nationalistischen Anti-Imperialismus, der an die Gründerväter der USA erinnert, die vor „ausländischen Verstrickungen“ warnten. Statt internationaler Verantwortung liegt sein Fokus auf direkten nationalen Interessen. Dennoch hält er am globalen Einfluss der USA fest, etwa durch die NATO, fordert jedoch von Verbündeten deutlich höhere finanzielle Beiträge. Diese monetarisierte Form der Zusammenarbeit steht im Einklang mit seiner merkantilistischen Herangehensweise. Trumps Ideologie ist von situativen Entscheidungen und persönlichem Instinkt geprägt, was sie oft inkonsistent erscheinen lässt. Die Kombination aus Nationalismus, wirtschaftlichem Pragmatismus und selektiver Hegemonie macht ihn zu einer einzigartigen und schwer einzuordnenden politischen Figur, die sich konsequent gegen das traditionelle Establishment positioniert. (Branko Milanovic, Global Inequality)

Ich halte wenig davon, Trump komplette Idiotie zu unterstellen oder so was (das hat ja schon bei George W. Bush so hervorragend funktioniert). Genauso wenig halte ich von dem Framing des „Faschismus“. Wie Milanovic auflistet – und wie zahlreiche andere Autor*innen auch schon betont haben – ist „Faschismus“ kein sonderlich sinnvoller Begriff. Milanovics Analyse ist insofern erhellend, als dass sie aus gewohnten ideologischen Mustern ausbricht und aus einer außer-westlichen Perspektive auf Trump blickt, die in diesem Fall deutlich mehr analytischen Gehalt hat als die Versuche, das in den innenpolitischen Vokabeln der westlichen Demokratien zu fassen. However. Was Milanovic völlig übersieht – eventuell auch mangels Fachkenntnis über die US-Geschichte – sind die deutlichen Parallelen Trumps zu den amerikanischen Ideologien des 19. Jahrhunderts. Der Großteil seiner ideologischen Forderungen entspringt aus dieser Zeit, von den Zöllen über die merkantilistische Handelsideologie zu den Know Nothings hin zu der Vorstellung der „white supremacy„, die zwar als Begriff durchaus problematisch ist, deswegen aber nicht, wie Milanovic dies hier tut, in Bausch und Bogen verworfen werden kann. In dem Verweis auf Rassendiskurse des 19. Jahrhunderts findet sich nämlich einiger Erklärgehalt. tl;dr: Der Verweis auf die Ideologien des 20. Jahrhunderts führt in die Irre; Trump ist eher in Begriffen des 19. zu verstehen.

2) Wie ein Kanzler Merz Deutschland verändern könnte

Der Artikel beschreibt die möglichen Auswirkungen einer Kanzlerschaft von Friedrich Merz, dem Vorsitzenden der CDU, der nach dem Ende der Ampelkoalition und angesichts der aktuellen politischen Lage als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers gilt. Merz wird als pragmatischer Politiker dargestellt, der Deutschland mit einer Mischung aus konservativen und wirtschaftsliberalen Ansätzen regieren könnte. Dabei betont er die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr und höheren Verteidigungsausgaben, insbesondere vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und der bevorstehenden Präsidentschaft von Donald Trump in den USA. In der Wirtschaftspolitik plant Merz Steuererleichterungen für Bürger und Unternehmen, stößt dabei jedoch auf das Dilemma der Schuldenbremse. Eine Reform der Schuldenbremse scheint für seine Vorhaben unvermeidlich, könnte jedoch auf Widerstand stoßen, insbesondere von FDP und AfD. Weiterhin strebt Merz die Abschaffung des Bürgergelds an, das durch eine strengere Grundsicherung ersetzt werden soll, die Arbeitspflicht betont. Dieses Vorhaben könnte jedoch verfassungsrechtliche Herausforderungen mit sich bringen. In der Migrationspolitik setzt Merz auf eine harte Linie, einschließlich verstärkter Grenzkontrollen und Zurückweisungen, um irreguläre Migration zu reduzieren. Dies könnte jedoch juristische und diplomatische Konflikte hervorrufen. In der Energiepolitik bleibt Merz trotz Kritik an der Ampelkoalition weitgehend bei deren Kurs, einschließlich des Ausbaus erneuerbarer Energien. Der Artikel betont, dass Merz keine radikale Abkehr vom bisherigen Regierungskurs anstreben würde, sondern vor allem auf eine effizientere Umsetzung der Politik setzt. Seine Kanzlerschaft könnte jedoch in einigen Bereichen, wie Migration, Verteidigung und Sozialpolitik, spürbare Veränderungen bringen, während er gleichzeitig versucht, pragmatisch und konsensfähig zu bleiben. (Markus Dettmer/Florian Diekmann/Maria Fiedler/Matthias Gebauer/Christoph Hickmann/Christian Reiermann/Jonas Schaible, Spiegel)

Es ist eine der faszinierenden Dynamiken nicht nur dieses Wahlkampfs, wie wenig Überprüfung die programmatischen Forderungen der CDU auf sich ziehen. Auf der einen Seite wird immer eine nebulöse „Wirtschaftskompetenz“ als gesetzt angenommen, die der wohl größte Vorteil der CDU überhaupt ist (und die in der Realität wenig Entsprechung findet), auf der anderen Seite kümmert fast niemanden, wie offensichtlich unrealistisch oder gar rechtswidrig viele CDU-Forderungen eigentlich sind. Bei diversen Dingen steht sogar die Verfassungswidrigkeit im Raum, ohne dass das zu einem großen Händeringen führen würde; auf der anderen Seite sind Forderungen komplett unrealistisch (breite Steuerentlastungen, Aufrüstung, keine neuen Schulden – wie???) und banal, dass es zum Weinen ist.

Ebenfalls auffällig ist die Sackgasse der Vorfestlegungen, in die sich die CDU bewegt. Ich bin mir sehr unsicher, wie clever es ist, sich auf die SPD als Koalitionspartner festzulegen. Nicht nur treibt es den Preis der Sozialdemokraten in die Höhe (anders als in Hessen, wo die CDU als lachender Dritter die SPD und Grünen sich gegenseitig unterbieten lassen konnte), es ist auch ein klares Signal für ein „weiter so“. Ausgerechnet Schwarz-Rot soll als Reformmotor auftreten? Glaubt das irgendjemand? Vielleicht liege ich da auch komplett falsch, aber wenn es dann am Wahlabend doch nur für Kenia oder gar Schwarz-Grün reichen sollte, was dann?

3) The Department of Government Efficiency Is Inefficient

Der Artikel beleuchtet die geplante Einführung des „Department of Government Efficiency“ (DOGE), das Donald Trump nach seiner Wahl unter der Leitung von Elon Musk und Vivek Ramaswamy ins Leben rufen will. Ziel dieser Behörde ist es, staatliche Bürokratie abzubauen, Vorschriften zu reduzieren und Ausgaben zu kürzen. Musk, der enge Verbindungen zur Trump-Administration hat und von zahlreichen Regierungsverträgen profitiert, könnte dabei jedoch Interessenkonflikten ausgesetzt sein, da seine Unternehmen erheblich von staatlichen Geldern abhängig sind. Kritikpunkte an dieser Initiative umfassen die unrealistischen Sparziele von 2 Billionen Dollar, die nur durch drastische Kürzungen bei Sozialprogrammen wie Medicare und Social Security erreicht werden könnten. Gleichzeitig könnte DOGE ein Werkzeug sein, um Musk und seine Interessen zu stärken, indem regulatorische Hürden für ihn abgebaut und konkurrierende Unternehmen benachteiligt werden. Historische Parallelen werden zum „Grace Commission“-Projekt unter Reagan gezogen, das ähnliche Effizienzversprechen machte, jedoch größtenteils unrealistisch war und letztlich vor allem politischen und finanziellen Interessen diente. Der Artikel warnt, dass Musk und Ramaswamy mit populistischen Strategien wie dem Verbreiten irreführender Informationen versuchen könnten, öffentliche Unterstützung für Kürzungen zu gewinnen, die viele Amerikaner hart treffen würden. Zudem könnten zivilgesellschaftliche Institutionen geschwächt und staatliche Aufgaben weiter privatisiert werden, was langfristig die Fähigkeit des Staates beeinträchtigen würde, essentielle Dienstleistungen zu gewährleisten. Abschließend betont der Artikel die Bedeutung von Bundesangestellten, die für den Schutz und die Aufrechterhaltung wichtiger staatlicher Dienstleistungen unerlässlich sind. Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten nicht nur ineffektiv sein, sondern auch das Vertrauen in den Staat weiter untergraben. Statt Bürokratie pauschal zu kritisieren, müsse der Fokus auf einer Stärkung und Reform der Verwaltung liegen, um eine funktionierende, gerechte Regierung sicherzustellen. (, Prospect.org)

Hier kommen drei Dinge zusammen, die ich immer wieder betone. Sprecht es mir nach: Milliardär*innen und Demokratie sind unvereinbar. Punkt Nummer zwei: Elon Musk ist ein Dampfplauderer, der der Überzeugung ist, alles besser zu wissen als alle anderen, was immer gefährlich ist. Musk ist unzweifelhaft eine sehr intelligente und aufnahmefähige Person mit einem breiteren Fähigkeitsspektrum als viele anderen. Aber „breiter“ ist nicht „unendlich“. Musk hat keinerlei Ahnung von Politik und Regierungshandeln. Die Vorstellung, dass das alles nur eine Frage der Logik sei, treibt viele dieser „Bros“ aus der libertären Blase, aber wann auch immer sie auf die Realität stoßen…stoßen sie auf die Realität. Um den Comedian zu zitieren: „[The world has problems, but] it takes a room full of morons to think they’re small enough for you to handle„. Er scheint nicht einmal begriffen zu haben, dass sein Posten keinerlei reale Macht hat und nur beratende Funktion hat – und von der Unterstützung eines so legendär steten Charakters wie Trump abhängt. Und das führt zum dritten Punkt: Bürokratisierung zurückschneiden klingt immer gut, ist aber in der Praxis wahnsinnig schwierig. Daran sind schon ganz andere Leute gescheitert. Was Musk bisher vorgeschlagen hat, ist auch ziemlich transparent vor allem ein Ausrichten des Regierungsapparats auf seine Geschäftsinteressen.

4) The choice between two scary extremes is usually a move to the right

Nach der Wahlniederlage der Demokraten 2024 wird diskutiert, ob die politische Linke kulturell zu weit gegangen ist. Dieser Konflikt ist nicht neu, Thomas Franks What’s the Matter With Kansas? aus 2004 behandelt ähnliche Fragen. Die Wahlergebnisse deuten darauf hin, dass viele Wähler eine extreme Rechte weniger abschreckend fanden als progressive Positionen. Dies liegt teilweise an der Natur des Extremismus: Konservative Extrempositionen wie „Hormonalbehandlungen für Minderjährige verbieten“ wirken weniger bedrohlich, da sie auf Rückkehr zu früheren Zuständen abzielen. Liberale Extreme wie „Zwölfjährige wissen, was sie tun, also erlauben wir Transitionen“ erscheinen jedoch vielen Wählern als beunruhigender. Bei älteren Themen wie Abtreibung wirken konservative Positionen dagegen oft abschreckender. Oft reicht die bloße Existenz einflussreicher linker Extremer, um Wähler zur Rechten zu treiben, selbst wenn Demokraten diese Positionen nicht aktiv unterstützen. Ohne klare Abgrenzung durch liberale Politiker dominieren konservative Narrative – ein Schlüsselfaktor für die Wahlniederlage 2024. (Kevin Drum, Jabberwocking)

Ich denke, dass Drum grundsätzlich absolut Recht hat. Die Furcht vor Veränderung war schon immer das zentrale Problem der Progressiven, egal, welches Ziel sie erreichen wollten. Deswegen würde ich zu den von Drum genannten Aspekten noch einen weiteren hinzufügen: der Naturzustand jedes Systems ist die Stasis. Jede Veränderung erfordert Aufwand, während nichts zu tun den aktuellen Stand beibehält. Deswegen tut sich ja üblicherweise so lange nichts, bis entweder der Veränderungsdruck zu hoch ist oder aber jemand eine hinreichende Menge politisches Kapital besitzt und dieses investiert. Und das ist selten der Fall, glücklicherweise im einen, bedauerlicherweise im anderen Fall.

5) Russia’s War Economy Is Hitting Its Limits

Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus erhöht die Bedeutung, Russlands Kriegswirtschaft zu analysieren. Trumps Berater drängen auf Frieden in der Ukraine, basierend auf der Annahme, dass Russland den Krieg langfristig fortsetzen könne. Doch die tatsächlichen wirtschaftlichen Ressourcen Russlands sprechen dagegen. Obwohl Russlands Wirtschaft durch clevere Makropolitik und Sanktionsumgehung bislang stabil wirkt, zeigen sich zunehmende Engpässe. Rüstungsproduktion und Personal können den hohen Verlusten an Panzern, Artillerie und Infanteriefahrzeugen nicht standhalten. Besonders kritisch ist der Mangel an Kanonenrohren, da Russland über unzureichende Produktionskapazitäten verfügt und Vorräte aus sowjetischen Beständen nahezu aufgebraucht sind. Bis 2025 drohen gravierende Ausfälle bei Schlüsselwaffensystemen. Russlands Wirtschaft ist durch hohe Militärausgaben künstlich gestützt, die jedoch langfristig nicht tragbar sind. Eine Demobilisierung würde eine Rezession auslösen, während eine Beibehaltung der Rüstungsausgaben das zivile Wirtschaftsleben abwürgt. Alternativ könnte Russland durch militärische Aggressionen Ressourcen erzwingen, etwa in der Schwarzmeerregion oder durch Drohungen gegen Europa. Der Westen muss geduldig bleiben, um Russlands Kriegsanstrengungen bis 2025 zu untergraben, sollte jedoch auch auf neue Bedrohungen nach einem möglichen Waffenstillstand vorbereitet sein. (Marc deVore, Foreign Policy)

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie belastbar diese Prognose ist. Auf der einen Seite hören wir seit Februar 2022, dass die russische Wirtschaft die Belastungen des Krieges nicht überstehen kann und dass die russische Armee über Kurz oder Lang erschöpft sein wird. Das ist offensichtlich bisher nicht ansatzweise eingetreten. Auf der anderen Seite hören wir auch seit 2022, dass die Ukraine den Verteidigungskampf nicht aufrechterhalten kann. Ich denke, beide Seiten sollten sich immer wieder in Erinnerung rufen, wie unglaublich zäh Nationen im Krieg agieren können. Es ist aus heutiger Perspektive kaum nachzuvollziehen, welche Entbehrungen die beteiligten Nationen im Ersten Weltkrieg über welchen Zeitraum zu tragen bereit waren (der Zweite Weltkrieg ist wegen der totalitären Strukturen weniger vergleichbar). Deswegen wäre ich übrigens auch skeptischer, was die Verteidigungsbereitschaft der Deutschen angeht. Ich denke, würde es tatsächlich zu einem echten Krieg kommen, der deutsches Territorium bedroht, wäre die Leidensbereitschaft hierzulande plötzlich deutlich höher, als es manche annehmen wollen. Ich mag mich natürlich auch irren.

Resterampe

a) Guter Artikel zum Bürgergeld. (taz)

b) Das ist mal definitiv eine Folge des Internets. (Twitter)

c) Manchmal hat man echt das Gefühl, es gibt niemand so lebensfremdes wie Ökonom*innen. (Twitter)

d) Es wird euch alle überraschen, dass voter fraud in den USA plötzlich kein Problem mehr ist. (NPCR)

e) CDU-Vertreter warnen vor Koalition mit FDP nach Bundestagswahl (Spiegel). Ich meine, abgesehen davon dass es akademisch ist…wer würde mit der FDP koalieren wollen?

f) Kretschmann: Zweite Fremdsprache zu lernen, ist künftig nicht mehr notwendig (“Mein Telefon übersetzt”) – Philologen empört. Das war schon vor dem Telefon Quatsch.

g) No, Trump is not on the side of blue-collar workers. (Kevin Drum)

h) Biden was a loud and proud centrist in 2020. (Kevin Drum)

i) The 3% solution. (Kevin Drum)

j) SPD-Abgeordneter warnt vor AfD-Stimmen bei Vertrauensfrage (Spiegel). So ein Quatsch. Scholz wird die verlieren. Was soll die AfD denn machen, für Scholz stimmen? Das kann die doch ihren eigenen Anhänger*innen nicht verkaufen. Einfach nur weil? Ich sehe die Logik überhaupt nicht. Aber wenn es euch bedrückt, wählt halt gegen den eigenen Kanzler. Das habt ihr ja 2005 auch gemacht.

k) BSW: Sahra Wagenknecht will Heizungsgesetz wieder kippen (Spiegel). Wagenknecht ist einfach dagegen. Immer, bei allem, Hauptsache auf der Seite vom Protest.

l) Wokeness has declined 24% over the past three years (Kevin Drum). Kein Zweifel.

m) I’m not sure the inflation horse is dead, so let’s beat it some more (Kevin Drum).

n) Bleibt ein relevanter Punkt für die Kernenergie (Twitter).

o) Wichtige Zahlen zu Trumps Wahlsieg (Twitter).

p) Democrats sind und bleiben einfach zu blöd (Twitter).

q) Frank Lübberding hat einen ganz guten Artikel zu den Koalitionswechseln der FDP (Welt).

r) We are all working class now (Kevin Drum). Der gleiche Unsinn wie vor zwei Jahrzehnten mit „middle class“.

s) Dieser Artikel über Peter Thiel ist auch schon fast dadaistisch (faz).

t) Nordstream: Wie ein ukrainisches Geheimkommando Pipelines sprengte (Spiegel). Man sollte hier nicht vergessen, dass was nun erwiesen ist lange als Verschwörungstheorie putinfreundlicher Kreise galt. Vielleicht als Warnung.

u) Die britische Kürzungspolitik ist…krass. (X)

v) North Carolina creates permanent Republican Supreme Court (Kevin Drum). Aber court packing ist völlig beyond the pale.

w) Three great modern myths (Kevin Drum).

x) Guter Thread zur Berliner Verkehrspolitik (X).

y) Die ganze Aufregung um die Durchsuchung wegen Habecks Anzeige war gegenstandslos (Spiegel). Die Hausdurchsuchung war bereits vor der Anzeige geplant. Aber macht nix, der Dreck bleibt hängen.


Fertiggestellt am 22.11.2024

{ 47 comments… add one }
  • VD 28. November 2024, 09:10

    e) CDU-Vertreter warnen vor Koalition mit FDP nach Bundestagswahl
    Haha, je nachdem wie die Wahl ausgeht wird die CDU ihre Liebe für die FDP oder auch für die Grünen etc. entdecken (Söder hat sich ja schon umentschieden was die Grünen angeht).
    Das ist alles Wahlkampfgedöns.

  • VD 28. November 2024, 09:12

    3) The Department of Government Efficiency Is Inefficient
    Als Softwareentwickler sind mir schon sehr oft Kollegen begegnet, die so ziemlich alles als „Softwareproblem“ sehen: auch eine Regierung.
    Und das gilt auch für „BWLer“, die eine Regierung unbedingt wie eine Firma sehen und führen wollen.
    Beides wird der Komplexität einer Staatsregierung nicht gerecht.

  • CitizenK 28. November 2024, 11:20

    s) Dadaistisch – wie ist das gemeint?
    Die FAZ hat offenbar ein Faible für Peter Thiel, der über den Hype um Elon Musk übersehen wird. Auch er hat ja Einfluss auf Trump. Ein Libertarian mit weltanschaulich/philosophisch/theologischem Fundament – ein Fan von Carl Schmitt! Rainer Hank empfahl dieses Interview als Einblick in seine Gedankenwelt : (mit einem Theologen!)
    https://www.youtube.com/watch?v=vfbndRTlsg4

    • Stefan Sasse 28. November 2024, 12:22

      Ich fand es viel Wortgebimbel ohne Inhalt.

      • Lemmy Caution 29. November 2024, 11:50

        Ich habe mir ein paar Sachen von dem Typen angehört.
        So schlecht finde ich ihn nicht, aber vielleicht bewege ich mich gedanklich auch ein bisschen in Richtung maga. Zumindest finde ich ja Milei 80% gut, 20% schlecht.
        Er fordert ein stärkeres out-of-the-box Denken ein. Das ist einfach eine gute Idee. China meldet inzwischen mehr Patente an als die EU, wir verlieren jeden Krieg, die Offensive der Autokratien läuft sehr gut. Es muss sich schon einiges ändern.
        Seine Nähe zu psychothropen Drogen gefällt mir überhaupt nicht. Wenn er auf irgendwelche Elemente der europäische Ideengeschichte rekurriert, klingt das schon sehr nach wikipedia. Popphilosophisch fällt er hier weit hinter Slawoj Zizek zurück.

  • Lemmy Caution 28. November 2024, 12:16

    f) Sprachen lernen in der Schule unnötig
    Ich habe mich in dem letzten Jahr intensiv mit dem Erlernen von Fremdsprachen beschäftigt. Vorher beherrschte ich bereits Englisch und Spanisch. Konsumiere jetzt Medien in noch 2 weiteren Sprachen, also Französisch und Portugiesisch.
    Es gibt eine Menge interessanter yt chanels, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
    Meine Favoriten sind:
    https://www.youtube.com/@daysandwords
    https://www.youtube.com/@languagejones6784
    https://www.youtube.com/channel/UCYNyKRHBzd7UPRUtDhofUKg
    https://www.youtube.com/@metatronacademy

    Modernes Sprachenlernen macht mir großen Spaß, aber für die Schule ist es vermutlich nicht so geeignet. Es macht auch sicher nicht jedem Spaß. Man benötigt eine hohe Frustrationstoleranz, vor allem beim Sprechen und Schreiben. Auf einem B1 Level kann ich manchmal einfache Sachverhalte in Französisch spontan nicht ausdrücken. Von mir produziertes Portugiesisch ist nach wie Portunhol, d.h. eine Mischung aus Portugiesisch und Spanisch. Beide Sprachen sind halt sehr ähnlich.
    Das Sprachwissen fließt durch das Gehirn durch. Vieles vergißt man wieder und man lernt das halt mehrmals. Irgendwann ist das im Langzeitgedächtnis.
    Bezüglich der Methodik habe ich Erkenntnisse gewonnen, die mir auch im Programmierjob helfen.
    Hier eine interessante Diskussion über verschiedene Methoden, die funktionieren oder nicht: https://www.youtube.com/watch?v=9h0JmWWNNPA [in portugiesisch, hat aber gute Englische Untertitel]. Ich sehe alles sehr ähnlich wie diese beiden richtigen Profis.
    Am wichtigsten ist „Comprehensible Input“, d.h. man ich höre Zeug, dass mich inhaltlich interessiert und das ich zu 70 bis 100% verstehe. Seit einiger Zeit gehören dazu auch normale Dokumentationen mit Untertiteln und manchmal vor und zurückspulen. Schaue z.Zt. die französische Serie „Family Business“ mit realistischem „Französisch von der Straße“. Da brauche ich aber oft eine Übersetzung. Dank Lingopie kein Problem, aber das kostet Geld. Uni-Vorlesungen über irgendwelche historischen, ökonomischen, politischen oder Informatik-Themen sind für mich viel einfacher, aber so war das damals in Spanisch auch. Es gibt Tonnen von gutem comprehensive input content in mehr oder weniger vereinfachtem Französisch auf youtube.
    Außerdem besuche ich Babbel Gruppen-Kurse, die Babbel app, benutze Vocabulaire/Grammaire progressif du francaise (insgesamt 6 (!) Bücher A2 bis C2), tv5 monde und Kurse von 2 youtuberinnen. In den Babbel-Kursen waren am Anfang viele Mitlerner mit Orientierungsschwierigkeiten. In den hohen A2 Kursen sehe ich da nur andere Leute, die motiviert sind und wissen was sie tun. Ich vermute, dass es da Abbrecher gibt. Es ist halt nicht für jeden.
    In Duolingo habe ich den streak reißen lassen. Das wurde mir irgendwann zu anstrengend und der return on investment nimmt ab B1 Level stark ab. Da sind freiere Methoden des Lernens effektiver und weniger anstrengend. Die Deutsch-Spanisch, Deutsch-Französisch und Englisch-Portugiesisch-Kurse habe ich lange abgeschlossen, aber Englisch-Spanisch und Englisch-Französisch sind halt riesig viel länger. Ich wäre damit 2025 nicht fertig geworden. Vielleicht fange ich irgendwann wieder an.

    V.a. Französisch nahm und nimmt eine Menge Zeit in Anspruch. Ich werde in diesem Leben noch Niederländisch und Italienisch lernen, aber das muss noch einiges warten. Ich bin an anderen Kulturen sehr interessiert und habe mich mein ganzes Leben in Themen „verbissen“. Ich glaube nicht, dass jeder daran Spaß findet.

  • Thorsten Haupts 28. November 2024, 12:24

    Zu 1)

    Was DU vielleicht vollständig übersiehst, sind noch viel ältere Parallelen: Trump und seine MAGA-Bewegung versteht man dann am besten, wenn man sie in den Begriffen des mittelalterlichen europäischen Feudalismus beschreibt 🙂 .

    • cimourdain 28. November 2024, 13:18

      Gottesgnadentum => check
      Vergeben von Lehen an Gefolgsleute (Vasallen), Ämterpatronage und Nepotismus => check
      Zementieren sozialer Klassen durch Einheit politischer und ökonomischer Macht => check

    • Stefan Sasse 28. November 2024, 13:37

      Ne, das sehe ich überhaupt nicht.

      • Thorsten Haupts 28. November 2024, 15:48

        Die Überzeugung vom eigenen Auserwähltsein. Die Vergabe von „Fürstentümern“ an besonders loyale Hauptleute. Die Betrachtung der eigenen Partei ausschliesslich als Gefolgschaft unter Loyalitätsaspekten. Die Attitüde „What I say, comes“. Die Behandlung von Aussenpolitik als Netzwerk persönlicher Beziehungen. Die Bewunderung anderer autoritärer Machthaber.

        Ich sehe da so viele historische Parallelen.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 28. November 2024, 12:28

    Zu 2)

    Die CDU war genau einmal in ihrem Leben Programmpartei, für eine kurze Zeit: Als Antwort auf die ideologischen Herausforderungen des Kommunismus/Sozialismus und die 68er. In den sieziger Jahren des letzten Jahrhunderts, unter einem Generalsekretär Kurt Biedenkopf.

    Davor wie danach ist ihr natürliches Habitat das eines Kanzlerwahlvereins. Für den all die Kriterien von Programmparteien völlig irrelevant sind.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 28. November 2024, 13:37

      Das ist so zu überzeichnet. Die CDU ist flexibler, aber die haben offensichtlich auch ideologische Kernbestände.

  • cimourdain 28. November 2024, 13:05

    1 ) Ich habe jetzt schon mehrfach Artikel gelesen, die Trump mit Andrew Jackson verglichen. Beispiel:
    https://openhistorysociety.org/members-articles/is-donald-trump-a-jacksonian-by-dr-david-white/

    2) Das ist eine der großen Kurzsichtigkeiten der Regierungskritiker „von links“: Dass sie nicht sehen (wollen), wie viel übler (aus „altlinker“ Perspektive) ein Kanzler Merz als die Regierung Scholz agieren würde.
    Eine andere Frage ist: Ich habe das Gefühl, dass die Medien (auch „liberale“) mit der CDU und Merz derzeit sehr schonend umgehen. Können andere das bestätigen/widerlegen?

    4) Dein Stasis-Bild ist interessant, hat aber womöglich einen zusätzlichen Effekt: Es spricht danach viel dafür, dass die nötige „Aktivierungsenergie“ weitgehend unabhängig davon ist, wie groß die Veränderung ist. Kleine Veränderungen stoßen auf den gleichen Grundwiderstand wie große. Dann wäre aber das politisch klügste Vorgehen, die (den Status-quo bevorzugende) Gesellschaft zu einem geeigneten Zeitpunkt mit Komplettumbrüchen zu „überrollen“.

    e) Interessant ist, dass das eine Agenturmeldung (dpa) war. Am gleichen Tag erschienen zum Spiegel inhaltlich deckungsgleiche Artikel in BR, Tagesschau, N-tv, Zeit. Die „Kampagnenstärke“ von Presseagenturen sollte man nicht unterschätzen.

    j) Unter der Maßgabe, dass sich für konkretes Abstimmverhalten eh niemand interessiert (siehe FDP/Schuldenbremse) wäre das Szenario als „5-Züge voraus“ Politschach denkbar: Da die Neuwahlen zwischen den „Altparteien“ ausgekungelt wurden, sieht sich die AfD als „Wahrerin der Demokratie“ verpflichtet, dies zu verhindern. Sie lässt die Vertrauensfrage scheitern, Scholz müsste als „Lame duck“ von AfD-Gnaden weiterregieren – oder zurücktreten. Er entscheidet sich für letzteres, der Vizekanzler rückt nach und die AfD hat das perfekte Feindbild: einen grünen Bundeskanzler.

    l) Die Methodik ist extrem fragwürdig: Das beruht auf einem Index, der sich aus Begriffshäufigkeiten berechnet, wobei die verwendeten Begriffe ein „Geschäftsgeheimnis“ (von Google??) darstellen.

    v) Ernsthafte Frage: Die Richter am NCSC sind öffentlich gewählt.
    https://en.wikipedia.org/wiki/North_Carolina_Supreme_Court
    Wie kann da die republikanische Partei dem Gouverneur vorschreiben, welche Richter er ernennt?

    y) Das hatte ich dir erst gestern en detail diskutiert, Angesichts der Gesamtumstände mag dieser eine Dreck nicht berechtigt sein, aber mehrere Politiker (darunter Habeck und Merz) machen mit bei einem „Drecks“-system. Bestätigt hat sich meine Vermutung, dass die Anzeige über ein Online-Meldeportal kam – böse formuliert: „Jetzt sind die Politiker sogar schon zu faul, ihre Beleidigungsanzeigen selber zu stellen.“

    • Stefan Sasse 28. November 2024, 13:41

      1) Ja, das ist eine wesentlich tragfähigere Parallele als Hitler. Leidet nur daran, dass Jackson tatsächlich persönlich was geleistet hat 😉

      2) Sehe ich beides auch so.

      4) Hm, interessanter Punkt. Gut möglich. Schon alleine, weil das Gefühl für die Größe der Veränderung eh trügerisch ist.

      e) Ja!

      j) Der Vizekanzler rückt aber nicht nach. Bei Rücktritt wählt der Bundestag einen neuen Kanzler.

      v) Indem sie das Gesetz ändert.

      • cimourdain 28. November 2024, 15:20

        1) Wenn du ethnische Säuberungen als „Leistung“ betrachtest, dann habe ich echte Moralbedenken.

        j) Stimmt, Fehlkalkulation meinerseits. Aber die Frage bleibt imho offen, ob eine destruktive Partei nicht durch taktisches Abstimmverhalten ein „Interregnum“ herauszögern und davon profitieren kann.

        • Stefan Sasse 28. November 2024, 15:48

          1) Ne, mir ging es eher darum, dass der auch große Töne spuckte, aber wenigstens was dahinter hatte. Nicht, dass ich Jackson gut fände. Furchtbar ekliger Typ.

          j) Ja, aber das ist viel zu unkalkulierbar.

  • Ariane 28. November 2024, 13:40

    1) sind die deutlichen Parallelen Trumps zu den amerikanischen Ideologien des 19. Jahrhunderts

    Guter Vergleich denke ich, hatte neulich einiges aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg gelesen und ich finde die Unversöhnlichkeit und auch die Prise Wahnsinn, die da manchmal mitschwang, passte irgendwie.
    Auch – und das ganz ohne Internet! – so diese Wellen von Hysterie und Aufregern, die es gab, da passen ja auch die Know Nothings und dann gab es ja so eine Aufregung weil der Papst kam (oder die Katholiken). Das hat mich bisschen an den Twitter-Aufreger des Tages erinnert ^^

    2) auf der anderen Seite kümmert fast niemanden, wie offensichtlich unrealistisch oder gar rechtswidrig viele CDU-Forderungen eigentlich sind
    Joa, aber das ist nicht unbedingt der CDU anlasten, fragt halt keiner mal genauer nach.

    Im Gegensatz zur Koalitionsfrage, die sie ständig selbst wieder lostreten und wo ich wenig Gewinnerpotenzial sehe und eigentlich noch weniger Sinn. Es ist ja absehbar, dass eine Regierung ohne die Union nicht möglich sein wird (siehe e – außer wenn Merz noch paar Mal erzählt, dass er Lindner als Finanzminister engagieren will^^)

    3) Das was VD sagt.
    Ich weiß auch gar nicht, wie sinnig so ein ernsthafter Artikel dazu ist, als wenn da jetzt ein ernsthaftes Ministerium mit ernsthaften Anliegen laufen soll (sehe ich so gar nicht).
    von Politik und Regierungshandeln. Die Vorstellung, dass das alles nur eine Frage der Logik sei,
    Das würde ich noch erweitern durch „sie funktionieren nach ihrer eigenen Logik“ und wenn du das wie ein Start-Up oder wie VD sagte, als BWLer aufziehen willst, geht das in die Hose.

    5) Ich denke, würde es tatsächlich zu einem echten Krieg kommen, der deutsches Territorium bedroht, wäre die Leidensbereitschaft hierzulande plötzlich deutlich höher, als es manche annehmen wollen. Ich mag mich natürlich auch irren.
    Ja unbedingt. Das hab ich mir auch gedacht bei dieser komischen Meldung vom BND-Chef über Putin und Artikel 5. Ich glaube das sind Sachen, die unmöglich vorab im Abstrakten prognostiziert werden können, sondern man weiß es, wenn es soweit ist.
    Siehe auch den Absatz davor, ich glaube das unterschätzt, was für ein Ausnahmezustand so ein Krieg ist, der Überlegungen aus Friedenszeiten dann eben schnell hinfällig werden lässt.

    a) Wirklich guter Artikel. Was ich da schön – gleichzeitig generell aber auch problematisch finde: man ist so krass abhängig davon, auf vernünftige und engagierte Leute zu treffen, weil man sonst total schnell aufgeschmissen ist. Und zieht bloß nicht in irgendwelche Grenzregionen! Hatte neulich ein längeres Gespräch an dessen Ende sich herausstellte, dass das nutzlos ist, weil ich in einem anderen Bundesland wohne!

    • cimourdain 28. November 2024, 15:14

      1) Ich glaube nicht, dass ein Papst in die USA gekommen ist, die „Reisediplomatie“ des heiligen Stuhls gibt es erst seit Paul VI (1963). Wer allerdings kam: katholische Migranten aus „Entwicklungsländern“ (Irland).

      Wo wir bei Hysterien und (ausbleibenden) religiösen Figuren dieser Zeit sind: Ebenfalls nicht gekommen ist (trotz Ankündigung) Jesus.
      https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Disappointment

  • Dennis 28. November 2024, 16:13

    e).
    Ach Jottchen, das ist die CDA, die da „warnt“ („Christlich-demokratische-Arbeitnehmerschaft“). Nur alte Leutchen wie ich können sich noch dunkel erinnern, dass die früher mal nicht unbedeutend waren. Der Blüm, Nobbi, war da der letzte Mohikaner mit einem nennenswerten Einfluss, ansonsten ist die Gattung im Wesentlichen ausgestorben. An Rhein und Ruhr (wo die Gattung historisch auch hauptsächlich herkommt; Linkskatholizismus und so) gibt es auch noch ein paar CDA-Zombies wie der im verlinkten Artikel zitierte Herr Radtke aus Bochum-Wattenscheid mit Gewerkschaftskarriere bei Bergbau/Energie. Der Grund für deren Extinktion liegt allerdings im gesellschaftlichen Wandel und nicht daran, dass die doof sind.

    Eigentlich sollten die eher davor „warnen“, dass die Schnittmenge CDU/FDP mittlerweile annähernd 100 % beträgt, wodurch sich das, wovor „gewarnt“ wird, sowieso erledigt.

  • Lemmy Caution 28. November 2024, 16:47

    5) Das mit den instabilen Makroökonomien wie jetzt auch in Rußland ist nicht so einfach.
    In Lateinamerika kam es ja v.a. früher öfters mal vor, dass so eine Ökonomie ins Taumeln gerät. Die können oft noch Jahre ihre Insolvenz weiter verschleppen, bis der „shit hit the fan“-Moment eintritt.
    Euro-Rubel Kurs (immer in der Richtung suchen) ist schon erratisch seit ca 3 Monaten. Seit heute kaufen die inländisch keine Dollars mehr. Weiß jetzt nicht, zu welchen Problemen das führt, aber gesund ist das nicht.
    Der Leitzinssatz von 21% ist offensichtlich krass hoch.
    Der youtuber konstantyn redet viel über die russische Wirtschaft. Ex-Energie-Manager, Exiliant in Taschkent, Ökonomie-Studium in den USA. Kennt sich in Standard Economics wirklich aus und liest viele russische Wirtschaftsnachrichten. Er ist schon alarmistisch, aber rund läuft die russische Volkswirtschaft wirklich nicht. Aktuell ist der wieder auf täglich >1 Stunde live.
    https://www.youtube.com/@INSIDERUSSIA
    Alarmisten wirken oft jahrelang als Volltrottel … bis zum „shit hit the fan“-Tag.

    Bevor Venezuela 2016 oder 2017 in die Hyperinflation abtauchte, kündigten das Leute auch Jahre vorher an.
    In Argentinien ging der Schwarzmarktkurs des Pesos 2023 immer mehr in Achterbahnmodus, v.a. nachdem die Soja-Ernte so katastrophal war und dann noch klar wurde, dass Milei eine Chance hatte.

  • Lemmy Caution 29. November 2024, 09:47

    t) Sprengung der Nordstream pipeline.
    Ich habe es immer für am wahrscheinlichsten gehalten, dass Ukrainer die Pipeline gesprengt haben. Für mich sind das Helden.
    Aus den Resten der Pipeline sollte ein Erinnerungsort gemacht werden. Als Mahnmal an die außer jede Kontrolle geratene Hybris der Politik des „Wandels durch Annäherung“ und „Einbinden von Autokratien“.
    Ich war diese Woche auf einer Kuba Veranstaltung und so ein ostdeutscher Bürokrat von der evangelischen Kirche redete von „Wandel durch Annäherung“…
    Wir sollten wirklich zum ehrlichen Antagonismus der 50er zurückkehren. Und zwar ziemlich zügig.

  • Ralf 30. November 2024, 02:32

    zu 4) “unbeliebte progressive Ideen”

    Ohne klare Abgrenzung durch liberale Politiker dominieren konservative Narrative – ein Schlüsselfaktor für die Wahlniederlage 2024

    Die fehlende Abgrenzung der Demokraten gegenüber dem linken Rand war ein Schlüsselfaktor für die Wahlniederlage 2024? Das halte ich für eine gewagte These. Themen wie “Gaza”, “Police Defunding” oder “Rechte von Trans-Personen” haben im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt und wurden auch in Wahlnachbefragungen kaum von Bürgern als entscheidend für ihre Stimme angegeben. Stattdessen ging es um die Inflation (ein reales Problem). Es ging um eine gefühlte Schwäche der Wirtschaft und des Landes (ein erfundenes Problem -> Danke Privatmedien und Internet!). Und es ging um Masseneinwanderung und Kontrollverlust an der Grenze zu Mexiko (ein reales Problem).

    • Stefan Sasse 30. November 2024, 18:56

      Ja, das ist auch so ein Punkt, an dem ich aktuell noch am unsichersten bin. Aber mangels besserer Strategie hilft es auf jeden Fall nicht.

  • Ralf 30. November 2024, 02:44

    zu f) “zweite Fremdsprache”

    Ich sehe nicht, weshalb eine zweite Fremdsprache verpflichtend sein sollte. Kann man doch als Wahlfach machen für diejenigen, die das gern wollen und die sich eher in Richtung Sprachen spezialisieren möchten.

    Ich hatte im Gymnasium übrigens fünf Jahre Latein und das einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass “appropinquare” auf deutsch “sich nähern” heißt. Ich hatte auch ein Jahr Französisch. Heute könnte ich mir noch nicht einmal in Paris ein Croissant bestellen …

    … also … könnte ich natürlich schon: Auf Englisch halt …

    • Lemmy Caution 30. November 2024, 09:48

      Wie viel weißt Du noch von der Mathematik, der Chemie, etc., die Du in der Schule gelernt hast?
      In der Schule lernt man ja größtenteils wie man lernt und behält die Inhalte für den Rest seines Lebens 1:1 im Gehirn.
      Natürlich kannst Du dir in Paris ein Croissant bestellen.

      A0 Level:
      Du gehst einfach in die Bäckerei, stellst Dich in die Schlange, sagst Bonjour und zeigst auf das Croissant. Dann bezahlst Du den Betrag, der an der Kasse angezeigt wird.

      Das ist auch sprachliche Kommunikation, nur halt mit Hilfe von Handzeichen.

      A2 Level:
      Du gehst in die boulangerie, stellst Dich in die Schlange, sagst:
      Bonjour Madame, je voudrais un croissant, s’il vous plaît.
      Und musst auch gar nicht auf die Kasse schauen, weil Du die Zahl verstehst.

      Meine Schwester war eine schlechte Französisch-Schülerin, versteht aber ein paar Dinge in Frankreich, oder wenn zwei andere Leute Spanisch sprechen (Magie der Romanischen Sprachen).

      So dumm ist dann das Lernen zumindest einer Romanischen Sprache auch nicht. Deutschland ist im Westen von Ländern umgeben, die so sprechen.

      Alles über A2 Level erfordert eine Menge Zeit, bei der man sich aber nicht zu sehr anstrengen sollte.
      Es existiert dieses „können“ nicht. Ich verstehe nach 11 Monaten Französisch die meisten Le Monde Artikel zu 90%, ohne eine Vokabel nachzuschlagen, schau mir Dokumentationen an, verstehe aber in der Serie „Family Business“ ohne Rück- und Vorspulen oft nur Bahnhof, weil die Slang sprechen. Ich kann ein Sachbuch über Marokkanische Geschichte recht flüssig lesen, muss aber bei einem Maigret-Krimis oft massiv Vokabeln nachschlagen.

      In der Schule sollte Latein verboten und die Lehrmethoden angepaßt werden, d.h. mehr „comprehensible input“ und weniger rumreiten auf irgendwelche obskuren Grammatik-Regeln.
      Hier ein interessantes Interview zu dem Thema von 2 Pros in Englisch.
      https://www.youtube.com/watch?v=UTnsHQjj2QM

      • Ralf 30. November 2024, 11:01

        Von der Mathematik und der Chemie, die ich in der Schule gelernt habe, erinnere ich mehr als von Latein und Französisch, aber das ist aufgrund meines Berufs auch wenig überraschend. Mein Punkt ist aber garnicht, dass eine zweite Fremdsprache überflüssig ist (ist sie nicht! Im Gegenteil. Sie kann sicher unheimlich bereichernd sein). Mein Punkt ist, dass eine zweite Fremdsprache nicht essentiell ist. Nicht so essentiell, dass man sie zum Pflichtfach machen muss.

        • Thorsten Haupts 30. November 2024, 12:40

          Aus meiner beruflichen Erfahrung: Völlig korrekt. Englisch hat sich derart universell als erste Fremdsprache weltweit durchgesetzt (selbst in China), dass weitere Fremdsprachen schlicht für sehr wenig notwendig sind (das mag für Diplomaten oder Übersetzer anders sein, aber das sind Nischenberufe).

          • Lemmy Caution 30. November 2024, 14:38

            Englisch ist am Ende des Tages ein schlecht ausgesprochenes Französisch mit unstrukturierter Grammatik. Zu dem Ergebnis kommt jedenfalls dieses französische Buch.
            https://www.amazon.de/langue-anglaise-nexiste-pas-fran%C3%A7ais/dp/207305661X
            Die normannische Eroberung von 1066 bewirkte, dass am Hof 200 Jahre eine Art von Französisch gesprochen wurde. Das hat sich massiv auf die Sprache niedergeschlagen, d.h. der germanische Ursprung der Grammatik ist an vielen Stellen nicht mehr erkennbar und 58% der Wörter haben einen französischen oder lateinischen Ursprung.
            https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_English_words_of_French_origin#/media/File:Origins_of_English_PieChart.svg

          • Lemmy Caution 1. Dezember 2024, 13:58

            Der youtuber Language Simp mit 1,6 Mio Followern hat sich neulich mal in seiner Untersuchungsreihe zu verschiedenen Sprachen aus Sicht eines Sprachen-Lerners die Englische vorgenommen. Das Ergebnis läd nicht zum Lernen dieser Sprache ein: https://www.youtube.com/watch?v=cTQrl-1KE7U

            • Ralf 1. Dezember 2024, 14:46

              Hab das Video nicht gesehen. Aber die Selektion “globaler Leitsprachen” entspringt grundsätzlich nicht linguistischen Überlegungen sondern politischen Realitäten. Als z.B. Latein die Leitsprache im antiken Europa, Nordafrika und Vorderasien wurde, geschah das nicht wegen der einleuchtenden Grammatik sondern wegen der Dominanz des römischen Reiches. Analog dazu haben die USA seit dem Zweiten Weltkrieg die politische und kulturelle Führungsrolle in der Welt übernommen. Und damit ist Englisch zur globalen Leitsprache avanciert. Das wird sich nicht ändern. Egal ob Linguisten bessere Vorschläge hätten (siehe den großen Erfolg von Esperanto) …

            • CitizenK 1. Dezember 2024, 15:24

              Das Video ist lustig (Werbung), hat aber wenig Substanz. Aussprache und irreguläre Verben sind im Französischen even more weird.
              Ein Vorteil, außer lingua franca, ist die Kürze. Vergleiche Schilder oder Texte: Englisch ist fast immer kürzer, knapper, auf den Punkt.
              Was mir beim Lesen englischer Bücher Probleme macht: Englisch hat so viele verschiedene Vokabeln für die gleiche Sache. Hängt wohl zusammen mit den verschiedenen Wurzeln (die im Video gut aufgezeigt werden).

              • Lemmy Caution 1. Dezember 2024, 20:01

                Das Video ist Unterhaltung, aber Language Simp redet eigentlich keinen Quatsch.
                Diese europäischen Sprachen sind unterschiedlich, hängen aber alle miteinander zusammen.
                Daniel Defoe sprach sich 1708 gegen die Übernahme von Fremdwörter in die Englische Sprache aus:

                I cannot think but the {using} and {introducing} of {foreign} {terms} of {art} or {foreign} words into speech while our {language} {labours} under no {penury} or {scarcity} of words is an {intolerable} {grievance}.

                Was er nicht wußte: Alle die Wörter in geschweiften Klammern stammen aus dem normannischen Französisch. 40% des Wortschatzes der Gesammelten Werke Shakespeares stammen aus Frankreich.
                Als ich in meinen 20ern Spanisch lernte, merkte ich, dass sich mir viele vorher unbekannte englische Wörter aus dem Spanischen erschlossen.

                Viele französische irreguläre Verben sind – wie im Spanischen – aussprachebedingt und leicht zu lernen. Französische Aussprache ist eigentlich regelmässig, man muss halt in Buchstaben-Gruppen denken. ‚ont‘ ergibt nicht 1 Vokal + 2 Konsonanten-Laute sondern ein nasaliertes ‚o‘. Ich weiß aus den Sprachkursen, dass Italiener das am Anfang überhaupt nicht akzeptieren, aber in die oberen A2 Kursen, haben sie es hingenommen 😉
                Die gleiche Buchstabenkombination ergibt immer den gleichen Laut. Dass in ‚women‘ plötzlich das o wie ein ‚i‘ ausgesprochen wird, gibt es im Französischen nicht.

        • CitizenK 30. November 2024, 13:25

          An den Beruflichen Gymnasien in BW gibt es mit nur einer Fremdsprache nur die Fachgebundene Hochschulreife. Am Wirtschaftsgymnasium also nur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mit der 2. kann man dann aber auch Chemie oder Medizin studieren. Diese Logik habe ich nie verstanden.

          • Ralf 30. November 2024, 13:58

            Möglicherweise liegt das darin begründet, dass man den Bildungspolitikern dann auf Französisch erklären kann, wie schwachsinnig ihr Hochschulzugangssystem ist … 😉

            • CitizenK 30. November 2024, 17:40

              Spanisch und Russisch gehen auch 😉

          • Stefan Sasse 30. November 2024, 18:57

            Total bekloppt. Da gehen riesige Ressourcen rein, und das Ergebnis ist katastrophal.

    • Stefan Sasse 30. November 2024, 18:56

      Korrekt.

      Und in Frankreich versteht keiner Englisch…

      • Lemmy Caution 30. November 2024, 20:48
        • CitizenK 1. Dezember 2024, 05:28

          Gut so. Noch vor 12 Jahren sprach keiner Englisch an der Rezeption eines Hotels in unmittelbarer Bahnhofsnähe.
          Wie steht es eigentlich mit der Digitalisierung in Frankreich?

          • Lemmy Caution 1. Dezember 2024, 10:23

            Laut den Erfahrungen einer Deutschen, die seit einigen Jahren in Frankreich lebt, hat Frankreich uns in der Digitalisierung inzwischen abgehängt.
            https://www.youtube.com/watch?v=3oRJmuaMmjw
            Ab Minute 8:08 . Ist in Deutsch.

            War im Frühling in der Wallonie (d.h. französischsprachiges Belgien) und Luxemburg radeln. Da konnte eigentlich keiner der sicher nicht bildungsfernen Vermieter von Appartments Englisch sprechen. Die chinesischen Vermieter in Luxemburg und der Araber in Lüttich übrigens auch nicht. Da verstand ich aber bereits genug Französisch, sprach aber sehr schlecht.

            Ich sehe deren Englisch-Ignoranz übrigens als ein feature und kein bug. Es ist doch ein interessantes challenge, sich in einer anderen Sprache einem anderen Menschen verständlich zu machen. In Italien habe ich in den letzten Jahren immer konsequent Spanisch gesprochen und es hat sehr gut funktioniert.

        • Stefan Sasse 1. Dezember 2024, 09:03

          Ich war 2023 auf Korsika. Ich habe eine (!) Person gefunden, die Englisch konnte. Eine. In der Hauptstadt einer Touristeninsel. Nicht mal die Polizei konnte dort Englisch.

          • Ralf 1. Dezember 2024, 10:19

            Ich glaube, das kann regional sehr unterschiedlich sein. Ich war vor zwei Jahren in Neapel. Da sprach kein Mensch Englisch. Noch nichtmal der Taxifahrer am Flughafen. Aber nur 200 km nördlich in Rom sprachen alle fließend Englisch …

            • Stefan Sasse 1. Dezember 2024, 19:14

              Gut möglich! Ich fand’s nur krass, dass in ner Tourihochburg keiner Englisch kann. Oder Deutsch. Oder irgendwas.

          • Lemmy Caution 1. Dezember 2024, 10:29

            Dafür haben die auf Korsika eine sehr verbreitete Regionalsprache, die eher Italienisch als Französisch ähnelt.
            Wenn da einer Englisch kann, ist der mit hoher Wahrscheinlichkeit tri-lingual.

      • derwaechter 1. Dezember 2024, 01:02

        Das stimmte meiner eigenen Erfahrung nach vor 20 Jahren. Heute nicht mehr.

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