Deutschland, Land ohne Phantasie

Wer im Winter 2019 auf Deutschland schaut, nimmt bei näherer in Augenscheinnahme ein lethargisches, ja erschöpft wirkendes Land wahr. Nein, damit ist nicht die nationale Politik gemeint, die nur ein Abbild der narkotisierten Zustände der Gesellschaft bietet. Nicht erst seit dem Antritt des nun schon vierten Kabinetts Merkel kreisen die wichtigsten Initiativen des politischen Berlins um die Versorgung einer rasant alternden Bevölkerung. Und nur die immer gleichen Debatten um wachsende oder nicht wachsende Ungleichheiten sorgen noch für Kurzzeiterhitzung der Gemüter. Es breitet sich eine gefährliche Melange aus zwischen einer sehr saturierten Schicht von Alten, die im Vorruhestandsalter Unternehmen, Behörden und Vereinsmeierei beherrschen und einer Jugend, die gerade erst wieder ihre geistige Impotenz bescheinigt bekam und bei der die Intelligenteren glauben, der großzügige Verzicht auf den nächsten Sommerurlaub in Spanien wäre ein wichtiger Beitrag für die Rettung des Weltklimas. Das Land ist nach einer Dekade stetigen wirtschaftlichen Aufschwungs von einer Phantasielosigkeit beseelt, die an den Beginn des Jahrtausends erinnert. Zeit für eine neue Agenda 2030? Eher nicht.

Deutschland an der Schwelle zu den Dreißigerjahren wirkt betulich. Wir leben von Stichworten, denen jede Phantasie fehlt und die mit bürokratischen Noten versehen werden. Klimawandel, natürlich, Digitalisierung, Umgestaltung der Arbeitswelt. Wer hier das Thema „Altersarmut“ vermisst, nein, die Welt kreist nicht um Germany. Niemand beherrscht in der Politik die Welt der Header besser als die Grünen, während die programmatische Detailverliebtheit der Sozialdemokraten bald auch noch den letzten gutmütigen Anhänger vertrieben haben wird. Doch schon die Überschriften werden uns hier in der Mitte Europas exogen vorgegeben. Immerhin, in kaum einem anderen Land sorgte die ikonisch wirkende Greta Thunberg, gerade 16 Lenzen jung, für solch ungeteilte Begeisterung und Gefolgschaft wie hierzulande. Die Digitalisierung, in manchen Regionen wie dem Baltikum schon sehr weit fortgeschritten, kommt hier nach Jahren, in denen Studien wie neue Techniken jeden längst hätten aufwecken müssen, als Schnarchthema daher, verbunden meist nur mit Ängsten vor Jobverlust. Und niemand von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen hat in diesem Land eine Ahnung, was die Menschen in ein paar Jahren brauchen könnten – schon gar nicht die heutigen Teenager und Bürostarter, deren gestalterischer Ehrgeiz in ihrem zukünftigen Beruf gegen Null tendiert.

Es ist eine Mischung aus Nicht-Können und Nicht-Wollen. Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Ergebnisse der PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) bestätigten nur das Erlebbare. Die OECD misst hierbei die Kompetenzen in Lesen, Rechnen und Naturwissenschaften. Jeder fünfte 15jährige hat nicht mehr als Grundschulkenntnisse in Lesen, in den anderen Bereichen, nicht zuletzt Mathematik, sieht es nicht besser aus. Insgesamt haben sich deutsche Schüler im Vergleich zum letzten Test vor 3 Jahren verschlechtert. Aus einem Teenager mit elementaren Wissenslücken wird kein Überflieger mehr. Zu dem Nicht-Können gesellt sich dann Nicht-Wollen. Nie zuvor zeigte eine Generation so wenig Streben noch Selbständigkeit und Führung in Unternehmen wie die Angehörigen jener, die bereits bei der Namensgebung als das Ende der Geschichte gesehen werden: die Z-Generation. Man kann das, wie die Studienautoren, eine besondere Risikoscheu der Deutschen nennen. Oder einfacher: Feigheit.

Am anderen Ende der Altersskala sieht es nicht besser aus. Noch immer bereiten sich die meisten auf den gleitenden Einstieg in den Ruhestand vor, wenn sie erstmal die Fünfzig überschritten haben. Nicht zuletzt deshalb konnte die von der SPD ins Gesetzesblatt gedrückte Rente mit 63 ein so überbordender Erfolg werden. Hatte die inzwischen aus der Politik ausgeschiedene damalige Arbeitsministerin Andrea Nahles noch mit 160.000 Anspruchswilligen gerechnet, waren es bereits im ersten Jahr 274.300 geworden – auch eine Art, den Arbeitsmarkt leerzufegen. Auf der einen Seite belastet dieses Instrument der Frühverrentung die Rentenversicherung enorm. Auf der anderen Seite verändert es den zeitlichen Horizont vieler Beschäftigter, wenn sie im Abreißkalender nur noch nachzählen, wann sie nicht mehr arbeiten brauchen.

Wer nicht gerade in einem hippen Berliner Start-up beschäftigt ist, hat es oft mit sehr vielen angegrauten Kollegen zu tun. Nach der Lebens-Rush-Hour lassen es die meisten eher genügsam angehen. Lebenslanges Lernen ist in Deutschland auch so ein populärer Kampfbegriff, der selten mit Leben gefüllt wird, schon gar nicht von den Betroffenen selbst. Die Mitarbeiter, die jenseits der Vierzig noch freiwillig und gar in der Freizeit an Schulungen teilnehmen und Fachliteratur lesen, lassen sich in Promillen bemessen, ohne Alkohol versteht sich. Schlimmer, den meisten fehlt in den jährlichen Mitarbeitergesprächen jegliche Phantasie, wo sie sich weiterbilden könnten. Ein Excel-Kurs vielleicht? Schönes Thema: In sämtlichen Unternehmensbereichen ist heute eine Fülle von Informationen zu verarbeiten. Die Server explodieren ob der schieren Masse an Excel-Dateien, die jeder Mitarbeiter nach eigenem Gutdünken anlegt, wenn ihm sonst nichts einfällt. Dort wird der Großteil der Informationen als digitaler Müll abgelegt, denn außer dem User selbst kann niemand die Dateien sinnvoll nutzen.

Vielen Beschäftigten wie Managern in Deutschland fehlt eine Vorstellung, warum sie etwas tun und vor allem, wie sie sich verbessern könnten. Das Interesse daran ist nur in für das eigene Wohlbefinden unschädlichen Dosen vorhanden. Man schmort im eigenen Saft. Das einstige Vorzeigeunternehmen Daimler (Mercedes-Benz) steht hierfür exemplarisch. Als der neue Chef Ola Källenius vor einigen Wochen verkündete, 1100 Stellen für Führungskräfte im einstmals Bullshit Castle geschimpften Headquarters zu streichen, hielt sich die Aufregung des Betriebsrates in Grenzen. Was werden einige hundert nun nutzlos gewordene Manager schon Großes geleistet haben, auf das man nun leicht verzichten kann? Interessanter ist da schon die Frage, wo die neuen Akkus für die neue Elektromobilität gebaut werden sollen. Dem in Stuttgart ansässigen Gesamtbetriebsrat ist wichtig, dass das Werk in Sindelfingen diese Aufgabe übernimmt. Von außen betrachtet wirkt der Anspruch lächerlich, können doch heute weltweit einfache Arbeiter Elektromotoren zusammenbasteln, allerdings zu weit niedrigeren Löhnen. Wenn Deutschlands Workforce tatsächlich nichts mehr besser kann als Billigarbeiter in China wie Rumänien, muss man sich ernsthaft Sorgen machen.

Politik wie Wirtschaft sind zunehmend orientierungslos. Hinzu tritt eine wachsende Elitenverachtung. Die Selbstverzwergung der SPD ist dafür in Berlin das sichtbare Beispiel, als die Mitglieder die bis dato eher unauffälligen Norbert Walter-Bojans und Saskia (wer?) Eskens zu ihren neuen Vorleuten wählten. Vom männlichen Teil der zukünftigen Doppelspitze ist immerhin bekannt, dass er Anschauungsunterricht bei den Kölner Dealern am Hauptbahnhof genommen hatte, als er als NRW-Kassenwart gestohlene Steuerdaten aufkaufte. In seinem eigentlichen Job, der ihn bekannt machte, war er dagegen weniger erfolgreich. Gleich drei seiner vorgelegten Landeshaushalte wurden als verfassungswidrig zurückgewiesen. Politpensionär und eine 58jährige, ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg sollen die Großorganisation namens SPD retten. Was bis vor kurzem bestenfalls als politischer Scherz durchgegangen wäre, ist heute im Willy-Brandt-Haus Realität. Was für die beiden roten Anführer sprach: sie haben keine Organisationserfahrung, aber aus sozialdemokratischer Sicht beste Absichten. Wer selbst doof ist, will keinen klugen Kopf über sich.

Politik, Unternehmensführungen und Bürger sind in ihrer Ignoranz und Überheblichkeit vereint. Wer versagt, sucht nach Ausreden, nicht Erklärungen. Eine allseits beliebte Behauptung besteht darin, fehlendes Geld zu beklagen. Die wenigsten halten sich mit Überlegungen auf, warum viele andere Staaten und Unternehmen, die über weniger Mittel und Wohlstand verfügen, so viel erfolgreicher sein können. Tatsächlich ist den Deutschen abhandengekommen, wofür sie Ewigkeiten in der Welt bewundert wie gefürchtet wurden: Organisationstalent. Hören wir auf, über inkompetente Politiker in Berlin und Brandenburg zu lachen, die als Manager eines Flughafens ihre Inkompetenz in Planung und Organisation unter Beweis gestellt haben. Das Gros der Bürger ist nur noch von guten Absichten beseelt, besitzt aber keinen Plan mehr. Andere Beispiele gefällig?

Im Öffentlichen Personennahverkehr mangelt es häufig an der systemischen Verzahnung verschiedener staatlicher Anbieter, damit der Kunde seine digitale Beförderungskarte auch tatsächlich online kaufen wie nutzen kann. Auflagen, Vorschriften und der Unwillen von Leuten, welche die Beschreibung ihrer Arbeitsweise mit „Dienst nach Vorschrift“ keineswegs als Beleidigung empfinden, stehen der Umsetzung von Neuheiten im Weg. Fehlendes Geld ist da nicht das Problem, sondern allein Ideenarmut und die Unfähigkeit zur Kooperation.

Angetrieben von den Wünschen und Begehrlichkeiten ihrer Mitglieder propagieren Gewerkschaften die Ausweitung der Heimarbeit der Beschäftigten. Deren verlängerter Arm, die Gewerkschaftsparteien SPD und LINKE, verlangen die Unternehmen notfalls (also regelmäßig) dazu zu zwingen, Home Office Arbeitsplätze zu ermöglichen. Da zeigt der Übeltäter mit einem Finger auf andere und mit den übrigen vieren auf sich. Nach derzeitiger Rechtslage gehen Arbeitgeber ein unkalkulierbares Haftungsrisiko ein, ohne gleichzeitig Kontrollrechte eingeräumt zu bekommen. Die eigene Wohnung ist grundgesetzlich geschützt, niemand, auch kein Arbeitgeber, darf hier ohne Erlaubnis eindringen. Gleichzeitig sind Unternehmen verpflichtet, ihren Beschäftigten geeignete Arbeitsplätze zu bieten und bei Unfällen für Schäden zu haften. Das kann nicht zusammengehen.

Die Mehrheit der Unternehmen hat mit der Digitalisierung ihrer Prozesse noch kaum begonnen. Nicht selten wird noch gearbeitet wie vor 40 Jahren. Ordnerkolonnen füllen Jahr für Jahr die Regale, riesige Läger müssen angemietet werden, um die Arbeitspapiere von 10 Jahren zu archivieren und am Ende der Vernichtung zuzuführen. Doch selbst solche Unternehmen, die sich das papierlose Büro auf die Fahnen geschrieben haben, scheitern mit der vollständigen Umsetzung an der Gesetzeslage. So schreiben Steuerdurchführungsverordnungen die detaillierte Dokumentation der Prozesse zur Archivierung digitaler Belege vor. Pech hat, wer von Lieferanten und Kunden (oder Behörden) weiterhin Rechnungen und sonstigen Schriftverkehr in Papierform erhält. Die müssen nämlich weiterhin im Original aufbewahrt werden – im Zweifel 10 Jahre.

Wer die heutige Arbeitswelt nicht nur aus den bräunlich verfärbten Programmpapieren der SPD kennt, kann sich über die deutschen Ängste vor der Digitalisierung nur wundern. Seit Jahren herrscht de facto Vollbeschäftigung, seit Anfang des Jahrzehnts ist der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen zu Lasten der Gewinne kontinuierlich gestiegen. In zahlreichen Berufen und Branchen müssen sich Unternehmen um geeignete Kandidaten bewerben, gleichzeitig werden die Ansprüche an zukünftige Mitarbeiter herunter- und das angebotene Gehalt hochgeschraubt. Und weil das alles nicht reicht, holt so manches Unternehmen pensionierte Ex-Kollegen zu lukrativen Bedingungen aus dem Ruhestand zurück. Die anderen klagen über hohe Arbeitsverdichtung und Überlastung. Tatsächlich liegt die Ursache häufig an einer ineffizienten Arbeitsweise, fehlende Automatisierung der Prozesse und nicht zuletzt einem Mangel an Phantasie der Betroffenen, ihre Arbeit einfacher zu gestalten.

Seit der industriellen Revolution arbeiten Menschen so, wie sie nicht geschaffen sind: standardisiert, genormt und mit hoher Präzision. Roboter, Automaten und Computer bieten diese Erfordernisse an Perfektion mit µ-Genauigkeit. Schon heute werden die höchsten Gehälter dort erzielt, wo es auf das ankommt, was Menschen ausmacht: Individualität. In vielen Branchen gibt es deswegen starke Trends zur Individualisierung von Produkten und Leistung. Die Ikeaisierung der Kaufgewohnheiten kommt damit an ihre Grenzen. Es gehört zu den Dramen der deutschen Spitzenindustrien, diese Entwicklung nicht erkannt zu haben. BMW, Audi, VW und Mercedes haben in Folge der Modularisierung ihrer Wertschöpfung so viele gleichartige Mobile geschaffen, dass erst die Margen sanken und dann die Marktanteile. Die Modehersteller Boss, Joop und René Lezard sind entweder pleite oder in ernsten Schwierigkeiten, weil ihre Produkte den Geruch der Stange atmen.

Wenn aber die Arbeitsverdichtung nicht weiter steigen kann und die Menschen wieder Platz für Ideen und Individualität benötigen, gibt es nicht weniger Arbeit, sondern andere. Es braucht wieder Menschen mit Phantasie und abstraktem Vorstellungsvermögen. Es benötigt die Bereitschaft, sich aus gelernten Stanzen zu lösen und Empathie für den Kunden zu lernen. Die heute im Politischen demonstrierte Besserwisserei und die Arroganz, Vorbild in Haltungsfragen sein zu wollen, sind denkbar schlechte Voraussetzungen, sich auf Neues einzulassen.

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  • Marc 8. Dezember 2019, 20:59

    … sagt jemand, dessen Ideologie auf eine Briefmarke passt.

    • Marc 14. Dezember 2019, 08:35

      Wenn man über Start-ups sprechen möchte, muss man nicht moralisieren, sondern in das Thema Wagniskapital, Regulierung und vor allem von Plarzhirschen errichtete und heftig verteidigte Marktbarrieren sprechen. Dazu ist natürlich ökonomischer Sachverstand notwendig, kein moralinsaures Mimimi.

  • Juri Nello 8. Dezember 2019, 22:19

    Da hat wohl jemand an AKKis Dienstpflichtrede gefallen gefunden, nur weil sie nicht ganz so missglückt ist, wie ihre Hunnenrede.
    Zur jungen Generation hat selbst KK (Kevin Kühnert) schon alles gesagt. Man sollte vielleicht auch berücksichtigen, dass heute doppelt so viel Menschen auf der Erde vegetieren, wie noch anno 1973. Daher ist auch der Anteil der Bekloppten entsprechend höher, die insbesondere durch das Internet viel Aufmerksamkeit erregen, was mich natürlich mit einschließt.

    Wer mal genau hinschaut und hinhört, dem fällt auf, dass es an intelligenten jungen Menschen mit Ideen, Visionen und Know How nicht mangelt. Sie bieten bloß dem Clickbait-Journalismus und auch den Firmen nix an, womit sie was anfangen wollen würden. Ausgerechnet PISA als ultimative Messlatte zu begreifen, lässt erkennen, das man nicht mal Lehrer und Schüler dazu geheim befragt hat. Jeder von uns muss zumindest einmal am Tag aufs Klo. Je öfter man das wiederholt, desto mehr kommt zwar raus, bleibt aber immer noch gleich. Daher auch der Name der Studie: Das Bild ist schief!
    Ein Schulsystem, was seit über einem halben Jahrhundert reformiert gehört, macht das logischer Weise nicht besser, aber auch immer unvergleichlicher.
    Was will der Arbeitgeber? Will er innovativen Freigeister oder soliden Durchschnitt? Das ist auch das, was Deutschland auszeichnet. Der Durchschnitt.

    Einzig der Maschinenbau bleibt Deutschland da. Bei allem Anderen hat man es sogar selbst initiiert, abgehängt zu werden. Mit voller Absicht und wegen des schnellen Profits.

    Natürlich hätte man selber Leute für die Tätigkeiten ausbilden und einstellen können (wie früher schon), aber mehr Marge bleibt halt, wenn man das den andern Ländern überlässt und einfach das Fertighaus zu Hause in den Garten rotzt, nachdem man schnell noch seinen Stempel aufgedrückt hat.

    Die Konzerne lachen sich kaputt, der kleine Betrieb, der früher für Innovationen stand, ist schon seit Jahren Pleite (weil die Innovationen keiner bezahlen will), die Arbeiter kommen aus allen Ländern der Welt und die Parteien pampern die Konzerne, während weder in Bildung wirklich investiert wird, noch Innovationen vernünftig gefördert werden (Elektromotoren sind wirklich nicht innovativ, fragen Sie mal Ihren Opa – und Tesla ist auch keine Lösung, sondern Teil des Problems).

    Keine Partei, die irgendwo zwischen Oder und Rhein das Volk repräsentiert, wird daran jemals etwas ändern wollen. So unterschiedlich das hiesige Volk auch sein mag, das Interesse an einer besseren Stelle am Futtertrog eint es ungemein. Alles Andere kommt später.

    Was bleibt ist ein desolates Deutschland, das auch 2019 erkennen muss, dass es sich in die Steinzeit degeneriert und dabei voller Inbrunst mitmacht und mitläuft, in der Hoffnung, als Erster durchs Ziel zu marschieren.

    • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 11:52

      Es ist immer wieder vorteilhaft, wenn ein Punchingball in der Rumpelkammer steht, auf den man einprügeln kann. Das enthebt einen von der Verantwortung, kritisch nach sich selbst zu schauen.

      Das Gros der führenden deutschen Konzerne befindet sich heute mehrheitlich in der Hand ausländischer Kapitalanleger, einfach schon, weil die Deutschen wenig Lust an Industriebeteiligungen haben. Nun stellt sich die Frage, warum solche internationalen Kapitalanleger zwar ein großes Interesse haben, in den USA oder in Israel Neues anzuschieben, aber Deutschland vor allem herunterwirtschaften wollen. Sie sind da sicher schlauer als ich, denn mir fallen da nur Verschwörungstheorien ein, die im Rechts- und Linksextremismus zuhause sind.

      Ich sehe Elektromotoren nicht als innovativ an, meine Zweifel diesbezüglich stehen ja im Artikel. Von daher sehe ich wenig Anlass, diese in Deutschland fertigen zu lassen, einem Land mit den höchsten Stundenlöhnen weltweit. Wir haben sicher Besseres zu tun als unsere Zeit mit vergleichsweise einfacher Arbeit ohne Innovationskunst zu verschwenden.

    • Erwin Gabriel 12. Dezember 2019, 11:04

      @ Juri Nello 8. Dezember 2019, 22:19

      Zur jungen Generation hat selbst KK (Kevin Kühnert) schon alles gesagt.

      … zu „seinem“ Teil der jüngeren Generation …

      Man sollte vielleicht auch berücksichtigen, dass heute doppelt so viel Menschen auf der Erde vegetieren, wie noch anno 1973.

      Gegenfrage: Wie vielen geht es deutlich besser?

      Wer mal genau hinschaut und hinhört, dem fällt auf, dass es an intelligenten jungen Menschen mit Ideen, Visionen und Know How nicht mangelt.

      Ind er tat, die sehe ich auch. Ich sehe aber auch viele junge Menschen, die saturierter sind, als ich es vermutlich je sein werde. In einem bemerkenswert spannenden Vortrag von Frau Prof. Dr. Rump habe ich gehört, dass die heutige Jugend (der Teil der heutigen Jugend, die es durch Schule, Ausbildung und Studium schafft, ohne vorher aufzugeben!) nach allen Messungen und Erkenntnissen leistungsbereiter ist als alle Generationen zuvor – wenn man es schafft, sie in die Verantwortung einzubinden; langweilige Tätigkeiten ohne Eigeninitiative und starre Hierarchien würden da nicht so gut funktionieren, und die Älteren müssten ein wenig Platz machen. Das kann ich nachvollziehen.

      Ein Schulsystem, was seit über einem halben Jahrhundert reformiert gehört, …

      Das ist so etwas von richtig!

      Das ist auch das, was Deutschland auszeichnet. Der Durchschnitt.

      Ja – das zeigt mir jeder Blick über den Tellerrand. Bitter.

      Natürlich hätte man selber Leute für die Tätigkeiten ausbilden und einstellen können (wie früher schon), aber mehr Marge bleibt halt, wenn man das den andern Ländern überlässt und einfach das Fertighaus zu Hause in den Garten rotzt, nachdem man schnell noch seinen Stempel aufgedrückt hat.

      Das ist mir zu pauschal. Ein Bau-, Elektro-, Informatik- oder Maschinenbau-Studium zu bestehen, ist ungleich schwieriger als ein Studium von Mediendesign o.ä. – es gibt zu wenige, die solche Ausbildung anstreben, um bei uns alle Lücken zu füllen. Das gleiche gilt für die entsprechenden Ausbildungsberufe: Die Unternehmen suchen, finden aber nicht.

      … und die Parteien pampern die Konzerne, während weder in Bildung wirklich investiert wird, noch Innovationen vernünftig gefördert werden (Elektromotoren sind wirklich nicht innovativ, fragen Sie mal Ihren Opa – und Tesla ist auch keine Lösung, sondern Teil des Problems).

      So traurig, so bitter, so wahr

      Was bleibt ist ein desolates Deutschland, das auch 2019 erkennen muss, dass es sich in die Steinzeit degeneriert und dabei voller Inbrunst mitmacht und mitläuft, in der Hoffnung, als Erster durchs Ziel zu marschieren.

      Das ist ja das Problem: Deutschland erkennt nicht.

      Die bemerkenswerte Aufbauleistung nach dem Krieg ist vollbracht, die Rente sicher – Zeit, sich in den Ruhestand und den Schaukelstuhl vor dem Ofen zurückzuziehen (so zumindest erlebe ich den größten Teil der 50+-Generation). Man klammert sich an das, was man nach eigenen Vorstellungen „verdient“ hat. Der Spruch „ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet“ hängt mir bei den meisten zum Hals heraus. Viele, die beschaulich 40 Jahre lang in einem Büro vor sich hin wursteten, wissen gar nicht, was Arbeit ist (ein paar Monate im Bergwerk oder auf dem Bau, im Schichtbetrieb einer industriellen Fertigung, als Kranken- oder Altenpfleger oder als von Überstunden und Pöbeleien geplagter Polizist, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen) könnten das Weltbild zurechtrücken.

      Der Großteil der Jüngeren liegt halbwegs bequem im gemachten Bett. Wer will es ihnen verdenken? Ich nicht; ich bin behütet im wachsenden Luxus meiner Eltern (= letzte Kriegs- bzw. erste Nachkriegsgeneration) groß geworden, und habe es nicht anders gehalten, auch nicht besser gewusst.

      Aber der Maßstab für „Gerechtigkeit“ ist immer die Vergangenheit bzw. jemand, dem es besser geht als einem selbst (was für viele, wenn auch nicht für alle zutreffen mag), nie das, was in der Welt da draussen passiert. Und nur allzu oft sind „andere“ verantwortlich, praktisch nie man selbst.

  • Rauschi 9. Dezember 2019, 08:12

    Was für ein unsäglich selbstgerechter Artikel.

    Dabei beweist der Autor einmal mehr, das er selbst nicht bringen kann, was er von anderen fordert: Phantasie.
    Was ist denn der Ruf nach einer Agenda 2030 anderes als ein Ruf nach mehr vom gleichen?

    Da fordert jemand Empathie, für den das sonst ein Schimpfwort im Zusammenhang mit Gutmenschen ist. Gefordert wird das aber auch nur für Kunden, nicht generell für Menschen.
    Nur wer kauft, mit dem soll man sich beschäftigen, toller Ansatz, wird die Gesellschaft weit nach vorne bringen.

    Man erntet, was man sät, wer Angst sät, wird keine Phantasie ernten, das belegt die Hirnforschung eindrücklich. Aber um Dinge zu Ende zu denken fehlt Ihnen wohl auch die Phantasie.

    • Stefan Sasse 9. Dezember 2019, 11:22

      Ihm den Vorwurf zu machen, dass er eine Vision für das Land hat, finde ich falsch. Du hast ja auch eine und bist deswegen nicht selbstgerecht. Ich teile Stefans Vorstellungen nicht, aber es ist okay, dass er sie hat.

      • Rauschi 9. Dezember 2019, 11:53

        Ihm den Vorwurf zu machen, dass er eine Vision für das Land hat, finde ich falsch.
        Wie bitte, ich habe die Vision kritisiert? Welche, die Kundenempathie?

        Natürlich darf ich das selbstgerecht nennen, wo kommen wir denn sonst hin? Was soll daran falsch sein?
        Er ist doch nicht wegen der unsäglichen Vision (ich habe da echt keine gefunden) selbstgerecht sondern:
        Dabei beweist der Autor einmal mehr, das er selbst nicht bringen kann, was er von anderen fordert: Phantasie.
        Was er anderen so gern vorwirft, sich an die eigenen Massstäbe nicht zu halten, das werfe ich ihm vor. Das ist unerträglich selbstgerecht. Auch er ist kein Gründer, auch er führt kein Startup, aber die andere sollen es richten, wie lächerlich ist das denn?

        Ich lehne Amazon ab und deswegen kaufe ich dort nicht, ich lehne die Aldi und Lidl und KiK ab, deswegen kaufe ich da nicht. Ich fördere faire Bezahlung, deshalb kaufe ich z.B. Fair trade.
        Ich halte mich an meine Vorstellungen, aber er fordert immer nur von anderen, macht denen aber zum Vorwurf, wenn die eigene Vorstellung angeblich nicht gelebt werden (wie bei FfF).
        Ist das jetzt klarer?

      • popper 11. Dezember 2019, 13:21

        Also hören Sie mal, Stefan Sasse, manchmal muss man sich schon fragen, was diese relativierenden Statements einem sagen sollen. @Rauschi beklagt doch nicht, dass @Pietsch keine Vorstellungen hat, sondern versucht zu spiegeln, dass er Visionen, von anderen fordert, die er selbst offenbar nicht hat. Das stellt er in seinen Artikeln ja immer wieder unter Beweis. So ist Armut für Stefan Pietsch kein strukturelles, sondern ein persönliches Problem. Er folgt dabei nur allzu gerne dem Narrativ, niedrige Einkommen resultierten daraus, dass Menschen sich entschieden hätten, nichts in sich zu investieren, was dann aus seiner neoliberalen Sicht heißt, Humankapitalakkumulation zu betreiben, seine Produktivität zu steigern, um dann auch mehr zu verdienen. Die Krux ist nur, dass dieser Denkansatz mit der Realität nichts gemein hat, wenn man nicht gerade diesen Stuss von Leuten wie Milton Friedman nachbetet. Oder nicht bereit ist zu konstatieren, dass in unserer Menschenwelt Struktur und Organisation einer Gesellschaft soziale Probleme und individuelle Schicksale beeinflusst.

        Studien belegen das auf eindrückliche Weise. Sie zeigen, Armut muss zuallererst als Folge der ungleichen Verteilung von Ressourcen und Chancen in einer Gesellschaft verstanden werden. Die neoliberale Vorstellung, Menschen seien gerne von Sozialleistungen abhängig und würden viel lieber von Sozialtransfers leben als zu arbeiten, lässt sich empirisch nicht aufrechterhalten. Es sei denn, man lässt sich bei RTL II mit Soaps berieseln, wo sich selbst verarschende Sumpfblüten zur Realitätsschau für Underdogs hochjubeln lassen. Wenn ‚Pietsch‘ schon da tilt und immer nur ein erkenntnistheoretisch mageres Bild zeichnet, wo sollen da denn seine Visionen herkommen. Dass er von anderen gerne einfordert und ihnen innere Haltungen unterstellt, die im Ergebnis nur seiner persönlichen Aufwertung dienen, macht das ja nur noch schlimmer. Seine wirtschaftswissenschaftliche Brille ist getönt von seiner heimtückischen Behauptung der Wohlfahrtsstaat verleite Menschen auf Basis ihrer je individuellen Nutzenkalküle dazu, der Gruppe der als „arm“ definierten Menschen beizutreten. was nichts anderes ist, als der despektierliche Versuch, Tatsachenbehauptung mit Verunglimpfungen beweisen zu wollen. Allein diese Perspektivelosigkeit im Denken lässt nicht auf eine Basis reichhaltiger Innovationen schließen. Pietsch sagt doch von sich selbst, er sei ein Mensch der Zahlen und Statistiken. Nur ohne Vision und Theorie führen diese nicht zu Handlungen, die einen Paradigmenwechsel herbeiführen. Dagegen steht sein Konservatismus, der im Grunde eine faschistoide Maxime tradiert, die in der Suche nach den oder dem Besten sein Endziel erkennt. Woraus sich logisch ableiten lässt, dass nur diese es zu leisten vermögen. Und somit als Grundkonstante aller totalitären Systeme outet, was auch der Neoliberalismus letztendlich ist. Quasi der Glaube an eine Entwicklung des sich selbst überspringenden Status quo. Wir verändern nichts an unseren Grundüberzeugungen und glauben dennoch fest daran, dass unserer Geist sich auf metaphysische Weise erneuert, indem er Probleme löst, die noch gar nicht verstanden hat. Soviel Widerspruch auf einmal ist kaum auszuhalten.

        • Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 16:43

          Die Krux ist nur, dass dieser Denkansatz mit der Realität nichts gemein hat (..).

          … wie das, was Sie da an Behauptungen über meine Sichtweise zusammengeschrieben haben.

          • popper 11. Dezember 2019, 19:01

            Sie werden nie begreifenen, dass PISA ein Morbus testeritis ist, warum? Weil Sie über Dinge schwadronieren von denen Sie nichts verstehen.

            Die von ihnen so hochgelobten Testpäpste und ihre Adlaten, wie Sie, haben auch so genug Zahlenmaterial, um für die nächsten Jahre sinnfreie Bedarfs-Statistiken zu generieren, um sich ihrer selbst zu vergewissern, auch wenn deren Aussagekraft und Relevanz selbst in angeblich „harten Faktenfächern“ wie Mathematik mehr als fragwürdig ist. Hier gilt umso mehr das Einstein-Wort: “Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt.”

            Sie beeindruckt das nicht, Sie reden über die Jugend, wie ein Blinder über die Farbe. Eine Dekade Pisa-frei, wäre mal ganz hilfreich, um Leute wie Sie nicht alle drei Jahre dazu zu verleiten, den intellektuellen Weltuntergang zu propagieren.

        • Erwin Gabriel 12. Dezember 2019, 14:38

          q popper 11. Dezember 2019, 13:21

          So ist Armut für Stefan Pietsch kein strukturelles, sondern ein persönliches Problem.

          Das schreibt er so nicht. In vielen Ländern, in einigen Bereichen auch in Deutschland, ist Armut unbestritten auch ein strukturelles Problem. Nur sind diese Strukturen, beispielsweise Thema alleinerziehende Mütter, Arbeitslosigkeit aufgrund mangelnder Weiterbildung etc. hinlänglich bekannt (und von mir und auch von Stefan Pietsch akzeptiert).

          Was Stefan P. beklagt, ist, sich in Kenntnis dieser Strukturen mit bewussten Entscheidungen oder aus Fahrlässigkeit auf einen Weg zu begeben, der einen fast unvermeindlich in die Armut führt. Der Weg sollte nicht dorthin führen (da sind wir uns vermutlich einig), tut es aber, und dann sollte man im Rahmen seiner Möglichkeiten möglichst einen anderen Weg beschreiten.

          Sollte Stefan P. wirklich der Meinung sein, dass nur das persönliche Engagement ausschlaggebend für Armut oder Wohlstand ist, werde ich seiner Einstellung genauso widersprechen, wie ich Ihrem Standpunkt widerspreche, dass der Mensch als solches praktisch keine Möglichkeit hat, seinen eigenen Weg mitzubestimmen.

          • Rauschi 13. Dezember 2019, 08:46

            Sollte Stefan P. wirklich der Meinung sein, dass nur das persönliche Engagement ausschlaggebend für Armut oder Wohlstand ist, werde ich seiner Einstellung genauso widersprechen, wie ich Ihrem Standpunkt widerspreche, dass der Mensch als solches praktisch keine Möglichkeit hat, seinen eigenen Weg mitzubestimmen.
            Um das heraus zu finden, bietet sich das an, was Sie bei mir immer bemängeln, das nachfragen.

            Oder meinen Sie, der Eindruck von popper, den ich teile, käme aus dem Nirwana? Wenn es so wäre, wie Sie meinen, ging er nicht immer wieder auf die persönliche Ebene, neulich erst wieder in der Beschreibung der Nichtwähler und Langzeitarbeitslosen als nicht besonders sympathisch, als ob das eine Geige spielen sollte und nicht das subjektivste Kriterium überhaupt ist.

            Dieser Eindruck wird immer wieder bestätigt, wenn man die Artikel aufmerksam liest und mit der Sensibilität gegenüber diesen Äußerungen.
            Wenn man da nicht drauf achtet, weil man einen anderen Eindruck hat, dann liest man sehr schnell darüber hinweg.
            Kann passieren, ändert aber nichts an der Wahrnehmung. Jetzt wäre es an Ihnen heraus zu finden, wer den richtigen Eindruck hat. Wobei ich davon überzeugt bin, das Herr Pietsch sich selbst ganz anders sieht, als andere ihn wahr nehmen.

            Das geht viele Menschen so, mir ab und an auch.

            • Erwin Gabriel 17. Dezember 2019, 11:19

              @ Rauschi 13. Dezember 2019, 08:46

              Um das heraus zu finden, bietet sich das an, was Sie bei mir immer bemängeln, das nachfragen.

              Wäre das nicht eine Aufgabe für diejenigen, die ihm eine böse Meinung unterstellen? 🙂

              • Rauschi 18. Dezember 2019, 10:54

                Ich weiss nicht, ob es schon aufgefallen ist, ich bekomme zu viele Fragen gar keine Antwort mehr.
                Auch bei Ihnen liegen oft Welten zwischen der einen Aussage (wir müssen mehr gegen den Klimawandel tun) und den konkreten Antworten auf Vorschläge, wie das zu machen sein könnte. Da zweifle ich dann schon an der Aufrichtigkeit der ersten Aussage. Weil es einfach nicht zusammen passt, eigentlich am Status Quo fest halten zu wollen, aber gleichzeitig etwas gegen die Erderwärmung machen zu wollen, beides auf einmal geht nicht.

                Nein, ich muss da nicht mehr nachfragen, weil er seine Einstellung mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hat.

                Wollen Sie ihn nicht richtig verstehen? Warum gehen Sie davon aus, das sie automatisch richtig liegen? Wenn ganz viele Kommentatoren das ähnlich wie Popper und ich sehen (Ralf, Citizen). Die Mehrheit hat nicht automatisch Recht, aber auch nicht automatisch Unrecht.

                • Stefan Pietsch 18. Dezember 2019, 11:38

                  Bitte lassen Sie dieses Weinerliche. Sie bekämen auf (fast) alles eine Antwort. Sie müssten sich nur meinen Regeln unterwerfen, die ich Ihnen vor Monaten mitgeteilt habe. Ihre Antwort war, Sie wollten sich nicht an meine Regeln einlassen, was Ihr gutes Recht ist. Nur hatte ich für diesen Fall angekündigt, Ihnen nicht mehr zu antworten. Ihre Entscheidung.

                  Die Regeln:
                  (1) Ich erwarte vor allem, dass Sie nicht mehr mit solchen, bestenfalls rhetorisch zu nennenden Fragen antworten. Das werte ich als Form des Disrespekts.
                  (2) Und ich erwarte, dass Sie auf konkrete Fragen zukünftig eine Antwort schreiben, was Sie meinen, wofür Sie eintreten.
                  (3) Die Wiederholung der immer gleichen Fragen ist auch so eine Attitüde von Ihnen, die nicht mehr akzeptiert wird. Sie stellen eine Frage, Sie bekommen eine Antwort. Sie haben keinen Anspruch, 10 Varianten zu bekommen, worauf Sie abzielen, um dann wieder darauf hinzuweisen, man habe sich widersprochen.

                  Ich halte sie für einfach und nachvollziehbar. Ich respektiere allerdings auch Ihren Wunsch, sich dem nicht fügen zu wollen. Bitte respektieren Sie aber dann auch meinen Wunsch, keine Diskussion mit Ihnen führen zu wollen. Das ist nichts, worüber es zu lamentieren gilt.

                  Wenn die Politik die Zahl der Morde senken will und als Maßnahme vorschlägt, den Verkauf von roten Gummibärchen zu verbieten, weil diese Aggressionen erzeugen könnten, wäre eine Intervention dagegen auch glaubwürdig. Nicht jeder, der gegen ein solches Verkaufsverbot ist, hat etwas dagegen die Mordrate zu reduzieren.

                  • Rauschi 19. Dezember 2019, 11:04

                    Mir ist ehrlich gesagt wurst, was sie erwarten, da ihnen meine Erwartungen auch am Allerwertesten vorbei gehen. Sie haben so oft Ihre Versprechungen gebrochen, das ich Ihnen da kein Vertrauen mehr entgegen bringe.

                    Wann haben Sie das letzte Mal konkret geantwortet? Wer immer noch nicht mit bekommen hat, das ich immer schreibe, was ich will und warum, dem kann ich nicht helfen, der kann schlicht nicht lesen.

                    Welche meiner Frage ist rhetorisch, nicht mal diese einfache Frage können Sie beantworten, was soll der Vorwurf?
                    Sie sind doch dauernd der Beledigte und Weinerliche, ich habe nur fest gestellt, das Sie mir nicht antworten, ohne das zu werten!

                • Erwin Gabriel 20. Dezember 2019, 15:18

                  @ Rauschi 18. Dezember 2019, 10:54
                  Ich weiss nicht, ob es schon aufgefallen ist, ich bekomme zu viele Fragen gar keine Antwort mehr.
                  Wenn das nur Ihnen so geht, und andere weiterhin Antworten bekommen, kann das auch mit Ihrer gelegentlich staatsanwaltmäßigen, Antworten oft implizierenden Fragen liegen.
                  Auch bei Ihnen liegen oft Welten zwischen der einen Aussage (wir müssen mehr gegen den Klimawandel tun) und den konkreten Antworten auf Vorschläge, wie das zu machen sein könnte.
                  Da werde ich nicht widersprechen können. Es geht vielen hier im Forum so, dass Sie eine Grundrichtung vertreten, ohne den fetten roten Knopf zu kennen, mit denen sich das ganze simpel, gesetzes- und demokratiekonform und mit Überzeugungskraft für alle Widerspenstigen umsetzen lässt.
                  Da zweifle ich dann schon an der Aufrichtigkeit der ersten Aussage.
                  Das ist Ihr gutes Recht, mir Unaufrichtigkeit und Unredlichkeit zu unterstellen. Es ist mein gutes recht, bei jemandem, der es nicht besser kann als ich, bei derartigen Unterstellungen zukünftig das Antworten zu unterlassen.

                  Letztendlich ist das hier ein Diskussionsforum, ein Platz zur Meinungsbildung, nicht mehr – kein Kampfplatz oder die Exekutive der Bundesrepublik Deutschland.

          • popper 13. Dezember 2019, 11:20

            Sollte Stefan P. wirklich der Meinung sein, dass nur das persönliche Engagement ausschlaggebend für Armut oder Wohlstand ist, werde ich seiner Einstellung genauso widersprechen, wie ich Ihrem Standpunkt widerspreche, dass der Mensch als solches praktisch keine Möglichkeit hat, seinen eigenen Weg mitzubestimmen.

            Das müssten Sie als aufmerksamer Leser doch längst erkannt haben, dass Pietsch sich bei jeder Gelegenheit damit brüstet, alles, was er ist und geworden ist, sich selber verdankt und den Geldbeutel als Qualitätsmerkmal und Synonym für Intelligenz und Erfolg apostrophiert. Selbst seine Lehrer waren nach seiner Aussage nicht besonders hilfreich, auf seinem Weg in die neoliberale Exklusivität. Pietsch ist sozusagen das wundersame Unikat einer Menschenschnecke, die sich selbst befruchtet.

            Und ich bitte Sie, Herr Gabriel, mir hier zu unterstellen, ich sei der Auffassung, der Mensch als solcher, hätte praktisch keine Möglichkeit, seinen eigenen Weg mitzubestimmen. Das ist doch Unsinn, den ich mit keinem Wort vertrete. Allein die Tatsache, dass jemand denkend, fühlend und handelnd existiert, also einfach da ist, macht ihm zum komplementären und reziproken Bezugspunkt einer agierenden Umwelt.

            Darum geht es auch gar nicht in meinem Kommentar. Sondern um die schlichte und falsche Determinante, wer sich nur genügend anstrengt, seinen / ihren Schulabschluss macht und vollen Einsatz zeigt, findet Arbeit und behält sie auch. Wer sein Geld für Zigaretten und Alkohol ausgibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn für gesundes Essen nichts mehr übrig ist. Viele Hartz IV Empfänger sind aus Sicht von Politikern und Mitbürgern, wie z.B. Herr Pietsch, Sozialschmarotzer. Hieraus speist sich ein sozialdarwinistisches Instrumentarium einer Agenda 2010 mit ihrem Fördern und Fordern. Welches die Debatte dominiert und inzwischen fester Bestandteil des Alltagsbewusstseins geworden ist. Sie entstellen das in einem Maße, dass von den detaillierten Schilderungen der Zusammenhänge nur noch ziemlich bizarre Rudimente übrigbleiben, die ihre Verkürzungen stützen sollen. Lesen Sie bitte alles und kaprizieren Sie sich nicht nur auf einzelne fragmentierende Schlagworte.

            • Erwin Gabriel 17. Dezember 2019, 11:27

              @ popper 13. Dezember 2019, 11:20

              Das müssten Sie als aufmerksamer Leser doch längst erkannt haben, dass Pietsch sich bei jeder Gelegenheit damit brüstet, alles, was er ist und geworden ist, sich selber verdankt …

              Ja, habe ich

              … und den Geldbeutel als Qualitätsmerkmal und Synonym für Intelligenz und Erfolg apostrophiert.

              Nein, habe ich nicht. Weitgehend korrelierend, aber nicht synonym.

              Und ich bitte Sie, Herr Gabriel, mir hier zu unterstellen, ich sei der Auffassung, der Mensch als solcher, hätte praktisch keine Möglichkeit, seinen eigenen Weg mitzubestimmen. Das ist doch Unsinn, den ich mit keinem Wort vertrete.

              Ich glaube, dass der Mensch nur in einem gewissen Maße in der Lage ist, sein Schicksal und seinen Weg selbst zu bestimmen; den anderen Teil bestimmen die äußeren Umstände. Ich denke, dass auch Sie diese Meinung vertreten, und wenn wir hier auseinanderliegen, dann bestenfalls dabei, wieweit das eine oder andere ausschlaggebend ist.

              Sollte etwas anderes rübergekommen sein, bitte ich um Entschuldigung für das Missverständnis.

  • CitizenK 9. Dezember 2019, 11:12

    „Es braucht wieder Menschen mit Phantasie und abstraktem Vorstellungsvermögen“

    Kühn – kühner – Kühnert!

    • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 11:46

      Interessant ist, dass Sie – anders als der Artikel – das Thema nur von der politischen Führung her denken und jemanden als Vorbild loben, der zwar über keine abgeschlossene Ausbildung, keine Lebenserfahrung im realen Leben, wohl aber über viel Machtinstinkt verfügt. Ich hoffe, dass wir nicht darauf angewiesen sind, mit ausschließlich und vorrangig Machtarchitekten in die neue Zeit zu gehen. Denn an solchen Menschen hat es nie gemangelt. Nur hatten Leute wie Gerhard Schröder und Angela Merkel noch etwas Lebenserfahrung und die Mühsal einer Ausbildung durchlebt.

      • CitizenK 9. Dezember 2019, 13:11

        Ironiesensor defekt?

      • Ralf 9. Dezember 2019, 13:19

        Das ist Quatsch, dass Kevin Kühnert keine Lebenserfahrung hat. Kühnert ist Berufspolitiker und in seiner Rolle weit überdurchschnittlich erfolgreich. Er ist an die Spitze einer bedeutenden politischen Organisation gewählt worden, was andere erstmal schaffen müssen. Er hat ein deutlich erkennbares Profil und hohe Bekanntheitswerte. Auch das hat er z.B. 98% der Bundestagsabgeordneten voraus. Anders als die erdrückende Mehrheit der Politiker, die uns in Land, Bund und Kommunen vertritt, kann man Kühnert vor eine Kamera in einer Talkshow mit politischen Schwergewichten setzen. Und da macht er seinen Job in der Kommunikation seiner Positionen ganz hervorragend. Dass er trotz seiner jungen Jahre stellvertretender Vorsitzender seiner Partei ist, unterstreicht seinen Einfluss ein weiteres Mal. Kaum ein Politiker der SPD hat den politischen Diskurs der vergangenen Jahre so intensiv geprägt wie er. Mit anderen Worten: Kevin Kühnert ist hervorragend ausgebildet für den Job, den er macht. Und er hat alle Erfahrung, die er für seine Tätigkeit braucht.

        Was Sie mal wieder meinen ist, dass Sie ihn eben einfach nicht mögen, weil Sie seine Positionen ablehnen. Das ist Ihnen natürlich erlaubt. Aber deshalb sollten Sie Kühnert nicht seine Erfahrung absprechen. Er hat mehr davon, als die meisten unserer Bundestagsabgeordneten und stellt, was tatsächlichen politischen Einfluss angeht, die Ministerriege unserer Regierung weitestgehend in den Schatten …

        • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 14:37

          Scheinbar habe ich den Artikel nicht deutlich genug gefasst. Es geht nicht um Politik, sondern um innere Einstellungen. Das müsste Ihnen eigentlich liegen, schließlich machen Sie ja gerne die Qualität an der richtigen Überzeugung fest.

          Interessant ist, dass Sie bei Kevin Kühnert für etwas in die Bütt gehen, was ihm selbst Anhänger in der SPD nicht zugestehen würden und weshalb er auf eine Bewerbung für den Vorsitz verzichtet hat: Lebenserfahrung. Sie begründen Ihre Sicht, Kevin Kühnert habe in ausreichendem Maße Lebenserfahrung mit seinem politischen Erfolg. Der wurde weder bestritten noch sein zweifellos vorhandenes politisches Talent. Nur ist Erfolg etwas anderes als Lebenserfahrung. Zum einem beginnt Lebenserfahrung mit dem Alter, ein junger Mensch verfügt darüber naturgemäß weniger als ein älterer Mensch. Da zum Leben auch Misserfolge gehören, kann jemand kaum als lebenserfahren gelten, wenn er nicht auch einmal durch Krisen gegangen ist. Nun stellen Sie selbst beim Juso-Vorsitzenden fest, dass seine bisherige politische Karriere eine einzige Erfolgsstory sei. Doch die Fähigkeiten von Führungsleuten erweisen sich nicht im Erfolgsfall, sondern in Krisensituationen.

          Außer Unibetrieb und einem freiwilligen sozialen Jahr im Kinder- und Jugendbüro Steglitz-Zehlendorf hat er neben dem politischen Betrieb nichts gesehen. Glauben Sie ernsthaft, das macht das Leben aus? Seine politischen Vorstellungen sind zwangsläufig davon geprägt, was er aufgrund seiner Wertevorstellungen schön und gerecht findet und nicht auf Basis eigenen Erlebens. Doch würden Sie sich von einem katholischen Bischof in Fragen freizügiger sexueller Verhaltensweisen und Partnerschaftspflege beraten lassen? Ein Christian Lindner beispielsweise weiß wie schwer die Gründung eines Unternehmens ist und welcher Selbstaufgabe es bedarf. Er weiß, wenn er nicht nett zu seinen (potentiellen) Kunden ist, hat er keine Einnahmen. Leute wie Kühnert denken in Kategorien, wie sie selbsternannte Makroökonomen vorbeten: werft Geld rein, dann kommt Geld heraus.

          Ich halte es immer für strange, wenn Menschen ohne Lebenserfahrung über Menschen mit Lebenserfahrung richten und ihnen Wertmaßstäbe an die Hand geben wollen. Manchmal können sich selbst Leute wie Sie einfachste menschliche Reaktionsmuster nicht vorstellen. Wenn Ihnen Ihre Mutter versprochen hat, im Falle einer guten Note (was z.B. einer zwei entsprach) Ihnen am Ende des Schuljahres 50 DM zu zahlen und ihr ganzes Zeugnis strotzte im folgenden Sommer vor Zweien, hätten Sie es kaum verstanden, wenn Ihre Mutter vom Versprechen zurückgetreten wäre mit der Begründung, ihre Bewertung habe sich geändert und eine Zwei sei aufgrund des guten Notenschnitts der Klasse nicht wirklich gut. Einser hätten es schon sein müssen. Hätten Sie Ihrer Mutter je wieder vertraut? Natürlich verhält sich so kaum eine Mutter, aber es sind genau die Muster, die wir von Kindheit an lernen und weswegen wir entweder vertrauen oder auch nicht. Im Politischen gelten diese zutiefst menschlichen Kategorien jedoch für Leute wie Sie nicht.

          Ich habe schon vor zwei Jahren geschrieben, dass ich Kevin Kühnert für ein großes Talent halte und ihn politisch schätze. Solche Einordnungen haben nichts damit zu tun, ob ich mit den Einstellungen an sich und den politischen Intensionen sympathisiere. Das tue ich zweifellos nicht. Aber mir ist zunehmend egal, wer die SPD zukünftig führt, da ich davon ausgehe, dass die Sozialdemokratie den Weg allen Irdischen gehen wird. Sie schätzen das ähnlich wie ein Drittel der Deutschen ein. Wer das als Häme empfindet – keineswegs, doch es spielt keine Rolle, was ich mir wünsche oder begrüße. Kevin Kühnert wird möglicherweise mal einer 5-15 Prozent-Partei vorstehen. Damit kann ich leben, denn damit wird man in keiner Demokratie relevante Regierungsverantwortung übernehmen können, um das Land nach den eigenen Vorstellungen zu formen.

          • Ralf 9. Dezember 2019, 15:32

            Ein Christian Lindner beispielsweise weiß wie schwer die Gründung eines Unternehmens ist und welcher Selbstaufgabe es bedarf. Er weiß, wenn er nicht nett zu seinen (potentiellen) Kunden ist, hat er keine Einnahmen.

            Ich bin sicher, Kevin Kühnert weiß auch, dass ein Unternehmen nett zu seinen (potentiellen) Kunden sein muss, weil es ansonsten keine Einnahmen generiert.

            Und ob Herr Lindner mal ein Unternehmen gegründet hat, ist nicht besonders relevant für seine Position als Parteivorsitzender. Ebenso wie es herzlich egal ist, dass Frau Merkel Physik studiert hat. Oder dass Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger Schauspieler waren. Worauf es ankommt ist einzig und allein, ob ein Politiker seinen Job gut macht. Ob er Charisma hat. Ob er sich flexibel und schnell in neue Themenfelder einarbeiten kann. Ob er delegieren kann. Ob er Netzwerke knüpfen und Mehrheiten organisieren kann. Ob er es versteht Einfluss auszuüben. Ob er effektiv für Inhalte werben kann. Ob er sich Profil und Bekanntheitsgrad erarbeiten kann. Und ob er zuhören kann. Ein Politiker, der das kann, ist hervorragend qualifiziert. Und Herr Kühnert ist nicht seit gestern im Geschäft. Trotz seines Alters hat er mehr Qualifikationen vorzuweisen und damit auch mehr relevante Erfahrung als eine Saskia Esken oder ein Norbert-Walter Borjans.

            Ihnen ist schließlich auch gleichgültig, ob der Techniker in der Autoreparaturwerkstatt die komplexen Handelswege versteht, über die die Einzelteile Ihrer neuen Bremse zu einem fertigen Produkt zusammenkommen. Oder ob er die komplexe Physik und die ingenieurbaulichen Details des Produkts voll versteht. Das einzige was zählt ist, dass er weiß wie man das Ding richtig und sicher in Ihr Auto einbaut. Dafür ist er ausgebildet. Das ist das einzige, was er können muss. Alles andere ist irrelevant.

            • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 16:19

              Fangen wir beim Letzten an: Worin ist Kevin Kühnert ausgebildet? Doch wohl in nichts, oder? Der Beruf des Politikers ist weder ein Ausbildungsberuf noch benötigt es dazu irgendeiner Qualifikation. Und das ist gewollt: In einer Demokratie regieren Laien über die res publica. Umso wichtiger ist, dass der Politiker etwas Ahnung vom Leben hat, wenn er schon sonst keine fachlichen Anforderungen erfüllen braucht. Oder um es mit dem unvergesslichen Helmut Schmidt zu sagen: „Jemand, der in die Politik geht, ohne einen Beruf zu haben, kann mir gestohlen bleiben. Ich kenne leider mehr als genug von denen!“ Des weiteren forderte der Altkanzler, dass ein Politiker sich zumindest ein Arbeitsfeld aussuchen sollte, wo er kompetent mitreden könne und urteilsfähig sei. Hilfreich sei dabei der Rückgriff auf eigene berufliche Erfahrungen. Besser kann ich es wohl auch nicht sagen.

              In diesem Sinne ist Kevin Kühnert bestenfalls ein Azubi. Der Juso-Chef trat ohne Gegenkandidaten 2017 die Nachfolge von Johanna Uekermann an. Mit anderen Worten: auch als Politiker steht für ihn die Feuertaufe noch aus, überhaupt einen Wahlkreis oder sonst irgendetwas außerhalb seines SPD-Kosmos zu gewinnen. Woher wissen Sie also, dass Kühnert seinen Job gut macht? Keiner hat ihn bisher in einer Wahl mit Gegenkandidaten im Amt bestätigt. Woher wissen Sie, dass er sich flexibel und schnell in Themenfelder einarbeiten kann? Er hat noch nie eine andere Organisation als die Jusos geführt, die typischerweise eher Einpeitscher wählen.

              Jens Spahn hat all das schon bestätigt, was Sie ins Profil schreiben. Er ist mehrmals als direkt gewählter Abgeordneter in den Deutschen Bundestag eingezogen. Selbst politische Gegner bescheinigen ihm, sich schnell und umfassend in komplexe Themenfelder einarbeiten zu können. Er hat zweimal auf einem Parteitag erfolgreich gegen die allseits herrschende Kanzlerin opponiert. Dennoch schätzen Sie Jens Spahn nicht, weil Ihnen die Richtung missfällt. Ich weiß nicht, ob Sie wirklich gut urteilen können.

              Woher weiß Kevin Kühnert, dass ein Unternehmen nett zu Kunden sein muss? Weil man es ihm sagt. Doch sorry, nur weil Ihnen jemand etwas sagt, wächst daraus noch lange keine Überzeugung. Sie sagen mir auch, wie schwer das Leben eines Hartz-IV-Empfängers sei und ich glaube Ihnen das auch. Dennoch vermissen Sie die richtige Empathie, die mich veranlassen würde, für den Wegfall aller Sanktionen zu kämpfen. Vielleicht würde ich die Sache anders betrachten, wäre ich selbst seit 10 Jahren im SGB-II-Bezug. Oder ich käme zu einer ganz anderen Sicht, wäre ich Sachbearbeiter bei der ARGE. Oder Streetworker. Aber ich beurteile es aus meinem liberal-konservativen Menschenbild christlicher Prägung aus der Perspektive eines seit Jahrzehnten arbeitenden Steuerzahlers. Nicht einmal auf solche Erfahrungen kann ein Kevin Kühnert zurückgreifen.

              Mein Urteil zweifeln Sie an, seines sehen Sie als kompetent. Das verstehe ich nicht.

              • Ralf 9. Dezember 2019, 17:31

                Sie werfen schon wieder persönliche Präferenzen und berufliche Qualifikation durcheinander. Ich bezweifle zum Beispiel überhaupt nicht Jens Spahns Qualifikation, Talent und Erfahrung als Politiker. Dass ich seine Politik inhaltlich ablehne, hat mit diesen Einschätzungen überhaupt nichts zu tun. Umgekehrt ist es für meine Begründung, dass Kevin Kühnert ein professioneller und erfahrener Politiker ist gleichgültig, ob ich seine Ansichten teile.

                Der Beruf des Politikers ist weder ein Ausbildungsberuf noch benötigt es dazu irgendeiner Qualifikation.

                Genauso gut könnten Sie behaupten, der Beruf eines Musikers bedarf keiner Qualifikation, nur weil ein Ausnahmepianist auch dann erfolgreich sein kann, wenn er keine formalisierte Ausbildung abgeschlossen hat. Dass Sie kein Abschlusszeugnis vorweisen müssen, um Ihren Beruf ausüben zu dürfen, heißt nicht, dass Ihre Tätigkeit nicht ein hohes Maß an erlernter Fähigkeit verlangt.

                Stellen Sie sich z.B. mal vor 500 fremde Menschen und halten Sie eine Rede, die den gesamten Saal mitreißt. Dann werden Sie sehr schnell merken, welch ungeheure Qualifikation dafür notwendig ist. Und kriegen Sie mal täglich Besuch von Journalisten, von denen die meisten hoffen, Sie mit irgendeiner Frage auf’s Glatteis zu führen und überstehen Sie das erfolgreich. Jahrelang. Schaffen Sie mal die Gratwanderung ausreichend provokant für die Rebellen der Partei und gleichzeitig solide genug für die langjährigen Parteimitglieder zu sein, so dass Sie als erste Person in der Geschichte der SPD sowohl als JUSO-Vorsitzender als auch als Vizevorsitzender der Gesamtpartei gewählt werden. Bauen Sie sich mal die notwendigen Netzwerke in der Schlangengrube, die unsere modernen Parteien sind. Bauen Sie sich mal als Vorsitzender einer Jugendorganisation ein scharfes bundesweites Profil auf und einen Bekanntheitsgrad, der den der meisten Minister der Partei übertrifft. Und und und. Die Idee, dass da ein Laie am Werk ist, ist grotesk. Um Kühnerts Stellung zu bekommen und zu erhalten braucht es eine enorme Qualifikation, Bildung und gelernte Professionalität. Oder mit anderen Worten eine Ausbildung von der Pike auf.

                • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 20:37

                  Wir reden heftig aneinander vorbei. Niemand bezweifelt, dass es auch für den Beruf des Politikers bestimmter Fähigkeiten bedarf. Und niemand bezweifelt, dass Kevin Kühnert außerordentliches Talent besitzt. Aber Sie haben behauptet, der Juso-Vorsitzende verfüge deswegen über außerordentliche Lebenserfahrung. Kühnert steht erst am Anfang. Bisher konnte er allein und ausschließlich einen Teil von SPD-Funktionären begeistern. Ob er in einem Wahlkampf funktioniert, ob er fähig ist, ein Mandat zu erringen (bisher konnte er dem sowohl beim Juso-Vorsitz als auch als Beisitzer im SPD-Vorstand ausweichen) und gar eine Organisation zu führen – wie dies derzeit Jens Spahn eindrucksvoll unter Beweis stellt – das alles steht noch aus. Also: keine fertige Ausbildung, null Erfahrung außerhalb von Schul- und Politikbetrieb, kein Mandat eines Souveräns außer SPD-Funktionären, keine nennenswerte Organisationserfahrung – die SPD und die politische Linke generell muss sehr verzweifelt sein, ein 30jähriges Talent zum alleinigen Hoffnungsträger hochzujazzen. Kühnert strahlt auch deswegen so im roten Gewand, weil sonst bei SPD wie Linkspartei totale Wüste an Talenten herrscht. Da hat selbst eine Kleinpartei wie die FDP weit mehr zu bieten.

                  Von Helmut Schmidt – immerhin eine politische Koryphäe – halten Sie nicht besonders viel, oder?

                  • Ralf 9. Dezember 2019, 21:05

                    Da hat selbst eine Kleinpartei wie die FDP weit mehr zu bieten.

                    Dass ich nicht lache. Außer Herrn Lindner und dem alternden Herrn Kubicki haben die Liberalen nun wirklich rein garnichts anzubieten.

                    Und Herr Lindner, an Ihren Maßstäben gemessen, ist nun vergleichbar unerfahren. Kein einziges Mal hat der Mann einen Wahlkreis gewonnen. Weder im Bund. Noch im Land. Dazu keinerlei Ministererfahrung. Wiederum weder im Bund. Noch im Land. Vor der einzigen Möglichkeit Politik mal real zu gestalten, lief er davon. Seine Wahl zum Landesvorsitzenden der FDP 2012 gewann er ohne Gegenkandidat. Bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der FDP trat er lediglich gegen zwei völlig unbekannte Namen an. Und wurde seither jeweils ohne Gegenkandidat im Amt bestätigt. Von großartig Wahlen gewinnen, kann also keine Rede sein. Und mit seinen 40 Jahren ist er im Vergleich zu einer Angela Merkel und selbst im Vergleich zu einem Robert Habeck ein unerfahrenes Kücken.

                    Also Ihrer Meinung nach. Wenn man Ihre Maßstäbe anlegt. Ich persönlich halte Herrn Lindner für einen hocherfahrenen Veteranen in der deutschen Politik, ein politisches Schwergewicht mit Ausstrahlung und Führungskompetenz. Auch wenn ich einen Großteil seiner Inhalte nicht teile.

                    • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 21:26

                      Kein Vertreter einer Kleinpartei hat normalerweise die Chance, einen Wahlkreis zu gewinnen. Von einem Vertreter einer Partei, die zahlreiche Bundesländer, Kommunen und freie Städte regieren kann, lässt sich das schon erwarten. Christian Lindner hat sowohl den Aufbau einer Organisation bereits als Teenager als auch einer politischen Veranstaltung von der Pike auf gelernt. Die Wahlerfolge in NRW 2012 wie 2017 sowie das vergleichsweise überragende Abschneiden bei der Bundestagswahl 2017 werden ihm als Erfolg beim Wähler zugeschrieben. Zweifellos zieht er seine Partei wie das Angela Merkel getan hat, wie das Habeck bei den Grünen tut. Und klar ist auch: Lindner hat schon mal einen großen politischen Fehler getan. Er hat mit seinen 40 Jahren enorme Höhen und Tiefen erlebt. Genau das stählt uns Menschen.

                    • Ralf 9. Dezember 2019, 23:14

                      Kein Vertreter einer Kleinpartei hat normalerweise die Chance, einen Wahlkreis zu gewinnen.

                      Na, zum Beispiel einem Ausnahmetalent wie dem Herrn Hans-Christian Ströbele ist das schon geglückt. Aber der war natürlich auch älter und hatte einfach mehr Lebenserfahrung als der Herr Lindner … 😀

                    • Stefan Sasse 10. Dezember 2019, 06:35

                      Und Berlin ist ein spezielles Biotop. Vergleichen wir mal nicht Äpfel mit Birnen.

                    • Stefan Pietsch 10. Dezember 2019, 10:28

                      298 Abgeordnete des Deutschen Bundestages sind direkt gewählt, die Grünen erringen unabhängig vom Namen des Pappkameraden in Berlin-Kreuzberg das Direktmandat. Das sind 3 Promille, nicht einmal ausreichend, um besoffen zu werden. Ich könnte mich mit einer grünen Jacke aufstellen lassen und würde gewählt. Die FDP holte 1990 durch Hans-Dietrich Genscher ein Direktmandat in Halle, nachdem sie 33 Jahre leer ausgegangen war.

                      Mein Vorschlag wäre, den Ironie-Tag auf Faschingsdienstag zu legen…

                    • Ralf 10. Dezember 2019, 08:21

                      Wir brauchen hier im Blog dringend einen Ironie-Tag … ^^

                    • Rauschi 10. Dezember 2019, 11:26

                      Das sind 3 Promille, nicht einmal ausreichend, um besoffen zu werden.
                      Na und, trotzdem ist Ihre Aussage:
                      [Kein Vertreter einer Kleinpartei hat normalerweise die Chance, einen Wahlkreis zu gewinnen.]
                      widerlegt und damit falsch.
                      Grösse wäre, Fehler zuzugeben.
                      Nur so als Tipp.

                    • Stefan Sasse 10. Dezember 2019, 15:31

                      Hört auf mit dem Blödsinn jetzt. Es war völlig klar, was Stefan meint, und mit einer winzigen Ausnahme ist sein Argument korrekt, und niemand würde dem widersprechen. Dieses „Gotcha!“ hilft keinem.

                    • TBeermann 10. Dezember 2019, 16:31

                      Ist aber jetzt auch so ein klassischer Fall von Wald, Schall, rein und raus sowie eigener Medizin, oder nicht?

                    • Stefan Sasse 10. Dezember 2019, 17:21

                      Dieses Kindergarten-Niveau von „er hat angefangen“ macht nix besser.

                    • Ralf 10. Dezember 2019, 20:22

                      Mein Vorschlag wäre, den Ironie-Tag auf Faschingsdienstag zu legen

                      Ich hatte einen Ironie-Tag (engl. tag = Markierung) gefordert, um ironische Inhalte als solche kennzeichnen zu können. Dass Sie nun am Faschingsdienstag einen Ironie-Tag begehen wollen, belegt eindringlich wie sehr so eine Markierungsmöglichkeit hier benötigt wird … 😀

                      (@ Stefan Sasse:

                      Obigen Text bitte als ironisch markieren)

                    • Stefan Pietsch 10. Dezember 2019, 22:26

                      Also ich fand meinen Witz gut…

                    • Rauschi 10. Dezember 2019, 22:35

                      Dieses „Gotcha!“ hilft keinem.
                      Sollte es auch nicht. wenn aber jemand so kleinteilig auf falsche Aussagen eindrischt, muss er damit leben.
                      Nie und 1 Mal ist nicht das gleiche, in keiner Mathematik.
                      Ausserem wird sich erst zeigen, ob es nur an Berlin lag oder doch in der Person begründet, die sogar ich schätze, obwohl ich die meisten Grünen nicht für wählbar halte.
                      Der war immer glaubwürdig, tritt aber nicht mehr an. Mal sehen, was aus dem Mandat wird, ich denke, das wird nicht wieder passieren.

                    • Stefan Pietsch 10. Dezember 2019, 23:21

                      Warum müssen Sie immer Beweise liefern, kognitive Schwierigkeiten zu haben? Das Wort „normalerweise“ besagt, dass etwas nicht üblich ist, aber vorkommen kann. Duden nachschauen!

                      so, wie es allgemein üblich oder gewöhnlich ist oder als üblich und gewöhnlich gesehen wird.

                      „Normalerweise“ bedeutet nicht, dass etwas nie vorkommt. Denn natürlich war mir bekannt, dass Christian Ströbele als auch Hans-Dietrich Genscher schon Direktmandate geholt haben.

                      Was bleibt? Sie verstehen gar nichts.

                    • Ralf 10. Dezember 2019, 23:56

                      Hallihallo, ich bin’s nochmal …

                      Mein Hinweis auf Herrn Ströbele oben war lediglich ein Spaß, den ich mir nicht verkneifen konnte. Eine ironische Replik. Kein ernsthaftes Argument, das den Streit hier lohnt …

                    • Rauschi 11. Dezember 2019, 10:19

                      Was bleibt? Sie verstehen gar nichts.
                      Gar nichts? Mal wieder so eine Allaussage, die sich ganz leicht widerlegen lässt. Sie könnten schreiben, „sie verstehen mich nicht“, das könnte sein, „ich verstehe ihre Denkweise nicht“, auch das, aber ganz sicher nicht gar nichts.

                      Ich finde dieses „Mimimi, Rauschi ist blöd“ nur noch peinlich. 😛

                    • Erwin Gabriel 17. Dezember 2019, 11:32

                      @ Stefan Pietsch 10. Dezember 2019, 23:21

                      Warum müssen Sie immer Beweise liefern, kognitive Schwierigkeiten zu haben?

                      Nicht, dass ich jetzt der große Fan von Rauschi bin (bzw. kann ich ihre Standpunkte auch nicht allzu oft teilen) – aber solche Kommentare sollte sich jemand, der gelegentlich „übergriffige“ Beiträge von der Platte putzt, wirklich verkneifen.

                    • Stefan Pietsch 17. Dezember 2019, 11:42

                      Ich lasse das so stehen.

                      Rauschi hat sich eine Sonderstellung erarbeitet. Sie ist die Ausnahme von der Regel. Sehen Sie den (die zwei) Posts vorher, warum ich so reagiert habe.

                    • Stefan Sasse 17. Dezember 2019, 12:04

                      Zurückzukindergarten ist zwar immer wieder sehr befreiend, aber es macht halt leider nix besser 😉 Spreche aus Erfahrung 😛

                    • Stefan Pietsch 17. Dezember 2019, 12:13

                      Hast ja recht!

              • derwaechter 11. Dezember 2019, 14:05

                Helmut Schmidts Berufserfahrung beschränkt sich laut Wikipedia auf wenige Jahre als Referent und später Abteilungsleiter bei der Hamburger Verkehrsbehörde.

                Er hat 1949 sein Studium (VWL und Staatswissenschaft) beendet und war bereits von 1953 Abgeordneter im Bundestag.

                Kühnert hat, ebenfalls laut Wikipedia, dreieinhalb Jahre lang in einem Callcenter gearbeitet sowie ein FSJ absolviert. Außerdem hat er ein paar Jahre in verschiedenen Abgeordnetenbüros gearbeitet.

                Beim Thema Berufserfahrung vor Berufspolitiker tun die beiden sich also nicht viel.

                • Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 16:30

                  War Helmut Schmidt nicht auch ein paar Jahre Soldat gewesen?

                  Ich sehe Hilfstätigkeiten und soziales Engagement nicht unbedingt als Berufserfahrung. Zudem war Schmidts dringende Empfehlung, sich in ein Sachgebiet einzuarbeiten – was viele Politiker nicht mehr tun. Ich wüsste z.B. nicht, worin die neue SPD-Vorsitzende eine Expertin ist.

                  • derwaechter 11. Dezember 2019, 17:06

                    Ich habe Wehrdienst jetzt nicht als Berufserfahrung gezählt. Lebenserfahrung, ohne Zweifel. Aber Kühnert kann man wohl kaum vorwerfen, dass es keinen Wehrdienst bzw. Krieg gab an dem er hätte teilnehmen müssen.

                    Und Lebenserfahrung gewinnt man bei sozialem Engagement und Hilfstätigen auch allemal.

                    Schmidts Argument war, nur wenn Politiker gegebenenfalls wieder in ihren alten Beruf zurückkehren könnten, sei ihre Unabhängigkeit gewährleistet. Da ist was dran.

                    Was Sachverständnis angeht hat Kühnert, soweit ich das beurteilen kann, schon seine Spezialgebiete. Oder machen Sie ihm da jetzt einen neuen Vorwurf?

                    Frau Esken hat laut Wikipedia eine abgeschlossene Berufsausbildung (Informatik) und hat auch gearbeitet (das müsste Ihnen doch gefallen). Danach war sie Hausfrau und Mutter.

                    Wie auch immer. Berufserfahrung ist zur Beurteilung eines Politikers ziemlich unwichtig. Es gibt viele erfolgreiche Politiker ohne vorherige besonders beeindruckende Berufserfahrung. Erfolgreiche Seiteneinsteiger aus der Privatwirtschaft sind selten. Mit fällt auf Anhieb gar keiner ein.

                  • Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 13:38

                    Sie ist Informatikerin. Digitales und Digitalpolitik ist ihre Expertise IMHO.

                    • Stefan Pietsch 12. Dezember 2019, 14:20

                      Digitales ist derzeit kein politische Resort. Sollte man sicher ändern, ist aber erst mal so. Und außer, dass sie 1990 ein duales Studium abgeschlossen hat, erfährt man nichts. Ich halte die Expertise in Digitalem da schon überschaubar. 1990 kannte man nicht mal so etwas wie Internet und Telefone waren fest, mit Kabel und häufig Wählscheibe. Darüber hinaus billigt ihr selbst ihre eigene Fraktion keine besondere Kompetenz zu.

                      Die Dame für Digitales scheint darüber hinaus große Probleme mit modernen Terminkalendern zu haben. Das ist so, als wollte ein Automechaniker die rechte Vorderlampe durch Aufschlagen der Scheibe wechseln. 🙂

                    • Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 21:59

                      Nun, sie muss sich sicher nicht hinter Christian Lindners Expertise verstecken. Das ist eh eine Schattendiskussion. Deine Liebe für Esken ist genausowenig abhängig von ihrer Expertise wie die für Lindner von seiner, und umgekehrt für mich. Du würdest glücklich jeden überzeugten FDP-Politiker ohne Erfahrung außerhalb akzeptieren, und kein Linker könnte noch so viel Lebenserfahrung mitbringen, dass du ihn vorziehen würdest – und umgekehrt.

            • Stefan Sasse 9. Dezember 2019, 18:44

              Bin ich dabei. Diese „Berufserfahrung“-Nostalgie ist Unfug. Davon abgesehen erkennt Stefan sie ja auch bei Leuten nicht an, die sie haben und die ihm entgegengesetzt sind. Zumindest ist mir bisher das positive Framing für Elizabeth Warren in dieser Richtung entgangen.

              • Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 20:47

                Sollte außer „Talent“ ein Politiker nicht noch andere Fähigkeiten besitzen? Gerade die Führung von Organisationen will gelernt sein, Naturtalente gibt es vergleichsweise selten. Die meisten Regierungschefs haben auch in kleineren Einheiten geübt, bevor sich als fähig ansahen, eine Regierung und ein Land zu führen. Und über allem steht der Nachweis, dass man was vom Leben versteht – etwas, woran nicht zuletzt auch eine Andrea Nahles gescheitert ist. Sie war Klasse in der Partei, aber eine Katastrophe im Zusammentreffen mit dem normalen Bürger.

                Ich habe Elizabeth Warren weder Lebenserfahrung noch Expertise in Frage gestellt. Ich bezweifle jedoch, dass sie im normalen Wahlvolk funktioniert. Vor allem bezweifle ich, dass sie ein geeignetes Angebot der Demokraten an gemäßigte, mittige wie unentschiedene Wähler ist. Und wenn nicht alle Umfragen täuschen, wird am Donnerstag der erneute Beweis erbracht, dass extrem linke Kandidaten vielleicht im Kosmos linker Funktionäre funktionieren, nicht aber im Wahlvolk. Aber die Lektion werden Linke auch im Millionsten Anlauf nicht verinnerlichen.

      • Erwin Gabriel 12. Dezember 2019, 14:41

        @ Stefan Pietsch 9. Dezember 2019, 11:46

        … keine Lebenserfahrung im realen Leben …

        Nun ja, jeder 40jährige hat 40 Jahre Lebenserfahrung (nicht, dass jede Erfahrung zur persönlichen Weiterentwicklung vorteilhaft ist).

        • Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 22:00

          Davon abgesehen ist dieses Gerede vom „realen Leben“ völliger Unfug. Als wäre ein Leben in der Politik oder im öffentlichen Dienst nicht „real“.

          • Erwin Gabriel 20. Dezember 2019, 15:22

            @ Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 22:00

            Davon abgesehen ist dieses Gerede vom „realen Leben“ völliger Unfug. Als wäre ein Leben in der Politik oder im öffentlichen Dienst nicht „real“.

            Ist es auch irgendwie nicht (nach meiner Erfahrung mit Leuten, die aus dieser Welt kommen).

            • Stefan Sasse 20. Dezember 2019, 17:28

              Du halt mir noch mal Vorträge über meine Arroganz und Ignoranz gegenüber den Facharbeitern.

  • Ralf 9. Dezember 2019, 22:42

    Sicher ist das nicht alles falsch, was Sie schreiben. Aber mir fehlt ein bisschen die positive Perspektive. Ist ja nachvollziehbar, dass es schön wäre, wenn wir wieder mehr „Menschen mit Phantasie und abstraktem Vorstellungsvermögen“ hätten, aber die können wir uns ja nicht backen. Wie also soll das praktisch vonstatten gehen, dass wir wieder mehr solche Menschen kriegen?

    Und es ist ja nun nicht so, als wenn es andere Länder so viel besser machen würden. China kommt auch langsam an seine Grenzen und ist zudem eine menschenverachtende Diktatur, deren Grauen gerade kürzlich wieder einmal in den Medien war. Meine Nichte hat vor einiger Zeit ein Jahr dort verbracht. Also fast ein Jahr. Nach der dritten schweren Lungenentzündung durch die entsetzliche Luftverschmutzung, durch die man in manchen Regionen kaum noch atmen kann, ist sie dann vorzeitig abgereist. Ich erinnere mich an Gespräche mit dem Leiter eines externen Studienprogramms an einer angesehenen chinesischen Universität. Deren größtes Problem war, dass die chinesischen Studenten nicht selbstständig denken können. Dass sie immer erwarten, dass jemand ihnen sagt, was sie auswendig lernen sollen. Und so ist China im Kopieren auch ganz groß. Im Selbstkreieren ist das Land hingegen eher weniger erfolgreich.

    Die USA gelten immer als das große Vorbild. Aber setzen Sie sich mal morgens in einen Dunkin‘ Donuts und schauen Sie sich die Gestalten an, die dort rumlungern. Ist nun wirklich nicht gerade so, als wenn die amerikanische Jugend wahnsinnig agil, ambitioniert und leistungswillig wäre. Der Eindruck täuscht, weil man in der Berichterstattung in Deutschland immer nur von Harvard, Yale und Stanford hört. Und nicht von der South Dakota State University. Aber die erdrückende Mehrheit der amerikanischen Studenten besucht eher Universitäten wie die letztere. Und wenn Sie diese Institutionen mal von innen gesehen haben, wissen Sie, dass Sie an der FH Bottrop besser aufgehoben wären. Überhaupt kaufen sich die Amerikaner ihren Erfolg mehr zusammen, als dass sie ihn generieren. Jahrzehntelang wurden die besten Wissenschaftler und Arbeitskräfte aus aller Welt ins Land gelockt, während versäumt wurde, der eigenen Bevölkerung eine Ausbildung und sozialen Aufstieg zukommen zu lassen. Und unter dem gegenwärtigen Präsidenten versiegt durch die grassierende Xenophobie im Land aber auch noch der Strom dieser Elite. Viele Top-Kräfte gehen wieder heim in ihre Heimat. Oder kommen garnicht erst. Während das Land gleichzeitig völlig unnötig in dramatischen Schulden versinkt.

    Von Großbritannien und seiner ohne Anlass selbst zugefügten Brexitwunde fange ich garnicht erst an. Ein gelähmtes, paralysiertes Land, das bald in seine Bestandteile zerfallen könnte.

    Im internationalen Vergleich stehen wir also nicht so schlecht da. Wenigstens sind bei uns die Verhältnisse stabil und die Deutschen gelten in der Welt als aufgeschlossen und freundlich. Und mir macht die Jugendbewegung Hoffnung. Noch vor 20 Jahren herrschte gerade unter Teenagern Null-Bock-Stimmung. Politik war uncool. Sich einbringen war uncool. Cool war konsumieren. Es war das Zeitalter, in dem Geiz geil war. Heutzutage gehen Kinder und Studenten wieder auf die Straße für die Dinge, die im Leben wirklich zählen. Mein Gefühl ist, dass auch die Motivation etwas zu bewegen, sehr stark gewachsen ist. Und es gibt mit Programmskizzen wie dem Green New Deal auch endlich wieder etwas, nach dem man streben kann. Ein Ziel. Eine große Vision. Und die Bewegung darum herum wächst. In Deutschland. Aber auch andernorts, wie in den USA.

    Wo Handlungsbedarf besteht, ist in der Bildung, in der Integration und in der Infrastruktur. Da müsste man jetzt richtig viel Geld in die Hand nehmen und investieren. Aber auch da bewegt sich langsam was. Die SPD wendet sich immer schneller von der Schwarzen Null ab. Merkels Amtszeit geht dem Ende zu. Von links bis rechts, von Wirtschaft bis Gewerkschaften, wird nach neuen Investitionen gerufen. Ich nehme also stark an, dass da ab 2021 etwas passieren wird. An der Starrheit und der Verkrustung des deutschen Hochschulsystems wird man wohl nicht viel ändern können. Aber mehr Geld würde auch da helfen. Und die deutschen Universitäten dürften schon heute davon profitieren, dass die USA und Großbritannien international zunehmend unattraktiver werden. Manchmal gewinnt man eben auch deshalb, weil die Nachbarn selbstverschuldet verlieren …

    • CitizenK 10. Dezember 2019, 12:17

      Nur mit Auswendiglernen hätten die Chinesen wohl weder Supercomputer noch das Weltraumprogramm geschafft. Auch im Zukauf von Know-how und Infrastruktur sind sie einfallsreich. Pfeifen im Walde?

      • Ralf 10. Dezember 2019, 20:25

        Da müsstest Du dann begründen inwiefern Supercomputer und Weltraumprogramm der Chinesen Innovation und nicht Reproduktion sind.

        • CitizenK 10. Dezember 2019, 23:22

          Für den wirtschaftlichen Erfolg irrelevant. Siehe Faxgerät und mp3. Auch politisch: Die Staaten mit China-Interessen trauen sich nicht zu kritisieren. Und G5 funktioniert nicht ohne Huawei. In Afrika haben sie den Fuß in vielen Türen.

          • Ralf 10. Dezember 2019, 23:50

            Alles richtig. Solange man auf Ideenklau und wirtschaftlichen wie militärischen Druck setzt und die völlige Abwesenheit von Prinzipien, Werten und Anstand bei den westlichen Partnern ausnutzen kann, braucht man keine kreativen Köpfe, sondern lediglich eine Armee von willenlosen, fleißigen Arbeiterameisen. Wenn man ausreichend mächtig ist, reicht das für den wirtschaftlichen Erfolg. Nur ist man auf diese Art und Weise eben nicht innovativ. Oder mit anderen Worten: So entwickelt man keine Quantencomputer, bringt keine Fusionsreaktoren zum Laufen und etabliert keine Marskolonie. Dafür bedarf es Träumer, Freigeister und Querdenker. Aber keine Frage, die Chinesen werden knapp hinter den Pionieren herlaufen, Quantencomputer, Fusionsreaktoren und Weltraumtechnologie klauen und der Westen wird klein beigeben aus Angst ein Geschäft zu verlieren. Business as usual also …

            • Rauschi 11. Dezember 2019, 06:41

              Aber keine Frage, die Chinesen werden knapp hinter den Pionieren herlaufen, Quantencomputer, Fusionsreaktoren und
              Die Chinesen sind schon lange nicht mehr nur die Kopierwerkstatt der Welt. Oder wie ist es zu Erklären, das Huawei eine Technik beherrscht und auch den amerikanischen Markt beliefert? Wo doch da die freiesten Geister rumlaufen sollen? Die Japaner haben auch so angefangen, auch die Koreaner, aber beide haben sich weiter entwickelt.

              Im übrigen, gerade Deutschland hat auch mit kopieren angefangen, Stichwort Texilherstellung. Ich wäre da vorsichtig mit den Vorwürfen. Und auch Deutschland hat sich weiter entwickelt. Es gibt ja einen Grund, warum immer ein Chinese mit in westlichen Unternehmen sitzen muss, die lernen von den anderer.

              • TBeermann 11. Dezember 2019, 10:12

                Man muss eine Technik nicht entwickelt haben, um sie zu produzieren und (billiger) zu verkaufen (als die Konkurrenz).

                Chinesische Eigenentwicklungen sind tatsächlich eher selten.

                • cimourdain 11. Dezember 2019, 18:11

                  Besserwisserei am Rande: Das gilt bestenfalls für die Zeit nach der mittleren Ming Dynastie ( ca. 16. Jh.). Davor war der technologische Vorsprung Chinas über praktisch alle Bereiche hinweg beträchtlich, z.B.:

                  https://janarabas.files.wordpress.com/2012/10/img_0835.jpg

                  ( Eines der Schiffe von Zheng He im Vergleich zur Santa Maria)

                • Rauschi 11. Dezember 2019, 18:14

                  Man muss die Technik aber auch nicht erfunden haben, sondern lediglich so verbessert und marktreif weiterentwicken, das man besser und billiger als die Konkurrenten ist.
                  Reicht für die Marktführung allemal aus.
                  Auch Japan hat mit Kopie angefangen, heute sind die führend in Effizenz beim Autobauen.

                  Gibt es Quellen zur Aussage mit den Eigenentwicklungen? Ich denke nicht, das wir da alles mitbekommen, zumal auch viel nur für den heimischen Markt gedacht ist.

                  • TBeermann 11. Dezember 2019, 19:36

                    Ich würde die Frage mal zurückgeben: Was wurde den in China in den letzten Jahren erfunden oder aber zur Markreife gebracht?

                    Mein Eindruck ist relativ klar, das man meistens irgendwann auf eigene Rechnung produziert hat, was vorher im Auftrag von westlichen Firmen hergestellt wurde und dabei das Original oft 1:1 (inkl. Design) abgekupfert wird.

                    Was den heimischen Markt angeht, bin ich in China auch eher pessimistisch. Die chinesische Wirtschaftskraft basiert immer noch vor allem darauf, dass „Wir“ dort unsere Billigprodukte herstellen lassen bzw. halt jetzt auch vermehrt deren Eigenproduktionen von diesen Billigprodukten kaufen (teilweise sogar aus den gleichen Fabriken, wie die Originale). Die Qualität ist in den letzten zwei Jahrzehnten durchaus gestiegen, aber mit Innovation hat das immer noch wenig zu tun.
                    Und das Pro-Kopf einkommen ist im Schnitt aber immer noch sehr niedrig, auch wenn es mittlerweile Schichten mit Wohlstand gibt. Aber wenn der Westen plötzlich aufhören würde, dort produzieren zu lassen und zu kaufen, wäre (im aktuellen System) der Ofen auch schnell aus.

                    • Rauschi 12. Dezember 2019, 10:34

                      Mein Eindruck ist relativ klar, das man meistens irgendwann auf eigene Rechnung produziert hat, was vorher im Auftrag von westlichen Firmen hergestellt wurde und dabei das Original oft 1:1 (inkl. Design) abgekupfert wird.
                      Die frage ist worauf beruht der Eindruck, eine kleine Anfrage in meiner Suchmaschine bringt dieses:
                      [Innovation und China ist ein Thema, das viele Kontroversen auslöst. Davon zeugen sowohl die unzähligen Konferenzen und Seminare, die dazu abgehalten werden, als auch die protektionistische Propaganda bestimmter Staaten. Doch die im Westen immer noch gut genährte Vorstellung, China könne bloss kopieren, sei aber nicht fähig zu echter Innovation, muss schleunigst korrigiert werden.

                      Auf die Frage, welche Neuerungen in der Schweiz in letzter Zeit Fuss gefasst haben, erhalten Sie wahrscheinlich die Antwort «der Bezahldienst Twint» und «die Roller Lyft». Diese mögen in der Tat neu sein – für die Schweiz. In China, waren diese oder ähnliche «Neuerungen» schon vor Jahren allgegenwärtig. Das bedeutet, dass viele dieser Dienstleistungen in China bereits ihren Marktdurchbruch feierten – und dass «die Chinesen» diese Konzepte von niemandem abkupfern konnten, sondern selber erfinden mussten.

                      Die für Innovation förderlichen Ingredienzen sind in China in einzigartiger Weise konzentriert: viele junge Konsumenten auf kleinem Raum, viele gut ausgebildete Fachkräfte, enorm viel Risikokapital, ein geringer Stellenwert des Datenschutzes und eine hohe Bereitschaft der Konsumenten, neue Dienstleistungen zu akzeptieren. Das heisst nicht, dass jeder Chinese ein Innovator ist, aber das ist auch in anderen sogenannt innovativen Volkswirtschaften nicht der Fall…
                      Wird in China immer noch viel kopiert? Ja, geistiges Eigentums ist immer noch nicht genügend geschützt. Geschädigte sind vor allem chinesische Unternehmen und Erfinder, nicht nur Westler. Aber es wird auch viel Neues entwickelt und erforscht, komplett neue Wege werden beschritten. Davon bemerken Europäer und Amerikaner aber noch nicht sehr viel, denn einerseits ist der Fokus chinesischer Unternehmen naturgemäss zuerst der chinesische Markt – und der ist gross und kaufkräftig genug, damit ein Unternehmen auch im Vergleich mit internationalen Marktführern riesig werden kann. Andererseits finden Expansionen chinesischer Unternehmen ins Ausland zunächst in anderen Schwellenländern statt.]https://www.iconomix.ch/de/blog/article/822-china-und-innovation-ein-neues-kapitel/

                      Aber wenn der Westen plötzlich aufhören würde, dort produzieren zu lassen und zu kaufen, wäre (im aktuellen System) der Ofen auch schnell aus.
                      Das möchte ich angesichts der Beschreibung oben doch sehr bezweifeln, das ist der Überschätzung des angeblich freien Westens geschuldet.

                    • TBeermann 12. Dezember 2019, 13:42

                      Der Eindruck basiert unter anderem aus meiner beruflichen Tätigkeit im Import- und Zollbereich.

                      Daraus würde ich sagen, dass sich zwar die Qualität deutlich verbessert hat und dort mittlerweile auch komplexere Teile des Produktionsprozesse ausgeführt werden, aber echte Eigenentwicklungen sehe ich nicht.

                      Das Beispiel mit dem Bezahldienst ist doch auch keine neue Idee. Erste Anläufe gab es selbst bei uns schon vor mehr als zehn Jahren, in Skandinavien ist es schon lange gängig. Dass Deutschland sehr bargeldaffin ist und sich bisher nichts davon hier durchgesetzt hat, heißt ja nicht, dass niemand darüber nachgedacht hätte.

                      Den zweiten Absatz sehe ich weiterhin so und das hat nichts mit „freiem Westen“ zu tun. Die chinesische Volkswirtschaft arbeitet den alten Industrienationen immer noch mehr zu, als dass sie selbst Endprodukte herstellt, geschweige denn die Endprodukte, die die chinesische Bevölkerung tatsächlich braucht.

                    • Rauschi 12. Dezember 2019, 15:31

                      Der Artikel ist von der schweizer Nationalbank, da setzte ich einfach eines ausreichende Expertise voraus.
                      Da steht feierten, also Vergangenheit und ich denke nicht, das man so ein System Länderübergreifend kopieren kann. Ist aber auch egal, die Dame schreibt, das es sehr wohl viele Dinge im Inland gibt, die nicht bis zu uns kommen.
                      Die chinesische Volkswirtschaft arbeitet den alten Industrienationen immer noch mehr zu, als dass sie selbst Endprodukte herstellt, geschweige denn die Endprodukte, die die chinesische Bevölkerung tatsächlich braucht.
                      Gerade die total auslandsabhängige deutsche Wirtschaft ist da doch keinen Deut weiter. Wenn bei uns keiner mehr kauft, sind wir genauso am Ende, ganz egal, wieviel hier erfunden wurde.
                      Wo soll da der Vorteil liegen?

                    • TBeermann 12. Dezember 2019, 20:48

                      Deutschland ist auch schon eine ganze Weile nicht mehr innovativ. Diesen Teil des Vorwurfs von Herrn Pietsch würde ich sogar unterschreiben.

                      Es gibt zwar noch Entwicklungen (bei den Patenten ist Deutschland so weit ich mich erinnere noch recht weit oben dabei), aber nur wenige werden dann auch hierzulande umgesetzt.

                      Und wirklich verwunderlich ist das ja nicht, wenn etwa die Politik seit Jahren alles unternimmt, die (Groß-) Industrie vor nötigen Entwicklungen zu schützen. Die Sparten, in denen Deutschland in diesem Jahrtausend tatsächlich noch mal weltweit technologisch führend war, wurden aus ideologischen Gründen abgewürgt.

                    • Rauschi 13. Dezember 2019, 09:17

                      Und wirklich verwunderlich ist das ja nicht, wenn etwa die Politik seit Jahren alles unternimmt, die (Groß-) Industrie vor nötigen Entwicklungen zu schützen.
                      Unterschreibe ich sofort.
                      Da hilft ein Zahlenverhältnis um zu verdeutlichen, wie sehr das System in Schieflage ist:
                      Kleine und mittlere Unternehmen sind 99,3% aller Unternehmen
                      Grossbetrieb und Konzerne 0,7% aller Unternehmen.
                      erste machen 33% des Umsatzes, die beschäftigen aber 61% der Erwerbstätigen

                      die 0,7% der Unternehmen dementsprechend den Rest,
                      67% des Umsatzes und 39% der Erwerbstätigen.
                      https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Unternehmen/Kleine-Unternehmen-Mittlere-Unternehmen/Tabellen/wirtschaftsabschnitte-insgesamt.html?nn=208440
                      Ziemliche Schieflage, das sieht nicht nach Wettbewerb oder Markt oder sowas aus.

    • Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 11:38

      Aber mir fehlt ein bisschen die positive Perspektive.

      Hm, so sollte es nicht rüberkommen, eher als Weckruf, dass wir Deutschen es uns inzwischen sehr in einer Komfortzone bequem gemacht haben und arg selbstgenügsam sind. Bei all dem, was ich unter diesem Thread schreibe, blenden wir bitte den Bereich aus, denen es nicht so gut geht, die benachteiligt sind, die Einkommensverluste erlitten haben. Die gibt es, mit denen möchte niemand tauschen, aber ich möchte an dieser Stelle über das „typische“ Deutschland anno 2019 diskutieren.

      Wir haben es offensichtlich zu lange versäumt, unseren Nachwuchs zum Risiko zu erziehen. Wir möchten überall Risiken vermeiden: Helikopter-Eltern als Synonym für Bruthennen, Abitur für alle, sicherer Karriereweg durch alle Instanzen, lieber Minuszinsen als gar keine Zinsen und stattdessen Rendite, Work Life Balance als Übertitel, dass das Private im Vordergrund stehen sollte bis hin zu Renten, die nie mehr fallen, nur noch wachsen dürfen. Das ist eine Bettkissen-Sichtweise. Wir vermitteln anscheinend nicht mehr, dass Selbständigkeit und Unternehmertum etwas Positives, Selbstbestimmtes ist. Wir vermitteln nicht, dass Hinfallen nicht schlimm ist, selbst wenn der Knirps sich Schrammen holt.

      Die Rente mit 63 war ein Desaster in dieser Hinsicht. Sie veränderte die Perspektive. Vor zwei Jahren wurde ich in einem Gespräch gefragt, wie es denn bei mir mit Anfang 50 mit der Motivation aussähe, ob ich schon an den Ruhestand denke. Hallo? Ich möchte mindestens bis 70 im Erwerbsleben stehen können, mit anderen Worten, ich bin gerade in der Mitte und damit in der Blüte meiner Jahre. Aber das verhält sich anders bei Menschen, die mit der Rente 63 und Übergangsmöglichkeiten kalkulieren. In den letzten Jahren stand ich so immer wieder vor der Frage, ob ich einen Mitte / End-Fünfzigjährigen einstellen sollte. Soll ich? Wie ist seine Perspektive? Die Rente mit 63 oder die mit 70?

      Ich finde es toll, dass sich endlich junge Menschen wieder für etwas wie den Klimaschutz engagieren. Wenigstens etwas, womit sie sich emotionalisieren lassen. Aber die Perspektive erscheint mir arg fatalistisch. Die Welt wird untergehen, die Menschheit aussterben. Menschen lassen sich nicht dauerhaft im Alarmmodus fahren. Wenn ich vor die Belegschaft treten würde und verkünden, entweder wir ergreifen drastische Sparmaßnahmen oder keiner von Ihnen hat morgen noch einen Job, gäbe es zwei Effekte. Erstens, die Bereitschaft zu drastischen Sofortmaßnahmen wäre außerordentlich hoch. Das hält aber nur Monate an und drückt die Stimmung ins Depressive. Und zweitens würden nun schnellstens die Besten das Weite suchen und anderswo anheuern, wo zumindest die Stimmung besser ist. Alarmismus ist keine Lösung, genauso wenig wie Sparen, Sparen, Sparen.

      Mehr, als dass junge Menschen sich für den Klimaschutz engagieren wünsche ich mir, dass sie völlig verrückte Ideen entwickeln wie man CO2 in festen Kohlenstoff und gasförmigen Sauerstoff zurückverwandeln könnte, wie Flugzeuge durch die Kraft der Hoffnung und der Liebe fliegen könnten und Menschen statt zu fahren von A nach B gebeamt werden könnten. So was in der Art. Lieber rege ich mich über absurde Spinnereien auf als über lebens- und lustfeindliche Askese.

      Ich bin für eine Pflicht, über jedes Babybett ein Mobile aufzuhängen. Schmeißt die Tablets aus den Kinderzimmern und packt 30 Kinderbücher rein! Manchen wir einen Verfassungszusatz, für jedes neue Gesetzesverbot müssen zwei neue Bürgerrechte geschaffen werden. Wenn Kunden am Bankschalter nach sicheren Anlagen fragen, sagt ihnen, sichere Anlagen sind nicht. Geh‘ hin und frage den Unternehmer um die Ecke, ob du dich an seinem Geschäft beteiligen kannst. Fangen wir an, uns mehr für Sportarten und Medikamente zu interessieren, die Demenz im Alter verhindern als für die Frage wer uns pflegen könnte. Und in Anlehnung an den Film Armageddon: Familien zahlen keine Steuern mehr.

      Das Problem, Ralf, ist doch nicht, dass wir zu wenig Geld hätten. Zumindest der Bund schwimmt in Steuereinnahmen, sowohl Bundes- als auch EU-Gelder werden nicht abgerufen, weil der Staat seine Vorgaben so kompliziert strickt, dass die eigenen Beamten sie nicht anwenden können. Überall sehe ich, dass der deutsche Staat „einfach“ nicht beherrscht. In Unternehmen bin ich viel öfter mit den Fragen nach den Mitteln konfrontiert. Meine Erfahrung: es mangelt nicht an Geld, sondern an Wissen und Phantasie. Geld ist vor allem Kleistermasse und deckt nicht selten Probleme zu. So hat der 1. FC Köln vor der Saison vergleichsweise viel Kapital für die Verpflichtung talentierter, spielstarker Spieler aufgewandt. Ergebnis: nach 14 Spieltagen steht man ziemlich abgeschlagen auf dem 18. Tabellenplatz, was keineswegs den Ausgaben für den Kader entspricht. Deutschlands Politik wie in der gesamten Gesellschaft gebärt sich derzeit eher wie der 1. FC Köln als der SC Freiburg. Für alle Fehler machen wir das Verbot verantwortlich, uns nicht verschulden zu dürfen. Das sind Schutzbehauptungen für das eigene Versagen.

      • Erwin Gabriel 11. Dezember 2019, 22:10

        @ Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 11:38

        …, dass wir Deutschen es uns inzwischen sehr in einer Komfortzone bequem gemacht haben und arg selbstgenügsam sind.

        Den Eindruck kann ich nachvollziehen.

        Wir haben es offensichtlich zu lange versäumt, unseren Nachwuchs zum Risiko zu erziehen.

        Als ich mich 1977 um einen Lehrplatz als Elektriker bewarb, saß ich mit etwa 50 anderen in einem großen Sall, und musste zwei Tage lang Aufsätze schreiben, Mathe- und Physik-Aufgaben lösen, englischsprachige Texte ins Deutsche übersetzen, Aufgaben aus einem Intelligenztest lösen, und mein Allgemeinwissen nachweisen. Ich war am Schluß einer von sieben, die als Lehrling eingestellt wurden.

        Wer heute einen Auszubildenden für die Fachrichtung Strom sucht, nimmt praktisch jeden, der sich bewirbt. Die Zeiten haben sich halt geändert, und die Menschaen passen sich an.

      • popper 12. Dezember 2019, 13:36

        Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 11:38

        …blenden wir bitte den Bereich aus, denen es nicht so gut geht, die benachteiligt sind, die Einkommensverluste erlitten haben. Die gibt es, mit denen möchte niemand tauschen, aber ich möchte an dieser Stelle über das „typische“ Deutschland anno 2019 diskutieren.

        Das erinnert mich an Pierre Bourdieu, der einmal geschrieben hat: „Die Chance, zur Schaffung der Wahrheit beizutragen, hängt […] von zwei Hauptfaktoren ab, die mit der eingenommenen Position verknüpft sind: dem Interesse, die Wahrheit zu kennen und sie den anderen zugänglich zu machen (oder umgekehrt: sie sich und den anderen zu kaschieren), und der Fähigkeit, sie hervorzubringen“. Ein Vorwurf, der immer häufiger und zurecht den Medien gemacht wird.

        Das alles ist geradezu exemplarisch für ihr Handeln und Argumentieren in diesem Blog. Der Grund, ihrer Weigerung, das Ganze zu betrachten und in eine sachliche Analyse einzubringen, ist ihrer ideologischen Verbundenheit geschuldet, zwischen den Verhältnissen, die Sie verteidigen und einer Reihe ihnen genehmer Institutionen und/oder Politiker, die dafür die Verantwortung tragen. Die Komplizenschaft zwischen Beiden kommt auch in ihrem letzten Artikel zum Vorschein. Denn hochproblematische gesellschaftliche Realitäten nehmen Sie einfach als selbstverständlich hin, ebenso jene Politiker und deren Einflüster aus Wirtschaft und Wissenschaft, die gleichzeitig dafür gesorgt haben, dass diese Wirklichkeiten sich so ausformen konnten.

        Warum Sie sich beharrlich weigern und jede Aufforderung, diese Zusammenhänge zu erkennen, argumentativ niederwalzen oder sie regelmäßig ausblenden, hat meines Erachtens damit zu tun, dass diese (Herrschafts-)Strukturen, sehr tief in ihren Habitus eingewoben sind, sodass Sie sie inzwischen akzeptieren und an sie glauben. Sie zollen ihnen Respekt, obwohl Sie sie als Garant evidenter Wahrheitsfindung erst einmal hinterfragen müssten. Hier wird erkennbar, dass Sie sozusagen intuitiv spüren, dass Kritik „an diesem Spiel“ zu ihrem intellektuellen und direkten Ausschluss aus „diesen Strukturen“ führen könnte mit entsprechenden Konsequenzen. Ein klarer Fall von: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein.“

      • cimourdain 12. Dezember 2019, 18:09

        „Mehr, als dass junge Menschen sich für den Klimaschutz engagieren wünsche ich mir, dass sie völlig verrückte Ideen entwickeln wie man CO2 in festen Kohlenstoff und gasförmigen Sauerstoff zurückverwandeln könnte, wie Flugzeuge durch die Kraft der Hoffnung und der Liebe fliegen könnten und Menschen statt zu fahren von A nach B gebeamt werden könnten. „….. Dass Sie sich Che Guevaras „Seien wir realistisch: versuchen wir das Unmögliche“ so zu Herzen nehmen… Jetzt fehlt nur noch „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ und ich nehme Ihnen den Linksalternativen Idealisten ab.

      • Ralf 12. Dezember 2019, 20:48

        @ Stefan Pietsch

        Ich kann mich mit vielem, was Sie hier schreiben identifizieren. Aber ich befürchte ein Stück weit sind wir hier Opfer unseres eigenen Erfolges. Sie haben die Unterschicht ja explizit aus Ihren Betrachtungen herausgenommen, also beziehe ich mich in meiner Antwort auch nur auf die Mittel- und Oberschicht. Diese Müdigkeit, diese Lustlosigkeit und die Lethargie, die Sie beklagen, der Unwille auch mal etwas zu riskieren, der Unwille mehr zu leisten als der Durchschnitt, der Unwille aus der Masse als Leistungsträger hervorzustechen, ist doch letzten Endes eine Konsequenz der Wohlstandssättigung dieser Schichten. Wer übermäßig und fett gegessen hat, wird schläfrig und legt sich erst einmal müde ins Bett. Und diese Wohlstandssättigung, die Erfahrung leistungslosen Überflusses, wird heutzutage nahtlos vererbt. Während die Generation der heutigen Großeltern noch Hunger kannte und im Winter gefroren hat und sich mit ihrer eigenen Hände Arbeit hochkämpfen musste, wurde die Generation der heutigen Eltern in das Wirtschaftswunder hineingeboren. Orangene Tapeten, Hippiezeit und Freude am Leben. Viele stiegen weiter nach oben, überwanden allerdings eine kleinere Höhendifferenz als Ihre Eltern und das bei obwohl sich die grundlegenden Bedingungen für den Aufstieg (z.B. Bildungsmöglichkeiten, Grundkapitalstock) verbessert hatten. Die Kinder dieser Eltern wurden wiederum in die Neunziger und 2000er hineingeboren. Hinein in den Wohlstand aus Einfamilienhaus, BMW vor der Tür, Markenjeans und iPhone mit zehn Jahren. Viele dieser Kinder mussten nie einen Finger krümmen, um sich ein Taschengeld zu verdienen.

        Dass Leistung sich nicht auszahlt, lernen die meisten schon in der Grundschule, wenn sie zum ersten Mal mit Schulnoten konfrontiert werden. Da gibt es unter anderem eine Note „drei“, die „mittelmäßig“ meint, aber „befriedigend“ heißt. Welchen Antrieb zur Verbesserung jemand haben sollte, der bereits „befriedigende“ Leistungen erbringt, muss man mir erst noch erklären. Und so bin auch ich in einem Umfeld aufgewachsen, in dem eine „drei“ verblüffenderweise eine gute Note war. In keinster Weise zu glänzen und in der Masse total unterzugehen, ist also positiv. Hinter der „drei“ gibt es dann noch die „vier“. Die „vier“ heißt „ausreichend“, obwohl sie noch nicht einmal mehr „mittelmäßig“ ist. Wer deutlich unterdurchschnittlich performt, leistet also ausreichend. Auch hier suche ich vergeblich nach der Motivation zu verstärkter Leistung, wenn mir doch sogar das Schulzeugnis ausdrücklich bescheinigt, dass ich bereits „ausreichend“ bin. Also hier mein Vorschlag zur Güte: Benennen wir die „eins“ um in „exzellent“. Die „drei“ benennen wir um in „mittelmäßig“. Die „vier“ streichen wir komplett und einigen uns darauf, dass Unterdurchschnittlichkeit nicht Weiterkommen bedeutet. Dann würde wenigstens das Notensystem suggerieren, dass Leistung die Basis für Erfolg ist.

        Und dann fällt mir ein zweiter Punkt ein, den ich zuvor selber mehrfach auf’s Tapet gebracht hatte und den auch Rauschi erwähnt hatte: Die meisten Menschen sind nunmal Durchschnitt. Einerseits ist das natürlich eine Binsenweisheit, eine Tautologie, da der Durchschnitt ja so definiert ist, dass er das ist, was die meisten Menschen sind. Auf der anderen Seite aber widerspricht der Punkt nicht selten meinen Beobachtungen. So ist es meine Erfahrung, dass aus den meisten Menschen erstaunlich viel herausgeholt werden kann, dass auch Durchschnittliche weit überdurchschnittlich leisten können, wenn sie nur begeistert, motiviert und gefördert werden. So gehörte es zum Beispiel zum weit verbreiteten Konsensus unter Professoren an meiner Heimuniversität, dass Diplomanden, die nur 9-10 Monate an ihrer Arbeit schreiben, niemals genug Stoff produzieren können, dass es für eine Publikation reichen würde. Dafür lassen sich eine ganze Menge guter Argumente anführen. Das Problem ist, dass dann zu erklären wäre, wie mein Doktorvater z.B. mit einer einzigen Ausnahme mit jedem einzelnen seiner Diplomanden eine Publikation produzieren konnte. Bei genauerer Betrachtung ist das allerdings nicht mehr ganz so erstaunlich. Als damals junger Gruppenleiter, war mein Doktorvater für seine eigene Karriere auf jeden Erfolg, auf jede Publikation angewiesen. Anders als die anderen Professoren, die ihren Diplomanden irgendeinen spontan erdachten und schlecht geplanten Brainfart als Projekt anboten, begann mein Doktorvater Wochen vor Arbeitsantritt des neuen Mitarbeiters mit den Vorbereitungen. Anders als die anderen Professoren, die um 10 Uhr kamen und um 16 Uhr gingen, saß mein Doktorvater oft noch um 23 Uhr mit seinen Diplomanden an den Maschinen oder wertete Daten aus. Kaum ein Wochenende dürfte vergangen sein, an dem er nicht zumindest irgendetwas für die nächste Woche vorbereitet hätte. Entsprechend hatten auch seine Mitarbeiter immer das Gefühl an einem wichtigen Projekt teilzuhaben, waren motiviert und der Ehrgeiz sprang auf sie über. So produziert man Erfolge. Und Erfolge geben Selbstvertrauen. Erfolge steigern die Ansprüche an sich selbst. Erfolge machen süchtig.

        Wer sich die Zeit nimmt und die Mühe macht zu motivieren, wer seinen Mitarbeitern Spaß an der Leistung vermittelt, der steckt andere mit seinem Ehrgeiz an. Und das gilt nicht nur in der Diplomarbeit. Wir müssen uns z.B. fragen, ob Schulen – bis runter zur Grundschule – eigentlich noch (oder jemals) den Anspruch haben Begeisterung zu wecken. Meiner Erfahrung nach sehen Schulen ihren Daseinszweck eher in der Wissensvermittlung. Also die gehobeneren Schulen. Ein Hauptschuldirektor gestand mir mal ganz direkt, dass der Zweck seiner Hauptschule nur noch sei Klein-, Schwer- und Mittelkriminelle für ein paar Jahre von der Straße fernzuhalten. Aber selbst die stolzen Gymnasien sehen sich nicht in der Verantwortung Enthusiasmus, Interesse, Begeisterung bei den Schülern zu erzeugen. Es reicht zu lernen, wie man die Nullstellen der Funktion f(x) errechnet, ausreichend Englisch zu verstehen, dass man in einem Bahnhof nach dem nächsten Zug fragen kann und den Faust sollte man gelesen haben. Das Ergebnis habe ich damals als Abiturient mit Verblüffung zur Kenntnis genommen. Nicht ein einziger meiner Freunde kam aus der Schule mit einem Traum einen bestimmten Beruf zu erlernen. Keiner wusste, was er jetzt mit seiner Zukunft machen sollte. Die meisten hatten noch nicht einmal die vageste Vorstellung. Ist das nicht ein erbärmliches Armutszeugnis für eine Schule, dass ein ganzer Jahrgang, die meisten „befriedigend“ oder „ausreichend“, auf den Ausbildungsmarkt geschwemmt wird und fast keiner hat einen Traum, eine Vision, irgendeine Ambition für ihre Zukunft?

        Dort müsste man ansetzen. Das Potential, das wir uns leisten zu verschwenden, ist atemberaubend. Und ja, ich gebe Ihnen Recht. Raus mit den Tablets aus den Kinderzimmern. Und rein mit Büchern. Als ich klein war, habe ich die Experimentierkästen von Kosmos zum Geburtstag und zu Weihnachten bekommen. Mit dem Chemiebaukasten habe ich Kristalle gezüchtet. Mit dem Biologie-Set Pantoffeltierchen. Wir hatten ein kleines Mikroskop im Haus. Mit etwa 10 Jahren habe ich mit meiner ersten Programmiersprache angefangen. Kinder verdienen eine faire Chance. Und ja, manche werden auch mit einem Maximum an Support nicht großartig werden. Und es muss auch nicht jeder großartig werden. Aber mit Support und Ermutigung und Motivation werden die meisten besser werden als ohne. Und so mancher, der heute „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, könnte „gut“ oder gar „exzellent“ sein. Nicht in allem. Aber in irgendetwas. Und das alleine könnte unsere Gesellschaft um Lichtjahre nach vorne bringen.

        • Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 22:08

          Ich hab in meinen sieben Jahren Schuldienst noch keinen einzigen Schüler getroffen, der eine drei als eine gute Note betrachtet hat.

          • Ralf 12. Dezember 2019, 23:06

            Dann ist das vielleicht etwas speziell baden-württembergisches …

            An allen Schulen, die ich besucht habe, galt eine “drei” als “mission accomplished” und auch an der Uni ging es immer nur um’s irgendwie bestehen. Hauptsache man kriegte den Schein.

            • TBeermann 13. Dezember 2019, 06:21

              Kann ich mit einem Universitätsabschluss in BaWü jetzt so nicht bestätigen. Da gibt es eher sehr große Unterschiede zwischen den Fächern.

              In einigen Disziplinen bedeuten die Noten, was sie bedeuten, in einigen ist eine 2+ schon kurz vor „nicht bestanden“ und in Jura ist eine 3 ein durchaus solides Ergebnis.

            • Stefan Sasse 13. Dezember 2019, 06:39

              Die Mentalität gibt es natürlich. Mein Punkt ist mehr, dass die Leute sehr genau wissen, dass eine drei keine gute Note ist. Sie haben vielleicht keinen höheren Anspruch an sich selbst, aber sie gilt nicht als gute Leistung, sondern halt als bestanden – wie an der Uni auch, hauptsache Schein.

              • Ralf 13. Dezember 2019, 18:46

                Der Punkt ist nicht, ob es die Mentalität gibt, sondern wie verbreitet die Mentalität ist. Und da wird Dein Argument etwas haarspalterisch, wenn du sagst, die Menschen hätten halt keine höheren Ansprüche an sich selbst, würden eine “drei” aber dennoch nicht als gute Note interpretieren. Ich glaube, die erdrückende Mehrheit der Menschen dürfte es als eine gute Leistung betrachten, die höchsten an sich selbst gestellten Ansprüche zu erfüllen.

                Und eine “drei” dürfte die in der Schule am häufigsten vergebene Note sein. Wir reden im Segment der Schüler also nicht über eine kleine Minderheit sondern über eine problematische Pluralität, wenn nicht sogar Mehrheit. Denn die Frage, warum die Mehrheit (mit den “vieren” zusammengerechnet nun tatsächlich deutliche Mehrheit) nicht zumindest gute Leistungen in der Schule erbringen kann, stellt sich dann ja doch. Und da bleiben nur die zwei Möglichkeiten, dass die Schüler ihr Potential entweder voll ausschöpfen und einfach nicht mehr können. Dann sind sie minderbemittelt. Oder aber Sie haben viel mehr Potential als die Schule ausschöpft. Dann sind sie unzureichend gefördert. Und meiner Erfahrung nach ist erstere Gruppe extrem klein. Ich habe persönlich wahre Wunder gesehen, wie sich junge Menschen plötzlich entwickeln können, wenn sie motiviert werden, wenn man bei ihnen Interesse weckt, wenn man sich um sie kümmert. Die Frage ist dann, ob die Schulen das tun oder ausreichend tun. Und meiner Erfahrung nach sehen die Schulen ihre Aufgabe eher nicht darin Schüler zu begeistern, sondern eher darin Wissen zu vermitteln und abzufragen. Der ganze Unterricht ist so konzipiert. Und das Ergebnis sind uninspirierte Abgänger, denen es an Interesse und Ambition fehlt. Abgänger, die keinerlei Zukunftsvision haben und deren größte Leistung darin besteht still mit der ununterscheidbaren Masse mitgeschwommen zu sein.

                Und da unten ja viel über die PISA-Studie diskutiert wird, die Stefan Pietsch oben zitiert hat: Mir persönlich ist die PISA-Studie völlig schnuppe. Wenn die Schulen die jungen Auszubildenden und Arbeitnehmer produzieren würden, die die Unternehmen brauchen, um erfolgreich zu sein, wäre mir hochgradig wurscht, ob wir dort hinter Ghana oder Kasachstan rangieren. Aber ich zumindest lese viel von großer Unzufriedenheit bei den Unternehmen. Ich lese von unausbildbaren Jugendlichen, von Hartz IV-Karrieren, die mit Anfang Zwanzig beginnen, von Bildungsverlierern, die nicht lesen und schreiben können. Und ich muss mich nur in die Straßenbahn setzen, um mir diese Klientel anzuschauen. Dass die Unternehmen die nicht haben wollen, wundert mich kein Stück. Ich würde die in meiner Arbeitsgruppe auch nicht haben wollen. PISA gibt dem dumpfen Gefühl, dass vieles in unseren Schulen schiefläuft zur Bestätigung eine Zahl. Das ist die einzige Bedeutung der Studie. Diese Zahl wäre völlig irrelevant, wenn unser Bildungssystem einen positiveren Output hätte.

                • Stefan Sasse 14. Dezember 2019, 18:01

                  Ich meine, Noten sind grundsätzlich einfach scheiße. Wir haben nur nichts Besseres ^^ Tatsächlich ist aber die drei nicht zwingend die am meisten vergebene Note; ich habe diverse Klassen, die eher zwei Cluster in zwei und vier haben.

        • Stefan Pietsch 14. Dezember 2019, 11:52

          Ich sehe schon, wir kommen doch irgendwo zusammen und das ist auch mal schön. 🙂

          Ich kann für die Leistung und den Leistungswillen einer Gesellschaft nicht in erster Linie das jeweilige Prekariat und die Benachteiligten in Haftung nehmen. Und ich kann nicht in erster Linie den Sachbearbeiter dafür verantwortlich machen, wenn das Unternehmen träge auf den Markt reagiert und in den Verlust rauscht. Meine Erfahrung lehrt mich zwar, dass schlechte Verhaltensweisen oben irgendwann durchschlagen, weil Menschen Führung wollen und sich an Führung orientieren, aber Führung beginnt nicht von unten, sondern von den Eliten in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und den Talentierten.

          Eines meiner Themen ist ja, dass jene mit Talent gesegnet, wenig daraus machen und häufig sich nur zurücklehnen – Sie wissen, das Gleichnis von den Talenten. 😉 Ich habe es zunehmend von jüngeren – also den Generationen hinter mir – erlebt, dass die Übernahme von Führung und Verantwortung schlicht verweigert wurde, weil sie eben mit Schattenseiten einherging. Für meine Profession gilt (zumindest sehe ich das so), ein guter Finanzchef ist permanent schlecht gelaunt. Schlechte Leistung muss man schlecht nennen dürfen. Und durchschnittliche ist eben nicht überragend, sondern Durchschnitt.

          Wobei, in der Führung von Unternehmen und Bereichen messe ich nicht in solchen Kategorien, sie helfen mir nicht. Jeder Mensch, mit dem ich bisher beruflich zusammengearbeitet habe, besaß Talente. Führung bedeutet, Menschen so einzusetzen, dass ihre Stärken zum Tragen kommen und nicht ihre Schwächen. Ich kann dann auch nicht beurteilen, ob die Leistung dann nur durchschnittlich ist oder überragend. Ich kann nur ermessen, ob wir als Team das Optimum oder nahe daran herausgeholt haben. Womit wir an einem weiteren Kritikpunkt von mir an der heutigen Wahrnehmung sind.

          In meiner Studienzeit wurde das theoretische Konstrukt der Profitmaximierung gelehrt. Das ist total inhaltsleer. In 30 Jahren beruflicher Erfahrung (inkl. Praktika) habe ich es nie angetroffen. Es geht allein darum, die Möglichkeiten einer Organisation auszureizen und die Schwächen anzugehen. Eine Zielerreichung von 80% und etwas mehr hat sich immer als ein überdurchschnittliches Ergebnis herausgestellt, darunter liegt eher die Kategorie schlecht. Unternehmen und Wirtschaft sind Formen der Kooperation mit dem Ziel der gegenseitigen Verbesserung. Mit Profitmaximierung hat das nichts zu tun.

          Ich habe Ihre Schulanekdote nicht vergessen, als Sie sich einfühlsam um einen Mitschüler gekümmert haben. Das ist zweifellos auch für mir ein Ideal der Kooperation, nur habe ich den Einwand, dass ein Kind, auch ein sehr begabtes, das Recht hat, besonders gefördert zu werden und nicht schon Erwachsenenaufgaben übernehmen sollte.

          Kinder verdienen eine faire Chance.

          • Rauschi 14. Dezember 2019, 15:18

            [Eines meiner Themen ist ja, dass jene mit Talent gesegnet, wenig daraus machen und häufig sich nur zurücklehnen – Sie wissen, das Gleichnis von den Talenten.]
            wie passt das zu
            [Das ist zweifellos auch für mir ein Ideal der Kooperation, nur habe ich den Einwand, dass ein Kind, auch ein sehr begabtes, das Recht hat, besonders gefördert zu werden und nicht schon Erwachsenenaufgaben übernehmen sollte.]

            Wieso unterstellen Sie den Talenten Vorsatz, meinen aber auf der anderen Seite, die müssten Hilfe von aussen bekommen? Also, entweder müssen die das alleine wuppen oder die brauchen Unterstützung dabei, beides auf einmal geht nicht.

            • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 10:41

              Im ersten Teil spreche ich von Erwachsenen, im zweiten von Kindern. Das ist ein elementarer Unterschied.

              • Rauschi 15. Dezember 2019, 11:18

                Das ist ein elementarer Unterschied.
                Woran soll man das erkennen können, Sie ziehen über die Jugend her, vor allem wegen Pisa. Jugendliche sind zwar keine Kinder mehr, aber eben auch keine Erwachsenen.

                Woher wissen sie denn da it dem Vorsatz, wer ach immer gemeint ist? Welche Talente lassen die denn verkümmern? Wurden die in der Kindheit gefördert und Sie wissen das? Sollte man nicht in jedem Fall versuchen, diese Talente zu fördern, auch und gerade bei Kindern und Jugendlichen?

        • Erwin Gabriel 17. Dezember 2019, 11:40

          @ Ralf

          weitgehende Zustimmung, besonders hierzu:

          Diese Müdigkeit, diese Lustlosigkeit und die Lethargie, die Sie beklagen, der Unwille auch mal etwas zu riskieren, der Unwille mehr zu leisten als der Durchschnitt, der Unwille aus der Masse als Leistungsträger hervorzustechen, ist doch letzten Endes eine Konsequenz der Wohlstandssättigung dieser Schichten.

  • Rauschi 10. Dezember 2019, 11:22

    Insgesamt haben sich deutsche Schüler im Vergleich zum letzten Test vor 3 Jahren verschlechtert. Aus einem Teenager mit elementaren Wissenslücken wird kein Überflieger mehr. Zu dem Nicht-Können gesellt sich dann Nicht-Wollen. Nie zuvor zeigte eine Generation so wenig Streben noch Selbständigkeit und Führung in Unternehmen wie die Angehörigen jener, die bereits bei der Namensgebung als das Ende der Geschichte gesehen werden: die Z-Generation. Man kann das, wie die Studienautoren, eine besondere Risikoscheu der Deutschen nennen. Oder einfacher: Feigheit.

    Erschrecken oberflächlich diese Pseudoanalyse.

    Laut Statista gab es 2001 die 3fache Anzahl an Gründungen, erst dann kam Pisa und uns wurde bewusst, wie mies die Schüler sind . 😛
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/183869/umfrage/entwicklung-der-absoluten-gruenderzahlen-in-deutschland/

    Aber nach dem Soziologen Pietsch sind unsere Kinder nicht nur dümmer geworden sondern auch feiger. Und zwar so ganz im luftleeren Raum, ohne Zutun der Eltern oder der Schule oder der Gesellschaft.
    2003 dann der Schock, unser Schüler sind unterdurchschnittlich. aber es wurden trotzdem immer noch 3 mal so viele Unternehmen gegründet wie 2018. Kann es sein, das es da gar keinen Zusammenhang gibt?

    Kann es sein, das eine Gesellschaft nie nur aus Überfliegern besteht, sondern neben ein paar davon ganz viele normale Menschen braucht?

    Kann es sein, das eine Schüler-Beschimpfung noch nie Besserung gebracht hat? Kann es sein, das es mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen hängt? Kann es sein, das eine Angstumgebung mit ständiger Kontrolle die sicherlich vorhandene Phantasie tötet?

    Nein, wir brauchen so was ganz originelles wie eine Agenda 2030, am besten mit mehr Sanktionen und mehr Angst, das ist für die Entwicklung sicherlich total förderlich.

  • asisi1 11. Dezember 2019, 09:06

    Ein Land ohne Phantasien, aber mit vielen Phantasten!

  • derwaechter 11. Dezember 2019, 14:29

    Ich halte PISA ehrlich gesagt für total überschätzt.

    Die NZZ zitierte dazu schon vor Jahren sehr richtig:
    «In Seoul wird vor der Testung die Nationalhymne gesungen; in Hamburg geben die ersten Schüler nach fünf Minuten ab. Dazu kommen Uneinheitlichkeiten bei der Stichprobenziehung, bei den Teilnahmequoten und beim Ausschluss behinderter Schüler. (…) Und damit ist noch gar nicht die Kernfrage angeschnitten: Kann man Schülerleistungen überhaupt auf einer eindimensionalen Skala messen? In einer kultur- und sprachübergreifenden fairen Art und Weise? Man kann nicht.»

    Und wer es lustig mag kann mal hier gucken 🙂 Beste Stelle ab 1:40!

    https://www.youtube.com/watch?v=xrT1k-l15K8

    • Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 16:34

      Für Analytiker kommt es weniger darauf an, wie gemessen wird, als auf die Vergleiche in Zeit und mit anderen. Den an jeder Messmethode für jede Statistik gibt es Kritik. Statistiker wollen Daten so sauber wie möglich aufnehmen. Politisch motivierte Kritik an Statistiken wollen einen unliebigen Sachverhalt damit verschwinden lassen.

      Über PISA wurde im Vorfeld jahrelang (!) diskutiert, gestritten und am Ende vereinbart, wie schulische Leistungen gemessen werden sollen. Damit wurde ein gewisse Einheitlichkeit hergestellt. Nun belassen wir es erst mal dabei und schauen auf das Bild, das dabei rauskommt.

      • derwaechter 11. Dezember 2019, 17:28

        „Für Analytiker kommt es weniger darauf an, wie gemessen wird, als auf die Vergleiche in Zeit und mit anderen“

        1. Der Vergleich mit anderen ist aber schief wenn jeweils anders bzw. anderes gemessen wird. Das ist doch genau der Kritikpunkt.

        2. Die Vergleiche über Zeit sind natürlich erst mal möglich, bei schlecht gemessene Daten aber trotzdem problematisch. Außerdem müssten die Methoden über die Zeiträume gleich bleiben. Ich habe allerdings gelesen, dass z.B. China viel besser geworden sei, weil nun Schüler aus anderen (besseren) Provinzen teilnehmen als früher.

        Die Kritik aus der NZZ scheint mir übrigens nicht nur politisch motiviert. Das Zitat oben war von einem Physiker der zu dem Schluss kommt, dass Pisa ein „teurer Zufallszahlengenerator“ sei.

        Es gab Untersuchungen in den USA wo die Schüler um einiges besser abgeschnitten haben, wenn die für erfolgreiche Antworten belohnt wurde. Vereinfacht gesagt waren die gar nicht so dumm, sondern hatten keinen Bock. Ich war in der Schule selbst gar nicht so schlecht. Aber wenn ich mich an mein 15 jähriges selbst erinnere, hätte ich mich über Fragen von Inge_88 bei Huehnergesundheit.de (echtes Beispiel!! https://pisa2018-questions.oecd.org/platform/index.html?user=&domain=REA&unit=R548-ChickenForum&lang=deu-DEU) totgelacht. Aber sicher nicht alles gegeben um bei einen für mich persönlich völlig irrelevanten Test gut abzuschneiden.
        Umgekehrt hätte ich vielleicht extra schlecht abgeschnitten, damit die Schulen endlich mal mehr Mittel bekommen…

        • Stefan Pietsch 11. Dezember 2019, 18:12

          Alles okay. Nur hat sich Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen nicht verschlechtert, sondern in the long run verbessert. Im Vergleich mit dem letzten Tests hat das deutsche Schulsystem jedoch deutlich weniger Punkte abgesahnt und die Einordnung, dass ein Fünftel der Schüler keine ausreichende Lesekompetenz besitzt, wird ja auch durch andere Studien gestützt. Also, das passt, die Aussage ist valide.

          Deutschlands Lehrer sind die höchst bezahltesten in der OECD. An der Stelle kann das mit den geringen Mitteln wohl nicht liegen. Haben wir aber auch die besten Lehrer? Fragezeichen über Fragezeichen.

          • derwaechter 11. Dezember 2019, 19:03

            Ich sage nicht, dass alles gut sei. Ich habe nur meine Zweifel an PISA.

            Wenn (und sicher weiss ich das natürlich nicht) der Test wirklich so unzuverlässig messen würde, wären Schwankungen wie die von Ihnen genannten halt wenig aussagekräftig.

            Das viele Schüler schlecht lesen steht ja ausser Frage.

            Zur Finanzierung. Ich war vor kurzem nach 20 Jahren zum ersten mal wieder in meinem alten Gymnasium. Die Räume im Oberstufentrakt waren unverändert! Inklusive Möbel, Tafel und die schon damals gammeligen Waschbecken. Investitionen in die Infrastruktur dort sind ein Witz.
            Lehrergehalt hin oder her.

          • Rauschi 12. Dezember 2019, 10:11

            Nur hat sich Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen nicht verschlechtert, sondern in the long run verbessert.

            Wie passt das zur Aussahe im Artikel:
            […und einer Jugend, die gerade erst wieder ihre geistige Impotenz bescheinigt bekam ..]
            Die sind eigentlich potenter geworden, aber uneigentlich nicht?

            Gerade die Grundschullehrer werden hierzulande nicht sonderlich gut bezahlt. Dabei sollte uns das am meisten wert sein, da wird der Grundstein für alles gelegt.

            Aber sicher verstehe ich irgendwas gerade wieder nicht, was aber komischerweise immer nur bei den Kommentatoren auftritt, die nicht Ihrer Meinung sind. Könnte bei den anderen genauso gut sein, fällt aber nie auf, weil da so selten Nachfragen kommen.

            • Stefan Pietsch 12. Dezember 2019, 11:32

              Ich schätze insbesondere Kommentatoren, die mir widersprechen. Einzige Bedingung, es muss höflich und respektvoll geschehen.

              Wenn ein Fünftel der Demnächst-Schulabgänger nur Grundkenntnisse in Lesen besitzt, ist das geistige Impotenz. Was sonst? Und die 80% darüber sind ja nicht alles Überflieger, sondern viele so lala. Das drückt sich in einem verschlechterten Gesamtwert aus.

              Ich warte gespannt auf Ihre Forderung, die Gehälter der Grundschullehrer höher zu setzen und dafür die der Gymnasiallehrer runter, damit es ein gesamtstimmiges Bild ergibt.

              • popper 12. Dezember 2019, 14:07

                Wenn ein Fünftel der Demnächst-Schulabgänger nur Grundkenntnisse in Lesen besitzt, ist das geistige Impotenz. Was sonst? Und die 80% darüber sind ja nicht alles Überflieger, sondern viele so lala. Das drückt sich in einem verschlechterten Gesamtwert aus.

                Sie nennen Deutschland doch immer gerne das Land der Dichter und Denker. Frage: Welcher Dichter und Denker hat es nötig, seine ”Leistung“ mit einer Studie zu messen, hinter der eine Organisation (die OECD) steckt, die mit neoliberalen Mitteln versucht, zu einer optimalen Wirtschaftsentwicklung beizutragen? Glauben Sie, unser so standardisiertes Schulsystem ist nun endlich den Dichtern und Denkern wie Kant, Goethe, Einstein und deren kleinen Nachfolgern gerecht geworden?

                „PISA ist zu einem Großunternehmen innerhalb der globalen Bildungsindustrie geworden, die sich im Sog des OECD-Bildungsmonitoring entwickelt hat. […] Das Konsortium [das den Test gestaltet, hofft auf Jahre hinaus auf profitable Großaufträge […] Auf der Hand liegende methodische Kritik an der Repräsentativität der Studie, den nicht signifikanten Leistungsunterschieden über ein größere Zahl von Rangplätzen hin sowie an der Validität der Instrumente wird verdrängt, um dieses profitable Geschäft nicht zu gefährden. […] Der PISA-Test ” misst“ nämlich nicht einfach Leistungsunterschiede zwischen den teilnehmenden Ländern, vielmehr konstruiert er diese Unterschiede, indem er die Diversität nationaler Bildungstraditionen ignoriert. […] Ein simples, methodisch fragwürdiges Testverfahren erzeugt somit eine globale Statushierarchie, ohne dass die Legitimität dieses Verfahrens überhaupt debattiert würde“ (s. Analysen und Kommentare zum Schulwesen und zur Schulpolitik in
                Nordrhein-Westfalen).

                Das blenden Sie alles aus und reden neoliberalen Think Thanks wie Bertelsmann, OECD und INSM das Wort, die das Bildungssystem marktkonform machen wollen, um das Bildungssystem dem Profitstreben der Wirtschaft ausliefern. Einer Rhetorik der Managementelite, die inzwischen zum Vorbild für alle Funktionsbereiche der Gesellschaft geworden ist, sodass sich das Sprechen, Denken und Handeln von Universitätspräsidenten, Universitätskanzlern, Caritas-Vorständen und Schuldirektoren nicht mehr von der allseits präsenten Managementphraseologie unterscheidet. Eine Einseitigkeit, die nicht dem Lernen und Denken dient, sondern einer erzwungenen ruinösen Verblödung im Dienste einer entarteten Ökonomisierung aller Lebensbereiche.

              • Rauschi 12. Dezember 2019, 15:42

                Wenn ein Fünftel der Demnächst-Schulabgänger nur Grundkenntnisse in Lesen besitzt, ist das geistige Impotenz.
                Aber immer noch potenter als andere und über die gesamte Zeit, das war Ihre Aussage:
                [Nur hat sich Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen nicht verschlechtert, sondern in the long run verbessert.]

                Ich warte gespannt auf Ihre Forderung, die Gehälter der Grundschullehrer höher zu setzen und dafür die der Gymnasiallehrer runter, damit es ein gesamtstimmiges Bild ergibt.
                Warum nicht? Ich bin eher dafür, das beide mindestens gleich bezahlt werden und wir einen anderen Auswahlprozess für die Lehrer haben müssen. Nur die besten sollen den Start best möglich gestalten, so wird das dann auch mit der Jugend wieder was.

                Sich das vorzustellen fehlt Ihnen aber wahrscheinlich die Phantasie. 😛

                • popper 12. Dezember 2019, 16:37

                  Nur hat sich Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen nicht verschlechtert, sondern in the long run verbessert.

                  Ich möchte dem nicht widersprechen, sondern als Ergänzung hinzufügen, dass auch das nur ein Hinweis darauf ist, dass die Schüler sich den Prüfungsaufgaben angepasst haben. Was bestätigt, dass diese Evaluierungen nur Klickäffchen heranziehen, die irgendwann wissen, welche Antworten erwartet werden und wo sie draufklicken müssen. Selbständiges Denken, wird so nicht erreicht, sondern nur die permanente Anpassung an Antworten auf nicht gestellte Fragen. Wie überhaupt unser Bildungssystem längst sich davon verabschiedet hat, Curricula zu bieten, die pädagogische Leistungen mit lateralem Denken verbindet. Wer glaubt, aus diesen Zahlenreihen zu wissenschaftlichen Erkenntnisse gewinnt, versteht von Bildung nichts. Insoweit hatten die schon immer recht, die Schulnoten/Zeugnisse ablehnten.

                  • Rauschi 13. Dezember 2019, 09:25

                    Wie überhaupt unser Bildungssystem längst sich davon verabschiedet hat, Curricula zu bieten, die pädagogische Leistungen mit lateralem Denken verbindet.

                    Es gibt aber erfreuliche Entwicklungen, zum Beispiel „Schule im Aufbruch“, das Konzept finde ich spitzenmäßig. So sollte das laufen, mal reinschauen:
                    https://www.schule-im-aufbruch.de/

              • CitizenK 13. Dezember 2019, 19:41

                Dafür gibt es gute Gründe. Alle Studien bestätigen, dass in der Grundschule die Grundlagen gelegt werden für Freude am Lernen und die Begeisterungsfähigkeit, von de Ralf schreibt.

                Nach Ihrer ständig wiederholten Behauptung drückt die Bezahlung die Anerkennung für eine Leistung aus. Demnach wird die Leistung der Grundschullehrer offenbar nicht hoch bewertet. Dass sich für viele offene Rektorenstellen keine Bewerber mehr finden, spricht Bände.

                In wirtschaftlich guten Zeiten konkurrieren die Gymnasien mit Wirtschaft und Verwaltung um „gute“ Absolventen in den MINT-Fächern, deshalb ist eine entsprechende Bezahlung notwendig. Es gibt aber auch den Typus, der nicht Professor geworden ist und seinen Missmut an den Schülern auslässt, Motivation und Lernfreunde zerstört. Der verdient aber genau so viel.
                Bezahlung nach Leistung wird immer wieder gefordert. Die Leistung von Lehrern halbwegs objektiv zu messen, ist noch nicht gelungen.

                • Stefan Pietsch 14. Dezember 2019, 11:26

                  Sie sind Beweis für all das, was ich im Artikel kritisiere. Es gibt kein Problem, das sich nicht mit Geld zukleistern ließe. Keine Botschaft kommt bei Ihnen an. Deutsche Lehrer sind im internationalen Vergleich spitzenmäßig bezahlt. Die Wissensvermittlung dagegen ist alles andere als spitzenmäßig. Bezahlung und Leistung klaffen offensichtlich auseinander.

                  Mit der Lernfreude hantieren alle, die auch sonst nicht mehr weiterwissen. Sie sind in der vordersten Reihe, wenn ich gegen die Verbeamtung zu Felde ziehe und fordere, unfähige Lehrer aus dem Schuldienst entfernen zu können. Dabei sind Lehrer als erstes, zweites und drittes für den Spaß am schulischen Lernen verantwortlich. Um im Allgemeinen die Eltern, die ja auch Schutzstatus genießen. Wie bekommen wir eigentlich hier die Reichen und Vermögenden in die Schuld?

                  Schulen konkurrieren mit der Wirtschaft? Willkommen in der realen Welt, in meiner Welt, Herr CitizenK! Ich habe es immer für einen außerordentlich schlechten Witz gehalten, im öffentlichen Bereich deutliche Gehaltsdifferenzierungen nicht zuzulassen. Wer gut ist, den muss ich auch über das Gehalt halten. Die Pfeife läuft mir auch bei schlechter Bezahlung nicht davon.

                  • Rauschi 14. Dezember 2019, 13:18

                    Wer gut ist, den muss ich auch über das Gehalt halten. Die Pfeife läuft mir auch bei schlechter Bezahlung nicht davon.

                    Ach, und wie geht das dann bei Lehrern?

                    Ich wäre fü eine deutliche Besserstellung der Grundschule, meine Tante war rektorin einer solchen, dafür gab es 100 Euro mehr im Monat, das knn doch nur ein echter Witz sein.

                    Um mal Phantasie zu beweisen, meine Idee wäre, vor dem Studium heraus zu finden, wer kleine Kinder begeistern kann und auch Wissen vermitteln. Die bekommen dann alle ein Stipendium für das Lehramt an der Grundschule. Andere Lehrer gibt es nicht. So bekommen wir die besten und vermeiden, das jemand ungeeignetes das studiert.
                    Anschliessend werden die auch so gut wie Gymnasiallehrer bezahlt. Die besten müssen uns auch was wert sein.

                    Bessere Strukturen durch anderen Umgang mit den Kindern, siehe Schule im Aufbruch, das Konzept müsste jeden begeistern, der sich für Bildung interessiert.

                  • Stefan Sasse 14. Dezember 2019, 18:02

                    Leistungsgerechte Bezahlung ist und bleibt eine Phantasmagorie. Und im Schulwesen noch viel mehr.

                    • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 10:36

                      So wie die für Top-Manager. Ey, wenn‘s mit der Company bergab geht, lässt sich das kaum dem Mann an der Spitze zurechnen. Da gibt es noch so viele Einflussfaktoren. Mega!

                    • Ralf 15. Dezember 2019, 11:51

                      Leistungsgerechte Bezahlung ist und bleibt eine Phantasmagorie. Und im Schulwesen noch viel mehr.

                      Nur mal ein Schuss aus der Hüfte:

                      Was wäre, wenn wir Informationen zum Bildungsweg für jeden Auszubildenden bzw. Studierenden zentral speichern würden bis zum ersten Abschluss. Dazu die Bildungshistorie der Schüler, also welche Lehrer der Schüler wann in welchen Fächern gehabt hat. Das System würde an die Schulen keine Namen und keine personenbezogenen Daten rückmelden, die einen Schüler direkt identifizieren können, sondern lediglich für jeden einzelnen Lehrer den Einfluss auf den Lebensweg der Schüler ermitteln. Wenn Schüler sich z.B. für ein Geschichtsstudium entscheiden, hat der Lehrer, der in der Oberstufe Geschichte unterrichtet hat, wohl was richtig gemacht. Wenn ein Schüler in der Oberstufe Geschichte als Kurs oder gar als Abiturfach wählt, dann haben die Geschichtslehrer in der Unter- und Mittelstufe wohl was richtig gemacht. Wenn ein Schüler sein Studium oder seine Ausbildung erfolgreich abschließt, ist das auch ein Erfolg der Lehrer Jahre zuvor in den entsprechenden Fächern. Das System könnte proportional zum projizierten Gehalt der Schüler mit Abschluss einen Bonus für die jeweiligen Lehrer errechnen und ohne Angabe von Namen den Betrag an die Schule melden, die den dann auszahlt. Und 10 Jahre nach dem Ende des höchsten Schulabschlusses werden die Schüler aus der Datenbank entfernt.

                      So würden die Lehrer, die konsistent einen positiven Einfluss auf den Lebensweg ihrer ehemaligen Schüler haben, belohnt – zugegebenermaßen mit einer Verzögerung von 5-10 Jahren. Aber wenn der Anteil dieser Bonuszahlungen am Gesamtgehalt im Laufe der Karriere immer größer wird, dann könnte das durchaus die “Guten” fördern und belohnen und der Rest hätte halt Jahr für Jahr etwas weniger reales Einkommen.

                    • Stefan Sasse 15. Dezember 2019, 12:24

                      Ich hab Latein in der Oberstufe gewählt, es aber nicht studiert. Das war sicher nicht des Lehrers Schuld. Warum sollte er dafür bestraft werden?

                    • Ralf 15. Dezember 2019, 13:03

                      Du machst den Fehler, das ganze auf das Individuum und nicht auf den Durchschnitt runterzurechnen. Klar kann Dein Lehrer nichts dafür, dass Du Dich nicht für ein Lateinstudium entschieden hast. Aber der Bonus hinge ja nicht ausschließlich an Dir persönlich, sondern am Ergebnis ALLER Schüler, die der Lehrer unterrichtet hat.

                      Und wenn Du meinetwegen in Deiner Oberstufe Latein unterrichtest und nebenan lehrt Lehrer Pietsch ebenfalls Latein. Und wenn von Deinen Schülern anschließend konsistent über die Jahre hinweg im Schnitt nur 1% irgendwas mit Sprache studieren, während das bei Herrn Pietsch konsistent 5% sind, dann machst Du offensichtlich etwas falsch. Klar kannst Du Dich immer mal mit Pech in einem Jahrgang rausreden. Aber wenn Du Dich jedes Jahr rausreden musst und in Deinem zweiten Fach Mathematik sieht es ebenfalls so aus, dass kaum einer Deiner Absolventen in den Bereich Mathe/Physik/Informatik geht, während Mathelehrerin Rauschi nebenan konsistent die fünffache Anzahl von Graduenten in diese Bereiche schickt, dann wird doch schnell klar, dass das Problem bei Dir liegt. Also in diesem hypothetischen Beispiel, in dem ich die Namen und Zuordnungen zu erfolgreichen oder umerfolgreichen Lehrern natürlich völlig willkürlich gewählt habe.

                      Wenn aber ein Lehrer konsistent seine Schüler nicht für das Fach begeistern kann – und ob jemand beruflich in die entsprechende Richtung geht, ist ein messbarer Hinweis für Begeisterung – dann macht er seinen Job nicht anständig. Und wenn er seinen Job nicht anständig macht, dann sollte er auch weniger verdienen als jemand, der das besser schafft.

                    • Stefan Sasse 15. Dezember 2019, 13:58

                      Da stecken eine Menge Prämissen drin.
                      a) „Begeisterung für das Fach“ ist eine Kategorie, nach der Lehrer bezahlt werden sollen.
                      b) Der Messindikator dafür ist, wie viele Leute später was beruflich damit machen.
                      c) Das lässt sich in irgendeiner Weise sinnvoll messen und bestimmen.
                      d) Die statistische Größe ist bei Individuen so groß, dass sie sich im Mittel ausgleicht.
                      e) Diese Bezahlungsunterschiede haben positive Effekte auf die Qualität des Unterrichts.

                      Meine Probleme damit:
                      a) Begeisterung für das Fach kann bestenfalls eine von vielen Zielsetzungen von Unterricht sind. Bedeutender sind Kompetenzvermittlung, Wissensvermittlung und ganzheitliche Bildung. Wie messen wir das?
                      b) Das ist so krass fachunterschiedlich. Du pickst natürlich mit Geschichte oder Latein Rosinen, da gibt es direkte Studiengänge. Aber wer ist verantwortlich, wenn jemand BWL studiert? Der Mathelehrer? Der Wirtschaftslehrer? Der GK-Lehrer? Oder bei Jura? Das gibt es in der Schule praktisch gar nicht. Was ist mit Arabistik? Oder Sinologie? Dazu kommt, dass manche Studiengänge WESENTLICH größer sind als andere. D.h. du bräuchtest für jedes Fach einen anderen Schlüssel. Wer legt die fest? Das ist nicht umsetzbar.
                      c) Hier sind wir wieder bei der Messung, denn der Teufel liegt im Detail. Dein gläserner Lebenslauf funktioniert nur bei sehr standardisierten Karrieren und Ausbildungen, und er erfordert eine riesige, selbstreferentielle und intransparente Bürokratie – mithin das Gegenteil dessen, was du erreichen willst.
                      d) Die Vorstellung, dass mein Vorteil bei Lateinstudenten im Gegensatz zu Studienrat Pietsch sich so mitteln ließe, ist bestenfalls naiv. Die Messgröße reicht dafür nicht aus, und wahnsinnig viele Faktoren bleiben unberücksichtigt. Brennpunktschule vs. reiche Gegend, Land vs. Stadt, blanker Zufall, Migrantenanteil, berufliche vs. allgemeinbildende Schule, usw. usw. usw. Das alles erfordert differenzierte Schlüssel – oder es schafft eine nutzlose, intransparente, aufgeblähte Bürokratie.
                      e) Selbst wenn alles so klappt, wie du es dir vorstellst, kriege ich die Belohnung gegenüber Studienrat Pietsch zehn Jahre später. Das gibt keinerlei brauchbare Rückschlüsse. Ich unterrichte inzwischen anderen Stoff auf andere Weise nach neuen Methoden mit anderen Zielen. In der Realität kriegen einfach nur einige Leute willkürlich mehr Geld, weil amtlich bestätigt ist, dass sie vor zehn Jahren bestimmte Kriterien erfüllt haben.

                      Deswegen ist leistungsgerechte Bezahlung eine reine Phantasmagorie. Bei genauer Betrachtung bricht noch jedes System in sich zusammen. Ob bei Lehrern oder sonstwo.

                    • Ralf 15. Dezember 2019, 15:06

                      a) Begeisterung für das Fach kann bestenfalls eine von vielen Zielsetzungen von Unterricht sind. Bedeutender sind Kompetenzvermittlung, Wissensvermittlung und ganzheitliche Bildung. Wie messen wir das?

                      Da widerspreche ich. Kompetenz- und Wissensvermittlung ist ziemlich bedeutungslos ohne Begeisterung für das Fach. Das ist so wie vor dem Vokabeltest schnell noch die ganzen Vokabeln lernen. Und am nächsten Tag ist wieder alles vergessen. Genauso wie Du hatte auch ich Latein. Alles was ich noch weiß ist, dass „appropinquare“ „sich nähern“ heißt. Es ist das einzige, was ich noch aus dem Unterricht erinnere. Eigentlich unfassbar, dass da ein Lateinlehrer für dieses magere Ergebnis fünf Jahre lang ein Gehalt bezogen hat …

                      Da wo Begeisterung geweckt ist, bekommst Du im übrigen die Kompetenz und das Wissen gratis oben drauf. Nämlich deshalb, weil sich die Schüler aus Freude selbst mit dem Stoff beschäftigen. Ich hab zum Beispiel in meiner Oberstufenklasse aus Interesse am Thema die Standardwerke für anorganische Chemie und Biochemie durchgearbeitet, beide um die tausend Seiten lang. Das war meilenweit über dem Anspruch meiner Biologie- bzw. Chemieklassen, aber mir hat das Thema eben Spaß gemacht. Und davon erinnere ich auch heute noch weit mehr als aus meinem Lateinunterricht …

                      b) Das ist so krass fachunterschiedlich. Du pickst natürlich mit Geschichte oder Latein Rosinen, da gibt es direkte Studiengänge. Aber wer ist verantwortlich, wenn jemand BWL studiert? Der Mathelehrer? Der Wirtschaftslehrer? Der GK-Lehrer? Oder bei Jura? Das gibt es in der Schule praktisch gar nicht. Was ist mit Arabistik? Oder Sinologie? Dazu kommt, dass manche Studiengänge WESENTLICH größer sind als andere.

                      […]

                      d) Die Vorstellung, dass mein Vorteil bei Lateinstudenten im Gegensatz zu Studienrat Pietsch sich so mitteln ließe, ist bestenfalls naiv. Die Messgröße reicht dafür nicht aus, und wahnsinnig viele Faktoren bleiben unberücksichtigt. Brennpunktschule vs. reiche Gegend, Land vs. Stadt, blanker Zufall, Migrantenanteil, berufliche vs. allgemeinbildende Schule, usw. usw. usw. Das alles erfordert differenzierte Schlüssel – oder es schafft eine nutzlose, intransparente, aufgeblähte Bürokratie.

                      Das Problem mit der Größe der Studiengänge, sowie den unterschiedlichen strukturellen Charakteristika der Schule (Migrantenanteil, Brennpunktschule etc.) ließe sich lösen, indem man Leistungen relativ zum Durchschnitt der Schule bzw. relativ zu fachgleichen Lehrern der selben Schule misst. „Blanker Zufall“ ist meines Erachtens kein wichtiger Faktor und er wäre es noch weniger, wenn man den Bewertungszeitraum, für den man den Bonus bekommt, von einem Jahr auf meinetwegen drei Jahre erweitert. Da würde sich dann ausgleichen, wenn man tatsächlich mal ein Jahr lang total Pech gehabt hat.

                      Was BWL und Jura angeht, da würde ich das Fach Sozialwissenschaften als prägend erachten. Bei Arabistik und Sinologie wären es Sprachen, Philosophie und Geschichte. Und wenn sich manche Studiengänge nun wirklich nicht zuordnen lassen, dann wäre das auch keine Katastrophe, solange das nicht die Mehrheit der Fälle betrifft.

                      c) Hier sind wir wieder bei der Messung, denn der Teufel liegt im Detail. Dein gläserner Lebenslauf funktioniert nur bei sehr standardisierten Karrieren und Ausbildungen, und er erfordert eine riesige, selbstreferentielle und intransparente Bürokratie – mithin das Gegenteil dessen, was du erreichen willst.

                      Es würde gar keine Bürokratie benötigen, wenn wir die Informationsspeicherung an Schulen und Universitäten bundes- oder gar europaweit standardisieren würden und der Datenaustausch voll automatisiert erfolgen würde. Wenn wir Computer also genau das machen lassen würden, worin Computer gut sind. Wir reden doch immer alle von Digitalisierung …

                      e) Selbst wenn alles so klappt, wie du es dir vorstellst, kriege ich die Belohnung gegenüber Studienrat Pietsch zehn Jahre später. Das gibt keinerlei brauchbare Rückschlüsse. Ich unterrichte inzwischen anderen Stoff auf andere Weise nach neuen Methoden mit anderen Zielen.

                      Also erstens ist das nicht anders als in anderen Industrien. In der Pharmaindustrie bekommt die Forschungsabteilung z.B. ihren Bonus auch basierend auf den gegenwärtigen Produktverkäufen. Also den Produkten, die die Abteilung 10 Jahre zuvor entwickelt hat, während die Produkte an denen man gerade gegenwärtig arbeitet, bestenfalls in 10 Jahren auf den Markt kommen.

                      Zweitens hängt der „Verzögerungsfaktor“ auch von der konkreten Implementierung ab. Wenn Du in der Unterstufe z.B. Latein unterrichtet hast und in der Mittelstufe übernimmt ein anderer Lehrer Deinen Kurs und die Schüler erzielen relativ zu den Durchschnittsbenchmarks der Schule sehr gute Noten, würde das sehr schnell in Deinen Bonus miteinfließen. Wählt dann ein signifikanter Teil der Schüler Latein als Abiturfach und ist erfolgreich, würdest Du wieder kassieren. Wenn Du der Oberstufenlehrer für Latein bist und Deine Abiturienten entscheiden sich in signifikanter Zahl für das Studium einer Sprache, kassierst Du erneut. Bereits ein Jahr nach dem Abitur. Ziehen die Studenten ihr Studium durch und bekommen gute Noten, kassierst Du weiter. Ist alles nur eine Frage, was man in den Bonus hineinrechnen will.

                      Aber ja, Du wirst immer irgendein Szenario auf’s Tapet bringen können, bei dem eine Bonuszahlung möglicherweise ungerecht wäre. Aber Fakt ist: Das gegenwärtige System ist das ungerechteste von allen. Gegenwärtig bekommt die inkompetente Totalpfeife genau das selbe Geld wie der motivierte, hart arbeitende Top-Performer. Die Frage ist also nicht, wie man ein System mit 100% Gerechtigkeit etablieren kann, das jedes nur erdenkliche Szenario abdeckt, sondern wie man zu einem System kommen kann, das Leistung und Erfolg in der Lehre besser belohnt, als das gegenwärtig der Fall ist.

                    • Stefan Sasse 15. Dezember 2019, 19:05

                      Ich fürchte, du stellst dein Licht zu sehr unter den Scheffel. Jede Sprache, die nicht permanent benutzt wird, wird wieder verlernt. Meine Französischkenntnisse reichen nicht zum Bestellen eines Croissants, aber das ist die die Schuld meiner Lehrer. Der relevante Punkt ist auch gar nicht so sehr, ob du spezifische Inhalte kennst (abseits bestimmter Grundfakten), sondern die erworbenen Kompetenzen. Das unterschätzen die Leute meistens massiv. Ich kann auch kein Latein mehr, aber der Lateinunterricht selbst hat mir unendlich viel geholfen, und ich zehre noch heute davon.

                      Die Nicht-Zuordnung wäre eine ziemliche Katastrophe, wenn sie halt zufällig mich trifft. Und die geringen Größen vieler Studiengänge verzerren jede Statistik so sehr, dass Durchschnitte bedeutungslos sind.

                      Ich empfinde dieses Verzeichnis als nicht besonders gute Idee, ehrlich gesagt.

                      Als jemand sprechend, der sich sicherlich nicht in die untere Riege der Performer einordnet: Es ist das gerechtestmögliche System. Klar reg ich mich bei manchen Kollegen auf, dass die das gleiche Geld mit dem Scheiß bekommen, den sie abziehen. Aber jede Alternative ist noch schlimmer.

                    • Rauschi 15. Dezember 2019, 18:24

                      @ Ralf

                      Woran Dein System wirklcih scheitert ist die Realität, das die Menschen meist das stuieren, was auf dem Arbeitsmarkt nachgefargt wird nicht das, wofür Sie am meisten brennen würden. Mit der Erkenntnis kann man damit keine Leherbewertung vornehmen.

                    • Stefan Sasse 15. Dezember 2019, 19:06

                      Weiterer Punkt, exakt.

                    • CitizenK 15. Dezember 2019, 18:35

                      Sehe ich auch so. Aber es wäre schon was gewonnen, wenn die wirklich unfähigen oder unwilligen Lehrer von Schülern ferngehalten werden. Da stimme ich sogar mit Stefan P. überein. Das Problem ist halt: Wer entscheidet das – und wer entscheidet darüber, wer das entscheidet? Ein Kriterienkatalog könnte eine Schneise schlagen.

                      Ein wesentlicher Faktor ist der Schulleiter. Aber selbst der hat im bisherigen System kaum eine Handhabe. Aber er kann motivieren und ein mittelfristig ein gutes Team zusammenstellen. So ist das bei den Schulen, die Schulpreise gewinnen.

                    • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 18:52

                      Oh Gott, Linke und ihre Angst vor Bewertungen. In der Wirtschaft bewerten wir ständig: Menschen beurteilen Menschen. Das mag manchmal etwas ungerecht sein, aber so ist das Leben. Bei einem Englisch-Lehrer, der an meiner Schule Generationen von Schülern den Spaß an der Sprache versaut hat, braucht man nicht lange zu fragen wir, wie der zu bewerten sei. Okay, außer dem Lehrerkollegium (ein so netter, distinguierter Herr!) und der Schulleitung (Wieso? Der hat doch Generationen von Schülern durchgebracht!).

                      Woran das System krankt? An der Angst und dem Sozial-Popei dieser sozial verbrämten Kaste. Jede Bewertung ist besser als keine Bewertung. Und so lange Menschen Menschen bewerten, wird die Bewertung unvollständig sein.

                    • Stefan Sasse 15. Dezember 2019, 19:07

                      Das Problem ist, dass allzu häufig die Frage nicht ist, ob man erkennt, dass bestimmte Leute inkompetent sind. Gerade im Lehrerberuf haben wir leider Mangelfächer, und in denen wird alles eingestellt, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Du kannst ja schlecht in vier Klassen Mathe ein Jahr ausfallen lassen weil der Mathelehrer mies ist. Besser mieser Unterricht als gar keiner. Das Problem ist praktisch unlösbar.

                    • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 19:16

                      Was machst Du, wenn in einem Unternehmen, in einer Branche, in einem Wirtschaftsbereich eine Fähigkeit knapp ist? Die Angebotsgehälter steigen, manchmal exorbitant. Momentan sind z.B. Steuerberater knapp. Seit Jahrzehnten reguliert der Staat über den Schwierigkeitsgrad der jährlichen Prüfungen den Marktzugang. Derzeit können Steuerberater vergleichsweise hohe Gehälter kassieren, i.d.R. sechsstellig, wo vor Jahren noch 60.000 – 70.000 Euro gezahlt wurden.

                      Der Staat müsste seine Angebotspreise anpassen. „Lehrereinstiegsgehalt zukünftig nicht 30.000 Euro, sondern 50.000!“ Natürlich weiß ich, wie dann in den Kollegien gejammert wird: Warum bekommt ein Neuling mehr als ich?! Antwort: Weil Du zur falschen Zeit angefangen hast.

                      Es ist das, was der Öffentliche Bereich im Allgemeinen und der Sozialbereich im Besonderen nicht aushält. Was war es vor einigen Wochen für ein Skandal, als herauskam, dass der Bundesfinanzminister nicht der am höchst bezahlte Angestellte der Behörde war, sondern z.B. ein IT-Experte mit einer halben Million Euro Jahressalär mehr als doppelt so viel bekommt. Willkommen in der realen Welt! Auch Josef Ackermann war seinerzeit nicht der am höchst bezahlteste Deutsch-Banker.

                    • Stefan Sasse 16. Dezember 2019, 06:46

                      Würde die Ausbildung eines Lehrers nicht halt im Schnitt sieben bis acht Jahre dauern, wäre das ein ernstzunehmenderer Vorschlag. Aber davon abgesehen ist das Einstiegsgehalt nicht wirklich das Hauptthema.

                    • Stefan Pietsch 16. Dezember 2019, 11:45

                      Ich bin ja durchaus bei Dir. Ich denke nicht, dass der Jahrgangsbeste in Informatik auch der beste Lehrer für Informatik ist. Und es gibt eine Reihe anderer Gründe, einen bestimmten Beruf zu ergreifen als das Einkommen. In meiner Abgangsklasse – sehr lange her – wollten die meisten nicht den Lehrerberuf ergreifen, weil sie sich nicht mit Kindern und Jugendlichen herumärgern wollten. Und jeder Bericht über skandalöse Zustände an einer Berliner Grund- oder Hauptschule ist dem Werben um neue Lehrer weit abträglicher als es eine Tarifverhandlung sein kann.

                      Von denen, die Lehrer werden wollten, gab es wiederum zwei Typen: die einen wollten ihrem fachlichen Fetisch nachgehen, die anderen reizte der Freizeitpark. In meinem Studium hat uns ein Prof mal geraten, nach Brüssel zu gehen, wenn wir viel verdienen wollten. Ich bin bekanntermaßen nicht nach Brüssel gegangen, es war nicht einmal eine Erwägung wert. Ich bin nunmal kein Beamter und fühle mich in Behördenapparaten nicht wohl, egal wie die Einkommensverhältnisse sind.

                      CitizenK brachte nur die Entlohnung als Argument an. Aus meiner Erfahrung ist das regelmäßig eine Schutzbehauptung. Lobbyisten versuchen mit dem Argument, nicht ausreichend konkurrenzfähig mit anderen Wirtschaftsbereichen zu sein, höhere Einkommen für die gegenwärtig Beschäftigten herauszuschlagen. Oder anders gesagt: der Öffentliche Dienst zahlt heute sehr gute Gehälter im unteren und mittleren Einkommensbereich. Doch es bringt im Werben um die neue Generation von Bauingenieuren wenig, wenn ein Dienstherr plakatieren kann, dass die Bauhofmitarbeiter über Markt entlohnt werden.

                    • Ralf 15. Dezember 2019, 18:47

                      @ Rauschi

                      Das widerspricht meiner Erfahrung. Studiengänge wie Soziologie oder Politologie erfreuen sich zum Beispiel großer Beliebtheit, obwohl die Arbeitsmarktaussichten eher mau sind. Dafür bräuchten wir dringend Ingenieure und Informatiker und es sieht nicht so aus, als ob die Studenten begeistert in Massen in diese Fächer strömen, die darüber hinaus auch noch mit die höchsten Abbrecherquoten haben.

                      Außerdem kann man wie gesagt die Erwartungen an die Lehrer innerhalb der Schulen normalisieren. Wenn etwa drei Mathematiklehrer an einer Schule tätig sind und die Schüler dieser drei Lehrer konsistent (!) jeweils im Schnitt zu 5%, 2% und 1% in Berufe gehen, in denen Mathematik eine herausragende Rolle spielt, dann wirft das die Frage auf, was der Lehrer mit den 5% richtig macht und was der Lehrer mit den 1% falsch macht. Die drei Lehrer haben an der selben Schule ja schließlich eine vergleichbare Schülerpopulation.

                    • Ralf 15. Dezember 2019, 19:10

                      @ Stefan Pietsch

                      dem Sozial-Popei dieser sozial verbrämten Kaste

                      Ich glaube, das Argument kommt auch ohne die pauschale Beleidigung einer ganzen Berufsgruppe aus. Wie in jedem anderen Job gibt es auch unter Lehrern manche, die ganz hervorragende Arbeit leisten und andere, die das Gegenteil tun. Das gegenwärtige System völlig ohne Leistungsanreize ist nicht „pro-Lehrer“, sondern bestraft implizit die, die sich anstrengen. Die machen nämlich ihre Mehrleistung komplett umsonst. Nicht selten auf Kosten ihrer Freizeit. Und es belohnt die Faulenzer, Pfeifen und Inkompetenten. Zum Nachteil aller am Ende.

                      Leistungsgerechte Boni, meinetwegen auch nach anderen Maßstäben als denen, die ich oben skizziert habe, sind im Interesse derer, die sich anstrengen. Und davon gibt es genug. Eigentlich sollten sich die Leistungswilligen freuen …

                  • CitizenK 15. Dezember 2019, 18:03

                    Geld, Geld, Geld. Wie eindimensional, wie arm, wenn es um Bildung geht.

                    • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 18:17

                      Sie sind derjenige, der dauernd zählt, man müsse nur mehr Geld reinstecken, Lehrer (noch) besser bezahlen, Reparaturen machen (obwohl Bundesmittel nicht abgerufen werden) und bessere Ausstattung und schon läuft die Chose. Das erscheint mir halt deutlich unterkomplex. Aber so sinn se halt, die Linken. 😉

                    • Rauschi 15. Dezember 2019, 18:28

                      Im Gegensatz zu Liberalen, die gar keine Idee haben! Aber immer wieder von Anreizsystemen sprechen, die am Ende auch nur auf das finanzielle hinaus laufen. Wo soll da der Unterschied sein?

                      Sie meinen ernsthaft, mit dem moralinsaueren Kommentar wird etwas besser?

                    • Rauschi 16. Dezember 2019, 07:59

                      Das erscheint mir halt deutlich unterkomplex. Aber so sinn se halt, die Linken.
                      Tja, die sogenannten Liberalen sind ja nachweislich auch nicht anders, siehe:

                      [Der Staat müsste seine Angebotspreise anpassen. „Lehrereinstiegsgehalt zukünftig nicht 30.000 Euro, sondern 50.000!“]

                      Wer Doppelmoral findet, darf sie behalten, ich will sie nicht.

                    • Sebastian 16. Dezember 2019, 09:41

                      Jau. Hier mal zwei weitere Aspekte, die ich mal aufgeschnappt hatte:

                      1. In Südkorea sind Lehrer ständig füreinander da. Man sitzt oft bei anderen im Unterricht im Hintergrund und bespricht mit den Kolleginnen regelmäßig, wie es läuft und was man besser machen kann. Das ist ein selbstverständlicher Teil des Jobs, für den man bezahlt wird. Im Idealfall ist das immer konstruktiv, hat bestimmt aber auch seine Schattenseiten.

                      2. Das Wissenschaftssystem bietet kaum noch Anreize für Bildungswissenschaftler, innovative Unterrichtskonzepte zu entwickeln. Die Karriereanreize sind zunehmend auf das Publizieren verengt, und am besten lassen sich empirische Studien publizieren. Daher weiß die Pädagogik ganz gut, was in der jüngsten Vergangenheit so los war, spielt aber selbst kaum noch innovative Ideen in die Praxis.

                    • Stefan Sasse 16. Dezember 2019, 11:53

                      1) Das ist halt Arbeitszeit, die bezahlt werden muss. Ich wäre sofort dafür.
                      2) Korrekt. Unterrichtsforschung ist katastrophal unterentwickelt.

                      Beide dieser Konzepte sind aber wesentlich komplexer als „leistungsabhängige Bezahlung“.

                    • Sebastian 16. Dezember 2019, 09:46

                      Um doch auch nochmal beim Geld zu bleiben: Die Statistik für Südkorea zeigte ja auch, dass die Lehrereinstiegsgehälter für alle Schulformen fast genau gleich sind. Erst mit sehr langer Berufserfahrung fächert hebt sich die obere Sekundarstufe ab. Man hat dort scheinbar schon kapiert, dass der Grundstein für erfolgreiche Bildungsverläufe früh gelegt wird.

                    • Stefan Sasse 16. Dezember 2019, 11:53

                      Ebenfalls korrekt.

                    • Sebastian 26. Dezember 2019, 11:31
                  • Rauschi 16. Dezember 2019, 08:15

                    @Ralf
                    Dafür bräuchten wir dringend Ingenieure und Informatiker und es sieht nicht so aus, als ob die Studenten begeistert in Massen in diese Fächer strömen, die darüber hinaus auch noch mit die höchsten Abbrecherquoten haben.
                    Doch es werden immer mehr, wenn man der Arbeitsagentur trauen darf:
                    [Rund 176.000 Studierende schlossen 2017 erfolgreich ein MINT-Studium ab.13 Das waren 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie. Auch wenn sich die Dynamik des Wachstums abgeschwächt hat, setzt sich damit
                    der Trend steigender Absolventenzahlen, der seit 2003 zu beobachten ist, fort. ]
                    https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Broschuere-MINT.pdf
                    Seite 20

                    Ich nehme jetzt mal mich als Beispiel, ich hatte in der 8ten Klasse einen Mathereferendar, der krampfhaft cool sein wollte. Bei dem habe ich die erste Arbeit ziemlich verhauen. Dann habe ich für die nächste ein wenig gelernt und eine Eins geschrieben. Dadurch habe ich gelernt, das ich mit nur ein wenig Einsatz sehr gute Ergebnisse haben kann, das habe ich auf andere Fächer übertragen. Der Lehrer war bestimmt nur der Anlass, denn als Lehrer war der eine Pfeife, wem soll man das anrechnen?
                    Dann meinen Beruf, mein Fachgebiet habe ich nur wegen der Arbeitsmarktsituation gewählt, ich hatte keine Ahnung, worum es da gehen würde. Aber es gab insgesamt wenige Absolventen, da habe ich mir gute Chancen als Frau ausgerechnet. Das war die genau richtige Wahl, denn mein Gebiet ist heute gefragter als je zuvor. Das ist aber doch nicht mein Verdienst, das ist Zufall, konnte damals keiner ahnen.

                    Ich finde natürlich auch, das man gute Lehrer belohnen sollte, nur finde ich, das man die schlechten von Anfang an aussieben sollte, damit die nicht ein langes Studium machen für einen Bereich, in dem sie nicht gut sind und der dementsprechend auch keinen Spass macht. Die Zeit ist verschenkt, für alle. Dann doch lieber in einen anderen Bereich gehen. Und dann kann man alle besser bezahlen, weil man weiss, das alle gut in Ihrem Job sind. Wie wäre das?

                    • Ralf 16. Dezember 2019, 11:59

                      nur finde ich, das man die schlechten von Anfang an aussieben sollte, damit die nicht ein langes Studium machen für einen Bereich, in dem sie nicht gut sind

                      Ja, absolut. Macht Sinn und da hat auch keiner was dagegen … ^^

                      Mein Vorschlag setzt dahinter an. Auch wenn vorwiegend Fähige die Lehrerposten bekommen, gibt es auch bei denen Unterschiede. Manche gehen die Extrameile, wenden Freizeit auf, um ihren Unterricht nicht nur gut sondern hervorragend vorzubereiten, stehen Schülern noch nach dem Unterricht zur Verfügung. Andere machen Dienst nach Vorschrift. Und das Ergebnis ist für die betroffenen Schüler nicht dasselbe. Ich finde den Gedanken enttäuschend, dass man die, die sich besonders anstrengen nicht besser belohnen können soll. Und ich denke das Argument, man könne den Unterschied, den ein fähiger Lehrer im Leben seiner Schüler macht nicht messen, ist falsch. Das wäre nur dann so, wenn es keinen Unterschied gibt. Sobald wir uns mal darauf geeinigt haben, dass es einen Unterschied gibt, ist nur noch die Frage wie und nicht ob wir den messen können.

                    • Rauschi 16. Dezember 2019, 15:40

                      Und ich denke das Argument, man könne den Unterschied, den ein fähiger Lehrer im Leben seiner Schüler macht nicht messen, ist falsch.

                      Habe ich nicht gemeint, ich finde den Ansatz aber deutlich zu spät. Klar gibt es auch noch bessere unter den guten, aber ich sehe die Konkurrenzsituation, die dann entsehen könnte, eher kritisch. Das A und O sollte die Kooperation sein, die Methoden sollen ausgetauscht werden, damit alle davon profitieren. Deswegen das tolle Konzept „Schule im Aufbruch“, mal gelesen? Da werden die Kinder wirklich best möglich gefördert.

          • CitizenK 12. Dezember 2019, 18:43

            Vor lauter Ressentiment ist Ihnen sogar die Grammatik verrutscht: – am bezahltesten 🙂

            Guck mal hier:
            „Soweit Zahlen verfügbar sind, lässt sich feststellen, dass – unter Berücksichtigung von Grundgehalt und Zulagen – die Lehrer in Luxemburg, Dänemark und Österreich die bestbezahlten in der EU sind.“

            https://www.lehrerfreund.de/schule/1s/lehrer-gehaelter-europa-vergleich/4008

            Hier stimmt dann auch die Steigerungsform.

            • Stefan Pietsch 12. Dezember 2019, 20:00

              Wie schrieben Sie? Vor lauter Ressentiments? Gilt anscheinend eher für Sie, der so lange gesucht hat, bis er eine die eigene Meinung bestätigende Quelle fand. Wieso gehen Sie nicht auf die klassischen Seiten, wo solche Daten gesammelt und verglichen werden? Das macht jemanden in meinen Augen immer verdächtig. Ihre Quelle listet z.B. die Zahlen von vor 10 (!) Jahren auf. Gehen Sie auf OECD.org. Nur die Schweizer zahlen besser bei den Grundschullehrern als auch in der Sekundarstufe.

        • J.S. 11. Dezember 2019, 18:13

          Amen. Für Analytiker kommt es darauf an, ob Messungen reliabel und valide sind.

  • cimourdain 12. Dezember 2019, 18:01

    Die Grundidee, dass sowohl der hierzulande schwache Unternehmergeist als auch der mangelnde gesellschaftliche Veränderungswille auf eine gemeinsame Ursache zurückgeht, sehe ich genauso – auch wenn Ihre Einzelbeispiele so gewählt und formuliert sind, dass man sich leicht darüber im Streit verzetteln kann. Ich sehe da allerdings nicht nur jeweils individuellen Mangel an Mut und Phantasie am Werk, sondern auch ein schwer dysfunktionales Kommunikationsphänomen, mit dem sich Gruppen regelrecht gegen Neuerungen immunisieren: „black hat packs“ (eigener Begriff basierend auf Edward de Bonos Denkhüten). Wenn in der Gruppe einer eine Neuerung vorschlägt, finden sich sofort zwei bis drei andere, die diesen Vorschlag fundamental abblocken und damit alle anderen entmutigen, sich überhaupt mit dem Vorschlag näher zu befassen.

  • cimourdain 12. Dezember 2019, 18:01

    Zwei Bemerkungen als Gegenrede zu der PISA-Kritik, die hier – wie auch in den Medien – ziemlich laut geäußert wird.
    1) Der Test misst nicht Bildungsstand, sondern Grundbefähigungen wie Lesen und das auf verschiedenen ‚Kompetenzstufen. Da ist das huehnergesundheit – Beispiel das derWaechter aufgezeigt hat, sehr instruktiv: Er fragt auf der einfachsten Kompetenzstufe I ab und ist deshalb für einen Gymnasiasten etwas lächerlich. Aber auch schon dort wird nicht nur gefordert, sich Informationen aus dem Text zu picken, sondern auch diese in einen Kontext zu betrachten, insbesondere was Verlässlichkeit ( Sachbezug, Objektivität, Qualifiziertheit ) betrifft.

    2) Bitte hört auf, die Studienergebnisse als eine Art Sportveranstaltung mit Weltrangliste zu sehen. Es ist eine Diagnose, um zu sehen, was gut läuft und was nicht so. Anstatt da zu lamentieren, dass ‚Wir‘ nur leicht ‚besser als der OECD-Schnitt sind‘ (im Übrigen auch beim Anteil der Getesteten, die nicht über Stufe I herauskommen – OECD Schnitt ist 1 in 4 ), sollte man betrachten, wo Deutschland abweicht. Das ist der extreme Unterschied der Leistung nach sozioökonomischen Status (113 Punkte Differenz)

    http://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/PISA2018_CN_DEU_German.pdf

    Darin stimmt PISA mit einer Unzahl anderer Internationaler Vergleichsuntersuchungen überein. Aber auch diesmal wird wieder nichts dagegen unternommen werden, sondern lieber der Frage nachgegangen, wer vor dem Test die Nationalhymne singt. Eigentlich ein guter Beleg für den von Herrn Pietsch beklagten Veränderungsunwillen in der Gesellschaft.

    • Stefan Sasse 12. Dezember 2019, 22:07

      An PISA kann man weiß Gott genug kritisieren, so dass man sehr vorsichtig mit den Ergebnissen sein sollte…

      • derwaechter 13. Dezember 2019, 10:45

        Meinst du vielleicht „so dass“? 🙂

        • Stefan Sasse 13. Dezember 2019, 12:04

          Natürlich. DA STAND AUCH NIE WAS ANDERES. 😛

          • derwaechter 14. Dezember 2019, 10:37

            Natürlich nicht. Ich habe mich verlesen. Danke Pisa!! 🙂

  • derwaechter 12. Dezember 2019, 20:46

    Den Vorwurf verstehe ich nicht ganz. Meine Kritik richtete sich ja genau auf das was sie auch kritisieren. Das Beispiel mit der Nationalhymne unterstreicht doch gerade warum ihr Punkt 2 so dämlich ist.

    Die Politik und weite Teile der medialen Öffentlichkeit werden von eben diesen Ranglisten und der Entwicklung der Durchschnittspunktezahl jedoch dominiert und nehmen ausserdem Pisa als eine Art Gesamtnote für deutsch Schulen.

    Die von ihnen angesprochenen Probleme, die man vielleicht wirklich herauslesen kann werden hingegen weitestgehend ignoriert.

    Sollte Deutschland beim nächsten mal ein paar Plätze klettern, wird das noch extremer sein. Dann gehen die sozioökonomischen Faktoren völlig unter. Hauptsache „wir“ sind vorne mit dabei.

    • cimourdain 13. Dezember 2019, 14:11

      Können wir uns – um beim Schulnoten-Bild zu bleiben – auf folgende szenische Problembeschreibung bei PISA einigen:
      [ Elternsprechstunde bei Lehrer OECD. Papa Politik und Mama Medien treten ein ]
      P und M: Wieso ist unser Volk(er) in Bildungswesen nur Mittelmaß ? Wir sagen ihm doch immer wieder, wie wichtig dieses Fach für seine Zukunft ist.
      O: Also zum einen hilft es generell, wenn Jungs mehr Spaß am Lesen haben.
      P: Worum soll ich mich noch alles kümmern ? Jetzt habe ich schon die Mädels auf Stand in Mathe gebracht, Jungs müssen allein zurechtkommen.
      O: (zieht eine korrigierte Arbeit aus seinen Unterlagen) Und dann sind da erhebliche Defizite bei Thema soziale Ungleichheit.
      M[pikiert]: Hören Sie, wir sind ein anständiger Haushalt. Da ist sowas wie soziale Ungleichheit kein Thema! Wofür halten Sie uns? Kommunisten? [zu P] Komm wir gehen.
      [Im Gehen] Außerdem habe ich gehört, dass China und Singapur beim Test geschummelt haben.
      O: [hinterher ins Leere] Aber China und Singapur sind gar nicht in meiner Klasse. Die haben freiwillig mitgemacht. Das fließt nicht in den Schnitt mit ein.
      [resigniert] Die werden sich nie ändern…[Vorhang]

  • derwaechter 14. Dezember 2019, 01:04

    Mit der kleinen Korrektur das China und Singapur usw sehr wohl in Volkers Klasse sind. Sonst wäre Volker nicht Mitte sondern Spitze

  • CitizenK 15. Dezember 2019, 20:03

    Nein, Herr Pietsch. Die beruflichen Schulen haben einen großen Mangel an Lehrern für technische Fächer, weil „die Wirtschaft“ deutlich mehr bezahlt und mehr und bessere Aufstiegschancen bietet.

    Ein Absolvent eines MINT-Faches, der nicht in die Forschung will/kann (oder in die Karrieremühle der Wirtschaft) und Freude am Weitergeben von Wissen hat, wird aber nur in den Schuldienst gehen, wenn die Lücke nicht zu groß ist. Bei der beruflichen Bildung zu sparen ist kontraproduktiv für die Gesellschaft.

    • Stefan Pietsch 15. Dezember 2019, 20:16

      Schlimm, die Wirtschaft zahlt besser! Skandal!

      Ich verrate Ihnen etwas: es wird immer einen geben, der mehr bezahlt! Ist das ein Argument? Nein. Es zeigt nur die völlige Phantasielosigkeit. Ich habe geschrieben: zahlt eine Prämie, zahlt ein höheres Einstiegsgehalt. Nur kommen Sie nicht mit dem Quatsch, weil Mangel in einem Bereich besteht, müssten alle Gehälter hochgezogen werden. Jedenfalls sind die Gehälter in Summe im Bildungsbereich nicht das Problem. Sonst würde dort keiner mehr arbeiten.

      Hoch-innovativen Unternehmen die Top-Leute wegnehmen zu wollen ist kontraproduktiv für die Gesellschaft.

      • Rauschi 16. Dezember 2019, 08:19

        Hoch-innovativen Unternehmen die Top-Leute wegnehmen zu wollen ist kontraproduktiv für die Gesellschaft.

        Wie jetzt, wir haben solche Unternehmen (war das nicht das Thema des Artikels, das wir eben diese Unternehmen nicht haben?) und alle, die besser zahlen, sind hoch innovativ? Echt jetzt?

        Wer nicht will, das die Besten die Kinder und Jugendlichen unterrichten, der will auch keine bessere Bildung.

        • CitizenK 16. Dezember 2019, 14:58

          Wie beim PISA-Champion Finnland zu besichtigen, wo Lehrer hoch angesehen sind. Anders als die verbreitete Sicht hier – von Leuten wie Herrn Pietsch insinuiert – dass nur Loser, Flaschen, Minderleister in den Staatsdienst gehen. Die Motivation wird dadurch gewiss nicht gestärkt.

          • Stefan Pietsch 16. Dezember 2019, 15:16

            Bitte, wenn es so wäre, würde heute keiner Manager oder Politiker. Ich mag es zwar nicht, aber bitte nicht so weinerlich.

          • Stefan Sasse 16. Dezember 2019, 17:56

            Herr Pietsch ist generell sehr freizügig in seinen Urteilen über ganze Berufsgruppen.

  • Ralf 16. Dezember 2019, 12:22

    Weil es soviel Spaß macht, mach ich noch einen Vorschlag zur leistungsgerechten Bezahlung von Lehrern.

    Und zwar schlage ich vor, dass jeder Student bei der Einschreibung in einen Studiengang verpflichtend eine Liste der Lehrer aus dem letzten Jahr seiner Oberstufe vorlegen muss, die die Universität bis zum Abschluss zu den Akten legt. Wenn der Student Jahre später seinen Abschluss macht, muss er, bevor er sein Diplom abholen kann – wiederum verpflichtend – alle Lehrer auf dieser Liste bewerten. Und zwar entweder mit einer Schulnote oder mit einem „weiß nicht“. An die Lehrer, die einen wirklich vorangebracht haben, kann man sich auch dreißig Jahre später noch erinnern. An die Lehrer, die einem die Freude an ihren Fächern genommen haben auch. Beide würden von den angehenden Abgängern in der Mehrheit wohl mit Schulnoten versehen werden. Die unauffälligen grauen Mäuse, die weder viel richtig noch viel falsch gemacht haben, würden hingegen vermutlich hauptsächlich „weiß nicht“ bekommen, weil sich kein Mensch mehr erinnert.

    Anschließend würde man die „weiß nicht“-Wertungen ignorieren und auf der Basis der vergebenen Noten entsprechend Gehaltsbonus und -malus für die entsprechenden Lehrer ermitteln.

    • Stefan Sasse 16. Dezember 2019, 17:55

      Du erinnerst dich nur leider allzu oft nur daran, ob du die Leute mochtest oder nicht. Abgelehnt, die Idee. Sorry. Still not convinced. 🙂

      • Ralf 16. Dezember 2019, 18:43

        Du tust ja fast so, als ob nicht jede meiner Ideen automatisch gleich pures Gold sei … ^^ 😀

        • Stefan Sasse 17. Dezember 2019, 08:06

          Tja ^^ Ich meine du fuhrwerkst halt ohne Fachkenntnis mit Vorschlägen in meinem Arbeitsfeld rum, die wenn aufgegriffen und umgesetzt meinen Karrierefortgang definieren. 😀

  • CitizenK 16. Dezember 2019, 14:48

    „CitizenK brachte nicht nur die Entlohnung ins Spiel“. Das stimmt nicht. Wie kommen Sie darauf? Ich habe hier schon mehrfach geschrieben, dass Gymnasiallehrer gut (manche vielleicht zu gut) bezahlt werden, Grundschullehrer aber nicht.

    Ihnen ist offenbar entgangen, dass sich seit Ihrer Schulzeit einiges geändert hat und Lehrer längst regelmäßig bewertet werden – vom Vorgesetzten (Schulleiter), wie in Unternehmen auch. Das ist für den Aufstieg ausschlaggebend. Wer in eine höhere Gehaltsklasse oder in Funktionsstellen will, braucht sehr gute Bewertungen. Für die Validität der Bewertung ist die Kompetenz des Vorgesetzten entscheidend – wie in der Wirtschaft auch.

    Auch Ihr Taxonomie der Lehrertypen geht an der Wirklichkeit vorbei. Die meisten Lehrer, auch wenn Sie das nicht glauben, wollen Schüler fördern und zum guten Leben beitragen. Unterrichten macht Freude. Auch in Schulen wird viel unbezahlte freiwillige Mehrarbeit geleistet. Deshalb: nicht nur auf die – leider noch zu zahlreichen – Negativbeispiele schauen.

    • Stefan Pietsch 16. Dezember 2019, 15:14

      Ihnen ist offenbar entgangen, dass sich seit Ihrer Schulzeit einiges geändert hat

      Ganz sicher ist das so. Allerdings, diejenigen, die damals mit mir Abitur gemacht haben, tragen heute maßgeblich den Lehrerkörper. Und deren Motivation für den Beruf war nicht idealtypisch. Ganz schlimm ist der Fall des einzigen Lehrers in meinem Bekanntenkreis. Bis 35 studierte der Mann auf Sport und Geschichte. Ich muss dazu sagen, dessen Vater war Weltkriegsveteran, Kriegsflüchtling und all das, was man einen gestandenen Alt-Nazi nennen kann. Seine Brut (entschuldigen Sie an dieser Stelle diesen Ausdruck, aber bei näherer Beschreibung würden Sie dem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zustimmen) ist keinen Deut besser. Jedenfalls, der Sohn ein Versager vor dem Herrn. Nach seinem hochverdienten Abschluss brach er an seiner ersten Stelle in der ersten Woche (!) zusammen, der Vater musste ihn abholen. Danach konnte er jahrelang nur Aushilfsjobs erledigen. Irgendwann mit Mitte 40 erbarmte sich ein Direktor in den letzten Stunden vor seiner Pensionierung und verbeamtete aus Mitleid den inzwischen zweifachen Familienvater. Der Dank der Gesellschaft gegenüber besteht nun darin, einen verbeamteten Lehrer zu haben, der fragwürdiges Gedankengut unter die Schüler bringt und ansonsten eine traditionell hohe Fehlzeitenquote aufgrund diverser eingebildeter Krankheiten einbringen kann.

      Es mag ungerecht erscheinen, aber solche Beispiele prägen das Bild bis heute. Die Klassenlehrerin meines Neffen in der Grundschule ist eine notorische Jungenhasserin. Ihre vorherige Klasse musste sie nach Ende der Dritten abgeben, Höchststrafe. Stattdessen übernahm sie die meines Neffen bei der Einschulung. Dort machte sie weiter, wo sie Wochen zuvor aufgehört hatte. Gleich am ersten Schultag (!) wurde ein Schüler vor die Tür geschickt. Jungs stehen auf dem Index und sie versaut einer neuen Generation von Schülern von Beginn an den Spaß am Lernen. Die Möglichkeiten, eine solche Versagerin loszuwerden, sind im Staatsdienst überschaubar. Der Rausschmiss würde an so einer Stelle bei einem Unternehmen erfolgen. Stattdessen geht die Dame irgendwann wegen Überlastung in die Teilzeit und später in die Frühpensionierung.

      P.S.: Unbezahlte Mehrarbeit ist kein Kriterium, weil kein Unterscheidungsmerkmal.

      • CitizenK 16. Dezember 2019, 23:02

        In dem Punkt rennen Sie bei mir offene Türen ein. Das System braucht dringend Reformen. Wie sehr es auf die Lehrer(persönlichkeit) ankommt, hat die bekannte Meta-Studie von John Hattie gezeigt. Zitat: „Junglehrer sind hungrig und wollen es besser machen“. Das ist auch meine Erfahrung. Das Systems darf sie nicht länger ausbremsen.

        P.S. Ist es doch und zwar deshalb, weil Sie es wiederholt als Besonderheit von Führungskräften (im Gegensatz zu Tarifangestellten) in der freien Wirtschaft hervorgehoben haben. Dort wird es erwartet gute Lehrer machen das von sich aus.

        • Stefan Sasse 17. Dezember 2019, 08:08

          Daran ändert sich aber nichts, wenn die Einstiegsgehälter an den Schweinezyklus angepasst oder irgendwelche willkürlichen Boni ausgezahlt werden.

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