Wenn im Klassenzimmer um den Besitz von Themen gestritten wird und korrupte Politiker den Klimawandel stoppen – Vermischtes 16.08.2018

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) The Democrats are Eisenhower Republicans

In Wanniski’s view, Republicans erred because of their paralyzing fear of budget deficits and inflation. “The political tension in the marketplace of ideas must be between tax reduction and spending increases,” Wanniski argued, “and as long as Republicans have insisted on balanced budgets, their influence as a party has shriveled, and budgets have been imbalanced.” The conclusion was inescapable: “Republicans should concentrate on tax-rate reduction.” Cut, cut, cut — and limit Democrats’ ability to introduce new spending programs. Meanwhile, Friedman continued beating the drum for budget-busting tax cuts. He campaigned for tax limitation measures in states across the country and outlined his vision in a series of academic and popular writings. “By concentrating on the wrong thing, the deficit, instead of the right thing, total government spending, fiscal conservatives have been the unwitting hand-maidens of the big spenders,” Friedman wrote in 1978. […] When the CBO predicted huge deficits from Reagan’s cuts, the White House reacted just as the GOP is today. “That’s them practicing what they’ve been preaching for the last thirty years,” Reagan groused. “Their figures are phony.” The  administration even attempted to oust CBO director Alice Rivlin and replace her with someone more pliable. Despite the bill’s regressive effects, a majority of Democrats in the House and the Senate voted for Reagan’s Economic Recovery Tax Act of 1981. It was the largest tax cut in post–World War II history, and it exploded the deficit. Yet it did little to spur the growth that supply-siders had promised. As studies by the CBO, the Joint Committee on Taxation, and the Joint Economic Committee all found, Reagan’s cuts made the federal tax system less progressive and worsened income inequality. Between 1980 and 1983, the bottom half saw their after-tax incomes fall while the top 1 percent enjoyed a more than 20 percent increase. In the end, Carter’s legacy was laying the fiscal groundwork for Reagan’s giveaway to the rich. The next Democratic president, Bill Clinton, would make the same mistake. (Jacobin Magazine)

Die Dynamik seit Carter ist tatsächlich immer dieselbe: die Republicans geben das Geld aus und die Democrats gleichen den Haushalt wieder aus. Das geht mit Trump jetzt schon in die dritte Runde. Wahrscheinlich hat der Jacobin damit Recht zu sagen, dass die Democrats dieselbe Strategie anwenden müssen: dermaßen viel Geld ausgeben, dass die Republicans keinerlei Spielräume für Steuerkürzungen mehr haben. Diese Strategie, mit der die Republicans nun seit 1980 sehr erfolgreich fahren, garantiert stattliche staatliche Defizite in die unbestimmte Zukunft – bis die GOP eben zur Besinnung kommt. Aber der kalte Bürgerkrieg in den USA scheint keine anderen Möglichkeiten mehr zuzulassen.

2) How history classes helped create a post truth America (Interview mit James Loewen)

Wong: How do you think inadequate history education plays into what some describe as the country’s current “post-truth” moment?  

Loewen: History is by far our worst-taught subject in high school; I think we’re stupider in thinking about the past than we are, say, in thinking about Shakespeare, or algebra, or other subjects. We historians tend to make everything so nuanced that the idea of truth almost disappears. People in graduate history programs have said things to me like: Why should we privilege one narrative above others with the term “true”? That kind of implies that all narratives are equal—or, at least, that all narratives have some merit, that no narrative has all the merit. But maybe there is such thing as a bedrock of fact. Take the way we talk about the Civil War, for example. A lot of people will say that the war grew out of a pay dispute; many others say it had to do with states’ rights. Well, it’s quite the contrary—the southern states seceded so they could uphold slavery. Sometimes we don’t need nuance.

Wong: You write in the new version of Lies My Teacher Told Me that “there is a reciprocal relationship between truth about the past and justice in the present.” What do you mean by that?

Loewen: Take, for example, the way textbooks handle the incarceration of Japanese Americans during World War II. The practice was hardly a secret—at the time it was well covered in the press. But what did the textbooks say in 1947? What did they say in 1950, or 1960? Well, they said very little about the incarceration; they just had a couple of sentences, if anything, and sometimes they even tried to justify it. But then the country changed course and paid $20,000 to every survivor; the federal government issued a formal apology. After that, some textbooks have two whole pages on this, with pictures, denouncing the practice. Why did the textbooks do that? Now that they have justice in the present, it makes it easier for us to face the past. And the reverse is also true—it’s a two-way street. (The Atlantic)

Für uns Deutsche ist das, über das Loewen hier spricht, natürlich ebenfalls hochaktuell. Die beständige Frage, warum wir uns öffentlich mit dem Holocaust beschäftigen und den, in den Worten der AfD, „Schuld-Kult“ pflegen, liegt genau hier begründet. Es braucht „Gerechtigkeit in der Gegenwart“, wie Loewen das ausdrückt, um das Thema aktuell zu halten. In dem Augenblick, in dem ein Schlussstrich gezogen wird, gerinnt Geschichte. Der Holocaust würde ein Fakt der deutschen Geschichte unter vielen werden, gleichrangig mit dem Siebenjährigen Krieg oder der Biedermaier-Zeit. Auch die sind mittlerweile abseits der historisch Interessierten effektiv vergessen. Die AfD versteht diesen Mechanismus deutlich besser als die meisten, deswegen versucht sie ja auch, diese Gerechtigkeit in die Vergangenheit zu verschieben.

Dasselbe lässt sich in vielen anderen Ländern auch beobachten. Man sehe nur einmal nach Russland, wo die frühere „Gerechtigkeit der Gegenwart“ – die Entstalinisierung – von Putin entschieden in die Vergangenheit verschoben wurde. Seither feiert die Stalin-Verherrlichung fröhliche Urständ. Andere Länder brauchen überhaupt erst einmal eine ordentliche Prise Gerechtigkeit in ihrer Gegenwart, etwa wenn man das koloniale Erbe vieler westlicher Demokratien ansieht, oder den Umgang der Japaner mit ihrer Geschichte im Zweiten Weltkrieg. In den USA findet genau dieser Kampf gerade um den Umgang mit dem Bürgerkrieg statt, wo die Progressiven versuchen, die Verbrechen der Sklaverei mehr in den Fokus zu rücken und die Konservativen mit aller Macht versuchen, das zu verhindern. Bildlichen Ausdruck findet das dann in der Bilderstürmerei der fallenden Statuen.

3) Wehrt euch!

Die Übernahme von 50Hertz markiert einen Wendepunkt in der deutschen Wirtschaftspolitik. Sie ist eine Reaktion auf die veränderte geoökonomische Großlage. Oder anders formuliert: In einer Welt, in der die Freunde von heute womöglich die Feinde von morgen sind, ist Vorsicht das Gebot der Stunde. China war aus deutscher Sicht bislang vor allem ein gewaltiger Markt, auf dem deutsche Unternehmen ihre Stärken ausspielen konnten. Und so hatte man in der Regel wenig dagegen, wenn chinesische Unternehmen in Deutschland investierten. […] So wird die Wehrhaftigkeit der sozialen Marktwirtschaft zu einer der wirtschaftspolitischen Schlüsselfragen des 21. Jahrhunderts. Nach geltendem Recht kann eine Regierung heute schon eine Investition untersagen, wenn der ausländische Investor einen Anteil von 25 Prozent oder mehr an dem Unternehmen anstrebt, an dem er sich beteiligen will. Im Fall von 50Hertz wollten die Chinesen aber nur 20 Prozent kaufen, deshalb hat die KfW den Anteil übernommen. Die Bundesregierung denkt deshalb darüber nach, in Abstimmung mit der Europäischen Kommission den Schwellenwert, ab dem eine Investition untersagt werden kann, zu senken. In der Diskussion sind zehn Prozent – ein Wert, den auch Wirtschaftsexperten wie Cora Jungbluth von der Bertelsmann Stiftung für sinnvoll halten. Eines jedenfalls ist sicher: Die Kassen der großen chinesischen Konzerne sind gut gefüllt. Der nächste Angriff wird nicht lange auf sich warten lassen. (Zeit)

Unbegrenzter und unregulierter Welthandel erschienen nur so lange eine gute Idee, wie die westlichen Demokratien letztlich die einzigen waren, die ihn ernsthaft betrieben. Dadurch, dass sie alle untereinander freundlich bis verbündet waren, waren auch ausländische Investitionen kein ernsthaftes Problem. Aber wie das obige Beispiel zeigt, sind diese Regeln nicht für eine multipolare Welt gemacht, in der Staatskonzerne mit strategischer Zielvorgabe in einem System agieren, das eigentlich nur für marktwirtschaftliche Teilnehmer gedacht war.

Der Umgang mit China ist ja auch ein Dauerthema. Ich erinnere mich noch an das Spiegel-Cover, das seinerzeit Gabor Steingart verbrochen hatte, mit dem „Weltkrieg um Wohlstand“, der deutsche Exportweltmeister gegen den aufstrebenden Jungstar China. Wie vermessen die Idee war, Deutschland könne ernsthaft langfristig mit China konkurrieren, ist glaube ich mittlerweile offensichtlich. Aus der Coverstory (und dem folgenden Steingart-Buch) geht aber auch die Idee hervor, dass der Welthandel ein Nullsummenspiel ist.

Unser gesamtes Weltwirtschaftssystem geht nämlich auch davon aus, dass der wachsende Kuchen für alle etwas bringt. Immer mehr Spieler im System fangen aber an, ihn als Nullsummenspiel zu betrachten, am offensichtlichsten die neuen Rechten (auf der Linken hatte diese Idee ohnehin schon immer Konjunktur, weswegen die konservativen Parteien eher Stützen von WTO, GATT und Co waren), etwa Trump oder das Post-Brexit-Großbritannien. Es ist ironisch, dass das neoliberale Welthandelssystem genau von denen gestürzt wurde, die es vier Jahrzehnte lang gebaut und eifrig gegen alle Versuche der Linken, es gerechter und solidarischer (was auch immer das konkret bedeutet hätte) zu machen verteidigten.

4) Why Republicans will repeal Obamacare if they hold Congress

“Many Republicans assume” that a positive election result for their party will inspire it to attempt another repeal of Obamacare next year, reports Caitlin Owens. It may be difficult to believe that, after a devastating failure that registered historically ruinous approval in public opinion surveys, Republicans would try the same thing again with a presumably narrower House majority. But such an outcome may be more plausible than you might think. If Republicans keep their House majority, albeit a smaller one, the psychological aftershocks would be almost incalculable. Both parties have priced in the near certainty that Democrats will take the House. That expectation is one reason the Republicans have all but given up on legislating after dragging their tax cut past the finish line. The Republicans who survived the anticipated wipeout of the midterm elections to reconstitute a majority caucus would emerge blinking into the sunlight of a transformed landscape. The price of Obamacare repeal would have been paid by the Republican House members who lost. Those who returned to Washington would feel no such constraint. […] “Repeal is like fight club,” one GOP operative told Owens. “First rule is not to talk about it.” It would be disorienting to the public for Republicans to turn around and implement a wildly unpopular scheme to throw Americans off their insurance after spending a year refusing to bring up the topic in public. But a Republican Congress given a new lease on life by the midterms would conclude that public opinion no longer posed any threat. (New York Magazine)

Elections have consequences, man kann es nicht genug betonen. Wenn die Democrats nicht eines der Häuser des Kongresses übernehmen, droht eine Neuauflage der Bush-Ära mit vier Jahren unreglementierten Durchregierens und zunehmend radikalen Konzepten. Denn was oben als Dynamik beschrieben ist, ist offensichtlich korrekt. Man stelle sich vor, die Democrats hätten 2010 nicht eine historische Schlappe erlebt, sondern ihre Mehrheit knapp gehalten und ihre Rechtsausleger (wie Joe Lieberman) in den primaries durch linientreue Senatoren ersetzt. Obamacare wäre sicherlich nicht das einzige große Gesetzeswerk Obamas geblieben, weil sich jeder Abgeordnete bestätigt hätte fühlen können.

Genau dasselbe wird passieren, wenn die GOP ihre Mehrheiten hält oder (im Senat nicht unwahrscheinlich) gar ausbaut. Es wäre allerdings ein Fehler anzunehmen, dass „public opinion no longer poses any threat„, wie Chait das hier formuliert. Denn das wäre zwar ziemlich sicher die Folgerung, die viele Abgeordnete aus den Ergebnissen ziehen würden. Aber da müssen die Leute nur auf Bush schauen um zu sehen, wie wenig wahr das ist. Die Republicans glaubten damals, eine Mehrheit für radikale und unbeliebte Politiken zu haben und versuchten, den Sozialstaat zu privatisieren. Der öffentliche Aufschrei war gigantisch und spülte die Democrats 2006 in den Kongress und 2008 ins Weiße Haus.

5) Das Geheimnis der schreienden Zwerge

Bitte beantworten Sie im Kopf eine kurze Frage, so schnell wie möglich, ohne groß nachzudenken und ohne Ausflüchte wie „kommt darauf an“. Bereit? Okay, hier ist die Frage: Welcher deutschen Partei gehört das Thema Flüchtlinge? Sie haben gerade „der AfD“ gedacht, stimmt’s? Was auch sonst, denn welche andere Partei redet – abgesehen von all den noch offenkundiger rechtsradikalen Ausrutschern – über nichts anderes als über Flüchtlinge, Einwanderung, Islam? […] Das Konzept „issue ownership“, die Idee, dass bestimmte Themen bestimmten Parteien „gehören“, erdachte der amerikanische Politologe John Petrocik Mitte der Neunziger. Unterschiedliche Themen werden demnach vorrangig bestimmten Parteien oder politischen Richtungen zugeordnet. Parteien profitieren davon, wenn „ihre“ Themen häufig auf der Agenda stehen, also in der medialen und heute natürlich auch der sozial-medialen Debatte häufig vorkommen. Für Radikale und Extremisten, die früher schwerer Gehör fanden, sind die sozialen Medien deshalb ein Gewinn. Hier können Zwerge unbedarfte Beobachter davon überzeugen, sie seien Riesen. […] Und siehe da: Wenn „ihre“ Themen häufiger vorkamen, etwa Wirtschaft, Einwanderung und Kriminalität, gewannen im Anschluss die Bürgerlichen und Rechten an Zustimmung. Wenn „linke“ Themen wie Arbeitslosigkeit oder Umweltschutz medial im Vordergrund standen, profitierten davon die Parteien des linken Flügels. […] Im aktuellen Kontext noch beunruhigender ist eine neue Studie aus Großbritannien, von der University of Southampton. Die Autoren zeigen darin, wie sehr die rechtsnationale Ukip-Partei, der die Briten maßgeblich ihre mittlerweile für die meisten erkennbar dämliche Brexit-Entscheidung verdanken, von medialer Aufmerksamkeit profitierte. Der zeitliche Zusammenhang sei klar, schreiben die Forscher: „Mediale Berichterstattung befördert Unterstützung für die Partei, aber nicht umgekehrt.“ (SpiegelOnline)

Was Christian Stöcker hier zum Thema „Wem gehört ein Thema“ sagt ist absolut richtig. Ich sage seit Jahren, dass die SPD endlich aufhören muss sich als Partei des ausgeglichenen Haushalts inszenieren zu wollen. Das Thema gehört der CDU und der FDP, und egal wie falsch das ist – weil die beiden Parteien wesentlich mehr Geld ausgeben als die SPD und Grüne es je getan haben -, das geht aus den Köpfen nicht raus. Deswegen kann auch die Strategie der CSU nicht funktionieren, und die Umfrageergebnisse belegen das so nachdrücklich, dass Söder und Seehofer mittlerweile ja auch zurückrudern. Und genau deswegen war und ist die permanente Fokussierung auf das Flüchtlingsthema so ungeheuer ärgerlich, weil es nichts als Wahlkampfhilfe für die AfD ist. Und noch ärgerlicher sind die Ausreden von wegen „die Leute wollen das halt“, weil das einerseits durch die Zahlen einfach widerlegt werden kann und andererseits bei anderen Themen auch noch nie gegolten hat. 2005 war ohne Zweifel Hartz-IV ein beherrschendes Thema, aber es ist nicht gerade so als sei das TV-Duell damals zu drei Vierteln davon bestimmt gewesen – zu Recht, im Übrigen. Alles was man damit erreicht hat ist Zwerge groß zu machen. Die AfD hätte niemals so erfolgreich werden können ohne die Schützenhilfe aus der Mitte der Gesellschaft.

6) Democrats are wrong about Republicans. Republicans are wrong about Democrats.

They had the polling firm YouGov ask American adults to estimate the size of groups in each party. For example, what percentage of Democrats are black, or lesbian, gay or bisexual? What percentage of Republicans earn more than $250,000 a year, or are age 65 or older? What they found was that Americans overall are fairly misinformed about who is in each major party — and that members of each party are even more misinformed about who is in the other party. Blacks made up about a quarter of the Democratic Party, but Republicans estimated the share at 46 percent. Republicans thought 38 percent of Democrats were gay, lesbian or bisexual, while the actual number was about 6 percent. Democrats estimated that 44 percent of Republicans make more than $250,000 a year. The actual share was 2 percent. […] So we are in a situation where Americans have sorted themselves into two parties along not just ideological lines, but also by geographical, religious, racial and other social and cultural differences. At the same time, they’ve adopted inaccurate, caricatured views of both parties that overstate these already sizable demographic differences. And they’ve started taking positions on issues based on whatever stance their party adopts. This dynamic seems less than ideal — hence the title of Mason’s book. “These misperceptions are one of many factors fueling the contemporary partisan gulf,” Ahler said in an interview. (FiveThirtyEight)

Das Ergebnis der Umfrage selbst ist wenig überraschend, ich finde viel mehr interessant, wie gigantisch die Zahlen daneben liegen. 38% sind homo- oder bisexuell?! Kein Wunder empfinden Konservative die Homo-Ehe als elementare Bedrohung. Das ist ja eine Parallelrealität ohnegleichen. Und auf der anderen Seite sieht es zahlenmäßig noch schlimmer aus: die Democrats glauben knapp die Hälfte der Republicans verdient über 250.000 Dollar im Jahr?! Das wäre in der Größenordnung von 30 Millionen Menschen.

Dieser Analphabetismus bei grundlegenden soziologischen Fakten begegnet mir im Unterricht übrigens auch immer wieder. Bei Fragen nach Durchschnittseinkommen (rund 38.000 Euro) oder dem Anteil der Homo- und Bisexuellen in der Gesellschaft (rund 5%) liegen die geschätzten Zahlen der Schüler auch immer absurd außer dem Rahmen, allerdings in merklichen Kontrast zu den befragten Amerikanern nicht darüber, sondern darunter. Die Wähler haben mehrheitlich letztlich nicht auch nur die geringste Vorstellung davon, wie das Land, in dem sie leben, eigentlich aussieht.

7) „Journalisten werden die Öffentlichkeit selbst verteidigen müssen“ (Interview mit Jay Rosen)

ZEIT ONLINE: Herr Rosen, ist es wirklich eine gute Idee, wenn der reichste Mann der Welt eine der beiden einflussreichsten Zeitungen der USA besitzt?

Jay Rosen: Die Idee ist nur deshalb gut, weil es kaum bessere Alternativen dazu gibt. Für die Washington Post als Institution war es eine gute Nachricht, an Jeff Bezos verkauft zu werden. Es war gewissermaßen das Beste, was die vorherigen Eigentümer, die Graham-Familie, für die Zeitung getan haben. Sie haben eingesehen, dass sie kein Modell hatten, um die Post am Leben zu halten. Also suchten sie nach jemandem, der das Geld und möglicherweise die Fähigkeiten besitzt, solch ein Modell zu finden. Bezos schien ihnen der geeignetste Mann zu sein. Natürlich bringt es Probleme mit sich, wenn der reichste Mann der Welt eine einflussreiche Zeitung besitzt. Aber jede Art, den Journalismus am Leben zu halten, ist problematisch. Nachrichtenjournalismus wurde immer subventioniert. In Deutschland zum Beispiel durch die hohen Rundfunkgebühren. Auch dieses Modell bringt Fragen mit sich. […]

ZEIT ONLINE: In Ihrem Forschungsblog schreiben Sie, dass die USA womöglich dabei sind, zu einem autoritär geführten Land zu werden. In dieser Situation reiche es für Journalisten nicht aus, einfach nur Berichterstattung zu machen.

Jay Rosen: Ich schreibe seit drei Jahren über Trump und die Medien. Sehen Sie, die meisten Konventionen des politischen Journalismus beruhen auf gewissen Annahmen darüber, wie Präsidenten und politische Akteure sich verhalten. Sie gründen darauf, dass die politische Klasse auf eine bestimmte Weise mit dem Journalismus kooperiert. Trump bricht mit all diesen Annahmen. Deshalb bringt er auch die gewohnte Praxis der Berichterstattung zum Einsturz. Dass müssen Journalisten zur Kenntnis nehmen. Vieles von dem, was diese gewöhnlich tun, ergibt unter einem Präsidenten wie Trump keinen Sinn mehr. Daran müssen Journalisten ihre Arbeit anpassen. Das Motto „Democracy Dies in Darkness“ ist ein Anzeichen dieser Veränderung.

ZEIT ONLINE: Wie hat die Washington Post sich auf diese veränderte Situation eingestellt?

Jay Rosen: Im Vergleich zur New York Times hat sich die Post zuletzt recht gut geschlagen. Das hat nicht nur mit diesem Slogan zu tun, sondern vor allem mit drei Dingen. Erstens mit dem Selbstvertrauen, dass ich bereits erwähnte. Sollte es eine große Auseinandersetzung mit der Regierung geben, dann weiß die Redaktion, dass Jeff Bezos einen solchen Kampf durchstehen kann. Ein anderer wichtiger Punkt ist zweitens die Führung durch den Chefredakteur: Martin Baron ist zu einer Art geistigen Führungsfigur für die gesamte amerikanische Presse geworden. Drittens kann die Post auf ihre große Tradition zurückblicken, sie kann sich auf ihre eigene Legende berufen, die zurückgeht bis zur Aufdeckung des Watergate-Skandals. Diese drei Dinge sorgen dafür, dass die Post bisher ganz gut zurechtkam. Martin Baron betrachtet das übrigens etwas anders als ich. Sein mittlerweile berühmt gewordener Satz über den Journalismus in Zeiten von Trump lautet: „We’re not at war, we’re at work“ („Wir sind nicht im Krieg, wir sind bei der Arbeit“). Die meisten Journalisten würden diesen Satz unterschreiben. Er besagt: Werdet als Journalisten nicht zu Antagonisten von Donald Trump. Lasst euch nicht auf seinen Krieg ein. Macht eure Arbeit. (Zeit)

Die reine Nachrichtenpresse war effektiv schon immer ein Verlustgeschäft. Ohne irgendwelche Mäzene ging da ja praktisch nie viel. Entweder ist man genossenschaftlich organisiert (taz), wird aus Parteigeldern querfinanziert (jungeWelt), der Verlag subventioniert quer um ein Aushängeschild zu behalten (Welt), man hat ein Netzwerk von Regionalzeitungen, die durch Anzeigen und die typische Eine-Hand-wäscht-die-andere-Berichterstattung ihr Geld verdienen (Stuttgarter Zeitung, SZ, etc.) oder man finanziert sich durch Zwangsabgaben (Öffentlich-Rechtliche) – eine überregionale Zeitung, die tatsächlich nur aus Kraft eigener Verkäufe besteht, ist selten und stets prekär. Und unabhängig ist man ohnehin nie komplett. Aldi und Co etwa sind legendär aggressiv darin, jede Berichterstattung sofort mit Entzug der Anzeigen zu bestrafen. In den meisten Fachmagazinen von Focus Money über Gamestar zu AutoBILD sind Werbung und redaktionelle Beiträge praktisch ununterscheidbar, und so weiter und so fort. Das kann auch gar nicht anders sein, solange die Leute nicht bereit sind reale Preise für Nachrichten zu bezahlen, und das sind viel zu wenige.

Von daher hat Jay Rosen vermutlich recht, wenn er die Übernahme der Washington Post durch Jeff Bezos als die am wenigsten schlimme schlechte Möglichkeit begreift. Natürlich wird die Washington Post nicht negativ über Bezos‘ Geschäfte berichten, aber das wäre ja grundsätzlich das kleinste Problem, denn wenn das Modell Schule machte, würde die Konkurrenz das ja jeweils besorgen. Das wären zwar Blasen, aber halbwegs erträgliche und, erneut, auch nicht neue. Die Springer-Presse etwa hat ja auch eine lange Erfahrung damit, ihre Berichterstattung in den Dienst der wirtschaftlichen Interessen des Mutterkonzerns zu stellen, da brauchen wir Deutschen uns gar nicht auf das Hohe Ross setzen.

8) Tokyo medical school admits to changing result to exclude women

A Tokyo medical school has apologised after an internal investigation confirmed it altered entrance exam scores for more than a decade to limit the number of female students and ensure more men became doctors. Tokyo Medical University manipulated all entrance exam results starting in 2006 or even earlier, according to findings released by lawyers involved in the investigation, confirming recent reports in Japanese media. […] The report said the manipulation was “profound sexism”, according to lawyer Kenji Nakai. He said the investigation also suggested that the school’s former director took money from some parents who sought preferential treatment for their sons and that the manipulation was part of a deep-rooted culture that lacked fairness and transparency. […] “I suspect that there was a lack of sensitivity to the rules of modern society, in which women should not be treated differently because of their gender,” he said. […] Yukioka said women were not treated differently once they were accepted, but acknowledged that some people believe women were not allowed to become surgeons. Nearly 50% of Japanese women are college educated — one of the world’s highest levels — but they often face discrimination in the workforce. Women also are considered responsible for homemaking, childrearing and elderly care, while men are expected to work long hours and outside care services are limited. […] Studies show the share of female doctors who have passed the national medical exam has plateaued at around 30% for more than 20 years, leading some experts to suspect that other medical schools also discriminate against women. (Guardian)

Das Beispiel ist natürlich aus Japan, wo die tradierten Geschlechterrollen immer schon etwas extremer ausgelebt wurden als in Deutschland, aber es ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Trennung in klassische „Männerberufe“ und „Frauenberufe“ gesellschaftlich und institutionell betrieben werden kann, was hier im Blog ja gerne bezweifelt wird. Das Ereignis oben zeigt allerdings auch schön, dass es selbst in so verkrusteten Gesellschaften wie Japan aufwärts geht. Auf der anderen Seite kann zudem gesehen werden, wie wichtig Anti-Diskriminierungsgesetzgebung ist. Ohne die entsprechenden Gesetzeswerke wäre das Vorgehen der Tokyo Medical School nicht einmal illegal, sondern nur anrüchig. Klare Gesetze dieser Art helfen eben doch.

9) The whole Republican Party is going to jail now

But the Trump administration has, even in its embryonic stage, already brought it all to a new level. Several possible explanations present themselves. Trump appears to select for greed and dishonesty in his cronies. (Collins does not work in the administration, but was Trump’s first endorser in Congress.) The sorts of people Trump admires are rich and brash and disdainful of professional norms, and seem unlikely to rat on him. The sorts of people who are apt to work for Trump seem to be those who lack much in the way of scruples. The administration is understaffed and disorganized to the point of virtual anarchy, opening up promising avenues for insiders to escape accountability. Trump’s public ethos, despite his professions during the campaign that he could “drain the swamp” and impose a series of stringent ethics reforms, runs toward relativism — he famously tolerates anybody who supports him, regardless of criminal history or other disqualifications, defining their goodness entirely in terms of personal loyalty. And above all there is the simple fact that Trump himself is a wildly unethical businessman who has stiffed his counterparties and contractors, and worked closely with mobsters, his entire career. A president who is continuing to profit personally from his office is hardly in any position to demand his subordinates refrain from following suit. (The New York Magazine)

Das Ausmaß der offenen Korruption und Gesetzesbrüche innerhalb der GOP ist tatsächlich beeindruckend. Die Wähler der Partei finden es offensichtlich auch nicht schlimm. Es scheint, als würden sie sich hauptsächlich ein eigenes Stück des Kuchens erhoffen. Es ist ein Beispiel klassischer Klientelpolitik, in der sich etwa ein römischer Senator auch sofort zuhause fühlen würde. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein lief „Demokratie“ in den meisten Staaten noch auf diese Weise ab. Die gewählten Politiker vertraten reichlich schamlos Partikularinteressen und bereicherten sich am Staatswesen. Ihre Wählerschaft – das Klientel – profitierte davon, indem die jeweiligen Politiker Staatsgelder in die Wahlkreise pumpten. Das war jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang, der Schmierstoff des Föderalismus.

Die zunehmende Nationalisierung der Politik machte diese Art der Politik seltener, entmachtete aber gleichzeitig zunehmend die föderalen Strukturen. In Deutschland konnte man das auch immer gut beobachten: Nordrhein-Westfalen etwa ging es unter SPD-Bundesregierungen besser als unter solchen der CDU, und ungekehrt profitierten die Herzkammern des Konservatismus in Baden-Württemberg und Bayern von schwarzen Kanzler*innen immer mehr als von roten. Selten allerdings werden diese Mechanismen dermaßen offengelegt wie derzeit in der Trump-Regierung. Ich bin unsicher, ob Jonathan Chait Recht damit hat dass es sich um ein gutes Wahlkampfthema für die Democrats handelt. Aber vielleicht sehen wir das ja bei den Midterms dieses Jahr.

10) Why does Trump get more credit for the same economy than Barrack Obama?

You might think public opinion is simply behaving in a partisan fashion, but that is only half true. In reality, Republican opinion has been heavily partisan, while Democratic opinion has not. Here’s a survey of Trump and Clinton voters’ levels of dissatisfaction with the economy, first before the election (on the left) and then shortly after Trump’s inauguration (on the right). Trump voters immediately became more positive in their assessments of the economy, while Clinton voters, rather than shifting in the opposite direction, stayed exactly the same: As is the case with so many aspects of American politics, the story here is asymmetric polarization. Republicans enjoy the benefit of a base that is willing to give their president more credit for the economy than the opposing base. The same economy that is holding up the floor under Trump did almost nothing to lift President Obama or Hillary Clinton. […] Notably, the last Democratic presidential candidate to run on the heels of a long recovery presided over by his party — Al Gore in 2000 — also felt obliged to run as a populist change candidate rather than celebrating peace and prosperity. A party dedicated to representing the disenfranchised might have an unavoidable allergy to economic triumphalism. Indeed, this impulse might be a necessary spur for its leaders to demand more inclusive growth for those left behind. But the ease with which Trump has made the economy his principal political asset shows how the Democrats’ superior economic performance over the last quarter-century has done frustratingly little to boost their outcomes at the ballot box. (New York Magazine)

Die Antwort auf diese Frage haben wir in Fundstück Nummer 5 bekommen: den Republicans gehört das Thema „Wirtschaft“. Dass die Democrats in der tatsächlichen Wirtschaftspolitik wesentlich bessere Ergebnisse erzielen – geschenkt. In wenig geschlechtersensibler Sprache wurde dieser Split einmal prominent als „Mummy“- und „Daddy“-Partei erklärt: Wenn die Wähler etwas haben wollen – soziale Gerechtigkeit, neue Leistungen, etc. – gehen sie zu Mama und wählen sie progressive Parteien, wenn sie vor etwas geschützt werden wollen – Kriminalität, Steuern, Ausländer – gehen sie zu Papa und wählen konservative Parteien. Das ist zwar eine unglückliche Metapher und sehr mit dem breiten Pinsel gezeichnet, aber grundlegend nicht falsch. Dass sich sowohl Democrats als auch SPD und Konsorten immer über diese Mechanik belügen ist erstaunlich. Sie könnten eine wesentlich stärkere politische Kraft sein, wenn sie es den Konservativen gleichtun und die Mechanik für sich ausnutzen würden. Stattdessen versuchen sie immer, pragmatisch und verantwortungsvoll zu regieren. Gedankt wird es ihnen nicht.

11) How to fight climate change

And make no mistake: we are committed to burning every last hydrocarbon molecule in the earth’s crust. Norway is a lovely, green, socially conscious, Nordic-model democracy. But they are as rapacious as Saudi Arabia in making sure to extract every bit of oil they can from the North Sea. Or how about nice, socialist Canada? Ditto, and they even demand that we build pipelines across the Midwest to transport their oil. Poor, oppressed, earth-loving Africa? Ditto again. The only places on earth that aren’t busily extracting every bit of gas, coal, and oil they can are the places that don’t have any gas, coal, or oil. In other words, we’re doomed—unless we can figure out a way to make fighting climate change free or cheap. That means renewable energy at scale that’s cheaper than fossil fuels. This is it. There is no other answer. And that in turn means one thing: lots and lots of R&D and lots and lots of subsidized infrastructure buildout. Put it on the national credit card and it won’t cost much. Convince climate scientists to stop waffling constantly about the cause of increased wildfires, droughts, hurricanes, and so forth, and people will be willing to pay for it. It will take a while, but so would any other solution, and this at least has a chance of working. The coming approach of high-level AI and robotic technology makes it even more feasible. So in case you’re wondering, this is is basically my take on climate change these days. I don’t like it, but there you have it. Scientists should all be willing to publicly advocate for the level of fear and danger that’s truly appropriate to climate change, and politicians should commit to R&D and infrastructure subsidies without raising taxes to do it. This might work. Nothing else will. (Mother Jones)

Kevin Drum spricht einen entscheidenden Faktor an. Die egoistischen Eigeninteressen der Nationalstaaten machen grundlegende Einigungen extrem schwierig. Das ist auch nachvollziehbar. Die Chancen und Bürden der Bekämpfung des Klimawandels sind extrem ungleich verteilt. Manche Länder haben wesentlich stärkere Anreize, etwas zu unternehmen, als andere Länder. Entsprechend muss eine progressive Regierung versuchen, diese Anreize zu schaffen, und massive Investitionen in Grundlagenforschung und der Ausbau einer regenerativeren Energie-Infrastruktur sind elementare Meilensteine. Wenn ein Tipping-Point erreicht ist, in dem klimaneutrales Verhalten attraktiver ist als klimaschädliches, geht der Rest von alleine. Gleichzeitig funktioniert das Ganze auch noch als klassische Industriepolitik. Die grünen Parteien in Europa haben das ja schon vor Jahren gesehen, aber das Projekt des „Green New Deal“ hat irgendwie nie richtig Fahrt aufgenommen. Das Schöne ist, dass es da natürliche Überlappungen mit den sozialdemokratischen Parteien gibt. Wenn also das von Drum angesprochene „truly appropriate level of fear and danger“ erreicht ist, sollte eine politische Mehrheit durchaus einfach zu finden sein und könnte das Thema wieder so überparteilich machen, wie es eine Weile einmal war. Erinnert sich noch jemand an die „Klimakanzlerin“ Merkel?

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  • Stefan Pietsch 16. August 2018, 10:52

    Ad 3) Es bleibt im Dunkeln, ob Du nun den Welthandel ebenfalls als Nullsummenspiel betrachtest oder System, den Wohlstand für die Mehrheit auf diesem Globus zu mehren.

    ad 5) Das Geheimnis der schreienden Zwerge

    Auch hier bleibt im Dunkeln, was Du eigentlich sagen willst. Üblicherweise erwarten die Bürger von Politikern in Regierungsämtern, dass sie sich von Parteipolitik lösen. Frag‘ im Übrigen nach bei der FDP (2009). Soll die Union einfach weiter mit der liberalen Flüchtlingspolitik machen ungeachtet der Tatsache, dass immer mehr Wähler bereit sind, ihr Kreuz bei der AfD zu machen? Ein Erfolgsslogan 1998 war, wir wollen nicht alles anders machen. Ein Erfolgsgarant für Schröder war sieben Jahre lang Otto Schily, der jeden Angriff der Union auf das Thema Innere Sicherheit ins Leere laufen ließ.

    Auch wenn Du das bezweifeln magst: Menschen wollen von ihrem Staat sicherheitspolitisch geschützt sein. Sie akzeptieren Terrorrisiken nicht als Teil der Freiheit. Und Menschen wollen auch keine ungesteuerte, ja nicht einmal eine liberale Zuwanderungspolitik, welche die eigenen sozialen Systeme über Gebühr belastet und das gesellschaftliche Zusammenleben erschwert bis verunmöglicht. Mach‘ doch den nächsten Urlaub in Berlin Wedding, um zu einer Einschätzung der Lage zu kommen.

    ad 7) „Journalisten werden die Öffentlichkeit selbst verteidigen müssen“ (Interview mit Jay Rosen)

    Was ist mit der F.A.Z. oder dem Handelsblatt? Nicht zu vergessen der Economist?

    • Stefan Sasse 16. August 2018, 14:08

      3) Letzteres.
      5) Ich bezweifle das überhaupt nicht. Aber die Schröder-SPD war nie so doof, Sicherheitspolitik als ihr Hauptthema zu wählen. Darauf will ich raus.
      7) Economist ist doch ein Magazin…? FAZ und Handelsblatt kenne ich die Situation nicht.

      • Stefan Pietsch 16. August 2018, 15:58

        ad 3:
        Die Globalisierung hat sehr viele Verlierer hervorgebracht. Das ist ein Problem.

        ad 5:
        Schily war ein Eckpfeiler der Regierung. Schröder verdankt ihm die Stimmen von zweifelnden Wählern. Eine Partei, die Teil der Regierung werden will, muss dem deutschen Wähler folgendes bieten: Vertrauen in die finanzwirtschaftliche Stabilität, Innere Sicherheit, Einbindung in die internationalen Strukturen EU und NATO. Ohne dieses Garantieversprechen wird niemand die Kanzlermehrheit in diesem Land erhalten. Die SPD bietet zwar finanzwirtschaftliche Solidität, schießt sich aber seit dem Ende von Schröders Kanzlerschaft auf dem Gebiet der inneren Sicherheit stets ins aus, zuletzt bei der Flüchtlingskrise. Davon hat sich die Partei bis heute nicht erholt, zumal selbst simpelste Erkenntnisse – „wir können nicht jeden aufnehmen“ – die Partei an den Rand der Rebellion bringt.

        ad 7:
        Die F.A.Z. ist mit einer Umsatzrendite von 10% deutlich profitabel, dazu hat das Unternehmen für die Branche gewaltige Rücklagen von über 100 Millionen Euro. Davon kann ein Unternehmen, das einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro (+4%) verzeichnet, ein paar Jahre ganz gut leben. Der Verlag gehört wahrscheinlich zu den ordentlichsten der Branche.

        Handelsblatt wie Mutterunternehmen sind leidlich profitabel, aber auch dort zeigen Anzeigen- und Vertriebserlöse eine aufsteigende Tendenz.

        • Stefan Sasse 16. August 2018, 16:28

          3) Kein Zweifel!
          5) Auch hier kein Zweifel. Nur war das eben kein Kernthema, mit dem man Wahlkampf gemacht hätte. Auf den SPD-Plakaten stand nicht „Wir für mehr Polizei“ oder so was, sondern die entsprechende CDU-Werbung verfing weniger, weil die SPD genug Verteidigungskraft an der Stelle hatte. Das ist mein Argument.
          7) Gute Neuigkeiten, danke.

          • Stefan Pietsch 16. August 2018, 17:03

            ad 5)
            Wäre die SPD noch eine kanzlertaugliche Partei, hätte sie das perfekt mit Olaf Scholz abgedeckt. Natürlich, Gewinnerthemen muss die jede Partei auf ihren ureigenen Feldern suchen. Aber es ist wie im Fußball: ohne eine gute Verteidigung nützt eine geballte Offensive auch nix.

            Aber wie bereits erwähnt, habe ich den Glauben, dass die Sozialdemokratie als wichtige Kraft überleben wird, irgendwann zwischen 2016 und 2017 verloren. Das war ein schleichender Prozess und stand für mich mit der verlorenen Bundestagswahl fest. Es wäre billig, dies an der desaströsen Migrationspolitik festzumachen.

    • Blechmann 16. August 2018, 18:24

      “ Soll die Union einfach weiter mit der liberalen Flüchtlingspolitik machen ungeachtet der Tatsache, dass immer mehr Wähler bereit sind, ihr Kreuz bei der AfD zu machen?“

      Ich würde mittlerweile annehmen, dass selbst wenn die CDU in der Flüchtlingskrise anders agiert und die AfD es da noch nicht in den Bundestag geschafft hätte, sie langfristig es dennoch geschafft hätte. Immerhin handelt es sich beim „Rechtspopulismus“ um eine europaweite Bewegung, die andere Staaten noch viel stärker betrifft als Deutschland. Im Politikbarometer steht die AfD bei 16% und die SPD bei 18% und dabei kommen im Moment kaum Flüchtlinge. Ich glaub nicht, dass das nur am Rumkaspern der CSU liegt, oder weil die SPD ihre Politik nicht gut darstellt.

      Wenn man der Presse eine Mitschuld geben kann, dann höchstens weil sie fälschlich den Eindruck erweckt hat, dass eine Position wie „Nationalismus ist gut und Massen-Migration ist schlecht“ in der Bevölkerung nicht mehr existiert, außer bei ein paar bildungsmäßig Benachteiligten Ostdeutschen vielleicht. Die existiert aber schon (meiner Ansicht nach) sie ist nur nicht mehr Mehrheitsfähig und kommt in der Presse nicht vor, Journalisten wählen ja angeblich zu 60% die Grünen.

      Der Drittstaaten-Regelung ging damals eine Diskussion und politische Auseinandersetzung mit „Das Boot ist voll“ Geschrei von der CDU/CSU und „Asyl ist Menschenrecht“ von der SPD voraus. Wie soll ich denn eine Aussage der deutschen Kanzlerin: „Die deutsche Grenze kann man nicht schützen“ interpretieren. Natürlich verstehe ich das als, „die will ich nicht schützen.“ „Das geht nicht“ sagt ein Politiker, wenn er was nicht machen will. Es stellt sich doch auch kein Politiker vor die Presse und sagt: „Unsere Finanzbeamten haben alle gekündigt, sollte jemand Steuern hinterziehen, da können wir nix mehr gegen machen.“ Selbst wenn es faktisch so sein sollte, das gebe ich doch nicht zu als Regierungsoberhaupt. Noch dazu mit einer „Steuern find ich eh scheiße“ Attitüde.

      Es gibt eine europäische Regelung, die Drittstaatenregelung, die in Deutschland auf einem gesellschaftlichen Konsens beruht. Die ist in unsere Verfassung eingetragen! Wenn die nicht funktionsfähig ist, dann ist es die verdammte Pflicht der Kanzlerin alles zu tun, damit sie es wird. Die kann sich doch nicht hinstellen und sagen: „Ist zwar Gesetz laut Verfassung, aber funktioniert halt nicht, dann regel ich das wie ich mir das denke.“ Ich bin wahrlich kein Rechts-Positivist, aber „wir Deutschen“ haben uns darauf geeinigt die Migration so zu regeln, das hat nicht ein CDU-Kanzler beschlossen, das war eine demokratische Einigung, ein Konsens. Für wen hält Merkel sich? Entweder sie sucht sich eine Mehrheit die Verfassung zu ändern oder sie setzt sie durch.

      Und das wird nicht mal thematisiert in der Presse oder TV, das finden unsere Meinungsführer ganz okay und erzählen uns gleichzeitig, dass es die Verfassung ist, die unser Zusammenleben regelt, denn selbst wenn sich die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung durch Massenmigration ändern sollte, muss sich jeder an die Verfassung halten.

      Entweder die Moral steht über dem Recht oder umgekehrt, beides geht wohl schlecht.

      Ich habe die deutsche Konsensdemokratie sehr geschätzt, aber wenn der Konsens lautet, dass rechte Parteien unwählbar sind, heißt das im Gegenzug, dass rechte Positionen nicht ignoriert werden können, weil linke Parteien die Mehrheit haben. Oder linke Journalisten.

      • Stefan Pietsch 16. August 2018, 18:57

        Mir ging es lediglich um das Argument, man dürfe der AfD nicht nachlaufen. Das halte ich zwar für richtig. Aber dennoch kann die Strategie nicht darin bestehen, den Kurs ungeachtet von Wahlergebnissen und politischen Stimmungen beizubehalten. Schließlich bedeutet Demokratie, Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Bürger zu nehmen. Ignoranz führt regelmäßig zur Abwahl.

        • Stefan Sasse 17. August 2018, 07:36

          Dann erklär mir bitte warum man Ewigkeiten lang ignoriert hat und immer noch ignoriert, dass die Bevölkerung mehrheitlich NATO und Auslandseinsätze ablehnt? Dass man zehn Jahre lang die zu 70% gestützte Forderung nach Mindestlöhnen ignoriert? Dass du es für notwendig erachtest, das Rentensystem auf eine Art zu reformieren, die die Bevölkerung mit überdeutlicher Mehrheit ablehnt? Das Ignorieren der Befindlichkeiten der Bürger ist völlig normal, und oft genug gibt es gute Gründe dafür.

          • Stefan Pietsch 17. August 2018, 08:15

            Die Bevölkerung will mit großer Mehrheit in der NATO sein. Für den Afghanistan-Einsatz gab es im November 2001 fast eine Zweidrittel-Mehrheit.

            Und danach vermischt Du Umfragen mit Wahlergebnissen. Die AfD hat Erfolg an den Urnen. SPD und LINKE konnten keine einzige der vielen Wahlen mit dem Thema Mindestlohn für sich entscheiden. Schröder wurde gewählt, weil er den demographischen Faktor in der Rente abschaffen wollte. Danach scheiterte er an den Fakten.

            Aber Du willst mir erzählen, dass eine Beschränkung der Zuwanderung nicht möglich sei? Du willst mir erzählen, dass Abschiebungen nach Afghanistan nicht möglich seien, obwohl praktisch alle EU-Staaten dahin abschieben? Nicht wirklich, oder?

            • Rauschi 17. August 2018, 10:15

              Die Bevölkerung will mit großer Mehrheit in der NATO sein. Für den Afghanistan-Einsatz gab es im November 2001 fast eine Zweidrittel-Mehrheit.
              Es geht um die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung, nicht der Abgeordneten. Sprich, ob deren Ansichten sich im Abstimmungsverhalten repräsentativ widerspiegeln.
              [Etwa zwei Drittel der befragten Deutschen (67 Prozent) haben eine gute Meinung von der transatlantischen Allianz. Eine vergleichbare Auswertung vor zwei Jahren hatte noch ergeben, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Deutschen die Nato befürworte. ..
              Die Deutschen zeigen sich bei dieser Frage am kritischsten von allen befragten Ländern: Gerade einmal 40 Prozent antworteten auf die Frage nach der militärischen Unterstützung für Verbündete gegen Russland mit einem klaren Ja. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) würden solche Unterstützung laut der Pew-Auswertung nicht befürworten.] Artikel aus 2017
              https://www.wiwo.de/politik/ausland/umfrage-geringe-verteidigungsbereitschaft/19841360-2.html
              Zu Afghanistan:
              [Zwar spricht sich immer noch mehr als die Hälfte der Bundesbürger dafür aus, dass die Bundeswehr „sich möglichst schnell aus Afghanistan zurückziehen sollte“. Mit 57 Prozent liegt dieser Wert allerdings um zwölf Punkte unter dem Vergleichswert vom Juli dieses Jahres, ergab der Deutschlandtrend von Infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen.]
              Das war 2009, 2017 sieht es so aus:
              [Eine deutliche Mehrheit der Deutschen befürwortet laut einer Umfrage des Instituts Insa für die „Bild“-Zeitung einen vollständigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. 55 Prozent vertraten diese Auffassung, berichtete das Blatt am Donnerstag. Nur 20,3 Prozent sprachen sich demnach für einen Verbleib deutscher Soldaten in Afghanistan aus.]

              • Stefan Pietsch 17. August 2018, 10:25

                Zielgerichtet an allem vorbeigeschrieben, was ich gesagt habe.

                Fraglos befürwortet eine Mehrheit der Bürger die Mitgliedschaft in der NATO. Das war in den vergangenen Jahrzehnten immer so, wobei die Werte natürlich Schwankungen unterworfen sind. Stefan behauptete das Gegenteil.

                Im November 2001 befürwortete eine breite Mehrheit den Afghanistan-Einsatz. Niemand bezweifelt, dass sich das später geändert hat. Nur war das nicht die Aussage.

                Ich schrieb auch nicht von der Mehrheit der Abgeordneten, sondern der Bürger. Wie Erwin Gabriel muss ich mich beklagen, dass Sie nicht selten die eigentlichen Aussagen und den Sinn völlig verfälschen und darauf Vorwürfe aufbauen.

                Bitte nicht.

                • Rauschi 17. August 2018, 11:00

                  Ich schrieb auch nicht von der Mehrheit der Abgeordneten, sondern der Bürger.
                  Wenn ich den Bericht des Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ernst nehmen kann, lehnt ein grosser Anteil der Bevölkerung immer noch die Auslandseinsätze ab:
                  [Insgesamt wird deutlich, dass die Auslandseinsätze der Bundeswehr von einem beachtlichen Anteil der Bevölkerung abgelehnt werden. Die Spanne reicht von 31 Prozent Ab-lehnung für den ATALANTA-Einsatz bis zu 43 Prozent Ablehnung für den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Bemerkenswert ist außerdem, dass sich viele Befragte bei dieser Frage keine eindeutige Meinung bilden können und mit „Teils/teils“ oder „Weiß nicht/keine Angabe“ antworten. Die jeweiligen Werte liegen in einer Spanne von 32 bis 48 Prozent und korrespondieren mit den Anteilen derjenigen, die von den Einsätzen noch nie gehört haben bzw. nur wenig darüber wissen.
                  Die Betrachtung der Zustimmungswerte zum ISAF-Einsatz der Bundeswehr im Zeit-vergleich verdeutlicht, dass der ISAF-Einsatz im Jahr 2008 mit 63 Prozent die höchsten Zustimmungswerte erhalten hat (vgl. Abbildung 9.3). In den darauffolgenden Jahren schwankt die Zustimmung zum Afghanistaneinsatz und sinkt im Jahr 2014, kurz vor der offiziellen Beendigung der ISAF-Mission, auf 35 Prozent ab.]
                  http://www.mgfa.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/forschungsbericht111bevoelkerungsumfragesipo2014.pdf

                  Wobei seit 2010 die absolute Mehrheit dazu sagt: Lehne vollkommen ab, Lehne überwiegend ab, Lehne eher ab.
                  Sie wollten damit doch zeigen, das der Wille der Bevölkerung sich in irgendeiner Form in den Entscheidungen findet, oder nicht?
                  Dem ist nicht so.

            • Stefan Sasse 17. August 2018, 15:07

              Möglich ist das schon, das stelle ich nicht in Zweifel.

          • Rauschi 17. August 2018, 10:16

            Das Ignorieren der Befindlichkeiten der Bürger ist völlig normal, und oft genug gibt es gute Gründe dafür.
            Kann man so sehen, dann sollte man sich aber nicht als Demokratiefan hinstellen, das passt eindeutig nicht zusammen.

            • Blechmann 19. August 2018, 00:01

              Die Definition von Demokratie bei Wikipedia war vor ein paar Jahren noch: „Demokratie ist eine Staatsform, bei der politische Entscheidungen durch Wahlen oder Abstimmungen maßgeblich durch die breite Bevölkerung mitbestimmt werden.“

              Das wurde inzwischen angepasst auf: „Demokratie ist eine Staatsform, die so ist wie unsere, Gewaltenteilung und Gedöns.“ Man wird vorsichtig scheint mir. 🙂

          • Blechmann 18. August 2018, 23:56

            Weil die 70% trotzdem CDU/SPD wählen. Gäbe es eine „Partei des Friedens“ die plötzlich 5-10-15% der Stimmen kriegt, würden die schon reagieren. Gegen Waffenexport sind 80-90%, der steigt trotzdem jedes Jahr. Für politische Entscheidungen ist nur wichtig, was die oberen 5% wollen und das ist ausnahmsweise mal keine Meinung von mir, sondern durch Studien von unverdächtiger Seite wissenschaftlich belegt.

            • Stefan Sasse 19. August 2018, 06:39

              Das ist ja letztlich mein Punkt. Wer die Flüchtlingshetze mit dem „Volkswillen“ legitimiert, der muss auch all diese Phänomene erklären.

              • Erwin Gabriel 20. August 2018, 12:48

                @ Stefan Sasse 19. August 2018, 06:39

                Wer die Flüchtlingshetze mit dem „Volkswillen“ legitimiert, der muss auch all diese Phänomene erklären.

                Klopfst Du inzwischen Deine Aufkleber mit dem Knüppel fest?

              • Blechmann 21. August 2018, 22:56

                Naja, die von dir genannten Sachen sind den Leuten nicht wichtig. Der „Volkswille“ in Sachen Migration wird doch nur deshalb berücksichtigt, weil die Leute ihr Wahlverhalten geändert haben. Solange das nicht passiert, ist es den Politikern egal was die Leute wollen. Der Abgeordnete ist nur dem Wohl des Landes verpflichtet, nicht den Wünschen der Bürger.

            • R.A. 21. August 2018, 09:26

              > Gäbe es eine „Partei des Friedens“ die
              > plötzlich 5-10-15% der Stimmen kriegt
              > würden die schon reagieren.
              Es gibt die „Linke“, die genau dasselbe erzählt wie eine solche „Partei des Friedens“. Und zu Recht reagiert die Bundesregierung nicht darauf.

              > Gegen Waffenexport sind 80-90%
              Sagt wer?

              > der steigt trotzdem jedes Jahr.
              Nein. Der Waffenexport schwankt jährlich und es gibt keinen Wachstumstrend.
              https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152204/umfrage/entwicklung-der-ruestungsexporte-aus-deutschland-seit-dem-jahr-2000/

              > Für politische Entscheidungen ist nur
              > wichtig, was die oberen 5% wollen …
              Aluhut.

              > sondern durch Studien von unverdächtiger
              > Seite wissenschaftlich belegt.
              Welche sollen das sein?

              • Blechmann 21. August 2018, 23:14

                „Es gibt die „Linke“, die genau dasselbe erzählt wie eine solche „Partei des Friedens“. Und zu Recht reagiert die Bundesregierung nicht darauf.“

                Ja, aber der NATO-Austritt ist nicht das Kernthema der LINKEN wie die Massenmigration das Kernthema der AfD ist.

                „Sagt wer?“
                Eine Umfrage. Hast du da Zweifel? 😉

                „Welche sollen das sein?“
                https://www.sein.de/news/2014/05/princeton-universitaet-usa-sind-keine-demokratie-mehr/

                Dieselbe Studie wurde auch für Deutschland durchgeführt mit demselben Ergebnis. Kam hier im Radio, wurde glaube ich sogar im Bundestag besprochen, und verschwand dann heimlich leise wieder aus den Medien.

                • R.A. 22. August 2018, 08:03

                  > der NATO-Austritt ist nicht
                  > das Kernthema der LINKEN
                  Der eine Punkt NATO-Austritt ist ja nur eine Facette. Der Bereich „Frieden“ mit einseitiger Abrüstung, Verbot von Waffenexporten, US- und NATO-Feindlichkeit ist sehr wohl Kernthema der „Linken“.

                  > Eine Umfrage. Hast du da Zweifel?
                  Sicher. Umfragen lassen sich leicht manipulieren, und bei Ergebnissen mit 80-90% bin ich erst einmal skeptisch.

                  > Dieselbe Studie wurde auch für
                  > Deutschland durchgeführt …
                  Halte ich für typische Junk Science – aber das auszudiskutieren würde hier zu weit führen.

                  • Rauschi 22. August 2018, 10:05

                    Halte ich für typische Junk Science – aber das auszudiskutieren würde hier zu weit führen.
                    Wow, was für eine wissenschaftliche Begründung, einer Studie aus Princeton nicht zu glauben. Gerne genommen auch: Verschwörungstheorie, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, oder wie?
                    Die Studie für Deutschland wurde im Rahmen des Armuts- und Reichtumsberichtes erstellt und ich habe diese schon 2 Mal verlinkt. Wer nicht sehen will, der wird auch nicht sehen. Einfach weiter die Augen ganz fest zudrücken, alles wird gut.

                    • Stefan Pietsch 22. August 2018, 10:11

                      Können Sie mit anderen Kommentatoren nicht so umgehen, wie Sie selbst behandelt werden wollen? Ohne Spott, ohne Häme, ohne Herabsetzung? Wäre doch einen Versuch wert.

                    • R.A. 22. August 2018, 10:16

                      > was für eine wissenschaftliche Begründung
                      Mit dem Leseverständnis haben Sie es nicht so …

                      Das war explizit KEINE Begründung. Sondern eine persönliche Einschätzung zur Info, und auf die Begründung habe ich bewußt verzichtet und das auch gesagt, weil das hier den Rahmen sprengen würde.
                      Immerhin sind wir hier unter „Vermischtes“ und einem Unterpunkt „Frieden“.
                      Wer Verschwörungstheorien zu anderen Themen diskutieren will muß ein neues Faß aufmachen.

                    • Rauschi 22. August 2018, 13:02

                      Das war explizit KEINE Begründung. Sondern eine persönliche Einschätzung zur Info, und auf die Begründung habe ich bewußt verzichtet und das auch gesagt, weil das hier den Rahmen sprengen würde.
                      Den Rahmen sprengen hier regelmässig fremde Themen. In einem Kommentar auf Begründungen zu verzichten mit dem Hinweis, das führt aber zu weit, ist ein bisschen zu wenig. Mit der Begründung kann ich auch fast alles ablehnen, wahlweise als fake News oder junk science.
                      Nur würde mir Herr Pietsch dann wiederum Unseriösität vorwerfen, ausnahmsweise zu Recht.

                      Ich schlage in dem Fall vor dann einfach den Kommentar dazu lassen.

                • Stefan Sasse 23. August 2018, 07:58

                  Die LINKE ist nicht Partei des Friedens, sondern Partei kontra NATO und Amerika.

      • Erwin Gabriel 20. August 2018, 14:55

        @ Blechmann 16. August 2018, 18:24

        Ich würde mittlerweile annehmen, dass selbst wenn die CDU in der Flüchtlingskrise anders agiert und die AfD es da noch nicht in den Bundestag geschafft hätte, sie langfristig es dennoch geschafft hätte.

        Ich wüsste nicht, ob die AfD unter den Parteiführern Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß hätte ähnlich groß werden können; die Republikaner verfolgten einen ähnlichen Ansatz und kamen nie auch nur in die Nähe eines zweistelligen Bereiches.

        Im Politikbarometer steht die AfD bei 16% und die SPD bei 18% und dabei kommen im Moment kaum Flüchtlinge.

        Ich glaube ebenfalls, dass das nicht an der Politik von CDU/CSU/SPD liegt; die Flüchtlinge kommend derzeit einfach nicht durch. Falls sie wieder bis an unseren Grenzen kämen, würden sich die Politiker in Berlin wahrscheinlich hysterisch überschlagen.

        Wenn man der Presse eine Mitschuld geben kann, dann höchstens …

        Das sehe ich anders. Die Presse und das Fernsehen haben Partei ergriffen, nicht informiert, und sie haben abweichende Meinungen diffamiert. Geht garnicht.

        Wie soll ich denn eine Aussage der deutschen Kanzlerin: „Die deutsche Grenze kann man nicht schützen“ interpretieren. Natürlich verstehe ich das als, „die will ich nicht schützen.“

        Zustimmung. Brutales versagen; aus meiner Sicht der größte Fehler, den sie in ihrer Laufbahn je gemacht hat. Hätte zum Rücktritt führen müssen.

        Es gibt eine europäische Regelung, die Drittstaatenregelung, die in Deutschland auf einem gesellschaftlichen Konsens beruht. Die ist in unsere Verfassung eingetragen! Wenn die nicht funktionsfähig ist, dann ist es die verdammte Pflicht der Kanzlerin alles zu tun, damit sie es wird…

        Volle Zustimmung

        • Blechmann 21. August 2018, 23:31

          „Ich wüsste nicht, ob die AfD unter den Parteiführern Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß hätte ähnlich groß werden können; die Republikaner verfolgten einen ähnlichen Ansatz und kamen nie auch nur in die Nähe eines zweistelligen Bereiches.“

          Gut das waren Konservative. Merkel ist garnix. Wenn die CDU einen konservativen nationalen Kurs gefahren hätte, dann vielleicht nicht, aber es ging mir nur um das Verhalten in der Zeit der Flüchtlingskrise. Es gibt den Standpunkt, wenn Merkel da anders sich verhalten hätte, gäbe es die AfD heute nicht mehr. Das habe ich auch gedacht, aber inzwischen habe ich da Zweifel, weil wie gesagt, die Tatsache, dass keine Flüchtlinge mehr kommen, auf die AfD-Wählerzahlen überhaupt keinen negativen Einfluss zu haben scheint.

          „Ich glaube ebenfalls, dass das nicht an der Politik von CDU/CSU/SPD liegt; die Flüchtlinge kommend derzeit einfach nicht durch. Falls sie wieder bis an unseren Grenzen kämen, würden sich die Politiker in Berlin wahrscheinlich hysterisch überschlagen.“

          Gut, sie haben Erdogan gekauft, dass er keinen mehr durchlässt, soweit ich das mitgekriegt habe. Ob es daran liegt kann man natürlich schwer sagen.

          • Stefan Sasse 23. August 2018, 07:59

            Kohl hätte genau das gleiche Problem gehabt wie Merkel. Strauß…ich glaube nicht, dass er die magische Lösung gefunden hätte.

            • Erwin Gabriel 28. August 2018, 10:00

              @ Stefan Sasse 23. August 2018, 07:59

              Kohl hätte genau das gleiche Problem gehabt wie Merkel.

              Ich bin mir da nicht so sicher. Er hatte schon ein ziemlich gutes Gespür für die Stimmung im Land, und auch immer dem konservativen Flügel der Partei durch Herren wie Kanther oder Dregger Gewicht verliehen.

              Strauß…ich glaube nicht, dass er die magische Lösung gefunden hätte.

              Er war die „magische Lösung 🙂

              • Stefan Sasse 28. August 2018, 10:04

                Kohl hatte ein so tolles Gefühl für die Stimmung im Land dass er Ende der 1980er eine lame duck war und einen internen Aufstand gegen seine Kanzlerschaft abwehren musste.

                • Erwin Gabriel 28. August 2018, 21:29

                  @ Stefan Sasse 28. August 2018, 10:04

                  Kohl hatte ein so tolles Gefühl für die Stimmung im Land dass er Ende der 1980er eine lame duck war und einen internen Aufstand gegen seine Kanzlerschaft abwehren musste.

                  Zustimmung.

                  Aber ein interner Aufstand ist nicht vergleichbar mit einem Aufstand der Wähler oder der Bevölkerung. Und hätte Kohl einen Impuls durch die AfD erhalten, wäre er sicherlich zur Höchstform aufgelaufen.

                  • Stefan Sasse 29. August 2018, 06:00

                    Möglich, aber nicht sicher. Schröder lief angesichts der Bedrohung durch die LINKE 2005 auch noch mal zur Höchstform auf, die sind trotzdem seither im Bundestag.

          • Erwin Gabriel 28. August 2018, 09:57

            @ Blechmann 21. August 2018, 23:31

            Gut das waren Konservative. Merkel ist garnix.

            🙂 Zustimmung

            Es gibt den Standpunkt, wenn Merkel da anders sich verhalten hätte, gäbe es die AfD heute nicht mehr. Das habe ich auch gedacht, aber inzwischen habe ich da Zweifel, weil wie gesagt, die Tatsache, dass keine Flüchtlinge mehr kommen, auf die AfD-Wählerzahlen überhaupt keinen negativen Einfluss zu haben scheint.

            Es gab die AfD ja bereits in marginaler Form auch vor der Flüchtlingskrise. Ihren Höhenflug hat die AfD dadurch bekommen, dass Merkel für eine Zeit lang unbegrenzt und unkontrolliert Flüchtlinge aufgenommen hat.

            Selbst wenn jetzt eine vergleichbar hohe Zuwanderung fürs Erste unterbunden ist (wie gesagt, nicht durch Merkel, sondern durch andere entlang der Balkan-Route), geht nicht nur die Zuwanderung auf kleinerem Niveau weiter (teils unter Missachtung geltender Gesetze und gefühlter Gerechtigkeit), auch die „2015er“ sind immer noch da.

            Und wer weiß, wie Merkel ohne Druck von der Straße (, was bedeutet, dass sie ausschließlich Druck von den europäischen Kollegen bekommt, die Flüchtlinge lieber bei uns als bei sich sehen) verfahren würde – sicher ist sicher.

  • Narf 16. August 2018, 12:05

    Du beschreibst unter Punkt 9 das Problem mit Punkt 1: Die GOP, wie sie heute existiert, würde die Steuern weiter senken, auch wenn die Demokraten versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Für die Granden der Partei ist das eine Glaubensfrage und/oder Selbstbereicherung.

    Siehe Kansas unter Gouverneur Brownback, der den Staat so gut wie in den Bankrott trieb.

  • Wolf-Dieter Busch 16. August 2018, 14:50

    (5) „Schreiende Zwerge“ – Randbemerkung, Autor ist nicht Sascha Lobo, sondern Christian Stöcker.

  • R.A. 16. August 2018, 15:05

    5) Das Konzept mit der „Issue-ownership“ ist durchaus richtig. Es ist ziemlich sinnlos wenn eine Partei versucht, durch spezielles Engagement ausgerechnet in der Kernkompetenz eines Gegners zu punkten.

    Aber es ist ein Fehlschluß zu glauben, durch Totschweigen von Themen die entsprechenden Parteien kleinhalten zu können. Erstens funktioniert es nicht und zweitens ruinieren sich die Medien mit solchen Versuchen ihre Glaubwürdigkeit.

    Vielmehr darf man es eben nie so weit kommen lassen, daß Probleme zentral werden, bei denen der Gegner als kompetent gilt.
    Soll heißen: Die SPD wird nie damit punkten können, daß sie eine tolle Haushalts- oder Sicherheitspolitik macht. Aber umgekehrt darf sie in der Regierung eben Finanzen oder öffentliche Sicherheit nie so runterwirtschaften, daß die Leute sich darüber ärgern.

    Insofern war es nicht Fehler der CSU, bei der derzeit sehr zentralen und von vielen Wählern wichtig empfundenen Flüchtlingsproblematik Maßnahmen zu versuchen. Der Fehler war, sich damit nicht durchzusetzen.
    Die AfD ist nicht dann am Ende, wenn die Medien nicht mehr über das Flüchtlingsthema berichten. Sondern dann, wenn das wieder ein ordentlich verwalteter und in den Konsequenzen kontrollierbarer Bereich wird.

    • Stefan Sasse 16. August 2018, 16:25

      Moment, du kämpfst hier gegen einen Strohmann. Ich rede hier nicht einer Zensur das Wort, wo bestimmte Themen unterdrückt werden. Ich plädiere dafür die Relationen wieder unter Kontrolle zu bekommen.

      • Wolf-Dieter Busch 16. August 2018, 19:52

        „plädiere dafür die Relationen wieder unter Kontrolle zu bekommen“ – heißt, die Parteien von ihren Kernthemen lösen? Piraten von DRM & Co., FDP von Bürgerrechten, AfD von Pseudo-Flüchtlingen?

        Ich sehe dies Problem: ihrer Natur folgend schweigen sich die arrivierten Parteien über ihre Fehlleistungen aus. In diese Informationslücke springen – ebenfalls ihrer Natur folgend – die Newcomer.

        Dein Plädoyer geht, schlussfolgere ich, gegen die Natur.

        • Stefan Sasse 17. August 2018, 07:37

          Nein, das heißt schlichtweg dass man nicht so tut als ob ein einziges Thema das Einzige wäre, über das man diskutieren muss.

      • R.A. 17. August 2018, 09:39

        > Ich rede hier nicht einer Zensur das Wort
        Du nicht, aber es gibt viele Stimmen die von den Medien eine Strategie der AfD-Verhinderung fordern – die im wesentlichen dazu führen würde, Meldungen über Probleme wegzulassen.

        > Ich plädiere dafür die Relationen wieder unter
        > Kontrolle zu bekommen.
        Das geht nur, wenn man die Probleme unter Kontrolle kriegt.
        Zuwanderung ist ja per se nicht problematisch. Ein paar Unverbesserliche meckern, aber ansonsten nahm die Öffentlichkeit das viele Jahre die Einwanderung gelassen zur Kenntnis.
        Das AfD-förderliche Problem ab 2015 besteht im weitgehenden Kontrollverlust, Regierung, Behörden und Justiz zeigen sich weitgehend unfähig die Zuwanderung angemessen zu verwalten und gegen Probleme vorzugehen.
        Solange das nicht gelöst wird, kann man auch keine Relationen kontrollieren.

        • Stefan Sasse 17. August 2018, 15:09

          Gut, aber es ging ja um meine Forderung nicht die irgendwelcher Idioten. ^^

          Aber das Problem ist doch unter Kontrolle. Hast du mal die Zuwanderungszahlen seit 2016 gesehen? Das ist nur noch ein Rinnsal.

          • Erwin Gabriel 20. August 2018, 22:39

            @ Stefan Sasse 17. August 2018, 15:09

            Aber das Problem ist doch unter Kontrolle. Hast du mal die Zuwanderungszahlen seit 2016 gesehen? Das ist nur noch ein Rinnsal.

            Mag sein, dass „das Problem“ unter Kontrolle ist – derzeit. Aber es ist nicht unter UNSERER Kontrolle.

            • Stefan Sasse 23. August 2018, 07:56

              Wer sind denn WIR?

              • Erwin Gabriel 28. August 2018, 10:03

                @ Stefan Sasse 23. August 2018, 07:56

                Wer sind denn WIR?

                WIR in dem Sinne, wie WIR vor vier Jahren 7:1 gegen Brasilien gewonnen haben.

                Ich meinte in diesem Falle Deutschland, bzw. die deutsche Bundesregierung.

              • Erwin Gabriel 28. August 2018, 10:06

                @ Stefan Sasse 23. August 2018, 07:56

                Ergänzend:
                Dass die Zuwanderungen im Vergleich zu 2015 nur ein Rinnsal sind, liegt nicht in der Hand bzw. in der Entscheidungsgewalt der Bundesregierung.

                Das sollte die Aussage sein.

                • Stefan Sasse 28. August 2018, 11:11

                  Das ist teilweise korrekt, aber genausowenig tat es die Welle 2015. Das Abkommen mit der Türkei etwa hat aber sicher zur Reduktion beigetragen, ebenso die EU-weite Stärkung der Außengrenzen und Unterstützung der Peripherie-Staaten.

                  • Erwin Gabriel 28. August 2018, 21:32

                    @ Stefan Sasse 28. August 2018, 11:11

                    Das ist teilweise korrekt, aber genausowenig tat es die Welle 2015.

                    Zustimmung. Das ist aber nicht der Punkt.

                    Merkel wird nicht daran gemessen, ob sie die Krise erzeugt hat, sondern, wie sie damit umging. Und das war dürftig.

          • R.A. 22. August 2018, 08:10

            > Aber das Problem ist doch unter Kontrolle.
            Würde ich nicht so sehen.
            Erst einmal ist die Regierung nach wie vor überfordert, die letzte Einwanderungswelle ordentlich zu verwalten (incl. Abschiebeung der Unberechtigten). Zweitens kommen immer noch 10.000 neue Leute pro Monat, von denen die meisten Illegale sind, d.h. keinerlei Berechtigung haben.

            Und vor allem: Es hat fast nichts mit der Bundesregierung zu tun, daß die Zahlen gesunken sind. Sondern mit dem Handeln anderer Staaten (und die Regierung hat dieses Handeln scharf kritisiert!).

            Wenn sich die äußeren Umstände wieder ändern, könnten auch wieder die Massen strömen wie 2015. Und Deutschland wäre genauso hilflos und unvorbereitet wie damals – und deswegen kann ich nicht feststellen, daß da irgendetwas „unter Kontrolle“ wäre.

            • Erwin Gabriel 28. August 2018, 10:07

              @ R.A.

              Danke. Das haben Sie präziser formuliert als ich.

      • Erwin Gabriel 20. August 2018, 12:56

        @ Stefan Sasse 16. August 2018, 16:25

        Ich rede hier nicht einer Zensur das Wort, wo bestimmte Themen unterdrückt werden. Ich plädiere dafür, die Relationen wieder unter Kontrolle zu bekommen.

        Du bei jedem Lösungsvorschlag von CDU, CSU, SPD und FDP, die sich mit der Beschränkung des Flüchtlinszustroms nach Deutschland befassten, erklärt, dass die damit die AfD stärken.

    • Erwin Gabriel 20. August 2018, 12:51

      R.A. 16. August 2018, 15:05

      Insofern war es nicht Fehler der CSU, bei der derzeit sehr zentralen und von vielen Wählern wichtig empfundenen Flüchtlingsproblematik Maßnahmen zu versuchen. Der Fehler war, sich damit nicht durchzusetzen.
      Die AfD ist nicht dann am Ende, wenn die Medien nicht mehr über das Flüchtlingsthema berichten. Sondern dann, wenn das wieder ein ordentlich verwalteter und in den Konsequenzen kontrollierbarer Bereich wird.

      Volle Zustimmung!

  • Blechmann 16. August 2018, 15:24

    „Der Holocaust würde ein Fakt der deutschen Geschichte unter vielen werden, gleichrangig mit dem Siebenjährigen Krieg oder der Biedermaier-Zeit.“

    Ja. Und? Es ist doch so, dass ich moralisches Verhalten von Staaten nur dann fordern/erwarten kann, wenn ich Staaten wie Personen betrachte. Wenn ich Moral auf die einzelne Person herunterbreche (wie es der andere Stefan so gerne macht ^^) dann betrifft mich doch der Holocaust nicht. Ich verstehe garnicht wie die Mehrheit der Anti-nationalen das in Einklang bringt. Nationalismus ist schlecht und muss weg nagut. Aber wenn ich nicht auf Einstein stolz sein kann, nur weil der ein Deutscher war wie ich einer bin, dann kann ich doch auch für Hitler mich nicht schämen. Warum betrifft mich der Holocaust mehr als die Verbrechen Pol Pots? Weil Hitler zufällig die gleiche Sprache sprach wie ich und hier in der Nähe gelebt und seine Verbrechen verübt hat? Das ist so als ob ich sage, der Gulag betrifft mich, weil Stalin ein Mann war wie ich und die gleiche Haarfarbe hatte wie ich, aber meine blonde Schwester betrifft er nicht. Schuld/Verantwortung durch zufällige Gruppenangehörigkeit funktioniert nicht, dazu braucht es Identifikation.

    • Stefan Sasse 16. August 2018, 16:26

      Ich verstehe nicht was du mir sagen willst.

      • Wolf-Dieter Busch 16. August 2018, 18:00

        Ich sehe einen Bezug zum „Schuld-Kult“ der Deutschen.

      • Erwin Gabriel 20. August 2018, 13:09

        Ich verstehe das sehr gut.

        Wenn man aufgrund der Verbrechen der Deutschen zu Zeiten des Dritten Reiches für die jetzt lebenden Deustchen eine übergeordnete Schuld bzw. eine übergeordnete Verantwortung für die Opfer von damals konstatiert, landet man automatisch beim Nationalismus.

        Sollten Nation oder Vaterland keine Rolle spielen, weil Begriffe wie Nation bzw. Vaterland als solche in einer globalisierten, modernen, aufgeklärten Gesellschaft ihre Bedeutung verloren haben, gehen mich die Untaten eines Vaterlands-„V“anatikers wie Adolf Hitler persönlich genauso wenig an wie die eines ein Herr Polt Pot.

        Interessanter Gedanke!

        • Blechmann 21. August 2018, 23:48

          Vielen Dank. Jetzt kamen mir doch schon Zweifel, ob mich meine Fähigkeit einen Gedanken verständlich zu artikulieren vielleicht verlassen hat, weil Stefan als Antwort immer etwas wie „Häh?“ schreibt. Genau das wollte ich ausdrücken.

          • Stefan Sasse 23. August 2018, 07:59

            „Immer“.

          • Maniac 23. August 2018, 08:37

            Nein, Deine Fähigkeit hat Dich nicht verlassen und ich glaube, an Deiner These ist durchaus was dran. Lassen wir den nationalen Bezug außen vor, dann haben Menschen anderen Menschen schlimme Dinge angetan. Da wir alle Menschen sind, tragen wir dafür auch alle die Verantwortung (nicht Schuld), dass solche schlimmen Dinge nicht wieder geschehen. Soweit wäre ich auch bei Dir, nein, da stimme ich Dir ausdrücklich zu.

            Der etwas engere Bezug zu den Taten einer „eigenen Nation“ kommt aus m. E. aus mehreren Bezügen:

            1. Das waren unsere Omas und Opas (ggf. erweitern um andere Verwandte, Freunde, nette Menschen etc.). Ich liebe meine Omas und Opas, aber ich frage mich, warum habt ihr das getan?
            2. Die Taten sind von (räumlich-geographisch) bezogenen Orten ausgegangen, an denen ich lebe. Ich habe also schon rein physikalisch eine enge Beziehung zu den Tatorten.

            Fazit: Es hat Verbrechen gegeben. Diese müssen aufgearbeitet und gesühnt werden („Gerechtigkeit in der Gegenwart“) – eine Wiederholung ist zu verhindern. Insgesamt ist das eine Aufgabe für die gesamte Menschheit (Deine These, siehe oben). Wie aber anderen Sachthemen braucht es immer Kuratoren, also jemanden, der einzelne Aspekte im Blick hält (alle Kunst der Welt lässt sich nicht von einem Kunstmuseeum darstellen, es gibt verschiedene Kunstmuseen mit verschiedenen Kuratoren – jedes Museeum stellt seine Spezialgebiete heraus).

            Ich halte es für angebracht und naheliegend, dass diese Kuratorentätigkeit bei Menschlichkeitsverbrechen von denjenigen ausgeübt wird, die eine Nähe zum Tatort und zu den Tätern haben. Hinzu kommt die staatsrechtliche Nähe der Bundesrepublik als Nachfolger des 3. Reiches. Aus dieser Kuratorentätigkeit folgt eben auch „nur“ eine größere Verantwortung und eben keine Schuld.

            Gruß, M.

            • Wolf-Dieter Busch 23. August 2018, 10:02

              „Ich liebe meine Omas und Opas, aber ich frage mich, warum habt ihr das getan?“ – Zunächst, die Untaten wurden vor der Öffentlichkeit geheimgehalten. Die Deutschen waren durch die Erkenntnis nach ʼ45 absolut schockiert. Die Frage nach dem „warum“ stellt sich also nicht gegenüber dem Zivilisten.

              „Es hat Verbrechen gegeben. Diese müssen aufgearbeitet und gesühnt werden“ – Sühne würde Zugriff auf die Täter voraussetzen. Diese sind tot.

              Im Ganzen liegt beim Deutschen eine Art Schuld-Kult vor, der aus der Historie eine Art Erbsünde herleitet, die ihn zu tätiger Reue zwingt bis hin zu nationaler Selbstaufgabe. (Siehe dazu die erzwungen positive Geisteshaltung zu eingewanderten „Goldstücken“, die sich fälschlich als Kriegs- oder sonstige Flüchtlinge ausgeben.)

              Vollständig verschwiegen wird damalige rassistische Hetze in Polen gegen ethnische Minderheiten. Die Rede ist von teilweise massenhaften Tötungen ohne juristischen Titel. Das ging so weit, dass noch nach Einsetzen der Judenverfolgung in Deutschland Juden aus Polen nach Deutschland „rübermachten“, um das nackte Leben zu retten.

              Und, man erlaube mir die Bemerkung: im Unterschied zu den deutschen Untaten wurden diese nicht vor der Öffentlichkeit verborgen, sondern im Gegenteil von der Öffentlichkeit getragen. Das war in Deutschland radikal anders.

              Die komplette politische Situation Europas ʼ18-ʼ39 wird ausgeblendet. Also können wir aus den Fehler dieser Zeit schon mal nichts für die Zukunft lernen. Das ist schädlich.

              Die Curricula des deutschen Schulunterrichts Geschichte sehen die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zwingend vor. Eine Diskussion darüber gibt es nur moderiert mit vorgegebener Zielsetzung. Eine ergebnisoffene Diskussion hätte beruflich schädliche Folgen für die Lehrkraft.

              • Maniac 23. August 2018, 11:45

                Deine ganze Einlassung ist revisionistisch, in höchstem Maße verharmlosend und eine Ansammlung von Whatabout’isms, und damit ein Schlag in’s Gesicht der Menschen, die damals Unerträgliches durchleiden mussten.

                Gruß, M.

                • Wolf-Dieter Busch 23. August 2018, 12:10

                  @Maniac – einige Richtigstellungen: im Wort „revisionistisch“ steckt „Revision“ drin – erneute Durchsicht der Fakten. Eine Revision als „schädlich“ zu bezeichnen widerspricht allem, was ich je gelernt habe.

                  „Verharmlosend“ musst du bitte stichhaltig begründen. Sonst weise ich es zurück.

                  „Whataboutism“ ist mir generell wesensfremd. Ich weise das zurück.

                  „Unerträgliches durchlitten“ enthebt nicht von Pflicht zu Forschung nach Tatsachen, etwa der Bromberger Blutsonntag, laut Wikipedia stattgefunden 2 Tage nach Einmarsch in Polen, Opfer ausnahmslos Zivilisten. Wir dürfen diesen Vorgang gerne als Spitze des Eisbergs betrachten.

                  Hitlers Einmarsch sind jahrelange (!) Verhandlungen mit Polen voraus gegangen, Themen waren generell Umgang mit Danzig und Korridor zur Enklave (seit 1918) Ostpreußen bzw. Verkehrsverbindung dorthin (Autobahn oder Eisenbahn). Um dir die Drastik nahe zu bringen: zivile (!) Junkers auf dem Weg zu Ostpreußen wurden mit Flak (!) beschossen. In Friedenszeiten, mein Bester.

                  Generell bitte ich um sachlichen Tonfall. Ich gebe mir umgekehrt auch Mühe.

                  • Maniac 24. August 2018, 08:46

                    Eindeutig ist der von mir gewählte Begriff im Sinne von „geschichtsrevisionistisch“ zu verstehen. Das ist ein in Deutschland gängiger und eingeführter Terminus mit klarer Bedeutung. Und das weißt Du natürlich auch. Du trollst also rum.

                    Jede Relativierung des Holocausts ist eine Verharmlosung. Das Du das nicht merkst oder zugibst, sagt schon einiges aus.

                    „Die Deutschen haben schlimme Verbrechen begangen.“ „Ja, aber die anderen, die haben auch schlimme Verbrechen begangen.“ Whataboutism.

                    Du gibst Dich hier als gutbürgerlicher netter Senior, aber Deine immer wieder auftauchende zynische Wortwahl gegenüber Migranten und Deine Argumentationsmuster entlarven Dich als Vertreter der extremen Rechten.

                    Ich gebe hier nicht den willigen Partner, damit Du nationalübersteigertes und -verwirrtes Gedankengut verbreiten kannst. Über Grenzen des Anstands hinweg diskutiere ich nicht. Für mich damit EOD.

                    Gruß, M.

                    • Wolf-Dieter Busch 24. August 2018, 08:58

                      Mein Thema sind nicht die KZ in Deutschland, sondern die Kriegsschuld. Also nicht Innen-, sondern Außenpolitik. Das grenznahe Niedermetzeln von Volksdeutschen in Polen war aus Sicht der Nazis eine außenpolitische Angelegenheit, aus der sie einen Kriegsgrund herleiteten. Sei es falsch oder richtig.

                      Vom Holocaust war in meinem Kommentar gar nicht die Rede. Dass du völlig abwegig dies Thema darauf ablenkst, dürfen wir als Abwimmeln auffassen.

                      Insbesondere unterstellst du mir Relativierung und Verharmlosung der Judenverfolgung, ohne eine Stelle aus meinem Kommentar benannt zu haben – trotz ausdrücklicher Bitte um Konkretisierung. Das erfüllt die Kriterien einer Beleidigung.

                    • Stefan Sasse 24. August 2018, 10:41

                      Die Nazis konnten in die Zukunft sehen und wussten, dass ihr Vernichtungskrieg Gegenreaktionen hervorrufen würde, mit denen sie dann ihren eigenen Angriffskrieg rechtfertigten? Deine Logik ist ebenso faszinierend wie abstoßend, da kann ich Maniac nur rechtgeben.

                    • Wolf-Dieter Busch 24. August 2018, 09:32

                      @Maniac – „Eindeutig ist der von mir gewählte Begriff im Sinne von ‚geschichtsrevisionistisch‘ zu verstehen.“ – was glaubst du wohl, in welchem Sinn ich es verwendet habe? (Sorry, musste mal sein.)

                    • Wolf-Dieter Busch 24. August 2018, 11:07

                      @Stefan Sasse – „konnten in die Zukunft sehen und wussten, dass ihr Vernichtungskrieg Gegenreaktionen hervorrufen würde“ – Dein Einwand spricht Bände.

                      Denn du argumentierst – völlig richtig – dass die „Gegenreaktion“ ein Vernichtungskrieg geworden wäre, in jedem Fall, und dass es vorauszusehen war.

                      Es war durch Englands bedingungslose Unterstützungszusage an Polen dazu gekommen, dass diese ihre maßlosen Provokationen fröhlich weiter führten. Sie wurden von sogar ermuntert. Und dämlich, wie sie waren, vertrauten sie scheinbaren Freunde, statt einzulenken. Um den Preis eines hohen Blutzolls: beim Einmarsch Deutschlands hielten England und Frankreich erst mal still, um Fakten zu schaffen.

                      Wenn es der Polen-Überfall nicht gewesen wäre, wäre es ein anderer provozierter Anlass geworden, der zum Vernichtungskrieg geführt hätte. Deutschland hatte sehr konkret keine Optionen, einen Krieg zu vermeiden. Beachte meine Wortwahl: keine Optionen, einem Krieg von England gegen Deutschland auszuweichen.

                      Erstmals hast du hier deiner apodiktischen Behauptung von der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands ein vordergründig schlüssiges Argument vorgetragen. Du wirst aus begreiflichen Gründen bei der Aussage bleiben. Daraus leite ich keinen Vorwurf ab.

                    • Stefan Sasse 24. August 2018, 16:32

                      Meine Güte…

                    • Wolf-Dieter Busch 24. August 2018, 11:20

                      Hier die begreiflichen Gründen nochmal korrekt verlinkt.

                • Wolf-Dieter Busch 23. August 2018, 12:23

                  Beim Foto zum Bromberger Blutsonntag achte bitte darauf, dass mehreren Opfern die Schuhe fehlten. Die hatten wohl genau die passende Schuhgröße für einige Partygäste.

                • Wolf-Dieter Busch 23. August 2018, 16:09

                  Wo wir so schön dabei sind – wo wir beim Thema sind. Nach einem spontanen, wilden Gemetzeln würde ich ein wildes Durcheinander von Leichen erwarten. Nicht so in Bromberg: ordentlich in Reih und Glied nebeneinander. Das zeugt von Routine, resultierend aus jahrelanger Praxis. Der Gewaltausbruch kam nicht spontan aus der Hüfte geschossen, sondern war offensichtliche Routine, erworben über Jahre seit der einseitigen Aufkündigung des Minderheitenschutzvertrages, aufgrund dessen Polen deutsches Gebiet übertragen worden war..

                • Erwin Gabriel 28. August 2018, 21:55

                  @ Maniac 23. August 2018, 11:45

                  Deine ganze Einlassung ist revisionistisch.

                  Was mir immer zu dem Thema durch den Kopf geht (und ich halte die Verbrechen des Nazi-Regimes für unverzeihlich) ist Folgendes:

                  Man kann aus der dunklen Zeit der Judenverfolgung und des Zweiten Weltkriegs mit seinen für uns heute unvorstellbaren verbrechen und Gräueltaten zwei unterschiedliche, fast gegensätzliche Folgen ableiten.

                  • Dass im aufgeklärten, ziviliserten Europa des 20. Jahrhunderts solche schlimmen Verbrechen gegen die Menschheit begangen wurden, zeigt, dass es mit unserer Zivilisation und unserer Kultur nicht so weit her sein kann.

                  • Dass im aufgeklärten, ziviliserten Europa des 20. Jahrhunderts solche schlimmen Verbrechen gegen die Menschheit begangen wurden, zeigt, dass die Deutschen böse sind/waren.

                  Für die erste These spricht, das im aufgeklärten 20. Jahrhundert ähnlich brutale, menschenverachtende Geschehnisse in Russland (Stalin), China (Mao Zedong), Kambodscha (Pol Pot), Japan (begangene Gräueltaten in den durch sie im Krieg besetzten Gebieten, erlittene durch die Atombombenabwürfe), Deutschland (Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung), Vietnam, während des Jugoslawien-Kriegs, Ruanda, oder aktuell in Syrien aufgetreten sind, oder dass während der Zeit des 3. Reichs viele Kollaborateure aus allen besetzten Gebieten die Nazis dabei unterstützen, Juden zusammenzutreiben und in die Gaskammern zu transportieren.

                  Für die zweite These spricht, dass sich der Rest der Welt keinen Kopf machen muss.

                  Spätestens seit dem Jugoslawien-Krieg ist für mich klar, dass „Zivilisation“ nur eine dünne, empfindliche Schicht ist, die schon durch leichte Kratzer zerstört und aufgebrochen werden kann. Situationen wie gerade in Chemnitz passieren jeden Tag und überall auf der Welt.

                  • Stefan Sasse 29. August 2018, 06:01

                    Ich sehe nicht wie man nur diese Folgerungen ziehen kann oder wie sie gegensätzlich wären.

                    • Erwin Gabriel 29. August 2018, 11:43

                      @ Stefan Sasse 29. August 2018, 06:01

                      Ich sehe nicht wie man nur diese Folgerungen ziehen kann oder wie sie gegensätzlich wären.

                      Gegensätzlicher geht es doch garnicht …

                      Irritierte Grüße
                      E.G.

        • Stefan Sasse 23. August 2018, 07:55

          Selbst wenn Grenzen und Nationen sich auflösten, bliebe Hitler Geschichte der Deutschsprachigen.

  • Wolf-Dieter Busch 16. August 2018, 15:39

    (11) „Wie Klimawandel zu bekämpfen (ist|sei)“ – Kevin Drum geht von der Annahme aus, (a) dass Klimawandel ins Haus stehe (zutreffend) und (b) dass der Mensch schuld sei (Kappes).

    Kevin argumentiert, es der Kampf müsse den Menschen leicht gemacht werden. Ich gehe nicht drauf ein, weil die Voraussetzung nicht zutrifft; seine historischen Beispiele sind außerdem Müll.

    Die Verkaufsideologie „menschengemachter Klimawandel“ arbeitet mit der Suggestion, da gäbe es auf dem festen Boden, auf dem wir stehen, die viele Kohle, die wir oxidieren (verfeuern), bis die Atmosphäre quasi „alle“ ist. Quasi ein Ausräumen der Vorräte, bis es alle ist und wir verhungern. – Jetzt folgt, wieso das Schwachsinn ist:

    Unsere Kohlekraftwerke verbrennen – wie der Name schon andeutet – Kohle, im Allgemeinwissen verbucht unter „Bodenschätze“ ähnlich Eisenerz. Was vergessen wird (obwohl wir es aus der Schule besser wissen müssten!) ist, dass die Kohle nicht aus dem Boden stammt, sondern aus der Atmosphäre: nämlich Überreste von Pflanzenwelt. Die Atmosphäre der Ur-Erde enthielt reichlich CO₂, aber keinen freien Sauerstoff (O₂). Dieser musste erst über Jahrmillionen via Photosynthese aus dem CO₂ herausgespalten werden.

    Oder kurz: das CO₂ ist das Ausgangs-, der O₂ das produzierte Sekundär-Material. Beachte die erdgeschichtliche Reihenfolge!

    Das produzierte CO₂ wird dringend gebraucht von der Pflanzenwelt. Die derzeitige Konzentration ist – aufgemerkt! – nicht optimal, ein wenig mehr wäre besser.

    Die Kausalkette, vermehrter CO₂-Gehalt erhöhe die Erdtemperatur, ist – bei erdgeschichtlicher Fein-Messung der Phasen – exakt falsch herum vorgetragen: die Erwärmungsphasen gingen CO₂-Erhöhung stets voraus statt ihr zu folgen; plausible Erklärung: die Meere können Gase im erwärmten Zustand schlechter speichern als im kalten, also gasen sie bei Erwärmung aus.

    Bliebe zu fragen, wieso dermaßen viele Akademiker in der Richtung – gegen besseres Wissen! – forschen. Lange Geschichte. Ich hab was von Drittmitteln etc. gehört, habe aber nicht den Nerv, mich da forensisch reinzuknien.

    • Rauschi 17. August 2018, 10:25

      Das produzierte CO₂ wird dringend gebraucht von der Pflanzenwelt. Die derzeitige Konzentration ist – aufgemerkt! – nicht optimal, ein wenig mehr wäre besser.
      Was noch fehlt, ist die Weidel-Argumentation, das an der Erwärmung die Sonne Schuld ist und nicht der Mensch.
      Zu den Fakten, hier ein Vortrag von Prof. Harald Lesch:
      https://www.youtube.com/watch?v=LEuK7YJU360
      Ist aber sicher auch nur mit Drittmitteln bestochen, keine Frage.

      • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 11:05

        Dass Klimaschwankungen mit langperiodischen Schwankungen der Sonnenflecken-Aktivität statistisch korrelieren, wird zumindest diskutiert. Aber ich will mich nicht zum Experten aufschwingen.

        Ich habe Vorträge von Prof. Dr. Werner Kirstein angeschaut schließe mich dessen Meinung an. Aus dem einfachen Grund, ich konnte den Vorträgen folgen. Sie sind verständlich. – Das braucht dich noch nicht zu überzeugen. Zieh dir in einer ruhigen Minute einen seiner Vorträge rein und trink ein Käffchen dazu.

        Lesch sei „sicher auch nur mit Drittmitteln bestochen“ – nein, sondern vom den Öffentlich-Rechtlichen finanziert. Die Regierungstreue der Öffentlich-Rechtlichen wurden schon verschiedentlich angesprochen.

        Knallhart gesagt, Lesch berichtet hochgradig tendenziös.

        • Rauschi 18. August 2018, 13:40

          Die Regierungstreue der Öffentlich-Rechtlichen wurden schon verschiedentlich angesprochen.
          Regierungstreue? Wie passt denn das bitte zu denÄusserungen von Lesch? Der prangert ja gerade an, das nichts unternommen wird, kritisiert die Regierung also massiv. Die letzte Verlautbarung dieser Regierung war, das die Energiewende erst mal vertagt ist. Wie passt das zusammen? Für mich gar nicht

          Knallhart gesagt, Lesch berichtet hochgradig tendenziös.
          Klar, Herr Kirstein ist auch neutral und spricht nicht tendenziös? Nur geht diese Tendenz in eine andere Richtung.

          • Wolf-Dieter Busch 18. August 2018, 15:06

            Ebenso wie du bin ich beim Thema Klima nicht Fachmann, sondern interessierter Laie. Den Medien folgend habe ich – man kann gerne sagen: jahrelang – daran geglaubt, dass da was dran ist. Ohne freilich groß zu forschen. Wie auch.

            Wie angedeutet bin ich 12/17 über Kirstein gestolpert mit der für mich überraschenden These: Klimawandel ja, menschengemacht nein. (War ein Interview.) Aufmerksam geworden habe ich auf Youtube gesucht und Vorträge vorgefunden, denen ich ganz zwanglos sachlich folgen konnte.

            Im Vergleich dazu trägt Lesch in seinen reichlich vorhandenen Videos auf YouTube einen gewissen Furor. Beim erstenmal mag das interessant sein, beim fünfzigsten Mal stößt es ab – insbesondere behindert es den klaren Gedanken! Jedenfalls bei mir. Damit hab ich ein Problem.

            Du sagst, Kirstein sei ebenfalls tendenziös. Tendenziös bedeutet manipulativ, unter Auslassung von entscheidenden Fakten berichten. Nein, Kirstein argumentiert klar und nachvollziehbar. Lesch tut das nicht.

            An anderer Stelle hast du gesagt, „in der Wissenschaft ist doch das Kriterium nicht, das es jeder verstehen muss“ – doch. Wissen ist mit Verstehen verknüpft. Natürlich verstehe ich nicht alles – etwa dass die Raumzeit eine Riemannʼsche Mannigfaltigkeit ist, muss ich zur Kenntnis nehmen, ohne diese berechnen zu können – aber ein Grundverständnis muss da sein. Sonst ist es Glaube.

            • Blechmann 19. August 2018, 00:51

              Und? Dann ist es eben Glaube.

              Die Nachvollziehbarkeit ist doch nicht der Punkt, ich kann doch die Fakten auf denen die Argumentation in dem Video beruht nicht verifizieren. Wenn jetzt ein anderer Professor kommt und eine andere Statistik in die Kamera hält auf der alles korreliert, was dann?

              Es gibt in der modernen Wissenschaftsgeschichte nicht einen einzigen Fall in dem 90% der Naturwissenschaftler einer bestimmten Sparte irgendwelchen Quatsch behauptet haben, weil davon „die Wirtschaft profitiert“ oder sie dafür „Forschungsgelder erhalten“. Wenn die Naturwissenschaften nur ein lächerlicher käuflicher Popanz sind, stellt sich mir die Frage wie Fortschritt überhaupt funktioniert.

              • Wolf-Dieter Busch 19. August 2018, 05:08

                @Blechmann – „Dann ist es eben Glaube“ – bitte nicht mit „Hypothese, falsifizierbar“ verwürfeln. Ich skizziere mal eben meinen Gedankengang. Brauchst ihm nicht zu folgen, nur anschauen:

                Ausgangspunkt für CO₂-These war eine 30-jährige Datenreihe, in der Temperatur und CO₂ parallel stiegen. Messstation auf Hawaii. – Bei Messungen außerhalb dieses 30-jährigen Zeitfensters driften Temperatur und CO₂ wieder auseinander. (Diese Messreihen werden geflissentlich ignoriert.)

                Nachdem der ursprüngliche Anlass zur Hypothese – die Hawaii-Messung – sich als unzutreffend erweist, kehren wir zurück in den Wissensstand vorher: kein Grund, CO₂ als Ursache für Temperatur anzunehmen.

                Wenn ich die Befürworter der These betrachte – Vorreiter Lesch – fällt mir dies auf: sie benennen gewaltige prozentuale Zuwächse an industriellem CO₂-Ausstoß – Sprechmelodie „bedrohlich“ –, verschweigen aber geflissentlich, dass wir mit dieser Steigerung locker unter der Relevanz bleiben. Ich verkneif mir jetzt die Zahlen, müsste ich eh raussuchen.

                Yup. Das sind meine Erwägungen. Du siehst das anders? Ok!

                • Blechmann 22. August 2018, 00:00

                  „Yup. Das sind meine Erwägungen. Du siehst das anders? Ok!“

                  Nein. Das sehe ich nicht anders. Dazu habe ich schlicht keine Meinung. Weder weiß ich, ob deine Behauptung „Ausgangspunkt für CO₂-These war eine 30-jährige Datenreihe…“ korrekt ist oder nicht, noch kann ich das verifizieren, noch kann ich beurteilen ob deine daraus resultierende These korrekt ist. Dazu fehlt mir die wissenschaftliche Kompetenz.

                  Lesch ist kein Klima-Wissenschaftler, was der erzählt ist mir ehrlich gesagt pupsegal.

                  • Wolf-Dieter Busch 22. August 2018, 06:20

                    pupsegal geht in Ordnung.

              • Wolf-Dieter Busch 19. August 2018, 05:31

                Nachtrag, die Messreihe bezieht sich auf 1975 – 2000. Habe die Stelle bei Kirstein gefunden, in der er das Auseinanderdriften außerhalb des Zeitfensters auch visuell darstelt.

              • Stefan Sasse 19. August 2018, 06:40

                Exakt.

              • Erwin Gabriel 19. August 2018, 12:53

                @ Blechmann 19. August 2018, 00:51

                Und? Dann ist es eben Glaube.

                Ja, und? Bei wem denn nicht?

                Wenn jetzt ein anderer Professor kommt und eine andere Statistik in die Kamera hält auf der alles korreliert, was dann?

                Dann kann trotzdem eine weitere Untersuchung auch dessen Ergebnisse wieder ad absurdum führen.

                Es gibt in der modernen Wissenschaftsgeschichte nicht einen einzigen Fall in dem 90% der Naturwissenschaftler einer bestimmten Sparte irgendwelchen Quatsch behauptet haben, weil davon „die Wirtschaft profitiert“ oder sie dafür „Forschungsgelder erhalten“. Wenn die Naturwissenschaften nur ein lächerlicher käuflicher Popanz sind, stellt sich mir die Frage wie Fortschritt überhaupt funktioniert.

                Es gibt natürlich auch in der Wissenschaft „Moden“, denen gefolgt wird – von „die Erde ist eine Scheibe“ über den Kampf der Wissenschaften gegen Darwins Evolutionstheorie (gilt für mich schon als „modern“) bis hin zum Klimawandel.

                Was mich an der aktuellen Klimawandel-Diskussion stört, ist die weitgehende Reduktion auf eine Ursache. Tatsache ist zwar, dass mehr CO2 in der Atmosphäre unsere Temperaturen steigen lässt (ob das der Mensch durch Abholzen der Regenwälder oder Verbrennen von Kohlenwasserstoffen verursacht, spielt keine Rolle.

                Tatsache ist aber auch, dass eine höhere Erwärmung die Erde dazu bringt, mehr CO2 freizusetzen, dass Sonnfleckenaktivitäten unser Klima beeinflussen, dass die Veränderungen im Magnetfeld der Erde das Klima beeinflussen, dass wir aus einer kleinen Eiszeit kommen usw.

                Tatsache ist auch, dass es das optimale Klima nicht gibt; es gibt Gegenden, die profitieren, und Gegenden, die leiden. Wer maßt sich hier an, den den Maßstab festzulegen?

                Wer kann garantieren, dass ALLE das Wetter beeinflussenden Kriterien erkannt sind, und das ALLE diese Kriterien in AUSREICHENDER Genauigkeit messtechnisch erfasst und mit GENAU DER RICHTIGEN Größe und Beeinflussungs-„Richtung“ in Simulationen eingebracht wurden, und dass die Wissenschaftler in der Lage sind, mit ihrem persönlich erlebbaren kleinen Zeitfenster von bestenfalls vierzig Jahren diese Vorgänge in eine Milliarden Jahre alte Entwicklung korrekt einzupassen?

                Ja, alles Glaube. Bei jedem.
                Glaube ich …

                E.G.

                EG

                • Blechmann 22. August 2018, 00:29

                  „Es gibt natürlich auch in der Wissenschaft „Moden“, denen gefolgt wird – von „die Erde ist eine Scheibe“ über den Kampf der Wissenschaften gegen Darwins Evolutionstheorie (gilt für mich schon als „modern“) bis hin zum Klimawandel.“

                  „Die Erde ist eine Scheibe“ war nie eine wissenschaftliche These. Das wurde von den gebildeten Schichten auch niemals geglaubt. Einen „Kampf der Wissenschaften gegen Darwins Evolutionstheorie“ hat es meines Wissens nie gegeben. Kannst du das präzisieren?

                  „Tatsache ist aber auch, dass eine höhere Erwärmung die Erde dazu bringt, mehr CO2 freizusetzen, dass Sonnfleckenaktivitäten unser Klima beeinflussen, dass die Veränderungen im Magnetfeld der Erde das Klima beeinflussen, dass wir aus einer kleinen Eiszeit kommen usw. “

                  Das mag jetzt naiv klingen, aber ich gehe tatsächlich davon aus, dass Klimatologen diese Faktoren in ihren Klimamodellen berücksichtigen.

                  „Tatsache ist auch, dass es das optimale Klima nicht gibt; es gibt Gegenden, die profitieren, und Gegenden, die leiden. Wer maßt sich hier an, den den Maßstab festzulegen?“

                  Der Wandel des Klimas ist das Problem. Wenn morgen Europa das Klima der Antarktis hat und die Antarktis das Klima von Europa, ist das Klima immer noch genauso optimal wie jetzt, aber für die Pinguine und uns ist das trotzdem scheiße. Ob der Meeresspiegel 10m mehr oder weniger hoch ist, ist prinzipiell Jacke wie Hose, hätten wir nicht Städte an die Küsten gebaut und nicht gerade wenige.

                  „Wer kann garantieren…“

                  Wer kann garantieren, dass es die Menschheit in 10 Jahren noch gibt? Keiner? Na das vereinfacht die Politik doch sehr. Machen wir einen drauf! 😉

                  • Erwin Gabriel 28. August 2018, 22:55

                    @ Blechmann 22. August 2018, 00:29

                    „Die Erde ist eine Scheibe“ war nie eine wissenschaftliche These.

                    Aber sicher; Erde ist eine Scheibe, Sonne dreht sich um die Erde – war alles mal Stand der Wissenschaften und gut begründet. 🙂

                    Einen „Kampf der Wissenschaften gegen Darwins Evolutionstheorie“ hat es meines Wissens nie gegeben. Kannst du das präzisieren?

                    Nun ja, Darwin und seine Mitstreiter waren nicht sehr beliebt zu ihrer Zeit; viele renommierte Wissenschaftler (von der Kirche mal ganz zu schweigen) wollten sich nicht als Abkömmlinge von Affen sehen. Damals wurde wieder die Theorie vom „blinden Uhrmacher“ ausgekramt: Die Schöpfung (besonders der Mensch) sei so komplex und hochstehend, dass sie (er) sich nie aus sich heraus so hätte entwickeln können; es könne auch kein blinder Uhrmacher eine funktionierende Uhr konstruieren und zusammenbasteln. Also gibt es zwangsläufig eine Schöpfung.

                    Die Diskussion zwischen Evolutionären und Creationisten (eine teilweise durchaus wissenschaftlich geführte Diskussion) dauert in den USA bis heute an.

                    Das mag jetzt naiv klingen, aber ich gehe tatsächlich davon aus, dass Klimatologen diese Faktoren in ihren Klimamodellen berücksichtigen.

                    Klimamodelle – da zucke ich schon beim Plural zusammen. Ja, es gibt verschiedene Modelle, von denen viele das gleiche sagen. Es gibt aber meines Wissens kein einziges, umfassendes, halbwegs detailliertes Modell für das gesamte Weltklima. Es gibt meines Wissens kein globales Modell, das nur mit Messungen, ohne Annahmen auskommt (diese Annahmen verschlechtern die Präzision der Aussagen extrem und bestimmen letztendlich das Ergebnis). Es gibt meines Wissens kein einziges Modell, dass in der Lage ist, Aussagen über die Entwicklung der Wolkenbildung in sechs Monaten zu liefern, geschweige denn über 10 oder gar 100 Jahre, obwohl gerade dieser Faktor für das Klima enorm wichtig ist. Man weiß heutzutage beispielsweise, wie sich Hurricane entwickeln, aber immer noch nicht, warum sich das eine Azorentief zum Hurricane ausbildet und das nächste nicht. usw. usw.

                    Alle wissenschaftlichen Untersuchungen sind prinzipbedingt fehlerbehaftet!

                    Der Wandel des Klimas ist das Problem. Wenn morgen Europa das Klima der Antarktis hat und die Antarktis das Klima von Europa, ist das Klima immer noch genauso optimal wie jetzt, aber für die Pinguine und uns ist das trotzdem scheiße. Ob der Meeresspiegel 10m mehr oder weniger hoch ist, ist prinzipiell Jacke wie Hose, hätten wir nicht Städte an die Küsten gebaut und nicht gerade wenige.

                    Es hat in der gesamten Weltgeschichte (immerhin über mehrere Jahrhundertausende oder Jahrmillionen nachvollziehbar) keine Zeit gegeben, in der sich das Klima nicht verändert hat. Ich empfinde es als anmaßend, dass wir hier und jetzt nun der Meinung sind, dass der Status quo der richtige ist. Hybris.

                    Wer kann garantieren, dass es die Menschheit in 10 Jahren noch gibt? Keiner? Na das vereinfacht die Politik doch sehr. Machen wir einen drauf!

                    Ja, nee, is‘ klar…. 🙂
                    Dass das weder ein Argument noch eine kluge Bemerkung ist, weißt Du selbst. Und weil ich „weiß“ ablehne, mir „schwarz“ zu unterstellen, zeigt eher Deine argumentative Schwäche als meine.

                    Vielleicht kommen wir hier aufeinander: Mein Standpunkt zum Klima ist, dass die Natur das selber regelt, so gut sie es kann. Wir sollten und da, so weit es eben geht, raushalten. Raushalten schließt ein, die Atmosphäre nicht zu verschmutzen, keinen Dreck in die Luft zu schleudern oder in die Meere zu kippen etc.

                    Kann unser aktuell ruppiger Umgang mit Mutter Natur etwas verschlechtern? Vielleicht. Kann er nützen? Keineswegs. Ergo: Lieber lassen!

                    Gegenprobe: Kann ein guter, schonender Umgang mit unseren Ressourcen der Umwelt schaden? Keineswegs. Kann er nützen? Vielleicht. Also: Unbedingt machen!

                    Ich habe kein Problem damit, mich „umweltfreundlich“ zu verhalten. Ich habe nur ein Problem damit, dass irgendjemand aus diesem Thema wieder so ein Gutmenschen-Ding macht, um andere einzutüten, sie um Geld zu erleichtern oder sie zu instrumentalisieren.

      • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 11:34

        @Rauschi – Nachtrag – ich betreibe mit der Klima-Diskussion keinen Glaubenskrieg. Ich selbst bin konkret erst seit 12/2017 auf einen speziellen Vortrag von Kirstein gestoßen. Leider wurde der Youtube-Account zwischenzeitlich gelöscht, so dass das Video fort ist. Ich kann nur hoffen, dass eine weitere Kopie auf Youtube existiert. Möglicherweise war es der hier.

        Um es noch zu spezifizieren: das Klima wandelt sich wie seit Jahrmillionen ohne menschliches Zutun. Wir haben technisch nicht die Mittel, um es nach oben oder unten zu beeinflussen.

        • Rauschi 17. August 2018, 13:31

          Um es noch zu spezifizieren: das Klima wandelt sich wie seit Jahrmillionen ohne menschliches Zutun. Wir haben technisch nicht die Mittel, um es nach oben oder unten zu beeinflussen.
          Unbestritten, aber seit Beginn der Industrialisierung hat sich das Tempo extrem erhöht, auch das spricht Lesch an, untermauert mit Zahlen und Berichten dazu. Natürlich haben wir die Mittel, weniger fossile Brennstoffe zu verheizen wäre ein Anfang, dafür benötig niemand Technik, die nicht schon vorhanden ist.
          In der Wissenschaft ist doch das Kriterium nicht, das es jeder verstehen muss, sondern wie faktenbasiert und nachprüfbar die Aussagen sind. Oder stimmt die Relativitätstheorie nur, wenn Hans Mustermann das auch begreift?

          • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 15:59

            „In der Wissenschaft ist doch das Kriterium nicht, das es jeder verstehen muss“ – für mich ist es ein Kriterium für Vetrauenswürdigkeit. Es erspart mir die Notwendigkeit, zu glauben.

        • Stefan Sasse 17. August 2018, 15:10

          Da sind 97% der Klimaforscher anderer Ansicht. Aber ich will dir natürlich das logische Denken nicht abnehmen.

          • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 15:54

            Wissenschaft war noch nie eine demokratische Mehrheitsangelegenheit. Kam auch in deinem Blog mehrfach zur Sprache. Dein Einwand überrascht deshalb.

            • Blechmann 19. August 2018, 00:57

              Doch. War sie schon immer. Wie soll es denn sonst funktionieren? Die Mehrheit der Nichtwissenschaftler entscheidet?

              • Wolf-Dieter Busch 19. August 2018, 05:17

                Du irrst. Als Alfred Wegener die Plattentektonik postuliere, hatte der die Mehrheit der Wissenschaft gegen sich.

                (Das ist der Paradefall für die Irrelevanz der Mehrheit in der Wissenschaft.)

                • Blechmann 22. August 2018, 00:46

                  Wieso Irrelevanz? Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mehrheit der Wissenschaftler irrt und die Minderheit recht hat, ist eben sehr gering. Möglich ist das natürlich. Die Politik sollte sich aber nach dem richten, was wahrscheinlich ist. Und das tut sich auch.

                  Ergo entscheidet die Mehrheit der Wissenschaftler was geltende Lehre ist und die Politik richtet sich danach.

                  Die Alternative wäre, sich nach der Minderheits-Meinung zu richten – was nicht viel Sinn macht – oder nur bei 100% Übereinstimmung tätig zu werden – also nie.

                  Daher ist Wissenschaft eine demokratische Mehrheitsangelegenheit, jedenfalls in Hinsicht auf die Folgen für politische Entscheidungen. Wenn 90% der Wissenschaftler der Meinung sind, Asbest ist giftig, dann wird man das verbieten, egal ob 10% das anders sehen. Ich möchte nicht wissen, was die ganzen Klimaskeptiker sagen würde, wenn die Politik sich auf den Standpunkt stellt: och wir haben doch noch 5% Wissenschaftler die Asbest für harmlos halten, warten wir erst mal ab wie Sache sich entwickelt. In 50 Jahren wissen wir mehr.

                  • Wolf-Dieter Busch 22. August 2018, 06:24

                    „Wieso Irrelevanz?“ – Ist das jetzt Sturheit von dir?

                    • Blechmann 22. August 2018, 20:15

                      Von mir? 🙂 Der ist gut.

                    • Wolf-Dieter Busch 23. August 2018, 11:51

                      @Blechmann – ich habe dargelegt, dass Wegeners Plattentektonik ursprünglich von der wissenschaftlichen Mehrheit abgelehnt wurde, woraus folgt, dass die Mehrheit irrelevant in der Wissenschaft ist.

                      Du antwortest „Wieso Irrelevanz?“.

                      Ich antworte „Sturheit von dir?“.

                      Deine Antwort „Der ist gut“ lässt mich ratlos zurück.

                      Wir sind hier in einer Diskussion. Wenn du dich über logische Folgerung stellst, kein Problem, ich ziehe mich gern zurück. Ich habe kein Problem damit.

          • Erwin Gabriel 19. August 2018, 15:01

            @ Stefan Sasse 17. August 2018, 15:10

            Da sind 97% der Klimaforscher anderer Ansicht. Aber ich will dir natürlich das logische Denken nicht abnehmen.

            Das, finde ich, klingt schon sehr überheblich. Aber ich bin mir sicher, dass auch Du „Deine“ Wahrheit zum Thema Klimawandel weder wissenschaftlich exakt ausführen kannst, noch über genug Fachwissen verfügst, um alle Entwicklungen, Behauptungen, Messungen, Sachverhalte etc. nachvollziehen zu können.

            Auch Du sammelst Informationen und bildest Bewertungen in einem Rahmen, den Du verarbeiten kannst (z.B. „97% der Klimaforscher“), und hältst Dich genauso daran fest wie andere an Logik, Verständlichkeit oder anderem.

            E.G.

  • Wolf-Dieter Busch 16. August 2018, 18:15

    zu (2) – James Loewen zum Elend des Geschichtsunterrichts – dahinter steckt allerdings massive Einflussnahme des Hegemon.

    Als beispielsweise Daniele Ganser zu 9/11 veröffentlichte, meldete die amerikanische Botschaft in der Schweiz massiv Einwände an. Ganser blieb bei seiner Forschungsarbeit, seine Professur wurde nicht verlängert, und bis heute hält sich das Gerücht, dass zwo Flugzeuge reichten, um drei Gebäude einstürzen zu lassen. Sogar in der geistig eher unabhängigen Blogosphäre. Mir ist grad spontan der Name entfallen, wo ich das her hab … ich komm vielleicht noch drauf.

    Ein weiteres Beispiel wären die Nürnberger Prozesse nach 1945, die als Kernaussage erbrachten, dass die alleinige Kriegsschuld für den 2. Weltkrieg von Deutschland ausging. Die Schwäche dieses Prozesses besteht darin, dass der Ankläger und Richter als vorherige Kriegspartei nicht neutral war. Wir dürfen die Aussage als durch Voreingenommenheit kompromittiert und also falsch ansehen. Dennoch hält sich das Gerücht.

    • Stefan Sasse 17. August 2018, 07:34

      Wischnewski?

      Deutschland hat die alleinige Kriegsschuld 1939.

      • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 08:49

        Wie kommst du auf den? (… kopfkratz …)

      • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 08:53

        „Deutschland hat die alleinige Kriegsschuld 1939.“ – Das ist das Urteil der Nürnberger Prozesse. Es steht dir selbstverständlich frei, die Meinung zu übernehmen. Ich werde dir das logische Denken nicht abnehmen.

        • Stefan Sasse 17. August 2018, 15:07

          Nein, das ist das einstimmige Urteil aller seriösen Historiker.

          • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 16:01

            „das einstimmige Urteil aller seriösen Historiker“ – seriös nach deinen Maßstäben: da hätten wir schon die erste Einschränkung.

            • Blechmann 19. August 2018, 01:01

              Wohl eher „alle Historiker“. Die einzige Ausnahme, die ich kenne, ist Schultze-Rhonhof, der ist aber höchstens Hobby-Historiker.

              • Stefan Sasse 19. August 2018, 06:40

                Ich kenne auch keine, aber ich wollte die Möglichkeit offen lassen dass ich mich irre.

  • Erwin Gabriel 17. August 2018, 08:14

    @ Stefan Sasse

    zu 8)

    …aber es ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Trennung in klassische „Männerberufe“ und „Frauenberufe“ gesellschaftlich und institutionell betrieben werden kann, was hier im Blog ja gerne bezweifelt wird.

    Mach‘ es Dir nicht immer so einfach.

    Du hattest hier an anderer Stelle geschrieben, dass es besser vergütete „Männer-“ und schlechter bezahlte „Frauen-„Berufe gibt; allerdings würden Männer und Frauen in den jeweiligen Berufen gleich bezahlt.

    Das fand ich schon schräg.

    Wenn Männer in „Frauenberufen“ wie Frauen bezahlt werden, und Frauen in „Männerberufen“ wie Männer, sind es keine Männer- oder Frauenberufe.

    Jetzt hältst Du das Thema anhand eines (!) japanischen „Beispiels“ für belegt? Warst Du mal in dem Land? Riesenunterschied zu hier, nicht vergleichbar.

    irritierte Grüße
    E.G.

    • Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 09:10

      Der Fall mit den japanischen Medizinstudentinnen hat schon was skurriles. Habe erstmals bei Fefe davon erfahren.

      Ich würde es aber nicht in die Schublade „Rollenklischee“ einordnen; dort würde eher passen eine generelle Ablehnung weiblicher Studenten, wie wir sie bis Ende 19. Jh. in Europa hatten. (Bei irgend einer hochbegabten Mathe-Studentin kam der Spruch, „eine Universität ist keine Badeanstalt, meine Herren“. Fand ich gut.)

      Aus der Tatsache, dass die Frauen aktiv gehandicapt wurden, leite ich nicht Geringschätzung des Geistes ab, sondern pragmatische Überlegungen. Bei Fefe gab es da ein paar, habe ich aber vergessen und such ich nicht raus. – Ich glaube, wir sind einig, dass das nicht geht. Und punktum.

      • Erwin Gabriel 19. August 2018, 15:04

        @ Wolf-Dieter Busch 17. August 2018, 09:10

        Der Fall mit den japanischen Medizinstudentinnen hat schon was skurriles.

        Japan ist, nach unseren Maßstäben gemessen, ein skuriles Land

    • Ariane 17. August 2018, 11:14

      Du hattest hier an anderer Stelle geschrieben, dass es besser vergütete „Männer-“ und schlechter bezahlte „Frauen-„Berufe gibt; allerdings würden Männer und Frauen in den jeweiligen Berufen gleich bezahlt.

      Das fand ich schon schräg.

      Wenn Männer in „Frauenberufen“ wie Frauen bezahlt werden, und Frauen in „Männerberufen“ wie Männer, sind es keine Männer- oder Frauenberufe.

      Das sehe ich anders. Nehmen wir mal die Umsorgung von Kindern, Alten und Kranken. Das sind allgemein schon Tätigkeiten, die seit Ewigkeiten den Frauen oblagen und in denen im Laufe der Zeit Berufsbilder wurden, die früher ausschließlich und heute weiterhin mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden. Sprich: klassische Frauenberufe, schlecht bezahlt und bzw häufig so angesehen, als könnte das jeder ohne größere Ausbildung.
      Dass mittlerweile auch Männer Altenpfleger und Kindergärtner sind, ändert daran ja nichts.

      Obwohl das Problem noch komplexer ist: es geht nicht nur darum, dass es Frauenberufe sind. Sondern eben auch alles Tätigkeiten, die früher (sprich quasi gestern) von Frauen in Eigenregie privat gemacht wurden und als Pflicht der Hausfrau galt. Wenn man das beruflich machen wollte musste man unverheiratet oder Nonne sein.
      Es ist eine neue Entwicklung, dass Pflege von Kranken und Kindern keine Hausfrauenpflicht mehr ist und gleichzeitig sind die Anforderungen damit auch enorm gestiegen. Es geht nicht mehr darum, die Leute lediglich am Leben zu halten, sondern bei Senioren um Lebensqualität, bei Kindern um frühkindliche Bildung oder bei Kranken um schnelle Erholung usw.
      Das Ansehen und die Bezahlung hinken da noch weit hinterher.

      • Blechmann 19. August 2018, 01:12

        Psychotherapeut ist ein Frauenberuf:

        http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/psychotherapie-mangelware-maennlicher-therapeut-a-1069747.html

        „Den Psychotherapeuten fehlt es an männlichem Nachwuchs. Laut Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) sind heute bereits 71 Prozent der Mitglieder Frauen, und der Anteil wächst beständig: Bei den Mitgliedern unter 35 sind es sogar 91 Prozent.“

      • Erwin Gabriel 19. August 2018, 12:26

        @ Ariane 17. August 2018, 11:14
        Es ist eine neue Entwicklung, dass Pflege von Kranken und Kindern keine Hausfrauenpflicht mehr ist und gleichzeitig sind die Anforderungen damit auch enorm gestiegen. Es geht nicht mehr darum, die Leute lediglich am Leben zu halten, sondern bei Senioren um Lebensqualität, bei Kindern um frühkindliche Bildung oder bei Kranken um schnelle Erholung usw.
        Das Ansehen und die Bezahlung hinken da noch weit hinterher.

        Wenn Deine Kernaussage ist, dass Pfleger*Innen, Erzieher*Innen etc. für das, was sie psychisch und physisch leisten müssen, zu schlecht bezahlt sind und ein zu schlechtes Ansehen genießen, zu wenig respektiert werden, bin ich zu 100% bei Dir.
        Diese Situation hat aber nicht viel mit Stefans These zu tun.

        Viele Grüße
        E.G.

    • Stefan Sasse 17. August 2018, 15:06

      Nein, deswegen weise ich auch explizit darauf hin dass es hier bei weitem nicht so krass wie in Japan ist. Die Mentalität gibt es aber auch hier.

  • Ariane 17. August 2018, 11:25

    zu 5)
    Es ist ja allgemein das Problem der SPD, dass man hinterherhetzt und ständig Leuten gefallen will, die eh nichts mit der Partei anfangen können. Wozu das ganze Gewese um das Finanzministerium, wenn man genau dasselbe erzählt wie Schäuble vorher. Wenn das Image eh schon ruiniert ist, hätten sie ja eigentlich die Freiheit, jeden Tag zu erzählen, dass die Brücken marode sind und die Schulen verkommen und da dringend investiert werden muss. Schwupps, sie hätten sofort eine riesige Bevölkerungsmehrheit hinter sich. Aber die Bild würde weinen und dann geht das natürlich nicht. *seufz*

    Dazu kommt imo noch, dass selbst die Dinge, die die SPD mit durchgesetzt hat, recht geräuschlos vonstatten gegangen sind. Wie Mindestlohn oder Ehe für alle. Das lag natürlich auch daran, dass die Kanzlerin das fix abgeräumt hat, aber die SPD hätte viel mehr davon profitiert, das ständig laut und energisch zu fordern. So ist das jetzt zwar Gesetz, nur reden tut darüber hinterher natürlich keiner mehr und alle sind wieder mit irgendwelchen Grenzkontrollen beschäftigt.

    • R.A. 21. August 2018, 09:31

      > Aber die Bild würde weinen …
      Wenn es um Straßen- und Schulsanierung ginge hätte man die Bild immer als Verbündeten.
      Das Problem der SPD ist hier nicht die Medienunterstützung, sondern daß sie diese Themen selber nicht wirklich will bzw. das Geld lieber für Sozialtransfers als Infrastruktur ausgeben will.

      > Dazu kommt imo noch, dass selbst die Dinge, die
      > die SPD mit durchgesetzt hat, recht geräuschlos
      > vonstatten gegangen sind. Wie Mindestlohn oder Ehe für alle.
      Das war nicht geräuschlos, sondern beide Themen waren über Wochen prominent in den Schlagzeilen.
      Daß die SPD nicht profitiert hat liegt schlicht daran, daß beide „Erfolge“ an den Interessen der SPD-Wähler ziemlich komplett vorbeigehen.

  • Erwin Gabriel 20. August 2018, 15:00

    @ Ariane 17. August 2018, 11:25

    Es ist ja allgemein das Problem der SPD, dass man hinterherhetzt und ständig Leuten gefallen will, die eh nichts mit der Partei anfangen können.

    Zustimmung

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