Von Marktmechanismen und der sozialen Frage

In der öffentlichen Wahrnehmung waren Umwelt- und Klimapolitik das Betätigungsfeld der Grünen wie auch entsprechender Verbände und Organisationen, die ihr Anliegen bereits im Namen tragen. Das war nie so richtig. Die Verhandlungen zum Kyoto-Abkommen und zur Einführung eines Zertifikatesystems in Europa begannen Ende der Achtzigerjahre. Nur dauert es in der demokratischen Politik wie der Diplomatie enorm lange, von Erkenntnissen zu Absichten und dann zu Lösungsansätzen zu kommen. In Deutschland allein mit seinem auf Kompromiss angelegten System lassen sich gut und gerne 12-20 Jahre veranschlagen. Das lässt sich exemplarisch an der Renten- und Arbeitsmarktpolitik abmessen. Selbsternannte Aktivisten und grüne Populisten meinen dies durch Regel- und Gesetzesbrüche beschleunigen zu können. „Wir haben keine Zeit“, so lautet das zentrale Mantra für alles. Wir werden uns die Zeit nehmen müssen. Denn je mehr das Thema Klimaschutz in der Mitte der Gesellschaft ankommt, wird es den Vorkämpfern entrissen und Teil der politischen Auseinandersetzung.

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Der Fehler liegt bereits im Selbstverständnis von Aktivisten. Die Demokratie durchdenkt nicht nur die Dinge, sondern verhandelt sie mit den Beteiligten. Es gibt auf dem Weg keine Abkürzung, sonst ändert eben der Bürger durch Wahlen den Kurs. Wer Schnelligkeit will, muss auf bereits bekannte und erprobte Instrumente setzen. Doch das wollen weder die Grünen („Von hier an anders“) noch die sie tragenden Schichten. Ihr Ziel ist der Weg, die Neuerfindung, aber das nach alten Prinzipien. So bringen Fridays for Future (FfF) Aktivisten eine Räterepublik ins Spiel, in welche Richtung auch manche Absichten der Grünen gehen. Doch eine Räterepublik ist 18. Jahrhundert und aus guten Gründen auf dem Müllhaufen der Geschichte.

 Grüne können keinen Klimaschutz

Wo die Grünen in den vergangenen 20 Jahren Verantwortung für klimapolitische Fortschritte hatten, sind die Ergebnisse ernüchternd. Die federführend vom damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin eingeführte Energiewende blieb nicht nur ein Fragment, sie ist das Land auch extrem teuer gekommen. Hierzu gilt es an anderer Stelle noch ausführlicher einzugehen. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die von den Grünen lange (mit-) regierten großen Flächenländer, sieht die Bilanz ähnlich desaströs aus. Unter Rot-Grün steigerte NRW die Braunkohleförderung bis 2005 um 6%, das Land an Rhein und Ruhr war unter der Klimaschutzpartei für 77% der schmutzigen Energieerzeugung verantwortlich. Das Kabinett Kraft legte noch mehr als eine Schippe drauf mit einem Wachstum von 21%. Erst unter Laschet nahm binnen drei Jahren der Ausstoß um 19% ab.

Im Schwabenländle liegt das grüne Kabinett des Winfried Kretschmanns seit langem hinten an. Die Absichten sind da, allein es fehlt offensichtlich am Können. So bescheinigt eine Studie der dortigen Politik zwar hohe Anstrengungen zur Nutzung der Erneuerbaren. Aber die Erfolgsbilanz ist dabei fast unterirdisch. Warum ist das so und ist es Zufall? Um die letzte Frage zuerst zu beantworten: Es ist kein Zufall, sondern Folge, dass gute Absichten selten zu guten Ergebnissen führen. Es fehlt die nüchterne Analyse, entsprechend sind Maßnahmen mit heißem Herzen gestrickt. Der internationale Vergleich mit einem der Musterländer, nämlich Norwegen, bestätigt dies.

Erfolg knüpft am Verständnis von ökonomischen Zusammenhängen an, politische Durchsetzbarkeit ist von sozialen Faktoren abhängig. Zugestanden, die Deutschen möchten wirtschaftliche Zwänge oft durch moralische Kriterien ersetzt wissen. Der Wert einer Sache oder Arbeitsleistung soll sich an den entstandenen Kosten, der Notwendigkeit und Nützlichkeit orientieren, worüber bestenfalls ein politisches Gremium befinden sollte. Nicht ohne Grund wird die deutsche Politik spätestens seit Merkels Kanzlerschaft von Etatisten dominiert, die in Budgets und nicht in Wirksamkeit denken.

Zwar beherrschen die Sozialpolitiker die Parlamente. Es sind jedoch zum Großteil solche Parteipolitiker, die sich selten mit den Anliegen ihrer Wählerschaft befasst haben. So laufen den Sozialdemokraten wie der Linkspartei seit Jahren die Anhänger davon und enden in der Abstinenz oder bei den Rechtspopulisten. Die Parteien verstehen nichts von den Interessen derer, für die sie Politik machen wollen. Das folgerichtige Ergebnis sind dann Stimmenverluste. Die Grünen beherrschen keine dieser Klaviaturen und das macht sie in der Sachpolitik erfolglos.

Grundlagen der Ökonomie

Menschen verhalten sich nach ökonomischen Regeln. Wir können es auch anders ausdrücken und von Nützlichkeit sprechen, es meint das Gleiche. Die Wirtschaftswissenschaften haben dabei das Bild des Homo Oeconomicus gezeichnet, aber das ist vor allem eine Karikatur um Prinzipien klar zu machen. Wenn Politik einfache ökonomische Regeln ignoriert, greifen Maßnahmen nicht oder bewirken sogar das Gegenteil. Leider ist das längst zur Regel als zur Ausnahme geworden.

Was sind also solche „ökonomischen Regeln“? Menschen, die nicht durch familiäre oder freundschaftliche Bande verbunden sind, begegnen sich mit ihren Interessen grundsätzlich auf Märkten. Die sind zwar meist nicht visuell oder physisch vorhanden, sie sind aber in den Verhaltensmustern zu erkennen. Die Märkte sind dabei durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn Sie das an dieser Stelle für Unsinn halten, fragen Sie sich, warum Sie sich als Single zuletzt vor einem Date herausgeputzt haben, wie Sie nie ins Büro gehen würden. Oder warum haben Sie zuletzt dem Kollegen geholfen? Als Vorgriff darauf, dass er ihnen mal hilft vielleicht? Schon ein solches Denken impliziert eine Tauschbeziehung und darum geht es auf Märkten. Ich biete dies und bekomme das.

Der Preis auf Märkten wird durch die Menge an verfügbaren Gütern und der Nachfrage gesteuert. Ein Glas Wasser kostet hier praktisch nichts, denn es ist überall verfügbar. In der Wüste vor einem Trupp Verdurstender würden unanständige Preise geboten, denn es ist knapp und es gibt viele Nachfrager. Zu viele. An der Stelle kommen meist zwei Einwände. Das sei ja wohl trivial und ansonsten handelt man ja auch zutiefst moralisch, wenn man dem Kollegen helfe. Das ließe sich ja nicht in solche kalten Kategorien packen.

Doch das ist falsch. Wenn Sie dem Kollegen tatsächlich aus altruistischen Motiven helfen, vielleicht wiederholt, warum sind Sie enttäuscht, wenn er mit dem Verweis „keine Zeit“ es ablehnt, Ihnen zu helfen? Und wenn es so trivial ist, warum ignorieren wir die Mechanismen so häufig?

Noch etwas: Fast jeder Markt kennt Zutrittsbarrieren. Niedrigschwellig oder sehr hoch, aber es gibt sie. Auf Tinder muss sich jeder anmelden, passende Fotos hochladen und vielleicht noch einen ansprechenden Text schreiben. In einer Zeit, wo für mache selbst die Anmeldung für einen Impftermin zu anspruchsvoll ist, können schon solche Restriktionen eine hohe Hürde darstellen. In den meisten Bereichen unserer modernen Gesellschaft ist es nicht so einfach und gerade für Anbieter potentieller Leistungen sind die Barrieren hoch und erfordern damit Kapital.

Ohne Markt wird es teuer

Was ist die Quintessenz aus dem bisher Besprochenen? Sind die Zutrittsbeschränkungen für potentielle Anbieter hoch, werden sich wenige finden. Die Folge aus der Limitierung der Anbieter sind hohe Preise für die vielen, die ein Produkt oder eine Leistung haben möchten. Neben der Notwendigkeit von Kapital sind staatliche Auflagen der große Hürdenbauer. Natürlich baut der Staat in guter Absicht, nicht selten aber gilt die gute Absicht nur für einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft. So ist es durchaus nützlich, wenn ein Handwerker zuvor eine Meisterprüfung abgelegt haben muss und bei einer Innung registriert ist. Es schützt Kunden vor Schlechtleistungen und ermöglicht Regressansprüche. Doch warum wimmelt die Branche eigentlich vor schwarzen Schafen und warum sind so viele auf der Suche nach unanständig billigen Handwerkern?

Solche künstlichen Barrieren, von staatlicher Hand errichtet, schließen eben viele, wenn nicht die meisten Interessierten aus. Sie suchen sich dann eben einen anderen Markt und Ort der Begegnung, einer, der nicht reguliert ist. Ein schönes Beispiel dafür ist das Taxigewerbe in mediterranen Ländern. In Italien und Griechenland kostet eine solche Lizenz durchaus einen sechsstelligen Betrag, dafür gibt es aber exklusive Routen. In der Theorie. In der Praxis tummeln sich allerlei unseriöse Anbieter, die naive Reisende abfangen und häufig regelrecht ausnehmen. Eine der Kernforderungen der Troika an Athen war daher, solche Marktbeschränkungen abzubauen, wogegen sich die linke Syriza-Regierung mit Händen und Füßen wehrte.

Nachdem wir die Wirkungsweise von Märkten durchgegangen sind, müssen wir noch einen Aspekt besprechen, ohne den ein Markt nicht zustande kommt. In einigen Branchen hat sich dafür der Begriff des Matching eingebürgert. Anbieter und Nachfrager müssen in ihren Angeboten und Bedürfnissen zusammenpassen. Manchmal ist das nicht der Fall, dann kommt es zu keinem Markt. Oder zu ungewollten Effekten. So gibt es für die Gesangeskünste manch musikalischer Probanden keine Nachfrage. Der Fernsehsender RTL hat sich das lange zunutze gemacht und eine eigene Kategorie geschaffen, in der Unbegabte verspottet wurden. Einem Dialyse-Patienten nutzt es auch wenig, wenn ihm ein neues Herz implantiert werden könnte. Dass ein Bedarf besteht, bedeutet noch nicht, dass ein passendes Angebot bereitgestellt werden kann.

Spätestens seit der Impfkampagne kennen wir ein weiteres Problem, das der Überversorgung. Es folgt meist auf eine Phase der Unterversorgung und ist nur allzu menschlich. Diätwillige kennen es, dort nennt sich das Phänomen JoJo-Effekt. Auf Wochen der erzwungenen Zurückhaltung folgt die Völlerei. Oder nehmen wir den Ungeduldigen, der seine Frau bittet, ihn abzuholen. Da dies aber nicht schnell genug passiert, ruft er noch ein Taxi. Das Taxi muss er bezahlen, den Ärger mit der Partnerin gibt es kostenlos. Zweimal bezahlen für eins, das kommt übrigens häufig vor, wenn der Staat seine Finger im Spiel hat. Aber dazu an anderer Stelle.

Was der eine nicht kauft, kauft ein anderer

Das Gute an unseren Gesellschaften der Überversorgung und offenen Zugänge ist, das meiste findet immer seine Abnehmer und für (fast) alles gibt es ein Angebot. Man kann bei Tinder noch so oft wischen, irgendwo findet sich für einen Topf auch ein Deckel. Apple braucht sich vorerst keine Gedanken zu machen, dass die Nachfrage nach hochpreisigen iPhones verschwinden könnte. Wenn es dem einen zu teuer ist, kauft es ein anderer. Auch das gehört zum Wesen von Märkten dazu. Relevant ist nicht, wer kauft, sondern dass jemand kauft. Der Markt ist da absolut ohne Moral.

Vielleicht haben Sie jetzt viele Fragezeichen. Zu banal, zu simpel. Wenn Sie aber recht haben, warum ignorieren wir auf gesellschaftlicher wie staatlicher Ebene diese einfachen Regeln? Ökonomie erzählt uns über menschliche Verhaltensweisen und die Umweltökonomie macht hier keine Ausnahme. Das Objekt verschiebt sich, die Prinzipien bleiben die Gleichen.

Was passiert, wenn der Staat klimapolitisches Wohlverhalten erzwingen will

Nehmen wir das Elektroauto als Beispiel. Bis heute kann man nicht behaupten, dass der Besitz eines Stromers der Wunschtraum der meisten Mobilisten sei. Tesla entwickelte sich als Spielerei für sehr Vermögende und will davon auch nicht ab. Erst versuchte die Politik den Deutschen das E-Auto mit einer Prämie schmackhaft zu machen. Doch im Land der Abwrackprämien funktionierte das nicht. Also wurde die Dosis erhöht. Aber auch das ist bis heute für die wenigsten ein Kaufargument, selbst wenn der Staat ein Viertel des Kaufpreises übernimmt. Dann wurden eben die Daumenschrauben schärfer angezogen und Benziner wie Diesel einem Verkaufsverbot unterlegt. Das gilt zwar erst ab 2035, aber die Botschaft wurde von den Anbietern verstanden. Anders ausgedrückt: wer kauft schon einen Kühlschrank auf Grönland?

Der Kunde ist da phlegmatischer. Trotz Jahren der Überförderung ist die Neigung zum E-Auto überschaubar ausgeprägt. Dabei hat das ganz pragmatische Gründe, wie selbst Hardcore-Grüne eingestehen müssen – wenn die Kameras ausgeschaltet sind. Grüne Spitzenpolitiker, die beim Fremdgehen mit nicht so sauberen Technologien erwischt werden, schaffen es regelmäßig in die Medien. Der Batterieantrieb ist bei weitem nicht so praktisch wie ein Verbrennungsmotor, da ist die Physik dazwischen. Preis ist nur ein Kriterium, Reichweite, Komfort und Spaß sind eben auch nicht zu vernachlässigen. Und vor allem: Attraktiv ist die Elektromobilität nur für jene, die in der Großstadt leben. Oder die eine eigene Steckdose mit daran angeschlossenem Haus besitzen. Gerade in Deutschland trifft das nur auf wenige zu.

Die Politik versucht an dieser Stelle mit hohem Milliardenaufwand ein Produkt durchzusetzen, das an den Bedürfnissen der Mehrheit vorbeigeht. So etwas funktioniert oft ein Stück, aber es hat einen enorm hohen Preis. Womit wir bei der sozialen Frage angelangt sind, die sich immer irgendwann in Wahlergebnissen niederschlägt. Vor wenigen Wochen lieferte die seit Monaten dahindilettierende grüne Kanzlerkandidatin Baerbock ein Lehrstück, wie man zielsicher an den Wählern vorbeikommuniziert. Wenige Tage vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt sahen die Meinungsforscher die Grünen bei 9-11 Prozent. Am Montag vor der Wahl gab die Möchtegern-Regierungschefin der BILD-Zeitung ein Interview, in der sie eine Erhöhung des Benzinpreises um 16 Cent und ein Tempolimit ankündigte. In einem Flächenland ohne größere Städte und mit niedrigen Einkommen kam das so an, wie es gemeint war: als eine Drohung. Sechs Tage später gab es bei den Wahlkämpfern der Partei lange Gesichter, als die Grünen noch hinter der frisch eingezogenen FDP mit 5,9% auf Platz 6 landeten.

Der gesellschaftliche Widerstand gegen eine Klimapolitik mit den höchsten Kosten droht das ganze Projekt Weltenrettung zum Rohrkrepierer zu machen. In der Klimaschutzbewegung herrscht eine eindimensionale Ausrichtung mit Scheuklappen. Die Grundbedürfnisse sollen möglichst verteuert werden um CO2-Neutralität zu erreichen. Auf den ersten Blick muss einem das unsinnig erscheinen, schließlich war es immer Ziel der Menschheit den umgekehrten Weg zu gehen. Das Scheitern ist in einem solchen Politikansatz mitangelegt. Die Grünen glauben, mit einer groß angelegten Prämie ließen sich die enormen Entzugseffekte sozialverträglich kompensieren. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie damit falsch liegen.

Im Musterland der Elektromobilität steigt die soziale Spaltung

In Norwegen, dem Musterland der Elektrifizierung der individuellen Mobilität, erheben zahlreiche Städte eine Citymaut. Die Abgabe ist in Ballungsräumen wie Oslo nach Emissionsgraden gestaffelt, Besitzer eines Benziners zahlen pro Tag zwischen 18 und 28 Norwegische Kronen (1,72 – 2,63 Euro). Bei drei Mautringen kann so eine Tagesein- und -ausfahrt schon ins Geld gehen. Das gilt jedoch nicht für Besitzer eines Elektrofahrzeugs, die im Schnitt nur 40% des Preises zahlen. Allerdings, auch in Norwegen sind Stromer hochpreisig und werden weit häufiger von den besser situierten Schichten gekauft, die sich nebenbei auch eine Wohnung im teuren Oslo leisten können. So wird die Besteuerung zum sozialen Problem, denn diejenigen mit schmalerem Portemonnaie müssen weit mehr für ihre Mobilität berappen und sind mehr darauf angewiesen.

Bei den letzten Regionalwahlen 2019 kam die Quittung für eine derartige soziale Selektion. Parteien links der Mitte, welche gegen die Maut aufbegehren, gewannen deutlich an Zustimmung, allerdings auch die Grüne Partei, die sich für eine weitere Erhöhung ausspricht. Die Lehre daraus: Klimapolitik treibt die soziale Spaltung einer Gesellschaft und damit die Radikalisierung.

Solar funktioniert in Spanien nicht

In Spanien soll im Rahmen des EU-Rettungspakets der Umbau der Industrielandschaft vorangetrieben werden. Mehr Elektroautos sollen in einem Land verkauft werden, dass wesentlich weniger dicht besiedelt ist als Deutschland und Großbritannien, die Armutsquote hoch und nur 10% der Bevölkerung sich eines dieser emissionslosen Geräte leisten kann. Die Automobilindustrie ist der zweitgrößte Wirtschaftszweig des Landes, ohne jedoch über eigene Hersteller zu verfügen. Die Iberer sind Werkbank der großen Automotivekonzerne. Die Angst ist verbreitet, dass die politisch vorangetriebene Neustrukturierung viele Spanier den Job kosten wird.

Im Maßnahmenkatalog der Regierung in Madrid steht eine 40%ige Förderung von Solaranlagen, die jedoch nur für 2021 und 2022 gelten soll. Langfristige Investitionsplanung sieht anders aus, zumal die Nutzung von Sonnenpanels hoch besteuert wird und sich sehr bürokratisch gestaltet. Mit den Subventionen aus Brüssels Kassen sollen die bisherigen Investitionshemmnisse kompensiert werden. Es ist ein klassischer Schildbürgerstreich. Statt einfach die Steuern zu senken und die Antrags- und Berichtsformulare zu verschlanken, wird ein Füllhorn ausgeschüttet.

Spanien hat heute mit die höchsten Strompreise in Europa. Ein Grund ist die CO2-Bepreisung durch das europäische EU Emissions Trading System (EU ETS), ein anderer der geringe Anteil von Solar. Dabei ist es mit der Bedachung nicht getan, die iberische Halbinsel ist sehr gebirgig, die Winde stark. Gestiegene Grundstückspreise machen Solarparks wirtschaftlich unrentabel.

Eine solch widersprüchliche Energiepolitik droht die Transfers aus der Gemeinschaft zu verstetigen und das unter eigentlich optimalen Bedingungen für die Energiegewinnung. Statt Panels auf Dächer könnte die Regierung Landschaftsflächen für Leasingnehmer freigeben, die dort Solarparks anlegen. Die Spanier sind einstweilen frustriert von einer Politik, die ihnen das Leben verteuert, die wirtschaftliche Existenz bedroht und Wasser erhitzt auf 100°C anbietet, das erst aufwendig zur Nutzung heruntergekühlt werden muss. Die konservative Partido Popular (PP) und die rechtspopulistische VOX sind in Umfragen die eindeutigen Gewinner der erratischen Politik.

Die Idee, den Klimaschutz möglichst teuer zu gestalten, ist politisch maximal unklug. Heißes Engagement ist noch keine Voraussetzung für gute Klimapolitik. An dieser Stelle müssen die Umweltökonomen übernehmen.

 

Im nächsten Teil lesen Sie, warum ein hoher CO2-Preis kein guter Indikator für Fortschritte beim Klimaschutz ist und der Ausstieg aus der Kohle zweimal bezahlt wird, warum grüne Politikvorstellungen die Republik in den Ruin treiben und wo Europa Vorbild ist.

{ 58 comments… add one }
  • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 18:30

    Auch wenn es nur empirisch gut bestätigte Allgemeinplätze sind – so was in Deutschland ausgerechnet von einem Lehrer (!) zu lesen, ist sehr selten und höchst begrüssenswert :-).

    Menschen verhalten sich nach ökonomischen Regeln. Wir können es auch anders ausdrücken und von Nützlichkeit sprechen, es meint das Gleiche.

    Was mich dabei immer amüsiert – die meisten Menschen würden das instinktiv, entschieden und empört bestreiten, obwohl sich im Verlauf eines längeren Gespräches (von den wenigen überzeugten Marxisten abgesehen) immer herausstellt, dass sie das Zitat für richtig halten. Und sich sowohl beruflich als auch privat danach verhalten.

    Insgesamt ist das Geschriebene „Common Sense“ in Deutschland. Der Hauptgrund dafür, warum ich mich nicht mehr von sozialistischen Alpträumen bedoht sehe, seitdem ich 30 bin (das hat sich erst mit dem Aufkommen der Woko Haram-Religion geändert, die ich der radikalen Linken zuschlagen muss und die fort den Neo-Marxismus und den Anti-Imperialismus als Leitreligion abgelöst hat).

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 18:40

      Vielen Dank! Aber zur Klarstellung: Stefan (Sasse) ist der Lehrer, ich bin Finanzchef im Top-Management mittelgroßer Unternehmen. Unsere unterschiedlichen Sozialisationen zeigen sich dann auch in unseren Artikeln.

      Dass es Common Sense ist, bezweifle ich. Dazu denken wir zu wenig marktwirtschaftlich in politischen Dingen. Klar, ich habe bewusst den Bezug zu alltäglichen Dingen des Lebens genommen. So fällt das Nicken leichter. 😉

      • Thorsten Haupts 31. Juli 2021, 21:51

        Die beiden Stefans machen mich ferdisch :-). Aber jetzt stimmt mein Weltbild wenigstens wieder, also alles gut.

        Mein Fehler und meine Bitte um Verzeihung an den Lehrer – das hat bestimmt wehgetan.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 22:10

          Kein Problem! 😉

          Ich sag‘ immer, ich arbeite für drei Kategorien von Arbeitgeber nicht: Staat, Gewerkschaften und subventionsabhängige Unternehmen. Ich bin wahrlich alles andere als ein Lehrer. 🙂 Obwohl, jungen Menschen etwas beibringen, liegt mir schon.

        • Stefan Sasse 1. August 2021, 07:21

          Nö, nur verwirrt 😉

    • Stefan Sasse 31. Juli 2021, 21:07

      Stefan ist doch kein Lehrer?

  • Juri Nello 31. Juli 2021, 18:37

    An sich ein aufschlussreiches Essay, wenn nicht so viele Ungereimtheiten im Text stehen würden. Das „unglaublich preiswerte“ Glas Wasser, dass einem der „Markt“ quasi überall dankenswerter Weise (auch bei den Temperaturen) nachwirft, zieht sich da wie ein roter Faden durch. 2 bis 6 € kostet das neutrale Nass, je nach Kaschemme und Marke (gerne auch noch teurer). Nimmt man zu den Wasserkosten noch die Abwasserkosten hinzu, ist nicht mal das Hahneburger besonders günstig. Der Markt könnte es tatsächlich günstig anbieten, er tut es aber nicht. Dieser Markt ist so abgesprochen, wie der Zementmarkt. Es handelt sich hierbei um ein Kartell. Ein betrügerisches Komplott zum Schaden der Verbraucher. Überhaupt stellen sich die wenigsten „Märkte“ so da, wie im Text, gemäß den dortigen Narrativen der BWL- und VWL-Lektüren der frühen 90er. Das sind Modelle des Idealen, die schon damals so wenig zutrafen, wie das Cobweb Theorem.
    Den restlichen Text werde ich sinngemäß noch aufdröseln, wenn es wieder etwas kühler ist.

    • Stefan Pietsch 31. Juli 2021, 18:46

      Das Gleichnis haben Sie falsch gelesen. Drehen Sie kurz den Wasserhahn auf. Was wird das volle Glas wohl kosten? Im Restaurant ist es schon teurer, man kann ja nicht einfach auf die Toilette rennen. Käme auch nicht gut.

      Zement ist ein absolut homogenes Produkt, die Margen deswegen kaum bis nicht vorhanden. In solchen Märkten ist die Versuchung da zur Kartellierung. Das gilt für die meisten Märkte nicht, wir haben hier eine völlige Überbesetzung durch die Globalisierung. Wie sollen da Preisabsprachen funktionieren? Allein für Ihre Urlaubsreise können Sie aus so vielen Anbietern auswählen, dass sie morgen noch nicht mit Zählen fertig sind.

      Und da ist die Wirklichkeit wie die Theorie des Marktes: Viele Anbieter, viele Nachfrager sind ein Polypol. Die Anbieter agieren als Preisnehmer, nicht Preissetzer.

      • Juri Nello 1. August 2021, 02:04

        Herr Pietsch, nennen sie mir bitte nur einen einzigen Markt in Deutschland, der nicht abgesprochen ist. Dann könnte ich einigen Passsagen des Textes sogar etwas Positives hinzufügen.

        • Stefan Pietsch 1. August 2021, 08:01

          Bitte: Druckmaschinenmarkt, Pharmalohnfertigung, Hotelerie, OTAs, RAs, Steuerberater, Architekturen, Großhandel, Landmaschinen. Ich könnte noch eine ganze Weile fortfahren. Ich habe in den Märkten an führender Position gearbeitet und kann bestätigen, es gibt keine Wettbewerbsabsprachen. So, anderes Thema.

          • Juri Nello 1. August 2021, 22:30

            Der Druckmaschinemarkt ist kein Markt. Schon seit 20 Jahren nicht mehr. Vielleicht noch in der Eifel und wo man sonst noch das Internet verpennt hat. Vielleicht noch struktureller Direktvertrieb für Türen & Fenster oder gar für Zeitschriften?
            Ich könnte noch ein ganze Weile so fort fahren, aber ich warte bis zum Abschluss Ihres Essays und werde dann eine gehörige Replik schreiben.

        • Thorsten Haupts 1. August 2021, 11:04

          Ich liefere gerne einige Dutzend weitere zu Stefan Pietschs, wenn Juri Nello mir seine Belege für „alle Marktpreise sind abgesprochen“ präsentiert. Sollte bei einer so weitreichenden behauptung doch ganz einfach sein?

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Juri Nello 1. August 2021, 22:41
            • Stefan Pietsch 1. August 2021, 22:55

              Ein Kartell wurde Anfang der 2000er durch das Bundeskartellamt aufgedeckt und dadurch beendet.

              Haben Sie den Satz verstanden? Steht ganz am Anfang Ihres Links. Und zurück zu Ihrer Behauptung, die Sie belegen wollten:
              Herr Pietsch, nennen sie mir bitte nur einen einzigen Markt in Deutschland, der nicht abgesprochen ist.

              Anscheinend gibt es nicht wenige Märkte, wo es keine Preisabsprachen gibt. Passt nicht zu Ihrer These.

              Überhaupt stellen sich die wenigsten „Märkte“ so da, wie im Text, gemäß den dortigen Narrativen der BWL- und VWL-Lektüren der frühen 90er. Das sind Modelle des Idealen, die schon damals so wenig zutrafen, wie das Cobweb Theorem.

              Sie selbst können gerade zwei Märkte (als Zahl: 2) nennen, die durch Oligopolstrukturen (siehe VWL-Lektüren) geprägt sind. Für „endlos fortsetzen, ist der Anfang ziemlich kurz geraten. In Ihren Links geht es aber nicht um Preisabsprachen, sondern die Ausnutzung eben dieser Oligopolstrukturen (was die Besonderheiten sind, bitte Nachlesen in den VWL-Lektüren). Aber die wenigsten Märkte sind Oligopole und es gibt in einer Marktwirtschaft die Gefahr der Vermachtung von Märkten. Genau dafür wurden Antitrustgesetze und Kartellbehörden geschaffen. Ist übrigens eine liberale Idee.

            • Thorsten Haupts 1. August 2021, 23:24

              Na toll. Die Links zu Wasser führen zu … lokalen Monopolen, also dem Gegenteil von Märkten. Das Zementkartell ist seit 2004 Geschichte. Und die letzte Linkserie führt zu einer kartellrechtliochen Untersuchung einer Strombörse, also genau nicht zu Wettbewerbsabsprachen zwischen Wettberwerbern.

              Wie erwartet ein Haufen ziemlich heisse Luft zu der Frage „Belegen Sie, dass alle Märkte Preisabsprachen haben“. Bin nicht überrascht.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

            • Erwin Gabriel 3. August 2021, 13:54

              Zu Zement:

              Es wurde direkt nach dem Krieg von den Aliierten vorgeschrieben, welche Qualität Zement haben muss; so entstand Standard-Zement zu einem Standard-Preis. Die ersten Absprachen, das erste Zement-Kartell wurden also hochoffiziell erzwungen.

              Preislich sieht es so aus, dass ein 25-kg-Sack mit Standard-Zement weniger kostet als eine Schachtel Zigaretten; dort herrscht ein übles Preisdumping wie bei Milch.

              • Stefan Sasse 3. August 2021, 14:39

                Diverse Monopole kommen aus der Zeit. Man denke nur an Tempo 😀

        • Erwin Gabriel 3. August 2021, 13:49

          @ Juri Nello 1. August 2021, 02:04

          … nennen sie mir bitte nur einen einzigen Markt in Deutschland, der nicht abgesprochen ist …

          Werbung und Anzeigen; Medien; weite Teile das Baugeschäfts.

  • Marc 31. Juli 2021, 23:49

    Bei Klimapolitik geht es um externe Kosten. Das sind Kosten, die durch das Wirtschaften entstehen, aber von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Wie wir jetzt alle schmerzlich und teuer erfahren, verursacht der Klimawandel enorme Schäden. Der freie Markt kommt dafür nicht auf. Warum eigentlich nicht? Seit 30 Jahren sind die Zusammenhänge bekannt, der freie Markt hatte genügend Zeit und Kapital, einen technologischen Wandel zu vollziehen. Er hat es bisher zu wenig gemacht und warum sollte sich das ändern?
    Er hätte sich ja auch selbst organisieren können und eine Klimaschadenversicherung in Leben rufen können, die Rücklagen bildet jetzt statt dem Staat tätig werden könnte. Zu alldem ist der freie Markt jedoch nicht fähig. Er hat eine andere Logik: Wenn externe Kosten freiwillig eingepreist werden, wird es Konkurrenten geben, die das umgehen, billiger anbieten können und dadurch die „richtig“ handelnden aus dem Markt werfen. Der freie Markt bestraft jeden, der ein Risikopolster aaufbaut. Die Marktmechanismen halfen beim Klimawandel bisher nicht und es gibt kaum einen Grund, weshalb sich das ändern sollte.
    Externe Kosten können nur über Marktregulierung bewältigt werden, so ist das auch bei den Kosten des Klimawandels.

    Zur sozialen Frage: Es ist wie bei der Pandemie. Natürlich verursacht der Klimawandel zusätzliche Kosten und zwingt zu ungeliebten Verhaltensänderungen. Aber wer sagt, das geht auch ohne, ist ein verdammter Lügner. So wie die Missachtung von Hygiene- und Lockdownmaßnahmen Tod, Leid und Kosten verursachen, so verursacht auch unser jetziger Lebensstil Tod, Leid und (externe) Kosten. Diese Realitätsverweigerung der Alles-kann-so-bleiben-Fraktion ist echt abstoßend.

    • Stefan Pietsch 1. August 2021, 08:23

      Bei Klimapolitik geht es um externe Kosten.

      Nein. Das ist das, was bei Linken immer hängen bleibt, um ihre kapitalismusablehnende Haltung ausleben zu können. Die Nutzung der Umwelt ist grundsätzlich kostenlos. Oder wann haben Sie zuletzt an die Kosten gedacht, die Sie durch unbedachtes Schwimmen in einem See an Schmerz den kleinen Fischen zufügten? Aus dem Biologieunterricht: Die Natur (zu der übrigens auch der Mensch gehört), besitzt ein hohes Maß sich zu regenerieren. Schlagen Sie einer Eidechse den Schwanz ab, wächst der nach. Funktioniert allerdings nicht bei allen Lebewesen.

      Was wir hier vorfinden und so natürlich finden, ist keine Natur. Dazu müssen Sie in den Dschungel. Wenn Sie in den Wald fahren, ist der von Menschen gepflegt, damit er für uns lebenswert ist. Nun weiß ich ja, dass Linke oft meinen, der Mensch stört nur und sollte von der Erde verschwinden. Ist aber eine Minderheitenmeinung, legen wir hier also weg.

      Arbeiten mit der Natur verursacht also zu einem Teil keine wirklichen Kosten, es ist sogar nützlich, des öfteren. Dafür wird allerdings auch niemand entschädigt. Würden Sie sich ernst nehmen, dürften Sie als Kind nicht einmal ein Lagerfeuer angezündet haben.

      Es kommt bei der Umweltnutzung auf das „Zu viel“ an. Sie können in ihrem Leben auch 100 Zigaretten rauchen (insgesamt!), und es wird Ihrer Lunge und Ihrem Herzen nichts anhaben. Dieses „Zu viel“ ist umso schneller erreicht, als es Menschen auf diesem Planeten gibt. So gehören China und Indien zu den drei größten CO2-Emittenten. Und es hat mit unserem Streben zu tun, dass wir es besser haben wollen. Das sind erstmal nicht Unternehmen, der Markt oder der Kapitalismus – sie sind Mittel zum Zweck. Wir als Menschen, als Individuum benötigen Umwelt(nutzung), um existieren zu können.

      Leider sind viele Linke heute so lebensverachtend, das nicht mehr wahrhaben zu wollen.

      • CitizenK 1. August 2021, 09:16

        „Linke“ mit diesen Naturaposteln gleichzusetzen, zeugt von einer veritablen Wahrnehmungsstörung. Lebensverachtend sind eher die Profit-Junkies, die Ihnen so imponieren.

        Naturnutzung war nur so lange kostenlos, wie noch genug Natur da war. Jetzt wird sie knapp: Trinkwasser, saubere Luft, Fischgründe.
        Welche Lösung bietet der Markt für die Vergiftung der Meere durch Plastikmüll?

        • Stefan Pietsch 1. August 2021, 12:21

          Tipp: Lesen Sie mal das grüne Wahlprogramm.

          Profit-Junkies? Was soll das sein? Fakt ist: Unternehmen, die keinen oder wenig Gewinn machen, machen auch keinen Spaß. Niemanden, vor allem nicht den Arbeitnehmern, die in solchen Unternehmen deutlich unterdurchschnittlich verdienen und weniger an der allgemeinen Einkommensentwicklung partizipieren. Ein Drittel der deutschen Unternehmen machen regelmäßig Verluste. Da braucht man ein Wirtstier und bei sehr großen Konzernen, nennen wir sie Lufthansa und Commerzbank, bietet sich dafür der Staat an. Also her mit den Profit-Junkies!

          Unternehmen wie Apple, Google, SAP arbeiten bei hohen Renditen wesentlich klimaschonender als z.B. Heidelberger Druck.

          Das Mittelmeer ist leergefischt, wie andere Meere auch. Obwohl die Menschen relativ wenig Fisch essen, bieten die Gewässer nicht ausreichend Nahrung für alle. Das Problem sind da doch kaum die Fischer, das Problem beginnt bei der hohen Weltbevölkerung und geht zu unseren Bedürfnissen nach Fleisch und Fisch. Wieso machen Sie dafür die Wirtschaft verantwortlich? Die beschafft, was die Menschen wünschen.

          Eine Alternative ist die Zucht. Die wird in großem Umfange betrieben. Z.B. in Spanien im Mar Menor, einer Bucht östlich von Cartagena. Als es 2018 zu großen Unwettern und Überschwemmungen kam, verendeten tausende Fische und trieben viele Spanier in die Armut.

          Von den 9 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren werden über 3,5 Millionen Tonnen von China verursacht, 3,2 Millionen Tonnen von Indonesien, 1,9 Millionen Tonnen von den Philippinen. Die USA sind gerade mit 0,11 Millionen Tonnen dabei, die EU praktisch nicht messbar. Ich denke, Ihr Bild ist da etwas anders. Aufklärung tut not.

          In Boston ist es gelungen, Fleisch im Labor zu züchten. Wenn es gelingt, das nur Marktreife zu bringen, wäre das eine Revolution für unsere Ernährung. Aber das kann der Staat nicht, dazu brauchen Sie Unternehmen.

          • CitizenK 1. August 2021, 18:36

            Ich fragte nach einer Lösung – Sie nennen nur Verursacher. Nicht einmal die Ursachen selbst.

            „…. in den Berichten der Meeresschutzorganisation Oceana: Der Plastikmüll allein aus den Verpackungen des Internethandels wiegt demnach, aufs Jahr zusammengerechnet, 900 Millionen Kilogramm. Der Anteil von Amazon macht, sagt Oceana, 211 Millionen Kilogramm jährlich aus. Jeff Bezos‘ Milliarden-Reichtum ist also mit einigen Millionen Tonnen Luftkissen, Folien und Schaumstoffchips gepolstert.“ (Heribert Prantl in seiner aktuellen Kolumne).

            Eine andere Art zu wirtschaften lehnen Sie und Ihre politischen Freunde ja vehement ab. Also her mit der marktwirtschaftlichen Lösung dieses Riesen-Problems.

            • Stefan Pietsch 1. August 2021, 19:16

              Sie fragen nicht. Zuletzt haben Sie etwas geschrieben, das man als Rhetorik oder Provokation sehen kann. Nach der Tonlage vorher war es schwer als ernstgemeinte Frage zu identifizieren.

              Was Sie scheinbar nicht verstehen, obwohl die Zahlen eindeutig sind: Das Problem des Plastiks entsteht in Asien, dort vor allem unter der Herrschaft von Regimen, die einer demokratischen Kontrolle und der internationalen Abstimmung entzogen sind. Anscheinend hat der Markt hier das Problem ganz ordentlich gelöst.

              Der Markt ist das ideale Instrument, eine gestellte Aufgabe effizient zu lösen. Das heißt, zu den geringstmöglichen Kosten. Es ist schon deswegen ideal, weil es das selbstverständliche Denken und Handeln der Menschen abbildet und einfach zu verstehen ist. Das ist eine der Vorteile gegenüber großen Planentwürfen.

          • Stefan Sasse 1. August 2021, 19:52

            Wie du schon richtig feststellst ist die Wirtschaft nicht schuld, sondern die mangelnde Selbstkontrolle der Menschheit. Das ist übrigens exakt der Grund, warum es Staaten und Regulierungen braucht.

            • Stefan Pietsch 1. August 2021, 20:20

              Nun, ich bin Neoliberaler. Ich habe nichts gegen staatliche Regulierungen. Ich habe sehr viel dagegen, dass der Staat mitspielen will.

          • CitizenK 1. August 2021, 20:56

            „Das Problem … geht zu unseren Bedürfnissen nach Fleisch und Fisch. Wieso machen Sie dafür die Wirtschaft verantwortlich? Die beschafft, was die Menschen wünschen.“

            Die Wünsche – verstärkt bzw. „geweckt“ durch die real existierende „Wirtschaft“ sind ja eine Ursache des Problems. Aber was ist mit dem Bedürfnis nach einer gesunden und lebenswerten Umwelt? Beschafft die Wirtschaft auch die? Eine andere Art zu wirtschaften lehnen Sie und Ihre politischen Freunde ja ab.

            Plastikmüll: Ich fragte nach der Lösung, Sie nennen nur Verursacher – nicht die Ursache. Sie fordern doch sonst immer: Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen. Hier: Annehmlichkeit gegen Umwelt.

            Natürlich „brauchen wir Unternehmen“ – der Staat braucht die schon immer: Straßen und Schulen und Brücken undKläranlagen baut er ja nicht selbst. Die Mega-Probleme, die vor uns liegen, können sie nach der Marktlogik (Gewinnerzielung) nicht lösen. Ohne eine Veränderung der Lebens- und Wirtschaftsweise wird es nicht gehen: Recycling im großen Maßstab, Reparaturfreundlichkeit, Einsparung und Ersatz von Plastikverpackung, . austauschbare Akkus in Handys (im Programm von VOLT).

            P.S. „The Ocean Cleanup“ wurde nicht von Bezos oder Musk gegründet, sondern von einem abgebrochenen (!) Studenten.

            • Stefan Pietsch 1. August 2021, 22:46

              Wenn die Menschen weniger Bedarf an Fleisch und Fisch haben, wird man sich darauf einstellen. McDonalds muss auch damit zu Rande kommen, dass ihre Burger unbeliebter geworden sind.

              Ich schüttel vor dem Rechner so oft den Kopf über Ihr Wirtschaftsverständnis. Unternehmer im engen Sinne nach Schumpeter kommen nicht aus den Bereichen, die Ihnen in diesem Kommentar als erstes eingefallen sind. Bauen ist nicht sonderlich innovativ, sondern ein sehr konservativer Markt. Schumpeter stellte konservative Unternehmer ans Ende der Rangliste.

              Im Pandemiejahr 2020 ist der globale CO2-Ausstoss um 6,5% zurückgegangen. Zur Erreichung des Pariser Klimaziels wären jedoch 7,6% notwendig gewesen. So viel Verzicht und so wenig Ertrag. Nur damit Sie ein grobes Bild bekommen, welche absurden Anstrengungen mit einer „veränderten Lebens- und Wirtschaftsweise“ einhergehen. Wer sich diese Zahlen ansieht und registriert hat, wie die Menschen weltweit unter den Lockdowns geächzt haben, kann diesen Weg abschreiben. Total. Er ist nicht durchsetzbar und ein bisschen bringt fast Null Beitrag. Typisch links: Kräfte verpulvern für sinnlose Maßnahmen ohne Strategie.

              Ich empfehle nach China und Indonesien zu gehen, um sich effektiv mit dem Problem des Plastikmülls zu befassen. Heute kamen Sie und Stefan mit dem gleichen Ansatz: wenn wir nur bei einem sehr kleinen Ausschnitt das Problem lösen, haben wir es global gelöst. Tja, die anderen werden sich ja schon an uns ein Vorbild nehmen! So wie bei Kündigungsschutz, Betriebsverfassungsgesetz, Atomausstieg, Kohleausstieg und Förderung der Erneuerbaren Energien. Mann, waren wir schon Vorbild auf dieser Welt!

              Sie wollen die Welt retten und beschäftigen sich mit Reparaturfreundlichkeit? So geht mit kleiner Münze…

              P.S.: Wo in China ist gerade ein Sack Reis umgefallen?

              • CitizenK 2. August 2021, 10:05

                Zu Schumpeters Zeit spielten die globalen externen Effekte noch lange keine Rolle. Ob er wenigstens Pigou gelesen hat?
                Die Guru-Rolle, die Sie ihm zuschreiben, hätte er mit Sicherheit nicht gewollt.

                • Stefan Pietsch 2. August 2021, 10:56

                  Des Öfteren frage ich mich, ob Sie Ihren vorherigen Kommentar noch präsent haben, auf den ich schließlich antworte. Sie haben gesagt, dass der Staat Unternehmer zur Ausführung benötige und nannten dafür die Bauwirtschaft. Gesättigte Märkte und konservative Unternehmer waren aber nicht das Ideal von Schumpeter (meine Aussage). Das hat also nichts mit Globalisierung und „globalen Effekten“ zu tun, sondern nur, was für Sie Unternehmer sind – schließlich hatten Sie mit einem Anwurf an mich begonnen.

                  Wer hat Ihrer Ansicht nach die Guru-Rolle – Pigou (auf den folgt die Formulierung) oder Schumpeter? Zur Erinnerung: Ich hatte 2020 Pigou in die Debatte eingeführt (der Name ist zuvor nie in diesem Forum gefallen), habe allerdings auch auf die Probleme hingewiesen:

                  Anhänger von Lenkungssteuern akzeptieren implizit ein gewisses Maß an Umweltverschmutzung, so die Konsumenten nur dafür zahlen. Schließlich verzichten Verbraucher auch nicht auf den Kauf aller möglichen Konsumartikel, nur weil diese einen Preis haben. Auch Umweltsteuern haben nicht das Ziel, Umweltschädigung ganz zu vermeiden, sondern nur Anbieter und Nachfrager anzuregen, über Alternativen nachzudenken, so sie denn billiger sind als die Entrichtung der Steuer.

                  Umweltsteuern sind häufig sehr populär, bieten sie doch sowohl dem Staat wie auch Käufern Vorteile. Dem einen verschaffen sie dauerhafte, zuverlässige Einnahmen, den anderen ein gutes Gewissen. Dieser Deal ist an Bedingungen geknüpft, an die sich beide Seiten meist gehalten haben. Die Steuer ist nicht spürbar hoch und wird dem Bürger durch andere Annehmlichkeiten kompensiert.

                  Die großen Löcher in Pigous Ansatz bringen nämlich den eigentlichen Umweltgedanken zu möglichst niedrigen gesellschaftlichen Opportunitätskosten völlig zum Einsturz. Das erste Problem besteht in der Zumessung der externen Kosten, die mit der Umweltschädigung einhergehen. Fast immer sind es nur äußerst grobe Schätzungen, die je nach Interessenlage differieren. Dem Staat, zumal dem demokratisch organisierten, ist es unmöglich, einen objektiven Preis für die Umweltnutzung zu bestimmen.

                  Es gibt aktuelle Beispiele, wie schadhaft der Staat gegen Umweltbelastungen interveniert, wenn es anderen Interessen dient. Deswegen muss dem Staat der unmittelbare Zugriff auf die Umweltsteuern entzogen werden. Mehr dazu in der Fortsetzung.

              • Erwin Gabriel 3. August 2021, 14:03

                @ Stefan Pietsch 1. August 2021, 22:46

                Tja, die anderen werden sich ja schon an uns ein Vorbild nehmen! So wie bei Kündigungsschutz, Betriebsverfassungsgesetz, Atomausstieg, Kohleausstieg und Förderung der Erneuerbaren Energien. Mann, waren wir schon Vorbild auf dieser Welt!

                Zustimmung.

                „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ – für mich immer wieder überraschend, welche Gruppen den preussisch-wilhelminischen Denkmodellen folgen. Der elitäre Anspruch ist derselbe, nur dass man nicht mehr mit der Reichsflotte und der Kavallerie kolonialisieren will, sondern mit Wunschvorstellungen.

          • cimourdain 2. August 2021, 00:17

            Sie sollten den Welthandel beim Plastikmüll nicht übersehen.
            Deutschland produziert 5,2 Millionen t Plastikmüll, davon werden ca. 800.000 t recycelt (meist downcycelt); 740.000 t werden offiziell exportiert (+ Schwarzmarktexporte, die nicht erfasst werden, ein Gutteil davon (ca. 25-30%) in südostasiatische Länder .
            Die USA sind weltweit größter Exporteur von Plastikmüll. Das Basler Übereinkommen zur Kontrolle von Abfallexporten wurde von fast allen Staaten sowie der EU ratifiziert. Nicht dabei sind die USA.
            Aufklärung tut wahrhaft not.

            • Stefan Pietsch 2. August 2021, 00:32

              Es sind 6,3 Millionen Tonnen (warum unterschlagen Sie 1,1 Millionen Tonnen?) und damit nicht einmal 1 Promille des weltweiten Kunststoffmülls. Pro Kopf ist damit das Verhältnis exzellent, wenn man bei Müll von Exzellenz sprechen kann. Da hilft das Hantieren mit Exportquoten auch nicht viel, denn das ist nicht das Problem. Wie überhaupt – hier liegt nicht das globale Problem, sind wir uns da einig? Dann munkeln Sie noch von Schwarzmarkexporten, die natürlich im wenig kontrollierten Deutschland besonders hoch, in Südostasien aber niedrig sind. Habe ich das so richtig? 😉

              Soviel zum Thema Aufklärung.

              • cimourdain 2. August 2021, 06:57

                Stimmt, meine Zahl war von 2017. (Ihre von 2019, mal sehen wie der COVID-Boom die Müllproduktion noch weiter hochtreibt).
                Und ja, es gibt illegale Müllentsorgung im regulierten und überwachten Deutschland, ob Deponie
                https://muellrausch.de/2020/05/03/tongruben-moeckern-und-vehlitz-haftstrafen-und-letzte-worte-in-einem-der-groessten-umweltstrafverfahren/
                oder Export (in östliche und südöstliche Länder)
                https://www.pnn.de/brandenburg/minderwertige-gemische-werden-entsorgt-illegale-muelltransporte-nach-polen-boomen-weiter/25555764.html

                • Stefan Sasse 2. August 2021, 07:21

                  Ich glaube es steht außer Frage dass wir nicht die Hauptverschmutzer der Welt sind, und ebenso außer Frage, dass wir unseren Teil leisten müssen. Und daran gut verdienen können.

                  • Stefan Pietsch 2. August 2021, 11:13

                    Jetzt verniedlichst Du Deine und die Interventionen von CitizenK wie cimourdain.

                    Weißt Du wie viel 0,9 Promille ist? Beim Alkoholpegel schon ordentlich, aber in den meisten Bereichen bedeutet es: nicht wahrnehmbar. Und das ist der Punkt in den Debatten mit Grünen wie Linken über globale Umweltthemen. Ihr diskutiert wie im Kaninchenzüchterverein, die Größe des Problems nicht wahrnehmend.

                    Dabei ist Eure Argumentationslinie so opportunistisch. Es ist CitizenK zu verdanken, dies mit der unbedachten Einführung des globalen Müllproblems angestoßen zu haben. Obwohl Deutschland bei den CO2-Emissionen mit 1,7% einen unbedeutenden Anteil verzeichnet, habt Ihr stets darauf verwiesen, dass unser angeblich hoher Pro-Kopf-Ausstoß Deutschland in eine Vorreiterrolle zwingen würde. Beim globalen Müllproblem spielt das allerdings plötzlich keine Rolle mehr, da ist der Anteil der Deutschen am Plastikmüllabkommen im kaum wahrnehmbaren Promillebereich, während er in Schwellenländern außerordentlich hoch ist. Damit zerfällt aber die Glaubwürdigkeit der Argumentation in Bezug auf die Klimaschutzdebatte.

                    Ein weiteres Argument von Euch lautet, Deutschland müsse Vorbild sein, damit andere mitziehen. Mir fällt kein Beispiel ein, wo Deutschland in den letzten 40 Jahren Vorbild war. Nicht in der Arbeitsmarkt-, nicht in der Sozial-, nicht in der Steuer-, nicht in der Umweltpolitik und schon gar nicht – brandaktuell – in der Bekämpfung der Coronapandemie. Es ist umgekehrt: viele Länder der Welt zeigen uns, wie man Probleme sinnvoll und effizient angeht und löst. Wieso sollte als die Vorbildfunktion Deutschlands beim Klimaschutz funktionieren? Wieso sollten wir plötzlich Vorbild sein können? Stefan, das ist reine Ideologie des grünen Lagers.

                    Deutschland hat wie die gesamte westliche Welt in der letzten 20 Jahren seinen Plastikmüll enorm reduziert. Andere Länder taten das nicht, die Bestrebungen der alten Industrieländer waren ihnen völlig egal. Doch wenn wir nicht einmal die Philippinen und Indonesien beeindrucken und beeinflussen können, die in der Weltpolitik eine drittrangige Rolle spielen, wieso sollte uns das mit unserer nationalistischen Umweltpolitik beim Klimaschutz gelingen können? Das ist nicht nur naiv, das ist im schlimmsten ideologisch.

                • Stefan Pietsch 2. August 2021, 11:17

                  Und ja, es gibt illegale Müllentsorgung im regulierten und überwachten Deutschland, ob Deponie

                  Das war nicht mein Punkt. Sie implizieren, dass dies für Deutschland gelten würde, andernorts aber alles gemessen würde. Denn nur dann hätte es ja Relevanz für die relativen Anteile. Wenn Sie das aber nicht meinen, können wir getrost die Spekulation über illegale Müllentsorgung weglassen. Es ist allein bedeutsam, dass es sich um Straftaten handelt, die verfolgt werden müssen. Für statistische und vergleichende Zwecke können wir es getrost ignorieren.

      • Marc 1. August 2021, 17:08

        Was wir hier vorfinden und so natürlich finden, ist keine Natur.

        Sie wollen mir erzählen, weil die Banane aus dem Supermarkt kommt, ist eine Banane nicht natürlich? Weil ein Auto CO2 ausstößt, ist die Luft nicht mehr natürlich? Ist das ihre Logik, ist es das, was sie mir sagen wollen? Gut, aber ich muss sie dann nicht mehr ernst nehmen.

        Es kommt bei der Umweltnutzung auf das „Zu viel“ an.

        Echt, Sherlock? Wow, ich habe da mal was schon vor über 30 Jahren gehört, dass wir zu viel Ressourcen verbrauchen.

        So gehören China und Indien zu den drei größten CO2-Emittenten. Und es hat mit unserem Streben zu tun, dass wir es besser haben wollen.

        Wenn man pro Kopf betrachtet, sieht man, dass das Potential bei uns weitaus größer ist.

        • Stefan Pietsch 1. August 2021, 17:14

          Gehen Sie mal wieder raus. In ihrem Wald („Natur“) werden Sie wenig antreffen, was nicht vom Menschen (mit-) gestaltet ist. Das gilt übrigens selbst in der Atacama.

          Das Klima interessiert pro Kopf nicht. Das interessiert nur Menge (gesamt). Die Deutschen sind so unbedeutend, dass es kaum juckt.

          P.S.: Ihr Kommentar war wenig gehaltvoll, dafür aber mit einer ganzen Portion Disrespekt. Einfach mal umdrehen, sonst machen wir hier Schluss.

          • Stefan Sasse 1. August 2021, 19:53

            Die Deutschen sind für 4% der weltweiten Emissionen direkt und für einen weiteren Anteil indirekt verantwortlich. Das juckt gehörig.

            • Stefan Pietsch 1. August 2021, 20:18

              Falsch. Sie stellen 1% der Weltbevölkerung und sind für 1,7% der globalen Emissionen verantwortlich – 0,64 von 36,4 Milliarden Tonnen, Tendenz deutlich fallend. Du hast ein völlig überzeichnetes Bild im Kopf. 644 Millionen Tonnen – das ist im Weltmaßstab praktisch gar nichts.

              Wenn wir hier aufwendig mit CO2-produzierte Maschinen bauen – dann sind diese Emissionen doch dem Ausland, vorrangig Schwellenländern zuzurechnen, verstehe ich Dich da richtig? Deutschland hat übrigens einen sehr hohen Exportüberschuss. Vorsicht mit Argumentationen, die in der Hand detonieren.

            • Thorsten Haupts 1. August 2021, 21:36

              Ich liefer nur den seriösen Link nach:

              https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/co2-ausstoss-der-laender/

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Thorsten Haupts 1. August 2021, 21:39

                Brüller aus dem verlinkten Artikel:

                technische Wege aus der Klimakrise aufzuzeigen, denen andere Länder folgen werden.

                Wo und wann habe ich diesen Grössenwahn schon mal gehört? Ach richtig – Atomausstieg und „Energiewende“. Den wahnsinnig teuren Unsinn hat übrigens niemand nachgeahmt – gut für die Nicht-Nachahmer.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Marc 2. August 2021, 10:49

                  Ich habe das so in Bezug auf den Atomausstieg nicht gehört. Egal, denn es ist ja auch ein Vergleich von Äpfel und Birnen, da kann ja nur Mus raus kommen.

                  Bei einer Großanlage wie einem Atomkraftwerk sind die Baukosten ein heftiger Kostentreiber. Wenn er nach der Abschreibung weg fällt, kann natürlich günstig produziert werden. Es gibt keinen ökonomischen Anreiz für einen Atomausstieg.

                  Technische Lösungen für die Energiewende sind vielfach günstiger als fossile Energieerzeugung und zudem unabhängig von meist externen fossilen Ressourcen. Das Problem des nicht statt finden Umstiegs ist ein anderer: Die Steuerung der Energie- Produktion, die ja durch die Natur erfolgt. Wenn es dafür Lösungen gibt, z.B. in Form günstiger Speichertechnologien, gibt es einen ökonomischen Anreiz für die Energiewende.

                  • Erwin Gabriel 3. August 2021, 13:47

                    @ Marc 2. August 2021, 10:49

                    Wenn es dafür Lösungen gibt, z.B. in Form günstiger Speichertechnologien, gibt es einen ökonomischen Anreiz für die Energiewende.

                    Dann … ja

                • CitizenK 2. August 2021, 22:45
  • Kning4711 1. August 2021, 08:40

    Antwort: Falsche Regulierungsmechanismen.
    Es gibt momentan noch viel zu einfache Wege, dass CO2 schädliche Produktion externalisiert werden kann. Ich habe jetzt auch keine Lösung für das Problem, aber hier sehe ich Ansatzpunkte die EU weit funktionieren können. Die bloße Fixierung auf Preis hat zu einem Race to the Bottom betreffend Umweltstandards, Arbeitsbedingungen und Qualität geführt. Zwar interessieren sich immer mehr Konsumenten für die Arbeitsbedingungen und Herkunft von Produkten, aber gemessen am Gesamtmarkt sind es noch zu wenige um echten Impakt zu erzielen – wobei es ja schon in die richtige Richtung geht.

    Ich bin bei Herrn Pietsch, wenn er sagt, dass wir für Klimaschutz Zustimmung erzeugen müssen, wenn er gesellschaftlich breit getragen werden soll und er auch bezahlbar sein muss. Ansonsten wird er nämlich einfach abgewählt. Die magische Frage ist ja gerade wie ich Tempo beim Klimaschutz und gleichzeitig die breiten Massen nicht verliere.

    Bei einem Punkt stimme ich Herrn Pietsch allerdings nicht zu. Wir haben vieles nur eben keine Zeit mehr. Selbstverschuldet haben wir Zeit verschwendet die nun mit einschneidenden Massnahmen zurückgekauft werden muss. Umso wichtiger ist nun, dass die Massnahmen sitzen.

    • CitizenK 1. August 2021, 09:09

      Bisher konnten wir in Deutschland/Europa die Folgen noch in die armen Länder der Dritten Welt auslagern: Gerbereien, Elektroschrott, Schiffswracks, Giftmüll. Das kommt an sein Ende, einige Länder nehmen schon jetzt nichts mehr an.

      Wenn die Folgen drastisch spürbar werden, kann es allerdings auch sein, dass die gewählt werden, die eine schnelle Lösung versprechen. Öko-Diktatur auf andere Art.

      • Kning4711 1. August 2021, 10:28

        Exakt meine Sorge – TINA regiert und wir bekommen klimapolitischen Aktionismus, der zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht ist.

        Folge:
        Soziale Spaltung, Poltikverdrossenheit und unzureichende Klimaschutzmassnahmen…

      • Erwin Gabriel 3. August 2021, 13:44

        @ CitizenK 1. August 2021, 09:09

        Bisher konnten wir in Deutschland/Europa die Folgen noch in die armen Länder der Dritten Welt auslagern: Gerbereien, Elektroschrott, Schiffswracks, Giftmüll. Das kommt an sein Ende, einige Länder nehmen schon jetzt nichts mehr an.

        Wenn die Folgen drastisch spürbar werden, kann es allerdings auch sein, dass die gewählt werden, die eine schnelle Lösung versprechen. Öko-Diktatur auf andere Art.

        Mag sein, dass die Liberalen denken, dass sie sich alles kaufen können, dass „etwas mehr Umwelt“ nur ein Synonym für einen „etwas höheren Preis“ ist. Es sind die Grünen und Linken, die aus der Atomkraft wollen und die norddeutschen Flächen mit Produktionsmitteln für erneuerbare Energien überziehen, aber Stromtrassen in den Süden verhindern, wo die erzeugte Energie gebraucht wird – typisch „wasch mich, aber mach mich nicht nass“.

        Wer hier Deponien verhindert, fördert den Transport von Müll in die dritte Welt. Könnte man HIER ein Geschäftsmodell daraus machen, würden diese Probleme HIER gelöst.

        • Stefan Sasse 3. August 2021, 14:38

          Korrekt. Der Export von Müll gehört zu den vielen Externalisierungen von Kosten, die wir betreiben.

          • Sebastian 4. August 2021, 10:13

            Inwiefern handelt es sich denn hier um „Güterexport“? Bezahlen deutsche Kommunen oder Unternehmen ausländische Abnehmer, damit die für uns unseren Müll „entsorgen“, oder bezahlen die ausländischen Abnehmer deutsche Kommunen oder Unternehmen dafür, dass sie unseren Müll „verwerten“ dürfen?

            • Stefan Sasse 4. August 2021, 14:23

              Weder noch. Wir bezahlen Dritte-Welt-Länder dafür, ihr Land mit unserem Müll vollzuwerfen und ihren eigenen Boden zu vergiften. Hast du mal geschaut wie die „Verwertung“ unseres Mülls in diesen Ländern aussieht?

    • Stefan Pietsch 1. August 2021, 12:03

      Ich werde das noch vertiefen. Einstweilen habe ich mich in den vielen Sätzen mit einem begnügt:

      Wer Schnelligkeit will, muss auf bereits bekannte und erprobte Instrumente setzen.

      Und damit ist nicht ein Dauer-Lockdown gemeint, nur zur Klarstellung.

    • Erwin Gabriel 3. August 2021, 13:45

      @ Kning4711

      Zustimmung, auch zum letzten Punkt

  • Juri Nello 1. August 2021, 22:16

    „Die Idee, den Klimaschutz möglichst teuer zu gestalten, ist politisch maximal unklug.“
    Das ist der Markt dabei. Klimaschutz als Geschäftsmodell. Was Besseres fällt Deutschen nun mal nicht ein. Die Natur vermeldet: „Ich bin kein Geschäftsmodell!“ und tötet dann alle Beteiligten.
    Das ist wie mit Nietzsche und Gott.
    Schon in den 80ern hieß es: „Wir erhöhen den Spritpreis auf 5 Mark!“ Hätten sie es mal gemacht! Für den Manta hätten sie nicht gehungert. Für das SUV schon.

    „Nehmen wir das Elektroauto als Beispiel. Bis heute kann man nicht behaupten, dass der Besitz eines Stromers der Wunschtraum der meisten Mobilisten sei.“

    Nein. Es ist der feuchte Traum der Strommagnaten. Jede Carrerabahn kann schon in Kindertagen demonstrieren, dass Elektromobilität nicht das Ding sein kann. Newton & So. Der Kabarettist HG Butzko hatte da mal ein Special dazu. Warum hat man nicht nach Alternativen geforscht? Das regelt halt der Markt – und da klappt nix ohne Geld von Vater:in Staat!
    Das kommt jetzt indes zügig geflossen, RWE und Vattenfall und ihre Strombörse freuen sich sogar so sehr, dass sie (obwohl der Strom billiger sein könnte, als Wasser, da er noch reichlicher in Deutschland vorhanden ist) mal die Preise kräftig erhöhen, obwohl das Gut nicht knapp ist.

    „Im Maßnahmenkatalog der Regierung in Madrid steht eine 40%ige Förderung von Solaranlagen, die jedoch nur für 2021 und 2022 gelten soll.“

    Klingt nach einem Plan von Peter Altmaier. Zum Glück hat es den hier nie gegeben!

    Insgesamt sehe ich das Essay inzwischen so kritisch, dass ich einen Anti-Artikel schrieben werde: „Warum es mit dem Markt noch teurer wird!“

    Es hat ja auch seinen Grund, warum Andi Scheuer nun auch die deutsche Klima-Taskforce sein wird.

    Worauf will das Essay eigentlich hinaus? Weder werden die Grünen an die Macht kommen, noch wird sich etwas Wesentliches an der Politik ändern. Das gibt das deutsche System nicht her. Es wird (wie immer) gemäß der Aufmerksamkeitsökonomie gehandelt: Sau, Dorf, Geld. Und plötzlich ist nix mehr da und dann ist aber auch die nächste Sau schon da und die alte Sau gerät in Vergessenheit.

    • Stefan Pietsch 1. August 2021, 22:31

      Der Sinn einer Serie ist, dass erst alle Teile in ihrer Gesamtheit eben auch das gesamte Bild ergeben und eine gute Komposition derart funktioniert, den Höhepunkt ans Ende zu setzen und nicht an den Anfang.

      Ansonsten wäre es hilfreich, wenn Ihre Kommentare systematischer wären, weniger unterdrückte Wut auf die Politik im besonderen und „die Mächtigen“ im Allgemeinen enthielten. Außerdem heißt Diskussion Austausch. Sie sind noch Belege schuldig, dass alle Märkte gelenkt seien (oder so ähnlich).

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