Staatsferne gegrundsicherte Rechte reformieren mit KI die Bundesrepublik – Vermischtes 21.10.2025

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) Haltet euch raus! Ein Plädoyer für die Rückkehr zur Staatsferne

Peer Schader kritisiert die ritualisierte Klage über einen „Linksdrall“ von ARD/ZDF, die Politiker wie Markus Söder seit Jahren ohne belastbare Belege wiederholen. Eine Mainzer Studie findet zwar liberal-progressive Tendenzen, aber keine besondere Einseitigkeit gegenüber anderen Medien. Am Fall der Moderatorin Julia Ruhs zeigt Schader, wie parteipolitische Akteure inzwischen offen in redaktionelle Personalfragen und Finanzierungsdebatten eingreifen: Von Spahn bis Söder hagelte es Wertungen; CDU-Generalsekretär Linnemann forderte sogar, den Rundfunkbeitrag einzufrieren. Schader erinnert an die verfassungsrechtlich gebotene Staatsferne: Politik darf den Auftrag abstrakt definieren, aber weder Programm noch Personal beeinflussen – und Finanzierung nicht als Programmlenkung missbrauchen (ständige Rechtsprechung des BVerfG). Die aktuelle Kampagnenlogik erzeuge genau das Problem, das sie behauptet: Abhängigkeit. Sein Plädoyer: klare Reformen ja, aber Hände weg von Redaktion und Beitrag – sonst wird demokratische Meinungsbildung beschädigt. (Peer Schader, DWDL.de)

Schader eröffnet hier eine wertvolle Perspektive, denn tatsächlich bestätigt sich hier einmal mehr, was ich immer sage: niemand will einen neutralen Rundfunk, sondern immer einen, der den eigenen Präferenzen genügt. Gerade das Gerede von „Neutralität“ ist ein wohlfeiles, denn Neutralität im Sinne eines sich nicht Festlegens ist ja auch keine Neutralität im Sinne eines nicht einer Seite von Nutzen sein: von Neutralität profitiert immer eine Seite mehr als die andere. Aber darum geht es an dieser Stelle ja gar nicht, denn der Sturm der Kritik aus dem rechten Lager forderte ja eben KEINE Neutralität, sondern wenn überhaupt eine Ausgewogenheit. Aber auch hier ist schwer vorstellbar, dass sich diese Kritik erheben würde, wenn es einen Einschlag zugunsten konservativer Programme geben würde. Letztendlich bleibt es dabei, dass die massive Kritik an den ÖRR in keinem Verhältnis zur Realität steht; wie Stefan Niggemeier bei Übermedien feststellt, wird hier geradezu offen gelogen, um die eigene Position aufrechtzuerhalten. Man fragt sich auch, was genau der Effekt dieser angeblich rot-rot-grünen Mediendominanz sein soll: Wahlerfolge kann man diesem Lager nicht eben bescheinigen, und bei allen wichtigen Themen hat sich die öffentliche Meinung nach rechts verschoben. Es bestätigt eben auch einmal mehr meine These vom politischen Stühlerücken.

2) Na bitte, da geht noch – was?

Dieter Schnaas bewertet die Einigung von CDU und SPD auf eine „neue Grundsicherung“ als symbolischen, aber wichtigen Schritt zur Rückkehr zu „gesundem Menschenverstand“ in der Sozialpolitik. Er beschreibt, dass Friedrich Merz’ großspurige Ankündigungen von milliardenschweren Einsparungen sich am Ende auf ein Reförmchen reduziert hätten, das jedoch geeignet sei, den öffentlichen Kulturkampf der Union gegen das „Bürgergeld“ zu beenden. Die Reform solle vor allem jene sanktionieren, die Arbeit oder Maßnahmen wiederholt verweigerten, während für Härtefälle Ausnahmen vorgesehen seien. Schnaas betont, dass das Gesetz weniger die Realität der meisten arbeitenden Deutschen verändern werde, sondern vor allem ein politisches Signal sende – an Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortung. Gleichzeitig kritisiert er die Oppositionsrhetorik von AfD, Linken und Grünen als überzogen und inhaltsleer. Er sieht in der Reform eine Chance, dass SPD und Union sich auf ihre traditionellen Stärken besinnen: die SPD als Partei der Arbeit, die Union als integrative Volkspartei mit Zukunftsblick. (Dieter Schnaas, WirtschaftsWoche)

Ich stimme Schnaas völlig zu. Die Reform des Bürgergelds zur Grundsicherung ist weitgehend Symbolpolitik, aber es ist in meinen Augen politisch nachvollziehbare Symbolpolitik. Exemplarisch kann dazu der Kommentar von Nikolaus Blome „Schluss mit links“ herhalten, der eine ideologisch gefärbtere Variante von Schnaas‘ Argument aufbringt: Es geht nicht um den Gegenstand per se, sondern um das Signal. Fatina Keilani bietet davon den Welt-typisch radikalisierten Zuschnitt („„Knallhart“? Nein, das ist nur ein Reförmchen„), der ebenfalls völlig der Sachebene enthoben vor allem kritisiert, dass der Umschwung nach Rechts nicht weit genug geht – ebenfalls ein typischer Effekt des von mir beschriebenen Effekts, dass man immer mehr will, wenn die eigene Seite im Aufwind ist. Darüber geht völlig unter, dass hier wieder einmal ein typischer Merz-CDU-Effekt eingetreten ist: im Wahlkampf wurde noch versprochen, dass man spielend leicht mehrere Milliarden einsparen könnte. Konfrontiert mit der Realität schmolz dieser Betrag immer weiter; inzwischen sind wir bei der Einsparung von rund 86 Millionen angekommen. Kein Wunder; die angebliche Epidemie der Leistungsverweigerung ist eben ein absolutes Nischenphänomen. Aber die Realität spielt keine Rolle, es geht um das Symbol. Und dieses können die Konservativen durchaus als Sieg für sich feiern und sich im Einklang mit der breiten Mehrheitsmeinung sehen; ein Wunder hat die SPD selbst nur symbolischen Widerstand geleistet. Wie Schnaas schreibt, für die arbeitende Bevölkerung ändert sich ohnehin gar nichts. Und beim Rest wird das konservative Bedürfnis nach Strafen befriedigt.

3) Feindbild „rechts“

Peter Hoeres argumentiert, dass der in Deutschland geführte „Kampf gegen Rechts“ zur gesellschaftlichen Spaltung beitrage, weil er konservative Positionen pauschal delegitimiere und rund ein Drittel der Bevölkerung sozial ausgrenze. Der Begriff „rechts“ sei historisch und anthropologisch tief verankert und ursprünglich positiv konnotiert gewesen, bevor er seit der Französischen Revolution und später in der Bundesrepublik zunehmend negativ besetzt wurde. Hoeres erinnert daran, dass sich der Nationalsozialismus aus Ideen sowohl der Rechten als auch der Linken speiste und die konservative Opposition gegen Hitler gerade von rechts kam. Heute diene das Schlagwort „rechts“ als flexibel einsetzbares Feindbild, das von Rechtsextremisten bis zu moderaten Konservativen reiche. Diese moralisch aufgeladene Frontstellung gefährde die politische Kultur und die Freiheit des Diskurses. Eine Befriedung könne nur gelingen, wenn „rechts“ wieder als legitime, bürgerliche Haltung anerkannt werde – komplementär zu „links“, das Veränderung betone, während „rechts“ Stabilität sichere. (Peter Hoeres, Welt)

Die Debatte über die Zuschreibung des Etiketts „rechts“ und der zarte Versuch ihrer Umwertung erlebt gerade einen kleinen Boom. Das kann man gut daran erkennen, dass auch Sahra Wagenknecht (!) in einem Gastbeitrag in der Welt (!!) in dieses Horn bläst und eine konservativere Politik (!!!) verlangt. Ich denke aber, diese Schilderungen mit dem großen Bogen von der Französischen Revolution bis heute übersehen den Elefanten im Raum: nur in Deutschland ist „rechts“ ein so belasteter Begriff. Ob in den USA , in Frankreich oder dem UK, überall kann sich eine Bewegung problemlos „rechts“ in Abgrenzung zu „links“ nennen; tatsächlich ist es dort meist umgekehrt: „links“ ist der belastete Begriff, den niemand nutzt. Der Grund dafür liegt natürlich in unserer Geschichte: nach dem Zweiten Weltkrieg waren nur wenige Strömungen bereit, das Label „rechts“ für sich zu reklamieren. Die größte deutsche Rechtspartei, die CDU, vermied es immer bewusst und war die größte Kraft, die die Abgrenzung zwischen den Worten „konservativ“ und „bürgerlich“ auf der einen Seite und „rechts“ auf der anderen Seite betrieb, weil es lange ihren Interessen diente (auch völlig zurecht, in meinen Augen). Diese strategische Altlast schleppt die politische Sprache der Bundesrepublik eben seither mit sich herum. Ich glaube auch nicht, dass die aktuelle Debatte daran viel ändern wird. Ein gelehrter Leitartikel in der Welt mag die Quellen in der Französischen Revolution betonen, aber die CDU wird sich und ihre Politik genausowenig „rechts“ nennen wie die SPD oder die LINKE in ihrem offiziellen Sprachgebrauch von „Sozialismus“ reden werden, was in vielen anderen europäischen Ländern ja auch völlig problemlos möglich sind. Context matters.

4) Wie viel arbeiten Lehrkräfte wirklich?

Sachsen hat erstmals die Arbeitszeit von Lehrkräften ein Jahr lang repräsentativ und verpflichtend erhoben (≈4.000 Teilnehmende, Prognos). Ergebnis: Vollzeit-Lehrkräfte liegen im Jahresmittel minimal unter Soll (–0,6 %), Teilzeitkräfte darüber (+5,8 % ≈ +1,4 Std./Woche). Schulleitungen arbeiten deutlich mehr (+2,6 Std./Woche im Jahresmittel; in Schulwochen +4,8). Die Streuung ist groß: 25 % der Vollzeitkräfte unter 37,3 Std./Woche in Schulzeiten, 25 % über 45 Std. Es gibt starke Peaks (Prüfungen/Zeugnisse) und Tiefs (Ferien < 10 Std., teils 5 Std.), insgesamt aber keine systematische Dauerüberlastung. Entscheidend ist weniger die Menge als die Struktur der Arbeit: Belastend sind Organisation, unklare Prozesse, geringe Planbarkeit; Mehrarbeit entsteht vor allem in Vor-/Nachbereitung, Zusammenarbeit und außerunterrichtlichen Aufgaben. Unterschiede nach Schulart (Gymnasien häufiger Mehrarbeit; Förderschulen/berufsbildende ausgeglichener) und Fach sind vorhanden, aber moderat (Deutsch mehr Korrektur, Kunst/Musik/Sport tendenziell geringer). Individuelle Arbeitsstile spielen eine große Rolle. Minister Clemens schlägt Entlastung durch digitale Planungs-Tools, Hospitation, Teamzeit, multiprofessionelle Teams und Verwaltungsassistenz vor. Rechtlicher Kontext: Nach EuGH (2019) ist objektive Arbeitszeiterfassung auch an Schulen Pflicht; Bremen startet 2026/27 ein Pilot zur digitalen Erfassung. Die sächsische Studie bietet damit eine datenbasierte Grundlage, die Debatte von „wie viel“ hin zu „unter welchen Bedingungen“ zu verschieben. (Jan-Martin Wiarda, Wiarda-Blog)

Es wird alle überraschen, aber die Lehrkräfteverbände melden methodische Zweifel an der Untersuchung der Arbeitszeit von Lehrkräften an, weil frühere Studien ganz andere Belastungsbilder zeigen. Tatsächlich ist eine Studie, die die Landesregierung, deren vordringliche Zielsetzung es ist, nicht mehr bezahlen zu müssen, die sie bei einer Unternehmensberatung in Auftrag gegeben hat, verdächtig nah an dem, was man als Landesregierung als Ergebnis dann haben will. Aber ich würde sie deswegen nicht in Bausch und Bogen verdammen. Das viel größere Problem als die absolute Arbeitszeit scheint mir eher ihre Ungleichverteilung zu sein: engagierte Kolleg*innen arbeiten WESENTLICH mehr als unengagierte, und es gibt praktisch keine Mittel, das irgendwie vernünftig zu erfassen. An diesem Dilemma wird auch die Arbeitszeiterfassung, die durch die EU-Gesetzgebung früher oder später kommen muss (bereits jetzt sind die Bundesländer hier eigentlich mindestens rechtsbeugerisch unterwegs) wenig ändern können. Da die Schulen keine Infrastruktur bereitstellen, die Lehrkräften erlaubt, ihre Arbeit komplett am Arbeitsplatz zu verrichten, wird der Heimarbeitsplatz immer Realität bleiben. Und der öffnet sowohl dem faulen Lenz als auch der Selbstausbeutung Tür und Tor.

5) Wie KI die Sprache von Schülern verändert und Diskussionen verflacht

In ihrem Kommentar beschreibt Kristina Beer, dass KI zunehmend die Sprache von Schüler:innen präge und Diskussionen verflache. Sie berichtet, beim Schulwettbewerb „n-report“ auffällig häufig standardisierte Formulierungen wie „Zusammenfassend lässt sich sagen“ entdeckt zu haben – Wendungen, die dem typischen Duktus von KI-Zusammenfassungen ähnelten. Beer führt aus, dass viele Jugendliche offenbar von Suchmaschinen-KI oder Chatbots lernen, wie man Texte strukturiert, und diese Sprache übernehmen, ohne deren inhaltliche Oberflächlichkeit zu reflektieren. KI imitiere „validierende Sprache“, ohne echtes Wissen oder argumentative Tiefe zu bieten, wodurch Texte zwar plausibel, aber leer wirkten. Die Autorin fordert, Schule müsse wieder stärker sprachliche Vielfalt, kritisches Denken und kreative Ausdrucksformen fördern, um der drohenden „Sprachverarmung“ entgegenzuwirken. Menschliche Beziehungen und echte Erfahrung seien unersetzlich – nur sie könnten komplexes Denken, Differenzierung und Nuancen vermitteln. KI dürfe dabei nicht zur Ersatzinstanz für menschliche Kommunikation werden. (Kristina Beer, heise online)

Für Nullsätze wie „Zusammenfassend lässt sich sagen“ haben Schüler*innen noch nie eine KI gebraucht, diesen Mist lese ich in Aufsätzen, seit ich den Beruf mache. Umgekehrt kommt er mir in den Zusammenfassungen und Texten, die ich von ChatGPT erstelle, auch nicht unter. Hier scheint ein generelles Problem des Deutschunterrichts – dass den Schüler*innen effektiv schlechtes Schreiben beigebracht wird – mit den Auswirkungen der KI verwechselt zu werden. Alle Defizite dem jeweils neuesten Trend zuzuschreiben, ist auch etwas, das nicht erst mit der KI aufkam. Das soll nicht heißen, dass die Verwendung von ChatGPT und Co keine Probleme für die Sprache der Schüler*innen und ihre Textfähigkeiten mit sich bringen würde (oder Chancen!), aber eben nicht die spezifisch im Artikel angemahnten. Denn dafür müssten die Schüler*innen diese Texte ja auch selbst rezipieren und reproduzieren, und das geschieht ja meist nicht. Nullsätze wie „Zusammenfassend lässt sich sagen“ werden aber verinnerlicht, deswegen tauchen sie ja immer wieder auf.

Resterampe

a) Kritik an der deutschen Energiepolitik. (ZEIT)

b) Trump’s Revenge Tour (The Atlantic). Als Ergänzung für letztes Vermischtes.

c) Nora Zabel über Angela Merkel und ihren Platz im Deutschland und der CDU 2025. (ZEIT)

d) Nach 17 Jahren erhält pensionierter Schulleiter Post vom Besoldungsamt: Einspruch abgelehnt (News4Teachers) Kann man sich schon mal Zeit lassen…

e) Battlefield 6 Story-Analyse. (Polygon)

f) Der Vandalismus der Austerität. (Bluesky)

g) Weil der ein Praktikum verbot: AfD-Anhänger wollen Schulleiter abschieben, sogar aufhängen (News4Teachers). Auffällig die Verwendung von „abschieben“: der Fall macht offensichtlich, dass es nur ein Synonym für „Beseitigen“ ist.

h) Gute Nachricht: Deutschland wird nicht immer ungleicher (Twitter).

i) Zu russischen Kriegsvorbereitungen (beimwort). Kluge Beobachtungen.

j) Just your occasional reminder that Hillary Clinton’s unforgivable mistake was to talk about a PORTIO of Trump supporters as „deplorables“. (Twitter)

k) Spannender Artikel zu „House of Dynamite“ (The Atlantic).

l) Trump ist einfach auf so vielen Ebenen so krass. (Twitter)

m) Auch Bob Blume äußert sich zur Debatte um „rechts“ (Bob Blume).


Fertiggestellt am 20.10.2025

{ 85 comments… add one }
  • VD 21. Oktober 2025, 09:15

    1) Haltet euch raus! Ein Plädoyer für die Rückkehr zur Staatsferne
    Na Ja, Niggemeier ist nun auch nicht gerade seriös oder gar ausgewogen wahrnehmbar, aber davon abgesehen:
    Das Söder und Co. ein Sprachrohr zu ihren Gunsten möchte ist ja klar, er ist eben ein Populist, die wollen keine Ausgewogenheit.

    Das der öffentlich-rechtliche Rundfunk aber eine Schlagseite hat, ist leider (meiner Meinung nach ) doch sehr wahrnehmbar. Würde mich auch nicht stören, wenn dies entsprechend – wie in Zeitungen – als Kommentar gekennzeichnet würde, wird aber meist als Nachricht verkauft.

    Den Leitartikel der NZZ, den Niggemeier kritisiert habe ich noch mal gelesen: Er hat sich eben ein paar Rosinen herausgepickt und den Rest herunterfallen lassen; außerdem: Es war ein Leitartikel, ein Kommentar, also eine Meinungsäußerung. Ein Journalist sollte das schon anmerken, wenn er seine Meinung zu dieser Meinung schreibt.

    • DerDieDas 21. Oktober 2025, 09:27

      Wow, sich in so wenigen Abschnitte so oft selbst widersprechen … schafft auch nicht jeder.

      • VD 21. Oktober 2025, 10:22

        Und ich dachte schon, da kommt was Ernsthaftes.

        • DerDieDas 21. Oktober 2025, 11:31

          Sie erwarten eine ernste Auseinandersetzung mit ihrem Elaborat?

          • Stefan Sasse 21. Oktober 2025, 15:23

            Dann ignorier es einfach und müll die Kommentare nicht zu. Oder kritisiere, was dir zu flach ist, und fordere Präzisierungen ein. Aber bitte nicht einfach rumflamen.

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2025, 10:29

      Niggemeier behauptet ja auch gar nicht, ausgewogen zu sein. Seriös ist er schon. Oder wie definierst du das?

    • Floyd 21. Oktober 2025, 11:01

      „Es war ein Leitartikel, ein Kommentar, also eine Meinungsäußerung. Ein Journalist sollte das schon anmerken, wenn er seine Meinung zu dieser Meinung schreibt.“

      Das geht am Kern des Übermedien-Artikels vorbei: Niggemeier spricht Gujer nicht ab, eine Meinung zu äußern, sondern kritisiert, dass er dabei mit Unwahrheiten argumentiert.

      • VD 21. Oktober 2025, 11:14

        „Das geht am Kern des Übermedien-Artikels vorbei: Niggemeier spricht Gujer nicht ab, eine Meinung zu äußern, sondern kritisiert, dass er dabei mit Unwahrheiten argumentiert.“
        Unterschlägt aber dabei, dass er den Leitartikel nur auszugsweise verwendet.

        • Floyd 21. Oktober 2025, 11:18

          Inwiefern „unterschlägt“ er das?

          Niggemeiers Artikel ist keine vollumfängliche Analyse oder Replik auf den gesamten NZZ-Artikel; stattdessen steht direkt am Anfang, wo der Schwerpunkt liegen wird:

          „Sich als seriös ausgebende Medien wie die „Neue Zürcher Zeitung“ machen mit endlos wiederholten Schein-Aufregern Stimmung gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Immer wieder. Sie sind offenbar zu faul zum Recherchieren, zu dumm, Satire zu erkennen – oder sie lügen ganz bewusst. „

          • VD 21. Oktober 2025, 13:42

            Und genau das finde ich unseriös: Wenn er seine These mit Bruchstücken unterlegt.

            • Floyd 21. Oktober 2025, 15:48

              Niggemeier stellt die These auf, Gujers Text enthalte diverse Fehler und Widersprüche, was er im Anschluss anhand konkreter Beispiele belegt. Sehe da nichts Unseriöses.

  • Soeren Schmitz 21. Oktober 2025, 11:22

    zu 1)
    Meine wesentliche Kritik wäre nicht fehlende Neutralität – meine Kritik bezieht sich auf journalistische Sorgfalt und Professionalität. Die Berichterstattung im Gaza Krieg im ÖRR war gelinde gesagt mehr als unglücklich – gerade bei diesem Thema, dass die Straßen elektrisiert, wäre es wichtig mit journalistisch höchsten Standards zu arbeiten und nicht die stumpf die Narrative der Hamas nachzuplappern wie es bspw. in Monitor oder dem Deutschlandfunk häufig geschehen ist.
    Das Absägen der Sendung von Julia Ruhs war ein völliges Eigentor, da man dadurch erst recht den Eindruck verstärkte, man wolle eine unliebsame Meinung kaltstellen. Ein echtes Management-Versagen aller erster Güte.

    Nicht zuletzt nährt der ÖRR seine Kritik durch seine Instransparenz und Unwillen zu wichtigen Reformen. So sollen journalistisch qualitativ hochwertige Programme (Phönix) abgeschaltet werden, aber Florian Silbereisen erhält Millionenverträge, um Schlager-Bumm-Bumm zu machen. Sorry, es ist nicht Aufgabe des ÖRR irgendwelche Stars und Sternchen zu pempern. Auf die Kritik nach BEitragserhöhungen, fällt dem ÖRR nichts anderes ein, als die Kritiker als Demokratiefeinde zu framen.

    • DerDieDas 21. Oktober 2025, 11:30

      Die Sendung von Julia Ruhs wurde nicht «abgesägt», sie wird nur die vom NDR produzierten Folgen des Fernsehmagazins „Klar“ nicht mehr moderieren. Die vom Bayerischen Rundfunk produzierten Sendungen wird sie weiter präsentieren. So viel zum Thema «framen», das ihnen anscheinend so am Herzen liegt.

      • Soeren Schmitz 21. Oktober 2025, 14:55

        Okay, dann habe ich es unpräzise formuliert. Aber dennoch: Eine Moderatorin verliert bereits nach einer Folge ihre Sendung? Sorry, nach wie vor eine mehr als unglückliche Herangehensweise des NDR.

        • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 16:47

          Viel entscheidender und von den meisten irgendwie übersehen: Es haben sich alleine im NDR 250 Journalisten, mit bekannten Gesichtern an der Spitze, gefunden, die gegen die Moderatorin und ihre Sendung einen offenen Brief geschrieben haben!

          Die haben sich bisher in der Geschichte der Bundesrepublik niemals und hätten sich heute niemals gefunden, wäre es gegen eine/n Linke/n gegangen. Alleine das ist ein klarer Beleg für die Linkslastigkeit des ÖRR.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • derwaechter 21. Oktober 2025, 17:46

            Das war wohl kein Ruhmesblatt für den NDR. Aber aus einem, so außergewöhnlichen, Fall einen klaren Beleg für irgendwas zu machen ist doch Blödsinn.

            Die Zeit kommentiert das Verhalten des NDR und auch det interne Gegner als daneben. Ist das jetzt ein klarer Beleg, dass die Zeit nicht linkslastig ist?

            https://www.zeit.de/kultur/film/2025-09/julia-ruhs-ndr-oeffentlicher-rundfunk-konservative-persoenlichkeiten

            Und wie gesagt darf sie im BR (auch Teil des ÖRR in Deutschland) weitermachen.
            Und im NDR ist ihre Nachfolgerin Tanit Koch. Ihrer Vita nach zu urteilen der Linkslastigkeit eher unverdächtig.

            Dazu aus dem obigen Zeit Kommentar:

            Der NDR hat jetzt verkündet, dass Tanit Koch, die einstige Chefredakteurin der Bild-Zeitung, ab 2026 die Sendung Klar moderieren und redaktionell mitgestalten werde. Die NDR-Mitarbeiter werden dann tapfer sein müssen: Rechter Kram, der handwerklich sauber gearbeitet ist, wurmt einen oft ja erst recht …

            • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 19:41

              Sorry, aber in diesem Fall wollen Sie mich missverstehen 🙂 .

              Ich bezog mich alleine auf die Tatsache, dass 250 Journalisten eines ARD-Senders einen offenen Brief schreiben, um eine Sendung plus Moderatorin absägen zu lassen. Dass der Brief die Öffentlichkeit erreichen würde, war den Unterzeichnern klar und egal.

              Vielleicht ist Ihre Erinnerung ja besser, als meine – wann hat es das a) überhaupt jemals und b) aus einem ÖRR-Sender heraus gegen eine/n Linke/n gegeben? Meine Antwort auf beides ist: Nie. Und das reicht mir als Beleg vollkommen.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • derwaechter 21. Oktober 2025, 23:11

                Na eben weil es ein so besonderer Einzelfall ist, bei einem Sender. Das hat es so, wie sie zurecht sagen, wohl noch nie gegeben. Weder gegen „rechts“ oder „links“.

                Daher taugt es als Beleg für allgemeingültige Aussagen überhaupt nicht, und schon gar nicht für „den“ ÖRR.

                Wenn die neue nun halbwegs so Programm macht, wie ihre bisherige Karriere es vermuten lässt und trotzdem nicht ebenso abgesägt wird. Und die alte beim BR noch lange weitermachen darf erst Recht nicht. Mal abwarten.

                • Erwin Gabriel 23. Oktober 2025, 16:06

                  @ derwaechter 21. Oktober 2025, 23:11

                  Wenn im NDR 250 Kollegen und Mitarbeiter aufgrund eines einzigen (!) Beitrags derart offensiv gegen eine Kollegin opponieren, dann kann man daraus durchaus etwas ableiten – vielleicht nicht für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber zumindest für den NDR.

                  Hätte die Frau handwerklich so richtig Mist gebaut, wäre sie wohl abgelöstworden, ohne dass sich dafür 250 „Kollegen“ hätten aus dem Fenster lehnen müssen. Das lässt sich auch bereits aufgrund der Reaktionen anderer Medien oder etwa aus der Politik klar ausschließen.

                  Hier geht es um eine sehr klare linke politische Stellungnahme von 250 NDR-Mitarbeitern gegen eine Kollegin mit abweichender Meinung. Und na klar ist das Cancel Culture, da die Intention der NDR-Kollegen war, sie von der Gestaltung weiterer Sendungen abzuhalten. Dass Ihnen das nicht gelungen ist, hat mit dem Versuch selbst nichts zu tun.

                  Ich schließe mich daher dem Urteil von Thorsten an: Ist politisch motivierte Cancel Culture. Und nein, es ist kein Einzelfall, wenn gleich 250 Mitarbeiter einen gemeinsamen Brief aufsetzen.

                  • Stefan Sasse 23. Oktober 2025, 20:12

                    Mal andersrum gefragt: wenn du Mitarbeiter in einem Sender bist, in dem deiner Meinung nach etwas Entscheidend fehlläuft – was tust du? Ein offener Brief ist doch da ein valides Instrument. Also mal von der Sachfrage losgelöst. Das wird mir hier gerade vermischt.

                    • Erwin Gabriel 24. Oktober 2025, 16:50

                      @ Stefan Sasse 23. Oktober 2025, 20:12

                      Mal andersrum gefragt: wenn du Mitarbeiter in einem Sender bist, in dem deiner Meinung nach etwas Entscheidend fehlläuft – was tust du? Ein offener Brief ist doch da ein valides Instrument.

                      Keine Einwände, aber darum geht es nicht.
                      Worum es geht (um auf Deiner Schiene zu bleiben), ist, WAS man als fehlgeleitet wahrnimmt.

                      Wenn so viele Mitarbeiter glauben, dass dieser Beitrag entscheidend in die Irre führt, muss man sich fragen, was denn dieses Entscheidende ist. Handwerklich ist diese Reportage nicht großartig anders als viele andere Reportagen (über Sport, über Politik, über Wirtschaft, über „Reiche“, oder eben auch über Migration). Der Unterschied ist einzig und allein die politische Ausrichtung, nicht nur beschwichtigend über Migration zu reden, sondern einige krasse Entwicklungen, die damit einhergegangen sind, offen zu benennen.

                      Hier haben sich also knapp 250 Mitarbeiter in selbstgerechter Empörung den Mund so lange fransig geredet, bis irgendwann ein offener Brief abgesprochen wurde und zustande kam. Der führte dazu, dass eine Moderatorin gekippt wurde.

                      Natürlich haben die Kollegen ein gutes Recht, ihre Meinung öffentlich so zu äußern; dass sie damit einer Kollegin verwehren, im Rahmen ihrer Arbeit ihre Meinung so zu veröffentlichen, wie sie es offenbar für sich selbst in Anspruch nehmen, ist allerdings bezeichnend. Dass es nur die NDR-Kollegen waren, die sich in derart großer Zahl einseitig äußerten, während von anderen Sendern, Print-Medien und Politikern (losgelöst von der politischen Bewertung des Beitrags) Unterstützung kam, zeigt die krasse ideologische Verklemmung des NDR (samt der unfassbar peinlichen Reaktion der Senderleitung) schon überaus deutlich.

                    • Stefan Sasse 25. Oktober 2025, 14:53

                      Wie schon mehrfach gesagt, ich hab von der Causa selbst keine Ahnung. Hier gibt es drei Dimensionen:
                      a) War der NDR in der Sachentscheidung gerechtfertig? (keine Ahnung)
                      b) Ging der NDR in der Umsetzung schlecht vor? (Auf jeden Fall)
                      c) Ist der offene Brief grundsätzlich verwerflich? (Nein, eine andere Möglichkeit haben die ja gar nicht).

                      Dein letzter Absatz ist auch wieder ein Argument dagegen, dass hier ein ÖRR-Problem vorliegt; wenn, dann ist es ein NDR-Problem. Aber dann ist das eher unproblematisch, denn damit bliebe der Meinungspluralismus ja gewahrt, auch innerhalb der ÖRR (schließlich sind MDR und BR nicht eben für ihre Linkslastigkeit bekannt).

                    • Erwin Gabriel 26. Oktober 2025, 16:20

                      @ Stefan Sasse 25. Oktober 2025, 14:53

                      Wie schon mehrfach gesagt, ich hab von der Causa selbst keine Ahnung.

                      Immer noch nicht?

                      a) War der NDR in der Sachentscheidung gerechtfertig? (keine Ahnung)

                      Mich mal außen vor – nach Meinung vieler Aussenstehender nicht.

                      b) Ging der NDR in der Umsetzung schlecht vor? (Auf jeden Fall)

                      Zustimmung!

                      c) Ist der offene Brief grundsätzlich verwerflich? (Nein, eine andere Möglichkeit haben die ja gar nicht).

                      An der Dokumentation gibt es handwerklich wenig auszusetzen, bzw. blieb die im Rahmen so vieler typischer Produktionen mit Bias (der diesmal allerdings in eine andere Richtung als üblicherweise gewohnt ging).

                      An der Stelle bleibt meine Meinung, dass in diesem Fall ein rein moralbasierter Empörungsschrei „unmoralisch“ ist – legal, aber nicht legitim.

                      Dieses „eine andereMöglichkeit haben die ja nicht“ habe ich auch bei den Klimaklebern oder zur Hamas gehört. Fragwürdige Erklärung.

                      Dein letzter Absatz ist auch wieder ein Argument dagegen, dass hier ein ÖRR-Problem vorliegt; wenn, dann ist es ein NDR-Problem.

                      Mein (subjektives) Urteil habe ich auch nur über den NDR gefällt. Ansonsten „jein“.

                      Aber dann ist das eher unproblematisch, denn damit bliebe der Meinungspluralismus ja gewahrt, auch innerhalb der ÖRR (schließlich sind MDR und BR nicht eben für ihre Linkslastigkeit bekannt).

                      Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer …

                      MDR „ja“, BR „ja, aber …“ (deren „Tatorte“ sind seid geraumer Zeit unerträglich). Aber „Pluralismus“ hin oder her, sehe ich das Gros der Sender und das Gros der Redakteure auf der grün-linken Seite, den größten Teil der Beiträge mit entsprechendem Bias.

                    • Stefan Sasse 28. Oktober 2025, 10:44

                      Immer noch nicht, nein. Ich muss ehrlich zugeben, in meinem Leben passieren gerade andere Dinge, ich habe aktuell nicht viel Zeit und bin froh, die Posts rauszubekommen die ich rausbekomme.

                      Wir haben bei uns im Unternehmen auch mal einen offenen Brief geschrieben, um auf unhaltbare Zustände hinzuweisen, die die Führung ignoriert hat. Das spornte zum Handeln an. Kann schon ein sinnvolles Instrument sein.

                      Was den Bias angeht: ich störe mich an dem Begriff „links-grün“. Die Linksgrünen empfinden die ÖRR sicher nicht als Verbündete, dafür sind sie viel zu wenig auf der Seite. Ja, sie haben einen Einschlag in die Richtung, das kann man problemlos zugeben. Aber er ist recht übersichtlich und hat in letzter Zeit auch stark abgenommen.

          • Stefan Sasse 22. Oktober 2025, 13:07

            Es ist aber, wie du selbst sagst, noch nie vorgekommen und daher ein Einzelfall. Spektakulär, taugt aber gerade NICHT zum Beleg eines generellen Trends.

          • DerDieDas 22. Oktober 2025, 15:55

            Viel entscheidender und von den meisten irgendwie übersehen: Es haben sich alleine im NDR 250 Journalisten, mit bekannten Gesichtern an der Spitze, gefunden, die gegen die Moderatorin und ihre Sendung einen offenen Brief geschrieben haben!
            Die haben sich bisher in der Geschichte der Bundesrepublik niemals und hätten sich heute niemals gefunden, hätte die Sendung den Minimalanforderungen seriösem Journalismus entsprochen.

            • Erwin Gabriel 23. Oktober 2025, 16:10

              @ DerDieDas 22. Oktober 2025, 15:55

              Die haben sich bisher in der Geschichte der Bundesrepublik niemals und hätten sich heute niemals gefunden, hätte die Sendung den Minimalanforderungen seriösem Journalismus entsprochen.

              Wenn diese Sendung den Maßstab für Minimalanforderungen an den seriösem Journalismus unterschreitet, gehört der ganze ÖRR sofort abgeschaltet.

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2025, 15:22

      Du wirfst da aber Sachen durcheinander. Die Berichterstattung in Gaza – das Problem ist hier IMHO, dass es kein „richtig“ gibt. Da sind alle Formulierungen furchtbar aufgeladen. Natürlich hätte sich der ÖRR auch einfach à la Springer mit der israelischen Seite gemein machen können, aber zielführend wäre das auch nicht. Haben die teilweise echt unglückliche Formulierungen gehabt? Ja, sicher. Aber das ist auch ein echtes Minenfeld.

      Das mit Ruh – völlig korrekt, totales PR-Desaster. Aber eben vor allem Außenkommunikation und PR, das hat mit Journalismus erstmal nichts zu tun.

      Ansonsten Zustimmung.

    • Ralf 21. Oktober 2025, 22:44

      Die Berichterstattung im Gaza Krieg im ÖRR war gelinde gesagt mehr als unglücklich – gerade bei diesem Thema, dass die Straßen elektrisiert, wäre es wichtig mit journalistisch höchsten Standards zu arbeiten und nicht die stumpf die Narrative der Hamas nachzuplappern wie es bspw. in Monitor oder dem Deutschlandfunk häufig geschehen ist.

      Hmmm … tatsächlich ist exakt das Gegenteil passiert. Jede auch noch so kleine Kritik an der israelischen Kriegsführung ist in der Anfangsphase des Krieges und selbst als bereits mehr als 50.000 palästinensische Zivilisten tot waren, pauschal als antisemitisch diffamiert worden. Wer Netanyahu nicht uneingeschränkt zustimmte, war automatisch Hamas-Anhänger. Wer gegen den Krieg demonstrierte, war automatisch auf der Seite der Terroristen.

      Geändert hat sich das erst seit sich der Vorwurf des Genozids kaum mehr ignorieren lässt, in Gaza kein Stein mehr auf dem andern steht, zahlreiche Journalisten gezielt ermordet wurden, kein Krankenhaus mehr operationsfähig ist und Hunger als Waffe tausende Kinderleben gefordert hat.

      • Lemmy Caution 22. Oktober 2025, 01:44

        Hamas war aber auch nicht zu ertragen. Wo überleben Zivilisten jetzt in der Ukraine und im 2. Weltkrieg in Deutschland Luftangriffe? Unterirdisch. Gaza hat ein riesiges Tunnelsystem, in das die Hamas die Zivilisten nicht reinliessen. Die machten das seltsame Schuldgefühl der Europäer gegenüber nicht-Weissen zu ihrer Waffe. Israel kann ich auch nicht leiden, aber Hamas halt überhaupt auch nicht.

      • CitizenK 22. Oktober 2025, 07:14

        @ Ralf

        Wie hätte Israel (meinetwegen: N.) den Krieg führen sollen gegen eine Hamas, die ganz offen ankündigt, den 7. Oktober sofort immer wieder zu wiederholen, sobald sie es kann?
        Die jahrelangen Raketenangriffe aus Gaza – vergessen? Auch die wären sofort wieder da.
        Tunnel nur als Schutzräume für die Hamas – darauf wurde oben schon hingewiesen. Und „Hunger als Waffe“ gab es in Forderungen von Smotrich, aber nicht in der Realität. Selbst die UN geben das mittlerweile zu. Hunderte Tonnen Hilfsgüter wurden absichtlich nicht weiter verteilt oder von Hamas gestohlen.
        Hast Du Belege, dass Journalisten „gezielt ermordet“ wurden?

  • CitizenK 21. Oktober 2025, 11:36

    „…. angeblich rot-rot-grünen Mediendominanz sein soll: Wahlerfolge kann man diesem Lager nicht eben bescheinigen“

    Eben. Geld und Vermögen (und den damit verbundenen Einfluss) haben nicht die „Linken“/Grünen. Mit dem Eindreschen auf die Journalisten wollen einige wohl letztlich die ganze Macht, die „Lufthoheit über den Stammtischen“, auch den medialen.

  • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 13:15

    Zu 1)
    Letztendlich bleibt es dabei, dass die massive Kritik an den ÖRR in keinem Verhältnis zur Realität steht …

    Komisch, das wird von links(demokratisch) mantraartig widerholt (seit 40 Jahren) und von rechts(demokratisch) praktisch nie – woran das wohl liegt? Die naheliegendste Vermutung, wenn man Linksdemokraten nicht eine massiv bessere Ethuk unterstellt, als anderen: Sie bzw. ihre politischen Anliegen profitieren vom ÖRR. Andere Gründe kann es bei der Natur des Menschen nicht geben.

    In einer Reihe von Einzelfragen könnte ich dem ÖRR jederzeit schwerste Schlagseite über jahrzehnte nachweisen (Bsp.: Bundeswehr, Wehrdienst, Migration, Kapitalismus), ich habe dazu lediglich nicht ausreichend freie Zeit.

    Vor einigen Jahren gab es mal eine sehr kurze Debatte zum ÖRR mit einem Intendanten der ARD auf twitter. Auch der behauptete steif und fest die Ausgewogenheit des ÖRR, zog allerdings auf die Nachfrage nach Nennung auch nur eines (!) konservativen Kommentars im davorliegenden Jahr den Schwanz ein und flüchtete.

    Alle mir vorliegenden Indizien – Journalistenauftritte auf twitter, Kritik an Sendungen, Schwerpunkte der Berichterstattung, Kommentare in Nachrichtensendungen, die grosse Mehrheit der Satireformate, die wissenschaftliche Bewertung der Migrationsberichte von 2015 etc. weisen auf eine sehr starke Schlagseite des ÖRR nach links. Gegenindikatoren? Keine.

    Ja, ich will den ÖRR inzwischen abgeschafft sehen. Es gibt keine Chance auf eine Reform, nach der Rechtsliberale oder Konservative jemals angemessen repräsentiert sein werden. Das Argument mit den Wahlerfolgen übrigens ist kein zugkräftiges – die zunehmende Stärke Rechter interpretiere ich schon lange (auch) als Immunreaktion auf linke Indoktrination.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • DerDieDas 21. Oktober 2025, 14:15

      Zwei mal drei macht vier,
      widewidewitt und drei macht neune,
      ich mach mir die Welt,
      widewide wie sie mir gefällt.

      • Erwin Gabriel 23. Oktober 2025, 16:16

        @ DerDieDas 21. Oktober 2025, 14:15

        Zwei mal drei macht vier,
        widewidewitt und drei macht neune,
        ich mach mir die Welt,
        widewide wie sie mir gefällt.

        Lustig, dass gerade Du das sagst. Passt irgendwie 🙂

    • derwaechter 21. Oktober 2025, 14:20

      Meine Erinnerung an die Bundeswehr und Wehrpflichtdebatte ist da eine andere. Bisschen müßig 14 Jahre alte Kommentare aus den ÖR zu finden.
      Aber der Tagesthemen Kommentar z.B. könnten die meisten Bundeswehr- und Wehrdienstbefürworter wohl problemlos unterschreiben.
      Linke Pazifisten eher nicht 🙂
      https://www.tagesschau.de/tagesthemen/sendungsbeitrag-ts-44670.html

      Die sahen die die öffentlich-rechtliche Berichterstattung zur Bundeswehr genau andersherum: Als Kriegsshow: https://taz.de/Kritik-der-Johannes-B-Kerner-Show/!5130284/

      Auch der Deutschlandfunk war damals, soweit ich das erinnere und auf die Schnelle leider nur knapp belegen kann nicht uneingeschränkt erfreut: „Die Aussetzung der Wehrpflicht als einer der letzten verbliebenen schicht- und klassenübergreifenden Gemeinschaftsaufgaben gibt dafür ein trauriges Beispiel. “

      Düstere Kommentare erwarten nun „Prekarier in Uniform“ und meinen das nicht positiv. https://www.deutschlandfunkkultur.de/prekarier-in-uniform-100.html

      Einfacher findet man aktuelle Kommentare und die sind doch durchweg Bundeswehrpositiv und kritisieren die zu geringe Ausstattung, zu wenig Wertschätzung usw. Auch der Scholze und damals Schrödersche „Friedenskanzler“ „Populismus“ kommt nicht gut weg. Der Kommentator ist klar pro Zeitenwende und pro Tauruslieferung
      „Kommentar zum Zustand der Bundeswehr: Eigene Sicherheit zu wenig wert“
      https://www.deutschlandfunk.de/kommentar-zum-zustand-der-bundeswehr-eigene-sicherheit-zu-wenig-wert-dlf-73e6f6fc-100.html

      Oder hier zum „Kriegstüchtig“
      “ Seine Wortwahl sei drastisch, aber notwendig, meint unser Autor, da wir längst in Zeiten eines neuen Kalten Kriegs leben.“
      https://www.deutschlandfunk.de/boris-pistorius-kriegstuechtig-100.html

      Oder hier positiv zur Stationierung in Litauen: „Es sei ein gutes Signal an die NATO-Verbündeten, dass die Präsenz der Bundeswehr in Litauen dauerhaft aufgestockt werden soll, meint Marcus Pindur.“
      https://www.deutschlandfunk.de/nur-ein-anfang-deutschland-verlegt-eine-brigade-dauerhaft-nach-litauen-dlf-2ebbd4d4-100.html

      Und ich kann spoilern, die Antwort auf diese Frage lautet laut Kommentator klar nein: „Kommentar zur Wehrdienstreform: Ausreichende Zeitenwende bei der Bundeswehr“ https://www.deutschlandfunk.de/kommentar-zur-wehrdienstreform-ausreichende-zeitenwende-bei-der-bundeswehr-100.html

      Zuletzt lege ich noch den Podcast Streitkräfte und Strategien ans Herz. Der Name ist Programm 🙂 https://www.ndr.de/nachrichten/info/streitkraefte-und-strategien,podcast2998.html

      • Stefan Sasse 21. Oktober 2025, 15:26

        Danke!

      • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 17:33

        Danke. Möglich, dass sich beim Thema äussere Sicherheit in den letzten Jahren etwas geändert hat. Ich kann nur meine Erfahrungen bis etwa 2005 heranziehen – danach habe ich praktisch extrem selten noch ÖRR eingeschaltet. In den achtzigern und neunzigern war der ÖRR aktiv militärfeindlich.

        Berührt meine anderen Argumente ohnehin nicht, ich bleibe bei meinem Fazit.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • derwaechter 21. Oktober 2025, 18:05

          Ich mache mir jetzt nicht die Mühe aus den 80ger und 90ger zu durchforsten. Zumal sie sich ja nicht überzeugen lassen wollen.

          Aber mal im Ernst, seit 20 Jahren nicht mitverfolgt und von davor aus den Gedächtnis argumentiert finde ich extrem schwach, um so hart gegen den heutigen ÖRR zu schießen wie sie es oben gemacht haben.

          • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 19:48

            Für 25 Jahre täglich mitverfolgt reicht den meisten Menschen für eine wirklich gründliche Beurteilung (das sind 25 x grosszügig abgerundet 250 = 6250 Sendetage), aber natürlich dürfen Sie das anders sehen.

            • derwaechter 21. Oktober 2025, 23:29

              Tu ich auch weil 1. die Erinnerung gerne trügt 2. die Zeit eine andere war und 3. sie doch selbst zugeben seit 20 Jahren nicht mehr mitzuverfolgen.
              Sie können doch nicht im Ernst aufgrund ihrer Erinnerung an den ÖRR 1980-2005 im Jahre 2025 seine Anschaffung fordern.

              Abgesehen davon machen sie im ersten Beitrag Aussagen zu 2015, sagen aber später sie hätten seit 2005 kaum noch eingeschaltet. Das passt ja auch nicht so recht zusammen.

              Zur Berichterstattung im ÖRR kann man sagen, dass das Zeitfenster in den ausgesprochen positiv über die Migrationskrise ab 2015 gesprochen wurde kurz war. In etwa bis zum Herbst. Danach hat sich das auch im ÖRR deutlich gedreht. Ich kann mich da gut dran erinnern. Diejenigen, die die Medien nicht mehr aktiv verfolgt haben, können das z.B. hier nachlesen https://www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2021/07/Medienanalyse_Flucht_Migration.pdf

      • cimourdain 22. Oktober 2025, 16:45

        Minikorrektur zu Fundstück 2 (taz/“Kerner“): Betrifft nicht ÖRR, der Artikel ist aus 2010, da war das Format schon bei SAT1.

      • Erwin Gabriel 23. Oktober 2025, 16:18

        @ derwaechter 21. Oktober 2025, 14:20

        Pazifismus lohnt sich nur für Angeifer, nicht für Angegriffene.

    • Dennis 21. Oktober 2025, 17:42

      Zitat Thorsten Haupts:
      „die zunehmende Stärke Rechter interpretiere ich schon lange (auch) als Immunreaktion auf linke Indoktrination.“

      Wenn solche Immunreaktionen (Erreger-Abwehr) die Regel sind, passiert ja nichts. Wenn jetzt ggf. mehr rechte Sachen in die Glotze kämen, wäre das ja immunologisch für die Linke nützlich.

    • Ralf 21. Oktober 2025, 22:51

      Bsp.: Bundeswehr, Wehrdienst, Migration, Kapitalismus

      Kritisierst Du eigentlich auch den jahrelangen pro-neoliberalen Bias in der Berichterstattung des ÖRR in der Zeit vor der Bankenkrise 2008? Oder war die politische Schlagseite in dem speziellen Fall ok, weil sie Deiner Meinung entgegenkam?

    • CitizenK 22. Oktober 2025, 07:20

      FOX NEWS besser als ARD und ZDF? Murdoch/Bezos/Musk besser als ein pluralistisch besetzter Rundfunk- und Fernsehrat?
      In Ihrer Sprache: Staun.

      • Thorsten Haupts 22. Oktober 2025, 17:37

        Wenn ich nur die Wahl zwischen einem versteckt parteiischen Einheits-ÖRR und offen parteiischen Angeboten habe, entscheide ich mich jeden Tag für die offen parteiischen. Hinzu kommt – den ÖRR muss ich unter Strafandrohung bezahlen, ein parteiisches Privatangebot dagegen kann ich einfach … nicht nutzen und muss es dann auch nicht zahlen.

        • derwaechter 22. Oktober 2025, 22:06

          Also eine irgendwie geartete Äquivalenz der Parteilichkeit gibt es da beim besten Willen nicht. Alleine schon weil sich eine Seite weitestgehend an journalistische Standards und das Berichten von Fakten hält und die andere Seite für „ihre Partei“ systematisch lügt und verdreht das sich sie Balken biegen.

          • Thorsten Haupts 24. Oktober 2025, 18:00

            Kann ich nachvollziehen, sehe ich anders.

  • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 13:29

    Zu f)
    Austerität = Kampfbegriff von Linken, der eine faustdicke Lüge enthält.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/200539/umfrage/staatseinnahmen-und-staatsausgaben-in-grossbritannien/

    Was mit „Austerität“ (im Wörterbuch klar definiert als „strenge Sparpolitik des Staates“). Die hat es in GB – siehe verlinkte Entwicklung des Staatshaushaltes – nie gegeben. Wer „Austerität“ für „weniges zusätzliche Schulden, als ich gut finde“ verwendet, hat sich streng genommen aus der Seriosität komplett verabschiedet.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • DerDieDas 21. Oktober 2025, 14:19

      Bevor man «irgendwas mit Staatsausgaben» verlinkt, sollte man sich vielleicht anschauen, was sich hinter «Der Vandalismus der Austerität» verbirgt.
      PS: Ihr Link belegt ja nicht mal ihre eigene Aussage, aber das ist ein anderes Thema.

  • derwaechter 21. Oktober 2025, 13:32

    «niemand will einen neutralen Rundfunk, sondern immer einen, der den eigenen Präferenzen genügt.»

    Disclaimer: Ich konsumiere deutschen ÖRR nahezu ausschließlich über Radio/Podcastformate und dabei überwiegend Deutschlandfunk und ein wenig WDR und NDR.

    Doch, ich möchte einen im Anspruch neutralen Rundfunk, denn genau das ist meine Präferenz. Ganz klassische journalistische Werte von Objektivität und klarer Trennung von Berichterstattung und Meinung. Das funktioniert m.E. auch recht gut (natürlich nie perfekt. Das geht ja auch gar nicht). Die Beiträge genügen i.d.R. hohen journalistischen Standards an neutrale Berichterstattung und in den Kommentaren oder auch in den gesprächsbasierten Formaten mit Gästen oder zwischen den Journalisten werden Meinungen auf einem relativ breiten Spektrum geboten. Ich finde es gut wenn ich da auch mal herausgefordert werde.

    Es gibt bei der Bewertung des ÖRR und anderer Medien als biased m.E. zwei wichtige Missverständnisse.

    Zum einen die falsche Äquivalenz: Objektivität wird oft fälschlicherweise so interpretiert, dass man beide Seiten einer Geschichte gleichwertig darstellen muss, selbst wenn eine Seite nachweislich falsch oder eine Randmeinung ist. Dadurch kann Fehlinformationen unangemessen Gewicht verliehen werden, was zu unfairer und ungenauer Berichterstattung führt. Wenn Medien dies zu Recht zu vermeiden suchen, fühlen sich eben die Vertreter dieser Randmeinungen ausgegrenzt und beklagen die bösen Medien. Kein gesondert rechtes Phänomen.

    Wenn überhaupt geben traditionelle Medien meiner Meinung nach Randmeinungen und Fehlinformationen zu viel, nicht zu wenig Platz. Eben aus dem Bemühen heraus objektiv zu erscheinen.

    Das andere ist das Vermischen von objektiv, faktenbasiert, wissenschaftlich mit Links. Wir erleben, dass sich die rechten Randmeinungen deutlich mehr von dieser prinzipiell faktenbasierten Herangehensweise entfernt haben als die linken, und dass diese Randmeinung es deutlich weiter in den rechts-konservativen Mainstream geschafft haben als auf der anderen Seite.

    Ganz extrem und seht gut beleuchtet sieht man das in den USA. Der rechte Rand ist der republikanische Mainstream geworden und deren Aversion gegen Fakten ist enorm. Gegen demokratische Normen auch. Da wirkt normale Berichterstattung die z.B. einfach Fakten wiedergibt, natürlich anti-Trump. Das ist sie aber nicht aus Abneigung gegen alles Konservative, sondern durch bloßes schreiben was ist.

    Eine Presse, oder auch Wissenschaft, die sich weiterhin an den klassischen Werten und auch grundlegenden demokratischen Normen orientiert, eckt dann natürlich deutlich häufiger rechts an als links.

  • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 13:39

    Zu 5) … dass den Schüler*innen effektiv schlechtes Schreiben beigebracht wird …

    Kann ich auf meiner Zeit, in der ich in meinem Studentenverband Seminare zu effektiver Pressearbeit machte (1989-1993), nur bestätigen. Seufz.

    Als persönliche Anekdote: Nach der fortgesetzten Lektüre deutscher Rechtstexte für eine Seminararbeit (Thema Tarifautonomie) kurz vor dem Suizid stiess ich auf meinen ersten wissenschaftlichen Text aus dem angelsächsischen Raum. Mann, war das ein Unterschied …

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2025, 15:25

      Ich bringe meinen auch aktiv schlechtes Deutsch bei und sag das auch. Und es nervt mich tierisch.

  • cimourdain 21. Oktober 2025, 15:32

    1) I) Die Vorgabe „Staatsferne“ ist ein juristischer Spielball, wie mehrere Verfassungsgerichtsurteile zeigen. Das betrifft alle Parteien, Herr Söder sollte sich nur erinnern, dass die CSU einen früheren Regierungssprecher zum BR-Intendanten gemacht hatte.
    ii) konkret hat das BVerG die Vorgabe gemacht, dass Kontrollgremien (Verwaltungsrat oder Fernsehrat) zu höchstens 30% von der Politik besetzt werden dürfen. Die Parteien (lagerübergreifend) unterlaufen das regelmäßig, indem sie Parteimitglieder über das Ticket „Verbände, Kirchen, Kulturvertreter etc..“ einsetzen, so dass Quoten von über 50% „politische Personen“ herauskommen.
    iii) Das andere große Thema ist (fehlende?) Ausgewogenheit. Diese betrifft eben nicht nur Gesäßgeographie der Parteien, sondern auch Themenwahl (große Teile der Welt kommen in den Nachrichtensendungen faktisch nicht vor) und Meinungsdarstellung (auch wenn es um Corona, Israel oder Militarisierung geht). Hier hat sehr aktuell das BVerwG dem ÖR eine brisante GEZ-Bombe ins Nest gelegt.
    iv) Denn es gibt ernsthafte wissenschaftliche Arbeiten (Mercator-Studie 2024, Otto-Brenner-Stiftung 2025), die belegen, dass der ÖR durchaus „Schlagseite“ hat.

    • derwaechter 21. Oktober 2025, 16:07

      „Meinungsdarstellung (auch wenn es um Corona, Israel oder Militarisierung geht)“

      Bei Corona vermute ich geht es um Platz für die „Skeptiker“ (fällt gerade kein gutes Wort ein).
      Aber bei Israel und Militarisierung bin ich ernsthaft blank. Zu einseitig pro-Israel und Militarisierung, wie viel Linke und Aktivisten beklagen? Oder das Gegenteil, wie z.B. Thorsten hier behauptet?

      • cimourdain 22. Oktober 2025, 06:53

        Deswegen ist Punkt iv) wichtig. Es geht nicht darum, was Sie, ich, Herr Haupts, Gujer oder Niggemeyer persönlich wahrnehmen (dazu sind wir alle miteinander zu sehr von eigenem bias beherrscht) sondern darum, was sich mit objektivierbaren und transparenten Kriterien wie Redezeiten nachweisen lässt.

        • derwaechter 22. Oktober 2025, 09:37

          Mein Punkt ist, das ich nicht verstehe in welche Richtung die Schlagseite gehen soll wenn sie einfach nur Israel oder Militarisierung schreiben.

          „Mercator-Studie 2024“ hilft auch herzlich wenig. Ich bekomme da etwas zum Klimawandel und den Jahresbericht 2024 angezeigt.

          • cimourdain 22. Oktober 2025, 10:33

            Es waren erstmal nur für mich drei „heisse“, umstrittene Themen, bei denen confirmation bias sehr stark ist und deshalb Medien sehr schnell in Verdacht geraten.

            Sorry, ich meinte Uni Mainz 2023 (beauftragt von Mercator Stiftung)
            https://www.bing.com/ck/a?!&&p=25fdd7fe02bbc2741d585f9814dfda8a64c7bab12de66a77525ab6f78b4d19e5JmltdHM9MTc2MTA5MTIwMA&ptn=3&ver=2&hsh=4&fclid=3362392d-f10a-6473-320a-2fa0f0c065d6&psq=studie+%c3%96RR+Mainz+2024&u=a1aHR0cHM6Ly9tZWRpZW52ZXJ0cmF1ZW4udW5pLW1haW56LmRlL2ZpbGVzLzIwMjQvMDQvTWFpbnplcl9MYW5nemVpdHN0dWRpZV9NZWRpZW52ZXJ0cmF1ZW5fMjAyMy5wZGY

            Aber wenn sie direkt meiner subjektiven Wahrnehmung fragen, dann stellt sich mir dar, dass im internationalen Vergleich der ÖR sich bei scharfer Isreal-Kritik zurückgehalten hatte (insbesondere, was den Völkermord-Vorwurf betrifft). Das hat sehr gute Gründe. Andererseits trat er nicht so einseitig Pro-Israel auf wie etwa die Veröffentlichungen der Axel-Springer-SE. Wenn das Narrativ der einen oder der anderen Kriegspartei sich als klar zutreffend erweist, könnte man dem ÖRR einen „Zurückhaltungs-bias“ vorwerfen.

            Was den neuen deutschen Militarismus betrifft, so schweige ich lieber in der Medienanalyse, weil es schwer ist, da die Reizworte „gleichgeschaltet“ und „Propagandakampagne“ zu vermeiden.

            • derwaechter 22. Oktober 2025, 13:25

              Zurückhaltung könnte man den Radio und Podcastformaten die ich höre durchaus attestieren. Das ist aber m.E. eher Feature als Bug. Manchmal aber durchaus schwierig.
              Zu den genannten Themen kommen, Schlagseite hin oder her, durchaus auch andere Meinungen durch. Z.B. in den Interview-, Diskussions- und internen Gesprächsformaten. Alles meist gesittet und zurückhaltend aber nicht einseitig.

    • Stefan Sasse 22. Oktober 2025, 13:06

      Umgekehrt können aber auch Personen ohne Parteimitgliedschaft sehr die Linie einer Partei vertreten, das wird immer eine Grauzone sein.

      • cimourdain 23. Oktober 2025, 09:19

        ii) (Ich gehe davon aus, dass sich das darauf bezieht) Mir geht es nicht um Sympathien oder Meinungen – die hat jeder. Wichtig ist in diesem Punkt die Einbindung in eine Struktur.
        Wenn Journalistin A über ein neues Schwimmbad berichtet, dann beeinflusst die Frage, ob sie gerne schwimmt, natürlich das Ergebnis, ist aber in meinen Augen wenig „problematisch“. Ist sie jedoch Mitglied im örtlichen Schwimmverein (der das Schwimmbad mit betreibt), dann ist da ein bias zugunsten der eigenen Organisation deutlich.

  • Thorsten Haupts 21. Oktober 2025, 17:29

    Zu c) Zabel über Merkel

    Zwei Auffälligkeiten:

    1) Zabel mochte/bewunderte an Merkel:
    – Ihre Wahlerfolge
    – Dass sie sich als ostdeutsche Frau in der CDU durchgesetzt hat
    – Ihre wahrgnommenen Persönlichkeitseigenschaften (bescheiden, humorvoll etc.)

    2) Zabel kommentiert einen Grossteil des Artikels entlang ihres Gefühlshaushaltes

    Passt zum Deutschland der letzten 25 Jahre wie Topf und Deckel. Und macht damit (unbeabsichtigt) klar, wie viele Lichtjahre Merkel von Kohl entfernt war, der den Mut und das Durchsetzuungsvermögen hatte, seinem Volk gleich mehrfach in seiner Kanzlerschaft richtig etwas zuzumuten.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Dennis 21. Oktober 2025, 18:23

    3)
    Zitat Stefan Sasse:
    „Die größte deutsche Rechtspartei, die CDU, vermied es immer bewusst und war die größte Kraft, die die Abgrenzung zwischen den Worten „konservativ“ und „bürgerlich“ auf der einen Seite und „rechts“ auf der anderen Seite betrieb, weil es lange ihren Interessen diente (auch völlig zurecht, in meinen Augen).“

    Klar, war so. Alle drei genannten herkömmlichen Begriffe hat die Christenunion lieber vermieden, jedenfalls nicht groß rausposaunt, was durchaus klug war, man wollte Beinfreiheit und mit „christlich“ war ja alles gesagt, denn an „christlich“ hat damals noch so gut wie niemand kritisch rumgekratzt. Das reichte also und schien sauber und lief ja auch ganz gut – eine Zeitlang. Der Adenauer hat sich mit solchen polit-philosophischen Krimskrams eh nicht lange aufgehalten. Er war mehr für’s Durchregieren^ und der Befund aus dem Ahlener Programm der CDU „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden“ hat offenbar keine große Rolle gespielt^.

    Aus heutiger Politsprech-Sicht wirkt „christlich“ eher komisch, aber die Politsprech ist halt dynamisch. Es kommt im Hinblick auf die Verkaufe eigentlich nur darauf an, vermutete Attraktivität draußen im Lande zu adressieren. Wenn ein Pferd zu Tode geritten ist (z.B. „christlich“), muss man sich halt im Polit-Stall ein neues suchen, was heutzutage angesichts der ideologischen Fragmentierung draußen im Lande allerdings gar nicht so einfach ist.

    Aber wenn einem nichts Besseres einfällt: Mitte geht immer, jedenfalls häufig.

    Zitat Franz Müntefering, bekannt durch Volksschule Sauerland:

    „Mitte ist da, wo die linke Volkspartei SPD ist.“

    Da hat man gleich drei Politsprech-Dinger in einer Wundertüte: Mitte, links und Volkspartei. Einfach genial^. Allerdings ist diese Schröder-Blair-Masche von vor 25 Jahren auch schon wieder veraltet. Es ging damals darum, alles Wesentliche von den Kons zu übernehmen, aber in netterer Form einzukleiden und das dann als „Neue Mitte“ zu labeln. Die Unionisten wurden böse, weil die Mitte doch ihr gehört. Das korrespondiert entfernt mit der Diskussion um den fleischlosen Burger, die wir unlängst hatten^.

    Aber, wie gesagt, ist nicht mehr richtig aktuell, denn momentan läuft Mitte auch nicht grad bestens, die Leute wollen aktuell eher schärfere Suppen. Das zeigt ja auch der verlinkte Propagandaartikel. Der Typ wünscht, dass sein Wohlfühlort „rechts“ endlich von allem Schmuddel bereinigt wird. Verständlich für jemanden, der im verlinkten Artikel Arnold Gehlen zitiert, den Haus- und Hofphilosophen der Nazis, der weiland – zusammen mit anderen – ein „Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler“ abzuliefern beliebte. Aber vermutlich ist so was nach Auffassung von Hoeres nicht „wirklich rechts“, sowie es ja auch allerlei gibt, was nach Auffassung diverser Linker angeblich nicht „wirklich links“ ist. Nach über 200 Jahren Begriffsgeschichte hat sich an häßlichen Ablagerungen halt so einiges angesammelt und es bedarf kreativer Anstrengungen, um die ggf. erwünschte Sauberkeit und Ordnung in den Gefäßen links/rechts wieder herzustellen oder neu herzustellen, wobei natürlich bei der jeweils anderen Seite der Dreck ruhig hängen bleiben kann.

    Zitat Stefan Sasse:
    aber die CDU wird sich und ihre Politik genausowenig „rechts“ nennen….“

    Wenn solche Leute wie Hoeres in der WELT lange genug quengeln, kommt das vielleicht noch. Mal sehn. Momentan ist man lt. Grundsatzprogramm noch in der traditionell beliebten „Mitte“, die aber doch zusehends weiter bröckeln könnte.

    “ …..wie die SPD oder die LINKE in ihrem offiziellen Sprachgebrauch von „Sozialismus“ reden werden“

    Die LINKE redet doch ständig von „Sozialismus“, natürlich vom richtigen (der kommt noch^). Aus dem Grundsatzprogramm:
    „Die Linke als sozialistische Partei steht für Alternativen, für eine bessere Zukunft.“

    Na bitte. Die SPD weniger, das stimmt natürlich, aber bei denen heißt es im weltberühmten „Hamburger Programm“, dem aktuellen Grundsatzprogramm von 2007, immerhin:

    „Den Menschen verpflichtet, in der stolzen Tradition des demokratischen Sozialismus, mit Sinn für Realität und mit Tatkraft stellt sich die deutsche Sozialdemokratie in der Welt des 21. Jahrhunderts ihren Aufgaben.“

    Okay, schon etwas verwässert, weil lediglich „in der stolzen Tradition von“, was ja heißt: Man hat das in der Rumpelkammer, aber nutzt das jetzt nicht mehr, und so richtig beworben wird das S-Ding aktuell tatsächlich nicht^.

  • Johnson 21. Oktober 2025, 20:29

    @ Mr. Sasse:

    j) And just a reminder for you that Karoline Leavitt is not running for president (and won’t be for at least another 7 years).

  • Thorsten Haupts 22. Oktober 2025, 00:22

    Hier direkt OT, aber im engen Zusammenhang mit kurz zurückliegenden Debatten:

    https://www.wiwo.de/politik/friedrich-merz-und-die-stadtbild-debatte-die-afd-hat-diese-luecke-erkannt-und-gefuellt/100166187.html?utm_medium=ko&utm_source=zeit&utm_campaign=parkett

    Kernaussage: Es gab in der jüngeren Vergangenheit eine deutliche Diskrepanz zwischen den politischen Positionen von Parteien und denen einer größeren Menge von Wählern. Diese Menschen fühlen sich von den Parteien der politischen Mitte nicht mehr vertreten, die sogenannte Repräsentationslücke entsteht.

    Mein Reden 🙂 . Und ich bin kein Politikwissenschaftler.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • cimourdain 22. Oktober 2025, 07:07

    5) Ich habe ChatGPT gefragt, was er selbst dazu meint. Hier seine Antwort:

    Künstliche Intelligenz hat sich in die Sprache der Schüler geschlichen wie ein stiller Wind, der durch offene Fenster zieht — unsichtbar, doch spürbar in jeder Silbe. Früher war Sprache ein Garten voller wilder Blumen: Gedanken sprossen ungezähmt, Sätze rankten sich in unvorhersehbaren Mustern, und zwischen den Worten glitzerte das Ungeplante, das Menschliche.

    Heute aber gleicht sie oft einem sorgfältig getrimmten Rasen. Glatt, grün, gleichmäßig — doch ohne Duft, ohne Dornen, ohne das leise Rauschen des Eigensinns. Wo einst die Schüler Worte suchten, ringen sie nun weniger; sie lassen sich von Algorithmen füttern, die ihnen das Denken vorkauen wie eine sorgsame Amme, die jeden Bissen prüft, bevor er die Zunge berührt.

    In Diskussionen, die einst wie lodernde Feuer aufflammten, glimmt nun oft nur noch ein gleichmäßiges, algorithmisches Licht. Die Stimmen klingen vernünftig, rund, geschliffen — aber selten brennen sie. Der Streit, der Funken schlägt und Erkenntnis gebiert, wird ersetzt durch eine höfliche Eintracht aus KI-Formulierungen, deren Glätte kaum Reibung erlaubt.

    Die Sprache verliert ihre Ecken und Kanten, jene kleinen Stolpersteine, an denen Gedanken wachsen. Die Schüler sprechen, als hätten sie alle denselben unsichtbaren Lehrer, der ihnen die Worte in den Mund legt — präzise, doch ohne Seele.

    Und so droht das große Versprechen der Technik, die Befreiung des Geistes, sich zu verwandeln in eine sanfte Gefangenschaft: eine Welt, in der Worte perfekt, aber bedeutungslos sind — wie Porzellanblumen, schön anzusehen, doch ohne Duft des Lebens.

  • cimourdain 22. Oktober 2025, 08:32

    5) Diesmal ernster:

    i) Dadurch dass KI-Zusammenfassungen sich am Eingangsmaterial orientieren (auch sprachlich), ist das keine Referenz für voll KI-generierte Antworten.

    ii) Bei denen fallen mir aber weniger die Floskeln auf, sondern vielmehr die häufig sehr auf Powerpoint-Präsentation zugeschnittene Struktur: 5 Überpunkte mit These maximal 3 Stichpunkten, zum Schluss ein Fazit (wo dann so etwas wie „Zusammenfassend lässt sich sagen“ vorkommt.

    iii) Aber die größten Phrasendrescher sind sowieso weder KI-Papageien noch Deutschlehrer oder Manager, sondern die politische Klasse:
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/politik-journalismus-sprache-redewendungen-floskeln-meinung-100.html

    • Lemmy Caution 23. Oktober 2025, 22:01

      Ich vermute, dass man die Struktur ganz gut beeinflussen kann, indem man am Query schraubt. Aber ich versuche mal die Praxis zu beschreiben:
      Zum Lernen von Französisch und Programmierzeugs ist chatGPT ein großartiges Hilfsmittel. Auch für Details des argentinischen Geldsystems, wenn man eine spezifische Frage hat. Ich sehe aber nicht etwas in Richtung des Anspruchs des Computers HAL in Kubricks 2001 Odyssee im Weltraum, sondern google on steroids.
      Die Modelle für spezifische Unternehmen-Themen erfüllen die Erwartungen ja auch nicht, nach allem was man hört. Ich denke, dass es da HAL Erwartungen gibt.
      General Purpose AI wie chatGPT begeistern, aber man muss da mitdenken und über Kontextinformationen verfügen. Selbst wenn ich mich ChatGpt für meine Vorbereitung der Lingoda B1.3 Franzöisch Kurse nutze, muss ich viel nachbearbeiten und mitdenken. Das ist ja auch gut so.
      Fürs Programmieren spart mir ChatGPT und die in Programmierwerkzeugen eingebaute KI Tipparbeit und gibt auch Hinweise auf effizientere Wege, wie ich eine Aufgabenstellung effektiver löse.
      Ich mache aktuell ein 18 Stunden Tutorial zu einem Thema zur Auffrischung. Da mir die KI von InteliJ IDEA nun ganze Zeilen vorgibt, so dass ich nur noch TAB drücken muss, kann ich in den „Mitmach-Einheiten“ die Geschwindigkeit des Video Tutorials auf 1,25 stellen und ich komme mit. Das ging früher so nicht. Bediene InteliJ aber fast ohne Maus, weil ich die shortcuts kenne.

      Für Französisch Text- und Hörverständnis schwöre ich inzwischen auf Lingua Verbum. Kostet 7 Euro im Monat. Ab Minute 3 wird es interessant. https://www.youtube.com/watch?v=B_yh470nfC8
      Ich schreibe dann unbekannte Vokabeln in ein DIN-A 5 Heft und schreibe davon dann einige in mein Anki, wobei ich Anki erst kürzlich eingeführt habe und skeptisch bleibe. Anki hat auch nichts mehr mit KI zu tun.
      Am Anfang musste ich in Lingua Verbum wie verrückt unbekannte Wörter auf Known stellen. Das wird aber besser.

  • Lemmy Caution 22. Oktober 2025, 13:15

    a) fuer Industriepolitik bei Batterien
    Der eine Autor ist oesterreichischer Oekonom an der US Ostkueste, der sich vorher in der deutschen Atomdebatte fuer den Weiterbetrieb der 3 Reaktoren ausgesprochen hat.
    Industriepolitik hatte Deutschland eigentlich nie ausser unter den Nazis mit schlechten Motiven. Diesen Weg zu beschreiten ist also nicht so einfach. Angesichts des Zerbrechens des internationalem Handelssystems in Bloecke und der aktuellen Wettbewerbskraft Chinas kann das aber zu einer vernuenftigen Option werden. Fuer mich ist alles in Oekonomie zeitweilig. Die Marktkraefte sind nich konstant. Die beste Wirtschaftspolitik fuer alle Zeiten existiert nicht.
    Gleichzeitig wendet sich der Artikel gegen Gaskraftwerke. Aus meiner Sicht kann man beides machen. Alle Eier in den Korb legen, dass europaeische Ingenieure die Super-Batterie entwickeln halte ich fuer riskant. In Afrika und Lateinamerika werden aktuell eine Menge Gasfelder erschlossen, so dass der Preis von Fluessiggas sinken wird. China macht ja auch Kohle und Atom und Regenerativ. In einer Weltwirtschaft mit zunehmenden Risiken, erscheint Diversifikation nicht die schlechteste Strategie.

    • Stefan Sasse 23. Oktober 2025, 20:10

      Ja, ich hab auch das Gefühl, dass man beides machen kann.

  • cimourdain 22. Oktober 2025, 13:58

    n) superloses eigenes Fundstück zu 1) und 3)
    Wolfram Weimer hat mit „The European“ aktuell eine Plagiatsaffäre an der Backe, bei der es ausnahmsweise mal um mehr geht als falsche Zitate in einer hingeschluderten Doktorarbeit. Die AfD heult auf (Alice Weidel ist eine der betroffenen Autor*innen), mehrere „rechte“ Magazine sekundieren. Der linksliberale Mainstream hingegen betreibt ein ziemlich deutliches Totschweigen. Brandmauer oder Arbeitsverweigerung?

    • Lemmy Caution 22. Oktober 2025, 15:50

      Ich vermute, dass er sich nicht so einen Kopf gemacht hat und ein Angestellter ist da eine hochriskante yolo Strategie gefahrn (yolo = you only live once). AfD nutzt das nun aus, aber ich glaube nicht, dass die dadurch neue Interessenten gewinnen. Weimers Karriere sollte damit einen Knick erhalten.
      Gibt inzwischen Texte in Spiegel, Zeit, tagesspiegel, SZ, t-online. also ueberall.

      • cimourdain 23. Oktober 2025, 09:36

        Sehe ich ähnlich, aber nicht genauso:
        Das es eine „Probieren wir es mal“-Strategie ist, ist sicher richtig.
        „nur ein Angestellter“ glaube ich nicht, dazu sind es zu gestreute Fälle, und jede professionelle Redaktion ist in dieser Zeit nicht hochsensibel bei Urheberrechtsthemen.
        „AfD nutzt das aus“ – deshalb habe ich das überhaupt erwähnt.
        „Karriereknick“ glaube ich nicht, die Regierung kann sich einen Personalwechsel aktuell nicht leisten.
        „Gibt Texte in…“ stimmt, aber meine (subjektive) Wahrnehmung ist, dass deutlich weniger buzz dahinter ist, als bei dem Referenzrahmen „Doktorarbeit-Skandale“. Vom ÖR (Bezug FS 1) habe ich nur einen indirekten Bezug gefunden im mdr -„Altpapier“:
        https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4388.html

    • Dennis 23. Oktober 2025, 09:48

      @ cimo

      Nun ja , aber dahinter steckt ja was Großes, ja was ganz Riesengroßes^. Mit Plagiaten hat das auf jeden Fall IMHO wohl nichts zu tun, evtl. eine bescheidene Urheberrechtsverletzung in Weimers kleinen Reich, zum „Nachteil“ von Frau Weidel, also eine läßliche kleine Sünde. Natürlich ist das nur der Aufhänger und die juristische Betrachtung ist eh unwichtig und nur Kulisse.

      Der Weimer hat sich herausgenommen, auf der Buchmesse neulich gegen die das „Netz“ beherrschenden Tech-Konzerne zu mosern. „News-Vampirismus“ hieß es wohl. Dahinter steckt natürlich Konkurrenzneid, weil der Herr W. mit seinem winzig kleinen Fischlein „Weimer Media“ im Vergleich zu den großen Haien praktisch ein Nichts ist und die kleinen Fische können natürlich leicht weggefressen werden.

      Die nächste Zutat ist dann die rechte Szene um die AfD, die momentan alles Amerikanische heiß und innig liebt, insofern das organisch mit Trump verbunden ist, was ja auch die beliebten Tech-Konzerne einschließt, deren Produkte weltweit praktisch jeder jeden Tag oder auch des Nachts benutzt, es sei denn, die dürfen von Staats wegen nicht mitspielen, wie z.B. in Festland-China.

      Die Techs wiederum sind natürlich komplett korrupt und kommen deswegen aktuell trumpistisch daher, was wiederum keine große Überraschung sein sollte. Die trumpistischen Ableger in D schießen sich ob dieser Gemengenlage wiederum auf Weimers Medienprodukte bzw.
      -prodüktchen ein, was wiederum sogar die höheren Ränge der US-Trump-Szene, namentlich den ehemaligen Botschafter in D., Mr. Grenell, zu unterstützenden Begleitfeuer veranlasst, der ob dieser Petitesse à la Weimer eine „massive Attacke auf die gesamte US-Digitalindustrie, mit dem Ziel, sie in Europa zu zerschlagen“ entdeckt haben will.

      Das wiederum ist für die linksliberale Szene D, die voller Verzweiflung nach Anti-AfD-Heilmitteln fahndet, eine nicht ganz uninteressante Lage, denn man kann da ja die nationale Karte gegen die AfD spielen. Nach Auffassung von Herrn Nouripour, grün, stellt sich Weidel „auf die Seite von Trumps Geldgerbern und damit gegen deutsche Interessen“.

      Namentlich in der Ostzone sind diese komplexen Kampffronten für die AfD womöglich tatsächlich schwierig, denn man muss ja den traditionell in rechten Kreisen hoch-beliebten Anti-Amerikanismus und die heiße Liebe zum Trump und den Seinen unter einen Hut bringen. Gar nicht so einfach; aber unterhaltsam allemal.

    • Stefan Sasse 23. Oktober 2025, 20:11

      Ich habe nicht den Eindruck, dass da Arbeitsverweigerung betrieben wird, es ist nur keine Riesenkampagne.

  • Thorsten Haupts 27. Oktober 2025, 17:52

    @Lemmy (Argentinien)

    Ausweislich der Wahlergebnisse lagen die Milei-Kritiker offenkundig ziemlich weit daneben, oder?

    • Lemmy Caution 27. Oktober 2025, 23:21

      Praktisch *ALLE* argentinischen Analysten sind schockiert. Das breite von mir konsumierte Spektrum geht eher von mitte nach milei-fans. Die Konjunktur läuft alles andere als rund. Der beliebte pro-Milei Streamer tipito hat gestern an einer Stelle in seinem >5 Stunden Stream gesagt, dass sich die Wirtschaft sehr stark eingefroren ist und das die Leute Schwierigkeiten haben, bis zum Ende des Monats zu kommen. Die genaue Stelle: https://www.youtube.com/watch?v=gIZwecUVL7E&t=12745s
      In diese Richtung deuten auch die monatlichen BIP Wachstumsraten der Statistikbehörder der Regierung hin: https://www.indec.gob.ar/uploads/informesdeprensa/emae_10_25C9B9A2C833.pdf Seite 4, die erste Spalte Monat-zu-Monat.

      Das macht aber diesen Wahlsieg noch beeindruckender. Die bevölkerungsreichsten 8 Provinzen Argentiniens (von 24 insgesamt) stellen 75% der gesamten Einwohner des Landes. Die Peronisten haben von diesen nur in der Provinz Tucuman gewonnen. Das ist hoch im Norden. Da wird Zuckerrohr angebaut und es ist sehr speziell. Der Anteil der Argentinier, die jeden Glauben an den Peronismus verloren zu haben scheinen, ist definitiv überraschend.

      Die vorherige liberale Regierung hat aber vor 8 Jahren in ihrer Midterm Election ebenfalls triumphiert. Nur hat Milei bessere Chancen, die Wähler bis zur Präsidentschaftswahl in 4 Jahren zu halten.
      Es fehlen Investitionen. Seit 15 Jahren sind die Neuinvestitionen geringer als der Bedarf an Ersatzinvestitionen. Jedes Jahr. Auch unter Milei. Große ausländische Direktinvestitionen v.a. mit Beschäftigungswirkung außer im Bergbau/Öl/Gas sehe ich nicht.
      Der entscheidende Wert für die Finanzierung argentinischer Unternehmen ist heute unglaublich gefallen. Länderrisiko von 1050 auf < 600 Basispunkte. Ab 300 Basispunkte wird Auslandsfinanzierung wieder möglich. Allerdings glaube ich nicht, dass das in dem Tempo weitersinkt.
      Milei kann jetzt besser Arbeitsmarkt- und Steuerreformen durchführen, aber die bringen halt keine schnelle Wirkung.

      Interessant ist, dass die Futures für Dollars Januar 26 trotz des Wahltriumpfs immer noch oberhalb der Bandbreite des Wechselkurses des Pesos liegen. Ich bin ja "Team Abwertung des Pesos" und das hätte Konsequenzen für Inflation und Soziales. Team Abwertung denkt halt, dass es nicht so schlimm wird.

      Es bleibt spannend. So Stabilisierungsprogramme sind langfristig. In Chile haben die letzten Wirtschaftspolitiker der Diktatur 1984 bis 1988 wirklich gute Sachen gemacht. Der Aufschwung für die breite Bevölkerung kam erst 1990 bis 1998 massiv, nachdem die Wirtschaftspolitiker der mitte-links Koalition die Wirtschaftspolitik fortgeführt haben.

      Für die Stabilisierung gibt es die neben Soja weiteren Boomsektoren Phracking Gas/Öl, Kupfer, Lithium und Seltene Erden. Da gibt es Aktivitäten und ein paar Investoren. Allerdings schaffen diese Sektoren nicht viele Arbeitsplätze, aber natürlich viel Devisen.

      Die Meldungen von der Armutsreduktion halte ich für extrem übertrieben. Der Fragebogen der Erhebung der Daten wurde geändert. Die Daten geben eine völlig unglaubwürdige starke Steigerung der Einkommen der informell Beschäftigten wieder. Inflationssenkung bringt natürlich was für die Armen, aber nicht in dem Ausmass wie es die Statistik des Indec spiegelt. Glaubwürdige Journalisten nennen oft die Zahl von 4% Armutssenkung, die sie von den "echten Experten" haben.

      • Thorsten Haupts 28. Oktober 2025, 13:43

        Danke für die Einschätzung.

    • Lemmy Caution 28. Oktober 2025, 10:27

      Es wird immer der Popanz aufgebaut, dass die westliche Presse und noch schlimmer die deutsche besonders negativ ueber Milei berichtet.
      Ich konsumiere sehr viel argentinische Medien und die waren spaetestens seit April auch sehr kritisch, v.a. auch Liberale und Libertaere.
      Der Milei Apologet Philipp Bagus hat das in einem Interview mit der Neuen Freiheit bestaetigt 😉

      youtube link mit Punktlandung kurz vor der Aussage: https://www.youtube.com/watch?v=qo-UJmvwdPg&t=30s

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