Elon Musk trennt panisch in der Personalabteilung Müll, um geimpfte Flüchtende aus North Carolina fernzuhalten – Vermischtes 11.11.2021

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Ist »Longtermism« die Rettung – oder eine Gefahr?

Der Philosoph Phil Torres dagegen hat Longtermism in einem viel beachteten und diskutierten, durchaus polemischen Essay gerade als »üppig finanziert und zunehmend gefährlich« bezeichnet. Die Longermists seien technologiegläubig und, weil sie den Wert künftiger, noch ungelebter Leben ebenso hoch ansetzen wollten wie den heute lebender Menschen, teilweise zynisch und menschenverachtend. Longtermism sei eine »säkulare Religion«.  […] Ein Mitglied der Szene schätzt, dass derzeit 46 Milliarden Dollar bereitstehen, um in Projekte des »effektiven Altruismus« investiert zu werden.  […] Longtermism und effektiver Altruismus sind derzeit die bei vielen Reichen aus dem Silicon Valley wohl populärsten Denkschulen. Eng verknüpft sind sie wiederum mit Transhumanismus, also der Vorstellung, dass der Mensch sich technologisch selbst verbessern könnte und anderen Zukunftsvisionen, die sämtlich vor allem nach Science-Fiction klingen. Denkt man all das mit den Unsterblichkeitsfantasien von Leuten wie dem Milliardär und bekennenden Trump-Fan Peter Thiel und den Weltraumabenteuern von Superreichen wie Musk und Jeff Bezos zusammen, ergibt sich ein unangenehmes Gesamtbild: Kann es sein, dass die ultrareichen Finanziers der Longtermism-Idee daran vor allem eins mögen: dass sie eine gute Ausrede zu sein scheint, sich nicht mit dem Leid und den existenziellen Gefahren der Gegenwart beschäftigen zu müssen? Sondern lieber mit den eigenen Hobbys? Schließlich geht es doch um »das Potenzial der Menschheit«, nichts Geringeres? (Christian Stöcker, SpiegelOnline)

Eine weitere Folge in der beliebten Reihe, warum Milliardäre ein echtes Problem sind und wesentlich zu viel Einfluss besitzen. Radikale Ideen, gepaart mit viel zu viel unproduktivem Kapital, dazu ein gehöriger Schuss Hybris und Egomanie, und fertig sind die Organisationen, die die Welt in ihrem Sinne umzugestalten gedenken. Und im vorliegenden Fall haben wir es ja vor allem mit der cringe-würdigen Hobby-Philosophiererei von Leuten zu tun, die glauben, qua persönlichem Vermögen auch zur intellektuellen Elite zu zählen, und die damit Kollateralschäden anrichten. Viel schlimmer sind Leute wie die Koch-Brüder, die aktiv destruktive Agenden verfolgen und mit ihren Milliardenvermögen durchsetzen..

2) Few willing to change lifestyle to save the planet, climate survey finds

The survey found that 62% of people surveyed saw the climate crisis as the main environmental challenge the world was now facing, ahead of air pollution (39%), the impact of waste (38%) and new diseases (36%). […] About 36% rated themselves “highly committed” to preserving the planet, while only 21% felt the same was true of the media and 19% of local government. A mere 18% felt their local community was equally committed, with national governments (17%) and big corporations (13%) seen as even less engaged. Respondents were also lukewarm about doing more themselves, citing a wide range of reasons. Most (76%) of those surveyed across the 10 countries said they would accept stricter environmental rules and regulations, but almost half (46%) felt that there was no real need for them to change their personal habits. […] Asked which actions to preserve the planet should be prioritised, moreover, people attributed more importance to measures that were already established habits, required less individual effort, or for which they bore little direct responsibility. About 57%, for example, said that reducing waste and increasing recycling was “very important”. […] Respondents viewed measures likely to affect their own lifestyles, however, as significantly less important: reducing people’s energy consumption was seen as a priority by only 32%, while favouring public transport over cars (25%) and radically changing our agricultural model (24%) were similarly unpopular. (Jon Henley, The Guardian)

Natürlich sind diese Ergebnisse eine Katastrophe. Wenn bereits jetzt eine große Mehrheit der Überzeugung ist, sie könne stolz auf ihre Leistungen zur CO2-Reduktion sein, spricht das für eine kollektive Selbsttäuschung von eklatantem Ausmaß, die gerade im Hinblick auf die kommenden Disruptionen – wir diskutierten jüngst die CO2-Steuer – nicht eben optimismusfördernd ist.

Mich erinnert das auch an die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten hinterm Steuer, die von rund 90% der Autofahrenden als „überdurchschnittlich“ eingestuft werden. Man geht davon aus, dass man selbst besser als die (nebulöse) Mehrheit ist und suhlt sich in einer selbstvergewissernden Überheblichkeit, die vor allem die Legitimation gibt, nichts am eigenen Verhalten zu ändern. Auch wenn man beständig andere Verkehrsteilnehmende schneidet oder gefährdet, da gibt es nichts zu ändern, weil man ja schon besser fährt als die meisten. Gleiches beim Klima: Man leistet ja schon mehr, jetzt sollen mal andere ran. Das funktioniert auf der individuellen Ebene genauso gut wie auf der staatlichen, wo das Narrativ von „Deutschland tut schon so viel für’s Klima“ erstaunliche Beharrungskräfte aufweist, obwohl es wenig mit der Realität zu tun hat.

Die Umfragen bestätigen auch, was ich in meinem Artikel zur CO2-Steuer geschrieben habe: die notwendigen Veränderungen werden von der Mehrheit abgelehnt und bekämpft. Man muss sich nur einmal die Zahlen anschauen. Eine knappe Mehrheit lässt sich für so minimalinvasive Maßnahmen wie Mülltrennung gewinnen, die zwar gut für die Umwelt, für den Klimaschutz aber weitgehend irrelevant sind. Bereits bei offensichtlichen, generisch-allgemeinen Maßnahmen wie der Reduzierung des Energieverbrauchs, die völlig offensichtlich notwendig sind und durch eine CO2-Steuer ja auch klar inzentiviert würden, stimmt nur noch ein knappes Drittel zu; common-sense-Maßnahmen wie einer Umgestaltung der industriellen Landwirtschaft oder dem motorisierten Individualverkehr nur noch jeder Vierte. Und das ist, bevor es tatsächlich konkret wird, und jeder konkrete Streit senkt üblicherweise die Zustimmungsraten noch einmal drastisch. Ein düsteres Bild.

3) Vollkommen losgelöst von der Realität

In Deutschland ist die Wahrnehmung von Kriminalität seit Jahren vollkommen entkoppelt von der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung. Während in der Befragung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) fast zwei Drittel von einer starken bis sehr starken Zunahme der Kriminalität in den letzten fünf  Jahren ausgehen, schätzen nur sechs Prozent der Befragten die Kriminalitätsentwicklung realistisch ein. Diese Zahlen decken sich mit einer Umfrage aus dem Jahr 2016, in der mehr als zwei Drittel der Befragten von dieser Fehlannahme ausgingen. […] Zwei Drittel der Befragten in der KAS-Studie gehen zudem davon aus, dass Kriminalität ein großes oder sehr großes Problem sei. Bei den über 65 Jahre alten Menschen sind es sogar mehr als drei Viertel, die das so sehen. Dabei ist diese Altersgruppe am wenigsten von Kriminalität betroffen, wie der Sicherheitsbericht feststellt. […] Die Angst vor Kriminalität hat ein politisches Betätigungsfeld geschaffen, in dem Innenpolitiker „anpacken“ und Handlungsbereitschaft mit immer neuen Maßnahmen zeigen können. Denn da, wo Bürger:innen ein Problem sehen, können Politiker:innen etwas gegen das Problem tun. Auch wenn das Problem in der Realität immer kleiner und kleiner wird. In einem der sichersten Länder der Welt. (Markus Reuter, Netzpolitik.org)

Das ist kein neues Phänomen. Die Wahrnehmung von Kriminalität ist schon seit mindestens 20, eher 30 Jahren eine von gefühlten Wirklichkeiten. Ich würde für die Erklärung dieses Phänomens gar nicht so sehr das „cui bono“ bemühen. Klar profitieren die Boulevard-Medien von den Horrorstories, klar profitieren Innenpolitiker*innen von dem Druck hinter ihren Forderungen. Aber letztlich ist das Narrativ einfach nur wahnsinnig attraktiv.

Genauso wie die im vorletzten Vermischten angesprochene „moral panic“ über Squid Game ist die Erregung über angeblich steigende Kriminalität einfach nur ein super Gesprächsthema. Man kann sich ein bisschen gruseln, sich der eigenen Überlegenheit bestätigen, jeder und jede kann irgendwas dazu sagen, man kann über die Jugend von heute schimpfen und über Migrant*innen, und am Ende ist wie in eine warme Decke der Selbstsicherheit gehüllt, eine Bastion der Ruhe und Ordnung in einer chaotischen Welt zu sein.

4) Tweet

Ein weiteres Lieblingsthema von mir ist das Betrachten des Arbeitsrechts als allenfalls grobe Richtlinien durch die Arbeitgebenden. Zahlreiche Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmenden beziehungsweise zu ihrem Vorteil werden gerne ignoriert oder bewusst gebrochen, wenn es den eigenen Interessen dient, die gerne selbstherrlich mit denen der Gesellschaft gleichgesetzt werden. Ob es darum geht, dass Vorgesetzte im Bewerbungsgepräch oder im Betrieb Frauen nach ihrem Schwangerschaftsstatus fragen, ob die Bildung von Betriebsräten verhindert wird, ob Überstunden nicht (richtig) abgerechnet werden, ob Arbeitszeitregelungen gebrochen werden, ob Ansprüche auf Gesundheitsschutz nicht gewährt werden, an allen Ecken und Enden kommt dem Arbeitsrecht ungefähr der Status der Straßenverkehrsordnung zu.

Ein weiteres „hobby horse„, das ich in dem Zusammenhang habe, ist die vollständige Unseriosität der Personalerbranche. Ich habe das immer wieder im Unterricht, wenn Schüler*innen um Hilfe für ihre Bewerbungen oder Bewerbungsgespräche bitten und fragen, ob dieses oder jenes gut oder schlecht ankommt. Meine Antwort ist, sofern es nicht um grobe Formverstöße geht, meist ein hilfloses Schulterzucken. Wer weiß das schon? Diese Entscheidungen sind grotesk intransparent, niemand weiß wirklich nach welchen Kriterien Bewerbungen gesichtet werden, und letztlich ist es ein willkürlicher, von Glück und Zufall bestimmter Prozess.

Nicht, dass Notengebung an der Schule viel anders wäre, nebenbei gesagt.

5) The New Puritans

And today we are not just hip and modern; we live in a land governed by the rule of law; we have procedures designed to prevent the meting-out of unfair punishment. Scarlet letters are a thing of the past. Except, of course, they aren’t. Right here in America, right now, it is possible to meet people who have lost everything—jobs, money, friends, colleagues—after violating no laws, and sometimes no workplace rules either. Instead, they have broken (or are accused of having broken) social codes having to do with race, sex, personal behavior, or even acceptable humor, which may not have existed five years ago or maybe five months ago. Some have made egregious errors of judgment. Some have done nothing at all. It is not always easy to tell. […] Still, no one quoted here, anonymously or by name, has been charged with an actual crime, let alone convicted in an actual court. All of them dispute the public version of their story. Several say they have been falsely accused; others believe that their “sins” have been exaggerated or misinterpreted by people with hidden agendas. All of them, sinners or saints, have been handed drastic, life-altering, indefinite punishments, often without the ability to make a case in their own favor. […] Here is the first thing that happens once you have been accused of breaking a social code, when you find yourself at the center of a social-media storm because of something you said or purportedly said. The phone stops ringing. People stop talking to you. You become toxic. […] Here is the second thing that happens, closely related to the first: Even if you have not been suspended, punished, or found guilty of anything, you cannot function in your profession. (Anne Applebaum, The Atlantic)

Ich kann der Kritik an diesen Auswüchsen wenig entgegenstellen. Klar ist das scheiße. Klar sollte das nicht existieren. Mein Problem mit diesem Text und anderen Texten dieser Art ist ein anderes, das ich in meinem Artikel zur Cancel-Culture-Debatte aufgeworfen habe: Das war schon immer so, es trifft jetzt aber andere Gruppen. Schon immer wurden aggressiv bestimmte Normen eingehalten, schon immer wurden Menschen, die gegen Normen verstießen, durch soziale Ausgrenzung, berufliche Vernichtung und Schlimmeres bestraft. Die im Artikel geschilderten Probleme sind gegenüber Leuten, die etwa in den 1950er Jahren in den USA Sympathisanten des Sozialismus waren, in den 1940er Jahren eine Mischehe führen wollten oder sich in den 1930er Jahren gegen Lynchmorde aussprachen, völlig harmlos.

Das macht es natürlich keinen Deut besser, und entsprechend dem Konzept ideologischer Nachbarschaft ist es auch die Aufgabe der Progressiven, gegen Auswüchse in ihrem Lager entschieden vorzugehen und diese zu verurteilen, eine Verantwortung, an der ich in der Vergangenheit sicher auch oft genug gescheitert bin und in Zukunft scheitern werde. Aber zu glauben, das Phänomen wäre neu, besonders stark verbreitet oder gar spezifisch links ist ein Irrtum, der nur in ideologische Schützengräben führt und Lösungen verbaut.

Ich halte es, neben den ideologischen Dimensionen, weiterhin für ein Kernproblem, dass die Gesellschaft Fehler nicht ermöglicht und Entschuldigungen nicht akzeptiert. Auch die Neigung, das Arbeitsrecht zur politischen Hexenjagd zu missbrauchen, ist der relevante Fall. Ich finde es gut und richtig, dass Leute, die etwa rassistische Äußerungen tätigen, sich sexistisch verhalten oder Ähnliches, dafür kritisiert werden Ich finde es völlig falsch, diese dann als Rassisten oder Sexisten zu bezeichnen, ist doch Rassismus wie Brokkoli. Genauso falsch ist es, deren berufliche Existenz deswegen vernichten zu wollen. Das Ziel muss sein, dass sie ihren Fehler einsehen und ihn künftig vermeiden. Dazu muss ich Leute weder dauerhaft an den Pranger stellen noch für ihre Kündigung sorgen.

6) Wir befinden uns im Krieg

An der Seegrenze zwischen der Türkei und Griechenland versuchen Menschen in Schlauchbooten von der Türkei aus, die ägäischen Inseln zu erreichen und werden auf dem Wasser an der Weiterfahrt gehindert. Die griechische Küstenwache fängt die Schlauchboote ab, beschädigt sie und lässt die manvövrierunfähigen Boote in Richtung Türkei zurücktreiben. Vermehrt kommt es auch dazu, dass die Schutzsuchenden auf Rettungsinseln gesetzt werden, die dann orientierungs- und hilflos in der Nacht auf dem Wasser zurückgelassen werden. Im Oktober 2021 hat ein Team aus Investigativjournalistinen noch einmal klarer belegen können, dass hier eine Spezialeinheit der griechischen Küstenwache die Menschen unter Androhung von Gewalt daran hindert, einen Asylantrag in der Europäischen Union stellen zu können. Mittlerweile ist dieses Vorgehen zu einer solchen Routine geworden, dass die türkische Küstenwache alle durch die Pushbacks erzeugten Seenotrettungsfälle dieser Art auf einer eigens angelegten Website mit dem einschlägigen Titel „Pushback Incidents“ sammelt. […] Auch auf dem Balkan, in den Grenzregionen rund um Bosnien, Kroatien und Ungarn kommt es immer wieder und immer häufiger zu Pushbacks. Menschen auf der Flucht versuchen dort über die sogenannte „grüne Grenze“ zu kommen und werden nach einigen Kilometern innerhalb der Europäischen Union aufgegriffen, brutal zusammengeschlagen und unter Androhung von Gewalt wieder zurück nach Bosnien gebracht. Die Zahlen und die Entwicklungen der letzten Jahre sind beeindruckend und schockierend. […] Um zu verhindern, dass Menschen erfolgreich die lebensgefährliche Fluchtroute über das zentrale Mittelmeer nach Italien, Malta und Spanien hinter sich bringen können, finanziert die Europäische Union die libysche Küstenwache – die Fluchtroute beginnt meist in Libyen – die wiederum sogenannte „Pullbacks“ durchführt. (Michael Schneiß, Verfassungsblog)

Die massiven Rechtsbrüche an den EU-Außengrenzen sind, leider Gottes, keine Neuigkeit. Ich weiß nicht, ob ich von einem „Krieg“ sprechen würde. Doch, ich weiß es, so gesehen, das war nur ein Stilmittel: Ich würde es nicht tun. Schließlich schießen die EU-Grenzschützenden nicht auf Flüchtende, schließlich findet kein Völkermord statt, schlussendlich sind Kriege eigentlich ohnehin nur zwischen Staaten möglich. Nein, was hier passiert ist banaler. Es ist ein kollektiver, massiver und völlig unsanktionierter Rechtsbruch, der durch die Politik aller Staaten bewusst herbeigeführt wird. Die deutsche Regierung ist genauso schuldig wie die EU-Kommission, die griechische Regierung genauso wie die belgische.

Es ist auch ein weiterer Beleg dafür, dass sonst mit solcher Verve vorgetragene Überzeugungen eben doch meist viel weniger wert sind, als man annehmen könnte. Dieselben Konservativen und Liberalen, die ob der Verletzungen des Maastricht-Vertrags oder den Maßnahmen der EZB in einen rechtschaffenden Moralfuror verfallen und ihren Kontrahenten (gerne auch hier im Blog) mangelnde Rechtsstaatlichkeit vorwerfen, haben sehr viel weniger Probleme mit den planmäßigen Rechtsbrüchen, solange diese die Zahlen der Geflüchteten in Europa niedrig halten.

7) The Right’s Total Loss of Proportion

After some House progressives refused to vote for the package, Speaker Nancy Pelosi relied on 13 Republicans to help eke the plan through. Suffice it to say that those 13 Republicans—mostly moderates or those representing swing districts—have not been hailed as exemplars of pragmatic policy making. Democrats have little incentive to praise their political opponents. Voters have sent them vitriolic and threatening messages, which is no less acceptable for the fact that it is utterly predictable. But all of that is relatively mild compared with the incensed backlash that has come from fellow Republicans in Congress and the conservative press. “Any Republican that votes yes to an infrastructure bill that helps Biden pass his agenda when bumbling Biden doesn’t even know what he’s doing, then that Republican is a traitor to our party, a traitor to their voters, and a traitor to our donors,” Representative Marjorie Taylor Greene said ahead of the vote. Afterward, she accused the 13 Republicans of backing “Joe Biden’s Communist takeover of America.” […] Even as Republican members clamor for their colleagues to be stripped of their committee assignments, the only Republican member who has been formally punished by the caucus in the aftermath of January 6 is Liz Cheney, who committed the cardinal sin of joining Democrats’ select committee to investigate the attacks. When House Majority Leader Kevin McCarthy’s poison-pill appointments of pro-insurrection lawmakers to the panel were rejected, Cheney broke ranks. She was quickly removed as House GOP conference chair. (Cheney, for her part, voted against the infrastructure bill.) If you find it easier to know what you think about a spending bill than an attempt to overturn an election, or if the former makes you angrier than the latter, you’ve decided that party matters more than country. (David A. Graham, The Atlantic)

Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen akuten „loss of proportion“ sehe; diese Haltung eint die GOP bereits seit 2009. Komplette, destruktive Opposition mit der Erzwingung absoluter Disziplin in den eigenen Reihen wurde bereits durch die komplette Obama-Ära betrieben, da ist nichts Neues. Natürlich ist es immer wieder gut, wenn das in Mainstream-Medien wie dem Atlantic explizit festgestellt wird, und besonders, dass auch der Hinweis kommt dass das eben kein Fall von „both sides are doing it“ ist, denn die Democrats waren unter Trump sehr gesprächsbereit und haben Abgeordnete, die wie Joe Manchin manchmal für Trump-Maßnahmen stimmten, nie derart angegangen.

8) North Carolina Republicans Passed A Heavily Skewed Congressional Map. How Will The Courts Respond?

North Carolina’s previous congressional map — which is to say, the one used in last year’s election — already gave Republicans eight seats and Democrats five seats in a state President Biden lost by just 1 percentage point, but the new map gives the GOP an even greater advantage. According to our analysis, it creates 10 Republican seats, three Democratic seats and one highly competitive seat. The approved map has an efficiency gap of R+20.1, up 11.6 points from the old map, which had an efficiency gap of R+8.5. (Efficiency gap is a measure of which party has more “wasted” votes, i.e., votes that don’t contribute toward a candidate winning. This means that the new map is more than twice as efficient for Republicans as the old map, which was already pretty efficient for them.) Under the new map, North Carolina’s median congressional district is also now 11.4 points redder than the state as a whole. In other words, Democrats would have to win North Carolina by 11.4 points just to win half its congressional seats. […] This isn’t the first time North Carolina has drawn maps that favor one group over others. During the 2010s, the state had two maps thrown out in court due to racial and partisan gerrymandering. Following the initial map in 2011, the courts ruled in 2016 that the state’s map had been racially gerrymandered to disadvantage Black voters in the state, a decision that was upheld by the Supreme Court. Then, in 2019, a state court panel threw out North Carolina’s 2016 map because it was ruled a partisan gerrymander that gave Republicans an advantage. (Mackenzie Wilkes, 538)

Und wo wir gerade bei den Machenschaften der Republicans sind (Fundstück 7): Auch das aggressive Gerrymandering ist nichts Neues, und in North Carolina schon gar nicht. Der Staat ist bereits Jahren an der absoluten Vorfront der Wählendenunterückung, da können die Republicans noch so viele Niederlagen vor Gericht erleiden. Der Staat mag eine besonders krasse Variation dieses Problems sein, aber ein Problem ist es vielerorten. Und ja, in dem Fall machen es auch Democrats, wo sie die Macht dazu haben, wenngleich nicht auf diese heftige Art und Weise. Aber das gehört zu den vielen systemischen Problemen des amerikanischen Staatsaufbaus.

9) Democrats are learning a vintage lesson about inflation

Such thinking even had the imprimatur of the lodestar of center-left econ punditry: „Don’t worry about inflation: Why fears of the return of 1970s-style inflation are overblown,“ directed a Vox headline from July. And Larry Summers, a Democratic-leaning economist who expressed inflation concerns about the Biden agenda, was roundly mocked by lefty pundits. Democrats are now learning the hard way, however, that economic analysis should never be confused with political analysis. Recent polls are suggesting inflation doesn’t need to be „great“ or long-lasting to sour voters on the economy, even a fast-growing economy in which unemployment is falling. […] The psychology of rising prices is a strange one. Even if wages are rising as fast, or even faster, an inflation upturn can unnerve people. […] No president or incumbent party likes it when the Fed starts a tightening cycle in an election year given the risks rising rates present to the stock market and economy. The recent gubernatorial elections in New Jersey and Virginia gave Democrats plenty to worry about next year. Inflation is now giving them even more. And those concerns are likely here to stay. (James Pethokoukis, The Week)

Ich habe wenig Zweifel daran, dass die Inflation, höflich ausgedrückt, kein Gewinnerthema für die regierende Partei ist, gleich welche der beiden. Meine Vermutung wäre, dass sich der Effekt in Grenzen hält, solange die Wirtschaft boomt (was aktuell der Fall ist), aber wenn das Wachstum sich abkühlt, wird die Unzufriedenheit ziemlich schnell ziemlich stark steigen. Und dann wird sich einmal mehr bewahrheiten, dass es „the economy, stupid“ ist, die vor allem anderen Wahlentscheidungen treibt, und dass es den meisten Leuten dabei recht egal ist, was Ökonom*innen dazu sagen – die gefühlten Wirklichkeiten triumphieren.

10) „Ich hoffe, dass man nicht wieder Schulen schließt“ (Interview mit Christian Drosten)

ZEIT: Finden Sie die Abwägung zwischen dem Infektionsrisiko und den Schäden von Kindern im Lockdown legitim?

Drosten: Natürlich. Aber wie die Abwägung ausfällt, kommt auf die Welle an, die man betrachtet. In der zweiten Welle war die Situation eine ganz andere. Wir hatten eine hohe Infektionsdichte, viele Menschen waren bereits gestorben. Die Schulschließungen haben die zweite Welle gestoppt. Die Schulen waren das Zünglein an der Waage.

ZEIT: Hätte es auch da Alternativen gegeben?

Drosten: Man hätte auch sagen können, die Schulen bleiben offen, aber wir setzen richtig harte Homeoffice-Kriterien im Dienstleistungsbereich durch. Wir nehmen die Wirtschaft in die Pflicht, nicht die Schulen. […]

ZEIT: Und halten Sie das [eine Kampagne für Booster-Impfungen] noch für machbar?

Drosten: Ich halte das infektionsbiologisch für sinnvoll. Neben dem Schutz der Alten würde man wahrscheinlich den Übertragungsschutz wieder zurückerobern, dann wird die Inzidenz rapide sinken. Besser wäre es noch, wenn man beides machen würde: boostern und Impflücken schließen. Aber das ist Sache der Politik. Ich fordere hier wohlgemerkt gar nichts, und ich will auch nicht suggerieren, dass Boostern allein das Problem lösen könnte. Die Zeit ist dafür wahrscheinlich ohnehin zu knapp.

ZEIT: Aber Sie sagen, was jetzt geboten wäre: Boostert! Schließt die Impflücken! Da gibt es allerdings eine Bevölkerungsgruppe, die sich verweigert.

Drosten: Ja. Aber wir haben auch die meisten Menschen durch eine Anschnallpflicht dazu gebracht, sich beim Fahren vor dem Unfalltod zu schützen. Als die eingeführt wurde, haben sich auch viele aufgeregt.

ZEIT: Egal, mit welcher Partei wir sprechen, alle sagen, eine Impfpflicht sei politisch nicht durchsetzbar. Was dann?

Drosten: Immunitätslücken schließen ist ein mittelfristiges Ziel. Kurzfristig muss man die Zahl der Neuansteckungen verringern. Die derzeitigen Forderungen nach Testung finde ich problematisch. Damit suggeriert man der Politik wieder einmal eine vermeintliche Lösung, deren Umsetzung nicht realistisch ist. So wie letztes Jahr das „Abschirmen der Altersheime“. Für einen spürbaren Testeffekt auf Bevölkerungsebene bräuchten wir wieder zehn Millionen Tests pro Woche wie im Frühjahr. Und eine PCR-Testung als Ausweg für die Impfunwilligen ist durch Logistik und Zeitverzug unrealistisch.

ZEIT: Wo ist der Ausweg?

Drosten: Mangels Alternativen wird man wegen der Ungeimpften wieder in kontakteinschränkende Maßnahmen gehen müssen. Ob das juristisch zu halten ist, weiß ich nicht. Übrig bleibt dann das 2G-Modell, also ein Lockdown für Ungeimpfte. Ob das noch im November die Inzidenz senkt – ich habe da meine Zweifel. In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt. Das wäre eine verhältnismäßig leicht umsetzbare Maßnahme. Für die Politik ist das viel leichter, als zu sagen: Jetzt machen wir eine Homeoffice-Pflicht. Und die Folgen für Gastronomie und Handel, kurz vor Weihnachten, darüber möchte ich jetzt gar nicht nachdenken. ( /, ZEIT)

Ich habe aus diesem sechsseitigen (!) Interview nur zwei Aspekte herausgegriffen. Ich empfehle es zur kompletten Lektüre.

Aspekt Nummer 1 ist die Frage der Schulen. Der deutsche Staat macht seine komplette Verachtung gegenüber Kindern und Jugendlichen einerseits und Familien andererseits während der Pandemie immer wieder deutlich, und die konstante Weigerung, auch nur die zartesten Verpflichtungen gegenüber den Unternehmen auszusprechen, um umso drakonischer in das Leben der jungen Menschen einzugreifen, ist ebenso offensichtlich wie abstoßend.

Aspekt Nummer 2 ist das ständige Verzögern von Handlungen, deren Notwendigkeit völlig offensichtlich auf uns zukommt. Wie versetzungsgefährdete Schüler*innen handelt die Politik solange nicht, bis alles zu spät ist und die Verantwortung für das Geschehen aus den Händen genommen ist. Gerne verfällt man dann in hektische Betriebsamkeit und erfindet Ausreden, aber machen kann man ja, leider, leider, nichts. Auch das ist ebenso parteiübergreifend wie abstoßend.

11) Heavy Metal

Genau so soll, genau so muss es sein. Die ganz normalen Leute, die hart arbeiten, jeden Tag rackern, haben in den vergangenen Jahrzehnten kaum mehr Lohnzuwächse gesehen. Deswegen fühlt sich die Inflationsrate auch höher an als sie ist. Sie ist immer noch niedriger als in früheren Zeiten, als es für alle aufwärts ging – nur damals stiegen auch die Löhne stärker. Nun ist das mit den Metallern und ihrer Gewerkschaft so eine Sache: traditionell geben sie einmal ein Maß vor, einen Richtwert. Andererseits können viele Branchen nicht so viel Druck machen wie die Metaller: bei den Arbeitern und Angestellten in der Metallindustrie gibt es immer noch eine starke gewerkschaftliche Vertretung, die Beschäftigten arbeiten gemeinsam in einer Fabrik, oft hunderte, oft sogar tausende. Man kennt sich da, hält zusammen, bringt Kampfkraft auf die Waagschale und es gibt auch noch einen Facharbeitermangel, der sich gewaschen hat. […] Es ist Zeit für mehr Solidarität. Denn wenn jeder und jede für sich alleine ums Überleben rennt, dann bleiben am Ende alle über. Wer gute Arbeit leistet, soll ordentlich bezahlt werden. Wer rackert, muss davon zumindest einigermaßen über die Runden kommen. Der Abschluss bei den Metallern ist prima, aber eigentlich ist noch viel wichtiger, dass in anderen Branchen, in denen die Einkommen kaum mehr zum Leben reichen, die Gewerkschaften ordentliche Abschlüsse hinkriegen. Dafür brauchen sie Rückenwind und damit „uns“ – also die öffentliche Meinung, ein Meinungsklima in der Bevölkerung, das sagt: Legt mal bei denen ordentlich drauf, die es am meisten brauchen. (Robert Misik)

In meinem Grundatzartikel zur Ungleichheit hatte ich seinerzeit bereits auf die Bedeutungen von Gewerkschaften hingewiesen. Wo Beschäftigte gut organisiert sind, ist auch ihre Verhandlungs- und Machtposition gegenüber den Arbeitgebenden wesentlich stärker als dort, wo der Organisationsgrad gering ist. Wenn es der Linken, vor allem aber der Sozialdemokratie, ernst ist mit dem Ziel, die Ungleichheit zu reduzieren, dann sollten sie darin ansetzen, den Organisationsgrad zu heben, wo sie nur können.

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  • Erwin Gabriel 11. November 2021, 13:46

    2) Few willing to change lifestyle to save the planet, climate survey finds

    Maßnahmen wie einer Umgestaltung der industriellen Landwirtschaft oder dem motorisierten Individualverkehr nur noch jeder Vierte. Und das ist, bevor es tatsächlich konkret wird, und jeder konkrete Streit senkt üblicherweise die Zustimmungsraten noch einmal drastisch. Ein düsteres Bild.

    Ja. Traugig, aber wahr. Ich sag schon seit langem: Das wird nichts mehr …

    4) Tweet „Absage –Bewerber hat diese 2 Fragen falsch beantwortet“

    Dieser Jan Truch scheint ein so recht gestört zu sein. Frage 1 ist nicht zulässig; um zu schauen, ob jemand passt oder nicht, stelle ich nicht eine derartige Frage, sondern schaue ihn mir während der Probezeit an. Die zweite Frage ist irrelevant; selbst wenn heute ein „ja“ kommt, kann man das am nächsten Morgen widerrufen.
    Der Hinweis auf „Ehrlichkeit“ ist irgendetwas zwischen Arroganz, Eitelkeit, Dummheit, Verarsche und Selbstbeschiss. Jeder Mensch lügt, auch Herr Truch. Durch seine Blödheit ist ihm ein wahrscheinlich guter Mitarbeiter durch die Lappen gegangen.

    Meine Antwort ist, sofern es nicht um grobe Formverstöße geht, meist ein hilfloses Schulterzucken.

    … letztlich ist es ein willkürlicher, von Glück und Zufall bestimmter Prozess.

    Autsch – nein, natürlich nicht. Hier hilft doch der gesunde Menschenverstand so viel weiter.

    Jeder Chef möchte einen Mitarbeiter, der seinen Job nicht nur beherrscht, sondern ihn auch mit einer gewissen Freude oder Überzeugtheit ausführt. Das sollte sich widerspiegeln.

    Die Frage lautet also nicht „Was will ich über mich schreiben?“, sondern „Was muss der Chef lesen, um mich einzustellen?“. Dazu gehört, dass man auf die Anforderungen in der Stellenausschreibung eingeht.

    Wenn ein Unternehmen jemanden mit Sprachkenntnissen sucht, muss drinstehen „ich spreche die Sprache so und so gut“, oder beispielsweise „ich habe mich bei einem Sprachkurs angemeldet“ – man sollte klarmachen, dass man verstanden hat, was das Unternehmen von einem erwartet, und dass man bereit ist, die Anforderungen zu erfüllen.

    Also alles, was in die Richtung des gewünschten Jobs geht, ausführlich abhandeln, was in eine andere Richtung zielt, weglassen oder kurz halten. Ein Wort zu „Hobbies“: Wer gerne zum Saufen nach Malle fährt und das so unter „Hobbies“ aufführt, statt „Auslandsreisen, um die Welt kennenzulernen“ anzugeben, hat selbst schuld.

    Ansonsten: Korrektes Deutsch, korrekte Rechtschreibung, alle relevanten Informationen.

    5) The New Puritans

    Ich kann der Kritik an diesen Auswüchsen wenig entgegenstellen. Klar ist das scheiße. Klar sollte das nicht existieren. Mein Problem mit diesem Text und anderen Texten dieser Art ist ein anderes, das ich in meinem Artikel zur Cancel-Culture-Debatte aufgeworfen habe: Das war schon immer so, es trifft jetzt aber andere Gruppen.

    Ist das alles? „Shit happens“ als Kommentar ist äußerst schwach. Da hast Du, wenn solche Sachen in Deine Richtung zielten, schon DEUTLICH härter Stellung bezogen.

    6) Wir befinden uns im Krieg

    Wie lange streiten wir nun über dieses Thema? Mindestens 6 Jahre?
    Ich erklärte Dir mal, dass das Öffnen unserer Grenzen einen Ansturm auslösen würde, den wir nicht überstehen könnten. Du hast meine Meinung nie geteilt, warst aber auch nie bereit, über Obergrenzen etc. zu reden. Bedank Dich für die aktuelle Situation bei der Noch-Kanzlerin, die ihre gesamte Amtszeit lang alles dazu getan hat, diese Situation herzustellen und aufrecht zu erhalten, und bei Leuten wie Dir.

    Dieselben Konservativen und Liberalen, die ob der Verletzungen des Maastricht-Vertrags oder den Maßnahmen der EZB in einen rechtschaffenden Moralfuror verfallen und ihren Kontrahenten (gerne auch hier im Blog) mangelnde Rechtsstaatlichkeit vorwerfen, haben sehr viel weniger Probleme mit den planmäßigen Rechtsbrüchen, solange diese die Zahlen der Geflüchteten in Europa niedrig halten.

    Abgesehen davon, dass Du diese „Das machen die Linken auch“-Argumentationen immer sehr heftig bekämpfst, scheinst Du nicht zu verstehen, welche Auswirkung die von Dir gewünschte Politik hat. Wir (= Deutschland; wer immer in der EU landet, wird über kurz oder lang hierher durchgewunken) schaffen das eben nicht.

    Ich nehme Dich hier erst wieder Ernst, wenn Du Dir über Obergrenzen, Einflüsse auf unsere Gesellschaft, oder über den Umgang mit Menschen Gedanken machst, die zwar einen Asylanspruch haben, aber sich nicht an unsere Regeln halten, oder wie wir in Deutschland damit umgehen, dass sich die EU einfach raushält. Aber solche realitätsverweigernden „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“-Kommentare ermüden mich nur noch.

    • Stefan Sasse 11. November 2021, 14:55

      2) Ich weigere mich aufzugeben.

      4) Ja, das meine ich. Wenn solche Leute Personalentscheidungen treffen, Alter…

      Was du auflistest fällt für mich unter Formalkram. Die Fragen, die ich oft kriege, gehen in völlig esoterische Richtungen, ästhetischer Schnickschnack. Und da kann meine Antwort immer nur sein „kommt auf den Geschmack Desjenigen an, der es liest, aber hoffentlich ist die Person objektiv genug“.

      5) Ja, das thematisiere ich ja noch im selben Absatz. Ich habe ja auch schon ganze Artikel dagegen geschrieben. Ich find’s einfach kacke wenn das passiert.

      6) Ich weiß dass das so ist! Ich weiß auch, dass ohne die Brüche von Maastricht und den EZB-Richtlinien die Eurozone implodiert wäre. Warum ist ok, das Recht zu brechen, um Masseneinwanderung abzuwehren, aber nicht, um den Kollaps der Volkswirtschaft zu verhindern? DAS ist es, was ich kritisiere. Dass das aktuelle Asylrecht praxiuntauglich ist: geschenkt. Ich habe übrigens auch hier mal Gedanken dazu geschrieben gehabt: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwj_986Eu5D0AhWkSvEDHTKeCQMQFnoECAQQAQ&url=http%3A%2F%2Fwww.deliberationdaily.de%2F2017%2F08%2Fpfad-zur-staatsbuergerschaft%2F&usg=AOvVaw18P-44jE-udY82-pj6-Rx9

      • Erwin Gabriel 11. November 2021, 22:21

        6) Wir befinden uns im Krieg

        Vorab: Ich bin ich kein Freund von EU-Gesetzesbrüchen. Die EU ist scheiße angelegt, für eine freiwillige Gemeinschaft gibt es viel zu viele Gegensätze. Alles, was man mit dem sich in die Tasche lügen und all den Tricksereien erreicht, ist, dass sich die Bürger, für die das alles ja angeblich sein soll, voller Grausen abwenden. Die EU wird scheitern (je später, desto schlimmer), oder sich mit der Zeit in eine Art Diktatur transformieren, die sich nur noch um den Selbsterhalt kümmert. Dann lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

        Zum eigentlichen Thema: Ich bin kein Hardliner der Ausprägung, dass ich hier keine „Fremden“ will; egal, durch welche Stadt oder Fußgängerzone ich laufe – mir ist klar, dass unsere Gesellschaft Zuwanderung braucht, sogar dringend auf sie angewiesen ist – das habe ich hier auch oft genug geschrieben. Der von Dir favorisierte Spurwechsel ist da nur das absolute Minimum.

        Aber was ich auch nicht will, ist unkontrollierte, ungebremste Zuwanderung á la Merkel. Die macht alles kaputt, was man durch Zuwanderung und Integration an Gutem für unser Land und für unsere Gesellschaft erreichen könnte.

        Wo bleibt denn Dein Pragmatismus, den Du sonst so gerne vor Dir herträgst? Das, was Dir vorschwebt, wird unsere Gesellschaft zerreißen, zu Gewalt, zu Hass, zu Kontrollverlusten und zu Parallelgesellschaften führen, wie Du sie schon in den Pariser Banlieus oder in einigen Ruhrpottstädten hast. Weder der Deutsche Staat, noch die deutsche Gesellschaft, noch unser Rechtsstaat, noch Institutionen wie unser Schul-, Kranken- und Pflegesystem, weder unser Wohnungs- noch unser Arbeitsmarkt wären in der Lage, das zu bewältigen; ganz zu schweigen von den Verwerfungen in der EU. Was anderes zu glauben ist Tagträumerei.

        R.A. listet ja einige Punkte auf, die man ohne jede große Revolution deutlich besser machen könnte. Aber bereits dazu sind wir nicht einmal innerhalb Deutschlands in der Lage, geschweige denn in der EU.

        • Stefan Sasse 12. November 2021, 07:05

          Ich weiß nicht wie du auf die Idee kommst, ich wöllte unkontrollierte Zuwanderung. Ich habe auch meinen entsprechenden Artikel mit pragmatischen Vorschlägen nochmal verlinkt. Ich habe kein Problem mit Reformen.

          • Thorsten Haupts 12. November 2021, 09:52

            Ah, das testen wir doch gleich mal:
            Ab welcher Zahl von jährlichen Zuwanderern in Deutschland wollen Sie die Zuwanderung abriegeln und welche wirksamen Massnahmen zur Abriegelung würden Sie dafür befürworten?

            Ich geh schon mal Popcorn holen :-).

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 12. November 2021, 10:05

              Musst mich nicht Siezen ^^

              Eine konkrete Zahl hab ich dir keine. Ich denke zum Einen dass absolute Zahlen nicht sonderlich sinnvoll sind als Kategorie, und andererseits ist meine Expertise zu schlecht als dass ich da vernünftige Verhältnisse hätte.

              Maßnahmen: in meinen Augen spricht nichts gegen eine Sicherung der EU-Außengrenzen und nichts gegen Auffangzentren, nur um zwei Beispiele zu nennen. Wogegen etwas spricht sind Auffangzentren, in denen offensichtlich die Menschenrechte gebrochen werden, oder Grenzschutzmaßnahmen, die den Tod von Menschen willentlich in Kauf nehmen. Das eine ist neben der Frage der Politik (Fehlen von Gestaltungswillen und Lust am Leid zufügen) auch eine Geldfrage. Die meistenden Flüchtenden kommen in EU-Staaten wie Griechenland an, wo das Geld fehlt. Das ließe sich ziemlich einfach beheben.

              Alles andere erfordert letztlich eine Reform des Einwanderungs-, Flüchtlings- und Asylrechts, aber das ist natürlich eine völlig andere Dimension.

              • Thorsten Haupts 12. November 2021, 10:14

                … nichts gegen Auffangzentren …

                In der EU? Damit hat sich dann die unkontrollierte Masseneinwanderung bereits materialisiert – jede/r weiss, dass Massenabschiebungen aus den verschiedensten Gründen völlig unmöglich sind.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:03

                  Irgendwo müssen sie hin. Und die EU kann halt schlecht Auffangzentren in Ländern betreiben, die nicht in der EU sind. Das ist halt was, das wir tatsächlich in der Hand haben.

                  • Thorsten Haupts 12. November 2021, 23:45

                    Äh ja – nur haben wir das damit geklärt:

                    Jede, absolut jede Haltung, die Migranten, die Flucht oder Asyl sagen können, erst einmal nach Europa lässt, ist automatisch und zwangsläufig eine Befürwortung unbegrenzter Zuwanderung, weil Massenabschiebungen nicht möglich sind.

                    Case closed, danke.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 13. November 2021, 09:33

                      Das fordere ich nicht. Ich will nur keine Haltung, die den massenhaften Tod dieser Menschen hinnimmt oder sogar begrüßt.

              • Erwin Gabriel 12. November 2021, 12:01

                @ Stefan Sasse 12. November 2021, 10:05

                Deine pragmatischen Vorschläge waren der Spurwechsel; wenn es etwas darüber hinaus gab, ist es bei mir nicht hängengeblieben – sorry dann. Aus meiner Sicht ist das zu wenig, um die erforderliche Zuwanderung sicherzustellen.

                Aber so sehr wir Zuwanderung in unsere Gesellschaft und in unseren Arbeitsmarkt brauchen (wir überaltern dramatisch), so sehr schadet uns Zuwanderung in die schon hoch strapazierten Sozialsysteme (hatten Stefan P. und ich ja kürzlich Zahlen zu genannt). Solche Zuwanderung hat aus dem einen oder anderen Grund negative Auswirkungen. Selbst wenn man auch davon ein gewisses Maß vertragen kann, ist bereits das, was vor unserer Türe steht (geschweige denn, was auf uns zukommt), „way to much“, als dass wir damit ansatzweise klarkommen könnten.

                Eine konkrete Zahl hab ich dir keine. Ich denke zum Einen, dass absolute Zahlen nicht sonderlich sinnvoll sind als Kategorie, …

                Auf der einen Seite stimme ich Dir da zu: Es ginge im Zweifelsfalle immer noch einer mehr. Aber „eine(r) geht noch rein“ bedeutet letztendlich doch auch „unbegrenzte Zuwanderung“.

                Nun ist Thomas‘ Frage nach einer konkreten Zahl sicherlich auch ein klein wenig provokant; das hattest Du Dir aber verdient 🙂 . Aber der Kern der Frage – wenn Du einen Plan willst, die Tür zu öffnen, brauchst Du auch einen Plan, sie bei Bedarf wieder zuzukriegen – bleibt von Dir unbeantwortet. Da bist Du mit Frau Merkel in guter schlechter Gesellschaft. Wenn es nach ihr gegangen wäre (vielleicht nicht nach ihrem Wunsch, aber nach ihrem Handeln) hätten wir inzwischen einige Millionen Flüchtlinge mehr im Land, die wir nur halbwegs und nur zu Lasten anderer schwacher gesellschaftlichen Gruppen versorgen könnten.

                In den zwölf heißen Monaten der „Flüchtlingskrise“ kamen etwa 2 Millionen Menschen. Für die gab es keine Wohnungen, keine Plätze in Kindergärten oder Schulen, keine Ansprechpartner, keine Sprachkurse etc. Selbst wenn sich das ein wenig eingeschliffen hat (ist ja nun auch schon sechs Jahre her), gibt es besonders da Verwerfungen, wo wir vorher schon nicht so gut aufgestellt waren. Wir sind jedenfalls noch lange nicht bei „Wir haben das geschafft“.

                Wenn wir uns nun öffnen, und in der Lage wären, die Zuwanderung auf etwa 1 Million / Jahr zu begrenzen (was ich für utopisch halte), wären wir in kürzester Zeit überfordert. Keine bürokratischen Strukturen, zu wenig Wohnraum, zu wenig Schul- und Kindergarten-Plätze, explodierende Sozialkosten (allein die Krankenkassen), Überlastung der Intensiv-Stationen in den Krankenhäusern (schau Dir mal an, wie hoch der Corona-Intensiv-Anteil an Nicht-Biodeutschen ist), steigende Kriminalität bei überforderter Justiz und Polizei, Unverständnis der neuen Bewohner*innen zu unserer Gesellschaft, steigender religiöser Fanatismus, deutliche Rückschritte bei Gleichberechtigung von Frauen oder abweichender sexueller Orientierung etc.

                … und andererseits ist meine Expertise zu schlecht als dass ich da vernünftige Verhältnisse hätte.

                Du brauchst doch keine Expertise, um das Prinzip und die Gefahren zu erkennen. Wenn Du keine unbegrenzte Zuwanderung willst, musst Du eine Grenze ziehen. 100.000 rauf oder runter ist letztendlich egal, aber Du brauchst Kriterien für die Festlegung von „darf rein“ und „muss draußen bleiben“.

                Maßnahmen: in meinen Augen spricht nichts gegen eine Sicherung der EU-Außengrenzen und nichts gegen Auffangzentren, nur um zwei Beispiele zu nennen.

                Bei den Auffangzentren habe ich ähnliche Bedenken wie Thomas: Dann sind sie schon da, selbst wenn sie keine Ansprüche haben. Und der Weg zurück ist schwer bis unmöglich. Mal abgesehen von den Kosten und den rechtlichen Problemen: Kannst Du damit leben, dass ein abgelehnter Asylbewerber den Rest seines Lebens in solch einem Auffanglager verbringt, wenn er nicht zurück kann oder will?

                Wogegen etwas spricht, sind Auffangzentren, in denen offensichtlich die Menschenrechte gebrochen werden, oder Grenzschutzmaßnahmen, die den Tod von Menschen willentlich in Kauf nehmen.

                Grundsätzlich einverstanden, wenn Du mir die Frage beantworten kannst, wie man unsere Außengrenze gewaltfrei schützt vor Leuten, die sich nicht scheren. Die setzen sich mit ihren Kindern in ein seeuntüchtiges Schlauchboot, fahren los, und werden aufgehalten – und nun? Reinlassen wollen wir nicht, zurückfahren wollen die nicht. Worauf läuft das hinaus, wenn die dann auf See festhängen, an Durst und Hunger leiden, krank werden? Einwanderung auf Basis von Erpressung?

                Ich bin gespannt auf Deine Lösung, ich habe nämlich keine (gute).

                Die meisten der Flüchtenden kommen in EU-Staaten wie Griechenland an, wo das Geld fehlt. Das ließe sich ziemlich einfach beheben.

                Nein. Das ließe sich nur dann einfach beheben, wenn man wollte, aber man will nicht. Weder will Griechenland die arabischen und afrikanischen Flüchtlinge an der Backe haben (auch nicht für viel Geld), noch wollen die anderen EU-Staaten die Flüchtlinge aufnehmen. Wer zuerst winkt (= Deutschland); hat verloren, und zieht sich die Feindschaft der anderen zu.

                Alles andere erfordert letztlich eine Reform des Einwanderungs-, Flüchtlings- und Asylrechts, aber das ist natürlich eine völlig andere Dimension.

                Ja. Ist unmöglich, da EU-Thema.

                • Thorsten Haupts 12. November 2021, 13:14

                  Ja. Ist unmöglich, da EU-Thema.

                  Aber nicht deswegen. Denn ausweislich ihres Verhaltens ist das ein Thema, in dem sich die EU absolut einig ist. Sie will diese Einigkeit nur nicht zu Papier bringen.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

                  • CitizenK 13. November 2021, 18:45

                    Steht doch schon da: Dublin I – III. Es hält sich nur kaum einer dran.

                    • Thorsten Haupts 13. November 2021, 19:53

                      Meinte ich nicht. Es gibt längst praktische Einigkeit unter den EU-Staaten, Migranten soweit möglich aus Europa rauszuhalten. Das steht nur im Gegensatz zu dem europäischen Flüchtlingsrecht – das genau will aber niemand antasten (vermutlich aus Furcht vor der veröffentlichten Meinung).

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:29

                      Und weil es diversen Verträgen widerspricht^^

                • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:10

                  Wir können definitiv nicht unbegrenzt Zuwanderung zulassen, das hab ich aber auch noch nie gefordert. Aber ich nehme lieber Flüchtende auf als sie sterben zu lassen.

                  Expertise bezog sich nur auf die konkreten Zahlen.

                  Ok, aber was machst du mit Leuten, die an deinen Küsten landen, solange die Gesetzeslage ist, dass sie um Asyl bitten dürfen?

                  Ich auch nicht.

                  Ja, ich sehe keine Chance aus diesem Dilemma. Aber ich finde es auf der anderen Seite auch unredlich, einfach nur harte Rhetorik rauszupacken und sich quasi hinter ihr zu verstecken.

                  • Erwin Gabriel 12. November 2021, 22:50

                    @ Stefan Sasse

                    Du bist doch derjenige, der sich versteckt.

                  • CitizenK 13. November 2021, 18:52

                    „Verstecken“ trifft es nicht. Aber beide Seiten müssten eigentlich klarer die Konsequenzen benennen:
                    „Aufnehmen, um sie nicht sterben zu lassen“ bedeutet: Lager wie in der Türkei, Jordanien, afrikanischen Staaten. Wohnungen und Schulen und Gesundheitsdienst sind in der Tat nur für eine begrenzte Zahl zu leisten.
                    „Nicht aufnehmen“ bedeutet in der Tat, Menschen sterben zu lassen. An der polnischen Grenze wie im Mittelmeer.

                    • Erwin Gabriel 13. November 2021, 20:20

                      @ CitizenK 13. November 2021, 18:52

                      „Verstecken“ trifft es nicht.

                      Von Stefan höre ich nur, dass er prinzipiell gegen unbegrenzte Zuwanderung ist. Aber bei jeder dazu erforderlichen Maßnahme werden Konsequenzen abgelehnt, falls die Flüchtenden nicht mitspielen – wasch mich, aber mach mich nicht nass dabei.

                      Es werden Menschen sterben, wenn wir sie nicht aufnehmen. Aber jeden deshalb aufnehmen, weil er sich in irgendeiner Form in Lebensgefahr gebracht hat, ist für mich auch nicht akzeptabel. Ich erkenne keine deutsche Verantwortung, wenn sich jemand in der Türkei in ein Flugzeug nach Minsk setzt, sich an die Grenze nach Polen durchschlägt, und dort von weißrussischen Grenztruppen misshandelt wird.

                      Auch, um diesen Punkt noch einmal deutlich klarzumachen: Wir können über die Aufnahme von Flüchtlingen reden, wenn eine deutsche Bundesregierung oder die EU eine Regelung finden, die bei Erreichen einer bestimmten Belastungs- bzw. Obergrenze dichtmacht.

                      Bis dahin …

                    • Thorsten Haupts 14. November 2021, 13:34

                      … dass er prinzipiell gegen unbegrenzte Zuwanderung ist. Aber bei jeder dazu erforderlichen Maßnahme werden Konsequenzen abgelehnt, falls die Flüchtenden nicht mitspielen …

                      Das ist die Standardhaltung seit 2015. Weshalb der Vorwurf der Rechten hier einen wahren Kern hat – im Ergebnis ist das gewollt oder ungewollt eine Inkaufnahme unbegrenzter Zuwanderung.

                      Hinzu kommt die unbegrenzte Ausweitung des begriffs „Flüchtling“ – was als Schutz vor politischer Verfolgung begann, ist nun beliebig geworden und „Flüchtling“ heisst heute nur noch jeder Mensch, der grünere Wiesen sucht (was ich gut verstehe).

                      Zur zeit richten wir uns in einem angenehmen Doublespeak ein – rhetorisch und gesetzlich noch immer dem unbegrenzten Flüchtlingsschutz verpflichtet, ist die Regierungspraxis der ganzen EU inzwischen ausnahmslos eine völlig andere (und da lügen die meisten Rechten).

                      Daran wird sich auch nichts ändern, die Linke kann den Doppelstandard regelmässig anprangern, die Rechte mit diametral entgegengesetzten Zielen ebenso und beide werden so nie gezwungen, Butter bei die Fische zu geben. Das zieht sich auch in die politische Praxis durch – keine linke oder rechte Partei mit Ausnahme der politischen Ränder geht offensiv mit ihrer theoretischen (in Programmen festgeschriebenen) Haltung in Wahlkämpfe.

                      Und dieser de facto Zustand zwischen flüchtlingsfreundlicher Rhetorik und flüchtlingsfeindlicher Politik wird auch in absehbarer Zukunft nicht aufgelöst werden, weil daran niemand ein echtes politisches Interesse hat. Denn dieser Zustand ermöglicht beiden politischen Lagern, an ihren Lebenslügen und unpraktischen Überzeugungen rhetorisch, aber folgenlos, festzuhalten.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:45

                      Wie stellst du fest, wer „richtig“ flüchtet und wer nur „grünere Wiesen“ sucht?

                    • Stefan Pietsch 14. November 2021, 15:01

                      Stefan, bitte. Aus Belarus kommen keine ordentlich geflüchteten Afghanen, Iraker, Syrer.

                    • Thorsten Haupts 14. November 2021, 15:19

                      Einzige Chance dafür sind (heute schon) die Botschaften vor Ort.

                    • Erwin Gabriel 15. November 2021, 10:32

                      @ Stefan Sasse 14. November 2021, 14:45

                      Wie stellst du fest, wer „richtig“ flüchtet und wer nur „grünere Wiesen“ sucht?

                      Es lässt sich sicherlich feststellen, dass jeder, der sich auf den Weg macht, einen guten Grund hat – MINDESTENS einen.
                      Thorsten hat dahingehend recht, dass wir zwar ein (schließlich nach dem zweiten Weltkrieg entstandenes) Asylrecht haben, dass auf politische Flüchtlinge zielt (GG Art. 16a, Abs. 1: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“), während in der Realität die Menschen auch aus anderen Gründen (Religion, Rasse, sexuelle Orientierung etc.) verfolgt werden, vor Krieg, Hunger oder Dürren flüchten oder bei stetig wachsender Bevölkerung und extrem hoher Arbeitslosigkeit einen Weg aus hoffnungslos elenden Verhältnissen suchen.

                      Ich verstehe jeden, der sich unter solchen Umständen auf den Weg macht, um sich aus seiner persönlichen Situation zu befreien. Ich sehe trotzdem keine Lösung darin, deswegen alle nach Deutschland zu holen, erst recht dann nicht, wenn das Umfeld, in dem diese Personen sozialisiert wurden, so anders ist als unseres.

                    • Stefan Sasse 15. November 2021, 17:12

                      Natürlich ist das keine Lösung. Genauso wenig ist es eine Lösung, sie im Niemandsland am Stacheldrahtzaun hängen oder im Mittelmeer ersaufen zu lassen (okay, das ist natürlich eine Lösung, aber du weißt, was ich meine).

  • R.A. 11. November 2021, 17:07

    2.) „die notwendigen Veränderungen werden von der Mehrheit abgelehnt und bekämpft.“
    Ist doch verständlich. Die Klimaschützer machen zwar erheblichen Propagandawirbel, meist mit extremer Emotionalisierung – können aber nicht wirklich einen glaubwürdigen Lösungsentwurf vorlegen. Was da alles lautstark an „Klimaschutz“-Maßnahmen durchs Dorf getrieben wird ist zu oft unausgegoren und widersprüchlich – und weit weg von einer realistischen Problemlösung. Sicher ist nur, daß es teuer wird und heftige Einschränkungen bedeutet. Da ist die Reaktion der Bevölkerungsmehrheit völlig einleuchten und vernünftig.

    „common-sense-Maßnahmen wie einer Umgestaltung der industriellen Landwirtschaft“ Schönes Beispiel. „Industrielle Landwirtschaft“ ist ein ideologischer Diffamierungsbegriff und weit weg von jedem „common sense“. Und wenn man wirklich an Klimaschutz interessiert ist, müßte man natürlich auf esoterische und klimaschädliche Maßnahmen wie „Bio“-Landwirtschaft verzichten.

    Dito mag der Verzicht auf den motorisierten Individualverkehr für die überversorgte städtische FfF-Schickeria eine nette Idee sein. Nicht aber für die Leute, die nur mit diesem Individualverkehr ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

    4.) Sehe ich wie Erwin Gabriel: Dieser Truch ist ein arroganter Volltrottel.
    Aber daß es solche Leute immer wieder gibt ist halt unvermeidlich.
    Was aber nicht heißt, daß es bei Personalentscheidungen in der Regel so zugeht. Die sind meistens völlig unspektakulär und sachorientiert.
    Und natürlich sind sie intransparent – das ist vom Gesetzgeber leider so durchgesetzt worden.

    5.) Volle Zustimmung zu allen Punkten.

    6.) Das ist alles sehr häßlich. Aber eben die Folge einer völlig realitätsfernen Gesetzgebung. Europa (und speziell Deutschland) verspricht viel mehr, als es je leisten könnte oder will.
    Auf die Push-Backs könnte man verzichten wenn man a) viel mehr vor Ort helfen würde, b) eine seriöse Einwanderungspolitik etablieren würde (incl. der Abholung von Hilfsbedürftigen) und c) alle illegalen Einwanderer konsequent und schnell abschieben würde.
    Und dafür gibt es nach wie vor keine politische Mehrheit.

    7.) Eine unschöne Entwicklung.
    Der letzte Präsident, der sich noch wirklich um überparteiliche Gespräche und Mehrheiten bemühte, war der in Deutschland vielgeschmähte George W. Bush. Danach übernahmen die Hardliner auf beiden Seiten das Ruder.

    9.) Inflation ist immer falsch.
    Ihr Vorteil ist, daß Regierungen mit Inflation Probleme vertuschen oder verschieben können. Den Nachteil haben die Regierten, bei denen Inflation deswegen allgemein unpopulär ist.
    Eine ganz leichte Inflation ist natürlich nicht so schmerzhaft (obwohl die kumulative Wirkung über die Jahre schon häßlich sein kann). Und im Boom läßt sich für die meisten auch etwas mehr Inflation ertragen. Aber wenn der Boom vorbei ist läßt sich die Inflation nicht von heute auf morgen zurückdrehen – dann beginnt der Ärger.

    11.) Ja, ja, der alte Mythos von der wohltätigen Wirkung der Gewerkschaften. Ich glaube nicht daß sich der irgendwie belegen läßt.
    Sondern der lebt im wesentlichen von der Korrelation: Solange es aufwärts geht und solange die Löhne steigen können, da können natürlich Gewerkschaftsbosse publikumswirksam Streiks inszenieren und die Lohnerhöhungen als ihren Verdienst buchen.
    Real richten sich Löhne aber nur nach der Ertragslage und dem Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt. Deswegen gibt es Branchen fast ohne Gewerkschaften, da steigen die Löhne langjährig und die Arbeitsbedingungen sind gut. Und es gibt Branchen mit viel Gewerkschaftseinfluß, da wird Trübsal geblasen.
    Mit „Organisationsmacht stärken“ sorgt die Politik eigentlich nur dafür, daß es unflexibler zugeht, daß Veränderungen in Richtung bessere Produktivität schlechter möglich sind und daß am Ende die Trübsal dominiert.

    • Stefan Sasse 11. November 2021, 18:14

      4) Was würdest du denn anders machen?

      6) Klar, aber dasselbe gilt, noch einmal, auch für die Finanzpolitik. Und da bist du völlig anderer Ansicht.

      7) Obama, ein Hardliner…?

      9) Ja, das ist klar. Aber solange die Wachstumsgewinne über der Inflation liegen ist das ja grundsätzlich ok.

      11) Klar lässt sich das belegen. Musst nur mal auf Organisationsgrad schauen, völlig unabhängig von der Konjunktur.

      • Erwin Gabriel 11. November 2021, 22:41

        @ Stefan Sasse 11. November 2021, 18:14

        9) Aber solange die Wachstumsgewinne über der Inflation liegen ist das ja grundsätzlich ok.

        Die Wachstumsgewinne gehen in der Regel ganz nach oben, unter Inflationsverlusten leiden eher diejenigen, die nicht so gut verdienen.

        11) Klar lässt sich das belegen.

        Ich habe Gewerkschaften nie positiv erlebt, erst recht nicht, wenn es irgendwie schlecht lief und in größerem Umfang Leute gehen mussten. In vielen Krisen haben die jeweiligen Gewerkschaften die Situation verstärkt, in dem sie bei erforderlichen Kündigungen verhinderten, dass die guten und leistungsfähigen Mitarbeiter blieben – allzu oft mit dem Ergebnis, dass anschließend der Laden trotzdem den Bach runterging.

        Wenn Du als Führungskraft mal mit einem richtigen Arschloch konfrontiert bist, der gegen Kollegen intrigiert, der faul ist, der das Unternehmen bei Kunden schlecht macht, und wirst den nicht los, weil Betriebsrat und Gewerkschaften den schützen („Mitarbeiter-Motivation ist Sache des Vorgesetzen“), während die ganze Abteilung zu Schutt und Asche zerfällt, sieht das anders aus.

        • Stefan Sasse 12. November 2021, 07:09

          9) Das ist natürlich eine Gefahr, daher ja auch die Forderung des Artikels, denen unten Erhlhungen zu verschaffen.

          11) Ja, das ist die Negativversion. Sie können aber auch Positives leisten. Ich hab das schon gesehen 🙂

          • Erwin Gabriel 12. November 2021, 12:15

            @ stefan Sasse

            9) Das ist natürlich eine Gefahr, daher ja auch die Forderung des Artikels, denen unten Erleichterungen (?) zu verschaffen.

            Die durch Inflation angeschobene Vermögens-Umverteilung von unten nach oben bleibt dadurch unberührt.

            11) Ja, das ist die Negativversion. Sie können aber auch Positives leisten. Ich hab das schon gesehen 🙂

            Mag sein.

            Wo ich nicht widersprechen mag, ist, dass es in bestimmten Ländern oder Systemen hilfreich sein kann. Und ich vermute auch, dass die reine Existenz der Gewerkschaften die Arbeitnehmerseite zur Mäßigung anhält.

            Aber dort, wo ich das Wirken der Gewerkschaften aus nächster Nähe mitverfolgen konnte, war Gutes eher nicht der Fall, sondern ich sah Erpressung (bzw. Aufforderungen an den Betriebsrat, Erpressung auszuüben, ich sah Druck gegen Betriebsräte, die moderat waren, und ich sah Egomanen, die Macht missbrauchten, weil sie es konnten, die Kampagnen gegen Unternehmer fuhren, um Exempel zu statuieren.

            Die Metallbranche, in der ich Mitte der 70er Jahren meine „Karriere“ als Azubi begann, mag vielleicht speziell gewesen sein, aber ich mochte wirklich nicht, was ich sah, und ich war damals politisch weit links von Deinen jetzigen Standpunkten.

            • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:11

              Ich komme aus dem Bildungsbereich, da ist die Gewerkschaft praktisch nicht existent. Habe daher wenig Praxis in meinem eigenen beruflichen Umfeld.

      • R.A. 12. November 2021, 10:51

        „4) Was würdest du denn anders machen?“
        Bei den normalen Einstellungsfragen: Gar nichts.
        Im wesentlichen läuft das ordentlich. Doofe gibt es dort wie überall – aber die Firmen haben ein Eigeninteresse daran, die im Zaum zu halten. Weil sie ansonsten schlechtes Personal kriegen. Der Staat kann da nichts verbessern.
        Ich würde nur AGG und ähnliche Gesetze wieder streichen. Die haben keinem geholfen – aber sie sorgen für die Intransparenz und schaden damit vielen Bewerbern.

        „6) aber dasselbe gilt, noch einmal, auch für die Finanzpolitik.“
        Richtig. Ich gehöre auch nicht zu denen, die den „Vertragsbruch“ bei der angeblichen Euro-Rettung beklagen. Denn jeder Vertrag kann im Konsens aller Beteiligten geändert werden. Deutschland wollte seine vertraglich zugesicherten Abwehrrechte nicht in Anspruch nehmen, damit ist das formal alles korrekt.
        Ich kritisiere das nur inhaltlich. Der Euro-Raum wäre nicht implodiert und die von den Profiteuren der Finanzindustrie fabrizierten Horrorszenarien waren falsch. Und damit waren auch die von der „Eurorettung“ angerichteten Schäden unnötig und falsch.

        „7) Obama, ein Hardliner…?“
        Zuerst schon. Solange er noch die Mehrheit hatte, versuchte er kompromißlos seine Maximalziele durchzudrücken. Redebereit war er erst nach den verlorenen Zwischenwahlen.

        „9) Ja, das ist klar. Aber solange die Wachstumsgewinne über der Inflation liegen ist das ja grundsätzlich ok.“
        Nein. Denn die Wachstumsgewinne und die Inflationsverluste verteilen sich sehr unterschiedlich. Wobei die Wachstumsgewinne noch halbwegs damit korrellieren, was Leute zum Wachstum beigetragen haben. Während die Inflationsverluste vor allem Leute treffen, die völlig schuldlos sind und sich nicht wehren können.

        „11) Klar lässt sich das belegen. Musst nur mal auf Organisationsgrad schauen, völlig unabhängig von der Konjunktur.“
        Und da sehe ich eben überhaupt keine Korrelation. Also schon gar keine Kausalität.
        Alle Linken (wie auch der Autor des verlinkten Texts) schauen gerne auf die Metaller, weil da hohe Löhne und starke Gewerkschaften korrelieren.
        Aber die zweitstärkste Gewerkschaft Verdi kann zwar ab und zu PR-wirksam die Müllmänner streiken lassen, ansonsten geht es in den von ihr betreuten Branchen eher lausig zu.
        Wirklich sehr gut zahlende Branchen wie IT oder Finanzen sind fast gewerkschaftsfrei.

        Vor allem: Wenn der Mythos von den erfolgreichen Gewerkschaften stimmen würde, dann müßten die Gewinnmargen in den gewerkschaftlich dominierten Branchen unterdurchschnittlich sein. Weil ja die Gewerkschaften behaupten ihren Leuten einen größeren Anteil vom Kuchen zu sichern – das kann nur auf Kosten der Unternehmensgewinne gehen. Aber davon ist nichts zu sehen. In der Regel haben gut zahlende Betriebe außerdem noch hohe Unternehmensgewinne. Und würden die hohen Löhne auch ganz ohne Gewerkschaftseinfluß zahlen, um ihr Personal zu halten und zu motivieren.

        • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:07

          4) Ok. Bezüglich AGG haben wir Dissens, aber sonst sehe ich keinen.

          6) Da haben wir Dissens 😀

          7) Das ist doch Unfug. Der ACA, Stimulus und C+T waren alles Kompromisse, und er hat stets bis zur Selbstverleugnung versucht, Republicans ins Boot zu holen.

          9) Ich meinte das durchaus auch individuell, nicht statistisch. Also wenn du Wachstumsgewinne hast, nicht das BIP.

          11) Das ist doch gerade der Punkt: der Organisationsgrad bei Dienstleistungsberufen ist katastrophal, ver.di hat kaum Macht, ihre Streiks sind wirkungslos. Das ist ja gerade das Problem.

          Das glaube ich nicht.

  • derwaechter 11. November 2021, 18:18

    Hängt da vielleicht ein Kommentar von mir in einem Filter? Habe schon mehrfach versucht ihn abzuschicken

    • Stefan Sasse 11. November 2021, 20:12

      Nope.

      • derwaechter 11. November 2021, 23:59

        Komisch. Vielen Dank für die Rückmeldung!

        • derwaechter 12. November 2021, 09:32

          Ich hatte einen Link zu einem Interview im Guardian „Anne Applebaum: how my old friends paved the way for Trump and Brexit“ mit drin. Habe den Link rausgenommen und dann ging es. Komisch.

          • Stefan Sasse 12. November 2021, 10:00

            Wordpress blockiert automatisch alles, was mehr als fünf Links hat und ich muss das dann freigeben, aber von dir kam nichts zum Freigeben. Weird. Naja. Ggf. schick mir den Link und ich bau ihn ein.

            • derwaechter 12. November 2021, 19:42

              Danke. War nur ein Link. Habe jetzt einfach den Buchtitel reingeschrieben, das reicht ja auch.

  • Thorsten Haupts 11. November 2021, 18:25

    Wo Beschäftigte gut organisiert sind, ist auch ihre Verhandlungs- und Machtposition gegenüber den Arbeitgebenden wesentlich stärker als dort, wo der Organisationsgrad gering ist.

    Absolut korrekt, nur nicht zu Ende gedacht. Einer der (vielen) Gründe dafür, warum heutzutage in Unternehmen so viele Jobs ausgelagert werden, beruht auf eine über Jahrzehnte durchgesetzten Gewerkschaftsklausel in Tarifverträgen aller Branchen. Sie lautete: Lohnerhöhung von x Prozent, mindestens aber Summe Y. Für die niedrigsten Lohngruppen bedeutete das eine deutlich höhere Lohnerhöhung als die x Prozent, über viele Jahre hinweg kumulativ wirksam. Und dann kam man eben an den Punkt, wo Unternehmen diese Jobs schlicht auslagerten (Gebäudereinigung, Lagerhaltung, Rezeption etc.), weil die Auslagerung trotz der Margen der beauftragten Unternehmen tatsächlich günstiger war, als die Leute intern zu halten.

    Etwas verallgemeinert: Gewerkschaften können von enormem Vorteil für niedrig qualifizierte Festbeschäftigte sein, wirken aber praktisch automatisch als grosse Hürde, zu diesem Bereich überhaupt Zugang zu erhalten. Wir hatten ein spiegelbildlich gleiches Thema vor kurzem für die Kommunalpolitik (Politik für die Einwohner, nicht für Zuwanderer).

    Und am Ende des Tages hängt natürlich auch der Erfolg von Gewerkschaften von der wirtschaftlichen Situation der Branche ebenso ab, wie vom Arbeitsmarkt. Sind z.B. irgendwo Arbeitskräfte in fast beliebiger Menge zu einem fast beliebigen Preis verfügbar, nützen Gewerkschaften sehr schnell gar nichts mehr.

    Unter dem Strich rate ich gering Qualifizierten nach wie vor zur Gewerkschaftsmitgliedschaft, Diplom-Ingenieuren eher weniger. Die brauchen sie schlicht nicht. Dass der Arbeitsmarkt lange Zeit von den Arbeitgebern dominiert wurde, lag nicht an fehlenden Gewerkschaften, sondern über den gesellschaftlichen Druck/Wunsch nach Vollzeitarbeit für alle Frauen sowie die Migration an einem stetig wachsenden Arbeitskräfteangebot.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 11. November 2021, 18:32

    Zu 6)

    Halten zu Gnade Euer Ehren – ich brauchte auch erst den Verfassungsblog, um überhaupt zu verstehen, dass über EU-Flüchtlingsrecht das deutsche Grundgesetz (Asylrecht) längst ausgehebelt und übwerwölbt wurde und dass dieses (völlig dysfunktionale) Flüchtlingsrecht die EU rechtlich dazu zwingt, jede/n erst einmal aufzunehmen, der an der Grenze behauptet, Flüchtling zu sein.

    Das ist tatsächlich geltendes Recht, es ist vollkommen bescheuert und vollkommen praxisuntauglich, also wird es in der Realität unterlaufen, weil die Politik zu feige ist, das Richtige zu tun und es zu ändern (und dafür in Deutschland auch von nahezu allen Medien unter aggressives Dauerfeuer genommen würde).

    Der Kritikpunkt selbst ist berechtigt – entweder man ist rechtstreu oder man ist es nicht, es gibt da keine „Grauzone“.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Ariane 12. November 2021, 00:26

    4) Bin immer noch etwas beleidigt, dass nicht geklärt wurde, wie man die Fragen denn bitte falsch beantwortet hat. Wer deswegen aber jemandem absagt, der ja scheinbar der geilste Typ von Welt war, dem gehts sowieso zu gut. Und der Bewerber findet dann sicherlich eh was Besseres.

    Und man sollte auch nicht vergessen, dass Bewerbungs-Voodoo mittlerweile ne eigene Industrie mit vielen öffentlichen Geldern ist, die gerne suggeriert, man wird nur genommen, wenn man den originellsten Eingangssatz aller Zeiten hat.

    5) Ich fürchte auch, dass man da nie ganz von weg kommt, scheint irgendwie eine sehr typische Eigenschaft des Menschen zu sein, die Themen und Empfänger wechseln halt. (das ist wie moral panic und Kriminalität, ich glaub sowas geht nie weg).

    Ich beobachte das ja vor allem auf Twitter (auch wenn ich sonst von so äh „Boulevard/Aufregerthemen“ eh nix mitbekomme, wohn ja unter nem Stein^^).
    Da ist mir vor allem aufgefallen, dass man unbedingt eine sehr breite Bubble haben sollte, damit zumindest nur eine Hälfte der Timeline sich mit irgendeinem Skandal beschäftigt. Und ich fürchte, wenn die Bubble zu eng ist, führt das dann auch noch dazu, dass man sich an nciht ganz so krassen Sachen soweit hochzieht, dass man das nicht mehr so mitbekommt.

    Und: die Maßstäbe sind teils auch so verrutscht, manchmal wird da tagelang ein dummer Spruch hoch- und runtergejazzt, während krassere Sachen schnell wieder weg sind (was nicht unbedingt an Social Media liegt, das können Qualitätsmedien auch gut) und das geht echt lange. Und das führt dann ebenfalls dazu, dass sich das mehr hochschaukelt als die Sache verdient.

    10)
    Ach mir geht das alles so auf den Keks, ich schaffs kaum noch, mich angemessen aufzuregen. Mittlerweile sind wir hier wieder in so einem völligen Anarchie-Chaos angekommen, da war das Bisherige ja nix gegen. Niedersachsen überlegt gerade, landesweit 2G einzuführen, während Bremen/Bremerhaven in der Mitte jetzt Freedom-Day feiern ohne irgendwelche Einschränkungen, in Köln feiern sie Karneval und in Bayern ist Katastrophenfall.
    Insofern bin ich einfach froh, wenn gerade niemand Urlaub im Norden machen will (ist auch echt ungemütlich hier!)

    Und in Berlin suchen sie entweder Scholz oder Merkel oder Ostereier.

    Btw: also zumindest die Gastro hat sich hier eh von den offiziellen Vorgaben abgekoppelt, so wie ich das mitbekommen hab. Glaub McDonalds macht noch normal 3G. Restaurants schon eher 2G und mein Imbiss und ein Burger King in Verden nur Abholung bzw draußen. (und unsere Zahlen sind echt noch halbwegs in Ordnung).

    • Stefan Sasse 12. November 2021, 07:11

      4) Ja, auf so Blödsinn wollte ich raus.

      5) Ja!

      10) Ich bin gerade wieder in einer Phase, in der ich mich richtig aufrege. Aber das kommt und geht…

  • Juri Nello 12. November 2021, 07:31

    @2 „Natürlich sind diese Ergebnisse eine Katastrophe. Wenn bereits jetzt eine große Mehrheit der Überzeugung ist, sie könne stolz auf ihre Leistungen zur CO2-Reduktion sein,“

    Nein. Diese Ergebnisse sind ehrlich und ein Resultat des Positivgelalles der letzten 30 Jahre. Wie bestellt, so geliefert!

    So eine Umfrage wäre in Deutschland gar nicht machbar, da diejenigen, die nicht bewusst lügen würden, nur auf den Nachbarn zeigen und behaupten würden: „Der trennt den Müll nicht richtig!“

    „die notwendigen Veränderungen werden von der Mehrheit abgelehnt und bekämpft. “

    What? No shit, Sherlock? Da hätte bloß einer mal drauf kommen müssen. 😀

    Goldene Unternehmerregel: „Wenn Du einen toten Gaul reitest: Steig ab!“
    Genau das passiert.

    Aber 2102 wird bestimmt so richtig rangeklotzt werden, mit spürbaren Ergebnissen schon in 2104. Versprochen!

  • Juri Nello 12. November 2021, 08:54

    @2 „In Deutschland ist die Wahrnehmung von Kriminalität seit Jahren vollkommen entkoppelt von der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung.“

    Das kommt auf den Rahmen drauf an und wer dessen Deutung vorgibt.

    In diesem Fall ist mal wieder nur die Straßenkriminalität gemeint. Die wird immer unlukrativer und nimmt deshalb eher ab oder stagniert (je nach Zweig).

    Begreift man allerdings die Kriminalität als 2. Seite der Medaille namens Wirtschaft, so nimmt sie zu.
    Cum Ex, Wirecard & Co sind nicht etwa die Ausnahmen, sondern der Regelfall. Ist Schwarzschilling noch ein Begriff?

    Wie sind denn die großen Unternehmen entstanden? Schauen wir uns doch mal die Geschäftsmodelle an. Bayer, z. B.. Geschäftsmodell: Dealer! Größter Markterfolg: 1896. Heroin als Kinderhustensaft.

    Das kann man mit jeder beliebigen, großen Firma so machen. Igefa, VW, egal. Sie alle haben als Diebe, Piraten, Mörder und Menschenhändler angefangen, sind es ggf. heute noch oder in diese Zweige zumindest noch verstrickt.

    Die Zeitungen, die das alles wohlwollend begleiten, sind ursprünglich von diesen Unternehmen mit gegründet worden. Ziel: Insiderhandel! Braucht man heute Dank Internet nicht mehr.

    Nehmen wir Biontech. In Nullkommanix zu einem der bestbewerteten Unternehmen der Erde, natürlich auch Dank großartiger Subventionen.
    Die Fragen sind: Wer waren die anderen Geldgeber und zu welchem Zeitpunkt sind sie beim Unternehmen aufgetaucht und wer verdient an der momentanen Baisse, jetzt wo unschöne Informationen über die Erfolgsprodukte durchgesickert sind? Sowas nennt man Insiderhandel mit Ansage.

    Hast Du Dich auch schon mal gefragt, warum der neue CEO Deiner Klitsche branchenfremd ist und auch überhaupt keine Ahnung von den Produkten und Jobs der Mitarbeiter hat und noch dazu die fähigsten Kollegen rausschmeißt? Nun, die Bude läuft als Abschreibungsmodell. D. h., die Kohle für Dich und Deine Firma holt er sich vom Staat. Den CEO mimt er nur nebenbei. Er ist ein hohes Tier bei einer Kapitalgesellschaft, die ihre Kohle mit Betongeld, dubiosen Optionen und Geldwäsche macht.
    Eine Bank bietet durchschnittlich -2 %, ein Kartell, eine Triade oder eine Mafia zwischen +12 und +25 Prozent.

    • Thorsten Haupts 12. November 2021, 09:34

      Alles Kriminelle ausser Papa.

      • Juri Nello 13. November 2021, 15:05

        Alles Gutmenschen! Außer: Thorsten Haupts!

        • Thorsten Haupts 13. November 2021, 18:45

          Quite so, thank you :-).

  • derwaechter 12. November 2021, 09:31

    Spannender Artikel. Vielen Dank! 😉

    Und Deine Betrachtungen dazu finde ich sehr gut. Mit einer kleinen Ausnahme:

    „Mein Problem mit diesem Text und anderen Texten dieser Art ist ein anderes, das ich in meinem Artikel zur Cancel-Culture-Debatte aufgeworfen habe: Das war schon immer so, es trifft jetzt aber andere Gruppen. Schon immer wurden aggressiv bestimmte Normen eingehalten, schon immer wurden Menschen, die gegen Normen verstießen, durch soziale Ausgrenzung, berufliche Vernichtung und Schlimmeres bestraft. ”

    Erstens macht Applebaum überhaupt nicht den Fehler zu behaupten, so etwas hätte es nie gegeben oder es wäre heute schlimmer als jemals vorher. Im Gegenteil. Z.B. hier „It was a serious challenge in 19th-century America, and is again in the 21st century.”
    Sie macht auch nicht den Fehler den Rechtspopulisten nach dem Mund zu reden. „Partisans, especially on the right, now toss around the phrase cancel culture when they want to defend themselves from criticism, however legitimate.”
    Mit denen möchte sie auch an anderer Stelle ausdrücklich nichts zu tun haben. Z.B. in ihrem Buch „Twilight of Democracy: The Failure of Politics and the Parting of Friends“

    Zweitens bin ich nicht der Meinung, dass ein „es war schon immer so“ wirklich stimmt. Ich sehe eher seit einigen Jahrzehnten, wenn nicht sogar noch länger, eine zunehmende Liberalisierung, zumindest westlicher Gesellschaften. Normen wurden merklich aufgeweicht und Verstöße dagegen gesetzlich und gesellschaftlich weniger bestraft. In den letzten Jahren erleben wir aber teilweise eine Rückwärtsbewegung. Und die eben nicht nur auf rechtspopulistischer, sondern eben auch auf woker Seite. Hier wünsche ich mir öfter ein beherztes „Wehret den Anfängen“ und seltener ein „aber die anderen“ oder „aber früher war es noch schlimmer“.

    • Stefan Sasse 12. November 2021, 09:59

      Das wollte ich Applebaum auch nicht vorwerfen, sorry wenn es falsch rüberkam. Aber ein Problem war es auch im 20. Jahrhundert, oder schlicht: immer schon. Aber darum geht es ihr natürlich nicht in dem Artikel.

      Ich halte das für eine Fehlwahrnehmung. Es ist in meinen Augen erstens eher so, dass wir NOCH liberaler sind als früher, dass die Freiheit deutlich zugenommen hat und dass deswegen die Einschränkungen, die noch passieren, wesentlich stärker wahrgenommen werden, und zweitens, dass sich verschoben hat, wer von diesen Einschränkungen betroffen ist.

      • derwaechter 13. November 2021, 11:09

        Dass wir eine Rückwärtsbewegung in Teilen erleben halte ich nicht für eine Fehlwahrnehmung. Treiber für diese Entwicklung kommen offensichtlich mehr, bzw. erfolgreicher, von rechts, aber eben nicht ausschließlich.

        Die Verschiebung mag durchaus auch stimmen, ist aber als Argument gefährlich. Unrecht ggü einer Gruppe sollte man nicht durch (historisches) Unrecht an anderen Gruppen rechtfertigen.

        • Stefan Sasse 13. November 2021, 13:39

          Korrekt. Tu ich auch nicht. Ich wehre mich nur gegen das falsche Narrativ, das sei eine spezifisch linke Erscheinung, weil sie die richtige Bekämpfung des Phänomens verhindert.

          • derwaechter 13. November 2021, 16:50

            Gegen das Narrativ kannst du dich gerne wehren, wenn es tatsächlich genutzt wird. Das wurde nicht von ihr getan (im Gegenteil widerspricht sie ihm aktiv und mehrfach, s.u.) und auch nicht von mir. Ich habe doch sogar in beiden Kommentaren das Hauptproblem ausdrücklich rechts verortet.

            Dass du es dennoch aufbringst, könnte man durchaus zu Deinen Ungunsten interpretieren 🙂

            Zitate aus dem Text:
            „Despite the right-wing rhetoric that says otherwise, these procedures are not being driven by a “unified left” (there is no “unified left”), or by a unified movement of any kind, let alone by the government. “

            „Although some have tried to link this social transformation to President Joe Biden or House Speaker Nancy Pelosi, anyone who tries to shoehorn these stories into a right-left political framework has to explain why so few of the victims of this shift can be described as “right wing” or conservative.“

            „In this incident, the storm came from the right, as it surely will in the future: The tools of social-media mob justice are available to partisans of all kinds. “

            „Gotcha moments can be choreographed. Project Veritas, a well-funded right-wing organization, dedicates itself to sting operations: It baits people into saying embarrassing things on hidden cameras and then seeks to get them punished for it“

  • Thorsten Haupts 12. November 2021, 09:33

    Zu 3)

    Hmmmm. Jeder, der in den letzten 10 Jahren sowas schreibt, verlässt sich auf die Polizei-offizielle Statistik, die Anzeigen erfasst. Nach der stimmt das.

    Nun weiss ich aus meinem persönlichen Umfeld in den letzten 10 Jahren, dass mindestens einige Dutzend Straftaten nicht mehr angezeigt wurden, weil sich die Leute angesichts der offensichtlichen Aussichtslosigkeit (häufig genug von Polizei und Staatsanwaltschaft selbst eingeräumt) die Anzeige einfach gespart haben. Das Spektrum reicht dabei von gestohlenen Fahrrädern, Einbrüchen in Kellerräume oder Gartenhäuschen über gestohlene Handtaschen bis hin zu Bargelderpressungen im öffentlichen Raum (via Gewaltandrohung). Von der gefühlten LowLevel Bedrohung über pöbelnde Jugendbanden, Beleidigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln und sonstigem öffentlichen Rowdytum ganz zu schweigen.
    Packt man das zusammen mit den manchmal abenteuerlich geringen Strafen für abscheuliche Straftaten (öffentliche Vergewaltigung mit „Endablage“ der Vergewaltigten in der Kälte zum Sterben), kommt man zu einem völlig anderen Schluss:

    Das Vertrauen der Bürger in die Effizienz von Straftatenverfolgung und -Prävention ist auf ein Level abgesunken, das a) auf Dauer staatsgefährdend ist und b) die Anzeigebereitschaft immer mehr gegen 0 tendieren lässt. Mit anderen Worten – die angeblich laufend sinkende Kriminalität ist ein Haschischtraum der veröffentlichten Statistik.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 12. November 2021, 10:01

      Ich weiß nicht, inwieweit früher mehr Bagatellverbrechen angezeigt wurden als heute, da kann ich nichts dazu sagen. Aber die Debatte ist ja auch bei harten Straftaten wie Körperverletzung, Mord, Vergwaltigung, Einbruch etc. eindeutig, und da wird ja weiter angezeigt.

      • Thorsten Haupts 12. November 2021, 10:11

        Und wo soll da der angebliche Rückgang sein, bitte? Ich kann keinen erkennen?

        htt ps://de.statista.com/statistik/daten/studie/3440/umfrage/anzahl-ausgewaehlter-gewaltverbrechen-in-deutschland-seit-2007/

        Wenn man mal davon absieht, dass die Gefährdungswahrnehmung natürlich auch vom Alter abhängt – ich war als 30jähriger aufgrund höherer körperlicher Leistungsfähigkeit wesentlich risikotoleranter, als ich das heute bin. Und da Deutschland im Durchschnitt älter wird, trifft das auf immer mehr Menschen zu, denn immer mehr glauben völlig zu Recht nicht mehr, sich gegen einen körperlichen Übergriff verteidigen zu können.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:02

          Faszinierend. Bei Raubdelikten ging es tatsächlich krass runter, aber generell heterogenes Bild. Danke für den Link!

  • Kning4711 12. November 2021, 11:45

    zu Punkt 4
    Ein weiteres „hobby horse„, das ich in dem Zusammenhang habe, ist die vollständige Unseriosität der Personalerbranche. Ich habe das immer wieder im Unterricht, wenn Schüler*innen um Hilfe für ihre Bewerbungen oder Bewerbungsgespräche bitten und fragen, ob dieses oder jenes gut oder schlecht ankommt. Meine Antwort ist, sofern es nicht um grobe Formverstöße geht, meist ein hilfloses Schulterzucken. Wer weiß das schon? Diese Entscheidungen sind grotesk intransparent, niemand weiß wirklich nach welchen Kriterien Bewerbungen gesichtet werden, und letztlich ist es ein willkürlicher, von Glück und Zufall bestimmter Prozess.

    Ich bin selber sehr häufig mit Personalauswahl und Bewerbungen in meiner beruflichen Praxis befasst. Die Aussage, die Du hier tätigst, ist in meinen Augen viel zu pauschal.

    Eine Personalbesetzungentscheidung ist immer eine Investitionsentscheidung. Diese triffst Du nicht leichtfertig sondern wägst viele Faktoren ab. Erst in der Probezeit zu bemerken, dass der Bewerber nicht passt, ist ärgerlich, da bis dahin schon erhebliche Ressourcen investiert wurden.

    Gleichsam hat sich die Kultur von Bewerbungsgesprächen verändert – sie sind sozusagen auch ein Außenbild, dass ein Unternehmen an den Markt gibt. Ich kann jetzt nur für den IT-Bewerbermarkt sprechen, aber hier treffe ich auf einen Marktsituation, in dem der Bewerber durchaus hart umkämpft sind. Insofern habe ich als Unternehmen kein Interesse Bewerber mit dummen Fragen zu vergrätzen. Es mag noch solche Personaler vereinzelt geben, zum Glück sind sie eine aussterbende Art.

    Nach meiner Erfahrung sind die Schwurbler, die von sich so überzeugend sprechen können und so glatt sind, jede Frage zu parieren, ein Warnzeichen für einen Blender. Ich suche bewusst nach den Ecken und Kanten bei einem Bewerber. Gleichwohl bin ich nicht perfekt: natürlich schätze ich geschlechts- und altersbedingte bedingte Risiken ab. Jedoch sind sie nicht alleiniger Maßstab meiner Entscheidung. Aber ich muss diese Risiken neben vielen anderen Faktoren in meine Besetzungsentscheidung einfließen lassen.

    • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:08

      Der Vorwurf der Pauschalisierung ist fair.

      Danke für die Ergänzungen.

  • Thorsten Haupts 12. November 2021, 13:21

    Ich suche bewusst nach den Ecken und Kanten bei einem Bewerber.

    Damit sind Sie nicht alleine. Das ist mir wegen der sinnfreien „Wie bewerbe ich mich richtig“ Literaturschwemme viel zu spät klar geworden – aber ich sage in Vorstellungsgesprächen seit 10 Jahren sehr deutlich, was ich kann und will und was ich nicht kann und nicht will. War bisher sehr viel erfolgreicher als vorher.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 12. November 2021, 14:12

      Die Thematik hat zwei Seiten: einerseits bessere Bewerbende, andererseits bessere Auswählende.

      • Stefan Pietsch 12. November 2021, 15:40

        Wenn ich mir heute Stellenanzeigen ansehe, dann wissen die meisten Unternehmen sehr gut, was für eine Persönlichkeit sie für eine Aufgabe suchen. Und wenn das nicht klar ist: einfach im Gespräch erfragen. Es bringt nichts, eine Stelle haben zu wollen, die nicht zu einem in den Fähigkeiten und der Persönlichkeit passt.

        • Stefan Sasse 13. November 2021, 09:31

          Das ist für Stellen wie in seinem Segment sicher richtig, aber bei Berufsanfänger*innen? Meine Schüler*innen sind 19 Jahre alt. Deren Persönlichkeiten sind nicht auch nur annähernd fertig, ihre Fertigkeitsprofile generisch. Was zu ihnen passt wissen sie nicht. Was rate ich denen?

          • Stefan Pietsch 13. November 2021, 11:19

            Das ging mir in dem Alter auch so. Nur hast Du es mit Menschen mit Hochschulreife zu tun.

            Ich hatte über ein Jahr Zeit, bei der Bundeswehr erstmal über ein paar Dinge nachzudenken. Danach war ich schon wieder ein Jahr älter. Die wenigsten Abiturienten starten mit 19 ins Berufsleben. Das tun sie im Schnitt mit 24.

            Meine Empfehlung: Wer nicht weiß, was ihm liegt, sollte sich 1-2 Jahre Zeit zur Orientierung nehmen und dann langsam anfangen zu marschieren. Niemand muss mit 25 fertig sein. Es kann nicht schaden, sich an einem Studienfach einzuschreiben, wo man meint es könne einem liegen. Nach einem Jahr sollte man allerdings wissen, ob das zutrifft. Irgendwann mit 21, 22 merken junge Menschen schon, was ihre Neigungen und Präferenzen sind.

            Ich rate jungen Menschen: ausprobieren. Versucht dabei herauszufinden, was Eure Stärken und Schwächen sind.

            • Stefan Sasse 13. November 2021, 13:48

              Absolut. Aber wenn die sich für ein duales Studium bewerben wollen, sind sie sogar noch jünger (17 bis 18) und erst am Anfang der Jahrgangsstufe…

              • Stefan Pietsch 13. November 2021, 14:11

                Es führt kein Weg daran vorbei, dass gerade junge Menschen ausprobieren müssen. Das lässt sich nicht umgehen. Das ist auch nicht so schlimm, mit 22 Jahren eine Zeitlang falsch gelegen zu haben. Ein Problem ist es, nach 10 Jahren Studium falsch zu liegen.

                • Stefan Sasse 13. November 2021, 14:21

                  Korrekt. Aber um auf meinen ursprünglichen Punkt zurückzukommen: es gibt wenig, was ich denen abseits der Formalia für die Bewerbung raten kann. Weil sie alle generisch gleiche Schulabgänger*innen sind, gibt es auch kaum Möglichkeiten, „Ecken und Kanten“ zu beweisen oder sich spezifisch auf eine Firma zu bewerben. Ich meine, ob ich mein duales Studium Wirtschaftsinformatik bei Kärcher oder Bosch mache ist recht Hupe. Natürlich kann ich Unsinn von meiner Liebe zu Dampfstrahlern salbadern, aber wenn das einen Einfluss hat, dann taugen die Personaler*innen nicht 😀 Letztlich entscheidet sich das fast nur nach Noten.

                  • Thorsten Haupts 13. November 2021, 19:57

                    Ja. Einzige Empfehlung von meiner Seite – wenn´s nach den Noten nicht reicht (bei Konzernen geht praktisch nichts unterhalb von 2.0) – Seiteneinstieg ist über Personaldienstleister jederzeit möglich, man sollte nur die Massenhändler vermeiden (Randstadt, ADECCO etc).

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                  • derwaechter 14. November 2021, 10:16

                    „Weil sie alle generisch gleiche Schulabgänger*innen sind“

                    Sind die alle so generisch?

                    Politisches Engagment, gemeinnützige Arbeit, bezahlte Aushilfsjobs, Schülerpraktika, interessante Hobbys (Sport, Musik, Theater usw.), Schüleraustausch, besondere Sprachkenntnisse u.ä. kann man doch gut im Lebenslauf unterbringen. Das wurde zumindest uns damals so geraten.

                    „Unsinn von meiner Liebe zu Dampfstrahlern salbadern“ ist natürlich Blödsinn. Aber ein paar Sätze, warum man das Unternehmen interessant findet sind wichtig, weil sie dem Empfänger zeigen, dass man sich mit dem Unternehmen beschäftigt hat.

                    • Thorsten Haupts 14. November 2021, 13:37

                      Natürlich. Spielt aber praktisch erst nach dem ersten Sortierprozess (=Noten) irgendeine Rolle.

                    • derwaechter 14. November 2021, 13:38

                      „Bessere Noten“ ist als Ratschlag für die Bewerbung allerdings nicht so hilfreich

                    • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:45

                      Absolut. Aber danach richtet es sich im Endeffekt. Oder auch: mach die Formalia richtig und hoffe, mehr kann ich nicht sinnvoll raten.

                    • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:44

                      Klar kann ich das alles in den Lebenslauf schreiben. Und dann?
                      – Politisches Engagement haben die wenigsten, und ich bin mir unsicher, warum das für den Job relevant sein sollte.
                      – Gemeinnützige Arbeit: Sehe ich, das macht sich immer gut.
                      – Bezahlte Aushilfsjobs: Sind eigentlich nie für den Job relevant, und arbeiten gehen tun letztlich die meisten.
                      – Schülerpraktika: Dito. Zumindest in BaWü hat jeder eins und praktisch niemand mehr als das.
                      – Interessante Hobbys: Maybe…? Sind aber meist für den Job auch unerheblich.
                      – Schüleraustausch: Ist nett, aber irrelevant. Auslandsjahr würde ich sehen.
                      – Besondere Sprachkenntnisse: klar, wenn welche existieren und jobrelevant sind, aber mal ehrlich, es geht um Englisch, und das hat jeder und ist in Noten azsgedrückt.

                      Ja, aber dazu muss das Unternehmen irgendwas haben. Was um Gottes Willen soll das sein? Und woher haben die SuS die Infos? Auf den Homepages der Unternehmen finden sich generische Sätze. Klar, wenn ich mal ne Weile in der Branche arbeite, dann hab ich für so was ein Gefühl. Aber baue ich Maschinen besser bei Beese oder Bosch, besser bei Daimler oder bei VW? Verstehst du, was ich meine?

              • Stefan Pietsch 13. November 2021, 14:24

                Genau dann sind Noten aber wichtig. Denn wenn Talente nicht auf der Hand liegen und auch für Außenstehende nicht erkennbar sind, muss es dennoch Kriterien geben, nach denen ausgewählt werden kann.

                Und es hat ja seinen Grund, warum Zeugnisse und Noten schon nach ein paar Jahren rasant an Bedeutung verlieren. Schon bei meiner zweiten Stelle nach dem Studium hat sich niemand mehr für meine Abschlussnote interessiert. Vom Abiturzeugnis ganz zu schweigen.

    • Stefan Pietsch 12. November 2021, 15:39

      Eben. Wer will schon den Kombi-Cabrio-Familienvan-Mini? Warum kaufen wir ein iPhone und kein Samsung S9? Weil die Produkte ein Profil haben. Selbst die teuersten, hochwertigsten Produkte können in Vergleichstests nicht alles gleichermaßen. Sie haben Vorteile und Einschränkungen.

      Bei Menschen ist das genauso. Nicht jeder passt auf jede Stelle. Doch wer kein Profil hat, passt mit Sicherheit auf keine.

  • Erwin Gabriel 12. November 2021, 14:50

    @ Kning4711 12. November 2021, 11:45

    Ich suche bewusst nach den Ecken und Kanten bei einem Bewerber.

    Zustimmung; mit ein bisschen Glück bekommt man raus, wie der andere tickt. So wichtig die „handwerklichen“ Fähigkeiten sind, so unverzichtbar sind ein paar menschliche Qualitäten.

    • Stefan Sasse 13. November 2021, 09:27

      Kommt drauf an, was mit „Ecken und Kanten“ gemeint ist. Wenn der überall hängen bleibt und das Team zerstört, willst du den glaube ich nicht…

      • Kning4711 13. November 2021, 23:06

        Ecken und Kanten heißt für mich, dass es einen Menschen hat, der eben auch einen Standpunkt vertritt und nicht versucht Perfektion vorzugaukeln.
        Ich erlebe das häufig bei Nachfragen zu Lücken im Lebenslauf – da werden manche sehr kreativ und finden viele Worte um irgendwas von Orientierungsphase, zu sich selbst finden, die eigene Weiterbildung fördern zu fabulieren. Viele schöne Worte aber eben nicht immer ehrlich. Mir hat ein Bewerber auf den Kopf zugesagt, dass er nach dem Masterstudium einfach ein dreiviertel Jahr Zeit brauchte um nochmal einen richtig langen Urlaub zu machen. Auf meine Frage wie er die Zeit gestaltete antworte er mir, morgens war er surfen oder golfen, abends habe er dann Mojitos und Mai Thais gemixt. Das war erfrischend ehrlich – da auch die anderen Parameter stimmten hab ihn eingestellt und bis heute nicht bereut.

        Jungen Berufsanfängern rate ich sie selbst zu sein. Informieren über die Firma auf die man sich bewirbt und auf jeden Fall Notizen machen, damit man beim Zweitgespräch noch weiß, was gefragt wurde. Wichtig ist auch selber Fragen zu stellen, die einem zeigen, dass jemand mehr über die Arbeit und den Beruf den man erlernen, antreten will, wissen möchte.

        • Stefan Pietsch 14. November 2021, 08:26

          Ecken und Kanten ist dann, wenn man rundum ehrlich ist? Ich kann das nicht ab.

          Gehen Sie in ein Restaurant und fragen den Kellner nach den Gerichten auf der Karte. Wie ist das, für das sie sich entschieden haben? Der Kellner antwortet ehrlich: 20% der Gäste hat es nicht geschmeckt, sie fanden es zu scharf, zu fad. Werden Sie es bestellen? Sehr wahrscheinlich nicht, denn Sie interessieren sich wenig für die 80%, die es mochten, sondern die 20%, die es nicht mochten. Dieser Reflex ist bei Internet-Bewertungen augenfällig.

          Sie gehen mit einer hübschen Frau aus. Mal schauen, was wird. Beim Tischgespräch erzählt Sie Ihnen, dass sie schon mit 200 Männern im Bett war. Interessant ist jemand wegen seinem Geld. Ist rundum ehrlich, nur ist es meist nicht das, was man wirklich wissen will.

          Wir spielen immer Rollen. Denn wir haben Erwartungen zu erfüllen. Im Job, aber auch im Privaten. Maximale Ehrlichkeit macht uns maximal unattraktiv.

          Ja, auch die Geschichte von den Mojitos und den Mai Thais kann erfrischend und attraktiv sein – wenn sie in ein Umfeld eingebettet ist. Die Präsentation entscheidet, nicht der Inhalt. Kann man für andere interessant und nachvollziehbar darlegen, warum man etwas anderes gemacht hat?

          Es ist absolut richtig, dass ein Bewerber Ecken und Kanten hat. Nur bitte, sollen diese eine interessante und attraktive Persönlichkeit zeigen und nicht einen teamunfähigen Egomanen, der nicht gerade Bock hat, sich in eine Sache einzubringen. Auch, wenn es eine Reihe von solchen Menschen gibt.

          • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:32

            Klar, das ist natürlich richtig, aber das war ja auch nicht gemeint. Du hast total recht, dass niemand „Ehrlichkeit“ will. Alle lügen nur und behaupten, dass sie das wollen. Nein, gib mir soziale Lügen, jederzeit. Aber darum ging’s ja nicht.

        • Stefan Sasse 14. November 2021, 14:30

          Ja, das rate ich auch. Weil erneut, Personaler*innen die das ausschlaggebendes KO-Kriterium nehmen sind inkompetent, und Betriebe, die so inkompetente Leute solche Entscheidungen treffen lassen, sind keine, für die du arbeiten willst.

  • Lemmy Caution 14. November 2021, 08:35

    zu 6) Letztlich besteht die Flüchtlings-Problematik aus einem Konflikt zwischen einer berechtigten moralischen Position, die in uns als Menschen angelegt ist und durch die christlich-abendländische Kultur möglicherweise gefördert wurde und dem ebenfalls berechtigten Wunsch nach einem erträglichen Maß an genereller Systemstabilität. Vielleicht ist es hilfreich, diesen Konflikt aus einer breiteren historischen Perspektive zu betrachten:

    Die Haltung des Westens gegenüber Menschenrechten war eigentlich immer im Ansatz heuchlerisch und ambivalent (a) aber nicht wirkungslos (b). In der Literatur zur lateinamerikanischen Kolonialgeschichte findet sich immer die Aussage, dass die wirklich umfasende Diskussion der Juristen am Hofe von Phillip II über die Behandlung der first nations die Grundlage unserer heutigen Menschenrechte darstellt. Diese Debatten fanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts statt. Dank der Berichte bestimmter missionarisch tätiger Mönche, die sich vehement für den Schutz der first nations einsetzten (bekannt v.a. Bartolomé de Las Casas) waren die Gelehrten über die Situation gut informiert. Trotz der resultierenden first-nations-Schutzgesetze existierten existierten in der Realität über die Kolonialzeit hinaus brutale Unterdrückungssysteme gegen first nations, insbesondere in Regionen, in denen diese Systeme betriebswirtschaftlich höchst opportun erschienen (a). Andererseits dürfte es viele überraschen, dass die first nations die Möglichkeiten des Rechtssystem im spanischen Kolonialreich des 17. und 18. Jahrhunderts oft erfolgreich zum Schutz ihrer Rechte nutzten (b).
    Die gleiche Ambivalenz taucht viel später in der De-Kolonisierung auf, sehr deutlich etwa in diesem Ausschnitt von Attenboroughs Film Gandhi ((https://www.youtube.com/watch?v=yrHNig2aIjQ). ). Zunächst werden die friedlichen Demonstranten mit einem berechtigten Anliegen brutal niedergeknüppelt (a), aber gerade diese Szenen bewirken dann das endgültige Einlenken der Regierung des Vereinigten Königreichs (b). Indien wird unabhängig
    Etwas später verlagerten sich der Hintergrund der Konflikte immer stärker von der Dekolonisierung zum Kalten Krieg. Die Ambivalenz blieb. Dafür existieren viele Beispiele -> Vietnam (1948 bis 1973), Algerien (1955 bis 1962), Iran (1951 – 1979), Indonesien 1966, Cono Sur Militärdiktaturen (1964 bis etwa 1978, als hier ein breiter Antagonismus die Ambivalenz ablöste), Kriege im südlichen Afrika (1966 bis 1988).
    Ich sehe die aktuelle Flüchtlingsproblematik letztlich als Fortführung dieser über Jahrhunderte existierenden Ambivalenz zwischen konkreten Interessen in Sicherheit, Wirtschaft und Systemstabilität generell (1) auf der einen und dem prinzipiellen Eintreten für Rechte und Schutz von Individuen (2) auf der anderen Seite. Eine absolut konsequente Befolgung von (2) ist eine komplexe Fragestellung für alternate history. Es läßt sich seriös nicht auflösen. Tragfähige Systeme hätten sich massivst destabilisiert.
    Schon das spanische Kolonialreich wäre ohne die Unterdrückungssysteme wirtschaftlich nicht finanzierbar gewesen. Im Kalten Krieg hätte ein totaler Rückzug bei einer gleichzeitig expansiven Sowjetunion ebenfalls viele unabsehbare Folgen gehabt. Wie halt in der Flüchtlingssituation auch.
    Es sind nicht nur wir. Die Republik Chile hatte 2020 ein atemberaubende Netto-Zuwanderung aus v.a. Venezuela, West-Kolumbien und Haiti von 1 Millionen Neu-Bürger bei zuvor 18 Mio Einwohnern. Auch dort trägt die Massen-Migration zu einer Stärkung autoritärer Positionen bei, die als überwunden galten. Mehr dazu dann am übernächsten Montag in unseren Medien nach dem Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl. Die Auswirkung auf die nächsten 20 Jahre chilenischer Geschichte halte ich für potentiell massiv, v.a. wenn die autoritäre Position die zweite Runde am 19.12. vielleicht dann doch einfach gewinnt.
    Wir werden mit dieser Ambivalenz noch viele Jahrzehnte oder vielleicht Jahrhunderte leben müssen. Zum einen sinken die Geburtenraten je Frau überall außer dem subsaharischen Afrika nördlich von Namibia und Botsuana dramatisch (danke Feminismus), andererseits schafft global warming neue Flüchtlingsströme.

    • Stefan Pietsch 14. November 2021, 11:05

      Das stellt sich meist doch ein ganzes Stück anders dar. Chile und Venezuela trennen zwar 3.000 – 5.000 km Luftlinie, kulturell haben sie jedoch viel gemeinsam, nicht zuletzt die Sprache. Und das ist entscheidend.

      Als Deutschland in Folge der Staatsfinanzkrise nach 2010 eine erhebliche Zuwanderung aus Spanien, Portugal und Griechenland erfuhr, war das überhaupt kein Problem. Die Migranten gingen in Berlin, München und Frankfurt trotz fehlender Sprachkenntnisse unter, weil sie zum gleichen Kulturraum zählen. Mit der Flüchtlingskrise kamen vor allem junge Männer aus fernen Gegenden, fast immer aus Armut mit dramatischen Lebenserfahrungen. Nicht wenige drehten hier regelrecht durch, die Statistik über die Gewaltkriminalität zeigt dies deutlich, drastische Beispiele von regelrechten öffentlichen Schlachtungen untermalen das. Dazu bringen sie das soziale Gefüge in Schieflage.

      Deutschland hätte nicht das geringste Problem mit 1 Million Zuwanderern aus Frankreich oder den USA. Es ist keine gute Idee, Millionen Menschen auf der Erde umzusiedeln in Kulturräume, in denen sie nicht sozialisiert wurden.

      • Lemmy Caution 14. November 2021, 12:55

        Hallo Stefan,

        Du greifst einen sehr kleinen Punkt aus einer bewußt extrem breit angelegten Erörterung raus, aber das ist ok. Ich schreibe natürlich sehr gerne über Chile:
        Es gibt andererseits halt auch Gründe, die die Flüchtlingssituation in Chile zu einer stärkeren Belastung machen.
        1. Ist das dort weniger reguliert. Es existieren keine staatlichen Wohnungen oder Flüchtlingslager, in denen die Flüchtlinge einfach mal unterkommen können. Sie müssen irgendwo Geld verdienen, um überhaupt die Grundbedürfnisse zu decken. Ansonsten bleiben nur karitative Organisationen oder Solidaritätsnetzwerke von Landsleuten. Die Gastarbeiter der 50er bis 70er hatten einen Arbeitsvertrag in der deutschen Industrie, als ihr Zug in ihren jeweiligen Endbahnhof einlief.
        2. Aufgrund der unregulierten Situation und der Historie einiger der Neuankömmlinge aus Venezuela, Cali und weitere Umgebung sowie Haiti werden einige schon kriminell.
        3. Die Ausbildung vieler Neuankömmlinge aus Haiti und Kolumbien entsprechen ganz bestimmt nicht aktuellen chilenischen Standards. Ich hörte da Klagen von einem Klein-Unternehmer und einem landbesitzenden Mittelbauern, deren Lohnzahlungen allerdings bestimmt sehr gering sind (hoffnungslos, nicht zu gebrauchen).
        4. Im informellen Sektor und dem Niedriglohnsektor führen diese Massen ganz sicher zu einem crowding out. Zwei chilenische Freundinnen sind begeistert über ihre Putzhilfe mit venezolanischen BWL Diplom. Die junge Mutter mit angestellten Ehemann wird ihnen auch länger erhalten bleiben, weil ich natürlich mit großer Freude das Entgeld mit einem „Anti-bolibananisch-narco-terroristischen Soli-Bonus“ verdopple.
        5. Im sowieso schon prekären öffentlichen Gesundheitssystem wird es ganz sicher crowding out Effekte geben.
        6. Man liest im Internet Beschwerden, dass die ehemaligen Tropen-Bewohner halt doch kulturelle Eigenheiten haben, wie z.B. das Abspielen von lauter Cumbia Mucke um 3 Uhr morgens. Kann sein, dass es übertrieben ist. Polizei wegen Ruhestörung anfordern dürfte ausserhalb der Reichen-Viertel sinnlos sein. Die schauen selbst bei Raubüberfällen in der eigenen Wohnung irgendwann am Folgetag mal vorbei.
        7. Wenn die Integration so einfach wäre, würde sich der Wahlslogan „al que no aporta, se deporta“ (wer nichts beiträgt, wird abgeschoben) nicht einer solcher Beliebtheit erfreuen. Hier der Erfinder des Slogans und vermutlich zukünftiger Parlamentarier Johannes Kaiser. Der lebte übrigens selbst über 15 Jahre in Österreich als – ich würde sagen – Wirtschaftsmigrant. Mit deutschem Großvater erhälst Du problemlos die ebensolche Staatsbürgerschaft. Jou Kaiser gehört der Partei José Antonio Kasts an, vielleicht der nächste Präsident Chiles. https://twitter.com/Jou_Kaiser/status/1441749974140792832
        8. Die Belastungen der Massen-Immigration verteilen sich über das ganze Land, potentiert sich aber an bestimmten Orten.
        Such mal „inmigrantes Iquique“ auf youtube.

        • Stefan Pietsch 14. November 2021, 14:41

          Hallo Lemmy,

          ich wollte fokussieren. Du beschreibst ja auch die Gründe, warum Migranten Widerstände in der aufnehmenden Bevölkerung verursachen. Kulturelle Anpassung und eine gewisse Nachfrage auf den Arbeitsmärkten lösen diese praktisch in Luft auf. Ich denke es wäre für Chile auch kein Problem, eine halbe Million aus Uruguay aufzunehmen. Dann wäre das Land am Rio de la Plata allerdings leer. 😉

          Auch in Westeuropa und Nordamerika führt Armutsmigration zu erhöhter Kriminalität. Das liegt sozusagen in der Natur der Sache.

          Wenn die Integration so einfach wäre, würde sich der Wahlslogan „al que no aporta, se deporta“ (wer nichts beiträgt, wird abgeschoben) nicht einer solcher Beliebtheit erfreuen.

          Das ist, wie Thorsten Haupts schon ausführte, in Europa nicht so leicht. Im Grunde gilt das Prinzip, wer es bis zum Asyl- oder Flüchtlingsantrag schafft, ist safe. Abschiebungen sind eine Randerscheinung, sie spielen für die Steuerung der Migration keine nennenswerte Rolle. Und Migration geht in die reichsten Länder. Deswegen sind die USA auf dem amerikanischen Kontinent Hauptanziehungspunkt und Deutschland in der EU. Das Gros derjenigen, die versuchen, die europäischen Außengrenzen zu überwinden, wollen nach Deutschland. Nicht nach Polen, nicht nach Spanien und nicht nach Griechenland. In Südamerika ist das Chile, weil der Andenstaat neben Uruguay das Land ist, das wirtschaftliche Stabilität und relativen Wohlstand verspricht.

          Such mal „inmigrantes Iquique“ auf youtube.

          Heftig.

          Jou Kaiser gehört der Partei José Antonio Kasts an, vielleicht der nächste Präsident Chiles.

          Glaubst Du das? Ich denke nicht, dass José Antonio Kast es auch nur in die Stichwahl schafft. Wieso hat man in Chile eigentlich diese Regel, dass ein Amtsinhaber nicht erneut kandidieren kann? Das erscheint mir unsinnig, schließlich kann damit keiner eine längere Agenda verfolgen.

          • Lemmy Caution 14. November 2021, 16:18

            Viele Immigranten verrechnen sich wohl. In den letzten Monaten sind einige per Flugzeug abgeschoben worden. Es gibt Haitianer, die es in den letzten Monaten von Chile mit Bussen und per Autostop/zu Fuß durch Südamerika, den Darien Gap bis zur mexikanisch-Us-Amerikanischen Grenze geschafft haben.

            José Antonio Kast hat eine reale Chance. Das wäre absolut irre, nachdem in der kürzlichen Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung sehr links gewählt wurde. Die politisch Liquidität Chiles ist aktuell absolut beeindruckend. Näheres weiss man aber erst nächsten Sonntag nach der ersten Runde, weil man den Umfragen auch nicht trauen kann.
            Ich würde ja die Tatsache, dass der Mann und sein Team wirklich die Menschenrechtsverletzungen der Diktatur z.T. leugnet nicht überdramatisieren. Meine Befürchtung ist eher, dass seine Zustimmung wieder nach 6 Monaten auf 15% zusammenschmilzt, was ihn zu just another lame duck machen würde. Das spräche nicht für die politische Reife des durchschnittlichen chilenischen Wählers. Es wäre dann nämlich das 4. Mal hintereinander.

            1994 bis 2006 dauerte so eine präsidiale Amtszeit 6 Jahre. Das war besser. Der wirklich Grund für die Verkürzung war wohl, dass sich so mehr Politiker Hoffnung auf die Präsidentschaft machen können. Chile hatte über seine Geschichte einige gute Politiker, aber die guten Präsidenten lassen sich auch beim besten Willen an einer Hand abzählen: Pedro Aguirre Cerda, Eduardo Frei Montalva und Patricio Aylwin. Über Jorge Alessandri ließe sich diskutieren. Allerdings war auch keiner außer Jorge Montt, Salvador Allende und Sebastián Piñera im Ansatz ungeeignet oder entsetzlich wie Augusto Pinochet. Viele waren einfach nur mittelmässig.

            Falls die verfassungsgebende Versammlung eine Verfassung zustande bringt, wird sich das System dem französischen annähern: Die nennen das „Semi-Präsidentialismus“. Die Situation seit exakt 2011 besteht aus einem kraftlosen Präsidenten mit horrenden Zustimmungswerten in der Bevölkerung (<20%), einem blockierenden Senat und immer weniger kohäsive Parteien.

            • Stefan Pietsch 14. November 2021, 19:40

              José Antonio Kast hat eine reale Chance. Das wäre absolut irre

              Absolut.

              In Chile braucht man ja Vor-Wahl-Koalitionen, um überhaupt minimale Chancen zu haben. Fragmentierter geht es ja kaum.

              • Lemmy Caution 14. November 2021, 22:02

                Peru hat ein noch fragmentierteres Parteiensystem.
                1990 bis 2014 sah das in Chile relativ stabil aus.
                Es gab halt den großen mitte Block Concertación, der bis 2009 immer gewann und den Rechtsblock aus UDI und Renovación Nacional. Allerdings war die Fraktionsdisziplin schon damals wesentlich geringer als in Deutschland. Heute ist aufgedeckt, dass nicht gerade wenige Politiker lechts wie rinks von bestimmten mächtigen Unternehmern gekauft waren. Die Schwäche der Parteien befördert sowas natürlich.
                Dann gabs noch Links-Parteien ohne Chance wie Kommunisten und Humanisten mit ca <6%.
                Dann bildeten sich aus den Studentenprotesten 2011 die neuen Links-Parteien als Frente Amplio Block.
                Mit Fragmentierung meine ich v.a. auch innerhalb der Parteien. Bei wichtigen Abstimmungen wählten letztens rechte Abgeordnete gegen Parteilinie quasi mit der Linken. Oder diese Woche einige Christdemokraten gegen die eher linke Parteilinie und die eigene Kandidatin im Präsidentschaftswahlkampf mit den Rechten.
                Im Präsidentschaftswahlkampf gibt es mit MEO und Parisi 2 Kandidaten ohne richtige Partei, von denen man sagt, dass sie nur kandidieren, um sich in Internationalen Konferenzen besser verkaufen zu können. Die können ganz gut reden und werden tatsächlich gewählt, haben aber überhaupt keine Chance auf die zweite Runde.

          • derwaechter 14. November 2021, 18:01

            Erstmal allgemein:

            Jedwede Arbeit oder positive Aktivität hebt dich direkt von denen ab, die keine vorweisen. Aus dem Bewerbungshaufen rauszustechen ist ein Wert an sich.

            Ausserdem zeigt so ein Lebenslauf, im Vergleich zu 0815 Versionen mit Schullaufbahn, Noten und sonst nichts, dass man sich Mühe gemacht. Das lässt Rückschlüsse auf Fleiss und Motivation zu. Genau wie formelle und optische Standards einzuhalten.

            Besondere Dinge wie z.B. ungewöhnliche oder schwierige Tätigkeiten, lange Arbeitsverhältnisses oder Jobs/Praktika bei beliebten Arbeitgebern oder Organisationen oder auch besondere Leistungen bspw. in Sport oder Kultur, lassen ebenfalls Rückschlüsse auf Charakter, Durchsetzungsvermögen oder Ausdauer usw. zu. Alles Eigenschaften, die fast jeder Arbeitgeber sucht.
            Man kann über den Lebenslauf Tugenden vermitteln, die jeder Arbeitgeber wertschätzt.

            Spezifisch:

            „– Politisches Engagement haben die wenigsten, und ich bin mir unsicher, warum das für den Job relevant sein sollte. “
            Werte ich ähnlich positiv wie gemeinnützige Arbeit.

            „– Bezahlte Aushilfsjobs: Sind eigentlich nie für den Job relevant, und arbeiten gehen tun letztlich die meisten.“
            Können auch indirekt relevant sein (siehe oben). Gehen wirklich die meisten Schüler arbeiten? Und selbst wenn, solange andere es nicht im Lebenslauf erwähnen, ist der der es tut im Vorteil.
            „– Schülerpraktika: Dito. Zumindest in BaWü hat jeder eins und praktisch niemand mehr als das.“
            Praktisch niemand mehr? Ich dachte die gehen alle arbeiten.
            Aber auch hier gilt, es gibt mehr oder weniger prestigeträchtige Praktika, unabhängig von Branche.

            „– Interessante Hobbys: Maybe…? Sind aber meist für den Job auch unerheblich.“
            Ich wette, dass fast jeder Personaler das Mädel mit Flugschein oder den Landesmeister im Speerwerfen positiver sieht als den Konkurrenten mit Musik, Lesen, Freunde treffen 🙂

            „– Schüleraustausch: Ist nett, aber irrelevant. Auslandsjahr würde ich sehen.“
            Das meinte ich auch.
            „– Besondere Sprachkenntnisse: klar, wenn welche existieren und jobrelevant sind, aber mal ehrlich, es geht um Englisch, und das hat jeder und ist in Noten azsgedrückt.“
            Spreche fließend Französisch, Englisch und Schwedisch macht Eindruck, egal ob anwendbar oder nicht.

            „Ja, aber dazu muss das Unternehmen irgendwas haben. Was um Gottes Willen soll das sein? Und woher haben die SuS die Infos? Auf den Homepages der Unternehmen finden sich generische Sätze. Klar, wenn ich mal ne Weile in der Branche arbeite, dann hab ich für so was ein Gefühl. Aber baue ich Maschinen besser bei Beese oder Bosch, besser bei Daimler oder bei VW? Verstehst du, was ich meine?“
            Ja. Aber stelle dir vor du hast zwei gleiche Bewerber aber nur einer davon hat sich die Mühe gemacht drei Sätze über dein Unternehmen herauszufinden und einigermaßen schlüssig mit seiner Motivation zu verknüpfen. Wen würdest du eher nehmen?

            • Stefan Sasse 14. November 2021, 18:40

              Alles schön. Und wenn zwei Bewerber*innen die gleichen Noten, die gleiche soziale Herkunft und das gleiche Schulprestige haben, mag das ausschlaggebend sein. Aber sind wir ehrlich: Stallgeruch und Noten sind das Entscheidende.

              • derwaechter 14. November 2021, 19:15

                Stallgeruxh hilft Natürlich ungemein.

                Klar sind die Noten das wichtigste, aber die Frage war ja, was kann man zusätzlich machen.

                • Stefan Sasse 14. November 2021, 21:53

                  Jo. Aber auch das ist ja letztlich alles nur Formalia. Wenn du kein besonderes Engagement hast, kannst auch keins aufschreiben. Bei den meisten besteht der Lebenslauf aus zwei Stationen: Grundschule, weiterführende Schule. Und das war’s dann.

              • Stefan Pietsch 14. November 2021, 19:38

                Woher willst Du das wissen? Und Deine Konstruktion ist eine Fiktion. Und wenn eine 18jährige nicht weiß, was sie will und was sie kann, braucht sie halt ein paar Runden, um das herauszufinden. Später klappt’s dann auch mit dem Job.

                Hallo?! Seit Jahren können Lehrstellen nicht besetzt werden, seit Jahren schrauben Unternehmen ihre Erwartungen an Schul- und Uniabgänger herunter. Mit dem, was manche Absolventen so (nicht) können, hätte man vor 20 Jahren im Hyatt nicht einmal die Toiletten putzen dürfen.

                Worum geht es Dir? Für mich ist es völlig unklar.

                • Thorsten Haupts 14. November 2021, 20:17

                  Also, nach dem, was ich hier gelesen habe, geht es Stefan S in erster Linie darum, was er seinen Schülern für deren erste Bewerbung raten kann. Seine Schlussfolgerung ist: Nicht viel. Der würde ich mich anschliessen :-). Weitergehende politische Absivchten kann ich nicht erkennen, aber vermutlich bin ich als alter Reaktionär einfach nicht paranoid genug.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

                  • Stefan Pietsch 14. November 2021, 20:26

                    Das weiß ich eben nicht. Stefan kommt da im Ton vorwurfsvoll daher. Aber ich kann mich irren. Die Bemerkung von „Stallgeruch“ geht aber in die Richtung.

                    Vielleicht kennen Sie das ja auch: am Wochenende fragt man: „Was willst Du sehen?“ oder „Was wollen wir unternehmen?“. Wer selbst keine Vorstellungen hat, braucht sich nicht zu beschweren, wenn der Andere die Richtung vorgibt. Manchmal ist das ja auch angenehm. Entscheidungen sind mühselig.

                    Man kann nicht mehr raten als „Ausprobieren“. Wenn’s nicht passt, einfach den Kurs wechseln. Es gibt größere Unglücke als den Ausbildungsplatz bei Bosch nicht zu bekommen.

                    • Stefan Sasse 14. November 2021, 21:55

                      Klar ist „Stallgeruch“ mit einem Vorwurf verbunden. Es ist ja wohl unbestreitbar, dass die soziale Herkunft einer der entscheidensten Faktoren ist.
                      Auf den die SuS aber keinen Einfluss haben, erneut…

                    • Stefan Pietsch 15. November 2021, 10:30

                      Das sind zwei verschiedene Dinge, die es tunlichst auseinanderzuhalten gilt. „Stallgeruch“ bedeutet Protegierung bei der Erringung eines Jobs oder eine Position. Kinder aus akademischen Elternhaus erhalten in ihrer Erziehung einen außerschulischen Bildungspush, den überforderte Lehrer nicht annhähernd ausgleichen können.

                      Ich habe es hier oft genug beschrieben: schon Dreijährige unterscheiden sich heute in ihrem Bildungsstand um bis zu 5-6 Jahre. Bis zum Schulbeginn wird dieser Unterschied eher größer und ergibt damit schon im Alter von 6 Jahren einen Vorsprung, der sich im Rest der Kindheit praktisch nicht mehr ausgleichen lässt. Ob ein Kind heute dreisprachig oder einsprachig aufwächst, die Eltern zum Urlaub an den Ballermann oder kulturuelle Städtereisen unternehmen, macht in der Bildung, in den Noten und im Auftreten von 19jährigen einen gehörigen Unterschied.

                      Das mit „Stallgeruch“ zu verbrämen, ist ein reiner Neidreflex.

                    • Stefan Sasse 15. November 2021, 17:11

                      Neidreflex? 😀

                    • Thorsten Haupts 15. November 2021, 16:00

                      Im engeren, eigentlichen, Sinn spielt „Stallgeruch“ nur noch eine Rolle bei der Besetzung von Spitzenpositionen und definiert sich über Familie, Habitus, Auftreten, kenntnis ungeschriebener Regeln. Praktisch für 99,9% von uns einfach irrelevant – wir eürden oder wollten die Spitzenposition eh nie sehen.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 15. November 2021, 17:17

                      Als ob das irrelevant wäre für andere Einstellungen…

                    • Thorsten Haupts 15. November 2021, 19:25

                      Ist es.

                  • Stefan Sasse 14. November 2021, 21:54

                    Exakt, danke 🙂

                • Stefan Sasse 14. November 2021, 21:54

                  Mir geht’s darum, dass es wenig gibt, was man am Schreiben der Bewerbung jenseits der Formalia machen kann, um die eigenen Chancen zu beeinflussen. Auf die Konjunktur haben die ja keinen Einfluss.

                  • Stefan Pietsch 15. November 2021, 10:38

                    Ich wiederhole: es bleibt unklar, worum es Dir geht. Wenn eine 18jährige nicht weiß, wo ihre Stärken liegen könnten, was sie interessieren würde und wozu sie geeignet sein könnte, wird das ein Dritter, der die junge Frau nicht kennt, erst recht nicht sagen können.

                    Dann muss man ihr noch ein paar Jahre zum Erwachsenwerden und zur Orientierung geben. Diesen Job können Unternehmen prinzipiell nicht abnehmen. Sie wählen folglich Auszubildende hauptsächlich nach Noten aus, die bescheinigen, dass der-/diejenige in der Lage ist, mittelschwere Rechenaufgaben auszuführen, Deutsch in kompletten Sätzen zu sprechen und zu schreiben, China nicht in Gesprächen mit Kunden oder Lieferanten in die Rocky Mountains verlegt und damit einige Chancen besitzt, die für das Unternehmen teure Berufsausbildung einigermaßen erfolgreich abzuschließen.

                    Danach sieht man weiter. Üblicherweise melden sich in den Jahren Abteilungen, die bestimmte Auszubildende nach der Lehre unbedingt haben wollen, weil sie Kompetenz gezeigt haben. Und die, die nicht gewollt werden, sollten sich selbst kritisch betrachten.

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