Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
Der Leitartikel behauptet, die AfD erscheine derzeit als Siegerin, obwohl nichts entschieden sei, weil Umfragen wie Wahlergebnisse behandelt würden, während reale Gegenerfolge – etwa die OB-Wahl in Meißen – kaum Resonanz fänden. Es wird ausgeführt, die 39 Prozent der AfD in Sachsen-Anhalt seien eine Momentaufnahme ein Jahr vor der Wahl; bis dahin könnten sich Lage und Stimmung ändern. Kritisiert wird, die CDU erkläre AfD-Stimmen weiterhin als „Abstrafung“ und setze auf migrationspolitische Härte, obwohl viele Wähler die AfD aus Überzeugung unterstützten. Hingewiesen wird, Migration gelte trotz 7,6 Prozent Ausländeranteil, um 44 Prozent gesunkener Asylzugänge und geschlossener Aufnahmeeinrichtungen als Hauptproblem – ein Effekt jahrelanger Debatten. Gewarnt wird vor einem überhöhten Duell „Demokratie gegen Rechts“, das der AfD nütze und Sachfragen wie Lehrermangel, Klimafolgen und Mittelstandskrise verdränge. Betont wird, die Demokratie sei kein Pferderennen: Koalitionsarithmetik und der Einzug kleiner Parteien (SPD, FDP, Grüne, BSW) könnten entscheidend sein; selbst bei AfD-Stärke seien Mehrheiten ohne sie unwahrscheinlich. Es wird gefolgert, dass CDU und andere Parteien mit simplifizierenden Narrativen und Fixierung auf die AfD riskieren, ihr symbolisch den Sieg zu überlassen. Stattdessen seien belastbare Problemlösungen und realistische Bündnisse vorzubereiten, damit die AfD nicht ohne tatsächlichen Wahlsieg als Gewinnerin dastehe. (Peter Maxwill, Spiegel)
Ich bin in soweit völlig bei dieser Argumentation, als dass die Konzentration auf die AfD als Partei langsam einerseits echt albern wird und andererseits auch kontraproduktiv ist. Man redet ständig über die Partei, zunehmend auch mit ihr, aber es geht kaum um die Themen. Alles ist immer nur ein „nützt es der AfD?“ und „was bedeutet die AfD?“ und so weiter. Das ist ein völliges Alleinstellungsmerkmal, das mit keiner anderen Partei gemacht wird. Es gibt schließlich keine Schlagzeilen zu Reiches Energiepolitik „nützt das den Grünen?“, zur Bürgergelddebatte mit „nützt das der LINKEn?“, zur Steuerdebatte mit „nützt das der FDP?“ und so weiter. Diese Frage wird immer nur im AfD-Framing gestellt, und das ist mit ein Grund für ihre Stärke und mediale Dauerpräsenz. Dieses berühmte „inhaltliche Stellen“ findet gar nicht statt, wird überhaupt nicht versucht. Stattdessen werfen sich alle nur gegenseitig vor, die AfD zu stärken, die sich dafür inhaltlich nicht einmal positionieren muss.
2) Liebe LGBTQ – geht es ein wenig leiser?
Der Kommentar von Jacques Schuster führt aus, dass die allgegenwärtige Präsenz von LGBTQ-Themen in Medien und Öffentlichkeit zunehmend überfordernd wirke. Es werde beklagt, man werde „in welcher Wucht“ täglich mit Genderfragen, queeren Lebensgemeinschaften oder sprachlichen Veränderungen konfrontiert. Schuster betont zwar, dass gegen individuelles Leben nach eigener sexueller Orientierung nichts einzuwenden sei, doch er fragt, ob es „nicht ein wenig leiser“ ginge. Die Lautstärke dieser Minderheitenpolitik erkläre er mit dem generellen Mechanismus, dass Minderheiten auf lautstarke Selbstbehauptung angewiesen seien, sowie mit einer „Ära der Dünnhäutigkeit“, in der Opferrollen öffentlichkeitswirksam beansprucht würden. Kritisiert wird zudem, dass die Mehrheit in der Debatte kaum noch vorkomme – 88 Prozent der Deutschen seien heterosexuell, 49 Prozent lebten in Familien, 75 Prozent hätten keinen Migrationshintergrund. Es wird gefolgert, die fixierte Aufmerksamkeit auf queere Themen ignoriere diese Mehrheit und verstärke den Eindruck, dass moralische Eliten den öffentlichen Diskurs bestimmten. Das Fazit lautet, Rücksicht auf die Mehrheit sei ebenso erforderlich wie Respekt vor Minderheiten, und ein gelassenerer Ton könnte gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. (Jacques Schuster, Welt am Sonntag)
Philipp Kaste schrieb mit „Nein, wir werden nicht leiser!“ bereits eine Erwiderung, die die Welt lobenswerterweise in ihrer eigenen Kolumnensektion veröffentlichte. Inhaltlich widerlegt diese überzeugend, was Schuster hier anführt. Ich will daher auf etwas anderes hinweisen, nämlich die übliche heuchlerische Doppelmoral zum Thema Repräsentation und Meinungsfreiheit. Schließlich gehört Schuster selbst zu denjenigen, die immer lautstark kritisieren, dass man die Anhänger*innen der AfD keinesfalls ausgrenzen dürfe und dass man sie hören und ihre Themen auf breiter und öffentlicher Bühne besprechen müsste. Die sind auch eine Minderheit. Und mich nerven sie mindestens so wie Schuster die LGTBQ+Community. Die heiligen Prinzipien gelten immer nur, wenn man persönlich nicht genervt ist. Davon abgesehen ist es auch schlicht nicht wahr; eine „Dauerpräsenz“ dieser Themen oder Leute ist überhaupt nicht auszumachen. Das ist ein komplettes Phantom, das nur dann auftaucht, wenn man sich obsessiv damit beschäftigt und das Thema sehen WILL. Da kommt dann eine völlige Verzerrung der Wirklichkeit heraus. Die zeigt sich auch, wenn indessen Leon de Winter im selben Blatt in hysterischem Tonfall vom „Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft“ fabuliert, dem „Einhalt geboten“ werden müsse. Wenn die bürgerliche Gesellschaft von einigen Transaktivist*innen und Gendersternen bedroht ist, dann ist sie ein reichlich fragiles Gebilde.
3) Der irrende Weltstratege. Helmut Schmidt und seine „Krieg in Sicht“-Krisen
Der Beitrag stellt dar, dass Helmut Schmidt sich selbst als nahezu unfehlbaren Weltstrategen verstand und auch nach seiner Kanzlerschaft mit großem Nachdruck weltpolitische Einschätzungen vortrug. Neue, in den USA freigegebene Dokumente würden jedoch Zweifel an seiner Analysefähigkeit aufwerfen. So habe er 1980 gegenüber US-Vertretern einen baldigen Dritten Weltkrieg für wahrscheinlich erklärt und vor einer sowjetischen Präventivattacke gewarnt. Paradoxerweise habe er zugleich eine deutliche Aufrüstung gefordert, was von US-Beratern als „Schizophrenie“ bezeichnet worden sei. Tatsächlich habe die US-Regierung Schmidts Forderung nach direkter Konfrontation abgelehnt und stattdessen afghanische Widerstandsgruppen unterstützt, wodurch ein Weltkrieg vermieden worden sei. Im Rückblick zeige sich, dass die sowjetische Intervention in Afghanistan eher defensiv motiviert war und keine expansive Großstrategie darstellte. Das Fazit laute, Schmidts Drängen auf Eskalation sei durch Glück gebremst worden, und es müsse bedacht werden, dass Wahrnehmungen oft wirkmächtiger seien als reale Bedrohungen. Die historische Lehre bestehe darin, stets die Möglichkeit von Fehlinterpretationen einzukalkulieren, da Bedrohungsgefühle häufiger kriegsentscheidend seien als tatsächliche Angriffspläne. (Jürgen Zimmerer, Instant History)
Ich bin gegenüber den Prämissen des Artikels etwas skeptisch. Einerseits hängt mir Zimmerer Schmidts Einfluss viel zu hoch. Ja, er neigte vielleicht zum Überdramatisieren, aber das hatte auf das konkrete Regierungshandeln der BRD soweit ich das sehen kann keinen Einfluss; auf den NATO-Doppelbeschluss sowieso nicht. Und wie die Akten aus den USA zeigen, drang er damit ja auch nicht durch – und ohne die USA geschah außenpolitisch ja nichts. Der scheinbare Scoop wird so doch deutlich relativiert. Ansonsten: klar, die Zukunft vorherzusagen ist schwierig. Aber umgekehrt lässt sich das Nicht-Eintreffen ja auch nicht beweisen. Als Schmidtianer könnte ich problemlos sagen, dass der Dritte Weltkrieg wegen Schmidts Wachsamkeit und seiner Warnungen vermieden wurde. Die Aufrüstung hat ihren Zweck erfüllt und die Sowjets abgeschreckt, erledigt. Die Enthüllungen sind daher zwar interessant und mögen das Schmidt-Bild an der einen oder anderen Stelle marginal ändern, aber große Erkenntnisse scheint es mir nicht zu bringen.
4) Der Staat päppelt nur die Linken? Von wegen!
Der Beitrag berichte, in Salzwedel sei ein vom Bund bereits bewilligtes Jugendforum durch eine Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und AfD mit dem Hinweis auf vermeintliche „linke Einflussnahme“ gestoppt worden; ähnlich gelagerte Vorstöße gegen Demokratieförderprojekte gebe es auch andernorts. Es werde ausgeführt, die häufig erhobene Behauptung, der Staat päpple vor allem „linke“ NGOs, halte einer Zahlenprüfung nicht stand: Einmalig 23.000 Euro für Omas gegen Rechts stünden etwa 800.000 Euro für die Ludwig-Erhard-Stiftung gegenüber. Zur Zivilgesellschaft zählten im Übrigen vor allem Sport- und Wohlfahrtsverbände, die den Großteil öffentlicher Mittel erhielten; „links“ sei das nicht. Weiter heiße es, staatlich geförderte Organisationen müssten parteipolitisch neutral, nicht aber politisch stumm sein; Proteste wie „ZusammenGegenRechts“ oder Bauerndemonstrationen seien daher legitim. Die Autoren verweisen darauf, die AfD betreibe seit Jahren mit umfangreichen Anfragen eine Strategie, Förderstrukturen zu delegitimieren, und CDU-Anfragen nähmen diese Narrative inzwischen auf. Programme wie „Demokratie leben“ würden seit 2010/15, teils unter CDU-Regierungen, aufgebaut, finanzieren geprüfte Einzelprojekte und ließen bei Zweifel den Verfassungsschutz prüfen. Es werde gewarnt, die AfD blockiere zunehmend kommunal das Abrufen von Mitteln und könne in Sachsen-Anhalt nach der Wahl 2026 weiter ansetzen. Abschließend werde gefragt, wer heute als „links“ gelte: Unter Verdacht gerieten inzwischen auch Tierschutz-, Medien- oder Anti-Hass-Initiativen; entscheidend sei, ob Rechtspopulisten bestimmen dürften, was „links“ sei. (Andrea Böhm/Petra Pinzler, ZEIT)
Mir erscheint die Argumentation der Autorinnen nicht ganz ausgewogen, was die Förderungen angeht. Sie haben mit der Ludwig-Erhard-Stiftung ein sehr gutes Beispiel für eine (massive) Förderung von liberalen politischen Positionen, aber schon der Verweis auf die Konrad-Adenauer-Stiftung sabotiert die eigene Argumentation, weil die Parteistiftungen ja nach einem ganz anderen System ablaufen. Was die ganze Debatte in Schieflage bringt scheint mir eher zu sein, dass es eine Vielzahl kleiner linker Projekte (wie die Omas gegen Rechts) gibt, die kleine Fördersummen erhielten, während liberale und konservative Anliegen stärker gebündelt von größeren und wirkmächtigeren Fördersummen profitieren. Historisch gesehen kamen diese Förderungen auch wesentlich stärker konservativen Anliegen zugute, darin liegt ja auch ihre Genese (das ganze Förderwesen ist eine Kreatur des Kalten Krieges, die antikommunistische Propaganda förderte). Aber letztlich ist das fruchtlos; es geht um Macht, und die aktuell im Aufwind befindliche rechte Renaissance gewinnt eben und kann deswegen ihr nicht genehme Förderungen beenden. Relevant ist der Artikel vielmehr, wo er auf die Wirkung für völlig unpolitische Förderungen hinweist: der Kreuzzug der Rechtsbürgerlichen kann für ordinäre Sportvereine und Ähnliches ungewollte Kollateralschäden mit sich bringen, weil Kulturkämpfe wie dieser selten die Eigenschaft haben, sonderlich präzise vorzugehen.
5) Anzeichen für eine Rebellion der Wähler
Der Kommentar hebt hervor, dass die CSU in Bayern laut aktueller Forsa-Umfrage sechs Prozentpunkte eingebüßt habe und nun bei 37 Prozent liege, während Grüne, AfD und Linke Zugewinne verzeichneten. Dies werde als „Rebellion der Wähler“ interpretiert, die sich nicht länger von der CSU als umfassender Sammlungsbewegung vertreten fühlten. Historisch habe die Partei ein „politisches Gesamtkunstwerk“ gebildet, das Strömungen von ökologisch-links bis konservativ einschloss. Heute jedoch verlasse sie sich auf ihre Vergangenheit und halte an einer schwammigen Haltung fest, während die politischen Ränder stärker würden. Anhand von Beispielen wie lokalen Projekten zur Demokratieförderung oder der Unterstützung progressiver Initiativen werde illustriert, dass die CSU konservative Kernthemen vernachlässige. Zugleich sei die programmatische Debatte in der Partei stark zurückgetreten, sodass innerparteiliche Orientierung fehle. Der Kommentar folgert, dass der Machtverfall nicht allein auf äußere Umstände, sondern wesentlich auf eine Union zurückzuführen sei, die konservative Positionen aufgegeben habe und Gefahr laufe, ihre Integrationskraft dauerhaft einzubüßen. (Christoph Lemmer, WELT)
Diese Merkel-Pathologie ist wirklich beeindruckend. Bei der Welt kommt irgendwie kein Artikel zu politischen Themen ohne einen Verweis darauf aus, wie beharrlich Merkels Erbe in der Union noch sei oder wie toll es ist, dass endlich damit gebrochen wird (oder beides). Ich denke aber, dass die Ursachenforschung für die Verluste der CSU letztlich am Thema vorbeigeht. Abgesehen von der üblichen Spiegelfunktion, nach der die Partei nur das tun muss, was die jeweiligen Kolumnist*innen schon immer geglaubt haben, um ihr Problem zu überwinden (funktioniert für jede Partei und jede politische Richtung), scheint mir ein zentraler Aspekt ziemlich übersehen: die Auflösung von Milieus geht eben auch an Bayern nicht vorbei. Die Sonderstellung der CSU hat beeindruckend lange gehalten, und ich würde Söder eher zugute halten, dass er mit seinen 37% noch beeindruckend gute Ergebnisse einfährt. Die CSU schafft es immer noch, einen Volksparteistatus zu verteidigen. Nicht mehr so glorreich wie früher, aber es gelingt ihnen. Aber der Gesamttrend kann nicht komplett an Bayern vorbeigehen, und der Trend ist der zu einer stärkeren Differenzierung des Parteiensystems. Fragt mal „mindestens 30%“-Merz, oder die frühere Volkspartei SPD.
Resterampe
a) The Influencer FBI (The Atlantic).
b) Tendenziös wie immer. (Twitter)
c) Der erstaunliche Gleichklang zwischen Union und Linkspartei (Welt). Wenn aus meiner Perspektive alle links sind, sollte ich mal anfangen zu hinterfragen, ob ich noch Mitte bin.
d) Well played, Polizei Mittelfranken. (Twitter)
Fertiggestellt am 17.09.2025



3) Ich finde die Details zu Schmidt interessant. Aber die „Lehren“ aus „der“ Geschichte in den letzten beiden Absätzen, die v.a. aus offenen aber IMO sehr suggestiven Fragen bestehen, irritieren mich. Was dort angedeutet wird, scheint eher aus normativen Vorannahmen als aus den Beobachtungen zu Schmidt zu folgen.
1) Gar nichts ist entschieden
Leider ist auch das hinter der Entwicklung. Die AfD schickt sich gerade an, stärkste Partei in Deutschland zu werden. Wenn sie die 30-Prozent-Marke überschreitet, rückt zwangsläufig eine Regierungsbeteiligung näher. Das geht in einer repräsentativen, nach dem Verhältniswahlrecht zusammengesetzten parlamentarischen Demokratie gar nicht anders.
Unter solchen Bedingungen ist es nicht nur grob fahrlässig, dass die übrigen Fraktionen im Deutschen Bundestag bisher jede sachliche Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Rechtsradikalen verweigern. Unentschuldbar ist die anhaltende Ausgrenzung, die maßgeblich zur Radikalisierung beiträgt. Das kann nicht gut enden.
Was Parteien und Medien vergessen: Am Ende bestimmen nicht sie, wer regiert, sondern der Wähler.
<b2) Liebe LGBTQ – geht es ein wenig leiser?
LGBTQ steht für eine kleine 4-5 Prozent-Minderheit. Höchstens. Da sind bereits alle (!) Schwulen, Lesben und Transpersonen eingerechnet, egal ob sie sich mit dem Lärm identifizieren oder nicht. Wird an irgendeinem Tag des Jahres die Fahne des Vatikans am Deutschen Bundestag für den Respekt gegenüber den Katholiken in diesem Land gehisst? Oder die Israels als sichtbares Zeichen, dass dieses Land die wieder akute massenhafte Bedrohung und Verfolgung von Juden nicht bereit ist hinzunehmen? Nein? Warum eigentlich nicht?
Katholiken werden nicht gezielt verfolgt und zusammengeschlagen.
Israel ist gerade nicht Opfer, sondern Täter.
Wie jeder deiner Posts ist auch dieser nur auf Trolling und Krawall aus und trägt nichts zu irgendetwas bei.
Ich werde jeden Sonntag durch katholisches und evangelisches Glockengeläute geweckt. Ich denke nicht, dass es da an sichtbarer Repräsentation mangelt.
Bist Du so ein Langschläfer? Längst fangen Sonntagsgottesdienste nach 10 Uhr an.
Wusstest Du, dass Christen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt sind? Ich finde schon, dass man dem einmal oder sogar mehrmals im Jahr gedenken sollte.
Hab ich nichts dagegen.
3) Der irrende Weltstratege. Helmut Schmidt und seine „Krieg in Sicht“-Krisen
1982 siegte „Ein bisschen Frieden“ beim Eurovision Song Contest. Das Lied traf den Nerv der Zeit, unzählige Menschen fürchteten damals einen dritten Weltkrieg, so angespannt wurde die weltpolitische Lage empfunden.
Dass Carter und Schmidt nicht das beste Verhältnis pflegten, ist zumindest Historikern bekannt. Bekannt ist auch, mit welcher Verachtung Schmidt auf den Plantagenzüchter schaute. Die Verachtung war von Gegenseitigkeit geprägt, wie die Aufzeichnungen zeigen.
Die Reagan-Administration sah die Bedrohung anders und gab damit Schmidt historisch Recht.
4) Der Staat päppelt nur die Linken? Von wegen!
Wofür sind die immensen Ausgaben gut? Angesichts leerer Staatskassen sind die 200 Millionen für zwecklose NGOs verschwendet. Wer unbedingt Staatsgeld will, sollte das dann auch auf seinen Internetseiten und Verlautbarungen publizieren, so viel Transparenz muss dann schon sein. Wenn also Initiativen gegen die Union demonstrieren, sollte auf den Demos kenntlich sein, wer dies mit Steuergeld tut. Wenn der Staat praktisch gegen sich selbst demonstriert, sollte der zahlende Bürger das wissen.
Nun, das tun Organisationen wie die Ludwig-Erhard-Stiftung halt auch. Ich finde dein hier gezeigtes Demokratieverständnis auch merkwürdig. Seit wann muss ich loyal zur Regierung sein?
Ja. Warum Organisationen wie Oma gegen Rechts oder die Amadeu Antonio Stiftung nicht?
Häh?
Zu 2)
Tschuldigung Stefan, aber in Beziehung zu ihrem mikroskopisch kleinen Anteil an der Bevölkerung (weit unter 1%) sind Themen von Transaktivisten in der Öffentlichkeit in sehr grossem Ausmass überproportional vertreten.
Überwiegend Themen von Transaktivisten wurden in den letzten 10 Jahren öffentlich diskutiert, unter anderem weil von LGT (andere Buchstaben beliebig) die rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen mit der Ehe für alle abgeschlossen war.
Gruss,
Thorsten Haupts
Das war mal eine Weile ein heißes Thema, ist es doch aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr.
Die „geraume Zeit“ ist 1 bis 2 Jahre. Und die will ich nicht bestreiten, der Grund dafür ist aber nicht Einsicht, sondern die Wucht des Backlashes.
Ja. Diese „Boomphase“ des LGTBQ-Themas dauerte nicht lange. Drei, vier Jahre vielleicht. Und klar gab es einen Backlash. Den gibt es IMMER. Das ist die Dynamik aller Themen. Boom und Bust. Und wie ich beschrieben habe fühlt man immer anders, wenn man involviert ist und drin steckt, und dazu abhängig von der Phase des Zyklus. Auch hier gilt: der Backlash ist, wie du selbst schreibst, massiv, das Thema DEUTLICH auf dem Rückzug. Und trotzdem fantasiert sich Schuster in die Rolle des Opfers.
Yup, auch Rechte wollen aus dem Opfermodus nicht mehr raus. Fasziniert mich schon lange, dieses Verlangen, Opfer zu sein – ich dagegen wollte niemals Opfer sein und das ist eine Grundhaltung, die IMHO für Grossteile meiner Generation gilt.
Mir ist das auch unklar. Und ich bin eine andere Generation 😉
Natürlich. Aber nach meiner Beobachtung begann vor rund 15 Jahren unter etwas jüngeren Progressiven (35 abwärts als erste Näherung) eine Welle von politischen Opfergeschichten um sich zu greifen. Opfer als Frau, als Migrant, als Nichtweisser, als nicht Heterosexueller, als Jüngerer, als (beliebiges einsetzen). Plus der Opferstatus war auch noch unausweichlich mit dem jeweiligen Gruppenstatus verknüpft, für jede/n. Habe sowas in meinem politischen Leben vorher nie gesehen, nicht mal ansatzweise.
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu 1)
Wenn die Mitregierung einer Partei nur noch mit einer Allparteinkoalition verhindert werden kann, und selbst das nur knapp, hat diese Partei gewonnen, ob einem das passt oder nicht. In einigen ostdeutschen Bundesländern wird das nach der nächsten Wahl so sein, bundesweit bei Fortschreibung bisheriger Entwicklungen möglicherweise auch.
Alles ist immer nur ein „nützt es der AfD?“ und „was bedeutet die AfD?“ und so weiter.
Das war und bleibt albern, kommt allerdings politisch weit überwiegend von links und diente bisher klar erkennbar dazu, die Union unter Druck zu setzen. Dient nämlich KEINEM sinnvollen anderen Zweck.
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu d) Well played, Polizei Mittelfranken.
Im Gegenteil. Abgrundtief dämlich, wenn das in 10 Sekunden sogar mit der hauseigenen (!) PKS-Statistik widerlegt werden kann.
Du sagst, die Polizei lügt?
Link?
Nein, sage ich nicht. Der verlinkte Account lügt.
https://x.com/RareNotion/status/1967950278742999405
Es geht speziell um Uebergriffe gegen Polizisten, was in deinem Link als Kategorie gar nicht auftaucht.
Ja. Die PKS-Daten machen das Beschriebene einfach sehr unwahrscheinlich.
Deine Einschaetzung, dass es unwahrscheinlich ist, ist aber schon ein bisschen duenn, um jemanden der Luege zu bezichtigen.
Akzeptiert. Zu scharf formuliert.
zu 1) “Nationalsozialisten”
Das ist ein völliges Alleinstellungsmerkmal, das mit keiner anderen Partei gemacht wird.
Die Nationalsozialisten sind halt auch eine Partei, die überhaupt nicht mit anderen Parteien vergleichbar ist. Eine Regierungsübernahme durch die LINKE oder – Gott bewahre – die FDP, selbst mit absoluter Mehrheit, würde halt lediglich zu vier Jahren schlechter Politik führen. Wir alle würden verlieren. Aber nach vier verlorenen Jahren könnte man nach neuen Wahlen die Fehlentwicklungen wieder rückgängig machen.
Das geht aber nicht, wenn auf eine Machtergreifung die Ausschaltung und Ermordung der Opposition folgt, die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung von Konzentrationslagern und Gaskammern.
Machtergreifung … Ermordung der Opposition … Errichtung von Konzentrationslagern und Gaskammern.
Setzen Sie ab, was Sie nehmen. Dringend.
Genauso haben die meisten Deutschen die Gefahr Anfang der 30er Jahre auch heruntergespielt … bevor die Mordmaschinerie zu laufen begann.
In den dreissigern gab es mit Hitlers Putschversuch von 1923, seinem Werk „Mein Kampf“, den Schlägertrupps der SA, der Rassenlehre und massenhaften Äusserungen führender Nazi-Kader hinreichend Indizien für die kommende Politik des „Dritten Reiches“.
Absolut nichts davon existiert heute.
Die Begeisterung der Nationalsozialisten für Hitlers Reich – und damit für seine Mordmaschinerie – zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Partei und ihre Kontakte in die Szene. Damit ist die beabsichtigte Richtung vorgegeben.
Schön, ich will Sie bei Ihren Alpträumen nicht aufhalten.
Alptraum ja. Schön? Nein.
„absolut“?
https://www.tagesschau.de/inland/razzia-bundeslaender-100.html
Wenn selbst BTPin Köhler AfD-Mitarbeitern Hausausweise entzieht, sollten wir wachsam sein.
… aber alles aktuell in den USA.
Putschversuch
Project 2025
ICE
Stephen Miller
usw….
Selnbst das ist von Nationalsozialismus meilenweit entfernt. Die Verharmlosung der Nazis, also paranoide judenhassende Massenmörder und Vernichtungskrieger, nervt.
Ich finde diese Formulierung auch völlig daneben.
Wir sind beim Judenhass wieder in den Dreißigern. Der kommt aber nicht von der AfD.
„Auch wenn das allzu offene Ressentiment gegen Juden in der AfD nicht gern gesehen ist, ihre Politiker bespielen die Klaviatur des antisemitisch konnotierten Geraunes mit Bravour. Im Bundestag ist seit dem Einzug der Blauen regelmäßig vom »Great Reset« oder dem »Großen Austausch« die Rede, alles orchestriert von »Globalisten«. Eine Weltverschwörung ausgehend von einer ominösen Elite? Es kommt einem allzu vertraut vor.
Spätestens seit dem 7. Oktober 2023 zeigt sich außerdem, wie instrumentell das Verhältnis der AfD zu Israel immer gewesen ist. Kaum eine andere Partei hat sich so zögerlich und verhalten zu den Massakern der Hamas geäußert wie die AfD. Und ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla sprach sich unlängst gegen Waffenlieferungen an den jüdischen Staat aus. Kein Wunder, kann doch weder die Partei noch ihre Wählerschaft viel anfangen mit der besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel und den Juden.
Das Wort »Holocaust« taucht im AfD-Programm nicht auf“
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/wehe-den-juden/
Also, soweit ich mich mit solchen Verschwörungstheorien auskenne (sehr wenig, wie ich zugebe), geht es damit nicht um Juden, sondern hauptsächlich die Opposition, Migranten aus dem arabischen Raum.
Die LINKE war sofort ganz bescheiden. Klar, danach marschierte sie ja sehr schnell mit Hamas-Aktivisten und „From the River to the Sea“-Gröhlern. Und auch die Außenministerin Baerbock war schon nach 1-2 Monaten nicht mehr im Lager Israels. Klar, wenn man einräumen muss, zu den heimlichen Finanziers von Terroristen zu gehören.
Hier geht es darum, dass die neuen Wellen des Antisemitismus einen linken und islamistischen Hintergrund haben. Das lässt sich doch kaum bestreiten. Slogans wie „Juden ins Gas“ fallen auf Palästinenser-Demos in Berlin, ohne dass die Polizei einen Knastaufenthalt verordnet.
Ralf sieht hier bei der AfD das Vierte Reich aufscheinen. Aber Tatsache ist, dass sich von der LINKEN unterstützte Extremisten so judenfeindlich und hasserfüllt wie damals agieren. Und die LINKE hat eine diktatorische Vergangenheit, nicht die AfD. Das wäscht die Partei Weidels nicht rein. Aber zeigt so manche politische Blindheit.
zu 3) fieses Helmut Schmidt Bashing.
Selbst ich kann mich noch daran erinnern, dass Jimmy Carter außenpolitisch alles andere als überzeugend agierte. Ich war damals so um die 12 und hatte keine wirklich eigenständige Meinung. Das Carter Center und der Mann selbst haben aber noch später um 2010 Hugo Chavez einen großen Dienst erwiesen, als das Center die venezolanischen Wahlen als musterdemokratisch bewertete, als die das schon lange nicht mehr waren.
Der Text merkt an, dass Schmidt permanent geraucht und des Öfteren mit der Hand auf den Tisch geschlagen habe. Hätte er sich anders verhalten, hätte man den Mann vermutlich wegen Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus gefahren. Der Afghanistan-Einmarsch wurde als aggressiver Akt gewertet. Der Olympia-Boykott 1980 fand ja nicht zum Spaß statt.
Die Strategie afghanische Widerstandskämpfer mit Waffen auszustatten war mittelfristig sicher auch keine gute.
Am Ende wirbt Zimmerer noch dafür, dass wir der putinschen Aggressionen in der Ukraine, Polen und Rumänien nur ja keine eigene Verteidigung entgegensetzen sollten, schließlich könnte der Autokrat das als Aggression auffassen.
Jürgen Zimmerer ist mir schon öfters mal als typischer Sühne-Postkolonialismus-Experte negativ aufgefallen. Aus meiner Sicht gehören solche Leute eher in die Kirche als auf einen Lehrstuhl für Kolonialgeschichte.
Man muss das nicht direkt wie der zum anderen Extrem neigende französische Afrika Historiker Bernard Lugan treiben, der als der Experte für Afrikanische Geschichte, der er auch ist, schon mal Interviews vor einer Konföderierten-Flagge gibt, aber Zimmerer repräsentiert für mich das andere Extrem, das nicht besser ist.
Aus meiner Sicht gehören solche Leute eher in die Kirche als auf einen Lehrstuhl für Kolonialgeschichte.
Das ist eine gute und präzise passende Beschreibung, für progressive Exponenten ebenso wie für z.B. Teile der amerikanischen MAGAs.
1) Der AfD ist – dank der freundlichen Mithilfe der willigen Medien und Politiker – das Overton-Fenster scharf zu verschieben. Im Wahlkampf 2025 hatten wir eine Menge Parteien von CDU bis Grünen, die sich darum bemühten, die AfD in Rhetorik und Inhalten zu imitieren.
Und da glaube ich, dass der Erfolg dieser Partei vor allem ein Symptom der verkürzenden Talkshow-Debatten mit blam-game und ritualisierter Sündenbockzuweisung, bei dem Menschenfeindlichkeit einfach gewinnt, ist.
2) Das außerordentliche an der LGBTIQA*-etc Bewegung ist doch, dass über das Bindeglied „Identität“ eine sexuelle Präferenz, was aus guten Gründen in den hochprivaten Bereich zählt zur öffentlich auszuhandelnden Angelegenheit macht.
3) DU irrst: Helmut Schmidt war der Antreiber für den NATO-Doppelbeschluss und hat die anderen Staaten mitgezogen:
https://www.welt.de/geschichte/article150282205/Als-Helmut-Schmidt-den-US-Praesidenten-Carter-anschrie.html
4) Die Konrad-Adenauer-Stiftung und ihre Artverwandten sind genau der Elefant im Raum. Sie sind gewissermaßen das Musterbeispiel, wie die Parteien farbunabhängig Steuergelder umleiten, um ihre eigene Agenda zu verbreiten. Und solange diese halbe Milliarde Euro existiert, sind die paar-tausend – Euro Krümel, um die es bei der NGO Debatte geht, irrelevant.
1) Können Sie mal ein paar Beispiele nennen, wo ausgerechnet die Grünen Inhalte und Sound der AfD versucht haben zu imitieren?
Talkshows gibt es seit Jahrzehnten und die Kritik an ihnen war schon immer die selbe, sogar lange bevor die AfD gegründet wurde. Außerdem hat der Erfolg von Talkshows sichtbar abgenommen. Die privaten Sender verzichten weitgehend auf diese Form der politischen Diskussion und auch im öffentlich-rechtliche Fernsehen wurde die Anzahl zurückgefahren.
4) NGOs bekommen 200 Millionen Euro. Das ist zwar nicht ganz das Niveau der Parteienstiftungen, aber in der gleichen Liga. Allerdings wird bei Verlautbarungen der Parteistiftungen immer darauf hingewiesen, wer da spricht und wem die Stiftung nahesteht. Das fehlt bei den NGOs.
4) Ich weiß nicht, Omas gegen Rechts sagen zumindest mal sehr klar, wem sie nicht nahestehen. Und Parteistiftungen gehören zu einer Partei, die Omas gegen Rechts nicht. Zu wem sollten die denn sagen, dass sie nahestehen? Die stehen nicht nahe, die stehen nur fern.
Stefan!
Eine „Non-Governmental-Organisation, die sich wesentlich über Steuern und damit durch den Staat finanziert, ist keine NGO. Das ist Etikettenschwindel. Aus der gemeinnützigen Förderung ergibt sich zwingend das Erfordernis, sich politisch neutral zu verhalten. Das gilt für Demonstrationen gegen Rechts bis hin zu Demos gegen die AfD.
Wer mein Geld (Steuern) nimmt, hat sich nicht gegen mich zu stellen. Punkt aus. Bei privat finanzierten Organisationen wie INSM war jemanden wie Dir immer wichtig, dass überdeutlich gezeigt wird, wer sie finanziert. Absolut verboten war in Deiner Welt immer, dass die INSM wissenschaftliche Studien publiziert, ohne auf den Hintergrund zu verweisen.
Warum dann so nachsichtig? Da gehört drauf: Wird vom Steuerzahler finanziert.
Hab ich doch kein Problem mit, abgesehen davon, dass die Formulierung anders sein müsste, weil Steuergeld ja nur Zuschuss und nicht alles finanziert. Aber kein Problem mit dem Etikett. Nur war das ja nicht deine Argumentation.
Das spielt keine Rolle. Bei Unternehmen, an denen der Staat auch nur anteilig beteiligt ist, ist es nicht anders.
1) Hier
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/migration-die-gruenen-draengen-auf-zeitenwende-in-der-fluechtlingspolitik-a-1bfc1b33-870e-42cb-9cf1-0a97bd00e4d4
oder hier
https://www.n-tv.de/politik/Die-Gruenen-legen-Zehn-Punkte-Plan-vor-Robert-Habeck-fordert-Vollstreckungsoffensive-bei-Migration-article25535590.html
Wenn es um Machtkalkül geht, kann die Partei sehr „konservativ“ sein.
Bei der politischen „Talkshowkultur“ meine ich nicht die Veranstaltungen selber, sondern ein Rhetorisches ‚Schpiel‘ , bei dem Kommentatoren (egal auf welchem Medium, kann auch hier sein) strukturelle Probleme (die es reichlich gibt) als die Schuld von armen oder fremdländischen Menschen darstellen.
4) Dafür haben „NGO“-Vereinigungen Ziele, die sie klar und offen darstellen und die sie betreiben. Wenn sie dabei Dinge besser und zielgerichteter erledigen als der Staat selbst, dann ist die Förderung durchaus vorteilhaft für beide Seiten sein. Mein Lieblingsbeispiel sind die Goethe-Institute, die faktisch komplett staatsfinanziert sind, aber eine sehr positive Leistung (für das Land und nicht für Parteien) erbringen.
Und noch als Ergänzung: wenn die CDU links ist, weil sie ein bisschen solche Positionen annimmt, dann sind die Grünen da auch konservativ. Bevor wieder das „das ist aber nicht genug“-Argument kommt.
Das ist ja schon ein Weilchen her, vor allem vor der Bundestagswahl. Und da gab es doch etwas? Das X-Punkte-Papier von „Kanzlerkandidat“ Habeck, der damit unbestritten deutliche Schritte auf die Mehrheitsgesellschaft zuging, schließlich wollte er ja Kanzler werden. Ohne Mehrheit geht das nicht. Nur hatte er das an seiner Partei und den Gremien vorbei an die BILD-Zeitung lanciert.
Nur, sein Papier wurde erst von der Partei totgeschwiegen und direkt nach der Wahl und dem Abgang von Habeck versenkt. Nicht die Politik der Grünen.
Die prinzipielle Gefahr eines jeden Sozialstaates ist, dass die Bedürftigen und die, die sich als solche empfinden, deutlich zunehmen. Wenn es immer mehr Rentner gibt, aber weniger Zahler, ist das existenzbedrohend für die Rentenversicherung. Wenn es immer mehr Kranke und weniger Gesunde gibt, greifen wir sogar zu grundrechtsbeschränkenden Maßnahmen. Wenn es immer mehr Arbeitslose und weniger Erwerbstätige gibt, kippt das ganze System.
Wenig gebildete, arme Zuwanderer aus rückständigen Regionen sind eine grundsätzliche Gefahr für den Sozialstaat. Bei der Regel: Entweder du verdienst innerhalb von 12 Monaten dein Geld oder du fliegst raus, ist kein Problem für eine Gesellschaft. Die Regel: Egal was Du tust, wie schlimm du auch bist, ist ein Problem.
4) Können sie ja. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber erstens muss dieses, wenn sie Geld vom Steuerzahler bekommen, dem Neutralitätsgebot des Staates folgen und zweitens müssen sie sich einer Erfolgskontrolle unterziehen.
Genau damit haben die meisten NGOs ein Problem. Sie können außer allgemeinen Verlautbarungen keine echten Erfolge vorweisen. Sie sind Beschäftigungstherapien. Wenn man die Demokratie schützen will, die AfD als Gefahr für die Demokratie ansieht, ist man rasend erfolglos, wenn die AfD sich verdoppelt und immer weniger Menschen Vertrauen in die Demokratie haben. Warum soll dann für so einen offensichtlichen Quatsch Steuergeld fließen?
1) Ja.
2) Das ist eben kein hochprivater Bereich, weil die deswegen Diskriminierung erdulden müssen.
3) Ja, ich weiß, aber das ändert doch nichts an der Argumentation?
4) Machtkampf, ja.
Zu 2)
Falsch! Diskriminierungen sind nur dann legitimer Gegenstand öffentlicher Verhandlungen, solange sie von Staats wegen betrieben werden. Das aber ist schon lange nicht mehr der Fall.
Was genau sind denn „öffentliche Verhandlungen“? Die Beschwerde ist ja gegen Sichtbarkeit generell.
Nach der Argumentation ist dann auch Cancel Culture kein legitimer Gegenstand oeffentlicher Verhandlungen, sofern sie nicht von Staats wegen betrieben wird?
Sie wurde – im wesentlichen – von staatlichen Einrichtungen betrieben, wie Universitäten oder ÖRR.
Da frage ich mich jetzt, welches Szenario das Kriterium „von Staats wegen“ eher erfuellt:
Ein oeffentlicher, aber weitgehend autonomer Sender trifft eigenstaendig die Entscheidung eine Sendung einzustellen.
Ein privater Sender stellt eine Sendung ein, weil der Praesident sonst mit „Konsequenzen“ droht.
??? Wann habe ich den paranoiden Zensurwahn der MAGA-Sekte gerechtfertigt oder verteidigt? Natürlich ist das Staatshandeln und muss öffentlich verurteilt werden.
Wollt nur darauf hinaus, dass das die Definition „von Staats wegen“ vielleicht nicht so eindeutig ist; du wirst sicher auch Leute die sich in den Faellen Colbert und Kimmel darauf berufen, dass es eine freie Entscheidung der Sender war. Wie siehts du das denn im ersten Szenario: Staatlich weil oeffentlicher Sender? Oder privat weil ohne Politikereinmischung?
Zur letzten Frage: Staatlich, da durch Steuern finanziert und vom Staat überwacht. „Ohne Politikereinmischung“ kann es bei einer politisch finanzierten Institution gar nicht geben, dass ist menschlich völlig ausgeschlossen.
2) Wenn du das mit anderen „hochprivaten“ Hobbys vergleichst, ist diese „Diskriminierung“ doch eher eine Privilegierung. Kannst du dir eine „BDSM-Pride-Week“ vorstellen?
3) Naja, es stützt Zimmerers These, dass Schmidt als „Einpeitscher“ fungiert hat, der den Rest der NATO angetrieben hat. Und da liegt der Vergleich mit dem baltischen Staaten nahe, die als „Frontstaaten“ auch die „Einpeitscher“ der neuenNATO-Aufrüstung fungieren.
2) Es ist halt kein Hobby!!!
3) Ja, soweit korrekt.
@ cimourdain
2)
Wenn die sexuelle Präferenz „hochprivat“ ist, warum beschäftigen sich dann seit alters her „sittliche“ Lehren aller Art, z.B. Christentum oder sonstiger, vielfach auch weltlicher Schachsinn, mit Begeisterung in normativer Weise mit dem Thema Sex? Was spricht dann dagegen, sich z.B. gegen den christlichen, islamischen und sonstigen Müll zu verteidigen?
Man könnte sagen: Na ja, aber mindestens die so genannten Christen, soweit es die hierzulande und in ähnlichen Ländern noch gibt, und überhaupt die säkularisierte „Gesellschaft“ haben mittlerweile gegenüber LG+++ vielerorts seit Jahren doch „sittlich“ schon deutlich abgerüstet. Dafür musste aber jenseits von „hochprivat“ Druck aufgebaut werden.
Das ist interessant, man könnte daraus ja schließen, dass es sich einfach nur um eine nostalgische Bewegung handelt. Und aus dieser Nostalgie ( Im Rückblick erscheint alles größer und distinktiver) würde sich auch ein immer „schrilleres“ Auftreten erklären.
Zu b)
Schön, dass Du ab und an in einem (vergleichsweise) Nischenprodukt spürst, wie sich Konservative und Rechtsliberale beim Konsum der ÖRR fühlen. Täglich. Der Unterschied: Das Nischenprodukt brauchst Du weder zur Kenntnis zu nehmen noch zahlen. Den ÖRR muss ich strafbewert zahlen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich sag es nochmal: so habe ich mich jahrelang selbst gefühlt.
Dein Gefühl ist da egal. Du warst im Meinungskorridor am absoluten Rand. Das gehört zur Selbsteinschätzung. So wie ich auch respektiere, dass ich mit meinen Ansichten zur Wirtschaftspolitik (nicht Finanzpolitik!) wirklich eine Außenseiterposition anscheinend habe.
Aber: Gerade bei Migrationsthemen ist genau umgekehrt. Die kleine Minderheit macht Rabatz – und Du applaudierst noch. Das wäre als Kontrapunkt zu privaten Medien erforderlich und so.
Julia Ruhs hat ein Magazin aufgebaut, das ihr vom ÖRR ohne Begründung weggenommen wird. Ausgerechnet der SPIEGEL entblödet sich nicht zu kalauern, niemand habe ein Recht auf ein eigenes Magazin. Ach, sagt man das den Reschkes und Böhmermanns dieser Welt das auch? Der ÖRR hat einen Programmauftrag, niedergelegt im Staatsvertrag. Nicht wenige meinen, ARD und ZDF würden täglich dagegen verstoßen.
Jedenfalls untermauert der Vorgang die Position, der ÖRR sei mit 9 Milliarden Euro Förderung die teuerste NGO der Welt.
Ich halte das Vorgehen der ÖRR im Fall Ruh für vollkommen bescheuert. Völlig selbstverschuldet. Zu ihr kann ich nichts sagen, weil ich ihre Sendungen nie geschaut habe; ich habe zum ersten Mal jetzt mit dem Entzug der Sendung von ihr gehört. Aber ohne Begründung war es mWn nicht.
Nur dass die Sendung ihr gar nicht entzogen wurde. Es wurden drei Pilotfolgen in Kooperation von NDR und BR produziert, danach wollte man weitersehen.
Als Ergebnis der Evaluierung wurde dann beschlossen, dass die Sendung weitergeführt wird. Frau Ruhs wird weiterhin die Folgen vom BR moderieren, der NDR wollte aber eine andere Moderatorin und hat sich für Ex-Bild-Chefredakteurin Tanit Koch entschieden.
Die Idee war nicht, danach wechseln wir die Moderatorin aus. Es gibt ja auch keine fachlichen Vorwürfe gegen Julia Ruhs. Und nun rufen Sie sich mal Ihre Position zur Ablehnung von Frauke Brosius-Gersdorf in Erinnerung. Da haben die Linken alle geschäumt, so könne man nicht mit einer Frau umgehen und sie wäre in der Öffentlichkeit demontiert worden. Die gleichen Leute sind heute still.
Die Aktion mit Tanit Koch sieht doch sehr nach Schadensbegrenzung des NDR aus. Nach diesem öffentlichen Furor konnte man keine dezidiert linke Moderatorin platzieren.
Es gibt keinen Grund, Ruhs auszuwechseln. Die Sendung hatte eine positive Zuschauerresonanz und war nach journalistischen Standards gemacht. Auffällig waren nur zwei Dinge:
Laut Julia Ruhs dauerte die Freigabe jeder Folge extrem lange. Und: Anja Reschke und Jan Böhmermann lederten gegen die Sendung.
Der Vorgang ist einzigartig in der Geschichte des ÖRR.
Die Idee war nicht, danach wechseln wir die Moderatorin aus.
Üblicherweise kommt nach Abschluss einer Pilotproduktion alles auf den Prüfstand. Genau deshalb macht man das ja statt direkt eine ganze Staffel zu drehen. Und selbstverständlich kann dazu durchaus auch die Moderation gehören. BR und NDR kamen hier offenbar zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Bewertung.
Nach diesem öffentlichen Furor konnte man keine dezidiert linke Moderatorin platzieren.
Warum sollte man auch eine „dezidiert linke Moderatorin“ in einem Magazin platzieren wollen, dessen USP es ist, die Linken zu ärgern? Das ergibt keinen Sinn.
Frau Kochs Verpflichtung entspricht vollständig der bisherigen Ausrichtung der Sendung und deutet eher darauf hin, dass sich die Redaktion jemand mit mehr Erfahrung gewünscht hat.
Es gibt keinen Grund, Ruhs auszuwechseln.
Sie wurde nicht ausgewechselt sondern moderiert die Sendung weiterhin, wenn auch nicht ganz in dem Umfang, den sie sich offenbar erhofft hatte.
Die Sendung hatte eine positive Zuschauerresonanz
Was der Grund sein dürfte, warum beide Sender beschlossen haben, sie fortzuführen.
Sie sind völlig frei, das zu glauben. Ich halte mich an das, was ich weiss:
1) Jeder Manager lernt im ersten Führungsjahr, wie man Leute elegant abserviert und sich dabei gegen Kritik absichert
2) Nach Ruhs erster Sendung war die Empörung im linken Lager (auf bluesky und twitter sichtbar) riensengross
3) Es gab einen NDR-internen Mob gegen Ruhs, angeführt von journalistisch bekannten Gesichtern
4) Der NDR hat einen langjährigen Ruf als „Rotfunk“
Auf dieser Grundlage glaube ich kein Wort der offiziellen Erklärung.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich bin bei dir: der Sender hat das massiv verkackt.
Ich habe mir die Sendung über ‚Immigration‘ mit der Ruhs auf youtube angeschaut. Klar hatte die einen spin, aber alles hat einen spin. Ein Armutszeugnis für den NDR, weil die Sendung überhaupt nicht schrill und sehr gut war.
Ok, in den 70ern gabs die konservativere Sicht auch vom Bayrischen Rundfunk, wobei die schon mal schrill waren.
Das ist nicht richtig. Der Sinn eines Pilots ist, die Erfolgschancen besser abschätzen zu können, bevor man in Serie geht. Aufsatz, Konzept, Team muss lange vorher stehen. Wer nach erfolgreichem Pilot noch einmal alles auf links drehen muss, hat vorher seinen Job nicht gemacht.
Für Ihre These gibt es kein Beispiel. Kennen Sie eins?
Ich verstehe ehrlich gesagt den Prozess Ihrer Meinungsbildung nicht. Bei Frau Brosius-Gersdorf waren sie dabei, dass rechtsextreme Truppen die CDU-Fraktion aufgehetzt hätten. Dass christlich geprägte Abgeordnete eine „Abtrreibungsfreundin ablehnen, hat Sie nicht überzeugt. Es war eine niederträchtige Kampagne, wo eine angesehene Wissenschaftlerin öffentlich fertig gemacht wurde.
Hier gab es nachweislich ein Tribunal.
https://www.cicero.de/kultur/intrige-gegen-julia-ruhs-beim-ndr-
Ich habe solche persönlich erlebt z.B. auch beim Spiegelfechter. Sie gehören zu den widerlichsten Instrumenten, mit denen eine Gruppe einen Einzelnen fertigmachen können.
Seltsamerweise sehen Sie das Ergebnis dieses Tribunals aber nicht als Ursache für die Absetzung von Ruhs, sondern Eigenschaften, die bei ihr selbst liegen. Z.B. ihr Alter und ihre angeblich fehlende Erfahrung, obwohl das ja bei Aufsetzung des Pilots bekannt war. Julia Ruhs ist journalistisch längst kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Überdies muss ihr enger Mitarbeiter, der auf ihrer Seite war, gehen (den Artikel finde ich allerdings gerade nicht mehr). Wenn selbst Heidi Reichinnek den Vorgang kritisiert, haben Sie schon einen schweren Stand. Es ehrt Sie, aber ich kann, gerade im Kontrast zu Ihren Aussagen bei Brosius-Gersdorf, Ihren Meinungsbildungsprozess nicht nachvollziehen.
Für Ihre These gibt es kein Beispiel. Kennen Sie eins?
Also zumindest im Schauspielbetrieb ist das gang und gäbe. In der Fernsehserie “Big Bang Theory” wurde z.B. die Rolle von Penny nach dem Pilot neu gecastet (ursprünglich Amanda Walsh, dann schließlich Kaley Cuoco). In der Fernsehserie “Frazier” wurde die Rolle von Roz während des Drehens des Pilots neu gecastet (ursprünglich Lisa Kudrow, dann schließlich Peri Gilpin). In beiden Fällen handelt es sich um Lead-Rollen, keine Nebencharaktere. Im Filmbusiness sind solche Neubesetzungen völlig normal.
Aragorn in Herr der Ringe fiele mir ein.
Es gibt Eigentore, die sind schöner als andere. 🙂
Ich frage, ob es so einen Vorgang schon mal gab. Das ist das definierte Ziel. Sie antworten unausgesprochen: Nein, gab es nicht.
Der ÖRR hat eine jahrzehntelange Geschichte, unzählige Formate gemacht, und es gibt keinen vergleichbaren Fall.
Dann nehmen Sie das eigene Tor ins Visier:
In der professionellen Unterhaltungsbranche, dort wo man auf Zuschauerzuspruch existenziell angewiesen ist, werden Darsteller und Figur sehr wohl an den Kundenwünschen ausgerichtet. Ich habe nur Amanda Walsh gegoogelt:
Her portrayal of Katie in the unaired pilot for the sitcom The Big Bang Theory was not well-received.
https://en.wikipedia.org/wiki/Amanda_Walsh
Julia Ruhs wurde vom Publikum sehr wohl „well-received“. Sie wurde nur intern nicht well-received, der Kundenwunsch ist da absolut egal. Beim NDR haben die Mitarbeiter die Unternehmenspolitik übernommen, exakt bestätigt.
Treffer versenkt.
Treffer versenkt
Sie haben gefragt, ob es vergleichbare Fälle schon mal gegeben hat. Ich habe Ihnen vergleichbare Fälle genannt. Stefan Sasse hat noch einen oben drauf gelegt.
Insofern liegen Sie lediglich mit “versenkt” richtig. Beim “Treffer” eher nicht.
Warum müssen Sie auf Hollywood (13 Flugstunden von uns entfernt) und die Filmbranche gehen, wo wir doch über Nachrichten und Informationssendungen diskutieren und es um die politische Schlagseite der ÖRR geht?
Doch offensichtlich, weil der Vorgang Ruhs wirklich einmalig ist. Ist er einmalig? Für ARD und ZDF schon. Und warum ist er einmalig? Nicht wegen fehlendem Erfolg, sondern weil Steuerfinanzierte sich eben einen Schei.. um die Meinung ihres Publikums und der Bürger scheren brauchen.
Warum müssen Sie auf Hollywood (13 Flugstunden von uns entfernt) und die Filmbranche gehen
Weil es ein ähnliches Beispiel ist.
In Deutschland fällt mir als weiterer ähnlicher Fall die Absetzung von Wolfgang Lippert bei Wetten Dass nach nur neun Sendungen ein.
Ihre Beispiele stammen aus dem Schauspielbetrieb und Stefan P. hatte nach „vergleichbaren“ Beispielen gefragt?
Mir ist neu, dass Schauspieler eine auch nur annähernd ähnliche Funktion haben, wie die Moderatoren von Politiksendungen?
Mir ist neu, dass Schauspieler eine auch nur annähernd ähnliche Funktion haben, wie die Moderatoren von Politiksendungen
Das ist doch erfreulich. Dann hab ich Dir endlich mal was beigebracht.
Äpfel und Birnen haben auch manche Gemeinsamkeiten. Dennoch gelten sie als Synonym, was man nicht vergleicht.
Anscheinend war meine Frage wirklich zu schwer formuliert. Gab es das je im (öffentlich-rechtlichen) Fernsehen, dass eine Journalist:in / Moderator:in vom Sender selbst nach der Pilotphase abgezogen wurde – Zusatz: trotz Erfolg beim Publikum? Gab es das schon mal, dass Mitarbeiter des Hauses dies erreichen konnten?
Okay, das ist jetzt etwas ausführlicher, aber vielleicht deswegen einfacher formuliert. Ich weiß es nicht.
Ihr Beispiel zeigt exakt das Problem: Wolfgang Lippert übernahm eine seit vielen Jahren mega-erfolgreiche Sendung. Das war kein Pilot. Schon die ersten beiden Sendungen bekamen weit weniger Zuspruch als die letzten mit Thomas Gottschalk. Trotzdem bekam Lippert insgesamt 9 Sendungen, also ein Jahr, um das Ding zu retten.
Er bekam es nicht hin. Damals hatte Erfolglosigkeit noch Konsequenzen, zumal der erfolgreiche Vorgänger wieder einsteigen wollte. Der Maßstab war einzig und allein das Erfolgskriterium. Genau das ist es bei Julia Ruhs nicht und darum dreht sich die ganze Debatte. Man kann ihr weder Erfolglosigkeit noch Unprofessionalität vorwerfen. Und das tut auch niemand.
Deswegen philosophiert Dobkeratops auch ohne jeden Anhaltspunkt herum. Nur eins kann es für ihn auf gar keinen Fall sein: Eine Intrige, Kampagne (wie er sie in einem anderen Fall gesehen hat) und Druck des linken Senders, der mit konservativen Journalisten ein ideologisches Problem hat.
Ihr Zitat war:
Der Sinn eines Pilots ist, die Erfolgschancen besser abschätzen zu können, bevor man in Serie geht. Aufsatz, Konzept, Team muss lange vorher stehen. Wer nach erfolgreichem Pilot noch einmal alles auf links drehen muss, hat vorher seinen Job nicht gemacht.
Ihre Frage war, ob es jemals zuvor einen solchen Fall gegeben habe, in dem eine aktive Produktion bereits begonnen hatte und sich das Management-Team auf eine Leitfigur geeinigt hatte. Und dann – nachdem die Leitfigur nicht überzeugen konnte – wurde nochmal von ganz vorne angefangen und der “Star” neu gecastet und ersetzt.
Sie stellten die Frage als rhetorische Frage. Allerdings sind Ihnen zu Ihrem Unglück nun vier Beispiele genannt worden, in denen genau das passiert ist. Und in keinem der Fälle gab es eine Verschwörung gegen Konservative.
Pech für Sie. Und ich verbleibe mit einem freundlichen “quod erat demonstrandum”.
Sie irren, junger Mann. 😉 Was Sie zitieren, war Antwort auf eine Antwort. Der Eingang war präzise und knapp:
Die Idee war nicht, danach wechseln wir die Moderatorin aus. Es gibt ja auch keine fachlichen Vorwürfe gegen Julia Ruhs. (..)
Der Vorgang ist einzigartig in der Geschichte des ÖRR.
Fast so, als ob ich Ihnen nicht das Beispiel von Wolfgang Lippert aus dem ÖRR genannt hätte.
Dann hab ich Dir endlich mal was beigebracht.
Nö, Sie haben nur erfolgreich demonstriert, wie man einem unangenehmen Argument ausweicht.
Naja – im Gegensatz zu Dir hab ich zumindest mehrere Beispiele präsentiert, die die ursprüngliche These, dass in der Medienindustrie eine abrupte Absetzung eines “Stars” gleich nach dem Start noch nie vorgekommen sei, widerlegen. Von Dir hingegen hab ich noch kein Argument gesehen. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Der Begriff „Star“ ist niemals verwendet worden, nur „Moderator:in“ und „Journalist:in“. Sie selbst haben das daraus gemacht und die eigentliche Intension in ihr Gegenteil verkehrt.
Einem Cineasten wie mir ist durchaus bekannt, dass Darsteller regelmäßig ausgetauscht und auch die Plots von Filmen und Serien umgeschrieben werden.
Aber nach x Kommentaren können wir jetzt gemeinsam feststellen, dass die Absetzung von Julia Ruhs im öffentlichen Fernsehen in Deutschland beispiellos ist? Können wir?
Nö – Absetzungen sind im deutschen Fernsehen nicht beispiellos. Selbst sehr frühe Absetzungen sind nicht beispiellos. Ich hatte Ihnen Wolfgang Lippert genannt. Aber sehr frühe Absetzungen sind selten. Das liegt ja auch irgendwie auf der Hand. Wie Sie schließlich selber schrieben, ist es ein Zeichen von Versagen des Managements, wenn eine Leitfigur sofort umbesetzt werden muss. Es ist der Alptraum jeder Führung, wenn in diesem Stadium die Reißleine gezogen werden muss.
Leute, diese ganze Diskussion ist doch quatsch. Es geht nicht darum, ob Absetzungen beispiellos sind oder nicht, oder ob sie gerechtfertigt ist oder nicht. Wir haben doch nicht mal Kriterien, mit denen man so etwas bewerten würde. Die Frage ist doch eigentlich eher: Sollen Positionen wie die Ruhs pointiert, bewusst und gut sichtbar platziert werden? Das ist die Debatte, und alles andere ist Krach.
die Absetzung von Ruhs
Es gibt keine Absetzung von Ruhs, das ist ja mein ganzer Punkt. Es gab eine Vereinbarung über 3 Pilotsendungen. Die hat sie moderiert. In Zukunft moderiert sie die Sendung für den BR, bei dem sie ohnehin angestellt ist.
– Das Format wird fortgeführt und sogar ausgebaut.
– Ruhs bleibt und moderiert genauso viele Ausgaben wie bisher.
– Zusätzlich dazu gibt es drei weitere Ausgaben mit Tanit Koch.
Diejenigen, die zu wenige konservative Stimmen im ÖRR beklagen, müssten sich doch eigentlich freuen, dass es jetzt noch eine mehr gibt und das Format dafür extra ausgebaut wird. Stattdessen ist das aber auch wieder irgendwie nicht recht.
Der NDR hat sie abgesetzt. So hat er es ja verkündet. Normalerweise steht an der Stelle: Geht in Serie. Punkt.
Der ÖRR macht hier etwas, was Profis in der Wirtschaft nach Möglichkeit vermeiden: Sie machen nicht nur die Besetzung zu einem Politikum zur Ausrichtung, sie positionieren ihr eigenes Produkt noch in Konkurrenz zu einem eigenen. Und der Gipfel: Ebenfalls zu einem neu geschaffenen, einem Klon. Irre.
Was wird denn jetzt passieren? Nach diesem Vorlauf werden mediale Beobachter genau sezieren, welche Ausgabe besser läuft, die mit Julia Ruhs vom BR oder die mit Tanit Kochs vom NDR.
Die startet übrigens noch mit dem Wissen, dass ihre Vorgängerin im Haifischbecken versenkt worden war, wahrscheinlich, weil mächtigen Leute im Haus die Ausrichtung nicht gepasst hat. Als jemand, der in vielen Unternehmen angefangen hat, weiß ich um solche tödlichen Fallen. Das ist immer eine schwere Hypothek.
Der ÖRR kann bei dieser Eigenkonkurrenz nicht gewinnen, egal wie es ausgeht. Dazu hat Julia Ruhs, so jung sie ist, intern und extern jetzt ein dickes Etikett. Außerhalb des BR hat sich praktisch keine Chancen mehr, akzeptiert zu werden. Wer tut sich so etwas an, eine Mitarbeiterin zu holen, die von der eigenen, mächtigen Belegschaft abgelehnt wird? Und Ruhs wird nun wissen, dass die Intendanten eher den Mitarbeitern folgen als dem Publikumsgeschmack.
Wurden Reschke und Böhmermann gemaßregelt, weil sie das eigene Format als rechtsradikal und rechtsextrem in den Senkel gestellt haben? Nein. Würde Koch da weitermachen, wo Julia Ruhs aufgehört hat, würde sie nach Ansicht des eigenen Hauses eine rechtsradikale bis rechtsextreme Sendung machen.
Wie soll das funktionieren?
Schade, dass Sie sich nicht zu Ihrer Meinungsbildung äußern wollen. Das ist zumindest für mich immer der spannendste Teil an einer Debatte mit anderen.
Oder sehen Sie nun die Nicht-Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf in einem anderen Licht?
Es gab keine offizielle Begründung. Wie man weiß haben sich 250 Mitarbeiter gegen Julia Ruhs ausgesprochen.
Ich kenne sie vom Focus und da sind ihre Kolumnen immer interessant.
Zu der Zeit, als Du nach Deiner eigenen Darstellung noch linksradikal unterwegs warst?
Sagen wir mal, sehr links. „Radikal“ weiß ich nicht. Ich würde mich für damals äquivalent mit so Leuten wie Saskia Ludwig oder von mir aus in den 2010er Jahren Erika Steinbach sehen.
Okay. Dann standest Du auf einer (damals) 5% Position – und dass DIE öffentlich selten vorkommt, hat noch keiner hier kritisiert.
Dann mache ich das hiermit offiziell: Dezidiert linke Positionen werden in den deutschen Medien (insbesondere ÖR) seit den 90ern deeutlich stiefmütterlich behandelt.
Korrekt. Die ÖRR sind mittig. Von mir aus mit Mitte-Links-Einschlag, aber sicherlich nicht links.
Bei Themen der Identität, der Migration 0der dem neuen progressiven Mix aus intersektionellem Feminismus, Critical Whiteness und Dekolonialisierung ist der ÖRR eindeutig links. Und es gibt kein (!) Thema, bei dem er ebenso eindeutig rechts wäre.
Das mag ja durchaus sein, aber du differenzierst zu wenig. Es ist ja nicht so, dass der ÖRR open borders oder irgendwelche Extrempositionen des intersektionellen Feminismus vertreten würde. Die sind da eher „im Zweifel links“ als dass diese Positionen 100% vorkommen würden. Das ist mein Punkt.
Oh Stefan. Für eine ohnehin schwache Position verteidigst Du auch noch schwach. Der Senderchef des WDR Stefan Brandenburg hat sich heute auf LinkedIn geäußert:
Wer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ohnehin schon misstraut, der fühlt sich gerade sehr bestätigt. Die Vorgänge um „klar“ und Julia Ruhs sind ein Desaster mit Ansage.
Die Ausgangslage: Menschen mit einem konservativen Weltbild, die sich im politischen Spektrum weiter rechts verorten, fühlen sich von uns nicht ausreichend repräsentiert. Das müssen wir anerkennen.
Wir sollten uns selbstkritisch fragen, wie wir in diese Situation gekommen sind. Die Gründe, warum wir uns mit bestimmten Perspektiven schwerer tun, sind vielfältig. Eindeutig ist allerdings unser Auftrag: unterschiedlichste Sichtweisen bieten. Dem müssen wir stärker nachkommen als bisher.
Dabei kommt es nicht in erster Linie auf Meinungen an. Das Problem, vor dem wir stehen, wird nicht dadurch gelöst, dass in den Tagesthemen auch konservative Kommentare gesendet werden oder dass bei „maischberger“ bestimmte Gäste sitzen. In der Debatte, was sich bei uns ändern muss, sind wir oft viel zu fixiert auf parteipolitische Positionierungen.
Es geht darum, verschiedene Perspektiven zuzulassen, die Fragen und die Probleme von Menschen aufzugreifen, die eine andere Lebensweise, eine andere Weltsicht, schlicht ein anderes Bedürfnis haben. Es geht darum, handwerklich guten Journalismus zu machen: Zu sagen, was ist und nicht was von uns gewünscht ist. Und ja, es geht auch darum, zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind.
Beispiel Migration: Es gibt Aspekte dieses Themas, die bei uns zu wenig vorkommen. Das hat oft damit zu tun, dass man sich nicht mit den falschen Leuten gemein machen will. Kriminalität und Herkunft ist so ein Aspekt. Es wird in unseren Programmen wenig darüber berichtet und genau an solchen Stellen verlieren wir Vertrauen, weil der Eindruck entsteht, dass wir das Offensichtliche nicht aussprechen.
Ein kleiner Exkurs: Der Ausgang der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen hat das Thema „Schrott-Immobilien“ ins Licht gerückt. In unserem Format „Die andere Frage“ hatten wir längst gezeigt, welche Zustände in Häusern wie dem „Weißen Riesen“ in Duisburg herrschen. Wenn wir so ein Thema aufgreifen, sind sofort diejenigen Kollegen zur Stelle, die sagen: Das diskriminiert doch die Menschen, die dort wohnen. Trotzdem ist es wichtig, genau diese Realitäten zu zeigen. Die AfD lebt davon, zu sagen: Es gibt Missstände, die man nicht benennen darf.
Politisch einseitig, genau das, was Du ja bestreitest. Und, Stefan, konservativ ist Mitte. Wenn Du sagst, der ÖRR wäre mittig, aber nicht an Konservative, dann ist das ein Widerspruch.
„die Fragen und die Probleme von Menschen aufzugreifen, die eine andere Lebensweise, eine andere Weltsicht, schlicht ein anderes Bedürfnis haben“
Damit könnte man alles Möglich begründen. Die Akzeptanz des Kopftuches bei Richtern oder die Enteignung der Superreichen.
„es geht auch darum, zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind.“
„Handwerklich guter Journalismus“ wäre also, bestehende Sichtweisen einfach noch zu verstärken?
§ 26 Abs. 1 des Medienstaatsvertrages:
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben die Aufgabe, ein Gesamtangebot für alle zu unterbreiten.
Abs. 2:
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind bei der Erfüllung ihres Auftrags der verfassungsmäßigen Ordnung und in besonderem Maße der Einhaltung journalistischer Standards, insbesondere zur Gewährleistung einer unabhängigen, sachlichen, wahrheitsgemäßen und umfassenden Information und Berichterstattung wie auch zur Achtung von Persönlichkeitsrechten verpflichtet. Ferner sollen sie die einem öffentlich-rechtlichen Profil entsprechen den Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit achten und in ihren Angeboten eine möglichst breite Themen- und Meinungsvielfalt ausgewogen darstellen.
https://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/user_upload/Rechtsgrundlagen/Gesetze_Staatsvertraege/Medienstaatsvertrag_MStV.pdf
Das sollte Ihre Fragen beantworten.
Tut es tatsächlich nicht. Weil „möglichst breite und ausgewogene Themen- und Meinungsvielfalt“ ist nicht gleichbedeutend mit „Mehrheitsmeinung“. Es deckt sich in vielen Bereichen, aber eben nicht allen. Grundsätzlich aber: ja, sollte durchaus so sein. Ich weise aber nochmal darauf hin, dass das vor 20 Jahren mit umgekehrter Schlagseite lief.
Weil damals eine 4-Prozent-Partei nicht mit einem 50-Prozent-Gewicht in den Talksendungen vertreten war?
Es gibt inzwischen sogar Intendanten, ehemalige Journalisten der ÖRR ohnehin, die sagen, was die private Konkurrenz auch meint: ARD und ZDF bewegen sich entweder außerhalb oder im Grenzbereich ihres Programmauftrags.
Ausgerechnet an der AfD und am Thema Migration lässt sich zeigen, wie wenig die Sender die Breite abdecken.
… bestehende Sichtweisen einfach noch zu verstärken?
Journalismus ungleich Aktivismus! Es geht in erster Linie ums Abbilden, nicht ums verstärken (oder abschwächen). Mein Eindruck ist seit langem, dass sich viele Journalisten als politische Aktivisten verstehen, aber die Mühe der Parteiarbeit scheuen. Das erklärt dann so manche Schlagseite.
Mir ist unklar, wo da die Grenze verläuft. Die Journalist*innen von BILD und Welt sind super aktivistisch, beispielsweise. Für Themen zu brennen ist ja auch wichtig. Ich habe das Gefühl, da werden auch gerne Meinungsstücke und Nachrichten durcheinander geworfen in der Betrachtung.
Journalisten hatten immer Schlagseite. Es fehlen nun die immigrations-feindlichen, die ostalgischen, die pro-russischen, etc Stimmen.
Ich find ja die Frau Ruhs auch gut.
Man muss aber auch bedenken, dass sich Leute unter 60 im INTERNET informieren.
Auf Franzoesisch schau ich staatliche Radioprogramme (France Culture, TV5 Monde) und ARTE zu ca 25% aber auch Europe 1, d.h. pro RN aber leichter zu ertragen als nius.
In Argentinien schaue ich die Hofberichterstattung des schlecht frisierten Praesidenten nur zu Satire-Zwecken, aber zu etwa 70% liberal-konservativ, die aber aktuell stark ueberwiegend Milei-kritisch sind… im Gegensatz zur deutschen Welt.
Ich finde allerdings, dass die Nummer des NDR gegen Frau Ruhs starke Fragen aufwerfen, ob unsere Form des Oeffentlich Rechtlichen Rundfunks noch zeitgemaess ist.
Ich finde allerdings, dass die Nummer des NDR gegen Frau Ruhs starke Fragen aufwerfen, ob unsere Form des Oeffentlich Rechtlichen Rundfunks noch zeitgemaess ist.
Ich glaube nicht, dass das eine Frage ist 😀
Als 2021 die Grünen mit der Nominierung von Annalena Baerbock den Wahlkampf eröffneten, wurde das in einem Tagesthemen-Kommentar geradezu euphorisch kommentiert. Die Grünen seien bereit zum Regieren und die Bürger sollten ihnen vertrauen.
Kurz danach hatte die FDP ihren Wahlkampfparteitag. Im dazugehörigen Tagesthemen-Kommentar wurde vor der Partei gewarnt, sie sei nur bedingt regierungstauglich. Witzigerweise war es der gleiche Kommentator, die Tagesthemen haben da einen echten Mangel.
Was bitte sind dezidiert linke Positionen? Die Rückkehr des Sozialismus?
@Stefan
Die Frage, ob konservative Positionen im ÖRR bewusst und sichtbar platziert werden sollten, ist durch den Rundfunkstaatsvertrag beantwortet. Und es ist sogar weitergehend – Achtung, Schnappatmung – auch Positionen wie die der AfD sollten danach ihren Platz haben.
Die zu diskutierende Frage ist, ob die öffentlich-rechtlichen Sender diesem Auftrag, dem sie 9 Milliarden Euro Einnahmen jährlich verdanken, angemessen nachkommen. Nur heiße Fans beantworten diese Frage noch völlig uneingeschränkt mit Ja. Sie haben aber zumindest in diesem Blog ein Übergewicht. Wenn Ralf als Beispiel, dass die Entlassung von Julia Ruhs nicht beispiellos ist, anführt, dass der Austausch von Schauspielern mindestens in Hollywood gang und gäbe sei, hat keine Argumente mehr bzw. ist für Argumente nicht mehr erreichbar. Die gestellte Anforderung so zu verbiegen, dass man selbst drüberkommt, ist unsportlich. Zumindest wäre in meiner Schulzeit so einer ausgebuht worden.
Wenn selbst der Chef des größten Senders WDR öffentlich einräumt, der ÖRR würde den Mehrheitsmeinungen nicht den gebührenden Platz einräumen, sollte man doch selbst mal seine Argumentationsstrategie überdenken. Du selbst hast bisher zwei typische: Es gibt keine Schlagseite des ÖRR und wenn es sie gibt, dann ist sie aufgrund der Medienmacht von Springer & Co. gerechtfertigt.
Es gibt nun hinreichende Belege für die einseitige Ausrichtung des ÖRR. Jede Umfrage unter den Journalisten des ÖRR wie des Nachwuchses fördert zutage, dass die Mehrheit mit den Grünen und der Linkspartei sympathisiert. Das geht dann hin bis zu Formaten wie Die Anstalt oder Monitor, wo das Programm der beiden Parteien abgearbeitet wird. Hoch bezahlte Journalisten wie Dunja Hayali oder Elmar Theveßen dürfen in sogenannten „Informationssendungen“ ihr auf Bluesky gesammeltes Wissen preisgeben, wider alle journalistischen Standards. Und Böhmermann ist sowieso nicht mehr von dieser Welt. Und dann muss man noch die Anhimmelei einer Caren Miosga ertragen, die Robert Habeck sonntags abends wie ein Backfisch bescheinigte: „Sie sind ja überhaupt nicht eitel.“ Völlig frei von Ironie. Eine Woche später wusste sie gegen den Erzfeind von Robert, dem bösen Christian, aber dann wieder richtig auszuteilen.
Julia Ruhs wurde, das kann als gesichert gelten, wegen ihrer mittig-rechten Ausrichtung vom NDR abgelehnt. Das zeigt einerseits, welche Macht die dortigen Journalisten haben und andererseits, wie schwach der neu installierte Sendeschef ist. Als solcher ist er wird er offensichtlich weniger an der Qualität des Programms gemessen, denn die Zwangsgelder der Gebührenzahler fließen ja immer, als an dem Wohlwollen der beamtenmäßig beschäftigten Mitarbeiter.
Wenn kein Argument mehr erreicht, wird eine Diskussion unmöglich.
Die „heißen Fans“ hier im Blog beantworten die Frage auch nicht „uneingeschränkt mit Ja“. Sie wollen lediglich nicht, dass die oft berechtigte Kritik als Argument für die Abschaffung des ÖR genutzt wird. Wohin das führt, sehen wir in den USA.
Das wäre sehr einfältig gedacht. Realistischer ist die seit vielen Jahren geübte Strategie, mit dem Menetekel des totalen Zusammenbruchs und der Beschuldigung der Apologeten als Querdenker, Faschisten, Nazis, Sexisten, Rassisten, Klimaleugner (alles Beschimpfungen, die über die Jahre hier schon an mich gewandt wurden) jede Kritik so mundtot zu machen, dass alles so bleibt wie es ist. Zwischen 0 und 9 Milliarden Euro, zwischen 0 und 70 Sendern ist ein sehr weites Feld.
ARD und ZDF haben einen durch Gesetz definierten Auftrag. Im Gegenzug werden sie aus Zwangsgeldern finanziert. Wenn festgestellt werden muss, dass der gesetzliche Auftrag nicht ausreichend oder auch nur nicht in vollem Umfange erledigt wird, gibt es zwei alternative Konsequenzen: Entweder das eigene Geschäft radikal anpassen oder den Auftrag zurückgeben.
Natürlich passiert in Deutschland nichts dergleichen. Die Kritik an der Einseitigkeit des ÖRR ist nicht neu. Die Einseitigkeit ist von den Intendanten angelegt, wenn bereits in der Ausbildung und der Einstellung der Journalisten Vielfalt nur in ethnischer und geschlechtlicher Diversität gesehen wird.
Die meisten demokratischen Länder haben keinen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Rundfunk. Manche europäischen Länder schaffen ihren gerade ab, ohne dass der Untergang des Abendlandes droht. Vielleicht sollten einige Diskussionen damit beginnen, auf diskursive Atombomben zu verzichten. Es wäre der Debattenkultur sicherlich förderlich.