Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Die taz hat News für Klöckner
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat bei einem Empfang der CDU Koblenz die linke Tageszeitung taz mit dem rechtspopulistischen Portal Nius gleichgesetzt und erklärt, beide unterschieden sich „in Methodik nicht so sehr“. Sie habe Nius als Pendant im rechten Spektrum zur taz im linken bezeichnet. Der Vergleich löste Irritationen aus, auch weil die Veranstaltung auf dem Gelände der Compugroup Medical stattfand, deren Gründer Hauptfinanzier von Nius ist. Nius war 2023 von Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gegründet worden und tritt mit dem Slogan „Stimme der Mehrheit“ gegen als links oder divers wahrgenommene Positionen auf. Die taz reagierte mit Gelassenheit: Chefredakteurin Barbara Junge verwies auf eine frühere Stellungnahme an Christian Lindner, der eine ähnliche Gleichsetzung vorgenommen hatte. Darin hieß es, Nius sei eine „unappetitliche, rechtslastige Website“, während die taz ein nach presseethischen Grundsätzen arbeitendes Medium sei. Die Redaktion betonte erneut, dass eine Gleichsetzung mit einem Propagandaorgan jeglicher Grundlage entbehre (Gereon Asmuth, taz).
Tatsächlich hat Klöckner mit dem Vergleich, wie so häufig, danebengegriffen. Sie ist für das Amt der Bundestagspräsidentin eine ziemlich krasse Fehlbesetzung. Wie daneben der Vergleich ist, zeigt etwa die Gegenüberstellung zu diesem Castro-Vergleich, oder die etwas seriösere Kritik im Spiegel. Ich will aber an der Stelle kurz darlegen, was ein korrekterer Vergleich wäre. Die taz verhält sich im politischen System nicht analog zu NIUS, sondern zur Welt. Beide sind klar weltanschaulich geprägt und einem Lager zuzuordnen, halten sich aber an journalistische Standards und lassen Binnenpluralismus in ihren Seiten zu. Zudem ist der Antagonismus von Springer und taz ohnehin legendär. Nein, der korrekte Vergleich von NIUS wäre die jungeWelt. Und mit der würde Klöckner nun wahrlich auch nicht reden. Hier verrutschen Maßstäbe, weil diese Leute glauben, sie könnten sich Organen wie NIUS und Co zu ihrem Vorteil bedienen. Aber das ist ein Irrtum.
2) „Verstörende Szenen“: Touristen attackieren Geflüchtete am Strand
An einem Strand im südspanischen Castell de Ferro kam es Anfang August zu einem Vorfall, der europaweit Aufsehen erregte: Ein Boot mit rund 13 jungen Männern, vermutlich aus Marokko, landete mitten am Tag am belebten Playa Sotillo. Urlauber reagierten aggressiv und gingen auf die Ankommenden los, hielten sie am Boden fest und übergaben sie später der Polizei. Videos in sozialen Netzwerken zeigen, wie Badegäste in Badekleidung Migranten verfolgten und fixierten, während Familien fassungslos zusahen. Beobachter beschrieben die Szenen als „verstörend“. Laut der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch sei dieses Verhalten Ausdruck einer zunehmenden Entmenschlichung von Geflüchteten in Europa, genährt durch eine politisch und medial verschärfte Rhetorik. Die Polizei bestätigte den Einsatz, neun Männer wurden festgenommen. Ein Restaurantbesitzer berichtete, ähnliche Situationen habe es bereits im Vorjahr gegeben, doch diesmal sei die Reaktion der Badegäste deutlich heftiger gewesen. Spanien verzeichnete 2024 über 61.000 Ankünfte über den Seeweg, ein historischer Höchststand, während die EU parallel ihre Liste „sicherer Herkunftsstaaten“ erweiterte (Moritz Bletzinger, IPPEN.MEDIA).
Ich weiß nicht, ich kann die Empörung der linken Blase an der Stelle, die bis hin zur Forderung nach der Versorgung der ankommenden Flüchtlinge durch die Badenden geht, nicht nachvollziehen. Es ist ja eine Sache, wenn da offensichtlich gebeutelte und hilflose Leute eintreffen. Aber das scheint an der Stelle ja nicht zum ersten Mal zu passieren, und wenn hier einfach irgendwelche marokkanischen Männer aus einem Boot steigen, halte ich selbst den Begriff des Geflüchteten für deutlich überstrapaziert. Das ist illegale Migration, plain and simple, und die Unfähigkeit der radikaleren Linken, das mit Flucht auseinanderzuhalten, ist einer der Gründe für den rechten Backlash in der Frage, der an der Stelle durchaus seine Berechtigung hat. Auch ist ein „citizen arrest“ hier nicht zu verurteilen. Diese Leute brechen das Recht und waren drauf und dran, sich einer ordentlichen Registrierung zu entziehen, also weitere Rechtsbrüche zu begehen. Ich sehe da kein Problem, sorry.
3) The Forgotten History of Hitler’s Establishment Enablers
Der Artikel beschreibt, wie Adolf Hitler 1932 nicht durch eine eigene Mehrheit, sondern durch politische Intrigen und das Kalkül konservativer Eliten an die Macht gelangte. Detailliert werde gezeigt, wie sich Industrielle, Medienunternehmer und Politiker einbildeten, ihn „zähmen“ oder kontrollieren zu können, während sie in Wahrheit von ihm vereinnahmt wurden. Die Nationalsozialisten erhielten bei den Reichstagswahlen nur 37 % der Stimmen, gestützt vor allem von selbstständigen Existenzen und ländlichen Wählern, nicht von den Arbeitslosen. Doch konservative Akteure wie General Schleicher oder Alfred Hugenberg hielten Hitler für manipulierbar und setzten auf ihn, um linke Kräfte auszuschalten. Die Sozialdemokraten wiederum vertrauten auf rechtliche Verfahren und unterschätzten den antidemokratischen Fanatismus des Gegners. Am Ende ebneten taktische Fehleinschätzungen, mediale Unterstützung und eine alternde politische Mitte den Weg für Hitlers Ernennung zum Reichskanzler. Damit wurde deutlich, dass „Demokratie nicht im Dunkeln stirbt, sondern im hellen Tageslicht“, wenn Institutionen aus Gewohnheit und Selbsttäuschung handeln (Adam Gopnik, The New Yorker).
Wir hatten das erst letzthin angesprochen, aber ich finde, das Sprechverbot bezüglich Nazivergleichen hat inzwischen dazu geführt, dass wir uns selbst den Weg zu Erkenntnissen aus der Geschichte verstellen. Natürlich ist nichts 1:1 übertragbar, und die AfD ist nicht die NSDAP. Aber wenn wir die Singularität nicht nur für den Holocaust behaupten (wo sie aus denselben Gründen nicht zu Unrecht in der Kritik steht), sondern für die ganze Nazi-Geschichte, dann stellen wir das unter einen Schrein, der jedem Erkenntnisgewinn im Weg steht. Denn die Frage, wie die NSDAP an die Macht kam, ist von großer Bedeutung, nicht nur für uns in Deutschland. Die Beschäftigung mit den Akteuren von 1932 ist dafür essenziell, und leider Gottes sind die Parallelen instruktiv genug. Das muss nicht in rituelles „Weimarer Zustände“-Gejammer abgleiten, von denen wir gottlob auch weit entfernt sind; jede solche Betrachtung muss Unterschiede genauso betonen wie Gemeinsamkeiten und von simplen Analogien absehen. Aber relevant sind sie doch, und die zahlreichen vereinfachenden und verschlagworten Vergleiche, die in der freien Wildbahn zu finden sind, rechtfertigen nicht ein komplettes Absehen von differenzierten und fruchtbaren Unternehmungen auf dem Feld.
4) Democrats return to Texas as California kicks off push to pass new electoral map
In den USA verschärft sich der Konflikt um die Neuziehung der Wahlkreise. In Texas beendeten die Demokraten einen zweiwöchigen Boykott, mit dem sie versucht hatten, die von Donald Trump geforderte republikanische Neuordnung der Wahlkreise zu verhindern. Obwohl sie damit letztlich keinen Erfolg hatten, werteten sie die Aktion als strategischen Sieg, da sie eine „redistricting arms race“ ausgelöst hätten. Unterdessen reagierte Kalifornien mit einem eigenen Vorstoß: Gouverneur Gavin Newsom präsentierte einen Plan, der bis zu fünf zusätzliche demokratische Sitze im Repräsentantenhaus schaffen könnte. Dieser soll per Volksentscheid im Herbst bestätigt werden. Republikaner kritisierten den Schritt als „Machtmissbrauch“ und warnen vor gefährlichen Präzedenzfällen. Während in Texas weiterhin Spannungen herrschen – etwa durch neue Überwachungsauflagen für abwesende Abgeordnete – inszenierte sich Abgeordnete Nicole Collier mit einem Sitzprotest gegen die „Erniedrigung“ durch republikanische Vorgaben. Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Repräsentantenhaus erhält das Ringen um die Wahlkreise strategische Bedeutung für die Wahlen 2026 (Sam Levine/Lauren Gambino, The Guardian).
Es ist gut zu sehen, dass wenigstens einige Democrats erkannt haben, dass das Hinhalten der anderen Wange und „when they go low, we go high“ im Umgang mit MAGA eine Sackgasse ist. Diese Leute verstehen nur die Sprache die Stärke, und die muss man ihnen entgegenhalten. Zwar haben die Democrats beim Redistricting weniger Karten in der Hand als die Republicans, aber man muss, um im Bilde zu bleiben, die Hand spielen, die man hat, nicht die, die man gerne hätte. Wer nach all den Jahren noch glauben kann, dass es irgendetwas ändert, was die Democrats tun oder nicht tun, dass also republikanische Abgeordnete oder FOX News in irgendeiner Art und Weise gouttieren würden, wenn die Partei des Esels die Regeln einhält, der muss schon unter einem Stein gelebt haben. Es ist an der Zeit, dass die GOP ihre eigene Medizin zu schmecken bekommt.
5) Deutschlands stille Bildungskatastrophe
Der Kommentar beschreibt eine „stille Bildungskatastrophe“ an deutschen Grundschulen: Immer mehr Kinder scheitern an elementaren Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben. Besonders dramatisch sei, dass bereits ein Viertel der Viertklässler auf niedrigstem Niveau lese. Die Ursachen würden nicht erst in der Schule, sondern schon vor der Einschulung sichtbar. Kinder ohne Deutschkenntnisse würden direkt in die erste Klasse geschickt, was vielfach zu Sitzenbleiben führe – ein kostspieliges und ineffektives Verfahren. Als Lösung wird eine verpflichtende Vorschule gefordert, in der Kinder ganztägig und spielerisch Deutsch lernen, begleitet durch die Eltern. Vorgeschlagen wird zudem, Transferleistungen an die Teilnahme von Eltern an Sprachkursen zu binden. Die Autorin verweist auf Beispiele aus England, wo ein Vorschuljahr die Integration erleichtere. Kritik übt sie auch an Lehrkräften, die Lesen und Schreiben nicht als wichtigste Kernkompetenzen betrachten, sowie an Kindergärten, die auf freies Spiel statt Struktur setzen. Vorlesen und Lesekultur im Elternhaus gelten als entscheidend. Insgesamt wird betont: „Ohne Lesen und Schreiben ist alles nichts.“ Ein flächendeckendes Reformprogramm mit Sprachtests, kleineren Klassen und mehr Personal sei dringend notwendig (Christine Brinck, WELT).
Einmal davon abgesehen, dass es schon ein bisschen witzig ist, dass hier den linken „Gutmenschen“ vorgeworfen wird, gegen staatlichen Zwang zu sein, wo auf diesen Seiten normalerweise unter der Flagge heiliger moralischer Empörung jede Vorstellung staatlicher Eingriffe ins Privatleben als sozialistische Diktaturnähe verdammt wird (aber hier soll’s ja gegen Ausländer*innen und Sozialleistungsempfangende gehen, da gelten andere Regeln), hat Brinck völlig Recht. Wir sind da wieder beim selben Thema wie immer: mangelnde Ressourcen und eine hoffnungslos veraltete Struktur. Erst ab 6 Jahren einsetzende Schulbildung und damit die Vernachlässigung frühkindlicher Bildung einerseits und die Trennung bereits mit 10 Jahren in ein gegliedertes Schulsystem andererseits sind und bleiben institutionelle Dummheiten, die von ungeheurer Beharrlichkeit sind und allen Erkenntnissen der Bildungsforschung gegen den Strich gehen. Auch die Milchmädchenhaftigkeit der Rechnungen, von denen Brinck hier spricht, kann man nur unterstützen. Es ist eine Katastrophe, was da passiert, und sicher hat sie auch Recht damit, welche Schichten besonders betroffen sind.
Resterampe
a) Guter Thread zum Budapest Memorandum. (Bluesky)
b) „Aufruf zum Mord an jüdischen Kindern“ – Linksjugend-Post sorgt für Empörung (News4Teachers). Gesocks, echt.
Fertiggestellt am 20.08.2025
zu 2) Marokkaner am Strand
Das wäre vielleicht ein interessantes Szenario für eine Umfrage. Wieviel Prozent würden sagen, dass die Urlauber richtig gehandelt haben? Ich denke, es wäre eine deutliche Mehrheit. Ich übrigens auch.
Wenn nun jede Minderheitenposition aus einer angeblich höheren moralischen Positionen heraus versucht, eine Politik gegen die Mehrheit durchzusetzen, hält das keine Demokratie aus.
Genau mein Punkt.
Wenn man den Rückschau-Bias [und den Maulhelden-Bias] rausnimmt, ist die Frage berechtigt: Wie würdest du konkret handeln, wenn du Zeuge wirst, dass 20 Personen aus einem Boot steigen ? [die interessante Frage, wie die Hautfarbe der betreffenden Personen die Entscheidung beeinflusst, möchte ich mal außen vor lassen]
Meine persönliche Antwort wäre: Ich würde die Polizei rufen. Aber ich würde etwas tun, was die Badetuch-Vigilanten unterlassen hatten ( und was man ihnen vorwerfen könnte, wenn man selbst ohne Sünde ist): Ich würde zumindest versuchen, sie anzusprechen, BEVOR ich handgreiflich werde. Es ist eh bemerkenswert, dass die Situation nicht in eine Schlägerei ausgeartet ist – so viel zu „gewaltbereiten“ Migranten.
Richtig: Polizei rufen. Bürgerwehren sind mit einem Rechtsstaat nicht vereinbar. Notwehr greift hier nicht.
3). Zitat Stefan Sasse
„und die Unfähigkeit der radikaleren Linken, das mit Flucht auseinanderzuhalten, ist einer der Grüne für den rechten Backlash in der Frage, der an der Stelle durchaus seine Berechtigung hat. “
Uiiii, was für ein cooler orthografischer Fehler; Form gesehen . Bitte nicht korrigieren ^.
Fehler über Fehler. Meinerseits sollte es oben eigentlich „formal gesehen“ heißen.
Doch^^
1) Die Finanzierung der Fake-NIUS durch den Halb-Milliardär Frank Gotthardt ist auch ein guter Beleg für deine These:
https://www.deliberationdaily.de/2019/10/milliardaere-und-demokratie-sind-unvereinbar/
Jepp.
1) Ich suche bei solchen Claims gerne nach messbaren Kriterien. Für „Presseethik“ hat sich in meinen Augen der Pressekodex bzw. diesbezügliche Rügen des Presserates.
NIUS ist da schon mal außer Konkurrenz: Laut Wikipedia (aber leider habe ich keine Bestätigungsquelle gefunden) ist das Portal die Selbstverpflichtung nicht eingegangen. Aber die Art der Berichterstattung legt nahe, dass es (wie Bild) im Monatstakt Rügen produzieren würde.
Welt deutlich besser als das Springer-Schwesterblatt. Letzte Rüge Januar 2025
taz letzte Rüge 2023
Junge Welt habe ich lange suchen müssen. Letzte Rüge 1997
3) Hinweis: Der Artikel ist „eigentlich“ eine Buchbesprechung (in nachgerade Sassescher Dimension)
https://www.amazon.de/Takeover-Hitlers-Final-Rise-Power/dp/0593537424
Inhaltlich finde ich es jedoch verwunderlich, dass nur die Ereignisse 1932 besprochen werden und der entscheidende letzte Akt – Reichstagsbrand, Notverordnung, Neuwahl, Ermächtigungsgesetz – (scheinbar?) außen vor bleibt.
b) Warum schenken wir eigentlich Arschlochkommentaren immer noch so viel Aufmerksamkeit?
3) Ich hab das auf meine Leseliste gesetzt, dann weiß ich vielleicht mehr. Und ja, Ausmaß schon, aber der nutzt das Buch ja hauptsächlich für die Ausbreitung seiner Thesen; ich mach eher inhaltliche Übersichten.
Zu b) Wenn sie von einem offiziellen Parteiaccount kommen, sind es eben keine reinen Arschlochkommentare mehr. Ansonsten ganz Ihrer Meinung.
Der Unterschied ist insofern fair, als in dem Fall der Skandal unmittelbar „Hygienewirkung“ bei der Partei gezeigt hat: sofortige Distanzierung, Entschuldigung und Suspendierung des Verantwortlichen.
Ja, das wäre auch meine Begründung.
Die extremen Linke schauen wohl sehr genau, dass sie gerade so presserechtlich nicht justiziabel schreiben. Aus meiner selbstverstaendlich subjektiven Sicht halte ich sie trotzdem zu Feinden unserer demokratischen Ordnung.
Sind Extremisten das nicht per definitionem?
Das sollte mehr ein Beispiel sein wie man Tatsachenbehauptungen vermeidet und alles als subjektive Meinungsäußerung kennzeichnet. So fliegt man unter dem Radar des Presserechts.
Wir reden aneinander vorbei, genau diese Kriterien möchte ich bewusst vermeiden. Presserecht ist sehr unsicher und hat wenig mit Ethik, sondern vielmehr mit guten Anwälten zu tun.
Politische Gesinnung darf kein Kriterium sein, so lange es nicht zu menschenverachtenden Äußerungen führt – die wiederum sind aber ein Fall der Presseethik.
Und „unsere demokratische Ordnung“ ist nicht nur Ihre Vorstellung (die sich schon in manchen Punkten von meiner unterscheidet) sondern auch di von Reichelt, Koschmeder oder auch Elsässer sowie 80 Millionen weiterer Deutscher. Das muss dauernd ausgehandelt werden.
Können wir daraus schließen, dass die falsch verstandenen Redakteure von der Jungen Welt eigentlich die ganze Zeit am Aufbau einer toleranten, produktiven und demokratischen Gesellschaft arbeiten?
Propaganda betrifft auch Dinge wie Weglassen von Informationen, Themen-Fokus, uvam.
Merkt man gerade, wenn man sich mit Orchideen-Themen beschäftigt, in denen die Deutschen die Hintergrundinformationen fehlen. Zu Venezuela hatte Neues Deutschland informative Artikel aus verschiedenen Richtungen, Junge Welt war das Grauen. Sehr eng aus einer ganz bestimmten Richtung.
Wenn mich ein Thema wirklich interessiert, lese ich dazu Bücher und höre mir Journalisten aus unterschiedlichen Positionen an. Ich bin Ash Sarkar Fan und die ist erklärte Marxistin. 2011 haben Programme von Anarcho-Dudes auf einem yt-Kanal mein Blick auf Chile für immer verändert.
Das Faszinierende vom Blicken über Kontinent-Grenzen ist ja gerade, dass da Leute sind, die zu einem Thema sehr wenig Berührung haben und dadurch für Propaganda anfälliger werden. Das Gerücht de jour in Chile ist etwa, dass in Deutschland Geschäfte wegen Rezession keine Kartenzahlungen mehr akzeptieren. Außerdem werden Deutsche angeblich gewohnheitsmässig von Muslimen verprügelt. Die Leute glauben das wirklich.
Junge Welt schreibt viel zu Internationalen Themen. Das meiste ist Dreck.
Die libertäre crowd in Deutschland feiert fröhlich die guten Wirtschaftsdaten zwischen Juni 24 und Januar 25 ab, seit Februar gibts 0-Wachstum in der „wundervollen Welt der Kettensäge“.
Die Libertären äußern sowas wie das vor Milei 80 Jahre der Sozialismus geherrscht hätte, aber die 8 Jahre ultra-rechte Militärregierung, die 11 Jahre Neoliberalismus unter Menem ff und die 4 Jahre Macri haben mit guten Absichten an dem Desaster auch mitgearbeitet. Die Leuten wollen einfache Narrative, aber die Prozesse sind komplex.
Jürgen Elsässer darf schreiben, Compact darf, Correctiv darf, die jungeWelt darf und NIUS darf. Nur ob man sich zu denen in den Schlamm setzen muss, ist eine andere Frage.
Klöckner ist wirklich eine Schande für das Amt.
Sie wäre eine ausgezeichnete Generalsekretärin.
Vielleicht sollte man die Frage einfach umkehren: Wie weit kompromittiert es den Medienunternehmer Frank Gotthardt, wenn er so offen Kontakte zu der Nestle-Lobbyistin Klöckner pflegt ?
@ DerDieDas 21. August 2025, 16:52
Klöckner ist wirklich eine Schande für das Amt.
Der Richtung Deiner Aussage stimme ich zu, der Schärfe Deiner Aussage allerdings nicht. „Nicht optimal geeignet“(weiß Gott nicht), „es gäbe besse geeignetere / neutrale Kandidaten“ etc. sollte eigentlich reichen.
Wir nehmen uns durch die allzu häufig überscharfe Wortwahl in halbwegs nocrmalen Fällen den Spielraum, wirklich extreme Ausreißer noch angemessen zu benamsen. Gilt übrigens für Formulierungen in alleRichtungen (rechts, links, grün, Religion – whatever).
True.
1) Die taz hat News für Klöckner
Das Gegenstück zur taz ist mit Sicherheit nicht die WELT. Das passt von keinem Fakt her. Eigentlich sind solche Vergleiche ohnehin Blödsinn, aber wenn wäre der Vergleich eher der SPIEGEL.
Was hat Klöckner überhaupt verbrochen? Sie war auf einer Parteiveranstaltung, was bei Politikern nicht so selten vorkommen soll. Diese fand in einem Gebäude statt, das zum Teil auch einem Mäzen von NIUS gehört. Das empörte die Fraktionsvorsitzende der LINKEN dermaßen, dass sie der Bundestagspräsidentin faschistische Machenschaften vorwarf. Darauf setzte Klöckner den kurzen Vergleich.
Julia Klöckner, Wolfram Weimer, Jens Spahn, bis vor Wochen Friedrich Merz: Die politische Linke bekommt bei jedem Konservativen, der nicht mit den Grünen und der LINKEN flirtet, einen regelrechten Herzkasper.
Liebe Linke: Kommt mal langsam von den Bäumen runter, auf die ihr wirklich bis zur Spitze geklettert seid. Wir Rechten haben die Naseweis-Lebenslaufmanipulatöse geduldig ertragen, die quakende Chaotin aus Berlin ebenso und den Mr. Ahnungslos-Insolvent, ohne bei jedem Fettnäpfchen „Rücktritt“ zu kreischen.
Was sind denn die „Fakten“, die hier dagegen sprechen? Und Spiegel ist das Gegenstück zur taz?
Ich sag mal so: wenn eine Linksaußen-SPD-Politikerin bei einem Fest des Herausgebers der jungenWelt gewesen wäre, würdest du sicher nicht fragen, was sie überhaupt verbrochen hat.
Die taz ist eine Milieu-Zeitung. So ist sie entstanden und dieses Erbe hat sie immer bewahrt. SPIEGEL, WELT, F.A.Z. usw. sind bundesweit sortiert und in ihren Zielgruppen viel breiter aufgestellt.
Die WELT, aber auch der SPIEGEL und Focus können es sich leisten, Spitzenjournalisten zu beschäftigen. Im Verbund mit dem Springer-Konzern richtet sich die WELT international aus und greift auf die entsprechenden journalistischen Ressourcen zu. All das bietet die taz nicht.
Sehr schräger Vergleich: Klöckner steht nicht im Rechtsaußenbereich ihrer Partei. Das ist sehr schlechte parteipolitische Analyse. Und Klöckner war auf einer Parteiveranstaltung der CDU, Stefan. Nicht von NIUS.
Die Welt ist ein defizitäres Miniblatt. Ich weiß, dass du die quasi inhalierst, und die haben auch echt gute Leute. Aber sie sind ein Milieublatt, sie sind ebenfalls sehr profiliert (im Sinne von eine Position haben). Let’s be real.
Was halt so ein Miniblatt ist…
Crossmediale Reichweite (Print + Digital + App pro Monat): WELT ist die klare Nummer 1 unter den Zeitungsmedien – mit einer Reichweite von 38,7 Prozent (1,166 Millionen) setzt sich WELT an die Spitze des Rankings. Die Plätze 2 und 3 belegen „FAZ“ (36,9 Prozent / 1,111 Mio.) und „Süddeutsche Zeitung“ (36,8 Prozent / 1,110 Mio.). Im Gesamtvergleich aller Medien erreicht WELT den 3. Platz hinter dem „Spiegel“ (57,0 Prozent / 1,718 Mio.) und „Focus“ (46,8 Prozent / 1,411 Mio.).
https://www.welt.de/kultur/medien/article256342940/in-eigener-sache-welt-bei-crossmedialer-reichweite-unter-entscheidern-nr-1-im-vergleich-der-zeitungsmedien.html
Die taz findet da gar nicht statt. Let’s be real.
Selbst die 1,718 Mio Spiegel Zahler ist nicht wirklich viel.
Der Medien-Konsum hat sich extrem diversifiziert.
Die beliebtesten langen Interviews bei jung & naiv haben über 2 Mio views.
Das ist ja sowieso eine Quatsch-Statistik über die Zielgruppe ominöser „Entscheider“.
„In persönlichen Interviews erhebt die LAE Daten zu Medienkonsum und Interessen der Berufsgruppen: leitende Angestellte, freie Berufe, Selbstständige sowie leitende Beamte. Die Grundgesamtheit dieser Berufsgruppen umfasst etwa drei Millionen Personen.“
😉
Na ja. Laut Meedia ist deren Reichweite dreimal grösser als die der taz (Print only, 0,99 Millionen zu 0,3). Bei Einrechnung von digital wird der Abstand noch weit grösser.
Da war ich falsch informiert.
3) The Forgotten History of Hitler’s Establishment Enablers
Hitlers Machtergreifung ist inzwischen fast hundert Jahre her. Sie fand in einem völlig anderen Rechtsrahmen, in einer völlig anders geprägten Gesellschaft und in einem Umfeld statt, das vor 200 Jahren geprägt worden war. Da noch tiefere Erkenntnisse für die heutige Politik gewinnen zu wollen, wäre so als würden sich die Amerikaner Gedanken über die Folgen der Sklaverei für die nächsten Midterms machen.
So close to getting it.
Guter Vergleich. Wenn die Democrats nicht wenigstens das Repräsentantenhaus zurückgewinnen, steht dem endgültigen Umbau der US-Demokratie in eine faschistische Diktatur neuen Typs nichts mehr im Wege.
Die AfD-Fraktion stellt massenhaft „Kleine Anfragen“ zu Unterstützern belarussischer Dissidenten – Cui Bono? Soviel zu „ganz normale Oppositionspartei.
Wieso sollten Sie gerade von strukturellen Entwicklungen in einem Land Ahnung haben, dass Sie nie kennengelernt haben und Amerikaner nur als Karikaturen und Hollywood-Schauspieler kennen?
Ich biete Ihnen wie Ralf an, dass Sie Ihre doch ziemlich abstrusen Ansichten mit einem Preis belegen. Im Grunde ist ja das auch wenig, schließlich sind Sie ja ganz, ganz fest überzeugt, dass die USA nur eine Diktatur werden können, wenn nicht die demokratischen Erzengel übernehmen. Also, wenn 2028 keine Präsidentschaftswahlen stattfinden, zahle ich Ihnen beiden 100 Euro. Sollten aber Wahlen stattfinden, zahlen Sie beide mir jeweils 200 Euro. Ich denke das ist ein mehr als milder Faktor.
Sicherer Gewinn für Sie, wenn ich Sie beide richtig verstehe.
Man hat auch keine Berührungsängste zu den offenen Feinden der Republik. Im „Zeit“-Magazin fand sich vor zwei Wochen eine aufrüttelnde Reportage über den Alltag der Ermittlungsgruppe Nahost, die im linksradikalen Pro-Pali-Milieu von Berlin unterwegs ist. Welche Fahne weht regelmäßig über den Aufmärschen, in denen „Fuck you Germany“ skandiert wird? Neben der Palästinaflagge die Parteifahne der Linken.
Der „Zeit“-Reporter stand dabei, als ein Polizeibeamter in den Kreis der Demonstranten gezerrt und mit Tritten lebensgefährlich verletzt wurde. Gab es anschließend eine Erklärung der netten Frau Reichinnek? Hat man sich bei dem verletzten Beamten entschuldigt?
Selbstverständlich nicht. Wenn Polizisten bei Linkspartei-Demos zu Schaden kommen, gilt das als bedauerlicher Einzelfall. So wie es natürlich auch ein Ausrutscher ist, wenn die Bezirksgruppe Neukölln zum Sommerfest mit dem deutschen Hamas-Ableger einlädt, um den Befreiungskampf des palästinensischen Volkes zu feiern. Oder die Jugendorganisation Solid Judenwitze reißt, wonach nur ein toter Jude ein guter Jude sei.
https://www.focus.de/politik/fuck-you-germany_8da49d0e-1e60-4d51-bff7-26f72afb2d5a.html
Mit dieser Partei soll die Union im Bundestag stimmen und politische Verabredungen treffen.
Mit den „Spitzenjournalisten“ beim FOCUS war also der Meatbeater gemeint?
Der ist wohl eher ein Spatzenjournalist…
4) Democrats return to Texas as California kicks off push to pass new electoral map
Rund Zweidrittel der Amerikaner haben einen negativen Eindruck von den Demokraten. Das kann kaum an Trump liegen. Die Demokraten sollten sich vielleicht mal darüber Gedanken machen, wie sie nicht nur einen senilen Bewerber ins Weiße Haus schicken konnten, sondern sogar noch dachten, das ließe sich wiederholen.
Wieso wiederholen…? Was hab ich verpasst?
Anscheinend Dein Leben. 🙂
Schon vor dreißig Jahren rechtfertigten Sozialdemokraten das schlechte Ansehen und die miesen schulischen Ergebnisse in Bremen, Berlin und NRW mit dem relativ hohen Anteil von Kindern aus Migrantenelternhäusern. Und auch die Problemgruppen waren bekannt – und bei jeder Einschulung die Gleichen. Genau deswegen schrieb ich vor zehn Jahren in meinen Artikeln, wir müssten direkt an die Kinder der Einwanderer ran und sie so früh wie möglich in das staatliche Bildungssystem eingliedern. Ich behaupte nicht besonders klug zu sein. Nur bin ich nach meiner Selbsteinschätzung ein guter Analytiker. Und ich ignoriere nicht aus politischer Ideologie allgemeine Entwicklungen, die ich sehe.
@ Stefan Sasse 21. August 2025, 19:29
Wieso wiederholen…? Was hab ich verpasst?
Dass die Democrats mit Joe Biden ein zweites Mal ins rennen gingen?
Achso. Aber das erste Mal hatten sie auch gewonnen. Ich meine, die GOP ging mit Trump ja auch nach seiner Niederlage ein zweites Mal ins Rennen…einer der beiden musste ja verlieren. Ich hatte den Kommentar so verstanden, dass sie zweimal die Niederlage machten.
Die Demokraten wollten jemand zur Wiederwahl aufstellen, der Albanien und Armenien verwechselt – ach nee, das ist Trump:
https://www.independent.co.uk/news/world/americas/us-politics/trump-peace-deal-armenia-azerbaijan-b2811556.html
Oder der den Namen des Atlantioschen Ozeans vergessen hat – ach nee, schon wieder Trump:
https://www.thedailybeast.com/trump-79-forgets-the-name-of-the-pacific-ocean/
Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Wirklich? Jeder Biden-Fan sollte an der Stelle ganz leise und demütig sein. Es mag sein, dass ein Präsident Albanien vom Namen her kennen sollte. Ganz sicher sollte er den Weltstar und Big Spender George Clooney kennen. Oder noch mehr die eigenen engen Mitarbeiter bis hin zu Ministern. Unter Biden fanden 1 1/2 Jahre keine Kabinettssitzungen statt, weil seine Zuarbeiter (oder Hintermänner und -frauen) die Blamage fürchteten.
Also, ganz ganz leise.
„Es mag sein, dass ein Präsident Albanien vom Namen her kennen sollte.“
Ganz sicher sollte er das, wenn er fast täglich den Friedensnobelpreis für sich fordert, weil er dort Frieden gestiftet habe.
5) Deutschlands stille Bildungskatastrophe
Nun, zum einen ignoriert die politische Linke die dramatische Entwicklung bis heute. Ihre Vorderen jubeln ja immer noch über jeden Bildungsfernen, der noch zuwandert.
Wie auch sonst sind wir mit dem Nachdenken über Konsequenzen mindestens zehn Jahre zu spät. Menschen warten nicht. Sie werden tatsächlich mit jedem Jahr älter. Und in jedem Jahr, in dem sie nichts gelernt haben, werden sie ein Stück dümmer, bis sie sehr dumm die Schulen – ehemals „Bildungseinrichtungen“ – verlassen.
Kein Land hat unendliche Ressourcen. Auch Deutschland nicht, das dreimal nicht. Es gibt nur sehr wenige echte Fachleute, die im frühkindlichen Bereich mit einer sehr schweren Klientel arbeiten kann. Unsere Lösung: Wir verteilen weiterhin unsere knappen Ressourcen, gerne auch kostenlos, auf alle. Schon Einstein wusste: Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
Zu 1) … halten sich aber an journalistische Standards und lassen Binnenpluralismus in ihren Seiten zu …
Sprechen wir hier tatsächlich von derselben Zeitung, nämlich der TAZ? Dann bestreite ich a) die „journalistischen Standards“, dafür veröffentlicht die TAZ viel zu häufig Artikel mit Geraune oder unbelegten Pauschalbeschimpfungen und b) den „Binnenpluralismus“, der exakt nur das Spektrum zwischen linksdemokratisch und linksextrem abdeckt.
Gruss,
Thorsten Haupts
„Artikel mit Geraune oder unbelegten Pauschalbeschimpfungen“ gibt es viel häufiger in der WELT als in der taz.
Und der Binnenpluralismus in der WELT deckt exakt nur das Spektrum zwischen rechtsdemokratisch und rechtsextrem ab.
Ich will zur Widerlegung Thorstens nur auf Jan Feddersen verweisen.
Mir würde da die Baerbock-Basherin Silke Mertins einfallen.
Relevanter scheint mir, daß unter den großen Zeitungen keine einen so aufgeblähten Meinungsteil wie die WELT hat.
Auf Seite Eins gibt es in der Regel einen Kommentar, auf Seite Zwei eine Kolumne, und wenn man sich bei der Lektüre des Politikteils davon erholt hat, lauert auf Seite 7 das mit „Meinungsfreiheit“ betitelte Grauen. Oft noch gibt es als Zugabe irgendeinen kulturkämpferischen Kram im Feuilleton, das man schlecht überblättern kann, weil es dort auch die wirklich vorzüglichen Sudokus gibt.
Ja, aber ich mag das tatsächlich.
Meinungsstücke sind wie Süßigkeiten. Die einen mögen sie mehr, die anderen weniger, aber niemand sollte zu viel davon in sich reinstopfen.
lol