Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) „A City we can afford“: capitalism and democracy in New York
Adam Toozes Artikel analysiert die politische und soziale Lage New Yorks im Kontext der überraschenden Vorwahl von Zohran Mamdani, einem demokratischen Sozialisten, zum Bürgermeisterkandidaten. Mamdani habe einen „überdeterminierten“ Sieg errungen – nicht nur durch seine progressive Programmatik in Bereichen wie Mieten, Steuern und öffentlichem Nahverkehr, sondern auch durch das Versagen des demokratischen Establishments. Seine Unterstützung sei besonders stark im einkommensschwachen Mittelstand (60.000–150.000 Dollar), während wohlhabendere und viele schwarze Stadtteile ihn weniger wählten. Tooze betont die extreme soziale Ungleichheit in New York: Der Gini-Koeffizient liegt bei 0,55, vergleichbar mit Rio de Janeiro. Die Oberschicht zahlt den Großteil der Einkommenssteuer, lebt aber abgeschottet. Gleichzeitig seien etwa 750.000 Menschen in „tiefer Armut“, die U-Bahn sei verfallen, und 25 % der Kinder lebten in Armut. In dieser Konstellation wirke Mamdanis Kandidatur wie ein Hoffnungsschimmer für eine Stadt, in der die Spannung zwischen Kapitalismus und Demokratie noch spürbar sei. Ein möglicher Rückschlag gegen ihn könne demokratiepolitisch verheerend sein. (Adam Tooze, Chartbook)
Dieser disconnect zwischen den Themen des Wahlkampfs und der Berichterstattung über den Wahlkampf ist nicht der erste, der hier passiert. Ich glaube, viel von dem Unverständnis gegenüber den Erfolgen eines Trump oder der AfD, aber auch upsets wie die Wahl Mamdanis erklären sich daraus, dass die Medien eine geschlossene Echokammer bilden, die sie mit Realität verwechseln. Mamdani machte seinen Wahlkampf praktisch komplett mit dem Thema Lebenshaltungskosten – das Thema, das für die Realität der New-Yorker*innen auch das bedeutendste ist. Aber in der Rezeption ging es ständig um Gaza, als ob das für das Amt des Bürgermeisters das relevanteste wäre. Nicht, dass ich diese linken Gaza-Positionen teilen würde, by the way. Aber da ist ein medialer Konsens, der die Stimmung keinesfalls wiederspiegelt. Ich sage das ohne Wertung, einfach als Feststellung. – In seinem Folgebeitrag hat Tooze auch einige Zahlen.
2) Das Problem mit der Renaissance der „Rechten“
In seinem Meinungsbeitrag analysiert Magnus Klaue die gegenwärtige inflationäre und inhaltsleere Verwendung des Begriffs „rechts“. Er argumentiert, dass dieser Begriff zunehmend als bloße Vokabel diene – sowohl von einer identitätspolitisch agierenden Linken zur Ausgrenzung politischer Gegner, als auch von deren Kritikern zur Selbstvergewisserung. Besonders kritisiert wird die Umdeutung von „rechts“ zu einer identitären Auszeichnung, wie sie etwa Giorgia Meloni exemplarisch betreibe. Diese reaktive Selbstverortung sei selbst Teil identitätspolitischer Muster und entwerte den politischen Diskurs. Klaue hebt hervor, dass Positionen wie Staatskritik, nationale Loyalität oder Lebensschutz häufig widersprüchlich seien und nicht durch ein einfaches „rechts“ oder „konservativ“ erklärt werden könnten. Zudem sei die frühere ideologische Trennlinie zwischen links und rechts im Begriff, ihre analytische Kraft zu verlieren. Stattdessen schlägt er vor, den Begriff „konservativ“ wieder ernsthaft zu verwenden – als Haltung zur Bewahrung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die individuelle Freiheit und Glück ermöglichen sollen. Diese bewusste Normalität sei ein Gegenentwurf zur politischen Erregungskultur, die zunehmend auch bürgerliche Werte bedrohe. (Magnus Klaue, Welt)
Es ist gut, dass Klaue anerkennt, dass hier eine Identitätspolitik, eine Art „woke von Rechts“, vorzuherrschen begonnen hat. Er liegt auch mit seiner Analyse der Widersprüchlichkeit richtig, nur: das ist ja nichts Neues oder Besonderes. Auch auf der Linken gibt es viele widersprüchliche Positionen, oder – wenn man den Unterschied aufmachen will – im konservativen Spektrum. Wo ich Klaue entschieden widersprechen muss ist seine Idee, dass man „rechts“ „konservativ“ nennen sollte. Erstens verhindert das keine Identitätspolitik; die Konservativen machen das ja genauso (weil ALLE Identitätspolitik betreiben). Zweitens verwischt es genau die Unterschiede, die die Konservativen ja eigentlich haben wollen. Die tun sich ja keinen Gefallen, wenn sie es etwa der AfD problemlos erlauben, sich als „konservativ“ zu reklamieren. Auch ist es keine gute Idee, „Normalität“ hier so einzusetzen. Normalitarismus ist selbst ideologisch und identitätspolitisch aufgeladen. Wessen Normalität schließlich?
3) Liberals Are Going to Keep Losing at the Supreme Court
Der Artikel von Duncan Hosie analysiert die jüngsten Niederlagen liberaler Positionen am Supreme Court der USA, insbesondere die Entscheidungen in United States v. Skrmetti und Mahmoud v. Taylor. In Skrmetti bestätigte das Gericht ein Gesetz aus Tennessee, das Minderjährigen den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen verwehrt. In Mahmoud wurde religiösen Eltern ein neues verfassungsmäßiges Recht zugestanden, ihre Kinder vom Unterricht über LGBTQ-Themen fernzuhalten. Hosie argumentiert, dass nicht nur das konservative Gericht, sondern auch strategisch unkluge Entscheidungen liberaler Juristen zu diesen Rückschlägen beigetragen hätten. Diese hätten die Verfahren trotz absehbar ungünstiger Mehrheiten bewusst vor den Supreme Court getragen, was konservativen Richter*innen eine Gelegenheit bot, rechtsprägende Urteile mit weitreichender Wirkung zu fällen. Hosie plädiert dafür, die Konzentration auf die Bundesgerichte zugunsten demokratischer Prozesse – etwa Gesetzesinitiativen, Öffentlichkeitsarbeit oder Basisorganisation – zurückzufahren. Eine solche Neuausrichtung solle Verfassungsdebatten in politische, gesellschaftliche Kontexte zurückverlagern. Gerichte, so Hosie, spiegelten letztlich gesellschaftliche Strömungen – langfristige Veränderungen müssten daher außerhalb der Gerichtssäle ansetzen. (Duncan Hosie, The Atlantic)
Mir fällt bei dem Thema immer nur Marlo aus „The Wire“ ein: „You want it to be one way. But it’s the other way.“ Die Democrats wollen so gerne, dass sich die Republicans an die institutionellen Spielregeln halten. An den Rechtsstaat. An Wahlergebnisse. An faire Wahlen. An die grundsätzliche Existenz von Fakten. Spielregeln des demokratischen Prozesses eben, ohne den die Demokratie erodiert wird. Aber das tun die Republicans nicht. Die Democrats müssen gar nicht selbst in dieses Spiel einsteigen; ich glaube nicht, dass sie das gewinnen könnten. Aber sie müssen endlich die Augen aufmachen und erkennen, dass ihre Gegner eben nicht eine andere grundsätzlich demokratische Partei sind, mit der man um die Macht streitet. Dieser Irrglaube an die Gerichte ist übrigens auch in Deutschland weit verbreitet. Wenn hier die AfD an die Macht kommt und diese Stellen mit eigenen Leuten besetzt, werden glaube ich auch einige mit den Ohren schlackern, was da plötzlich für Urteile rauskommen. Institutionen funktionieren nur, wenn alle Beteiligten die Normen einhalten. Die demokratischen Parteien tun das. Parteien wie die Republicans, die PiS, Fidesz oder die AfD tun das nicht.
4) The Stats Guy: Why Musk’s war on ‘woke mind virus’ is doomed to fail
Der Artikel argumentiert, dass die sogenannte „woke mind virus“, wie sie von Elon Musk und anderen Kulturkämpfern beschrieben wird, keine Bedrohung sei, sondern Ausdruck eines normalen Entwicklungsschritts in der gesellschaftlichen und individuellen Reifung. Der Begriff „wokeness“ werde besser verstanden, wenn man ihn als Merkmal der postmodernen Entwicklungsstufe betrachte – eine Phase im menschlichen Bewusstseinswandel, die mit wachsender Empathie, Inklusion und ökologischer Achtsamkeit einhergehe. Diese Entwicklungsmodelle, u. a. von Piaget, Loevinger, Kegan oder Wilber, beschreiben die wachsende Komplexität von Denken und Moral über die Lebensspanne hinweg. Wokeness, so wird betont, sei kein ideologischer Ausnahmezustand, sondern „kulturelle Adoleszenz“ – laut, ungeschickt, aber notwendig. Der Artikel warnt vor dem Versuch, diese Phase mit politischen oder kulturellen Mitteln zu bekämpfen, etwa durch Verbote oder Spott, und plädiert stattdessen für eine Entwicklung hin zu einer „integralen“ Perspektive, die frühere Weltbilder nicht verdrängt, sondern integriert. Der Kulturkampf erscheine aus dieser Sicht wie ein Streit zwischen älteren Geschwistern, die bald erkennen müssten, dass es noch mehr Reifeebenen gebe. Der Weg aus der Polarisierung liege nicht im Sieg einer Seite, sondern in einem kollektiven Reifungsprozess. (Simon Kuestenmacher, The New Daily)
Ich bin jetzt nicht unbedingt der Idee gegenüber abgeneigt, dass emanzipatorisch-progressive Ideen eine Art höhere Entwicklung abbilden, aber ich finde die These ziemlich quatschig. Erstens finde ich es super problematisch, eine Art Entwicklungsgeschichte der menschlichen Spezies auf diese Art abzubilden, in der Jahrhunderte und Jahrtausende (dazu noch anthropologisch völlig falsch) konstant sind, um dann für die letzten 200 Jahre mehrere Entwicklungsstufen zu bauen. Ironischerweise erinnert mich das an Steven Pinker, der ja vom ganz anderen politischen Ende her kommt. Dazu haben wir das Phänomen, dass die Leute dazu neigen, ihre eigene Haltung als höchste Stufe hinzustellen. „Es gibt Position A und Position B, und beide liegen falsch, und es braucht Position C, um die höchste Stufe zu haben – und ich bin zufällig Stufe C.“ Letztlich ist die Gefahr bei so was riesig, den eigenen Präferenzen einfach einen tollen Anstrich zu geben, so sehr ich mich da inhaltlich auch wiederfinden mag. Ich finde es reichlich unhistorisch.
5) „Kinder sollten tun, was Erwachsene sagen“
Die britische Pädagogin Katharine Birbalsingh gilt als „strengste Schuldirektorin Großbritanniens“ und leitet die Michaela Community School im armen Londoner Stadtteil Wembley. Die Schule verfolgt ein bewusst altmodisches Erziehungskonzept, das auf Disziplin, Gehorsam und persönlichen Einsatz setzt. Schüler sollen tun, „was Erwachsene sagen“, und lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Birbalsingh vertritt die Überzeugung, dass „Strenge Liebe sei“, insbesondere gegenüber Kindern aus schwierigen Verhältnissen, die zu Hause wenig Förderung erhalten. Die Michaela-Schule erzielt außergewöhnliche Ergebnisse: Ein Großteil der Schüler schafft den Sprung an Elite-Universitäten. Die Erziehungsmethoden sind radikal: völlige Stille im Unterricht, Frontalpädagogik, diszipliniertes Verhalten, kein Raum für Ausreden oder Sonderbehandlungen – auch nicht aus religiösen Gründen. Eine Klage gegen das Verbot von Gebetsräumen wurde juristisch abgewiesen. Birbalsingh sieht im Patriotismus ein verbindendes Element in einer multiethnischen Gesellschaft. Ihr pädagogisches Modell ist umstritten: Gegner werfen ihr autoritären Drill und ideologischen Konservatismus vor, Unterstützer loben die Klarheit und Wirksamkeit ihrer Methoden. Birbalsingh versteht sich dabei nicht als politische Akteurin, sondern als Vertreterin eines modernen Traditionalismus, der auch für progressive Kräfte anschlussfähig sein könne. (Jochen Bittner, ZEIT)
Ich habe eine Grundregel für den Umgang mit solchen Artikeln. Man liest sie oft – also die Artikel, nicht die Grundregel. Da wird eine Schule vorgestellt, die etwas ganz anders macht und damit riesige Erfolge feiert. Das kann eine Schule sein, die massiv auf KI setzt. Eine, die voll digitalisiert ist. Eine, die gar nicht digitalisiert ist und in die die Schüler*innen nicht mal ein Smartphone bringen dürfen. Es kann eine Schule sein, die komplett auf Gamification setzt, eine, in der Schüler*innen alles mitbestimmen dürfen und in der es praktisch keine Hierarchien gibt, oder es kann eine sein, die wie hier auf traditionelle Werte und große Strenge setzt. Diese Schulen sind Modellschulen. Und jetzt zu der Regel: Bei solchen Artikeln muss man immer die Frage stellen, ob das Prinzip skalierbar ist. Denn dass eine Modellschule erfolgreich sein kann, steht außer Frage. Nur ist das für das Bildungssystem als Ganzes relativ wurscht. Aus diesen Erfolgen leitet sich nichts ab.
Eine Modellschule hat hoch motiviertes Personal, das sich dem Konzept voll verschreibt, und Eltern und Schüler*innen, die dieses Konzept wollen und voll dahinter stehen. Auf der Michaela sind keine Schüler*innen oder Lehrkräfte, die sich mit den autoritären Strukturen schwer tun. Entsprechend funktioniert das super. Würde man das als Vorbild für ALLE Schulen nehmen, funktionierte es nicht. Deswegen ist diese Diskussion auch so ermüdend. Was es braucht, ist Diversität. Autoritäre UND egalitäre Schulen, welche mit partizipatorischen UND welche ohne solche Elemente, und so weiter. Und es braucht viel bessere Möglichkeiten herauszufinden, welche Schule die richtige für ein Kind ist. Dazu brauchen die Schulen die Möglichkeiten und Mittel, solche Entscheidungen zu treffen. DAS würde helfen. Nicht die Suche nach dem Allheilmittel. Dafür sind Menschen viel zu komplex.
Resterampe
a) Die Berichte von diesem Faschingsumzug in Sachsen zeigen finde ich vor allem, wie sinnentleert dieser ganze Cancel-Culture-Diskurs war. (Tagesspiegel)
b) Israels verlorener Krieg (Welt). Ich meine, es ist Poschardt, da ist maximalistische Rhetorik eingepreist, aber trotzdem…
c) Friedrich Merz gegen Regenbogenflagge am CSD: »Der Bundestag ist kein Zirkuszelt« (Spiegel). Merz, stilsicher wie immer. „Zirkuszelt“, Alter…
d) Albtraum AfD-Verbot (Welt) Völlige Phantomdebatte in meinen Augen, das wird nicht kommen.
e) Warum das letzte Tabu der Asylpolitik jetzt fallen könnte – dank Dänemark (Welt). Schon beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Bürgerlichen die Aufkündigung der Menschenrechte feiern.
f) Die Aversion der Grünen gegen wirksamen Hitzeschutz (Welt). Kann man kaum anders sagen.
g) Sie versuchen es noch nicht einmal (Spiegel). Elections have consequences.
h) „Newyorktimesisch“ 😀 (Twitter)
i) Die Republicans bauen ICE zu ihrer eigenen Truppe aus. (Twitter)
j) Ihr lacht, aber hätten wir dasselbe mediale Umfeld wie die USA, wäre das bitterer Ernst. (Postillon)
k) Die Medien lassen sich von Trump auch deprimierend leicht erpressen. (NBC)
l) Rückblick auf die Merkelära. (Ekathimerini)
m) Niedrige Geburtenraten: 3000 Euro Baby-Bonus werden nicht reichen (Spiegel). Ich frage mich, wer auf die Idee kommt, dass dem so sein könnte.
n) Der Promi-Thriller als Wunscherfüllung – Hendrik Streeks Prosadebüt „Das Institut“ (54books). Der Typ, ey.
o) Stanford-Studie ergibt, Verzicht auf Social Media sei vergleichbar mit Therapie (Twitter). Das zeigt weniger was über Social Media als über das völlig durchgebrannte politische Klima in den USA.
Fertiggestellt am 03.07.2025
d) Die Erwartung mancher Befürworter ist, dass durch das Verfahren selbst so viel über die AfD ans Licht kommt, dass die Partei an Zuspruch verliert – oder sich von Extremen verabschiedet. Den Ausschluss von Helferich und den Verzicht auf den Begriff „Remigration“ könnte man so deuten. Vielleicht ist das aber auch nur Tarnung.
Ich halte diese Erwartung für naiv.
Zu l) Merkel
Jo. Rückblick auf eine Ära nach dem Motto: Hätte ein damaliger Durchschnittsdeutscher etwas anders gemacht, als Merkel. Demnächst: Merkel war im Vergleich zu geistig Behinderten geradezu brilliant.
Zu 5) Modellschule GB
Dein Einwand ist inkonsistent. Diese Art der Schulführung IST skalierbar, weshalb sich Deine Haupteinwände auch gar nicht auf die Skalierbarkeit beziehen.
Würde man das als Vorbild für ALLE Schulen nehmen, funktionierte es nicht.
Auf ALLE Menschen bezogen, gibt es absolut nichts, was funktioniert. Ist praktisch allerdings völlig irrelevant, es muss für 90 bis 95% der Menschen funktionieren. Gemessen daran ist Deine Beurteilung IMHO schlicht falsch.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich bezweifle auch, dass es für 90-95% der Menschen funktioniert. Aber: du missverstehst meinen zentralen Einwand. Das Ausmaß der Verbesserungen gegenüber Regelschulen, das diese Modellschulen oft erreichen (und das dann als Beleg für die Überlegenheit des Modells verwendet wird) basiert auf der Selektion sowohl der Lehrkräfte als auch der Schüler*innen in Richtung einer homogeneren und überdurchschnittlich motivierten Auswahl. Ich könnte diese Resultate auch mit dem Regelschulenmodell erreichen, wenn ich diese Vorauswahl hätte.
Okay. Das hier basiert auf der Selektion sowohl der Lehrkräfte als auch der Schüler*innen ist also Deine zusätzliche Annahme zur Funktion des Modells? Hast Du für diese Annahme irgendwelche Belege?
Nein, das hat nichts mit dem spezifischen Modell zu tun. Das schreibe ich doch! Wenn du was neues testest und eine Modellschule aufmachst, zieht die Leute an, zu denen das Modell passt und die motiviert sind. Wenn du das in die Breite anwendest, gilt das nicht mehr. Das ist ja bei jeder Innovation so. Wenn du in deinem Unternehmen ein neues Tool testest mit Freiwilligen, nutzen die das sicher effizienter als die breite Masse der Angestellten wenn du es ausrollst.
Dafür braucht man gar nicht unbedingt was neues oder Modellschulen. Ich denke dasselbe auch zu etablierten Privatschulen, wie Montessori, Waldorf oder katholische Schulen. Ein Teil des Erfolges liegt definitiv darin, dass sich Eltern/Schüler und Lehrer bewusst und überzeugt entschieden haben. Das gibt eine ganz andere Motivation und viele Probleme (wie z
b. nicht erreichbare Eltern, Haushalte in denen nicht gelesen wird) sind viel geringer als auf normalen staatlichen Schulen.
Ja genau, das meine ich ja.
ich wäre so schlüssig nicht auf die positive Verbesserung des Ergebnisses durch Selektion gekommen, weil ich halt mit Schule nicht viel zu tun habe.
Ich kenne Fälle, in denen strenge Eltern die Integration erleichtert haben. Auf youtube habe ich mal von einem marokko-stämmigen Belgier gehört, der kritisierte, dass viele der zweiten Generation der Einwanderer dazu neigten, zu einem Kumpel ihrer Kinder zu werden mit schlechten Ergebnissen. So meinte der jedenfalls.
Sowas ist natürlich immer anekdotisch.
Ja, da wäre ich immer etwas skeptisch. Aber klar, so eine Strenge vom Elternhaus aus kann helfen. Aber: ich kann genauso ein strenges Elternhaus haben, das Integration VERHINDERT. Die Strenge an sich tut da nichts, die ist ein Werkzeug. Genauso wie „Kumpel sein“. Beide Werkzeuge können funktionieren; die Frage ist, wofür und wie gut du sie einsetzt.
Im Artikel selbst ist das die Aussage einer dazu befragten Professorin am UCL, Gemma Moss. Zitat: „‚Sie macht mit ihrer Schule vielmehr ein Marktangebot, das nur in einer bestimmten Nische funktioniert.'“
Viele Aussagen der Direktorin passen auch gar nicht zur Kritik: Wenn man sie liest, bekommt man den Eindruck, dass sie eben doch ihre Mission darin sieht, zwar einerseits gegen alles entschuldigende Mittelschichtler anzugehen, in erster Linie aber doch gegen lasche Eltern mit den falschen Prioritäten (Religion superwichtig, kein Beibringen von Strebsamkeit, Anstrengung etc.) vorzugehen und deren Versagen auszugleichen. Wenn es nur eine Marktnische ist, dann müssten das ja Eltern sein mit großen Ambitionen und wenig Können, ihre Kinder alleine dahinzubringen, die aber, und hier widerspricht es zumindest meiner beschränkten Erfahrung, gleichzeitig die Einsichtsfähigkeit haben, dass diese Schule es besser könne und sie darum vorbehaltlos unterstützen.
Was ich mich bezüglich der Kritik gefragt habe: Wie passt das zusammen? Im Artikel sagt die Direktorin, die Kinder an ihrer Schule kämen viel nicht aus Familien, in denen man außerschulische Bildungsangebote wahrnehme oder auch nur innerfamiliär auf Bildung hinwirke (Bücher haben, beim Essen über Politik o.ä. sprechen). Gleichzeitig soll es ja gerade laut Kritikern aber eine Schule sein für superehrgeizige Eltern aus der Unterschicht mit vagen, großen, aber aus eigener Kraft nicht verfolgbaren Ambitionen. Ich weiß zwar, dass es solche gibt (Mein Kind wird Arzt!, aber keine Ahnung haben, dass man dafür Abitur haben sollte und Schwänzen durchgehen lassen), aber wie passt das – schon rein zahlenmäßig – zusammen?
Naja, London ist riesig, man wird dort alles finden.
Der Ursprungsartikel glaubt auch nicht, dass das Modell so gar nicht skalierbar sei.
… die aber, und hier widerspricht es zumindest meiner beschränkten Erfahrung, gleichzeitig die Einsichtsfähigkeit haben, dass diese Schule es besser könne und sie darum vorbehaltlos unterstützen.
Exakt. Genau deshalb halte ich Stefans Selektionsthese für Unsinn, sie dient IMHO in erster Linie dazu, ihm eine für die meisten gemässigten Linken unangenehme Einsicht zu ersparen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Die etwas-im-Leben-erreichen-wollen Einwanderer gibt es auf jeden Fall. 50% der marokkanischen Neueinwanderer in Frankreich haben einen Hochschulabschluss. Der Anteil in technischen Studiengängen ist dabei hoch. Allerdings haben die Probleme, ihre Abschluesse anerkannt zu bekommen.
Für mich ist das übrigens ein Argument GEGEN die europäische Asylpolitik, weil Asyl halt das Einfallstor für die „Problem-Araber/Berber/Assyrer/Afghanen“ ist.
Religiöse Verwurzelung und faktische Zustimmung zu westlichen Werten schliessen sich nicht aus.
„eine für die meisten gemässigten Linken unangenehme Einsicht“
Welche genau? (Fühle mich angesprochen). Ganz falsch liegt Stefan damit nicht (Summerhill-Hype in den 70ern), er ist mMn allerdings zu rigoros („gar nicht skalierbar“). Mehr solche Schulen zu haben hätte durchaus einen Effekt.
Ja, das war sicher zu pauschal.
2) Das Problem mit der Renaissance der „Rechten“
In seinem Meinungsbeitrag analysiert Magnus Klaue die gegenwärtige inflationäre und inhaltsleere Verwendung des Begriffs „rechts“. Er argumentiert, dass dieser Begriff zunehmend als bloße Vokabel diene – sowohl von einer identitätspolitisch agierenden Linken zur Ausgrenzung politischer Gegner, …
JAAA, mein Reden seid Jahren
… als auch von deren Kritikern zur Selbstvergewisserung.
Mag irgendwann als Gegenreaktion erfolgt sein, und ist wahrscheinlich der Auslöser für den Artikel.
Zu 1)
Pruuuust. Du übersiehst bei Deiner wohlwollenden Wertung vollkommen, dass der Kandidat seine Stimmen NICHT bei den ärmeren 50% holte, was Deine Analyse ein wenig fragwürdig macht? Unabhängig davon sind inzwischen soviele tweets und andere Beiträge von Mamdani aufgetaucht, dass ich daraus den Schluss gezogen habe, es mit einem eingefleischten Judenhasser zu tun zu haben (ist auf der neuen politischen Linken ja inzwischen ein Normalfall). Wünsche New York viel Spass mit ihm und den Demokraten viel Glück dabei, ihn in nationalen Wahlkämpfen möglichst zu verstecken (müssen).
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich hab mich noch nicht tief reingegraben und kommentiere daher nur auf der Basis der Infos, die ich habe. Was die Anti-Israel-Sache angeht – ja, das wird gerade Standard. Ich fürchte aber, da könnte der Trump-Effekt eintreten: wenn das polarisiert wird, könnte das dazu führen, dass die Position normalisiert wird. So ist es mit Trumps Kacke ja auch passiert.
Es ging halt vor allem darum, die Stadt vor dem Comeback des Schleimbeutels Andrew Cuomo zu retten.
Das sieht man schön an diesem Video (Brad Lander ist übrigens Jude, womit auch dieser Teil der Propaganda in sich zusammenfällt):
https://www.youtube.com/watch?v=GYH_zerPE3M
Was auch immer man an der youtube-Schule so lernt, ändert nichts an zwei Dingen: Er verdankt seinen Wahlsieg NICHT den Ärmeren und er hat eine ganze Reihe zum Teil widerwärtiger antisemitischer bzw. terroristenfreundlicher Beiträge veröffentlicht.
Jupp.
„Er verdankt seinen Wahlsieg NICHT den Ärmeren…“
Was ja so auch nicht im Artikel steht:
„It does seem clear that Mamdani has rallied a new coalition that is heaviest in the “middle-income band”, which in NYC can be reasonably said to stretch from $60,000 to $150,000. “
Ansonsten – wisch dir den Schaum vom Mund!
Deutsche Welle (Aussenansicht, „Staatssender“) hat sich die Antisemitismus-Vorwürfe angesehen:
https://www.dw.com/en/fact-check-claims-of-extremism-against-mamdani-debunked/a-73058573
Ja. Den Freispruch wg. Antisemitismus kaufe ich nicht, wer „globalize the intifada“ unterstützt, weiss präzise, was er da tut – zur Gewalt gegen Juden weltweit aufrufen. Die aufgetischte Ausrede ist BS.
Den anderen Vorwurf habe ich nicht erhoben und deshalb interessiert mich auch der DW-Freispruch nicht.
Es ist wieder mal komplizierter:
https://blogs.timesofisrael.com/we-are-nyc-rabbis-who-support-zohran-mamdani-heres-why/
Nein. Entweder man akzeptiert, dass das Vorzeigen jüdische, schwarzer oder muslimischer Freunde und Unterstützer jemanden von Antisemitismus, Rassismus oder Islamophobie exkulpiert oder man tut das nicht. In der öffentlichen Sphäre Deutschlands hatte man sich – bisher und nach meinem Eindruck – auf „nicht“ geeinigt, weshalb der Brief zu der Diskussion sehr wenig beiträgt.
e) Warum das letzte Tabu der Asylpolitik jetzt fallen könnte – dank Dänemark (Welt).
Schon beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Bürgerlichen die Aufkündigung der Menschenrechte feiern.
Ist „Bürgerliche“ Dein neues Synonym für „Rechte“? Geht es um die Aufkündigung der (=aller) „Menschenrechte“, oder ausschließlich um Asylmißbrauch? Das ist malwieder so ein Hardcore-Leftie-Ausschlag.
Wenn Du Dich nur ansatzweise damit beschäftigst, was in Europa als Asylgrund bereits akzeptiert wurde (das Krassteste, gestern gelernt: Mitgliedschaft in einer Organisation in Eritrea, die die dortige Regierung als „terroristisch“ einstuft, die britische aber nicht; man kann sie wg. der dortigen Einstufung nicht zurückschicken, aber aufgrund der in UK fehlenden Terroreinstufung war Asyl kein Problem), welche Auswüchse es da gibt, welchen „Leistungsumfang“ Schlepperorganisationen bieten, welche Netzwerke an Unterstützern, Anwälten und NGOs mitwirken, sollte Dir klar sein, dass es hier einen brutalen Mißbrauch gibt. Viele (nicht alle) der quälenden Leidensgeschichten, die man so oft hört, fallen den Leuten erst ein, nachdem sie Kontakt zu solchen Organisationen hatten. Und kein abgelehnter Asylantrag ist endgültig; man kann seine Geschcihte so lange optimieren, bis man durchgewunken wird.
Außerdem hat NIEMAND Anrecht auf Asyl, der aus einem sicheren Drittstaat einreist. Aber wie erklärst Du Dir dann diese hohen Zahlen an Asylanträge (in Klammern die Erstanträge, soweit ich sie auf die Schnelle gefunden habe; die Differenz zwischen Gesamtzahl und Erstanträgen sind Antragsteller, die abgewiesen wurden und es nochmal versuchten)?
2014: 202.834
2015: 476.649
2016: 745.545
2017: 222.683
2018: 185.853
1019: 165.938
2020: 102.581 (76.061)
2021: 190.816 (148.233)
2022: 244.132 (217.744)
2023: 351.915 (329.120)
2024: 250.945 (229.751)
Diese Zahlen sind nicht vollständig, da Familiennachzug oder subsidiärer Schutz nicht enthalten sind; es geht nur um Asyl.
Das sind über 3 Mio. Asylsuchende seit 2014, die Anspruch auf Aufenthalt, Unterhalt und Versorgung geltend machen und (abzüglich der Handvoll Bewerber, die man zurückschicken konnte) erfüllt bekommen. Aber, wie gesagt, haben über 99,9% davon keinen rechtlichen Anspruch auf Asyl (Grundgesetz, §16a, Abs.2). Kann man hier dann nicht von einem massiven Missbrauch des Sozialsystems ausgehen? Die jährlichen Kosten, soweit man sie erfassen und direkt dieser Gruppe zuordnen kann, liegen bei über 20 Mrd pro Jahr.
Wenn ein System derart massiv missbraucht wird und Politik und Justiz es nicht schaffen, dem einen Riegelvorzuschieben, ist dann nicht die Abschaffung dieses Systems die logische Konsequenz?
PS: Wenn das noch zehn Jahre so weitergeht, hast Du in den Schulen, in den Städten und im Bundestag Zustände, die Du (höflich formuliert) heftig ablehnen würdest. Aber so sind „Progressive“ nun mal: so „idealistisch“, dass sie nie den Egoismus des Einzelnen einrechnen.
Nur zur Information: Das deutsche Asylrecht ist inzwischen völlig belanglos, es wird durch europäisches Flüchtlingsrecht überschrieben (danke Verfassungsblog). Der Wertung stimme ich 100%ig zu – das Flüchtlingsrecht wird seit vielen Jahren für Migrationszwecke missbraucht. Aus Sicht der Migranten vollkommen verständlich, warum allerdings (immer weniger) Staaten dabei mitmachen, habe ich nie verstanden und werde es nie.
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 8. Juli 2025, 12:37
Nur zur Information: Das deutsche Asylrecht ist inzwischen völlig belanglos, es wird durch europäisches Flüchtlingsrecht überschrieben
Die EU kann gegen unseren Willen unser Grundgesetz überschreiben?
Kann man so sehen 🙁 . Juristische Argumentation ist, dass bessere Regelungen (für Flüchtlinge/Migranten) immer gehen, also kein Überschreiben darstellen. Das sehe ich anders, aber das scheint unter Staatsrechtlern Konsens zu sein.
Und gegen unseren Willen wäre auch falsch – die gewählten repräsentanten Deutschlands haben die entsprechenden Abkommen und Konventionen freiwillig unterzeichnet, auch wenn deutsche wie europäische Gerichte später erheblich nachgeschärft haben (zugunsten der Migranten und zuungunsten der Nationalstaaten, deshalb auch der Blödsinn mit der unendlichen Serie von Asylanträgen).
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich bin da ganz bei Dir – wenn wir so weiter machen, dann wird diese große humanistische Errungenschaft leider komplett eingestellt werden, weil auch die letzte politische Unterstützung dafür aufgebraucht sein wird.
Das in meinen Augen problematischste an dem System ist die Ungerechtigkeit: Das System bestraft überproportional jene, die sich an die Regeln halten und verschont jene, die dem Rechtstaat und der Gastfreundschaft ins Gesicht spucken. Der Rechtstaat muss hier im Rahmen seiner Grenzen endlich handeln und jene, die das System betrügen und sich nachweislich nicht an die Spielregeln halten, eine wirksame Abschreckung entgegensetzen. Und gleichsam muss er die Zuwanderung nach Europa vereinfachen, für diejenigen die sich hier gemeinsam mit der heimischen Bevölkerung etwas aufbauen wollen. Dieser Deal klappt in klassischen Einwanderungsländern – er kann auch in Europa / Deutschland klappen, wenn denn konsequent gehandelt würde. Lieber schieben wir Menschen ab die sich einen Job gesucht haben, die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge bezahlt haben.
Ich verstehe, dass wir Menschen, denen in ihrer Heimat die Todesstrafe droht, bzw. deren Heimatland diese nicht zurücknehmen will, nicht abgeschoben werden können. Aber warum nutzen wir bspw. nicht europäische Überseegebiete um die krassen Fälle, die wieder und wieder gegen Gesetze verstoßen und offenbar unfähig sind zu lernen, aus dem wohligen Mantel unserer Gesellschaft herauszunehmen. Dort könnten die Menschen menschenwürdig untergebracht werden, aber fallen der einheimischen Bevölkerung nicht zu Last.
Nein, ich versuche eine klare Abgrenzung von „rechts“, die du (u.a.) ja auch schon oft eingefordert hast. Entscheid dich mal, was ich machen soll, bitte.
Asylsuchende =/ angenommene Asylanträge! Die sind doch in einem niedrigen einstelligen Bereich.
@ Stefan Sasse 8. Juli 2025, 13:45
Nein, ich versuche eine klare Abgrenzung von „rechts“, die du (u.a.) ja auch schon oft eingefordert hast. Entscheid dich mal, was ich machen soll, bitte.
Wenn „rechts“ nun ein Synonym ist für „rechtsextrem“, und „bürgerlich“ ein Synonym für „rechts“, ist nichts gewonnen. Ob ich schreibe „Niiger sind doof“ oder „Neger sind doof“ oder „Schwarze sind doof“ oder Farbige sind doof“ oder „Menschen zentralafrikanischer Abstammung sind doof“, habe ich das Etikett auf der Schublade getauscht, aber den Inhalt nicht; ist alles rassistisch.
Ein bisschen verstehe ich Dein Dilemma, aber das Problem liegt in Deinem Schubladendenken.
Asylsuchende =/ angenommene Asylanträge! Die sind doch in einem niedrigen einstelligen Bereich.
Ah, und die Menschen mit nicht genehmigten Asylanträgen reisen alle wieder ab? Echt jetzt?
Ich hab keine Ahnung, wie du jetzt auf Rassismus und Kram kommst.
Natürlich nicht! Aber du beklagst die gesetzlichen Regelungen und formulierst, als ob das dasselbe wäre. Und mit dem Argument, dass wir ANTRÄGE haben, das Regelwerk für ihre Annahme zu kritisieren, ist Quatsch, denn das Problem ist ja gerade eben nicht, dass alle Asylanträge angenommen werden, sondern dass die Leute trotzdem hier rumhängen. Nur änderst du daran genau gar nichts, wenn du an den Annahmekriterien rumspielst; die sind eh seit den 1990ern so stark reduziert worden, dass das Asylrecht kaum mehr eine Rolle spielt.
c) Friedrich Merz gegen Regenbogenflagge am CSD: »Der Bundestag ist kein Zirkuszelt« (Spiegel).
Merz, stilsicher wie immer. „Zirkuszelt“, Alter…
In der Sache hat er (finde ich) Recht. Es gibt für keine Minderheit einen Anspruch auf Flaggenhissen, selbst wenn die LBGTQ (hab ich was vergessen) Community sich jetzt so gebärdet. Aber sich nicht ausdrücklich zu bekennen heißt nicht ablehnen, selbst wenn die LBGTQ (hab ich was vergessen) Community sich jetzt so gebärdet.
Auch hier ein PS:
Die geht es offenbar doch mehr um Stilfragen. 😉
Nö, gibt es natürlich nicht. Behauptet ja auch keiner. Aber man kann halt nicht so tun, als wäre das de facto Abhängen keine Entscheidung.
@ Stefan Sasse
Aber man kann halt nicht so tun, als wäre das
de facto Abhängende facto Nichtaufhängen keine Entscheidung.Zustimmung
Der Söder hat’s gemacht (vor der Staatskanzlei in München) und die Landtagspräsidentin Aigner, die von der CSU als nächste Bundespräsidentin „ins Gespräch“ gebracht wird, hat’s am Maximilianeum auch gemacht.
Vermutlich gilt da der Grundsatz: Hauptsache gegen die CDU keilen, da kommt jedes Mittel recht.
Zitat:
„LBGTQ (hab ich was vergessen)“
Ja, das Pluszeichen. Das besagt eine gewisse Offenheit. Davon kann sich auch die CSU angesprochen fühlen; warum nicht.
@ Dennis
[. LBGTQ (hab ich was vergessen). ]
Ja, das Pluszeichen. Das besagt eine gewisse Offenheit.
Ächz. Das sind diese Momente, wo ich mich wirklich alt fühle …
Gehört zum Leben dazu 😉
Gerade die CSU sollte sich vom Pluszeichen angesprochen fühlen, immerhin sieht es wie ein Kreuz aus. Und um den Gedanken weiter zu spinnen @Erwin Gabriel: Ein (negativ) wahrnehmbares Kreuz ist tatsächlich ein „Plus“, das das Alter mit sich bringt.
g) Sie versuchen es noch nicht einmal (Spiegel).
Elections have consequences.
In diesem Falle: Nein.
Deutschland ist auf dem Weg, in Richtung erneuerbare Energien, Wind- und Solarstom etc.
Also beantworte mir bitte zwei Fragen:
1) Welche Auswirkungen hätte eine stramme, primär an Klimazielen ausgelegte Politik Deutschlands auf die Entwicklung des Weltklimas angesichts der Tatsache, dass die jährlichen CO2-Zuwächse in China höher sind als Deutschlands Gesamtausstoß?
22) Welche Auswirkungen hätte eine stramme, primär an Klimazielen ausgelegte Politik Deutschlands auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft?
1) Eine Reduzierung der weltweiten Emissionen um Deutschlands Anteil.
2) Eine Zukunftsfestigkeit anstatt einer Perpetuierung todgeweihter Technologien und Zombiebranchen.
@ Stefan Sasse
1) Eine Reduzierung der weltweiten Emissionen um Deutschlands Anteil.
Eine Binse, die am Thema vorbei geht.
2) Eine Zukunftsfestigkeit anstatt einer Perpetuierung todgeweihter Technologien und Zombiebranchen.
Das Schlimme ist, dass Du das wirklich glaubst.
Zukunft, Digitalisierung etc. können andere viel besser als wir. Nicht, weil wir an „todgeweihten Technologien“ festhalten, sondern, weil andere Gesellschaften schneller, fleißiger, flexibler, risikofreudiger, jünger, der Zukunft zugewandter und offener für Veränderungen sind, weniger Regeln und Bürokratie haben, nicht alles tot diskutieren, sondern anpacken.
In einer Gesellschaft, in der die eine Hälfte schon beim Gedanken an „Genmais“ oder „Chlorhühnchen“ Hautausschlag kriegt, in der zwei Drittel der Senioren gleichzeitig von hohen Renten und vom vorzeitigen Ruhestand träumt, wo vielen jungen Menschen die Work-Life-Balance und die Selbstverwirklichung über alles geht, bezahlen die „Zombiebranchen“ derzeit unsere überaus kostspieligen Brötchen.
Sorry, aber die Konstruktion von Solarpanelen oder Windrädern würde in die deutsche Kernkompetenz fallen. Wir WAREN da mal weltweit führend, bevor man es weggeworfen hat.
Da wurde nichts „weggeworfen“, die deutschen Hersteller waren international schlicht nicht konkurrenzfähig (u.a. zu klein) und es hätte enormer und dauerhafter Subventionen bedurft, um sie konkurrenzfähig zu halten.
Gruss,
Thorsten Haupts
„enormer und dauerhafter Subventionen…“
… wie in China?
Dass Tesla/Musk selbst in den USA massive Subventionen erhielt, wurde einer breiten Öffentlichkeit auch erst seit dem Zoff mit Trump bekannt. Vorher galt er als der Super-Unternehmer, der alles aus eigner Kraft und Herrlichkeit schafft.
Zwischen „nicht mehr auskömmlich subventioniert“ und „weggeworfen“ liegen Welten, n´est ce pas? Hinzu kommt, dass wir zum Zeitpunkt des „nicht mehr auskömmlich subventioniert“ nicht mehr Technologieführer waren, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.
Wir hatten vor so 3-4 Jahren eine Diskussion über den angeblich tollen Erfolg von Tesla. Sie gehörten zu den Fans, während ich insistierte, dass die Firma seit ihrer Gründung nur Geld verbrannt hätte. Ich rechnete Ihnen das anhand der Jahresabschlüsse genau vor.
Tesla soll allein vom amerikanischen Steuerzahler eine Milliarde Dollar erhalten haben. Beleg No. 473, dass der Verkauf von E-Autos nur mit hohen Subventionen in einer freien Marktwirtschaft unterzubringen sind – was dem Sinn von „frei“ widerspricht. Oder man nimmt die chinesische Methode.
1) änderst du deine Meinung wenn sich diese Entwicklung verstetigt? Ansonsten ist das Argument eher irrelevant.
„For the first time, the growth in China’s clean power generation has caused the nation’s carbon dioxide (CO2) emissions to fall despite rapid power demand growth.
The new analysis for Carbon Brief shows that China’s emissions were down 1.6% year-on-year in the first quarter of 2025 and by 1% in the latest 12 months.“
https://www.carbonbrief.org/analysis-clean-energy-just-put-chinas-co2-emissions-into-reverse-for-first-time/
„…die jährlichen CO2-Zuwächse in China…“
Du bist offenbar nicht auf dem neuesten Stand:
„Chinas Emissionen sind im Quartal 2025 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und um ein Prozent in den letzten zwölf Monaten gesunken.“
https://www.derstandard.de/story/3000000270392/in-china-sinken-erstmals-die-co2-emissionen-ist-das-der-wendepunkt
@ sol1
„Chinas Emissionen sind im Quartal 2025 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und um ein Prozent in den letzten zwölf Monaten gesunken.“
Muss eine recht neue Entwicklung sein. Danke für den Honweis.
Wir feiern Emissionsrückgänge nahe der Nulllinie, betrachtet auf ein Quartal? Was kommt als nächstes? Die Tagesauswertung?
„dass die jährlichen CO2-Zuwächse in China höher sind als Deutschlands Gesamtausstoß?“
Hatten wir doch schon („Aber China“). Dann könnten die Schweizer und die Dänen sich völlig zurücklehnen. Tun sie aber nicht.
P.S. In absoluten Zahlen gehen die Emissionen in China gerade zurück.
Was meinen Sie mit „zurücklehnen“? Der Weg zur Reduzierung der CO2-Emissionen ist sowohl global als auch innerhalb der EU ein Null-Summen-Spiel, solange nicht alle (!) Länder abgestimmt ihren Ausstoss verringern.
Es gibt kein Thema, bei dem die Linken und als ein Teil davon die Klimabesorgten so national(istisch) agieren wie bei der Klimapolitik. Das ist definitiv kein Zufall. Deutschland hat sich, wie der Club of Rome-Vordenker Franz Josef Radermacher es beschreibt, in ein Gefängnis begeben. Alle potentiellen Wege, die Emissionen effizient zu reduzieren, wurden ausgeschlossen, ebenso die Nutzung der internationalen Zusammenarbeit. Nur nationale Interessengruppen sollen profitieren, denen es wiederum wenig ums Klima geht.
Europa und die USA haben seit 2013 ihre Emissionen in erheblichem Maße verringert mit dem Ergebnis, dass der Rest der Welt die ihren um ein Mehrfaches erhöht hat. Es gibt kein Land der Welt, dass sich wie Deutschland die Klimaneutralität bis 2045 verordnet hat. Kosten egal, Wirkung egal.
Stefan ist ein Apologet einer möglichst wirkungslosen und extrem teuren Klimapolitik: Everything but the kitchen sink. Aufgrund der hohen Volatilität der Erneuerbaren sind gigantische Parallelstrukturen für die Energieversorgung erforderlich. Habeck hat das ja in seiner unnachahmlich-naiven Art auch gesagt: Die Industrie solle produzieren, wenn der Strom fließt – also der Wind weht oder die Sonne scheint.
Die extrem hohen Stromkosten hierzulande sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis von Ideologie. Eine Ideologie, die, ausgehend von den Grünen, Wohlstandsvernichtung zum Ziel hat. Denn Wohlstand geht einher mit dem Bedarf an Energie, und zwar günstiger Energie. Ein Land, dass das Ziel hat, Energie so teuer wie möglich zu machen, will Wohlstand vernichten.
P.S.: Die Schweiz deckt einen wesentlichen Teil ihres Strombedarfs durch Kernkraft, einen weiteren durch Wasserkraft. Beides zusammen sorgt für über 50 Prozent des primären Strombedarfs der Eidgenossen. Die Dänen haben einen hohen Anteil an Windkraftanlagen – auf See. Ich bin dafür, die Niederlande zu überrennen und dort für Deutschland Windparks zu errichten. Wie sehen Sie das?
Zu g)
Nein, haben sie in diesem Falle nicht. Die Auswirkungen deutscher Massnahmen oder Nicht-Massnahmen auf das Weltklima sind derartig marginal, dass es aus dieser Perspektive und mit diesem konkreten Ziel völlig wurscht ist, was Deutschland genau macht.
Mal angenommen ich würde sagen, dass die Zahl der Schüler*innen, die ich habe, so marginal ist, dass es für das deutsche Abi keinen Unterschied macht, ob ich den Bildungsplan unterrichte und die alle durchfallen, dass es wurscht ist, was ich mache?
Auf Dich bezogen hättest Du vollkommen Recht. Weshalb auch keiner auf die schräge Idee käme, DU seiest für den Bildungserfolg Deutschlands verantwortlich.
Ich komme auch nicht auf die Idee, Deutschland sei für den Kampf gegen den Klimawandel verantwortlich.
Du vielleicht nicht, der von Dir verlinkte Artikel dagegen schon. Und das bleibt BS.
Hab ich da nicht rausgelesen.
@ Stefan Sasse
Ich komme auch nicht auf die Idee, Deutschland sei für den Kampf gegen den Klimawandel verantwortlich.
Wie kommst Du darauf? Bzw., anders formuliert, lässt sich das weder aus den vielen Schnipseln, die Du zum Thema zitierst, noch aus Deinen Kommentaren dazu herauslesen. In bislang jeder Deiner entsprechenden Antworten favorisierst Du (trotz der Erkenntnis, dass europaweit abgerechnet wird) die vorgezogene CO2-Neutralität, in bislang jeder Deiner entsprechenden Antworten sind Dir die Folgen für die deutsche Wirtschaft entweder egal oder von Dir sogar erwünscht („Zombiebranchen“ etc.).
Naja, je schneller wir das schaffen, desto besser, nein?
Abhängig vom Preis einfach nein. Wird der zu hoch, stehen Kosten und Nutzen in überhaupt keinem Verhältnis.
Stefan, das ist Unsinn. Die EU, nicht Deutschland, ist zuständig für die Klimapolitik und die Ergebnisse. Deswegen wird auch das EU-ETS Schritt für Schritt über alle relevanten Bereiche gezogen. Innerhalb dieses Handelssystems ist es egal, wer reduziert. Scheidet Deutschland mit einem Viertel der gesamten europäischen Emissionen aus, bleibt jährlich festgelegte Kontingent dennoch gleich und Rumänien kann mehr CO2 ausstoßen.
Das ist gesamteuropäisch ein Nullsummenspiel und mir fehlt inzwischen das Verständnis, warum das nicht verstanden wird. Wenn Du glaubst, wir lügen Dich hier an, dann mach‘ Dich selber schlau. Aber hör‘ auf, auf solcher Unsinnsbasis zu debattieren.
Das ist ein gutes und valides Argument, dass vielleicht mal ein bisserl helfen könnte, dieses ewiggleiche: „Aber Deutschland! Nur zwei Prozent!“ auf den Müllhaufen verbrauchter Argumente zu legen!
Ich glaube nicht, dass es wen überzeugt, aber ja 🙂
@ Fabian Müller-Klug
… dieses ewiggleiche: „Aber Deutschland! Nur zwei Prozent!“ auf den Müllhaufen verbrauchter Argumente zu legen!
Der Punkt ist doch, dass es JETZT vielleicht noch 1,5 bis 2 Prozent sind, irgendwann nur noch 1 Prozent, unaufhaltsam Jahr für Jahr weniger. Die Diskussion ist doch nicht, die den aktuell 2 Prozent entsprechenden CO2-Mengen auf immer festzuschreiben. Es geht nicht darum, nichts mehr zu tun oder sich zurückzulehnen.
Es geht darum, ob wir die Senkung unseres CO2-Ausstoßes wie mit der EU vereinbart weiter fortführen, oder ob wir zu Lasten unserer Wirtschaft uns innerhalb der EU schneller gegen Null entwickeln, so dass andere EU-Länder bei der CO2-Reduzierung schlampern können.
Das ist ja bereits der Punkt: Es sind ja nur noch 1,4 Prozent bei einem Anteil an der Weltbevölkerung von ein Prozent. Irgendwie runden wir aus masochistischen Gründen auf statt ab.
f) Das ist ein rechter Artikel, den Klimawandel („gibt es nicht!“) mit Klimaanlagen („verbrauchen keine Energie!“) zu bekämpfen, und du stimmst zu?
WTF, Stefan. Dein Rechtsruck ist eher ein Absturz.
Ich denke er hat Recht damit, dass das Ausklammern von Klimaanlagen ein Fehler ist.
Es ist auf jeden Fall eine gute Übung, wie du CO2-Buchhaltung betreiben kannst: Eine Klimaanlage benötigt durchschnittlich zwischen 270 und 586 kWh Strom im Jahr. beim durchschnittlichen deutschen Strommix entspricht eine kWh 363g CO2 . Also ergibt die Klimaanlage 0,1 bis 0,2 t CO2. Das entspricht grob 40 bis 80 l Benzin.
Man kann die Buchhaltung auch völlig anders betreiben:
Der Grossteil des Verbrauchs der Klimaanlagen fiele im Hochsommer bei Sonnenstunden an. Das ist gleichzeitig der Zeitpunkt, an dem an den Strombörsen Strom zu Negativpreisen verkauft wird (der Verkäufer ! zahlt) und bisher niemand die erzeugte Strommenge braucht. Also würde mit der grossflächigen Einführung von Klimaanlagen endlich dieser Überschusstrom – was auch immer dessen CO2 Preis ist, der fällt auch heute schon an, also irrelevant – einer sinnvollen Verwendung zugeführt.
5) Meine Grundregel ist: Schau dir immer die konkrete Situation an bevor du allgemeine Aussagen dazu triffst. Die konkrete Situation bedeutet hier, dass es sich um eine privat organisierte aber staatlich finanzierte Schule handelt, bei der der Schulbesuch kostenfrei ist, aber die Eltern sich um einen Platz bewerben. Das klärt die Motivationen der einzelnen Beteiligten:
– Eltern: sehr um gute Bildung motiviert, aber nicht wohlhabend genug (obere 10%) für eine echte „Public School“ Privatschule
– Schüler: Kann sein, dass über Eltern motiviert, kann aber auch sein, dass als „Verzweiflungsakt“ dorthin geschickt.
– Behörden: Grundsätzlich wohlwollend, Finanzierung ist gesichert, solange die Schülerzahl erfüllt ist
– Lehrer: Wahrscheinlich muss auch diese Schule erst einmal nehmen, was sie bekommt, aber die Lehrer sind natürlich besser intrinsisch motiviert, wenn die Rahmenbedingungen (s.o.) stimmen und die Arbeit erfolgreich ist.
Mein ich ja?
Aber jetzt meinst du es aus den richtigen (meinen) Gründen.
😀
l) Rückblick auf die Merkelära. (Ekathimerini)
Wenn ich sie aus ihrem Blickwinkel betrachte, hat sie alles richtig gemacht, und was sonst so passiert ist, da konnte sie nix dazu …
Wer alsLehrer den Stoff, den die Schüler wollen, so vermittelt, wie Schüler und Eltern wollen, gibt Lehren auf. Wer nur nach Umfragen regiert und vielleicht nicht die sinnvollen Fragen stellt, kriegt keine guten Ergebnisse.
Gibt es irgendeinenPunkt (außer „Ehe für alle“), den man nicht hätte deutlich besser angehen können?
4) Leider bist du so sehr an das deutsche System gewöhnt, dass du dessen Schattenseiten ausblendest.
i) Die Richterwahl (Bundesrichter) ist parteiischer als in den meisten europäischen Staaten (auch Polen und Ungarn). Deutschland wird deswegen immer wieder national (Richterbund) und international (Europarat) kritisiert.
ii) Die Wahl der Verfassungsrichter ist endgültig Gekungel der Parteien, wie du derzeit Live und in Farbe miterleben kannst.
iii) Und natürlich verstoßen auch ‚demokratische‘ (lies Mainstream) Parteien bisweilen gegen demokratische Grundprinzipien, wenn es um Machterhalt geht
iv) Wie zum Beispiel, dass eine Wahl, die wahrscheinlich signifikant fehlerbehaftet war, zeitnah überprüft werden sollte.
v) oder dass Oppositionsparteien Zugang zu Kontrollgremien bekommen
vi) Und wenn du i) und iii) zusammen denkst (spiegelt der Richterwahlausschuss die Mehrheiten im Parlament (ganz zu schweigen Elektorat) wieder?) , dann stellst du fest, dass die von dir postulierte „Fallhöhe“ eher ein gleitender Übergang ist.
Und dennoch produziert das deutsche System im Ergebnis wesentlich unparteiischere und unabhängige Gerichte.
Also, irgendeiner muss es ja machen, also die Leute da hinschicken. Wer soll’s denn machen? der ADAC? Der Deutsche Fußballbund?
Immerhin gibt es – informell – ein festes Schema für das BVerfG: 2 x Drei-drei-eins-eins (je Senat). Je drei SPD u. Union, ein*e Grünling*in und jemand für die FDP. FDP-mäßig muss man sich voraussichtlich mal Gedanken machen, hat aber noch Zeit. Die beiden Tickets (je Senat) sind bis in die 30er Jahre vergeben. Alle Tickets korrespondieren natürlich mit einem entsprechen Partei-Vorschlagsrecht (auch informell, versteht sich). Für die letztlich notwendige 2/3 Mehrheit gilt am Ende der Grundsatz: Wählst du meinen Müller, stimme ich für deinen Mayer. AfD und Linkspartei stören dabei natürlich jetzt in Anbetracht ihrer vereinigten Sperrminorität genüsslich – je auf ihre Weise. Die AfD findet den CDU-Kandidaten richtig gut, die Linkspartei ist vom SPD-Ticket begeistert. Da werden zukunftsorientiert gewisse Köder ausgelegt^.
Ob so was draußen in der großen weiten Welt besser gelöst ist, kann man ja recherchieren. ich sehe das eigentlich nicht. Wie macht’s denn der Putin?
Okay, kleiner Scherz.
Es ist auch ohne Scherz eine gute Frage. Kurze Antwort: In Russland sieht es nicht nur real sondern auch formal sehr schlecht aus. Dort können die Gouverneure sich sogar aussuchen, welcher Richter einen Fall behandelt und Bonuszahlungen an berobte Günstlinge festsetzen.
Aber eine andere Beobachtung zu Putin: Ich habe zum BRICS-Gipfel in Brasilien gelesen: „Putin liess sich per Video zuschalten. Wegen der Unabhängigkeit brasilianischer Gerichte müsste er die Vollstreckung des internationalen Haftbefehls fürchten.“
Wären deutsche Gerichte unabhängig genug, bei einem Staatsgast, gegen den ein internationaler Haftbefehl vorliegt [an wen ich da wohl denke?] , diesen zu vollstrecken?
Sie wären unabhängig genug, die Vollstreckung anzuordnen, selbst vollstrecken können sie gar nicht. Ich bezweifle allerdings sehr, dass eine solche Volstreckungsanordnung von der deutschen Exekutive umgesetzt werden würde.
a) Das Fundstück ist zwei Jahre alt (für den Historiker: Winnetou-Debattenzeit), was soll es mir aktuell sagen ?
c) Neben der Herabwürdigung des Zirkusgewerbes (siehe meinen Kommentar zu Bohrleuten 108) fallen mir als Zeitzeugen diese Bilder ein:
https://christojeanneclaude.net/artworks/wrapped-reichstag/
Erinnert schon irgendwie an ein Zwischending aus Ritterburg und Zirkuszelt.
f) und j) klingt beides ähnlich sinnvoll.
l) Interessant, wie viel Beachtung der Merkel-Besuch in Athen in der griechischen Presse (oder nur dieser Zeitung?) gefunden hat. Kurze Namenssuche hat in Ekathimerini 9 weitere Artikel dazu gezeigt,
n) Self-Insert ist nicht gerade so etwas außergewöhnliches, seit Platos „Sokrates“-Figur kannst du das jedem Autor*in vorwerfen. Und der Rest ist Heimatkrimi aus seinem Virologenland. Schreibe was du kennst.
a) Nichts, das ist mir entgangen.
l) Ja, echt weird.
zu 2) “Konservative”
Ich bezweifele, dass viele derer, die sich selbst als “konservativ” bezeichnen, sich als “Bewahrer des Gegenwärtigen” sehen, wie das zumindest in der ChatGPT-Zusammenfassung des Autorentextes anklingt.
Vielmehr wollen Konservative – mal ganz ohne Wertung – vieles von dem, was Progressive als hart erkämpften Fortschritt erachten, zurückdrehen. Sie möchten Reformen, die Arbeitgeber gegenüber Arbeitnehmern und Investoren gegenüber dem kleinen Mann stärker bevorzugen. Sie wollen eine neue Stimmung und mehr Besinnung auf’s Nationale im Land. Sie wollen niedrigere Steuern und weniger Staat. Dafür wollen sie mehr Polizisten und die Wehrpflicht. Und den Neueinstieg in die Kernenergie. Und so weiter.
Mit anderen Worten; Sie wollen alles andere als den gegenwärtigen Zustand zu konservieren. Sie wollen eine radikale Veränderung im Land. Halt nur in die entgegengesetzte Richtung, in die die Progressiven wollen.
Was du beschreibst, sind Reaktionäre.
Mit “reaktionär” gibst Du dem Ganzen einen unnötig negativen Spin. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass es praktisch null Bürger gibt, die “konservativ” in dem Sinne sind, dass sie den gegenwärtigen Zustand heute für die Zukunft konservieren möchten. Gilt auch hier im Blog. Ich hab überhaupt nicht das Gefühl, dass klassische Konservative wie Thorsten oder Erwin den gegenwärtigen Status Quo lieben und in die Zukunft fortzuschreiben gedenken …
Konservative wollen ja durchaus auch Veränderung, nur eben a) mit Bewahrung des Guten (was auch immer das konkret ist) und b) langsam, vorsichtig und ohne die natürliche Ordnung (was auch immer das ist) zu zerstören. Man muss schon verstehen, wer die anderen sind.
Wenn jemand „das Rad zurückdrehen“ will, gibt es dafür auch ein Wort. Dann gäbe es neben der „Wo würde jemand zur Zeit der französischen Revolution sitzen wollen Achse“ (Links- Mitte-Rechts) eine „Wie stehe ich zu Veränderungen“ Achse:
‚Progressiv – Konservativ – Reaktionär‘ .
2)
Am Endes des Tages ist alles nicht mehr als eine Schlacht um Konnotationen. Es kommt darauf an, dass bei den Leut aus Leitbegriffen Wohlfühleffekte entstehen; im Gegenzug natürlich auch Abstoßeffekte; grün-links und versifft sollte man möglichst zusammendenken^.
Die Konservativen haben ja mal ostentativ auf „konservativ“ verzichtet – eingedenk der Steigbügelhalter vom Adolf. Der Joker hieß „christlich“. Das klang nach gut und richtig und war allgemein vorteilhaft konnotiert. Blöderweise hat sich Letzteres zwischenzeitlich geändert, die Leut sind säkularisiert, katholisch wird gerne mit Pädosex zusammengedacht, also wird „konservativ“ wieder frisch gemacht, die alten Geschichten mit Adolf sind vergessen.
Jetzt muss nur noch die Frage: Konservativ gleich/ungleich/manchmal gleich/ähnlich/eigentlich was anderes als rechts geklärt werden. Natürlich kann man bei progressiv und links solche Rechnungen auch aufmachen und überhaupt kann man da philosophisch ganz tief graben, was der Autor im verlinkten Artikel ja auch macht.
Nur für den Polit-Alltag ist das wenig tauglich. Da braucht’s schon was zum reinbeißen. Aber in D haben wir ja das Problem, dass links als Eigenwerbung (trotz – oder vielleicht weil^ – versifft) grundsätzlich geht, rechts aber – anders als konservativ – immer noch schwierig ist.
Erkennt man u.a. daran, dass die Christenunion das R-Wort werblich nicht nutzt, anders als die Brüder und Schwestern in Frankreich, also momentan „Les Républicains“ (nennen sich neuerdings gerne auch „Force Républicaine“). Die sind ganz selbstverständlich gerne rechts und dabei „stolz und aufrichtig“, was angeblich so ungefähr dasselbe wie rechts ist^. Auf solche Identifikationen kommt es an.
https://media.gettyimages.com/id/2214540753/fr/vidéo/boulogne-billancourt-france-french-interior-minister-bruno-retailleaus-campaign-posters-are.jpg?s=640×640&k=20&c=PvwYXCQkSU8uPYMDAFdNVn5G4UdvPHPtyWwviXruDN0=
Der Blick in Geschichte und über den Tellerrand, welches „Markenimage“ die Konservativen mit ihrem Namen reklamieren könnten, ist da noch lange nicht zu Ende:
Sie könnten sich als „Mitte“ framen – Zentrumspartei.
Sie könnten nach alpenländischen Vorbild (SVP,ÖVP) das „Volk“ für sich in Beschlag nehmen.
Sie könnten vom Christentum auf allgemein „Werte“ umschwenken, wie das der Herr Maas vorgemacht hat.
Sie könnten sich in Merkel Tradition als „alternativlos“ bezeichnen – und damit eine deutliche Absage an eine gewisse „Alternative“ liefern.
Ach ja, die Mitte. Das überaus Praktische dabei: Von links geht das genauso, insofern man dorten der Meinung ist, dass man mit „links“ alleine nicht genügend Publikum einsammelt oder sogar den einen oder anderen eher abschreckt^. Die „Mitte“ für die Schwankenden und Lauen legen ja im Bedarfsfall alle ins Schaufenster:
https://www.spd.de/fileadmin/Bilder/Aktuell_SPD_2021/Newsletterbox/250129_SPD_Posting_KanzlerderMitte-2.jpg
Die Varianten linke Mitte und rechte Mitte sind auch geläufig. Von „linker Mitte“ hat u.a. weiland auch der Brandt gesprochen. Das wiederum hat den Strauß, Franz-Josef in Rage gebracht: Es gäbe nur eine Mitte (auch keine rechte) und das sind wir, die Unionsparteien. Punkt.
Und das Volk? Ja, ist linkerseits etwas heikel geworden, ist heutzutage stark rechts besetzt und muss deswegen von links eigentlich als ne Art Schweinerei gelten, was alles schwierig macht, aber mit passenden ergänzenden Attributen (z.B. „modern“ und „links“ halt sowieso) könnte die Tragfähigkeit wieder hergestellt werden. Wie das evtl. geht, kann man z.B. hier nachlesen:
https://www.links-bewegt.de/de/article/899.eine-moderne-linke-volkspartei.html
Der links-bewegte Autor empfiehlt:
„Arbeitende Familien in den Mittelpunkt stellen und um das ganze Volk ringen“
und stellt klar:
„Für mich und auch für die sozialistische Tradition ist das Volk etwas Soziales. Das ‚Volk der Linken‘ und das ‚Volk der Rechten‘ sind Gegensätze.“
Klingt komisch, aber stimmt grundsätzlich schon. Es handelt sich um einen Begriff, der keineswegs empirisch ist, es kommt also darauf an, wer das wie verwaltet bzw. was man da „korrekt“ reinzuprojizieren hat und was nicht. Da kommt es wiederum darauf an, wer den Projektor verwaltet.
Mit Maas ist vermutlich der Maaßen mit seiner „Werteunion“ gemeint; mittlerweile nach der Papierform eine eigenständige Telefonzellenpartei, über die indes nicht viel gesprochen wird^, obwohl es lt. Parteiprogramm immerhin um „Freiheit, Wohlstand und Sicherheit“ geht. Hat man schon von verschiedenen Seiten gehört^ und bei der Gelegenheit könnte man fragen: Wieso sind solche eigentlich hehren Begriffe auf Bla-Blubb und Trallala herabgesunken ? Ein weites Feld.
Was war noch? Ach so, alternativlos. Das hängt IMHO mit der Wahrheit zusammen; nur die Wahrheit ist alternativlos, es sei denn, man begehrt die Lüge. Lenin hat das so gesehen:
„Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung,…..“
Einheitlich, harmonisch, geschlossen. Welcher Ideologe träumt nicht davon.
Zu 1)
Der Artikel ist ein gutes Beispiel für mediales Framing. Mandani wird als Kandidat der einkommensschwachen Mittelschicht positioniert, was natürlich nicht der Fall ist. Er ist klar ein Kandidat der linken bürgerlichen Mittelschicht. 60000-150000 USD liegen über dem Einkommensmedian der USA (61000) und weitgehend über dem Durchschnittseinkommen (66000 USD).
Wie Du richtig sagst, sind das Problem die Lebenshaltungskosten in New York City, also Wohnraum plus Lifestyle, denn der letztere ist, was man erwartet, wenn man die Unannehmlichkeiten des Lebens in einem Moloch wie New York in Kauf nimmt.
Er ist klar ein Kandidat der linken bürgerlichen Mittelschicht …
Ausweislich der Einkommensspanne sogar eher der oberen Mittelschicht. Das korreliert gut mit den Nachwahluntersuchungen dazu, aus welchen Stadtbezirken er über- bzw. unterproportional gewählt wurde. Wenn nur die Stimmen der unteren 50% Einkommensbezieher gezählt worden wären, wäre der Mann heute nicht der Kandidat der Demokraten.