Krisen sind Extremsituationen für Menschen, Unternehmen wie auch für Gemeinschaften. Sie treiben Regeln, Prinzipien und Überzeugungen in eine Zerreißprobe. In der Krise offenbart sich der Charakter der Betroffenen. Das gilt für Menschen wie für Gesellschaften. Großzügigkeit oder Engstirnigkeit, Liberalität oder Obrigkeitsdenken, Toleranz oder Blockwart – Extreme zeigen, wohin die Würfel fallen. Die Corona-Pandemie hat schonungslos die Decke von der Wohlfühlgesellschaft gerissen, in der wir Deutschen über ein Jahrzehnt lebten. Eine Ära, in der gefühlt ungestraft alle möglichen Torheiten begangen werden durften, scheinbar ohne jede Konsequenz, geht zu Ende. Hervor kommt ein Denken, das sich gravierend von dem Selbstbild, aber auch dem anderer moderner Gesellschaften unterscheidet.
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Anfang der Siebzigerjahre fühlten sich die gerade volljährig gewordenen Jugendlichen befreit. Deutschland übte sich unter dem jungen Kanzler Willy Brandt in einer aufgeschlossenen Liberalität, wie sie seit den Zwanzigerjahren verschüttet war. Jahrzehnte der Kontrolle, der Mühsal, der Entbehrungen hatten für ein Klima der Verklemmtheit gesorgt. In Nachbarschaft zu meinem Elternhaus lebte eine alte, verbitterte Frau. Den ganzen Tag saß sie im Fenster und schien zu kontrollieren, was auf der Straße geschah. Wir Kinder fühlten uns beobachtet und gingen in ihrem Überwachungsradius immer ein paar Schritte schneller, um ihm zu entkommen.
Im Alter von 17 Jahren und exakt 11 Monaten wurde ich autofahrend von netten Streifenpolizisten angehalten, pikanterweise auf dem Rückweg von der Kirche. Wie sich herausstellte hatte ein aufmerksamer, anders beschrieben neidischer Nachbar die Polizei über mein verbotswidriges Tun informiert. Es war mein Cousin. Es spielte natürlich keine Rolle, dass ich zu der Zeit bereits besser und sicherer am Steuer war als die meisten über 60jährigen, der Fahrweg nur 2 km betrug und die Straße menschenleer war. Regeln sind Regeln und so kam ich in den Genuss von 10 Stunden Freiwilligendienst in einem Altenheim.
Hier kommt die deutsche Mentalität zum Ausdruck. Regeln und Verbote sind auch dann einzuhalten und zu beachten, wenn ihre Übertretung keinen Schaden anrichtet, ja, nicht einmal bemerkt würde. Wer dies nicht versteht, muss gemaßregelt werden. Nur mit diesem mentalen Schaden ist zu erklären, dass Fahrgäste selbst in einem leeren ICE-Wagon stundenlang eine Maske tragen müssen um keine Viren abzusondern, die andere nicht vorhandene Mitfahrer in einem gut gelüfteten Zug treffen könnten. Nicht das Ergebnis zählt, sondern die Ordnung.
Unter Angela Merkel hat sich das Land von einer neugierigen zu einer verzagten Gesellschaft entwickelt. Man sieht das Risiko und übersieht die Chancen. Zur Jahrtausendwende war das noch anders. Millionen wollten plötzlich Unternehmer sein, einige Aktionäre, mancher probierte Hochrisikosportarten und viele sahen in den USA das Eldorado der Freiheit. Wenn heute die Deutschen befragt werden, dominiert das Thema Angst. Medienkonzerne wie der SPIEGEL-Verlag haben ihre Sprache nachgeschärft, Klimakrise ersetzt den Klimawandel, Wissenschaftler sind diejenigen, die NoCovid-Strategien verfolgen.
Zugegeben, der puritanische Einschlag gerade junger Menschen ist nicht nur einer Person geschuldet, selbst wenn diese als zeitweise mächtigste Frau der Welt galt. Ungestraft dürfen nur noch Witze über alte weiße Männer gemacht werden. Leute, die sich gegen den allgemeinen Konsens stellen, werden an öffentliche Pranger gestellt, mit ihrer Angst vor Impfungen wahlweise verspottet, ignoriert oder gleich mit dem Schlagstock bedroht, wie das eine grüne Politikerin (ausgerechnet!) forderte.
Gegen das ästhetische Empfinden der Mehrheit und die Schönheit der Sprache wird im steuerfinanzierten Fernsehen gegendert was das Zeug hält. An deutschen Hochschulen erhalten Studenten inzwischen nicht nur Abzüge in der B-Note, sondern aufs Examen, wenn sie nicht richtig gendern. Wobei die Gruppe der überbeschäftigten Genderforschenden sich selbst uneins ist, was eigentlich richtiges Gendern ist und welchen Regeln es zu folgen hat. Selbst willige Protagonisten wie die bisherige Vorsitzende der Grünen Annalena Baerbock verheddern sich da manchmal.
Hier ist es noch eine Minderheit, die ausgerüstet mit Steuergeldern ihre Sicht des Zusammenlebens wie der Sprache rabiat durchzusetzen versucht. Aber mit Vorwürfen des Rassismus und des Sexismus kann heute jeder überzogen werden. Universitäten des Westens entwickeln sich zu Brutstätten der Intoleranz und geistigen Engstirnigkeit, wie Philip Roth es schon vor über zwanzig Jahren in seinem Buch „Der menschliche Makel“ skizziert hatte.
Eigeninitiative ist bei jungen Menschen nicht mehr gefragt, der Wille, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen degeneriert. Historisch wenige dieser jener, die die Welt vor Klimakollaps und Überbevölkerung retten sollen, wollen dies in der Selbständigkeit tun. Festanstellungen mit eingebauter Work Life Balance und vertraglich fixiertem Homeoffice sind derzeit der Renner auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitszeitverkürzung ist angesagt, wo die Gesellschaft mehr Arbeit bräuchte. Die Zahl der geleisteten Überstunden befindet sich im Sinkflug, während Unternehmen händeringend nach Leuten suchen, die Ideen haben und nicht nur Ansprüche. Hotel Mama wird selbst von Endzwanzigern noch bevorzugt gebucht.
Ein gewichtiger Teil gerade der jungen Leute begnügt sich heute mit Aktionen und symbolischen Aktionen. Sie suchen Sicherheit in der Selbstvergewisserung und einem neuen Narzissmus, der quasi-religiös daherkommt. Wer tatsächlich glaubt, der Weltuntergang in Form einer Klimakatastrophe stände vor der Tür und ließe sich nur mit Hungerstreiks, Straßensperren und Prügel für Uneinsichtige aufhalten, ist nicht mehr von dieser Welt. Der Weg zum Realismus ist da weiter als eine Reise um den Äquator.
Für diesen aufflammenden Fanatismus kam die Covid-Pandemie gerade recht, lassen sich doch daran Policies austesten, wozu sonst das Labor fehlt. Nur auf den zweiten Blick verwundert nicht, dass die Befürworter härtester Maßnahmen wie die Abriegelung des ganzen Landes, Gefängnis für Impfverweigerer und die Sektierer der NoCovid-Gemeinde sich zu großen Teilen bei den Grünen versammeln.
Dieses Land, das sich so gern mittig und ausgeglichen gibt, wo von links bis rechts des politischen Spektrums internationale Zusammenarbeit in Organisationen der EU und der UN gepriesen wird, lebt besonders einzelgängerisch und nationalistisch. Der Hang der Deutschen zum Extremen feiert in diesen Jahren fröhliche Urständ. Nur in Deutschland ist es möglich, „Impfvordrängler“ mit Bußgeldern in sechsstelliger Höhe zu überziehen, nach jeder Impfkampagne in seligen Schlaf zu verfallen, regelmäßig mit Vakzinen im Obligo zu stehen und gleichzeitig eine Impfpflicht für alle zu fordern, versehen mit exorbitanten Bußgeldern (ohne geht es nicht) für Verweigerer des Gemeinsinns. Politiker erklären währenddessen allen Ernstes, „die Geduld“ mit jenen zu verlieren, von denen sie immerhin ihren Job bekommen.
In Deutschland ist wieder einmal das Verständnis abhandengekommen, dass eine freie und moderne Gesellschaft sich eben nicht dadurch auszeichnet, dass alle an einem Strang ziehen. Gemeinsinn und Solidarität sind Merkmale archaischer Gruppen. Sie gibt es seit Urzeiten und sie haben ihren Platz in kleinen Gemeinschaften von ein paar. Und nicht in Gesellschaften von 83 Millionen. Der Dissens, der Streit und die Uneinigkeit sind das Lebenselixier der Moderne. Die Reihe und das Marschieren in der Ordnung, Fundament der Diktaturen nicht nur auf deutschem Boden, sind Feinde der Freiheit.
Diese Ordnungsliebe der Deutschen mit Trend zum Extremismus zeigt sich nirgends so sehr wie bei der einstmaligen Anti-Establishment-Partei. Die Tage erreichte die Meldung die deutschen Wohnzimmer, 80 afghanische Richterinnen (ungegendert) müssten um ihr Leben fürchten, weil am Hindukusch zahlreiche Schwerstkriminelle von den Taliban freigelassen wurden. Die Reaktion der neuen Grünen Außenministerin Annalena Baerbock, deren Partei sich noch immer für jeden Vergewaltiger aus fernen Ländern verwandt hat, so sie denn nicht-weißer Abstammung sind, ist der Verweis auf die Ordnung. Erst müssten jene aufgenommen werden, die auf den Listen des Auswärtigen Amtes (AA) stehen. Original:
“Zumal, das möchte ich an dieser Stelle auch deutlich sagen, über 15.000 Menschen, denen wir fest zugesagt haben, sie aufzunehmen, weiterhin in Afghanistan sind.
Ordnung muss eben sein. Wer nicht dran ist, muss warten. So hatte es in Deutschland schon immer Tradition. Das Gute: in ein paar Wochen wird das AA sicher von der Sorge befreit sein, ein Zugabteil mit afghanischen Richterinnen aufzunehmen.
Deutschland wandelt in den Extremen, weil es voller Angst vor der Zukunft ist. Während alldieweil in der EU die Atomkraft in den Status einer klimafreundlichen Technologie gehoben werden soll und EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton Klimaneutralität ohne Kernkraft für eine Lüge hält, ist das Verdikt der Grünen um Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck endgültig. Keine Kernkraftreaktoren ohne Endlagerkonzept. Die offensichtliche Idee dahinter: Lieber bewahren wir nachkommende Generationen vor ungelösten Endlagerfragen als vor der Erderwärmung.
Verbote und extremistische Haltungen allenthalben: Seit 2012 ist die CCS-Technologie in Deutschland praktisch gesetzlich verboten. Die Einlagerung von aufgefangenem Kohlendioxid unter Tage berge nach Ansicht grüner Vorfeldorganisationen wie Greenpeace zu viele Risiken, die Technologie über Jahrzehnte nicht industriell nutzbar. Die oberste Populistin des Landes machte sich den deutschen Widerwillen gegen neue Technologien wie schon beim Atomausstiegsbeschluss zunutze.
Anderswo werden Chancen gesehen. Unternehmen forschen daran, abgebrannte Brennstäbe wieder nutzbar zu machen ohne Müllproblem. In Norwegen wird bald CO2 unter den Meeresboden gepumpt, die ersten Rahmenverträge sollen dieses Jahr geschlossen werden. Während die Deutschen eine Tür nach der anderen zuschlagen, öffnen andere die Türen. Zunehmend fragt man sich im Rest der Welt, was mit Deutschland eigentlich los ist.
Deutschland steigt vor allem aus. Nach Atom aus der Kohlekraft, aus der Verbrennertechnologie. Internationale Verträge und Kooperationen wie die Gaspipline Nord Stream betreiben wir ebenso ohne Abstimmung mit den europäischen Partnern wie die Migrationspolitik oder die überaus russlandfreundliche Ukraine-Politik. Wenn andere Länder Pläne und Strategien für eine Rückkehr zum normalen Leben in Nach-Pandemie-Zeiten umsetzen, fallen uns Deutschen nur Lockdown und Schulschließungen ein.
Wir sind eine zunehmend vergreiste Gesellschaft. Voller Ängste, satt und genügsam, machen sich die meisten nur noch Gedanken über einen geruhsamen Lebensabend. In Behörden und Ämtern sitzen Menschen, deren höchstes Ziel der frühe Feierabend ist. Als in den Sommermonaten die Beschäftigten in den Unternehmen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten, verlängerten die Behörden die freie Arbeitszeitwahl für Beamte und die EZB-Spitze schickte ihre hochbezahlten Mitarbeiter für weitere Monate ins Homeoffice. Da lässt es sich auch bequemer arbeiten, mit Blick auf die Akropolis, den Louvre oder einfach am Strand der Costa Brava.
Wenn das Leben unendliche Chancen bietet, reden die Deutschen über Risiken. Doch wer das Scheitern betont, fängt erst gar nicht Neues an. Und so lebt eben ein Großteil in diesem Land. Doch die Lebenslügen lassen sich nicht dauerhaft zudecken. Wohlstand ist nicht geschenkt, er lässt sich nicht durch Kredite kaufen. Wenn der Staat ob seiner tagtäglich gezeigten Impotenz zur Lachnummer avanciert, wenn Unternehmen nur noch Konzepte kopieren statt selbst zu entwickeln und der Anschluss eines PKWs an eine Stromquelle schon als High Tech durchgeht, die Menschen sich mehr Gedanken über Arbeitszeitverkürzung machen als darüber, etwas Bleibendes in ihrem Leben zu schaffen, kann nichts Neues entstehen und vor allem kein Wohlstand.
Die Deutschen verlangen nach Zukunftssicherheit. Was für ein Widerspruch in einem Wort! Zukunft ist unsicher, nur die Vergangenheit ist sicher. Der Begriff suggeriert, die Zustände des bisherigen in die Ewigkeit vorzutragen. Auf Sicht fliegen, so nannte das gerne die gerade verabschiedete Bundeskanzlerin. Neues beinhaltet das Risiko des Scheiterns. Nichts fürchten die Deutschen mehr, weswegen sie die verspotten, die doch das Unsichere gewagt haben. Doch Neues bedeutetet vor allem: Anders. Oder wie schon Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wusste: Alles was anders ist, ist gut.
Dieser Beitrag reflektiert genau was ich seit 40 Jahren gelernt habe und predige: “ In Amerika ist erstmal Alles erlaubt was nicht grundsätzlich verboten ist. In Deutschland ist erstmal alles verboten was nicht grundsätzlich erlaubt ist. Voila…
Es war mal anders, Hanni. Die Merkel-Jahre waren da ein deutlicher Rückschritt. Aber natürlich hast Du nicht Unrecht. Wo in Deutschland Pessimismus und Zukunftsangst regieren, Fragen die Amerikaner, wo es zum Highway geht.
Ich habe dazu mal das Einkaufsmall-Studium entwickelt: Schau‘ Dir von einem zentralen Punkt die Besucher in einer amerikanischen und in einer deutschen Einkaufszeile an. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Während die Amerikaner mit Fröhlichkeit und hochgezogenen Mundwinkeln die freie Shopping-Zeit genießen, hängen in Deutschland die Mundwinkel. Ich glaube, das liegt nicht einfach am Erbgut.
Oder an einem Übermaß an Stereotypisierung.
Ich verstehe, dass Du neidisch bist. So viele Stereotype bekommst Du nicht in fünf Artikel. 🙂
Vielen Dank für den pointierten Artikel. Ich stimme nicht mit jedem Punkt überein, jedoch teile ich auch einige Beobachtungen:
Was das Thema Arbeitseifer / Einsatz angeht. Vielerorts sind die Arbeitsbedingungen derart schlecht, dass Dienst nach Vorschrift eine Selbsterhaltungstrategie ist. Es ist im übrigen nicht nur ein Gehaltsthema, sondern vielmehr gibt es zu wenige Menschen für zu viel Arbeit. Hinzu kommen vielerorts Führungskräfte die selber den Status Quo verwalten, statt die notwendigen Veränderungen anführen, geschweige denn in der Lage sind ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Arbeit Freude macht. Vielen fehlt im Sinne von Simon Sinek, das „Why“ das Ihrer Tätigkeit Sinn geben würde.
Gerne wird die Forderung nach einer Erweiterung der Arbeitszeit aufgestellt, jedoch erlebe ich aus eigener Anschauung, wie insb. in der Büroarbeit Arbeitszeit in Meetings und im planlosen Einsatz von Tools vergeudet wird. Digitalisierung ist eine Geisteshaltung und auch hier schlagen die Beharrungskräfte zu. Hinzu kommt die erhebliche Belastung durch ein Wirrwarr der Kommunikationskanäle: E-Mail, Messenger, Ticketssytem oder Anrufe – gar nicht so leicht den Überblick zu bewahren und sich nicht zu verzetteln.
Statt weiterer sinnloser Vergeudung von Arbeitszeit, könnte ich mir vorstellen, dass diese Zeit für Wissensvermittlung weitaus besser genutzt werden könnte.
Richtig ist, dass dieses Land in seiner Regulierungswut übertreibt und damit pragmatischen Lösungen Wege versperrt. Auf der anderen Seite ist das wahrscheinlich eine Folge unseres römisch germanischen Rechtskreises, dass darum bemüht ist unsere Handlungen in die richtigen Rahmenwerke zu pressen. Auch hier herrscht chronischer Personalmangel und daher ist es kein Wunder, dass unsere Rechtssprechung anhand neuer Herausforderungen: Digitalisierung oder Soziale Medien einen Rechtsfolgenfreien Raum produziert. Das wiederum erodiert zunehmend das Vertrauen in den Rechtsstaat und trägt zum Wachstum von Querdenkern und Schwurblern maßgeblich bei.
In Ballungsräumen explodieren die Lebenshaltungskosten. Insbesondere die Mieten / machen jungen Familien aber auch nicht so gut verdienenden Menschen das Leben schwer und drängen diese aus den Innenstädten, bzw. führt auf eine einseitige Fokussierung auf das Thema Gehalt. Menschen gehen Jobs nach, in denen möglichst viel verdient wird, nicht der den eigenen Talenten und Neigungen entspricht. Viel Gehalt entspricht zurecht aber auch hohen Ansprüchen, die der Arbeitgeber stellen muss. Diese Erwartungshaltung zu erfüllen setzt die Arbeitnehmer unter Druck und ist nicht förderlich für die Arbeitsumgebung.
Nicht zuletzt sprechen Sie den wichtigsten Punkt an: Die Ambitionslosigkeit deutscher Politik gepaart mit dem chronisch deutschen Reflex es allen irgendwie recht machen zu wollen. Hier sehen Sie sich mit Ratlos – ich denke hier muss der engagierte Bürger ran und mit Wagemut und Gründergeist die Politik vor sich hertreiben. Wir brauchen hier mehr politisches Engagement insb. auf der kommunalen Ebene von Praktikern, die die Spielregeln verändern.
Danke, das freut mich immer, wenn Artikel so ankommen, dass man darüber streiten kann. Das ist für mich ein Kompliment, daher danke dafür.
Eigentlich kann ich Ihnen nirgends wirklich widersprechen. Doch was Sie beschreiben, ist Mikromanagement. Was ich kritisiere, ist die Haltung in diesem Land, wie sie sich breitgemacht hat. Das ist auf Dauer tödlich. Wir waren nicht immer so, ich habe noch andere Zeiten erlebt. 1999 / 2000 erlebten wir Deutschen eine Begeisterung für die Entwicklung und den Aufbau von Neuem. Ideen blühten, was man mit diesem Dings namens Internet machen könnte, jeder wollte eines dieser schmucken, leichten Notebooks.
Mich stört dieses Reinsteigern in Verbote bis zum Extremen. Mich stören die internationalen Alleingänge, wo wir Kooperation anpreisen. Für alles gibt es gute Gründe und die kenne ich zur Genüge. Der kluge, gebildete, geerdete Mensch weiß zu gewichten, er steigert sich nicht in Extreme. Impfpflicht? Wer macht es sonst? Wenn das die letzte Patrone ist – was kommt eigentlich danach? Wenn wir aus Atom und Kohle aussteigen, Wasserstoff und E-Fuels für Verbrennungsmotoren nicht so pralle finden – wie schließen wir eigentlich die mathematisch-logische Lücke zu den Ausbauzielen der Windkraft? Ist Digitalisierung eigentlich ein Problem der Hardware? Oder der Software? Oder einfach der Soft Skills, des Verstehens von elektronischen Anwendungen? Wer seine Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen autonom bestimmen will – warum arbeitet er nicht gleich autonom?
Unsere Konkurrenz um Wohlstand sitzt nicht in Frankfurter Bankentürmen und nicht in Italien. Die Bestimmung der Bedeutung Europas und damit Deutschlands in der Welt im Jahr 2030 wird in Konkurrenz zu Asien und den USA festgelegt. Und irgendwie macht man dort alles ganz anders.
@ Kning4711 2. Januar 2022, 10:56
Was das Thema Arbeitseifer / Einsatz angeht. Vielerorts sind die Arbeitsbedingungen derart schlecht, dass Dienst nach Vorschrift eine Selbsterhaltungsstrategie ist.
In anderen Ländern (Japan, Korea, USA, aber auch England oder Italien) sind die Arbeitsbedingungen im Allgemeinen eher härter als hier, aber die grundsätzliche Einstellung bzw. Bereitschaft zur Arbeit ist oft eine deutlich andere.
Es ist im Übrigen nicht nur ein Gehaltsthema, sondern vielmehr gibt es zu wenige Menschen für zu viel Arbeit.
Das ist für mich ein schwieriges Feld. Wie gesagt, eigentlich ein Thema, dass von vielen Individualitäten / Eventualitäten beeinflusst wird. Von den Menschen, die ich als überlastet wahrnehme, ist ein Drittel bis (bestenfalls) die Hälfte überarbeitet, die andere fühlt sich nur so, ist aber ineffizient, unkonzentriert, organisiert sich schlecht etc.
Hinzu kommen vielerorts Führungskräfte, die selber den Status Quo verwalten, statt die notwendigen Veränderungen anführen, geschweige denn in der Lage sind ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Arbeit Freude macht.
Das mögen Vorgesetzte sein, sind aber keine Führungskräfte 🙂
Aber ja, da gibt es allzu viele von, die der Meinung sind, dass sie aufgrund ihrer Funktion aufpassen „müssen“, dass die anderen alles richtig machen, statt selbst zu arbeiten, oder die den Überbringer einer schlechten Nachricht für das Problem halten, nicht die schlechte Nachricht selbst.
… jedoch erlebe ich aus eigener Anschauung, wie insb. in der Büroarbeit Arbeitszeit in Meetings … vergeudet wird.
Ohhh ja!!! (ich habe es einmal erlebt, dass ein Kollege von seinem Chef in Meetings Redeverbot erhielt. Begründung: Er rede zu viel und sage zu wenig. Tat gut.
Digitalisierung ist eine Geisteshaltung und auch hier schlagen die Beharrungskräfte zu. Hinzu kommt die erhebliche Belastung durch ein Wirrwarr der Kommunikationskanäle: E-Mail, Messenger, Ticketsystem oder Anrufe – gar nicht so leicht den Überblick zu bewahren und sich nicht zu verzetteln.
Das Riesenproblem ist, dass die Menschen zwischen den Ohren nicht alle gleich sind. Auf der einen Seite ist die Gleichbehandlung das Ziel, auf der anderen Seite wollen alle mitgenommen werden in ihrem Tempo. Wenn neue Tools eingesetzt werden, dann in der Regel aus gutem Grund, etwa um Arbeitsabläufe zu beschleunigen. Und wenn da Kollegen oder Kolleginnen nicht mitziehen (ob sie das intellektuell nicht mehr schaffen, oder aus Bequemlichkeit nicht mehr angehen wollen), bremst das die anderen aus.
Wie gesagt, alles nichts, was sich verallgemeinern oder über einen Kamm scheren ließe – ein Mischmasch von Grau in Grau, keine Schwarzweiß-Situation.
Aber ich bin an der Stelle zumindest teilweise bei Stefan P., dass es doch bis in die mittleren Führungsschichten hinauf zu viele gibt, die, sollte es irgendwo klemmen, nicht bei sich mit den Optimierungen anfangen, sondern immer davon ausgehen, dass jemand „von oben“ kommen muss, der das Problem erkennt, erfasst und löst.
„Wo in Deutschland Pessimismus und Zukunftsangst regieren, Fragen die Amerikaner, wo es zum Highway geht“
Auf dem man im freien Amerika so viel Gas geben kann wie man will, während in Deutschland, je nach Bundesland, schon bei 80 km/h oder spätestens 140 km/h Schluss ist. Schon bei relativ kleinen Überschreitungen drohen empfindliche Strafen.
Wenigstens kann man seinen Frust darüber in den USA bereits mit 16 ertränken während man in Deutschland unter 21 nicht mal ein Bier kriegt.
Der Highway war eine Metapher. Aber das wissen Sie.
Ja, und witzigerweisse eine auf der die Amerikaner weniger Freiheit „genießen“.
Augen auf bei der Metaphernwahl 🙂
Bin gerade über diesen Tweet gestolpert und musste an ihren Beitrag denken.
https://twitter.com/mkhammer/status/1478368099837648896?s=20
Sie schreiben „In Deutschland war der Winter-Lockdown am längsten, ebenso blieben die Schulen am längsten dicht,“
Noch viel länger waren die Schulen in vielen Teilen der USA dicht. Und es gibt jetzt zu Omikron schon wieder im einigen Bezirken Schuschliessungen, die in Deutschland m.W. kategorisch ausgeschlossen wurden.
@derwaechter: „Noch viel länger waren die Schulen in vielen Teilen der USA dicht. Und es gibt jetzt zu Omikron schon wieder im einigen Bezirken Schuschliessungen, die in Deutschland m.W. kategorisch ausgeschlossen wurden.//“
Mein Beitrag wollte und konnte lediglich die Gesamt Lage beschreiben und erkennbar machen. Es ist nicht hilfreich wenn wir uns hier – zumal auch noch in fragwuerdige – Details verzetteln und verlieren.
Zum Jahresbeginn eine sehr deutsche Selbstbeschimpfung.
Hotel Mama für Spät-Twens ist in Italien weit mehr verbreitet.
Der Irrsinn im Fall Kathleen Stock hat sich in Grossbritannien ereignet (zutreffend im Text: „Universitäten des Westens“ -Triggerhinweise bei Klassikern gibt es bei uns auch noch nicht ).
Wohlstand ist nicht nur SUV und Fernreise: Zeitwohlstand und Familienzeit als Stichworte.
Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren wegen Covid waren in vielen anderen Ländern weitaus strenger.
Das fehlende Endlager ist nicht das einzige Problem der Atomenergie.
Bei allen Schwächen: Die Mutterländer der Demokratie geben kein gutes Vorbild mehr ab. Die Gefahr einer Diktatur ist in den USA größer als hier.
Die Regierung hat zwar oft zum Haare-Raufen dilettantisch agiert, aber eine grundlegende Missachtung der demokratischen Spielregeln gab es nicht.
Selbstkritik tut not, keine Frage. Aber warum können die Deutschen sich nicht realistischer einschätzen – ihre Stärken und Schwächen?
Italien hat eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, welche es jungen Menschen erschwert auszuziehen. In Deutschland gilt das nicht, da handelt es sich allein um ein Phänomen von Bequemlichkeit.
Wohlstand ist nicht nur SUV und Fernreise: Zeitwohlstand und Familienzeit als Stichworte.
Auch das resultiert am Ende aus der Verfügbarkeit von Geld. Nur wohlhabende (Nationen) können sich Nicht-Arbeit leisten. Und so waren es auch die Bürohengste, die die Rente mit 63 beantragten und nicht die verschlissenen Dachdecker. Leisten können wir es uns nur, wenn Unternehmen hohe Gehälter zahlen können. Erfahrungsgemäß tun sie das nicht für einfache, austauschbare Arbeit.
In Deutschland war der Winter-Lockdown am längsten, ebenso blieben die Schulen am längsten dicht, und das, obwohl die Home Schooling-Qualität unterdurchschnittlich war. Und als im Frühjahr alle aufmachten, machte Deutschland dicht. Mit dem gleichen Ergebnis wie die öffnenden Länder.
Sie haben meinen Punkt nicht: die deutsche Neigung zu Extremen.
Es mag gute Gründe für viel Vorsicht bei der Nutzung der Kernenergie geben. Das bestreitet niemand. Aber wenn nach einem Ereignis wie Fukuschima nur Deutschland aussteigt, lässt sich das kaum mit Argumenten begründen, wir seien eben die Klügsten. Es ist wie im richtigen Leben: Jeder Mensch kann sich eine Schrulligkeit leisten. Aber nur seltsam zu sein führt irgendwann in die Klapse. So können wir aus der Kernenergie aussteigen. Wir können aber nicht noch aus der Kohle aussteigen, vom Gas gehen und alle Coins auf Windräder setzen, wo selbst der Koalitionsvertrag zwischen den Zeilen das sagt, wo die Politik widerspricht: Wir werden Klimaneutralität nicht schaffen.
Wir müssen uns schon entscheiden: Wollen wir Ausstieg aus Atom, Verzicht auf neue Technologien wie CCS und leisten uns die Vernachlässigung alternativer Energieträger wie Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe – oder wollen wir Klimaneutralität erreichen. Es könnte nämlich sein, dass alles zusammen nicht gehen wird. Bei mir war das nämlich auch so schon als Kind: ich konnte nicht alles haben.
Stärken bleiben nur solche, wenn wir sie immer wieder trainieren. Sonst verkümmern unsere Muskeln. Deutschland hat es sich auf der Couch außerordentlich bequem gemacht. So bequem, dass wir darüber sogar Corona-Werbespots drehen.
Zur Abwechslung wäre mir ein funktionierendes Staatswesen und eine liberalere Lebensauffassung meiner Mitmenschen schon ganz lieb. Wir müssen dazu hoffentlich nicht einen Clown zum Kanzler wählen.
Das klingt schon weniger nach Rant und mehr nach Analyse, hier kann ich mich anschließen.
Das Energie-Dilemma (oder ist es einMulti-Lemma?) sehe ich auch. Ich frage mich allerdings, warum wir zwar immer noch mit riesigem Aufwand Öl aus der Wüste und Erdgas aus Sibirien holen, aber nicht Sonnenenergie aus den Weltgegenden, wo es sie gäbe. Warum hat man Destertec scheitern lassen und nicht mit aller Kraft auf anderem Wege weiter verfolgt? Mir fallen da Parallelen der Ölindustrie ein aus den USA vor gut hundert Jahren.
Dass andere Nationen die Risiken der Atomenergie so anders einschätzen als wir, beschäftigt mich sehr. Dass die Deutschen einfach klüger sein sollen, ist nicht überzeugend. Sicher ein Punkt: F und GB (ebenso wie USA und R) brauchen die Reaktoren auch für ihre Atomwaffen. Trifft allerdings nicht zu auf Finnland oder Schweden.
Mein zentrales Gegenargument: Die Reaktoren bieten möglichen Armageddon-Kriegern ein unendliches Erpressungspotential. Drastisch: Terroristen brauchen gar keine Atombomben – wir bauen sie mitten ins Land. Zieht man den Radius von Tschernobyl um Biblis oder Philippsburg, dann ist für mich der Fall klar. Leider gilt dies auch für Cattenom et al. Deshalb glaube ich immer noch, dass Merkels Reaktion auf Fukushima nicht nur der LT-Wahl in BW geschuldet war, sondern doch der Einsicht, dass diese Form der Energiegewinnung nicht verantwortbar ist.
Nur ein Argument, Google hat viele dazu:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.670481.de/publikationen/wochenberichte/2019_30_1/zu_teuer_und_gefaehrlich__atomkraft_ist_keine_option_fuer_eine_klimafreundliche_energieversorgung.html
Warum das nicht überzeugt, ist mir ein wirkliches Rätsel.
Für mich bleibt es vor allem Irrsinn, eine Energieform zu betreiben, die jährlich viele Tonnen eines tausende von Jahren strahlenden Abfalls produziert für den wir seit 70 Jahren keine Idee haben, wo er hin soll.
Wenn Du vor der Frage stehst, etwas mehr von dem strahlenden Abfall zu produzieren und eine Chance auf Klimaneutralität zu haben oder den Klimawandel zu einem Kipping Point zu treiben, entscheidest Du Dich für den Schutz vor strahlendem Müll und lieber für klimatische Verwerfungen.
Es sind solche Entscheidungen, die wir machen müssen. Einen Tod müssen wir sterben, was in der grünen Community noch längst nicht angekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit, das klimapolitische Ziel mit Atomkraft erreichen zu können, ist deutlich höher als es auch ohne realisieren zu können. Du zeigst, wo Deine Prioritäten sind. Meine liegen anders. Die vieler Länder liegen anders.
Die Atomkraft könnte etwas Zeit kaufen, wenngleich uns klar sein muss, dass es wirtschaftlich extrem unrentabel wäre und eben weitere Folgekosten produziert.
Finnland ist meines Wissens das erste Land auf der Welt, dass ein Endlager in Betrieb genommen hat. Und arbeitet konsequent am Umstieg der Energieerzeugung.
Für Deutschland bin ich da deutlich skeptischer: Übers große Ganze sind sich zwar fast alle einig. Mehr als 90 Prozent der Deutschen sprechen sich in den Umfragen für den Ausbau der erneuerbaren Energien aus. Aber sobald das vor der eigenen Haustür passieren soll, kocht der Volkszorn hoch. An den Küsten und im windigen Brandenburg machen Bürgerinitiativen mobil gegen die Windräder. In Niedersachsen gehen sie gegen Biogasanlagen auf die Barrikaden, im bergigen, sonnenverwöhnten Süden gegen Wasserwerke, Stauseen und Solarparks. Nicht zu vergessen die Hochspannungsleitungen.
Wenn wir hier nicht ein Umdenken erzeugen können, dann hilft uns auch die Brücke AKW nicht.
Ich kann die Phantasie und die Gestaltungskraft von vielen Millionen Menschen nicht antizipieren. Dass Abfall in jeglicher Form heute als betriebswirtschaftliches Problem wahrgenommen wird, steht doch außer Frage. Wo früher Unternehmen nur bemüht waren, die Ausschussquoten zu reduzieren, hängen heute ganze Recycling-Industrien dran. In Zeiten steigender Rohstoffpreise ist der Werterhalt ein Asset an sich.
Wahrscheinlich wird die Entwicklung daher nicht in Richtung Verkappung von abgebrannten Brennstäben gehen, sondern in deren Wiedernutzbarmachung und Neutralisierung. Endlager scheinen aus einigen Gründen aus der Mode zu kommen, denn man kann Wirtschafts- und Energiepolitik nicht gegen den Willen der Mehrheit betreiben. Das gilt aber selbst für jene, die das Land mit Windmühlen zupflastern wollen.
Ich bin sehr skeptisch, dass diese binäre Wahl immer so bestand. Mein Problem mit dem Atommüll ist ja keines von 2021; wie gesagt, das schleppen wir seit 70 Jahren herum. DAS ist der eigentliche Skandal. Das ist eine Dose, die von mittlerweile vier Generationen die Straße runtergekickt wird.
Früher haben die Menschen erst etwas probiert und sich später Gedanken über die Folgen gemacht. Es hätte keine Industrialisierung gegeben, wenn man sich erst einen Kopf gemacht hätte, wozu die Menge an Abgasen und Giftstoffen führt. Es mag klug erscheinen, sich sofort umfangreich Gedanken auch über die Probleme zu machen, die noch gar nicht absehbar sind. Tatsächlich ist es allein ein Verhinderungsargument. Folge ich den Argumenten der schärfsten Klimaaktivisten, dann kann die Welt sich doch noch nach 2100 darüber den Kopf zerbrechen, was mit dem Atommüll endgültig passieren soll. Hauptsache, die Erderwärmung steigt nicht aufgrund der Energieerzeugung unnötig an.
Wir haben die Lösung für langschwellende Probleme oft erst nach Jahrzehnten entwickelt oder gar entdeckt. Die Geschichte lehrt aber: ohne Wohlstand können keine komfortablen Lösungen umgesetzt werden. Es ist ganz klar, dass erst die Henne und dann das Ei da sein muss.
Disclaimer: Ich habe als Projektmanager für die AREVA und damit für die 3 neuen EPR Olkiluoto, Flamanville und Taishan gearbeitet. Budget und Zeitplan für das Engineering Basic Design von Taishan (am Netz seit 2019) gingen über meinen Schreibtisch.
Das Problem mit dem Atommüll haben wir uns selbst eingebrockt. Gebetsmühlenartig wird der Unsinn wiederholt, der Müll müsse für 1 Million Jahre (!) sicher verschlossen eingelagert werden, was eine in absolut jeder Beziehung schwachsinnige Forderung ist.
Die Finnen haben ihr Endlager pragmatisch gebaut. Sicher, für eine Laufzeit von unter 100 Jahren und Rückholbarkeit des Mülls ausgelegt. Mit dem völlig richtigen Gedanken, dass eine heutige Nichtverwertbarkeit/Nichtungefährlichmachungsmöglichkeit nicht bedeutet, dass wir in 50 Jahren technischer Fortentwicklung den Müll nicht entweder nutzen oder unschädlich machen können (Stichwort Transmutation).
Wenn unsere Vorfahren an alle Techniken mit dem Anspruch herangegangen wären, den wir in Deutschland an die Kernkraft (oder die Gentechnik) stellen, nämlich die 100% Ungefährlichkeit im Embryonenstadium, dann würden wir immer noch Walöllampen und Pferdekutschen nutzen. Ich habe für mich das Thema Kernenergie für Deutschland abgehakt, der hier über erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit erpresste gesellschaftliche Konsens zur Kernenergie hat mittlerweile dazu geführt, dass wir vermutlich nicht mal mehr genügend Fachleute zum Weiterbetrieb der jetzt abgeschalteten Meiler hätten. Klug war die Entscheidung nicht – und wenn man den Klimawandel wirklich für DAS Menschheitsthema der nächsten 20 Jahre hält (was alle Kernkraftgegener eindeutig nicht tun), dann war und bleibt sie sogar ausgesprochen blöde.
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 3. Januar 2022, 14:17
Einfach nur volle Zustimmung !!!
Man mag sich den Luxus leisten, auf eine relevante Energiequelle zu verzichten. Aber aus allen relevanten Energielieferanten aussteigen zu wollen, ohne die Nachfolge-Technologien am Start zu haben, und sich den erforderlichen Strom dann über die im eigenen Land als „schmutzig“ abgelehnten Technologien aus anderen Ländern zu besorgen, ist schon extrem scheinheilig.
Selbst Frankreich will den Anteil der Atomkraft reduzieren, auf 50 Prozent. Nicht ohne Grund:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Atomreaktoren-lassen-Franzosen-im-Winter-im-Stich-article23044500.html
Was sind denn das für Verzweiflungssätze? Ich kann auch anführen, dass in Frankreich selbst die Grünen nicht mehr den Abschied von der Atomkraft fordern. Ich kann anführen, dass allein um Deutschland herum mit Frankreich, Niederlande, Tchechien und Polen vier Länder auf Kernkraft setzen.
Der Kern ist ein einfacher Sachverhalt: 20 Jahre Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland haben gezeigt, dass wir es mit aller Wahrscheinlichkeit nicht schaffen werden, bis 2045 allein mit Wind, Solar und Biomasse klimaneutral zu werden. Deswegen versucht es auch kein größeres Flächenland. Im Gegenteil, überall hält man die Deutschen für Irrläufer. Das Wall Street Journal nennt den deutschen Weg die “dümmste Energie-Politik der Welt”. Wir haben die höchsten Energiepreise, riskieren unsere industrielle Basis und schaffen dennoch unsere Klimaziele nicht. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien befinden sich weltweit 52 Atomkraftwerke im Bau, auch Südkorea, das hier ja mal angeführt wurde, baut 4 Reaktoren.
Im “High-Case-Szenario” ihres neuen Ausblicks geht die IAEA davon aus, dass sich die weltweite Kernkraftwerkskapazität bis 2050 auf 792 Gigawatt glattweg verdoppeln wird, gegenüber 393 GW im vergangenen Jahr.
https://www.theeuropean.de/wolfram-weimer/durchbruch-fuer-klimafreundliche-kernkraft/
Aber wir wähnen uns mit dem Ausstieg auf dem richtigen Weg. Die Indikatoren zeigen zwar das glatte Gegenteil, aber wir sind ja schlauer als die Realität.
Wahrscheinlich wird es aber eher so sein, dass wir uns entscheiden müssen in Schönheit mit dem Atomausstieg zu sterben oder unsere Klimaziele zu schaffen. Ich weiß aber schon, wie sich dieses Land entscheidet.
@ Stefan Sasse 2. Januar 2022, 10:03
Für mich bleibt es vor allem Irrsinn, eine Energieform zu betreiben, die jährlich viele Tonnen eines Tausende von Jahren strahlenden Abfalls produziert, für den wir seit 70 Jahren keine Idee haben, wo er hin soll.
Ja. Der gleiche Irrsinn ist es, Chemikalien oder Plastik in die Meere zu schütten, in irrwitzigen Mengen Öl und Gas aus der Erde zu holen, um es zu verbrennen, die Wälder abzuholzen , oder die Erde mit acht Mrd. Menschen (Tendenz stark steigend) zu bevölkern.
Es hat alles seinen Preis …
Jepp.
@ CitizenK 2. Januar 2022, 09:56
Terroristen brauchen gar keine Atombomben – wir bauen sie mitten ins Land.
Oh Mann, immer dieses Schwarzweiß.
Hätten die Japaner ihre Atomkraftwerke in Fukushima nach deutschen Sicherheitsstandards gebaut (statt nach denen von Tschernobyl), wäre trotz Erdbeben und Tsunami dort nichts passiert.
Tatsächlich war der WELT-Artikel über CCS Auslöser für meinen Ausbruch. Wir können nicht nur aussteigen, wir können nicht nur verbieten. Die Idee der Nachkriegsrepublik war die der Ermöglichung. Hanni hat ja Recht: Die Amerikaner fragen was geht wie und wir sehen die Risiken, die überhaupt Neues verhindern.
Ich muss jedes Jahr einen Risikobericht schreiben. Dort sind auch mögliche existenzgefährdende Entwicklungen aufgeführt, welche zum Scheitern des Unternehmens führen könnten. Nur: deswegen kommt niemand auf die Idee, das Unternehmen dicht zu machen. Das Ziel ist, sich der Risiken zu vergegenwärtigen und Vorkehrungen zu treffen. Die völlige Risikovermeidung ist nie das Ziel.
In Deutschland werden keine Atommeiler mehr gebaut. Das ist eine von allen Parteien akzeptierte Tatsache. Wir hatten bis zum Ausstiegsbeschluss die sichersten Reaktoren. Doch Industrie und Wissenschaftler sind längst abgewandert.
Damit aber hatten wir energiepolitisch unseren Freischuss. Ab jetzt muss es heißen, wir ermöglichen alles, was nicht zwingend verboten werden muss. Die Idee von Desertec ist auf dem Papier überzeugend. Neben politischen Risiken bestehen jedoch gravierende Probleme, den erzeugten Solarstrom nach Europa zu bringen. Dazu bedarf es Starkstromleitungen, die nicht existieren. Außerdem hat man das Problem des Spannungsverlusts noch nicht im Griff. Desertec ist jedoch nicht tot, es gibt weiterhin Unternehmen, die an der Idee arbeiten. Länder wie Marokko konzentrieren sich aber inzwischen auf den Aufbau einer Wasserstoffindustrie. H2-O2 ist wesentlich leichter ohne Energieverlust zu transportieren. Die Staaten am persischen Golf bauen Anlagen für die Erzeugung von E-Fuels. Die Infrastruktur haben sie ja schon.
Die Schweiz wird durch 50% Wasserkraft und 20% Atomkraft klimaneutral. Dänemark ist dank starker Winde und großer Offshore-Flächen auf dem Weg dahin. Mit beidem kann Deutschland nicht aufwarten. Hier schreiben die Koalitionsparteien lieber gleich in ihre Regierungserklärung, dass sie das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen können. Eine ganz besondere Kapitulationserklärung.
Frankreich und Großbritannien entwickeln Mini-Reaktoren, die wenig anfällig sind. Unternehmen in den USA arbeiten an der Wiederverwendung der abgebrannten Brennstäbe, ohne das Atommüll anfällt.
Journalisten wie Jan Fleischhauer versichern, dass Merkel 2011 durchaus wusste, dass die Angst vor Super-GAUs völlig übertrieben ist. Sie war von der Kernkraft überzeugt. Aber sie hatte eine Wahl vor der Tür und die Stimmung in Deutschland wandelte sich. Sie war eben eine hemmungslose Opportunistin und Populistin. Hätte Helmut Schmidt so gehandelt? Mit Sicherheit nicht.
Zunächst mal noch dem Autor und allen Lesenden ein frohes neues Jahr!
„Ungestraft dürfen nur noch Witze über alte weiße Männer gemacht werden.
[…]
Leute, die sich gegen den allgemeinen Konsens stellen, werden an öffentliche Pranger gestellt,
[…]
Aber mit Vorwürfen des Rassismus und des Sexismus kann heute jeder überzogen werden.“
Worin besteht denn die „Bestrafung“ im ersten Satz? Werden von wem an welche „öffentlichen[!] Pranger“ gestellt? Vorwürfe?
Wollen Sie eine freie Gesellschaft in der jede:r(!) Meinungs- und Redefreiheit geniesst oder safe spaces für bestimmte Subkulturen (alt, weiss, männlich, sexistisch, rassistisch, …)?
Ist sich über „Fette, Transen, Schwuchteln“ lustig zu machen Ausdruck einer liberalen Gesellschaft aber über Alte, Weisse, Männer etc. nicht?
Das wollte ich letztens schon gedacht einwerfen als ich endlich dazu kam mir ihr Streitgespräch mit Stefan zur Freiheit anzuhören. Sie fragen darin „Hat jemand das Recht mir zu sagen wie ich meine Maske aufzusetzen habe?“ Und ich dachte mir „wie bitte? natürlich!“ Denn die Frage die sie vergessen ist, welche Autorität, mit welcher Begründung das denn bitte verbieten soll? Mich kann jeder alles nennen, ich habe die Wahl zu sagen, „oh ok“ oder „sehe ich nicht so aber führen Sie mal aus“ oder auch „mit Verlaub sie sind ein A…loch!“ und alles dazwischen und darüber hinaus.
Tatsächlich war es nicht nur niemals so leicht Witze über Minderheiten zu machen oder anti-establishment Standpunkte einzunehmen, sondern sogae damit erfolgreich zu sein. Keine Agenten mehr, keine gatekeeper, Kamera/Mikro gekauft und los ge-youtubed, twitched, podcasted etc. Dazu ein Patreon oder Hatrion account und auf den Wettbewerb! Ein ausdrücklich transphobes set kann die Bestseller Listen anführen und Millionen einspielen. ich nenne das Freiheit, nicht Zensur…
„Festanstellungen mit eingebauter Work Life Balance und vertraglich fixiertem Homeoffice sind derzeit der Renner auf dem Arbeitsmarkt.“
Weil sie Freiheit zur (egoistischen) Selbstverwirklichung schaffen?!
„Arbeitszeitverkürzung ist angesagt, wo die Gesellschaft mehr Arbeit bräuchte.“
Die Gesellschaft(!) bräuchte? Ich dachte wir denken vom Individuum her / liberal?
„Ein gewichtiger Teil gerade der jungen Leute begnügt sich heute mit Aktionen und symbolischen Aktionen. Sie suchen […] neuen Narzissmus“
Erneut. Freiheit des Individuums, Selbstverwirklichung, ausdrücklich Egoismus / A…loch Verhalten einschliessend?
„“Zumal, das möchte ich an dieser Stelle auch deutlich sagen, über 15.000 Menschen, denen wir fest zugesagt haben, sie aufzunehmen, weiterhin in Afghanistan sind.““
Wieso bezeichnen Sie das nicht-gegeneinander-abwägen menschlichen Lebens plötzlich als Ordnungs-/Regel-Frage? 15.000 Individuen die in Afghanistan genauso von den Taliban bedriht sind und sich jetzt in Deutschland eine neue Existenz, inklusive liberaler Freiheiten aufzubauen. Wir haben halt 15.000 nicht 15.200 Plätze, schliesslich können wir nicht „die ganze Welt aufnehmen“? Wie und nach welchen Kriterien soll hier priorisiert werden, ernsthafte Frage? Und interessant wäre für mich inwiefern sich Ihre Antwort wie immer sie ausfallen mag s
aus liberaler Weltanschauung / „vom Individuum her denken“ speist..?
Ich wünsche Ihnen auch ein frohes neues Jahr, so wie allen Lesern dieses Blogs. Und ich schätze Ihre Kommentare immer, egal ob bissig, ablehnend, fragend oder (selten) zustimmend. Weil sie nie beleidigend und herabsetzend sind.
Und damit sind wir mitten im Thema.
Jeder Witz, der absichtlich oder als Abfallprodukt mit Sex(ismus), Geschlechterunterschieden oder -stereotypen, mit äußeren Merkmalen spielt, wird spätestens auf Twitter verrissen. Brandaktuell kenne ich das von einem koreanischen Spot, in dem Frauen auf einer Wiese sich in Kühe verwandeln. Die Empörung hat es bis nach Europa geschafft, wo der Werbetrailer nicht einmal gezeigt wurde.
Es gibt im öffentlichen Raum keine Werbung mehr, die mit dem Sexappeal von Frauen wirbt. In Berlin diskutierte man schon vor 10 Jahren ernsthaft, ob ein Dessoushersteller auf Plakaten mit Frauen in Dessous werben kann. Oder eine Show von Lisa Eckardt erregte vor einigen Wochen großes Aufsehen, weil sie angeblich mit rassistischen und sexistischen Merkmalen gespielt habe. Was geht ist nur noch Spott über alte weiße Männer. Oder über Neo-Nazis, die die Rechtschreibung nicht beherrschen. Das sind dann eher dumme Tölpel, aber weil sie bäh sind, ist es kein Problem, sie durch den Kakao zu ziehen.
Ist sich über „Fette, Transen, Schwuchteln“ lustig zu machen Ausdruck einer liberalen Gesellschaft aber über Alte, Weisse, Männer etc. nicht?
Nicht Ausdruck, sondern Teil. Aber warum verspotten wir aktuell eigentlich nur selbsternannte Querdenker und Impfverweigerer (aus dem AfD-Milieu), nicht aber die vielen Fehlprognosen von Experten, die im politischen Betrieb hoffnungslos überfordert sind und eine Wand nicht von einem Plateau unterscheiden können? Scrollen Sie auf SPIEGEL Online nach unten und sie werden die Einseitigkeit bemerken.
Fette? Geht nicht mehr, body shaming. Transen? Fällt heute unter den Schutz der Diversity. Schwuchteln? Was ist das? Allein der Ausdruck ist so out, dass ihn heute wahrscheinlich 20jährige nicht mehr kennen. Sie ernten heute einen Shit Storm, wenn Sie nur eine Bemerkung machen, die in irgendwelcher Form spöttisch aufgefasst werden könnte.
Sie fragen darin „Hat jemand das Recht mir zu sagen wie ich meine Maske aufzusetzen habe?“ Und ich dachte mir „wie bitte? natürlich!“
Dann hat auch jeder Fremde das Recht Ihnen zu sagen, dass Ihr Anzug völlig unpassend ist, Ihre Nase nicht zu Ihrem Gesicht passt und Sie etwas schneller fahren sollten. Geht im Grunde niemanden etwas an, aber das ist mein Punkt: Eine Mehrheit meint heute, sie habe ein Mitspracherecht bei allem, was meine Sphäre betrifft. Die meisten wissen ja nicht mal, wogegen eine Maske schützen soll: Den Träger vor Ansteckung oder die Mitmenschen vor Infektionen. Dann muss halt die Antwort herhalten, die wir schon im Kinderzimmer gelernt haben: Beides.
Weil sie Freiheit zur (egoistischen) Selbstverwirklichung schaffen?!
Wer bezahlt Sie? Doch wohl Ihr Arbeitgeber. Wenn Sie die Freiheit haben wollen, selbst zu bestimmen, machen Sie sich selbständig.
Die Gesellschaft(!) bräuchte? Ich dachte wir denken vom Individuum her / liberal?
Die Wirtschaft, präzise. Die, die dafür bereit sind dafür zu bezahlen. Das sagen wir doch bei den sozialen Berufen auch: Wenn nur mehr bezahlt würde, dann hätten wir auch mehr Pfleger.
Erneut. Freiheit des Individuums, Selbstverwirklichung, ausdrücklich Egoismus / A…loch Verhalten einschliessend?
Ja. Ich kann es auch anders ausdrücken. Eine zivile Gesellschaft, die Anstand und Stil nicht in der Erziehung lehrt, sondern mit Verboten durchsetzen will, ist bald keine mehr.
Wieso bezeichnen Sie das nicht-gegeneinander-abwägen menschlichen Lebens plötzlich als Ordnungs-/Regel-Frage?
Das empfinde ich als schlechten Witz. Auch wenn es mancher im rechten Spektrum anders sieht, aber Humanität bemisst sich nicht in Grenzwerten. 80 gegen 15.000 abzuwägen ist unzulässig. Demokratien, aufgeklärte Gesellschaften belohnen Zivilcourage und schützen jene, die ob ihres Mutes in Lebensgefahr sind. Wir weisen an den Grenzen niemanden ab, der nur die vier Buchstaben A S Y L aussprechen kann, obwohl sein einziger Mut darin bestand, mit dem Geld seiner Familie ein Flugzeug zu besteigen. 80.afghanische.Richterinnen. Allein dabei denkt doch normalerweise jeder, da sei ein Fehler in der Formulierung. Selbst meine Oma hätte gewusst, dass es das eigentlich nicht geben kann. Das, was es nicht geben kann (und im Taliban-Reich nicht geben wird), soll sich aber bitte hinten anstellen, wenn es um Hilfe geht.
„Fette? Geht nicht mehr, body shaming. Transen? Fällt heute unter den Schutz der Diversity. Schwuchteln? Was ist das? Allein der Ausdruck ist so out, dass ihn heute wahrscheinlich 20jährige nicht mehr kennen“
Ich habe die Worte bewusst gewählt. In den 80ern und 90ern war das alles ganz „normal“. Und wenn sich jemand beschwert hätte er könne etwas nicht tun oder sagen weil er dann entsprechend bezeichnet würde, wäre er/sie erst recht durch den Kakao gezogen worden bzw angeraten worden sich ein „dickeres Fell“ zuzulegen. Viele derjenigen die heutige „Spiessigkeit“ kritisieren sehen das wahrscheinlich heute noch so. Nur für Leute die als body shamer, transphob, homophob bezeichnet werden brauchen wir offensichtlich safe spaces, dass Sie sich noch in die Öffentlichkeit trauen. Sagen Sie mir, was ist denn emotional so viel belastender daran „homphob“ genannt zu werden als „Schwuchtel“, „transphob“ im Gegensatz zu „Transe“, „Body shamer“ an Stelle von „fett“, „Rassist“ anstatt „N***er“, „Sexist“ im Vergleich zu „V*tze, c*nt, bitch“? Warum brauchen die einen Sensibelchen unser Mitgefühl, ja Schutz?
In fact
„wird spätestens auf Twitter verrissen […]
Die Empörung hat es bis nach Europa geschafft […]
erregte vor einigen Wochen großes Aufsehen […]
In Berlin diskutierte man […]
Sie ernten heute einen Shit Storm“
sind ja alles keine Beispiele von Zensur, sondern gesellschaftlicher Diskussion/Aushandlungsprozessen. Nicht zu vergleichen damit, dass Menschen beispielsweise in scheinbar liberaleren Tagen gesagt wurde sie könnten sich ihre Karriere abschminken sollten sie jemals offen ihre „Sexualität zur Schau stellen“ (ihren gleichgeschlechtlichen Lebenspartner als Begleitung zu Events mitbringen) oder auch nur Männern sie könnten keine rosa Kleider tragen etc.
„warum verspotten wir aktuell eigentlich nur […] sie werden die Einseitigkeit bemerken“
Liberalität ist halt chaotisch, willkürlich, zuweilen einseitig. „Gerechtigkeit“, gar „Gleichheit“ sind eher sozialistische Ideale…
„Dann hat auch jeder Fremde das Recht Ihnen zu sagen, dass Ihr Anzug völlig unpassend ist, Ihre Nase nicht zu Ihrem Gesicht passt und Sie etwas schneller fahren sollten.“
Natürlich! Erneut, wer sollte es denn verbieten und weshalb? Auch hier ist meine Reaktion darauf ebenso meine freie Entscheidung, oder etwa nicht?
„Wer bezahlt Sie? Doch wohl Ihr Arbeitgeber. Wenn Sie die Freiheit haben wollen, selbst zu bestimmen, machen Sie sich selbständig.“
Nö, das ist letztendlich eine Entscheidung von Präferenzen, Prioritäten und Möglichkeiten. Ein Unternehmer trifft diese Entscheidungen ja auch. Die Höhe des Lohnes beispielsweise ist Verhandlungssache, aber auch mit Erwartungen verbunden oder eventuell an Zwänge gebunden. Wenn meine Angestellten alle zufrieden sind und kein Marktdruck besteht, warum dann höhere Gehälter bezahlen? Und viele Unternehmer sind von Ihren Arbeitern/Angestellten abhängig – schliesslich will ich mich nicht ans Band stellen, nur weil ich die Idee eines revolutionären Autos etc habe/hatte. Der Rest sind Aushandlungsprozesse.
Das gilt aber für jedes Individuum! Ich will etwas – ja, evt mich selbständig machen, aber vielleicht auch nur ein schnelles Auto, in Urlaub fahren, Partys feiern or whatever.
Jetzt muss ich eine Strategie und Taktiken entwickeln um mit kleinstmöglichem Einsatz den grösstmöglichen benefit zu produzieren. Das kann die Selbständigkeit sein, dann mache ich mich von möglichen Partnern, Mitarbeitern, Finanziers und Steuerhesetzgebung abhängig. Das kann aber auch ein Angestelltenverhältnis mit Absicherung, Hängematte, kostenloser Kita etc sein. Dann mache ich mich von diesem Verhältnis abhängig, habe aber andere Sorgen nicht. Letztendlich eine Kosten/Nutzen Abwägung. Funktioniert es? Ist die entscheidende Frage, bekomme ich was ich will, gewinne ich Freiheitsgrade oder verliere ich sie? Ein gutes Beispiel von Ihnen sind die Softwarentwickler zu Beginn der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts. Manche Entscheidung mag assozial klingen. Sure, Egoismus eben, durchweg liberal!
Ich verstehe Ihren Ansatz, aber er ist grundfalsch. Er ist idealistisch, nicht realistisch. Wie sollen bitte so Sicherheitszonen für Dicke und Homosexuelle aussehen? Kinobesuche von 22 – 0 Uhr nur für bekennende Schwule? So geht das nicht. Wir leben alle in einer Gesellschaft, in einem öffentlichen Raum. Dort lassen sich keine Safe Spaces bilden. Dort wo es versucht wurde, gingen solche Experimente daneben.
Jahrhundertelang versuchte man durch Mädcheninternate Safe Spaces für das weibliche Geschlecht durchzusetzen. Dem Patriarchat hat das damals nicht geschadet. Seit einiger Zeit präferieren einige Erziehungswissenschaftler wieder das getrennte Lernen. Dass deswegen mehr junge Frauen naturwissenschaftliche Fächer studieren und vor allem Karriere machen, ist nicht belegt. In muslimischen Familien werden Mädchen noch heute vom Sport- und Sexualkundeunterricht separiert. Man kann das mit Safe Spaces umreißen, es geschieht nur zum Besten der Mädchen. Doch die Ergebnisse solcher Separierungspolitik sind insgesamt aus liberaler Sicht desaströs zu nennen.
Es verkennt nämlich einen unumstößlichen Fakt: Am Ende müssen wir alle in einem Raum leben. Wer nicht frühzeitig lernt, sich zu akzeptieren und gegen andere zu behaupten, wird im Leben nicht glücklich.
Schwule haben es geschafft, ein früheres Schimpfwort in einen allgemein akzeptierten Begriff zu verwandeln. „Ich bin schwul, richtig“.
Vor Jahren galt der Begriff des Neoliberalen als Herabwürdigung von Kommentatoren. Ich habe gebloggt und geschrieben: „Ich bin ein Neoliberaler.“ Nie wieder hat jemand den Begriff gegen mich gewandt. Diskriminierung wird durch Haltung überwunden, nicht durch Verstecken. Sie können wir wahrlich glauben, ich weiß wovon ich rede.
Vor knapp zwanzig Jahren wollte ein Berliner Boulevardblatt den Oppositionspolitiker Klaus Wowereit mit der Veröffentlichung seiner Homosexualität erpressen. Doch die Berliner Schnauze ließ sich nicht erpressen, sondern outete sich selbst. Der vermeintliche Nachteil geriet zum Vorteil.
Als jemand, der seit sehr vielen Jahren in Führungsverantwortung steht, weiß ich eins: die meisten Menschen sind feige. Vor Leuten mit etwas Zivilcourage trollen sie sich. Da ich wissen will, was in der Gruppe läuft, stelle ich mich immer der ganzen Gruppe. Aus der vermeintlichen Anonymität heraus trauen sich einige Dinge zu äußern, die sie im Vier-Augen-Gespräch nie sagen würden.
Nö, das ist letztendlich eine Entscheidung von Präferenzen, Prioritäten und Möglichkeiten.
Eben. Und dann habe ich mich ein ganzes Stück nach dem Anderen, dem Arbeitgeber, zu richten. Das ist in jeder Beziehung genauso. Und da der Arbeitgeber die Arbeitsleistung bezahlt, bestimmt er, wo sie erbracht wird. Wenn einem das nicht gefällt, kann man sich ja einen anderen Arbeitgeber suchen. Es gibt heute genügend, die das lockerer sehen.
Genauso ist belegbar, dass gutverdienende Unternehmen gut bezahlen. Das ist exakt auch meine Erfahrung. Woher soll ein Caterer das Geld für Gehaltserhöhungen nehmen? Bei Apple ist das einfach. Und es gibt eine Belegschaftssolidarität, so würde ich das mal nennen. Die Einkommensspreizung innerhalb einer Organisation ist weit geringer als in einer Branche oder gar über die Wirtschaft hinweg. Wo der mittlere Angestellte wenig verdient, da bekommt meist auch der Chef wenig. Umgekehrt habe ich es erlebt, dass in einem sehr gut verdienenden Unternehmen selbst die angestellte Putzfrau ein exorbitant erscheinendes Gehalt von 2.200 Euro (vor 15 Jahren!) einstrich.
„Ich verstehe Ihren Ansatz“ sorry, aber nein 🙂
Ich fordere keine safe spaces, ich sehe mkch als „free speech absolutist“. Aber das „aushalten müssen“ gilt halt ebenso für den Body Shamer, Transphob, Homophob, Rassist und Sexist genannten wie für alle anderen auch.
„Es verkennt nämlich einen unumstößlichen Fakt: Am Ende müssen wir alle in einem Raum leben. Wer nicht frühzeitig lernt, sich zu akzeptieren und gegen andere zu behaupten, wird im Leben nicht glücklich.“
DAS ist mein Punkt! Deshalb ist Zurückhaltung/Rücksichtnehmen keine Zensur! Niemand verbietet mir meine Familienmitglieder, Freunde, Kollegen mit Beleidigungen, Schmähungen etc zu überziehen. Das ist eine freie, individuelle Entscheidung / Abwägung. Und das ist das Witze machen über jedwede Minderheiten auch, unabhängig von der Summe dieser individuellen Entscheidungen / dem Resultat…
„Und dann habe ich mich ein ganzes Stück nach dem Anderen, dem Arbeitgeber, zu richten. […] Und da der Arbeitgeber die Arbeitsleistung bezahlt, bestimmt er, wo sie erbracht wird.“
Jein. Genau das ist eben Substanz und Resultat des Aushandlungsprozesses. Wenn ich meine „Marktmacht“ dazu nutzen kann (#Softwareentwickler) dem Arbeitgeber meine Bedingungen abzupressen, warum nicht?
Sie wollen mir jeden Spaß nehmen, oder? 😉
Kein Widerspruch in irgendeinem Punkt. Leider.
@ Floor Acita 1. Januar 2022, 17:35
[Festanstellungen mit eingebauter Work Life Balance und vertraglich fixiertem Homeoffice sind derzeit der Renner auf dem Arbeitsmarkt.
…
Arbeitszeitverkürzung ist angesagt, wo die Gesellschaft mehr Arbeit bräuchte.]
Die Gesellschaft(!) bräuchte? Ich dachte wir denken vom Individuum her / liberal?
Spitzfindigkeiten, an den eigentlichen Themen vorbei.
Das Problem ist doch, dass auch die Individuen in einer Gesellschaft mal einen Klempner oder einen Pfleger brauchen. Und der ist dann nicht beizeiten zur Stelle, weil zu viele selbst keine Lust haben, sich die Finger schmutzig zu machen. Und (überspitzt formuliert, ich weiß) auch die Selbstverwirklichungs-Work-Life-Balancer hätten kein Verständnis, wenn ihr Baby unterwegs ist und Arzt*In oder Hebamme*r gerade heute einen Home-Office-Tag hat.
Legitimes Argument. Aber eben Teil des gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses, dem Streben/der Notwendigkeit von Balance. Keine Frage von liberal/illiberal, frei/unfrei oder Ausdruck einer Freiheits- vs „Verbotsgesellschaft“…
@ Floor Acita 2. Januar 2022, 13:42
Aber eben Teil des gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses, dem Streben/der Notwendigkeit von Balance.
Jein. Teil des gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses: In jedem Fall, da stimme ich zu. Streben nach Balance bzw. Erkenntnis der Notwendigkeit derselben? Nein, das sehe ich nicht.
Mein Eindruck ist, dass es uns (als Gesellschaft, nicht für jedes Individuum) bereits zu lange zu gut geht, so dass uns zum einen nicht mehr klar ist, wie schnell und wie tief es bergab gehen kann, und zum anderen, dass wir verlernt haben, den Preis für unseren angestrebten Zustand zu erkennen und damit auch zu bezahlen. Alles Gute wird als selbstverständlich betrachtet; an allem, was nicht passt, hat irgendein anderer schuld, muss irgendein anderer richten.
Keine Frage von liberal/illiberal, frei/unfrei oder Ausdruck einer Freiheits- vs „Verbotsgesellschaft“…
In diese Diskussion gehört ganz eindeutig der Begriff der Eigenverantwortung, oder auch des Risikos. Aber darüber wird nie diskutiert, und wenn, dann ablehnend.
Ein Teil des beschriebenen Dilemmas liegt in Deutschlands Führung der letzten Jahre. Die allermeisten maßgeblichen Politiker haben versucht, Verantwortung vom Bürger weg auf den Staat zu ziehen, und haben gleichzeitig versucht, die eigene Verantwortung in Richtung Brüssel zu delegieren. Das ist meiner Überzeugung nach eine ziemlich kranke Entwicklung.
Auch ich wünsche allen anderen Mitkommentatoren ein Jahr, dass hoffentlich besser wird als das vergangene.
@ Stefan Pietsch on 1. Januar 2022
Vorab: Mal wieder sehr überpointiert ausformuliert (etwas zu sehr, für meinen Geschmack und die Faktenlage), aber nach meiner Wahrnehmung stimmt die Richtung.
Unter Angela Merkel hat sich das Land von einer neugierigen zu einer verzagten Gesellschaft entwickelt. Man sieht das Risiko und übersieht die Chancen.
Fraglos. Wenn die Politik über anderthalb Jahrzehnte „Sicherheit“ und „Status quo“ verspricht, werden Veränderungen irgendwann als Bedrohung empfunden. Geht halt nicht ohne.
Eigeninitiative ist bei jungen Menschen nicht mehr gefragt, der Wille, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen degeneriert.
…
Ein gewichtiger Teil gerade der jungen Leute begnügt sich heute mit Aktionen und symbolischen Aktionen. Sie suchen Sicherheit in der Selbstvergewisserung und einem neuen Narzissmus, der quasi-religiös daherkommt.
Ich verstehe gut, was Du meinst, sehe das auch oft. Ich sehe aber auch oft das andere. Ich habe berufsbedingt immer wieder mit Start-ups zu tun, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Baubranche (mit) zu digitalisieren. Viele recht junge Leute, viele Ideen, viel Engagement.
Politiker erklären währenddessen allen Ernstes, „die Geduld“ mit jenen zu verlieren, von denen sie immerhin ihren Job bekommen.
War ja mit den Protesten und Einwänden zur Flüchtlingskrise nicht anders. Ich ärgere mich seit langem darüber, dass allerorten so getan wird, als sei ein Problem nur aus einem Blickwinkel zu betrachten (oder „vom Ende her“ – was ja wohl bedeutet, dass man die Lösung vorgibt und sich das Problem und alle anderen dann daran zu halten habe).
Bei allem Verständnis für die Bequemlichkeit und Zeitersparnis dieses Lösungsansatzes – man treibt Menschen aus der Demokratie, wenn man sie so behandelt.
In Deutschland ist wieder einmal das Verständnis abhandengekommen, dass eine freie und moderne Gesellschaft sich eben nicht dadurch auszeichnet, dass alle an einem Strang ziehen. Gemeinsinn und Solidarität sind Merkmale archaischer Gruppen.
Hier bin ich nur eingeschränkt Deiner Meinung, bzw. kann die Absolutheit der Aussage nicht nachvollziehen. Was nicht heißt, dass ich den Punkt Deiner Aussage nicht verstehe. Aber auch eine so große Gemeinschaft wie unsere braucht Gemeinsamkeiten, Werte, Regeln, um existieren zu können.
Erst müssten jene aufgenommen werden, die auf den Listen des Auswärtigen Amtes (AA) stehen. Original:
“Zumal, das möchte ich an dieser Stelle auch deutlich sagen, über 15.000 Menschen, denen wir fest zugesagt haben, sie aufzunehmen, weiterhin in Afghanistan sind.
Das kann man auch so interpretieren, dass man die über 15.000 anderen nicht vergessen sollte. Ich vermute mal, dass das von Dir zitiert worden wäre, wenn Baerbock gefordert hätte, dass die solange warten müssen, bis die auch durch sind.
Aber die Situation, auch noch von Ex-Regierungsmitgliedern bewusst herbeigeführt, ist gruselig.
Deutschland steigt vor allem aus. Nach Atom aus der Kohlekraft, aus der Verbrennertechnologie. Internationale Verträge und Kooperationen wie die Gaspipline Nord Stream betreiben wir ebenso ohne Abstimmung mit den europäischen Partnern wie die Migrationspolitik oder die überaus russlandfreundliche Ukraine-Politik. Wenn andere Länder Pläne und Strategien für eine Rückkehr zum normalen Leben in Nach-Pandemie-Zeiten umsetzen, fallen uns Deutschen nur Lockdown und Schulschließungen ein.
Nun ja, die aktuelle Regierung (zumindest der grüne Teil davon) ist ja wohl spürbar schnittiger gegen Russland unterwegs als die ehemalige Merkel-Regierung bzw. Ex-Außenminister Heiko Maas.
Die Deutschen verlangen nach Zukunftssicherheit. Was für ein Widerspruch in einem Wort!
Schön formuliert – hier steckt eigentlich alles drin
Danke Erwin!
Ich habe in den letzten 2 1/2 Jahrzehnten immer wieder mit Start-ups zu tun gehabt. Ich habe auch für solche gearbeitet, in Berlin, München und in Frankfurt. Aber wir sollten uns nichts vormachen: der Enthusiasmus dort verteilt sich auf wenige Deutsche. Auch Personalberater warnen, man bräuchte schon eine gewisse Mentalität. Man arbeitet at the edge: Nächstes Jahr kann das Projekt schon scheitern. Gearbeitet wird häufiger nach Opportunität denn nach Zeitkonten. Für die meisten ist das nichts.
Aber auch eine so große Gemeinschaft wie unsere braucht Gemeinsamkeiten, Werte, Regeln, um existieren zu können.
Ja, ist das so? In diesem Land sind sich Teile nicht mal einig, ob Fahnenschwenken ein Symbol der Gemeinsamkeit oder der Erinnerung an düstere Kapitel der Geschichte sind. Wir wissen nicht, ob Deutschsein ein Wert oder ein auszumerzendes Faktum ist. Kein Land streitet seit Jahrzehnten über solche Banalität wie wir. Wenn wir uns nicht mal einigen können, dass Deutsche schutzwürdiger sind als andere Nationalitäten, wieso sollten wir dann als Deutsche solidarisch sein? Längst sind wir uns jedoch einig, dass wir in Deutschland jeden aufnehmen müssen, der zu uns will. Es spielt keine Rolle, ob wir das in politische Forderungen kleiden oder einfach praktizieren. Aber heterogene Gesellschaften kennen keine Solidarität.
Deutschland ist moralische und rechtliche Verpflichtungen für jene Menschen eingegangen, die uns selbst unter widrigen Umständen geholfen haben. Da kann es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Und trotzdem hat dieses Land an dieser so entscheidenden Stelle der eigenen Glaubwürdigkeit katastrophal versagt. Das sind die zitierten 15.000 afghanischen Helfer. Und, darauf gründet der ursprüngliche Artikel 15 unseres Grundgesetzes, wir helfen jenen, die besondere Zivilcourage bewiesen haben. Wir gewähren ihnen Asyl und nehmen sie in unsere Gemeinschaft auf.
Dieser Gedanke ist von vielen hierzulande deformiert und von Migranten ideel missbraucht worden. Die Deformation kommt vor dem Missbrauch, um die Reihenfolge zu beachten. Ich will Dir den Unterschied anhand eines persönlichen Beispiels beschreiben. Eine junge Frau somalischer Herkunft hat erst vor kurzem festgestellt, dass sie als Baby einer Totalbeschneidung unterzogen wurde. Sie ist aus ihrer traditionellen Familie ausgebrochen. Ihre streng katholische Familie lehnt ihren muslimischen Freund ab. Sie macht das öffentlich und unterzieht sich in diesen Tagen einer plastischen Operation. Diese Frau, egal wo ihre Wurzeln sind, egal wie sie aussieht, gehört zu Deutschland.
Ihre Mutter versuchte sie von der Operation abzuhalten. Es würde sie als Mutter entehren. Beschneidungen würden die Familienehre aufrechterhalten, Andersgläubige seien auszuschließen. Da die Operation nun nicht zu verhindern ist, waren ihre Worte: na, so schlimm ist es ja dann nicht. Diese Familie gehört nicht zu Deutschland. Sie hatten eigentlich keinen trifftigeren Grund hierherzukommen als der Armut in ihrer Heimat zu entfliehen. Und trotzdem meint ein politischer Teil: auch diese Leute, die unsere Werte, unsere kodifizierten Regeln und Normen mit Füßen treten, gehörten zu Deutschland. Nein, nein, nein.
Bisher hören wir nur Worte aus dem AA. Das ist noch lange keine Politik. Die Politik dieses Landes ist, dass sich Deutschland über Jahre verwandt hat, der Ukraine selbst einfachste Schutzausrüstung wie Splitterwesten zu verweigern. Das ist Deutschland. Nicht Angela Merkel, nicht Olaf Scholz, nicht Annalena Baerbock. Das ist Deutschland.
@ Stefan Pietsch 2. Januar 2022, 12:10
[Aber auch eine so große Gemeinschaft wie unsere braucht Gemeinsamkeiten, Werte, Regeln, um existieren zu können.]
Ja, ist das so?
Komische Frage – ja, definitiv.
In diesem Land sind sich Teile nicht mal einig, ob Fahnenschwenken ein Symbol der Gemeinsamkeit oder der Erinnerung an düstere Kapitel der Geschichte sind.
Ist beides.
Wir wissen nicht, ob Deutschsein ein Wert oder ein auszumerzendes Faktum ist.
Ich sehe eher einen Streit darum, was Deutschsein bedeutet. Gib mir Deine Definition, und ich gebe Dir meine Antwort.
Längst sind wir uns jedoch einig, dass wir in Deutschland jeden aufnehmen müssen, der zu uns will. Es spielt keine Rolle, ob wir das in politische Forderungen kleiden oder einfach praktizieren. Aber heterogene Gesellschaften kennen keine Solidarität.
Das Thema ist zu komplex für eine Schwarzweiß-Zeichnung. Bei den Afghanen, die uns halfen und auch auf diese Weise zeigten, dass sie unsere Werte teilen, stehen wir im Wort. Das Versagen an dieser Stelle ist unverzeihlich, und die Versager aus unserer Regierung haben hier Blut an den Händen.
Gegenüber Menschen, die warum auch immer, wo auch immer auf der Welt in Not geraten sind, und die zu uns wollen, weil ihnen nichts Besseres einfällt, und die sich hier an nicht viel gebunden fühlen, spüre ich (über Mitgefühl hinaus) diese Verpflichtung nicht.
Die Politik dieses Landes ist, dass sich Deutschland über Jahre verwandt hat, der Ukraine selbst einfachste Schutzausrüstung wie Splitterwesten zu verweigern. Das ist Deutschland. Nicht Angela Merkel, nicht Olaf Scholz, nicht Annalena Baerbock. Das ist Deutschland.
Ich verstehe hier Deinen Punkt, aber ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass neues Personal an der Spitze etwas in Bewegung setzen kann.
Die Nazis haben keine schwarz-rot-goldenen Flaggen geschwenkt. Wenn ich im Ausland bin, in den USA, in Chile, in Spanien wo auch immer – es wehen in Übergröße die Fahnen des Landes. Viele Länder haben eine Diktatur erlebt, das ist in der Menschheitsgeschichte wahrlich nicht Neues oder Besonderes.
Wir sind das Land der Erde, wo unendlich viele Menschen leben wollen. Deutschland steht für Ordentlichkeit, Liberalität, ein besonderes Verständnis für Fairness. Ich erkenne im Gespräch einen Deutschen an seinen gesellschaftlichen Einstellungen. Deutschland ist weder das Grundgesetz noch eine Fahne.
Wir werden sehen. Der Schaden gegenüber der Ukraine ist längst angerichtet. Und in Brüssel schaut man auf die Deutschen und fragt sich, was sie an diesem Putin haben. Als der gerade den Finnen und Schweden das Recht absprach, sich an militärischen Bündnissen zu beteiligen, setzte man das Militär in Bewegung. Es ist die einzige Sprache, die der Russe versteht.
@ Stefan Pietsch 3. Januar 2022, 16:20
Die Nazis haben keine schwarz-rot-goldenen Flaggen geschwenkt.
Nein, andere Farben – schwarz weiß rot. Aber geschwenkt wurde reichlich.
Wenn ich im Ausland bin, in den USA, in Chile, in Spanien wo auch immer – es wehen in Übergröße die Fahnen des Landes. Viele Länder haben eine Diktatur erlebt, das ist in der Menschheitsgeschichte wahrlich nicht Neues oder Besonderes.
Grundsätzliche Zustimmung, mit der Einschränkung, dass das Dritte Reich schon etwas Extremes hatte. „Die Deutschen“ (nicht die genetisch „Deutschen“, sondern die als Deutsche sozialisierten inkl. Preußen) waren schon immer extrem – in ihrer gewalttätigen Hybris, in ihrer demütigen Selbsterniedrigung (und in der Arroganz hinter ihrer scheinheiligen Demut). So sehr ich schwarz-rot-gold etwa zur Fußball-WM genossen habe, finde ich den Nationalismus, der hier immer wieder aufpoppt, schon als sehr arrogant.
Wir sind das Land der Erde, wo unendlich viele Menschen leben wollen. Deutschland steht für Ordentlichkeit, Liberalität, ein besonderes Verständnis für Fairness. Ich erkenne im Gespräch einen Deutschen an seinen gesellschaftlichen Einstellungen. Deutschland ist weder das Grundgesetz noch eine Fahne.
Die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Einstellungen einer (Bewegungs-)LINKEn wie Nicole Gohlke oder eines Rechtsextremen wie Bernd Höcke von der AfD kriegst nicht mal Du unter einen „deutschen“ Hut.
Der Schaden gegenüber der Ukraine ist längst angerichtet.
Oh ja. Man hätte sich entweder von Anfang an raushalten sollen, oder gleich richtig durchziehen. Wie es so schön heißt: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.
Und in Brüssel schaut man auf die Deutschen und fragt sich, was sie an diesem Putin haben.
Das frage ich mich auch schon seit langem … 🙁
Als der gerade den Finnen und Schweden das Recht absprach, sich an militärischen Bündnissen zu beteiligen, setzte man das Militär in Bewegung. Es ist die einzige Sprache, die der Russe versteht.
Hhmmm …
Das Risiko an der Geschichte ist, dass sich Deutschland und die EU so lange weggeduckt haben, dass sie inzwischen berechenbar erscheinen, und Putin keine wirklich ernsten Konsequenzen vermuten mag. Kommen die dann doch, wird er vermutlich versuchen, um sich zu schlagen. Krach nach außen ist immer noch seine sicherste Methode, innenpolitisch am Ruder zu bleiben.
@Sasse: „Problem mit dem Atommüll ist ja keines von 2021; wie gesagt, das schleppen wir seit 70 Jahren herum. DAS ist der eigentliche Skandal. Das ist eine Dose, die von mittlerweile vier Generationen die Straße runtergekickt wird….“
Wen man mal die Probleme und Unfaelle und Todesfaelle von Nuklear mit allen anderen Energie Produzenten vergleicht; schneidet Nuklear durchaus sehr gut ab. Nuklear ist ja nun seit 20-30 Jahren richtiggehend verteufelt worden. Das muss man berücksichtigen, Dann sieht die „bottom line“ schon gleich anders aus…
@ Hanni Hartmann 2. Januar 2022, 14:44
Wenn man mal die Probleme und Unfaelle und Todesfaelle von Nuklear mit allen anderen Energie Produzenten vergleicht; schneidet Nuklear durchaus sehr gut ab.
Ja. Ist ein bisschen wie Flugzeug gegen Auto – Fliegen ist deutlich sicherer als Autofahren, und es knallt sehr selten. Aber wenn es knallt, dann richtig. 🙂
Manchem Gedankengang konnte ich anfangs zustimmen. Aber dann in der Tiefe vielem nicht. Es fehlt nämlich was. Dass die Sache immer zwei Seiten hat. In einer Krise wie der jetzigen wird offenbar wie wichtig Institutionen wie der Staat sind, die zum Wohle der Gesamtheit die Reaktion auf die Krise bündeln müssen. Natürlich mit den üblichen Fehlerquellen, da die Institutionen erst durch Menschen mit Leben gefüllt werden, aber geschenkt. Der Punkt ist: Die Menschheit hat ihren Erfolg (Stand jetzt sind wir bisher eine der erfolgreichsten Spezies auf diesem Planeten, setzt man universelle Maßstäbe wie Ausbreitung, Anpassungsfähigkeit und Kopfzahl ein) nicht zuletzt der Schaffung solcher Institutionen zu verdanken, die divergierende Einzelreaktionen zu einer gemeinsamen Reaktion destilliert, deren Maßstab dann das Wohl der Gesamtheit, nicht das persönliche Glücksplus jedes Einzelnen ist (denn man kann faktisch nicht jeden glücklich machen).
Die große Debatte in der Menschheitsgeschichte ist natürlich immer, wie die Umsetzung dieser Reaktion auf eine Krise umgesetzt werden kann. Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte machte man das im Zweifel mit dem Knüppel. Was nachvollziehbarerweise irgendwie nicht so toll ist, vor allem in seiner Extremform der Diktatur. Auf der anderen Extremseite steht die in jüngerer Zeit entstandene Vorstellung, dass abgesehen von vereinzelten Wirrköpfen eigentlich alle Mitglieder einer Gesellschaft aufgrund von Einsicht und durch Überzeugtwerdenkönnen die Gesamtreaktion mittragen. Auch wenn das nicht immer angenehm ist (stundenlang im vollen ICE FFP2-Maske tragen ist nicht gerade die liebste Freizeitbeschäftigung, natürlich), aber halt zum Wohle der Gesamtheit. Denn wenn die Gesamtheit den Bach runtergeht, dann kann es einem selbst auch schnell schlechter werden (naheliegendstes Beispiel derzeit: zu volle Kliniken. Und das ist halt eben nicht nur ein Mythos. Mein Vater musste zwischen den Feiertagen dringend in ein KH mit HNO-Abteilung – wegen einer Nicht-Corona-Geschichte, die trotzdem bedrohlich war – und die Sanis mussten ewig suchen, bis sie eine freie Klinik fanden. Sagen wir’s so: NICHT LUSTIG. Zum Glück gings gut aus).
Unser „Wohlfühljahre“ nährten sich auch daraus, dass wir die zweite Vorstellung von der Umsetzung implementieren könnten. Die Idee war ja auch, wir haben jetzt das Internet, jetzt kann sich jeder jederzeit informieren und würde dann besonders geistreich die logischsten und vernünftigsten Entscheidungen treffen. Das Wohle aller würde daraus erwachsen. Das war ja die Hoffnung, auch in den Institutionen: Man kann mit Aufrufen, Appellen, sanften Regelungen, etc. Dinge managen. (Außer natürlich jemand ist arbeitslos geworden. Da war dann schon immer Konsens, der muss drangsaliert und gedemütigt werden, weil er ja sonst nicht mehr arbeiten wolle. Schließlich würden Menschen ja nur arbeiten, wenn einer mit der Peitsche hinter ihnen steht. Und es ging ja ums Geld. Da war das freundliche Menschenbild dann weg, sogar bei der FDP. Gut ich schweife ab).
Aus all dem folgt aber: Ob das funktioniert hängt dann halt nicht nur von den Institutionen und denen, die deren Regeln durchsetzen ab. Sondern auch von den vielen anderen betroffenen Mitmenschen und ihren Reaktionen. Ob eine freundliche Bitte oder ein Befehl reicht, hängt also nicht nur von dem Bittenden/Befehlenden ab, sondern auch von dem Gegenüber. Und von der Dringlichkeit der Sache. Beispiel: Bei noch etwas harmlosen Dingen wie „danke“ und „bitte“ zu sagen, formuliere ich diese Anforderung für meinen Satz als Bitte. Mit Erklärung, warum das wichtig ist (sei freundlich zu anderen, dann sind sie auch freundlich zu Dir). Wenn es aber darum geht, jemand anderen nicht zu schlagen oder zu treten, da versuchte ich es erst genauso. Als es doch vorkam, wandelte ich das in die Befehlsform mit Strafandrohung – denn dabei kann jemand anders ernsthaft verletzt werden. Die Sache ist dringlicher.
Es mag doof sein, die Reaktion von Individuen in der Gesellschaft mit der Reaktion eines Kindes zu vergleichen, weil wir ja so im Kopf haben „die Leute sind erwachsen“. Aber Hand aufs Herz: Es trifft doch trotzdem zu. „Erwachsen“ ist erstmal entweder eine schlichte biologische Beschreibung und dann für vernunftbegabtes Handeln bedeutungslos oder in seiner Bedeutung für letzteres eine Idealvorstellung. Wenn wir ehrlich sind, handeln die meisten Erwachsenen ziemlich oft ziemlich unerwachsen bis kindisch. Wenn wir ehrlich sind, kennen wir das alle von uns selbst. Und schon in Nicht-Krisen-Zeiten reicht ein Blick in Polizeiberichte und Gerichtsakten (oder wahlweise auf die Teilnehmer verschiedener Doku-Soaps, wenn man es bunter mag), um zur Erkenntnis zu kommen, dass erwachsene Menschen sich sehr oft nicht dem Ideal des Erwachsenseins folgend verhalten. In normalen Zeiten kann eine Gesellschaft das hin nehmen und selbst da hat sie ihre institutionalisierten Regeln, die das gröbste verhindern sollen – Mord, Diebstahl, Beleidigungen, Sachbeschädigungen etc. sind mit gutem Grund verboten und mit Strafen belegt. Und selbst das reicht nicht, um alle davon abzuhalten.
In der Krise aber wird ein solches Verhalten ab einer bestimmten kritischen Menge zum Problem für das Umsetzen der erforderlichen Gesamtreaktion auf diese Krise. Die ganzen üblichen kindischen Verhaltensweisen der Erwachsenen werden dann problematisch, z.B.:
Dagegen sein einfach nur um dagegen zu sein.
Dagegen sein, bloß weil es Mainstream ist.
Die Regeln nicht befolgen, weil man für sein Ego provozieren möchte.
Die Regeln unterlaufen um selber Profit damit zu machen.
Noch vorhandene Freiräume bis zum Anschlag ausnutzen und nicht mit
Augenmaß, einfach weil man es kann.
Sich nur fragen, ob man es kann, nicht ob man es tun sollte.
All diese albernen Dinge, von denen wir schon im normalen Leben wussten, dass das eigentlich nicht immer das Beste schon für uns selbst als Individuum ist. Wenn aber ein biologischer (Virus) oder physikalischer (Klima) Imperativ mitspielt, der sich für unsere Befindlichkeiten nicht interessiert, wird’s fies.
Ob also die gesellschaftliche Reaktion allein durch Bitten und Überzeugung umgesetzt werden kann, hängt davon ob, wie viele sich überhaupt damit erreichen lassen wollen. Und ja, das ist durchaus eine Willensentscheidung. Wenn man vorher schon beschlossen hat, man ist gegen alles, was die Regierung möchte, weil man aus Prinzip gegen die Regierung ist, dann hat man schon ausgeschlossen sich von durch die Regierung unterstützten Maßnahmen überzeugen zu lassen. Da hilft dann auch nix mehr. Wenn nur 10 oder 100 oder 1000 so sind – geschenkt.
Aber wie sich zeigte ticken Millionen so. Und das auch noch organisiert und sich vermehrend, indem sie Schwankende zu sich ziehen, das Internet eben nicht nur Information verbreitet, sondern auch Desinformation, weil das Internet halt selber eigentlich nix macht, sondern die Menschen, die es benutzen. Ob diese Anzahl für die Umsetzung der Krisenreaktion zu groß ist, bemisst sich beim Corona-Virus recht nachvollziehbar schlicht daran, ob sie dazu führt, dass Virus weiterhin einen riesigen Pool leicht Infizierbarer zur Verfügung hat. Denn das ist das einzige von Interesse aus Virus-Sicht. (Spoiler: Es führte bisher genau dazu).
Aus all dem ergibt sich dann, ob eine Gesellschaft überhaupt die Möglichkeit hat, es allein freundlich zu schaffen. Man muss ernsthafter Weise zu Gute halten, dass man es erst so machen wollte:
1. Abstand halten und Kontaktreduktion waren erst Empfehlungen. Sie wurden erst strenge Regeln, als das nicht reichte.
2. Maskentragen war erst eine Empfehlung. Das reichte nicht, da wurde es eine Regel ohne Strafe. Reichte auch nicht, dann wurden auch Strafen eingeführt.
3. Impfen begann auch mit dem Aufruf dazu, Empfehlungen, Werbung, Überzeugung. Und ehrlich gesagt hab ich in meinen 40 Jahren noch nicht erlebt, dass eine wichtige Maßnahme so umfänglich überall monatelang in epischer Länge erklärt wurde. Leute, die noch Zweifel haben und sich nicht informiert fühlen, lügen sich in die Tasche. Das Problem ist nicht, dass sie nicht informiert sind oder sein könnten, Regierung, Ärzte etc. haben nicht zu wenig informiert. Das Problem ist, dass den Zweiflern das Ergebnis nicht gefällt. Jedenfalls hat auch hier der sanfte Weg nicht ausreichend geholfen. Das ist der Grund, dass jetzt über die Impfpflicht diskutiert wird.
Das wir jetzt mit Verboten und Pflichten arbeiten müssen, liegt nicht daran, dass wir das so geil finden. Es liegt daran, dass die Reaktion zu vieler Mitmenschen auf die vielleicht nicht schönste, vielleicht nicht mal perfekteste, aber machbarste und ausreichend erfolgreiche Gesamtreaktion auf die Pandemie diese zu sehr unterminiert und damit eben alle mitschädigt. Deshalb bin auch ich für eine Impfpflicht und hartes Vorgehen gegen die Querdenker. Würden wir hier von etwas reden, bei dem wirklich nur jeder für sich selber geschädigt wird, wäre ich das nicht. Wenn es nur darum ginge, dass die Querdenker ein Recht auf sich selbst Stromstöße verpassen haben wollten um über den Jordan zu gehen – da wär’s mir echt Sense. Sollense doch, würde mich nicht schädigen.
Aber so ist es ja nicht. Das Handeln dieser Mitmenschen schädigt auch andere und sie verweigern faktisch einen sinnvollen Austausch um einen Konsens zu erreichen, weil ihnen halt das wahrscheinliche Ergebnis nicht gefällt.
Auf der anderen Seite stehen natürlich 2/3 der Gesellschaft, die sich informiert und sinnvolle Maßnahmen oft sogar schon von selbst übernommen haben, bevor sie Gesetz wurden. Leider reichte das nicht um das Virus einzudämmen.
Daraus ergeben sich aber zwei Dinge: 1. Die Sichtweise in der Diktatur und wie sie etwa in China offen kommuniziert wird (oder auch selbst von der FDP in Saschen Hartz4-Bezieher), dass die Leute nur mitziehen, wenn man sie dazu prügelt, taugt nicht als allgemeines Menschenbild. Erinnern wir uns: 2/3 der Leute haben die Reaktion auf die Pandemie mitgetragen.
2. Umgekehrt stimmt die maximal-liberale Menschensicht, dass jeder schon seinen Verstand zu seinem Besten und zum Besten aller benutzt, eben auch nicht. Der Mensch hat einen enormen Hang dazu, mit seinem Verstand vor allem allerhand Unsinn zu verzapfen und dabei sehr kreativ zu sein. Leider ist dieser Hang groß genug, um es unmöglich zu machen bei wichtigen Dingen nur auf die Einsicht der Leute zu vertrauen. Und wo das nicht möglich ist, muss man dann doch nochmal den Zwang auspacken.
Verallgemeinert ergibt sich daraus aber auch eine extrem wichtige Erkenntnis auf höherem Abstraktionsniveau: Freiheiten kann jeder nur haben, wenn es auch Pflichten und Ge-/Verbote gibt, die deren Grenzen aufzeigen. Sonst wird Freiheit zur Tyrannei der Stärkeren und frisst sich selbst. Und zur Durchsetzung dieser Begrenzungen braucht man gesellschaftliche Institutionalisierung, z.B. in Form eines Staates. Anarchisten träumen immer von der totalen Freiheit ohne Staat, die gibt es aber nicht. Der Staat war und ist oft in der Geschichte einer der ärgsten Feinde der Freiheit; er ist aber auch letztlich der einzige Garant der Freiheit für jeden. Welche Rolle er spielt hängt von den Menschen ab, die ihn mit Leben füllen. Und jetzt bin ich wieder abgeschweift. Und erstmal am Ende.
Erst mal freue ich mich, dass es Ihrem Vater gutgeht.
Das Prinzip unserer Gesellschaft wie der modernen Demokratien in den USA, Großbritannien, Spanien basiert auf dem Individuum und seinen Möglichkeiten der freien Entfaltung. Die ersten zwanzig Artikel unseres Grundgesetzes befassen sich nur damit. Sie denken vom Staat her. Die Lehre aus unserer Geschichte ist das genaue Gegenteil.
Wie kommen Sie darauf, die meisten würden sich nicht erwachsen verhalten? Ist es nicht gerade kindisches Denken zu erwarten, dass bei Millionen eigenständigen Köpfen alle gleich empfinden, alle die gleichen Werte haben, alle zu den gleichen Entscheidungen kommen? Genialität oder nur unsere innovativen Gesellschaften sind nur deswegen so enorm pulsierend, so erfindungsreich und so schnell, weil es eben nicht so ist. Jeder Mensch kommt zu anderen Schlüssen. Denken Sie an Ihre Schulzeit: wenn zwei die exakt gleichen Lösungen hatten, hatte einer abgeschrieben.
In Israel, einem sowohl als besonders vorbildlich in der Pandemie geltenden Land als auch für seinen Erfindungsreichtum gefeiert, hat eine Impfquote von 65%, Deutschland von 70%. Die israelische Regierung kommt aber nicht auf die Idee, harte Lockdowns zu verhängen oder eine Impfpflicht einzuführen. Sie bekämpfen staatlicherseits die Pandemie mit intelligenten Konzepten.
Der deutsche Staat zeigt hier nur seine intellektuelle Beschränktheit. Ihre Idee ist die der Erziehung, doch der Staat ist nicht der Erziehungsberechtigte der Bürger. Die Bürger sind seine Auftraggeber. Das wussten frühere Bundeskanzler, bis Angela Merkel kam.
Wir wussten schon vor der Pandemie, dass fast die Hälfte der Bevölkerung Impfungen skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. Die Politik hat dieses Misstrauen fleißig gezüchtet, die Grünen haben in ihrer DNA die Abneigung gegen die Gentechnik. Und nun plötzlich sollen sich alle einen gentechnisch erzeugten Impfstoff spritzen lassen? Das würde nur zeigen, dass die Menschen Schaafe sind, denen man einfach alles erzählen kann je nach Opportunität. Dass sich heute über 80% der Erwachsenen haben ein gentechnisch erzeugtes Vakzin spritzen lassen, ist ein Erfolg der Impfkampagne. Erwartbar wären 55% gewesen.
Nun ist eine neue Variante im Umlauf, die nach Ansicht von Virologen wie Epidemologen das Zeug hat, im Schnelldurchlauf die Bevölkerungen zu immunisieren. Und wie reagieren wir? Verängstigt. Obwohl wir wissen, dass Omikron bei hoher Infektionsgefahr vor allem schwache Verläufe produziert und Geboosterte gut geschützt sind, ängstigen wir uns wie zu Beginn der Pandemie. Wenn es etwas beweist, dann das die, die sich als aufgeklärt und wissenschaftsorientiert bezeichnen, besonders lernunfähig sind.
Die Pandemie nährt sich dem Ende, das Virus wird harmloser, die Intensivstationen sind selbst im Winter nicht so hoch belastet wie prognostiziert, aber wir diskutieren eine Impfpflicht für ein Virus, das dauernd sich verändert. Das wird schwer zu rechtfertigen sein, schon gar nicht im Frühjahr.
Weil Sie s zweimal erwähnt haben: Versuchen Sie sich doch an einer Erklärung, warum vor Hartz IV mit einer Ausnahme alle OECD-Länder einen geringeren Anteil an Langzeitarbeitslosen hatten als Deutschland. Die Arbeitsmarktreformen bewiesen, die Menschen reagieren auf Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen. Auf Ihre Erklärung – bitte mit Vergleich zu anderen Ländern – bin ich gespannt.
Es gibt Pflichten, die längst keine Kontroversen mehr auslösen: Schulpflicht, Führerscheinpflicht, Steuern zu zahlen. In jedem dieser Fälle müsste man annehmen, dass vernünftige Menschen das auch ohne Zwang tun würden.
Zusammengefasst: Der Freiheitsbegriff von Habeck, nicht der von Lindner, bevor er in die Regierung eintrat. Inzwischen bewegt er sich, wie seine Partei, in diese Richtung. Und das ist gut so.
Da fehlt was im Mittelteil. Was wollen Sie sagen?
Dass manche Maßnahme, die zunächst wie eine unerträgliche Bevormundung oder als Eingriff in die persönliche Freiheit erscheint, bei nüchterner Betrachtung und Berücksichtigung aller Aspekte sogar noch ein Mehr an Freiheit (jedenfalls für mehr Menschen) bringen kann.
Ob das für die allgemeine Covid-Impflicht zutrifft, da bin ich mir fast sicher. Dass auch Vertreter der FDP (z. B. bei Hartaberfair) nach langem Ringen sich dafür ausgesprochen haben, minderte meine Zweifel. „Es wird keine Impflicht geben“ zu sagen war sehr, sehr unklug. Aber es ist auch nicht der Wortbruch-Skandal, zu dem er stilisiert wird.
Sie haben den Punkt des Artikels nicht. Es geht nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um eine grundsätzliche Haltung. Es gibt für alles gute Begründungen.
Sie selbst haben vor Tagen eine Weisheit, die eine Floskel ist, angeführt: Alles hat zwei Seiten. Nur, was ist die Konsequenz daraus? Wir müssen uns im Leben immer für einen Weg entscheiden, sonst bleiben wir indifferent. Leider können sich die meisten Menschen nicht entscheiden, das weiß ich aus meinem Beruf.
Die entscheidende Frage ist also, warum wir Deutschen immer nach links laufen, wenn die Horde der freien Gesellschaften nach recht unterwegs ist. Wir fühlen uns im Besitz einer höheren Wahrheit, wir wollen Vorbild für die Welt sein. Gerade solche Naturen sind meist kein Vorbild.
Es gibt gute Gründe gegen die Atomenergie. Aber wir haben die Frage ideologisch entschieden, ohne Alternativen, ja, ohne einen Plan zu haben, wie es eigentlich ohne gehen soll. An anderer Stelle würden die Befürworter des Ausstiegs sagen, das wäre nicht erwachsen. Es hat Gründe, warum bisher kein großes Flächenland aus der Kernenergie ausgestiegen ist. Und an einem Fakt führt kein Weg vorbei: Atom ist CO2-frei. In einer Zeit, in der wir in Rekordgeschwindigkeit klimaneutral werden und die Verbrennungstechnologien überwinden wollen, ein unbestreitbarer Vorteil.
Es gibt auch gute Gründe für eine Impfpflicht. Dennoch hat sie kein Land eingeführt oder umgesetzt. Selbst Österreich, dieses kleine Land, kommen Zweifel. Denn die Schattenseiten sind auch nicht ohne. Und eins habe ich in meinem Leben gelernt: Ziehe nie die letzte Karte. Wir wissen längst, dass das Virus stark mutiert und dabei immer schwächer wird. So ist es mit dem Grippevirus und da haben wir nie eine allgemeine Impfpflicht erwogen. Wir wollen die Impfpflicht gegen unsere Angst, nicht gegen das Virus. Denn auch hier gibt es einen Fakt, der alles determiniert: Omikron trifft nur Ungeimpfte härter. Wenn das Virus aber mutiert und immer harmloser wird, lässt sich ein so schwerwiegender Eingriff in die körperliche Unversehrtheit nicht mehr begründen. Schließlich kann der Staat Freiheit nicht an ein allgemeines Kriterium wie eine Impfung knüpfen.
Ihre Betrachtung ist daher auch falsch: Es geht nicht um die Freiheit aller oder der Mehrheit, sondern des Einzelnen. Die Verfassung garantiert, dass ein Vollidiot sich in diesem Land frei entfalten kann. Deswegen dürfen wir auch nicht jene einsperren, die wir als potentiell hoch gefährlich erachten, fähig, Morde zu begehen. Wenn wir jene nicht in ihren Möglichkeiten einschränken können (und wollen), warum Menschen, die einen Eingriff an ihrem Körper ablehnen?
Omikron trifft nur Ungeimpfte härter.
Woher wissen Sie das? Ihre Unfähigkeit grundlegendes Wissen in Sachen Corona darzulegen, ist erschreckend. Das RKI selbst schreibt zur Impfung: „In welchem Maß die Impfung die Übertragung des Virus reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden”.
Diese verschwurbelte Aussage belegt, dass eine potenzielle Übertragungsreduktion im so niedrigen Bereich liegt, dass sie schlicht nicht messbar ist. Eigentlich sollte sich bereits damit jede Diskussion hinsichtlich einer Impfpflicht erledigt haben. Ebenso Ihre Behauptung von oben.
Auswertungen der Rohdaten der Zulassungsstudien zeigen bei ALLEN Impfstoffen insgesamt mehr Erkrankungen in der Impfgruppe im Vergleich mit der Placebo-Gruppe und auch eine – wenn auch nur leicht, aber das ist bei den vergleichsweise geringen Zahlen und der kurzen Beobachtungsdauer nicht anders erwartbar – erhöhte Sterblichkeit. Mit anderen Worten, es ging der Impfgruppe gesundheitlich insgesamt SCHLECHTER als der Placebogruppe. Auf Grundlage dieser Daten hätte also niemals eine bedingte oder sonstige Zulassung erfolgen dürfen.
Und zu Omikron. Daten aus Ländern wie Südafrika, Großbritannien und Dänemark zeigen, dass die Omikron-Variante noch einmal eine deutlich verringerte Sterblichkeit hat als alle bisherigen Varianten. Dazu kommt, dass Omikron trotz seiner geringen Gefährlichkeit, und im Gegensatz zu den aktuell verwendeten Impfstoffen zu einer soliden Immunität auch gegen frühere Varianten wie Delta führt. Wenn man also schon glaubt, dass Herdenimmunität gegen ein Schnupfenvirus erstrebenswert ist, dann ist eine Immunisierung durch Omikron immer noch die beste Option, und nicht durch Impfen.
Stellen Sie sich eine hoch ansteckende Infektionskrankheit vor, die eine Infektionssterblichkeit von 10 Prozent aufweist wobei weitere 10 Prozent der Infizierten Langzeitschäden davontragen. Also eine wirklich gefährliche Krankheit. Nun wird ein Medikament entwickelt, das Infizierte mit 100 Prozent Wirksamkeit von der Erkrankung heilt – es hat nur einen Nachteil: 50 Prozent der Behandelten sterben innerhalb von 24 Stunden. Würde irgendjemand ein solches Medikament einsetzen? Und das ist genau das Problem mit den Coronaimpfungen. Bereits in den Zulassungsstudien wurde nur auf PCR-bestätigte „Corona-Infektionen“ gestarrt, während die Rohdaten der Zulassungsstudien zeigen, dass der Gesamtgesundheitszustand in der Behandlungsgruppe schlechter war als in der Placebo-Gruppe. Die massiv angestiegene Gesamtsterblichkeit in allen „geimpften“ Alterskohorten in Deutschland deutet sehr stark darauf hin, dass die „Impfungen“ nicht nur den Gesundheitszustand, sondern auch das Überleben der Injizierten negativ beeinflussen.
Nun, die Statistiken des RKI zeigen, dass auf den Intensivstationen zu fast 90% über 60jährige liegen, die zu ebenfalls rund 90% ungeimpft sind. Das ist die statistische Wahrheit. Es kann natürlich sein, dass rein zufällig von den 13 Millionen Ungeimpften aus 67 Millionen erwachsenen Deutschen besonders viele anfällig sind – aus genetischen Gründen etwa oder aufgrund der Lebensverhältnisse. Nur, rein statistisch halte ich das für wenig wahrscheinlich.
Statistische Wahrheit, von wegen. Hat es sich bis zu Ihnen noch nicht herumgesprochen, dass diese 90% schlicht gefakt waren. Das RKI hatte nachweislich die Patienten, von denen der Impfstatus nicht bekannt war, sachwidrig einfach den Ungeimpften zugeschlagen. Laut RKI gelten Geimpfte bis 14 Tage nach der Impfung als nicht geimpft, was die statistische Erfassung zusätzlich verwässert.
Hinzu kommt, das DIVI weigert sich bis heute diese Impfdaten zu liefern. Obwohl bereits im November bei der Anhörung der Leiter des DIVI eingestehen musste, den Impfstatus nicht zu kennen, da er nicht erhoben würde, worauf die Bundesregierung das DIVI anwies, diese fortan zu erheben. Bis heute weigert sich die Behörde und will erst Mitte Januar Daten liefern, wahrscheinlich um den Druck auf die angepeilte Impfpflicht nicht zu gefährden (s. https://www.welt.de/politik/deutschland/article235953092/Corona-Intensivpatienten-Bartsch-fordert-Freigabe-von-Impfstatus-Daten.html)
Sie sind ganz offensichtlich nicht auf dem neuesten Stand der Debatte.
https://www.welt.de/kultur/plus235265546/Pandemie-Daten-Corona-die-Jugend-und-die-fehlenden-Nullen.html?icid=search.product.onsitesearch
Es landen fast ausschließlich über 60jährige auf den Intensivstationen. Und Ihr „Skandal“ gilt nicht für jedes Bundesland.
In jedem dieser Fälle müsste man annehmen, dass vernünftige Menschen das auch ohne Zwang tun würden.
Ich bin ein alter Reaktionär – und habe natürlich gerade echte Tränen gelacht. Nein, müsste, sollte und darf man nicht annehmen. Ohne den Druck würden die zitierten Pflichten sich morgen schneller auflösen, als Schnee in der Sommersonne schmilzt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu schnell gelacht, „alter Reaktionär“.
Das war genau meine Aussage: Würde man allein auf die „Eigenverantwortung mündiger Bürger“ setzen, bräuchte man den Zwang nicht. Dass man ihn braucht, zeigt doch, dass es mit der vielzitierten Eigenverantwortung nicht so weit her ist. Dass es darüber keine Diskussionen (mehr) gibt, belegt die Einsicht in diese Tatsache.
@pirat: “ Ihr Vater hatte Probleme in der Klinik wegen Ueberbelegung/Blockierung der Intensivstation durch Ungeipmpfte:
Habe eine sehr aehnliche Situation mit einem alten Freund, der schwer krank ist. Der konnte keine Termine In der Uni Klina in Mainz bekommen weil das Personal auf den Intensiv Stationen wegen Corona Patienten durch UNGEIPMFTE GEBUNDEN WAR. Hier habe Ich als Liberaler folgende Ansicht: Wer sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen will; OK . Dann muss der Ungeimpfte aber auch bereit sein, bei Erkrankung die Plaetze in den Kliniken nicht zu blockieren und erst Geimpfte behandeln zu lassen. Ungeimpfte haben sich dann hinten anzustellen…Freiheit ist nicht egoistisch das eigene Wohl zu beanspruchen aber Andere zurückzustossen. Freiheit erfordert Verantwortung…
Ein interessanter Start in ein neues Jahr – wenn auch in meinen Augen der Gedankengang in eine andere Richtung noch lohnender wäre:
Die Feststellung, dass die Gesellschaft durch die Coronakrise illiberaler und autoritärer geworden ist, ist wohl evident. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere westliche Gesellschaften. (Sie selbst führen Australien gern als abschreckendes Beispiel an) Klar ist auch, dass – wenn wir nicht gegenarbeiten – dies auch so bleibt, wenn Impfung, Immunität und milde Varianten COVID tatsächlich nicht schlimmer als eine Grippe machen.
Was aber vielleicht sehr ‚deutsch‘ ist, ist das Verlangen nach allgemeingültiger Universalität. Ihr Beispiel mit den afghanischen Richterinnen hat mich an den furchtbaren Vogonensatz „Da könnte ja jeder(!) kommen“ erinnert, der genau das Dilemma dahinter zeigt, dass allgemeingültige Regeln die Spezifika der individuellen Situation ignorieren. Leider ist da auch der (vor kurzem hier zitierte) Immanuel Kant mit involviert, dessen kategorischer Imperativ allzu leicht zu „Strebe danach, dass die Maxime deines Handelns zum allgemeinen Gesetz wird“ sinnentstellen lässt.
Deswegen möchte ich dem einen anderen Denker der deutschen Aufklärung entgegensetzen: Adolphus Knigge und den Leitsatz des „Umgangs mit Menschen“, jeden anderen mit Respekt zu behandeln, unabhängig von dessen Stellung und Situation, aber auf eine Weise, die dessen Stellung und Situation in Betracht zieht.
Leider gibt es zwei Aspekte des aktuellen Zeitgeistes, die dem entgegenstehen:
Das eine ist ein gewisses ‚Stammesdenken‘, das sich hinter der identitätspolitischen Sichtweise verbirgt. Wenn es nicht nur um mich geht, sondern um die Rechte (Privilegien?) ‚meiner‘ Gruppe, die gegen die ‚anderen‘ verteidigt werden müssen, dann ist Toleranz nicht mehr so wichtig.
Das andere ist die Verfügbarkeit der digitalen Öffentlichkeit. Warum problematische Kommunikation durch direkte Ansprache lösen, wenn man sich durch einen flotten Twitter-Hashtag die Aufmerksamkeit Gleichgesinnter holen kann?
… dennoch und auch wenn ich jetzt deutlich vom Thema abgekommen bin, hoffe ich auch in 2022 auf größtenteils respektvollen Umgang miteinander.
Das Beispiel Australien wurde hier im Blog herausgefordert. Ich war einige Wochen in dem Land / Insel / Kontinent. Die Leute strahlten eine solche Ruhe, Gelassenheit, Gemütlichkeit und Offenheit aus, für die die Australier bekannt sind. Umso verstörender war für mich die Entwicklung in der Pandemie. Und genervt war ich von jenen, die von Down Under erzählten, ohne nur ein Funken von Ahnung über die Verhältnisse dieses schönen Landes zu haben.
Ich bin dreifach geimpt und verteidige das Recht auf Selbstbestimmung. Ich bin immer Hardcore-Nichtraucher gewesen und verteidige das Recht eines Rauchers auf seine Kippe. Ich präferiere qualitativ hochwertige Lebensmittel und verteidige des Recht auf Billigware. Andere Menschen, andere Ansichten, andere Lebensumstände. Das ist das Interessante an dieser Welt.
Zustimmung, bis auf ein Detail: Beim Thema Rauchen haben Sie mich an eines der konkreten Beispiele erinnert, wo Selbstbestimmung sich als schwächer als Regulierung erwiesen hat: Das Rauchverbot in Gadtstätten. Als es vor 10 Jahren erlassen wurde, hat es auch scharf polarisiert. (In Bayern doppelt, da es einen Volksentscheid dazu gab) Aber schon nach einer kurzen Zeit hat jeder in meinem Bekanntenkreis – auch starke Raucher – die veränderte Normalität dem alten Zustand gegenüber bevorzugt.
Ohne Frage das stärkste Argument. Tatsächlich jedoch haben Jahrzehnte der Aufklärung und des starken Absinkens der Anzahl der Raucher überhaupt erst das Klima geschaffen, wo eine so radikale Maßnahme funktionieren konnte. Ich bin sicher der erste, der sich über unverrauchte Räume freut. Deswegen: ja, starkes Argument.
@Erwin Gabriel: „Ja. Ist ein bisschen wie Flugzeug gegen Auto – Fliegen ist deutlich sicherer als Autofahren, und es knallt sehr selten. Aber wenn es knallt, dann richtig…“
Yep; c’est la vie und Willkommen in der Realität als Menschlein auf diesem Planeten
@Sasse: „@Sasse: „Problem mit dem Atommüll ist ja keines von 2021; wie gesagt, das schleppen wir seit 70 Jahren herum. DAS ist der eigentliche Skandal….:
Das „Problem “ mit Atommuell ist ein aufgeputschtes Werkzeug aus der Ecke der Umwelt und Klima Jakobiner. Kein vernünftiger Mensch wir verneinen das es bei Nuklear Technik ebenso „Challenges “ gibt wie bei Jeder anderen Art der Energie Produktion. Challendes fuer Lösungen die wir in einer freien und sozialen marktwitschft immer gefunden haben. Nachstehend kannst Du Dich zum Thema informieren und ggf. Links und den verlinkten Flyer verarbeiten:
https://nuklearia.de/atommuell/
Die neutrale Aufklärung wird von den grünen Ideologen bewusst unterdrückt. Unsere ”Qualitätsmedien” machen dabei eifrig mit….Das ist die derzeitige Republik und das seit 20-30 Jahren…
@ Thorsten Haupts: Ihr Post von heute; 3 Jänner :
AMEN UND AMEN UND 1000 % Zustimmung. Die Buerger sind seit ca 30 Jahren wie ein Hammelherde von Ideologen ge- und verführt worden. Allerdings sehe ich da ganz zarte Anzeichen von Licht am Ende des Tunnels. In nicht so ferner Zukunft werden die Buerger in D kapieren das sie -literally- ins Dunkel und in die Kälte gefuehrt wurden und sie werden die Rückkehr von Nuklear fordern.
Stefan Pietsch 3. Januar 2022, 13:07
RKI verändert Zahlen im Wochenbericht.
Unter der Überschrift „Klinisch-epidemiologische Daten“ auf Seite 14 wurde zum Impfstatus folgendes angegeben: 186 positiv Getestete waren nicht geimpft, 4.020 wurden als „vollständig geimpft“ bezeichnet und davon 1.137 noch vollständiger mit einer Auffrischungsimpfung.
Auch im Wochenbericht vom 23.12.2021 hieß es: „186 Patientinnen und Patienten waren ungeimpft, 924 waren vollständig geimpft, von diesen wurde für 161 eine Auffrischimpfung angegeben.“ Es ist deshalb glaubwürdig, dass die Zahl von 186 falsch ist.
Inzwischen wurde der Absatz wie folgt verändert:
Statt 186 sollen es jetzt also 1.097 Personen ohne Gentechnik-Spritze sein, die angeblich mit Omikron infiziert waren oder zumindest ein positives Testergebnis hatten.
Daraus resultiert als neue Bewertung:
Es wurde ein Impfstatus bei 5.117 der insgesamt 10.443 Fälle erhoben. Der Anteil der Infektionen bei Personen ohne Impfung beträgt also 21%, die 4.020 Fälle, die als „vollständig geimpft“ bezeichnet werden, machen also 79% aus. Die 1.137 noch vollständiger mit einer Auffrischungsimpfung versorgten, machen mit 22% noch immer mehr als die ohne Impfung aus.
Per 30.12.2021 waren in Deutschland 70,52% „vollständig immunisiert“ was noch immer deutlich weniger ist, als der Anteil 79% bei den Infektionen.
Auch damit ist offensichtlich, dass die Impfung keinen Schutz bietet, im Gegenteil, sie macht sogar eine Infektion wahrscheinlicher. Das Gleiche zeigte sich in Dänemark und in UK. Ob diese Zahlen des RKI jetzt stimmen oder falsch sind, kann man nicht ohne weiteres beurteilen.
Aber, dass diese immer offensichtlicher werdende schädliche Gentechnik-Spritze noch immer als Allheilmittel beworben wird, ist skandalös. Eine Impfpflicht ebenso.
Ein Nachtrag zur These, dass nur Deutschland nach Fukushima aus der Kernenergie ausgestiegen ist. Auch Belgien (Tihanye) und Südkorea wollen aussteigen (Belgien bis 2025). Spanien hat ein Moratorium für Neuanlagen erlassen und lässt seine alten Reaktoren auslaufen. Italien ist bereits nach Tschernobyl ausgestiegen. Von den ‚westlichen‘ EU-Ländern halten nur Finnland, Frankreich, Niederlande und Schweden an der Kernenergie fest.
Weder Belgien noch Südkorea sind große Flächenländer. Es geht auch nicht um den Bau neuer Kernkraftwerke, aber um den Erhalt der bisherigen. Denn tatsächlich hätten die meisten noch einige Jahrzehnte laufen können. In dieser Form ist der deutsche Weg schon einzigartig.
Wenn ich die Klimaschützer richtig verstehe, geht es doch darum, den Primärenergiebedarf ohne die Emission von CO2 zu decken. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 den Anteil der Erneuerbaren zu verdoppeln. Heute machen die Erneuerbaren 13% aus. Die Bundesregierung unter Beteiligung der selbsternannten Klimaschutzpartei die Grünen will dies also auf 26% steigern. Da sage ich nur: Wow! Anscheinend haben Baerbock & Co. in Mathe nicht so aufgepasst. Der gesamte Kuchen macht immer 100% aus. Wenn ich also 26% habe, dann müssen 74% woanders herkommen. Jetzt können wir scharf nachdenken, wo denn Dreiviertel unseres heutigen (!) Primärenergiebedarfs herkommen, wo man erwartet, dass der sich bis 2045 um ein Drittel bis die Hälfte erhöht.
Irgendwelche Ideen?
Bei dem Begriff ‚Anteil‘ sollten Sie immer fragen „Anteil wovon?“. Der Anteil erneuerbarer Energien, den die Bundesregierung verdoppeln will, ist der Anteil an der Stromerzeugung:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/energie-erzeugen/erneuerbare-energien-317608
Dieser lag 2021 um die 46% (https://energy-charts.info/charts/renewable_share/chart.htm?l=de&c=DE&interval=year) , was verdoppelt schon deutlich eindrucksvoller ist (und schwer zu realisieren, aber zumindest nicht unambitioniert).
Ihre 13% sind wohl der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergiebedarf – auch diese Zahl ist nicht aktuell, dieser Anteil betrug 2021 16,1 %.
Das weiß ich schon, nur bei genauerer Betrachtung ist es ein statistischer Trick. Denn tatsächlich will Deutschland ja 2045 klimaneutral sein, das bedeutet aber, fossile Brennstoffe dürfen dann prinzipiell nicht mehr eingesetzt werden. Dabei setzen die Grünen einseitig in der Mobilität auf BEVs, nur mit Mühe konnte die FDP die Tür für E-Fuels und Wasserstoff offenhalten.
Mit dem Bezug auf die Stromerzeugung (rund 44% des deutschen Primärenergiebedarfs) wird eine hohe Deckung vorgegaukelt. Doch wie soll der übrige Primärenergiebedarf gedeckt werden, wenn nicht mit Strom? Auch wenn wir auf die Stromerzeugung referenzieren, so hätten wir eine erhebliche Lücke. 2020 lag der Anteil der Erneuerbaren bei 42%. Wenn es heute 46% sein sollen, wäre dieser Sprung erklärungsbedürftig, da der Ausbau von Windanlagen und Solar stockt. Einigen wir uns Pi mal Daumen auf 45%. Dann sind wir im Jahr 2045 bei 90% der heutigen Stromerzeugung. Allerdings erwarten Experten einen Anstieg des Strombedarf um 50%. Dann würden die Erneuerbaren mit den Zielen von heute nur 60% des Strombedarfs decken. Was ist mit der Differenz, wenn wir 2045 klimaneutral sein wollen?
@ cimourdain 3. Januar 2022, 22:08
Woran mein Glaube an solchen offiziellen Angaben stets scheitert, ist, was NICHT gesagt wird.
Stromverbrauch ist immer eine so klare Sache. Man hat eine Vorstellung davon, wie viel man braucht, hat eine Vorstellung davon, wie sich der Bedarf entwickeln wird, und kann entsprechende Werte je nach Gusto in Anzahl an Windrädern oder in Fläche für Solar-Panels umsetzen. Auch die Elektrifizierung des Verkehrs ist eine relativ einfach berechenbare Geschichte.
Das Problem, dass sich sehe, sind allerdings die Heizungen. Es gibt immer noch viele Bestandsheizungen die mit Öl, noch mehr, die mit Gas betrieben werden. Die auf CO2-neutral umzustellen wird extrem herausfordernd. Denn das Heizen mit Strom klappt zwar grundsätzlich, ist aber eher auf große Flächen mit vergleichsweise niedriger Temperatur ausgelegt; als Fußboden- oder Wandheizung, beispielsweise. Die meisten Brenner arbeiten allerdings anders – mit Heizkörpern, die eine vergleichsweise hohe Wassertemperatur benötigen, um ein Zimmer warm zu bekommen.
Will man diese Heiztechnik durch Stromheizungen ersetzen, würde der hohe Stromverbrauch heftige Eingriffe in die Elektrik des Hauses, des Hausanschlusses und des Wohngebiets erfordern – ich muss ja jetzt schon mit meinem Versorger klären, ob ich eine Wallbox montieren darf. Mein Haus ist umgeben von Bestandsbauten aus den 60er Jahren – das ist stromversorgungstechnisch noch Steinzeit.
Dass irgend eines der von der Regierung verkündeten (aber – Peter Altmaier und Helge Braun sei Dank – nicht ansatzweise umgesetzten) Öko-Einspar-Ziele auch nur halbwegs umgesetzt werden kann, ist utopisch.
@Stefan P: „Wenn ich die Klimaschützer richtig verstehe, geht es doch darum, den Primärenergiebedarf ohne die Emission von CO2 zu decken. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 den Anteil der Erneuerbaren zu verdoppeln. Heute machen die Erneuerbaren 13% aus. Die Bundesregierung unter Beteiligung der selbsternannten Klimaschutzpartei die Grünen will dies also auf 26% steigern. Da sage ich nur: Wow! Anscheinend haben Baerbock & Co. in Mathe nicht so aufgepasst. Der gesamte Kuchen macht immer 100% aus. Wenn ich also 26% habe, dann müssen 74% woanders herkommen. Jetzt können wir scharf nachdenken, wo denn Dreiviertel unseres heutigen (!) Primärenergiebedarfs herkommen, wo man erwartet, dass der sich bis 2045 um ein Drittel bis die Hälfte erhöht…“
Mit diesen prägnante Zeilen hat Stefan glasklar darauf hingewiesen, das die Energie- und Klima Jakobiner gehörige Brueche in der Denke und in der Logik haben. Eigentlich noch Schlimmer: Viele-zu viele – Burger und Waehler lassen sich hier wie Lemminge ueber den Abgrund leiten..
„In Norwegen wird bald CO2 unter den Meeresboden gepumpt, die ersten Rahmenverträge sollen dieses Jahr geschlossen werden. “
In Norwegen wird nicht „bald“ sondern seit 1996 CO2 unter den Meeresboden gepumpt. https://www.ice.org.uk/knowledge-and-resources/case-studies/sleipner-carbon-capture-storage-project
Wenn von typisch deutsch, nur in Deutschland usw. die Rede ist, kann man nahezu immer Beispiele finden, wo es in anderen Ländern mindestens genauso ist. So auch bei diesem Beitrag.
Ein stellvertretendes Beispiel:
„Nur in Deutschland ist es möglich, „Impfvordrängler“ mit Bußgeldern in sechsstelliger Höhe zu überziehen“
In Kanada musste ein Impfvordrängler Paar mehrere Tausend Dollar Strafe zahlen und wäre beinahe ins Gefängnis gewandert: https://www.theguardian.com/world/2021/jun/16/canada-rodney-ekaterina-baker-vaccines-indigenous
So könnte man den ganzen Beitrag durchgehen. Die Mühe spare ich mir aber.
Es hat seinen Grund, dass Sie den Satz nur in Teilen zitieren und ihn damit seinem Sinn berauben. Wohlwollend lässt sich das nicht nennen. Der Sinn ergibt sich, wenn man die beiden Hauptteile liest:
Nur in Deutschland ist es möglich, „Impfvordrängler“ mit Bußgeldern in sechsstelliger Höhe zu überziehen, (..) und gleichzeitig eine Impfpflicht für alle zu fordern, versehen mit exorbitanten Bußgeldern (ohne geht es nicht) für Verweigerer des Gemeinsinns.
Auf die Art können Sie sich wirklich eine Kommentierung sparen, denn um Verständnis geht es Ihnen nicht. Schade eigentlich.
P.S.: Tatsächlich geht es um vierstellige Bußgelder. Sorry.
Das war nicht böswillig, sondern ich bin drüber gestolpert, da ich den Fall im Kopf hatte. Die Anklage wollte wie gesagt sogar eine mehrmonatige Gefängnisstrafe.
Es gibt auch in Canada Diskussionen zur Impfpflicht und zumindest in Teilbereichen wurde sie bereits im Herbst eingeführt. https://pm.gc.ca/en/news/news-releases/2021/10/06/prime-minister-announces-mandatory-vaccination-federal-workforce-and und weitere sollen folgen https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/canada-plans-expand-covid-19-vaccine-mandate-cover-banks-telecoms-sectors-2021-12-07/
Ich finde auf Anhieb nichts zu Strafen. Ich kann mich allerdings erinnern das in den USA, wo ja auch einige Staaten solche Pflichten eingeführt hatten (Land of the free, sie wissen schon) staatlichen Angestellten in ähnlichen Fällen gekündigt wird.
Hat mich geärgert, gerade weil Sie so ein kluger Kopf sind und weil ich Sie sehr schätze – was ich immer mal sage. Aber jetzt ist alles gut. 😉
@derwaechter.: “ Auf dem man im freien Amerika so viel Gas geben kann wie man will, während in Deutschland, je nach Bundesland, schon bei 80 km/h oder spätestens 140 km/h Schluss ist. Schon bei relativ kleinen Überschreitungen drohen empfindliche Strafen…“
Du meine Guete. Das ist aber wirklich sehr duenn und auch albern. Es geht doch hier und das Große und Ganze im grundsätzlichen und Fundamentalem Vergleich der beiden Gesellschaften, Philosophien und Lebensstile…HerrGottchen noch mal……
Klar. Das war auch pointiert, trifft aber trotzdem einen Punkt. So schwarz-weiß ist es nämlich auch sonst nicht.
Zum einen gibt es riesen Unterschiede zwischen den Staaten, einige sind für Verbote und Einschränkungen (Bürokratie), geradezu berüchtigt.
Ausserdem kommt es stark an welche Gesellschaftsbereiche man sich anschaut. Nehmen Sie Moral und Sexualität. Von der Nutzung sexualisieter Schimpfwörter, zeigen von Nacktheit bis hin zu Prostitution ist Deutschland in dem Bereich viel freier als die USA.
Oder Kindererziehung. Ich kann mich an Korrespondentenberichte erinnern über deutsche Ex-pats denen die Polizei auf den Hals geschickt wurde, weil die Kinder alleine draußen gespielt haben.
Schon zu meiner Zeit mussten die Schüler, die auf einen Austausch in die USA gingen völlig überzogene (aus europäischer Sicht) Verträge unterschreiben, was sie dort alles nicht dürfen.
Oder denken Sie nur an den Klassiker: darf man in den USA seine Wäsche zum trocknen raus hängen. Amüsiert den Rest der Welt schon seit Dekaden. https://www.bbc.com/news/magazine-11417677
Und ein sehr ernstes Thema sind die drakonische Strafen, die in den USA verhängt werden. Wenn mich nicht alles täuscht hat kaum ein Land auf der Welt anteilig mehr Gefängnissinsassen als die USA. Eben weil es strenge Regeln und harte Durchsetzung eben dieser gibt.
@Erwingabriel: „Die auf CO2neutral umzustellen …“ Endquote. Warum kompliziert wenn es auch einfach geht.? Wenn wir CO2 neutral wollen; Nuklear Ausstieg stoppen und reversieren und neue moderne und effiziente Anlagen bauen; ASAP. Voila; schon ist das CO2 Problem massgeblich gelöst
@ Hanni Hartmann 4. Januar 2022, 19:56
Wenn wir CO2 neutral wollen; Nuklear Ausstieg stoppen und reversieren und neue moderne und effiziente Anlagen bauen; ASAP. Voila; schon ist das CO2 Problem massgeblich gelöst.
Schon ist das Problem mit dem Strom gelöst – ja, zustimmung. Gut für die Industrie, Voraussetzung für eine durchgängige Elektrifizierung des Verkehrs etc.
Das Problem mit den Wohnungen liegt dahingehend anders, dass es nicht reicht, warmwasserbetriebene Heizkörper durch strombetriebene Heizkörper zu ersetzen und eine größere Sicherung einzubauen, da die Zuleitung ins Haus betroffen ist.
Dazu kommt, dass man das zwar für wenige einzelne Häuser noch irgendwie regeln kann. Wenn ich aber in einem älteren Wohnviertel alles elektrifizieren will, muss ich auch die Kabel unter der Erde austauschen.
Hier braucht man Lösungen wie individuelle Wärmepumpen (ineffizient oder zentrale Lösungen wie Fernwärme, die wiederum ein eigenes Netz erfordern.
Mir ging es nur um den Punkt, dass das Thema Heizungen, obgleich für die Menschen und fürs Klima von ähnlich herausragender Bedeutung wie das Thema verkehr / Mobilität, NICHT diskutiert wird.
Wir können das Problem genauso dadurch lösen, dass wir jeden Quadratmeter mit Solarpanelen und Windrädern zupflastern. Das ist ja nicht die Frage. Dass wenn ich genug Stromerzeugung baue ich Strom habe ist jetzt nicht eben bahnbrechend. Die Frage ist doch, was wirtschaftlich und nachhaltig ist. Und da ist die Lage halt in keinem Fall sonderlich klar.
@ Stefan Sasse 5. Januar 2022, 16:59
Ich glaube, dass das ein wenig am eigentlichen Punkt vorbeiführt.
Ich versuche es mal mit einem Beispiel:
Wenn wir beispielsweise die LKWs von den Straßen haben wollen, können wir theoretisch einen großen Teil des Warentransports auf die Schiene verlegen. In der Praxis hat die Bahn aber nicht die Kapazitäten, und es wäre ein deutlich besser ausgebautes und moderneres Schienensystem erforderlich. Waggons könnte man zwar bauen, aber das Schienennetz ist nicht ausreichend ausgebaut, und wo es vorhanden ist, nicht im erforderlichen Zustand.
Das ist korrekt, aber die gleichen Limitationen haben wir bei Kernkraft ja auch. Darauf wollte ich ja raus: wir haben effektive Limits, auch wenn rein theoretisch keine bestehen.
@Sasse: „Das ist korrekt, aber die gleichen Limitationen haben wir bei Kernkraft ja auch. Darauf wollte ich ja raus: wir haben effektive Limits, auch wenn rein theoretisch keine bestehen…“
Ein weiteres und sehr valides Argument meiner These, die ich nun seit einiger Zeit vertrete: Keine übliche Gross AKW sondern Dutzende von kleinen und sogar mobilen Anlagen; Damit wird das problem der Strassen bedeutend aus der equation genommen..
Das erscheint mir angesichts der Risiken und technischen Umsetzungsschwierigkeiten eine rattige Idee, aber erneut, ich hab viel zu wenig Sachkenntnis, um das zu bewerten.
Mal einige Gedanken zu der mittlerweile total verkorksten Energie Politik unserer Polit Amateure, die die gesamte deutsche Industrie betrifft und trifft. Die Entwicklung der Strompreise explodiert, und damit verbunden die Energiekosten für die deutsche Industrie. Diese stellen einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil gegenüber dem internationalen Wettbewerb da. Wo bleibt der Protest? Wo bleibt das Aufbegehren gegen diese Politik zu Lasten der deutschen Industrie? Wo sind die Interessenvertreter, also die Lobbisten? Wo sind die Akteure die Druck ausüben um diesem Treiben Einhalt zu gebieten? Es darf nicht sein, dass es profitabler ist, den langfristig eingekauften Strom zu verkaufen, damit Geld zu verdienen, und die Produktion ins Ausland zu verlegen, und dann die fertigen Produkte wieder zurückzuführen. Rot-Gruene Politik pervers; leider kaum/kein Widerstand von Schwarz Gelb..
Kaminöfen dürfen wegen Feinstaub nicht betrieben werden, aber hochradioaktiver Atommüll steht in Zwischenlagern ungesichert herum:
https://www.energiezukunft.eu/umweltschutz/gefaehrliche-deutsche-zwischenlager/
Die tollen Technologien für die gefahrlose Wiederverwertung sind noch lange nicht in Sicht. Wunschdenken statt Wahrnehmung der Wirklichkeit.
@CitizenK: Wir sollten nicht von Endlagern reden. Das sind Zwischenlager denn diese Reste werden -sogar schon heute- wieder verwertet und recycelt. Was heute noch zarte Anfänge sind; wird in wohl 50 Jahren tägliche Praxis sein..Das ist kein Müll und kein Abfall; das sind Wertstoffe die wir immer besser verwerten werden.
Noch was: Die neue Generation von Minireaktoren, von denen derzeit weltweit rund 30 geplant oder gebaut werden, reduzieren Kosten und Müll erheblich. Sich von technologischen Entwicklungen abzukoppeln ist immer eine dumme Idee.
Es sei denn, wir reden von regenerativen Energiequellen, da darf sich Deutschland aus ideologischen Gründen gerne abkoppeln.
Was ist denn das für eine Nebelkerze? Das technologische Potential bei Windkraftanlagen ist naturgemäß überschaubar, dem entsprechend auch die Entwicklungsmöglichkeiten.
Du behauptest, für Dich wäre ein wesentliches Argument gegen die Kernenergie das dabei entstehende Müllproblem. Wenn das so wäre, dann wäre Deine erwartbare Reaktion auf solche Informationen, wie das Atommüllabfälle verhindert oder reduziert werden könnten, Interesse. Doch das interessiert Dich gar nicht, so hast Du ja schon mehrfach reagiert. Da kann man Dir kaum abnehmen, dass wirklich nüchtern-rational die Debatte über die Fortführung der Atomenergie folgst.
@ErwinGabriel und @Sasse : „Das Problem mit den Wohnungen liegt dahingehend anders, dass es nicht reicht, warmwasserbetriebene Heizkörper durch strombetriebene Heizkörper zu ersetzen und eine größere Sicherung einzubauen, da die Zuleitung ins Haus betroffen ist…“
Du mein Guete; lasst uns doch erstmal das GROSS Problem der Sicherstellung von „Saft “ fuer Deutschland anpacken. Mit modernen und sicheren undausreichende Anlagen haben wir doch erstmal das Kardinal Problem gelöst ( Ich propagier uebrigens eine sanfte Abkehr von wenigen Gross Anlagen auf Dutzende von modernsten Klein Anlagen . Die kann man sogar auch auf Schiffe/Kaehne platzieren und ist damit dann sogar „Mobil“ machen. Das Verzetteln hier in Problemchen wie Beheizen von älteren Gebäuden ist doch 1. kein echtes Problem und 2. eine Challenge die man/frau im Vorbeigehen mitnehmen wird…Wir muessen uns von der „Buchhalter Mentalität“ mal befreien wenn es um wirklich und wichtige Lösungen geht..
@Sasse: Das ist eben die Tragik das Du -wie so viele Andere- nicht unbedingt die Risiken bei Nuklear Technologie kennen und beurteilen. Daher haben wir ja fast nur in D die schon hysterische Angst vor dieser Technologie. Jedes Jahre lernen wir mehr dazu wie die Technik und auch diese Reststoffe ( Ich sage bewusst nicht mehr Abfall und Müll ) recycelt und wieder verwendet werden koennen. Hier uebrigen ein blendender Link in dieser Chose:
https://eike-klima-energie.eu/2022/01/05/die-neue-eu-taxonomie-und-der-aufgescheuchte-huehnerhaufen-der-gruenen/
@ Pietsch : „Noch was: Die neue Generation von Minireaktoren, von denen derzeit weltweit rund 30 geplant oder gebaut werden, reduzieren Kosten und Müll erheblich. Sich von technologischen Entwicklungen abzukoppeln ist immer eine dumme Idee….“
Es scheint so das ganz allmaehlich sich die große Trendwende anbahnt. Den Gruenen ist ja schon mal von der EU eine ganz gehörige Brise Nordsee Sturm in Gesicht gefegt worden. Die werden in der Ample Koalition mit dieser ihrer Fundmental Forderung auf Immer mehr berechtigte Opposition auflaufen. Auch damit wird der Impakt in der neuen Regierung weiter zurecht gestutzt; zumal die Gruenen mittlerweile auch nur noch eine Beamten/Studienrat- und Buchhalter Partei geworden sind…
Nuklear Ausstieg: Deutschland geht damit international einen Sonderweg. Hinzu kommt: Bis zum Jahr 2030 will Deutschland „idealerweise“ auch aus der Braunkohle aussteigen, so steht es im Koalitionsvertrag. Und auch, dass Deutschland in besagtem Jahr 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen soll. Im Jahr 2021 ist deren Anteil an der Stromerzeugung jedoch nicht gestiegen, sondern sogar gefallen, auf knapp 41 Prozent. Braun- und Steinkohle deckten nach vorläufigen Zahlen des Energieverbands BDEW zusammen mehr als ein Viertel des deutschen Strombedarfs, Atomkraft knapp 12 Prozent. Das sind Tatsachen . Dennoch peitscht eine zwar kleine aber dennoch sehr vokale und einflussreichen Minderheit diesen Irrsinn durch das Land. Ich muss daher immer mehr zu der Ueberzeugung kommen, das es hier nicht mehr um Wissen, Technik, Umwelt geht; sondern das hier eine politische Agenda und eine Ideologie knallhart eingesetzt wird um der Bundesrepublik zu schaden und das Land „umzufunktionieren..“
Das Wall Street Journal als letzte Berufungsinstanz für Vernunft?
Wie idiotisch die Nationen handeln können, hat die Atomrüstung im Kalten Krieg gezeigt mit ihrem x-fachen Overkill. Und es geht ja wieder los:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-05/atomwaffen-aufruestung-donald-trump-usa-russland-europa-5vor8