Blamage im TV-Studio

Das TV-Duell ist vorbei. Wer auch immer dachte, 2013 sei furchtbar und eigentlich kaum zu toppen gewesen: sorry, nein. Mit dem TV-Duell 2017 geht ein desaströser Wahlkampf dem verdienten Ende zu. Es waren schwere, zeitweise unerträgliche 90 Minuten. Das lag zu einem gewissen Teil an Martin Schulz, der eine weitgehend miserable Performance ablieferte. Das lag zu einem größeren Teil an Merkel, die ein maximal langweiliges Format forcierte, um ihre Flanke zu decken. Und das lag zum Großteil an den vier veranstaltenden Moderatoren von ARD, ZDF, Pro7 und Sat1, deren fachliche Leistung unter aller Kanone war. Bevor wir aber beginnen, möchte ich einige positive Dinge nennen. Eigentlich sollte nichts davon überhaupt erwähnt werden müssen, aber im Jahr 2017 ist es schon fast ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.

Da wäre zum einen, dass beide Kontrahenten vernünftige, rationale, ruhige Personen waren. Ob Schulz oder Merkel das Land regieren, Finis Germaniae ist wenigstens vier Jahre aufgeschoben. Was eigentlich in einer Demokratie normal sein sollte ist in den letzten Jahren praktisch zum Alleinstellungsmerkmal geworden. Auch waren die Antworten frei von persönlichen Angriffen. Das Höchste der Gefühle war es, als Schulz Merkel die Nummer von Heiko Maas empfahl, damit sie mehr kompetenten Rat habe. Das ist natürlich schon ein burn. Keiner der beiden gab sich der Versuchung hin, reaktionär-populistische Töne anzuschlagen, obwohl beide genügend Gelegenheit dazu hatten und Steilvorlagen von den Moderatoren bekamen. Von Doppelpass zu „Gehört der Islam zu Deutschland“, von Dieselskandal bis zu Victor Orban – nirgendwo gab es irgendwelche gut klingenden, aber völlig beknackten Forderungen. Beide Kandidaten achteten stets darauf, dass alles was sie sagten in der Realität grundiert war. Auch sahen beide davon ab, die Medien zu attackieren. Stattdessen litten sie durch sämtliche Erniedrigungen durch das Moderatorenteam.

Das betraf besonders Martin Schulz. Waren die Moderatoren – Illner, Maischberger, Strunz und Kloeppel – bei Merkel noch zurückhaltend und professionell, so fühlten sich vor allem Maischberger und Illner beständig genötigt, einen laufenden Kommentar zu Schulz‘ Äußerungen abzugeben. Die Grenzen zwischen Interview und Debatte waren dabei für Schulz beständig verwischt, was ihm nicht eben zum Vorteil gereichte. Auch die Auswahl der Fragen – zu denen gleich noch wesentlich mehr zu sagen sein wird – benachteiligte ihn stark.

Nicht, dass es viel ausmachen würde. Schulz‘ Performance war furchtbar. Selbst wenn er Fragen erhielt, auf die er eigentlich stark sein sollte, Fragen, die in seinem Wahlkampfrepertoire seit Wochen eine Spitzenrolle einnahmen und für die er fertige soundbites haben müsste, verlor er sich in Schachtelsätzen, machte Einwürfe mit irrelevanten Details und schob sekundenlange Kunstpausen vor banalen Statements ein, die ihn wirken ließen als überlege er sich alles spontan. Dazu glaubte er, er müsse versuchen Merkel hart anzugreifen und in flagranti zu erwischen oder unbedingt immer das letzte Wort haben. Dies führte etwa dazu, dass die beiden über fünf Minuten lang über die Frage diskutierten, ob Merkel mit ihrer Zustimmung zur PkW-Maut nun ihr Versprechen von 2013 verraten habe. Nein, für den SPD-Frontmann war es ein Desaster. Die 100% Zustimmung waren ein unverdienter Vertrauensvorschuss, zumindest, was seine Fähigkeiten als Wahlkämpfer angeht. Merkel ist damit die klare Siegerin des Duells, wie bereits 2013. Gratulation an sie.

Gab es Überraschungen? Wenigstens vier kleine.

  1. Merkel erklärte, dass die Integration der Flüchtlinge wahrscheinlich nie zu 100% gelingen werden, weil „die Gastarbeiter“ ja auch immer noch nicht alle integriert seien. Schon allein die Wortwahl stellt einen ziemlich bösen Fauxpas dar; die Aussage als solche ist in ihrer Gleichsetzung afghanischer Flüchtlinge und italienischer, griechischer und türkischer Gastarbeiter auch problematisch. Wie oben erwähnt verzichtete Schulz aber darauf, sie deswegen massiv anzugreifen. Die Antwort zeigt aber einmal mehr, warum die CDU in der Wählerschicht mit Migrationshintergrund so große Probleme hat.
  2. Schulz erklärte, er wolle die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sofort und komplett abbrechen, inklusive aller Hilfsprogramme und vieler Handelsverträge und forderte von Merkel, das auch zu tun (sie tat es nicht). Das war bisher nicht gerade offizielle SPD-Position.
  3. Merkel erklärte, unter keinen Umständen das Renteneintrittsalter heben zu wollen und dass die Rente mit 67 bereits ziemlich hart sei. Das ist ein ziemlich klares Signal an die „Rente mit 70“-Fraktion in ihrer Partei und der FDP.
  4. Schulz erklärte, dass er als Kanzler die Zustimmung Deutschlands zu EU-Zahlungen aus dem Strukturfonds von einer Aufnahme von Flüchtlingen abhängig machen würde. Das ist eine ziemlich radikale Positionierung im Kontext der EU-Politik.

Ansonsten gab es wenig Überraschendes.

Und damit kommen wir direkt zu den Fragen. Diese, genauso wie der Moderationsstil Deutschlands bestbezahlter Sprechpuppen, waren eine Frechheit. Die ersten 45 von 90 Minuten verbrachte die Sendung mit der Frage der Flüchtlinge. Es ist das derzeit bei der deutschen Bevölkerung präsenteste Thema, sicher. Aber nach zehn Minuten war eigentlich alles gesagt, schon allein, weil Merkels und Schulz‘ Position sich praktisch nicht unterscheiden. Stattdessen begannen sich die Fragen im Kreis zu bewegen, und mit jeder Kreisdrohung wurde der Tonfall rechtspopulistischer. Es war, als ob die AfD (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei) im Studio präsent wäre. Die Antworten waren von beiden Kandidaten bedacht, differenziert und vorsichtig. Letztlich waren sie sich in allem einig. Schulz legte nur mehr Gewicht darauf, dass die EU-Partner (wahrscheinlich durch Magie) zu einer europäischen Lösung hätten gezwungen werden sollen und dass das BAMF mehr Mitarbeiter bräuchte. Letztlich aber drehte sich die Debatte 45 geschlagene Minuten um die Frage im Kreis, ob Merkel 2015 alles zu 95% oder 100% richtig gemacht hatte. Anstatt danach endlich aus dem AfD-Fanclub auszutreten und andere Themenfelder anzuschneiden, redeten die Moderatoren dann geschlagene 15 Minuten über die Türkei, was die Flüchtlingsdebatte ein weiteres Mal aufheizte.

Damit waren 30 Minuten übrig, um ALLE ANDEREN THEMEN zu besprechen. Von diesen verschwendete Schulz weitere fünf Minuten in dem völlig hirnverbrannten Versuch, Merkel als Wortbrecherin darzustellen, weil sie die PkW-Maut mitgemacht hatte. Fünf. Minuten. Er entblödete sich noch nicht einmal, ihr Zusammenarbeit mit der LINKEn im Bundesrat vorzuwerfen. Merkel beendete den Schwachsinn schließlich mit dem Hinweis, dass die SPD dem Gesetz im Bundestag zugestimmt hatte. Die verlorene Lebenszeit bekommst du als Zuschauer nie zurück.

Als Schulz dann, 70 Minuten nach Beginn einer 90-minütigen Sendung, endlich etwas zum Thema Soziale Gerechtigkeit sagen durfte und einen vorbereiteten Kurzmonolog startete, wurde er schnell von den Moderatoren unterbrochen, die sich gegenseitig übertönten. Den Gipfel fand dieses entwürdigende Schauspiel in Maischbergers Feststellung: „Die Soziale Gerechtigkeit können wir ja ganz schnell machen.“ Das war der Moment als ich den Fernseher angeschrien und die Kinder geweckt habe. Statt endlich einmal über ein anderes Thema zu reden hatte Kloeppel eine atemberaubende Idee: er fragte Schulz, was denn, ganz konkret, in Zahlen, das Steuerkonzept der SPD jemandem so an Entlastung bringen würde? Schulz erbat sich konkretere Informationen, und die staunenden Zuschauer wurden Zeugen wie ein unvorbereiteter Kloeppel (die Moderatoren hatten sich zuvor schon von Merkel über die richtigen Zahlen bei den BAMF-Anträgen belehren lassen dürfen) Freestyle-Steuerberater mit Schulz spielte. Wie man eine so behämmerte Frage stellen kann entzieht sich mir völlig. Mal eben im Kopf ein fiktives Beispiel in der TV-Debatte kalkulieren?! Wie wäre es, wenn man die Zahlen einfach vorbereitet mitbringt? „Herr Schulz, nach dem Konzept Ihrer Partei sehen die Entlastungen für eine vierköpfige Familie mit 3500 Euro brutto in Hessen so aus…“ Stattdessen einfach mal so ins Studio, als wäre es Kloeppel gerade eingefallen und er würde mit Schulz ungezwungen reden statt ein TV-Duell zu moderieren. Unsäglich. Kann jemand diese Pfeifenriege bitte feuern?

Auf diese Art näherte sich das Duell denn auch seinem Ende, nicht ohne EIN DRITTES MAL bei der Türkei und den Flüchtlingen, natürlich stets mit Terrorbezug, anzukommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte man nur noch alle Hoffnung fahren lassen. Egal ob Schulz oder Merkel die Wahl gewinnen würde (Spoiler: Merkel), diese vier Flachpfeifen würden weiterhin zur besten Sendezeit agieren.

Zum Abschluss eine unvollständige Liste der nie angesprochenen Themen:

  • Klimawandel
  • Umweltschutz
  • Zeitarbeitsverträge
  • Bildung
  • Urheberrecht
  • Niedriglohnsektor (abgesehen von einem Halbsatz in Schulz‘ Schlussstatement)
  • Brexit
  • Griechenland/Euro
  • Macron und seine Reformvorschläge
  • EU-Sanktionen gegen Polen/Ungarn
  • Das 2%-Aufrüstungsziel der NATO
  • Auslandseinsätze der Bundeswehr
  • Familienpolitik (abgesehen von einem Halbsatz Schulz‘)
  • Digitalisierung (abgesehen von einem Halbsatz Merkels im Schlussstatement)
  • Infrastruktur und Investitionen

Immerhin: die beiden Kandidaten hielten sich tapfer. Auch wenn Schulz insgesamt performativ enttäuschend war, so waren beide seriös, gaben fundierte Antworten und zeigten, dass sie miteinander wie auch mit jeder anderen Partei (außer AfD (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei)) arbeiten konnten. Das lässt für Deutschland hoffen. Nach diesem TV-Duell ist solcher Trost auch bitter nötig.

{ 37 comments… add one }
  • Stefan Pietsch 3. September 2017, 21:34

    Gute Zusammenfassung. In meinem Statement habe ich den Basar-Aspekt ausgelassen. Ich habe mir an den Kopf gefasst, als die beiden Kandidaten darlegen sollten, was sie dem Wähler bieten. Und Schulz kam, nachdem er über 100€ geboten hatte, nach einem Ping-Pong mit weiteren 100€ um die Ecke. Da wirkte er für einen Moment wie der Marktschreier: „Und ich lege noch eine Scheibe kostenlos drauf!“.

  • Ariane 3. September 2017, 22:15

    Hach seid ihr schnell, ich bin immer noch dabei, das zu sortieren.

    Zu den Moderatoren: Ich hab nun wahrlich keine Großtaten erwartet, aber ich bin ehrlich schockiert.
    Die elend lange Zeit, die auf das Flüchtlingsthema verwendet wurde, wirkte wirklich als hätte die AfD (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei) die Fragen vorgeschrieben. Und es gab da absolut nichts zu holen, beide waren sich einig, sind nicht auf den Populismus eingegangen und das hat nur dazu geführt, dass die Fragen noch rechtspopulistischer wurden. Und es ist ja nicht so, dass es nicht von anderer Seite Kritik am Kurs gibt: Erstarken der Afd (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei), Anschläge auf Flüchtlingsheime, Abschiebungen nach Afghanistan, Rechtsterrorismus wie zb Franko A.. In dem Kontext halte ich es für bedenklich und auch beschämend, dass keine einzige Frage/Erwähnung dazu Raum gefunden hat, wenn man schon 3/4 der Zeit mit Flüchtlingen vertändelt.

    Die Moderatoren waren zudem wirklich schlecht vorbereitet. Ich glaube das war auch Klöppel, der erst nach dem Islam in Deutschland fragte und dann erstmal bei der Kanzlerin nachfragen musste, an wievielen Standorten Imame ausgebildet werden, zum Glück konnte sie aushelfen.
    Und dann gab es noch eine Situation zum Schluss, als es um die erhöhte Kriminalität ging und dass die Polizisten sich alleine gelassen fühlen (auch eine Frage, die Gauland & Co. vermutlich hocherfreut zur Kenntnis genommen haben). Na und jedenfalls meinte Merkel, dass die Polizisten sich alleine fühlen weil sie nicht genug überwachen dürfen und leierte ein ganzes Gruselpaket herunter: Schleierfahndung, Handys auslesen, Datenspeicherung, Kennzeichen an Polizisten sind natürlich böse und schüren Misstrauen und das wurde einfach so im Raum stehengelassen ohne Nachfragen, ob das denn rechtlich zu machen ist und es gab da doch gerade bei G20 den Vorfall, dass die BKA-Datenbanken teils illegal und falsch sind, aber es wurde an Schulz weitergegeben, ob er nicht noch mehr super Ideen hat. Also das darf man eigentlich nicht ohne Nachfragen so stehenlassen.

    Ähm ja, ich gebe dir absolut recht, die Moderation war gruselig, aber ich fand es auch beruhigend, dass da zwei vernünftige Menschen diskutieren wollten, ohne Populismus oder abgedrehte Forderungen. Egal wer Kanzler wird (Merkel klar), aber es ist keine Katastrophe. Lieber die als die Moderatoren. Ich glaube ein nettes Gespräch über die Lage der Welt & Deutschland mit Merkel & Schulz alleine wäre viel besser gewesen.

    Merkel hat halt das gemacht, was sie kann und die Hälfte davon hätte eigentlich schon gereicht, um als Beste aus dieser Nummer herauszukommen. Die Gastarbeiter-Sache hat mich weniger überrascht, die Bekenntnis zu Rente mit 67 und nicht 70 war eigentlich ein klarer Fingerzeig, dass sie lieber mit der SPD weitermachen möchte.

    Schulz fand ich wirklich desaströs. War nicht allein seine Schuld, die Moderatoren haben ihn mehr genervt und er hatte diese bekloppte Steuer-Frage von Kloeppel. Aber da war überhaupt keine Ausstrahlung. Selbst bei Fragen und Themen, die doch vorher zigfach geübt werden, wirkte er vollkommen wirr und unnatürlich und da kam kaum ein Satz mal gerade raus, damit man ihm wirklich folgen konnte. Und er hat sich auf Debatten eingelassen, wie mit der Maut und der Frage, wer wen angerufen hat, da konnte er nichts gewinnen und er wirkte nur klein und peinlich. Immerhin: es passte wirklich zu diesem total vermurksten SPD-Wahlkampf. Und ist ja nicht so, als wären die letzten SPD-Kampagnen gut gewesen, aber dieser Wahlkampf toppt in negativer Hinsicht wirklich alles. Es ist wirklich schade, ich fand Schulz durchaus annehmbar. Und ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob Gabriel ein gerissener Fuchs oder ein Drückeberger ist, dass wieder einmal jemand anderes Kandidat ist. Es gab auf jeden Fall mehrere Momente, bei denen ich an Gabriel gedacht habe und ihn an die Stelle von Schulz gewünscht habe. Er hätte diesen Wahlkampf und vor allem dieses Duell mit Sicherheit sehr viel direkter und souveräner gemanagt.

    • Stefan Sasse 4. September 2017, 14:30

      Dass man gerade ständig betonen muss dass in Deutschland immerhin zwei vernünftige Leute um die Regierung kämpfen, das ist das wahre Trauerspiel. Fällt besonders in der angelsächsischen Presse massiv auf.

      • techniknörgler 4. September 2017, 18:17

        Ich würde es nicht vernünftig nennen. Ehrlich gesagt, dass nicht durchgeknallt spinnert schon als „vernünftig“ gilt, das ist ja selber schon ein Armutszeugnis der ganzen Situation.

        • Stefan Sasse 4. September 2017, 21:26

          „vernünftig“ im Sinne von „vernunftbegabt“, nicht im Sinne von „nur tolle Ideen“.

  • Ralf 3. September 2017, 22:20

    Vielen Dank fuer die gute Zusammenfassung (, wenngleich die auch sehr unueberraschend ausfiel :D)!

  • Ralf 4. September 2017, 06:12

    Und irgendwie passt es zur Ernsthaftigkeit der Veranstaltung, dass die SPD das Ergebnis des Duells schon vor dem Duell kannte …

    http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/tv-duell-zwischen-angela-merkel-und-martin-schulz-die-spd-kennt-schon-den-sieger-aid-1.7056292.amp

    • Stefan Sasse 4. September 2017, 14:32

      Willst du denen jetzt ernsthaft vorwerfen, dass sie Wahlkampf betreiben? Sorry, aber das ist albern.

      • Ralf 4. September 2017, 15:36

        Nein, Wahlkampf betreiben ist schon ok. Aber von einer Partei, die den Kanzler stellen will, erwarte ich mehr Professionalitaet.

        • Stefan Sasse 4. September 2017, 21:28

          Die Veröffentlichung war ein peinlicher Fuck-Up. Dass die das vorher fertig hatten professionell.

          • Ralf 4. September 2017, 23:53

            Die SPD-Werbung behauptete eine Reaktion auf das Fernsehduell zu sein. Da sie das nicht war, war sie offensichtlich eine Luege. Nun wird in der Werbung natuerlich staendig gelogen und den meisten ist das auch klar. Aber die meisten sind eben auch nicht sonderlich empfaenglich fuer diese Werbung. Den Simpletons aber, fuer die dieser Quatsch gemacht wird, hat man nun praktisch mitgeteilt, dass man sie hinter’s Licht fuehren wollte. Das ist ungefaehr so geschickt, als wenn sich der Staubsaugerverkaeufer vor Deiner Haustuer dahingehend verquasselt, dass er Dir erzaehlt sein Produkt sei wertlos und ueberteuert. Gerade das richtige fuer eine Partei, deren groesstes Problem ist, dass ihr keiner mehr glaubt …

            • Stefan Sasse 5. September 2017, 11:26

              Klar, das war ein Fuck-Up. Aber das wird am Ergebnis nichts Feststellbares ändern.

            • Erwin Gabriel 8. September 2017, 18:09

              @ Ralf

              Die SPD-Werbung behauptete eine Reaktion auf das Fernsehduell zu sein. Da sie das nicht war, war sie offensichtlich eine Luege.

              Auf neudeutsch: Fake News. Da gibt es ja jetzt ein Gesetz gegen.
              Welche Partei hat das nochmal angeschoben? 🙂

  • Jens 4. September 2017, 07:09

    Danke für die Zusammenfassung. Die sehr amüsant zu lesen war.

    Nach dem Artikel bin froh mir das „Duell“ nicht angesehen zu haben und keine Lebenszeit verschwendet zu haben 😉

    Gruß Jens

  • R.A. 4. September 2017, 08:09

    > … dass beide Kontrahenten vernünftige, rationale,
    > ruhige Personen waren.
    Ruhig ja. Ob es aber immer vernünftig und rational ist, wenn man sich einfach nur dem jeweiligen Stand der Meinungsumfragen zu einem Thema anschließt …
    Auf ihre Art waren beide mindestens so populistisch wie die AfD, nur eben nicht so marktschreierisch. Aber die Ausführungen wurden von keinem Hauch unliebsamer Realität „gestört“.

    > Die 100% Zustimmung waren ein unverdienter Vertrauensvorschuss,
    … der halt auch grundsätzlich peinlich wirkt. Aber die SPD hat darauf nichts gelernt, sondern gerade in Niedersachsen den nächsten 100%-Kandidaten ins Rampenlicht geschoben.

    > Das ist eine ziemlich radikale Positionierung im Kontext der EU-Politik.
    Und vor allem eine klare Abkehr von Allem, was Schulz im EP vertreten hat. Da er de facto nur noch um den Posten des Außenministers wahlkämpft ist es schon problematisch, daß er seinen Start dort mit populistischen Sprüchen dieser Art belastet.

    > Letztlich aber drehte sich die Debatte 45 geschlagene Minuten
    > um die Frage im Kreis, ob Merkel 2015 alles zu 95% oder 100%
    > richtig gemacht hatte. Anstatt danach endlich aus dem
    > AfD-Fanclub auszutreten …
    Das paßt jetzt nicht zusammen. Für die AfD stellt sich nur die Frage, ob Merkel 2015 alles zu 95% oder 100% falsch gemacht hat.

    Insgesamt ist einerseits richtig, daß das Thema viel zu lang behandelt wurde. Aber andererseits auch viel zu unkritisch – so um die 50% falsch kann man ja mindestens für das (meist fehlende) Regierungshandeln rund um die Merkel-Entscheidung konstatieren. Da hätte man schon mal nachhaken können.

    > Merkel beendete den Schwachsinn schließlich mit dem Hinweis,
    > dass die SPD dem Gesetz im Bundestag zugestimmt hatte.
    Das ist natürlich das strategische Hauptproblem für Schulz: Er baut seinen Wahlkampf zentral darauf auf, daß Deutschland seiner Ansicht nach ziemlich schlecht dastehen würde. Und tritt gleichzeitig für die Partei an, die mit kurzer Pause seit zwei Jahrzehnten die Regierungsverantwortung für dieses Land trägt.

    > Kann jemand diese Pfeifenriege bitte feuern?
    Bei den beiden privaten Pfeifen wäre das möglich. Die beiden GEZ-Pfeifen sind dagegen unangreifbar – angesichts des journalistischen Totalversagens von ARD/ZDF in diesem Wahlkampf wird das System der Staatssender zum echten Problem.

    • Stefan Sasse 4. September 2017, 21:32

      Was du ansprichst mit dem geringen Erkenntnisgehalt ist völlig richtig. Hätten sie 50% die Irrungen und Wirrungen des Asylrechts, des Flüchtlingsstatus und so weiter diskutiert, ok. Aber die Fragen haben sich permanent im Kreis gedreht, und der Pfeifenverein der Fragesteller hatte nicht mal Grundlagen parat! Das war so ein Armutszeugnis, das gibt’s nicht. Die gehören alle gefeuert nach der Vorstellung.

  • Hias 4. September 2017, 08:16

    Der Zusammenfassung kann ich zustimmen. Du hast nur die Nordkorea-Thematik vergessen. Keine Ahnung wie man auf die Idee kommt, dazu zu fragen. Das wirkte wie ne Steilvorlage für Merkel, damit sie aufzählen kann, mit wem sie alles telefonieren will.

    Auf alle Fälle ist mir jetzt klar, warum die Politik sich nicht mehr den Zukunftsthemen widmet. Wenn die vier Frontmänner und -frauen von den vier großen Sendern nach wochenlanger Vorbereitung auf keine einzige Frage zum Thema Digitalisierung, Technologiewandel, Infrastruktur, etc kommen, dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn die Politiker da wenig Zeit investieren. Ein Trauerspiel.

    • QuestionMark 4. September 2017, 12:44

      Wer ist denn hier das Trauerspiel? Das seid ihr doch selbst. Ihr Dummköpfe wählt denselben Scheißdreck immer wieder.
      Warum sollten die Politiker denn da noch etwas leisten?
      Welche Leistung sollten denn die Interviewer erbringen? Es wurde doch zu jedem Thema schon alles gesagt. Das Merkel und Schulz nur Phrasen dreschen ist doch auch schon bekannt. Mit welcher Erwartungshaltung seid ihr eigentlich an diese Veranstaltung herangegangen? Wolltet ihr einen echten Boxkampf sehen? Dazu braucht ihr eben auch mal echte Politiker. Ihr wählt aber immer nur die korrupten Falschmünzer.
      Fangt bei euch selbst mal an. Wählt den Scheißdreck von CDU/CSU und SPD doch einfach ab. Und dann bekommt ihr auch vielleicht mal besseres Personal.

      • Hias 4. September 2017, 13:20

        Wir wählen die CSU solange, bis sie das macht, was wir wollen!

        Schlechter Kommentar, da fehlt ein „Sozialfaschist“!

      • CitizenK 4. September 2017, 13:38

        @ Fragezeichen

        Liege ich richtig, wenn ich an die MLPD denke? Dann vereinige Dich doch mit den Proletariern aller Länder („Konsequent!“), aber verschone uns bitte mit Deinem Gepöbel.

      • Erwin Gabriel 8. September 2017, 18:11

        @ QuestionMark 4. September 2017, 12:44

        Wählt den Scheißdreck von CDU/CSU und SPD doch einfach ab. Und dann bekommt ihr auch vielleicht mal besseres Personal.

        AfD oder Linke? Was für eine Wahnsinns-Idee …

  • CitizenK 4. September 2017, 13:26

    „Die AfD fragt – die Bundesregierung antwortet“.
    Nicht von mir, trotzdem gut.

  • techniknörgler 4. September 2017, 18:08

    „AfD (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei)“

    Gibt es dafür hier ein Tastaturkürzel, um diese Phrase einzufügen? Ich wundere mich nur gerade, weil diese Wendung, aufs Zeichen genau, bei jeder Erwähnung im Artikel und in Ariadnes Antwort vorkommt.

    Auf jeden Fall wirkt das so, als hättet ihr euch irgendwann mal abgesprochen, geeinigt oder in einem netten Plausch die Idee entwickelt, eine „Im übrigen finde ich, dass Karthago zerstört werden muss“ – Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Oder war das spontane Eigendynamik zwischen euch beiden?

    Es geht nicht darum, die Phrase inhaltlich in Zweifel zu ziehen. Nur: Wenn man das nicht nur einmal genau so liest, wirkt das halt nicht mehr flüssig, sondern mantraartig und das ist vom Stil nicht jedermanns Sache.

    • Stefan Sasse 4. September 2017, 21:34

      lol, das ist ein Browserplugin vom NEO Magazin Royale. Ich wusste gar nicht, dass ihr das sehen könnt. Das ist ja mal merkwürdig. 😀 Das fügt automatisch solche Hinweise in Klammern ein, wenn es „Donald Trump“, „AfD“ oder „Erdogan“ irgendwo liest. Was in englischen Artikeln zugegebenermaßen seltsam ist, aber ich finds erheiternd. Und es behält den Fokus.

      • Ariane 4. September 2017, 21:39

        Ist ja witzig. Bei mir war es spontane Eigendynamik, ich fand das in Stefans Artikel ganz gut und hab es in meiner Antwort dann einfach per Copy & Paste eingefügt, wenn ich die AfD erwähnt habe. Da ich das per Hand gemacht habe, wäre das eher nichts für immer, aber es passte gerade sehr schön 🙂

        Mal eine ganz andere Frage, bin ich die einzige, die manchmal beim Anzeigen der Kommentare Probleme hat? Bei mir wird zb oft auf der DD-Hauptseite zb 4 Kommentare angezeigt und wenn ich einen Artikel anklicke und vllt nochmal aktualisiere, stellt er dann auf die richtige Anzahl um. Hab nur ich das oder ist das ein Fehler auf der Seite?

        • bevanite 4. September 2017, 23:15

          Mal eine ganz andere Frage, bin ich die einzige, die manchmal beim Anzeigen der Kommentare Probleme hat? Bei mir wird zb oft auf der DD-Hauptseite zb 4 Kommentare angezeigt und wenn ich einen Artikel anklicke und vllt nochmal aktualisiere, stellt er dann auf die richtige Anzahl um. Hab nur ich das oder ist das ein Fehler auf der Seite?

          Das ist bei mir schon so, seit ich die hiesige Seite kenne. Meine Vermutung war immer, dass auf den Artikel-Seiten die Zahl aller Postings erscheint, aber auf der Hauptseite nur die Anzahl der bislang freigeschalteten.

        • Ralf 4. September 2017, 23:47

          @ Ariane

          Yep, ist bei mir auch so. Ich klicke mittlerweile standardmaessig immer gleich zweimal auf die Startseite, weil beim ersten Mal nicht die aktuelle Zahl an Kommentaren angezeigt wird. Und das selbe Spiel wiederholt sich, wenn man auf einen Artikel klickt …

        • Stefan Sasse 5. September 2017, 11:27

          Ich hab das Problem überhaupt nicht…merkwürdig.

          • Ariane 5. September 2017, 20:00

            Jetzt war ich den ganzen Tag unterwegs und hab es noch nicht mit gelöschtem Cache probiert.
            Dafür ist mir aufgefallen, dass AfD (eine rechtsextreme, in Teilen antisemitische und fremdenfeindliche Partei) bei mir auch in deinem 8-Punkte-Plan, den du bei GroKo verlinkt hattest steht/angezeigt wird und bei der NPD auch ein Zusatz. Keine Ahnung, ob der Artikel so damals schon so erschienen war oder ob er das jetzt überall nachträglich quasi neu einfügt? Bisschen weird, gerade wenn er so damals gar nicht erschienen sein sollte.^^

  • Ralf 5. September 2017, 05:48

    Wie fandet ihr eigentlich das Duell der kleinen Parteien? Hier ist der Link fuer die, die’s verpasst haben:

    https://m.youtube.com/watch?v=gkMTARbztIQ

    Aus meiner Sicht sowohl von den beteiligten Politikern als auch von den Moderatoren her um Lichtjahre spannender und erhellender als das Merkel+Schulz Trauerspiel. Wie waer’s mal mit einer gruen-gelb-tief roten Koalition?

    • Ariane 5. September 2017, 21:10

      Ich fands auch sehr viel besser, obwohls teilweise sicher leichter war, weil die Positionen auch mehr auseinander gingen. Aber die Moderatorin war absolut perfekt vorbereitet und die Fragen und Themen waren viel viel ausgewogener. Und auch sehr gut auf die Kandidaten zugeschnitten, zb wurde Herrmann ja gefragt, wie sich Flüchtlinge gut integrieren können, wenn ihre Familien noch in Krisengebieten sitzen.
      Insgesamt haben mir die Moderatoren immer noch zu sehr reingegrätscht, wenn eigentlich gerade untereinander gefragt/diskutiert wurde, aber die Zeit war auch knapper, also ok. Immerhin auch FakeNews wie mit den Stickoxiden wurden nicht einfach so stehengelassen. Dafür fand ich es gut, dass jeder Kandidat einen anderen irgendwas fragen durfte.

      Die Kandidaten wirkten alle sehr rational, teilweise fast weichgespült. Auch bei Lindner und Herrmann hab ich ein paarmal genickt und selbst die AfD war ja sehr sehr zahm für ihre Verhältnisse. Haben auch mehr oder weniger alle einen guten Job gemacht.
      Unbezahlbar ja die Antwort auf Wagenknechts Frage nach den Halbnazis in der AfD, dass sie die meisten Akademiker in der Parteienlandschaft haben. Hätte man gleich als Aufhänger für das Bildungsniveau hernehmen können.
      Und dann fand ich noch sehr strange, dass Lindner sich einmal in völlige Widersprüche bei Russland verwickelt hat. Erst meinte er ja, Deutschland sollte netter zu den Russen sein und zwei Antworten später müssen die Atombomben aber unbedingt in Deutschland bleiben, weil Russland doch jetzt böse und unberechenbar ist. Das passte so absolut gar nicht zusammen.

      Insgesamt fände ich wirklich mal ein Format mit allen Parteien gut, bei dem nur ein Moderator anwesend ist und der nur mal ein Thema vorgibt und Schiedsrichter spielt und der Rest wird untereinander diskutiert.

      • Ralf 6. September 2017, 00:01

        Sehe ich ueber weite Strecken genauso ^^

        Klar mussten die Moderatoren manchmal in die Diskussion reingraetschen, um sich wirklich durch alle geplanten Themen zu kaempfen. Aber schau mal wieviele Themen da angesprochen wurden im Gegensatz zum Merkel+Schulz-Duett, mit einer Stunde ueber Fluechtlinge und keine Zeit fuer einen Haufen anderer wichtiger Themen. Und jeder Kandidat bekam Zeit eingeraeumt fuer sein Lieblingsthema (bei Lindner z.B. die Digitalisierung), wurde aber auch konkret mit einer Herausforderung bedacht (bei Lindner z.B. wie jemand mit 1200 Euro Einkommen privat fuer die Rente vorsorgen soll). Ausserdem durfte jeder Kandidat seinem „Hauptgegner“ im Wahlkampf eine Frage stellen, bei der die Kandidaten sich selbst positiv und die Gegenseite negativ darstellen konnten. Es konnte sich also jeder inszenieren, den Gegensatz zur Konkurrenz herausarbeiten, aber es mussten alle auch unangenehme Fragen beantworten. Und trotzdem war der Ton waehrend der Debatte ueberwiegend freundlich. Sogar Christian Lindner und Sahra Wagenknecht konnten sich auf einige Inhalte verstaendigen, wenngleich sie bei anderen Inhalten wiederum sehr unterschiedlicher Meinung sind.

        Im Merkel-Schulz-Duell hingegen behandelten die Moderatoren den SPD-Kandidaten so als haette er die Wahl bereits verloren, z.B. die Frage ob er nach einem Wahlverlust SPD-Chef bleiben wuerde. Was bitte hat das mit der Bundestagswahl zu tun? Und Schulz haette sich wahrscheinlich irgendwann auch mal ueber einen Schwerpunkt „Soziale Gerechtigkeit“ gefreut, der nie wirklich an die Reihe kam. Im Kontrast dazu wurde Merkel schon damit begruesst, dass die deutsche Wirtschaft brummen wuerde und im Augenblick alles so gut sei wie nie zuvor. Gehoeren die Moderatoren zu Merkels Wahlkampfteam? Was ist mit den Verlierern der letzten Jahre. Die gibt es doch auch irgendwo. Warum wird da nicht drueber gesprochen in einem TV-Duell?

        Also da fand ich die Veranstaltung mit den kleinen Parteien extrem viel fairer, vielseitiger, professioneller moderiert, offen in der Diskussion und vor allem unparteiisch.

        • Stefan Sasse 6. September 2017, 18:15

          Das Kanzlerduell war definitiv ein völliges Journalistenversagen.

          • Erwin Gabriel 8. September 2017, 18:13

            @ Stefan Sasse 6. September 2017, 18:15

            Das Kanzlerduell war definitiv ein völliges Journalistenversagen.

            Volle Zustimmung – was immer man von den beiden befragten Vernunftspersonen hält

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