Die rechtsblauen Medien gefährden die Demokratie

Ein Medienskandal erschüttert die Bundesrepublik. Mächtige Medienschaffende haben Journalist*innen befohlen, politisch ungenehme Recherchen zu begraben. Hinter den Kulissen werden Absprachen getroffen, um die Berichterstattung in die gewünschten Bahnen zu lenken. Aktivist*innen schreiben moralinsaure Artikel, anstatt objektiv über Fakten zu berichten. Die Chefs der großen Medienanstalten nehmen Einfluss auf die Politik. Es geht nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, um die große Verschwörung der linksgrünen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten. Vielmehr geht es um den ungleich größeren und mächtigeren Komplex der rechtsblauen Medien, deren Geschäftsgebahren dieser Tage unverhofft unter ein grelles Scheinwerferlicht kam. Es geht, wie sollte es anders sein, um den Axel-Springer-Verlag.

Der steht aktuell nicht im Fokus nur einer Krise, nicht einmal einer Doppelkrise. Vielmehr geht es um eine Dreifachkrise. Und eine ist schlimmer als die nächste. Da wäre der (nun ehemalige) BILD-Chef Julian Reichelt, der in einer Welle von Anschuldigungen sexuelle Missbrauchs von seinem Busenfreund und Chef Matthias Döpfner, seines Zeichens Springer-Chef, entlassen wurde. Da wäre der Umgang mit den Vorwürfen gegen eben jenen Julian Reichelt, den Döpfner und die mit ihm befreundeten anderen superreichen Verleger mit aller Macht unter den Teppich zu kehren versuchten. Und da wäre die Person Döpfners selbst, dessen politische Ansichten von skurril bis besorgniserregend reichen.

Aber der Reihe nach. Beginnen wir bei Julian Reichelt. BILD-Chef war noch nie eine Position, die besonders dazu angetan wäre, Sympathien zu sammeln. Es ist schwierig, als netter Mensch aufzutreten, wenn man das größte Schmierblatt der Republik leitet. Eine gewisses moralisches Vakuum ist dafür zwingend vonnöten.

Die Vorwürfe sind mittlerweile bereits einige Monate alt. Diverse weibliche Nachwuchskräfte im Springerkonzern warfen Reichelt vor, von ihm das „Angebot“ erhalten zu haben, gegen Sex im Konzern aufzusteigen. Man darf sich an dieser Stelle Marlon Brandos Tonfall vom „Angebot, das man nicht ablehnen kann“ vorstelle, denn Reichelt nutzte seine Macht nicht nur durch das ethisch bereits ohnehin nicht zu verteidigende Angebot aus, sondern drohte den betroffenen Frauen mit dem Jobverlust, wenn sie seinen Avancen nicht nachkamen. Das Muster rapider Beförderungen für seine Affären und deren genauso rapide Beseitigung nach deren Ende allein spricht für sich.

Ein sprinterinternes Team, das dieser krassen Compliance-Verletzung auf die Spur ging, war ein Versuch der Schadensbegrenzung. Reichelt wurde von seiner Tätigkeit freigestellt, das Team „recherchierte“, und nach sage und schreibe 12 Tagen wurde die Affäre von Konzernchef Döpfner für beendet erklärt und Reichelt als voll rehabilitiert wieder eingesetzt. Die betroffenen Frauen stellte man mit der aus de Milieu reicher Männer gewohnten Kombination aus Zahlungen und Schweigeabkommen ruhig.

Und dabei hätte es aus Sicht des Axel-Springer-Verlags dann auch ein Ende finden können. Tat es aber nicht. Es brauchte einen persönlichen Anruf Reichelts beim Handelsblatt, um eine dortige Recherche abzuschießen. Ein Journalist*innenteam, das zur Verlagsgruppe Ippen gehörte, war der Story ebenfalls auf der Spur, und nicht nur für 12 Tage. Aber als sie praktisch veröffentlichtungsreif war, griff der Verleger Dirk Ippen höchstpersönlich ein und beerdigte die Geschichte. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Und da hätte es erneut seine Bewandtnis haben können. Doch Döpfner setzte zum nächsten und bislang größten Coup des erfolgreichen und ambitionierten Verlagshauses an: für einen zehnstelligen Betrag erwarb er das amerikanische Online-Politmagazin „Politico“. Doch anders als in Deutschland, wo die Verlegerkrähen friedlich nebeneinander sitzen, schreckte das die amerikanische Medienlandschaft gehörig auf.

Dieser Schreck dürfte Döpfners Selbstbewusstsein als globalem Medienplayer gut getan haben, bis die New York Times diese Woche einen eigenen Artikel zu Reichelts Sex-Affäre veröffentlichte – mit dem pikanten, aber zutreffenden Spin, dass es sich dabei um ein Symptom der generellen Arbeitsatmosphäre im Springerkonzern handle. Wer glaubt, dass es sich hier nur um die Attacke eines gekränkten Wettbewerbers geht, dürfte sich durch die explizite Ansage des Springerkonzerns widerlegt fühlen, dass man die Arbeitskultur des deutschen Verlags nicht auf Politico zu übertragen gedenke. Den deutschen Journalistinnen dürfte das ein geringer Trost sein, und es ist ein Armtszeugnis für Deutschland, dass Döpfner kein Problem hat, sexuellen Missbrauch als Teil der Arbeitskultur zu qualifizieren.

Hierzulande schließen die Springer-Journalist*innen stattdessen die Reihen. Sie werfen sich für Reichelt in die Bresche und betonen seine Leistungen als Journalist, die keinesfalls deswegen entwertet werden dürfen, weil er seine Macht missbraucht hatte, um von Berufsanfängerinnen Sex zu erzwingen. Im Hause Springer wurde wirklich gar nichts verstanden, was in den letzten Jahren unter dem Stichwort #MeToo verhandelt wurde. Das ist leider ein verbreitetes Phänomen im Journalismus; man erkennt es auch an dem kramphaften Versuch, das Kind nicht beim Namen zu nennen,

Die Entlassung Reichelts war nach diesen Vorgängen jedenfalls unumgänglich. Wenn man die dürre Pressemitteilung des Axel-Springer-Verlags ansieht, ist offenkundig, wie wenig man hinter der eigenen Handlung steht. Reichelt wurde nicht wegen, sondern trotz seiner Eskapaden entlassen. Er war ein Bauernopfer für die wirtschaftlichen Interessen des Konzerns in den USA, die jede Männerfreundschaft zwischen Döpfner und Reichelt übertrumpfen. Döpfner hatte kein Problem, sich blind zu stellen, solange ihn niemand zum Sehen zwang.

Diese angebliche Blindheit führte zu der beißend-ironischen Spiegel-Titelzeile, man wisse „ja gar nicht, was Döpfner beruflich so macht„. Wenn das irgendjemand erstnehmen würde, wäres ein Grund, ihn zu feuern. Aber das nimmt natürlich niemand ernst, weil Döpfner natürlich vorher Bescheid wusste. Sein eigenes Rechercheteam hat es ja ergeben. Döpfner deckte Reichelt bewusst, weil er sein Verhalten nicht als Problem betrachtete, und weil er sich mit Reichelt verbunden fühlte. Man gehe, in Döpfners Worten, einen „Weg der kulturellen Erneuerung„.

Diese Verbundenheit entspringt einer gemeinsamen Mentalität. Ben Smith nennt es in seinem Artikel in der New York Times treffend eine „Bunker-Mentalität“: It seems the old battles have left Axel Springer forever on its guard against potential enemies. That quality can seem slightly out of place in 21st century Germany, where the company publishes not just Bild but also the broadsheet Die Welt, and is the owner of a lucrative classifieds business. When I visited Berlin this summer, Mr. Reichelt took me to a restaurant in his armored car. “They have a bunker mentality,” said Moritz Tschermak, the author of a recent, critical book on Bild, “and at the moment the bunker mentality is quite strong.”

Doch wer sind die Feinde, die diesen Bunker bedrängen, in dem sich Reichelt und Döpfner zusammen wähnen? Wer stürmt den Schützengraben, in dem sie gemeinsam sitzen, um die Metapher vollends auszureizen?

Mit diesen Fragen sind wir bei der eigentlichen Crux der Thematik. Denn Döpfner ist ein Ideologe, ein – haltet euch fest – Aktivist. Aus seiner Sicht ist die Bundesrepublik nämlich keine Demokratie, sondern ein „DDR-Obrigkeitsstaat„. Aus der Sicht Döpfners ist Julian Reichelt „einer der letzten“, die sich gegen diese DDR 2.0 „auflehnen“. In anderen Worten: ein Aktivist, ein Kämpfer für die gerechte Sache, gegen die bösartige Verschwörung von Politik und feindlichen Medien um ihn herum. Oder, in den Worten Döpfners: „Assistenten der Propaganda„. Döpfner vertritt außerdem die Theorie einer Verschwörung zum Verschweigen von Ausländerkriminalität, prominent in einem Leitartikel der Welt platziert. Zudem verbreitet er auch nach der Richtigstellung islamophobe Fake-News. Seine trumpistische Ausrede, alles sei „nur ein Witz“ passt da wie die Faust aufs Auge.

Mit solchen Ansichten steht Döpfner bestenfalls am äußersten rechten Rand des demokratischen Konsens. Er bewegt sich in jedem Fall deutlich im rechtsblauen Spektrum, was angesichts der ungeheuren Marktmacht, die er besitzt, und seiner Skrupellosigkeit, diese für seine Interessen einzusetzen, besonders bedeutsam ist. Er ist nicht nur der Chef des Springer-Verlags; Döpfner ist auch einstimmig gewählter BDZV-Präsident. Auch hier hacken sich die Krähen gegenseitig nicht die Augen aus.

Das ist nicht das erste Mal, dass der BDZV derartige Äußerungen seines Präsidenten mit fadenscheinigen Begründungen deckt. Schriebe man für diese Blätter, könnte direkt eine Verschwörung annehmen, die dem Ziel dient, seine Fehltritte unter den Teppich zu kehren. Um auf Dirk Ippen zurückzukehren: er jedenfalls erklärt seine Intervention gegen die Recherchen des eigenen Hauses, die bereits abgeschlossen und praktisch veröffentlichungsreif waren, mit dem bemerkenswerten Argument, es gehe ja gegen einen Wettbewerber, und das lasse sich mit journalistischen Standards nicht vereinen.

Mit der Vermengung seiner eigenen wirtschaftlichen Interessen und der Publizistik hatte der BDVZ sonst kein Problen – die Kampagne für das Leistungsschutzrecht, die wohl nackteste Vermengung von Brechstangenlobbyismus und Journalismus überhaupt, wurde maßgeblich von Döpfner mit betrieben. Es geht kaum um irgendwelche ethischen Standards, die werden von diesen Leuten im Dutzend billiger gebrochen, wenn es der eigenen, rechtsblauen Agenda dient.

Das Ziel des Springer-Verlags ist jedenfalls, mit der BILD eine Blase für ein Segment der deutschen Bevölkerung zu schaffen, das für den normalen demokratischen Konsens immer weniger erreichbar wird. Von Impfverweigernden bis zu neonationalen Rassist*innen ist alles dabei. Das Vorbild sind FOX News und OAN, die in den USA 30-40% der Bevölkerung eine eigene Realität geschaffen haben. Noch sind die Springerleute auf diesem „Weg der kulturellen Erneuerung“ noch weit von diesem Ziel entfernt, und die Entlassung Reichelts und das grelle Scheinwerferlicht, das diese auf die Zustände im Hause Springer warf, stellt zweifellos einen Rückschlag für diese Ambitionen dar.

Aber die Werteunion strickt bereits mit anderen Elementen des rechten Randes an einer Dolchstoßlegende, nach der „mächtige Interessen der Avantgarde“ (doch wohl nicht in den linksgrün versifften Medien?) Reichelts Sturz betrieben, der im journalistischen Felde unbesiegt stand. Die Blase existiert bereits, sie ist nur nicht satisfaktionsfähig und alleine überlebensfähig. Das liegt sicher daran, dass die AfD zu klein und abstoßend ist, als dass sich Springer ihr komplett andienen wollen würde, wie das die österreichischen, britischen oder amerikanischen Medien vergleichbarer Provenienz getan haben, während die Brandmauern in der CDU und FDP gegen den Absturz in den Rechtspopulismus noch immer halten.

Aber wir sollten uns nicht vormachen: Die Meinungsmacht der Döpfners, Ippkens und Konsorten ist gewaltig, wesentlich größer jedenfalls, als es die der öffentlich-rechtlichen Medien jemals sein könnte. Zudem folgen sie wesentlich entschlossener ihrer rechtsblauen Ideologie, sind bereit, ihre Medien zur Durchsetzung derselben zu benutzen, wesentlich effizienter, als es die Öffentlicht-Rechtlichen je könnten, wenn sie tatsächlich jener grüne Sumpf wären, den die fieberträumenden Rechtsblauen im Axel-Springer-Haus sich vorstellen. Gerade die, die sonst so beredt gegen eine vermeintliche „Cancel Culture“ anreden und sich um die Meinungsfreiheit sorgen, sind ihre größte Bedrohung.

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  • R.A. 20. Oktober 2021, 11:29

    Richtig – viel Schmuddelkram im Hause Springer.
    Und Überraschung: Die BILD ist rechts. Ist sie zwar schon fast 70 Jahre – aber wenn man sich aufregen will, kann man das natürlich zum Thema machen.

    Ansonsten gibt es keine echten Anhaltspunkte für die steile These „rechtsblaue“ Medien würden die Demokratie gefährden.
    Ob der Boulevardjournalismus (der in Deutschland im wesentlichen aus der BILD besteht) die Demokratie gefährdet wird seit Jahrzehnten diskutiert – sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre ihm das bisher gelungen.

    Ippen hat sich blamiert mit seinem Versuch, einen Verlegerkollegen nicht anzuschwärzen – deswegen werden seine Zeitungen noch lange nicht Teil einer „rechten Meinungsmacht“. Er hat den konservativen Merkur und die linke Frankfurter Rundschau und dazwischen viele der typischen gesichtslosen Lokalzeitungen, die dem grün-spießigen Mainstream folgen.

    Es ist völlig absurd anzunehmen, daß ein Döpfner und seine sehr wenigen Verbündeten auch nur annähernd dieselbe Meinungsmacht hätten wie das staatliche Sendersystem mit seinen vielen Radio- und Fernsehkanälen.
    Oder wie die restliche Printlandschaft, die außer der FAZ eigentlich weitgehend linke oder sehr linke Publikationen umfaßt.

    • Stefan Sasse 20. Oktober 2021, 13:15

      Es ist absurd anzunehmen, die ARD wäre so wirkmächtig wie die BILD.

      • Martin 20. Oktober 2021, 14:26

        Nur in der typisch grünen Wahnwelt hat die Bild eine größere Reichweite als ARD und ZDF.

        • sol1 21. Oktober 2021, 00:05

          Nur in der typisch rechtsblauen Wahnwelt gibt es „außer der FAZ eigentlich weitgehend linke oder sehr linke Publikationen“.

        • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:24

          Nur in der typisch blauen Wahnwelt haben die Öffentlich-Rechtlichen eine größere Reichweite als die BILD. Da.

      • R.A. 20. Oktober 2021, 17:20

        Alleine die Tagesschau hat die zehnfache Zuschauerzahl wie die BILD-Auflage.
        Dazu kommen noch das ZDF sowie Dutzende weiterer Sender mit Fernsehen und Radio.

        Der ganze Springerkonzern ist mit seiner „Wirkmächtigkeit“ ein Zwerg gegenüber den staatlichen Senderkonglomerat.

        • Lemmy Caution 20. Oktober 2021, 18:15

          Das ist aber feature und kein bug unserer Medien-Landschaft.

        • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:26

          Wenn du die Tagesschau für in total kompromittiert hältst, dann kann ich dir auch nicht helfen. Es gibt ja wohl kein weichgespült-objektiveres Format als diese viertelstündige Informationssimulation.

          • R.A. 21. Oktober 2021, 10:12

            „Wenn du die Tagesschau für in total kompromittiert hältst, “
            Hat so keiner gesagt.
            Es ging erst einmal nur um die Reichweite bzw. „Wirkmächtigkeit“. Und da ist Deine Behauptung schlicht falsch, die BILD wäre da stärker als die komplette ARD. Weil schon die Tagesschau die zehnfache Zuschauerzahl hat, die restliche ARD kommt noch hinzu.

            Inhaltlich fällt Dir die Grünfärbung der Tagesschau offenbar gar nicht mehr auf, weil sie genau Deinem eigenen Bias entspricht.

            • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 10:16

              Wenn man weit rechts steht ist halt auch fast alles links, nicht? Und die BILD ist wesentlich mächtiger als die Tagesschau, weil ihr Kampagnenpotenzial viel größer ist. Erneut: wenn die BILD sich auf jemand einschießt, ist Schicht im Schacht. Die Tagesschau schießt sich nicht auf Leute ein, erstens, und ihre Berichterstattung ist so neutral und passiv im Ton dass das kaum große Auswirkungen hat. Gib mir mal einen Fall wo jemand über eine Ausgabe der Tagesschau fiel.

              • cimourdain 21. Oktober 2021, 12:52

                „Gib mir mal einen Fall wo jemand über eine Ausgabe der Tagesschau fiel.“: Jeder, der irgendwie die Coronamaßnahmen der Regierung kritisiert hat… Streeck, Strappe, Brüggemann. Da hat der ÖR genauso heftige Bullying-Kampagnen gefahren wie sonst die BILD.

                • sol1 21. Oktober 2021, 14:15

                  „Streeck…“

                  …war am 22. September mal wieder Gast in einer Talkshow (Maischberger)

                  „…Strappe…“

                  Meinst du Schrappe? Darf im SWR zu Wort kommen:

                  https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/mediziner-matthias-schrappe-lockdown-ist-befuerchtungspolitik-100.html

                  „…Brüggemann…“

                  Dessen Aktion wurde selbst vom erzkonservativen Hugo Müller-Vogg kritisiert:

                  https://www.focus.de/politik/deutschland/kommentar-zu-allesdichtmachen-schauspieler-aus-dem-elfenbeinturm-was-fuer-ein-schaebiges-menschenverachtendes-theater_id_13223108.html

                  • cimourdain 21. Oktober 2021, 22:15

                    Schrappe ist richtig.
                    Aber zwei grundsätzliche Effekte unterschätzen Sie bei Ihren Beispielen:
                    Das äußere Framing: Kommentierung und Kontext. Damit kann ein ‚Wir lassen jemanden auch zu Wort kommen‘ ähnlich die Bedeutung verlieren wie bei einem Schauprozess. Gerade Talkshows sind sehr gut darin, diesen Pseudodiskurs zu erzeugen.
                    Die Priming Vorgaben: Wenn erstmal Ton und Melodie vorgegeben ist, folgt der geneigte Zuseher gerne (und in diesem Fall war die Phrase ‚zynisch und menschenverachtend‘ eine klar vorgegebene Phrase, die dazu diente, eine vorgegebene Meinung zu produzieren. Wie oft habe ich sie auch hier im Forum nachgeplappert gelesen)

                    • sol1 22. Oktober 2021, 09:53

                      „…die Phrase ‚zynisch und menschenverachtend‘…“

                      Jan Böhmermann hat zwar tatsächlich im Gespräch mit Markus Lanz Kekulé und Streeck „Menschenfeindlichkeit“ vorgeworfen – aber eben (tusch!) in einem privaten Medium, nämlich in einem Talk der Zeit:

                      https://www.stern.de/kultur/tv/jan-boehmermann-konfrontiert-markus-lanz-mit-schweren-vorwuerfen-30716102.html

                      Insofern ist *dein* Posting ein wunderbares Beispiel für Framing, weil es suggeriert, die Äußerung sei im ÖRR gefallen.

                    • bevanite 22. Oktober 2021, 13:12

                      Wenn solche Leute nicht eingeladen werden, heißt es, sie werden medial unterdrückt. Wenn sie eingeladen werden, reden Sie von „äußeren Framing“, „Pseudodiskurs“ und kommen gar mit Vergleichen mit totalitären Systemen… Wie kann man es Ihnen denn recht machen?

                    • cimourdain 22. Oktober 2021, 18:52

                      @sol1: An den Entertainer Böhmermann habe ich nicht gedacht, sondern an die Kommentare der Tagesthemen zu #allesdichtmachen.
                      Aber die Frage ist gut: Wenn ein Angestellter des ÖR in einem privaten Medium auftritt, ist das dann seinem Arbeitgeber zuzurechnen? Ich tendiere zu ja, wenn im Presseclub Journalisten diskutieren, treten sie ja auch für taz, Welt, SZ etc… auf.

                      @bevanite „Wie kann man es Ihnen denn recht machen?“
                      Eingestehen und verstehen, dass jeder manipuliert und jeder Propaganda macht – auch bevanite, wenn er von „solchen Leuten“ spricht.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 21:48

                      Zu der Frage: Auch Journalist*innen können privat auftreten. Wenn die in eine Talkshow kommen, sprechen sie für sich, nicht für ihren Arbeitgeber, weil der ja in dem Moment auch gar keine redaktionelle Kontrolle hat. Unabhängig davon, ob sie privat oder von den ÖRR beschäftigt sind.

                    • cimourdain 25. Oktober 2021, 06:49

                      @ Sasse: Sehe ich nicht so
                      a) Tendenzschutz kann auch ‚private‘ Äußerungen betreffen, wenn sie im öffentlichen Raum getätigt werden.
                      b) Wes Brot ich ess…
                      c) Bei Politikern, Wirtschaftvertretern etc. spielt es genauso eine Rolle, von welcher Partei/Firma/Organisation er oder sie kommt. Warum jetzt auf einmal unterscheiden?

                    • Stefan Sasse 25. Oktober 2021, 12:56

                      b) Ein taz-Reporter wird sicherlich nicht über die taz meckern, aber kann eine eigene Meinung zum Atomausstieg haben.
                      c) Kannst du ja gerne dazuschreiben, aber zu behaupten, die hätten keine eigene Meinung ist Unfug.

              • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 15:20

                @ Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 10:16

                Und die BILD ist wesentlich mächtiger als die Tagesschau, weil ihr Kampagnenpotenzial viel größer ist.

                Der Unterschied von BILD zum ÖR ist, dass die BILD straffer geführt wird – eher Herbert Wehner als Ralf Brinkhaus.

                Erneut: wenn die BILD sich auf jemand einschießt, ist Schicht im Schacht.

                Würden nicht alle anderen über das berichten, was BILD schreibt, wäre schnell zappenduster.

                Die Tagesschau schießt sich nicht auf Leute ein, erstens, und ihre Berichterstattung ist so neutral und passiv im Ton dass das kaum große Auswirkungen hat.

                Die ÖR schießen weniger auf Einzelpersonen, eher augf Gruppen. Die Berichterstattung ist keineswegs neutral, aber bei „Passiv“ hast Du Recht: BILD schreit deutlich lauter.

                Bei den ÖR ist der Ton gesitteter, der „manipulierbare“ Teil der Zielgruppe intelligenter und deutlich breiter.

                • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 17:32

                  Der Unterschied ist, dass der ÖR aus Zwangsgeldern in einer Höhe bezahlt wird, die ohne Vergleich in der Welt ist. Die BILD wird von ihren Lesern bezahlt.

                  • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 18:21

                    Das hat aber nicht das Geringste mit Kampagnenwirkung oder sonstwas zu tun.

                • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 18:19

                  Der Vergleich funktioniert generell nicht. Es ist ja nicht ÖR:BILD, sondern ÖR:PR, also private Medien. Ich kann etwa Panorama und BILD vergleichen, die sind in etwa gleich neutral. Und dann sehen wir auch gleich welcher von den beiden mächtiger ist…

                  Zu deinen Anmerkungen: Zustimmung weitgehend, aber die ÖR sind nicht nur tonal unterschiedlich, sondern auch in Intensität.

      • cimourdain 21. Oktober 2021, 07:11

        Nein. Für die meisten sind die Fernsehnachrichten das wichtigste Fenster zur Welt. Und da haben ARD und ZDF ein Quasimonopol.
        HInzu kommt die stärkere Einflusswirkung des Mediums gegenüber gedruckten Texten.
        Und imVertuschen von Personalien, die diskussionswürdig wären ist der ÖR wirklich gut. Oder interessiert sichjemand für die Verbindung der Programmdirektorin des Ersten ins tiefschwarze Milieu
        [Was Demokratiegefährdung betrifft, ist die Kombination von unangeföchtener Marktmacht und Politikverbindungen wichtiger als Reichelts ‚Frauenförderung‘]

        • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 15:22

          @ cimourdain 21. Oktober 2021, 07:11

          Für die meisten sind die Fernsehnachrichten das wichtigste Fenster zur Welt. Und da haben ARD und ZDF ein Quasimonopol.
          HInzu kommt die stärkere Einflusswirkung des Mediums gegenüber gedruckten Texten.
          … Und imVertuschen von Personalien, die diskussionswürdig wären ist der ÖR wirklich gut.

          Bin bei Dir. Die BILD manipuliert durch Verfälschung und Übertreibung, die ÖR eher durch Weglassen.

  • Stefan Pietsch 20. Oktober 2021, 12:34

    Das ist nun wirklich viel Schmierblatt.

    Es geht bei den Vorwürfen gegen Julian Reichelt nicht um solche des sexuellen Missbrauchs, sondern des unangemessenen Verhaltens. Bei sexuellem Missbrauch handelt es sich um Straftaten, mindestens der Nötigung. Das ist aber nicht der Kern der Vorwürfe.

    Springer hatte zur Klärung des Sachverhalts eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet. Diese sprach vertraulich mit den potentiellen Opfern. Springer selbst erhielt keine Kenntnis von den Inhalten, ebenso wenig Julian Reichelt, dessen Verteidigungsmöglichkeiten damit nach rechtsstaatlichen Maßstäben gehandicapt waren. Aus den vertraulichen Protokollen erhielten wiederum Journalisten außerhalb des Hauses Springer Kenntnis – was allerdings sehr wohl eine Straftat darstellt, wenn sie denn bewiesen werden könnte.

    Es gibt bei Springer (wie auch anderen Medienhäusern) keine Compliance-Regeln, die verletzt wurden. Deswegen konnte Reichelt auch nicht gegen sie verstoßen. Auch der SPIEGEL behauptet übrigens nicht von sich, entsprechende Compliance-Regeln für den internen Umgang zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten in Kraft zu haben. Das ist übrigens das Schmierblatt, das jahrelang erfundene Geschichten publizierte, weil die entsprechenden Qualitätskontrollen fehlten und das sich zu Aktivisten von Klima und Corona aufschwang nebst Verleumdung und böswilligen Unterstellungen an angesehene Wissenschaftler.

    Reichelt hat die BILD zum meistzitierten Medium gemacht, ein Platz, der früher dem SPIEGEL gebührte. Unter Reichelt wurde BILD bekannt für seine Scoops, auch etwas, was früher unter Augstein und Aust dem SPIEGEL gebührte. Reichelt ist einer der erfolgreichsten Medienschaffenden der vergangenen Dekade. Das ist seine journalistische Leistung.

    • Stefan Sasse 20. Oktober 2021, 13:18

      Ich bezweifle keine Sekunde dass Reichelt gut in seinem Job war.

      Es ist mein Verständnis, dass nach den ersten, unterdrückten Skandalen im Frühjahr Compliance-Regeln aufgestellt wurden und dass Reichelt danach NOCH MAL dagegen verstieß, und dass das die Grundlage für die Entlassung war. Ist mir aber auch recht egal, wie das formalrechtlich ablief. Der Mann ist schuldig, und seine Untaten wurden gedeckt.

      • Stefan Pietsch 20. Oktober 2021, 15:21

        Der erste Teil des Artikels besteht aus zum Teil groben Unwahrheiten, der zweite Teil fällt weitgehend in Spekulationen ohne Belege zu bringen.

        Bisher wurde an keiner Stelle der Vorwurf erhoben, Julian Reichelt habe sich einer Straftat schuldig gemacht. Sexueller Missbrauch fällt in die Kategorie. Es geht auch nicht um „unterdrückte Skandale“, schließlich sind die Vorgänge von neutraler Seite aufgearbeitet worden. Das Problem: Das Verhalten von Reichelt wurde als „nicht angemessen“ eingestuft, gegen Regeln hatte er aber nicht verstoßen. Deine Darstellung ist viel krasser und grob falsch.

        Arbeitsrechtlich ist das nicht trivial. Ein Mitarbeiter kann nicht deswegen entlassen werden, weil man sein Verhalten als „nicht angemessen“ einstuft. Allerdings kann der Eigentümer ein Organmitglied jederzeit abberufen. Das Arbeitsverhältnis bleibt davon jedoch unberührt.

        Bisher wurden auch noch keine Compliance-Regeln verbindlich beschlossen. Diese sind in Arbeit. Solches innerhalb von 6 Monaten umsetzen zu wollen, ist höchst ambitiös, zumal hier Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates berührt sind. Denn Compliance-Vereinbarungen, Stefan, treffen nicht ein paar wenige in der Führungsschicht. Sie betreffen sämtliche Mitarbeiter. Und dann sind es meist Betriebsräte, die mauern. So fürchten sie z.B., dass Compliance dazu genutzt werden könnten, sich von missliebigen Mitarbeitern auf elegante Weise zu trennen. Es sind dann auch die Arbeitnehmervertreter, die typischer Weise schweigen, wenn in der Öffentlichkeit Compliance-Vergehen debattiert werden. Sie wissen warum.

        Der Vorwurf an Reichelt lautet, er habe sich nicht an im Frühjahr getroffene Vereinbarungen gehalten und habe über Verhältnisse die Unwahrheit gesagt. Das wiederum rechtfertigt die Annahme einer Störung des Arbeitsverhältnisses bis hin zur Kündigung. Aber: Reichelt hat weder gegen Gesetze noch gegen (nicht vorhandene) Compliance-Regeln verstoßen. Die Kategorie „schuldig“ ist auch hier völlig daneben.

        • Hias 21. Oktober 2021, 17:12

          Das Problem: Das Verhalten von Reichelt wurde als „nicht angemessen“ eingestuft, gegen Regeln hatte er aber nicht verstoßen. Deine Darstellung ist viel krasser und grob falsch.

          Nö, soweit ich das sehe kennen wir nur die Schlußfolgerung des Vorstands der Axel Springer SE aus der Compliance Untersuchung, soweit ich sehe, wurde das Freshfields-Gutachten nicht veröffentlicht. Und ja, er hat angeblich kein strafrechtlich relevantes Verhalten gefunden. Aber da werden „Fehler in der Amts- und Personalführung“ und das in die Gesamtbewertung auch die „die enormen strategischen und strukturellen Veränderungsprozesse und die journalistische Leistung unter der Führung von Julian Reichelt eingegangen“ seien.
          Insbesondere der letzte Punkt zeigt auf, dass an der angeblichen Nachricht von Döpfer an Stuckrad-Barre wohl was dran ist.
          https://www.dwdl.de/nachrichten/82068/bild_reichelt_kehrt_zurueck_muss_aber_macht_abgeben/

          Arbeitsrechtlich ist das nicht trivial. Ein Mitarbeiter kann nicht deswegen entlassen werden, weil man sein Verhalten als „nicht angemessen“ einstuft. Allerdings kann der Eigentümer ein Organmitglied jederzeit abberufen. Das Arbeitsverhältnis bleibt davon jedoch unberührt.

          So ist es auch nicht. Wenn auch nur ein Teil der Vorwürfe wahr ist, sind wir schnell im Bereich des gestörten Vertrauensverhältnisses. Oder anders formuliert, wenn die vorwürfe stimmen und Julian Reichelt mehrere sexuelle Beziehungen zu Untergebenen geführt hat und er diese aufgrund dieser Beziehungen protegiert oder fallenlässt, dann ist das eine klare Zerstörung des Vertrauensverhältnisses zu seinem Arbeitgeber. Er hat die Personalführung und die hat er im Sinne des Arbeitgebers und nicht seiner Genitalien auszuüben! Und wie schnell man bei einem zerrütteten Vertrauensverhältnisses gefeuert werden kann, zeigt ja der Fall mit der Kassiererin und den Pfandbons.
          Und nein, dafür braucht es kein strafrechtlich relevantes Verhalten!

          Bisher wurden auch noch keine Compliance-Regeln verbindlich beschlossen. Diese sind in Arbeit. Solches innerhalb von 6 Monaten umsetzen zu wollen, ist höchst ambitiös, zumal hier Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates berührt sind. Denn Compliance-Vereinbarungen, Stefan, treffen nicht ein paar wenige in der Führungsschicht. Sie betreffen sämtliche Mitarbeiter. Und dann sind es meist Betriebsräte, die mauern. So fürchten sie z.B., dass Compliance dazu genutzt werden könnten, sich von missliebigen Mitarbeitern auf elegante Weise zu trennen. Es sind dann auch die Arbeitnehmervertreter, die typischer Weise schweigen, wenn in der Öffentlichkeit Compliance-Vergehen debattiert werden. Sie wissen warum.

          Ja, das wäre höchst ambitiös, aber es gibt schon Compliance-Regeln! Und ich habe in meinen drei Unternehmen nicht erlebt, dass bei Compliance Regeln der Betriebsrat mauert. Ja, man holt sich externe Expertise, was angesichts der möglichen drastischen Konsequenzen und der damit berührten Mitbestimmungsrechte aber auch sinnvoll ist und es wird auch heftig diskutiert. Aber wie gesagt, ich habe nie erlebt, dass ein Betriebsrat hier mauert.

          Der Vorwurf an Reichelt lautet, er habe sich nicht an im Frühjahr getroffene Vereinbarungen gehalten und habe über Verhältnisse die Unwahrheit gesagt. Das wiederum rechtfertigt die Annahme einer Störung des Arbeitsverhältnisses bis hin zur Kündigung. Aber: Reichelt hat weder gegen Gesetze noch gegen (nicht vorhandene) Compliance-Regeln verstoßen. Die Kategorie „schuldig“ ist auch hier völlig daneben.

          Gegen Gesetze vielleicht nicht, aber definitiv gegen den Code of Conduct, sofern auch nur ein Bruchteil der Vorwürfe zutreffend ist.

          • Juri Nello 23. Oktober 2021, 17:02

            „Und wie schnell man bei einem zerrütteten Vertrauensverhältnisses gefeuert werden kann, zeigt ja der Fall mit der Kassiererin und den Pfandbons.“

            Underlings mit dem Management zu vergleichen, ist schon sehr gewagt.
            Bei den Underlings herrscht eh Hire & Fire. 450-€-Nachwuchs gibt es genug. zudem sind die auch rechtlich oft nicht abgesichert.

            Die Firmen gucken sich ja gerne alles von den Staaten ab. Die ungeschriebene Regel: „Never fuck in your job!“ hat es natürlich nicht zu den Teutonen geschafft. Hier gilt das Gegenteil! Das System Reichelt ist immanent. Sex wird hier gerne auch zu Zwecken der Dominanz und der Demut genutzt, völlig unabhängig von der sexuellen Orientierung der Opfer. Selbst bei einer 3-Leute-Klitsche. Voraussetzung ist eine fixe Hierarchie. Dabei gilt: Je „flacher“ die Hierarchie, desto größer der König!
            Lapidar formuliert: Wird Dein Chef geil auf Dich, bumst er Dich!

            Es sind hier wohl nur Soloselbständige anwesend?

            Das ist aber auch nicht der Punkt, warum Reichelt gegangen wurde. Allenfalls Beiwerk.

    • Marc 20. Oktober 2021, 13:34

      Reichelt hat die BILD zum meistzitierten Medium gemacht, ein Platz, der früher dem SPIEGEL gebührte.

      So ein Schwachsinn. Spiegelt führt immer noch deutlich:

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/169706/umfrage/die-meistzitierten-medien-in-deutschland/

      Wer allerdings so krass unterwegs ist und Social-Media Replies als Zitate verstehen will, rückt sich in den Fake News verdacht.

    • Kirkd 20. Oktober 2021, 13:52

      Gute Arbeit ist keine Entschuldigung für Fehlverhalten. Und nein, man braucht keine Compliance-Regeln, die ausdrücklich festlegen, dass man nicht sexuelle Gefälligkeiten gegen Karriere anbieten darf, um als Führungskraft gefeuert zu werden.

      • CitizenK 20. Oktober 2021, 14:11

        Dass diese Selbstverständlichkeiten klargestellt werden müssen, sagt doch alles.

        • Stefan Sasse 20. Oktober 2021, 14:14

          Eben. Die Bereitschaft, mit denen die Springer-Leute weit über das Minimum hinausgehen und Reichelt in den Himmel loben ist erschreckend.

        • Erwin Gabriel 20. Oktober 2021, 17:03

          @ CitizenK 20. Oktober 2021, 14:11

          Dass diese Selbstverständlichkeiten klargestellt werden müssen, sagt doch alles.

          Das sind, wie Du selbst sagst, Selbstverständlichkeiten. Da muss nichts und niemandem gegenüber klargestellt werden.

          Das ich das Dir gegenüber klarstellen muss, sagt doch schon alles.

          • CitizenK 21. Oktober 2021, 08:23

            Der Zusammenhang: Warum hat Kirkd diese Klarstellung (hier im Blog) für erforderlich gehalten?

            • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 09:40

              @ CitizenK 21. Oktober 2021, 08:23

              Der Zusammenhang: Warum hat Kirkd diese Klarstellung (hier im Blog) für erforderlich gehalten?

              Warum ich meine?
              (kleiner Tipp: der Grund ist bei uns beiden dere Gleiche, und in beiden Fällen ist die Klarstellung nicht angebracht 🙂 )

      • Stefan Sasse 20. Oktober 2021, 14:13

        Eine gewisse Nachlässigkeit ist völlig okay, wenn es die ideologisch nahestehenden Leute sind. Stefan ist sehr, sehr viel unnachgiebiger bei weitaus geringeren ethischen Verstößen von Journalist*innen in den ÖR.

        • Stefan Pietsch 20. Oktober 2021, 15:35

          Wenn „Wissensmagazine“ vor den Fernsehkameras Untersuchungsergebnisse manipulieren, weil ihnen der Sieger nicht passt, ist das nicht eine gewisse Nachlässigkeit.

      • Stefan Pietsch 20. Oktober 2021, 15:27

        Wieso? Es geht um Wettbewerbsregeln. Medien wie der SPIEGEL stehen im Wettbewerb mit Springer und der BILD. Die meisten Journalisten sind daher zu Recht zurückhaltend, Wettbewerber zu kritisieren. Dies gilt schließlich auch in anderen Bereichen, wo dies unter Umständen sogar gesetzlich verboten ist.

        Die Begründung für die Zurückhaltung wurde übrigens in den letzten Tagen häufig publiziert. Kann man dann auch lesen statt sich zu wundern.

        • sol1 21. Oktober 2021, 00:17

          „Es geht um Wettbewerbsregeln.“

          Quatsch mit Soße!

          Was in einem Medium schiefläuft, kann man natürlich nur in anderen Medien nachlesen. Daß Ippen die Story gekillt hat, war nicht nur niederträchtig, sondern auch dumm, weil sie unmittlebar danach von der New York Times publiziert wurde.

          Für die war sie wiederum interessant, weil Springer sich erheischt, auf dem US-Markt ein großes Rad zu drehen.

      • Stefan Pietsch 20. Oktober 2021, 15:33

        Manchmal kommen Entscheider zu dem Punkt: Was zählt mehr, Kompetenz oder Regeltreue? Nun ja, im linken Lager weiß man, wie man sich zu verhalten hat. Da nominiert man lieber Linientreue, Kompetenz nachrangig. Siehe Sondierungsteam der Grünen, siehe Nominierung von Baerbock als Kanzlerkandidatin, siehe jetzt Nominierung der in der Öffentlichkeit völlig unbekannten Bärbel Bas für das zweithöchste Amt im Staate. Hauptsache das richtige Geschlecht, alles andere eher unwichtig.

        In Konzernen geht es heute sehr streng zu. Aber niemand kann für etwas bestraft werden, was nicht geregelt ist. Das müsste eigentlich jedem gesunden Rechtsverständnis widersprechen.

        Ihr Vorwurf übrigens wurde so nicht erhoben. Im Gegenteil. Einer der Vorwürfe lautet, Reichelt habe junge Journalistinnen in Positionen geschoben, in denen sie zwingend überfordert waren. So konnte er ihnen tatkräftig unter die Arme greifen.

      • Juri Nello 23. Oktober 2021, 17:06

        Karriere wird erst später angeboten. In der Regel wird nur Arbeitsplatzerhalt angeboten.
        Sie finden das Modell in fast jeder Firma Deutschlands anheim.

    • sol1 20. Oktober 2021, 23:19

      „…und das sich zu Aktivisten von Klima und Corona aufschwang nebst Verleumdung und böswilligen Unterstellungen an angesehene Wissenschaftler.“

      Ziemlich irre, so was angesichts der Schmierkampgane von BILD gegen Christian Drosten zu schreiben.

      „Reichelt hat die BILD zum meistzitierten Medium gemacht, ein Platz, der früher dem SPIEGEL gebührte.“

      Das Ranking ist offenbar Müll. den keiner ernst nimmt:

      https://taz.de/Kolumne-Flimmern-und-Rauschen/!5564293/

    • Hias 21. Oktober 2021, 16:45

      Es gibt bei Springer (wie auch anderen Medienhäusern) keine Compliance-Regeln, die verletzt wurden. Deswegen konnte Reichelt auch nicht gegen sie verstoßen

      Meinst Du damit, dass es bei Springer keine Compliance Regeln gibt? Das ist eine sehr gewagte Behauptung!
      Guckst Du mal hier, da ist der Code of Conduct, wie man ihm wahrscheinlich auch dem Hr. Reichelt ausgehändigt hat:
      https://www.axelspringer.com/data/uploads/2021/01/coc_deutsch.pdf

      Und falls Du die Regelungen suchst, gegen die der BILD-Chef verstoßen haben könnte, findest Du sie auf S. 14 „Unser Umgang miteinander“.

      Achja, und es gibt bei Springer bereits seit 2011 Compliance-Regeln!

      • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 17:30

        Interessant, danke.

        Die Aussage zur Compliance-Regel habe ich von Herrn Döpfner. Er sollte es wissen. Ein Code of Conduct ist etwas anderes. Die Compliance-Vereinbarungen muss jeder Mitarbeiter unterschreiben.

        Darüber hinaus ist auf der Seite 14 nichts geschrieben, wo Reichelt ein Verstoß vorgeworfen wird. Das ist ja der Punkt. Stefan hat einen reißerischen Artikel mit wenig Wahrheitsgehalt, vielen falschen Anschuldigungen und einem Teil wilden Spekulationen geschrieben. Die Vorwürfe gegen Reichelt, die nun zu seiner Freistellung geführt haben, sind anderer Natur und wären bei einer Compliance-Vereinbarung justiziabel gewesen.

        Ansonsten sind die Quellen die New York Times, die seit der Geschichte um Bari Weiss dem Vorwurf ausgesetzt ist, Kampagnenjournalismus zu betreiben. Bari Weiss schreibt inzwischen für die WELT. Und der SPIEGEL, der zur BILD inzwischen in einem geradezu feindlichen Verhältnis steht. Ich erinnere mich noch an einen Presseclub im Sommer diesen Jahres, wo sich Ann-Kathrin Müller, eine den Grünen sehr nahestehende SPIEGEL-Journalistin, und der Mann von der BILD eine dreiviertel Stunde über die Personalie Baerbock fetzten. Die SPIEGEL-Journalistin vertrat dort die Ansicht, dass Baerbock übel mitgespielt worden sei und sie noch eine gute Chance auf die Kanzlerschaft hätte, wenn man endlich über Themen reden würde.

        Johannes Boie wurde gerade vom SPIEGEL als „Opportunist“ abgekanzelt, kein netter Umgang unter Kollegen. Der SPIEGEL hat sich längst zu einem Revolverblatt entwickelt, wie es die BILD immer war.

        • Hias 22. Oktober 2021, 00:40

          Die Aussage zur Compliance-Regel habe ich von Herrn Döpfner. Er sollte es wissen. Ein Code of Conduct ist etwas anderes. Die Compliance-Vereinbarungen muss jeder Mitarbeiter unterschreiben.

          Compliance ist nur der Überbegriff für die Einhaltung von Regeln und Gesetzen. Ein Code of Conduct ist nichts Anderes als der Versuch, ein gedeihliches Miteinander in Regeln zu gießen. Und diese Regeln sind Bestandteil des Arbeitsvertrages. In jedem meiner Arbeitsverträge waren die Code of Conducts irgendwie Teil davon, entweder als Anhang zum Arbeitsvertrag oder man musste deren Aushändigung extra quittieren.

          Darüber hinaus ist auf der Seite 14 nichts geschrieben, wo Reichelt ein Verstoß vorgeworfen wird. Das ist ja der Punkt. Stefan hat einen reißerischen Artikel mit wenig Wahrheitsgehalt, vielen falschen Anschuldigungen und einem Teil wilden Spekulationen geschrieben. Die Vorwürfe gegen Reichelt, die nun zu seiner Freistellung geführt haben, sind anderer Natur und wären bei einer Compliance-Vereinbarung justiziabel gewesen.

          Ich habe mich mit den Vorwürfen nicht beschäftigt, nur am Rande mitbekommen. Aber auch ohne tiefergehende Prüfung schreit der Fall Reichelt förmlich gegen eine Verletzung des Vertrauensverhältnisses und des Code of Conduct, außer jeder einzelne Vorwurf ist falsch. Und das was laut Presseartikel Reichelt vorgeworden wird, findet sich auf S. 14 wieder.
          Und nur weil etwas gegen die Regeln und insbesondere den Code of Conduct verstößt ist es noch nicht justiziabel. Dazu muss erst Anzeige erstattet, Anklage erhoben oder zivilrechtliche Ansprüche geltend gemacht werden. Bis dahin ist es erstmal nur eine interne Untersuchung.

          • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 11:00

            Der Code of Conduct richtet sich an die Führung eines Unternehmens und ist eine Selbstverpflichtung. Sie bindet Mitarbeiter nicht in arbeitsrechtlicher Hinsicht und ist deswegen nicht mitbestimmungspflichtig. Die Compliance-Regeln sind jedoch Teil des Arbeitsvertrages und werden gesondert unterschrieben.

            Wir können es auch einfacher machen. Julian Reichelt ist gemäß Pressemeldung des Axel Springer Verlages von seinen Aufgaben der Leitung der BILD-Zeitung entbunden und freigestellt. Dass das Arbeitsverhältnis gekündigt wäre, wird nirgends erwähnt.

            Bei Verletzung von verpflichtenden Regeln liegen außerordentliche Kündigungsgründe vor. Dies scheint hier ganz offensichtlich nicht der Fall, denn dass Reichelt auf absehbare Zeit noch für Springer arbeiten wird, ist nicht wahrscheinlich. Döpfner wird mit Sicherheit nicht mit Reichelt in einen öffentlichen Arbeitsgerichtsprozess gehen, sondern eine Abfindungsregelung treffen.

            Hätte Reichelt jedoch gegen schriftliche Compliance-Regeln verstoßen, läge es schon im Interesse des Investors KKR, dies durch eine Kündigung transparent zu machen, zumal in einer so sensiblen Geschichte. Dass dies nicht geschieht, spricht gegen Ihre Auslegung.

            Die Störung des Vertrauensverhältnisses ist kein Kündigungsgrund nach Kündigungsschutzgesetz, wohl aber ausreichend, um einen Vorstand von seinen Aufgaben zu entbinden. Genau so wurde vorgegangen, woraus wenig Informierte dann ihre Verschwörungsgeschichten zimmern.

            • Hias 22. Oktober 2021, 19:32

              Interessant. In den Unternehmen, in denen ich arbeite(te) war der Code of Conduct selbstverständlich verpflichtend und wurde mit dem Arbeitsvertrag ausgehändigt. Und natürlich spielte er für das Compliance-System eine zentrale Rolle. Denn das Compliance-System ist das System zur Einhaltung der Regeln, während der Code of Conduct sozusagen die Zusammenfassung der Regeln ist. Die meisten dieser Regeln finden sich dann deutlicher ausformuliert in speziellen Richtlinien und zB Werksordnungen.

              Nun, was hier genau der Fall ist, lässt sich ohne das Freshfield-Gutachten nicht genau sagen. Und solange das nicht klar ist, bringt es nichts darüber zu spekulieren.

              Aber offensichtlich hat sich Döpfer hinter Reichelt gestellt und den Grund in der veröffentlichten Nachricht genannt. Dass er jetzt nicht gefeuert wurde, könnte genausogut bedeuten, dass Döpfer ihn weiterhin schützt und vorhat, ihn auf eine weniger exponierte Stellung zu setzen, wenn der Staub sich gelegt hat. Da wäre ich jetzt sehr vorsichtig damit, aus der Nicht-Kündigung zu schließen, dass er keine Regeln verletzt hat.

              • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 20:32

                Nein, das ergibt keinen Sinn.Warum sollte Döpfner einen Mitarbeiter schützen, von dem man sich trennen will? Zudem wäre das für ihn selbst mit gesellschaftsrechtlichen Risiken verbunden. Als CEO ist er verpflichtet, das Vermögen der Gesellschaft zu schützen. Und es ist widersinnig: er würde das tun, weswegen er gerade Reichelt von seiner Funktion entbunden hat, nämlich weil dieser finanzielle Mittel des Unternehmens für fragwürdige Zwecke eingesetzt hat.

                Immer, immer – und das gilt auch bei Trennungen von Geschäftsführern – sitzen Unternehmensvertreter und Arbeitnehmer bei Kündigungen auf verschiedenen Seiten des Tisches. Annahmen, es gäbe im Moment der Trennung noch eine Kumpanei, sind absurd und völlig unlogisch. Ich lese und höre den Blödsinn immer wieder. Das hat mit der Realität in Unternehmen nichts zu tun. Es gehört allein zu den Dichtungen, die sich diejenigen vorstellen, die in solche Prozesse nie involviert sind.

                Verschwörungstheorien gibt es überall.

  • bevanite 20. Oktober 2021, 12:48

    Die Entlassung von Reichelt war neben der Ankündigung Jörg Meuthens, nicht mehr für den AfD-Vorsitz zu kandidieren, definitiv eine gute Nachricht für die Demokratie in der letzten Woche.

    Ich stimme zu, dass sich die nationalkonservative Schickeria gerne in der Opferrolle suhlt, obwohl sie sowohl den auflagenstärksten Verlag als auch die am meisten verkaufte Tageszeitung der Republik stellt. Und das Beängstigende ist, dass in diesen Kreisen auch finanzkräftigere Geldgeber involviert sind als in anderen Medienhäusern.

    Besonders krass finde ich in diesem Zusammenhang den Niedergang der NZZ, die seit der Übernahme von Eric Gujer in der Schweiz selbst immer weniger gelesen wird und stattdessen in ein immer verquasteres, nationalkonservatives Geraune abgerutscht ist.

    • Stefan Sasse 20. Oktober 2021, 13:19

      Jepp.

      • Erwin Gabriel 20. Oktober 2021, 14:28

        @ bevanite 20. Oktober 2021, 12:48

        Die Entlassung von Reichelt war neben der Ankündigung Jörg Meuthens, nicht mehr für den AfD-Vorsitz zu kandidieren, definitiv eine gute Nachricht für die Demokratie in der letzten Woche.

        Bei Reichelt stimme ich zu, bei Meuthen nicht. Sein Nachfolger wird radikaler sein.

        Ich stimme zu, dass sich die nationalkonservative Schickeria gerne in der Opferrolle suhlt, …

        😐 Immer nur schwarz weiß …
        Bist Du sicher, dass Dein Weltbild nicht genauso „komplex“ ist wie das eines BILD-Lesers, halt nur in die andere Richtung gepolt?

        … obwohl sie sowohl den auflagenstärksten Verlag als auch die am meisten verkaufte Tageszeitung der Republik stellt.

        Nur zur Info. Die BILD hat in den letzten 30 Jahren ihre Auflage halbiert. Und wenn ich als Konservativer etwas zur BILD höre, hat es mir garantiert jemand vom anderen Ende des politischen Spektrums ins Ohr geraunt.

        Und das Beängstigende ist, dass in diesen Kreisen auch finanzkräftigere Geldgeber involviert sind als in anderen Medienhäusern.

        Seufz. Was ist daran nicht zu verstehen? Wer kein Geld hat, sucht sich jemanden, dem er es wegnehmen kann (=links). Wer Geld hat, sucht den Schulterschluss mit Leuten, die ihm helfen, sein Geld zu behalten (rechts). It’s the economy, stupid.

        • bevanite 21. Oktober 2021, 00:12

          Bei Reichelt stimme ich zu, bei Meuthen nicht. Sein Nachfolger wird radikaler sein.

          Ich halte Meuthen für den gefährlichsten Mann in der AfD, da er im Gegensatz zu Leuten wie Höcke oder Tillschneider immer noch als moderat wahrgenommen wird, obwohl er vor seiner eigenen Crowd ähnlich radikal klingt wie die beiden. In wirtschaftlichen Fragen ist er sogar so radikal, dass Friedrich Merz im Vergleich wie ein Sozialdemokrat wirkt. Während bei Weidel (der früher mal die Rolle der „vorzeigbaren“ Moderaten zukam) inzwischen die Maske gefallen ist, profitiert Meuthen immer noch vom Habitus des Wirtschaftsprofessors – damit ist man in gewissen Kreisen unantastbar. Sein Nachfolger wird wahrscheinlich ein offen Radikaler, aber vermutlich auch jemand, der in der Öffentlichkeit sehr plump auftreten wird – so jemand wird vom konservativen Großbürgertum als peinlich wahrgenommen und damit gewinnt man die Mitte nicht. Es könnte passieren, dass sich die AfD bundesweit dann auch in Prozentpunkten dem Level der NPD annähert.

          Bist Du sicher, dass Dein Weltbild nicht genauso „komplex“ ist wie das eines BILD-Lesers, halt nur in die andere Richtung gepolt?

          Ich kann halt einfach die ausländerfeindlichen Schlagzeilen aus den frühen Neunzigern oder Fälle wie „Florida-Rolf“ (eine erfundene Story, mit der man damals Druck auf die Regierung ausübte) nicht vergessen. Auch die Geschichte mit Monika Lierhaus vor etwa 10 Jahren war eine ganz üble Nummer, oder in jüngster Vergangenheit die Hetze gegen Drosten. Die BILD wird meist als harmlos-vulgäres Titten- und Klatschblatt wahrgenommen, sodass die politische Agenda und die Geschichten „hinter den Kulissen“ oft ausgeblendet werden.

          Nur zur Info. Die BILD hat in den letzten 30 Jahren ihre Auflage halbiert. Und wenn ich als Konservativer etwas zur BILD höre, hat es mir garantiert jemand vom anderen Ende des politischen Spektrums ins Ohr geraunt.

          Das mit der Auflagenhalbierung dürfte bei allen anderen Printmedien ähnlich sein. Aber die Webpräsenz sollte man nicht unterschätzen.

          • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:32

            Ja, Springer ist derzeit massiver Vorreiter sowohl bei der Webpräsenz als auch jetzt im Fernsehbereich.

          • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 10:07

            @ bevanite 21. Oktober 2021, 00:12

            zu Meuthen:
            Als wie weit rechts außen der wahrgenommen wird, hängt natürlich stark von der eigenen Position ab. Ich halte ihn (oder auch Gauland) für Leute, die rechtsaußen und erzkonservativ sind, aber nicht für extrem. Wie der vor „seiner“ Truppe spricht und wie außen, ist die gleiche Doppelzüngigkeit wie beispielsweise bei Olaf Scholz, der (was immer er vor seinen Parteigenossen erzählt) zu deutlich breitbandigerer und sehr moderater Politik fähig ist.

            Für mich zählt an der Stelle nicht die extremste Meinung, die Politiker je vor eigenen Leuten vorgetragen haben, sondern die Frage, was an Regierungspolitik sie mittragen würden.

            Bestände die AfD NUR aus Meuthens und Gaulands, wäre sie für die CDU koalitionsfähig. Bernd Höcke ist da wieder eine ganz andere Nummer, und Leute wie er sind diejenigen, die der AfD für eine mögliche Koalition im Weg stehen.

            So gesehen (und unter Berücksichtigung Deiner politischen Ausrichtung) vestehe und teile ich natürlich Dein Urteil, aber meine politische Ausrichtung ist halt nicht die Gleiche wie Deine. Ich denke aber, dass wir uns zumindest darüber einig sind, dass die AfD aktuell und auch auf lange nicht mit solchen Leuten koalitionsfähig ist.

            Zur BILD:
            Gtundsätzlich stimme ich Dir da zu (selbst wenn Deine Aufzählung sehr, sehr unvollständig ist 🙂 ). Bei dem, was die BILD vielen Menschen angetan hat, ist schon viel Ekliges dabei, und ja, Herr Dr. Mathias Döpfner hält sich da weitgehend raus, weil er ein feinerer Mensch ist, der sich nicht gerne mit Alltagsschmutz befasst, und Geld außerdem nicht stinkt. Und dass sowohl Döpfner als auch Reichelt Tob-Jobs gemacht haben, macht das Eklige nicht weniger eklig.

            Ich zielte auf etwas anderes ab: So wie in der Politik der Trend zu immer zahlreicheren, aber kleineren Parteien geht, oder im TV zu ARD und ZDF Dutzende andere Sender hinzukamen, verbreitet sich auch die Zahl der Meinungs- (oder Blasen-)bilder. Die Gruppe, die von BILD angesprochen wird, ist sicherlich immer noch beeindruckend, aber der Einfluß sinkt. Mag sein, dass sie in diesem ständig schrumpfenden Kreis pro Nase mehr Einfluss gewinnt, aber die Zahl der Nasen sinkt halt. Und nicht jeder der BILD konsumiert, wird teil der Blase.

            Aber hier bin ich bei Dir; das macht nichts besser an dem, was die BILD immer wieder abzieht.

            • sol1 21. Oktober 2021, 12:35

              „Für mich zählt an der Stelle nicht die extremste Meinung, die Politiker je vor eigenen Leuten vorgetragen haben, sondern die Frage, was an Regierungspolitik sie mittragen würden.“

              Da fehlt ein entscheidendes Kriterium: Mit welchen Leuten verbünden sie sich intern? Welche Leute fördern sie? Gauland hat wesentlich dazu beigetragen, daß die AfD Brandenburg einer der extremsten Landesverbände ist. Gauland und Meuthen haben 2018 das Parteiausschlußverfahren gegen Höcke beerdigt. Meuthen ist dreimal beim Kyffhäuser-Treffen des Flügels aufgetreten.

              • Thorsten Haupts 22. Oktober 2021, 14:28

                Bin da ganz ! Ihrer Auffassung. Guck mir auch immer hocherfreut die Kontakte „seriöser“ Linker in die linksradikale Szene an. Ist da öffentlich nie ein Problem, was bestimmt an der manhelnden Kampagnefähigkeit der ÖRR liegt.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

  • Kirkd 20. Oktober 2021, 13:50

    Weder die Handhabung des Compliance-Prozesses (auch da sind deutsche Unternehmen in der Regel hinten dran, insbesondere inhabergeführte Unternehmen) noch das die Springer Verleger rechtsaussen stehen, überrascht micht. Aber dass der Rest der Szene so passiv zuschaut und lieber nicht publiziert, damit habe ich nicht gerechnet.

    • Erwin Gabriel 20. Oktober 2021, 16:56

      @ Kirkd 20. Oktober 2021, 13:50

      Aber dass der Rest der Szene so passiv zuschaut und lieber nicht publiziert, damit habe ich nicht gerechnet.

      Ich auch nicht. Dabei gibt es genug linke und progressive Medien, die unabhängig hätten agieren können. Nun ja, von der deutschen Medienlandschaft bin ich eh nicht so begeistert.

      • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:25

        Völlig wahr, die waren asleep at the wheel.

        • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 10:11

          @ Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:25

          … die waren asleep at the wheel.

          Nein, das war keine Schlafmützigkeit. Das war absichtsvolles Schwanzeinziehen vor dem größten Bully auf dem Schulhof. Die haben bewusst weggeschaut.

          • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 10:14

            Auch möglich. So oder so: not a pretty picture.

            • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 11:07

              ´@ Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 10:14

              Auch möglich. So oder so: not a pretty picture.

              Yep; so oder so – Zustimmung.

    • Hias 21. Oktober 2021, 16:38

      Aber dass der Rest der Szene so passiv zuschaut und lieber nicht publiziert, damit habe ich nicht gerechnet.

      Ja, insbesondere verwundert mich, dass noch kein Verleger auf die offensichtliche Beleidigung von Döpfer (Propaganda-Assistenten) reagiert hat. Die lassen sich von jemanden vertreten, der sie eigentlich verachtet. Und damit meine ich nicht die politische Ausrichtung Döpfers, sondern seine Einschätzung gegenüber den anderen Medien!

      • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 18:20

        Weil Ippen und Seinesgleichen wissen, wer gemeint ist.

        • Hias 22. Oktober 2021, 00:25

          Sie alle sind gemeint. Gerade die Bunkermentalität aber auch die Aussagen lassen doch gar keinen Zweifel, dass Döpfer gar niemanden außerhalb des Springer-Universums für etwas anderes als einen Propaganda-Assistenten hält.

  • Erwin Gabriel 20. Oktober 2021, 14:16

    @ Stefan Sasse

    Natürlich hast Du mit der groben Richtung des Artikels Recht. Das ist aber schon alles. Grundsätzlich ist an dem, was Du schreibst, nichts neu, und nichts besonders. Grundsätzlich handelt es sich um die Macht missbrauchende asoziale Schweinerei eines Einzelnen, der in einem System steckt, dss sich bemüht, Fehler nach außen zu vertuschen (der Vorstandschef vorneweg).

    Aber das ist KEIN rechter Medien-Angriff auf die Demokratie, sondern nur ein Missbrauchsfall Fall für den Staatsanwalt.

    PS: Wenn Du Dir mal ein Rezo-Video-anschaust, kannst Du sehen, was man alles belegen sollte, und wie. Leute, die über eine Sache auf Twitter reden, sind kein ausreichender Beleg für die Sache – egal, wie populistisch die Watte ist, in der Du diesen Skandal einwickelst, um ihn auf alles mögliche Andere auszuweiten.

    Schade eigentlich, Chance vergeben.

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:24

      Mir ist jetzt unklar, für was genau dir die Belege fehlen. Und ich dachte eigentlich klar gemacht zu haben dass nicht Reichelts Unfähigkeit, seinen Schwanz in der Hose zu behalten und ethische Mindeststandards einzuhalten das Demokratieproblem ist, sondern der Machtmissbrauch Döpfners.

      • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 10:32

        @ Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:24

        Mir ist jetzt unklar, für was genau dir die Belege fehlen. Und ich dachte eigentlich klar gemacht zu haben dass nicht Reichelts Unfähigkeit, seinen Schwanz in der Hose zu behalten und ethische Mindeststandards einzuhalten das Demokratieproblem ist, sondern der Machtmissbrauch Döpfners.

        Auch Döpfners Verhalten ist kein Demokratieproblem. Er versucht, sein Unternehmen zu schützen, hat einen falschen Weg gewählt, und versucht nun einen anderen.

        Du kannst durch eine gezielte Auswahl meinen Aussagen hier im Blog mit zu einem Rechtsextremen, aber auch zu einem Linksextremen abstempeln (die Intensität meiner Aussagen hängt natürlich von meiner Tagesform ab, aber auch, wem ich wozu antworte).

        Gilt für Dich oder Döpfner genauso: Was er sagt, ist unter dem Aspekt zu beurteilen, wem er es in welcher Situation sagt, und welchen Zweck seine Aussagen erfüllen sollen. Döpfner hat hier fraglos in das warme, stinkende Häufchen getreten, aber das ist kein Angriff auf die Demokratie. Vermutlich denkt sich Döpfner eher „es lief so gut, warum konnte der Idiot seinen kleinen Außenminister nicht daheim lassen“, als dass er sich denkt „Scheisse, ich habe den Angriff auf die Demokratie verkackt“.

        Und selbst ewnn ich die Wagenburg-Mentalität bei Axel Springer als bedenklich und schädlich ansehe – für überspitzte Bemerkungen á la „DDR 2.0“ habe ich Verständnis; unser Land hat sich unter Merkel in diese Richtung bewegt.

        Dass Reichelt von seinem Machtmissbrauch nicht abgelassen, Döpfner viel zu spät reagiert und der Anstoss auch noch aus den USA kam, sind drei kleine Skandale, die zusammen vielleicht einen mittleren Skandal ergeben. Dass Du das zu einem Angriff auf die Domokratie machst, ist vollkommen überzogen.

        PS: Wenn Du z.B. Das Muster rapider Beförderungen für seine Affären und deren genauso rapide Beseitigung nach deren Ende allein spricht für sich. schreibst, gehört da natürlich ein Beleg oder ein Link zu. Und wenn Du Döpfner mit gezielten Aussagen Demokratiefeindlichkeit unterstellst, solltest Du auch suchen, ob es Aussagen in die andere Richtung gibt.

        Tja, Rezo hat die Standards, nach denen ich informiert werden möchte, deutlich erhöht 🙂

        es grüßt
        E.G.

        • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 12:23

          Nochmal, die Causa Reichelt ist für mich kein Angriff auf die Demokratie. Aber ich verstehe deine Kritik bezüglich der Überzeichnung.

  • bevanite 20. Oktober 2021, 17:29

    Was ich bei Springer auch besonders heuchlerisch finde, ist, dass einerseits aus vollen Rohren gegen das Gendern und den angeblichen Verfall der deutschen Sprache (wahlweise auch gegen mangelnde Deutschkenntnisse bei Zuwanderern) geschossen wird, aber man bei BILD selbst viel mehr zum Verfall selbiger beiträgt. Schon in der Grundschule wird Kindern beigebracht, dass ein Satz aus einem Subjekt und einem Prädikat besteht. Das kriegen aber die meisten BILD-Schreiberlinge nicht hin. Meines Erachtens gehören die alle nochmal an die Schulbank, bevor sie gegen andere bezüglich ihrer Sprachskills oder den Genderstern hetzen.

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:27

      Naja, der BILD-Stil ist megaerfolgreich, und man kann deren Kommunikationsfähigkeiten nur bewundern.

      • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 17:37

        Ich verstehe Deine Kritik immer weniger. Worum geht es Dir? Die BILD wie andere Boulevard-Zeitungen wie die SUN verstehen es, einfachere Menschen anzusprechen. Du kritisierst im Grunde, dass Millionen Menschen allein in Deutschland nach dem Köder schnappen, kritisierst aber lieber den Angler statt den (dummen) Fisch. Denn das wäre wieder arrogantes Denken.

        • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 18:23

          Tu ich überhaupt nicht, davon steht kein Wort im Artikel. Umgekehrt wird ein Schuh draus: du und Ralf tut so, als würden die Leute 15 Minuten Tagesschau sehen und wären dann gebrainwasht. Nur eure Brillanz verhindert, dass euch das passiert, weil ihr das Propagandanetzwerk durchschaut habt. – Ich habe hier an mehreren Stellen geschrieben, dass ich die handwerklichen Fähigkeiten der BILD achte.

          • R.A. 21. Oktober 2021, 18:34

            „als würden die Leute 15 Minuten Tagesschau sehen und wären dann gebrainwasht.“
            Das hat niemand behauptet.
            Es ging um Deine These, Döpfner/Springer wäre medial wirksamer als das komplette ÖR-System zusammen.

            Und da hat halt alleine die Tagesschau die 10-fache Reichweite, alle übrigen Radio- und Fernsehprogramme kommen noch dazu. Und jeden Tag 15 Minuten ist halt auch die typische BILD-Lesedauer.
            Da wird in beiden Fällen niemand „gebrainwashed“. Sieht man schon daran, daß die BILD von Anbeginn CDU-nah agitiert hat, die Mehrheit ihrer Leser aber lange Zeit treu SPD gewählt hat. Wenn sie das jetzt nicht mehr tun hat das nichts mit der BILD zu tun.

            • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 19:34

              Was mir unklar ist: warum ist das Agitieren von BILD kein Problem und eh ineffizient, das nachweislich aber genauso ineffiziente Stellung beziehen der ÖR nicht?

              • R.A. 22. Oktober 2021, 09:31

                Liebe Güte Stefan! Du fällst immer wieder von einem falschen Extrem ins andere.

                Zwischen „brainwashed“ und „ineffizient“ liegen Welten und die Wirkung von BILD oder der ARD ist in diesem Zwischenraum einzuordnen. Man kann die über viele Jahre konsumieren ohne die Position der Redakteure zu übernehmen – aber eine Wirkung hat die Berichterstattung natürlich schon.

                Und wie schon mehrfach gesagt liegt das Problem nicht darin, daß die ARD eine bestimmte politische Position verbreitet. Sondern darin, daß sie zwangsfinanziert und zur Neutralität verpflichtet ist und dagegen immer stärker verstößt.

                Wobei es natürlich nicht platt so ist, daß in der Tagesschau explizit dazu aufgerufen wird, die Grünen zu wählen.
                Aber wenn in den ARD/ZDF-Sendungen weit überproportional grüne Politiker präsentiert werden (und in oft sehr peinlicher Weise sanft befragt werden), dann hat das natürlich Wirkung.

                Am meisten wirken Medien ohnehin über Agenda-Setting.
                Siehe das Beispiel „gendern“. Das ist eigentlich ein völliges Nebenthema und war nur bei esoterischen Uni-Kreisen Diskussionsthema. Erst seit die Medien das regelmäßig in Beiträgen thematisieren (und auch selber verwenden) wird das plötzlich auf einem Niveau Gesprächsstoff wie echte Probleme der Kategorie Ukraine-Krieg oder Energiewende.

                Was nicht dazu führt, daß die Leute blind den Medien-Vorgaben folgen und jetzt selber gendern. Aber es profitieren Parteien von diesem Agenda-Setting, die dazu eine klare Position haben – in diesem Fall also Grüne und AfD.

                • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:07

                  Ich hab schon öfter darauf hingewiesen, dass Konservative und Liberale das Gender-Thema ständig aufbringen. Das taugt kaum als Beispiel, denn ein zu Neutralität verpflichtetes Medium kann kaum an einem Thema vorbeigehen, das von allen politischen Richtungen hitzig diskutiert wird.

                  • R.A. 22. Oktober 2021, 17:16

                    „Ich hab schon öfter darauf hingewiesen, dass Konservative und Liberale das Gender-Thema ständig aufbringen.“
                    Und wir haben schon öfters gesagt, daß dieser Hinweis falsch ist.

                    Gendern ist eindeutig ein Thema der Linken. Die haben das erfunden und versuchen es jetzt beständig durchzudrücken.

                    Konservative/Liberale reagieren darauf. Die Ständigkeit dieser Reaktionen ist direkt proportional den linken Versuchen anderen Leuten das Gendern aufzudrücken.

                    Du wirst kaum Anti-Gender-Beiträge finden, die nicht direkt von einem linken Gender-Vorstoß ausgelöst wurden. Konservativen/Liberalen wäre es am liebsten, gar nicht über das Thema reden zu müssen.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 18:06

                      Das ist Blödsinn, aber da kommen wir nicht zusammen.

                    • Juri Nello 23. Oktober 2021, 17:10

                      Vgl. Burks.de

          • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 18:36

            Mein Thema ist nicht die Tagesschau. Da bin ich soweit ich das beurteilen kann, bei Dir. Ich sehe die Nachrichten fast jeden Tag, des öfteren aber auch als Grundrauschen.

            Anders verhält es sich beim anderen Programmen. Im Wahlkampf war die Parteinahme doch ein Stück augenfällig. Wer aber von allen bezahlt wird, hat sich einer gewissen Neutralität zu befleißigen. Und selbst ARD-Intendant Tom Buhrow bemerkte eine Verengung des Öffentlichen Rundfunks, die Du seit Jahren abstreitet. Hat Buhrow nun Recht, wie passt das zu Deiner jahrelangen Position? Da scheinst Du doch weit mehr Partei als unabhängiger Beobachter und Analyst des Geschehens zu sein.
            https://www.dwdl.de/nachrichten/84893/buhrow_mehr_unbequeme_meinungen_weniger_empoerung/

            Ich habe doch nicht kritisiert, dass Du der BILD hervorragendes Handwerk bescheinigt hast. Doch was folgt daraus, wo ist Deine Kritik an der BILD? Sie macht einen Journalismus, der Dir (aus guten Gründen!) nicht gefällt, der aber gut ist und vielen Menschen gefällt, die nicht zur Bildungselite des Landes gehören.

            Ich versteh’s nicht: wo ist der Kern Deiner Kritik?

            • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 19:35

              Dass die BILD keinen „guten Journalismus“ macht, sondern ein Hetzblatt ist. Aber das macht sie handwerklich sehr gut.

              • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 20:25

                Da drehen wir uns doch im Kreis. Kennst Du eine Boulevardzeitung, die in Deinen Augen kein Hetzblatt ist? Solche Medien richten sich an eine bestimmte Zielgruppe und anscheinend schätzt Du diese nicht.

                Der SPIEGEL fragte im Januar Christian Drosten:
                Einen größeren Schaden als Corona-Leugner haben im vergangenen Jahr wohl Experten angerichtet, die immer wieder gegen wissenschaftlich begründete Maßnahmen argumentiert haben, zum Beispiel Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck. Priorität müsse es haben, die Risikogruppen zu schützen, hörte man oft aus diesem Lager. Dabei ist längst klar, dass das bei hohen Fallzahlen nicht funktioniert. Wann platzt Ihnen der Kragen?

                Oder wenn der SPIEGEL den Fernsehmoderator Markus Lanz für tausende Corona-Tote verantwortlich macht, war das für Dich bisher keine Hetze. Kommt halt immer darauf an, was man darunter versteht. Für mich z.B. ist der SPIEGEL zu einem Schmierblatt avanciert.
                https://www.focus.de/kultur/medien/debatte-um-virologen-markus-lanz-spiegel-gab-ihm-die-schuld-fuer-tausende-covid-tote_id_20922297.html

                • sol1 22. Oktober 2021, 10:10

                  „Kennst Du eine Boulevardzeitung, die in Deinen Augen kein Hetzblatt ist?“

                  Die Münchner Abendzeitung, der Kölner Express, die Hamburger Morgenpost…

                  • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 10:41

                    Den Beispielen ist gemeinsam, dass sie regional eng begrenzt publiziert werden. Sowohl ihr Verhetzungspotential als auch die Bemerkbarkeit sind unterhalb der nationalen Wahrnehmbarkeitsschwelle. Ich kann wenig zu den Blättern sagen, außer dass ich, wenn ich in Köln, München oder Hamburg mal bin, kurz die Headlines wahrnehme.

                    Es ist mir also nicht möglich (Ihnen allerdings sehr wahrscheinlich auch nicht) eine solche Aussage zu untermauern oder zu widerlegen. Aber selbst in unseren Nachbarländern finden sich keine „harmlosen“ Boulevardmedien nationaler Reichweite. In Österreich die Kronenzeitung, der Schweizer Blick. Es gehört zum Wesen von Boulevardmedien, lautsprecherisch, kampagnenartig und höchstens in Teilen seriös zu sein.

                    Also alles, was man dem heutigen SPIEGEL auch nachsagen kann.

                • sol1 22. Oktober 2021, 10:13

                  „Oder wenn der SPIEGEL den Fernsehmoderator Markus Lanz für tausende Corona-Tote verantwortlich macht, war das für Dich bisher keine Hetze.“

                  Das ist ja nicht öffentlich geschehen, wie in deinem Link nachzulesen ist.

                  • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 10:35

                    Das von mir angeführte Zitat war öffentlich. Die Medienkampagne der „Wissenschaftsredaktion“ des SPIEGELs war öffentlich.

                    • sol1 22. Oktober 2021, 12:39

                      /// Das von mir angeführte Zitat war öffentlich. ///

                      Von Lanz öffentlich gemacht worden. Wie also kann es „Hetze“ sein?

                      /// Die Medienkampagne der „Wissenschaftsredaktion“ des SPIEGELs war öffentlich. ///

                      Deine Anführungszeichen entlarven allenfalls dich selbst.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:08

                      Ja, Stefan rutscht immer mehr ab gerade. 🙁

                    • sol1 22. Oktober 2021, 12:58

                      Ach so, du meinst die Interviewfrage an Drosten. Was an der Hetze sein soll, bliebt dein Geheimnis und das des Reichelt-Pudels Filipp Piatov, der den unsäglichen Drosten-Artikel verfaßt hatte:

                      https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/angriff-auf-streeck-und-schmidt-chanasit-spiegel-diffamiert-top-wissenschaftler-75024066.bild.html

                    • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 16:50

                      Knapp vorbei eine verbale Blutgrätsche zu bekommen. 😉

                      Ihre Rechtfertigung von allein Ihnen genehmen Verhalten und Aussagen folgen keinen objektiven Kriterien.

                      Von Lanz öffentlich gemacht worden.

                      Ein Medium wie der SPIEGEL kann nichts privat oder nicht-öffentlich sagen. Wie soll das gehen? Der SPIEGEL ist ein Medium, dessen sind es ist, Dinge und Vorgänge öffentlich zu machen. Die Beschuldigung irgendeiner Person, sie habe sich schuldig an Corona-Toten gemacht, ist öffentlich.

                      Wie Stefan verteidigen Sie die Fehltritte von ÖR-Repräsentanten damit, sie hätten sich ja als Privatpersonen geäußert. Doch ein Jan Böhmermann wird nicht als Privatperson zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Er wird als der Comedian vom ZDF eingeladen. Wäre er Privatier, würde er nicht eingeladen.

                      Dass dies nicht einfach privat ist, sondern die Sender sich wie jeder Arbeitgeber durchaus der Repräsentationswirkung bewusst sind, zeigt sich darin, dass solche Auftritte typischerweise genehmigungspflichtig sind. Das Einverständnis von ARD bzw. ZDF ist vor der Verantstaltung schriftlich einzuholen.

                      Sie sind nicht objektiv, sondern benutzen Verteididungstaktiken. Und die sind nicht einmal stichhaltig.

                      Wissenschaft bemüht sich um Objektivität. Zu dem Schluss zu kommen, man dürfe Erkenntnisse nicht publizieren, weil sie eventuell schaden könnten, ist das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit. Eine Redaktion, die politisch-aktivistisch vorgeht, kann nicht den Anspruch erheben, wissenschaftlich zu arbeiten. Das schließt sich aus. Sonst könnte ein Baby auch schreien, es wäre Professor. Hat ungefähr den gleichen Wahrheitsgehalt.

                    • sol1 24. Oktober 2021, 00:18

                      „Doch ein Jan Böhmermann wird nicht als Privatperson zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Er wird als der Comedian vom ZDF eingeladen. Wäre er Privatier, würde er nicht eingeladen.“

                      ???

                      Er wird als prominenter Comedian eingeladen – egal ob er für einen öffentlich-rechtlichen oder einen privaten Sender arbeitet.

                      „Zu dem Schluss zu kommen, man dürfe Erkenntnisse nicht publizieren, weil sie eventuell schaden könnten, ist das Gegenteil von Wissenschaftlichkeit.“

                      Pappkameradenalarm! Niemand fordert so etwas.

                    • Stefan Pietsch 24. Oktober 2021, 11:01

                      Dann schauen Sie doch einfach auf die Namensschilder. Wo ist ansonsten Ihr Maßstab? Alles was links ist, ist gut?

                  • Erwin Gabriel 23. Oktober 2021, 16:35

                    @ Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:08

                    Ja, Stefan rutscht immer mehr ab gerade.

                    Mit solchen Ausssagen sollte jemand, der zwei, drei dämliche Aussagen von einem konservativen Verlagschef zu einem Medienskandal hochstilisiert, der die Bundesrepublik erschüttert, wirklich vorsichtiger sein.

                • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:04

                  Ich finde es ganz schön herablassend und abschätzig von dir anzunehmen, dass die Zielgruppe der BILD nur auf Hetze und kriminelle Energie steht.

                  • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 17:15

                    Meine ich nicht. Aber sehr viele lassen sich vor allem durch Emotionalisierung ansprechen. Das ist gefährlich. Ich weiß nicht, ob das noch in ist, aber früher haben Frau oft romantische Liebesgeschichten im Kitschbereich gelesen. Warum? Gute Bücher wie Filme benötigen autentische Helden, damit sie ein großes Publikum finden.

                    Nachfrage: Warum muss ich ausgerechnet Dir das erzählen?

          • R.A. 21. Oktober 2021, 18:37

            Und generell: Die Staatssender stehen nicht direkt wegen ihrer politischen Propaganda unter Kritik. Sondern weil sie das auf Kosten von Leuten tun, die anders denken und von dieser Propaganda nichts wissen wollen.
            Während bei Springer jeder die Freiheit hat, eine Zeitung zu kaufen und zu lesen oder eben auch nicht.

            Eine Gefahr für die Demokratie sind weder Springer noch die Staatssender. Diese hysterische Übertreibung ist das Hauptproblem bei Deinem Beitrag.

        • bevanite 22. Oktober 2021, 13:17

          Sie nennen es „einfachere Menschen anzusprechen“. Ich sehe es als maßlose Arroganz, die die eigene Leserschaft für zu blöd, einen vollständigen Satz zu verstehen, verkauft.

          • Thorsten Haupts 22. Oktober 2021, 15:34

            Sorry, aber die BILD kommuniziert in 5 bis 7 Wort Sätzen. Das ist nicht etwa einfacher, als Bandwurmsatzkonstruktionen, sondern deutlich – deutlich – schwieriger. Aber effektiv – ich habe vor 30 Jahren in meinen Seminaren zur Pressearbeit in meinem Studentenverband genau das als Vorbild vermittelt, wenn man öffentlich wahrgenommen werden will.

            Masslose Arroganz ist das Standardvorgehen der meisten deutschen Akademiker – es in seitenlangen, mäandernden, Bandwurmsätzen dem leser selbst überlassen, da irgendwie Sinn draus zu filtern. Es ist kein Zufall, dass viele englischsprachige Wissenschaftler, die sich mit Büchern an die Öffentlichkeit wenden, wesentlich erfolgreicher sind, als im Durchschnitt die Deutschen.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

          • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 16:29

            Was ist Arroganz? Jemanden überheblich an dem eigenen Bildungsgrad messen oder auf seine Belange, eben auch der Ansprache, Rücksicht nehmen?

            Nicht wenige Akademiker, die sich in Blogs austauschen, mögen keine Studien lesen, sondern aufbereitet die Information in journalistischem Format genießen. Von ihrem früheren Standard als Studenten sind sie da herabgestiegen.

            Hauptschulabgänger, so eine Studie, besitzen die Lesekompetenz von Viertklässlern. Das ist nicht viel, ich weiß, wovon ich rede. Nach einer anderen, neueren Studie, haben viele 15jährige große Probleme, bei Texten zwischen Meinung und Fakten zu unterscheiden.

            «Die Lesefreude der Schüler*innen hat in Deutschland zwischen 2009 und 2018 deutlich abgenommen. Nur zwei andere Länder verzeichneten einen ähnlich starken Rückgang – Finnland und Norwegen. Deutschland zählte 2018 zu den PISA-Teilnehmerländern mit den größten geschlechtsspezifischen und sozioökonomischen Unterschieden bei der Lesefreude.» Mädchen lesen im Schnitt deutlich besser als Jungen – und: Es gibt einen systematischen Zusammenhang zwischen den Schülerleistungen im Bereich Lesekompetenz und dem sozioökonomischen Status der Schülerinnen und Schüler.
            https://www.news4teachers.de/2021/05/lesekompetenz-nur-mittelmaessig-fakt-oder-meinung-viele-15-jaehrige-schueler-erkennen-den-unterschied-nicht-und-haben-in-der-schule-darueber-nichts-gelernt/

            Viele mögen lesen können. Das Verständnis für Texte geht aber Millionen Menschen allein in Deutschland ab. Dies zu negieren, halte zumindest ich für Arroganz.

          • Erwin Gabriel 23. Oktober 2021, 16:41

            @ bevanite 22. Oktober 2021, 13:17

            Sie nennen es „einfachere Menschen anzusprechen“. Ich sehe es als maßlose Arroganz, die die eigene Leserschaft für zu blöd, einen vollständigen Satz zu verstehen, verkauft.

            Das schließt sich doch nicht aus. Einfache, reduzierte Sprache und überspitze klare Botschaften für die Zielgruppe, auf die man gleicher Verachtungs schaut wie Politiker auf ihre Wähler..

    • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 10:41

      @ bevanite 20. Oktober 2021, 17:29

      Schon in der Grundschule wird Kindern beigebracht, dass ein Satz aus einem Subjekt und einem Prädikat besteht. Das kriegen aber die meisten BILD-Schreiberlinge nicht hin.

      Falsche Sicht.

      Denen ist sehr klar, dass der Großteil ihrer Leser nicht zu den hellsten Kerzen auf dem Kuchen gehört. Ziel ist nicht die korrekte Ohr2grafie, sondern, die Botschaft klar und unmissverständlich an die Leser*innen zu bringen. Dabei helfen natürlich Stilmittel wie thematisch Überspitzung und Übertreibung, einfach Wortwahl, und kurze Sätze (in der Regel max. 7 Worte). Die Leser sollen nicken, nicht denken.

      Das ist handwerklich hohe Kunst, so einen Stil erfolgreich pflegen zu können, und offenbar noch eine schwierigere Kunst, sich auf diese Weise nicht selbst zu manipulieren. Wer länger bei der BILD arbeitet, verändert sich. Das gilt heute noch genauso wie zu Wallraffs Zeiten.

      • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 12:23

        Exakt. Die BILD hat ihr Metier ziemlich im Griff. Handwerklich sind die zweifellos gut.

  • Milan Chudaske 20. Oktober 2021, 18:51

    Die rechtsblauen Medien gefährden die Demokratie?????
    Nein, nicht bspw. durch amateurhaftes Unvermögen, Wahlen in einem Shithole-Country durchzuführen oder die Berufung eines Merkel-Getreuen als BV-Richter, der sich bei derselben mit entsprechenden Urteilen bedankt, wird die Demokratie gefährdet, sondern durch eine Zeitung / neuerdings Fernsehsender.
    Alter, setz den Aluhut ab, bitte…

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:30

      Was für ein Unfug.

      • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 10:57

        @ Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:30

        Was für ein Unfug.

        ???
        Das mit dem Aluhut ist vielleicht etwas stark formuliert, aber der Rest ist richtig. Trump bzw. die Reps mögen in den USA die Demokratie angreifen, Döpfner hierzulande nicht.

  • Thorsten Haupts 20. Oktober 2021, 20:26

    Die Meinungsmacht der Döpfners, Ippkens und Konsorten ist gewaltig, wesentlich größer jedenfalls, als es die der öffentlich-rechtlichen Medien jemals sein könnte.

    Kurzer Blick auf die Reichweite der Angesprochenen: Springer versus ÖRR in etwa 1:25 (im besten Fall für Springer). Bruhahahaha, das Zitat ist jetzt echt offene Verarsche.

    Und bevor ich das vergesse – jedes A*, das seine Macht über Mitarbeiter zum persönlichen Vorteil missbraucht, sollte fristlos sofort gekündigt und niemals sonst wieder in leitender Funktion eingestellt werden. Wenn das belegt werden kann.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:30

      Mal ernsthaft. Seit Jahrzehnten zittern die Politiker*innen vor der Macht der BILD. Ich habe noch nie davon gehört, dass die vor der Macht von Panorama zittern würden.

      In dem Fall war’s ja belegt.

      • Thorsten Haupts 21. Oktober 2021, 20:58

        Der letzte bekannte Fall, in dem ein prominenter und bis dahin unbescholtener Politiker über eine gezielte Medienkampagne fiel, die mit wahnsinnigen Übertreibungen Nichtigkeiten zu Verbrechen aufblies, war Christian Wulff als Bundespräsident. Gehasst haben ihn die Linken, geführt hat die Kampagne der SPIEGEL, unterstützt von ÖRR und ZEIT. Über die BILD Zeitung ist bisher niemals ein prominenter Politiker gefallen.

        Soviel zur Kampagnenmacht der BILD. Ich glaube ja immer noch, Sasse will uns alle veralbern.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:04

          Die BILD hat nicht gegen Wulff mitgehetzt…? Der Spiegel war damals vorne dran, kein Zweifel. Ich hab übrigens seinerzeit emphatisch Wulff gegen diese Hetzkampagne verteidigt.

    • Juri Nello 23. Oktober 2021, 17:16

      Das Gegenteil davon passiert. Sofern die CI nicht gefährdet ist und keine Klagen anhängig werden, was der Regelfall ist.

      • Thorsten Haupts 23. Oktober 2021, 18:04

        ??? Wie wollen Sie – ernsthaft – jemamden entlassen, wenn der nicht nachweisbar gegen geltende regeln verstossen hat? Wegen anonymer, interner, übler Nachrede (nicht nur aufgrund sexueller Belästigung)? Wenn ich da mal auf meinen Erfahrungsschatz zurückgreifen darf – damit wären irgendwo zwischen 30 und 50% aller Entlassungen Unrecht.

        Es gibt für das Problem unternehmensinterner sexueller Beziehungen keine gute Lösung. Wenn man ne radikale will, kann man die US-amerikanische importieren (verboten, fertig), die in Deutschland vor Gericht schlicht scheitern würde.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Juri Nello 24. Oktober 2021, 20:59

          War bezogen auf den ersten Post.

  • sol1 21. Oktober 2021, 00:23

    Zwei kleine Korrekturen:

    * Die Geschichte im Handelsblatt wurde laut New York Times schon im April 2018 begraben, also lange bevor der Spiegel recherchierte.

    * Dirk Ippen killte die Story am letzten Freitag, also zu einem Zeitpunkt, wo offenbar auch die New York Times längst dran war. Der Move war also nicht nur niederträchtig, sondern auch töricht.

    Zur Entwicklung von Bild unter Julian Reichelt fand ich das hier interessant:

    https://taz.de/Abgesang-auf-Julian-Reichelt/!5806003/

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 08:32

      Danke!

    • Erwin Gabriel 21. Oktober 2021, 11:04

      @ sol1 21. Oktober 2021, 00:23

      Ich lese die taz sehr selten (wenn ach häufiger als die BILD). Ich bin positiv überrascht. Danke auch von mir.

  • cimourdain 21. Oktober 2021, 11:49

    Streckenweise liest sich dein Artikel wie eine (unterhaltsame) Parodie auf die Halb-Verschwörungstheoretischen Aufreger von den Rändern. Beginnend mit der alarmistischen Überschrift (der Begriff ‚rechtsblau‘ ist vergleichbar undifferenziert wie sein Pendant, Springer hat nun wirklich wenig Sympathie für die AfD als Partei sondern nur für den rechten Flügel der Union) werden dann verschiedene Sachverhalte zusammengerührt, so dass am Schluss eine Stimmung überbleibt.

    Was in meinen Augen viel schwerer wiegt und tatsächlich ein Licht auf einige systemische Schmuddelecken unserer Medienlandschaft liefert, ist die Tatsache, dass viele der Sachverhalte so *normal* sind:

    – Bild ist ein rechtes Medium. Verlage sind ‚Tendenzbetriebe‘, die ausdrücklich eine politische Haltung haben und diese gegenüber ihren Mitarbeitern durchsetzen dürfen. Pikant ist in diesem Zusammenhang nur die unverhältnismäßige Kopf-ab-Mentalität, die das Blatt sonst bei Sexualdelikten an den Tag legt.

    – Die Rufmordkampagnen, für die Bild seit den 70ern (Die verlorene Ehre der Katharina Blum) bekannt ist. Hätte Reichelt woanders gearbeitet, wäre womöglich auf der Bildzeitung sein unverpixeltes Gesicht mit der Schlagzeile „Opfer fordern: Zieht den Sex-Erpresser endlich aus dem Verkehr! “ zu sehen.

    – Auch das unschöne Geschäft Karriere gegen Sex ist nichts neues. Auch Fried Springer ist nicht wegen ihrer journalistischen Fähigkeit zur Großverlegerin geworden.

    – Dass die Axel Springer SE nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen einen ihrer Mitarbeiter diese erst von einer Kanzlei überprüfen ließ, bevor sie tätig wurde, ist das, was von einer Arbeitgeberin erwartet wird.

    – Unterlassungsklagen gegen unbequeme Berichterstattung, wie gegen den Spiegel, der sich Reichelts Affären bereits vor einem halben Jahr angenommen hatte, sind inzwischen auch hierzulande ein übliches Mittel für Konzerne.

    – Journalisten agieren furchtbar gerne im Rudel und haben deshalb eine gewisse Hemmung, gegen andere Medien zu schreiben, es sei denn es sind solche, die aus dem Verbund ausscheren (Beispiel: Berliner Zeitung / Holger Friedrich 2019 und 2020).

    – Es gehört natürlich zum Recht des Verlegers, selber zu entscheiden, welche Inhalte wann veröffentlicht werden. Bewusste Nachrichtenunterdrückung widerspricht zwar dem Berufsethos, ist aber erlaubt und wird immer wieder gerne betrieben, um Narrative der Berichterstattung aufrecht zu erhalten.

    Wie gesagt, alles für sich genommen, für sich keine ungewöhnlichen Vorgänge. Aber in der Summe ergibt sich ein Bild, das nicht konform mit dem Ideal von der Arbeit freier, unabhängiger Medien ist.

    • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 12:24

      Rechtsblau ist eine bewusste Spiegelung von linksgrün, das hast du durchaus richtig erkannt.

      Dass das alles nicht überrascht macht es halt wirklich nicht besser, sondern eher schlimmer.

      • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 17:34

        Deine Quelle, die New York Times, attestiert der BILD eine AfD-feindliche Einstellung und positioniert sie als Mitte-Rechts. Du steigerst Dich in etwas rein.

        • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 18:21

          Die BILD mag die AfD auch nicht. Die sind Konkurrenten um dasselbe Milieu. Das ist aber wie zu sagen, dass Mercedes keine Autos baut, weil sie ja mit Porsche konkurrieren.

          • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 18:48

            Nein. Die Positionierung der AfD und ihre Politik steht klar gegen die Prinzipien des Hauses Springer, seines Gründers und seiner Witwe. Wie auch die New York Times schreibt, ist Springer konservativ, aber nicht rechtspopulistisch. Ich hoffe ich muss Dir den Unterschied nicht erklären.

            Übrigens schreibt auch die Times Befremdliches über die Ehen von Axel Springer.

            Mr. Springer, who died in 1985, also had a personal life that might be called colorful. His third wife had previously been married to his next-door neighbor. His fourth wife was the next-door neighbor’s second wife. His fifth wife, Friede Springer, had been the family’s nanny.

            Nun ja.

            • Thorsten Haupts 21. Oktober 2021, 21:05

              Aber das ist doch völlig ausgeschlossen. Ein liberales Leitmedium würde doch nie auf BILD-Zeitungsniveau berichten, verehrter Herr Pietsch. Muss sich um Fake News handeln.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Stefan Pietsch 21. Oktober 2021, 21:54

                Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr über Jahrzehnte jede SPIEGEL-Ausgabe gelesen. Ich bin sogar in den USA auf die wöchentliche Jagd gegangen.

                Das Niveau, das der SPIEGEL in früheren Zeiten noch unter Stefan Aust hatte, konnte er seit den Nullerjahren nicht mehr erreichen. Erst wurden die Geschichten banal, dann anbiedernd und zuletzt aktivistisch. Von Augsteins Imperativ „Schreiben, was ist“, ist nicht mehr viel übrig geblieben.

                Inzwischen bin ich zur WELT abgewandert, wie übrigens eine Reihe guter Journalisten. Natürlich ist das nicht vergleichbar, die Konzeptionen von (früherem) SPIEGEL und WELT haben wenig gemeinsam. Aber es ist ein weit weniger aufgeregter Journalismus und kluge Analytiker wie Robin Alexander machen das Springer-Blatt hoch interessant.

                • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:06

                  Ich finde der Spiegel hat sich deutlich gefangen. In den Nullerjahren war er unterirdisch, auch noch Anfang der Zehner. Es war Aust, der das Blatt runterriss. Seit der weg ist hat sich Lage verbessert.

                  • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 17:23

                    Wie willst Du das beurteilen? Als Stefan Aust den SPIEGEL leitete, hattest Du gerade begonnen, lesen zu lernen. Unter Aust erlebte der SPIEGEL eine publizistische Blüte, nachdem er zuvor deutlich an Schärfe verloren hatte. Die Verkaufszahlen gingen unter ihm wieder nach oben. Später managte er noch die WELT, die er auch wiederbelebte. SPIEGEL TV, SPIEGEL, WELT – Stefan Aust ist wirklich eine Legende unter den Journalisten.

                    Heute hat der SPIEGEL Journalisten wie die erwähnte Ann-Katrin Müller, die in ihrer devoten Haltung zu den Grünen den Niedergang des SPIEGEL-Journalismus symbolisieren. Top-Leute wanderten in Serie ab, die Liste ist ziemlich lang, aber selbst ich mit meinen schlechten Namensgedächtnis bekomme einige zusammen.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 18:06

                      „Devote Haltung zu den Grünen“, du hast doch echt den Schuss nicht gehört.

                    • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 21:13

                      Bevor Du so reagierst: Hast Du mal ein paar Artikel von Ann-Katrin Müller über die Grünen gelesen? Und ich empfehle Dir den Presseclub von Juni mit ihr. Die Journalistin sympathisiert sehr offen mit der Partei, über die sie eigentlich objektiv und analytisch berichten soll. Doch solche Anforderungen scheinen beim SPIEGEL nicht mehr gestellt zu werden.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 21:51

                      Ich bin mir sicher, mit einer Partei oder einer Richtung zu sympathisieren steht Julian Reichelt, Redakteur*innen bei der FAZ oder dem Handelsblatt völlig fern. Das ist doch echt albern.

                    • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 21:54

                      … er berichtet aber nicht über sie. Was ich beschrieben habe, nennt man in manchen Branchen Voreingenommenheit. Es nur eine Nebensächlichkeit, aber man nimmt es doch häufig sehr ernst. Als ich z.B. in der Wirtschaftsprüfung gearbeitet habe, musste ich jährlich bestätigen, keine Aktien von dem Unternehmen zu haben, das ich prüfte. Alberne Sache, aber mancher nahm das bierernst.

                      Halt, wenn man Aktien in einer Sache hat. Und sei es nur im übertragenen Sinne.

                    • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 22:33

                      Klar tut er das.

                    • Stefan Pietsch 23. Oktober 2021, 08:44

                      Er kommentiert wie wir. Journalisten wie Müller sind aber abgestellt, um sehr nah von Parteien und aus ihrem Innenleben berichten zu können. Eine gewisse Neutralität ist da schon gefordert.

                      Oder warum nehmen wir eigentlich die Neutralität von Wirtschaftsprüfern und Wirtschaftsredakteuren so wichtig? Für Dich anscheinend nicht notwendig.

                    • sol1 24. Oktober 2021, 00:31

                      „…wie die erwähnte Ann-Katrin Müller…“

                      …die hervorragende Arbeit zur AfD leistet – wie auf der anderen Seite bei der WELT Matthias Kamann.

                      „Top-Leute wanderten in Serie ab, die Liste ist ziemlich lang, aber selbst ich mit meinen schlechten Namensgedächtnis bekomme einige zusammen.“

                      Offensichtlich ja nicht, denn sonst hättest du sie genannt.

                    • Stefan Pietsch 24. Oktober 2021, 10:59

                      Offensichtlich haben wir ganz unterschiedliche Vorstellungen, was guten Journalismus auszeichnet. Für Sie scheint guter Journalismus gegeben, wenn er Position bezieht und aktivistisch daherkommt. Aus meiner Sicht ist das Gegenteil gut.

                      Wie soll das gehen? Müller hat keinen Zugang zu Hintergrundgesprächen, keinen zum inneren Zirkel der Partei, weil ihr das Wesentliche einer guten Journalistin fehlt: das Vertrauen derjenigen, über die sie berichtet. Müllers Artikel über die AfD sind nicht schon deswegen gut, weil sie kritisch-ablehnend schreibt. Top-Journalisten haben immer gezeigt, dass der Zugang zu internen Informationen wesentlich ist. Oder was meinen Sie, warum Markus Feldenkirchens Reportage über den Wahlkampf des Martin Schulz Preise abräumte? Weil er die „richtige“ Meinung vertrat?

                      Gabor Steingart, der beim Handelsblatt bewies, dass er ein Medium neu entwickeln kann und nun mit seinem eigenen noch mehr Unternehmergeist zeigt. Investigativjournalist John Goetz, Georg Mascolo, Gregor Peter Schmitz, Sven Böll, Klaus Brinkbäumer. Jan Fleischhauer, obwohl beim SPIEGEL aufgewachsen, lasse ich raus, da er lange Kolumnist war.

                      Sie alle waren zeitweise Gesichter des Verlages. Die Menschen konsumieren Medien, wenn sie den Protagonisten vertrauen. Das Vertrauen basiert darauf, dass sie objektiv berichten, ihre Informationen den Tatsachen entsprechen. Zugegeben, das ist ein Verständnis, dem man links und rechts in Blasen nicht mehr folgt. Aber es ist das alte, tradierte. Und es ist meins. Die WELT kennt einen solchen Aderlass nicht. Im Gegenteil, die WELT setzt seit langem darauf, Journalisten mit Gesicht und Authenzität zum Verlag zu holen.

                    • sol1 24. Oktober 2021, 20:22

                      „Für Sie scheint guter Journalismus gegeben, wenn er Position bezieht und aktivistisch daherkommt.“

                      Diese schwachsinnige Unterstellung werde ich nicht weiter kommentieren.

                      „Müller hat keinen Zugang zu Hintergrundgesprächen, keinen zum inneren Zirkel der Partei, weil ihr das Wesentliche einer guten Journalistin fehlt: das Vertrauen derjenigen, über die sie berichtet.“

                      Offiziell trauen die keinem Journalisten von der „Mainstream-Presse“ (zu der natürlich auch Die Welt gehört). Aber insgeheim wissen die natürlich, daß die weitaus verläßlicher sind als die von den „alternativen Medien“.

                      Dein ganzes Geschreibsel beweist jedenfalls nur, daß du praktisch keine Artikel über die AfD liest.

                      „Gabor Steingart, der beim Handelsblatt bewies, dass er ein Medium neu entwickeln kann und nun mit seinem eigenen noch mehr Unternehmergeist zeigt.“

                      Mit der Flasche habe ich vor drei Jahren auseinandergesetzt:

                      https://www.reddit.com/r/de/comments/9doh0s/die_glaskugeleien_des_herrn_steingart/

                    • Thorsten Haupts 25. Oktober 2021, 09:18

                      Was denn jetzt? Stefan S hat doch gerade das Gegenteil argumentiert (eine hoch kampagnenfähige BILD als fundamentale Gefährdung der freiheitlich demokratischen grundordnung).

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 25. Oktober 2021, 12:53

                      Die BILD ist sehr kampagnenfähig, aber nicht mehr so sehr wie in den 1970er Jahren. Wenig verwunderlich, weil die Macht einzelner medialer Akteure seit dieser Zeit generell abgenommen hat (Fragmentierung, Vertrauensverlust).

            • derwaechter 22. Oktober 2021, 09:35

              Ich habe den Artikel nicht gelesen. Aber das Zitat finde ich im Kontext gar nicht so befremdlich. Man könnte ja durchaus einen Zusammenhang zwischen Lebenswandel des Unternehmenspatriarchen und der Kultur sehen.

              • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 10:48

                Passte überhaupt nicht dahin. Auch zwei andere Bemerkungen waren für mein Verständnis eher ungewöhnlich, so die Erwähnung, dass Springer nicht zu den aktivistischen Medien zähle – für mich eine Selbstverständlichkeit, aber in den USA anscheinend nicht mehr.

                Dazu gehört es zu unserem kulturellen, politischen und medialen Verständnis, die persönlichen Lebensverhältnisse so lange nicht öffentlich zu thematisieren, als es die öffentliche Person nicht selbst tut. Dies hat z.B. die ARD bei der Dokumentation über Kevin Kühnert peinlichst genau beachtet.

                Axel Springer ist seit fast 40 Jahren tot. Die Kultur des Medienhauses Axel Springer ist mit Sicherheit heute wenig von seinem Gründer, mehr aber von anderen Protagonisten wie Mathias Döpfner geprägt.

              • Thorsten Haupts 23. Oktober 2021, 14:02

                Man kann aus Schnipseln eines Lebenswandels und einer (Unternehmens-)Politik jeden beliebigen Zusammenhang konstruieren. Weshalb halbwegs seriöse Menschen die Finger davon lassen.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

  • Stefan Sasse 21. Oktober 2021, 14:16
    • Thorsten Haupts 21. Oktober 2021, 21:03

      Ich hielt Michal – lange ist es her – auch mal für einen klugen Journalisten. Inzwischen gehen mir seine wilden Spekulationen – gestützt auf wenige allseits bekannte Fakten, sein Weltbild und seine Fabulierkünste – nur noch auf die Nerven. Mir wäre nicht erinnerlich, dass er jemals eine Entwicklung vorhergesagt hätte, die sich nicht die Spatzen eh schon von den Dächern pfiffen. Halt das, was im linken Lager als „kluge Analayse“ durchgeht.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:05

        Warum muss das gleich als „links“ verunglimpft werden? Michal steht genauso wenig für alle Linken wie Reichelt für alle Rechten.

  • Lemmy Caution 22. Oktober 2021, 00:29

    Über den Vogel wünsche ich mir eine Doku-Serie auf Netflix.
    Sowas schaue ich mir gerne an.
    Im Büro (oder jetzt Home Office) geniesse ich nichts mehr als diese Ereignis-Folgen, wenn aus zeitweilig sehr dominant auftretenden Personen, vor denen nicht wenige leider richtig Angst haben, langsam die Luft entweicht.

  • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 12:26

    Auf meine alten Tage werde ich noch zum begeisterten Leser der langjährigen taz-Chefredakteurin Bettina Gaus. Übrigens habe ich die heutige SPIEGEL-Kolumnistin mal persönlich bei einem Edel-Italiener in Berlin getroffen.

    In ihrer wöchentlichen Kolumne geht Bettina Gaus, auch ohne ihren Auftraggeber namentlich zu erwähnen, zwischen den Zeilen ziemlich an. Und sie verwahrt sich gegen das Narrativ, das eine zunehmend prüder werdende Gesellschaft über den Fall Reichelt strickt, das ja auch in diesem Artikel erzählt wird. Frauen als Opfer, die mit Versprechungen gefügig zum Sex gemacht werden müssen und auf der anderen Seite ein Klischee-Mann, der alt und dickbäuchig mit fetter Zigarre die Mädchen antanzen lässt. Nur entspricht Julian Reichelt keineswegs dem Bild, er ist verhältnismäßig jung, äußerlich sehr attraktiv und charismatisch. Damit entspricht er keineswegs dem gezeichneten Bild eines Mannes, der sich Betthäschen kaufen muss. Nur ist das eben das Bild unserer von links-grünen Mainstream dominierten Kultur.

    Am Wochenende veröffentlichte die »New York Times« einen ausführlichen Bericht über die »Bild«-Zeitung und Julian Reichelt. Am Dienstag schloss der Axel-Springer-Konzern die angekündigte Übernahme des einflussreichen US-Onlineportals Politico ab. Wer das für Zufall hält, glaubt auch, dass Kapitalismus immer nett und moralisch ist und nichts mit dem Kampf um Marktanteile zu tun hat.

    Nun weiß man also, dass mancher hier den Kapitalismus für nett und moralisch hält.

    Gaus endet mit empathischen Worten:
    Die Frage ist: Wäre es wünschenswert, wenn sich Moralvorstellungen wie in den USA auch in Deutschland durchsetzten? Darüber lässt sich sicher streiten. Aber ich wäre nicht begeistert.
    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fall-julian-reichelt-die-entmuendigung-der-frau-kolumne-a-c11b7383-fd59-4b55-92fa-f775a08d44ff

    • derwaechter 22. Oktober 2021, 14:53

      Ich möchte mich gar nicht näher mit den Vorwürfen beschäftigen.

      Aber es ist schon interessant, dass Stefan Sasse hier von “sexuellem Missbrauch“ spricht (zur Erinnerung, eine schwere Straftat definiert als sexuelle Handlungen an Personen, entweder Minderjährige oder widerstandsunfähige Erwachsenene ) und Bettina Gaus von „Beziehungen mit Frauen, denen er vorgesetzt war“ (also nicht mal einer Straftat).

      Was die Entmündigung der Frau angeht ist das ja ein wiederkehrendes Thema in der Gleichberechtigungsdebatte (auch anderer Gruppen). Und m.E. ein von progressive Seite unterschätztes. Man denke nur an die Aufregung um Habecks anstehende Vizekanzlerschaft. Baerbock wurde quasi automatisch die Fähigkeit zur eigenen Entscheidung abgesprochen. Es musste Diskriminierung sein.

      Besonders bemerkenswert war diese verbreitete Annahme auch deshalb, weil es um die gleiche Frau ging, die sich wenige Monate zuvor im Machtkampf mit dem gleichen Mann durchgesetzt hatte.

      • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 16:19

        Genau darum ging es mir. Stefan lässt häufiger unterschwellig ein puritanisches Geschlechterverständnis erkennen, das ich verstörend finde. Es begann früh mit angeblichen toxischen Männlichkeitsbegriffen und findet sich in solchen Artikeln. Dabei war die Berichterstattung durchaus klar: die Beziehungen waren immer einvernehmlich und die Frauen wurden durch nichts unter Druck gesetzt. Stefan macht daraus sexuellen Missbrauch und „schuldig“. Puritanisch.

        Der SPIEGEL scheint intern ähnliche Debatten zu haben, wobei die Gefechtslage klar ist: wer heute ein liberales Geschlechterverständnis pflegt, verhält sich toxisch männlich. Einen Tag nach Gaus‘ Kolumne musste Samira El Ouassil erwidern: Mythos Bürosex oder: der romantisierte Sexismus. Sie hält das, was Gaus nach eigener Erfahrung schilderte, eine einvernämliche Beziehung in einer unternehmenshierarischen Ordnung, für unmöglich: „Bei sexuellen Beziehungen in einem beruflichen Abhängigkeitsverhältnis schwingt der Machtmissbrauch immer mit.“ Was eben auch sagt, was sie von der Selbstwahrnehmung ihrer älteren Kollegin hält: Nichts, sie ist auch Opfer männlich dominierter Definitionen.

  • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 17:03

    Oh Klasse, der Verleger vom Handelsblatt hat die Story abgeschossen, damit Reichelt „seine Ehe retten kann“ https://twitter.com/OlafStorbeck/status/1451559477988179973

  • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 18:04

    Hi Stefan, erklärst du mir noch mal was für ein toller Journalist Reichelt war? https://pbs.twimg.com/media/FCTBYOGX0AEMUCi?format=jpg&name=large

    • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 21:19

      Erich Böhme, Chefredakteur von 1973 bis 1989, sagte mal Anfang der Neunzigerjahre in einer Talksendung, dass das die Methode (und der Erfolg) des SPIEGELs war. Wenn die Legende recht hat, dann adelt er damit Reichelt als Journalist im Geiste Augsteins.

      • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 21:51

        Ich muss es entweder für alle kritisieren oder keinen, das ist mein Punkt.

        • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 22:22

          Der SPIEGEL hat in der Pandemie die Wissenschaft unter ihrem Label korrumpiert. Das ist eine ne je Qualität. Und Wissenschaftlern und Fernsehmachern vorzuwerfen sie wären für den Tod von Menschen verantwortlich, hat auch wenig mit Qualitätsjournalismus zu tun. Okay, die Grünen haben das im Wahlkampf auch gebracht. Man sieht, wo die Niveaulosigkeit liegt.

          • sol1 24. Oktober 2021, 00:50

            „Und Wissenschaftlern und Fernsehmachern vorzuwerfen sie wären für den Tod von Menschen verantwortlich…“

            …ist im Fall von Streeck, der immer wieder mit haarsträubenden Fehlprognosen an die Öffentlichkeit ging, nicht unberechtigt:

            https://uebermedien.de/57343/hendrik-streeck-der-mann-der-dauernd-falsch-liegt-aber-immer-wieder-als-corona-experte-gebucht-wird/

            https://twitter.com/FischJulius/status/1339844175626420226

            • Thorsten Haupts 24. Oktober 2021, 00:57

              Machen wir jetzt ne Hitliste von Leuten auf, die sich in der Corona-Pandemie massiv öffentlich geirrt haben? Da schneiden Lauterbach oder Brinkmann – zwei Lieblinge der liberalen „Qualitätsmedien“ – nicht besser ab.

              Und trotzdem ist niemand wegen Fehleinschätzungen „für den Tod von Menschen“ verantwortlich! Das ist gezielte Hetze.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Marc 24. Oktober 2021, 08:54

                Was für eine dumme Argumentation. Lauterbach und Brinkmann haben Corona gefährlicher eingeschätzt als es dann tatsächlich der Fall war. Sie haben damit niemanden gefährdet, sondern übervorsichtig Maßnahmen aufrecht erhalten wollen.

                Streeck und Co wollten eine Durchseuchung als es noch keine ausreichende Impfangebote gab.

                Der Unterschied der Auswirkungen sollte mit wenig Intelligenzleistung selbst erkmittelt werden können.

                • Stefan Pietsch 24. Oktober 2021, 10:29

                  Was für eine dumme Argumentation. Unsachlich, ohne Fakten und rechtsvergessen.

                  2020 zeigte sich in Deutschland keine Übersterblichkeit. Gestorben wurde dennoch. So sind mehr Herzinfakttote zu konstatieren und (wahrscheinlich) mehr Selbstmorde. Ich weiß nicht, was besser ist, dass jemand an Covid-19 verstirbt oder jemand anderes an einem zu spät entdeckten Herzinfakt. Sie scheinen es zu wissen. Aber ins Stammbuch: Der Staat jedenfalls darf nicht richten.
                  https://www.merkur.de/leben/gesundheit/herzinfarkt-corona-pandemie-lockdown-folgen-covid-19-arztbesuche-frueherkennung-wahrnehmen-zr-90100165.html#:~:text=Deutsche%20Forscher%20kamen%20in%20einer%20Auswertung%20zu%20dem,1.977%20Menschen%20verstarben%20an%20Herzinfarkt%2C%20320%20an%20Covid-19

                  Die Schweiz, die lange der Politik der Bundesregierung gefolgt war, zeigte eine um 10% höhere Übersterblichkeit, Corona hat Spuren hinterlassen. Ganz anders als in Schweden.
                  https://www.heise.de/tp/features/Schwedisches-Statistikamt-berichtet-einen-Rueckgang-der-Lebenserwartung-durch-Covid-19-4972492.html

                  Zwischen Corona-Maßnahmen und Übersterblichkeit scheint es keinen länderübergreifenden statistischen Zusammenhang zu geben.

                  Streeck plädierte im Sommer 2020 bei Markus Lanz dafür, Alternativen zu entwickeln, da wir wahrscheinlich mit dem Virus leben müssten. Er sprach nicht von einer Durchseuchung, das ist Ihre Behauptung. Streeck hat Recht behalten, Brinkmann, die die Bundeskanzlerin berät, lag falsch. Wenn es nach der Virologin (und Ihnen) gegangen wäre, hätten wir heute Zustände wie in Australien und Neuseeland. Dort übrigens hängen die Impfquoten hinterher. Die Leute verstehen nicht, warum sie sich gegen ein Virus impfen lassen sollen, das ohnehin ausgerottet wird.

                  Ihre Intelligenzleistung war im Frühjahr bescheiden und sie ist es bis heute geblieben. Sie sind von Ängsten getrieben statt von wissenschaftlicher Nüchternheit.

                  • Stefan Sasse 24. Oktober 2021, 13:11

                    Du bitte auch.

                    • Stefan Pietsch 24. Oktober 2021, 13:14

                      Klar, ist nicht mein Ton. Ich habe nur den Ton gespiegelt, der gegen einen Kommentator ging – und nicht gegen mich.

                    • Stefan Sasse 24. Oktober 2021, 18:29

                      Der Klügere deeskaliert 😉

                      Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Kommentar, ich weiß 😛

                • Thorsten Haupts 24. Oktober 2021, 11:03

                  Das Argument passt auch nur, wenn man ausblendet, dass Corona-Massnahmen anderswo zu mehr Toten geführt hat (verschobene Operationen anyone?). Über die völlig überflüssige Bundesnotbremse hatten wir uns ja schon mal ausgetauscht – das dadurch verursachte Leid geht dann konsequent a conto Bruinkmann und Lauterbach et al, nicht wahr? Zu dem, was Streeck (den ich echt nicht mag) und andere wirklich gesagt haben, hat sich Stefan P. schon geäussert. Deshalb geht die Dummheit freundlich retour.

                  Ich würde Diskussionen um begründbare, unterschiedliche, wissenschaftliche Einschätzungen in einer wissenschaftlich alles andere als geklärten Lage ja nie mit Schuldvorwürfen führen, aber ich bin auch nicht kleinkariert.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

                • Stefan Sasse 24. Oktober 2021, 13:11

                  Fahr mal rhetorisch bitte einen Gang runter.

            • Stefan Pietsch 24. Oktober 2021, 10:40

              Das RKI und andere Wissenschaftler haben sich von der Politik instrumentalisieren lassen. Das wiegt sehr schwer. Aufgrund dieses Panikmodus ließen sich Herzinfarktpatienten nicht ins Krankenhaus einliefern, stiegen Depressionen, haben heutige Schüler Bildungslücken, die sich nicht mehr schließen lassen. Diese führen zu geringeren Einkommen, Lebenschancen und früheren Toden. All das geht auf die Kappe von RKI, Drosten, Brinkmann.

              Ihre Argumentation. Berurteilen Sie selbst den Sinngehalt. Entweder wir debattieren auf diesem Niveau, dann fliegt Ihnen das jedesmal um die Ohren. Oder Sie stufen den Vorwurf an Streeck, Lanz und andere als das ein, was es ist: journalistischer Schwachsinn.

  • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 21:46
    • Stefan Pietsch 22. Oktober 2021, 22:28

      Apropos Krähe und Auge aushacken: bin mal gespannt, wann von Dir ein Artikel über leistungsschwache Lehrer und Überbezahlung im Öffentlichen Dienst kommt. 🙂

      • Stefan Sasse 22. Oktober 2021, 22:32

        Überbezahlt sind sie nicht. Leistungsschwache Lehrkräfte gibt es, genauso wie in jedem Job. Relevanter in diesem Kontext wäre, wenn besonders mächtige Lehrkräfte Noten fälschen würden oder so was. Aber das System Schule ist ziemlich egalitär, dezentral und demokratisch, da haben Einzelne nicht auch nur ansatzweise die Macht eines Döpfner oder Reichelt, weil, surprise, Superreichtum und Demokratie sich nicht vertragen…

        • Stefan Pietsch 23. Oktober 2021, 08:41

          Klar. Natürlich sind sie nicht überbezahlt, wie kann man auf solche Gedanken kommen. Deutschlands Manager gehören nicht zu den höchstbezahlten in der Welt. Die IT-Experten hängen mit ihren Gehältern ein Stück hinterher. Die Gehälter von Chemikern sind so lala. In anderen Regionen der Welt werden Investmentbanker weit besser vergütet. Mehr noch, sämtliche linke Parteien wollen der Klientel ans Leder respektive den Geldbeutel, damit die international ohnehin nicht üppigen Vergütungen ein Stück gekappt werden.

          Aber klar, Lehrer, die die höchsten Gehälter in der OECD einstreichen, sind nicht überbezahlt. Wahrscheinlich sind sie einfach überall unterbezahlt oder die mit hohen Fehlquoten gesegneten Pauker sind einfach überragend.

          Die Noten der Schüler sind in den vergangenen 40 Jahren immer besser geworden, weil die gar nicht so hoch bezahlten Lehrer dem Druck von Eltern nicht standhalten und mit guten Noten dem Ärger aus dem Wege gehen. Ist wie wenn Manager sich weigern unbequeme Entscheidungen zu treffen. Jedenfalls hält die Notengebung weder mit den Erfahrungen in Unternehmen noch mit internationalen Vergleichen stand. Das Prinzip scheint sich „Demokratie“ zu nennen. Ich hatte bisher eine andere Vorstellung davon.

          Heute gilt also ein Chefredakteur als „superreich“. Auch eine neue Erkenntnis für mich. Da habe ich mich vor 30 Jahren anscheinend doch falsch entschieden. Augen auf bei der Berufswahl.

          • Stefan Sasse 23. Oktober 2021, 10:12

            Das Gehalt der Leute, die man nicht mag, kürzt sich immer leicht, nicht? Von dir will ich nochmal Krokodilstränen gegen höhere Steuern für Reiche sehen.

            • Stefan Pietsch 23. Oktober 2021, 12:30

              Jetzt hast Du erstmal bewiesen, dass Du nicht objektiv berichten kannst, wenn Du persönlich involviert bist. Genau das ist eines der Probleme mit Ann-Katrin Müller. Sie ist Anhängerin der Partei der Grünen, ihr fehlt die Objektivität. Da kann ich mir gleich die Verlautbarungen der Grünen schicken lassen. Q.e.d.

              Ein „Fachmann“, der in vier Jahren nicht die Lernbehinderung eines Kindes erkennt, ist kaum sein Geld wert, egal wie viel es ist. Und wenn so ein „Fachmann“ schon zum besseren des Inventars einer Schule gehört, weiß ich schon sehr viel. Ein Lehrkörper, der systematisch Schüler eines Geschlechts aussperrt und schlecht benotet, sollte aus dem Staatsdienst entfernt werden.

              Bei den Top-Managern hat man gesagt, wenn sie bereit wären das gleiche Risiko wie ihre amerikanischen Kollegen zu tragen, dann könnten sie bei den Gehältern mitreden. Bei Lehrern ist das ja so eine Sache: sie bekommen ja nicht nur die höchsten Entgelte, sondern genießen auch den höchsten Schutz. Und was bekommt die Gesellschaft dafür? Zu viele eines Berufsstandes, die nach internationalen Maßstäben bestenfalls Durchschnittsware abliefern und dafür auch im nationalen Vergleich hohe Ausfallzeiten bieten. Ich verstehe einfach nicht, dass Du über solche, statistisch offensichtlichen Missstände in Deiner Branche nicht schreiben willst. Stattdessen Lobbypolitik.

              Deal: Ich lasse den Lehrern ihre hohen Einkommen und Du hörst auf, hohe Steuern für Einkommen zu fordern, wo Du möglicherweise einfach von Neidkomplexen geplagt bist.

  • Stefan Sasse 23. Oktober 2021, 16:26
    • Thorsten Haupts 23. Oktober 2021, 18:08

      Was soll denn der Unsinn? Die BILD ist ebensowenig neutral wie der SPIEGEL oder MONITor, nur eben auch nicht deutlich „mächtiger“.

      Sorry to say – aber der zeitweise in hysterie abgleitende Blogartikel ist der erste Griff ins Klo, den ich aauf diesem Blog gesehen habe. Und das nicht wegen seiner Einseitigkeit, die ist bei politischen Bewertungen normal.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Sasse 23. Oktober 2021, 18:58

        Tut mir Leid, dass du so fühlst. Aber da müssen wir leider bei einem agree to disagree bleiben.

        • Thorsten Haupts 23. Oktober 2021, 19:24

          Alles gut, passiert den Besten :-).

          Gruss,
          Thorsten Haupts

  • sol1 24. Oktober 2021, 20:41

    Irgendwie beruhigend, daß BILD viel zu wenig Vertrauen in der Bevölkerung genießt, um nachhaltig kampagnenfähig zu sein:

    https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/digital-news-report/2021/germany

    (fehlplaziertes Posting bitte löschen)

  • Lazy Lurker 25. Oktober 2021, 12:25

    Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wieviel Uneinigkeit auch hier im Kommentarbereich über Qualität im Journalismus besteht.
    Vielleicht könnte man hier mal eine Art schwarzes Brett „aufhängen“, auf dem jeder Zeitungen oder vergleichbare Medien posten kann (Die große Zeitung-Liste gab es ja noch nicht, oder?). Idealerweise mit deren ideologischer Ausrichtung und vielleicht ein paar Worten zu Stärken und Schwächen. Die folgenden Kommentare, Ergänzungen und Diskussionen würden meinen Medienhorizont bestimmt erweitern.

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