Konservative

Ein Gastbeitrag von Enno Park

Liebe Leserïnnen,

es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass es Konservativen darum geht, Wandel aufzuhalten, um Werte und Erhaltenswertes zu bewahren. Das ist nicht ihr Ding. Folgendermaßen:

Kurz zum Begriff: Mit „Konservative“ meine ich hier im Wesentlichen die CDU, große Teile ihrer Wählerschaft, diverse Mittelstandsvereinigungen, Medien die sie umkreisen, und vielleicht auch noch Teile von AFD und FDP sowie selbstverständlich auch der SPD, wie sich gerade wieder im Wahlkampf zum Berliner Abgeordnetenhaus zeigt. Gemeint ist also nicht Konservatismus im Wortsinn sondern der tonangebende „real existierende“ Konservatismus.

Dieser „real existierende“ Konservatismus hat sich selten gegen Wandel gewehrt sondern ihn oft maßgeblich betrieben. Industrialisierung, Automatisierung, Digitalisierung sind alles Projekte, die auch von konservativer Seite nach Kräften gefördert wurden.

Konservative wollen in erster Linie nur eines bewahren: die gesellschaftliche Hierarchien und ihre eigene (meist gehobene) Stellung darin. Jeglicher Wandel, der diese Hierarchien (oder sie stützende Geschäftsmodelle) gefährdet, wird bekämpft. Alles andere wird begrüßt.

Die Märchenerzählung des Konservatismus lautet: Die Schöpfung bewahren, Lebensgrundlagen absichern, den Nachkommen etwas hinterlassen. Ginge es danach, müssten Konservative die krassesten Umweltschützerïnnen überhaupt sein. Sind sie aber nicht. Sie fühlten sich lange Zeit von der Existenz der Grünen in ihrer gesellschaftlichen Stellung bedroht und bremsen bis heute Umweltschutz überall da, wo er Rendite und Geschäftsmodelle und damit indirekt ihre gesellschaftliche Stellung gefährdet.

Nach allem, was wir wissen, bedeutet eine ungebremste Klimakatastrophe das Ende menschlicher Zivilisation wie wir sie kennen innerhalb weniger Generationen. Konservative Politik bedeutet beispielsweise, darauf mit einem Hinauszögern des Kohleausstiegs zu reagieren. Milliarden Euro wurden aufgewendet, vordergründig um rund 20.000 Jobs in der Braunkohle zu sichern. Zugleich wurde mit immer neuen Regulierungen der Ausbau der Solar- und Windenergie in Deutschland abgewürgt. Dadurch sind in den betreffenden Branchen 120.000 Jobs verloren gegangen.

Dieses Verhalten folgt einer jahrzehntealten Tradition.

Die Regierung Kohl stoppte Anfang der 1980er das Glasfaserprojekt der Sozialliberalen und forcierte stattdessen das Privatfernsehen. Die Folge war ein krasser Wandel, der vielen eigentlich konservativen Werten widerspricht. Aber es half halt, gesellschaftliche Strukturen zu zementieren. Denke da nur an Reality-TV, das eben kein „Unterschichtenfernsehen“ war, sondern Menschen aller Schichten eine Gelegenheit gab, sich zu versichern, dass es immer „Freaks“ gibt, die noch unter einem stehen und auf die sich hinabblicken lässt.

Die „Bild“ hatte lange Zeit halbnackte Models auf Seite 3. Das widersprach völlig einer konservativen Sexualmoral, zementierte aber die Stellung der Frau.

Konservative finden das Internet ernsthaft toll, solange es in Gestalt von Vertriebswegen und Industrie 4.0 daherkommt. Erst da, wo es gesellschaftliche Hierarchien angreift, wird es bekämpft und reguliert (siehe z.B. EU-Urheberrechtsreform).

Den Grünen wird nachgesagt, sie seien konservativ, weil Umweltschutz. Stimmt im Wortsinn, außerdem sind sie ziemlich bürgerlich. Aber zugleich sind die Grünen Feindbild der Konservativen, sobald es um Sexismus, Feminismus oder jetzt gerade Inter- und Transexualität geht. Emanzipation und Kampf gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit greift immer auch die die Hierarchie an, die Konservative um jeden Preis verteidigen wollen.

Aus den gleichen Gründen verhindern Konservative bis heute eine Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, obwohl diese eigentlich seit 2009 rechtsverbindlich ist.

Konservative tendieren dazu, den Klimawandel zu leugnen oder nicht wirklich etwas gegen ihn zu unternehmen. Dafür regen sie sich pausenlos über „Genderwahn“, „Feminazis“ oder Greta Thunberg auf. Konservative schöpfen keine Hoffnung daraus, dass Schülerïnnenwegen des Klimawandels streiken, sondern pochen auf die Schulpflicht, weil es ihnen zutiefst unangenehm ist, dass die Jugendlichen da ausscheren, statt brav ihren angestammten Platz in der Hierarchie – also der Schulbank – einzunehmen.

Konservative lieben das Thema „Sprachverhunzung“, weil sie mit ihrer zur Norm erklärten Sprache, die sie brav an Schulen gelernt haben, ihren Status und ihre Position in der Hierarchie markieren. Jeglicher Sprachwandel ist daher abzulehnen.

Konservative haben Angst vor der „Antifa“ und linken Protesten z.B. zu G20-Gipfeln, weil sie selbst, ihre Autos, Geschäfte und der Kapitalismus™ und damit indirekt wieder Hierarchie und Stellung angegriffen werden. Rechtsradikale hingegenund deren Gewalt gegen Geflüchtete, Homosexuelle oder Obdachlose usw. sind ihnen weitgehend egal, weil sie sich von ihnen nicht bedroht fühlen. Bedroht fühlen sie sich eher von den Opfern der Nazis, also den Geflüchteten, den Homosexuelle und den Obdachlosen. Es ist also kein Zufall, dass es der CDU gerade nicht gelingt, sich etwa von Hans-Georg Maaßen zu distanzieren, sondern passt exakt ins Bild.

Konservative finden ihren (den Statusmarkierenden) Porsche/SUV/Teslamitsamt der Freiheit auf der Autobahn toll. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung beschränkte diese Art, den Status zu demonstrieren. Sie findet Ablehnung auch bei all denen, die ihre Stellung nur mit einem Golf GTI markieren aber qua Autobahnfreiheit das Gefühl haben, bei den Schnellen dazu zu gehören.

Derzeit spalten sich die Konservativen in zwei Gruppen: Solche die offen oder insgeheim mit Rechtsradikalenkooperieren und solche, die sie ablehnen und bekämpfen. Ich fürchte, letztere tun es vor allem, weil sie Rechtsradikale politische auch als eineGruppe wahrnehmen, die ihre Machtpositiongefährden könnte.

Ehrlich leid tun mir Menschen vom Typ „ehrenwerter Konservativer“. Die gibt es. Sie mögen Werte haben, die ich nicht immer Teile, aber ihnen geht es wirklich ums Bewahren und diese Werte, nicht um die eigene Stellung, wofür ich sie hoch achte. Mit solchen Leuten habe ich oft großartige Gespräche und sie erweisen sich immer wieder als bemerkenswert menschlich. Leider spiegelt der politische und mediale Konservativismus deren Haltung nicht wider sondern missbraucht sie nur als Feigenblatt, damit CDU/CSU& Co. weiterhin schön von „Werten“ reden können, damit sich an Hierarchien nichts ändert.

So lange diese Hierarchien nicht gefährdet sind, darf sich alles andere jederzeit wandeln, besonders wenn dieser Wandel hilft, Geld zu machen und vor allem die Stellung der ohnehin schon Bessergestellten zu sichern.

Einen schönen Wahlsonntag wünscht

Enno Park

Dieser Beitrag erschien zuerst im Substack von Enno Park.

{ 70 comments… add one }
  • Thorsten Haupts 26. September 2021, 21:19

    Jo, In Kurzform – CDUler (Ungleich Konservative, aber das ist bei diesem völlig missglückten Propagandastück schon Nebensache) machen keinen Kotau vor Linken und Linksliberalen, weshalb es schlechte Menschen sind, die Schlechtes wollen und gemein zu Mama sind.

    Dieses Niveau von Kritik von links kenne ich seit meinen studentenpolitischen Anfängen Ende der achtziger aus nahezu unzähligen Texten. Ich habe übrigens schon intellektuell deutlich herauforderndere Texte dieser Machart von Mitstudenten gelesen, was nicht für den Autoren spricht.

    Inhaltliche Auseinandersetzung lohnt sich hier nicht. Auf „Konservative schlecht, deren Gegner gut“ (auch in Langform) antwortet man am besten im gleichen Niveau: „Autor dumm und vorurteilsbeladen, Konservative gut“ und feddisch.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Floor Acita 27. September 2021, 09:05

      Stimmt, ist fast auf dem Niveau Linken vorzuwerfen moralinsauer zu handeln, anderen ihren persönlichen Lebensstil aufdrücken zu wollen oder -ach ja- ihre eigene Machtstellung zu sichern / „Elitenprojekte“ zu verfolgen mit ihrem „pseudo“ anti-Sexismus/-Rassismus, Gendergerechtigkeit etc. Erst recht, natürlich, mit ihrem Engagement für sozial-schwächere … das ist definitiv „fake“…

      Wieso stören Sie sich plötzlich an solch einem Niveau?

      • Thorsten Haupts 27. September 2021, 09:38

        Hmmm, erleuchten Sie mich bitte mal kurz, wann genau ich das von Ihnen unterstellte wo getan hätte? Ich geh in der Zwischenzeit Popcorn holen.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Floor Acita 27. September 2021, 12:30

          Wieso Sie? Das gehört in jedem zweiten Artikel und Kommentar hier auf dem blog offensichtlich zum guten Ton ohne dass sich irgendjemand dran stören würde…

      • Erwin Gabriel 27. September 2021, 17:44

        @ Floor Acita 27. September 2021, 12:30

        Erst recht, natürlich, mit ihrem Engagement für sozial-schwächere … das ist definitiv „fake“…

        Bei den meisten ist es das so, ob sie das selbst merken oder nicht. Ich habe das auch schon öfter hier begründet.

        Wir leben in einem wirtschaftlichen System, dass schon recht heftig umverteilt. Wir sind eine der wirtschaftlich stärksten Nationen der Welt, unsere Steuereinnahmen (nur Bund) werden in diesem Jahr 2021 bei knapp 320 Mrd. Euro liegen. Davon werden etwa 165 Mrd. Euro für Arbeit und Soziales ausgegeben. Obwohl das IMMENS viel Geld ist, geht es den finanziell und sozial Schwachen offenbar nicht gut genug.

        Nun habe ich mit dieser Begründung hier schon sehr oft den Ruf nach Steuererhöhungen für „Reiche“ gehört: Ob die Einkommenssteuer oder die Erbschaftssteuer erhöht, eine Vermögenssteuer erhoben, der Solidaritätszuschlag beibehalten werden soll, egal – Hauptsache, den Reichen wird mehr Geld aus der Tasche gezogen.

        Dagegen sprechen aus meiner Sicht mehrere Punkte:
        • Wenn (ich hole das mal aus einem anderen Thread) die einkommensstärkere Hälfte 98% und die untere Hälfte 2% der Einkommenssteuern aufbringt, tragen die „stärkeren Schultern“ schon deutlich mehr Last. Wo der grundsätzliche Sinn liegt, aus 98% nun 98,5% zu machen, erschließt sich mir nicht. Hat mir auch noch keiner erklären können.
        • Außerdem verschwindet viel zu viel Geld in Bürokratie. Anstatt sich der trügerischen Annahme hinzugeben, dass der Staat immer mehr Aufgaben übernehmen soll, für die man dann nur Geld einsammeln muss, dass dann schon irgendwo verfügbar ist, könnte man vielleicht schauen, die Aufgaben etwas eingeschränkter zu definieren, dass System darauf effizient abzustimmen, und mehr Eigenverantwortlichkeit zu fordern, zu fördern und zu ermöglichen.
        • Dann: Wenn man denen „da unten“ wirklich helfen will, warum greift man dann zu einem System, dass nur den oberen Mittelstand und die Wohlhabenden abgreift und nur den unteren Mittelstand unterstützt, während die wirklich Reichen fast ungeschoren davonkommen, während die untere Schicht der Gesellschaft zu kurz kommt? Das ist ein Fehler im System, der nicht dadurch behoben wird, dass man mehr Geld hineinpumpt. Das wird fleißig ignoriert. Aber niemand (zumindest nicht hier im Forum) ist bereit, diese grundsätzliche Frage ernsthaft zu diskutieren.

        Mag sein, das Stefan Sasse ein wenig Recht hat damit, dass mit konservativem Bewahren AUCH Machtstrukturen gemeint sind; aber das ist auf der Gegenseite nicht anders.

  • Erwin Gabriel 27. September 2021, 16:00

    @ Stefan Sasse

    Konservative wollen in erster Linie nur eines bewahren: die gesellschaftliche Hierarchien und ihre eigene (meist gehobene) Stellung darin. Jeglicher Wandel, der diese Hierarchien (oder sie stützende Geschäftsmodelle) gefährdet, wird bekämpft. Alles andere wird begrüßt.

    Wie soll ich Linke ernst nehmen können, wenn sie solche Sätze schreiben?

    • Floor Acita 27. September 2021, 17:27

      Ganz ehrlich, das sind schon 2 unterschiedliche Massstäbe…

      Linke/Progressive bekommen ständig ihre Motivationen und Ziele in Frage gestellt, das fällt anscheinend schon gar nicht mehr auf…
      „Es geht ganz klar NICHT um die beste gesellschaftliche Lösung, sondern um die gesellschaftlichen Lösungen, die den Progressiven die meiste Macht geben“
      >“Doch, genau darum geht es und von welcher „Macht“ sprechen Sie..?“<
      "Von der Macht, seine Lebensvorstellungen anderen aufzudrücken."

      Selbst wenn jemand versucht zwischen beidenSeiten zu vermitteln:
      "Wenn Linke von „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“ sprechen, hören Konservative und Liberale nur „höhere Steuern für Leistungsträger*innen“; wenn Konservative und Liberale von „Eigenverantwortung“ und „Flexibilisierung“ hören, hören Linke nur „Kürzung“. Und das ist zu Unrecht, in beiden Fällen."

      wird darauf geantwortet:
      "Natürlich bedeuten Begriffe wie „Gerechtigkeit“ höhere Steuern und Umverteilung, NICHTS anderes."

      Ich könnte auch noch Begriffe wie "Neiddiskussion" etc. anführen, aber ich denke es ist klar um was es mir geht.

      Die Reaktion ist ähnlich wie auf den Vorwurf Konservative würden "persönliches Verhalten im Sinne von Moral betonen". (als Antwort auf den exakt selben Vorwurf gegenüber Linken, mind you) Entsetzen! Dabei werden auch hier bestimmte Vorstellungen wer mit wem zu welchem Zeitpunkt Sex zu haben hat, wer mit wem die Ehe schliessen darf, wie sich Mann und Frau in welchen Situationen zu kleiden haben, was „anständig“ ist, was insbesondere für Männer „Mode“ bedeutet, gendergerechte Kleidung etc. natürlich nicht als "moralisieren" wahrgenommen. Ist halt einfacher die eigene Weltanschauung als universell zu erklären obwohl man ja weiss, dass sie nicht von allen geteilt wird.

      Manchmal werden sogar ganzen Gruppen von Menschen von deren verkündeter Motivation abweichende Beweggründe unterstellt. Ich erinnere mich an eine Aussage "Frauen die tiefe Dekolletés anziehen wollen, dass Männer schauen". Als ich versuchte die Aussage abzuschwächen ohne zu leugnen, dass es solche Frauen gibt, nur die Absolutheit der Aussage, wurde die Relativierung explizit abgelehnt und betont es gäbe nur diese Motivation, in allen Fällen… alsooffenbar auch in denen in denen das explizit verneint, andere Motivation angegeben wird.

      • Erwin Gabriel 27. September 2021, 18:27

        Floor Acita 27. September 2021, 17:27

        Linke/Progressive bekommen ständig ihre Motivationen und Ziele in Frage gestellt, das fällt anscheinend schon gar nicht mehr auf …
        Ich denke schon, dass ich hier differenziert argumentiere, je nachdem, wie die Thesen lauten.
        [[„Es geht ganz klar NICHT um die beste gesellschaftliche Lösung, sondern um die gesellschaftlichen Lösungen, die den Progressiven die meiste Macht geben“]]

        [„Von der Macht, seine Lebensvorstellungen anderen aufzudrücken.“ ]
        Das ist halt mein alltägliches Erleben.
        Wir hatten (nur eines von vielen Beispielen) vor der Bundestagswahl eine Anfrage seitens der AfD, ein Auftrag, der etwas Geld in unsere Corona-belasteten Kassen gespült hätte. Unser Inhaber/Geschäftsführer stellte das zur Diskussion. Die Reaktion bei einem Teil der Belegschaft war Wut und Empörung darüber, dass die Anfrage nicht gleich zurückgewiesen worden war. Jeder hätte klar sein müssen, dass der GF allein hätte entscheiden können, ohne zu fragen. Ein besonders „gerechter“ Kollege rief zu streikähnlichen Maßnahmen auf, sollte nicht sofort eine Ablehnung erfolgen; ein Teil der Begründung war, dass sich der Kollege als so „tolerant“ empfand, dass eine wie immer geartete Kooperation mit der AfD nicht in Frage käme. Ich teile seine Meinung über die Ablehnung der Zusammenarbeit, aber nicht seine Stupide Argumentation. Dass es keine Toleranz ist, wenn man nur „seinen“ Leuten gegenüber offen ist, Andersmeinende aber ausgrenzt, hat er trotz aller Intelligenz nicht begriffen.

        Solches Scheuklappendenken treffe ich häufig. Es geht nie um „Deine Meinung / meine Meinung“, sondern immer wieder um „absolut richtig / absolut falsch“. Wenn ich einen konservativen nach seiner Meinung frage, sagt der mir sinngemäß: Befolge die Gesetze, lieg nicht dem Staat auf der Tasche, und wir sind gut“.

        Von Linken in unserem Betrieb habe ich schon Diskussionen bekommen, wie ich mein Mittagessen verpacke (gelegentlich, je nach Inhalt, Plastikfolie), dass ich gelegentlich Fleisch esse, in welche Tüte ich meinen Öko-Abfall packe (Papier ist auch schlecht), wie ich zur Arbeit komme (einmal die Woche mit dem Auto, um von der Arbeit nach Hause zu fahren), ob mein Kaffee „Fair Trade“ ist (ich trinke nur im Büro Kaffee) usw. Und keine dieser Diskussionen war rein sachlich, alle auf einer Ebene moralisierend.

        wird darauf geantwortet:
        „Natürlich bedeuten Begriffe wie „Gerechtigkeit“ höhere Steuern und Umverteilung, NICHTS anderes.“
        Ich könnte auch noch Begriffe wie „Neiddiskussion“ etc. anführen, aber ich denke es ist klar um was es mir geht.

        Auch hier habe ich schon mehrfach nicht nur behauptet, sondern klar argumentiert, warum aus meiner Sicht in erster Linie eine Neiddebatte am Gange ist. Wer im Vorfeld der Wahl das Gespräch zwischen Friedrich Merz und Hubertus Heil verfolgt hat, konnte das klar erkennen (auch auf linker Seite gibt es Dog Whistles).

        Wenn man ein untaugliches System hat, kann man Geld reinstopfen, bis der Arzt kommt; es wird nicht helfen. Wer das ignoriert, will nur mehr Geld reinstopfen, und ob das zusätzliche Geld hilft, ist zweitrangig. Kannst Du diese Aussage argumentativ widerlegen?

    • Stefan Sasse 27. September 2021, 17:55

      Weiß ich nicht. Die Sätze sind nicht von mir 😉

      • Erwin Gabriel 27. September 2021, 18:31

        @ Stefan Sasse 27. September 2021, 17:55

        Weiß ich nicht. Die Sätze sind nicht von mir

        Autsch. Ich könnte mich ja damit rausreden, dass ich den Hausherrn befragen wollte, aber natürlich galt die Frage nicht Dir, sondern Enno.

        Sorry für das Missverständnis

        • Stefan Sasse 27. September 2021, 18:44

          Kein Ding. 🙂 Ist ja unter meinem Account eingestellt.

          Grundsätzlich teile ich Ennos Kritik ja auch. Nicht in der Schärfe, vermutlich, aber in der Tendenz hat er durchaus Recht.
          Nur, natürlich kennt auch die linke Seite ihre Heucheleien, wir haben da ja jüngst genug drüber diskutiert. Jeder heuchelt in einem gewissen Ausmaß, das ist normal und menschlich.

          • Erwin Gabriel 28. September 2021, 20:52

            @ Stefan Sasse 27. September 2021, 18:44

            Grundsätzlich teile ich Ennos Kritik ja auch. Nicht in der Schärfe, vermutlich, aber in der Tendenz hat er durchaus Recht.

            Was mich an der „linken“ Argumentation immer wieder stört, ist, dass man auf der einen Seite immer vorgibt (das ehrliche Bemühen von einigen will ich da gar nicht in Frage stellen), den sozial und finanziell Schwachen helfen zu wollen, aber man redet nicht mit denen. Man macht sich, in den meisten Fällen ungefragt, zu deren Anwalt, und entscheidet dann, was die brauchen. Das halte ich für arrogant und bevormundend (was nicht heißt, dass dort keine Hilfe benötigt wird; ich frage mich nur, ob das, was gemacht wird, wirklich Hilfe ist).

            Dann macht man sich enorm viel Gedanken, wie das finanziert werden soll (wenigstens bis Du über reine Steuererhöhungen hinaus), aber warum denkt man nur in der Kategorie „Verteilung“?

            Es wird immer und unvermeidbar Leute geben, die hilflos, chancenlos und und arm sein werden. Mich stört nicht so sehr, dass es Arme gibt (da höre ich schon wieder einen Riesenaufschrei), sondern dass es so viele gibt, die nicht in diesen Situationen stecken müssten.

            Wo liegt den die größte Ursache für Armut und finanziell und sozial schwache Stellung? Das sind doch fehlende Bildungschancen: Unser System schreibt die „Klasse“ fest, in die jemand hineingeboren wird. Man kann mit viel Mühe da unten herauskommen, aber unser Bildungssystem behindert, statt zu helfen. Und das liegt nicht an den Konservativen.

            So diskutiert die Linke weitestgehend über Symptome, statt über die Ursachen des Problems, und wendet sich, wenn man überhaupt über das System spricht, gegen den Kapitalismus als solchen. Wie ein anderes System die herrschenden Missstände beseitigen soll, konnte mir aber noch niemand erklären.

            Die Menschen am unteren Rand unserer Gesellschaft brauchen keine endlose Versorgung, keine künstlich erzeugte Abhängigkeit von Väterchen Staat. Sie brauchen Chancen.

            Von linker Seite (ich weiß, dass das zu verallgemeinernd ist, aber besser kriege ich das gerade nicht hin) erlebe ich, überspitzt ausgedrückt, dass man sich nur darüber Gedanken macht, die Abhängigkeit für die Betroffenen angenehmer zu gestalten, aber nicht, sie abzuschaffen. Das überzeugt mich als Modell nicht.

            Und da Stefan

            • Stefan Sasse 29. September 2021, 08:19

              Ich gebe dir in der Problembeschreibung Recht. Deswegen hab ich auch null Geduld mit diesem blödsinnigen „die wählen gegen ihre Interessen!“, was man von links dauernd hört. Und es ist auch der Grund dafür, dass die Linke ständig Wahlen verliert. Daran habe ich keinen Zweifel. Auch das Diskutieren über Symptome ist völlig richtig.

              Aber: die fehlenden Chancen im Bildungssystem sind zwar ein gewaltiges Problem, aber nicht der ausschlaggebende Grund.

              Daher: ich teile deine Analyse der Probleme der linken Seite, aber nicht die Lösungsvorschläge, die von rechts kommen.

              • Erwin Gabriel 29. September 2021, 10:39

                @ Stefan Sasse 29. September 2021, 08:19

                … ich teile deine Analyse der Probleme der linken Seite, aber nicht die Lösungsvorschläge, die von rechts kommen.

                Ich kenne keine Lösungsvorschläge von rechts; wenn überhaupt, dann von der FDP.

                Aber zu wissen, dass es ein Problem gibt, und dann keine Lösungsvorschläge zu entwickeln, sondern nur an den Symptomen herumzudoktern, gruselt mich.

                • Die AfD denkt, dass alles wieder gut wird, wenn das Drittel der Gesellschaft mit Migrationshintergrund das Land verlässt, und nur noch „echte Deutsche“ hier herumturnen. Nun ja, man hätte genug Platz, um sich wieder verstärkt dem Ackerbau zu widmen, nachdem die Wirtschaft zusammengebrochen ist.
                • Die Linke mag wissen, dass das Geld nicht auf der Straße liegt – es kommt offenbar aus dem Automaten, da muss man sich also keinen Kopf machen. Man muss es nur richtig einsammeln und umverteilen.
                • Die Grünen erzählen, dass man keinen oder nur einen kleinen Preis bezahlen muss für den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft, und dass alle Flüchtlinge mit dem Erhalt der Staatsbürgerschaft automatisch und problemlos integriert sind.
                • CDU und SPD scheinen gerade eine Virtual-Reality-Simulation der 1990er- und frühen 2000er- Jahre zu spielen, während die Realität an ihnen vorbeigelaufen ist. Sie kneifen die Arschbacken zusammen und hoffen, dass das Unheil erst nach Ihnen zuschlägt (wenn die jetzigen Stammwähler, die Rentner, tot sind).
                • Die FDP glaubt, dass Steuersenkungen reichen, um alles über Markt- und Wirtschaftskräfte ins Lot zu bringen; aber wenigstens denken sie halbwegs klug über Bildung und Digitalisierung nach.

                Ich komme mir vor wie in einem schlechten Film.

                Und so, wie Dich ärgert, dass Leute aus Dummheit gegen ihre Interessen wählen, ärgert mich, wenn kluge Leute wie Du die Krankheit zwar erkennen, aber nur über Symptome reden wollen, weil ihnen die Vorschläge der einzigen Partei, die sich wenigstens halbherzig einen Kopf macht, nicht gefallen (und ihnen keine besseren Lösungsvorschläge einfallen).

                • Stefan Sasse 29. September 2021, 17:02

                  Ich meine FDP, wenn ich rechts sage. Nicht wertend, nur als Abgrenzung zu links als Sammelbegriff für SPD, Grüne und LINKE.

                  Ich will eigentlich gar nicht nur über die Symptome reden. Aber wenn jemand über die Symptome Unsinn redet, will ich es halt auch nicht stehen lassen.

                  • Stefan Pietsch 29. September 2021, 20:25

                    Das ist in Ordnung. Redest Du von den Grünen dann auch von den Linken?

                    • Stefan Sasse 30. September 2021, 10:57

                      Ist kontextabhängig. Wenn ich etwa von „rechter“ und „linker“ Wirtschaftspolitik spreche, klar, dann macht die Verallgemeinerung Sinn. Reden wir dagegen etwa von der Klimakrise ist es in beide Richtungen Quatsch…

                    • Erwin Gabriel 30. September 2021, 13:47

                      @ Stefan Sasse 30. September 2021, 10:57

                      Ist kontextabhängig. Wenn ich etwa von „rechter“ und „linker“ Wirtschaftspolitik spreche, klar, dann macht die Verallgemeinerung Sinn. Reden wir dagegen etwa von der Klimakrise ist es in beide Richtungen Quatsch…

                      Verstehe – ist also bei jedem „Einsatz“ der Begrifflichkeiten erklärungsbedürftig 🙂

                    • Stefan Sasse 30. September 2021, 21:27

                      Jein, der Kontext erklärt ja schon vieles.

    • bevanite 27. September 2021, 19:01

      Das ist gar nicht mal genuin links, sondern entspricht der Definition von (politischem) Konservatismus. Traditionell waren die Konservativen erst die Partei des Königs/des Hofstaats und des Landadels, ab dem 19. Jahrhundert die Partei der besitzenden Klassen. Konservative lehnten alles ab, was ihre Stellung bedrohte. Und das setzt sich bis heute vor allem in der Wirtschaftspolitik fort.

      Aktuelles Beispiel: Warum versprühen vor allem „Alt-Bonner“ Konservative aus dem Welt/FAZ/BILD-Umfeld seit einigen Monaten Gift und Galle gegen Identitätspolitik? Weil sie merken, dass sie nicht mehr die alleinigen Herren im Haus sind und damit ihre als naturgegeben erdachte Vormachtstellung aus der Bonner Republik endgültig passé ist.

  • Thorsten Haupts 27. September 2021, 20:58

    … seit einigen Monaten Gift und Galle gegen Identitätspolitik?

    Weil man den Scheiss gar nicht früh genug bekämpfen kann.

    Mit dem Ende ihrer „Vormacht“stellung haben sich die Männer meiner Generation so in den achtzigern abgefunden, aber alte Vourteile sterben auf linker Seite auch niemals. Und ausserdem ist Konservativenbashing (auch hier falsch, aber sei´s drum) natürlich einfacher, als sich der Kritik zu stellen, wenn der Kaiser eh schon nackt ist. Denn theoretisch ist der unter Indentitätspolitik subsumierte Unsinn natürlich unhaltbar (intellektuell schwachbrüstig, inkonsistent, in sich widersprüchlich und im Kern rassistisch).

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Erwin Gabriel 28. September 2021, 20:56

      @ Thorsten Haupts 27. September 2021, 20:58

      [… seit einigen Monaten Gift und Galle gegen Identitätspolitik?]

      Weil man den Scheiss gar nicht früh genug bekämpfen kann.

      (intellektuell schwachbrüstig, inkonsistent, in sich widersprüchlich und im Kern rassistisch)

      Volle Zustimmung, vielleicht um die Bemerkung ergänzt, dass das natürlich genau so für rechte Identitätspolitik gilt. Das „normale“ Deutschland der AfD ist so normal auch nicht.

      • Stefan Sasse 29. September 2021, 08:19

        Mein Punkt immer 🙂 Identitätspolitik wird von allen gemacht, wurde schon immer von allen gemacht. Ich darf nur an Gerhard Schröders Bratwurst erinnern.

      • Thorsten Haupts 29. September 2021, 11:57

        Kein Widerspruch zu Erwin Gabriel. Betonter biologischer Nationalismus ist Identitätspolitik par excellence.

        Widerspruch allerdings zu Stefan Sasses Pauschalbemerkung, Identitätspolitik würde immer und von allen gepflegt. Da gibts schon den Unterschied zwischen wahlkampfbedingter Anbiederung und der alles überwölbenden „Theorie“, die eigene sexuelle oder/und ethnische Identität wäre DER einzig oder überwiegend entscheidende Faktor für Erfolg oder Misserfolg in sämtlichen Lebensbereichen.

        Um den nicht sehen zu wollen, muss man beide Augen fest zudrücken.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 29. September 2021, 17:03

          Du machst den beliebten Fehler, Identitätspolitik als etwas Linkes zu betrachten bzw. es nur dann wahrzunehmen, wenn es Minderheitenidentitäten betrifft. Aber Schröders Currywurst, das Bierzelt der CSU, Kurzifix im Klassenzimmer, all der Kram ist auch Identitätspolitik.

          • Thorsten Haupts 29. September 2021, 19:11

            Völlig falsche Aufnahme dessen, was ich gesagt habe. Oder die totale Sinnentleerung des Begriffes „Identitätspolitik“. Um es am Beispiel zu erläutern: Selsbtverständlich sind Sklaven, bäuerliche Dienstverpflichtete und Angestellte „abhängige Beschäftigungsverhältnisse“. Sie in einer Debatte umstandslos gleichzusetzen, ohne die fundamentalen Unterschiede zu berücksichtigen, macht einen intelligenten und gebildeten menschen normalerweise zum Spott der Diskussionsrunde.

            Und ähnlich verhält es sich mit linker und nichtlinker Identitätspolitik. Selbstverständlich kann Fussballfan ein Identitätsmarker sein und selbstverständlich kann man politisch an den appelieren. Der fundamentale Unterschied zu linker Identitätspolitik ist einfach – kein Mensch definiert sich vollständig oder vorrangig über sein Fussballfansein. Das aber ist, was „linke“ Identitätspolitik Ethnien oder/und sexuellen Orientierungen zuschreibt.

            Diesen Unterschied mit „Alle betreiben Identitätspolitik“ zu einem scheinbaren Einheitsbrei zu verwischen, ist intellektuell unredlich.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 29. September 2021, 20:23

              Ich setz das nicht gleich…?

              Sehe ich nicht so. Klar gibt es einige, die das so absolut setzen, aber es gibt nicht ohne Grund Intersektionalitätstheorie.

              • Thorsten Haupts 29. September 2021, 20:58

                Yup. Die Verquickung von Geschlecht und Ethnie zur final chancenlosen „mehrfach marginalisierten Minderheit“.

                Kein Wunder, dass die Anhänger dieses Quarks in den USA so heftige Schwierigkeiten mit den dort ausserordentlich erfolgreichen Asiaten haben. Sie entkräften nämlich den in sich äusserst schlichten Ansatz „Ich unterdrückt, weil blau und Marsmännschen, deshalb Weisse schuld, wenn ich nicht (beliebiges einsetzen) erreiche“.

                Gedankenloser, weinerlicher Proto-Rassismus.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Erwin Gabriel 30. September 2021, 13:55

                  @ Thorsten Haupts 29. September 2021, 20:58

                  Yup. Die Verquickung von Geschlecht und Ethnie zur final chancenlosen „mehrfach marginalisierten Minderheit“.

                  So isses. Was ich mich immer wieder frage, ist, warum man dort so scharf darauf ist, Weltbilder zu entwickeln, die ohne Eigenverantwortlichkeit der Individuen auskommt.

                  Jeder, der auf linker oder rechter Seite führt, hat sich ja irgendwie gegen andere durchgesetzt, also eine gewisse Energie investiert, eine intellektuelle Leistung erbracht. Aber das soll bei anderen nicht möglich sein, weil sie in irgend einer Weise „colored“ oder „divers“ sind?

                  Und weil diese Benachteiligten offenbar nichts Eigenes auf die Reihe bringen, brauchen sie diese selbsternannten Fürsprecher, die ihnen und uns sagen, wo es langgeht?

                  Auch eine Art, einen Führungsanspruch zu erheben …

                  • Thorsten Haupts 30. September 2021, 15:40

                    Die Frage kann ich beantworten: Es gibt ideologisch und personell eine riesige Überlappung zwischen „intersektionalen“ Aktivisten und Antikapitalisten/Sozialisten. Und das letzte, was ein (freundlichste Interpretation) maternalistischer Autoritatismus brauchen kann, sind Individuen. Geschweige denn etwa eigenverantwortliche.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Floor Acita 30. September 2021, 17:31

                      Jo, In Kurzform – „intersektionalen“ Aktivisten machen keinen Kotau vor Konservativen, weshalb es schlechte Menschen sind, die Schlechtes wollen und gemein zu Mama sind.

                    • Thorsten Haupts 30. September 2021, 18:03

                      Touche :-).

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Erwin Gabriel 30. September 2021, 20:22

                      @ Floor Acita 30. September 2021, 17:31

                      Unsere Gesellschaft ist in Hierarchien strukturiert. Wer mit der aktuellen Hierarchie nicht zufrieden ist, will sie in der Regel durch eine andere ersetzen, bei der er/sie besser abschneidet.

                      Das ist der Tausch von Teufel gegen Beelzebub; nur eine grundsätzliche Veränderung, aber keine grundsätzliche Verbesserung der herrschenden Situation.

                    • Floor Acita 30. September 2021, 21:25

                      „Das ist der Tausch von Teufel gegen Beelzebub“

                      Huch?
                      a) wenn das die Sichtweise ist, warum war dann die Aussage des Artikels es ginge darum die eigene Stellung zu verteidigen so ein Affront?

                      aber b)
                      Wieso? Ich teile diese Sichtweise überhaupt nicht. „eine andere ersetzen, bei der er/sie besser abschneidet“ kann doch auch win-win sein? Ich persönlich grhöre zu einer der privilegiertesten Gruppen auf diesem Planeten, aber bin dennoch schon immer überzeugt durch Feminismus, Intersektionalität etc. sogar persönlich zu profitieren…

                    • Stefan Sasse 30. September 2021, 21:29

                      Klingt für mich so tragfähig wie der linke Blödsinn, alle Übel der Welt auf den Kapitalismus zurückführen zu wollen.

                    • Erwin Gabriel 8. Oktober 2021, 14:13

                      @ Floor Acita 30. September 2021, 21:25

                      [„Das ist der Tausch von Teufel gegen Beelzebub“]

                      a) wenn das die Sichtweise ist, warum war dann die Aussage des Artikels, es ginge darum, die eigene Stellung zu verteidigen, so ein Affront?

                      Kein Affront, solange das Wörtchen nur nicht dabei steht. Ich habe selbst geschrieben, dass ich als Triebkraft für das eine oder andere den Wunsch nach Machterhalt nicht ausschließen kann.

                      Ich erlebe es halt immer wieder so, dass mir andere (Nicht-Liberale, Nicht-Konservative) vorschreiben sollen, wie ich zu leben habe, und die sich ständig anmaßen, mein Leben, meine Handlungen zu beurteilen. Dagegen wehre ich mich.

                      Auch genauso klar formuliert: Der Großteil der Diskussionen hier läuft anders.

        • Floor Acita 30. September 2021, 17:52

          „der alles überwölbenden „Theorie“, die eigene sexuelle oder/und ethnische Identität wäre DER einzig oder überwiegend entscheidende Faktor für Erfolg oder Misserfolg in sämtlichen Lebensbereichen.“

          Das ist halt auch ein gewaltiger Strohmann. Das Wort Intersektionalität alleine, erst Recht das tatsächliche Konzept, legt ja schon nahe, dass es nicht den einen Faktor gibt, sondern man immer den konkreten individuellen (!) Fall betrachten muss. Es geht auch nicht um Erfolg oder Misserfolg, sondern darum gegen welche Widerstände Erfolg erkämpft werden muss und die konkreten, individuellen sowie Gruppen-abhängige und -spezifischen Hürden.

          Es geht auch mehr ums zuhören und die Unterstützung verschiedenster Anliegen und das generelle Einsetzen für „level playing fields“, gerade nicht Anwalt zu spielen oder für andere zu sprechen, sondern das zur Verfügung stellen von Plattformen, marginalisierten Gruppen Gehör zu verschaffen / sie selbst sprechen zu lassen.

          Umgekehrt muss ich fragen, warum man sich überhaupt äussert will man das nicht tun und ist selbst nicht Teil der Diskussion. Die privilegierte Stellung erlaubt ja gerade die Auseinandersetzung zu ignorieren. Wenn sich nicht-weisse, Frauen, homosexuelle, transgender usw. usf. über die Herausforderungen sprechen denen sie sich aufgrund der Zugehörigkeit zu einer oder mehrerer dieser Gruppen ausgesetzt sehen und ich deren Anliegen als weisser, heterosexueller, cis-gender Mann nicht unterstützen will, wieso will ich überhaupt zu dem Thema sprechen? Woher kommen die Emotionen, die Wut? Warum werden die Stimmen der marginalisierten Gruppen regelmässig durch einen solchen backlash wieder in den Hintergrund gedrückt..?

          • Thorsten Haupts 30. September 2021, 19:10

            Umgekehrt muss ich fragen, warum man sich überhaupt äussert will

            Huh? Wer sich öffentlich äussert, unterliegt den Regeln öffentlicher Äusserung. Niemand hat ein Mirofon über den privaten Stammtischen „marginalisierter Minderheiten“. Die diskutieren öffentlich und mit der Absicht öffentlicher Wirkung, case closed.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Floor Acita 30. September 2021, 21:19

              Mir geht es nicht um Regeln oder wer, was darf und/oder nicht darf. Ganz im Gegenteil, ich bin „free speach absolutist“, selbst allgemein anerkannte, unumstrittene deutsche Gesetze finde ich falsch. Nach mir wäre weder Volksverhetzung noch Holocaust Leugnung strafbar.

              Mir geht es um die Motivation! Warum fühle ich mich angesprochen, betroffen, herausgefordert, bedroht..?

          • Erwin Gabriel 30. September 2021, 20:38

            @ Floor Acita 30. September 2021, 17:52

            Die privilegierte Stellung erlaubt ja gerade die Auseinandersetzung zu ignorieren. Wenn Nicht-Weiße, Frauen, Homosexuelle, Transgender usw. usf. über die Herausforderungen sprechen, denen sie sich aufgrund der Zugehörigkeit zu einer oder mehrerer dieser Gruppen ausgesetzt sehen und ich deren Anliegen als weißer, heterosexueller, cis-gender Mann nicht unterstützen will, wieso will ich überhaupt zu dem Thema sprechen?

            Echt jetzt?

            Die Betrachtung ist doch in der Regel keine individuelle, sondern erfolgt in der Form, dass man sich aufgrund eines Migrationshintergrunds, einer nicht heterosexuellen Orientierung, aufgrund der eigenen religiösen Ausrichtung oder aufgrund des Geschlechts etc. (sind alles Gruppenmerkmale) durch hetero-sexuell orientierte weiße Männer (auch Gruppenmerkmale) ausgebremst fühlt.

            Ich (nicht als Individuum, sondern als Angehöriger einer bestimmten Gruppe) werde als Hürde, als Ursache für die Situation identifiziert, und bin offenbar gefordert, zur Problemlösung beitragen. Damit bin ich doch automatisch in die Diskussion einbezogen.

            • Floor Acita 30. September 2021, 21:15

              „durch hetero-sexuell orientierte weiße Männer (auch Gruppenmerkmale) ausgebremst fühlt.“

              Ich glaube, das ist tatsächlich ein Missverständnis. Die Struktur die zur Privilegierung bestimmter Gruppen über andere führt ist das Problem, nicht die privilegierte Gruppe per se. Ausserdem sind es zwar Gruppen / Gruppenmerkmale, aber Mix und Ausprägung führen machen individuelle Betrachtung notwendig, das ist der Kern der Intersektionalität. Ein weisser, heterosexueller, cis-gender Mann kann natürlich zu einer marginalisierten Minderheit gehören, aber halt nicht aufgrund seiner Heterosexualität, aufgrund seiner Hautfarbe, seines Geschlechts oder cis-Genderism, sondern bspw wegen seiner ökonomischen Stellung, Krankheiten, Körpergrösse or whatever, das ist immer konkret.

              • Thorsten Haupts 1. Oktober 2021, 15:31

                Die Struktur die zur Privilegierung bestimmter Gruppen über andere führt

                Systematische oder strukturelle Benachteiligung wird immer (und ausnahmslos) über Regeln erzwungen, bei einem Staat durch Gesetze oder Verordnungen. Andernfalls ist sie weder struktrell noch systematisch.

                Jetzt bin ich also so richtig neugierig: Welche Struktur oder welches System soll das sein? Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich, also abgehakt. Selbst verantwortlich für ihre Misere sind marginalisierte Minderheiten nach deren Darstellung auch niemals, also abgehakt.

                Was an „Struktur“ soll dann übrig bleiben?

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Floor Acita 2. Oktober 2021, 11:49

                  „immer (und ausnahmslos)“
                  äh, nein

                  „Selbst verantwortlich für ihre Misere sind marginalisierte Minderheiten nach deren Darstellung auch niemals“
                  der übliche Strohmann

                  „Was an „Struktur“ soll dann übrig bleiben?“
                  von Erwin Gabriel hier sehr gut als „historisch gewachsene Struktur“ bezeichnet und von Ihnen mit „Veränderungsresistenz“ ergänzt.
                  Probleme mit über lange Jahre als ’normal‘ empfundenen Verhältnissen fallen natürlich in der Regel zu erst denen auf die sie betreffen. Haben sie sich dann endlich aisreichend Gehör und Alliierte under den jeweiligen relativ Privilegierten verschafft, beginnt die meist lautstark und mit Vehemenz vorgetragene Resistenz einzusetzen und die Emanzipation zu verzögern, aufzuhalten oder gar zurückzuwerfen.

                  Von der ‚Norm‘ abweichend aussehende, sich kleidende oder Namen tragende können ein Lied davon singen wenn es um den Umgang mit Behörden, dem Arbeitgeber, potentiellen Arbeitgebern, Vermietern etc geht. Inter- und Transsexuelle im Umgang mit Ärzten oder der Einschränkung Ihrer Entscheidungsfreiheit. Frsuen in atypischen Berufen oder der Auseinandrrsetzung um sexuelle Selbstbestimmung etc. Baustellen gibt es viele…

                  • Thorsten Haupts 2. Oktober 2021, 18:57

                    Aha. Struktur = die Summe aller historisch gewachsenen Vorurteile mit einem bestimmten Verbreitungsgrad in der der Bevölkerung.

                    Sie kommen in einer weiten Schleife genau auf Erwin Gabriels „Ich (nicht als Individuum, sondern als Angehöriger einer bestimmten Gruppe) werde als Hürde, als Ursache für die Situation identifiziert …“ zurück. Was Sie – Ausgangspunkt unserer Subdiskussion – energisch bestritten hatten. Machen wir dann da weiter, bitte, nachdem sich Struktur als Worthülse erwiesen hat?

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Floor Acita 3. Oktober 2021, 15:25

                      „Sie kommen in einer weiten Schleife genau auf Erwin Gabriels „Ich (nicht als Individuum, sondern als Angehöriger einer bestimmten Gruppe) werde als Hürde, als Ursache für die Situation identifiziert …“ zurück.“

                      Zunächst will ich mal explizit feststellen, dass Erwin Gabriel weder so noch so ein Problem, sondern ein von mir sehr geschätzter Diskussionspartner ist, offen für Argumente und ein ehrlicher Akteur.

                      Nur um das persönliche gleich aus dem Weg zu räumen.

                      Aber wieso komme ich auf seinen Standpunkt zurück? Vielleicht verstehe ich auch etwas falsch – von welcher ‚Gruppe‘ reden wir denn, wenn von ‚als Angehöriger einer bestimmten Gruppe als Hürde/Ursache identifiziert‘ gesprochen wird?

                      Wenn die Gruppe der Personen die durch ihr Verhalten als Hürde/Ursache identifiziert werden können gemeint ist, ist es abzüglich der Einordnung Erwin Gabriels in die solche natürlich richtig, aber einerseits redundant und ich glaube auch nicht, dass es so gemeint war?

                    • Thorsten Haupts 4. Oktober 2021, 00:45

                      Nur um das persönliche gleich aus dem Weg zu räumen.

                      (Lach) Sie diskutieren mit jemandem, der es gewohnt war, nach heissen Studentenparlamanetssitzungen mit Leuten vom MSB Spartakus, vom Sozialistischen Hochschulbund und von den Jusos einen trinken zu gehen. Wenn eines heutzutage wirklich nervt (links wie rechts), dann ist es die Ineinssetzung von Politik und Person.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

    • Floor Acita 30. September 2021, 17:33

      „Mit dem Ende ihrer „Vormacht“stellung haben sich die Männer meiner Generation so in den achtzigern abgefunden“

      Warum haben die dann nach wie vor diese Stellung inne / sind vielfach gegenüber anderengesellschaftlichen Gruppen privilegiert?

      • Thorsten Haupts 30. September 2021, 18:02

        Weil historisch gewachsene Strukturen nicht über Nacht zusammenbrechen oder sich radikal wandeln. Wo sie das tun, war der Vorläufer immer ein Krieg oder eine gewalttätige Revolution.

        Ansonsten ist die Veränderung unübersehbar und unumkehrbar, sichtbar, nur möglicherweise vielen jetzt zu langsam (wie immer bei den letzten 10% eines Weges).

        Was mich dann zu der Gegenfrage bringt – wenn weisse Männer soooo veränderungsresistent sind UND an allen Machthebeln sitze UND sich in der resoluten Verteidigung des Patriarchats letztlich einig sind (die Voraussetzungen der intersektionalen „Kritik“) – warum gibt es dann überhaupt Frauenemanzipation, immer mehr Frauen in Machtpositionen, mittlerweile mehr Frauen als Männer an Unis, mittlerweile im Durchschnitt besser verdiendende Frauen als Männer unter 30? Etc. pp?

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Floor Acita 30. September 2021, 21:00

          „die Voraussetzungen der intersektionalen „Kritik““ ähh, what? Wieso das denn?

          „wenn weisse Männer soooo veränderungsresistent sind […]“
          „Das Problem“ sind nicht „weisse Männer“, nur solche die sich aktiv der Emanzipation entgegenstellen, sich bedroht fühlen. In diese Gruppe können auch weisse Frauen, nicht weisse Männer, Heterosexuelle usw. usf. fallen. Können, wohlgemerkt, das ist ja letztendlich eine individuelle Entscheidung. Um Ihre Frage zu beantworten, diese Gruppe ist halt vermutlich doch keine „schweigende Mehrheit“, sondern im Gegenteil eine sehr lautstarke Minderheit…

          • Thorsten Haupts 1. Oktober 2021, 00:49

            Sie haben meine Frage natürlich nicht beantwortet, aber das wissen Sie selbst. Echte Macht entscheidet über Krieg und Frieden, über Leben und Tod, über Sein und Nichtsein, alles andere ist Folklore.

            Deshalb rennt die Intersektionalität gegen eine Schimäre an, die nicht existiert. Mit einer Wut, die Gegenreaktionen unvermeidlich macht. Durch irgendetwas verletzte Seelchen, die einen sichtbaren Sündebock brauchen. Menschheitskonstante, früher durch Religion abgedeckt, heute durch intersektionalen Feminismus/Anti-Kolonialismus/Trans-Aktivismus oder was auch immer das progressive Gefühl begehrt.

            Bah. Langweilig und trotzdem gefährlich.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Floor Acita 1. Oktober 2021, 09:47

              „die einen sichtbaren Sündebock brauchen“ wer soll das denn sein?

              „Durch irgendetwas“
              Ist halt sehr wohl relevant was das „irgendwas“ ist, wen es betrifft und wen nicht…

              inwiefern „gefährlich“?

      • Erwin Gabriel 30. September 2021, 20:56

        @ Floor Acita 30. September 2021, 17:33

        Warum haben die dann nach wie vor diese Stellung inne / sind vielfach gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen privilegiert?

        Das sind Behauptungen, die ich in ihrer Absolutheit nicht teile.
        Ein Beispiel mag sein, dass die Ehe, die ich mit meiner frau führe, sich doch schon sehr von der Ehe unterscheidet, die meine oder ihre Eltern geführt haben. Von der Stellung meiner Frau in unserer Familie konnten unsere Mütter nur träumen.

        Dann haben wir mit Angela Merkel seit 16 Jahren eine Kanzlerin, die praktisch nie als Frau, sondern aufgrund ihrer Politik gelobt oder getadelt wurde. Äußerungen im Wahlkampf derart, dass es doch schön wäre, wenn der „schwarzen Kanzlerin“ nun eine „grüne Kanzlerin“ folgen sollte, habe ich schon mehrfach gehört; an eine Aussage, dass nach 16 Jahren Merkel nun mal wieder ein Mann dran sein müsse, habe ich dagegen nicht mitbekommen.

        Die „Ehe für alle“ ist nach den kurz aufgeflammten Empörungsritualen schon länger kein Streitthema mehr. Mit Anne Will oder Alice Weidel gibt es lesbische Frauen, die sich genauso ungeplagt in der Öffentlichkeit bewegen können wie damals Guido Westerwelle oder Klaus Wowereit. Mit Cem Özdemir oder Pinar Atalay (um mal zwei besonders prominente Beispiele zu nennen) haben wir auch reichlich Vertreter mit Migrationshintergrund in der Politik oder in den Medien.

        Selbst wenn noch nicht alles so sein mag, wie es sein könnte, ist doch die Richtung, in die wir uns bewegen, deutlich sichtbar. Warum man immer noch so tut, als würden wir in den 70er Jahren leben, kann ich nicht nachvollziehen.

        • Floor Acita 30. September 2021, 21:06

          Oh, Fortschritt gibt es natürlich. Meine Frage geht eher dahin, warum das dann immer so ein zäher Kampf ist und gegen allerlei Widerstände durchgesetzt werden muss?

          Und einige der Beispiele sind natürlich vor allem deswegen erwähnenswert, weil sie sich von der Regel abheben. Hätten wir seit hunderten von Jahren paritätisch Männer und Frauen in Regierungs- und oder Stastsspitzen, würde wahrscheinlich niemand über Bundeskanzler:innen reden.

          Die Richtung mag tatsächlich klar sein, aber doch nicht aufgrund der anti-Intersektionalitäts/-Feminismus crowd, sondern trotz..!

          • Thorsten Haupts 1. Oktober 2021, 08:25

            Verschränken Sie bitte mal Ihre Arme. Und danach versuchen Sie, es bewusst genau anders herum zu tun. Und dann üben Sie solange, bis Sie die Arme automatisch anders herum verschränken. Deswegen.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Floor Acita 1. Oktober 2021, 09:43

              ?

            • Thorsten Haupts 1. Oktober 2021, 15:23

              Menschen sind instinktiv, unbewusst, aber entschieden veränderungsresistent. Übrigens aus guten Gründen – Gewohnheit entlastet das mit Abstand energieintensivste Organ unseres Körpers, unser Gehirn.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Floor Acita 2. Oktober 2021, 11:32

                Es ist eine der amüsantesten Aspekte der derzeitigen culture wars, dass Leute sowas sagen wie „oh dieser ganze Genderwahn, ich sag weiterhin ‚Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter'“, ein Leser der über einen ‚arroganten, beleidigenden(!)‘ ARD Redakteur einen shit storm auf Twitter entfacht bis dieser gefeuert wird (ohne dass das von der üblichen free speech crowd als cancel culture bezeichnet würde) will bei der Ansprache ‚Liebe Leserinnen und Leser‘ bleiben. Ja selbst Gerd Schröder spricht in seiner Verteidigung der Currywurst vom ‚Kraftriegel der Facharbeiterinnen und Facharbeiter‘!

                ‚Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter‘, ‚Leserinnen und Leser‘, ‚Facharbeiterinnen und Facharbeiter‘? Wieso gendern die denn alle, wenn sie doch so entschieden dagegen sind? Das klang in den 90ern aber noch anders, ja unter Gerds Regierungszeit – ich dachte das generische Maskulinum reicht vollkommen aus, die Doppelnennung würde den Sprach- und Redefluss unterbrechen, gefährden etc.?

                Was glauben Sie, wie lange wird es dauern bis mir Leute oder Leute in der Öffentlichkeit sagen „Ich bleib bei Mtarbeiter*innen“, „Ich hab schon immer LeserInnen gesagt“, „Facharbeiter:innen war ja noch OK, aber DAS (was auch immer zu dem Zeitpunkt als neu, mehr inklusiv diskutiert/vorgrschlagen wird), ja DAS geht jetzt wirklich zu weit! „

                • Stefan Sasse 2. Oktober 2021, 14:56

                  Es läuft immer so. Jedes. Einzelne. Mal.

                  • Thorsten Haupts 2. Oktober 2021, 18:59

                    Ja und? Veränderungen sind begründungsbedürftig. Und umso bedürftiger, je stärker sie in Gewohnheiten eingreifen. Und es gibt kaum eine stärkere, alltäglichere, Gewohnheit als den Gebrauch der Muttersprache.

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 3. Oktober 2021, 14:51

                      Die Begründungen sind hinreichend bekannt. Begründungsbedarf gibt es nicht mehr. Entweder du akzeptierst die Begründung, oder du akzeptierst sie nicht. Aber erzähl mir keinen Bullshit es wäre „begründungsbedürftig“ als führten wir diese Diskussion nicht seit Jahren.

                    • Floor Acita 3. Oktober 2021, 15:13

                      Es zeigt halt die Reifen durch die je nach Grad der Privilegierung gesprungen werden muss, die Frustration, wenn doch am Ende eines jeweils langen Weges anscheinend die Position letztendlich doch, von der übergrossen Mehrheit, akzeptiert wird…

                    • Thorsten Haupts 4. Oktober 2021, 00:40

                      Nicht überzeugend genug, um für weniger als 1 Tausendstel der Bevölkerung in Deutschland (Transmenschen) meinen Sprachgebrauch zu ändern, damit die sich mitgemeint fühlen, nein.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 4. Oktober 2021, 13:42

                      Das ist ja dein gutes Recht. Aber tu nicht so als wäre es nicht begründet worden 😉

                    • Floor Acita 4. Oktober 2021, 08:41

                      a) Das ist dann halt genau eine Entscheidung die sie treffen (das meinte ich auch im anderen Strang), die Begründung ist bekannt, sie finden sie halt nur nicht überzeugend.
                      b) Schauen wir mal. Darum ging es mir in diesem Strang. In 5, 10, 20 Jahren und vielleicht ja auch viel früher verwenden Sie eventuell ‚auf einmal‘ * und : als hätten Sie es nie anders gemacht…

                    • Thorsten Haupts 4. Oktober 2021, 15:42

                      Es ist „nur“ nicht gut genug begründet, um Druck oder gar Zwang auszuüben. Das war mein Punkt – unbegründet gibt es genau genommen nicht eine einzige Meinung. Dachte, das wäre klar.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                  • Erwin Gabriel 8. Oktober 2021, 14:28

                    @ Stefan Sasse 2. Oktober 2021, 14:56

                    Es läuft immer so. Jedes. Einzelne. Mal.

                    1) Nein. Das läuft nur bei den Themen, die durchkommen, aber es kommen nicht alle durch (so, wie man nur die Rockbands kennt, die berühmt wurden, nicht die, die es nicht geschafft haben).
                    Nicht jede Sau, die durchs Dorf getrieben wird, wird von allen mit offenen Armen empfangen wurde. So setzen sich nur die starken Ideen durch, und es dauert. Und das ist gut so.

                    2) Dann muss es wohl so sein. Du holst nicht jeden von der gleichen Stelle ab; der eine hat einen kurzen Weg, der andere einen längeren. man sollte allen die Zeit geben, die sie brauchen, ihn zurückzulegen.

                    • Stefan Sasse 8. Oktober 2021, 18:14

                      1) Sorry, das meinte ich. Meine Argumentation war ja immer, dass Sprachwandel dadurch kommt, dass Leute es benutzen. Du kannst es nicht vorschreiben, in keine der beiden Richtungen.

            • Erwin Gabriel 8. Oktober 2021, 14:20

              @ Thorsten Haupts 1. Oktober 2021, 08:25

              Verschränken Sie bitte mal Ihre Arme. Und danach versuchen Sie, es bewusst genau anders herum zu tun. Und dann üben Sie solange, bis Sie die Arme automatisch anders herum verschränken. Deswegen.

              🙂 🙂 🙂

              Das war gemein. Aber lustig.

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