Inwiefern führte die amerikanische Revolution zur Emanzipation der Frau?

In ihrem Buch „Die amerikanische Revolution“ schreibt die Historikerin Charlotte Lerg:

lm Zentrum des weiblichen Aufgabenbereichs standen Familie und Religion. Kindererziehung und Haushalt waren die weibliche Sphäre, während der Mann sich um Finanzen und Politik kümmerte. Hier setzte auch das neue Rollenverständnis an, das sich nach der Revolution zu entwickeln begann. […] Den Frauen kam nun in diesem Verständnis eine ganz entscheidende Aufgabe zu, die später als „Republican Motherhood“ bezeichnet wurde: Sie galten als Wächterinnen der Tugend, hatten ihre Ehemänner auf dem rechten Weg zu halten und aus ihren Söhnen tugendhafte Bürger zu formen. Frauen blieben damit zwar im privaten und von den direkten politischen Geschäften ausgeschlossen, die Aufgaben einer „Republican Mother“ aber erforderten eine über die häusliche Sphäre hinausreichende Bildung. Neben Kochen, Handarbeit und Musizieren erlernten sie nun beispielsweise auch Latein und Griechisch, Geschichte und klassische Literatur. In den folgenden Jahrzehnten wurden spezielle Schulen und Colleges für Frauen eingerichtet. […] Die Revolution vermittelte Frauen ein neues politisches Selbstverständnis und schuf darüber hinaus die Grundlage für eine bessere Bildung von Frauen, die es ihren Töchtern und Enkelinnen ermöglichte, aktiv in der politischen Sphäre Einfluss zu nehmen.

Diese positive Einschätzung will ich so nicht teilen. Charlotte Lerg zeichnet ein positives Bild der Emanzipation der Frau durch die amerikanische Revolution. Sie weist dabei vor allem auf ihre zentrale Stellung als Herrin des Haushalts hin, innerhalb derer sie entscheidend für die Umsetzung der Boykott-Maßnahmen gegen die britische Handelsmacht war. Gleichzeitig betont sie die Teilnahme an den Protesten etwa zum Stamp-Act.

Dies ist natürlich unbestreitbar wahr, ist aber zugleich eine arge Überinterpretation. Die Frau als Herrin des Haushalts, die Konsumentscheidungen für den Haushalt trifft, ist kein Phänomen der Revolution, sondern entspricht dem Frauenbild der englischen Gesellschaft, wie es einer Ehefrau in Manchester oder York auch nicht fremd wäre.

Zwar erlaubte die amerikanische Revolution den Frauen so ein positiveres, an das Revolutionsgeschehen gekoppeltes Selbstbild. Damit errangen amerikanische Frauen ein Ausmaß an politischer Identität und positiv politischen Selbstbilds. Gleichzeitig ist es schwierig, dieses Selbstbild als Emanzipation zu begreifen. Das Frauenwahlrecht blieb weiterhin, ungeachtet Abigail Adams‘ Zwischenruf, ausgeschlossen. Hier waren andere Länder wie Frankreich (etwa in Olympe de Gouges) und Großbritannien (mit der Suffragettenbewegung) progressiver, wenngleich nicht zwingend erfolgreicher.

Der Mythos von der „Republican Motherhood“ begrenzte die Sphäre, in der Frauen sich politisch engagieren konnten, auch klar auf die Rolle, die bürgerliche Frauen bereits seit längerem auch in anderen westlichen Ländern innegehabt hatten. Dies ist deutlich im weiteren Verlauf weiblicher politischer Betätigung im 19. Jahrhundert zu sehen, wo Frauen vor allem in der Temperance-Bewegung aktiv wurden, und in der Verknüpfung von Temperance und Frauenwahlrecht. Die Idee der Tugendwächterinnen wies ihnen eine klar umschränkte Rolle zu, innerhalb derer sie dann allerdings – das muss auch gesagt sein – größere Akzeptanz als politische Akteurinnen genossen, als dies für ihre Geschlechtsgenossinnen der Alten Welt vorstellbar gewesen wäre.

Gleichzeitig aber sorgte das Leitbild der „Republican Motherhood“ für einen Ausschluss weiter Gruppen von Frauen von politischer Partizipation. Die Identifikation der Republik als weiß und protestantisch, die bis weit ins 20. Jahrhundert vorherrschte, erlaubte es etwa den Frauen irischer oder italienischer Einwanderer überhaupt nicht, an diesem Selbstbild teilzuhaben; sie blieben von der politischen Teilhabe völlig ausgeschlossen. Dasselbe galt natürlich für schwarze oder indigene Frauen.

Die Idee der „Republican Motherhood“ hat außerdem eine stark klassistische Komponente. Konsumentscheidungen im eigenen Haushalt und das Wachen über die Tugend der aufgeklärten Männer war die Domäne der bürgerlichen Frau. Bereits zu Zeiten der Revolution dürfte das für weite Teile der armen, von Subsistenzwirtschaft lebenden Bevölkerung keine Rolle gespielt haben (ein Schicksal, das die Männer teilten). Während aber die Männer im Verlauf der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Jacksonian Revolution als politische Akteure aufgewertet und formal gleichgestellt wurden, fand eine ähnliche Aufwertung der Frau nicht statt.

Lergs positive Einschätzung ist daher nur zu halten, wenn man den Blick auf die Schicht jener Frauen verengt, die in der Revolution tatsächlich aktiv waren, also die wohl situierten Frauen der protestantischen Mittel- und Oberschicht. Wer dazu nicht gehörte, war implizit vom Ideal der Republican Motherhood ausgeschlossen und konnte daher auch keinen noch so kleinen Emanzipationsgewinn für sich verbuchen.

 

{ 34 comments… add one }
  • Ariane 6. Juli 2021, 11:19

    Die Idee der Tugendwächterinnen wies ihnen eine klar umschränkte Rolle zu,

    Hach, ein Glück konnten wir diese undankbare Aufgabe an so Linksgrünversiffte Hypermoralisierer abgeben 😀

    Der Klassismus ist so eindeutig, da muss man wenig noch dazu sagen. Aber wie du auch sagst: Das hat mit Revolution oder gar politischer Teilnahme wenig bis nichts zu tun, sondern war ein Zusammenspiel vom Aufstieg des Bürgertums und – nicht zu vernachlässigen – des Protestantismus, weil ja jeder die Bibel lesen sollte.
    Und zwar eigentlich nur die, dass Frauen dann auch Romane lesen konnten oder gar schreiben – oder gar Buch- und Debattierclubs gründeten – wurde ja nicht begrüßt, sondern verächtlich gemacht. Freundlich gesagt.

    Im Großen und Ganzen war das natürlich hilfreich für die politische Teilnahme der Frauen, aber da kann man irgendwie auch bei der Erfindung des Rads anfangen. So gedacht war es ja keinesfalls.

    Ich würde sogar die gegenteilige These aufstellen: diese Idee aus dem 19. Jahrhundert über die Rolle der Frau und die noch heute anzutreffende Glorifizierung wie eben durch dieses Buch sind eines der größten Hemmnisse der Frauenemanzipation. Da braucht es 100 Wellen des Feminismus, um das überhaupt auch nur aufzuweichen, das ist heute noch so verankert, dass man da überhaupt nicht von los kommt.

    Sieht man ja auch in vielen Diskussionen hier, das wird jetzt nicht mehr als Rollenbild, sondern als genetische Voreinstellung betrachtet. Es ist zu einem Naturgesetz geworden – wie die Schwerkraft. Frauen werden immer noch mit Familie und Haushalt assoziiert und linksgrünversifftes Gutmenschentum atmet auch einen eher weiblichen Hauch. Und jeder (oder viele meinetwegen) Ausbruch aus diesem Schema benötigt Rechtfertigungen.
    Nur der Klassizismus ist ein bisschen geschwunden, die englische, bürgerliche Frau gilt jetzt für alle. Hmpf.

    Also daher: anstatt das zu glorifizieren und „dankbar“ zu sein, dass die Frau lesen lernen durfte, und den Haushalt führen und die Tugend überwachen (was übrigens mehr eine Strafe als Privileg ist, wer hat darauf schon Bock?) bin ich sehr dafür, diese Frauenbild endgültig und überall einzureißen. Es ist enorm schädlich und steht der Frauenemanzipation bis heute noch im Weg.

    • Stefan Sasse 6. Juli 2021, 15:29

      Völlig bei dir.

      • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 07:21

        @ Stefan Sasse 6. Juli 2021, 15:29

        Völlig bei dir.

        Siehe mein Kommentar zu Ariane. Du bist gerne mitgemeint.

    • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 07:19

      @ Ariane 6. Juli 2021, 11:19

      Sieht man ja auch in vielen Diskussionen hier, das wird jetzt nicht mehr als Rollenbild, sondern als genetische Voreinstellung betrachtet.

      Es ist BEIDES.

      Bist Du allen Ernstes der Meinung, dass das ganze Gehassel, dass Mutter Natur sich mit der jahrmillionen dauernden natürlichen Auslese der Arten, die schließlich zu unserer Existenz führte – inklusive der Standard-Einstellung, dass männliche Exemplare einer Species in der Regel kräftiger, aber kurzlebiger sind, während die weiblichen Exemplare den Nachwuchs auf die Welt bringen (inklusive den dazu erforderlichen biologischen Spezifizierungen wie mehr Muskeln bei den Männern, bessere Verdrahtung der Gehirnhälften bei den Frauen) – in dem Moment für den Darm ist, wenn man sich vorstellt, dass es anderes wäre?

      Es gibt biologische bzw genetische Unterschiede, die in eine soziale Rolle mündeten. Ist schön, wenn man durch fortschrittliche Technik und eine sich verändernde Gesellschaft diese sozialen Rollen auflösen bzw. öffnen kann. Aber sich das Ganze ohne genetische Grundlagen vorzustellen, ist albern und naiv. Denn zu den Zeiten, als sich das Männlich-Weiblich-Schema und eine entsprechende Rollenverteilung herausbildete, gab es noch keine Menschen.

      • Stefan Sasse 9. Juli 2021, 07:49

        Das Problem deiner Argumentation fängt schon bei den vermeintlichen Fakten an: die Lebenserwartungen von Frauen ist erst im mittleren 20. Jahrhundert an der von Männern vorbeigezogen. „Mutter Natur“ hat mitnichten den Frauen eine längere Lebenserwartung verpasst als den Männern. Genau deswegen ist es auch so irrig, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen für unsere sozialen Verhältnisse ableiten zu wollen.

        • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 08:27

          @ Stefan Sasse 9. Juli 2021, 07:49

          Das Problem deiner Argumentation fängt schon bei den vermeintlichen Fakten an: …

          Selber 🙂

          … die Lebenserwartungen von Frauen ist erst im mittleren 20. Jahrhundert an der von Männern vorbeigezogen. „Mutter Natur“ hat mitnichten den Frauen eine längere Lebenserwartung verpasst als den Männern.

          Warum sind die „vermeintlichen“ Fakten so, wie Du beschreibst?
          Wenn Frauen im Kindbett oder Männer im Krieg sterben, hat das viel mit unserer Gesellschaft zu tun, aber nicht mit genetischen Veranlagungen zu einem langen oder kurzen Leben.

          Weil Fortschritt und Wissenschaft die Wirksamkeit von Ursachen, früh zu sterben, deutlich reduziert haben, zählt jetzt die genetische Anlage. und was haben wir dann? Oops …

          QED

          Genau deswegen ist es auch so irrig, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen für unsere sozialen Verhältnisse ableiten zu wollen.

          Mal ganz schlicht gezeichnet: Wenn Frauen von Männern über Jahrtausende unter den Pantoffel gestellt wurden, liegt doch die Frage in der Luft, ob und wie sie das überhaupt konnten.

          Antwort: Grundlegende physische Überlegenheit (für einige von uns ein offenbar sozialer, kein genetisch programmierter Unterschied). Mag sein, dass Mutter Natur nicht die Unterdrückung der Frau im Kopf hatte, als sie die männlichen Exemplare mit mehr Muskeln versah, aber das war nun mal die logische Folge.

          In dem Maße, wie sich Macht die Gesellschaft von physischen auf (beispielsweise) soziale Kriterien verlagert, geht auch die auf physischer Überlegenheit basierende männliche Dominanz zurück. In Gesellschaften, in denen die Macht noch auf physischer Überlegenheit beruht, findet diese Entwicklung so nicht statt.

          Wir haben hier und heute diese auf Physis beruhende Gesellschaft nicht mehr, und wir können verfolgen, dass sich die daraus ableitenden Rollenmodelle langsam auflösen. Vielleicht nicht schnell genug für jede Frau, vielleicht nicht langsam genug für jeden Mann. Aber es sollte doch klar sein, das es sich um einen Prozess handelt, der seine Zeit braucht, wenn er funktionieren soll.

          Ein mitentscheidender Aspekt, der allzu gerne vernachlässigt wird, ist auch, dass die „Überlegenheit“ der Männer zum heutzutage nicht nur auf physischer Überlegenheit, sondern auch auf höherer Kompetenz (besonders im MINT-Bereich) beruht. Natürlich hat das auch seine Ursprünge in der Physis (auch in der anders ausgeprägten Gehirnstruktur). Aber dieser Vorsprung ist natürlich nicht durch den lieben Gott oder Mutter natur vorgeben, und wird sich nach und nach egalisieren. Aber auch das braucht seine Zeit.

          Siehst Du das wirklich grundlegend anders?

          Genau deswegen ist es auch so irrig, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen für unsere sozialen Verhältnisse ableiten zu wollen.

    • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 08:02

      @ Ariane 6. Juli 2021, 11:19

      Nachtrag:

      Frauen werden immer noch mit Familie und Haushalt assoziiert …

      Ob das daran ein kleines Stück weit auch daran liegt, dass nur Frauen Kinder kriegen können? Müsste man mal drüber nachdenken …

      Und jeder (oder viele meinetwegen) Ausbruch aus diesem Schema benötigt Rechtfertigungen.

      Immer noch? Erlebe ich anders. Meine Töchter gehen beruflich und privat ihre Wege, wie sie wollen – von Sachbearbeiterin (kein Bock auf Studium, mehr Freizeit) bis Führungskraft, von Hochzeit bis Tinder. Meine Frau hat sich mit 61 Jahren selbstständig gemacht (sie konnte es sich leisten, da ich das Grundeinkommen aufbringe), und stellt mit einer Selbstverständlichkeit, die ich aus jüngeren Jahren von mir selbst kenne, die Erfordernisse des Jobs über den Partner (der finanzielle Erfolg gibt ihr Recht). Und wenn sie mal hungrig nach Hause kommt und das Essen nicht auf dem Tisch steht, wird sie grantig; steht es auf dem Tisch, ist es nie richtig (nicht, weil ich schlecht koche, sondern weil es NIE richtig ist).

      Also daher: anstatt das zu glorifizieren und „dankbar“ zu sein, …
      … wer hat darauf schon Bock…
      … bin ich sehr dafür, diese Frauenbild endgültig und überall einzureißen. Es ist enorm schädlich und steht der Frauenemanzipation bis heute noch im Weg.

      Da kann ich folgen und zustimmen: Es geht letztendlich fast ausschließlich darum, worauf man Bock hat. Frauen möchten mit dem gleichen Selbstverständnis wie Männer die Chancen haben, in coole Jobs zu gehen, viel Geld zu verdienen und nicht von anderen abhängig zu sein wie auch die Männer.

      So, wie Du es formulierst, ist die Emanzipation der Frau kein kampf gegen Unterdrückung, sondern auch heute noch ein Luxus-Thema, dass den gebildeten Schichten vorbehalten ist. Rosinenpickerei.

      Ich habe zur Finanzierung meines Studiums Jobs gemacht, die der Haus- und Familienarbeit keineswegs vorzuziehen waren. In derartigen Jobs findest Du keine Frauen; es sei denn, sie bzw. ihre Familien sind finanziell derart schlecht gestellt, dass sie sich die Wahl nicht leisten können. Aber grundsätzlich gilt: Wenn es sehr dreckig, sehr laut, sehr kalt oder sehr heiß oder sehr gefährlich wird, findest Du keine Frauen, sondern Männer.

      Es gibt außerdem genug alleinstehende Männer, die neben ihrem normalen Job auch ihren eigenen Haushalt regeln müssen – da gibt es keine grundsätzliche „Leidens-Exklusivität“ für Frauen. Wenn Kinder ins Spiel kommen (übrigens eine Frage der Genetik, nicht der sozial zugewiesenen Rolle, dass Frauen die Kinder kriegen), ist die Belastung natürlich eine andere (auch hier keine Exklusivität, aber wohl doch der Standard, dass die Mehrbelastung an den Frauen hängenbleibt).

      • Ariane 9. Juli 2021, 23:56

        Ähm, muss jetzt erstmal den Faden wiederfinden.

        So, wie Du es formulierst, ist die Emanzipation der Frau kein kampf gegen Unterdrückung, sondern auch heute noch ein Luxus-Thema, dass den gebildeten Schichten vorbehalten ist. Rosinenpickerei.

        Es ging mir hier erstmal nicht um konkrete, feministische Themen, sondern eher darum, aus historischen Fakten keinen feministischen Kampf machen. Es ist ja unbestritten, dass Bildungschancen für Frauen auch irgendwie beigetragen haben, aber das ist nicht gleich Feminismus.

        Genauso kann ich sagen, dass es ein feministischer Akt war, dass die Männer früher ständig weg waren wegen Krieg und die Frauen den Laden alleine schmeißen mussten. Ist faktisch richtig, daraus wird aber nicht gleich ein feministischer Kampf.

        Das ist nun mal hauptsächlich nachträgliches Schönreden einer Situation, in der Frauen nicht wählen durften und Eigentum des Mannes oder Vaters waren.

        Um hier nochmal drauf zurückzukommen:
        bin ich sehr dafür, diese Frauenbild endgültig und überall einzureißen. Es ist enorm schädlich und steht der Frauenemanzipation bis heute noch im Weg.

        Es geht mir hier hauptsächlich um das Rollenbild. Nicht nur der Frau, ein Großteil unseres Wertebildes hat sich irgendwie aus dem 19./20. Jahrhundert bis heute gehalten. Das ist ungeheuer wirkmächtig, immer noch.

        Ich persönlich halte die Frage nach Genetik eher zweitrangig, aber das ist sehr gut, um es zu überprüfen. Denn diese Idee einer genetischen Präferenz (nein, nicht schwanger werden, das bestreitet ja keiner), wird oft absurd, wenn man sich andere Kulturen oder Zeiträume anguckt. Da taucht vieles gar nicht auf oder ist genau umgedreht.

        Und klar, zieht sich das bis heute durch. Nicht immer dramatisch, aber es ist etwas, dem man sich nun mal überhaupt nicht entziehen kann. Das gilt übrigens für Männer UND Frauen. Stefan muss sich bestimmt häufiger rechtfertigen, dass er keinen Fußball (oder Sport überhaupt) guckt und ich dafür häufiger, dass ich mich nicht die Bohne für Mode interessiere. Dafür als Beweis aber häufig erstmal die Abseitsregel erklären muss (zum Glück nicht Handspielregel^^)

  • Hanni Hartmann 6. Juli 2021, 13:28

    @Sasse. Aha; er will das so nicht teilen. Na dann werfe Ich mal ein weitere Plattitüde in den Ring: Mittlerweil sind die amerikanischen Frauen per se unabhängiger und selbstbewusster und besser ausgebildet und auch gebildeter…

  • Rauschi 6. Juli 2021, 20:19

    Wenn die Frage lautet
    Inwiefern führte die amerikanische Revolution zur Emanzipation der Frau?
    dann kann man die Frage überhaupt nicht beantworten. Welche Frauen sind denn überhaupt gemeint? Amerikanische, eingeborene, eingewanderte, auch europäische? Junge, Alte, Mütter, Alleinstehende, Verheiratete, das ist doch sehr unspezifisch.

    Frauen werden immer noch mit Familie und Haushalt assoziiert
    Sie werden es nicht glauben, die machen diese Arbeit auch real, nicht nur in der Assoziation von irgendjemandem. Jedenfalls die ganz grosse Mehrheit.

    • Stefan Sasse 6. Juli 2021, 21:32

      Genau das ist doch mein Punkt im Artikel, hast du den überhaupt gelesen?

      Völlig korrekt, was ich hier auch schon oft thematisiert habe. Aber das weißt du sicher.

      • Rauschi 6. Juli 2021, 21:56

        Genau das ist doch mein Punkt im Artikel, hast du den überhaupt gelesen?
        Wenn ich das korrekt verstehe, hat die Autorin das auch gar nicht so in der Allgemeinheit behauptet.

        Völlig korrekt, was ich hier auch schon oft thematisiert habe. Aber das weißt du sicher.
        Nein, wieso? Ariane schreibt doch :
        Es ist zu einem Naturgesetz geworden – wie die Schwerkraft. Und Sie stimmen 100% zu.
        Das unterstellt ja nur, es wäre ein pure Frage des Blickwinkels, das Frauen in dieser Rolle sieht, die sie aber gar nicht ausfüllen.

        Emanzipation ist auch sehr viel mehr als gendern, solange es noch den Gender Pay Gap gibt, brauchen wir auch keine bunten Stadien als reine Symbole ohne Hintergrund.
        Wer nicht mal den Anspruch an die Gleichstellung von Mann und Frau gerecht werden kann, der bracuht mit queer erst gar nicht anzufangen.

        • Stefan Sasse 6. Juli 2021, 22:04

          Ne, hat sie auch nicht. Zum Hintergrund: das war eine von mir geschriebene Musterlösung für eine Aufgabe mit diesem Textauszug und der Frage aus der Überschrift.

          Du siehst mich verwirrt. Ich schreibe seit Jahren genau darüber.

          • Rauschi 7. Juli 2021, 06:29

            Du siehst mich verwirrt. Ich schreibe seit Jahren genau darüber.
            Bei mir ist nur angekommen, wie wichtig das gendern ist und das man sich unbedingt daran halten soll.
            Ansprüche an Veränderung im real life sind mir nicht in Erinnerung geblieben.
            Wie immer, alles eine Frage der Perspektive, auch beim Lesen von Texten.

            • Stefan Sasse 7. Juli 2021, 06:37

              Ja, aber da kann ich dir echt nicht helfen. Ich schreibe permanent über dieses Thema.

              • Rauschi 9. Juli 2021, 14:27

                Ich schlage ein wenig Selbstreflektion vor, wenn eine Leserin Ihnen mitteilt, das Ihre Einschätzung nciht geteilt wird.
                Kann sein, das es nur an mir liegt, das ich mich echt an kein Thema erinnern kann, wo echte Gleichstellung in der Wahrnehmung der Aufgaben und der Bezahlung gefordert wurde.
                Dann mal los, das müssen ja Links ohne Ende sein, die sie aufbieten können.
                Mag sein, das es Ihre Einstellung ist, aber gelesen habe ich das maximal nur rudimentär.

  • Stefan Sasse 7. Juli 2021, 06:40
  • cimourdain 7. Juli 2021, 21:48

    Du hast natürlich recht, das traditionelle amerikanische Frauenbild beschränkt das gesellschaftliche Engagement der Frau auf die Bereiche Religion, Wohlfahrt und Moral ( Musterbeispiel Ann Maria Reeves Jarvis). Aber es gibt zwei bemerkenswerte Ausnahmen, wo sich genau diese Wirkbereiche in politischer ‚Lobbyarbeit‘ ausgewirkt haben:
    Zum einen die Abolitionistinnen, die sich vor allem aus religiös-moralischen Motiven (Quäkerinnnen) heraus engagiert hatten und zum anderen die Christian Women’s Temperance Union mit ihrem Engagement für die Prohibition.

    In diesem Kontext ist auch interessant, welches Bild sich auch noch später die Öffentlichkeit von den Präsidentengattinnen gemacht hat. Da gibt es Stilikonen ( Jacqueline Kennedy, Mamie Eisenhower), philantropisches oder moralisches Engagement (Betty Ford, Nancy Reagan), aber nur wenige (Eleanor Roosevelt), die ‚richtige Politik‘ gemacht haben.

    • Stefan Sasse 7. Juli 2021, 23:01

      Ja, aber die Abolitionistinnen sorgen ja auch nicht für Emanzipation. Das war nur ein Bereich – weil „moralistisch“ – in dem Frauen gesellschaftlich halbwegs akzeptiert aktiv werden konnten. Stell dir mal vor, diese Quäkerinnen hatten eine Position zum Bimetallismus gehabt.

      Darf ich Hillary Clinton erwähnen und wie sie öffentlich fertiggemacht wurde, weil sie es gewagt hat, ebenfalls „richtige“ Politik machen zu wollen?

      • cimourdain 9. Juli 2021, 06:49

        a) Der Vergleich ist derart unfair, mit Währungspolitik kannst du grundsätzlich niemanden begeistern. Oder glaubst du, du würdest mit einem Artikel über MMT 100+ Kommentare im Forum kriegen? Das klappt nicht einmal, wenn du das in eine Fantasy Geschichte verpackst.

        b) Dass du HRC erwähnst, habe ich irgendwie schon geahnt. Aber ‚wurde öffentlich fertiggemacht‘ ist eine übertriebene Formulierung für „War danach 8 Jahre Außenministerin, wurde beinahe Präsidentin und hat einen Berg Auszeichnungen (darunter 1 Grammy(!) ) bekommen.“

        • Stefan Sasse 9. Juli 2021, 07:47

          a) Du missverstehst meinen Punkt; mir geht es nicht darum, dass ihnen niemand zugehört hätte, sondern dass sie massiven Gegenwind für ihre Einmischung in die „ernsthafte Politik“ bekommen hätten, in der Frauen nichts zu suchen hätten.

          2) Während ihrer Zeit als Senatorin und Außenministerin war Clinton recht beliebt. Der Absturz kam danach.

      • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 08:38

        @ Stefan Sasse 7. Juli 2021, 23:01

        Darf ich Hillary Clinton erwähnen und wie sie öffentlich fertiggemacht wurde, weil sie es gewagt hat, ebenfalls „richtige“ Politik machen zu wollen?

        Nein.

        Sie wurde nicht „fertiggemacht“, weil sie richtige Politik machen wollte. Sie hat einen Wahlkampf u.a. deswegen verloren, weil sie schlecht mit Fehlern umging, Schwächen hatte, unempatisch wirkte. Ihr Gegenkandidat wurde außerdem deutlich härter angegangen.

        • Stefan Sasse 9. Juli 2021, 11:00

          Du missverstehst, ich rede von 1992-1998.

          • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 21:04

            @ Stefan Sasse 9. Juli 2021, 11:00

            Du missverstehst, ich rede von 1992-1998.

            In der Tat, das hatte ich nicht mitbekommen.

    • Ariane 8. Juli 2021, 16:16

      Generell waren es im Bereich Bildung und Gesundheit auch noch mehr Dinge, bei denen Frauen durchaus einen beträchtlichen Einfluss hatten. Nur ist das kein feministischer Akt, sondern halt das, was möglich war. Das erscheint mir auch ein bisschen wie der Versuch, einfach alles zu Feminismus zu erklären, was mehr ist als „gar kein Einfluss“.

      • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 08:49

        q Ariane 8. Juli 2021, 16:16

        Nur ist das kein feministischer Akt, sondern halt das, was möglich war. Das erscheint mir auch ein bisschen wie der Versuch, einfach alles zu Feminismus zu erklären, was mehr ist als „gar kein Einfluss“.

        Da kann ich folgen.

        Ich hatte mich rudimentär in den 70er Jahren in Simone de Beauvoir reinlesen wollen (eine Buchempfehlung meiner Mutter 🙂 ) habe aber zum Thema keinen Zugang gefunden. Was mich seitdem immer irritiert und im Verständnis behindert haben mag, ist die Gleichsetzung von Feminismus mit Macht.

        Als Bruder einer sehr selbstbewussten älteren Schwester (die mich und meine drei kleineren Brüder in jungen Jahren immer wieder gerne verprügelt hat – als Junge durfte man dagegen Mädchen nicht schlagen), als Gatte einer sehr selbstbewußten Frau und als Vater von vier selbstbewussten Töchtern hat sich mir diese Macht-Frage nie erschlossen.

  • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 07:01

    Boah, ey, was für ein Nicht-Thema.

    Wie will man so etwas wie die „Emanzipation der Frau auf derartige Entwicklungen zurückführen? Es gab in grauer Vorzeit eine natürliche Aufgabenverteilung, die man sich noch heute bei Primaten anschauen kann. Scheint, dass die Ableitung dieser einst natürlichen Aufgabenverteilung sich bis in die amerikanische Revolution gerettet hat, wo sie den Frauen durch die „Herrschaft“ (ganz offenbar sind die Frauen hier nicht nur mitgemeint, sondern ausschließlich in Betracht gezogen?) über den Herd und die Küche die Einkaufsmacht gaben, die Engländer zu verjagen?

    Für die „Emanzipation der Frau“ sind so viele unterschiedliche Aspekte erforderlich – angefangen von der philosophischen, gesellschaftlichen und sozialen Erkenntnis der Gleichwertigkeit von Mann und Frau (kein unbedingt leichtes Unterfangen in einer über Jahrtausende durch Gewalt geprägte Welt, in der Männer den Frauen physisch so deutlich überlegen sind) bis hin zu zu einer Regulierung bzw. Aufhebung der gewalt- und kraftbestimmten Verhältnisse durch männliche Erfindungen wie Waffen (auch Frauen können ein Gewehr abschießen), Produktionsanlagen (die kräftezehrenden Arbeiten erledigen Maschinen), Autos, Computer und vor allem anderen die Pille.

    • Stefan Sasse 9. Juli 2021, 07:47

      Wie oben gesagt, das war eine schulische Aufgabenstellung. Ich bin bei meiner Musterlösung etwas über das Notwendige raus (hust) und hab es deswegen als Artikel zweitverwertet, weil ich dachte dass es interessant sein könnte 🙂

      • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 08:52

        @ Stefan Sasse 9. Juli 2021, 07:47

        Wie oben gesagt, das war eine schulische Aufgabenstellung.

        Nun ja. Vielleicht gibt es ja auch Fächer, in denen (doppelhust) für MINT-Studien erforderliche Kenntnisse vermittel werden. 🙂

        • Stefan Sasse 9. Juli 2021, 11:00

          Unter anderem meine. 😉 Textverständnis und analytisches Denken sind immer hilfreich.

          • Erwin Gabriel 9. Juli 2021, 21:05

            🙂 🙂

            Na gut, der Punkt geht an Dich

      • Ariane 9. Juli 2021, 23:37

        Wie haben die Schüler*innen denn darauf geantwortet?

        • Stefan Sasse 10. Juli 2021, 11:46

          Gar nicht, ich hab die Aufgabe nicht gestellt, ich hab die nur gefunden und beantwortet. Ich bin manchmal etwas übermotiviert. ^^ Daran kann ich halt zeigen, wie solche Erörterungsaufgaben mit historischer Argumentation beantwortet werden. Da ich eine ziemlich starke Meinung hier vertrete, kann ich zudem zeigen, wie Abweichungen von einer Konsenserzählung funktionieren, sprich: wie kann ich gegen das, was die Lehrkraft sagt, argumentieren? In dem Beispiel bin ich quasi der Schüler und der Ursprungstext die Lehrkraft.

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