Gierige konservative Zahnärzte setzen den Green New Deal in der 45-Tage-Woche mit Andrew Cuomo um – Vermischtes 18.03.2021

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.


1) Wenn der Zahnarzt Esoterik anbietet

Doch viele von denen, die hilflos im Zahnarztstuhl saßen, ließen sich auf das Prozedere ein. Oft war es die Not der Patienten, die sie nur zu gerne sogar an puren Hokuspokus glauben ließ. Jene älteren Frauen etwa, die es im Zuge der langwierigen Behandlungen genossen, dass ihnen überhaupt ein Mensch Aufmerksamkeit schenkte. Wenn der Zahnarzt seine Hände auf den grauen Schopf legte, liefen bisweilen Tränen über das Gesicht, das schon lange niemand mehr berührt hatte. Auch Tumorpatienten waren eine große Zielgruppe für esoterische Ansätze. Aus ihren verzweifelten Fragen nach der Ursache ihres Leidens ließ sich ebenso Kapital schlagen wie aus der Einsamkeit. „Ich habe wiederholt erlebt, dass die Elementar-Angst von Tumorpatienten ausgenutzt wurde, um ihnen Komplettsanierungen ihrer Zähne anzudienen“, sagt Bertelsen. […] Denn die fragwürdigen Therapien können mehr umfassen als ein bisschen teuren Balsam aus Zuckerkügelchen. Um gegen vermeintliche Unverträglichkeiten und Vergiftungen vorzugehen, werden mitunter intakte Füllungen oder Überkronungen ausgetauscht oder gar gut erhaltene Zähne gezogen. Im Extremfall holen Zahnärzte die Knochenfräse heraus, weil sie tief im Kiefer ein „Störfeld“ entdeckt haben wollen: Staehle sagt, er habe Patienten gesehen, denen auf der Grundlage wissenschaftlich nicht anerkannter Testmethoden Teile des Kieferknochens entfernt wurden. Der Mediziner spricht von „regelrechten Gebissverstümmelungen“. Tragen Patienten durch solche Eingriffe Schäden davon, kann es schwer werden, gerichtlich dagegen vorzugehen, warnt Staehle. Denn die Zahnmediziner könnten argumentieren, dass sie Methoden angewandt hätten, die sie bei Zahnärztekammer-Fortbildungen erlernt hätten. (Berit Uhlman, SZ)

Ich finde diese ganze Esoterikschiene so furchtbar. Dass Krankenkassen überhaupt diesen ganzen Blödsinn bezahlen lässt mich immer wieder fassungslos zurück. Dieser Homöopathie-Kram ist wie ein Krebsgeschwür im deutschen Gesundheitssystem, das wahnsinnig viele Ressourcen auf sich zieht und die Behandlung von Krankheiten erschwert. Und das schlimmste daran ist, was hier oben im Artikel auch anklingt: die Unmenschlichkeit des Gesundheitssystems, in dem Patient*innen nicht als Menschen behandelt werden, macht Homoöpathie attraktiv, selbst wenn die Behandlung selbst völliger Blödsinn ist. Was natürlich auch nur wieder ein Ausfluss gesellschaftlicher Probleme ist; wenn alte Menschen keine Sozialkontakte außer mit dem Arzt haben, ist das eine Katastrophe, mal ganz abgesehen von den Kosten, die es dem System aufbürdet. Da ist ganz viel ziemlich grundlegend kaputt.

2) Warum nicht Lauterbach?

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  • CitizenK 18. März 2021, 11:31

    9) Ja, auch. Die Gegenläufigkeit zwischen D und UK/USA ist offensichtlich.
    Der Schlüsselsatz scheint mir aber zu sein:
    „it’s just not something we’re willing to endure even when the alternative is a higher chance of death“
    Auch hier im Forum: Hingebungsvoll wurde Schäuble (und Schiller) zitiert: Das Recht ist der Güter höchstes nicht. Wie beim Autofahren. Hier wie dort blendet man die Kollateralschäden (Unfälle mit Langzeitfolgen/Long Covit) einfach aus. Disziplin bei der Einhaltung von Regeln wurde als Untertanengeist/Obrigkeitshörigkeit diffamiert.

    Ich bin mir auch nicht „hundertprozentig sicher“, aber ich vermute einen Zusammenhang mit dem eklatanten Staatsversagen.

    • Stefan Sasse 18. März 2021, 13:53

      Ja.

    • cimourdain 19. März 2021, 22:18

      Lesen SIe bitte Ihren Kommentar noch einmal und stellen Sie sich vor, Sie läsen eine solche kreuz-und-quer Argumentation (Unterschiede D/UK/USA -> Schillerzitate -> Autofahren -> sich beschimpft fühlen ) mit der Schlussfolgerung „Leute, die anderer Ansicht sind als ich sind Schuld an „. Sie würden das zu recht als verschwörungstheoretisches Geschwurbel bezeichnen.

      • CitizenK 19. März 2021, 23:04

        Unklar formuliert, zugegeben. Aber wieso verschwörungstheoretisch?

        Die Aussage in dem Zitat war: Wir halten „das“ (Maßnahmen, Lockdowns) nicht aus, auch wenn das Leben kostet. „Freiheit“ ist ein höheres Gut als Leben. Lockerungen (Malle-Flüge, Schulöffnungen) in die dritte Welle hinein, weil wir „das“ nicht mehr aushalten. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Weder Freiheit noch Sicherheit. Wo man das ausgehalten hat, lebt man inzwischen wieder freier.

        Mit „Gegenläufigkeit“ war gemeint: USA und UK, die anfangs vieles falsch gemacht haben, machen jetzt jetzt vieles richtig: Impfkampagne, Einreise-Quarantäne. In D ist es andersrum.

        • cimourdain 20. März 2021, 00:28

          Ok, jetzt ist das verbindende Element Freiheit vs Sicherheit zumindest klar.

        • Floor Acita 20. März 2021, 11:10

          „Lockerungen (Malle-Flüge“

          Sorry, für sie wahrscheinlich nur Randnotiz, aber mich verärgert diese Aussage/Feststellung ungemein. Die Spanier haben offensichtlich aus Ihren Fehlern gelernt, die richtigen Schritte unternommen. Während wir die 3. Welle längst eingeleutet haben, sinken die Inzidenzen dort massiv. Innerhalb von nur 20 Tagen von katastrophal auf <50 in etlichen Regionen, in weiteren 14 Tagen trotz Öffnungsschritten auf <20, in Provinzen, Departments und Munizipalitäten vielerorts auf <10, gar <5. Deshalb hat das RKI m.E. völlig zu Recht für zunächst 6(!), seit gestern 7(!, nicht nur #Malle) Regionen die im Gegenteil völlig unpolitische/rein fachlich begründete Entscheidung getroffen den Risikogebietsstatus aufzuheben. Deutschland fällt als Schlussfolgerung nichts besseres ein als "Urlaub auf Malle(!) ist möglich, unabhängig von der politischen "Seite", für die einen "yeah, …", für die anderen "O M G, …".

          NIEMAND fragt das WIE das eigentlich möglich war, WAS diese spanischen Regionen eigentlich richtig gemacht haben, god forbid, was wir eventuell sogar LERNEN könnten…

          Es ist nicht Merkel, Deutschland, Trump, Johnson, die Autokratie oder die Demokratie die Versagen … es ist die Menschheit die in dieser Pandemie ihr völliges Versagen als intelligente Spezies offenbart.

          • CitizenK 20. März 2021, 14:27

            Doch, mich interessiert, wie diese spanischen Provinzen das geschafft haben. Hab nur keine Infos dazu – wo finde ich die?

            Aber das ist nicht das Problem. Die Leute drängen sich am Flughafen, im Flieger, dort in der Bar. Gibt es ein Test-Konzept?Mir nicht bekannt. Auch nicht alle Spanier sind begeistert davon, dass deutsche Touristen kommen dürfen, ihre eigenen Verwandten aber nicht.

            Ich würde den Leuten den Urlaub wirklich gönnen, wenn davon keine Gefahr ausginge. Testpflicht bei Rückkehr und Quarantäne? Kein Plan. Die Briten gehen das Risiko übrigens nicht ein – trotz erfolgreichen Impf-Fortschritts.

            • Floor Acita 20. März 2021, 15:15

              Das sind aber ja die Entscheidungen der Menschen selbst. Die Entscheidung des RKI selbst ist eben für nun insgesamt 7 Regionen ausgesprochen und offensichtlich eben gerade NICHT politisch, „Urlaub auf Malle“ ist ja nicht die Intention…

              Es gibt eben die Grenzschliessungen innerhalb Spaniens, die nächtlichen Ausgangssperren, die Limitierung und Auflagen für die Gastronomoi, die ALLGEMEINE Maskenpflicht in der Öffentlichkeit etc. Mich stört die spanische Reaktion genauso …

              In Spanien fragen die Medien „warum dürfen jetzt die Deutschen hier Urlaub machen, wir sind auf unsere Region beschränkt?“, in Deutschland fragen die Medien „warum dürfen wir jetzt nach Mallorca, aber unsere Gastwirte dürfen nicht öffnen?“. Die Fragen „warum dürfen unsere Gaststätten öffnen, wenn auch eingeschränkt“, „warum dürfen wir überhaupt nach Friesland, Sachsen, xyz reisen, die Spanier dürften das nicht.“, „warum dürfen wir nach 22 Uhr aus dem Haus, die Spanier nicht?“, „warum gelten unsere Friseure als essentiell?“, oder gar „sind die Entscheidungen nicht durch die konkreten Zahlen / Pandemie gegründet, nicht zur Strafe?“, „wieso lag Deutschland bisher immer bei max 200, >300 zu Ostern gilt als absolute Tragödie“, „wie(!) erreicht eine Region von >700 binnen 20 Tagen <50, und sinkt dann trotz Öffnungen in Gastronomie und Kontakten weiter auf <20?", "WAS können wir eigentlich voneinander LERNEN?!" fragt … niemand…

              … OK, nicht NIEMAND ☺

            • Floor Acita 21. März 2021, 14:07

              Ich erinnere aus gegebenem Anlass ebenfalls daran, dass jede/r die/der von Deutschland nach Spanien, inklusive Mallorca, reisen will derzeit einen negativen PCR Test benötigt!

              • CitizenK 21. März 2021, 15:17

                „Ich erinnere aus gegebenem Anlass ebenfalls daran, dass“… bei der Rückkehr weder Test- noch Quarantänepflicht besteht. Beste Aussichten für die Auffrischung des Mutanten-Pools am Pool.

                • Floor Acita 21. März 2021, 17:01

                  Nochmal die Frage, wer ist, mit welcher Begründung, Ihres Erachtens verantwortlich dafür / zu sorgen, dass das nicht so ist? Das RKI, die Bundesregierung, Mallorca? Die anderen 6 spanischen Regionen? Imteressiert sich irgendwer för die? Ich finde es gelinde gesagt ziemlich assozial, das Regionen tun was sie können um die Pandemie in den Griff zu kriegen, aber 1000km entfernt verlangt man deren Bestrafung dafür, dass man selbst nicht besser ist und die eigenen Staatsbürger „happen to love to go there for vacation“. Was genau verlangen Sie vom RKI, weshalb verlangen Sie die Einstufung als Risikogebiet, trotz wesentlich niedriger Fallzahlen als bei uns? Wollen Sie Mallorca anders behandeln als die 6 anderen Regionen? Falls ja, warum? Und wie haben die Ballearen das genau verdient / was verlangen Sie im Vergleich zu bspw Extremadura, Kastilien La Mancha, Valencia, Galizien? Aus Sicht der spanischen Regionen finde ich sowohl den eingeschränkten Blick auf Mallorca oder zu anderen Zeiten Katalonia als auch die von den eigenen Leistungen völlig losgelösten Blick auf DEUTSCHEN Tourismus als extrem frustrierend / verstörend. WAS sollen die denn tun um Ihren / den DEUTSCHEN STAMP OF APPROVAL (TM) zu kriegen? Man reist sich den A… auf und bekommt zum Dank nen Tritt auf den selben Allerwertesten, wegen sich umversntwortlich verhaltenden DEUTSCHEN, Danke auch… Ich will nichts mehr über sich über arrogante Deutsche beschwerende Südländer und deren angeblich an allem schuldiger „Kultur“ hören, ehrlich…

                • Floor Acita 22. März 2021, 14:03

                  Pools sind geschlossen, nicht-essenzielle Geschäfte haben eingeschränkte Öffnungszeiten, Kontaktbeschränkungen bleiben bis 12. April aufrecht, die in Deutschland angeblich („angesichts der Tatsache, dass Urlauber nach Mallorca fliegen dürfen“[sic!]) nicht zu vermittelnden nächtlichen Ausgangssperren natürlich auch (22 – 05 Uhr). Dagegen sollen Kontaktbeschränkungen über Ostern trotz 10-20x höherer Inzidenzen in Deutschland gelockert werden, Urlaub im eigenen Bundesland erlaubt sein, Bundesland-Grenzschliessungen sind völlig ausgeschlossen. Sorry, aber die absolute Zahl an Kontakten vor dem Hintergrund des tatsächlichen Infektionsgeschehens ist relevant – Ländergrenzen sind dem Virus schnuppe. Das gilt nicht nur für Mallorca, die Balearen oder Spanien, sondern sämtliche Gebiete dieser Welt die derzeit keine Risikogebiete (mehr) sind.

                  Das RKI hat seit 1 Jahr hunderte von Regionen nach den exakt gleichen Kriterien zu Risikogebieten erklärt, seit diesem Jahr zu Hochinzidenz- und Virusvarianten-Gebieten und diese genauso konsequent und „indiscriminate“ auch wieder herunter genommen. Über 100 Regionen allein in Europa, darunter under anderem in Portugal, Frankreich, Griechenland, Kroatien, Polen, Rumänien, Tschechien, waren in diesem Zeitraum irgendwann mal Risikogebiete und irgendwann danach nicht mehr. Das war/ist mittlerweile Routine. Interessiert hat das niemanden. Am 14. März waren das 10 Gebiete, darunter 6 in Spanien, darunter auch die Balearen (NICHT ‚Malle‘). Am 21. März übrigens weitere 5, mit Galizien ein weiteres in Spanien. Was macht die Entscheidung am 14., und hief auch offensichtlich nur 1 Insel in 1 Region von 10, so anders/besonders?

                  Ist es vor dem Hintergrund wirklich fair das als „Öffnungsschritt / Lockerung“ darzustellen? Eine explizite Entscheidung „Deutsche dürfen Urlaub auf Mallorca machen“ gabnund gibt es jedenfalls von niemandem. Etliche Gebiete werden jetzt Kollateralschäden dieser Engstirnigkeit werden. Anstatt endlich vor der eigenen Haustüre zu kehren, sucht man die Schuld erneut im Ausland / „bei den Südländern“, das empfinde ich inzwischen als extrem unredlich/unanständig. Insbesondere wenn dann mit der Begründung „zum Kontrast“ eben weitere Öffnungen bei uns beschlossen werden, vor dem Hintergrund weit höheren Infektionsgeschehens, um genau die Hausaufgaben nicht machen zu müssen, die die Spanier gelernt und umgesetzt haben, was genau der Grund dafür ist, dass diese jetzt so gut dastehen und sich die Entscheidung des RKI damit und offenbar nach deutscher Lesart sehr schmerzhaft / mit Massnahmen die man selbst nicht umsetzen will, erarbeitet haben…

                  • CitizenK 22. März 2021, 16:19

                    Deine Kritik an der windelweichen und Verantwortung vermeidenden „Haltung“ der deutschen Regierung („raten ab…“) teile ich voll und ganz.
                    Die liberale britische Regierung ist da klarer: Testpflicht und Quarantäne für Rückkehrer. Denn wie wir seit Ischgl wissen: Es genügt ein Kellner/Busfahrer/Koch/Handwerker, um eine Lawine auzulösen.
                    Und wäre den spanischen Hoteliers und Geschäftsleuten nicht besser gedient, wenn die Deutschen die Pandemie unter Kontrolle bringen – statt eines sich noch lange hinziehenden Stop-and-Go?

                    • Floor Acita 22. März 2021, 17:16

                      Ich finde es sehr schade, dass Sie alle meine Fragen unbeantwortet lassen, dem Kern meines/r Kommentare/s ständig ausweichen.

                      Insbesondere frage ich mich ernsthaft ob wir wenn alles 1:1 genau so passiert wäre, die Balearen aber nicht rein zufällig zum selben Zeitpunkt / auch von der Risikogebietsliste gestrichen worden wären, die selbe Diskussion hätten … gnicht nur wir beide, sondern „Deutschland“? Ganz ehrlich, ich bezweifle es… Und meine Kernfrage ist, wie/wodurch ist es gerechtfertigt, dass jetzt zahlreiche Gebiete in Europa allein quasi zu Kollateralschäden einer de-facto Lex Mallorca werden? Wenn man so besorgt ist wegen Mallorca, warum erlässt/diskutiert man dann nicht explizit genau das – eine Regelung explizit und ausdrücklich NUR für Mallorca???

            • Floor Acita 21. März 2021, 17:33

              https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/spanien-node/spaniensicherheit/210534
              „Von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Gemeinschaften Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, Murcia, Rioja sowie auf die Balearen wird weiterhin abgeraten.“

  • Stefan Pietsch 18. März 2021, 11:32

    2) Warum nicht Lauterbach?

    Es gilt die Weisheit des Helmut Schmidt. Fachkenntnis sollte eine Voraussetzung sein, ein Ministeramt ausfüllen zu können. Ein Blick auf die politische Allzweckwaffe Peter Altmaier bestätigt die kluge Einschätzung des Hanseaten.

    3) Konservativ ist zu langsam

    Demokratie ist langsam. Es ist ihr Wesenskern. Schnelligkeit bei politischen Entscheidungen lässt sich nur um den Preis autokratischen Handelns erreichen. Und zumindest in Deutschland lässt sich seit längerem „progressiv“ mit „rechtswidrig“ übersetzen.

    6) 4-Tage-Woche: Spanien will im Herbst landesweiten Versuch starten

    Eine jahrzehntealte Idee immer wieder neu aufleben zu lassen, ist noch längst kein out of the box-Denken. Im Gegenteil, man bleibt schön in den vorgezeichneten Linien.

    Deine Argumentation bleibt bei dem Thema widersprüchlich. Einerseits behauptest Du, die Reduzierung der Arbeitszeit würde durch die Erhöhung der Produktivität ausgeglichen. Andererseits bist Du fleißig am Argumentieren, dass dies zu messen nun unbedingt verhindert werden müsse. Denn die Entlohnung nach Gewerken und nicht nach Arbeitszeit wäre die logische Konsequenz. Gilt Dein Argument, würde der Arbeitnehmer tatsächlich profitieren und der Arbeitgeber nicht finanziell geschädigt. Trifft die Vorstellung von gestiegener Produktivität zu, so spart der Beschäftigte ein Fünftel seiner Arbeitszeit und leistet dennoch das Gleiche. Und die Arbeitszeitverkürzung ist nicht einfach eine verkappte Lohnerhöhung.

    So recht glaubt man in Spanien nicht daran, sonst wären üppige Ausgleichszahlungen als Lockmittel nicht erforderlich.

    7) Redet doch miteinander!

    Und das ausgerechnet von einem, der den Merz-Anhängern empfiehlt, einfach mal die Klappe zu halten, nachdem sie zweimal denkbar knapp unterlegen waren.

    Gendersprech und LGBT-Policy werden gerade von einem Zehntel der Bevölkerung geteilt. Unter den SPD-Mitgliedern dürfte die Begeisterung kaum größer sein. Was gleichzeitig bedeutet, dass ein Wolfgang Thierse sehr genau die Befindlichkeitslage der Partei getroffen hat. Also weit mehr als „knapp darüber“. Tatsächlich glaubt die Parteiführung wie in früheren Zeiten, sich durch das Andienen an kleine, nicht selten sektiererische Minderheitsgruppen mehrheitsfähig zu machen.

    Was Du über Merz gesagt hast, gilt weit mehr für die Gendersprech-Zöglinge: Einfach mal die Klappe halten.

    9) In Bezosworld

    Amazon ist durch inneres Wachstum so groß geworden. Die Verbraucher lieben Amazon und sein überragendes Geschäftsmodell. Das ist das Gegenteil von Standard Oil und auch Facebook und damit eben kein Staatsversagen. Amazon hat damit nicht einmal die alten Antitrust-Gesetze gestreift.

    Ansonsten halte ich mich zurück, da ich darüber bei Gelegenheit noch selbst einen Artikel schreiben will. Nur nicht so schnell, anderes geht dieser Tage vor.

    11) Take 3: Why the US Performed So Poorly Against the Coronavirus

    Es ist anders, Deutschland hatte in der ersten Phase unheimliches Glück, dass trotz hoher Infektionszahlen die Todeszahlen niedrig blieben. Das war das ganze Geheimnis. Während jedoch Politiker wie Trump und Johnson agieren, versteht Merkel allein in der Reaktion ihr politisches Modell. Und das ist weit zu wenig.

    Nein, Trump und Johnson haben in den Sommermonaten einfach eine Reihe Entscheidungen getroffen und dann noch die Richtigen. Und sie haben Fragen der Organisation und Logistik an Leute übertragen, die sich damit auskennen. Merkel handelte genau umgekehrt: Sie entschied rein politisch, in dem sie die Beschaffung des Impfstoffs auf die EU schob und sie reagierte nicht einmal auf die eigenen Erkenntnisse, so, Gesundheitsämter in den Stand zu versetzen, das Inzidenzgeschehen verfolgen zu können und die besonders verletzlichen Gruppen zu schützen – und sei es durch einen Soldaten vor jedem Altenheim, der dort den Eintretenden einen Coronatest abnimmt.

    Merkel fällt ihr Politikstil der 16 Jahre Kanzlerschaft auf die Füße. Das ist alles. Und die Verwaltung kann nur Standard. Inklusive freiem Wochenende in der Pandemie.

    • Stefan Sasse 18. März 2021, 13:59

      2) Damit könnte ich mich schon eher anfreunden. Wobei Schmidt jetzt auch kein Verteidigungsexperte war, als er das Ministerium übernommen hat, und er hat es trotzdem gut geführt. Ich bleibe bei meiner Grundeinschätzung: Wichtig sind andere Kompetenzen.

      3) Lol ja klar

      9) Ich bin ein Vielnutzer von Amazon. Ich halte deren Vormarsch für eine Folge eklatanten Versagens ihrer Konkurrenz. Bin sehr gespannt auf deinen Artikel!

      11) Ich würde die Argumentation nicht so scharf sehen wie du, aber in der Tendenz bin ich völlig bei dir.
      7)
      6) Die Ausgleichszahlungen sind ja nur für den Test.

      • Stefan Pietsch 18. März 2021, 18:06

        2) Helmut Schmidt war Offizier in der Wehrmacht, er kannte das Kriegshandwerk. Dazu hatte er eine unbestreitbare Affinität zu den Soldaten.

        Es ist guter Brauch, dass zum Justizminister nur Politiker bestellt werden, die ein Jurastudium vorweisen können. Man muss etwas von der Systematik von Gesetzen verstehen.

        Demokratisch gewählte Politiker kontrollieren die Verwaltung. So ist es gemeint. Aber um sinnvoll kontrollieren zu können, sollte man etwas von der Materie verstehen. Es wird auch niemand Außenminister, der sich nicht zuvor intensiv in Themen der Außenpolitik eingearbeitet hat. Joschka Fischer beispielsweise hat sich dazu 4 Jahre Zeit genommen. Und das war bekannt. Anschließend gab er einen guten Außenminister ab.

        Es gilt der ehrenwerte Helmut Schmidt: ein Politiker sollte sich ein Arbeitsgebiet suchen, wo er sich dann Kompetenzen erwirbt. Das gilt übrigens auch im Management: Aus gutem Grund sind die führenden Manager typischerweise Vertriebler, aus der Produktion, Finanzer oder Logistiker. Und nicht HR oder Marketing.

        9) Ich schreibe dann nicht speziell über Amazon. Sondern über die Monopolisten unserer Zeit. Dauert aber noch, habe ich aber gedanklich im Kopf.

        Aus fachlicher Perspektive kann ich aber sagen, dass Amazon einen irre tollen Job macht. Die Jungs sind seit vielen Jahren vorbildlich beim Kreieren moderner Verkaufs- und Vertriebsmöglichkeiten. Man muss ehrlich sagen: die sind unglaublich gut.

        • Stefan Sasse 18. März 2021, 22:02

          2) Naja, Schmidt war Leutnant. Das ist ungefähr so wie wenn ich einen Abteilungsleiter von Daimler zum CEO mache, weil er das Autohandwerk kennt. Wie gesagt, ich will gar nichts gegen Schmidts Performance im Amt sagen, aber seine Qualitäten waren nicht Sachkenntnis, sondern von mir aus die Affinität und seine Führungskompetenz.

          Ich geb dir den Punkt mit dem Jurastudium; die Bedingung erfüllen aber auch drei Viertel aller Abgeordneten, da fällt die Wahl nicht schwer 😉

          Generell: Fachkenntnis schadet ja nicht, das würde ich nie behaupten. Ich warne nur davor, sie als notwendige oder gar hinreichende Bedingung zu sehen.

          9) Bin gespannt!

          Kein Widerspruch.

          • Kning4711 19. März 2021, 00:05

            Generell: Fachkenntnis schadet ja nicht, das würde ich nie behaupten. Ich warne nur davor, sie als notwendige oder gar hinreichende Bedingung zu sehen.

            Ich finde Sie deswegen wichtig, damit der / die MinisterIn nicht komplett abhängig ist von seinem / ihrem Beraterapperat. Eine gute Führungskraft muss auch auf Ihre eigene Urteilskraft vertrauen können. Sie muss nicht der beste Experte in dem Thema sein – kann auch hinderlich sein. Fundiertes Wissen um auch die Experten hintefragen zu können, wichtiges von nicht wichtigem zu trennen, wird Dir nur gelingen, wenn Du eine gewisse Expertise hast.
            Das ist in meinen Augen auch ein Hauptgrund, warum das Thema Digitalisierung in Deutschland nicht voran kommt. Weder gibt es echte Fachpolitiker in Ministerposition, noch könnten die aktuellen Amtsinhaber die richtigen Fragen stellen, geschweige ein Verständnis von Möglichkeiten aber auch Problemen.

            • Stefan Sasse 19. März 2021, 11:55

              Ja. Minister*innen sollen sich die Fachkenntnis ja durchaus erwerben. Nur ist sie halt nicht Voraussetzung, sondern kann dann im Amt erworben werden. Erneut, der track record von fachlich expertisen Minister*innen ist nicht gut.

  • Dobkeratops 18. März 2021, 13:24

    6) In den meisten Stellungen sind die Arbeitszeiten nutzlos lang und könnten problemlos gekürzt werden, ohne Produktivität zu verlieren. Die Arbeit eines Acht-Stunden-Tages in sechs Stunden erledigen, quasi.

    Mir ist klar, dass anekdotische Beweise bestenfalls geringe Aussagekraft haben, aber deinen Eindruck kann ich aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen.

    Im achtköpfigen Team, das ich leite, habe ich sowohl Mitarbeiter mit regulären Tarifverträgen und 35-Stunden-Woche als auch welche ohne, deren Arbeitszeit auf 40 Stunden die Woche festgesetzt ist. Zwar gibt es wie überall individuelle Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Personen, aber keine wahrnehmbaren Produktivitäts-Differenzen entlang der Anzahl der Wochenstunden. Ich bin überzeugt davon, dass sich daran auch dann nichts ändern würde, wenn man die Stundenzahl für alle auf 30 reduzierte.

    Ich habe das übrigens auch an mir selbst beobachtet. Im Moment habe ich auf dem Papier ebenfalls 40 Wochenstunden. In meinem vorherigen Job waren es 37,5 mit der Zusatzregelung, dass ich, entsprechende Vorarbeit an den Wochentagen vorher vorausgesetzt, Freitags schon um 13:00 Uhr ins Wochenende gehen konnte. Ich habe damals nicht weniger geschafft als heute, aber meine Lebensqualität war spürbar höher.

    Bei einer Bezahlung nach erledigter Arbeit statt nach Stunden wäre ich sofort dabei. Ich sehe allerdings nicht, wie sich das bei überwiegend geistiger Arbeit sinnvoll quantifizieren ließe ohne der Willkür Tür und Tor zu öffnen.
    Deshalb fände ich es sinnvoll, ggf. durch experimentieren, zu ermitteln, wie weit man die Arbeitszeiten herabsetzen kann ohne Produktivitäts- und Qualitätseinbußen zu haben. Das spanische Modell scheint mir da ein vernünftiger erster Schritt zu sein.

    Gab es nicht auch mal eine schwedische (?) Studie, die das untersucht und dabei ebenfalls eine „ideale“ Tagesarbeitszeit von ca. 6 Stunden ermittelt hatte? Ich meine mich vage daran zu erinnern, finde jetzt auf die Schnelle nichts konkretes dazu.

    • Stefan Sasse 18. März 2021, 14:01

      Für mich einschneidend ist die Erfahrung in zahlreichen Unternehmen in den Produktionsbereichen. Beispiel bei Bosch: Schichten waren 6 bis 14 und 14 bis 22 Uhr. Zwischen 6 und 8 und 19 und 22 Uhr sank die Produktivität RAPIDE. Das hätten auch sechs-Stunden-Schichten sein können. Aber die Führungskultur stand dem entgegen. Die Folge war, dass sobald die Anzugsträger mit ihren 9 to 5 Jobs weg waren kaum mehr gearbeitet wurde. Aber hauptsache die Anwesenheitsfiktion aufrechterhalten.

      • Floor Acita 20. März 2021, 10:54

        „Die Folge war, dass sobald die Anzugsträger mit ihren 9 to 5 Jobs weg waren kaum mehr gearbeitet wurde.“

        Das werden ja nicht wenige konservative Einheitsleiter unterschreiben können. Meine Überzeugung, aber vor allem auch Erfahrung, lehrt mich anderes – von beiden Seiten. Als Laborant hatte ich das Gefühl ja sowieso, aber als letztes Jahr im April Produktivität und Durchsatz im Unternehmen deutlich gestiegen sind, fühlte ich mich rückwirkend und diesmal aus anderer Perspektive bestätigt. Als, jetzt wir, wichtigen Leute ™ nicht mehr jeden Tag, den Leuten in den Nacken atmend / micro managing, anwesend waren, konnte die Mannschaft offensichtlich endlich mal in Ruhe ihre tatsächliche Arbeit machen und das wesentlich besser und effizienter selbst organisieren als irgendwer am grünen Tisch…

        • Stefan Sasse 20. März 2021, 11:54

          Ja, ich meine, wir waren am Band. Das ist was anderes als bei solchen Tätigkeiten ^^ Da gebe ich dir völlig Recht. – Aber das hat ja nichts mit der Wochenarbeitszeit zu tun.

  • Nikolai 18. März 2021, 15:28

    Zu 4) Es gibt in der IT eine wunderschöne Theorie, dass eine Firma nicht in der Lage ist, bessere Mitarbeiter einzustellen, als sie schon haben — alleine schon, weil sie sie aus ihrem Kompetenzhorizont heraus nicht erkennen würde. Deswegen gehe eine grundlegende Verbesserung nur mit Personalinjektion von draußen, entweder durch Firmenübernahmen, die dann eine gewisse Firmenkultur mitbringen sollen, oder halt durch CEOs, die die Macht erhalten, Sachen nachhaltig zu verändern. Nur sind Firmen im Allgemeinen und Konzerne in der IT im Spezifischen hauptsächlich feudale Konstrukte. Ist die logische Schlussfolgerung nicht, dass eine verkrustete Struktur (Polizei, Behörde usw.) nur durch einen König bzw. einen „wohlwollenden Diktator“ veränderbar ist und wir das in unserer Gesellschaft wegen des grunddemokratischen Aufbaus nicht haben können?

  • Ariane 18. März 2021, 23:23

    2) Ich fand die Kampagne ein bisschen merkwürdig, alleine schon weil 80% der Deutschen Lauterbach vermutlich eh schon für den Gesundheitsminister halten^^ (btw der letzte Mediziner im Bundesministerium war übrigens Rösler, was eher gegen die These spricht)

    Ich will Lauterbach schon deswegen nicht als Gesundheitsminister, weil ich seine jetzige Tätigkeit für viel wertvoller halte. Das ist mir bei dem AZ-Debakel wieder aufgefallen. Und das weist eher auf die Leerstelle in der Regierung hin. Denn während Spahn nur seinen knappen Stopp verkündet hat, ist Lauterbach wieder losgezogen und hat das für die Allgemeinheit auseinanderklamüsert.

    7) Ich denke, das Problem ist auch, dass es da eben nicht nur um einen Austausch geht. Niemand sitzt in Talkshows (oder wo auch immer, weiß gar nicht, wo der Thierse angefangen hat, ne Podiumsdiskussion oder ein Interview oder sowas?) um sich miteinander auszutauschen, sondern eben auch um Werbung für seine Agenda zu machen. Und die Medien auch kein erweitertes Interesse an differenzierten Gedanken haben. Und sich das Ganze dann irgendwo in weinerlichen Austrittsdrohungen und Cancel-Culture totläuft. Um ne Woche später das ganze nochmal von vorne durchzuexerzieren.

    Es gab ja irgendwo ein ganz spannendes Radiointerview mit Andrea Geier dazu, das war durchaus differenziert. Theoretisch (!) hätte man ja vielleicht da weitermachen können, in dem Thierse zb da wieder anknüpft und darauf eingeht und das nutzt, um seine Sicht nochmal sachlicher darzustellen. Stattdessen hat sich jeder noch mehr in seiner Sicht eingeigelt und man ist beim nächsten Mal sogar noch schneller bei Cancel Culture als sowieso schon. Was allen anderen vermutlich schon aus den Ohren rauskommt, weil das ja mal echt langweilig ist.

    Ich glaube, es würde schon etwas helfen, wenn man die Zahl der Teilnehmer reduzieren würde (oder mal generell Unbekanntere, bei denen man noch nicht vorher weiß, was sie erzählen). Dann würde man mal davon wegkommen, dass jeder nur seine zwei, drei Soundbites erzählt und sonst nichts.

    • Stefan Sasse 19. März 2021, 11:54

      2) Guter Punkt mit Rößler. Der war halt Augenarzt. Das ist schon irgendwie was mit Medizin, aber mit dem Führen des Gesundheitsministeriums hat es wenig zu tun. Die Einblicke in die Bürokratie, die man dadurch bekommt, können mit Ministeriumsreferent*innen auch in zwei Tagen Crashkurs geben. Das ist wie wenn ich Kultusminister werden sollte. Ich hab da auch keine Qualifikation für.

      7) Der DLF ist da auch eine ziemlich lobenswerte Ausnahme von dem ganzen Zirkus.

  • cimourdain 19. März 2021, 00:12

    2) Sachkompetenz – ein Teilsystem von innen kennen, hat auch einen Pferdefuß: direkter Zugang von Lobbyisten zu der Person. Von den früheren ’sachbezogenen‘ Tätigkeiten kommen nun mal nicht nur Kenntnissee, sondern auch Kontakte – oder willst du mir erzählen, dass das konkrete Beispiel Lauterbach nach 2013 plötzlich niemanden mehr aus seiner Zeit als Aufsichtsrat des Rhön-Klinikums kannte?

    3) Ich habe meine Zweifel an der Wirksamkeit eines Untersuchungsausschusses. [Der Volkszorn wäre mit einem Revolutionstribunal am beste bedient] Um Handlungsempfehlungen für zukünftige Krisen auszuarbeiten ist eine Enquete-Kommission das richtige Gremium. Ein Untersuchungsausschuss dient tatsächlich zu einem Gutteil dazu, dass Regierung und Behörden dem Parlament gegenüber Rechenschaft über ihr Handeln abliefern. Nur sind in letzter Zeit die Untersuchungsausschüsse reichlich stumpf geworden : NSA, NSU, Anis Amri, Berateraffäre. Immer wieder sieht man, wie konsequenzlos Regierung oder Behörden mauern, Beweise zurückhalten, verzögern und blockieren.

    9) a) Wie Google ist Amazon in seinem Segment auch wegen der Bequemlichkeit der Kunden so dominant. Für jede Sorte Waren gibt es eigene Portale, Direktversand von Einzelhändlern etc. Aber es ist halt bequemer, alles bei Amazon zu bestellen. b) Das fiskalische Versagen ist in Europa zwar nicht bei der Umsatz- aber dafür bei der Gewinnbesteuerung (Körperschaftssteuer) zu suchen, die der Konzern (europäische Zetrale Luxemburg) geschickt umgehen kann – nicht ohne Hilfe von europäischen Politkern. c) Der Vergleich der IT-Riesen mit den Trusts (und ‚robber barons‘ des gilded age ist sehr interessant .

    • Ariane 19. März 2021, 03:12

      zu 3) Zustimmung, meine Sorge wäre auch, dass ein Untersuchungsausschuss zu politisch werden könnte und das eher ein Blamegame werden würde. Das hilft für die Zukunft natürlich wenig. Auch die jetzigen Untersuchungsausschüsse geben da relativ wenig Hoffnung. Es wäre eventuell möglich, das Ganze etwas tiefer auf die Verwaltungsebene zu ziehen und einzelne Abläufe genauer zu untersuchen, um hier Probleme die aufgetreten sind, zu lösen, bevor man mitten in einer Krise steckt.
      Und: was man auch tun müsste, wäre halt wirklich Geld und Zeit in in die Hand nehmen und sich nicht auf die Schultern zu klopfen und zu denken, das passiert nicht wieder. Es war ja nicht so als hätte es vorher nicht theoretische Ideen und Konzepte für das Pandemiethema gegeben, die haben nur niemanden interessiert.

      9) Sehe ich ähnlich, dass Amazon so eine Macht anhäufen konnte, liegt auch daran, dass die Länder oder Kommunen gegenseitig um Amazon buhlen und sich lieber gegenseitig ausstechen als sich darum zu kümmern, dass eine einzelne Firma nicht zu mächtig wird. Dafür brauchen sie ja nicht mal Lobbyisten, Arbeitsplätze und (etwas) Steuereinnahmen reichen ja schon. Ich mach Amazon da gar keinen Vorwurf drauf, die bieten einen guten Service und natürlich treffen die ihre Entscheidungen wirtschaftlich. Das ist ein Unternehmen, es ist an der Politik, nicht selbst in einen ruinösen Wettbewerb zu verfallen, der sie schwächt und Amazon seine Monopolstellung bringt.

      Und die sind halt gut, ich bestell da auch gerne. Ich mein, ich hab an Weihnachten bei Hugendubel ein Buch für meine Mutter bestellt, weil keine Zahlungsmethode außer paypal funktioniert hat. Hab 2,95€ für schnelle Lieferung bezahlt. Das kam irgendwann Anfang Februar an und außer einer Bestellbestätigung kam nichts, so dass wir nicht wussten, ob das geklappt hatte oder nicht. Ergebnis: meine Ma hat die Auflage entweder direkt im Buchladen oder wieder bei Amazon zu bestellen, bekommen^^

      Führt thematisch jetzt etwas weit, allerdings sind kleine, unabhängige Läden ja generell selten geworden. Da bekomme ich auch immer die Krise, wenn jetzt vom Sterben in Innenstädten gesprochen wird. Die großen Ketten sind nämlich kein Stück besser, nur weil die einen Laden haben. Thalia, Hugendubel, Kik, H&M, C&A etc. da läuft doch genau dasselbe ab. So groß ist der Unterschied nicht, ob ich bei Thalia oder Amazon kaufe. Toy’sur’us (keine Ahnung, wie das geschrieben wird): auf jeden Fall wurde da auch gejammert, dass sie hauptsächlich wegen Amazon pleite gegangen sind. Nur die waren vorher genauso drauf und haben zig kleine Läden aufgekauft und sind dann zu einer großen Kette geworden, die dann von einem noch größeren Hai gefressen wurden. Und die Innenstädte sehen übrigens überall gleich aus, weil sich außer den Ketten keiner mehr leisten kann, dahin zu gehen.

      Von daher finde ich es immer ein bisschen heuchlerisch, entweder von Unternehmen zu verlangen, zu einem Samariterbund zu werden oder dem Kunden die Schuld zu geben, weil er einen guten und bequemen Service nutzt. Für so etwas haben wir Politik, damit die lenkend eingreifen.

    • Stefan Sasse 19. März 2021, 11:56

      2) Ja. Ich meine, mir hat Stefan Pietsch ja nicht zu Unrecht schon „In the box“-Denken vorgeworfen, wo es um Schule geht. Warum er seine Regel jetzt für Ministerien außer Kraft setzt, ist mir unklar.

      3) Ich glaube, ich meine auch eine Enquete-Kommission effektiv, ich verwende die Begriffe sehr unscharf.

      9) Ja.

  • cimourdain 19. März 2021, 20:39

    7) Es lohnt sich, die Vorgänge in der Cause Thierse/Schwan/Esken Schritt für Schritt nachzuvollziehen um nicht in die Falle des Stille-Post Spiels zu geraten.

    Akt 1: Thierse schreibt in der Faz einen Essay, in dem er vor der Spaltung durch zu radikale Identitätspolitik von links warnt. Dabei hat er auch den Begriff Cancel-Culture verwendet und anders als andere auch erklärt, was er damit meint: Sich nicht MIT Leuten auseinandersetzen, deren Ansichten einem nicht passsen, was er als ‚ziemlich demokratiefremd‘ bezeichnet hat. Das ganze erschien aber nicht frei zugänglich sondern auf FAZ+ (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wolfgang-thierse-wie-viel-identitaet-vertraegt-die-gesellschaft-17209407.html ) . Alles in einem schwer pastoralen aber nicht provokanten Ton. Aber es hat den medialen ‚Wir reden über etwas ohne es zu kennen‘ Prozess in Gang gesetzt.

    Akt 2(Gesine Schwan): Im SZ-Magazin erscheint ein Manifest queerer Medienschaffender. Dieses wird von einer Feuilletonistin als ‚Kalkül‘ bezeichnet. Eben diese Feuilletonistin nimmt an einem Gespräch des Kulturforums der SPD-Wertekommission, moderiert von Schwan, teil und wird bei diesem Anlass nicht deswegen kritisiert. Und das hat den hat den medialen ‚Wir reden über etwas ohne es zu kennen‘ Prozess in Gang gesetzt.

    Akt 3 (Esken/Kühnert) Diese schreiben an Vertreter der Queer-AG der SPD in einer Einladung, sie seien beschämt über Parteivertreter, die ein rückwärtsgewandtes Bild der Partei abgeben (ohne Namensnennung). Dieses Schreiben gerät an den Tagesspiegel, der es brühwarm veröffentlicht. Und das setzt den hat den medialen ‚Wir reden über etwas ohne es zu kennen‘ Prozess in Gang.

    Was für Schlüsse ziehe ich daraus:
    1. Auch wenn es keine Cancel-Culture gibt, sondern ’nur‘ bedauerliche Einzelfälle, so gibt es auf jeden Fall Mobbig und Intrigen. Eine schwache Führung verschärft dieses Problem.
    2. Die Medien – gerade die klassischen Medien -verdienen Geld mit solchen Konflikten und agieren deshalb gern als Brandbeschleuniger
    3. Das Problem, dass Leute zuwenig miteinander reden lässt sich schärfer formulieren als ‚viele Leute sind nicht bereit, überhaupt dem anderen zuzuhören.
    4. Wenn einer versöhnen will und der andere auf Krawall gebürstet ist, gewinnt der Streithansl.

    • Stefan Sasse 20. März 2021, 11:51

      Völlige Zustimmung. Die Beiträge hinter eine Paywall zu stecken hilft da, höflich ausgedrückt, auch nur bedingt.

  • Dennis 19. März 2021, 23:10

    Ich hätte da auch noch was Identitäres zu 7) .

    Zitat Stefan Sasse:
    „Und hier passt auch der Vorwurf an Thierse und Konsorten, denn sie sind eben nicht daran interessiert, ihre Gegner*innen zu verstehen.“

    Toll. Diese Formulierung beweist intensive Dialogabsicht^.

    Duden:
    „…und Konsorten (abwertend: und die Mitbeteiligten [besonders bei Streichen, unlauteren Geschäften o. Ä.]: “

    Zitat Stefan Sasse:
    „mir fehlt der ernsthafte Austausch, der Versuch, die jeweils anderen Positionen nachvollziehen zu können, generell.“

    Glaub gar nicht unbedingt, dass der in der hier besprochenen Causa bei den Genossen fehlt. Das Gewitter mit Blitz und Donner hat sich offenbar verzogen. Für SPD-Verhältnisse war der Ton im Übrigen eher lieb und nett^; für den Münchener SPD-noch-MdB Florian Post zum Beispiel sind Esken und Kühnert Bonsai-Jakobiner; is doch ganz witzig, wenngleich nicht unbedingt „solidarisch“ gedacht. Und Cimourdin hat ja dankenswerterweise aufgedröselt, wer jetzt ganz genau was über wen und wo und wie gesagt und/oder vermutlich gemeint hat. Das ist schon arg komplex und wird draußen im Lande vermutlich nicht so ohne Weiteres verstanden.

    Hier noch ein Blick in die Welt der Thierse-Konsorten:

    https://www.deutschlandfunk.de/gesine-schwan-spd-ueber-identitaetspolitik-welt-und-sprache.694.de.html?dram:article_id=493607

    Es fängt schon mit der Frage an, ob und inwieweit eine nach Talkschau riechende Schlammschlacht überhaupt besteht. Kann man eher verneinen, meine ich, O-Ton Schwan: „Nein, ich schäme mich gar nicht, und ich glaube auch, dass die beiden, die das initiiert haben mit dieser Beschämtheit, ihr Vorgehen inzwischen bedauern, sich auch bei uns entschuldigt haben, dass sie da einen Eindruck erweckt haben, sie würden sich von uns distanzieren. Das ist, glaube ich, beendet.“

    Wie schade^. Darüberhinaus lohnt es sich IMHO durchaus, sich die weiteren differenzierten und nachdenklichen Argumente von Schwan mal anzulesen. Womöglich wird sie ja jetzt ehrenhalber zum heteronormativen alten weißen Mann erklärt.

    • Stefan Sasse 20. März 2021, 11:52

      Ich hab „Konsorten“ nicht negativ gemeint, danke für den Kontext aber in jedem Fall.

  • Floor Acita 20. März 2021, 10:46

    2) Was genau sind es für Kompetenzen die ein Minister d.E. braucht? Was bedeutet es „ein guter Politiker“ zu sein, was beinhaltet es, wie/wo/von wem erlernt man es?

    Um mal die umgekehrte Perspektive ins Spiel zu bringen. Ich hatte immer das Gefühl umso mehr für mich selbst rausholen zu können, je weniger mein Chef tatsächlich von den Details verstanden hat. Ist es nicht anzunehmen, dass „Berufsbeamte“ in den Ministerien sowie Lobbyisten und co. mangelnde Fachkenntnis des Ministers ausnutzen könnten um ihre eigene Agenda am durch die Wahl ausgedrückten Mehrheitswillen vorbei durchzusetzen..?

    • Stefan Sasse 20. März 2021, 11:54

      Das ist natürlich immer möglich. Aber das wäre in dem Fall Ausweis mangelnder politischer Kompetenzen.

      • Floor Acita 20. März 2021, 12:09

        Deswegen erneut die Frage(n):
        „Was genau sind es für Kompetenzen die ein Minister d.E. braucht? Was bedeutet es „ein guter Politiker“ zu sein, was beinhaltet es, wie/wo/von wem erlernt man es?“

        • Stefan Sasse 20. März 2021, 14:46

          Ohne spezifische Ordnung oder Anspruch auch Vollständigkeit:
          1) In der Lage sein, die politischen Konsequenzen von Entscheidungen abzusehen und zu mitigieren.
          2) Zu wissen und zu managen, welche Politiken mehrheitsfähig sind.
          3) Eine große Behörde führen.
          4) Die eigene Machtstellung sichern und gleichzeitig Widerspruch und alternative Sichtweisen zulassen.
          5) Kanäle schaffen, schließen und managen, über die Einfluss und Ideen von außen in den Laden kommen.
          6) Die Interessen der Betroffenen erkennen und gegebenenfalls einfließen lassen.
          7) Verbindung zu den untergeordneten Behörden halten, die für die Umsetzung verantwortlich sind; diese zu mentorn und zu kontrollieren.
          8) Die eigene Politik zu kommunizieren und zu verkaufen.

          • Floor Acita 20. März 2021, 16:50

            Danke! Jetzt frage ich mich nur eins. Du gehörst zu den Vertretern der Theorie, dass Führungskräfte grosser Konzerne nicht deswegen besonders geeignet wären ein(en) Bundesland, US Bundesstaat oder gar (föderalen) Staat zu lenken. Die von Dir genannten Anforderungen hören sich jedoch durchaus ähnlich an. Worin bestehen d.E. die grössten Unterschiede..?

            • Stefan Sasse 20. März 2021, 18:31

              Genausowenig wie Poltiker*innen geeignet sind, Großkonzerne zu führen, sind CEOs geeignet, Länder zu führen. Oder Ministerien. Es mag natürlich sein, dass mal jemand die Qualifikationen für beides mitbringt (McNamara comes to mind…) aber das ist eher selten und sicherlich nicht Ausdruck institutioneller Kenntnisse.

              Zentrale Unterschiede bestehen ja schon in der Arbeitsweise. Ein Produkt herzustellen und mit Gewinn zu vermarkten ist ja was völlig anderes als eine Verwaltung zu leiten. Dazu kommt die Zielgruppe, bzw. konkreter die Gruppe, auf die du Rücksicht nehmen musst. CEOs müssen den Aufsichtsrat und Vorstand glücklich machen, wozu mittelbar die shareholder*innen glücklich sein müssen und sehr mittelbar die Kund*innen. Minister*innen oder Staatenlenkende dagegen müssen das ganze Land im Blick haben. Dazu sind sie viel mehr im Licht der Aufmerksamkeit. Und so weiter.

              • Stefan Pietsch 21. März 2021, 08:53

                Genausowenig wie Poltiker*innen geeignet sind, Großkonzerne zu führen, sind CEOs geeignet, Länder zu führen.

                Das ist in dieser Generalistik Unsinn. Wodurch ist denn ein Politiker geeignet ein Ministerium oder gar ein Land zu führen? Organisation muss man lernen. Und in Unternehmen arbeiten auch Menschen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Motiven und letztendlich Charakterzügen. Dies zusammenzubinden und auf ein Ziel auszurichten, bedeutet Führung. Das können die meisten Fach- und Kommunalpolitiker nicht und das können die meisten Sachbearbeiter bis hin zu Experten nicht.

                Es geht um Organisationserfahrung. Die gewinnt man in der Leitung von Behörden, NGOs und Unternehmen. Nicht jedoch in Elternbeiräten.

                • Stefan Sasse 21. März 2021, 11:04

                  Dann können wir ja ab sofort die organisationserfahrenen Ex-Minister*innen zu CEOs machen, ich bin sicher, das wird super funktionieren.

                  Klar brauch ich Erfahrung bzw. die Kompetenz dafür. Aber das ist eine notwendige, keine hinreichende Bedingungen. Das ist doch mein Punkt.

                  • Stefan Pietsch 21. März 2021, 11:21

                    Zu guter Führung gehört neben Organisationserfahrung auch Kenntnisse des Marktes (und des Umfeldes) sowie Hingabe zur Profession. Jemand wie Lothar Späth hatte damit in beiden Bereichen Erfolg, auch dem Wirtschaftsminister Müller ist seinerzeit der Seitenwechsel gelungen. Roland Koch scheiterte am Ende, weil er mit den Marktgegebenheiten fremdelte.

                    Es ist auch der Grund, warum linke Politiker oft nur NGOs leiten können: sie finden keinen Zugang zu den Bedingungen freien Unternehmertums.

                    • Stefan Sasse 21. März 2021, 12:58

                      Richtig. Und der Grund, warum CEOs oftmals keine Ministerien leiten können: sie finden keinen Zugang zu den Bedingungen einer freien Demokratie.

                    • Stefan Pietsch 21. März 2021, 13:07

                      Ich sag‘s mal aus meiner persönlichen Warte: Die politischen Entscheidungsprozesse wären mir zu langwierig und zu bürokratisch. Es macht schnelles, flexibles Handeln nahezu unmöglich, während ich sehr „Hands-in“ arbeite. Dann noch um Mehrheiten in allen möglichen Gremien kämpfen und wirklich jeden unbedingt „mitnehmen“ zu müssen, frisst so viel Kraft, dass für das Eigentliche nicht mehr viel bleibt. Es ist einer der Gründe, warum ich für klare Wahlergebnisse mittels Mehrheitswahlrechts und Kompetenzen für die Exekutive eintrete.

                      Auch „Top-Manager der Macht“ wie Helmut Schmidt und Gerhard Schröder waren nach wenigen Jahren an der Spitze ausgebrannt.

                      Wollen wir uns das tatsächlich leisten?

                    • Stefan Sasse 21. März 2021, 16:32

                      Was wäre deine alternative?

                    • Stefan Pietsch 21. März 2021, 17:07

                      Die habe ich doch formuliert.

                      Du selbst trittst doch stets für gemischte Formen und Durchlässigkeit ein – dann, wenn es um die Beteiligung von Frauen sowie deren Aufstiegschancen als auch die von Unterschichtlern geht.

                      Doch warum sollten nur dann gemischte Teams und gesellschaftliche Durchlässigkeit sinnvoll sein? Es geht doch generell um Heterogenität und die hat kein Geschlechtsmerkmal.

                      Nimm‘ Dir die amerikanischen Regierungen der letzten 40 Jahre. Da waren verhältnismäßig viele Menschen in höchsten politischen Ämtern vertreten, die nicht im Politikbetrieb aufgewachsen waren. Und die Impfkampagnen in den erfolgreichen Ländern wie USA, Großbritannien, Israel oder Chile wurden erst gar nicht Politikern anvertraut. Nur in Deutschland glaubt man, Politiker könnten Flughäfen bauen.

                      Wenn ich mir heutige Nachwuchsstars der großen Parteien ansehe, namentlich Jens Spahn und Kevin Kühnert, dann graut mir. Eigentlich wissen wir seit langem, dass Inzucht nicht gut ist. In der Politik ist das immer noch nicht angekommen, wenn die Elite des politischen Nachwuchses keine Beziehung zu den Menschen, zu Regeln und dem Objekt ihre Schaffens haben.

                    • Floor Acita 22. März 2021, 15:37

                      Tatsächlich, und da hoffe ich mal bin ich ganz bei Ihnen Hr. Pietsch, gibt es meiner Meinung nach 1-2 CEOs in Deutschland die m.E. einen wesentlich besseren Job als Bundeskanzler/In machen würden als die mind. letzten 3 die wir tatsächlich hatten…

                    • Stefan Pietsch 22. März 2021, 16:50

                      Das weiß ich nicht. Sie würden in (deutlich) anders machen. Aber inzwischen bin ich soweit zu sagen, es gibt eine Reihe von Kandidaten, die den Job besser machen würden. Noch mehr: lieber Annalena Baerbock als Kanzlerin als noch einmal 4 Jahre Merkel. Und Sie wissen wahrscheinlich, wie weh mir das tun würde. 🙂

          • Floor Acita 22. März 2021, 15:47

            Bleiben m.E. mind. 2 grosse Fragen offen: Wenn ein Fachexperte auf Grund seiner Expertise zu >95% eine Folge einer Entscheidung voraussagt, glaubst Du dann, das eine politische Entscheidung / „eine Entscheidung mit Blick auf politische Realitäten“ diese Wahrscheinlichkeit überschreibt oder, dass der Politiker eben die Folgeb hinnehmen muss weil/wenn es politisch geboten/notwendig ist? Was zur 2. offenen Frage führt: Was ist der Massstab für „Erfolg“? Ist ein Minister der sich im Amt hält, trotz schwerwiegend negativen Impacts seiner Entscheidungen auf seine constituencies / let alone alle Wähler / „die Bevölkerung / im Extremfall „die Menschheit“ erfolgreicher, gleich oder weniger erfolgreich als einer der sich nur sehr kurzfristig im Amt hält, dann abgestraft wird, jedoch eine extrem positive / notwendige Weiche gestellt, seine/die Wähler, Bürger, gar „die Menschheit“ (Naturkatastrophen, Pandemien, Kriegsentscheidungen) „gerettet hat“?

            • Stefan Sasse 22. März 2021, 17:26

              1) Das zu entscheiden ist die Aufgabe von Politiker*innen. Das lässt sich nicht pauschal sagen. Gerade dieses Entscheiden ist ja die Kernkompetenz.
              2) Sicher nicht. Der Maßstab für Erfolg ist ja meistens erst Mal „Schaden vom deutschen Volk abwenden“ (auch ein massiver Unterschied zu CEOs, wo Schaden vom Unternehmen abwenden kaum als ausreichend gelten darf). Auch hier ist Erfolg ebenso schwierig zu bestimmen wie deine Frage 1.

              • Floor Acita 23. März 2021, 13:10

                Aus gegebenem Anlass:
                Du hattest ja Anfang des Jahres schon über sanfte, harte, mega und giga lockdowns gesprochen. Ein „Wellenbrecher(tm)“ an dem ALLES (ausser am Karsamstag … Karfreitag, Ostersonntag und -montag sind ja eh Feiertage) geschlossen ist, man 5 Personen treffen darf (genau wie an Weihnachten) und unabhängig der 5 Tage sogar Aussengastronomie und sogar unter bestimmten Voraussetzungen Sport im Inneren wieder gestattet ist, ach ja, allgemeine Ausgangssperren sind natürlich auch tabu ist m.E. nochmal eine neue politische, im Sinne von politics, Dimension…

                Ergo, und vlt geht es Dir anders, fällt es mir sehr schwer diesen Gipfel, seinen Verlauf, die Unterbrechungen / seine Konfrontationen, das Auftreten bestimmter Ministerpräsidenten, die Instrumentalisierung ungünstigen Zusammenkommens komplexer Sachverhalte und deren simplifizierte Darstellung als Narrativ inkl Medienkampagne, nächtliche Äusserungen Laschets als auch Merzs etc., sowie seine Ergebnisse und deren Kommunikation vom Fakt zu trennen, dass wir a) ein Superwahljahr haben und b) eine 22jährige durch Merkel dominierte Ära zu Ende geht die auch ein gewisses Machtvakuum innerhalb und ausserhalb ihrer Partei hinterlässt.

                Daraus ergeben sich 3 Fragen:
                1) Siehst Du das auch so?
                2) Neben politischen, kann das d.E. nicht auch Folgen auf/für den Verlauf der Pandemie haben (4. Welle, Impfungen, evt gar Gesundheitssystem / Bettenauslastung, Gott bewahre Triage)?
                3) Werden mögliche Auswirkungen in 2) negativ oder positiv von den politischen Fragen / Entscheidungen beeinflusst?
                4) Glaubst Du, dass eine „Technokratenregierung“ (trotzdem oder gerade deshalb) noch schlechter oder doch „besser“ handeln würde?

                Weiss selbst gar nicht wo ich lande, I’m honestly just curious…

                • Stefan Sasse 24. März 2021, 06:50

                  1) ICh bin gerade nur noch stinkig über den BS, der da passiert.
                  2) Klar.
                  3) Wie meinen?
                  4) Ich bin kein Fan von Technokratenregierungen. Ich will, dass eine demokratische Regierung Verantwortung übernimmt und klar kommuniziert.

  • Erwin Gabriel 20. März 2021, 14:00

    Zu 3) Konservativ ist zu langsam

    „Progressiv“ ist oft zu schnell …

    Als Jens Spahn noch präcoronaler Hoffnungsträger der Konservativen war, sagte er einen sehr wahren, sehr bezeichnenden, sehr lustigen Satz über sein politisches Lager: »Wir [Konservativen] verlangsamen die Veränderungen so, dass sie erträglich sind.«

    Das ist richtig, auch ohne Zusatz.

    Zwar hat Spahn einen kleinen Zusatz vergessen: »für uns«. Denn das konservative Urgefühl ist Maß und Mitte, also Maß und Mitte der Welt zu sein.

    Au weia, da bin ich von Sascha Lobo mehr Qualität gewohnt. Die Konservativen haben durchaus den Anspruch, die „Mitte der Welt“ zu verkörpern, aber die Progressiven haben den Anspruch, im MittelPUNKT der Welt stehen zu müssen.

    Konservative sind erst mal leistungsunabhängig mit sich zufrieden.

    Ja, durchaus; kann man mit gleichem Fug und Recht behaupten, das Linke nie mit sich, und dem, was sie erreicht haben, zufrieden sind? Ich stelle immer wieder fest, dass man Konservative vielleicht ein bisschen schubsen muss, bis sie sich bewegen. Aber der progressive Weg, jede auch noch so kleine Bewegung als Fortschritt zu begreifen, ohne wirklich zu hinterfragen, ob jede Veränderung sinnvoll ist.

    Mir geht es um den Lerneffekt, dass wir auf die nächste Pandemie (und es wird eine nächste geben) besser vorbereitet sind.

    In Sachen Optimismus bist Du mir meilenweit voraus.

    Ich möchte aber ergänzen, dass die Existenz von Konservativen immer ein nützliches Korrektiv ist, um progressive Übertreibungen einzuhegen.

    Schau an, hier trifft man sich also wieder :-). Das Gleiche denke ich auch.

    • Stefan Sasse 20. März 2021, 14:50

      Richtig, deswegen sage ich ja immer, dass wir beides brauchen, und dass es ein gewisses Gleichgewicht braucht. Wenn die Progressiven Überhand haben, geht manches zu schnell, zu undurchdacht, zu extrem; umgekehrt kriegen wir Stasis oder gar Reaktion.

      Ich versuche stets, optimistisch zu bleiben. Meine pessimistische Phase hatte ich in meinen Zwanzigern. Siehe Blogarchiv 😛

  • CitizenK 21. März 2021, 15:27

    „klare Wahlergebnisse mittels Mehrheitswahlrechts“

    Das steht so in den Lehrbüchern, stimmt aber nicht. GB zeigt: Knappe Mehrheiten und Koalitionen sind auch dort möglich.

    Und es führt zu fragwürdigen Ergebnissen: Die Liberal Democrats wurden vom angesehenen Koalitionspartner zur bedeutungslosen Minderheit im Parlament (12 statt 57 Sitze, jetzt nur noch 11). Trotz großer regionaler Erfolge und bei der Europawahl spielen sie jetzt keine Rolle mehr in der britischen Politik. Die fähige und energische Jo Swinson ist weg vom Fenster, weil sie ihren Wahlkreis verlor. Mit einem anderen Wahlrecht hätte es sehr wahrscheinlich ein zweites Referendum gegeben – und keinen Brexit.

    • Stefan Pietsch 21. März 2021, 15:56

      Knappe Ergebnisse sind sehr erschwert. Das zeigen die historischen Beispiele.

      Ich kann nicht viel damit anfangen, wenn jemand sagt, er möchte keinen Tod sterben – wohlwissend, dass jeder einen Tod sterben muss. Manche suchen es sich aus und manche lassen es über sich ergehen.

      • CitizenK 21. März 2021, 19:46

        Dass liberale Parteien wie die LibDems oder die FDP dann kaum oder gar nicht im Parlament sind, nehmen Sie in Kauf?

        • Stefan Pietsch 21. März 2021, 21:43

          So funktioniert das Mehrheitswahlrecht nicht.

          Unter den Bedingungen des Mehrheitswahlrechts tun sich die Interessengruppen in verschiedenen Parteien zusammen und müssen dann schwierige Koalitionsverhandlungen führen, um zu Mehrheiten und damit zur Durchsetzung ihrer Interessen zu gelangen. Dabei zeigt sich, dass mit der Anzahl der Parteien Regierungsbündnisse instabiler werden und zur Kaschierung der Konflikte öffentliche Mittel intensiver einsetzen. Das erhöht das Risiko von Verschwendung.

          Im Mehrheitswahlrecht funktioniert die Koalitionsbildung bevor es zu Wahlen kommt. Eben weil die Interessengruppen ohne Zusammenschlüsse schon von Beginn an marginalisiert würden, stehen sie unter dem Druck, sich frühzeitig zu einigen.

          Das ist eben für den Wähler einfacher zu entscheiden, denn durch seine Entscheidung kann er eine eindeutige Mehrheit schaffen. Bei der Bundestagswahl ist das anders. Wer die Grünen wählt, kann eine eher konservativ geneigte oder eine sehr sozialistisch angehauchte Regierung bekommen. Dies hängt davon ab, wie sich die Parteien einigen, der Wähler selbst hat darauf keinen Einfluss mehr.

          • Stefan Sasse 22. März 2021, 08:32

            Mehrheitswahlrecht und Verhältniswahlrecht haben beide ihre Vor- und Nachteile. Ich halte das deutsche System mit seinem Mix für einen ganz gut gelungenen Kompromiss.

            • Stefan Pietsch 22. März 2021, 09:39

              Aber das glaubst Du doch selbst nicht. In den Debatten über die direkte Wahl versus Listenwahl vertrittst Du immer die Position, dass beides praktisch identisch wäre. Dann sind aber Direktkandidaten in Deutschland nicht mit direkt gewählten Abgeordneten und Senatoren in den USA, Großbritannien und Australien vergleichbar.

              Wir reden nach Deiner Einschätzung nicht von einem Mischsystem, sondern einem reinen Verhältniswahlrecht, in dem die Komponente der Direktwahl zum Aufblähen des Parlamentszirkus genutzt wird. Elemente des Mehrheitswahlrechts sind nicht erkennbar.

              • CitizenK 22. März 2021, 09:47

                „die Komponente der Direktwahl“…
                hat in unserem „personalisierten Verhältniswahlrecht“ in der Tat nicht das Gewicht, das ihr zukommt. Das liegt aber auch an den Bürgern selbst. Ich jedenfalls habe mich mehrfach an „meinen“ Wahlkreis-MdB gewendet, egal von welcher Partei.

              • Stefan Sasse 22. März 2021, 14:02

                Ich weiß nicht, wie du auf diese Ideen kommst.

            • CitizenK 22. März 2021, 09:40

              Sehe ich auch so. Allerdings werden die direkt gewählten MdBs als Vertreter ihres Wahlkreises in der Öffentlichkeit nicht genug wahrgenommen. Dieses Element sollte man stärken. Bei der Brexit-Debatte in GB hat mich sehr beeindruckt, wie sehr sich die MPs ihren „constituents“ verpflichtet fühlen.

              • Stefan Sasse 22. März 2021, 14:04

                Ja, das ist in Deutschland eher ein Ausnahmefall. Ich würde aber davor warnen, die Situation in UK und USA zu sehr zu generalisieren. Klar gibt es auch da Abgeordnete, die vor allem für und ihm Wahlkreis bekannt sind, aber es gibt auch diverse Leute, die einzig und alleine wegen ihrer Parteizugehörigkeit im Kongress sitzen.

                • Stefan Pietsch 22. März 2021, 16:55

                  Gerade aktuell siehst Du wieder, dass amerikanische Senatoren freier sind als deutsche Abgeordnete. Die Bestätigungen der Minister der Biden-Administration läuft mit wohlwollender Unterstützung einiger Republikaner. Vor einigen Wochen stimmten rote Senatoren für die Amtsenthebung von Trump und es ist keineswegs sicher, dass Biden seinen 1,9 Billionen Dollar Stimulus problemlos durch beide Kammern bekommt, obwohl die Demokraten die Mehrheit haben. Ähnliches in Deutschland? Hier gilt: Mehrheit ist Mehrheit.

                  • Stefan Sasse 22. März 2021, 17:27

                    Schau mal auf Bundestage mit knapper Mehrheit, da kommt es auch auf jedeN AbgeordneteN an. Etwa 1969-1972. Wenn die Mehrheiten komfortabel sind, schwindet die Macht der einzelnen Abgeordneten. Dieseits wie jenseits des Atlantiks.

                    • Stefan Pietsch 22. März 2021, 19:41

                      Das ist keine Antwort auf meins. In den USA hast Du weit mehr Abweichungen als hier.

                    • Stefan Sasse 23. März 2021, 09:28

                      Ja, sicher. Ich möchte nur gegen das überzogene Narrativ gehen, in den USA oder UK seien die Abgeordneten quasi unabhängige Vertreter*innen ihres Wahlkreises; die Parteien haben auch dort erkleckliche Macht. Daon abgesehen: Abweichungen gibt es auch in Deutschland, die funktionieren nur nach anderen Systemen. Äpfel und Birnen.

                • CitizenK 22. März 2021, 16:59

                  Es gibt noch einen anderen Aspekt: Das Wahlkreis-System verleitet dazu, Aufträge (Rüstung!) und Jobs in die eigene Region zu ziehen. Meist nicht im Interesse der Gesamtheit. Beispiel selbst in unserem moderaten System: Bildungsministerin Karliczek und die Batteriefabrik.
                  https://www.muensterschezeitung.de/Lokales/Staedte/Muenster/4259168-Anja-Karliczek-Ministerin-raeumt-Fehler-im-Standortverfahren-fuer-Batteriefabrik-ein

  • CitizenK 22. März 2021, 17:03

    „Baerbock als Kanzlerin“

    Ist das nur eine Frage der persönlichen Autorität oder auch eine der Handlungsbereitschaft?
    Ich habe gelesen (nicht geprüft), das Kanzleramt hätte die Möglichkeit, die Aufsicht über die Gesundheitsämter an sich ziehen und deren Organisation auf die Höhe der Zeit bringen. Auf welcher gesetzlichen Grundlage?

    • Stefan Pietsch 22. März 2021, 17:25

      Ich bin müde, dass in diesem Land nichts mehr vorangeht. Im Rückblick war es ein schlimmes Versäumnis, dass Merkel 2017 nochmals amtierte und die FDP eine Regierungsbeteiligung wegwarf. Allerdings: Anscheinend müssen selbst Spitzen-Grüne an besagtem Sonntag auf das Merkel-Lager eingewirkt haben, man müsse den Liberalen schließlich auch etwas geben. Merkel gönnte der FDP nicht mal das Gelbe unter dem Nagel.

      Ich bezweifel, dass das Bundeskanzleramt die Kompetenz über die Gesundheitsämter an sich ziehen könnte. Es gibt allerdings das neue bundesweit zur Verfügung gestellte Programm SORMAS, das Rückverfolgungen im Fall von Corona erleichtern soll. Nur wird es lediglich von 90 der 400 Ämter in Deutschland genutzt.

      • CitizenK 23. März 2021, 10:47

        Ob das Infektionsschutzgesetz es hergäbe, die Ämter zur Nutzung von SORMAS zu verpflichten, weiß ich nicht. Dass es offenbar noch niemand geprüft hat, spricht für sich.

        Ich bin auch müde. Die politischen Akteure sind es auch. Das ist nicht gut.
        Wenn Merkel es war, die Jamaika verhindert hat: Warum? Was ist mit Brinkhaus? Warum ist er so giftig zu Lindner?

        • Stefan Pietsch 23. März 2021, 11:49

          Wohl eher. Schließlich wurde ELSTER auch für alle Finanzämter verpflichtend eingeführt.

          Es war Merkel. Daran kann man selbst als Außenstehender keinen Zweifel haben. An die Presse wurde am Sonntag Morgen des Scheiterns die gönnerhafte Aussage des Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder in Richtung FDP lanciert, für die Liberalen habe man auch noch etwas im Angebot – nachdem man den Grünen attraktive Zugeständnisse eingeräumt hatte. Volker Kauder war damals einer der engsten Vertrauten der Bundeskanzlerin. Die FDP hätte das stärkere Gewicht gegenüber den Grünen in die Bundesregierung eingebracht. Trotzdem wurden ausgerechnet sie nicht umworben.

          Ich kenne keine Stimme in der FDP, die sich wohlgeneigt zur Bundeskanzlerin äußert. Umgekehrt haben die Liberalen noch einige Anhänger bei der Union. Auch das spricht für das Narrativ.

          Brinkhaus ist Vorsitzender der Unionsbundestagsfraktion. Ich kann ihn politisch bis heute nicht einschätzen. Aber, was ist sein Job? Das Allerwichtigste für die Abgeordneten, deren Vormann Brinkhaus ist, ist nicht etwa die Sicherung der Regierungsmacht. Das Allerwichtigste ist die Sicherung der Mandate. Kann sein, dass beides Hand in Hand geht. Aber vor der Wahl, deutlich weniger Abgeordnete, dafür aber Kanzlerpartei, würde die Fraktion nicht zwingend die Regierung wählen. Sieht man in der SPD seit Jahren genauso.

          Mandatsverluste würden nach Lage der Dinge zugunsten von Grünen und FDP ausfallen. Angesichts der Struktur der konservativen Wählerschaft und der demoskopischen Erkenntnisse würde ich behaupten, dass das Potential der Grünen, Hönig aus dem Niedergang der CDU zu ziehen, sehr weit ausgereizt ist. Die Liberalen wären nach den meisten Mutmaßungen Hauptkonkurrent um die Abgeordnetenplätze.

          Die Grünen sind erster Ansprechpartner für eine Koalition mit der Union. Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass es für Schwarz-Grün reicht. Die FDP bliebe das, was sie heute ist, Gegenpol und Konkurrent um Wählerstimmen. Allerdings weiß man im Konrad-Adenauer-Haus, dass sie nur unter Bedingungen in der Regierung bleiben. Die Eine ist, dass die Grünen keine Alternative im linken Lager finden. Und: Jamaika ist nur Second-Best-Lösung.

          Es könnte eine Situation eintreten, in der die FDP Königsmacherin würde. Dies gälte insbesondere, wenn die Liberalen (zu Lasten der Union) mit 11-14 Prozent ausgestattet würden. Dann würde es nicht für Schwarz-Grün reichen, wohl aber zu einer Ampel.

          Es gibt gute Gründe für einen Fraktionsvorsitzenden der Union, derzeit die FDP scharf zu attackieren.

    • Stefan Sasse 22. März 2021, 17:27

      Gute Frage.

  • CitizenK 22. März 2021, 17:24

    @ Floor Acita

    Ich finde nicht, dass ich ausweiche. Allerdings verstehe ich die Frage auch nach mehrmaligem Lesen nicht. Es gibt keine „De-Facto“ Lex Mallorca. Es wird von allen „nicht unbedingt notwendigen“ Reisen (was immer das sein mag) abgeraten. Nicht nur nach Mallorca.

    Und meine Antwort ist doch eigentlich klar: Rückkehr nur mit Quarantäne mit Freitest-Möglichkeit. Wie die Briten das machen. Die Rettung der Tourismus-Industrie wo auch immer darf nicht zu Lasten unserer Bevölkerung gehen. Zumal sie auch nicht nachhaltig wäre.

    • Floor Acita 22. März 2021, 17:55

      OK, dann nochmal:
      1) Gibt/Gab es einen expliziten Beschluss „den Deutschen Urlaub auf Mallorca“ zu gestatten?
      2) Wer hat Ihrer Meinung nach, weshalb, welche Fehlentschridung getroffen, in genau welchem Fall?
      3) Was ist der Unterschied zwischen den Entscheidungen des RKI seit ca. 1 Jahr im Vergleich zu der Entscheidung vom 14. März, wenn ja, worin besteht die?
      4) Wieso haben wir JETZT die Diskussion?
      5) Gelten Ihre Vorschläge für Reisen ins Ausland, egal wohin, oder nur für Mallorca?
      6) In ersterem Fall, wieso habe ich diese Forderung vorhernoch nie gehört?
      7) Warum gilt der Vorschlag nicht für innerdeutsche Reisen / warum genau halten Sie Reisen ins Ausland und/oder nach Mallorca trotz Inzidenzwerten von ~10 unter Einhaltung aller Auflagen, der Voraussetzung eines negativen PCR Tests bei Anreise, weitreichenden Kontakt- / Ausgangsbeschränkungen, allgemeiner Maskenpflicht und Hygienekonzepten für gefährlicher / problematischer als der Aufenthalt am eigenen Wohnort, ohne Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht allenfalls Zeit-, Ort-, Situationsabhängig, Kontaktbeschränkungen allenfalls en par und allein „Lebensmittelpunkts-bedingt“ mehr / höherer Gesamtzahl an Kontakten bei momentanen Inzidenzen von 100-200 Tendenz steigend
      8) Was genau haben die (zuletzt) von der Liste der Risikogebiete gestrichenen Gebiete i.E. eigentlich falsch gemacht? Wodurch verdienen Sie Ihrer Meinung nach die Ächtung als potentieller Infektionsherd, wodurch haben sie diese Einstufung / diesen Verdacht „verdient“..?
      9) Und ist 8) unabhängig oder in Abhängigkeit davon zu beurteilen ob es sich um Mallorca handelt oder nicht, die Streichung vor, zur gleichen Zeit oder nach derjenigen Mallorcas erfolgte?
      10) Komplett Inzidenz-unabhängig, geht die tatsächliche, empirisch messbare Gefahr von einem Gebiet >35, <25, ja gar <10 genauso aus und ist die Gefahr abhängig von Kontinent, Land/Staat oder Region, gibt es Unterschiede zwischen bspw Polen, Rumänien, Spanien, Griechenland oder Albanien?

      • CitizenK 22. März 2021, 23:19

        1) Nein. Aber aber auch kein Verbot. Es wird nur abgeraten.
        2) Die Regierung: Rückkehrer ohne Test/Qurantäne.
        3) ? Warum ist das von Bedeutung?
        4) Weil das Angebot JETZT kommt von TUI u. a.
        5) Egal wohin
        6) Von mir, in diesem Blog, wiederholt. Aus den gleichen Gründen wie jetzt.
        7) Ist doch der Fall. Beherbergungsverbot. Auch deutsche Hoteliers und Restaurantbetreiber haben viel Geld investiert in Lüftungsanlagen und Hygienekonzepte und dürfen trotzdem nicht öffnen. Die Leute durften nicht mal in ihre eigenen Ferienhäuser. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Touristen sich oft nicht an Auflagen halten. In Hotels/Ferienanlagen entstehen dann schnell Cluster.
        8) Nichts.
        9) Nein
        10) Nein

        Ich sehe keine spezifische Benachteiligung oder gar „Ächtung“ von Spanien. Wenn sichergestellt wäre, dass von den Reisen keine weitere Gefahr für das Risikogebiet „Deutschland“ ausginge – gute Reise. Das aber ist aufgrund der Erfahrungen sehr zu bezweifeln.

        • Floor Acita 23. März 2021, 00:34

          6) Dann muss ich mich dahingehend entschuldigen, dass ich es wohl überlesen hatte. Ich persönlich hatte noch nie / zu keinem Zeitpunkt vor dem 12. März von der Forderung nach Test- / Quarantänepflicht für Rückkehrer aus nicht-Risikogebieten gehört.
          3) Weil es offensichtlich der Auftakt einer medial geführten Debatte/Kampagne war.
          1) / 2) Die Bundesregierung hat (letztes Jahr) Regeln für Einreisen aus Risikogebieten beschlossen und diese Anfang des Jahres um die Kategorien „Hochinzidenzgebiet“ und „Virusvariantengebiet“ erweitert und verschärfte Regeln für diese sowohl beschlossen / selbst umgesetzt als auch in Musterverordnungen gegossen, die dann von den Bundesländern umgesetzt wurden. Darüber eine Art Negativ-Beschluss abzuleiten, halte ich schon für sehr fraglich, und dann hätten wir die Debatte wie gesagt im August, November, Januar oder zu einem beliebigen Punkt haben müssen an dem Risikogebiete (vom RKI, nicht der Bundesregierung) von der Liste genommen wurden.
          7) Dazu gibt es keinerlei Zusammenhang. Die Bundesregierung legt keine Regeln dafür fest wann, wo im Ausland Hotels aufmachen dürfen / Beherbergungsverbote bestehen. Konkret haben die allermeisten Hotels in (zumindest) Spanien ebenfalls für Touristen geschlossen gehabt als die Inidenzen ähnlich hoch oder höher lagen als bei uns, sie machen jetzt auf, da diese sehr niedrig sind. Wenn wir das auch schaffen, können wir auch das Beherbergungsverbot wieder in Frage stellen. Aber weder wird mir verboten Bundeslandsgrenzen zu überschreiten, noch muss ich für/nach Aufenthalt in einem innerdeutschen Risiko-/Hochinzidenzgebiet einen Test machen oder mich in Quarantäne begeben, ERST RECHT NICHT für den Aufenthalt im nicht-Risikogebiet…

          Der gesamte Verlauf des Gipfels / Positionen und Auftreten der Ministerpräsidenten „im Norden“, als auch Merz statement nähren / bestärken mich in der Annahme, dass nach dem 12. resp. 14. März eine Medienkampagne losgetreten wurde, gerade von Vertretern der „mehr Öffnung wagen Fraktion“, nicht der Verfechter weiterer Verschärfungen, ja explizit die Machtfrage suchend / anti-Merkel um das Narrativ „warum ist Mallorca möglich“ als Kontrast zu innerdeutschen Auflagen zu verankern – was wohl mehr mit Wahlkampf bzw damit zu tun hat den nach-Merkel-Ära Kampf ums Machtvakuum einzuläuten als einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Auslandsreisen…

          „Alles entzündete sich an dem Streit um den kontaktarmen Urlaub im Land, in Ferienwohnungen oder Wohnmobilen und Wohnwagen auf Campingplätzen nur für Bürger des jeweiligen Bundeslandes.“

          „Nachdem von Seiten der Bundesregierung zunächst lange rechtlich ausgeführt wurde, warum wegen der niedrigen Inzidenzen nicht einfach so die Rückreiseregeln für Mallorca-Urlauber mit Testpflicht und Quarantäne verschärft werden könnten und die Airlines nun zumindest für Tests der Rückreisenden am Flughafen in Mallorca sorgen sollen, pochten die drei Nord-Länder auf eine Protokollnotiz, in der sie ihren Sonderweg festhalten wollten.“ [also in Bezug auf „Reisen im eigenen Bundesland“, völlig unabhängig irgendeiner „Mallorca Frage“]

          „Und wäre dieser Streit nicht schon genug, meldete sich spätabends auch noch Friedrich Merz aus dem Sauerland zu Wort, der sich dort um die Kandidatur für ein Bundestagsmandat bewirbt. Er forderte vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-Chef Armin Laschet, auf den „Urlaubs-Kurs“ einzuschwenken – und sich gegen Merkel zu stellen.

          Merz pocht darauf, nicht nur Urlaub in der Ferienwohnung oder auf dem Campingplatz zuzulassen, sondern mehr: „Die Hotels und Gaststätten in den Ferienregionen des Sauerlandes verfügen über ausgearbeitete Hygienekonzepte, die sofort umgesetzt werden können. Wenn Ferienreisen nach Mallorca wieder möglich sind [sic!], dann muss [sequitor?] Familienurlaub im Sauerland auch möglich sein.““

          https://www.tagesspiegel.de/politik/heftiger-streit-um-campingplatz-urlaub-corona-gipfel-auf-der-kippe-videoschalte-seit-ueber-fuenf-stunden-unterbrochen/27025820.html

          • CitizenK 23. März 2021, 10:42

            Zeigt die Konzeptionslosigkeit der Corona-Politik. Ein Trauerspiel, in dem auch der Mallorca-Urlaub instrumentalisiert wird. Ich muss da meine Position überdenken.

            • Floor Acita 23. März 2021, 12:52

              Danke! Das danze Ausmass der Katastrophe ist mir auch erst in der Nacht klar geworden. Dieser gesamte Gipfel, sein Verlauf, seine Konfrontationen sind m.E. nicht vom Wahljahr / dem Ende der Ära Merkel zu trennen. Und er ist (deswegen) ein Armutszeugnis, wie seine Ergebnisse und die Medien- Berichterstattung.

              Stefan hatte ja Anfang des Jahres scon über sanfte, harte, mega und giga lockdowns gesprochen. Aber ein „Wellenbrecher(tm)“ an dem ALLES (ausser am Karsamstag … Karfreitag, Ostersonntag und -montag sind ja eh Feiertage) geschlossen ist, man 5 Personen treffen darf (genau wie an Weihnachten) und unabhängig der 5 Tage sogar Aussengastronomie und sogar unterbestimmten Voraussetzungen Sport im Inneren wieder gestattet ist, ach ja, allgemeine Ausgangssperren sind natürlich auch tabu ist nochmal eine neue politische, im Sinne von politics, Dimension…

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