Quo vadis, Bundeswehr?


Die Bundeswehr ist ein zuverlässiger Garant für Negativ-Schlagzeilen. Nicht flugfähige Helikopter, Panzer ohne Ersatzteile, Gewehre, deren Läufe sich bei Gebrauch erhitzen und verbiegen. Abermillionen in Beraterverträge versenkt, jahrzehntelange Verzögerungen bei neuen Beschaffungen, nicht genug Heizungen für die Camps in Afghanistan. Rechtsextreme Tendenzen, Personalmangel. Und so weiter und so fort. Kein Wunder, dass der Posten des Verteidigungsministeriums als Schleudersitz gilt, der noch das Grab für viele Politikkarrieren war. In den letzten vier Jahren kam noch Donald Trump hinzu, der beständig die Einhaltung der 2%-Vorgabe der NATO einforderte und Deutschland mangelhafte Verteidigungsausgaben vorwarf.

Dabei wäre es nicht so, dass Deutschland wenig Geld für die Armee ausgibt. Im europäischen Vergleich ist es gegenüber vielen anderen NATO-Staaten sogar vorne mit dabei; zudem hat sich die Bundesregierung bereits gegenüber der Obama-Regierung zu einer Steigerung der Ausgaben und der Einhaltung des 2%-Ziels verpflichtet (wenngleich die aktuelle Zielmarke, es in den 2030er Jahren erreichen zu wollen, an die Ernsthaftigkeit der Klimaschutzpolitik gemahnt). Was passiert denn mit der ganzen Kohle? In dem Artikel „The German Military: Why So Little Bang, For So Much Buck?“ stellt Michael Trinkwalder genau diese Frage:

Internationally, coverage of this issue has mostly focused on Germany’s continued failure to reach the NATO military spending target of two per cent (as measured against the country’s GDP) – and the severe strain this has put on the German-American relationship. However, with the help of COVID-19, Germany’s 2020 defense budget of about €50.4 billion ($55,43 billion) is set to rise to 1.58 percent of its GDP. Even back in 2019 at just 1.36 percent of its GDP, Germany’s military budget exceeded that of every single member of NATO except the United Kingdom and the United States. Yet, for instance, France maintains a larger military, with thousands of troops deployed abroad, a nuclear strike force, etc. – with a defence budget that was €3 billion ($3.5 billion) lower than the German one. So, why does the German military get so little value for its money? Accordingly, the German military does not just have a funding problem, it has an efficiency problem, with defense reforms and their lack of political direction often being the source rather than the remedy of the Bundeswehr’s problems. Since virtually all of these reforms were aimed at saving cost, with little thought being directed towards the retention of conventional warfighting capabilities. Thus, after reunification, military functions were privatised, conscription was suspended and the Bundeswehr was gradually reduced to its current strength of fewer than 185,000 soldiers.  The German military went from being solely focused on territorial and alliance defence towards an almost exclusive focus on out-of-area missions in Afghanistan, Mali, Iraq, or Syria. Arguably, it was only the annexation of Crimea and Russia’s increasingly belligerent behavior that prevented further cuts. Additionally, the post of the Minister of Defense is infamous for being a graveyard for promising political careers. Indeed, in the last two decades, only a single defense minister has managed to spend more than a single term on the aptly named ‘ejection seat.’ Therefore, those opposed to change could simply wait-out any serious reform attempt. (Michael Trinkwalder, Strifeblog)

Die Bundeswehr ist eine auf nicht sonderlich schmeichelhafte Art faszinierende Institution. Wie im Artikel korrekt aufgelistet wird, gibt Deutschland enorme Summen für seine Armee aus – eine Armee, die Negativschlagzeilen am laufenden Band generiert, gegen die die „bedingte Abwehrbereitschaft“ von Fallex-63 als traumhafte Utopie erscheint. Was ist da los? Die im Artikel angesprochene Bürokratie ist sicherlich ein Problem.

Ein weiteres Problemfeld scheint die Beschaffung zu sein. Die Projekte der Bundeswehr gehen ständig auf absurde Weise über Budget und funktionieren oft nicht (man denke an die neuen, milliardenteuere Schiffe, die schon im Hafen Schlagseite haben). Ein Faktor dabei ist die Neigung der Bundeswehr zu „Goldrandlösungen“, wo mit immer neuen Spezifikationen während des Entwicklungsprozesses die Kosten hochgetrieben werden und die Fehleranfälligkeit massiv erhöht wird. Wenigstens hier haben von der Leyen und Krampp-Karrenbauer ja eine leichte Trendwende einleiten können.

Ein weiteres Problem ist die Neigung, die Beschaffungspolitik als Standortpolitik zu nutzen. Es gibt nicht nur keinerlei nennenswerte Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern, was die Kompatibilität der Systeme innerhalb der NATO massiv erschwert und mögliche Synergieeffekte verhindert, sondern es wird auch noch vorrangig geschaut, dass die jeweilige Produktion Arbeitsplätze in Deutschland sichert. Das kann man natürlich machen, aber wenn die Politik jede Beschaffung als „von nationaler Bedeutung“ markiert und damit die EU-Verträge unterläuft, die eigentlich eine europaweite (und damit Konkurrenzdruck unterworfene) Beschaffung vorsehen, braucht man sich über das Ergebnis nicht zu wundern. Es ist ja nicht so, als ob Deutschland zwei Werften hätte, die miteinander um Fregatten konkurrieren würden. Wer Schiffe aus deutscher Produktion kaufen will, muss nehmen, was angeboten wird – mit allen Preisaufschlägen, die da dran hängen.

Wenig hilfreich war natürlich auch, dass innerhalb drei Jahrzehnten die Grundausrichtung der Bundeswehr praktisch dreimal vollständig geändert wurde. Von einer Armee, deren Grundfunktion einmal die Bündnisverteidigung innerhalb einer integrierten, US-geführten konventionellen Landesverteidigungsarmee war, wurde die Truppe völlig kaputt gespart – eine Politik, die im überparteilichen Konsens der 1990er Jahre unter „Friedensdividende“ verbucht war und zu einer Reduktion des Personals von über 60% und einer de facto Einstellung der Investitionen führte, so dass in manchen Bereichen seit 30 Jahren nur noch die Substanz genutzt wird – wenig überraschend, dass heute kaum mehr Panzer einsatzfähig sind.

Im Zuge des „War on Terror“ wurde die entkernte Bundeswehr dann in einem zweiten Schritt zu einer modernen Interventionsarmee umgebaut, eine Entwicklung, die ihren Höhepunkt in der folgerichtigen Abschaffung der Wehrpflicht unter Verteidigungsminister Guttenberg fand. Sonderlich konsistent waren die Maßnahmen aber nie; der Rumpf der alten, entkernten Verteidigungsarmee wurde schon alleine deswegen mitgeschleppt, damit nicht Kasernen aus irgendwelchen wichtigen Wahlkreisen geschlossen werden mussten.

Diese Entwicklung wurde mit der russischen Aggression auf der Krim aber ohnehin hinfällig, als plötzlich allen Beteiligten klar wurde, dass Landes- und Bündnisverteidigung vielleicht doch nicht ganz so sehr der Vergangenheit angehörten, wie man sich das gewünscht hatte. Seither wird fieberhaft daran gearbeitet, die Bundeswehr soweit auf Vordermann zu bringen, dass wenigstens eine Brigade permanent einsatzbereit ist – ein Ziel, das so lächerlich niedrig hängt, dass man sich schämt es aufzuschreiben und das bis heute nicht erreicht ist.

Es ist wenig überraschend, dass diese riesigen, grundlegenden Strategiewechsel jeweils einen ebenso riesigen Haufen Ballast hinterließen. Die Abwicklung gestaltet sich, unter anderem dank der von Trinkwalder angesprochenen Bürokratie, aber auch wegen der politischen Bedeutung der Bundeswehr als standortpolitischer Zuckerle-Generator schwierig. Besserung ist da nur sehr langfristig in Sicht, durch das methodische Bohren sehr, sehr harter und mindestens ebenso dicker Bretter. Von allem was man hört, hat Annegret Krampp-Karrenbauer da einen überraschend guten Job gemacht. Sehr schade, dass sie nun ein Opfer des Thüringer Debakels geworden ist. Aber vielleicht hat die Bundeswehr ja zweimal in Folge Glück. Zu wünschen wäre es ihr.

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  • GerdHeiner 15. Februar 2021, 09:40

    „zufälliger“ oder zuverlässiger?

  • Juri Nello 15. Februar 2021, 11:24

    Nach der Wende hat man es verpasst, die BW wegen Zielerreichung abzuschaffen. Jetzt muss man sich halt mit einer Berufsarmee herumärgern, die in allen Ländern der Welt rumballert und die Reste der Franzosen und Amerikaner einsammeln muss. Einem Beruf muss ja schließlich auch nachgegangen werden.
    Wenig erstaunlich daher, dass ausgerechnet die Ösis sich mit ihrer Wehrpflichtarmee da ganz gut heraushalten können.
    Warten wir also gespannt ab, wann die BW mit ihrer neugeschaffenen Ostfront den Iwan zusammen mit den Kiewer Glatzen so weit reizt (https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sowi/professuren/jakobeit/forschung/akuf/laufende-kriege.html), bis Deutschland endgültig auf den Müllhaufen der Geschichte fliegt.

    • Stefan Sasse 15. Februar 2021, 13:50

      Quatsch. Dass diese Auflösung wegen Zielerreichung eine Schimäre ist, zeigen die aktuellen Geschehnisse ja gut genug.

      Und Österreich ist ein Trittbrettfahrer.

  • Stefan Pietsch 15. Februar 2021, 11:46

    Eine ganz passende Zusammenfassung, nur dass Du nicht unterscheidest zwischen jenen Punkten, die sich in allen führenden Militärstaaten ähneln und solchen, die eine deutsche Besonderheit ausmachen. Die Fokussierung auf Standortförderung zählt unzweifelhaft in die erste Kategorie. Dieses jedoch in die zweite:

    Accordingly, the German military does not just have a funding problem, it has an efficiency problem, with defense reforms and their lack of political direction often being the source rather than the remedy of the Bundeswehr’s problems.

    Es liegt in der Grundkonzeption des deutschen Staates, alles sein zu wollen und damit nichts richtig zu beherrschen. Was wir auf anderen Politikfeldern beobachten können, trifft sich auch hier. Eine völlige Indifferenziertheit, was staatliche Aufgaben sind und was eben nicht. Dieses Land scheut sich, notwendige Debatten offen zu führen – und, mehr noch, zu entscheiden. Der Weg zur Interventionsarmee war lange vorgezeichnet. Und dennoch scheute die Politik die wichtigen Schritte. Dass Kriege nicht mehr mit schweren Panzerbrigaden geführt werden, das haben selbst rückständige Länder wie Syrien verstanden. Wie man militärische Aufgaben effizent erfüllt, das zeigen die Israelis. Nicht umsonst sind die Staaten, die eine militärische Organisationsstärke vorzuweisen haben, auch bei der planmäßigen Durchführung nationalweiter Impfkampagnen vorne dabei.

    Wer nicht entscheidet, über den wird entschieden. Und das ist den Deutschen noch meist recht gewesen.

    • Stefan Sasse 15. Februar 2021, 13:52

      Diese Fokussierung auf Standortförderung haben wir mit den Militärs mindestens der anderen EU-Staaten und der USA gemein; beim Rest kenne ich mich nicht gut genug aus. Das ist nichts spezifisch Deutsches.

      Stimme ansonsten zu.

      • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:55

        @ Stefan Sasse 15. Februar 2021, 13:52

        Das ist nichts spezifisch Deutsches.

        Spezifisch Deutsch ist, dass man beispielsweise das bestellt, was man braucht, und nicht, was man brauchen wird. Das meiste Militätgeraffel ist handgewalzt und mundgeblasen; Ersatzteile gibt es nicht im Baumarkt.

        Wenn ich nun einen Panzer, einen Hubschrauber oder ein U-Boot bestelle, aber nicht die zum Betrieb bzw.fürdie Wartung erforderlichen Ersatzteile, muss ich eben warten, bis der Rüstungshersteller wieder Zeit hat. Und dann muss der für Teile, die schon mal vom Band liefen, das Band wieder einrichten,was viel teurer ist als gleich mitbestellen, und auch schon mal einpaar Jahre dauern kann (da nicht benutztes Material weiter verrottet und man dann neue Ersatzteile braucht für Standschäden etc).

        Ist vielleicht von der Politik nicht da angestrebte Ziel, aber eine Entwicklung, die man sehenden Auges in Kauf nahm und seitdem nicht mehr geändert hat.

        • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:13

          Ja, das ist ein guter Punkt. Da regiert halt auch die schwarze Null mit rein und die spezifischen Politiken der Beschaffung.

          • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 11:24

            @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:13

            Ja, das ist ein guter Punkt. Da regiert halt auch die schwarze Null mit rein und die spezifischen Politiken der Beschaffung.

            Hat nichts mit schwarzer Null zu tun. Es gibt genug Geld, es wird nur überall verschwendet.

            • Stefan Sasse 18. Februar 2021, 11:35

              Hätten sie es mal bei der Impfstoffbeschaffung rausgeblasen! Ich hab die Zahlen im Beitrag ja genannt.

    • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:44

      @ Stefan P:

      Auf den Punkt gebracht!

  • Pirat 15. Februar 2021, 13:02

    Schöner Überblick. Ein Grund für den desolaten Zustand der Bundeswehr fehlt mir aber: Der mangelnde gesellschaftliche Rückhalt. In der breiten deutschen Öffentlichkeit gibt es praktisch keine ernstgemeinte Wertschätzung für die Bundeswehr. Ihre Aufgaben bleiben in der Gesellschaft grundsätzlich unverstanden und eben diese Gesellschaft blickt auf die Bundeswehr herab – und zwar nicht erst aufgrund jüngerer Skandale (die haben nur die Meinung schlicht bestätigt), sondern aufgrund einer inzwischen fundamentalen Ablehnung alles militärischen, dem per se finsteres unterstellt wird. Wenn bei einer Umfrage die Forderung nach einer Abschaffung der Bundeswehr spontan eine Mehrheit erreichen würde, es würde mich nicht wundern. So wichtig und richtig es war, der hiesigen Bevölkerung nach 1945 eine zu große Begeisterung für Militarismus auszutreiben, so sehr ist das in weiten Teilen ins andere Extrem umgeschlagen. Dadurch sieht sich die Politik im Grunde genommen auch nicht mehr berufen, sich ernsthaft und sinnvoll mit dem Militär auseinanderzusetzen geschweige denn den Sinn des Erhalts der Bundeswehr und ähnliches verständlich zu kommunizieren. Vielleicht hat man ihn selber nie begriffen. Ein gestörtes Verhältnis aufgrund Unverständnis dazu, was ein Militäreinsatz bedeutet etc. rundet das Bild ab. So steht die Bundeswehr isoliert da in der Bundesrepublik, ohne Respekt oder Wertschätzung. Das macht sich in Führung, Finanzierung, Ausstattung ebenso bemerkbar wie in der öffentlichen Rezeption und wird von Soldaten und Offizieren sicherlich aufmerksam registriert. Ein Teil der rechtsextremen Umtriebe ist sicherlich auf die Aversion politisch eher linksorientierter Menschen, sich freiwillig zur Bundeswehr zu melden, zurückzuführen, weil dadurch insgesamt politisch eher rechtsorientierte Personen dominanter im Militär werden, aber ein Teil ist sicherlich auch eine Reaktion auf die stiefmütterliche Behandlung seitens der Gesellschaft. Diese Problematik wird bis heute nicht ernst genommen. Jüngstes Beispiel: Die Ablehnung von Kampfdrohnen seitens der SPD.

    • Stefan Sasse 15. Februar 2021, 13:54

      Sehr gute Ergänzungen, vielen Dank. Das habe ich völlig vergessen.

    • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:29

      @ Pirat 15. Februar 2021, 13:02

      Dadurch sieht sich die Politik im Grunde genommen auch nicht mehr berufen, sich ernsthaft und sinnvoll mit dem Militär auseinanderzusetzen geschweige denn den Sinn des Erhalts der Bundeswehr und ähnliches verständlich zu kommunizieren. Vielleicht hat man ihn selber nie begriffen. Ein gestörtes Verhältnis aufgrund Unverständnis dazu, was ein Militäreinsatz bedeutet etc. rundet das Bild ab.

      Vollkommen richtig. Die Bundeswehr wird von der Politik in weiten Bereichen darüber definiert, was sie nicht sein soll, und ist ansonsten ein Spielplatz für gesellschaftliche Experimente.

      Wir hatten früher Wehrexperten, auch in der Politik, die weltweit vernetzt waren und wussten, wovon sie reden. Heutzutage haben wir eine Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Parteichefin der CDU nicht bestehen konnte und einen Versorgungsposten suchte. Ich habe zumindest vorher nie gehört, dass sie etwas mit Militär, Wehr- oder Außenpolitik am Hut hatte; wie sollen sie die Soldaten ernst nehmen?

      Dass man den Job allerdings auch deutlich schlechter machen kann als sie, hat ihre Vorgängeriun bewiesen. Ursula von der Leyen leitete zuvor das Familien- und das Arbeits- und Sozialministerium und wollte sich beim Militär für höhere Weihen profilieren (hat ja nun auch ohne Profilierung geklappt, das mit den höheren Weihen). Ihre „große“ Leistung als Verteidigungsministerin war die Einführung von Umstandsuniformen für schwangere Soldatinnen und die Einrichtung von Kitas. Ich habe nichts gegen beides einzuwenden; wenn das etwas despektierlich klingt, dann deshalb, weil das im Großen und Ganzen die einzigen positiven Duftmarken waren, die sie in sechs Jahren setzte.

      Ansonsten hat sie jedem, der Ihr nicht den Hintern küste, einen reingelatzt, hat hohe Beamte und Militärs immer wieder vor den Kopf gestoßen, hat Beratern die Führung der Beamten überlassen, die gesamte Bundeswehr unter Nazi-Generalverdacht gestellt, und immer wieder jedem gezeigt, dass sie karrieretechnisch eigentlich woanders hinwill – sehr motivierend.

      Als Trump 2016 als kommender Präsident feststand, konnte ich mich mit ihrem „politischen“ Staatssekretär Ralph Brauksiepe unterhalten (der hatte von der Leyen auch schon zu ihrer Zeit als Arbeitsminsterin begleitet). Auf meine Frage, wie man angesichts der bislang unerfüllten Zusagen an Obama und angesichts der Forderungen Trumps auf die erforderliche Truppenstärke kommen wolle,meinte er, dass das nicht das Problem sei. Das eigentliche Problem sei zu verhindern, dass noch mehr Soldaten von der Fahne gingen als jetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, wolle man die, die gehen wollen, fragen, ob sie nicht noch bleiben möchten. Darüber hinaus wolle man Gemeinschaftsduschen abschaffen und in jede Soldatenstube eine Nasszelle einbauen. Nasszellen – winterfeste Kleidung für die Soldaten in Afghanistan, leichte schusssichere Westen, sichere und funktionsfähige Ausrüstung etc. waren dagegen nicht so sein Ding.

      Auch von der Leyens Vorgänger Thomas de Maizière war überfordert. Aber er wurde nicht Verteidigungsminister, um sich auf dem Rücken anderer zu profilieren, sondern er ließ sich als treuer Parteisoldat dahin schicken, wo gerade jemand gebraucht wurde, nachdem „Dr.“ Karl Theodor zu Guttenberg nach einem kommunikativen Desaster ohnegleichen gehen musste. Immerhin hatte der es geschafft, den Soldaten gegenüber so etwas wie Wertschätzung zu zeigen.

      Wenn das in dieser Qualität weitergeht, kann es nur einen nächsten Verteidigungsminister geben: Heiko Maas.

      • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:08

        Man schaudert. Die größte Fehlbesetzung im AA seit Langem.

        • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:06

          @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:08

          Man schaudert. Die größte Fehlbesetzung im AA seit Langem.

          Ja. Das sollte ihn doch hervorragend für den Job qualifizieren …
          Er würde in jedes Krisengebiet reisen, würde die Kämpfe durch ein moralisch motiviertes Statement, wer von den kriegsführenden Parteien im Recht sei, die Einstellung der Kampfhandlungen erwarten, und wenn die dann nicht auf ihn hören würden, den richtig harten Knüppel auspacken: der Drohung mit der Bundeswehr.

          Da kommt selbst der zweitbeste Kandidat nicht mit, der nur dann Chancen hat, wenn die SPD nicht wieder in die Regierung geht – Andreas Scheuer. Der hat sich trotz widrigster Umstände (in großem Stil nachgewiesenes Versagen im Amt) als ministrabel gezeigt (= er ist Untersuchungsausschuss-fest und kann nach Bedarf bzw. auf Knopfdruck erhebliche, zeitlich präzise begrenzte Erinnerungslücken produzieren).

          Mal sehen, wer’s wird …

          • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:01

            Scheuer ist noch schlimmer als Maas, aber sonst voll bei dir.

            • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 11:28

              Scheuer wird den Soldaten nicht das Gefühl vermitteln, dass sie nur eine Bande von rechtsextremen Spinnern sind, die eigentlich kein Mensch braucht (wo man doch alle Probleme der Welt mit Diplomatie lösen kann); Zapfenstreich mit Musik von „Feine Sahne Fischfilet“ etc..

              Ich denke, die aktuelle Besetzung schlägt beide um Längen.

  • Dimitri 15. Februar 2021, 17:47

    Diese Themen werden super vom hervorragenden monatlichen Podcast „Sicherheitshalber“ illustriert.
    https://sicherheitspod.de/

    • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:32

      @ Dimitri 15. Februar 2021, 17:47

      Diese Themen werden super vom hervorragenden monatlichen Podcast „Sicherheitshalber“ illustriert.
      https://sicherheitspod.de/

      Hallo Dimitri,

      großes Kino, vielen Dank!

      • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:09

        Der Podcast ist gigantisch gut, ich hör den seit Folge zwei regelmäßig!
        Btw, Erwin, du kennst meine Podcast-Übersicht? Ist im Balken rechts verlinkt.

  • cimourdain 15. Februar 2021, 20:35

    Auch wenn es dir nicht gefällt, die Bundeswehr folgt, wenn sie außerhalb des Territoriums eingesetzt wird, trotz aller spracchlicher Verteidigungs-Ummäntelung immer noch der inhärenten Logik des Militärischen. Damit hat sie mit den europäischen Kolonialtruppen vielleicht mehr gemein als du denkst – egal ob es sich um Einflußsicherung in Afrika, um ein ‚Great Game‘ in Zentralasien oder um Handelsposten in Fernost dreht. In letzter Konsequenz sollen die anderen Weltregionen unseren Vorstellungen anpassen und dazu dient die Drohkulisse der Militärpräsenz – oder auch deren Realisierung.

    Eine gute Leseempfehlung:
    Sönke Neitzel: „Deutsche Krieger“
    https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/deutsche-krieger-9783549076477.html

    • Kning4711 15. Februar 2021, 22:38

      Das ist in meinen Augen ein Teil des Problems. Im Inland verkauft man die Einsätze der Bundeswehr als eine Art Technisches Hilfswerk mit Waffen zur Selbstverteidigung. Verschämt werden dann Kampfeinsätze verschwiegen und führt dann auch dazu, dass Veteranen mit all Ihren Problemen nicht die gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen.
      Natürlich dienen die Einsätze nicht nur humanitären Zwecken sondern eben auch der Absicherung unserer Interessen. Unser Wohlstand hängt am freien Welthandel – anders als Kanonenboot-Diplomatie früherer Zeiten erzwingen deutsche Soldaten keine Zugänge zu Handelsplätzem, sondern sichern gemeinsam mit den Verbündeten internationale Handelsrouten.
      Ich finde Kramp Karenbauer geht die Aufgabe gut an und wünsche mir, dass das von Ihr und dem Generalinspekteur begonnene Reformwerk auch nach der Bundestagswahl gut fortgesetzt werden kann. Spannenderweise muss man ja die Union und die Grünen als die Parteien nennen, denen die Truppe noch was gilt. Die SPD verabschiedet sich auf diesem Feld in immer realitätsfernere Gedankenspiele. Die wehrpolitischen Experten in den eigenen Reihen wurden mehr oder weniger kaltgestellt.

      • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 07:59

        Ich würde deine These etwas modifizieren. Das Problem ist weniger, dass der THW-Mythos verbreitet wird. Das Problem ist, dass der Anfang der 2000er verbreitet wurde und seither nicht mehr herausgefordert wurde. Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium und Bundeswehr pushen schon längst andere Narrative; die wollen das THW-Narrativ ja selbst nicht! Aber wegen des öffentlichen Desinteresses bleiben die alten Klischees bestehen.

        • Kning4711 16. Februar 2021, 10:26

          Du hast recht, es gibt Versuche, aber die werden von breiteren Foren nicht aufgenommen. Insbesondere die Parteien haben hier in meinen Augen keinen ganzheitlichen kommunikativen Ansatz.

        • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:40

          @ Stefan Sasse 16. Februar 2021, 07:59

          Ich würde deine These etwas modifizieren. Das Problem ist weniger, dass der THW-Mythos verbreitet wird. Das Problem ist, dass der Anfang der 2000er verbreitet wurde und seither nicht mehr herausgefordert wurde.

          Jeder Politiker, den ich zu dem Thema ansprach, hat das noch irgendwie als Kärtchen gezogen.

          Es ist das übliche „Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass dabei“-Getue, dass die deutsche Politik seit so langer Zeit bestimmt.
          Und wenn Du hier wieder Gemaule über Merkel zu vernehmen meinst – genau so ist es gemeint.

          • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:09

            An der Stelle auch völlig berechtigt.
            Ich sag es noch mal: Ich bin kein Merkel-Fan. Man kann wahrlich genug an ihr kritisieren. Aber halt nicht ALLES und IMMER.

            • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:10

              @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:09

              Ich sag es noch mal: Ich bin kein Merkel-Fan.

              Ich sag es auch noch mal: Ich war einer, und habe sie mal gewählt.

              Man kann wahrlich genug an ihr kritisieren.

              Ja, dabei kann ein Tag ganz schön lang werden.

              Aber halt nicht ALLES und IMMER.

              Mache ich auch nicht. Ich kritisiere FAST ALLES und FAST IMMER. Und FAST IMMER mit Recht.

              • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:03

                😀 Sicher richtig. Dir mach ich da auch keinen Vorwurf wegen überzogener Kritik. Ich meine, ich begrüße genau drei Grunsatzentscheidungen Merkels in 16 Jahren, und ich bin sehr unbegeistert von ihrer jeweiligen Umsetzung.

                • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 11:29

                  🙂

                  Ich komme nur auf zwei

    • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 07:58

      Dass eine Armee der Logik des Militärischen folgt, ist jetzt keine große Überraschung. ^^
      Und ansonsten: ja, es geht unter anderem um Einflusssicherung. Aber in einem gewissen Rahmen ist das auch legitim. Oder bezweifelst du, dass Piratenabwehr oder die freie Durchfahrt durch die Straßen von Hormuz oder Taiwan grundsätzlich legitim sind?

      • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:42

        @ Stefan Sasse 16. Februar 2021, 07:58

        Und ansonsten: ja, es geht unter anderem um Einflusssicherung. Aber in einem gewissen Rahmen ist das auch legitim. Oder bezweifelst du, dass Piratenabwehr oder die freie Durchfahrt durch die Straßen von Hormuz oder Taiwan grundsätzlich legitim sind?

        Absolute Zustimmung. Die Bundeswehr ist ein Werkzeug, wie beispielsweise die Entwicklungshilfe. Wie man dieses Werkzeug einsetzt, entscheidet die Politik. Zu Recht.

    • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 22:34

      @ cimourdain 15. Februar 2021, 20:35

      Auch wenn es dir nicht gefällt, die Bundeswehr folgt, wenn sie außerhalb des Territoriums eingesetzt wird, trotz aller spracchlicher Verteidigungs-Ummäntelung immer noch der inhärenten Logik des Militärischen.

      Das ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, aber dieses Problem liegt nicht bei den Soldaten, sondern ausschließlich bei der schwachen Führung.

  • Ariane 16. Februar 2021, 08:40

    Danke für den Artikel. Ergänzen würde ich noch, dass es nicht nur bei der Beschaffung um Standortpolitik geht, sondern auch bei der Stationierung, das ist gerade in eher abgehängten Städten (norddeutsche Tiefebene^^) ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.

    Hier gebe ich Pietsch recht, das sind allgemein militärische Probleme, die jedes Land hat, oft auch in der Beschaffung. Auch die langen Entscheidungswege spielen da eine Rolle, weil die strategische Ausrichtung so unklar ist und man plötzlich nichts mit fertigen Bestellungen aus dem Kalten Krieg was anfangen kann.

    Ich glaube, das ist teils etwas deutschlandspezifischer, weil man nach Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung natürlich erheblich mehr umzubauen und zu integrieren hatte als andere Länder.

    Dazu kommt, dass wir durch unsere Geschichte ein enorm problematisches Verhältnis zur Bundeswehr haben, wie Pirat auch schon schrieb und dass sowohl vernünftige Diskussionen als auch finanzielle Großtaten und Umbauten verhindert und wir – ebenfalls durch unsere Geschichte – auch weniger Substanz haben, von der wir zehren können. Ich erinnere nur daran, dass Deutschland plötzlich voll in Kriegseinsätzen engagiert war, ohne dass man sich Gedanken über PTSB, Veteranen etc. gemacht hat.
    Oder dass AKK nach dem KSK-Debakel verkündete, künftig sollen alle eine persönliche, psychologische Betreuung bekommen, weil es das routinemäßig bisher überhaupt nicht gab!

    Ich hab schon das Gefühl, dass AKK und wohl auch vdL da versucht haben, einige dicke Bretter gerade in der Beschaffungspolitik anzubohren (man denke auch an die Auftragsvergabe für ein Maschinengewehr, die dann nicht an Heckler & Koch ging) oder an diese Flugzeuge, die dann auf Umwegen schon wieder eine Diskussion über die amerikanischen Atombomben ausgelöst haben.

    Das zeigt aber eben auch das Problem, das sind alles routinemäßige Vorgänge und die lösen Debatten aus, als wollten die Amis uns dazu zwingen, eine Atombombe abzuwerfen oder eine bewaffnete Drohne einen Roboterkrieg auslösen. Und jede Quatschdiskussion macht das Ganze noch vertrackter und verschärft das Problem.

    • Kning4711 16. Februar 2021, 10:25

      Ja, die Diskussion ist häufig aus dem Kontext gerissen. Man sieht es ja bei der Beschaffung neuer Flugzeuge – da musste sich die Bundeswehr eben auch für F-18 Kampfjets entscheiden, da diese im Rahmen der nuklearen Teilhabe benötigt werden, da eben nur dieser Flugzeugtyp die in Deutschland stationierten Nuklearwaffen zum Einsatz bringen.
      In der öffentlichen Diskussion wird das dann wieder verkürzt auf: Keine Atomwaffen in Deutschland. Dabei sichert die Nukleare Teilhabe Deutschland einen wichtigen Sitz in den Entscheidungsgremien der NATO, die wiederum die nukleare Strategie verantworten.

      In meinen Augen ist die öffentliche Debatte von vielen sicherheitspolitischen Leerstellen geprägt, sowohl bei politisch Handelnden, aber auch Journalisten. Ja, Sicherheitspolitik ist kein Gewinnerthema, aber eben notwendiges staatspolitisches Handwerkszeug. Insofern wäre es zu wünschen, dass die Kommunikation hier verbessert wird um nicht immer jede Fragestellung als eine Frage um Krieg und Frieden aufzublasen.

      • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 11:34

        Bin ich bei dir!

      • Ariane 16. Februar 2021, 18:56

        aber eben notwendiges staatspolitisches Handwerkszeug. Insofern wäre es zu wünschen, dass die Kommunikation hier verbessert wird um nicht immer jede Fragestellung als eine Frage um Krieg und Frieden aufzublasen.

        Absolut, das ist auch der Wunsch, dass man Frieden auf der Welt schafft, in dem man einfach das Militär abschafft und ignoriert, dass das doch alles komplizierter ist. Deswegen ärgert mich das bei der SPD auch extremer als bei den LINKEn, die sind immerhin konsequent, wenn sie gleich NATO-Austritt oder Abschaffung der BW mitfordern. Die SPD betreibt da völlige Rosinenpickerei.

        • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 19:10

          Ich bezeichne diese Haltung bei SPD und LINKEn (und merkwürdigerweise neuerdings teilweise bei der FDP) als Isolationismus, denn genau das ist. Vogel-Strauß-Prinzip. Wenn ich keine Armee hab, wird mich schon keiner bedrohen.

          • Ariane 16. Februar 2021, 21:59

            Ja, ich muss sagen, die LINKE und die FDP haben da bei mir noch den Bonus, dass sie immerhin in der Opposition ist. Bei der SPD ist die Neuausrichtung ja völlig schizophren (deswegen wäre es eigentlich vielleicht ganz gut, wenn sie mal wieder einen Verteidigungsminister stellen würden).

            Ich würde das nicht nur als Isolationismus bezeichnen, manchmal scheint mir da auch die ganz alte Vorstellung durch, dass man unbeteiligt die Ausgleichsmacht spielen könnte und mit jedem gleichermaßen befreundet sein könnte. (siehe auch dein Vermischtes zu Nordstream2). Gerade in Bezug auf Russland (oder auch andere problematische Staaten) hat ja komische Allianzen zwischen SPD, LINKE und FDP und AfD. Das ist völlig schräg.

            • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:05

              Ja, darauf beziehe ich mich. Und Oppositionsbonus…ja, sicher. Aber die haben ja bis auf die AfD einen Regierungsanspruch!

    • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 11:13

      Ich denke generell, dass wir in den letzten 20 Jahren eigentlich eine Reihe ziemlich guter Verteidigungsminister*innen hatten, überraschenderweise. Da war viel Potenzial dabei, das leider jedes Mal nicht voll zum Zuge kommen konnte. Struck, Guttenberg, von der Leyen und AKK haben jede auf ihre Weise was beizutragen gehabt. Jung fand ich einen Totalausfall. Wen hab ich vergessen?

      • Ariane 16. Februar 2021, 19:04

        de Maizière war zwischendurch auch noch kurz, kann mich allerdings an keine besonderen Vorkommnisse erinnern. Da haben vdL und AKK und Guttenberg (wohl eher zufällig) sehr viel mehr angepackt. Und ich meine außer dem Mali-Einsatz mussten auch keine weiteren Auslandseinsätze organisiert werden (eventuell noch Pirateneinsätze, aber da hat man auch schon lange nichts mehr gehört).

        • Stefan Sasse 16. Februar 2021, 19:11

          Stimmt, aber bei de Maziere erinnere mich sonst auch an wenig.

          Guttenberg hat die Wehrpflicht abgeschafft und die Neuorientierung ziemlich stark gepusht; dazu hat er viel für das Image getan. Ich denke, der Mann hatte echt Potenzial. Schade, dass er das so wegwerfen musste.

          • Ariane 16. Februar 2021, 22:06

            Ich denke wirklich, sein großer Vorteil war, dass er den Mut und das politische Kapital hatte, die Aussetzung der Wehrpflicht durchzusetzen. Irgendwie war das damals auch komisch, ich meine das wurde nur so nebenbei verkündet und dann vermutlich im Parlament durchgewunken, das kann ein Verteidigungsminister ja vermutlich nicht alleine entscheiden.

            Es gab danach wohl auch Berichte, dass das alles recht chaotisch ablief oder das Ministerium chaotisch geführt wurde und ich hab auch nicht allzuviel Vertrauen, was die CSU in Sachen Korruption betrifft und das ist in der Branche eben auch ein großes Problem. Deswegen denke ich, dass es vielleicht auch ganz vorteilhaft war, dass relativ kurz danach de Maizière und vdL die eigentliche Arbeit gemacht haben.

            AKK mag ich als Verteidigungsministerin echt gerne und würde sie auch gerne behalten, diese spröde Ehrlichkeit kommt auch – denke ich – ganz gut an. Immerhin wirkt es so, als hätte sie die Armee deutlich besser auf ihrer Linie als ihre eigene Partei 😉

            • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:06

              Wann hast du je gehört, dass das VM total effizient und stringent geführt wurde? Aber ja, Guttenberg scheint kein guter Arbeiter gewesen zu sein. Aber seine Visionen und Außendarstellung waren schon was 😀

              • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:42

                Ich hatte nichts gegen sie als Verteidigungs Familienministerin, und hatte sie auch (hier im Blog nachzulesen) als gute Wahl für Europa angesehen. Ich kritisiere nicht immer und alles von ihr.

                So muss das natürlich heißen

            • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:40

              @ Ariane 16. Februar 2021, 22:06

              AKK mag ich als Verteidigungsministerin echt gerne und würde sie auch gerne behalten, diese spröde Ehrlichkeit kommt auch – denke ich – ganz gut an. Immerhin wirkt es so, als hätte sie die Armee deutlich besser auf ihrer Linie als ihre eigene Partei

              Volle Zustimmung, da schließe ich mich an.

              Aber wenn Du sagst, das VDL (mit de Maizière) die ganze Arbeit geleistet haben, was hat VdL denn nur getan? Die Umsetzung der Guttenberg’schen Ideen hatte de Maizière zu verantworten, und das hat er mit bemerkenswerter Ruhe und Effizienz getan (soweit man bei der Bundeswehr und im Ministerium Effizienz zum Tragen kommen lassen kann). VdL hat durch ihre Beratertruppe das Ministerium gelähmt, hat die Truppe mit medienwirksamen Vorverurteilungen und das Verklagen von Kritikern gegen sich aufgebracht, und alles, was bei ihr schieflief, de Maizière angekreidet.

              Der war zwar kein charismatischer Führer wie Helmut Schmidt oder Franz Josef Strauß, aber er hat gearbeitet, wo VdL das Arbeiten nur simulierte und stattdessen mit ihrer Föhnfrisur vor den Kameras dieser Welt posiert hat. Sie hat die Bundeswehr des Öfteren für Auslandseinsätze angeboten (was meist dankend abgelehnt wurde), war aber nicht mal in der Lage, die für diese Einsätze erforderliche Kleidung bereitzustellen (geschweige denn die militärische Ausrüstung).

              Auch hier, um einem möglichen Einwand von Stefan Sasse zuvorzukommen: Ich hatte nichts gegen sie als Verteidigungsministerin, und hatte sie auch (hier im Blog nachzulesen) als gute Wahl für Europa angesehen. Ich kritisiere nicht immer und alles von ihr.

              Wie gesagt, Dein Urteil zu Guttenberg und zu AKK teile ich voll und ganz.

              • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:08

                Keine Bange, dir würde ich den Vorwurf auch nicht machen, und deine Kritik an vdL teile ich. Ich sehe nur auch einige positive Aspekte.

              • Ariane 17. Februar 2021, 17:22

                Aus dem Kopf erinnere ich mich, dass sie ihre Beraterarmee erstmal komplett auf die Beschaffungsinfrastruktur geschickt hat, was auf jeden Fall nötig war.

                Dazu kommen etliche Initiativen zu besseren Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie, Aufwertung/Renovierung der Kasernen, oder sowas wie kostenlose Videotelefonie von Afghanistan zu Angehörigen. (das war so ein typisches Ding, wo man sich an den Kopf fasste, dass es das bis dahin nicht gab).

                Da wurden viele Witze drüber gemacht über Fernseher in Stuben, aber das hätte man eben sofort nach Einstellung der Wehrpflicht mitmachen müssen, um die Bundeswehr als Arbeitgeber aufzuwerten.

                Wie erfolgreich das alles war und ist – schwer zu sagen, ist auch noch zu früh dafür. Aber es wurden etliche Initiativen zur Modernisierung des Verteidigungsministeriums angestoßen.

                • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 19:16

                  Meine ich auch. Da gab es durchaus auch gute Initiativen. Und das ist mir irgendwie allemal lieber als ein „wer nichts macht, macht auch nichts falsch“-Ansatz wie der von Jung.

                • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 11:46

                  @Ariane 17. Februar 2021, 17:22

                  Aus dem Kopf erinnere ich mich, dass sie ihre Beraterarmee erstmal komplett auf die Beschaffungsinfrastruktur geschickt hat, was auf jeden Fall nötig war.

                  Hat nicht wirklich was gebracht, viel gekostet, der Beamtenapparat war nicht eingebunden, und sie hat den Oberlehrer gegeben.

                  Dazu kommen etliche Initiativen zu besseren Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie, Aufwertung/Renovierung der Kasernen, oder sowas wie kostenlose Videotelefonie von Afghanistan zu Angehörigen. (das war so ein typisches Ding, wo man sich an den Kopf fasste, dass es das bis dahin nicht gab).
                  Ja. Halt das Standard-Repertoire einer Familienministerin. Aber dafür ist sie nicht Verteidigungsministerin.

                  Und haben die Leute in Afghanistan warme Kleidung gehabt? Sichere Fahrzeuge? Fühlten die sich von der Politik gedeckt? Dann sollte man sie nicht in Kampfeinsätze schicken.

                  Da wurden viele Witze drüber gemacht über Fernseher in Stuben, aber das hätte man eben sofort nach Einstellung der Wehrpflicht mitmachen müssen, um die Bundeswehr als Arbeitgeber aufzuwerten.

                  Die Bundeswehr (oder die Polizei) nur als „Arbeitgeber“ darzustellen, ist ein Riesenfehler. Die müssen, wenn es hart auf hart kommt, ihre Rübe hinhalten. Zu Guttenberg hat das verstanden und der Öffentlichkeit klargemacht, was da drüben los ist.

                  Für von der Leyen war die Bundeswehr eine Mischung von „nächster Karriereschritt“ und „Haustier-Projekt“; wenn der Hund nicht spurt, drückt man seine Nase in den Dreck.

                  Aber es wurden etliche Initiativen zur Modernisierung des Verteidigungsministeriums angestoßen.

                  Hat Klinsmann bei den Bayern auch gemacht, aber die Mannschaft spielte schlecht. Auch Soldaten sind Menschen, und zu sehen, dass man von der Verteidigungsministerin gleichzeitig wie Sauerbrot für Kampfeinsätze angeboten und als Nazi verdächtigt wird, dass man auf Einsätze geschickt wird, von denen jeder weiß, das man werder ausgebildetes Personal noch funktionierende Ausrüstung hat, stimmt einen nicht froh.

                  Zu Guttenberg ist hingeflogen und hat gesagt „sorry für die Scheiße hier, wir arbeiten dran“, von der Leyen hat den Soldaten den Kopf getätschelt, „brav“ und „sitz“ gesagt, und nebenbei noch ein paar Offiziere verklagt, die sie kritisierten.

                  • Stefan Sasse 18. Februar 2021, 13:33

                    Ich stimme dir zu. Dasselbe gilt übrigens für den Öffentlichen Dienst. Es wäre gut, da die Unterschiede zur freien Wirtschaft auch im Hinblick auf diesen „dem Staat dienen“ wieder stärker hervorzustellen, auch wenn es altbacken klingt.

      • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:27

        @ Stefan Sasse 16. Februar 2021, 11:13

        Da war viel Potenzial dabei, das leider jedes Mal nicht voll zum Zuge kommen konnte. Struck, …

        Ja!

        … zu Guttenberg, …

        Sagen wir mal so: Für die Befindlichkeit der Truppe das Beste seit langem. Die Entwicklungsrichtung stimmte, die Umsetzung war oberflächlich und nicht durchdacht. Wäre er länger geblieben, hätte man besser urteilen können.

        … von der Leyen …

        Eine absolute Vollpfostin auf dem Job. Eitel, machtgierig, karrieregeil, rücksichtslos und überfordert, dazu absolut desinteressiert am Wohl der Truppe. Die wurde von einem Großteil der Truppe regelrecht gehasst.

        … und AKK …

        Hat erstmal die Wogen geglättet, Ruhe reingebracht, versucht, die Probleme anzugehen, kümmert sich um die Leute. Keine überragende, aber eine gute Ministerpräsidentin für das Bundesland „Bundeswehr“. Hoffentlich hält die sich eine Weile.

        Jung fand ich einen Totalausfall.

        Warum? Der hat nichts getan, was nicht das schlechteste Handeln ist, wenn man den Job nicht beherrscht 🙂

        Halt ein Verwalter und Parteiproporz-Kandidat, aber bei weitem nicht so destruktiv wie UvdL.

        … de Maizière

        … war, wie Ariane richtig sagte, auch kurz da, und hinterließ keine besonderen Fußabdrücke. Er hätte was werden können auf der Stelle, doch er ist zu folgen und nicht zu führen gewohnt. Aber vergleichsweise lauter.

        • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:06

          Ja, ich denke Guttenberg hat sich generell als zu viel Schein und wenig Sein entpuppt, aber völlige Zustimmung was die Befindlichkeiten angeht. Der Mann wäre IMHO auch ein ordentlicher Außenminister gewesen. Als Wirtschaftsminister war eine Fehlbesetzung. Wäre er nicht so ein privilegiertes Oberschichtenkind gewesen – wer weiß, was aus ihm hätte werden können.

          Ich empfinde vdL als insgesamt mehr „mixed bag“, weil ihre Reformanstöße in Richtung Familienfreundlichkeit, Personalanwerbung, Traditionserlass etc. alle in die richtige Richtung gehen. Ein bisschen wie bei Guttenberg. Gut gemeint als Gegenteil von gut gemacht.

          Zustimmung zu AKK, die ist für mich eine SEHR positive Überraschung auf dem Posten.

          Jung – Der war so ein Profi-Rumeierer bei allen wichtigen Fragen. Verschleppung notwendiger Reformen. Quasi ein Merkel im Verteidigungsministerium.

          • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 11:54

            @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:06

            Ja, ich denke Guttenberg hat sich generell als zu viel Schein und wenig Sein entpuppt, aber völlige Zustimmung was die Befindlichkeiten angeht. Der Mann wäre IMHO auch ein ordentlicher Außenminister gewesen.

            Ja,top.

            Ich empfinde vdL als insgesamt mehr „mixed bag“, weil ihre Reformanstöße in Richtung Familienfreundlichkeit, Personalanwerbung, Traditionserlass etc. alle in die richtige Richtung gehen.

            ALLES, was sie an „Anstössen“ gegeben hat, wurde durch ihre pauschalen Nazi-Attacken, Spind-Durchsuchungen und öffentlichen Auftritten bei diversen Sicherheitskonferenzen vollkommen entwertet.

            Ja, es gibt Nazis in der Bundeswehr, wie überall sonst auch. Ja, die soll man suchen, finden und unschädlich machen. AKKs Ansatz ist, in die Truppe zu gehen und zu sagen „helft mir, die unschädlich zu machen, damit die nicht unsere Bundeswehr kaputtmachen“. VdLs Ansatz war, eine Pressekonferenz zu geben nach dem Motto „Wir haben einen Nazi, vielleicht sind alle Nazis, und während wir hier plaudern, durchsuche ich jeden einzelnen Spind, und entferne Nazi-Beweise wie Panzer-Modelle von Revell und Bilder von Helmut Schmidt in Uniform“. Das war so mehr die McCarthy-Methode.

            Da ist mir eine Blümchen-Tapete oder ein Billig-Fernseher für mich alleine egal.

            • Stefan Sasse 18. Februar 2021, 13:34

              Ich kann deine Kritik nachvollziehen und teile sie auch, sie ist mir nur eine Spur zu scharf. Aber das sind echt mehr Stilunterschiede als dass wir uns in der Sache uneins wären.

              • Erwin Gabriel 19. Februar 2021, 14:22

                @ Stefan Sasse 18. Februar 2021, 13:34

                Ich kann deine Kritik nachvollziehen und teile sie auch, sie ist mir nur eine Spur zu scharf.

                Ich war Zeitsoldat, Du vermutlich nicht. Ich kenne Soldaten, und meine schärferen Formulierungen mögen dem Verstehen um deren innere Befindlichkeit geschuldet sein.

                • Stefan Sasse 19. Februar 2021, 16:06

                  Gut möglich. Und nein, ich und Bundeswehr ist nicht kompatibel. ^^

  • Erwin Gabriel 16. Februar 2021, 23:31

    @ Stefan Sasse on 15. Februar 2021

    Gewehre, deren Läufe sich bei Gebrauch erhitzen und verbiegen.

    Das G36 ist technisch vollkommen in Ordnung. Die bemängelte Zielgenauigkeit tritt nur dann auf, wenn man das Gewehr in heißen Gegenden im Dauerfeuer-Einsatz hat und es dadurch außerhalb der Spezifikationen betreibt.
    Das Gleiche giltja für unsere Hubschrauber. Die Spezifikationen würden für mitteleuropaische Klimata vorgegeben (wg. Verteidigungsfall). Dann bringt man die ins feuchte, heiße Afrika oder ins wüstenkalte Afghanistan und wundert sich, dass die nicht fliegen. Dann schimpft man auf den Hersteller,der einem gebaut hat, was man bestellte.

    Abermillionen in Beraterverträge versenkt, jahrzehntelange Verzögerungen bei neuen Beschaffungen, nicht genug Heizungen für die Camps in Afghanistan. Rechtsextreme Tendenzen, Personalmangel. Und so weiter und so fort. Kein Wunder, dass der Posten des Verteidigungsministeriums als Schleudersitz gilt, der noch das Grab für viele Politikkarrieren war.

    ZUm einen:Wen wundert’s, dass unter diesen Umständen nur „überzeugte Deutschlandliebhaber“ den Weg in die Bundeswehr finden?
    Und wen wundert’s, dass sie das Personal im Schleudersitz nicht halten kann? Schau Dir die Nasen doch an …

    In den letzten vier Jahren kam noch Donald Trump hinzu, der beständig die Einhaltung der 2%-Vorgabe der NATO einforderte und Deutschland mangelhafte Verteidigungsausgaben vorwarf.

    Zu Recht.

    Dabei wäre es nicht so, dass Deutschland wenig Geld für die Armee ausgibt. Im europäischen Vergleich ist es gegenüber vielen anderen NATO-Staaten sogar vorne mit dabei; …

    Für die EU-Kosten haben wir einen Schlüssel,fürdie Nato auch. in der EU zahlen wir, in der NATO überlassen wir unseren Anteil immer wieder anderen.

    … zudem hat sich die Bundesregierung bereits gegenüber der Obama-Regierung zu einer Steigerung der Ausgaben und der Einhaltung des 2%-Ziels verpflichtet (wenngleich die aktuelle Zielmarke, es in den 2030er Jahren erreichen zu wollen, an die Ernsthaftigkeit der Klimaschutzpolitik gemahnt).

    Das heißt doch nix …

    Was passiert denn mit der ganzen Kohle?

    Das Gleiche wie in anderen Bereichen: Der größte Teil verpufft wirkungslos. Ob Bildung, Soziales, medizinische oder Altersversorgung– stets produzieren wir zuwenig Qualität bzw.Leistung für die eingesetzte Summe.

    Ein weiteres Problemfeld scheint die Beschaffung zu sein. Die Projekte der Bundeswehr gehen ständig auf absurde Weise über Budget und funktionieren oft nicht (man denke an die neuen, milliardenteuere Schiffe, die schon im Hafen Schlagseite haben).

    Bürokratie der öffentlichen Hand

    Ein Faktor dabei ist die Neigung der Bundeswehr zu „Goldrandlösungen“, wo mit immer neuen Spezifikationen während des Entwicklungsprozesses die Kosten hochgetrieben werden und die Fehleranfälligkeit massiv erhöht wird.

    Eher nicht. In der Regel bestellt man Waffenmit zu knappgesetzten Spezifikationen, die dann dort, wo sie funktionieren sollen bzw. müssen, ausfallen.

    Wenigstens hier haben von der Leyen und Krampp-Karrenbauer ja eine leichte Trendwende einleiten können.

    Von der Leyen hat gar nichts außer Chaos hinterlassen. Thematisch hat sie die falschen oder keine Schwerpunkte gesetzt, Berater geholt, die mit Methoden und Strukturen der Wirtschaft (!) die Bürokratie (!) des Militärs (!) umkrempeln wollten (das klingt so nach Karnevalsscherz), und grandios dabei scheiterten.

    Ein weiteres Problem ist di Neigung, die Beschaffungspolitik als Standortpolitik zu nutzen. Es gibt nicht nur keinerlei nennenswerte Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern, was die Kompatibilität der Systeme innerhalb der NATO massiv erschwert und mögliche Synergieeffekte verhindert, sondern es wird auch noch vorrangig geschaut, dass die jeweilige Produktion Arbeitsplätze in Deutschland sichert.

    Das hast Du in Frankreich und England noch schlimmer, und die Amis gehen davon aus, dass nur ihre Waffen in der NATO eingesetzt werden sollten. Und die können richtig Druck aufbauen …

    Wenig hilfreich war natürlich auch, dass innerhalb drei Jahrzehnten die Grundausrichtung der Bundeswehr praktisch dreimal vollständig geändert wurde. Von einer Armee, deren Grundfunktion einmal die Bündnisverteidigung innerhalb einer integrierten, US-geführten konventionellen Landesverteidigungsarmee war, wurde die Truppe völlig kaputt gespart – eine Politik, die im überparteilichen Konsens der 1990er Jahre unter „Friedensdividende“ verbucht war …

    Ja – wasch mich, aber mach mich nicht nass. Wobei ich dieser Entwicklung zumindest in den 90ern dem Fall des eisernen Vorhangs zugute halten mag. Der kalte Krieg war gewonnen, das Wettrüsten entschieden, man konnte kürzer treten. Als absehbar war, dass sich dieseMomentaufnahme nichthalten würde,hätte man reagieren müssen, tat es aber nicht – die Bundeswehr wurde zum Spielball der Politik.

    Seither wird fieberhaft daran gearbeitet, die Bundeswehr soweit auf Vordermann zu bringen, dass wenigstens eine Brigade permanent einsatzbereit ist – ein Ziel, das so lächerlich niedrig hängt, dass man sich schämt es aufzuschreiben und das bis heute nicht erreicht ist.

    zu spät, zu kraftlos, zu schlecht, ohne Rückendeckung von oben.

    … aber auch wegen der politischen Bedeutung der Bundeswehr als standortpolitischer Zuckerle-Generator schwierig.

    Das ist wie gesagt eigentlich kein Problem.

    Besserung ist da nur sehr langfristig in Sicht, durch das methodische Bohren sehr, sehr harter und mindestens ebenso dicker Bretter.

    Jeder weiß es, keiner tut’s.

    Von allem was man hört, hat Annegret Krampp-Karrenbauer da einen überraschend guten Job gemacht.

    Ja,definitv. Ich bin auch wirklich positiv überrascht. Sie arbeitet, wo ihre eitle Vorgängerin nicht mit den Soldaten und Beamten,sondern nur in die Kameras quatschte .

    • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:15

      G36/Hubschrauber: Fair point.

      Personal: Mich nicht.

      Von der Leyen: Du hast Recht, was das Ergebnis betrifft, zumindest in weiten Teilen. Ich würde ihr aber zugestehen, dass sie viele Probleme richtig identifiziert hat. Und dazu gehört auch die viel gescholtene Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber.

      Beschaffungspolitik: Ja, sag ich ja auch. Ist überall gleich.

      Ansonsten Zustimmung.

  • Erwin Gabriel 17. Februar 2021, 10:53

    @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 07:15

    Von der Leyen:
    … Ich würde ihr aber zugestehen, dass sie viele Probleme richtig identifiziert hat. Und dazu gehört auch die viel gescholtene Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber.

    Was heißt hier „richtig identifiziert“? Den Punkt bekam man schon lange vorher mit, auch wenn man nur die Überschriften las und nicht die ganzen Artikel.

    Die „Attraktivität“ eines Jobs, bei dem man zu Tode kommen kann, liegt entweder in der Neigung zu Autorität und Gewalt, verbunden mit der Hoffnung, sich irgendwo mal so richtig austoben zu dürfen, oder in der Pflichterfüllung, für die einem mit Respekt begegnet wird.

    Zu Guttenberg hat den Soldaten den Respekt gegeben und ihre Leistungen gewürdigt; sie haben ihn dafür geliebt. Von Merkel gab es keinen Respekt, sondern nur weitgehendes Desinteresse (na gut, war nicht ihr Job, die Truppe zu motivieren). Von der Leyen hat Probleme immer nach außen getragen, und wo keine waren, hat sie welche erfunden. Sie hat versucht, jeden Soldaten zum Nazi-Arschloch abzustempeln, über die Medien gegen die Truppe agiert, statt wie AKK mit der Truppe. Sie hat der Bundeswehr einfach vor die Füße gekotzt und „Aufwischen“ kommandiert.

    Immerhin, durch ihr Arschloch-Verhalten hat sie AKK vieles leichter gemacht. Ist vielleicht doch etwas dran an dem Spruch, dass jedes Ding seine zwei Seiten hat.

    Beschaffungspolitik: … Ist überall gleich.

    Yepp

    Viele Grüße
    E.G.

    • Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:10

      Das Offensichtliche auszusprechen erfordert oft großen politischen Mut. Das darf man schon anerkennen.

      Guttenberg: Ja.

      • Erwin Gabriel 18. Februar 2021, 12:00

        @ Stefan Sasse 17. Februar 2021, 16:10

        Das Offensichtliche auszusprechen erfordert oft großen politischen Mut. Das darf man schon anerkennen.

        Nicht, wenn es jeder weiß und schon jeder angesprochen hat.

        VdL wollte ursprünglich Merkel ablösen. Als das absehbar keine Option mehr war, wollte sie NATO-Generalsektretärin werden; da machen sich ein paar Jährchen als Verteidigungsministerin ganz gut; fragt dann eh keiner mehr, was man da alles getrieben hat, wenn frau auf den Sicherheitskonferenzen den Falken gibt.

        AKK will eine gute Verteidigungsministerin sein, und scheut (anders als zu Guttenberg) nicht die kleinteilige Fleißarbeit. Das ist der entscheidende Unterschied, und den spüren die Soldaten durchaus.

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