Klimapolitik kleinkariert

Langsam legt sich die erste Aufregung über das Klimapaket der Bundesregierung, das vorletzte Woche nach der in solchen Fällen üblichen Nachtsitzung von den übermüdeten Spitzen der Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD vorgelegt wurde. In der Mitte des Podiums vor der Bundespressekonferenz thronte Bundeskanzlerin Merkel und präsentierte das mutmaßlich letzte Großprojekt ihrer nunmehr 14jährigen Amtszeit. Am Ende wird von ihren zaghaft vorgetragenen Darstellungen vor allem der Satz stehen bleiben, der ihr politisches Handeln die meiste Zeit über prägte: „Politik ist das, was möglich ist“. Ohne ausgeprägten Gestaltungsehrgeiz angetreten, war die Politik der früher gefeierten Klimakanzlerin stets durch völlige Ambitionslosigkeit geprägt. Aber wahrscheinlich kennt Merkel ihr Volk nur besser als die meisten. Zwischen öffentlichem Verriss und der Bewertung in Umfragen tut sich ein großer Spalt auf.

Als Angela Merkel 2007 die rote Windjacke anzog und sich bei der später folgenden Weltklimakonferenz umweltbewusst präsentierte, war dies auch ein Versprechen. Doch wie so vieles, was die Kanzlerin in ihren Regierungsjahren anpackte, war auch dies vor allem Inszenierung und eine auf Sicht ausgerichtete Politik. Jetzt, im Spätherbst ihrer Kanzlerschaft, möchte die Frau aus der Uckermark zum Anfang ihrer Amtszeit zurückkehren, als Finanzkrise, Eurorettungspolitik und Flüchtlingsdebatte so weit weg waren. Die Politikerin, die wie nur wenige dieses Land geprägt hat ohne ein einziges Projekt erfolgreich zu Ende gebracht zu haben, formuliert nochmal höchst ehrgeizige Ziele. Null Tonnen Kohlendioxid sollen in dreißig Jahren emittiert werden, nachdem in den gesamten Jahren ihrer Regierungszeit der Ausstoß des klimaschädlichen Gases nicht mal um 100 Millionen Tonnen und damit gerade um 8% verringert werden konnte. Riesige Felder von Windparks wurden in dieser Zeit errichtet, die Solarzellenindustrie erlebte einen Boom und dann ihr Ableben, Biogasfabriken liefern die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien, die Vorschriften für die Automobilhersteller wurden drastisch verschärft und dann unter gütigem Wegsehen der Aufsichtsbehörden umgangen. Die Vorschriften für den Wohnungsbau wurden um 15.000 neue Paragrafen erweitert, was nicht zuletzt die Wohnkosten und Mietpreise in exorbitante Höhen trieb, während die Emissionen der Haushalte seit Jahren stagnieren.

Nun soll es ein neues Paket von Einzelmaßnahmen richten, bei dem sich weder Politik noch Experten irgendwelchen Illusionen hingeben. Ein Bündel von staatlichen Eingriffen und Subventionen umrahmt das eigentliche Herzstück des Klimapakets der Bundesregierung. Energetische Sanierungsmaßnahmen wie der Heizungstausch, der Einbau neuer Fenster, die Dämmung von Dächern und Außenwänden sollen ab dem 1. Januar 2020 steuerlich gefördert werden. Für die Elektromobilität soll die Ladesäuleninfrastruktur verbessert werden und 1 Million Ladepunkte bis 2030 zur Verfügung stehen. Die bisher schon erfolglose Kaufprämie für Pkw mit Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellenantrieb wird verlängert, E-Dienstwagen steuerlich deutlich begünstigt, allerdings nur bis 40.000 Euro. Das wird zahlreiche Dienstwagenbesitzer absolut begeistern, liegt der durchschnittliche Listenpreis für Company Cars doch weit jenseits dieser Grenze.

Weiter möchte sich der Bund auch in die Kompetenzen von Ländern und Kommunen einmischen und das Nahverkehrsnetz ausbauen. Die Bahn bekommt summa summarum rund 100 Milliarden Euro für Investitionen spendiert, auf dass diese mit den Mitteln besser umzugehen weiß als in der jüngeren Vergangenheit. Während der Ticketpreis auf Fernstrecken nur noch mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7% besteuert werden soll, erhöht die Bundesregierung die Luftverkehrsabgabe. Für alle PKWs mit Emissionen oberhalb 95 gCO2/km erhöht sich die Kfz-Steuer – also im Grunde für sämtliche Neuzulassungen von mit Benzin und Diesel betriebenen Fahrzeugen.

Doch der ganze Stolz des Klimakabinetts ist die neue CO2-Bepreisung von Verkehr und Wärme ab 2021 durch ein gesondertes System des Emissionshandels auf nationaler Ebene, das irgendwann in das europäische System aufgehen soll. Zu Beginn ist ein Festpreis von 10 Euro pro Tonne vorgesehen, der bis Mitte des Jahrzehnts auf 35 Euro steigen soll.

Es wird wenig nützen, dafür teuer sein. Somit bleibt sich die Kanzlerin treu in ihrem Wirken. Meist ging es Angela Merkel auch nicht um Erfolge ihrer Politik, sondern um die Verhinderung von Alternativen. Die abgehalfterte Koalition der längst verblichenen Volksparteien CDU und SPD nähert sich ihrem baldigen Ende und die Grünen stehen bereit, zumindest die Sozialdemokraten als bestimmende Kraft des Landes abzulösen. Regierung und grüne Opposition werden getrieben von einer immer militanter erscheinenden Jugendbewegung namens Fridays for Future und dem klaren Bekenntnis zum Wochenende hin Schulen, Behörden und inzwischen auch manche Unternehmen zugunsten des Klimas zu bestreiken.

Robert Habeck und Annalena Baerbock wüteten gleich nach Bekanntgabe der Beschlüsse und verkündeten, diese über den Bundesrat noch zu verschärfen. Spätestens dann sollten sie sich fachlich besser präpariert zeigen als in den letzten Tagen. Erst schimpfte der gelernte Schriftsteller über die Absicht, zur Verbesserung der Akzeptanz von Windmühlen Mindestabstände zu Wohngebieten vorzuschreiben, eine Maßnahme, welche Habeck vor zwei Jahren in seiner Funktion als Umweltminister in Schleswig-Holstein noch selbst gefordert hatte. Anschließend wurde der Beau der Politik schachmatt gesetzt, als er im Verlauf eines Interviews bekennen musste, die von ihm kritisierten steuerlichen Regeln zur Pendlerpauschale gar nicht zu kennen. Immer mehr zeigt sich der potentielle Kanzlerkandidat der Umweltpartei als politisches Leichtgewicht und Luftblasenproduzent. Immerhin ökologisch sauber.

Die Bürger urteilen ohnehin anders und genau das kann für das derzeitige Stimmungshoch von Bündnis 90/ Die Grünen noch gefährlich werden. In einer direkten Befragung nach Bekanntgabe der Beschlüsse beurteilten die meisten die avisierten Maßnahmen als positiv in Bezug auf sich selbst und wirkungslos in Bezug auf die Erreichung der Klimaziele. So ermittelte das Umfrageinstitut Emnid, dass 66 Prozent die Erhöhung der Pendlerpauschale begrüßen. Eine ähnlich große Zahl (68%) finden höhere Abgaben im Luftverkehr richtig, 87% finden wenig überraschend auch billigere Bahnfahrten toll. Der Konsens in der Gesellschaft ist damit hergestellt. Zwei von drei begrüßen persönliche Erleichterung und genauso sind die Verhältnisse bei der Ablehnung von Belastungen durch eine CO2-Abgabe wie der Verteuerung von Benzin und Diesel. Und mit den gleichen Verhältnissen sind die Deutschen sich einig über die Unwirksamkeit der Maßnahmen.

Am Wochenende wurden die Werte durch das ZDF-Politbarometer bestätigt. Die Einstellungen der Bürger können damit als gesichert angesehen werden. Politisch und klimatisch unwirksam, so funktioniert Demokratie. Daraus lassen sich einige Erkenntnisse gewinnen, die vielen Journalisten, Wissenschaftlern und nicht zuletzt Klimaaktivisten nicht gefallen dürften. Bei genauerem Hinsehen ist die politische Situation verworren. An erster Stelle sind die üblichen Berufsoppositionellen und die schreibende Zunft enttäuscht ob der mutlos erscheinenden Maßnahmen, gerade dann, wenn eigentlich jeder den großen Masterplan erwartet hätte. Die Deutschen sind verliebt in den großen Plan, angeleitet von einer weisen Führung, welche nach ausgewählten Erkenntnissen der Wissenschaft die richtige Politik umsetzt. Tatsächlich hat die regierungsamtliche Politik sehr selten auf die Empfehlungen der Wissenschaft gehört. Nicht zuletzt die Wirtschafts- und Finanzpolitik leidet unter der penetranten Missachtung der Sachverständigenräte. Weder Helmut Kohl noch Angela Merkel waren an wissenschaftlichen Ratschlägen erkennbar interessiert.

Seit der Wiedervereinigung entwickelte sich Deutschland in rasend schnellen Schritten zu einem zutiefst technologiefeindlichen Standort. Tausende deutsche Wissenschaftler arbeiten heute im Ausland, vorrangig in den USA und mit wachsender Bedeutung auch in China. Deutschland, wo ernsthaft Politiker das Management für den Bau eines Großflughafens verantworten wollten, hat jede Zukunftstechnologie aus dem Land getrieben: Chemie, Biotechnologie wie Biogenetik und zuletzt die Atomkraft sind eine Kette ohne Vollständigkeit. Während ein kleines Land wie Israel alle paar Monate High Tech-Start-ups produziert, die für Milliarden Dollar von Weltkonzernen aufgekauft werden, konzentriert sich Förderung von Unternehmensgründungen hierzulande auf kleine, wenig innovative Start-ups in Berlin, München und Hamburg. Echte Industrieriesen entstehen da nicht.

Erfindergeist fehlt ob der Technikfeindlichkeit und dem überbordenden Sicherheitsbedürfnis, vermögenden Investoren wird bei der Regulierungswut und hohen Steuerlasten die Investitionslust ausgetrieben und junge Technikbegeisterte fliehen. Wen kann es da verwundern, dass Verzichtsapologeten Hochkonjunktur haben? Wenn die Phantasie und die Lust an Neuem fehlt, hilft eben nur beten und Askese. So argumentiert eben die Fridays for Future Bewegung, die sich zu einem Gutteil technologie- und industriefeindlich gebärdet. Von Beginn an zählten Organisationen zu den wesentlichen Unterstützern, welche nur als kapitalismusfeindlich durchgehen.

Genau hier liegen die Gefahr und das Dilemma für den grünen Höhenflug. Lassen sie sich von den sich zunehmend radikaler gebärdenden Klimaaktivisten weiter vor sich hertreiben, verlieren sie die gemäßigten und situierten Schichten, welche erst für die außerordentlichen Zustimmungswerte verantwortlich zeichnen. Ehemalige Wähler von Union und SPD zeigen keine außerordentlichen Sympathien für Straßenblockierer, Farbbeutelwerfer und Wochenstreiker. Auf der anderen Seite werden jene ungeduldiger, die sich ob der monatelangen Proteste eine politische Radikalreform versprochen haben. Die Parteispitze der Grünen hat angekündigt, über den Bundesrat Verbesserungen am Klimapaket erreichen zu wollen. Doch die Länderkammer ist bestenfalls ein Blockadeinstrument. Politik kann damit nicht gestaltet werden. Die Grünen laufen Gefahr, ihre Anhänger in Rekordgeschwindigkeit zu enttäuschen.

Das Klimapaket verkörpert das, was nicht nur in Deutschland auf absehbare Zeit demokratisch durchsetzbar erscheint. Ein gewichtiger Prozentsatz lehnt jede weitere finanzielle Belastung ab, eine von den Grünen präferierte CO2-Abgabe ist maximal unpopulär. Die Deutschen bevorzugen den Mix aus der schon bisher sehr ineffizienten, dafür teuren Subventions- und Förderpolitik, die im Grunde auch die übergroße Mehrheit bei den Grünen fordern. Der Unterschied liegt im Maß. Die Umweltpartei und ihre Anhänger wollen deutlich mehr Subventionen für erneuerbare Energien, deutlich mehr Regulierungen und am Ende als Garnitur ein großes steuerliches Belastungspaket. Das ist keine neue Klimapolitik, sondern nur eine extremere. Es gibt keinen empirischen Beleg für deren Erfolg.

Als Gegenbeispiel wird inzwischen häufig Schweden genannt, wo es gelang, den Kohlendioxidausstoß deutlich zu senken. Unter anderem erheben die Skandinavier eine CO2-Steuer von 115 Euro pro Tonne, die als Erfolgsmodell gilt. Die Forscher des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) haben sich das Klimamodell im Norden genauer angesehen und kommen zu eindeutigen Schlüssen. Nicht allein die Bepreisung der Emissionen, sondern das Zusammenspiel mit der Bereitstellung von Alternativen haben erst dazu geführt, dass der Kohlendioxidausstoß des Landes gesunken ist.

Doch die Deutschen sind generell empirieskeptisch, sie hängen lieber Überzeugungen nach als auf nachgewiesene Erfolge in der realen Welt zu vertrauen. Eine erfolgversprechende Klimapolitik hätte bei einem hochindustrialisierten Land wie der Berliner Republik weiter auf die Atomkraft vertraut oder eine andere speicherfähige Energieformen in großem Maßstab entwickelt. Die Schweiz beispielsweise baut wesentlich auf einen Mix aus Kernenergie und Wasserkraft, die für rund Zweidrittel der eidgenössischen Energiegewinnung verantwortlich zeichnen. In Frankreich kommen 71 Prozent des Stroms aus Atommeilern. Doch keinem entwickelten Industrieland, das bisher deutlicher Erfolge bei der Reduktion von Kohlendioxid verzeichnete, gelang dies durch eine weitgehende Umstellung auf Windenergie. In Deutschland gehen weder der Ausstoß von Emissionen im Energiesektor zurück und der Ausbau erneuerbarer Energieträger stockt seit Jahren.

Nicht zuletzt die diesjährige IAA zeigte: längst ist das automobile Denken hierzulande eindimensional auf die E-Stromer ausgerichtet. Andere Antriebsformen wie die von Wasserstoff angetriebene Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe fristen ein Nischendasein. Dabei gilt als gesichert, dass weder Luftverkehr noch die individuelle Automobilität verschwinden oder sich nur verringern werden, sondern eben in anderen Formen weiter existieren und wachsen werden. Die bisherigen Marktführer bei der Belieferung mit fossilen Brennstoffen haben das längst verstanden. Auf der arabischen Halbinsel wird gebaut, was uns zukünftig Mobilität verschafft. Die Sonne, mit der solch energieintensiv erstellten künstlichen Kraftstoffe erstellt werden, ist in Übermaß vorhanden. Doch Power to liquid hat noch immer wenige Anhänger gerade dort, wo sich so viele um das Klima sorgen.

Der Staat führt mit seiner Förder- und Subventionspolitik in die Sackgasse. So verspielt das Land, wo Ingenieure in der Wirtschaft immer noch den Ton angeben, seine Zukunft. Das Denken und der Innovationsgeist werden so verengt, dass auch in diesem Blog die Spartaner den Ton angeben. Das Gros der Klimaaktivisten hält es für undenkbar, dass Wirtschaft und Unternehmen innerhalb von 30 Jahren Technologien entwickeln, welche die Emissionen drastisch reduzieren und setzen daher ausschließlich auf einen extremen Konsumverzicht. Damit wird zwar auch das Ziel der Emissionsneutralität verfehlt, aber man hat das Gefühl etwas zu tun.

Wie eingefärbt das Denken ist, zeigt sich in der Wortwahl von Regierung wie Opponenten. Das selbsternannte Herzstück des Klimapakets, die Bepreisung von Kohlendioxid, wird tatsächlich als Marktinstrument ausgeben. Dabei fehlt dem ausgegebenen Festpreis, ob dieser nun 10 Euro, 35 Euro oder 180 Euro beträgt, jeder marktwirtschaftliche Gedanke. Er ist nämlich das: fest. Ein Marktpreis ist weder fest noch vorgeschrieben, sondern volatil und wird von den Akteuren verhandelt. Nur so können Knappheiten und Fehlentwicklungen angezeigt werden. In einem Handelssystem, wo allein die Menge der erlaubten Zertifikate vorgegeben wird, signalisiert ein niedriger Preis „alles im Lot“. Bei dem von Klimaaktivisten geforderten Regime mit einer CO2-Abgabe ist es genau umgekehrt. Es geht dabei nicht um die Verringerung von Schadstoffen, sondern allein um die Bestrafung von deren Nutzung.

Die Bürger haben diesen Trick durchschaut. Der sich verfestigende Widerstand gegen noch mehr Belastungen ist ein Alarmsignal. Grünen wie den Klimabewegten fehlt eine glaubwürdige Strategie, wie eine wirksame, klimaschonende Politik aussehen könnte ohne das ganze Land dagegen aufzubringen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau schlägt vor, sämtliche bisherigen Belastungen in Form von Steuern und Abgaben auf Null zu stellen und dafür einen CO2-Preis von 110€ einzuführen. Immerhin, auch eine solche Maßnahme hätte Chancen auf Wirksamkeit ohne zu besonders hohen Belastungen zu führen. Da einerseits eine spürbare Entlastung erfolgt, eine hohe Volatilität bei klimafreundlichem Verhalten gegeben ist, fällt der Vorschlag weit eher in die Kategorie: kann man machen.

Die meisten, die Politik eingeschlossen, haben längst den Überblick über den Förder-, Subventions- und Abgabendschungel verloren. Wie sich klimaneutrales Verhalten auszahlt und überhaupt, niemand kann das seriös sagen. Da wundert es nicht, wenn jede weitere Abgabe als Bedrohung der eigenen Finanzen wahrgenommen wird. Und tatsächlich: als eine der ersten Konsequenzen wird nächstes Jahr die Kfz-Steuer für Verbrennungsmotoren angehoben. Der Autobesitzer im Speziellen und der Bürger im Allgemeinen erhält dafür keinerlei Ausgleich. Die Steuer auf den Besitz eines Autos ist eine Ländersteuer und die Länderkämmerer sind klamm. Ungefähr so wird in den Schwarzbüchern über Finanzminister das Wort „Abzocke“ definiert.

Wer nicht weiß, wie eine Verhaltensänderung sich für ihn persönlich auswirkt, wird sein Verhalten nicht ändern. Diese Erkenntnis gilt als eine der ersten Lehrsätze der Sozialwissenschaften. Die Politik sollte endlich einen Grundsatz der Ökonomie beherzigen: eine Maßnahme für ein Ziel.

Greta Thunberg, die aufrütteln will und doch eher die Gesellschaften, noch mehr aber die Welten teilt, ist ein Kind ihres Kulturkreises. Sie beansprucht, für ihre Generation zu sprechen, dabei spricht sie bestenfalls für Jugendliche ihres vergleichsweise engen Kosmos. Als die UN 7 Millionen Menschen, davon die meisten unter 30 Jahren, nach ihren Topprioritäten befragte, da rangierte der Klimaschutz als letzte der 16 Antwortmöglichkeiten. An oberster Stelle stehen gute Ausbildung und eine bessere Gesundheitsversorgung, Jobmöglichkeiten und eine vertrauenwürdige Regierung. Eine Greta Thunberg hat dies alles, für sie ist es selbstverständlich, von den besten Lehrern bis Mitte 20 unterrichtet zu werden und ihre Regierung selbst bestimmen zu dürfen. Doch die wenigsten Menschen, und Kinder schon gar nicht, leben in der ersten Welt. Die eigenen Bedürfnisse für universell zu erklären ist nichts anderes, als was die Schwedin den Weltenführern vorwirft: engstirnige Ego-Perspektive.

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  • Hanni Hartmann 30. September 2019, 15:53

    Chapeau Stefan Pietsch…

  • Hanni Hartmann 30. September 2019, 15:54

    VON HANS HECKEL AUF PAZ ( Preussischen Allgemeine Zeitung)

    Immer lauter warnen Experten vor den verheerenden Folgen der deutschen „Klimapolitik“ − sowohl für die Menschen (wachsende Kosten und schwindende Arbeitsplätze) und für die Wirtschaft (De-Industrialisierung und Abwanderung ganzer Produktionszweige) als auch für die Umwelt (Vogel- und Insektensterben, Trockenheit und Landschaftszerstörung durch Windräder).
    Selbst wenn man der These vom menschengemachten Klimawandel folgt, bleiben die deutschen Maßnahmen für das Weltklima völlig bedeutungslos. 1400 neue Kohlekraftwerke sind global in der Planung. Auch wenn Deutschland alle seine Werke abschaltet, merkt der Planet davon gar nichts. Das „Klimapaket“ bleibt also in dieser Hinsicht ein Nullsummenspiel ohne Effekt.
    Dafür schlagen die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Verwüstungen der ständig schneller rotierenden „Klimapolitik“ in voller Zerstörungsmacht durch. Die Frage, mit der sich kritische Deutsche den Kopf zermartern, lautet: Sieht die etablierte Politik das nicht? Wenn doch, warum tut sie das?

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 16:05

      Lieber Hanni, ich möchte Dich bitten, Kommentare und Artikel aus anderen Quellen nach Möglichkeit nicht in Gänze einzustellen, sondern zu verlinken. Setze am besten nur ein Zitat, das Du kommentierst (oder dem Du zustimmst). Das hilft jedem bei der Lesbarkeit.

    • Hias 1. Oktober 2019, 10:32

      Und nun zur Realität:

      Investment
      Despite higher generation, investments in coal-fired power (at under USD 60 billion) were nearly 3% lower than in 2017, falling to the lowest level since 2004 mainly due to China and India.

      Moreover, new coal-fired power plant capacity receiving final investment decisions (FIDs) declined by 30% to 22 GW, the lowest level this century.

      Most FIDs are now for high-efficiency plants, with inefficient subcritical plants comprising only 10%.

      The largest fall in FIDs was in China, but levels in Southeast Asia were at their lowest level in 14 years. India was the largest market, now largely oriented towards supercritical technology, but levels were 80% lower than in 2010.

      https://www.iea.org/tcep/power/coal/

      Ja, die Kapazität wächst noch (zumindest in Asien), da die aktuellen Kohlekraftwerke vor Jahren geplant wurden, aber Tatsache ist, dass auch in den USA und China inzwischen ein Trend hin zu erneuerbaren Energien stattfindet. Nicht weil die so grün und toll öko sind, sondern weil man mit Solar und Wind inzwischen den Strom günstiger produzieren kann.
      Und hier zum Vergleich der Zuwachs an PV:
      https://www.iea.org/tcep/power/renewables/solarpv/

  • Kning4711 30. September 2019, 18:10

    Als die UN 7 Millionen Menschen, davon die meisten unter 30 Jahren, nach ihren Topprioritäten befragte, da rangierte der Klimaschutz als letzte der 16 Antwortmöglichkeiten.

    Fairerweise muss man aber auch sagen, dass diese Befragung aus 2014 stammt. Ich würde fast wetten, dass das Thema Klimaschutz für die Befragten eine höhere Relevanz hätte.
    Klimaschutz bleibt aber natürlich ein „Luxusproblem“ – wenn ich keinen Zugang zu Energie, guter Gesundheitsversorgung und Bildung, sowie stabilen Lebensbedingungen habe dann brauche ich mit Klimaschutz gar nicht kommen. Da müssen erst andere Bedürfnisse bedient werden.

    Ansonsten stimme ich Ihrer Analyse in weiten Teilen zu. Was das Thema Atomenergie angeht: Vielleicht braucht es aber erst eine grün dominierte Bundesregierung um die Atomkraft in Deutschland wieder einzuführen.

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 19:01

      Wir haben bis heute keine vergleichbaren Demonstrationen in Brasilien, Argentinien, Indien, Mexiko oder Thailand. In der 2. und 3. Welt leben überproportional viele junge Menschen unter 30. Ich bezweifle, dass das Ergebnis heute sonderlich anders ausfallen würde, schließlich stehen davor Prioritäten, die so oder so außerhalb der hoch entwickelten Industriestaaten als nicht gesichert angesehen werden können.

    • cimourdain 1. Oktober 2019, 20:23

      Das wesentlich größere Problem bei dem My World Index ist, dass er völlig auf selbst eingebrachten Daten ohne jede Gewichtung beruht. Je nachdem wie stark dies beworben wurde, kamen die Stimmen. Dadurch stammte fast die Hälfte der Stimmen aus Mexiko und Nigeria, während ich hierzulande davon erst in der aktuellen Diskussion gehört habe. Auch ist dieses Verfahren natürlich manipulationsanfällig.
      Dennoch hier der Link zum aktuellen Survey
      https://myworld2030.org/
      und den Ergebnissen
      https://datastudio.google.com/reporting/14nxNJIeenggWkXv5PzHOsPNrclibxuHH/page/rnaR
      wo Klimaschutz im Mittelfeld rangiert, was es natürlich viel weniger attraktiv für das cherrypicking interessierter Kreise macht.

      • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 21:19

        Eine offizielle Studie der UN ist cherrypicking? Doch wohl eher Ihr Nachkobern.

  • CitizenK 30. September 2019, 18:50

    Die Niederländer erhöhen jedenfalls schon mal ihre Deiche für den sicher erwarteten Anstieg des Meeresspiegels. Auch das kostet Geld. Eine Kompensation für die Steuerzahler gibt es meines Wissens nicht.

    Sie bauen auch den ohnehin schon (im Vergleich zu uns) luxuriösen Radverkehr aus. Auch das ist nicht umsonst.

    Nur nennen die das nicht „Verzicht“, sondern Vorsorge.

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 19:04

      In Amsterdam wie San Francisco fahren die Menschen sehr gerne Fahrrad. Dagegen ist nichts einzuwenden, genauso wenig, wie die Verkehrsinfrastruktur auf die Bedürfnisse der Bevölkerung auszurichten. Ich halte es nur für unsinnig, den umgekehrten Weg zu gehen und Infrastrukturen anzulegen in der Hoffnung auf zukünftige Bedarfe. Oder gar die Menschen dazu zu zwingen, einmal geschaffene Strukturen auch zu nutzen.

      • Stefan Sasse 30. September 2019, 19:18

        Als ob das in SanFran oder Amsterdam so passiert wäre. Du mit deiner manichäischen Weltsicht. Als ob es nur die beiden Extreme gäbe…

        • Stefan Pietsch 30. September 2019, 20:04

          Du mit Deiner manichäischen Weltsicht. Alles hätten alle Menschen gleiche Bedürfnisse.

          • derwaechter 1. Oktober 2019, 19:46

            Es ist natürlich meist ein Zusammenspiel aus (artikulierten) Bedürfnissen und staatlicher Steuerung.
            Aber Stefan S. hat schon Recht, einfach so passiert das nicht. In Amsterdam ist die Fahrradfreundlichkeit das Ergebnis gezielter Politik. Die gab es z.B in Hamburg so nicht. Das merkt man als Radfahrer deutlich.
            Oder vergleichen wir topografisch und klimatisch recht ähnliche Städte (in denen ich schon Rad gefahren bin 🙂 wie Köln und Amsterdam, Hamburg und Kopenhagen oder Münster und Düsseldorf. Alle ziemlich flach und mit viel Schmuddelwetter gesegnet. Dennoch dramatische Unterschiede in der Fahrradfreundlichkeit.
            Ich glaube nicht, dass sich die Bedürfnisse der jeweiligen Bewohner so dermassen unterscheiden, dass sie als alleinige Erklärung reichen.

            Ganz generell schafft sich die Verkehrsinfrastruktur zu einem recht hohen Grad ihre Nutzer. Wo der ÖPNV gut ist, wird er auch genutzt, wo ich Radfahren kann ohne ständig Angst um mein Leben zu haben, fahren die Menschen auch Rad, und dort wo grosse Strassen und viele Parkplätze sind fahren die Menschen Auto.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:58

              Es nervt, dass so viele meinen, der Bürger müsse vor allem bevormundet werden. Heute ist doch kaum noch jemand auf der Straße – abseits der Ballungsräume. Die Kids lassen sich zur Schule fahren und zurück. Es wäre eine erste Maßnahme, wenn ein 12jähriger sagt, er möchte mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Sorry, da hat sich in den letzten 40 Jahren vieles zum Schlechteren verändert.

              In Berlin hat die Stadt den Individualverkehr stark drangsaliert und so erst die Nachfrage für seinen nach wie vor miserablen ÖPNV geschaffen. So geht’s natürlich auch: Mangelverwaltung.

              • derwaechter 1. Oktober 2019, 22:35

                Mal wieder kaum auf die eigentliche Antwort eingegangen und das Thema verschoben. Es ging doch konkret um Ballungsräume und Fahrradfreundlichkeit. Was soll denn dann die Antwort mit dem 12jährigen auf dem Land der sich zur Schule fahren lässt??

                Aber gut.

                Andere Frage: warum ist es denn Bevormundung wenn die Stadt gute Fahrradinfrastruktur schafft aber nicht wenn sie gute Autoinfrastruktur bereitstellt?

                • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 23:24

                  Bevormundung ist gut, wenn sie tut, was der Autor mag. Dann ist es vernünftige Politik. Alles eine Frage der Semantik.

              • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 23:21

                Ja, unter anderem weil man überall super mit dem Auto durchkommt und Leute, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, als fürsorgliche Eltern gelten statt Kopfschütteln zu produzieren. Und dass Kinder weniger draußen liegt unter anderem auch an der stark gestiegenen Rate der sich unterwegs befindlichen Autos.

  • CitizenK 30. September 2019, 19:36

    „Doch Power to liquid hat noch immer wenige Anhänger gerade dort, wo sich so viele um das Klima sorgen.“

    Das verstehe ich auch nicht. Für LKWs ohnehin die einzige Alternative – Batterien sind es sich sicher nicht. Das mit den Oberleitungen halte ich für einen Schildbürgerstreich.

    Warum ist das so? Die Technik ist doch ziemlich ausgereift und inzwischen auch sicher. Wäre auch besser als den Offshore-Windstrom teuer in den Süden zu leiten.

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 20:09

      Synthetische Kraftstoffe sind deutlich teurer als fossile Brennstoffe, weil sie noch energieintensiv erzeugt werden müssen und der Markt noch vergleichsweise klein ist. Doch dies einfach fortzuschreiben und – so meine Kritik – sehr einseitig auf E-Mobilität zu setzen, halte ich für fahrlässig. Ich stimme Ihnen zu, für die Überwindung großer Distanzen (wozu auch der Flugverkehr zählt) werden uns batteriebetriebene Motoren nicht weiterbringen. Dazu bedarf es eines anderen Energiespeichermediums.

      • Hias 1. Oktober 2019, 10:39

        Nunja, E-Mobilität ist aufgrund des hohen Wirkungsgrades des Elektromotors halt für viele Anwendungen die sinnvollste Anwendung. Daher bin ich beim Wasserstoffauto skeptisch. Höchstens vielleicht für LKWs die größere Entfernungen fahren.
        Wenn man tatsächlich in Sachen Klimaschutz schnell vorankommen will, dann wäre ein Zwangsumstieg auf synthetisches Kerosin mE nach das Mittel der Wahl. Im Luftfahrtbereich wird es in den nächsten Jahrzehnten wohl keine batterieelektrischen Flugzeuge für die Langstrecke geben und aufgrund der Einsatzhöhe ist der CO2 Ausstoß da oben auch extrem problematisch.

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:55

          Die Möglichkeiten der Batterie sind schon heute sehr weitreichend ausgereizt. Und da wir bei Reichweite sind: damit ist der batteriebetriebene Antrieb für den Transport über größere Strecken ungeeignet.

          • Marc 1. Oktober 2019, 12:31

            Wow, die Batterie-Technologie ist ausgereizt, aber zur Klimabekämpfung stehen uns mit tausendprozentiger Sicherheit die tollsten High-Tech-Revolutionen bevor!

            Da ist es doch wirklich toll, dass die Ökonomen ihren Blick in die Glaskugel so geschärft haben, wie sie es bei ihren Prognosen im eigenen Fachbereich, wie dem Mindestlohn-Horror oder der Hyper-Inflations-Hysterie, schon immer so punktgenau getroffen haben.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 14:47

              Einfach auf die Wissenschaftler hören:
              Alle Batterieexperten sind sich darin einig, dass es eine für jede Anwendung optimale Superbatterie niemals geben wird. Denn nicht alle Eigenschaften einer Batterie lassen sich parallel verbessern. Bei manchen Parametern sorgen die Gesetze der Physik für unvermeidliche Zielkonflikte. So geht die Möglichkeit für schnelles Aufladen immer zulasten der Batterielebensdauer.

              Für die Kapazität von Batterien gibt es zudem theoretische Obergrenzen, die sich grundsätzlich nicht überwinden lassen. Wenn man bis zur Ebene der Quantenphysik hinuntergeht, dann sei noch ein Faktor fünf bei der Steigerung der Leistungsfähigkeit von Batterien denkbar, sagt der Physiker André Thess, Direktor des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik.

              Er geht allerdings davon aus, dass in der Praxis nur noch ein Faktor zwei erreicht werden kann, also eine Verdopplung der heutigen Kapazität. „Damit wäre allerdings das Ende der Fahnenstange erreicht“, bestätigt Professor Armin Schnettler, der Energieforschungschef bei der Firma Siemens. Asiatische Hersteller haben angekündigt, solche Batterien ab Mitte des kommenden Jahrzehnts ausliefern zu wollen.

              Bisher dachte ich, der Sinn eines höheren Stundenlohns sei es, das eigene Einkommen zu steigern. Und ich dachte, stark steigende Mieten seien Ausdruck von Inflation. Ich Dummerle!

              • Marc 1. Oktober 2019, 22:15

                Zum Glück spielen beim Verbrenner physikalische Gesetzmäßigkeiten keine Rolle, ansonsten hätte es in den letzten mehr als hundert Jahren keinen technologischen Fortschritt gegeben…

                Die Kapazitätsausweitung ist nur ein Faktor der Batterie-Technologie, der entscheidendere ist das Verhältnis Ressourceneinsatz zu Kapazität, um kostengünstig produzieren zu können. Dazu benötigt man aber ein Grundverständnis der Wirtschaft. In dieser Frage steht die Batterie-Technologie am Anfang. Wer anderes behauptet, hat keinerlei Ahnung.
                Daneben gibt es noch zahlreiche andere technologische Fragestellungen, wie Recycling der Batterien, Miet- oder Tauschsysteme, Feuerschutz, spezifische Lösungen für Nischenprodukte, usw usf.
                Vielleicht können sie wenigsten die Tatsache erkennen, dass ich ihre eingleisige Sichtweise nicht teilen kann.

          • Hias 2. Oktober 2019, 23:56

            Die Möglichkeiten der Batterie sind schon heute sehr weitreichend ausgereizt. Und da wir bei Reichweite sind: damit ist der batteriebetriebene Antrieb für den Transport über größere Strecken ungeeignet.

            Abwarten. Ich habe gerade erst in einer Branche gearbeitet, da haben die Experten auch ständig was von ausgereizt und Ende der Entwicklung erzählt. Es kam anders.
            Zum batterieelektrischen Antrieb: Die Reichweite reicht für 70-80% der Anwendungen bei den PKWs völlig aus. Aber das Manko ist das Gefühl, dass man mit dem Auto nicht mehr überall hinkommt (das subjektive Freihheitsgefühl). Deswegen kauft man sich vorerst keinen elektrischen Familienwagen.
            Dann ziehen wir die Dienstwägen von Repräsentaten (wie Ministern, Bischöfe, etc) ab, sowie eine Reihe von Vertrieblern und schon war es. Für den weit überwiegenden Teil, all die Lieferwägen, Dienstwägen, Zweit- und Drittautos, für den kommunalen Fuhrpark, etc, etc, reicht ein batterieelektrischer Antrieb voll aus.
            Und jetzt kommt der Clou: Er wird sich auch aus wirtschaftlichen Gründen durchsetzen. 200-300 Bauteile versus 1200-1300 Bauteile bei einem Verbrenner sprechen eine deutliche Sprache. Und vieles davon sind Verschleißteile. Ich gehe davon aus, dass mit dem Angriff von VW die Preise purzeln werden und dann wirds erst richtig losgehen,

            • Stefan Pietsch 3. Oktober 2019, 10:36

              Abwarten. Trotz nun schon jahrelanger Versuche lassen sich Elektrofahrzeuge nur mit hohen Subventionen oder politischer Repression in den Markt drücken. Ich lese auch nur skeptische Berichte von Physikern über die Möglichkeiten der Batterie. Denn auch in anderen Bereichen – denken Sie an Ihr Handy – waren die Entwicklungssprünge der letzten 5-8 Jahre doch eher überschaubar. Forscher und Entwickler stehen damit unter Rechtfertigungsdruck und sie verweisen unisono auf physikalische Grenzen. Das nehme ich als gegeben, schließlich war ich in Physik und Chemie nicht so gut. Zahlreiche Tests von Journalisten, die der Technologie durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen, zeigen in Selbstversuchen, dass es höchst problematisch ist, mit einem Stromer Distanzen von über 150 km zurückzulegen. Man muss alles im Blick haben: von der Geschwindigkeit, der Heizung, der Klimaanlage, der Musikanlage, über das Ladenetz bis hin zur Außentemperatur. Wer will das?!? Auf absehbare Zeit, so die Branchenüberzeugung, wird das batteriegetriebene Auto etwas für Kurzstreckler und Vermögende bleiben. Entsprechend ist das Angebot an E-Autos: Kleinst- und Kleinwagen sowie Luxuskarossen um die 100.000€. Wenn Sie sich in einer der beiden Gruppen wiederfinden, werden Sie zufrieden sein und ich werde Ihnen nicht widersprechen.

              Wir haben, so war auf der IAA zu hören, heute schon Engpässe bei der Batterieerstellung. Der Markt ist fast naturgegeben von der Anbieterseite monopolisiert bei gleichzeitig stark wachsender Nachfrage. So wie ich das auf der Uni gelernt habe, sind das nicht die besten Voraussetzungen für sinkende Preise.

              • Hias 3. Oktober 2019, 11:33

                Die bisherigen Modelle sind nichts anderes als Feigenblätter und kleinere Piloten. Die einzigen, die ernsthaft Elektroautos entwickelt haben sind chinesische Konzerne, Streetscooter und Tesla. Und obwohl die alle massive Probleme haben, werden die ihre Autos los. Erst wenn ein echter Automobilkonzern mit seiner ganzen Prozess- und Projekterfahrung hier massiv einsteigt, würde ich urteilen. Schauen wir mal, wie sich VW und besonders der neue ID.3 und der neue E-Up entwickelt. Ich tippe auf Erfolg!

                Ob die Batterie ausgereift ist, oder nicht ausgereift ist, keine Ahnung. Warten wir mal ab, da fließt soviel Geld in diese Entwicklung rein, da kann es schnell zu interessanten Entdeckungen kommen. Aber das ist auch egal. Die 150-200 km reichen für einen Zweitwagen vollkommen aus, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Der Preis ist aktuell das Problem, aber der wird massiv sinken!

                Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht unbedingt ein E-Auto-Fan. Aber ich habe gerade erst einen Technologiewandel in einer anderen Branche mitgemacht und ich erkenne da Parallelen. Da hieß es auch, das neue elektronische Produkt passt nicht für alles, ist nicht gut genug, wird nur eine Nische bleiben, das gibt es physikalische Hürden, etc, etc. Es kam anders und zwar in einer so rasend schnellen Geschwindigkeit, dass innerhalb von 5 Jahren von dein einstigen Branchengrößen heute keiner mehr in der Branche aktiv ist.
                Der entscheidende Punkt war, dass das neue elektronische Produkt über die TCO günstiger war als das alte, trotz schlechterer Performance und höherer Anfangskosten. Und ähnliches sehe ich langsam auch bei den E-Autos.

                • Stefan Pietsch 3. Oktober 2019, 12:00

                  Die übliche Entwicklung von neuen Märkten und Technologien sieht so aus, dass zuerst sehr hochpreisige Produkte angeboten werden. Trendsetter und die oberen 10.000 wollen hipp sein. Mit der Zeit triggert das durch, Mittelschicht und Geringverdiener können sich zunehmend das neue Produkt leisten. Die E-Mobilität besteht ja schon länger, ihre Verfechter werden nicht müde, auf Norwegen zu verweisen. Auf dem größten Automarkt der Welt müssen Produzenten zwingend E-Stromer anbieten. Angesichts der Menge an Modellen auf dem Weltmarkt hätten insbesondere asiatische Anbieter längst in den europäischen Markt durchtriggern müssen. Hinzu kommt, dass zwar längst auch Kleinstwagen mit Elektromotor angeboten werden, nicht jedoch Fahrzeuge für die Breite.

                  Beim i3 hätte ich auch auf Markterfolg getippt. Die Realität: das Modell wird nach 6 Jahren eingestellt. So schreibt sich Misserfolg. Seitdem bin ich vorsichtig.

                  Die meisten Leute (ich z.B.) wollen heute keinen Zweitwagen, sondern einen Erstwagen. Ich beschäftige mich auch immer wieder mit den Alternativen. Tesla X und Jaguar iPace sind mir weit zu teuer, zudem fiel der neue Audi jetzt im Test nicht positiv auf – vorsichtig ausgedrückt. Und das ist eine Auto für über 80.000€! Ich lebe im ländlichen Raum mit 40-50 km Entfernung zur Metropole Frankfurt samt großem Rhein-Main-Gebiet. Meine ehemalige Studentenstadt, in die wir noch öfters fahren, liegt 130 km entfernt. Für all diese Gewohnheiten wäre ein E-Auto keine gute Alternative. Kann man machen, doch Vorzüge ergeben sich nicht, dafür aber einige Nachteile. Das sind keine Kaufargumente.

                  P.S.: wir können gerne wetten und ziehen in 3 Jahren einen Strich.

                  • Hias 4. Oktober 2019, 12:04

                    Die übliche Entwicklung von neuen Märkten und Technologien sieht so aus, dass zuerst sehr hochpreisige Produkte angeboten werden. Trendsetter und die oberen 10.000 wollen hipp sein. Mit der Zeit triggert das durch, Mittelschicht und Geringverdiener können sich zunehmend das neue Produkt leisten. Die E-Mobilität besteht ja schon länger, ihre Verfechter werden nicht müde, auf Norwegen zu verweisen. Auf dem größten Automarkt der Welt müssen Produzenten zwingend E-Stromer anbieten. Angesichts der Menge an Modellen auf dem Weltmarkt hätten insbesondere asiatische Anbieter längst in den europäischen Markt durchtriggern müssen. Hinzu kommt, dass zwar längst auch Kleinstwagen mit Elektromotor angeboten werden, nicht jedoch Fahrzeuge für die Breite.

                    Naja, der Nissan Leaf dürfte wohl in diese Kategorie fallen und 400.000 verkaufte Einheiten in 10 Jahren sind jetzt nicht gerade wenig. Aber ansonsten haben Sie Recht. Es fehlt noch der E-Käfer sozusagen.
                    Und keine Ahnung, was alle immer mit Norwegen haben. Die Zukunft des Automobils wird in China entschieden. Für nahezu alle Hersteller ist China aufgrund seiner Größe und seiner Profitabilität der wichtigste Markt. Und die Zahlen da sind eindeutig:
                    https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroauto-absatz-anteil-in-norwegen-und-niederlande-waechst-rasant-a-1277612.html

                    Beim i3 hätte ich auch auf Markterfolg getippt. Die Realität: das Modell wird nach 6 Jahren eingestellt. So schreibt sich Misserfolg. Seitdem bin ich vorsichtig.

                    Hm, 150.000 verkaufte Einheiten in ca. 6 Jahren würde ich jetzt nicht als Misserfolg bezeichnen, gerade für ein Auto, das so offensichtlich dem BMW-Image widerspricht. Mir scheint eher, dass der BMW-Vorstand noch nicht so Recht weiß, wie er weiter vorgehen soll.

                    Die meisten Leute (ich z.B.) wollen heute keinen Zweitwagen, sondern einen Erstwagen. Ich beschäftige mich auch immer wieder mit den Alternativen. Tesla X und Jaguar iPace sind mir weit zu teuer, zudem fiel der neue Audi jetzt im Test nicht positiv auf – vorsichtig ausgedrückt. Und das ist eine Auto für über 80.000€! Ich lebe im ländlichen Raum mit 40-50 km Entfernung zur Metropole Frankfurt samt großem Rhein-Main-Gebiet. Meine ehemalige Studentenstadt, in die wir noch öfters fahren, liegt 130 km entfernt. Für all diese Gewohnheiten wäre ein E-Auto keine gute Alternative. Kann man machen, doch Vorzüge ergeben sich nicht, dafür aber einige Nachteile. Das sind keine Kaufargumente.

                    Stimmt, wie gesagt, es fehlen die Fahrzeuge für die breite Masse. Aber ich denke mal, es ist nur eine Frage der Zeit.
                    Und was die Vorzüge angeht. Ich bin kein Auto-Experte (hab ja selber keins), aber die deutliche geringere Anzahl von verbauten Teilen scheint mir ein echter Pluspunkt zu sein, zumindest über die Laufzeit:
                    https://ecomento.de/2018/07/24/643-738-kilometer-in-teslas-elektroauto-limousine-model-s/

                    • Hias 4. Oktober 2019, 12:05

                      Achja, da war doch was mit Wetten.
                      Über was genau wollen Sie denn wetten?

                    • Stefan Pietsch 4. Oktober 2019, 12:39

                      Intern galt der i3 nicht als Erfolgsmodell, die Erwartungen waren weit höher. Von daher war die Einstellung konsequent, wenn ich das auch bedauere. Das Konzept fand ich nämlich richtig gut. Aber: der Wagen ist vergleichsweise hoch, die Proportionen sind alles andere als BMW-like.

                      Die Frage ist doch: warum gibt es nicht den „E-Käfer“? Alle finden in öffentlichen Bekundungen die E-Flitzer toll, unzählige Hersteller bauen inzwischen auf den Batterieantrieb. Und am Ende ist die Modellauswahl dann doch begrenzt und die Erfolge kaum messbar. Irgendwo sitzt der Wurm. Ich meine, ich weiß, warum ich mich trotz prinzipiellem Interesse gegen ein E-Auto entscheide. Ich fürchte, die meisten wissen es im Grunde auch.

                      VW verkauft derzeit rund 11 Millionen Autos weltweit. Bis 2025 will man bis zu 3 Millionen E-Fahrzeuge in Serie in den Markt bringen. Für 2020 hat man sich das Ziel von 100.000 Stück der Modellreihe ID gesetzt. Faires Angebot: wenn VW mehr als 90.000 Stück im nächsten Jahr absetzt, haben Sie gewonnen. Jetzt müssen Sie nur noch Ihren Einsatz vorschlagen.

                    • Hias 8. Oktober 2019, 18:55

                      VW verkauft derzeit rund 11 Millionen Autos weltweit. Bis 2025 will man bis zu 3 Millionen E-Fahrzeuge in Serie in den Markt bringen. Für 2020 hat man sich das Ziel von 100.000 Stück der Modellreihe ID gesetzt. Faires Angebot: wenn VW mehr als 90.000 Stück im nächsten Jahr absetzt, haben Sie gewonnen. Jetzt müssen Sie nur noch Ihren Einsatz vorschlagen.

                      Das sind jetzt aber nicht die drei Jahre, die sie oben angekündigt hatten.
                      Verkaufen würden sie die 90.000 wohl weltweit, ich bezweifle aber, dass sie bereits 2020 die 90.000 E-Autos zum Kunden kriegen. Die erste Serienproduktion soll ja erst im November in Zwickau starten.
                      Ne, ich wette nicht, da ich denke, dass VW das so schnell nicht gewuppt kriegt.

                    • Stefan Pietsch 8. Oktober 2019, 21:54

                      Sie kneifen? Sie sind doch der Ansicht, I.D würde ein Erfolg. Den Erfolg definiert der Hersteller, nicht Journalisten.

                    • Hias 8. Oktober 2019, 23:33

                      Sie kneifen? Sie sind doch der Ansicht, I.D würde ein Erfolg. Den Erfolg definiert der Hersteller, nicht Journalisten.

                      Nun, das Model 3 von Tesla ist auch ein Erfolg, dennoch hinkte man um über 6 Monate dem Zeitplan hinterher.

                      P.S.: wir können gerne wetten und ziehen in 3 Jahren einen Strich.

                      Sie wollten ursprünglich eine Bestandsaufnahme nach drei Jahren machen. Jetzt reden wir von der Massenproduktion innerhalb eines Jahres in einem Werk, wo bisher noch kein E-Auto vom Band gelaufen ist.

                      Was Sie hier anbieten ist keine Wette über den Verkaufserfolg eines E-Autos sondern über die Produktionskompetenz und den ehrgeizigen Ramp-Up-Plan eines Autokonzerns.

                    • Stefan Pietsch 8. Oktober 2019, 23:34

                      Machen Sie einen substantiierten Gegenvorschlag. Soll schließlich ein Spaß sein.

                    • Hias 9. Oktober 2019, 00:07

                      Okay, hier mein Gegenvorschlag:

                      In den drei großen europäischen Märkten (Deutschland, Frankreich und Großbritannien) wird der Marktanteil der BEV (batterieelektrischen Autos) im 2. Halbjahr 2021 über 10% bei den Neuzulassungen liegen und/oder es werden jeweils mehr als 100.000 Autos verkauft.
                      China würde ich rauslassen, da der Markt dort so massiv durch staatliche Eingriffe und Subventionen verzerrt ist.

                      Um große Geldsummen wette ich nicht. Ich biete drei Flaschen (Craft-)Bier von Brauereien, die sie nicht so leicht bekommen.

                    • Stefan Pietsch 9. Oktober 2019, 09:46

                      Ihre These war, der I.D würde ein Erfolg. Daran sollten wir uns anlehnen und nicht allgemein auf eine Menge anderer, höchst unterschiedlicher Märkte ausweichen. Wie gesagt, Sie waren der mit der forschen Behauptung. Jetzt verlässt Sie die Forschheit und gehen weit unter die Erwartungen des Herstellers?

                      Flasche guter Rotwein reicht, vorzugsweise aus Südamerika (Chile, Argentinien) oder Australien.

                  • Hias 10. Oktober 2019, 01:15

                    Ihre These war, der I.D würde ein Erfolg. Daran sollten wir uns anlehnen und nicht allgemein auf eine Menge anderer, höchst unterschiedlicher Märkte ausweichen. Wie gesagt, Sie waren der mit der forschen Behauptung. Jetzt verlässt Sie die Forschheit und gehen weit unter die Erwartungen des Herstellers?

                    Ah, okay, Sie wollen auf den I.D. raus? Okay, ja, ich denke, der könnte erfolgreich sein, aber ein Jahr ist zu forsch. Sagen Sie ne Zahl für Ende 2021 / 2022 an.

                    Flasche guter Rotwein reicht, vorzugsweise aus Südamerika (Chile, Argentinien) oder Australien.

                    Nunja, ich denke nicht, dass ich in Ihrer Liga diesbezüglich mitspiele. Aber gut, solange Sie nicht auf die oben genannten Kontinente bestehen, sollte sich da was finden lassen.

                    • Stefan Pietsch 10. Oktober 2019, 11:47

                      Nun gut, 300.000 I.Ds sollten in 2021 möglich sein, wenn man bis 2025 auf 3 Millionen kommen will. Der Vorlauf sollte reichen. So ein Wein kostet 12-15 Euro, wenn Sie lieber Bier mögen, kann ich Ihnen bei Gewinn (versuchen zu) besorgen. 🙂

                    • Hias 13. Oktober 2019, 23:04

                      Nun gut, 300.000 I.Ds sollten in 2021 möglich sein, wenn man bis 2025 auf 3 Millionen kommen will. Der Vorlauf sollte reichen. So ein Wein kostet 12-15 Euro, wenn Sie lieber Bier mögen, kann ich Ihnen bei Gewinn (versuchen zu) besorgen.

                      Hm, okay, der Vorlauf sollte tatsächlich reichen. Passt, ich schlag ein: VW wird 2021 mindestens 300.000 I.Ds verkaufen und ausliefern.

                      Und bezüglich Wetteinsatz: Ich trinke auch Wein und 12-15 Euro ist ein akzeptabler Einsatz. Bin ich dabei.

                    • Stefan Pietsch 13. Oktober 2019, 23:14

                      Deal! Freut mich – auch wenn ich nicht gewinnen sollte. 🙂 Ich mach‘ einen Eintrag im Kalender. Ist Ihre E-Mail korrekt?

                    • Hias 14. Oktober 2019, 18:58

                      Deal! Freut mich – auch wenn ich nicht gewinnen sollte. Ich mach‘ einen Eintrag im Kalender. Ist Ihre E-Mail korrekt?

                      Gut. Ja, die E-Mail-Adresse ist korrekt.

  • Ariane 30. September 2019, 20:36

    Wen kann es da verwundern, dass Verzichtsapologeten Hochkonjunktur haben? Wenn die Phantasie und die Lust an Neuem fehlt, hilft eben nur beten und Askese. So argumentiert eben die Fridays for Future Bewegung, die sich zu einem Gutteil technologie- und industriefeindlich gebärdet. Von Beginn an zählten Organisationen zu den wesentlichen Unterstützern, welche nur als kapitalismusfeindlich durchgehen.

    Ich verstehe diesen Gegensatz nicht, der da immerzu aufgemacht wird. Ich halte das auch für eine reine Nebelkerze. Es hat sich ja keiner hingesetzt und gesagt: „Nö, neue Technologien sind verboten und böse. Wir wollen NUR Verzicht und nix anderes.“
    Und andersherum lese ich zwar hier von dir oder Lindner oder anderen Kritikern irgendwas mit neue Technologie, aber das bleibt doch arg im Vagen. Bitte, dann fordert doch, mal eben mehrere hundert Milliarden in Wissenschaft und Forschung zu stecken. Aber selbst die paar Milliönchen, die im Klimapaket für neue Technologien stehen, werden von dir als Subventionsdschungel bezeichnet. Wenn du so auf Neuerungen stehst, müsstest du dir doch viel mehr davon wünschen!
    Für mich persönlich klingt das einfach so, als wenn die Kritiker der jetzigen Klimabewegung einfach auf ihren eigenen Erlöser warten, der mal flugs DIE Supererfindung aus dem Hut zieht, womit mal eben alles CO2 der Welt verschwindet. Aber klar, immer schön anderen Naivität und Weltfremdheit vorzuwerfen. *sfz*

    Für mich persönlich gehört sowieso beides zusammen. Neuerungen (ob nun zum Klimaschutz oder generell) entstehen quasi nie einfach so im luftleeren Raum. Schließlich brauchts dafür unfassbar viel Geld, Zeit, Know-How usw. Und das ganze wird nun mal am ehesten investiert, wenn eine Notwendigkeit besteht. Sei es, weil Verbote drohen oder jetzige Dinge zu teuer oder mühsam werden oder neue Märkte entstehen, weil die Leute umweltbewusster einkaufen. Also auch wenn man den Weg der Supererfindungen gehen will, scheint mir das nur möglich, wenn Notwendigkeiten, diese auch zu erfinden, geschaffen sind. Oder siehst du da wirklich gangbare Alternativen?

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 22:24

      Da schreibe ich vier Seiten plus meine rund 14-seitige Serie und Du verstehst nicht. Ich muss daran arbeiten, mich verständlicher zu machen.

      Du offenbarst, noch weniger Phantasie als ich zu besitzen. Eigentlich müssten junge Leute bei der Frage, wie wir klimaneutral werden könnten, eine Phantasie nach der anderen raushauen. Junge Leute müssen Spinner sein, Unmögliches denken können. Doch anscheinend herrscht in den Köpfen nur geistige Ebbe. Wir können aufs Fliegen verzichten, wir essen kein Fleisch mehr, wir fahren Fahrrad und pflastern das Land mit hässlichen Windmühlen zu. Wenn Du darin irgendetwas begeisternd Neues entdeckst, lass‘ es mich wissen. Jeder James Bond-Film ist überraschender. Ich bin Finanzmensch und Analytiker. Von denen darf man eigentlich Phantasie am wenigsten erwarten.

      Der größte Unsinn ist, wir gießen irgendwo viel Geld rein und unten kommen Innovationen heraus. Weder Bill Gates noch Steve Jobs hatten viel Geld. Sie haben viel Geld gemacht, das ist etwas anderes. Innovationen kommen auch nicht auf Knopfdruck. Nur bei einem kannst Du sicher sein: wenn wir Millionen bestens ausgebildeten Menschen die Gelegenheit geben, jenseits der ausgetretenen Pfade zu denken und ihnen nur verbieten, über Verbote nachzudenken, wird innerhalb von 30 Jahren sicher etwas Vernünftiges dabei herum kommen. Okay, den deutschen Jugendlichen müssen wir noch das Wärmekissen unter dem Hintern wegziehen.

      Was Du nicht verstehst: der Staat sollte nach meiner Überzeugung einfach nur vorgeben (am besten in 5 oder 10 Jahresschritten) wie viel CO2 noch emittiert werden darf und Schluss. Wie das erreicht wird, ob durch Neues, durch Verzicht oder Selbstmord, ist allein den Bürgern überlassen. Ist das wirklich schwer?

      • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 06:21

        Und wer finanziert die Spinnereien, die junge Menschen sich ausdenken?
        Ach ja, wenn überhaupt der Staat. Über Investitionsfonds oder so was.

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 09:51

          Investoren hungern nach tollen Ideen, die sich in Millionen und Milliarden umsetzen lassen. Der Staat ist der letzte, der hier helfen kann.

          Jetzt kommt raus: Condor muss für den Staatskredit über 380 Millionen Euro eine 10%ige Bearbeitungsgebühr von 3,8 Millionen Euro bezahlen. Dazu kommt ein Zinssatz von 7-11 Prozent per annum und Vorzug vor allen Gläubigern im Insolvenzverfahren. Das sind Wucherkonditionen, die der Staat niemanden sonst durchgehen lassen würde.

          • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 10:54

            Deine ideologische Verbohrtheit in allen Ehren, aber die Antwort besteht in einer Reform und Verbesserung, nicht in einer Abschaffung.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:57

              Wenn Du ein höchst ambitioniertes Ziel erreichen willst, kommst Du mit „Reform“ nicht hin.

  • cimourdain 30. September 2019, 21:20

    Da Sie immer wieder die Innovationsfeindlichkeit Deutschlands und die Verweigerung der Jugend, die Zukunft durch Technologie zu gestalten, postulieren, hier konkrete Zahlen dazu:
    https://www.epo.org/news-issues/news/2018/20180307_de.html
    https://www.jugend-forscht.de/presse/pressemitteilungen/archiv/jugend-forscht-2019-erneut-mehr-als-12-000-anmeldungen-bei-deutschlands-bekanntestem-nachwuchswettbewerb.html

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 22:12

      Was wollen Sie damit belegen? Fakt ist, der Wille von Deutschlands Jungakademikern, sich selbständig zu machen, ist auf einem historischen Tief, so eine Meldung der letzten Wochen. Wie wollen wir besonders innovativ werden, wenn wir den sicheren Arbeitsplatz bevorzugen?

      Schau‘ ich mir Berlin an und vergleiche ich es mit Tel Aviv, ist festzustellen: Israel haut eine neue marktgängige Technologie nach der anderen raus. Und noch etwas: Patente sagen noch nichts über die Innovationskraft aus, die sich erst am Markt bewährt.

      • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 06:20

        Meinst du das nächste Antibiotikum wird in einer Start-Up-Klitsche hergestellt oder was? Du und deine Startup-Romantik.

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:12

          Wenn jemand eine tolle Idee hat, dann wird er die üblicherweise über ein eigenes Unternehmen versilbern wollen. Okay, deutsche Jungakademiker erwarten heute, dass ein Großkonzern ihnen eine Million für etwas Unausgegorenes bezahlt. Stefan, mach‘ mal die Augen auf und nehm‘ was auf Dein CO2-Account. Ich war Anfang des Jahrtausends in Tel Aviv, damals war die Stadt mit ihren unzähligen kleinen Unternehmen und dem sprühenden Leben an dem weitläufigen Strand bereits faszinierend. Inzwischen hat die Metropole nochmals zugelegt, wie ich in den letzten Monaten feststellen konnte.

          Als die Brüder Maxim und Raphael Nitsche ihre Idee für die Mathe-App hatten, gingen sie nicht zuerst zu Google, sondern entwickelten und brachten auf den Markt. Und danach machten sie große Kasse. So funktioniert das!

          In Deutschland erwarten junge Absolventen, dass ihnen ein Wirtschaftsriese ein 100.000 Euro-Gehalt bietet und sie sich bei ausgeglichener Work Life Balance Gedanken über die Weltläufe machen können. Was bei uns junge Menschen verbrechen, sind Ideen für die Beschränkung des Flugverkehrs und Verbot von Kreuzfahrten. Dafür zahlt kein Mensch etwas. Statt sich Gedanken über neue Produkte und innovative Dienstleistungen zu machen, hängen Teenager und solche, die es noch sein wollen, auf Demos ab, wo sie ihren Fleischverzicht anpreisen, während in den USA kluge, profitgeile Unternehmer fleischlose Burger entwickeln, die einen Hype entfesselt haben. Wir investieren Jahre an Zeit zu überlegen, was wir alles verbieten können, um etwas fürs Klima zu tun. Sorry, das ist nur krank! Bis Menschen auf solche Gedanken kommen, müssen sie schon sehr satt sein.

          In einem meiner Lieblingsfilme von Frank Capra („Ist das Leben nicht schön?“) spricht James Stewart in der Figur des George Bailey von der Sehnsucht, in die Welt hinauszugehen, zu entdecken und tolle Brücken zu bauen. Wenn ich heute den Schnarchnasen auf den FFF-Demos zuhöre, wollen sie vor allem auf dem heimischen Sofa liegen und eine gute Serie schauen.

          Es ist bezeichnend, dass ein Lehrer sich nur noch für den Verzicht begeistern kann, aber nicht für die Ideen, die gerade junge Leute doch hervorbringen müssten. Mach‘ doch in Deiner Klasse mal einen Test: in einer Hausarbeit sollten Deine Schüler völlig neue Ideen (nicht Elektroauto und so) zusammentragen, wie sie sich eine klimareine Zukunft vorstellen -welche neuartigen Produkte und Dienstleistungen sie dafür schaffen würden. Komponenten wie Verbot und Verzicht sind nicht erlaubt. Ich wäre neugierig über das Brain Storming, fürchte aber, die heutigen Schüler denken bereits zu stromlinienförmig.

          • Ralf 1. Oktober 2019, 10:26

            Sie würden wohl auch einem Schuldner, der tief in den roten Zahlen steht und der nur noch zwei Monate bis zur Pfändung hat raten, nicht sein Geld zu sparen, um seine Schulden doch noch rechtzeitig zurückzahlen zu können, sondern sein komplettes Einkommen in irgendwelche hochriskanten Investitionen zu stecken, im Gottvertrauen darauf, dass die schon irgendwie rechtzeitig genug abwerfen werden, um die Entschuldung zu ermöglichen.

            Neunundneunzig von hundert so Beratenen werden in ihr Unglück rennen. Die junge Generation von heute weist diesen Irrsinn zurecht zurück. Denn die wollen erst noch so alt werden wie Sie und auch in 70 Jahren noch einen Planeten haben, den sie ihren eigenen Kindern hinterlassen können.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:34

              Ich verrate Ihnen etwas: wir haben länger als zwei Monate zu leben und auch in 200 Jahren wird es aller Wahrscheinlichkeit nach Milliarden von Menschen auf diesem Erdball geben. Ihr Problem beim Verständnis scheint zu sein, dass Sie sich völlig falsche Vorstellungen machen.

              Sie bleiben erstaunlicherweise an einer Stelle immer ruhig: wenn ich Sie frage, wie Sie das Ziel der Emissionsneutralität im Jahr 2050 erreichen wollen. Sie wollen ja bekanntlich das Fliegen nicht verbieten, sondern nur einschränken. Gleiches gilt für das Auto, für das Essen usw. Dann entsteht immer noch sehr viel CO2. Das halte ich für unverantwortlich ambitionslos.

              • Ralf 1. Oktober 2019, 10:40

                “Ambitionslos” aus dem Mund von jemandem zu hören, der im Gottvertrauen auf noch zu erfindende Wundertechnologien setzt, ist unfreiwillig komisch …

                • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:56

                  Komischer ist doch, wenn jemand ein Ziel ausgibt, aber keine Ahnung hat, wie er da hinkommen soll außer der Idee, ein paar kleine Trippelschritte zu unternehmen.

                • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 10:58

                  Ohne Scheiß.

          • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 10:57

            Egal wie oft du es wiederholst, ich begeistere mich nicht für Verzicht. Ich sehe seine Notwendigkeit ein. Das war bei dir und deinesgleichen noch hoch im Kurs, als der Verzicht andere traf. Dein Kommentar zeigt ja auch, dass du mit Verzicht kein Problem hast, solange nur andere verzichten müssen. Work-Life-Balance? Ordentliche Gehälter? Sichere Jobs? Sollen die Jungen alle drauf verzichten. Hauptsache, du musst nicht verzichten und kannst weiter dein SUV in die Innenstadt fahren. Ganz große Klasse. Egoismus, verkleidet als Lösung.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 11:15

              Egoismus, verkleidet als Lösung.

              So sind die meisten guten Dinge auf dieser Welt entstanden. Schon die großen Maler wollten nicht einfach Auftragsarbeiten erledigen, sondern ihre eigenen Bosheiten über die Herrschenden unters Volk bringen.

              Ich finde Verzicht nicht erstrebenswert. Wüsste nicht, wo ich so etwas je vertreten hätte. Im Gegenteil: ich trete dafür ein, dass jeder Mensch das Optimum aus seinen Möglichkeiten macht und damit der Gesellschaft etwas zurückgibt. Wenn wir zuviel fressen, ist das nicht gut, sondern schädlich. Wenn wir Wälder abfackeln, nur weil das so schön brennt, ist das nicht gut. Aber: ich liebe Schokolade und generell Süßigkeiten. Ich weiß, dass das nicht gesund ist, also suche ich anderweitig Ausgleich. Ich möchte, dass jeder Mensch beim Klimaschutz die Freiheit (schönes Wort!) hat, selbst zu entscheiden, ob, wieviel und wo er sich klimanützlich verhält. Es interessiert allein (!) das Ziel und das Ergebnis, nicht der Weg dahin. Von dieser Art von Freiheit sind wir in unserem Denken Lichtjahre entfernt.

              Work Life Balance ist eine Beschreibung, wie ich mein Leben verbringe. Damit, nur an mich zu denken oder mein Leben produktiv einzusetzen. Das ist keine Wertung, brauchst nicht draufzuspringen. Aber wer propagiert (jetzt kommt die Wertung), vor allem was von seinem Privatleben haben zu wollen, aber hohe Gemeinschaftseinzahlungen fordert, ist nichts anderes als ein Egoist und Heuchler. Ein gutes, ja, hohes Gehalt muss man sich verdienen. Das funktioniert nicht auf dem Weg „Ich möchte gern 20% mehr“.

              Du entscheidest Dich heute, das neuste Handy zu kaufen und Deine Bankgeschäfte in der Filiale abzuwickeln. Und nächstes Jahr hältst Du moderne Smartphones für dekadent und machst Deine Überweisungen nur noch am Computer. Und dann stellst Du Dich hin und redest von „sicheren Jobs“. Du lieferst nicht die Voraussetzungen für sichere Jobs. Du streitest für E-Autos und dann sind Dir die Beschäftigten, die sich in der Zuliefererindustrie mit Abgasanlagen beschäftigt haben, egal. Aber sichere Jobs, klar.

              Ich muss keinen SUV fahren. Aber ich möchte die Möglichkeit haben, ihn fahren zu können. Worauf ich keinesfalls mehr verzichten möchte in diesem Leben ist Reisen und die Welt erkunden.

              • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:18

                DU HAST DAS IM POST VORHER VERTRETEN. EXPLIZIT. Du forderst permanent Verzicht ein. Weniger Gehalt, weniger Sicherheit, weniger Sozialleistungen. Alle sollen verzichten, nur halt auf Sachen, die dir egal sind oder die du ablehnst. Mit dieser Moralisiererei bist du keinen Deut besser oder anders als die, die zum Verzicht auf Flugreisen aufrufen. Wir sind nur ehrlich und erheben nicht ständig den Zeigefinger.

                • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:30

                  Lieber Stefan: nein, ich fordere das nicht. Das einzige, was ich fordere, die Konsequenzen der eigenen Politik zu akzeptieren. Wenn Du etwas Gegenteiliges findest, gebe ich Dir einen aus.

                  • Ralf 1. Oktober 2019, 19:40

                    Und wir fordern nichts anderes als die Konsequenzen der eigenen Politik zu akzeptieren. Dass der Klimawandel kommt, ist seit 30 Jahren bekannt. Dass es dramatisch wird, ist ebenfalls lange, lange bekannt. Hätten wir vor 30 Jahren angefangen mit unseren Anpassungen, dann wären jetzt nicht plötzlich so viele Einschränkungen auf einmal nötig und der ganze Übergang in eine CO2-freie Wirtschaft wäre viel sanfter abgelaufen. Unsere Politik hat sich aber für das Gegenteil entschieden. Unsere Politik hat 30 Jahre lang geschlafen. Und jetzt kriegen wir die Rechnung präsentiert.

                    Zeit also, dass wir – entlang Ihrer Logik – die Konsequenzen für unser politisches Versagen tragen. Und nebenbei bleibt uns auch gar nichts anderes mehr übrig.

                    • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:43

                      Unsere Politik hat sich aber für das Gegenteil entschieden. Unsere Politik hat 30 Jahre lang geschlafen. Und jetzt kriegen wir die Rechnung präsentiert.

                      Sagen Sie das bei der Rente auch?

                      Ich warte immer noch auf Ihren Weg, emissionsfrei zu werden. Bisher machen Sie ja nur Vorschläge / Vorschriften, wie man aus Ihrer Sicht ein Stück weit kommt. Wenn Sie so dick auftragen, wundert es, dass Sie so um die Antwort verlegen sind.

                    • Ralf 1. Oktober 2019, 19:45

                      Aus der Tatsache, dass Sie mal wieder das Thema wechseln, darf ich wohl schließen, dass Ihnen die Argumente ausgehen.

                    • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:51

                      ??? Wieso wechsle ich das Thema? Ihr Punkt war das langfristige Versäumnis. Ich bezweifle, dass Sie so denken. Abgesehen davon, dass das gravierende Problem in den letzten 30 Jahren entstanden ist – durch das Aufkommen von China und Indien. Beide Staaten wurden in den letzten 30 Jahren bei den Vereinbarungen wie z.B. dem Kyoto-Protokoll geschont. Das hat man inzwischen als Fehler erkannt. Die Korrektur verzögerte das Folgeregime zu Kyoto. Das ist die Wahrheit.

                      Wenn die USA in dem bisherigen Tempo ihre Emissionen reduzieren wie in den vergangenen 20 Jahren, werden sie problemlos das Ziel in 2050 erreichen. Kein Grund zur Hektik. Deutschland dagegen hat in den letzten 20 Jahren viel Mist gebaut, ich hab’s aufgezählt. Doch das ist die Politik, die die Grünen lediglich verschärfen wollen. Sagen Sie mir doch mal etwas Originelles, ich warte so sehnsüchtig darauf!

                  • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 23:18

                    Das fordere ich von dir auch. Aber du weigerst dich konstant die Konsequenz zu akzeptieren, dass nichts gegen den Klimawandel unternommen wird, wenn wir deiner Politik folgen. Da folgt viel Handwedelei und naive Hoffnung auf den alles regelnden Markt.

                    • Ralf 1. Oktober 2019, 23:22

                      Dass der Strategie folgend rein garnichts gegen den Klimawandel unternommen werden wird, ist sonnenklar. Die einzige Frage, die bleibt, ist ob das für die, die das so laut anpreisen, ein Bug oder ein Feature ist.

          • derwaechter 1. Oktober 2019, 18:43

            Als ob in Deutschland nur Schnarchnasen unterwegs wären und in den USA alle Jugendlichen kleine, geile Firmen aufmachen.
            In den USA wird doch auch über die faulen Millenials geklagt.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:11

              Doch, es sind vor allem Schnarchnasen unterwegs, das bestätigen Studien regelmäßig:

              Die meisten Deutschen sind einer Umfrage zufolge der Ansicht, dass man Unternehmertum lernen kann. Trotzdem können sich in kaum einem Land weniger junge Menschen vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

              Das war 2014. Fünf Jahre später ist es, so eine aktuelle Studie, noch schlechter geworden.

              Egos ohne entsprechendes Können:
              39 Prozent nannten „unrealistische Karriereerwartungen“ als häufigste Schwäche der jungen Akademiker. Viele Uniabsolventen haben anscheinend übergroße Egos und stellen sich ihre Zukunft etwas zu rosig vor. Erstmal sollte man sich aber lernbereit zeigen und Leistung bringen.

              Wie würden Sie das anders umschreiben?

              • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:27

                Falsche Erwartungshaltung der Arbeitgeber, würde ich sagen. Topp ausgebildete Leute gibt es halt nicht zum Discounterpreis, auch wenn Vorgesetzte das nie einsehen wollen.

                • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:45

                  Klar, es sind immer die Arbeitgeber schuld. Es gibt einen internationalen Preis für Akademiker. Ich würde in Italien oder Frankreich nicht mehr verdienen, in den USA ein Stück weit. Aber da sind ja die meisten nicht bereit, die negativen Kosten in Kauf zu nehmen.

              • derwaechter 1. Oktober 2019, 22:26

                Ich glaube da ist der Link falsch.

                Mein Punkt ist hier, wie so oft, deshalb lasse ich das ab jetzt sein, dass man nicht dermassen pauschalisieren sollte wenn die Zahlen das nicht hergeben. „Weniger“ heisst eben nicht keiner.
                Oder die zweite Statistik:
                Selbst wenn 39% diese falschen Erwartungen hätten, ist das immer noch eine Minderheit (wenn auch eine grosse) aus der man eben nicht behaupten kann das „die“ Jugend so und so…
                Richtig wäre tatsächlich: “ die Mehrheit der jungen Akademiker hat realistische Karriereerwartungen“.

            • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:24

              Über die junge Generation klagen ist seit jeher das liebste Plässier der alten Generation.

      • cimourdain 1. Oktober 2019, 20:49

        Israel ist ein interessantes Beispiel, welche externen Gesellschaftlichen Faktoren das Gründungsklima beeinflussen. In diesem Fall ist es die Armee – und zwar nicht nur als Kunde und Finanzier – ,die eine hervorragende Brutstätte für Gründungsideen liefert, indem Sie über drei Jahre junge Menschen in einem hochtechnisierten Umfeld zur Zusammenarbeit zwingt ( Kibbuzim funktionieren dort in geringerem Maß ähnlich). Bei uns entsteht eine Gründungsidee eher im BWL-Seminar, so dass diese gerne im Bereich Handel und Dienstleistung angesieldelt sind, z.B. Zalando, Leferheld, Flixbus…

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 21:18

          Eine interessante Theorie – mehr aber auch nicht. Neben IT ist Israel führend in der Agrarbewirtschaftung und entwickelt immer neue Technologien. Das hat wiederum wenig mit dem Militär zu tun. Auch die USA, besser Kalifornien, ist führend im IT-Bereich ohne besondere Nähe zum Militär.

          • derwaechter 1. Oktober 2019, 22:28

            Kalifornien ist witziger Weise wohl auch einer der Staaten mit den meisten Ge- bzw. Verboten in Sachen Umweltschutz, oder?

            • schejtan 2. Oktober 2019, 11:34

              Und fuer die USA vergleichsweise hohe Steuersaetze 🙂

  • Ralf 30. September 2019, 22:07

    Nicht allein die Bepreisung der Emissionen, sondern das Zusammenspiel mit der Bereitstellung von Alternativen haben erst dazu geführt, dass der Kohlendioxidausstoß des Landes gesunken ist.

    Also ich bin ja nun der letzte, der das „Klimapaket“ der Bundesregierung verteidigen will. Aber bezogen auf Ihren Punkt tut das Klimapaket genau das: Es versucht Alternativen anzubieten. Die Investitionen in die Bahn. Die geringere Besteuerung der Ticketpreise. Die steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Die Ladestationen für Elektroautos. Und so weiter. All diese Maßnahmen stellen Alternativen bereit zur Zahlung von CO2-emissionsassoziierten Zusatzkosten. Wir können eine lange Debatte darüber führen, ob das alles genug ist. Und der angepeilte CO2-Preis ist definitiv bei Weitem nicht hoch genug. Aber der Aufbau der Alternativen geht doch zumindest in die richtige Richtung.

    Das selbsternannte Herzstück des Klimapakets, die Bepreisung von Kohlendioxid, wird tatsächlich als Marktinstrument ausgeben. Dabei fehlt dem ausgegebenen Festpreis, ob dieser nun 10 Euro, 35 Euro oder 180 Euro beträgt, jeder marktwirtschaftliche Gedanke. Er ist nämlich das: fest.

    Fest ist der Preis überhaupt nicht. Er soll ja marginal steigen im Laufe der Jahre. Abgesehen davon kann man auch eine CO2-Steuer flexibel den Bedürfnissen anpassen. Dabei finde ich Ihr präferiertes Zertifikatemodell garnicht unsympathisch. Aber dieser fundamentale Unterschied zwischen den beiden konkurrierenden Ansätzen, auf den Sie immer wieder hinweisen, existiert nicht, wenn die Systeme vernünftig angewendet werden. Sowohl CO2-Steuer als auch Zertifikatehandel funktionieren über die selben Hebel: Die bewirken Verzicht durch Konsumverteuerung. Und sie befördern die Entwicklung von Alternativen, die nicht mit Zusatzkosten belastet sind, weil Konsumenten versuchen den Aufpreisen auszuweichen.

    Das Denken und der Innovationsgeist werden so verengt, dass auch in diesem Blog die Spartaner den Ton angeben. Das Gros der Klimaaktivisten hält es für undenkbar, dass Wirtschaft und Unternehmen innerhalb von 30 Jahren Technologien entwickeln, welche die Emissionen drastisch reduzieren und setzen daher ausschließlich auf einen extremen Konsumverzicht.

    Das gibt die Lage falsch wieder.

    So ziemlich jeder hier im Blog ist für umfangreiche Investitionen in die Erforschung grüner Technologien und CO2-emissionsarmer Produkte. Da rennen Sie bei allen offene Türen ein.

    Und es ist auch nicht so, dass irgendwer es hier für undenkbar hält, dass neue Technologien einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten könnten. Ich weigere mich lediglich diese neuen Technologien bereits voll einzupreisen, bevor überhaupt klar ist, ob sie jemals einsatzfähig sein werden. Oder ob sie rechtzeitig einsatzfähig sein werden. Bevor solch schöne alternative Technologien tatsächlich in der Realität existieren, müssen wir unser Handeln so ausrichten, dass wir die Klimawende auch ohne sie schaffen. Und trotzdem müssen wir in diese neuen Technologien investieren, in der Hoffnung, dass sie uns einen Teil der Bürde abnehmen werden. Und wenn diese Investitionen erfolgreich sind, werden wir selbstverständlich unseren Einschränkungskatalog relaxieren können. Ist ja nicht so, als ob sich die Menschen gerne für nichts einschränken. Aber noch sind wir nicht an diesem Punkt. Noch haben wir nicht das Recht die Haut des Bären zu verkaufen, bevor der Bär gefangen ist.

    Ansonsten schreiben Sie viel über die Technologiefeindlichkeit in Deutschland. Da ist vieles nicht falsch. Aber dass Wissenschaftler in Scharen ins Ausland gehen, hängt meiner Erfahrung nach nicht mit der Attitüde der deutschen Gesellschaft zusammen, sondern schlicht mit der Unterfinanzierung der deutschen Forschung. Die amerikanischen Top-Universitäten sind finanziell einfach besser ausgestattet und besitzen eine dramatisch bessere und modernere Infrastruktur. Da wird Forschung möglich, von der die Wissenschaftler hier nur träumen können. Und wer jung und motiviert ist und forschen will, wird natürlich von diesen Institutionen angezogen wie von einem Magneten.

    • Stefan Pietsch 30. September 2019, 22:45

      Aber bezogen auf Ihren Punkt tut das Klimapaket genau das: Es versucht Alternativen anzubieten.

      Geil. Haben wir in der Vergangenheit mit solcher Subventionitis Erfolg gehabt? Ist das Problem der DB zu wenig Geld? Der Bundesrechnungshof hat da wie bei der Bundeswehr so seine Zweifel. Eher scheint es so zu sein, dass beim Staatsunternehmen ein zu hoher Anteil an Pfeifen arbeitet.

      Fest ist der Preis überhaupt nicht.

      Natürlich ist der Preis fest. Egal wieviel CO2 emittiert wird, es bleibt bei 10€. Woran sollen Unternehmen wie Verbraucher merken, dass es am Ende zu viel ist? Kein vernünftiger Mensch handelt so, wenn er ein bestimmtes Ziel erreichen will. Was dann nur unterstreicht, dass ich das Entscheidende bei Ihnen vermisse: dass Sie ein Ziel (Emissionsfreiheit im Jahr 2050) erreichen wollen. Haben Sie schon mal an einer Tankstelle Benzin getankt? Wahrscheinlich nicht. Wenn es irgendwo auf der Welt eine Ölknappheit gibt, steigt ganz schnell bei der ARAL in Köln Lövenich der Preis für den Liter Super Benzin. Ganz erstaunlich. Schön wäre da tatsächlich ein Festpreis. 🙂

      Sowohl CO2-Steuer als auch Zertifikatehandel funktionieren über die selben Hebel:

      Was zeigt, Sie sind kein Ökonom. Zertifikatehandel ist eine Mengensteuerung, CO2-Abgabe eine Preissteuerung. Bei Cap & Trade wird die Menge in jedem Fall eingehalten, unklar ist, zu welchem Preis. Ist der Preis niedrig, ist alles bestens, die Maximalmenge wird mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschritten. Bei der Steuer wird die Obergrenze nur per Zufall eingehalten, der Preis bleibt jedoch gleich. Für das Klima ist eindeutig Alternative A besser.

      Das gibt die Lage falsch wieder.

      Ich habe von Ihnen in den letzten Monaten keine einzige Idee gehört, die nicht „Verbot“ oder „Verzicht“ beinhaltete. Und dabei sind Sie der Naturwissenschaftler.

      So ziemlich jeder hier im Blog ist für umfangreiche Investitionen in die Erforschung grüner Technologien und CO2-emissionsarmer Produkte. Da rennen Sie bei allen offene Türen ein.

      Wer soll das machen? Meinen Sie, Amerikaner oder Israelis machen am Jahresanfang einen gesellschaftlichen Plan: Hey, wir wollen mal in Umwelt investieren! Ist das Ihre Vorstellung?

      Und es ist auch nicht so, dass irgendwer es hier für undenkbar hält, dass neue Technologien einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten könnten.

      Gestern haben Sie Greta Thunberg noch anders verteidigt: wenn irgendetwas Neuartiges vom Himmel fällt, dann nehmen wir das natürlich. Aber wir sollten nicht darauf bauen. So ungefähr Ihre Verteidigungsrede. Das ist das Gegenteil von „wichtiger Beitrag“.

      Da wird Forschung möglich, von der die Wissenschaftler hier nur träumen können. Und wer jung und motiviert ist und forschen will, wird natürlich von diesen Institutionen angezogen wie von einem Magneten.

      Und warum gehen die dann ins Silikon Valley?

      • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 06:22

        Deine ideologische Verblendung mag dich blind dafür machen, aber staatliche Forschungspolitik hat eine Tonne an Innovationen hervorgebracht.

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:19

          Frage: Welche Ideen könntest Du morgen liefern, würdest Du heute 1000 Euro bekommen? Die besten Ideen kommen nicht auf Befehl und Knopfdruck. Sie lassen sich nicht anordnen oder planen. Viele Hype-Produkte unserer Zeit entstanden per Zufall. Einen meiner besten Artikel entwickelte im beim Kraftheben im Fitnessstudio.

          Wie gesagt, die atmest die Ideenluft genormter Phantasie.

          • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 10:57

            Ich überhaupt keine, ich bin kein Erfinder.

            • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 11:18

              Jeder Mensch hat Phantasien, jeder. Es ist allein die Frage, welche Zügel wir unserer Phantasie anlegen. Vielleicht schreibe ich mal was darüber. Ich selbst habe an mir kreative Dinge kennengelernt, die ich nie bei mir vermutet hätte, dazu fähig zu sein.

              Einfach dem Geist keine Fesseln anlegen. Verbote sind Fesseln.

              • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:19

                Als Poesie-Albums-Spruch ist das sicherlich geeignet, als Grundlage für solide Politik eher weniger.

                • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:31

                  Der Vorschlag für reale Politik liegt im Ring, wird von der UN gefordert und von Brüssel schon länger praktiziert. Aber wir Deutschen wissen’s natürlich besser.

        • derwaechter 1. Oktober 2019, 18:47

          Tatsache ist, dass es sowohl private als auch staatliche getriebene Innovation gibt und sehr viel dazwischen. Und es gibt Innovation von Start-ups und solche aus grossen Unternehmen.
          Auch hier ist die Realität nicht einfach schwarz-weiss.

          • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:26

            Darauf wollte ich raus, sorry. Selbstverständlich gibt es beides. Ich denke, alles hat seinen Platz. Ich argumentiere an dieser Stelle schon seit langem für beides, mir geht nur dieses ideologische Scheuklappenaufsetzen von Stefan tierisch auf den Keks. Da schreibe ich nicht mehr unter jeden Kommentar extra eine Relativierung für die Startups und Unternehmen, sorry.

            • derwaechter 1. Oktober 2019, 22:29

              War auch eh mehr an Stefan P. gerichtet 🙂

    • Erwin Gabriel 30. September 2019, 23:31

      @ Ralf 30. September 2019, 22:07

      Die Investitionen in die Bahn.

      Gleichen nicht ansatzweise aus, was die letzten Jahre versäumt wurde, gleichen nicht ansatzweise die Streckenstreichungen in ländlichen Gebieten aus, erhöhen vermutlich genauso wenig die Zuverlässigkeit der Bahn wie die letzten Investitionen (und zuverlässig sollte ein Verkehrsmittel schon sein, sonst wähle ich ein anderes)

      Die geringere Besteuerung der Ticketpreise.

      In Witz, ein Alibi. Von Flughafen Riem in die Innenstadt von München kostet, wenn ich mich recht erinnere, über 13 Euro.Das sollen jetzt nur noch 11,50 Euro sein? Wow!
      Vom Zentrum der koreanischen Hauptstadt Seoul zum Flughafen Incheon kostet 3,30 Euro; die Strecke ist länger, die Züge verkehren regelmäßiger, sind sauberer und leiser.

      Die steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen.

      Hat bislang gebracht, dass viele Häuser mit Brandbeschleuniger (Styropor) verkleidet wurden, dass gegen Schimmel mit Chemikalien getränkt ist, die mit der Zeit ins Grundwasser laufen.

      Die Ladestationen für Elektroautos.
      Der ist der beste Witz von allen. Abgesehen davon, dass Elektroautos Sondermüll-Transporte sind, deren Akkus aus Materialien bestehen, die unter menschenunwürdigsten Umständen in Drittweltländern aus dem Boden gekratzt werden – elektrisches Laden dauert ungleich länger als das Nachdanken von anderen Kraftstoffen. Die Zahl der Elektro-Zapfsäulen müsste um den gleichen Faktor größer als die Zahl der Benzin- und Dieselsäulen sein, den Strom tanken länger als Benzin oder Diesel tanken dauert, nochmals erhöht um den Faktor der unterschiedlichen Reichweite von Elektro- und Kraftstofffahrzeugen.

      All diese Maßnahmen stellen Alternativen bereit zur Zahlung von CO2-emissionsassoziierten Zusatzkosten.

      Für mich ist die Bahn eine Alternative, wenn sie mir Vorteile zum Individualverkehr bringt – schnellere fahrt, höhere Zuverlässigkeit, niedrigere Kosten. Für mich ist Elektro eine Alternative, wenn ich vergleichbare Reichweite bei geringeren Kosten habe, und flächendeckend Elektro-Zapfsäulen zur Verfügung stehen – schließlich dauert das Tanken schon länger.

      usw. usw.

      Ich weiß, dass Du mit dem Weltklimarettungspaket der Bundesregierung nicht glücklich bist. Es gibt keinen Grund, Dich als Fürsprecher reinzureiten. 🙂

      • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 06:22

        Sind die Züge in Inchon vielleicht auch deswegen besser, weil sie stärker subventioniert werden?

        • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:15

          Tolle Idee: BMW könnte viel bessere Autos bauen, würde der Autobauer nur ordentlich subventioniert!

        • Erwin Gabriel 4. Oktober 2019, 07:43

          @ Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 06:22

          Sind die Züge in Inchon vielleicht auch deswegen besser, weil sie stärker subventioniert werden?

          Vielleicht – ich habe nicht nachgefragt 🙂

          Was ich aber mit eigenen Augen sehe: Die Züge fahren pünktlich, die zeitlichen Abstände zwischen den Fahrten sind klein, alles ist automatisiert, Bahnhöfe und Züge sind sauber, in der Bahn gibt es WLAN – kurz, es FUNKTIONIERT

      • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 10:23

        Wer nur ein einziges Mal mit der Deutschen Bahn im Jahr 2019 gefahren ist, weiß: dem führenden deutschen Schienenunternehmen kann nichts Schlimmeres passieren als der Zulauf neuer Kunden. Wer meint, in den 2. Klasse-Abteilen könnten noch mehr Passagiere zwischengestapelt werden, sitzt nur vor dem heimischen PC.

        • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 10:57

          Wohl wahr.

          • CitizenK 1. Oktober 2019, 18:20

            Ihr fahrt wohl nur ICE. In den REs ist, außer im Berufsverkehr, meist noch genug Platz. Auf mittleren Entfernungen brauchen die nur unwesentlich länger, und das Gedränge beim Ein- und Aussteigen ist wesentlich weniger stressig. Und günstig sind sie außerdem, weil man mit Ländertickets fahren kann. Auch die leisten einen Deckungsbeitrag.

            Hab zufällig eben in die Debatte im House of Commons reingehört: Heftige Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen. Von wegen Privatisierung und so.
            https://parliamentlive.tv/Event/Index/07eb1ef0-68ec-44fb-ab45-9053857952cc
            Ab 16:48 Uhr

            • Ralf 1. Oktober 2019, 18:28

              Also ich fahre, wenn ich in Deutschland bin nur mit dem ICE. Mir ist es bisher genau ein einziges Mal passiert, dass es keine Plätze gab, weil ein paar komplette Wagen fehlten inklusive meines reservierten Sitzplatzes. Ich finde man kann das Jammern auch übertreiben. Ist ja nicht so, als wenn das Fahren mit dem Auto immer so viel erfreulicher wäre … Staus, Baustellen, Blitzer, Feierabendverkehr …

              • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 19:24

                Auto ist furchtbar, keine Frage. Nur: mit dem ICE nach Berlin kostet mich 250 Euro, 7-8 Stunden Fahrt (jeweils). Mit dem Flugzeug zahl ich 40 Euro und bin in ner Stunde dort. DAS ist das Problem. Unbequem sind alle drei Lösungen.

              • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:26

                Schön, dass Sie ganz gegensätzliche Erfahrungen zu den Fahrgastverbänden der Deutschen Bahn und der Deutschen Bahn selbst gemacht haben. Muss es ja auch geben. CititzenK hat ja bereits die Einschränkung gemacht. Doch fahren Sie mal Freitag Nachmittags (Uhrzeit egal) die beliebte Tour Frankfurt – Berlin. Da ist selbst die 1. Klasse gerappelt voll. Vor einigen Wochen wollte ich zu einem wichtigen Termin den Regionalexpress nehmen. 15 Minuten nach dem regulären Abfahrtstermin kam der erste Hinweis: Der Zug fällt bis auf weiteres aus.

                Ich bin jetzt über ein Jahr die Strecke bei Frankfurt über die A3 bis nach München (bzw. Umland) gefahren, montags früh um 5:00 Uhr los, Donnerstag abends zurück. Die Strecke lässt sich einigermaßen zuverlässig in einem Zeitkorridor von 3:40 – 4:15 bewältigen. Die Bahn schafft weder diese Zuverlässigkeit, noch hätte sie mich überhaupt fahrplanmäßig innerhalb der notwendigen Zeit zu dem zwingenden Zeitpunkt zum Unternehmen gebracht. Entweder hätte ich abends fahren und in der Bahn übernachten müssen, oder morgens um 3 Uhr über Umwege fahren müssen. Ohne Auto wäre es allerdings auch nicht gegangen.

                Die Verspätungen der Deutschen Bahn betragen für eine typische Strecke Frankfurt – Umland ein Drittel bis die Hälfte der Zeit als Zuschlag. Mit dem Auto sind solche Verspätungen nicht üblich, schon gar nicht über längere Zeiträume. Dies habe ich vor einigen Jahren tatsächlich statistisch erfasst. Meine Frau fährt seit 10 Jahren berufsbedingt die gleiche Strecke, selbe Statistik. Unannehmlichkeiten wie überfüllte Züge und regelmäßiger Ausfall der Klimaanlage (passiert beim Auto nicht) inklusive.

                Angesichts solcher Erfahrungen wundert es nicht, dass so viele Pendler nach Frankfurt mit dem Auto fahren.

                Ich würde wirklich sehr gerne die Bahn häufig benutzen. Denn natürlich ist es angenehm, sich gerade über längere Strecken bequem im Sitz kutschieren zu lassen. Taktung wie Service machen eine solche Nutzung jedoch nahezu unmöglich. Und wer mehr als einen Umstieg hat, hat praktisch keine Chance, mit der Bahn pünktlich sein Ziel zu erreichen.

                • Ralf 1. Oktober 2019, 19:32

                  Wie gesagt, ich denke Sie jammern ziemlich viel. Aber so oder so sollte ja dann Ihre Begeisterung ob der geplanten Investitionen groß sein. Ein mehr an Zügen würde Ihnen auch ein mehr an Optionen bieten. Herr Gabriel wollte sogar die Ticketpreise senken. Also noch besser für Sie.

                  • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 19:40

                    Ich bin nicht preissensibel. Doch selbst wenn bei der Bahn alles planmäßig läuft, können wir mit nennenswerten Verbesserungen erst in 10 Jahren rechnen. Dann bin ich über 60 und will ohnehin nicht mehr so viel fahren.

                    Das Problem der Bahn ist ja nicht allein das Geld, sondern die enorme Bürokratie und die Menge an unfähigem Personal wie Management. Das bekommen Sie nicht einfach geändert. Die Zulassung des neuen ICEs verzögerte sich um Jahre, weil das Eisenbahnbundesamt sich querstellte. Warum, müssen wir hier nicht aufarbeiten, aber Anbieter (Siemens) und Aufsicht kamen über einen inakzeptabel langen Zeitraum nicht zusammen. Also bitte nicht so euphorisch.

                    Vor einiger Zeit wollte ich mit meiner Frau ein schönes Wochenende in Berlin verbringen. Egal wie weit ich im voraus gebucht hätte, die Ticketkosten hätten sich um 500 Euro für die erste Klasse belaufen. Wahnsinn! Mit dem SUV war es bei gut 4 Stunden Fahrtzeit (einfach) weder länger und mit ca. 90 Euro Benzinkosten weitaus günstiger.

                    • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 23:19

                      Miese Bahnpolitik hat in Deutschland leider eine lange, parteiübergreifende Tradition.

                    • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 11:18

                      An dem schlechten Zustand der Bahn sind sowohl Management als auch Mitarbeiter verantwortlich. Bitte nicht so einfach.

                    • Stefan Sasse 2. Oktober 2019, 17:11

                      Sicher, das ist immer so. Aber Fische stinken bekanntlich vom Kopf her.

                    • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 17:23

                      Ich würde bei der DB auch nicht für das doppelte Gehalt anheuern. Der Laden stinkt vor Bürokratie und langsamer Bequemlichkeit.

                    • CitizenK 2. Oktober 2019, 10:30

                      Danke, Me..hdorn 😉 Gespart an: Weichen, Ausweichstrecken, Personalplanung, Doppelstock-ICEs undundund – Börsengang!

                      Aber nur die Benzinkosten ansetzen ist trotzdem nicht fair. Selbst realistisch berechnete Grenzkosten liegen deutlich darüber. Wissen Sie. Die Differenz ist trotzdem zu hoch, wenn der Service nicht stimmt. Verstehe, wenn man da aufs Auto ausweicht.

                    • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 11:14

                      Erstaunlich, dass Sie so wenig zu sagen wissen. Die heutigen ICEs wurden unter den Nachfolgern von Mehdorn geordert. Zwischenzeitlich kassierte die Bahn einen hohen zweistelligen Milliarden-Betrag von den Regionen für die Bewirtschaftung. Das heutige Management hat mit der Ära Mehdorn nichts zu tun, die Pfeifen in der Belegschaft schon. 🙂

                      Danke, ich weiß, wie man kalkuliert. Aber der Unterschied zwischen variablen und Fixkosten sollte Ihnen geläufig sein. Meine Versicherung wird nicht teurer, wenn ich einen Trip nach Berlin unternehme. Zukünftig wahrscheinlich schon.

              • Erwin Gabriel 4. Oktober 2019, 07:45

                @ Ralf 1. Oktober 2019, 18:28

                Mir ist es bisher genau ein einziges Mal passiert, dass es keine Plätze gab, weil ein paar komplette Wagen fehlten inklusive meines reservierten Sitzplatzes. Ich finde man kann das Jammern auch übertreiben.

                Ein Drittel meiner Fahrten funktionieren nicht. Soll heißen: Zug fällt aus, Zug geht während der fahrt kaputt, Zug muss auf anderen zug so lange warten, dss ich meinen Anschluss verpasse etc. Pünktlich waren im letzten jahr nur zwei.

                • Stefan Pietsch 4. Oktober 2019, 09:23

                  Passt exakt zu den von mir skizzierten Erfahrungen. Wer ein Ticket mit der Bahn Bucht, sollte ein Drittel Fahrtzeit dazuaddieren. Bei zwei und mehr Umstiegen lohnt es sich, den Tag zu blocken.

      • Ralf 1. Oktober 2019, 13:12

        @ Erwin Gabriel

        Freut mich, dass es mir gelungen ist, Dich endlich in unser Boot der Steuererhöher zu holen. Denn dass Deine Forderungen nach viel, viel mehr Elektro-Ladestationen plus noch viel mehr Züge bei der Bahn und das bei drastisch verringerten Kosten für die Tickets – alles Forderungen, die ich sofort unterschreibe – ohne substantielle Steuererhöhungen nicht möglich sein werden, ist Dir ja selber klar. Du kannst ja rechnen.

        Also wie gesagt, herzlich willkommen in unserem Club. Du wirst sehen, bei uns ist alles besser und schöner. Nur die Fanpost von Herrn Pietsch wird wohl seltener werden … 😉

        • popper 1. Oktober 2019, 19:36

          …alles Forderungen, die ich sofort unterschreibe – ohne substantielle Steuererhöhungen nicht möglich sein werden, ist Dir ja selber klar.

          Das ist eben diese Denke, Geld sei knapp und letztendlich für den Staat nur über Steuern zu bekommen. Auch der Automatismus, Schulden des Staates heute bedingen die Sparneigung heute wegen der Steuern von morgen, ist unzutreffend. Dass unsere Politiker das nicht begreifen ist tragisch. Tatsache bleibt dennoch, das Geld für jede Investition in die Zukunft muss vom Staat kommen.Denn der Glaube, dass mit profitmaximierenden Unternehmen maximaler Klima- und Umweltschutz zu erreichen sei, kann beerdigt werden.

          Schuldenbremse, Stabilitäts- und Wachstums­pakt, Schwarze Null, war die Erzählung der neoliberalen Generation, nach dem Motto, der Staat ist das Problem. Die Abkehr von diesen Märchen wäre schaffen, ohne die europäische Verträge ändern zu müssen. Z.B. mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), die von der EZB durch einen „Green New Deal for Europe“ bei dem die EZB angewiesen wird, die Marktpflege für die grünen Anleihen zu übernehmen.

        • Erwin Gabriel 4. Oktober 2019, 07:52

          @ Ralf 1. Oktober 2019, 13:12

          Freut mich, dass es mir gelungen ist, Dich endlich in unser Boot der Steuererhöher zu holen.

          Du bist der einzige Diskutant, bei dessen Kommentaren ich vom Lesen Kopfweh kriege.

          Ja, solche Investiotionen IN DER VON MIR GEDACHTEN GRÖSSENORDNUNG mögen Schulden erfordern. Das bedeutet noch lange nicht, dass ich aus grundsätzlichen Erwägungen heraus Schulden fordere, egal, was damit angestellt wird – nicht bei Sozialausgaben von über 40 % (Tendenz steigend) in einem der größten Volkswirtschaften der Welt.

      • derwaechter 1. Oktober 2019, 17:06

        „Die Zahl der Elektro-Zapfsäulen müsste um den gleichen Faktor größer als die Zahl der Benzin- und Dieselsäulen sein, den Strom tanken länger als Benzin oder Diesel tanken dauert, nochmals erhöht um den Faktor der unterschiedlichen Reichweite von Elektro- und Kraftstofffahrzeugen.“

        Wir fahren einen alten Leaf mehr oder weniger jeden Tag. Elektro-Zapfsäulen sieht der höchstens einmal im Monat.
        Warum? Weil der Wagen dann lädt wenn er sowieso steht (also jede Nacht)

  • Erwin Gabriel 30. September 2019, 23:11

    Leider wahr.

  • Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 20:14

    Inzwischen über 70 Kommentare, aber keiner thematisiert den Schwerpunkt des Artikels, wie eigentlich eine Klimapolitik aussehen soll, die wirksam und gleichzeitig mehrheitsfähig ist. Die Vorstellungen der Grünen jedenfalls sind es nicht.

    • derwaechter 1. Oktober 2019, 22:42

      Ich unterstütze:
      „Der Staat sollte nach meiner Überzeugung einfach nur vorgeben (am besten in 5 oder 10 Jahresschritten) wie viel CO2 noch emittiert werden darf und Schluss.“

      Ist halt politisch so nicht durchzusetzen (oder sehr verwässert, siehe EU ETS) und daher können (durchsetzbare) Ge- und Verbote eine Alternative sein.

      Ausserdem würde eine solche Politik mit ambitionierten Zielen wichtigen deutschen Industrien (allen voran Auto und Zulieferer) den Garaus machen. Wie man das gut abfedern kann weiss sehe ich ohne weiteres nicht.

      • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 11:21

        Aus Angst hat die Politik in der ersten Runde des EU ETS mehr Zertifikate auf den Markt geworfen, als es Emissionen gab. Was sollte da anderes herauskommen als ein Marktpreis von 0€? Nur, weil ein Instrument einmal falsch angesetzt wurde, heißt es nicht, dass es untauglich ist. Bei den Verboten ist das sehr wohl der Fall. Verbote sind das schärfste Schwert, die Ultima Ratio. Vor der stehen wir nicht.

        • derwaechter 2. Oktober 2019, 18:07

          Ich habe nicht gesagt, dass es untauglich ist sondern, dass es aus politischen Gründen falsch eingesetzt („verwässert“ = zu viele Zertifikate) wurde.

          Ausserdem schrieb ich, dass ich Deiner Meinung bin, was das ideale Mittel angeht. Da rennst Du bei mir offene Türen ein.

          Wir sind nur anderer Meinung, ob andere Mittel, die zwar schlechter aber durchsetzbar sind (co2-Steuer, Gebote, Verbote, etc.), prinzipiell abgelehnt werden sollten oder nicht.

          Aus meiner Sicht vertrittst Du ausschließlich die reine Lehre. Das kann man machen, führt aber in der Praxis meist zu nichts.

          • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 18:22

            Die zentrale Frage ist – und sie drängt sich angesichts der zitierten Umfragewerte mehr denn je auf: wie bekommen wir beides, Mehrheitsfähigkeit und Wirksamkeit? Ich bezweifle, dass ein breiter Instrumentenkasten zu mehr Akzeptanz führt als eine einzige Maßnahme. Das macht zwar die reinen Ökologen nicht glücklich, aber darum geht es nicht.

            CO2-Steuer: Verfassungsrechtlich fragwürdig
            Verbote: Warum?
            Subventionen: Rausgeschmissenes Geld

    • Stefan Sasse 1. Oktober 2019, 23:27

      Ich habe gerade noch mal durch den Artikel quergelesen. Dein Schwerpunkt ist die Kritik am Klimapaket, an den Grünen und #FFF. Ich wäre nämlich auf die entsprechende Antwort auch gespannt. Ich habe kein Problem mit deinen Maximalwerten. Theoretisch. Aber derwaechter zeigt dir ja schon, wo die Probleme in der praktischen Umsetzung lauern. Um Feinsteuerung wirst du nicht herumkommen. In der Theorie ist deine Lösung die beste, keine Frage. Aber in der Theorie gewinnt man halt nur wenig Blumentöpfe.

    • CitizenK 2. Oktober 2019, 09:22

      Ihr Beitrag beschränkt sich ja nicht auf das selbst gesetzte Thema, sondern enthält auch einen Rundumschlag gegen andere Sichtweisen. Auswahl:
      „Erfindergeist fehlt ob der Technikfeindlichkeit“
      „Regulierungswut und hohen Steuerlasten“
      „Verzichtsapologeten“
      „technologie- und industriefeindlich“

      Das sind (Ab-) Wertungen, keine Sachargumente.

      Technische Neuerungen für den Umweltschutz sind unverzichtbar, aber unzureichend. Ohne Verhaltensänderungen geht es nicht. Und die gibt es nicht ohne staatliche Eingriffe.

      Als nach Rachel Carsons „Silent Spring“ (1962) die Gefahr durch DDT bekannt wurde, haben “Umweltbewegte“ (FfF-Vorläufer!) für ein VERBOT des Giftes demonstriert und nicht auf einen genialen Erfinder gewartet.

      Als die Flüsse in den 60ern von Schaumteppichen bedeckt vor sich hin stanken, wurde die Einleitung von Abwässern VERBOTEN und Unternehmen wie Verbraucher mussten auf die billige Entsorgung VERZICHTEN.

      Als rostige Bettgestelle und Autowracks die Landschaft verschandelten, hat man nicht gewartet, bis ein StartUp biologisch abbaubare Sprungfedermatratzen entwickelt, sondern die Gesetze verschärft und die STRAFEN erhöht.

      Den Bodensee hat man sauber gekriegt, weil man nicht auf Erfindergeist und Technik-Optimismus gewartet, sondern die Anrainer schlicht GEZWUNGEN hat, sich an Kläranlagen anzuschließen und dafür STEUERN und ABGABEN zu zahlen.

      • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 11:17

        Bitte schauen Sie in das Urteil, das in der Sache gegen Renate Künast ergangen ist, was alles als Sachargument durchgeht.

        Wenn Sie der Ansicht sind, es müsse verboten werden, die Umwelt zu verschmutzen, dann hilft eben nur das. Beim Klimaschutz sind wir jedoch der Ansicht, ein gewisses Maß an Klimaschädigung wäre akzeptabel. Dann ist ein Verbot falsch.

        • Stefan Sasse 2. Oktober 2019, 17:11

          Wenn das das Niveau ist, an dem du dich orientieren willst…zudem ist der Rechtsstreit noch nicht durch.

          • Stefan Pietsch 2. Oktober 2019, 17:21

            Nein, ist es sicher nicht. Nur halte ich meine eigene Wortwahl selten für unsachlich, sehr wohl aber meist absichtsvoll pointiert.

    • Erwin Gabriel 4. Oktober 2019, 07:55

      @ Stefan Pietsch 1. Oktober 2019, 20:14

      … aber keiner thematisiert den Schwerpunkt des Artikels, wie eigentlich eine Klimapolitik aussehen soll, die wirksam und gleichzeitig mehrheitsfähig ist. Die Vorstellungen der Grünen jedenfalls sind es nicht.

      Eine funktionierende Klimapolitik, die mehrheitsfähig ist (und, wie ich ergänzen möchte, keine Gruppe besonders benachteiligt – also kein Stadt vs. Land, arm vs. reich) gibt es nicht.

      • Stefan Pietsch 4. Oktober 2019, 11:05

        Wer sagt das? Allen wohl und niemanden weh, darum ging es nicht. Aber es geht um eine simple und doch so schwere Frage: wie soll eine derzeit nicht mehrheitsfähige Politik mehrheitsfähig gemacht werden?

        Es gibt 3 klassische Strategien dazu:
        (1) Über Kompromisssuche mit dem Mehrheitslager werden Schritt für Schritt Verbesserungen eingeleitet. Alternativ biete sich ein Modell an, das den Bedenken der Kritiker umfänglich Rechnung trägt. Beispiele dazu waren die Euroeinführung, die nach dem Modell der Deutschen Mark erfolgen sollte und umfangreiche Sanktionsmechanismen enthielt.

        (2) Ein extremes Ereignis wendet Überzeugungen und Mehrheiten. So war es beim Atomausstieg und bei der Deutschen Wiedervereinigung.

        (3) Dauerstreiks und Demonstrationen setzen die Politik so stark unter Druck, dass sie ihre Position umkehrt.

        Grüne und Klimaaktivisten scheinen die Strategie zu verfolgen, die sich historisch als die wirkungsloseste herausgestellt hat. 1981 hielt die Friedensbewegung im Bonner Hofgarten ein Happening mit einer halben Million friedensbewegter Demonstranten gegen den NATO-Doppelbeschluss ab. Ein Jahr später war die um Ausgleich bemühte sozialliberale Koalition am Ende und wurde von der konservativ-liberalen Kohl-Regierung abgelöst, welche die Aufrüstung konsequent und schnell umsetzte. Jahrelange Demos gegen die Castor-Transporte führten auch nicht zum Ausstieg aus der Kernenergie.

        Tatsächlich geht es solch politisch Interessierten nicht ums Gewinnen, sondern die aus ihrer Sicht richtige Haltung. Lieber mit wehenden Fahnen untergehen als den Ausgleich suchen. Ja, das hat etwas von Extremismus, was ja von den Betroffenen vehement abgestritten wird. Entweder Ihr seid für die Bekämpfung des Klimawandels oder dagegen!

        Mich frustriert diese Stille der so starken Befürworter von Verboten und Verzichtserklärungen, obwohl sie absolut erwartbar war. Mehrheitsfähigkeit der eigenen politischen Ideen? I woher denn?

        • Erwin Gabriel 7. Oktober 2019, 13:46

          @ Stefan Pietsch 4. Oktober 2019, 11:05

          Allen wohl und niemanden weh, darum ging es nicht. Aber es geht um eine simple und doch so schwere Frage: wie soll eine derzeit nicht mehrheitsfähige Politik mehrheitsfähig gemacht werden?

          Missverständnis meinerseits.

          (1) Über Kompromisssuche mit dem Mehrheitslager werden Schritt für Schritt Verbesserungen eingeleitet. Alternativ biete sich ein Modell an, das den Bedenken der Kritiker umfänglich Rechnung trägt. Beispiele dazu waren die Euroeinführung, die nach dem Modell der Deutschen Mark erfolgen sollte und umfangreiche Sanktionsmechanismen enthielt.

          Halte ich angesichts der kritischen Lage einerseits für zu zeitaufwendig (wobei ich eh‘ der Meinung bin, dass der Zug schon abgefahren ist), zum anderen für nicht realisierbar, da dieses Thema eher mit „religiösem Eifer“ als mit Kompromissbereitschaft vorangetrieben wird.

          (2) Ein extremes Ereignis wendet Überzeugungen und Mehrheiten. So war es beim Atomausstieg und bei der Deutschen Wiedervereinigung.

          Dem gebe ich – bei allem Schmerz und Leid, den solch ein Ereignis wo auch immer auslösen würde – die größten Chancen für eine schnelle Umsetzung.

          (3) Dauerstreiks und Demonstrationen setzen die Politik so stark unter Druck, dass sie ihre Position umkehrt.

          Darauf wird es wohl letztendlich hinauslaufen. Stefan Sasse schrieb zwar, dass die Politik auf die Wähler hört, aber ich vertrete ja die Meinung, dass diese nur auf die Schreihälse hört (siehe Öffnung der Grenzen 2015 und – zumindest nach offizieller Gesetzeslage – der Fast-Umkehrung dieser offenen Politik).
          Erst schreien die meist jungen/städtischen „Klimaretter“ nach restriktiven Maßnahmen, dann, wenn klar wird, was diese für Auswirkungen bringen, schreien die eher älteren/ländlichen Otto Normalverbraucher los, mit entsprechenden legislativen Reaktionen.

          Grüne und Klimaaktivisten scheinen die Strategie zu verfolgen, die sich historisch als die wirkungsloseste herausgestellt hat.

          Tatsächlich geht es solch politisch Interessierten nicht ums Gewinnen, sondern die aus ihrer Sicht richtige Haltung.

          Für mich nachvollziehbar. Noch wichtiger, als die Welt zu retten, ist den Grünen, mehr Stimmen zu bekommen. Wenn das Klima erst mal gerettet ist, werden andere Themen in den Vordergrund rücken, die andere Parteien nach oben spülen (so wie die Wahlbeteiligung der FDP von zu hohen Steuern mehr profitiert wie von niedrigeren Steuern; was will man da noch senken?).

          Mehrheitsfähigkeit der eigenen politischen Ideen? I woher denn?

          Das spricht für die Klugheit der Grünen, sich diesen Sachverhalt einzugestehen. 😉

          • Stefan Pietsch 7. Oktober 2019, 18:43

            Halte ich angesichts der kritischen Lage einerseits für zu zeitaufwendig

            Die einzig wirksame Methode ist die Kompromisssuche.

            Darauf wird es wohl letztendlich hinauslaufen.

            Genau das, Demonstrationen, versprechen den geringsten dauerhaften Erfolg, siehe Beispiele. Ich könnte noch ergänzen: auch gegen die Agenda 2010 wurde viel und letztendlich erfolglos demonstriert.

  • CitizenK 2. Oktober 2019, 06:11

    Ob Carolin Emcke den Beitrag von Stefan Pietsch gelesen hat?

    „Das Erstaunlichste ist vielleicht, wie der gegenwärtige politische Liberalismus mit einem Repertoire an populistischen Trigger-Begriffen wie „Verbot“, „Askese“ und „Verzicht“ das eigene Reflektionsdefizit zu maskieren sucht (…) „Was neuerdings als vermeintlich antiliberaler „Verzicht“ abgewertet wird, ist das, was früher einmal „Wahl“ hieß und Grundelement jeder liberalen Erzählung war“.

    https://www.sueddeutsche.de/politik/klimawandel-meinung-1.4616833

    • Stefan Sasse 2. Oktober 2019, 08:53

      Klasse!

    • Sebastian 2. Oktober 2019, 09:09

      Yeah, dieses Framing finde ich auch nicht mehr zeitgemäß. Zugegebenermaßen waren die Grünen zu lange über dieses Stöckchen gesprungen, aber Robert Habeck macht das ganz gut, finde ich, zu argumentieren, dass es Regulierung braucht, um mehr Transparenz und Fairness herzustellen. Aber das ist eigentlich auch schon ein alter Hut.

      Regulierung ist ein absolutes Erfolgsmodell für Gesellschaften, ein echter Dauerbrenner: https://www.bibleserver.com/text/LUT/2.Mose20

      Auch schön:
      „One hated communism. The other hated communism but thought that capitalism possessed inherent contradictions. The first one agreed that capitalism possessed inherent contradictions. And that was basically it. They both wanted the same thing: capitalism with regulation, which is what every sane person wants. The Peterson-Žižek encounter was the ultra-rare case of a debate in 2019 that was perhaps too civil.“ (The Guardian)

      Trotzdem sollte man den Punkt anerkennen, dass zuviel Bürokratie (de facto wie auch „mental“) Innovationen behindern kann und das in Deutschland definitiv auch der Fall ist. Das ist aber eine Diskussion, die es schon vor derjenigen über Klimapolitik gab und besser davon getrennt behandelt wird (wie es hier früher auch schon vorkam).

      Effizienzsteigernde technsische Innovationen allein können im aktuellen System gleichzeitig jedoch auch keine Lösung sein – Stichwort „Rebound-Effekte“. Daher macht es schon Sinn, so lange ein effektiver allgemeiner Zertifikatehandel nicht in Sicht ist, über Kombinationen von Effizienz-, Konsistenz- und auch Suffizienz-Ansätzen nachzudenken. https://evolution2green.de/sites/evolution2green.de/files/documents/evolution2green_inputpapier_effizient_konsisten_suffizienz.pdf

    • Erwin Gabriel 7. Oktober 2019, 13:49

      @ CitizenK 2. Oktober 2019, 06:11

      „Das Erstaunlichste ist vielleicht, wie der gegenwärtige politische Liberalismus mit einem Repertoire an populistischen Trigger-Begriffen wie „Verbot“, „Askese“ und „Verzicht“ das eigene Reflektionsdefizit zu maskieren sucht (…) „Was neuerdings als vermeintlich antiliberaler „Verzicht“ abgewertet wird, ist das, was früher einmal „Wahl“ hieß und Grundelement jeder liberalen Erzählung war“.

      Abgesehen davon, dass sich das besser liest, als es stimmt – auch das kann man von links auf rechts und zurückspiegeln.

      Dennoch danke für den Link zu einem interessanten Beitrag!

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