Trump – zweite Gedanken – es ist alles so schlimm, wie gedacht

1 A Trump is a Trump is a Trump is a Trump
2 Er lügt. Ohne Unterlass
3 I won – you lost: das manichäische Weltbild
4 Loyalität nur für Loyale (solange sie loyal sind)
5 Öffentliche Kommunikation: immer aggressiv
6 Twitter-Diplomatie
7 Trump entzieht sich der Kontrolle: die demokratische Todsünde
8 Narzissmus
9 Interessenkonflikte und Transition
10 Das Positive: Trump ist nicht Hitler
11 Die Rückkehr der Machtpolitik
12 Ursachen für den Wahlerfolg: vor allem weiße Identität und Fremdenfeindlichkeit
13 Prognosen
13 Persönliches: Es zehrt aus

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In zwei Wochen wird Donald Trump als US-Präsident vereidigt werden. Seit fast zwei Monaten ist er gewählt – und Dutzende Tweets und einige künftige Minister_innen später ist es Zeit für einen weiteren Überblick:

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1 A Trump is a Trump is a Trump is a Trump

Manche hofften, Trump werde sich mäßigen, verändern, präsidentieller und staatstragender werden. Das war immer schon arg optimistisch, denn Trump hat, wie gesagt, aus seinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht.

Doch wir wissen jetzt: Trump hat sich nicht verändert. Und er sieht keinen Grund, es zu tun. Er macht genauso weiter wie vorher. Nicht ein bisschen konzilianter, nicht selbstkritischer, nicht transparenter, nicht vorsichtiger, nicht bescheidener.

Warum auch? Sein Trump-Sein hat ihn zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gemacht.

Alle Hoffnung auf einen normalen Präsidenten waren vergebens. Um jetzt noch Optimismus zu rechtfertigen, muss man die Wirklichkeit als pessimistisches Zerrbild missbilligen.

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2 Er lügt. Ohne Unterlass

Trump verdreht weiter die Wirklichkeit, wie es ihm passt. Mal verzerrt er nur, oft genug lügt er klar.

Beispiele?

Er sagte auf seiner “Thank You”-Tour, er habe noch am Wahlabend zu seiner Frau gesagt, er werde verlieren. Später twitterte er[1. Ich werde seine Tweets nicht alle verlinken. Wer mag, schaut auf @realDonaldTrump nach oder sucht bei Factba.se], die Medien hätten fälschlicherweise berichtet, er habe an eine Niederlage geglaubt.

Er twitterte, seine Stiftung gebe 100 Prozent ihres Geldes an wohltätige Zwecke. Tatsächlich hat seine Stiftung unter anderem schon einmal ein riesiges Gemälde seiner selbst gekauft.

Und sie hat 25 000 Dollar an Pamela Bondi gespendet, als sie Generalstaatsanwältin in Florida war und Berichten zufolge erwog, gegen Trump University vorzugehen. Jetzt soll sie angeblich einen Posten in der Regierung bekommen.

Er behauptete, er habe Informationen über das Hacking der Demokratischen Partei, die sonst keiner habe. Auf Nachfrage sagte er, das werde die Öffentlichkeit in den nächsten zwei Tagen erfahren. Es kam: nichts.

Er behauptete, die Geheimdienste hätten sein Briefing zum Hacking verschoben, raunend, sie hätten wohl noch nicht genug beisammen; das Treffen ist aber allen Berichten zufolge nicht verschoben worden.

Er sagte wiederholt, er habe die Wahl mit einem historisch großen Vorsprung gewonnen. Tatsächlich war sein Ergebnis im entscheidenden Electoral College nur auf Platz 46 von 58. Mit anderen Worten: In 77.6 Prozent aller Wahlen hatte der Präsident einen größere Vorsprung als Trump.

Nur viermal hat der Präsident nicht die absolute Stimmenmehrheit bekommen, also den so genannten Popular Vote gewonnen. Und noch nie hat ein Präsident dabei so weit hinten gelegen – nämlich fast 3 Millionen Stimmen oder 2,0 Prozent.

Er behauptete, er hätte auch den Popular Vote gewonnen, würde man all die illegal abgegebenen Stimmen abziehen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass viele illegal abgestimmt haben.

So geht es in einem fort. Lügen, Lügen, Lügen. Keine Scham. Keine Entschuldigung. Keine Verhaltensänderung.

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3 I won – you lost: das manichäische Weltbild

Seit der Wahl hat Trump wieder und wieder und wieder betont, er habe gewonnen.

Er habe sogar in a landslide gewonnen (wie gesagt: das ist falsch). Er hat, das ist kein Scherz, zustimmend Wladimir Putin zitiert, er sei enttäuscht von Clinton, man müsse doch mit Würde verlieren können. Er, der vor der Wahl immer wieder davon sprach, die Abstimmung sei manipuliert und er werde das Ergebnis akzeptieren (Kunstpause) – wenn er gewinne.

Seine Beraterin und vielleicht wichtigste PR-Strategin Kellyann Conway sagte kürzlich in einem Interview: “No, I don’t want to relitigate the election. We won, and that says a lot. That finishes many sentences.” (Nein, ich will die Wahl nicht schon wieder anfechten. Wir haben gewonnen und das sagt viel. Das beendet viele Diskussionen (wörtlich: Sätze)).

That finishes many sentences.

Oder auch: Damit ist alles gesagt.

Für Trump und viele seiner Anhänger_innen ist Politik nicht das Aushandeln von Kompromissen unter Zuhilfenahmen von Mehrheitsentscheidungen als notwendige Krücke, nicht das In-Einklang-Bringen von unterschiedlichen Vorstellungen von Gesellschaft, sondern Sieg oder Niederlage. Eine Wahl ist für sie nicht der Beginn von Politik, die Entscheidung über diejenigen, die künftig den Prozess kontrollieren, sondern das Ende. Eine Präsidentschaftswahl als Referendum.

So erklärt sich auch, warum er Demonstranten kurz nach der Wahl als “sehr unfair” bezeichnet hat.

Wer gewinnt, darf triumphieren.

Wer verliert, hat das Maul zu halten.

An Silvester twitterte Trump: Happy New Year to all, including to my many enemies and those who have fought me and lost so badly they just don’t know what to do. Love!

Seine Unterstützer_innen tragen die Idee begeistert weiter und ergötzen sich an den “liberal tears”, für die man eine eigene Tasse kaufen kann – der Renner in sozialen Netzwerken.

In diesem Zusammenhang muss man auch Trumps vermeintliche Fähigkeit zum „Deal making“ sehen. Nicht nur ist sie überwiegend ein Marketing-Gag, die auf seinen Ghostwriter von „The Art of the Deal“ zurückgeht. Selbst wenn Trump eine solche Fähigkeit hat: „Deals“ in einem von Sieg/Niederlage geprägten Business-Umfeld sind etwas ganz anderes als politische Kompromisse, in denen man womöglich sogar einmal zurücksteckt, um andere Türen offen zu halten. In Trumps Welt gibt es so etwas nicht. Dort ist selbst die Nato ohne Nutzen, wenn sie viel Geld kostet.

Trumps Leitfrage ist nicht: Ist das gut für die Gesellschaft?
Sondern: Gewinne ich materiell?

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4 Loyalität nur für Loyale (solange sie loyal sind)

Trump leugnet rundheraus jede Möglichkeit, dass Russland versucht haben könnte, die Wahl zu manipulieren, indem es Hacker auf E-Mails aus Clintons Umfeld ansetzt. Dabei sind sich alle US-Geheimdienste einig, dass alles dafür spricht. Dabei hat Trump selbst vorab geraunt, Clintons Wahlkampfmanager John Podesta könne sich auf etwas gefasst machen, zwei Tage bevor Wikileaks die Mails aus seinem Postfach leakte.

Nun muss man US-Geheimdiensten nicht alles glauben – aber man muss schon sehr an Verschwörungen glauben wollen, um einen russischen Hack nicht zumindest für plausibel zu halten.

Aber das könnte einen Schatten auf Trumps Sieg werfen. Deshalb darf es nicht sein. Deshalb bringt er lieber Wladimir Putin und Julian Assange als Gewährsleute ins Spiel als die US-Geheimdienste, die für ihn als Präsidenten Informationen sammeln werden.

Man muss sich das vor Augen halten: Ein (baldiger) US-Präsident wirft der CIA vor, unglaubwürdig zu sein, weil sie geglaubt habe, der Irak habe Massenvernichtungswaffen; er zitiert als bessere Quelle [2. Auch wenn er das mittlerweile bestreitet und sagt, er habe Assange nicht zugestimmt. Das ist allerdings vollkommen unglaubwürdig: Erstens twittert Trump sonst nie so, dass er einfach Positionen verbreitet, denen er nicht zustimmt, ohne sie zu kommentieren. Zweitens zitiert er Assange, ein 14-Jähriger hätte angeblich den DNC hacken können und schiebt dann die Frage nach: “Why was DNC so careless”, also: Warum war DNC so sorglos? Natürlich setzt das voraus, dass Assange die Wahrheit sagt.] ausgerechnet Julian Assange; er nennt den Diktator Wladimir Putin einen “smart man”, weil er auf Sanktionen der USA nicht reagiert, greift damit implizit die US-Regierung an; er nennt den demokratischen Minderheitsführer im Senat einen “head clown”.

Selbst wenn man skeptisch ist gegenüber der Neigung, hinter allem Russland zu vermuten[3. Etwa, auch das gibt es, hinter den Panama Papers!] und auch wenn einem blinder Gehorsam fern ist: Dass sich ein President Elect in Bezug auf mögliche Wahlmanipulationen in den USA durch Russland ohne gute Argumente gegen seine Geheimdienste und weite Teile seiner Partei und die aktuelle Regierung stellt und an die Seite eines lupenreinen Autokraten und eines zunehmend lunatischeren Medienmannes, dessen Exekution er noch vor Jahren selbst gefordert hat (als der noch weniger offensichtlich lunatisch war), das ist atemberaubend und vollkommen untragbar.

Und wie gesagt: Es ist ja nicht so, als hätte Trump irgendwelche guten Argumente. Seine Argumente sind: Die Demokratische Partei hat sich nicht ordentlich geschützt (sagt Assange), wir müssen irgendwann auch mal darüber hinwegkommen, vielleicht hat auch ein dicker Junge gehackt.

Aber es macht Sinn. Putin schmeichelt Trump und Assange verkauft über den Wikileaks-Shop unter anderem dieses T-Shirt – ein geschmackloser Witz auf Kosten der Clintons, der nur verständlich wird, wenn man Assanges Hass auf Clinton ernst nimmt. Und der Assange zum Feind von Trumps Feind macht. Gleichzeitig scheint die Kritik der Geheimdienste Trumps Sieg in ein schlechtes Licht zu rücken – das macht sie illoyal und zu Gegnern.

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5 Öffentliche Kommunikation: immer aggressiv

Diese schöne Analyse seiner Tweets in der New York Times zeigt ein klares Bild: Trump greift immer an. Er sucht sich seine Ziele, seine Gegner, seine Feinde; dann konzentriert er sich auf ein oder zwei Punchlines: “Lying Ted” Cruz sei verlogen, “Low Energie Jeb” Bush sei schwach,Hillary Clinton sei “crooked”, also betrügerisch, die Medien “dishonest”, also unehrlich, die New York Times “failing”, also scheiternd.

Dann wiederholt er sie. Er wiederholt sie. Dann wiederholt er sie. Nur um sie wieder zu wiederholen. Das ist infantil, Schulhof-Denunziation, aber es wirkt, offenkundig.

Einige Attribute aus seinen jüngeren Tweets: “dumme Leute” und “Idioten” (wollen eine schlechte Beziehung zu Russland), Demokraten seien “komplett beschämt” (wegen der Wahlniederlage), die Medien seien “unehrlich”, Chuck Schumer von den Demokraten sei ein “Ober-Clown”, die Fernsehsender CNN und NBC würden von Russland “wie Idioten” benutzt und hätten “keinen Schimmer”.

Und, auch das ganz ernsthaft: Arnold Schwarzenegger, der Trump in der Reality-TV-Show “The Apprentice” als Star nachfolgte, habe viel schlechtere Einschaltquoten als er selbst, der “rating machine” (die Einschaltquoten-Maschine) – er, Trump, habe Schwarzenegger “zerstört”.

Trump hat kein Interesse daran, seinen Gegnern gegenüber nicht herablassend und triumphierend aufzutreten. Und Gegner sind für ihn alle, die ihn nicht bedingungslos unterstützen.

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6 Twitter-Diplomatie

Twitter ist das ideale Medium dafür, weil er dort sofort Reaktionen bekommt. Und weil seine Anhänger_innen ihn dort bedingungslos verteidigen.

Aber Twitter hat noch einen anderen, viel größeren Vorteil für Trump: Er muss dort keine Rückfragen beantworten. Twitter ist Einweg-Kommunikation. Trump steht nicht Rede und Antwort, er verkündet.

Seine letzte Pressekonferenz hat er im Juli abgehalten. Seitdem hat er nur immer wieder angekündigt, bald werde eine kommen. Als sei eine Pressekonferenz eines (künftigen) US-Präsidenten ein ganz besonderes, rares, kostbares Gut und nicht seine alltägliche Pflicht.

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7 Trump entzieht sich der Kontrolle: die demokratische Todsünde

Seine ständigen Lügen, seine Angriffe auf die Presse, seine Einweg-Kommunikation und sein manichäisches Weltbild führen an einem Punkt zusammen. Sie ergeben die größte Gefahr, die Trump darstellt.

Er entzieht sich auf diese Weisen komplett der demokratischen Kontrolle. Rechenschaftspflicht, im Englischen Accountability heißt das, und ist zentraler Teil von Demokratie. Repräsentative Demokratie ohne Accountability ist nicht denkbar.

Sie funktioniert unabhängig vom genauen Modell immer so, dass Menschen andere Menschen damit beauftragen, in ihrem Sinne nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln und sich dafür zu verantworten. Man spricht hier von einer Legitimationskette. Wer denen, die ihn_sie wählen, offen belügt und wer sich ihnen nicht verantwortet, zerschlägt diese Kette.

Und damit die Idee der Demokratie.

Wer im Auftrag der Menschen Politik macht, muss sich erklären, muss Dinge versprechen und sich daran messen lassen, kann zwar seine eigene Agenda verfolgen, sofern er sie in etwa so zur Wahl gestellt hat, aber er muss sie dann immer wieder zur Disposition stellen.

Deshalb ist die Lüge die demokratische Todsünde – und deshalb muss gehen, wer der Lüge überführt wird.

Natürlich ist das idealtypisch, nicht jede_r Politiker_in sagt immer die volle Wahrheit, aber im Kern bleibt der Grundsatz – und ganz sicher darf sich niemand systematisch der Rechenschaftspflicht entledigen.

Deshalb greift auch der Ratschlag zu kurz, man müsse Trumps Aussagen ignorieren und seine Handlungen beurteilen. Obwohl das im Grunde stimmt. Ja, künftig wird man noch viel mehr auf Policies schauen müssen, schon, um sich irgendwie vor den permanenten Lügen zu schützen. Policies in den Mittelpunkt zu stellen, ist sowieso immer eine gute Idee.

Nur ist das Problem an Trump, dass man seine Policies an nichts messen kann. Nicht an seinen Versprechen, denn sie haben keinerlei Bindungskraft. Nicht an der Wirklichkeit, denn er wird diese Wirklichkeit rundheraus bestreiten. Sobald er die Legitimationskette durchtrennt und sich jeder Rechenschaftspflicht entledigt hat, kommt man mit der Analyse von Handlungen nicht mehr weit.

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8 Narzissmus

Das ist auch nicht neu, aber es wurde jetzt in US-Medien noch einmal diskutiert, angestoßen von Psycholog_innen: Ob Trump ein Narziss im pathologischen Sinne sei. Eigentlich gehört es sich nicht – und eigentlich ist es nicht möglich – eine Person zu diagnostizieren, ohne sie wirklich zu untersuchen. Und tatsächlich hat, zu meinem Erstaunen, Allen Frances, der die aktuelle Revision des Kriterienkatalogs für psychische Krankheiten (DSM) geleitet hat, getwittert, er halte Trump nicht für einen Narzissten. (weil er nicht daran zu leiden scheine).

Trotzdem scheint mir nach Jahrzehnten von Trump in der Öffentlichkeit offensichtlich, dass das zutrifft. Dass Trump also eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, nicht im alltagssprachlichen Sinne (“narzisstisch ist doch jede_r Politiker_in, Journalist_in, Entertainer_in…” [4. Ich halte aber auch das immer schon für eine Ausrede von Egomanen, die anmaßen, sich zur Norm zu erklären, um sich zu entschuldigen. Aber das nur am Rande.], sondern im pathologischen.

Oder, um es mit Keith Olberman zu sagen: „He is not… well“.

(Er twitterte zum Beispiel: “The world was gloomy before I won – there was no hope. Now the market is up nearly 10% and Christmas spending is over a trillion dollars!”)

Es ist aber vielleicht gar nicht so wichtig. Es würde erklären, warum Trump handelt, wie er handelt (und Möglichkeiten zur Manipulation bieten); letztlich muss uns aber nur interessieren, dass er handelt, wie er handelt. Siehe oben: Vermeiden jeder Accountability. Oder siehe im Folgenden: Interessenkonflikte.

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9 Interessenkonflikte und Transition

Die konzertierten Bemühungen, jede Accountability zu untergraben, sind das eigentlich, das große, das ernsthaft demokratiegefährdende Problem mit Trump. Seine Interessenkonflikte und sein Kabinett von Milliardären machen alles nur noch schlimmer.

Er bestreitet, dass er Interessenkonflikte haben könnte. Dabei ist er über sein Unternehmen in so vielen Ländern auf so vielfältige Weise involviert, dass er in extrem vielen politischen Fragen wirtschaftliche Interesse hat.

Seine Antwort? Seine zwei älteren Söhne, die Teil seines Übergangsteams und enge BeraterInnen sind, sollen die Firma übernehmen. Das löst aber gar nichts.

Schon gibt es Berichte, dass ausländische Diplomat_innen bewusst in Trump Hotels übernachten. Und sogar, dass ihnen das nahegelegt wird.

Das ist Bereicherung und das schafft gewiss Konflikte.

Ein Gesetz verbietet es dem US-Präsidenten, materielle Werte von ausländischen Regierungen zu erhalten – hier, wenn überhaupt, liegt wahrscheinlich der Schlüssel zu einem möglichen Impeachment.

Dass seine Regierung die mit weitem Abstand reichste aller Zeiten ist, hilft da nicht weiter.

Kurze Notizen zum Kabinett, zu dem viel zu sagen wäre: Erstens ist Trump Berichten zufolge außerordentlich langsam und es ist unwahrscheinlich, dass die wichtigen Posten kurz nach Amtsantritt berufen sind, sofern die normalen Prüf-Prozesse durch den Kongress und Sicherheitsbehörden gelten. Zweitens, eine bizarre Anekdote, habe er Kandidat_innen Berichten zufolge wegen ihres Aussehens (nicht) berufen – nicht, weil sie einen Schnurrbart haben oder klein sind, oder doch, weil sie groß und beeindruckend aussehen.

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10 Das Positive: Trump ist nicht Hitler

Was ich eben beschrieben habe, fügt sich relativ nahtlos zusammen zu einem Bild. So gesehen ist Trump durchaus berechenbar und konsistent. Problematisch ist nur: Das bedeutet keinerlei inhaltliche Konsistenz.

Trotzdem, da in den USA immer noch von Faschismus die Rede ist, eines ist klar: Donald J. Trump ist nicht Adolf Hitler. Er war es nicht und er wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nie sein.

Ja, man muss bei Trump mit fast allem rechnen. Aber er hat in seinen 70 Jahren zwar autoritäre, rassistische und gewalttätige Züge erkennen lassen, aber keinerlei Welteroberungs- oder Vernichtungsfantasien. (Und er hat zwar Rassisten und White Supremacists um sich geschart, aber nicht nur und nicht die radikalsten).

Hitler hat das alles schon weit vor seiner Herrschaft getan.

Überhaupt ist der Nationalsozialismus kein guter Referenzpunkt für die modernen autoritären Bewegungen im Westen (und der Türkei). Man spricht nicht umsonst von der Singularität des Holocausts. Konzentrationslager gab es zu vielen Zeiten an vielen Orten; die Vernichtungslager Hitler waren noch einmal gnadenloser; dort hatte niemand eine Chance, weder durch Komplizenschaft noch durch Widerstand; man sieht das, wenn man in Birkenau steht. Das gab es so systematisch noch nie. Und auch andere Genozide gab es vergleichsweise selten.

Selbst das ausgesprochen brutale faschistische Regime Mussolinis, dessen Name von seinen mordenden Schlägertrupps abgeleitet ist, war nicht derart systematisch vernichtend. Die meisten anderen rechten Diktaturen der 30er waren es nicht.

Was das bedeutet: Autoritäre Systeme waren in der Menschheitsgeschichte die Regel. Der Nationalsozialismus war die brutale Ausnahme von dieser Regel, zusammen mit einigen anderen Gewaltexzessen.

Der Nationalsozialismus als Referenz für ein überzeugtes Nie Wieder! im Nachkriegsdeutschland, als Mahnung, wohin Diktatur im schlimmsten Fall führen kann, ist unbeschreiblich wichtig. Er muss moralisch der Fixpunkt bleiben.

Das heißt ganz klar nicht, dass andere Diktaturen gut sind oder gar nicht so schlimm. Es heißt nur, dass man auch zwischen verdammenswerten Systemen noch Unterschiede feststellen kann.

Um analytisch und politisch mit Diktaturen und autoritären Tendenzen umzugehen, müssen wir uns von diesem Referenzpunkt lösen. Wir machen uns selbst das verstehen schwer und auch den Widerstand: denn korrekterweise bestreiten, dass man ist wie Hitler, das fällt eigentlich allen leicht. Damit kommt man nicht weit.

Um zu verstehen, was auf die USA zukommt, um Ähnlichkeiten zu Entwicklungen anderswo zu begreifen, um Handlungsmöglichkeiten zu ersinnen, hilft es nichts, am Hitler-Vergleich festzuhalten. Im Gegenteil, es schadet nur.

(Interessanter fand ich schon den Turkmenbashi-Vergleich von Sarah Kendzior).

(Wenn ich dazu komme, schreibe ich demnächst mal noch über die Notwendigkeit, uns genauer mit Autoritarismen zu beschäftigen und zwischen Autoritären, Nationalisten, Rassisten, Rechtsextremen und Populisten zu unterscheiden).

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11 Die Rückkehr der Machtpolitik

Trump nimmt einen Anruf aus Taiwan entgegen und verärgert damit China. Trump wanzt sich an Wladimir Putin ran und lobt ihn für seine Reaktion auf US-Sanktionen. Trump greift Obama öffentlich scharf für die Enthaltung im UN-Sicherheitsrat an, als dort Israels Siedlungspolitik verurteilt wurde (14 Stimmen ja, eine Enthaltung, die der USA). Trump verspricht daraufhin, Israel müsse nur noch bis zum 20. Januar durchhalten.

Daraufhin wirft Israel Obama vor, die USA hätten sich nicht nur enthalten, sondern hinter den Kulissen die Resolution eingefädelt. Mehr noch, man habe Beweise und werde sie – mit Trumps Regierung teilen. Nicht mit der Öffentlichkeit, nein, mit Trump.

Trump twittert, Nordkorea sei kurz davor, neue Atomwaffen zu entwickeln, die die USA erreichen könnten: “Wird nicht passieren!”.

Trump twittert, China helfe nicht dabei, Nordkorea einzudämmen, aber kassiere in der Handelspolitik ab.

Trump twittert, die USA müssten ihr Nukleararsenal verstärken und erweitern und sagt im TV, wenn es zu einem Wettrüsten mit Russland komme, dann sei das eben so.

Zusammen mit der aggressiven Kommunikation ist dieser barsche Ton ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Klassische Machtpolitik wird nach vorne drängen. Also das Verfolgen von Interessen mit Kabalen, Ränkespielen, Drohungen. Aus strategischen Partnern werden wieder Gegner. Das passt zu Trumps Weltbild. Win or lose, tertium non datur.

Zyniker werden sagen, so sei Politik. Ja, zumindest ist sie in Teilen auch immer so. Nur wie sehr, das ändert sich.

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12 Ursachen für den Wahlerfolg: vor allem weiße Identität und Fremdenfeindlichkeit

Ich habe ja neulich schon geschrieben, dass Trump seine Wahl wohl nicht so sehr Wirtschaftsfragen zu verdanken hat. Und dass es mehr um Identität ging. Das hat sich erhärtet.

Sehr lesenswerte Auseinandersetzungen zeigen, dass die Demokraten vor allem dort scheitern, wo Weiße die Mehrheit stellen und unterdurchschnittlich wenige Weiße einen Hochschulabschluss haben. Die Republikaner gewannen in Mittelschichts-Bezirken dazu.

Außerdem zeigt sich, dass es ein so großes Education Gap gab wie nie – dass also Menschen mit Hochschulabschluss auffällig stark zu Clinton neigten und Menschen ohne Hochschulabschluss zu Trump. Damit ist erst einmal noch wenig über den Mechanismus gesagt. Menschen ohne Hochschulabschluss haben im Durchschnitt andere Jobs als Menschen mit Hochschulabschluss, sie verdienen weniger, leben an anderen Orten und lehnen Einwanderer stärker ab.

Nun stellen wir fest: Wenn man sich beispielsweise ansieht, wie viel die Menschen verdienen, findet man immer noch einen starken Unterschied abhängig vom Bildungsgrad. Wenn man aber für die Haltung gegenüber Einwanderern kontrolliert, dann (und nur dann!) verschwindet der Effekt von Bildung vollständig.

Das deutet ziemlich klar darauf hin, dass Menschen ohne College-Abschluss deshalb auffällig häufig Trump gewählt haben, die auch klar Einwanderung ablehnen und Vorurteile gegenüber Schwarzen haben.

Man könnte auch sagen: Es ging um Race, um Weiße Identität, um Einwanderung, um rassistische Einstellungen, mehr, ja viel mehr als um Wirtschaft. Diese Entwicklung ist nicht neu, sie begann schon vor einigen Jahren und hat sich unter Obama beschleunigt. Aber diesmal war Race entscheidender für GOP-Wähler_innen als noch 2008, als erstmals ein Schwarzer Präsident werden konnte.

Und warum könnte das so sein, gerade bei Menschen ohne Hochschulabschluss?

Weil ihnen vor einigen Jahren noch nicht bewusst war, wie GOP und Demokraten tendenziell zu Minderheiten stehen, anders als Menschen mit College-Abschluss. Heute aber ist das allen Menschen einigermaßen klar – die Folge ist eine Zuwendung zu den Republikanern.

Das ist eine These. Aber sie ist gut belegt – und plausibel.

All passt zu meiner Normalitarismus-These, die besagt, dass rechte/autoritäre/populistische/nationalistische Bewegungen unabhängig von ihrem konkreten Programm, vor allem in Wirtschaftsfragen, gerade massiv Zulauf haben, weil viele (weiße, v.a. Männer) in den vergangenen Jahren erstmals wirklich begriffen haben, wie sehr sich Gesellschaft ändert – und dass ihr Norm-Sein und Normal-Sein in Gefahr ist. Zum Beispiel, weil es einen schwarzen Präsidenten gab.

Weil ich dazu oft Diskussionen führe und es den Eindruck haben könnte, ich wolle meine eigene These um jeden Preis bestätigt sehen: ganz und gar nicht.

Ich wünschte mir sogar, es wäre anders und ich hätte Unrecht. Ich wünschte mir, es ginge nur um die wirtschaftliche Basis. Ökonomische Ungleichheit lässt sich nämlich viel besser politisch bekämpfen als die echte Ablehnung der Anderern.

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13 Prognosen

Ein neues Jahr ist angebrochen, Zeit für zwei Prognosen:

Ich sage hiermit voraus, dass in 10-15 Jahren ein Buch erscheinen wird von einem russischen Agenten, der verkündet, er habe Trump durch Hacking und Wahlmanipulation zum Sieg verholfen. Ich sage ausdrücklich nicht, dass das stimmt. Aber jemand wird sich damit nach vorne spielen wollen.

Ich sage außerdem voraus, dass wir in den nächsten Monaten mindestens Debatten darüber bekommen werden, ob in den USA ein Straftatbestand ähnlich dem Hooliganismus in Russland nötig ist.

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14 Persönliches: Es zehrt aus

Zum Schluss eine persönliche Notiz: Ich bin froh, dass alles hier endlich noch einmal aufgeschrieben zu haben, auch wenn vieles nicht neu ist. Ich stelle jetzt schon fest, wie sehr Trump Aufmerksamkeit bindet. Und wie frustrierend das ist; nicht nur, weil es politisch natürlich folgenlos bleibt, was ich hier lese oder schreibe, sondern auch, weil all die Auseinandersetzungen mit ihm so sehr abprallen.

Weil es alles so egal zu sein scheint. Und weil vor allem vernünftige Argumente, Widerspruchsfreiheit, Wahrheit so wahnsinnig egal sind.

Geht das nur mir so?

{ 41 comments… add one }
  • Stefan Sasse 10. Januar 2017, 18:42

    Ich leide gerade massiv unter Trump-Erschöpfung, deswegen kommt in letzter Zeit auf Twitter so wenig und hier gar nichts. Deiner Analyse stimme ich zu. Mir scheint, das passendste Modell ist Silvio Berlusconi. Nur mit Riesenmilitär, -wirtschaft und Atomwaffen.

  • FrageZeichen 10. Januar 2017, 22:18

    Allemal interessant diese Zusammenfassung. Sie bietet aber natürlich sehr viel Angriffsfläche. Wäre deshalb wohl in zwei Teilen besser aufgehoben gewesen.
    Einen Großteil des oben geschriebenen (Lügen, Wendehälsigkeit, Korruption etc.) hätte man auch über Merkel sagen können.

    Wesentlicher Unterschied: Merkel macht so etwas als Hinterzimmerpolitik und poltert nicht (oder wenig) und Twitter fehlt als zentrales Sprachrohr.
    Ist vielleicht das (das Poltern) der entscheidende Aufreger bei Trump?
    Wenn ja, dann kreist der Autor selbst im Fahrwasser der Oberflächlichkeit. Genau das war ja die Methode Trump. Radikalpopulismus (Motto: Inhalte sind egal) als Wahlkampfstrategie. Und dieser verfängt nur bei oberflächlichen Menschen.
    Und das ist auch die Methode Merkel. Radikalpopulismus als Regierungsstrategie. Beides ist extrem problematisch.

    Aber warum wird man jetzt bei Trump hysterisch und bei Merkel nicht?
    Dafür gibt es wohl nur eine Erklärung: Dummheit und Oberflächlichkeit des Wahlvolks.

    Davon abgesehen: Trump hat bisher noch nichts getan. Er ist noch nicht mal im Amt. Das sollte man bedenken bevor man zu einem vorschnellen Urteil gelangt.

    • Jonas Schaible 11. Januar 2017, 12:51

      Siehe unten meine Antwort auf Rauschi. Wenn Sie zwischen Trump und Merkel keinen Unterschied erkennen können, dann wird uns keine Debatte der Welt irgendwo hinführen.

      • FrageZeichen 11. Januar 2017, 15:01

        Nun, den wesentlichen Unterschied habe ich doch weiter oben genannt. Bisher kann man ja (auch das steht weiter oben bereits) noch nicht viel mehr sagen.
        Ansonsten sind beide schmierige Populisten die anscheinend zu allem in der Lage sind. Unberechenbar ist ja nicht nur der Herr Trump, sondern vor allem auch das blonde Dummchen im Kanzleramt. Wobei Trump immerhin anscheinend den Konfrontationskurs bzgl Russland nicht mitmachen will. Das ist doch mal eine positive Nachricht, oder?
        Da ist die doofe Blondine Murksel doch schon eher apokalypseaffin, nicht wahr?

      • Erwin Gabriel 22. Januar 2017, 15:57

        „Wenn Sie zwischen Trump und Merkel keinen Unterschied erkennen können, dann wird uns keine Debatte der Welt irgendwo hinführen.“

        Dem könnte man natürlich trefflich entgegenhalten, dass eine Debatte auch sinnlos ist, wenn Sie die Parallelen nicht erkennen können oder wollen.

        Natürlich gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den beiden, aber auch Parallelen.

        Trump artikuliert offen, schonungslos, und Andersdenkende beleidigt er des Öfteren mit brutalen Aussagen. Merkel äußert sich unklar und zurückhaltend, und Andersdenkende beleidigt sie gelegentlich mit feinen, nicht minder kränkenden Worten.

        Trump ist eitel, narzisstisch und machtbewusst. Er stellt sich bei Gruppenfotos in die Mitte und räumt Konkurrenten und Gegenspieler laut und brutal aus dem Weg. Merkel ist uneitel und ohne äußeres erkennbares Geltungsbewusstsein. Sie stellt sich bei Gruppenfotos möglichst an den Rand und räumt Konkurrenten und Gegenspieler leise und link aus dem Weg.

        Trump vertritt offen und lautstark die Interessen seines Landes. Merkel vertritt die Interessen Deutschlands zwar im Hinterzimmer, aber genau so unnachgiebig.

        Trump stellt die Ökologie weit hinter die Ökonomie (zumindest redet er bislang so), Frau Merkel setzt ihre (teilweisen sinnlosen) Öko-Versprechen deutlich wirtschaftsschädigend um.

        Beide haben so ihre Probleme mit dem lieben Gott und geben sich nur selten und nur bei Bedarf „kirchlich“ (war für mich schon witzig zu sehen, wie zappelig Trump die

        Beide halten Politiker und Wähler, die ein anderes Weltbild vertreten, für naiv, weltfremd und dumm; beide ignorieren die Gegenseite, egal wie sinnhaft die Gegenargumente sind. Beide überschätzen sich – Trump in der Meinung, er muss sich als Silberrücken nur laut genug auf die Brust schlagen, schon beugen sich alle seinen Wünschen; Merkel beispielsweise, indem sie schon vor dessen Amtsantritt dem neuen US-Präsidenten Bedingungen stellt.

        Was ich nicht verstehe, ist, wie viele Politiker und Journalisten sich derart hart und beleidigend auf Trump einschießen, BEVOR er überhaupt seinen Job angetreten hat. Die Tonlage, Aggressivität und Absolutheit der Kritik erinnert mich an das Auftreten der Pegida gegen Merkel & Co (nur mit entgegengesetzter Stoßrichtung). Trump wird deshalb nicht verschwinden; je weiter man sich vorwagt, umso weiter muss man nachher zurück.

        Und was ich auch nicht verstehe, ist die Reaktion gerade der Linken auf Trump: Er ist gegen TTIP & Co., eher neutral-positiv gegenüber Russland eingestellt, spricht als Klientel in erster Linie Arbeiter an, will die Eliten entmachten und „das Land den Leuten“ zurückgeben. Ebenfalls verstehe ich nicht, dass man sich über Trumps eher zurückhaltende Reaktion auf die Erkenntnis, Russland habe den Server der Demokraten gehackt, weit mehr aufregt als das Abhören des Kanzlerinnen-Telefons durch die NSA.

        Trump und Merkel echauffieren sich, wenn es nützt, beide sind eher pragmatisch, wenn es passt. Der große Unterschied bis hierhin ist eine Stilfrage: Merkel agiert diplomatisch, Trump nicht (was aus der Position der Stärke heraus der effizientere Weg sein mag, seine Interessen durchzusetzen). Für alles andere muss man abwarten.

  • sol1 11. Januar 2017, 02:24
  • Ralf 11. Januar 2017, 04:41

    Ich habe ja neulich schon geschrieben, dass Trump seine Wahl wohl nicht so sehr Wirtschaftsfragen zu verdanken hat. Und dass es mehr um Identität ging. Das hat sich erhärtet

    Ob sich das erhaertet hat, ist extrem umstritten. Siehe z.B. hier:

    https://fivethirtyeight.com/features/stop-saying-trumps-win-had-nothing-to-do-with-economics/

    • Jonas Schaible 11. Januar 2017, 12:49

      Aus dem Artikel:
      „None of this is to say that economic issues are the only, *or even the primary*, explanation for Trump’s success. A recent paper from researchers at the University of Massachusetts, Amherst, *found that racism and sexism predicted support for Trump better than economic dissatisfaction*. But even that paper found that economic dissatisfaction was an important factor. In other words, the “economics or culture” argument is a false dichotomy. There’s no reason that both forces couldn’t matter; in fact, *both did*.“

      Da ist kein Widerspruch zu dem, was ich schrieb. („nicht so sehr… dass es mehr um… ging“). Niemand sagt, Wirtschaft spiele gar keine Rolle. Aber nicht die größte – ja, das erhärtet sich. (Für fundamentalen Widerspruch wäre der 538-Text auch in den Details zu unspezifisch, wenn er ihn den einlegen wollte, was er nicht will).

      • Ralf 12. Januar 2017, 03:17

        In dem FiveThirtyEight-Artikel geht es darum, dass die Wirtschaft eine erhebliche Rolle bei der Wahl Trumps gespielt hat. Das steht in direktem Widerspruch zu Deiner Ausage, dass Trump seine Wahl wohl nicht so sehr Wirtschaftsfragen zu verdanken hat.

        Dabei behauptet natuerlich niemand, dass Wirtschaftsfragen ganz alleine als einzige relevant waren. Wahlergebnisse sind nie monokausal. Bedeutender als „weisse Identitaet“ als Faktor duerfte allerdings noch ganz profan die unglaubliche Unbeliebtheit Hillary Clintons zur Niederlage der Demokraten beigetragen haben. Trump holte naemlich wesentlich weniger Stimmen als Romney 2012 und als McCain 2008. Das deutet daraufhin, dass weniger Trump „gewann“ als dass Clinton die Wahl verlor. Bei FiveThirtyEight gab es auch einen ganz netten Artikel, der zeigte, dass gerade unter Waehlern, die sowohl Trump als auch Clinton schrecklich fanden – und davon gab es jede Menge (!) – viele den Demokraten zuneigende Waehler am Ende tatsaechlich zuhause blieben, waehrend den Republikanern zuneigende Waehler zu den Urnen gingen und ihr Kreuz bei Trump machten. Diese Waehler waren aber keine „Identitaetswaehler“, die von Trump begeistert waren, sondern „Last Minute-Heimkehrer“, die im letzten Moment ihr Kreuz nicht wegen sondern trotz Trump bei den Republikanern machten.

  • Gandsy 11. Januar 2017, 08:44

    Ausser der Accountability als eineim wichtigen Mechanismus der demokratischen Kontrolle, würde ich noch die Scham als einen Mechanismus der politischen Selbst-Kontrolle erwähnen. Bei Trump sehen wir, was alles politisch möglich ist, wenn man nur schamlos genug agiert.
    Es ist schon ziemlich schockierend, wie labil das Fundament unserer Institutionen ist, weil es nähmlich durch Normen und ungeschrieben Regeln zusammengehalten wird, wie Accountability und Scham.

  • Rauschi 11. Januar 2017, 08:48

    Alle Hoffnung auf einen normalen Präsidenten waren vergebens.

    Was wäre ein „normaler“ Präsident gewesen? Einer, der vor der Wahl sagt, er würde Guantánamo schliessen und das dann nicht tut? Einer, der Menschen in fernen Ländern mit Drohnen töten lasst und alle, die dumm daneben stehen gleich mit, weil von Ihnen mutmasslich eine Gefahr ausgeht? Jemand, den das Völkerrecht nicht schert und der den internationalen Strafgerichtshof nicht anerkennt, wäre das nach Ihrem Geschmack gewesen?

    Trump verdreht weiter die Wirklichkeit, wie es ihm passt. Mal verzerrt er nur, oft genug lügt er klar.

    Da ist er auf der Weltbühne sicher der einzige, der sich die Realität so hinbiegt, wie sie ihm gefällt, klar. (Wie sagt unsere Kanzlerin immer so schön und trotzdem falsch: Deutschland geht es gut und das ist ein Grund zur Freude)
    War das nicht Herr Müntefering, der gemeint hat, es wäre unfair, die Parteien nach der Wahl an den Versprechen von vor der Wahl zu messen? Abgesehen davon, das das gesamte Leben unfair ist, heisst das, er wollte einen Freibrief für Wahllügen haben, oder nicht?
    Wo ist jetzt genau der Unterschied?

    Gruss Rauschi

    • Jonas Schaible 11. Januar 2017, 10:45

      Wenn Sie zwischen Trump und Müntefering keinen Unterschied erkennen, kann ich, fürchte ich, wenig für Sie tun. Da bin ich dann nur noch ratlos.

      • Rauschi 11. Januar 2017, 11:42

        Wer sagt, das mir geholfen werden muss?
        Wo ist der Unterscheid in der Aussage?
        Der eine will hinterher eine Entschuldigung für nicht gehaltene Versprechen, von den man wahrscheinlich vorher wusste, das sie nicht einzuhalten sind. Der andere lügt oder beschönigt und weiss das genauso?
        Inhaltlich sehe ich da keinen Unterschied. Wenn Sie nicht mal differenzieren können zwischen dem Vergleich einer Aussage von Personen und dem Vergleich der Personen selbst, dann ist mir das hier wirklich zu oberflächlich, sorry.

        Gruss Rauschi

        • Jonas Schaible 11. Januar 2017, 12:40

          Helfen im Sinne von: Dann kann ich Ihnen nicht erklären, wo der Unterschied liegt. Wenn für Sie Münteferings Aussage und dieser Track record http://www.politifact.com/personalities/donald-trump/ inhaltlich nicht verschieden sind, dann sehe ich wenig Möglichkeit, Sie auf den Unterschied hinzuweisen.

          Das ist, als sehe jemand keinerlei inhaltlichen Unterschied zwischen einem Pudelwelpen und einem sabbernden, tollwurtgeifernden, blutverschmierten Rottweiler. Ja, auf irgendeiner Ebene sind beides Hunde. Aber man kann das beim ersten Hingucken schon gravierende Unterschiede erkennen, die, und das ist der Witz, im Umgang mit ihnen im Alltag verdammt relevant sind.

          • Rauschi 11. Januar 2017, 13:46

            Und wie frustrierend das ist; nicht nur, weil es politisch natürlich folgenlos bleibt, was ich hier lese oder schreibe, sondern auch, weil all die Auseinandersetzungen mit ihm so sehr abprallen.

            Weil es alles so egal zu sein scheint. Und weil vor allem vernünftige Argumente, Widerspruchsfreiheit, Wahrheit so wahnsinnig egal sind.
            Was wollen Sie denn jetzt noch erreichen? Den gewählten Präsidenten weg schreiben? Na dann viel Spass.
            Sind Ihre Ansprüche nicht ein wenig hoch, was den Wahrheitsgehalt einer Aussage von Politikern angeht?
            Noch ist der Mann nicht mal im Amt, aber Sie beschreiben Ihn als sabbernden, tollwutgeifernden, blutverschmierten Rottweiler.
            Was ist dann Frau Clinton, die echte Kriegseinsätze, die gegen das Völkerrecht verstiessen, befürwortet und zu verantworten hat?
            Persönlich finde ich Herrn Trump auch nicht wählbar, so what? Das Volk hat gesprochen und das haben wir hinzunehmen, was ist Ihr Vorschlag, Abschaffung der Demokratie?
            Ich habe die jetzige Regierung hier in Deutschland auch nicht gewählt, soll ich mich jetzt ärgern, das ich Frau Merkel und Konsorten nicht weg schreiben kann?
            In meinem Alltag kommen weder Herr Trump noch Frau Merkel vor, deswegen brauche ich da auch keine Umgangsformen zu erarbeiten. Treffen Sie einen von beiden regelmässig?
            Ist eine Lüge schlimmer, wenn Sie aus dem „falschen“ Lager kommt, oder was ist mit Guantánamo? Ja, es gibt mindestens 255 Graustufen, aber bei Ihnen gibt es wohl nur schwarz oder weiss.
            Ich empfehle einen Punchingball zum Frustabbau, ist für das seelische Gleichgewicht enorm hilfreich. 🙂

            Gruss Rauschi

  • Kning 11. Januar 2017, 14:53

    Ich will nicht Trump kleinreden. Natürlich wird dieser Präsident eine Herausforderung für die Welt im allgemeinen; für seine Verbündeten im besonderen und für Amerika zur Nagelprobe betreffend der Stabilität seiner demokratischen Institutionen werden.

    Aber es hilft sich zu Erinnern das Trump nicht allmächtig ist. Als President elect konnte er noch seine Mätzchen machen: Twitter statt Pressekonferenzen, Lügen und Täuschen, statt Erklären aber sobald er seinen Amtseid geleistet hat wird er sich ändern müssen.

    Die Vereinigten Staaten haben in rund 240 Jahren politische Gepflogenheiten herausgebildet, die selbst Trump und seine Entourage nicht so einfach schleifen können. Präsident Trump braucht den Kongress, Präsident Trump braucht eine Administration die einfordern und wachen wird, dass ein Präsident sich in Rahmen der Verfasssung bewegen wird. Selbt wenn er das Oberste Gericht konservertiver prägt, heisst das nicht, dass nicht, dass dort Leute sitzen werden, die stumpf durchwinken werden.
    Er wird die vielgescholtenen Medien brauchen, um seine Poltik zu erklären. Ich glaube nicht dass aus der State of the Union Address ein Podcast oder Twitter-Post werden wird.
    Die Realität wird den aufgeblasenen Troll Trump zähmen. Ich frage mich eher ob er die 4 Jahre durchhalten wird oder vorher selber die Lust verliert oder mittels Impeachement gestürzt wird.

    • FrageZeichen 11. Januar 2017, 15:24

      Ganz so trivial liegen die Dinge dann wohl nicht. Wir haben in der westlichen Welt seit Bush junior ein großes Problem. Und dieses Problem besteht in einem nachhaltigen sukzessiven Demokratieabbau (und damit dem Bürgerrechtsabbau), der von den USA ausgegangen ist und allen anderen Länder (offensichtlich) aufgenötigt wurde. Der Initialzünder dafür war 911.
      Was heißt das? Folgendes: Man hat die Infrastruktur für das „perfekte“ totalitäre System bereits geschaffen. In den Exekutivorganen (und in der Justiz) sind seitdem (auch in Deutschland) die entsprechenden Säuberungen bereits gelaufen. Und: Das Parlament ist gleichgeschaltet. Es gibt keinen Widerstand mehr. Die Hierarchien sind gestrafft. Die Infrastruktur des Unrechtsstaat ist also bereits weitestgehend etabliert. Aktuell feilt man noch an Kleinigkeiten (Wiedereinführung der Zensur etc.).
      In Frankreich hat man die Aushebelung des „Rest-Rechtstaates“ erfolgreich mit der Ausrufung (und fortlaufenden Verlängerung) des Notstands/Kriegsrechts schon erprobt.
      In einer solchen Konstellation gibt es sehr große Mißbrauchsmöglichkeiten. Und die angebliche Trumpsche Affinität zu Atomwaffeneinsätzen („Warum setzen wir die Sachen nicht ein?“ sorry, ich hab die Meldung nicht verifiziert) kann da eventuell schon beunruhigen.
      Will heißen: Wir sind schon seit langem mittendrin im „problematischen“ Geschehen. Nur fällt das niemandem mehr auf. Der Wahnsinn wird zur Normalität.
      In Deutschland diskutiert man aktuell über die Formierung eines Wahrheitsministeriums und über „Fußfesseln auf Verdacht“. Und alle glauben, das wäre normal. Zumindest hab ich keinen adäquaten Aufschrei dazu vernommen.

      Übrigens: Auch die Initiative bzgl Wahrheitsministerium hat seinen Ursprung in den USA. Das Imperium flippt anscheinend aus.

      • Kning 11. Januar 2017, 16:41

        Ich tue mich sehr schwer mit Begriffen wie Unrechtsstaat oder Gleichschaltung. Ich finde diese sind nicht auf die politische Wirklichkeit in Deutschland, Frankreich oder den USA übertragbar. Denn von einem tatsächlichen Unrechtsstaat trennen uns nun doch glücklicherweise Welten, es sei denn man argumentiert äußerst polemisch, geht aber auch am Inhalt des Beitrags (nämlich Trump) völlig vorbei.

        Das Trump sich offenbar etwas lax mit dem Thema Atomwaffen beschäftigen soll, ist eher ein Ausdruck seiner Überforderung und mangelnden (Amts-)reife. Selbst wenn er wollte, gäbe es noch genügend Mechanismen einen solchen Befehl auszuhebeln.

        Fürchten tue ich mich vor dem Präsidenten Trump. Fürchten tue ich das Vakuum das entsteht, da die letzte verbleibende Supermacht in den kommenden vier Jahren um sich selbst Kreisen wird und Partner wie Gegner im besten Falle verwirren, im schlimmsten Falle brüskieren wird. Die europäisch-amerikanischen Beziehungen wurden durch die Präsidentschaft G.W. Bushs bereits zu Genüge belastet. 8 Jahre Obama haben eher die Wunden vernarben lassen, als gänzlich zu reparieren. Trump werden wir wohl ertragen müssen und darauf hoffen das er von selbst implodiert.

        • FrageZeichen 12. Januar 2017, 19:53

          Meine Aussage war: „Die Infrastruktur des Unrechtsstaat ist also bereits weitestgehend etabliert.“
          Und: „In einer solchen Konstellation gibt es sehr große Mißbrauchsmöglichkeiten.“

          Und natürlich hat die Einführung eines Wahrheitsministeriums, das dann direkt dem „Führer“ unterstellt ist (=Reichspropagandaministerium) und beschließt welche Meldung wahr (also mainstreampropagandakonform) und damit publiziert werden darf und welche es nicht ist, nichts mit unserer Verfassungsordnung zu tun. Und wenn man sich an die Verfassungsordnung nicht mehr halten will, so wie CDU und SPD das offensichtlich seit Jahren (!nicht erst seit Trump) kundtaten und kundtun, dann bewegt man sich in den Kategorien des Unrechtsstaates.
          Dasselbe gilt für das Beispiel „Fußfessel auf Verdacht“.

          Das alles waren übrigens früher mal Binsenweisheiten die eigentlich nicht der näheren Erläuterung bedurften. Zwischenzeitlich ist ein Großteil der Bevölkerung über die MSM-Propaganda aber derart „verstrahlt“, das man demnächst vermutlich im FürsKleinkind-Erklärungsstil ansetzen muß.

          Was ist nur mit euch los?

          Übrigens hat das alles etwas mit Trump zu tun. Trump ist eben nicht (wie weiter oben ganz hysterisch proklamiert worden ist vom Autor) der Beelzebub höchstpersönlich. Da ist schon davor ein bißchen etwas passiert.

          Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten (s.a. Mexiko), die jetzt überall zu einem Rechtsruck und einer Destabilisierung der Nationen führen, mal ganz außen vor gelassen.

          • Erwin Gabriel 23. Januar 2017, 16:42

            @ Fragezeichen:

            Sicherlich kennen auch Sie dieses Juncker-Zitat:
            „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt, und keine Aufstände, weil die meisten ja gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter.“

            Nach diesem Verfahren ist die EU schon deutlich weiter umgebaut, als wir Normalsterbliche das vorstellwen können. Die Verlagerung der Macht von den Parlamenten in die Institutionen ist schon weit fortgeschritten.

            In diesem Sinne stimme ich Ihren Aussagen
            „Die Infrastruktur des Unrechtsstaat ist also bereits weitestgehend etabliert.“ bzw. „In einer solchen Konstellation gibt es sehr große Mißbrauchsmöglichkeiten.“ eindeutig zu.

  • Floor Acita 12. Januar 2017, 08:44

    Ich stimme den meisten Aussagen im Großen und Ganzen zu. Ich tue mir allerdings ebenfalls nach wie vor schwer mit dem Thema economy vs identity. In Michigan zB hat Trump weniger Stimmen geholt als Bush 2004, Kerry hatte den Staat aber gewonnen. Hat bei tatsächlichen Trump Wählern Identität eine größere Rolle gespielt? Sieht so aus, aber genau das war ja zu erwarten gewesen nach diesem Wahlkampf und in Einklang mit Analysen vor der Wahl – damals ging man von einem limitierten Zuspruch aus. Und das war er auch, die Demokraten konnten ihn dennoch nicht schlagen. Die Frage ist also mehr, warum Wähler zu Hause geblieben sind, die 2mal für Obama gewählt haben, und genau bei diesen (potentiellen) Wählern (übrigens auch unter der black/POC working class, von der niemand überhaupt jemals spricht/die komplett ignoriert wird von Leuten die von sich behaupten sich gegen Rassismus einzusetzen „because they don’t fit the narrative“) hat die Ökonomie, aber auch ein Mangel an Vertrauen in die politische Klasse Probleme ausgehend von realen Analysen zu lösen und nicht danach wer einem gerade den größten Scheck ausgestellt hat, wohl den größten Ausschlag gegeben.

    Chuck Schumer hat vor der Wahl gesagt, für jeden blue-colour worker we lose in Pennsylvania we’ll win a coupole of moderate Republicans in the suburbs of Philly. Wie hat diese Strategie funktioniert? Wenn die Demokraten diese Dynamik nicht verstehen sehen wir nicht 4, sondern 8 Jahren Trump entgegen…

    Ich rede von Leuten wie zB in diesem Video (wer steht an deren Seite?)
    https://www.youtube.com/watch?v=PsD59byZkl0

    • bevanite 14. Januar 2017, 12:36

      Entscheidend wird hier sein, wie und ob Trump „delivern“ kann. Sollte er seine Wahlversprechen über die große industrielle Renaissance nicht einhalten – was ziemlich wahrscheinlich ist – werden sich diese Leute ebenso enttäuscht wieder von Trump abwenden. Und wenn die Demokratische Partei auf diese Entwicklungen nicht reagiert, wäre da möglicherweise Platz für eine Art Tea Party „von links“. Vielleicht sogar in einer Allianz mit der jüngeren, eher akademisch geprägten Anhängerschaft von Bernie Sanders. Da inzwischen viele Uni-Absolventen hochverschuldet zwischen Selbständigkeit, geringfügiger Beschäftigung in mehreren Mini-Jobs und Arbeitslosigkeit pendeln, gibt es da durchaus ähnliche wirtschaftliche Interesen wie bei den früheren Arbeitern aus den alten Industriebranchen. Lokale Ansätze zu einer neuen Partei gab es dazu ja schon (z.B.: https://en.wikipedia.org/wiki/Justice_Party_(United_States) ), aber ich halte die Tea Party-Strategie für wahrscheinlicher, also neue, unverbrauchte Gesichter als demokratische Kandidaten bei den nächsten midterm elections ins Rennen zu schicken. Die Frage wird auch sein, welche Strategien aus dem Wahlergebnis herausgelesen werden. Wie geht man damit um, drei Millionen Stimmen mehr gewonnen zu haben, aber in allen drei Häusern klar unterlegen zu sein?

  • Marc 16. Januar 2017, 10:41

    Weil mich das Trump Mimimi anöded und die „Erfolge“ seiner Politik noch dauern werden, interessiert mich eine andere Frage: Inwieweit repräsentiert der Trump-Klamauk die USA? Meine Vermutung ist, dass er eben das tut. Diese Scheinwelt des great again ohne Substanz ist im Grunde nichts anderes als der gelebte amerikanische Traum. Sie ist nur eine schillernde Seifenblase. Will man sie anfassen, zerplatzt sie. Das war schon immer so. Obama konnte sie in den schönsten Farben strahlen lassen, aber er konnte nichts daran ändern, dass es nur eine öde Seifenblase ist. Der Trump-Erfolg lässt daher die schöne Traumwelt aller Obamamaniacs platzen. Daher auch das andauernde und nervtötende Mimimi.

    • Gandsy 16. Januar 2017, 11:29

      Ich halte wenig von solcher Kafeesatzleserei. Amerika 2016 ist das gleiche Amerika, dass 2008 Obama gewählt hat, vielleicht ist es sogar noch liberaler und diverser geworden.
      Klar, baut Trumps Sieg auf einer Basis von vielleicht 20-30% (of voters) „Deplorables“ auf, die sich entweder von seiner Show-Rhetorik blenden lassen oder die Identitätspolitik honorieren. Die Entscheidenden Wähler waren aber die 10-15%, die die Nase zuhalten mussten, als sie ihr Kreuz bei Trump gemacht haben. Und die Issues, diese Wähler beschäftigen, sind weitesgehend die gleichen wie bei einer überwältigenden Mehrheit: Change, wie schon 2008. Healthcare (Obamacare ist nicht ohne Schwächen), Jobs (Gig-Economy schafft Arbeitsplätze aber kein Gefühl der Sicherheit), Globalisierung (die natürlich nicht aufzuhalten ist, für die, aber, die Wirtschaft fit gemacht warden muss), Education (Hohe Kosten für Unis, geringe Qualität in den Schulen), etc. Die menschen haben mehrheitlich nicht das Gefühl, fit für die Zukunft zu sein.
      In den lezten 10-15 Jahren ist die Politik sehr polarisiert geworden, es gibt kaum noch einen common ground wie die Probleme gesehen warden (ob sie überhaupt gesehen warden) und wie sie gelöst warden können. Leider sehen wir auch, dass viele der obern genannten Themen mit identitätspolitischen Motive verwoben sind (Propaganda sei dank), was die Polarisierung verstärkt und der politischen Auseinandersetzung einen apokalyptishen Charakter gibt (Kampf um Leben und Tod).
      Das 2-Perteien-System macht es aber sehr unwahrscheinlich, dass eine zentristische Partei enstehen kann, die pragmatisch an diese Probleme rangeht. Aus unsere, Europäischen Sicht, sind die Demokraten natürlich nicht wirklich „links“, werden vom Bernie-Wing aber für Amerikanische Verhältnisse stark nach links gezogen, was die Polarisierung verstärken wird.

      • Marc 16. Januar 2017, 12:04

        Ich halte wenig von solcher Kafeesatzleserei.

        Harte Fakten werden das Phänomen Trump aber nicht erklären, sie sprechen eindeutig gegen ihn. Er kann seine ja teils widersprüchlichen Versprechen niemals einlösen. Warum wählen die USA contra- oder besser post-faktisch? Trump trifft einen Nerv, einen sehr hässlichen Nerv. Das interessiert mich.

        Globalisierung (die natürlich nicht aufzuhalten ist, für die, aber, die Wirtschaft fit gemacht warden muss),

        Trump und Brexit sind gerade dabei, sie aufzuhalten. Ich finde das sehr gut. Und wenn dazu beides zu Erfolgsmodellen werden, was ich durchaus für wahrscheinlich halte, dann ist das ganze Mimimi umsonst.

        • bevanite 16. Januar 2017, 12:33

          Der Brexit wird die Globalisierung aufhalten? Haha, der war gut. Mal abgesehen davon, dass sich die Verhandlungen noch über Jahre hinziehen werden, will die aktuelle britische Regierung ja keinesfalls die Handelsprivilegien der EU abgeben. Theresa May ist kein Tony Benn oder Peter Shore (die die EG damals von links wegen dem Freihandel kritisierten). Die führenden britischen Euroskeptiker von den Konservativen und UKIP wollten aus der EU wegen zu viel Regulierung raus, nicht wegen zu viel Freihandel. Klar sehen das der ehemalige Fischer aus Hull oder der frühere Stahlarbeiter aus Yorkshire anders, aber deren Stimmen wurden von den Tories noch nie wahrgenommen. Das Resultat dürfte also am Ende eher mehr statt weniger Globalisierung sein. Die EFTA könnte ein Revival erleben, im Extremfall erfolgt der „Rückbau“ der EU zu einer reinen Freihandelszone, und Großbritannien dürfte höchstwahrscheinlich mit den USA und den Commonwealth-Ländern eine Art Mini-TTIP durchziehen.

          Bei Trump wird man sehen, wie weit er überhaupt den anvisierten Handelskrieg gegen China durchziehen kann. Wie Du selber schon schreibst, er kann „seine ja teils widersprüchlichen Versprechen niemals einlösen“: es müssten ja viel, viel mehr Staatsausgaben zur Förderung der heimischen Industrie und zum Bau einer Mauer her. Entsprechend müsste woanders massiv eingespart werden, also in erster Linie beim Militär. Und letzteres traue ich Trump nicht zu. Dann wäre da noch die Drohkulisse einer neuen Finanzkrise, weshalb weiter ordentlich Geld gedruckt werden muss… Das Schlagwort des Populismus kam im Falle Trumps ja nicht als Diffamierung gemeint, sondern es beschreibt ihn haargenau: Er hat eine Wahl mit uneinlösbaren Versprechen gewonnen.

          • Gandsy 16. Januar 2017, 13:07

            Danke bevanite, dann muss ich nicht darauf eingehen, warum protektionistischer Merkantilismus im 21. Jahrhundert kein Erfolgsmodell werden sollte.
            Zu Ihrem ersten Punkt, Marc: Fakten sind Fakten. Trumps Wahl ist auch eine Tatsache. Dass unsere und Ihre Interpretation dieser Tatsachen Trumps Chancen unterschätzt hat, ist nun wirklich nicht Schuld der Fakten. Das macht seine Wahl nicht kontra- oder post-faktisch (Kontrafaktisch ist etwas ganz anderes und post-faktisch bezieht sich auf die Art und Weise, wie der politische Diskurs geführt wird, eben ohne eine gemeinsame faktische Basis).
            Natürlich hat Trump hässliche Motive einiger Wähler bedient, eben den identitären Aspekt der Politik. Da wurden eben viele Probleme seit den 60-er Jahren unter der Oberfläche gehalten. Sie wurden nun durch die wirtschaftliche Situation, die Wahl Obamas und Trumps Kampagne nach oben gespült.
            Einen wichtigen Aspekt habe ich noch gar nicht erwähnt, die grösste Herausforderung für die Wirtschaft der westlichen Industrienationen ist heutzutage weniger der internationale Handel und billige Arbeitskräfte in Mexico oder China, sondern der Technologische Fortschritt und die Automatisierung. Da werden die Arbeitsplätze schneller wegfallen, als wir uns alle in unseren schlimmsten Alpträumen vorstellen können. Statt die Gesellschaft mit fortschrittlicher Bildungspolitik und Innovationsförderung darauf vorzubereiten wird leider über Protektionismus fantasiert.

            • Marc 16. Januar 2017, 14:04

              Da werden die Arbeitsplätze schneller wegfallen, als wir uns alle in unseren schlimmsten Alpträumen vorstellen können.

              Richtige Analyse. Und wie schafft man Arbeit? Durch Ineffizienz. Effizienz hingegen vernichtet Arbeit. Daher befürworte ich die Ineffizienzen, die durch das Ende der Globalisierung entstehen.

              • Gandsy 16. Januar 2017, 16:07

                Nun, Marc, mit dieser Absurdität habe ich nicht gerechnet. Eine Frage hätte ich noch: warum befürworten Sie, nur die Golablisierungseffizienzen zurückzudrehen? Wie wäre es mit der Industriellen Revolution, dem Buchdruck oder der Erfindung des Rades?

                • Ralf 17. Januar 2017, 02:20

                  Also ich waere dafuer Automatisierung schlicht zu regulieren, und zwar den Notwendigkeiten des Arbeitsmarktes entsprechend. Dabei koennte man Automatisierung in solchen Bereichen foerdern, wo durch Technologie tatsaechlich ein BESSERES Produkt entsteht (nicht nur ein Produkt, das aufgrund der Einsparung von Arbeitern BILLIGER ist). Das ist z.B. in der Computerbranche so (Menschen sind garnicht in der Lage moderne Mikroprozessoren von Hand zusammenzubauen). Automatisierung koennte man hingegen dort negativ regulieren (entweder durch Verbot oder durch steuerliche Belastung), wo lediglich Arbeitsplaetze vernichtet werden ohne wirklichen Zugewinn in der Qualitaet des jeweiligen Produktes. Bald werden z.B. selbstfahrende Autos kommen. Sowas ist ja ganz schoen, aber es wird tausende Arbeitsplaetze kosten (Taxifahrer, Busfahrer, LKW-Fahrer). Theoretisch koennte man gesetzlich festlegen, dass jedes Befoerderungsmittel, das fuer kommerzielle Zwecke eingesetzt wird, einen offiziellen Fahrer haben muss. Auch dann wenn das Fahrzeug alleine fahren koennte. So wuerden diese Arbeitsplaetze erhalten bleiben. Geht nicht? Warum eigentlich nicht? In New Jersey gibt es z.B. ein Gesetz, dass es Tankstellen verbietet Zapfsaeulen aufzustellen, die die Kunden selber bedienen duerfen. Stattdessen ist nur ein Tankwart befugt, den Tank zu fuellen. Dadurch sind viele Tankwartjobs erhalten geblieben, waehrend andernorts die Selbstbedienungssaeulen zu tausenden Jobverlusten gefuehrt haben. Man kann der Automatisierung also durchaus etwas entgegensetzen, wenn man will. Und dafuer muss man weder auf das Rad noch auf die Industrie noch auf unseren Wohlstand verzichten.

                  • In Dubio 17. Januar 2017, 08:39

                    Also von einem Diktator sind Sie nicht mehr weit entfernt mit solchen Ansichten. Was gibt Ihnen das Recht, in die Freiheits- und Eigentumsrechte derart weit einzugreifen? Menschen das Entwickeln und Anbieten verbieten, weil damit Arbeitsplätze von anderen bedroht sind?! Ein Arbeitsplatz ist kein Menschenrecht, Eigentum und freie Entscheidung sehr wohl. Ihr Wertesystem ist an dieser Stelle völlig verschoben, solche Überlegungen verbieten sich für jeden, der Menschen ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit über ihr eigenes Leben zubilligt.

                    Wie absurd Ihre Gedankengänge sind, kann man an dem Beispiel Handys exzerzieren. Weder in Nordamerika noch Westeuropa werden Mobilfunktelefone produziert. Wen wollen Sie mit einem Produktionsverbot oder Besteuerung treffen? Taiwan? Darf in Curpertino nicht mehr über die Fortentwicklung von Chips nachgedacht oder gar entwickelt werden? Vielleicht dürfen die Menschen zukünftig auch nicht mehr ihre Wohnung selbst putzen, dadurch könnten neue Reinigungsjobs für viele Geringqualifizierte entstehen.

                    Ihre Vorstellung einer Gesellschaft basiert auf einem Staat voller Zwang und Kontrolle, der bestimmt, was ich tue und was ich denken darf. Mich gruselts!

                    • Kning 17. Januar 2017, 09:48

                      Natürlich ist es das Recht eines Unternehmers sich mit dem Thema Effizienzsteigerung zu beschäftigen, um seine Kosten zu senken, und damit Gewinne zu maximieren.
                      Rationalisierung ist nicht neu, aber bislang wurden durch die Rationalisierung im wesentlichen Arbeit verdrängt, deren Anforderungsprofil kaum bis keine Qualifizierung voraussetzte. Gleichwohl werden robotergesteuerte Prozessautomatisierung und Digitalisierung in den kommenden Jahren zu massiver Rationalisierung führen und zwar auch in Jobs, bei denen man durchaus von Anforderungsprofilen sprechen kann, die man als qualifiziert bezeichnen kann (LKW-Fahrer, Systemadministratoren, Buchhalter, etc.).
                      In diesem Zusammenhang halte ich es durchaus für legitim, dass eine Gesellschaft darüber nachdenkt, wie die Auswirkungen kompensiert werden können. Zwar garantiert das Grundgesetz kein Recht auf einen Arbeitsplatz, jedoch bezieht der Mensch einen Teil seiner Würde aus seiner selbstbestimmten Tätigkeit, seinen Lebensunterhalt zu sichern. Somit erwarte ich vom Gesetzgeber durchaus Maßnahmen, dass die Kosten für diese Effizienzsteigerung nicht allein von der Gemeinschaft, sondern auch von den Verursachern getragen werden.
                      Ferner wird diese Entwicklung unsere Arbeitswelt derart umkrempeln, dass man auch darüber nachdenken sollte, diesen Veränderungsprozess zu regulieren und damit zu steuern.
                      Ungesteuert führt das zu einer Überforderung und führt lediglich zu gesellschaftlicher Unruhe.
                      Last but not least hat die Digitalisierung noch einen weiteren Haken. Bislang führten Rationalisierungsarbeiten häufig dazu, dass Arbeitsplätze schrumpften und billigere Länder migriert wurden. So entstand zumindest ein Transfer. Die Digitalisierung macht aber die Migration überflüssig – somit wiegt der Verlust doppelt schwer.

    • Floor Acita 16. Januar 2017, 16:05

      Trump ist definitiv ein Teil Amerikas. Alles was Trump ausmacht, kann man als „typisch amerikanisch“ bezeichnen. Allerdings gibt es eben, nicht nur in den USA, gerade massive Verschiebungen aufgrund sich verändernder Demographien, aber ja natürlich auch veränderter Technologie.

      Im Moment wird viel über „Fake News“ diskutiert, aber das eigentliche „Problem“ ist doch eigentlich ein anderes. Falsche Fakten sind ja nur ein Teil der Debatte. Tatsächlich erlebe ich seit Jahren ein nicht mehr in Einklang zu bringendes Auseinanderdriften von Interpretationen. Bis eben dahin, dass ganze Wörter, Wortbedeutungen sich je nach „Bubble“ ändern. In eher konservativen Kreisen bis hin zur Mitte scheint klar zu sein, dass mit „big government“ eine aufgeblähte Administration, hohe Steuern, Subventionen etc. gemeint sind. Ich höre aber demgegenüber seit Jahren auch eine völlig andere Definition. Da wird zB von „pro choice“ Aktivisten ant-Abtreibungsgesetzgebung als „big government“ bezeichnet – ein rgieren bis in die Gebärmutter. Oder auch anti-liberale gesetzgebung wie Rauchverbote etc. Ich bin mir sicher es gibt eine wachsende Zahl an Leuten für welche die jeweils andere Definition völlig fremd ist.

      Ich sehe ein Auseinanderdriften zwischen Leuten, denen der Wandel schlicht viel zu langsam geht, die sich hingehalten fühlen auf der einen, und auf der anderen Seite die Angst die Welt bricht zusammen. Letztere Gruppe sieht die realen Veränderungen der letzten Jahre, die Veränderung auch von Leuten in deren Umgebung, von jungen Leuten etc. als Gefahr die keiner wahrnimmt oder ignoriert, die erste gruppe sieht die Mehrheit der Bevölkerung im Wandel und die „zu langsame“ Entwicklung insgesamt als Einknicken der Regierenden vor einer nicht anpassungsfähigen Minderheit an.

      Ursache für die Veränderung und die globalisierte Erscheinung halte ich vor allem das Internet und den ständigen Veränderungsdruck durch diese revolutionäre Technologie und die damit überhaupt erst möglich ghewordene „vollständige“ Globalisierung. Napster war ein Verstoß gegen Urheberrechte, Piraterie etc. – die Technoilogie hat sich trotzdem durchgesetzt. Nur ein beispiel für Veränderungen die sich auch gegen den Vorwurf der Illegalität ihren Platz erkämpt haben. In etlichen Industriezweigen wurde „das Internet“ als Gefahr gesehen, oder komplett unterschätzt „Youtube ist doch eine Plattform für Katzenvideos“.

      Die Art und Weise wie sich die Millenial-Generation organisiert gerät eben immer mehr in Widerspruch zu herrschenden Systemen – diese müssen nicht zerstört werden, sich jedoch anpassen. In einer Zeit in der sich Kultur ebenso international/global wie national entwickelt, in der jedoch lokal und global oft identisch werden, wogegen regional und national dagegen einen kleineren Stellenwert einnehmen werden, gibt es eben für bestimmte Strukturen keine Verwendung mehr, andere werden wichtiger. Während jetzt diese Generation mit jedem Jahr stärker auf Veränderungen drängt – und eben auch oft mit Erfolg solche durchsetzt, selbst wenn man damit Recht und Gesetz herausfordert, was mein Napster Beispiel unterstreichen sollte, haben eine Minderheit, jedoch eine wachsende Minderheit, größere Probleme sich daran anzupassen, oder sehen sich gar als Verfechter von Normen, Moral und Werten.

      Politische Eliten und liberale/neo-liberale Mitte tun sich zunehmend schwer auf diese Entwicklungen angemessen zu reagieren und wirken in immer stärker werdendem Maß selbst „abgehängt“, blind, und z.T. geradezu dilletantisch – siehe z.B. den Politico-Artikel über Hillary Clindtons „ground game“. Diese Herausforderung muss dringend angenommen werden.

      Eines ist jedenfalls klar: Die Kohle wird nicht zurück kommen und ebensowenig eine einheitlöiche Medienlandschaft die man im bisherigen Stil durch gezielte Narrative beeinflussen/lenken kann. Es wird eine ständige Gegenöffentlichkeit erzwungen die auch Fake News beiinhalten kann, die aber oft nur eine andere Interpretation der gleichen Fakten zugrunde legt. Da unter den alternativen Medien Netzwerke/Organisationen sind, die fast 3x größeres Vertrauen genießen als etablierte Global-Player wird es auch keine Kampagen geben können, die dieses Vertrauen wieder zerstört. Im Gegenteil CNN hat ein Zuschauer-Durchschnittsalter von 63, MSNBC 64, Fox News 68, Bill o’Reilly 72. Internetportale sind da viel besser für die Zukunft aufgestellt.

      Will man sich ernsthaft mit dem Problem „Fake News“ auseinandersetzen muss man auf den Unterschied von Fakt, Interpretation, Meinung, Schlussfolgerung hinweisen und das Bewusstsein dafür schärfen. Das steht zT in direktem Widerspruch zu den Interessen einer politischen Partei die Interpretationen und Schlussfolgerungen als geradezu alternativlos darstellen zu versucht um einheitliche Narrative zu generieren.

      Das grundsätzliche Herangehen an Politik wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern, big data Analysen über tatsächliche Wähler und deren Präferenzen werden klassiche Modelle wie das Einteilen der Bevölkerung in demographische Gruppen schrittweise verdrängen, da sie zu ungenau sind – so jedenfalls meine Prognose (hear me now, quote me later). Wir werden sehen, aber ich denke wir leben jedenfall in spannenden Zeiten.

      https://www.youtube.com/watch?v=jHpbdQCMnwQ

      • Floor Acita 16. Januar 2017, 16:16

        Noch was wichtiges vergessen. Die Blindheit der Regierenden gegen sich verändernde Entwicklungen zeigt sich auch daran, dass TTIP oder TPP ja nicht „nur“ durch Trump gefährdet sind, sondern globalisierte Unternehmen anscheinend nur verstanden werden, wenn sie vor der Globalisierung entstanden sind…

        Abkommen wie ACTA, SOPA oder auch der Chomcast/TimeWarner merger sind ja nicht an ATTAC, Trump oder radikalen Globalisierungsgegnern gescheitert, sondern auch daran, dass sich Facebook, Twitter, Google als Block dagegen gestellt haben. Es gibt sehr große Sympathien im Silicon Valley für echte „single issue“ Kandidaten wie Lawrence „Larry“ Lessig usw.

      • Erwion Gabriel 23. Januar 2017, 16:45

        @ Floor Acita 16. Januar 2017, 16:05

        „Im Moment wird viel über „Fake News“ diskutiert, aber das eigentliche „Problem“ ist doch eigentlich ein anderes. Falsche Fakten sind ja nur ein Teil der Debatte. Tatsächlich erlebe ich seit Jahren ein nicht mehr in Einklang zu bringendes Auseinanderdriften von Interpretationen. Bis eben dahin, dass ganze Wörter, Wortbedeutungen sich je nach „Bubble“ ändern.“

        Ein ganz wichtiges Thema klasse auf den Punkt gebracht!

      • Floor Acita 1. Februar 2017, 14:45

        „Das grundsätzliche Herangehen an Politik wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern, big data Analysen über tatsächliche Wähler und deren Präferenzen werden klassiche Modelle wie das Einteilen der Bevölkerung in demographische Gruppen schrittweise verdrängen, da sie zu ungenau sind – so jedenfalls meine Prognose (hear me now, quote me later). Wir werden sehen, aber ich denke wir leben jedenfall in spannenden Zeiten.“

        https://www.dasmagazin.ch/2016/12/03/ich-habe-nur-gezeigt-dass-es-die-bombe-gibt/

        • Floor Acita 1. Februar 2017, 15:31

          Ausdrücklich will ich klar stellen, dass ich nicht an zentralsteuerungs- Theorien glaube, ich kenne den realen Einfluss dieser Methode nicht. Hat sie die Wahl entschieden? Hat CA die Wahl gewonnen? Wohl kaum, aber es wäre vernachlässigend „beyond believe“ die Methode einfach zu ignorieren oder zu unterschätzen. Die ganze Welt schaut gerade auf Industrie 4.0 – die bisherigen modelle sind einfach zu starr. Und mathematische Methoden waren 2016 jedenfalls wesentlich genauer als alle conventional wisdom/common sense/“come on“/“war schon immer so“ Argumentation combined…

  • Ali 16. Januar 2017, 15:35

    „Die US-Amerikaner machen immer alles richtig, nachdem sie vorher alle anderen falschen Möglichkeiten ausprobiert haben!“

    Meiner Meinung nach richtig wäre Sanders gewesen. Aber da er es aus Gründen nicht wurde, hatten die Leute die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und ausreichend viele hatten keine Lust mehr auf’s Establishment.

    Eines muss man den Amerikanern ja lassen: Mut zum Experimentieren haben sie ja! Deutschland wählt seit Jahren CxU + SPD und meckert gleichzeitig über die da oben.

    Abgesehen davon macht Trump derzeit viel Spaß. Running Gag sind ja die Leute, die Trump gewählt haben um Obamacare loszuwerden und jetzt rausfinden, dass es ein anderes Wort für „Affordable Care Act“ ist, von dem sie selbst profitieren 😀 Oder die Medien, die plötzlich nicht mehr in einem Raum mit 49 Plätzen sitzen dürfen, sondern ein einen größeren Raum kommen, wo mehr Journalisten Platz haben. U.a. auch Blogger und alternative Medien. Das wird sicher so unterhaltsam wie Tilo Jung in der BPK, wo sich die Etablierten auch über Tilo aufgeregt haben und ihn loswerden wollten.

    Wenn Trump jetzt weiterhin die Unternehmen zwingt in den USA zu produzieren und das Mantra „Globalisierung ist nicht aufzuhalten“ widerlegt, sowie die Unterstützung der NATO zurückfährt, hat er schon mehr geschafft, als seine Vorgänger.

    Ich freu‘ mich auf jeden Fall über Trump als Präsident. Mal sehen, ob das in ein paar Monaten auch so ist. Bei Obama war ich auch optimistisch und wurde bitter enttäuscht.

    • Kning 17. Januar 2017, 09:53

      Bei Obama konnte man zumindest optimistisch sein – was ist Trumps Angebot an Amerika und die Welt? Eben – man weiss es nicht.
      Die USA sind sicherheitspolitisch, wie wirtschaftlich ein zu großer Player, als das die Welt Unberechenbarkeit des Präsidenten Trump ignorieren könnte.
      Ab Freitag ist er der mächtigste Mann der Welt – dann können wir Ihn an seinen Taten messen.

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